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Beschreibung des Oberamts Saulgau/Kapitel B 14

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14. Mengen; 2010 G.Einw.

1) Mengen, eine kath. Stadt, ehemals eine der östr. 5 Donaustädte, an der Ablach, unter 48°, 2′, 50″ Br. u. 27°, 0′, 8″, L. 4 St. nordw. von Saulgau, mit 1988 Einw. C.A. Heiligkreuzthal, F.A. Zwiefalten. Die Zehnten beziehen der Staat zu 13/16, die Stadtpfarrey zu 3/16; der Antheil des Staats gehörte ehedem dem Stift Buchau, und wurde nach dessen Auflösung von Östreich sequestrirt. Das Forst- und Jagdrecht in den Stadtwaldungen hat der Fürst von Hz. Sigmaringen, in einem kleinen Theile auch der Fürst von Thurn und Taxis. Die Forstfrevler, und in dem Taxisschen Wildbanne auch die Jagdfrevler wurden ehemals von dem Stadtmagistrat zu M. abgestraft; die Jagdfrevler in dem Hohenzollerischen Banne hingegen mußten, nach einer reichsgerichtlichen Entscheidung, nach Sigmaringen gestellt werden. Auf der Feldmarkung war freye Bürsch. Die Fischerey in der Ablach hat die Stadt; sie ist um 12 fl. verpachtet.

Der Name der Stadt wird von den Einwohnern hart und gedehnt Mähngen gesprochen, und diese Aussprache stimmt auch mit der gewöhnlichen Schreibart in alten Urkunden Mehingen, Maingen, Meingen etc. überein. Die Stadt liegt eben und frey, am Anfang des großen Donaurieds| zwischen Mengen und Riedlingen, in der Ausmündung des Ablachthals in das Donauthal, eine kleine Viertelstunde von der Donau. Sie bildet ein Viereck, und ist von Mauern und einem Walle mit 2 Gräben umgeben. Sie hat 3 Thore, das obere, untere und mittlere Thor, und eine Vorstadt, die nach dem Brande von 1819 erbaut worden ist. Die verschiedenen von der Stadt ausgehenden Straßenzüge sind oben S. 99. schon bemerkt. Obgleich regelmäßiger, als manche andere Städte gebaut, hat Mengen doch keine ausgezeichnete Straße. Der größere Theil der Stadt ist ungepflastert; die Gebäude sind meist von geringer Beschaffenheit, am schlechtesten sehen die nach dem letzten Brande wieder aufgebauten und meist unverblendet gebliebenen Häuser aus. Das älteste Haus der Stadt soll das s. g. Steinhaus, dermalen Gasthof zum Hecht, seyn. Von öffentlichen Gebäuden sind zu bemerken: zwey Kirchen. 1) Die Pfarrkirche, Marienkirche. Sie zeichnet sich weder äußerlich noch innerlich aus. In der Kirche befindet sich ein von einem Gitter umgebener Altar mit einem wunderthätigen Marienbilde. An dem Gitter hängt eine gedruckte Tafel folgenden wesentlichen Inhalts: den 18. May 1632 hat das Marienbild seine ächte Farbe verkehrt, seine Augen wunderbar verdreht, aufgethan, geschlossen etc. Dieß ist geschehen in Beyseyn von 300 Personen. Mengen, 21. July 1825[1]. Außen an der Kirche befinden sich Grabsteine der von Reischach, von Freyberg, von Rechberg etc. Die Kirche soll im Jahr 1604 mit der Stadt abgebrannt seyn, wahrscheinlich aber wurde nur das Innere| zerstört; denn an einer Ecke ist die Jahrszahl 1479 eingehauen. I. J. 1625 stürzte der Thurm ein und wurde mit dem Chor im Jahr 1628 von dem Stift Buchau neu aufgebaut.

2) Die St. Martinskirche. Sie ist mit einem sehr hohen, krummen Thurme versehen, im Übrigen von geringer Beschaffenheit.

