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Beschreibung des Oberamts Schorndorf/Kapitel A 2

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II. Natürliche Beschaffenheit.


1. Bildung der Oberfläche im Allgemeinen.

Nachdem aus Demjenigen, was im vorigen Abschnitt bereits über die Lage gesagt worden, hervorgeht, daß der ganze Bezirk sich in Berg- oder Thal-Land vertheilt, bleibt nur hinzuzufügen, daß weder auf den Höhen noch in den Thälern eine ausgedehnte Ebene vorhanden ist. Die Höhen des Schlichten- und Schur-Waldes bilden eine sanft gewellte, ringsum von vielen kleinen Thaleinschnitten durchfurchte, sanft gegen Südosten geneigte Hochfläche, welche als ein Ausläufer der Alpvorterrasse in ausgedehnterem Sinn, zu betrachten ist und theils mit Wald, theils mit fruchtbaren Ackerfeldern und Baumgärten bedeckt wird. Das Remsthal, zwischen dem Welzheimer Wald und Schur-Wald eingeschnitten und beide von einander scheidend, wird überall von sanften, gerundeten und wellenförmigen Gehängen begrenzt, die zur Rechten meist mit Weinreben umgürtet, zur Linken theils mit Laubholz, theils mit Obstbäumen oder Ackerfeld bepflanzt, mit den in der Thalsohle vorherrschenden blumenreichen Wiesen, einen angenehmen Kontrast bilden. Die sog. Berglen sind sanft ansteigende, gerundete Gehänge von entsprechenden Thälchen durchfurcht, letztere meist mit Wiesen, jene von Äckern, Weinbergen oder Wald bedeckt.


a. Erhebungen und Höhenbestimmungen.
Die Erhebung der gebirgigen Theile des Bezirkes ist sowohl der Thal- als der Meeresfläche gegenüber keine beträchtliche, indem, wenn wir den Wasserspiegel der Rems bei Schorndorf nach Kohler’s Bestimmung mit| 7561/2 Fuß Pariser Maaß als Anhaltspunkt nehmen und damit die höchsten gemessenen Punkte des Schurwaldes: Schießhaus bei Adelberg mit 1509, Aichelberg mit 1445,5, Hohengehren mit 1412’ vergleichen,[1] die Erhebung über die Thalsohle 752,5, 685 und 655,5 Par. Fuß beträgt.

Die verschiedenen gemessenen Punkte sind:

par. F.
Aichelberg, Erdfläche an der Kirche (Kohler) 1445,5
Adelberg, Erdfläche an der Kirche (Schübler) 1468,0
Schießhaus zwischen Adelberg und Hundsholz (v. Mandelslohe) 1509,0
Hohengehren, Erdfläche an der Kirche (K) 1412,0
Schönbühl bei Geradstetten, Erdfläche (K) 1349,5
Ottilienberg bei Schorndorf, Signal (K) 1076,8
Steinenberg, Erdfläche an der Kirche (K) 891,6
Ober-Urbach, deßgleichen (K) 849,3
Unter-Urbach, Remsspiegel unter der Brücke (K) 769,7
Schorndorf, Erdfläche an der Kirche (K) 792,9
Schornbach, Erdfläche an der Kirche (K) 820,6
Beutelsbach, Erdfläche an der Kirche (St) 723,2
Geradstetten, Erdfläche an der Kirche (K) 789,6
Grunbach, Erdfläche an der Kirche (K) 829,4
Grunbach Erdfläche am Hirsch (K) 737,3
Haubersbronn, Erdfläche an der Kirche (K) 792,8
Hebsack, Erdfläche an der Kirche (K) 762,9
Weiler, Erdfläche an der Kirche (K) 779,6
Winterbach, Erdfläche an der Kirche (K) 762,0


b. Abdachung und Wasserscheide.

Die Abdachung ist im Allgemeinen eine westliche, indem sämmtliche Gewässer zuletzt dem Neckar zuströmen. Daß aber das Plateau des Schurwaldes sanft gegen Südosten geneigt und somit von der Steigungslinie der Alp gewissermaßen noch abhängig sey, ähnlich wie das entsprechende Plateau der Filder und des Welzheimer Waldes, wurde schon vorhin angeführt.

Die Wasserscheide zwischen dem Fils-Neckargebiet und dem der Rems läuft über den Rücken des Schurwaldes; diejenige zwischen dem Rems- und Murr-Gebiet über den Rücken der Berglen.


c. Thäler.
Als Hauptthal ist das Remsthal anzusehen, welches mit rein westlichem Verlauf den Bezirk durchschneidet und denselben in zwei beinahe| gleiche Hälften theilt. Dasselbe gehört auf eine Länge von etwa 4 Stunden unserem Bezirk an, während die Breite der Thalsohle zwischen 1/8 und 1/2 Stunde wechselt, bei Schorndorf aber diese kesselartig sich erweitert. Das Remsthal gehört zu den fruchtbarsten Theilen des Landes und erzeugt nicht nur treffliches Obst in Fülle, sondern auch, namentlich auf den Gehängen der rechten Seite, vorzüglichen Wein, während die Wiesen des Thalgrundes reichliches Futter liefern.

Seitenthäler des Remsthales sind:

Zur Rechten:

Das Bärenbachthal, welches von den Gehängen diesseits Breitenfürst, O.A. Welzheim, herkommend oberhalb Unter-Urbach ausmündet.

Das Gutenauerthal, in seiner Fortsetzung Urbachthal, von Eselshalden her über Ober-Urbach ziehend und in Unter-Urbach ausmündend.

Das Wieslaufthal, aus dem Bezirk Welzheim hereintretend, welches bei Medelsbach das Tannbachthal aufnimmt und oberhalb Schorndorf ausmündet.

Das Schornbachthal, von den Berglen hinter Schornbach herkommend und bei Schorndorf ausmündend.

Das Ramsbachthal beginnt in den Berglen und geht unterhalb Schorndorf in das Hauptthal.

Das Zehenthal oberhalb Grunbach, und

das Grunbachthal bei Grunbach ausmündend.

Zur Linken münden ein:

Das Aichenbachthal oberhalb Schorndorf.

Das Dürrbachthal, unterhalb Schorndorf.

Das Weilerbachthal bei Weiler.

Das Wedelbachthal bei Weiler.

Das Lehmbachthal bei Winterbach.

Das Schweinbachthal bei Hebsack.

Das Beutelsbachthal, von Baach und Schnaith herkommend, bei Beutelsbach; in dasselbe geht das Schlierbachthal ein.

