Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Saulgau/Kapitel B 22

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 21 Beschreibung des Oberamts Saulgau Kapitel B 23 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
22. Blochingen,

ein kath. Pfarrdorf, 4 St. nordwestlich von Saulgau und 1 St. unterhalb Scheer, mit 527 Einw; Lehen und Gefälle haben auch das Spital Mengen, Hohenz.-Sigmaringen u. a. S. 81. Den großen Zehnten beziehen der Standesherr, früher Stift Buchau, zu 3/4, die Pfarrey zu 1/4, 112 M. Äcker sind zehentfrey, ebenso die Wiesen und das Obst.

Blochingen liegt auf dem linken Donauufer; durch den Ort geht ein kleiner Bach, der von Heudorf herkommt, und, von Regengüssen angeschwollen, i. J. 1816 so sehr wüthete, daß er das Rath- und Schulhaus und 4 Privathäuser wegriß, und 2 Menschen darin ihr Leben einbüßten. Der Ort ist gut gebaut. Die Gemeinde hat schöne Waldungen aber auch ansehnliche Schulden. S. 100. Die Pfarrkirche zum h. Pelagius wurde i. J. 1820, das Pfarrhaus 1772 neugebaut. Die Baulast von jener hat der Fürst, von diesem die| Gemeinde. Außerhalb des Orts befinden sich noch 2 Capellen: die St. Verena-Capelle, auf der Höhe gegen Beuren, und die Schächer-Capelle, gegen Scheer. Die Kirche war bis 1810, wo ein eigener Pfarrer angestellt wurde, Filialkirche von Ennetach, und damit Filialkirche der Stadtpfarrey Mengen, die deßwegen auch bis 1826 die Pfarrzehnten zu Blochingen bezog. Die Kirche hatte jedoch ihren eigenen Caplan, der mit dem Pfarrvikar in Mengen die Pfarrgeschäfte theilte. In ältern Verzeichnissen kommt Blochingen als Pfarrkirche vor; K. Rudolph kaufte i. J. 1282 mit dem Dorfe auch das Patronat- und Vogtrecht der Kirche; 1318 wurde der Kirchensatz von Herzog Leopold von Östreich an Graf Wilhelm von Montfort verpfändet. Die Kaplaney wurde erst i. J. 1479 von dem Grafen Eberhard von Sonnenberg, Truchseßen zu Waldburg, gestiftet. Die Familie von Magenbuch besaß in frühern Zeiten, wie über die Kirche zu Ennetach, so auch über die zu Blochingen das Vogtrecht: Rudger von Magenbuch, Stadtammann in Mengen, kommt in dem Östr. .Habsb. Pfandschaftsrodel i. J. 1313 als Inhaber dieser Vogtey vor. Der Pfarrer hat deßwegen jetzt auch noch einen Theil des Vogtrechts an die Herrschaft Gutenstein abzuliefern. S. Mengen. Die Päpste Calixt III. und Alexander III. bestätigten 1173 und 1178 dem Kloster St. Blasii unter Anderem auch den Besitz der Kirche zu Blochingen: es scheint hier aber Plochingen am Neckar gemeint zu seyn[1]. I. J. 1282 wurde Blochingen von K. Rudolph mit der Grafschaft Friedberg, jedoch wie aus dem Kaufbrief erhellt, nicht als Bestandtheil dieser Grafschaft gekauft. Seiner Lage nach gehörte es zur Grafschaft Sigmaringen und Herrschaft Scheer. Zu letzterer wird es auch in der Folge immer gerechnet, und es theilte mit ihr und mit Friedberg auch alle Schicksale.
  1. Neugart Cod. Dipl. Nr. 877. Gerbert Hist. silv. nigr. T. III. p. 103. 177. 261. Vergl. Gerbert I. c. die Urkunden Nr. 129 und 203.