Das Rathhaus, ein neues, schönes, aber schlecht ausgeführtes Gebäude, das i. J. 1812 erbaut worden ist;

das Schulhaus, ein ehemaliges Benedictiner Kloster, das ansehnlichste Gebäude der Stadt;

der Fruchtkasten, ein großes altes, hölzernes Gebäude, das ehemals Buchauisches Amthaus, und früher Nonnenkloster war. S. u.

Die Bevölkerungs-Verhältnisse und die große Sterblichkeit der Stadt sind oben S. 45 u. ff. schon berührt worden. Die Einwohner stehen rücksichtlich ihres Charakters nicht im besten Rufe, sie werden gemeiniglich als unruhige und streitsüchtige Köpfe geschildert. Unbefangene Beobachter behaupten dagegen, und wohl mit Recht, daß es nur einige wenige Familien seyen, in welchen der Geist der Unzufriedenheit und Unruhe herrsche, und seit Jahrhunderten sich fortgepflanzt habe.

Der Nahrungsstand beruht hauptsächlich auf Ackerbau und Viehzucht; Gewerbe und Handel sind von keiner Bedeutung. Die hervorstechenden Gewerbe sind die der Gerber und Tuchmacher. Der Handel beschränkt sich größtentheils auf Naturerzeugnisse – Frucht und Vieh. Die Stadt hat mehrere Fruchthändler, 4 Jahrmärkte und einen Wochenmarkt, in Mengen Schnattermarkt genannt, der zugleich Fruchtmarkt ist. S. 76. Unter den Gewerben befinden sich auch 1 Apotheke, 1 Kleemeisterey, 15 Schildwirthschaften, 11 Brauereyen, 3 Mahlmühlen, 1 Sägemühle, 1 Schleifmühle, 1 Lohmühle, 1 Walke, 1 Öhlmühle, 1 Öhl- und Gypsmühle, 1 Schnell- und Natur-Bleiche, und 1 Ziegelhütte.| Die letztere und die Walke, die Säge-, Schleif- und Lohmühle sind städtisches Eigenthum, eine Mahlmühle ist Erblehen des Spitals, eine andere Mahlmühle, die Grabenmühle, ehemals auch Herzogenmühle genannt, ist herrschaftliches Lehen der Stadt, das diese wieder als Schupflehen verliehen hat, bis es neuerlich in der Afterlehens-Eigenschaft allodificirt worden ist. Der Stickerey als Nebenerwerb ist schon S. 74 gedacht.
Kirchliche Einrichtung; Schulen und andere Anstalten.
Außer den oben genannten zwey Stadtkirchen, der Marienkirche und der Martinskirche, hat Mengen noch eine mit dem Leprosenhause verbundene Capelle. Diese Capelle ist aber jetzt geschlossen, und in der Martinskirche werden nur noch Messen gelesen. Die Zahl der Geistlichen ist dermalen auf 4 festgesetzt – einen Stadtpfarrer mit einem beständigen Vikar und zwey Caplane, zu St. Martin und St. Johannes Ev. Die Baulast der Pfarrkirche, des Pfarrhauses und des Kaplaneyhauses zu St. Martin hat der Staat, die der Martinskirche die Kirchenpflege, und die des zweyten Kaplaneyhauses der Kaplan. Die Patronatrechte sind jetzt, nachdem sie 1803 von Östreich in Beschlag genommen worden, königlich; im dritten Erledigungsfalle hat der Freiherr von Hornstein-Grüningen die Joh. Kaplaney zu vergeben. Filiale der Pfarrkirche sind Granheim, die Spitalmühle, die Walke und das Leprosenhaus, welche 3 letztere bis 1810 zu Ennetach gehörten. Als Mengen i. J. 1806 an Würtemberg kam, war auch die St. Martinskirche noch Pfarrkirche, und die Stadt war in zwey Pfarreyen getheilt, – wovon die zu U. L. Fr. die obere, und die zu St. Martin die untere genannt wurde. In die erstere gehörten ungefähr 3/4, in die letztere nur 1/4 der Stadt, und zwar war die Theilung, welche wahrscheinlich noch von alten grundherrschaftlichen Verhältnissen herrührte, nicht nach Stadtbezirken, sondern nach einzelnen zerstreuten Häusern und Familien gemacht. Die St.