Die über die Grenze des Bezirks reichenden in das Filsthal rechts ausmündenden Thäler sind, außer einigen kleinen Einschnitten:

Das Mühlbachthal östlich von Adelberg.

Das Herrenbachthal, welches bei Oberwälden den Bezirk verläßt.

Das Nassachthal, unterhalb Uihingen ausmündend.

Das Katzenbachthal, welches diesseits Hegenlohe in das Reichenbachthal ausmündet.

Das Lützelbachthal, welches unterhalb Reichenbach ausmündet.


d. Erdfälle und Höhlen.
Bedeutendere Höhlen fehlen in dem Bezirke, wie denn die hier allgemein vorherrschende Keuperformation der Höhlenbildung überhaupt| nicht günstig ist. Ebenso wenig finden sich Erdfälle oder trichterförmige Einsenkungen; dagegen kommen besonders auch an manchen Orten sog. Erdrutschen vor.


2. Gewässer.

Dieselben nehmen nach der Cataster-Berechnung von 1842 folgenden Flächenraum ein: Flüsse und Bäche 3033/8 M. 16,6 R.; Weiher und Teiche 281/2 M. 9,7 R.


a. Brunnquellen.

An gutem Trinkwasser ist in dem ganzen Bezirk, selbst auf dem Schurwalde, kein Mangel.

Die Oberamtsstadt hat 7 laufende Brunnen, welche ihr Wasser von einer am nördlichen Abhang des Schurwaldes befindlichen Quelle erhalten und besitzt überdieß noch 9 Pumpbrunnen; bei gutem Wetter ist das theils durch thönerne, theils durch hölzerne Teichel hergeleitete etwas Kalk enthaltende Wasser klar und gut, wird aber bei heftigen Regengüssen durch den röthlichen Thonschlamm des Keupers getrübt.

Von den Amtsorten haben Winterbach, Hebsack, Beutelsbach, Geradstetten, Grunbach, Hößlinswarth, Schornbach, Schnaith, Kloster Adelberg, Steinenberg laufende Brunnen mit reichlichem und gutem Trinkwasser, Baiereck aber hat das beste Trinkwasser im ganzen Bezirk, das aus einem Sandsteinfelsen entspringt und so warm ist, daß es selbst bei großer Kälte 25–30 Schritte von der Quelle noch nicht einfriert.

Die übrigen Ortschaften: Ober- und Unter-Urbach, Haubersbronn, Weiler, diejenigen auf dem Schurwald und den sog. Berglen haben blos Schöpf- und Pump-Brunnen, die jedoch meist, auch in trockenen Sommern, nie ganz versiegen. Aber auch auf dem Schurwalde fehlen Brunnenquellen nicht ganz; 1/8 Stunde südlich von Hohengehren liefert der Schelmenbrunnen, und ebenso weit westlich davon der Feldbrunnen ein ausgezeichnetes Quellwasser, der Fallbrunnen bei Baach liefert ebenfalls frisches Wasser, an dessen Ablauf Sommer und Winter die Pflanzen freudig fortgrünen.

In Miedelsbach kommt ein Brunnen von dem westlichen Abfall des Welzheimer Waldes her, der so viel Kalktuff absetzt, daß das Gerinne alle Jahr ausgehauen werden muß.

Periodische oder Hunger-Brunnen sind bei Birkenweißbuch, Grunbach und Geradstetten (s. die Ortsbeschr.)


b. Mineralquellen.
Als solche kann nur die Quelle von Winterbach angeführt werden. Sie entspringt außerhalb des Dorfes in dem Garten des Badgebäudes,| und wird durch Pumpen geschöpft. Der Hauptbrunnen ist 27’ tief und lieferte beim Ausgraben folgende Erdschichten:
1) 2’ schwarze Humuserde.
2) eine Schichte schwarzblauen Letten.
3) eine Schichte gelbe Erde.
4) eine kalkhaltige, an der Luft zerfallende, schwärzliche Erde.
5) Torferde mit gelber Erde untermengt.

Zuletzt haben sich schwarze, steinartige Massen gezeigt, welche sich mit dem hervorströmenden Wasser so vermischten, daß man einen Rost einsetzen mußte. Etwa 30 Schritte davon fand sich bei einem späteren Grabversuch ein sandiger Moorgrund, mit halbzersetzten Moosen und Sumpfschnecken untermengt. Ob diese Quelle aus der in der nächsten Umgebung anstehenden Keuperformation, oder aus dem in der Tiefe befindlichen Muschelkalk, oder aus besagtem Moorgrund, oder aus mehreren derselben herstamme, muß dahin gestellt bleiben. Die chemischen Bestandtheile sprechen für die Abstammung aus Muschelkalk und Moorgrund zugleich.

Das frischgeschöpfte Wasser ist ziemlich klar, perlt nicht, hat einen schwachen Geruch nach Schwefelwasserstoffgas, schmeckt etwas bitterlich-salzig und wird an der Luft bald bläulich-trübe. Prof. Sigwart fand in 16 Unzen desselben außer Schwefelwasserstoffgas und etwas freier Kohlensäure:

1,567 Gran schwefelsauren Kalk,
0,285 Gran kohlensauren Kalk,
0,143 Gran kohlensaure Bittererde,
1,142 Gran schwefelsaure Bittererde (geglüht),
0,285 Gran Chlornatrium, Chlormagnium und Extraktivstoff.

3,422 Gran feste Bestandtheile.

Nach Apotheker Buhl enthalten 28 Kubikzoll des Wassers 1/2 C. Z. Schwefelwasserstoffgas und 31/2 C. Z. Kohlensäure. Die Temperatur desselben ist + 8–9° R.

Innerlich wirkt es nach Faber[2] gelind eröffnend, als Bad gebraucht reinigend, erweichend, reizend auf die Haut, daher es mit Nutzen gegen Gicht, Rheumatismen, Verhärtungen, Hautausschläge, Schwäche und Krämpfe gebraucht wird.

Eine Schwefelquelle, die ehemals einem Bader gehörte und zu Bädern benützt wurde, befindet sich bei einem Bauernhause in Beutelsbach, wird aber gegenwärtig nicht mehr benützt.

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c. Flüsse und Bäche.

In Beziehung auf Bewässerung gehört der Bezirk, obwohl er keinen bedeutenden Fluß besitzt, dennoch zu den begünstigteren des Landes, indem fast in jedem noch so kleinen Thaleinschnitt ein Bach oder Bächlein läuft; der größte Theil derselben gehört dem Gebiete der Rems an, wogegen die auf dem Südostgehänge des Schlichten- und Schur-Waldes entspringenden dem Filsgebiete und ein Theil der Bäche auf den Berglen, namentlich bei Birkenweißbuch und Höslinswarth, dem Murrgebiet angehören.

Die Rems, der Hauptfluß des Bezirkes, tritt zwischen Plüderhausen und Unter-Urbach in denselben ein und verläßt ihn unterhalb Grunbach wieder. Die Länge des Flußbeetes beträgt, die Hauptkrümmung bei Schorndorf dazugerechnet, 41/4 württb. Stunden (à 13.000’), ihr Gefäll nach Schübler im Durchschnitt 57’ auf die Stunde, in Prozenten dem Thal nach 0,493; in unserem Bezirke ist dasselbe aber viel geringer, da die

Meereshöhe bei Lorch 862,2
 " " Schorndorf 756,5
 " " Grunbach 713,5 und
 " " Waiblingen  672,9 beträgt.

Der Fall derselben von Lorch bis Waiblingen beträgt demnach 189’ 3″ auf eine nahezu doppelt so große Entfernung, so daß auf die Stunde ihres Laufes in dieser Strecke nicht ganz 24’ Fall kommen.

Das Flußbett selbst ist meist flach und sandig, etwa 4–7’ tief; die Wassermenge, welche die Rems im Ganzen alljährlich dem Neckar zuführt, beträgt auf ein Flußgebiet von 101/4 Quadratmeilen nach Kohler 9,6952/5 Millionen Württemb. Eimer, und sie stellt sich hierin der Brenz und Nagold, welche etwas wasserreicher sind, am nächsten. Überschwemmungen kommen im Frühling und Sommer nicht selten durch sie vor, wodurch die betroffenen Wiesen bald gedüngt, bald aber auch verdorben werden. Im Frühling wird die Rems etwa 14 Tage lang zum Scheiterholzflößen benützt; s. hienach.

Zuflüsse der Rems von der rechten Seite sind:

Der Bärenbach, zwischen Eselshalden und Steinbrück, O.A. Welzheim, entspringend und hier eine kurze Strecke weit eine natürliche Grenze zwischen beiden Bezirken bildend, nimmt oberhalb Bärenbach den Litzelbach auf und mündet oberhalb Unter-Urbach ein.

Der Urbach, entspringt zwischen Eselshalden und Steinbrück, nimmt oberhalb Wellingshof den Katzenbrunnen auf, läuft durch Ober- und Unter-Urbach und ergießt sich zwischen letzterem Orte und Schorndorf in die Rems.

Die Wieslauf, auf der Ebni, O.A. Welzheim, entspringend, und auf ihrem verschlungenen Lauf durch mitunter romantische Waldpartieen eine Menge| kleiner Bäche aufnehmend, tritt bei Asberglen in den Bezirk ein, nimmt bei Miedelsbach den Tannbach, welcher östlich von Steinenberg entspringt, unterhalb Miedelsbach den Hornbach auf und ergießt sich oberhalb Schorndorf in die Rems.

Der Schornbach entspringt bei Vorderweißbuch, nimmt bei Mannshaupten ein kleines Bächlein und bei Schornbach den Bodenbach auf; er mündet bei Schorndorf ein.

Der Ramsbach, der hinter dem Grafenberg entspringt, mündet unterhalb Schorndorf, ein anderer kleiner Bach, welcher zwischen Rohrbrunn und der Burgklinge entspringt, unterhalb Winterbach ein.

Der Zehntbach entspringt von den Gehängen diesseits Buoch oberhalb des Osterhofes und mündet bei Grunbach ein.

Der Grunbach, zwischen Grunbach und Buoch entspringend, mündet ebenbaselbst, etwas unter dem Vorigen ein.

Der Gundelsbach, oberhalb des Dorfes gleichen Namens, O. A. Waiblingen, entspringend, bildet auf eine kleine Strecke die Grenze gegen diesen Bezirk und mündet unterhalb Grunbach ein.

Zuflüsse von der linken Seite:

Der bei dem Hegnauhof entspringende Bach, welcher unterhalb der Wasenmühle einmündet.

Der Aichenbach bei Oberberken entspringend und bei Schorndorf einmündend.

Der Dürrbach, welcher in einer Furche hinter dem Ottilienberg entspringt und oberhalb Weiler einmündet.

Der Weilerbach hinter Weiler entspringend und oberhalb Winterbach einmündend; in denselben gebt der Medelbach, welcher in den nördlichen Gehängen des Schurwaldes beginnt und unterhalb Weiler einmündet.

Der Lehnenbach von den Gehängen oberhalb Engelsberg entspringend und mehrere kleine Bächlein aufnehmend, mündet in Winterbach aus.

Der Schweinbach entspringt bei Manolzweiler und mündet bei Hebsack ein.

Ein bei dem Saffrichhof beginnender Bach, welcher gegenüber von Geradstetten einmündet.

Der Beutelsbach, aus einer Vereinigung des bei Manolzweiler entspringenden Schlierbachs und des bei Aichschieß, O. A. Eßlingen, entspringenden Gunzenbachs entstehend, fließt durch Schnaith und Beutelsbach und mündet unterhalb Groß-Heppach in die Rems ein.

Die übrigen jenseits der Wasserscheide vom Schurwald ausgehenden Bäche, welche der Fils zueilen, sind folgende:

Der Mühlbach, bei Hundsholz entspringend, und

der Herrenbach, welcher zwischen Ober- und Unterberken aus mehreren Einschnitten, in deren einem das Einsiedlerbächlein seinen Ursprung nimmt, entsteht; beide vereinigen sich bei der Zachersmühle unfern Oberwälden, fließen über Rechberghausen dem Marbach zu, der bei Faurndau in die Fils einmündet.

Die Naßach entsteht aus den Abhängen hinter Baiereck, heißt anfangs gleichfalls Herrenbach, nimmt den bei Schlichten entspringenden Schloßbach,| den Lochbach und den Seebach auf und verläßt bei der Naßachmühle den Bezirk, um unterhalb Uihingen in die Fils einzumünden.

Der Katzenbach, weiter unten der Reichenbach genannt, entspringt zwischen Thomashardt und Hohengehren, nimmt bei Baltmannsweiler den Eibisbach auf, heißt alsdann Eibisbach und mündet bei Reichenbach in die Fils.

Der Engelsbach und Fuchsbach gehören nur mit ihren ersten Anfängen dem Bezirke an und münden zwischen Ebersbach und Reichenbach in die Fils ein.