| Martinskirche war ältere Pfarrkirche. Wie wir nachher sehen werden, wurde sie schon i. J. 1304 von dem Herzog Friederich von Östreich, nachherigen Kaiser, den Wilhelmiten zu Mengen geschenkt. Einer derselben versah die Stelle des Pfarrers, und neben ihm stand ein Caplan. Das Patronat der Pfarrey hatte, Namens des Klosters, das Stift St. Blasii, die Kaplaney wurde von der Gemeinde vergeben. Die Marienkirche war ehemals Filialkirche von Ennetach. In einer Urkunde v. J. 1300 wird die Kirche eine Capelle, Capella b. Virg. Mariae genannt. In einer andern Urkunde von 1376 erscheint ein Commissarius der zur Cornelierkirche in Ennetach gehörigen Filialkirche in Mengen – Ecclesiae filialis, seu Capellae gloriosae b. Mariae oppidi Mengen, quae Capella ecclesiae parochiali S. Cornelii etc. Noch im J. 1408 wird die Marienkirche bloß Caplaney genannt, i. J. 1434 hingegen kommt sie zum ersten Mahl als Pfarrkirche vor, und von dieser Zeit an war Mengen der Pfarrsitz, und Ennetach nebst den dazu gehörigen Filial-Orten waren dem Pfarrer in Mengen untergeordnet. Das Patronat der neuen Pfarrey übte, wie das der alten zu Ennetach, das Stift Buchau aus; das Vogtrecht war von frühen Zeiten her mit der Herrschaft Gutenstein verbunden, mit der es i. J. 1307, von Herzog Friederich von Östreich durch Verpfändung, an die von Magenbuch, von diesen durch Kauf später auf die von Zimmern, und endlich an die jetzigen Besitzer, die Gr. v. Castell kam. Es ist damit ein Abtrag von dem Zehnten von 60 Maltern Früchten verbunden, woran der Patron 3/4, die Pfarrey 1/4 zu liefern haben. S. Blochingen. Unter den Pfarrern von M. waren ehemals mehrere Edelleute aus angesehenen Familien, namentlich von Magenbuch, von Reischach, von Emershofen u. a. Auch war Mengen bis 1810 Landcapitels-Sitz. Die Pfarrkirche war mit einer zahlreichen Geistlichkeit besetzt, so daß Mengen im Ganzen außer den beyden Pfarrern noch ungefähr 10 Kaplane zählte. Wegen allzudürftigen Einkommens wurden jedoch | schon in vorigen Zeiten mehrere der Kaplaneyen aufgehoben und vereinigt. Unter der K. Würtembergischen Regierung fielen noch folgende Veränderungen vor. I. J. 1810 wurde die Pfarrey St. Martin, und i. J. 1813 auch die Kaplaney daselbst aufgehoben und mit der obern Pfarrey vereinigt; 1813 wurde endlich auch die St. Michaels-Caplaney oder die s. g. Nachprädikatur aufgehoben und dadurch die Geistlichkeit in Mengen auf den oben angezeigten Stand gesetzt. Das Einkommen der St. Michaels-Caplaney wurde zur Unterhaltung eines kath. Garnisonspredigers auf Hohen-Asberg bestimmt, was bey der Stadt großen Widerspruch veranlaßte.