Der Litzelbach entspringt mit zwei Armen als Schachenbach und Gefallbach westlich von Baltmannsweiler, bildet auf eine kleine Strecke die natürliche Grenze gegen den Bezirk Eßlingen und fällt zwischen Reichenbach und Plochingen in die Fils.

Die Zuflüsse der Murr, welche aus den nördlichen Gehängen der Berglen entspringen und zunächst in den Buchenbach (s. Beschreibung des Oberamts Waiblingen, S. 15) einmünden, sind unbedeutend und führen keine Eigennamen.


d. Stehende Gewässer.

Seen und größere Teiche sind nicht in dem Bezirke; künstlich angelegte Weiher und Sammelteiche oder Feuer-Seen befinden sich in mehreren Orten.


3. Naturschönheiten.

Der Gesammt-Charakter des Bezirks ist ein mild-freundlicher, vom Großartigen und Romantischen eben so entfernt als vom Ernsterhabenen und Einförmigen. Die geographische Lage, zwischen der mehr romantischen Alp und dem monotonen Unterland, bezeichnet dieses schon zum Voraus und der angenehme Wechsel zwischen einer wohlverstandenen Cultur des Bodens und üppigen aus den verschiedensten Baumarten bestehenden Laubwäldern gewährt dem Wanderer überall neue, zum Theil anmuthige Ansichten und angenehme Abwechslung. Diesen Eindruck gewährt z. B. der Anblick der Umgebungen Schorndorfs von der Höhe des Ottilienbergs, oder des mittleren Remsthales vom Schönbühl herab; sendet man aber von diesem aus oder von den Anhöhen gegen Buoch oder Weißbuch die Blicke in das ferne Unterland, so wird man nicht minder überrascht. Eigentlich großartig sind aber die Eindrücke, welche die Aussicht auf den Höhen von Hundsholz, Adelberg, Hohengehren und Schlichten gewähren; da liegen die Vorposten der Alp, der Hohenstaufen und Rechberg, und noch andere Erinnerungen an die Hohenstaufenzeit in geringer Entfernung vor uns, und an sie reiht sich die Nordseite der Alpwand mit ihren Ausbuchtungen und Vorsprüngen, Fuchseck, Breitenstein, Teck u. s. w. an, während die Vorterrasse derselben einen angenehmen Mittelgrund voller Abwechslung darbietet.

| Von dem Schönbühl[3] aus überblickt man nicht nur einen großen Theil des Remsthales, sondern auch die Fläche von Ludwigsburg und Bietigheim, den Asberg, Strom- und Heuchel-Berg und im fernen Hintergrunde selbst einige Kuppen des Odenwaldes; aber auch einen Theil der Alp, wie Neuffen und Teck und selbst die Kuppe des Hohenstaufen erblickt man noch. Die westliche Fortsetzung des Schönbühls, der Kappelberg, gewährt ebenfalls eine schöne Aussicht.

Das Remsthal selbst gleicht besonders zur Zeit der Baumblüthe oder Obstreife einem großen und schönen Garten, über welchen die Natur die Fülle ihrer Segnungen ausgegossen hat; bei und unterhalb Schorndorf bilden – wie um Eßlingen – die Obstbäume förmliche Wälder. Kein Wunder daher, wenn schon Kaiser Joseph bei seiner Durchreise von Paris nach Wien im Jahr 1777 dem damaligen Oberamtmann Paulus sagte: „Ihr Herzog hat ein schönes Land, und Ihr Remsthal könnte man einen Garten Gottes heißen“. – Anmuthige Waldpartieen sind auf dem Schur- und Schlichten-Wald häufig zu treffen, und selbst das Wieslaufthal bietet manche dergleichen.


4. Boden.
Der Boden gehört fast überall zu den fruchtbaren und ist auch meist leicht zu bearbeiten. Auf der Höhe des Schur- und Schlichten-Waldes herrscht ein etwas leichter, sandiger Thonboden vor, der dem Laub- und Nadel-Holz, den Wurzelgewächsen und meist auch dem Getreidebau mehr oder minder zuträglich ist. Dasselbe gilt von jenem der Gehänge, welche meist einen rothen Thonboden, aus der Verwitterung des Keupermergels hervorgegangen, oder leichten Sandboden haben. In der Thalsohle herrscht ein lockerer, humusreicher, sandigthoniger Boden, welcher den Graswuchs, auf den Anhöhen auch den Weinbau sehr begünstigt. Die meist in der Tiefe gelagerten Geschiebe und einzelnen Lehmanspülungen,| welche bei den geognostischen Verhältnissen näher bezeichnet werden, thun der Fruchtbarkeit keinen Abbruch.


5. Luft und Witterung.

Die klimatischen Verhältnisse des Bezirkes sind im Allgemeinen günstig, wie dies der weit verbreitete Wein- und Mais-Bau und das Gedeihen der Obstbäume selbst auf den Höhen beweist. Die Vegetation ist in den Bergorten, besonders auf dem Schur- und Schlichten-Wald gegenüber den Thalorten um 8–14 Tage, die der Thalorte gegen derjenigen von Stuttgart um etwa 8 Tage zurück, was sich sowohl in der Blüthe- als Ernte-Zeit ausspricht. Diese Differenz macht sich besonders im ersten Frühling geltend, wo man oft auf dem Schurwald noch Schnee und Eis findet, wenn im Thal keine Spur von Schnee mehr sichtbar ist, sondern Vieles bereits grünt und blüht. Dagegen ist die Luft auf den Bergen – wie auch an anderen Orten – häufig trockener und heiterer als im Thal, deshalb besonders bei Windstille im Frühjahr, Spätjahr und Winter oft wärmer als im Thal, so daß die Pflanzen häufig daselbst weniger durch Fröste leiden. So erfroren z. B. in dem kalten Winter 1827/28 die Nußbäume im Thal, blieben aber auf den Bergen verschont. Am auffallendsten ist die Temperaturverschiedenheit in Frühlings- und Herbst-Abenden, wo man beim Herabsteigen in’s Thal oft plötzlich sich in eine viel kühlere Luftschichte versetzt findet. Damit hängt auch das Erscheinen von Lokal-Nebeln auf manchen Thalwiesen zusammen, welche oft nur 3–4’ hohe Schichten bilden, innerhalb deren die Luft immer kühler ist als an anderen Stellen. Ferner gehört in diese Kategorie auch das oft strichweise Erfrieren des Weinstocks, Welschkorns und der Bohnen in den Thalbezirken, während etwas höher gelegene Striche verschont bleiben. Zugleich sprechen aber alle diese Erscheinungen für geringere Beweglichkeit der Luft, was besonders solche Orte trifft, welche in engeren Thälern liegen, wie z. B. die Thalbezirke zwischen Schnaith und Baach, bei Schornbach, Krehwinkel, Steinenberg, von Baiereck bis Unterhütt und Nassach.