Die Schulanstalten bestehen in einer lat. Schule, welche von einem Caplan versehen werden soll, und in einer deutschen Elementarschule mit drei Classen und drei Schulmeistern.

Spital. Diese Anstalt besteht nur noch als Spitalpflege. Das Gebäude wurde i. J. 1786 in ein Rathhaus verwandelt, der eigene Haushalt aufgehoben, und das Grundeigenthum, das die Anstalt zu Mengen besitzt, wurde den Bürgern zu Lehen gegeben. Die Anstalt ist nicht unvermöglich, sie besitzt, außer den eben erwähnten Gütern und Gefällen zu Mengen, die Lehenhöfe zu Granheim und Heudorf und 2 dergleichen zu Blochingen, und hat Zehnten zu Günzkofen und Völkofen. Ihre Verpflichtung gegen die Armuth erfüllt die Anstalt durch Austheilung von Früchten. Außerdem steuert sie auch noch zu den Besoldungen bey. Das Spital wurde i. J. 1305 von Heinrich Wild von Mengen gestiftet, der dazu sein Haus, nachheriges Spital, und 3 Höfe zu Beuren vergabte. Im Jahr 1373 stiftete Catharina Stergelin, ohne Zweifel dieselbe, welche i. J. 1376 Mitstifterin des Spitals zu Saulgau war, von Mengen einen Hof zu Blochingen dazu. Die übrigen Besitzungen wurden fast alle durch Kauf erworben. Manches Erworbene wurde im Laufe der Zeit auch wieder veräußert. S. OA. Riedlingen S. 116. Die Käufe geschahen auf eine Weise, daß| man vermuthen muß, sie seyen fast mehr aus den Mitteln der Stadt, als aus denen des Spitals geschehen, und es seyen die Erwerbungen nur Namens des Spitals gemacht worden, um sie unter dem Schutze einer frommen Anstalt desto sicherer zu stellen. Das Spital-Vermögen wurde deßwegen auch immer mit dem der Stadt vermischt behandelt, und an den Spital wurden sogar mehrere rein städtische Abgaben entrichtet. In den Jahren 1748 und 1778 wurde zwar von der Östreichischen Regierung eine Absonderung angeordnet; dieselbe kam aber nie vollkommen zu Stande, und noch jetzt gibt es mancherley Zweifel und Anstände in der Sache. Mit der Spitalpflege ist jetzt verbunden:
das Leprosenhaus, oder Siechenhaus, das außerhalb der Stadt steht, und
das Armenhaus, in der Stadt. Beyde Häuser dienen zur Aufnahme von Armen und Kranken.
Vormals hatte Mengen auch ein Kloster. Es war ein Priorat oder Hospiz des Klosters St. Blasii, Benedictiner-Ordens, mit 3 Ordens-Geistlichen, einem Superior und 2 Capitularen. Das Einkommen beruhte fast ganz auf dem Patronatrechte von der Pfarrey St. Martin, womit ungefähr 176 Jchrt. Feldes zu Mengen verbunden waren. Die Zeit der Stiftung des Klosters ist nicht genau bekannt. Nach Urkunden der Stadt, welche noch aus dem großen Brande gerettet worden sind[2], schenkte den 10. Febr. 1282 die Stadt Mengen den Brüdern von dem St. Wilhelmsorden einen an ihr Kloster stoßenden Hofplatz – Curiam coenobio congruentem, und den 20. Merz 1282 bestätigte der Bischof von Constanz die Stiftung des Klosters, wobey aber der demselben geschenkte Platz der Königlichen Freigebigkeit verdankt wird. Durch Urkunde vom 4. Aug. 1304 schenkt der Herzog Friedrich mit Einwilligung seiner Brüder| Rudolph und Lupold von Östreich, dem Prior und Convent des Klosters die St. Martinskirche in Mengen mit dem Patronatrechte derselben und den Gütern, worauf dieses Recht haftete (post cessionem vel obitum ejusdem ecclesiae plebanum). Bald darauf, den 20. Okt. 1304, schenken die Edlen Werner und Ulrich von Ruolfingen dem Kloster das Patronat der Capelle zu Ruolfingen. Später wurde die Anstalt dem Kloster St. Blasii einverleibt, und von diesem im Jahr 1732 das gegenwärtige Gebäude errichtet. Nachdem Mengen an Würtemberg gekommen war, wurde die Anstalt aufgehoben. Die schöne Klosterkirche brannte i. J. 1810 ab, das Klostergebäude aber wurde im J. 1820 der Stadt von dem Staate für 3000 fl. zum Schulgebäude überlassen.

Ein Nonnenkloster, das seinen Sitz in dem Buchauischen Amtshause gehabt haben soll, wurde von dem Pfalzgrafen Hugo von Tübingen, als Grafen von Montfort und Herren von Scheer, i. J. 1254 gestiftet, 1259 aber nach Habsthal verlegt[3].

Die Begräbnißplätze der Stadt befanden sich früher bey den beyden Pfarrkirchen; unter K. Joseph, i. J. 1789, wurden sie vereinigt und vor die Stadt verlegt.