Vergleicht man aber das Klima des Schurwaldes mit demjenigen der Alpvorterrasse oder des Welzheimer Waldes, so hat es überhaupt den Vorzug einer gleichmäßigeren Temperatur. Aus den, ringsum die schmale Hochfläche ziemlich gleichmäßig vertheilten Bergschluchten und Thälern steigt bei Windstille regelmäßig des Abends die erwärmte Luft in die Höhe und erzeugt die warmen Nächte, welche der Vegetation und besonders dem Obstbau so günstig sind, während den Tag über fast immer ein kühler Luftzug die Sonnenhitze mäßigt, so daß dann bei Tage der| Thermometer um einige Grade tiefer, bei Nacht einige Grade höher steht, als in dem benachbarten Fils- und Rems-Thal.

Von Witterungsbeobachtungen liegt uns eine Reihe der mit der größten Sorgfalt durchgeführten Aufzeichnungen von Pfarrer Steudel in Ober-Urbach von 1827–1832 und von Oberamtsarzt Dr. Faber in Schorndorf von 1825–1849 vor, jene bei 871 par. Fuß, diese bei ca. 800’ Meereshöhe angestellt, wovon wir um des beschränkten Raumes willen nur folgende benützen, denen zur Vergleichung die Stuttgarter Beobachtungen, bei 855 par. F. Höhe angestellt, beigegeben werden.

a. Lufttemperatur.
Mitteltemperatur tiefste höchste
in
Urbach
in
Stuttgart
in
Urbach
in Stuttgart in
Urbach
in
Stuttgart
1827: + 6,65 + 7,06 – 26,5 – 20,2 + 25,4 + 26,0
1828: + 7,60 + 8,22 – 12,8 08,7 + 26,0 + 26,4
1829: + 5,81 + 6,02 – 19,2 – 16,3 + 24,7 + 28,0
1830: + 6,76 + 8,22 – 23,2 – 21,4 + 25,5 + 27,5
1831: + 7,30 + 8,21 – 19,8 – 17,2 + 22,5 + 23,7
1832: + 6,89 + 7,22 09,0 07,7 + 26,4 + 29,0

Demnach betrüge die durchschnittliche Mitteltemperatur der 6 Beobachtungsjahre 1827–32 in Ober-Urbach + 6,835°, und die von Stuttgart in den gleichen Jahren + 7,558°, was einer Differenz von 0,723° R. entspricht. Bemerken wir noch, daß die Temperaturbeobachtungen von Schorndorf von Dr. Faber sich noch etwas höher herausstellen, und daß sämmtliche Wein bauende Ortschaften, welche unterhalb Schorndorf liegen, durch ihre geschützte Lage noch mehr begünstigt sind als die Oberamtsstadt, so dürfte wohl behauptet werden, daß dieselben in Beziehung auf Wärme-Verhältnisse zu den am meisten begünstigten des Landes gehören.


b. Barometerstände.
Jahresmittel aus
3 tägl. Beobachtungen
höchster niederster
in
Oberurbach
in
Stuttgart
in
O.Urbach
in
Stuttgart
in
O.Urbach
in
Stuttgart
1827: 26″ 11‴,742491 27″ 4‴,54 27″ 6‴,4 27″ 11‴,27 26″ 4‴,6 26″ 7‴,85
1828: 27″ 01‴,381039 27″ 5‴,20 27″ 8‴,8 27″ 11‴,04 26″ 1‴,8 26″ 7‴,98
1829: 27″ 01‴,270518 27″ 4‴,12 27″ 9‴,0 27″ 11‴,23 26″ 4‴,4 26″ 8‴,09
1830: 27″ 01‴,544181 27″ 4‴,67 27″ 8‴,8 27″ 11‴,08 26″ 5‴,0 26″ 9‴,06
1831: 27″ 01‴,368866 27″ 4‴,34 27″ 9‴,0 27″ 10‴,63 26″ 6‴,2 26″ 8‴,33
1832: 27″ 02‴,016510 27″ 5‴,25 27″ 7‴,8 27″ 10‴,62 26″ 7‴,4 26″ 9‴,97
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c. Winde.

Die auf der Hochfläche des Schur- und Schlichten-Waldes gelegenen Orte sind den Winden am meisten ausgesetzt, weniger die in den Bergen und im Thal gelegenen, welche überdieß durch die Höhen des Welzheimer Waldes und dessen Vorsprünge sich gegen Nord- und Nordostwinde meist in einer geschützten Lage befinden. Die herrschenden Winde im Thal sind Ost-, Südost- und Nordost-, Nordwest-, West- und Südwest-Wind; eigentliche Nord- oder Süd-Winde sind selten, was wohl mit der Richtung des Thales zusammenhängen mag. Windhosen und Orkane gab es in 36 Jahren nicht, dagegen sind Stürme von N.W. und S.W. nicht selten.

Die Beobachtungen in Oberurbach zeigten:

S. S.W. W. N.W. N. N.O. O. S.O.
1827 12 155 313 285 45 108 101 76
1828 10 99 287 320 19 147 154 62
1829 2 56 211 322 37 191 235 41
1830 2 65 259 381 11 113 196 68
1831 3 74 243 302 24 171 196 82
1832 6 65 210 407 11 131 233 35
Summe in
6 Jahren
35 514 1523 2017 147 861 1115 364
Verhältnißzahl
sämmtlicher Winde
in 6 Jahren
1 : 14,6 43,5 57,6 4,2 24,6 31,8 10,4

Was Gewitter und Hagelschlag betrifft, so kommen Gewitter in Schorndorf selbst nur selten zum Ausbruch, es trägt gewöhnlich nur den Nutzen derselben, erquickenden Regen und Reinigung der Atmosphäre davon. Am 31. Juli 1813, Nachts 10 Uhr, schlug der Blitz innerhalb 3 Minuten zuerst in der Stadt, dann in der Vorstadt ein und zündete; 1829 schlug der Blitz Vormittags in ein Häuschen vor dem östlichen Thor ein und lähmte eine Frau, ohne übrigens zu zünden; 1843 schlug der Blitz Abends in den Blitzableiter des Dr. Faber ein; 1822 wurde am nördlichen Abfall des Schurwaldes 1/4 Stunde von der Stadt eine Frau vom Blitz erschlagen. Seit 1813 sind erst die Blitzableiter sowohl auf öffentlichen als auf Privat-Gebäuden eingeführt worden.