Der Gemeindezustand hat sich seit etlichen Jahren unter einer guten Leitung und Verwaltung auffallend gebessert. Vormals litt die Stadt an einer übergroßen Schuldenlast, welche hauptsächlich durch einen kostspieligen Proceß mit einigen Gemeinde-Mitgliedern entstanden ist, wozu dann noch Krieg und ein schweres Brandunglück kamen. Vgl. S. 101 u. 102. Die Stadt besitzt, neben den obengenannten Mühlen, sehr schöne Waldungen (s. S. 101.) und Allmanden und einen Torfstich an der Pfullendorfer Straße, worin jährlich 200.000 St. gestochen und zu 2 fl. bis 2 fl. 30 kr. das Tausend verkauft werden. Zu den Einkünften trägt auch| der Fruchtmarkt bey. Jeder Bürger genießt eine jährliche Bürgergabe von 11/2 Kl. Holz und einen Allmandtheil, wofür er jährlich 3 fl. an die Gemeindekasse bezahlt. S. S. 69. Das Wappen der Stadt besteht in einem in 2 Felder getheilten Schilde, wovon das eine Feld einen aufrecht stehenden Löwen, das andere das Abendgestirn enthält.
Geschichte der Stadt.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß schon die Römer eine Niederlassung auf der Stelle von Mengen gehabt haben, da, wie schon in der ersten Abtheilung gezeigt worden, eine Römische Heerstraße dahin führte, und in der Nähe mehrere Römische Denkmähler gefunden worden sind. Urkundlich kommt Mengen i. J. 819 erstmals vor. In diesem Jahre schenkt K. Ludwig der Fromme dem Kloster Buchau nebst der Kirche zu Saulgau auch die villa Maginga, die vermuthlich eine Königliche villa war. Wie aber dergleichen Schenkungen häufig für die Stifte wieder entweder durch die Eingriffe der Grafen und anderer Großen, oder dadurch, daß sich die Orte zu höherer Bedeutung erhoben, wieder verloren gingen, so war dieß auch bey Mengen der Fall. Indeß besaß das Stift doch bis zu seiner Auflösung noch die Kirche mit Zehnten und Gefällen, und hatte dafür in Mengen einen eigenen Amtmann oder Verwalter aufgestellt. Mengen und Ennetach liegen sehr nahe beysammen, und bildeten wirklich ehemals auch nur Einen Ort unter dem gemeinschaftlichen Namen Mengen. S. Ennetach. Aber schon frühe, um welche Zeit, und aus welcher Veranlassung ? ist unbekannt, wurde der auf dem rechten Ufer der Ablach gelegene Theil des Orts ummauert, und es entstand so Mengen Stadt, und Mengen Dorf. Doch wollte die Stadt dadurch keine wirkliche Trennung verursacht wissen, und wirkte noch i. J. 1375 von Herzog Leopold von Östreich die Erlaubniß aus, daß „die Bürger das Dorf zu der Stadt einfahen und vermauern mögen, unbeschadet der Nutzungen und der Steuer des Hauses Östreich.“ Aber die Ausführung scheint Hindernisse gefunden zu haben, und fand sie| später noch mehr unter der Herrschaft der Erbtruchseßen, welche es angemessen fanden, Ennetach in Verbindung mit Scheer zu erhalten. Die Stadt gab aber ihre Ansprüche nicht auf, und noch i. J. 1750 war ein Proceß darüber anhängig. I. J. 1276 erhielt Mengen von K. Rudolph die Rechte und Freyheiten der Stadt Freyburg nebst Jahrmärkten. Aus der Urkunde, die wir demnächst mittheilen werden, geht deutlich hervor, daß Mengen damals schon nicht blos ein ummauerter Ort, Oppidum, sondern eine städtische Gemeinde, Civitas, war; es geht aber zugleich auch daraus hervor, daß das habsburgische Haus damals schon festen Fuß in Mengen gefaßt hatte. Denn Rudolph ertheilte die Rechte seinem geliebten Sohn, dem Grafen Albert von Habsburg, und seiner Gemahlin Elisabeth zu Gefallen, jus in civitate dicta habentibus. Wann und wie das habsburgische Haus in den Besitz von Mengen gekommen, ist nicht bekannt, und auch in den östr. Urbarien, wo sonst immer die Erwerbstitel angegeben sind, nicht angezeigt. Nach seiner Lage und nach den zum Theil noch bestehenden Gerichtsbarkeits- und forsteylichen Verhältnissen hatte Mengen zu der Grafschaft Sigmaringen gehört, und in dem östr. Pfandschaftsrodel von 1313 wird es noch als ein Theil derselben aufgeführt. Daß es aber mit dieser Grafschaft, oder mit Scheer erkauft worden sey, wird schon dadurch widerlegt, daß diese beyden Besitzungen von Östreich erweislich später, als Mengen erworben worden sind. Tschudi behauptet, Mengen sey Reichsstadt gewesen, und von K. Rudolph und seinen Söhnen dem Reiche entzogen worden. Diese Behauptung scheint, wenn man dabey nicht an eine Reichsstadt in der spätern Bedeutung denkt, nicht ohne Grund zu seyn. Allen Umständen nach ist Mengen schon frühe von dem Grafschaftsverbande frey und zu einer unabhängigen, dem Kaiser und Reich unmittelbar unterworfenen Stadt geworden. Als solche mag sie dann von Rudolph dem Reich entzogen, und zu einer habsburgischen Hausbesitzung gemacht| worden seyn, und es läßt sich auf diese Weise erklären, warum in dem Urbar bey Mengen kein Erwerbstitel bemerkt ist[4].