Ebenso selten ist Hagelschlag in der Oberamtsstadt; seit 36 Jahren wurde kein zerstörendes Hagelwetter daselbst beobachtet, während dagegen die südlich von der Stadt gelegenen Orte auf dem Schurwalde, Adelberg, Hundsholz, Ober- und Unter-Berken, Schlichten, Thomashardt, Hegenlohe, Baltmannsweiler, Hohengehren, die nördlich gelegenen Orte Schornbach, Haubersbrunn, Ober- und Unter-Urbach, Miedelsbach, Steinenberg, und| die Berglesorte Weißbuch, Streich, Necklingsberg häufiger theils durch Hagel, theils durch Wolkenbrüche heimgesucht werden.

Der Zug der Gewitter kommt gewöhnlich von N.W. oder S.W. her, wird aber dann meistens – vielleicht in Folge der veränderten Richtung und Erweiterung des Thales – entweder gegen Welzheim oder dem Schurwald zu, oft unter Sturm abgelenkt. Hiebei scheinen zur Rechten die Kleinheppacher Weinberge, zur Linken der Schönbühl als Wetterscheiden zu wirken. Ziehen aber die Gewitter von S. nach N. so nehmen sie gewöhnlich ihre Richtung von Aichelberg über das Thälchen von Schnaith, über den Schönbühl oder Schurwald her und ziehen nach Grunbach, Geradstetten, Buoch, Welzheim etc.

Die Gewitterbeobachtungen von Ober-Urbach besagen Folgendes:

1826 gab es im Ganzen 31 Gewittertage, mit 38 Gewittern, wovon 4 auf den Vormittag, 26 auf Nachmittage, 8 auf die Nacht fielen u. nur 2 von Schloßen begleitet waren; einmal schlug der Blitz in zwei Bäume bei Steinenberg.

1827: 37 Gewittertage mit 44 Gewittern, wovon 7 auf Vormittage, 24 auf Nachmittage, 13 auf die Nacht fielen; keines war von Hagel oder Blitzschlag begleitet.

1828: 37 Gewittertage mit 50 Gewittern, wovon 6 auf Vormittage, 32 auf Nachmittage, 12 auf die Nacht fielen; Schloßen fielen 2 mal unbedeutend.

1829: 23 Gewittertage mit 24 Gewittern, wovon 4 Vormittags, 14 Nachmittags, 6 Nachts statt fanden; Schloßen fielen nur einmal und schadeten bei Steinenberg.

1830: 27 Gewittertage mit 36 Gewittern, wovon 1 auf Vormittag, 23 auf Nachmittage, 12 auf die Nacht fielen; darunter 3 mit unbedeutendem Hagel.

1831: 40 Gewittertage mit 53 Gewittern, wovon 5 auf Vormittage, 33 auf Nachmittage, 15 auf die Nacht fielen, alle ohne Hagel.

1832: 33 Gewittertage mit 42 Gewittern, wovon 7 auf Vormittage, 27 auf Nachmittage, 8 auf die Nacht fielen; darunter eines mit unbedeutendem Hagel, eines mit Graupen.

Die Beschädigung durch Hagelschläge betrug nach amtlichen Aufnahmen in den 15 Jahren 1828–1842 für den ganzen Oberamts-Bezirk 3.7451/2 Morgen Fläche, oder durchschnittlich 249,7 Morgen, was bei einem bebauten Areal von 28.489 Morgen eine Durchschnittsquote von 0,00876 gibt und den Bezirk in eine Reihe mit Öhringen (0,00859) und Crailsheim (0,00794), den verhältnißmäßig am stärksten betroffenen im Jagstkreis, setzt, so daß der Schaden nahezu das Doppelte des Durchschnittlichen in diesem Kreise und beinahe die Durchschnittssumme des ganzen Landes (0,008905) beträgt.[4]

Als besondere Erscheinungen sind zu erwähnen:

Am 24. Juli 1812 erschien ein Feuermeteor von Kugelgestalt, welches| von Nord nach Süden zog und mit deutlichem Knall am südlichen Horizont verschwand; der Himmel war heiter, der Thermometer zeigte Morgens + 12°, Mittags + 20°, der Wind war S.W.

Am 28. Nov. desselben Jahrs wurden durch das ganze Remsthal Erdstöße verspürt bei S.W.Wind und Regen; die Wärme war Morgens + 7, Mittags + 9° Rr.

Im Jahr 1846 will man in der Richtung von Canstatt her über den Schurwald gegen Gmünd hin ein unterirdisches, donnerähnliches Rollen vernommen haben.


6. Gebirgsarten und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse des Bezirkes sind sehr einfach und stimmen mit denen des Welzheimer Distriktes vielfach überein, wie dieß die Ähnlichkeit der geographischen Lage und der Terrainverhältnisse erwarten läßt.

Die Keuperformation bildet auch hier die Hauptmasse nicht nur der gebirgigen Theile, sondern auch des Thalbezirkes, weil der Muschelkalk nur an der Grenze des Bezirks, unterhalb Grunbach, sichtbar und sonst in der Thalsohle nirgends aufgeschlossen ist, auch die Höhen des Schlichten- und Schur-Waldes nur auf eine geringe Tiefe von dem untern Lias bedeckt werden; die Decke der Thalsohle bildet das aufgeschwemmte Land.

Der Keuper erscheint hier, wie in manchen anderen Gegenden des Landes hauptsächlich mit braunrothen oder bunten Mergeln, welche überall in den Gehängen zu Tage stehen und durch ihre Verwitterung dem Boden die braunrothe Farbe und die thonige Beschaffenheit, den Bergen und Hügeln aber die sanften Wellenformen verleihen, auch durch gänzlichen Mangel an organischen Überresten von Pflanzen oder Thieren der Vorwelt von den benachbarten Formationen sich unterscheiden. Die untersten Schichten desselben enthalten an einigen wenigen Stellen Einlagerungen von Gyps, z. B. bei Geradstetten, Schorndorf, im sog. Ramsbach und am Fuß des Schönbühls; der Gyps von Beutelsbach besitzt bei feinem Korn eine schöne rothe Farbe und wurde schon als Alabaster verwendet. Die Schichten der Lettenkohlenglieder sind nirgends deutlich aufgeschlossen, wiewohl sie bei Grunbach die Grundlage der tieferen Weinberge bilden müssen. Der Bau- oder Schilfsandstein, von feinem Korn und grünlich- oder bläulichgrauer Farbe, steht in der Gegend von Winterbach und nahe bei Schorndorf und Steinenberg an, er liefert schöne Werksteine, enthält aber nur wenige Calamiten und Pterophyllum Jaegeri in Spuren.