Nicht lange war Mengen im Besitze des habsb. östr. Hauses, als auch schon die Verpfändungen wieder anfiengen: die von Reischach, von Magenbuch, von Rosenau, von Ellerbach u. a. waren in kurzer Zeit alle nach- und nebeneinander im Besitze. Im J. 1384 kam endlich die Pfandschaft an die Erbtruchseßen von Waldburg, und blieb bey diesen bis 1680, wo Östreich sie wieder an sich zog. S. 12. Von dieser Zeit an war Mengen wieder Östreichisch, bis der Presburger Frieden i. J. 1805 es mit seinem kleinen Gebiete, wozu Heudorf und Granheim gehörten, an die Krone Würtemberg brachte, die am 4 Febr. 1806 davon Besitz nahm.

Die Verfassung und Verwaltung der Stadt war, wie die aller Schw. Östr. Städte, auf ansehnliche Rechte und Freyheiten gestützt. I. J. 1364 erhielt die Stadt von K. Karl IV. Befreyung von dem K. Hofgericht zu Rottweil, 1379 wurde sie von K. Wenzel von allen auswärtigen Gerichten befreyt, und i. J. 1434 verlieh ihr K. Sigismund den Blutbann. So vereinigte der Stadtmagistrat| die ganze richterliche und polizeyliche Gewalt, und übte dieselbe nicht nur in der Stadt, sondern auch in den dazu gehörigen Orten, wiewohl hier nicht ohne Widerspruch von Seiten Sigmaringens, aus. Ein herrschaftlicher Beamter stand nicht an der Spitze; anfänglich gab es zwar herrschaftliche Vögte und Stadtammänner; allein diese verschwinden, man weiß nicht wie, oder wann[5]? Jedoch war Mengen, wie die andern Donaustädte, worunter es ebenfalls gezählt wurde, unter ein Östr. Oberamt und zwar unter das Ober- oder Kreisamt Nellenburg zu Stockach gestellt.

Der Stadtmagistrat war auf dieselbe Weise bestellt, wie zu Saulgau; unter ihm standen, wie dort, ein Stadt-Seckelamt, Steueramt und Spitalamt. Die ordentlichen Steuern betrugen:

A. Cameralsteuer, welche von dem Stadt-Seckelamt an das Rentamt Stockach entrichtet wurde, 240 fl. 30 kr.
B. Landessteuer, an die Landschaftskasse in Ehingen:
a. Dominicalsteuer .... 304 fl.
b. Rustical-Steuer ....  994 fl.
     1298 fl.

Das Steuersystem war dasselbe, wie in Saulgau, nur mit dem Unterschied, daß auf 100 fl. Steuer-Capital nur 20 kr. als einfache Jahrssteuer gelegt wurden.