Der obere grobkörnige Keupersandstein ist viel häufiger und| allgemeiner verbreitet und wird gegen die obere Formationsgrenze hin selten vergeblich gesucht. Er ist das einzige Felsmassen bildende Gestein des Bezirkes, das an manchen Stellen eine Mächtigkeit von 50’ und darüber erreicht, und woher auch die kleinen Bäche ihren Sand nehmen, welchen sie der Rems zuführen. Man kann fast überall eine härtere, festere Abänderung mit kalkigem Bindemittel und eine weichere, leicht verwitternde, den Stubensandstein, unterscheiden; letzterer ist bei Baiereck, im Spitalwald bei Schorndorf, bei Ober-Urbach und Haubersbronn aufgeschlossen, wird aber auf den Gehängen der rechten Thalwand meist von Weinbergen bedeckt. Die härtere Abänderung ist bei Thomashardt, Weiler, Schorndorf, Steinbruck und noch an vielen anderen Orten aufgeschlossen. Im obern Katzbachthal zwischen Thomashardt und Hohengehren findet sich im Bereich dieses Sandsteins eine Einlagerung des kalkigen Bindemittels, ein wahrer Keuperkalk mit wenigen Sandkörnern durchmengt und von vielen Kalkspathadern durchzogen, wie er bis jetzt nirgends in Württemberg gefunden wurde; er ist von lichtgrauer Farbe, feinkörnig ins Dichte und Erdige, ganz frei von Petrefakten und wird im Bereich von Hohengehren zum Straßenbau verwendet, wie der harte Sandstein selbst sowohl hier als in der Thalsohle zu dem gleichen Zwecke und auch zur Pflasterung dient. Im obern Keupersandstein von Steinenberg werden schöne Werksteine gebrochen, welche nach Gmünd und selbst bis Köln verführt und daselbst zum Dombau verwendet werden.

Die Liasformation spielt der Vorigen gegenüber eine untergeordnete Rolle in dem Bezirke und erscheint nur auf den höchstgelegenen Stellen; der Liassandstein, von schmutziggelber Farbe, feinem Korn und mit reichlichem kalkigem Bindemittel bildet die Höhen des Schur- und Schlichten-Waldes, wo er jedoch, namentlich auf den Gehängen gegen das Filsthal zu, wohl in Folge von Unterwaschung oft ziemlich tief hinabgeht, wie er denn bei Plochingen beinahe in die Thalsohle reicht, obwohl höher herauf wieder die bunten Mergel des Keupers darunter sichtbar werden. Von seiner Verwitterung rührt der thonig-sandige Boden des Schurwaldes her. An einigen Stellen führt er Spuren von Meerpflanzen (Fucoiden) und kleine Exemplare von Gryphäen (Gryphaea arcuata); auch dient er zu Platten, Gemäuer und zum Straßenbau. Liasmergelschiefer soll beim Graben eines Brunnens in Hohengehren und Oberberken gefunden worden seyn. Liaskalk findet sich bei Adelberg.

Der untere Lias erscheint ferner vereinzelt auf einigen der höheren Punkte gegen Buoch hin, wo er im Zusammenhang mit den obersten Schichten des Welzheimer Waldes zu stehen scheint.

Von Diluvialanspülungen finden sich hauptsächlich im Bereich| der Thäler Lehmablagerungen an verschiedenen Stellen; bei Beutelsbach wurden Mammuthknochen darin gefunden.

Das jüngere Schwemmland erfüllt vorzugsweise die Thalsohlen und andere Vertiefungen; es besteht im Remsthal hauptsächlich theils aus reinem, theils aus schlammig-thonigem Sande und Geschieben, wovon ein Theil, aus Liaskalk und Jurakalk bestehend, von den oberen Bächen, die von der Alpwand kommen, der Rems zugeführt wird. Früher wurden hier die Straßen damit beschüttet, in neuerer Seit reichen sie aber nicht mehr aus, wohl aus dem Grunde, weil sie schon in Gmünd ausgeschöpft werden. Torf wurde von geringem Belange bei Winterbach und im Ramsbach gefunden.

Von weiteren Mineralien hat man Schwefelkies bei Aichelberg, Pechkohle da und dort nesterweise, im obern Keupersandstein, Holzsteine ebendaselbst gefunden. Töpferthon findet sich im Stadtwald bei Schorndorf, in Höslinswarth und noch an anderen Orten.

Barometrisch gemessene Höhen der einzelnen Formationen nach Schübler sind:

Grunbach, Grenze zwischen Muschelkalk und Keuper 701 par. Fuß.
Gypsbruch im untern Keuper hinter Beutelsbach 1075 0 "     "
Obere Grenze des Keupers in Adelberg 1468 0 "     "
Grenze zwischen Keuper und Lias bei Wiesen, jenseits Hundsholz (v. M.)      1484 0 "     "

Daraus würde sich eine Mächtigkeit des Keupers von 700–784 par. Fuß ergeben.


7. Pflanzenreich.

In Beziehung auf Pflanzenverschiedenheit gehört der vortrefflich bebaute und fruchtbare Bezirk zu den minder reichhaltigen des Landes und steht hierin dem von Welzheim und Waiblingen am Nächsten; die eigenthümlichen Pflanzen der Alp und des tiefern Unterlandes fehlen. Wir führen

a. von bemerkenswerten Kräutern folgende auf:
Die gelbe und blaue Schwertlilie (Iris pseudacorus, germanica); bei (Schorndorf und Weiler; die rauhblättrige Glockenblume (Campanula glomerata und cervicaria) bei Schorndorf; die Mannstreu (Eryngium campestre) am Weg nach Hebsack; Haarstrang (Peucedanum officinale) und Hirschwurz (Cervaria nigra) im Schurwald; die schwarze Meisterwurz (Astrantia major) zwischen Weiler und Hohengehren; das Sumpfeinblatt (Parnassia palustris) auf feuchten Waldwiesen bei Aichelberg und Hohengehren; die Weißblühende Vogelmilch (Ornithogalum umbellatum) in der Herrenwüste; die große Hainsimse (Luzula maxima) gegen Buoch; das Bisamkraut (Adoxa moschatellina) im Eichenbach und bei Steinenberg; die Wald-Wolfsmilch (Euphorbia sylvatica) im Schurwald; die Trollblume (Trollius europeus) im Ramsbach und bei Hößlinswarth; den| gelben Fingerhut (Digitalis ambigua) beim Baierhof; die großblumige Käspappel (Malva Alcea) zwischen Haubersbronn und Miedelsbach; den knolligen Erdrauch (Corydalis bulbosa) am Fuß des Galgenbergs; die Waldwicke (Vicia sylvatica) am Ottilienberg; das schöne, und Bergsjohanniskraut (Hypericum pulchrum, monianum, hirsutum) in Bergwäldern; den rothblühenden Hasenlattich (Prenanthes purpurea) im Ramsbach; die niedrige Skorzonere (Scorzonera humilis) im Eichenbach; den Virgils-Aster (Aster amellus) bei Aichelberg und im Endersbacher Wald; die niedrige Distel (Cnicus acaulis) auf dem Schönbühl; die fliegenblumige Ragwurz (Ophrys myodes) im Tannenwäldchen an der Göppinger Steige; von Knabenkräutern: Orchis militaris, latifolia, bifolia, conopsea, morio, maculata, Neottia ovata, nidus avis, Ophrys arachnites und fuciflora.
b. Von Sträuchern:

Das Gaisblatt(Lonicera Periclymenum) gegen der Herrenwiese; der Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) bei Aichelberg; die niedrige Rose (Rosa pumila) in Wäldern; das große und kleine Wintergrün (Pyrola rotundifolia minor) in Wäldern; das überhängende Wintergrün (P. secunda) bei Röhrach.

c. Die Bäume des Waldes

bestehen meist in Laubhölzern und einzeln zerstreuten Föhren-, Fichten- und Lerchen- Pflanzungen. Unter Ersten trifft man außer der Eiche, Roth- und Weißbuche, Birken, Eschen u. dgl., auch Ebereschen (Pyrus torminalis), Linden, Saalweiden, Wachholder, Stumpfahorn, Zitterespen u. s. w.

d. Von Arznei- und Giftpflanzen:

Den Bitterklee (Menyanthes trifoliata) bei Plüderhausen; Stechapfel, Bilsenkraut, Tollkirsche, Bittersüß an mehreren Stellen; die Judenkirsche in Wäldern und zwischen Weinbergen; die bittere Kreuzblume (Polygala amara) im Ramsbach und an der Göppinger Steige; das Fallkraut (Arnica montana) bei Steinenberg; die Osterluzei (Aristolochia clematitis) in Weinbergen.

e. von beerentragenden Pflanzen

finden sich Erdbeere, Himbeere, Brombeere und Heidelbeere reichlich in den waldigen Gegenden des Bezirkes.


8. Das Thierreich.

Seitdem des Schwarzwild ganz, Hirsche, Damwild und Rehe beinahe ausgerottet sind und der ehemalige Park bei Hohengehren eingegangen ist, bestehen die wild vorkommenden Säugethiere nur noch in Hasen, Füchsen, wilden Katzen, Dachsen, Mardern, Iltis, Wieseln, Igeln, u. dgl.; auch kommen hie und da Fischottern vor.

Von Vögeln trifft man zuweilen einzelne Goldadler und Uhu auf dem Schurwald, sie nisten aber nicht, dagegen sind die kleinen Falken und Eulen nicht selten. Der Tannenheher (Corvus caryocatactes) hat sich im Sommer 1850 da und dort auf dem Schurwalde gezeigt. Von Klettervögeln fehlen die verschiedenen Spechte und der Kukuk nicht. Von| Singvögeln fehlt auf dem Schurwalde die Nachtigall, doch hielt sich im Frühling und Sommer 1850 in dem Walde oben an der Schorndorfs Oberberkener Steige ein Exemplar derselben auf. Von Tannenfinken (Fringilia montifringilla) hielten sich im Winter 1850/51 ungeheure Flüge von Millionen in dem Schurwalde auf, welche wahrscheinlich durch die im vorangegangenen Sommer wohlgerathenen Bucheckern angezogen wurden. Im Allgemeinen haben sich aber die Singvögel sehr vermindert, seitdem man angefangen hat die grünen Hecken auszurotten, so daß schädliche Insekten in manchen Sommern sehr überhand nehmen. Von Hühnern findet sich das Rebhuhn nicht selten; im Sommer 1849 wurde bei Hohengehren ein Birkhahn (Tetrao tetrix) beobachtet. An dem Teich bei der Mittelmühle, im Herrenbachthal, wurde im Februar 1850 eine Trappe (Otis tarda) geschossen. Von Sumpf- und Schwimmvögeln finden sich Reiher und Störche häufig im Thal; Letztere fehlen auf dem Schurwalde, wo dagegen die Schnepfen nicht selten sind. Im Winter finden sich öfter Schneegänse und verschiedene Enten ein; so hat man unter Anderen schon die Hauben- und Krieckente (Anas penelope et crecca), sowie die Scharbe (Carbo cormoranus) an der Rems beobachtet.

Von Reptilien ist nichts besonders zu erwähnen.

Von Fischen führt die Rems: Weißfische, Schuppfische, Barben, Grundeln, seltener Hechte, Aale und Forellen, welche letztere sich jedoch häufiger in den kleinen Bächen finden.

Krebse finden sich in den meisten Bächen.



  1. Auch hier will man nach den Angaben des Pfarrers Hochstetter in Hohengehren, wie bei Eßlingen, ein allmähliges Emporsteigen eines Theiles des Schlichtenwaldes beobachten.
  2. Dr. Faber, Oberamtsarzt in Schorndorf, das Schwefelbad zu Winterbach. 1835. Derselbe über das Winterbacher Bad im Jahr 1838 im medic. Correspondenzblatt des württemb. ärztl. Vereins 1839. S. 159. Ferner Dr. Moll, die Heilquelle zu Winterbach. 1842.
  3. Der Schönbühl, eine den Markungen von Beutelsbach, Geradstetten und Grunbach angehörige, von Osten nach Westen lang gestreckte Höhe, die oben eine große Fläche hat, nach Süden mit dem Schurwald zusammemhängt und auf der östlichen Seite von einem 1/4 Stunde langen Querthälchen begrenzt ist. Der Schönbühl wurde erst um 1790 zur Cultur gebracht und mit Obstbäumen besetzt; er wird mit Kartoffeln, Halmfrüchten, Reps, Ackerbohnen und seit 1825 mit Hopfen angepflanzt. Wegen der malerischen Aussicht ist auf der Höhe in neuerer Zeit eine hübsche Anlage von Waldbäumen, die sich zu schattigen Wegen und Lauben gruppiren, geschaffen worden, wohin in der besseren Jahreszeit hin und wieder Ausflüge von den Remsthalbewohnern gemacht werden.
  4. S. Württ. Jahrbücher 1843. S. 183.


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