Der Ort Heudorf zahlte 1/10 an allen Steuern und Abgaben; die Lehensbauern zu Granheim wurden als Bürger von Mengen behandelt.

Zoll und Weggeld waren landesherrschaftlich; das Umgeld war zwischen der Landesherrschaft und den Landständen getheilt.

| Der Vermögensstand der Stadt war, ungeachtet großer Proceß- und anderer Kosten, doch besser, als der von Saulgau. Das Vermögen wurde zu 103.000 fl. berechnet, wobey die Waldungen zu 75.000 fl. angeschlagen waren. Die Schulden beliefen sich, ohne die Steuerrückstände, auf 57.000 fl., die Einkünfte wurden auf 4.590 fl., die Ausgaben auf 5.326 fl. berechnet. Über die besondern Schicksale der Stadt finden wir, aus Mangel an allen Nachrichten, nur Folgendes zu bemerken. I. J. 1343 wurde Mengen von dem Grafen Eberhard von Würtemberg zerstört. Der Graf griff nämlich (s. Ehingen S. 90 und 95) den Grafen Conrad von Schelklingen, der von Östreich unterstützt bey Mengen stand, im Lager an, zwang ihn, in die Stadt sich zurückzuziehen, und eroberte, plünderte und verbrannte dann die Stadt[6]. Von den Schicksalen der Stadt im letzten französischen Kriege weiß man daselbst so wenig mehr, als von denen im 30jährigen Kriege. An den Thürmen der Stadt sieht man noch viele Spuren von Geschützkugeln, es ist aber unbekannt, aus welcher Zeit sie herrühren. Wie die Stadt i. J. 1632 von den Schweden bedrängt worden, ist schon oben erzählt. In dem letzten franz. Kriege litt dieselbe hauptsächlich durch Einquartirungen und Lieferungen. S. 16. – I. J. 1604 soll die Stadt ganz abgebrannt seyn. Ein großes Brand-Unglück erlitt sie in neuerer Zeit, da am 8. Oktober 1819 in einer Scheuer des Rothochsenwirths, man weiß nicht, wie? Feuer ausbrach und 88 Gebäude, darunter das Rathhaus und 65 Wohnhäuser in Asche legte. 116 Familien verloren dabey ihr Obdach, und mit dem Rathhause verbrannte auch der größte Theil des städtischen Archivs. Der Verlust an Gebäuden ward auf 150.790 fl., an Mobilien auf 65.510 fl., zusammen auf 216.300 fl. geschätzt. Der ersetzte Brandversicherungs-Anschlag betrug 61.840 fl., durch milde Gaben| wurden in Geld und Naturalien 30.936 fl. zusammen gebracht.

Aus den Umgebungen der Stadt verdienen noch als Merkwürdigkeit erwähnt zu werden:

Die Burg. Sie stand bey Mengen, Nach dem Habsb. Östr. Pfandschaftsrodel von 1313 hatte der Landvogt Schiltung den Burghof bey der Stadt Mengen, und die Fischenz daselbst (Curiam Castri juxta oppidum Meyngen et piscinam ibidem) in pfandschaftlichen Besitze.

Der Riedhof. Er wurde i. J. 1777 von dem Spital zu Mengen in dem Donauriede, an der Ostracher Brücke, und zwar auf dem Platze, Kyburg genannt, erbaut. Die Erbauung und die damit verbundene Abstellung der Weide gaben zu vielen Streitigkeiten unter der Bürgerschaft Veranlassung, in deren Folge der Hof im Jahr 1793 wieder abgebrochen werden mußte, und der schöne Bezirk noch jetzt Weide ist.

Burkhardshausen. Dieser Name, den ein Bezirk der Menger Stadt-Waldungen führt, soll auf einen abgegangenen Ort deuten.

Zur Gemeinde Mengen gehören:

2) Die Spitalmühle, 1/8 St. von der Stadt an der Ablach. Sie ist Erblehen des Spitals, und entrichtet an diesen jährl. 80 Sr. Mühlfrucht und 33 Sr. Kernen.

3) Die Walkmühle, verbunden mit der Schleif- und Lohmühle, 1/4 St. von der Stadt. Sie ist städtisches Eigenthum.

4) Das Leprosenhaus, ganz nahe bey der Stadt. S. o.

5) Granheim, ein aus 2 Höfen bestehender Weiler am Abhange gegen das Ostrachthal, 3/4 St. von Mengen mit 22 kath. Einw. Die Höfe sind Lehen des Spitals Mengen, und geben die 4te Garbe. Sie waren früher Filial von Ennetach, i. J. 1786 wurden sie mit der obern Stadtpfarrey in M. verbunden. Die Zehnten bezieht zu 3/4 der Staat| (früher Stift Buchau), zu 1/4 die Stadtpfarrey, von einigen Äckern auch das Spital und die Pfarrey Hohentengen; Heu-und Blutzehnten wird nicht gereicht. Die Höfe wurden i. J. 1398 von dem Kloster Habsthal für 18 lb. an das Spital verkauft.
  1. Dieses angebliche Wunder hängt mit folgender Begebenheit zusammen. Am 18. May rückten die Schweden gegen Mengen an. Auf Anflehen des wunderthätigen Marienbilds wurden sie in dem Riede durch einen dichten Nebel in Verwirrung gesetzt und zum Rückzuge veranlaßt. Diese unerwartete Rettung wurde bis auf unsere Zeit alljährlich am 18. May mit Gottesdienst und Procession um die Stadt, unter dem Zulauf einer großen Volksmenge aus der Nachbarschaft, gefeyert. Neuerlich ist die Feyer auf den Pfingstmontag verlegt worden.
  2. Einige dieser Urkunden sind auch abgedruckt in Gerbert Hist. Silv. Nigr. T. III. Nr. 150, p. 20, und Nr. 186, p. 241. Herrgott Geneal. Habsb. T. II. P. II. Nr. 604, p. 505, und Nr. 698. p. 588.
  3. Geschichte des Klosters Habsthal, in den Würt. Jahrbüchern. 1825. S. 419 u. ff.
  4. In der Bischöfl. Bestätigungs-Urkunde des Nonnenklosters zu Mengen v. J. 1257 wird die Stadt Vrie (Frey) Mengen genannt. Wir fügen noch bey, daß Pfullendorf, das ebenfalls zur Grafschaft Sigmaringen gehört hatte, i. J. 1220 von K. Fridrich II. zur freyen Reichsstadt erklärt worden ist, und daß der Großvater Friedrichs, Friedrich I. i. J. 1160 mit einem zahlreichen Gefolge zu Mengen verweilte, wie aus einer Urkunde des Kaisers, Actum Meingen 16. May 1160, hervorgeht. Wie lebhaft es damals in Mengen gewesen seyn mag, zeigen schon die in der Urkunde unterschriebenen Zeugen: Rudolfus Leodicensis Episcopus; Bertoldus Dux de Ceringa; Hugo Palatinus Comes de Tuwingen; Comes Rudolfus de Phullendorf; Comes Ulricus de Lenzeburg; Comes Hartmannus de Kirchberg; Comes Manegoldus de Vehringen; Comes Burcardus de Zolre ; Conradus de Szuzenrieth; Godefridus de Gundelvingen; Egnolfus de Urselingen, Swicherus de Aspermont, et Ulricus frater ejus, Heinricus et Ulricus filii ejus. Cunradus de Medezen et alii quam plures. Sodann der Vice-Kanzler Heinrich. S. Herrgott Geneal. Habsb. V. II. p. 188. N. 240.
  5. In den Stadtrechnungen lauft noch ein s. g. Stadtammanngeld von 25 fl. 41 kr., das die Stadt jährlich an die Landesherrschaft zu bezahlen hat, ohne Zweifel, wie Saulgau, als Recognitionsgeld für die Überlassung des Stadtammansstabs. – Unter den ältesten Vögten und Stadtammannern findet man die Schiltung, Reischach, Magenbuch, Rosenau u. a. berühmte Namen.
  6. S. Beschr. des OA. Ehingen. S. 90 und 95. – Sulger Annal. Zwif. I. 287. – Steinhofers Würt. Chronik. I. S. 65.