Beschreibung des Oberamts Rottweil/Kapitel B 32
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Auf der Liashochebene hat der mittelgroße, etwas in die Länge gedehnte Ort eine freie, den Winden ausgesetzte Lage; er besteht mit Ausnahme mehrerer stattlicher Bauernhäuser größtentheils aus mittelgroßen, mitunter sehr kleinen Wohnungen, die durchaus mit Ziegeln gedeckt und meist getüncht sind. Die Gebäude lagern sich theils in mäßigen Entfernungen, theils etwas gedrängt an den breiten, ziemlich gut unterhaltenen Straßen, so daß der mit Obstbaumgärten, vereinzelten Waldbäumen, Eschen, Birken, Vogelbeerbäumen, und Wiesengründen umgebene Ort einen freundlichen Eindruck macht. Den Verkehr des Orts vermitteln Vicinalstraßen nach Neukirch, Schömberg und Feckenhausen, überdieß berühren die Staatsstraßen von Rottweil nach Schömberg und die von Spaichingen nach Schömberg die Gemeindemarkung.
Die so ziemlich inmitten des Ortes gelegene dem h. Nikolaus geweihte Kirche wurde im Jahre 1789 erbaut, und endigt in einen schmäleren halbsechseckigen Chor. Zwischen diesem und dem Schiff erhebt sich ein achteckiger Dachreiter. Über dem Westeingang steht die Jahreszahl 1789. Das hübsch gehaltene Innere besitzt mehrere gothische Holzskulpturen: auf dem linken Seitenaltar eine schöne halblebensgroße Pieta, auf dem Hochaltar die sehr tüchtigen Figuren des h. Nikolaus und der h. Agatha. In der Mitte des Hochaltars sieht man ein schönes modernes Ölgemälde, Christus am Kreuz, von J. Fuchs (1860), auf den Seitenaltären Mariä Himmelfahrt und Joseph und Maria mit dem Kind, beide sehr ansprechend gemalt von M. Jacob 1869, – und endlich an der Nordwand des Schiffes ein großes figurenreiches Ölbild aus der späten Renaissancezeit. Früher befanden sich in der Kirche einige altdeutsche Gemälde.
Der mit vielen trefflichen Schmiedeisenkreuzen geschmückte, im Jahre 1870 vergrößerte Friedhof geht um die Kirche.
Das im Jahre 1804 erbaute, von einem Garten umgebene hübsche Pfarrhaus liegt westlich der Kirche und ist, wie diese, von der Gemeinde zu unterhalten.
Das 1834–35 erbaute Schulhaus ist zweistockig und befindet sich in ziemlich gutem Zustande; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.| Außer ihm stehen im Eigenthum der Gemeinde zwei Waschhäuser, ein Backhaus und ein Armenhaus.Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 5 Pump- und 46 Schöpfbrunnen. Auch die Markung ist reich an Quellen, die bedeutendsten sind, außer denen im Ort, im Steinbach, Reutele, Langenthal und Keßlersloch. In die Markung greifen ein der Vollochbach, auch Langenthalbach, weiter unten Weiherbach genannt, und der Steinbach, weiter unten Jungbrunnenbach genannt. Über den Vollochbach bestehen eine steinerne Brücke und 2 steinerne Stege, über den Steinbach eine steinerne Brücke; sie sind sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.
Die körperlich wohlgestalteten und gesunden Einwohner, von denen gegenwärtig nur einer über 80 Jahre alt ist, sind fleißig, sparsam und treiben hauptsächlich Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe sich nur auf die nöthigsten Handwerker beschränken. Zwei Schildwirthschaften und 2 Kramläden bestehen im Ort. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind befriedigend, indem der wohlhabendste Bürger 50 Morgen Feld und 11/2 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 20 Morgen Feld und 1 Morgen Wald und die ärmere Klasse nur 11/2 Morgen Allmanden besitzt. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 4 Personen.
Die ziemlich große, von Südwest nach Nordost in die Länge gedehnte Markung hat, mit Ausnahme der steilen, vielfältig getheilten Abhänge gegen den Steinbach und den Vollochbach, im südwestlichen Theil eine ebene, im nordöstlichen und östlichen aber eine etwas hügelige Lage und einen mittelfruchtbaren Boden, der auf der Ebene meist aus den Zersetzungsprodukten des Liassandsteins und Liaskalks mit beigemengtem Lehm, in dem hügeligen Theil der Markung aber aus den weniger fruchtbaren der Turneri- und Amaltheenthone, der Numismalismergel und des Posidonienschiefers besteht. An den Gehängen gegen die Thäler machen sich die Verwitterungen der oberen Keuperschichten geltend. Bonebedsandsteine und Liaskalksteine werden gewonnen, auch ist eine Lehmgrube und eine Sandgrube vorhanden.
Das Klima ist ziemlich rauh und die Gegend wird nicht selten von Frühlingsfrösten, kalten Nebeln und wegen der hohen freien Lage von starken Winden heimgesucht. Hagelschlag war früher nicht häufig, ist aber in neuerer Zeit, in den Jahren 1868, 1869 und 1871 vorgekommen.
Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben, wobei man sich noch häufig des Wendepflugs und nebenbei des Brabanterpflugs bedient; auch haben die eisernen Eggen, die Walzen, namentlich auf der Parzelle Sonthof, wo sich auch eine Dreschmaschine befindet, Eingang| gefunden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidefrüchte und von diesen vorherrschend Dinkel und Haber, ferner Kartoffeln, viel Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Esparsette und Wicken). Von den Felderzeugnissen können jährlich etwa 200 Scheff. Dinkel, 130 Scheff. Haber, 20 Scheff. Gerste und 10 Scheff. Weizen auf der Schranne in Rottweil abgesetzt werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert größtentheils ein gutes, theilweise saures Futter. Die Wiesen sind zweimähdig und ohne Wässerung. Die Obstzucht ist in ziemlich gutem Zustande und namentlich hat die Gemeinde viele Obstbäume auf Allmanden pflanzen lassen; man zieht vorzugsweise Goldparmänen, Weinäpfel, Junkersbirnen, Wasserbirnen und von Steinobst Zwetschgen und Kirschen. Das Obst geräth nicht besonders gerne und der Obstertrag wird im Ort verbraucht. Die Jungstämme bezieht man aus der Gemeindebaumschule und zur Pflege der Obstzucht sind zwei besondere Baumwarte aufgestellt.Die Gemeinde besitzt 50 Morgen Nadelwaldungen, deren jährlicher Ertrag theils zur Heizung des Schul- und Rathhauses verwendet, theils zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 60 fl. verkauft wird. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde noch aus 60 Morgen eigentlicher Weide, nebst der Brach- und Stoppelweide 380 fl. Pacht, aus der Pferchnutzung 280 fl. und aus Allmanden 540 fl.; letztere sind an die Ortsbürger in Theilen von 15/8 Morgen verliehen.
Die mit einer Kreuzung von Simmenthaler und Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist in gutem Zustande und es wird durch 3 gekreuzte Farren nachgezüchtet. Der Handel beschränkt sich mehr auf das entbehrlich gewordene Vieh, dagegen werden täglich etwa 30 Maß Milch nach Rottweil abgesetzt. Im Spätjahr findet theilweise noch Viehaustrieb statt. Die Zucht wie auch die Haltung der Pferde ist von keiner Bedeutung. Schafzucht betreibt hauptsächlich nur der Pächter von der Staatsdomäne Sonthof, der gegenwärtig auch die Gemeindeweiden gepachtet hat und den Sommer über 430, im Winter 530 spanische Schafe auf der Markung laufen läßt. Der Verkauf der Wolle geht nach Tuttlingen und der Abstoß der Schafe nach Sulz und nach Möhringen im Großherzogthum Baden. Die Schweinezucht (englische und halbenglische Race) ist sehr namhaft und erlaubt über den eigenen Bedarf einen jährlichen Verkauf von etwa 400 Ferkeln und 45 Mastschweinen. Auch von dem zahlreich gezogenen Geflügel werden Gänse und Hühner, weniger Enten, nach Rottweil, Straßburg und in die Schweiz abgesetzt.
Außer dem Stiftungsvermögen (s. Tabelle III) und einem Schulfonds von 870 fl., besteht noch eine besondere Stiftung mit| 100 fl. von Jakob Rieger, deren Zinsen zum Ankauf von Wecken verwendet werden sollen, die am Tage der Prüfung den schulpflichtigen Kindern verabreicht werden.Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir einige Grabhügel in dem bei Sonthof gelegenen Bitzwäldchen; in dem südwestlich von Zepfenhan gelegenen Wald kommt die Benennung „Burgstall“ vor und eine Anhöhe östlich vom Ort wird „Bürg“ genannt. Beide Benennungen deuten auf ehemalige Burgen, von denen jedoch keine Spuren mehr vorhanden sind. Zunächst (östlich) am Ort trägt eine Stelle den Namen „Schildwache“. Auf den südöstlich vom Dorf gelegenen Kreuzäckern stößt man zuweilen auf Gebäudeschutt, nach der Sage soll hier eine Kapelle gestanden sein. Ferner geht die Sage, daß der Ort früher etwa 20 Minuten westlich von seiner jetzigen Stelle gelegen sei. Auf dem Eggerwaldbühl und auf der rothen Steig soll es geisten.
Der Ort wird das erstemal erwähnt, als den 5. Juli 1281 die Ritter, Volkard und sein Sohn Heinrich, von Sunthain (Sonthof), von Schulden gedrückt, mit Einwilligung der Lehensherrn, der Edeln Wernher und Albert von Zimmern, gewisse Güter zu „Epphenhain“, der Wäberin Gut genannt, um 6 Mark Silbers an die Rottweiler Bürger Diepold und Heinrich von Feckenhausen verkaufen. Zeitweilig gehörte der Ort mit Sonthof zur Grafschaft Hohenberg, wie aus der Zustimmung des Grafen Albrecht III. von Hohenberg zu dem am 28. Mai 1301 geschehenen Verkauf von hiesigen Leibeigenen durch Hugo von Sonthaim und seine Söhne Albrecht und Heinrich an das Kl. Kirchberg, namentlich aber aus einem Lehenbriefe Gr. Rudolfs III. von Hohenberg für Hans von Thierberg „über Sunthain mit Leut und mit Gut und den Widemhof daselbst und den Kirchensatz, der in den Hof gehört, und Zepfenhain das Dorf“ vom 30. März 1377, hervorgeht (vergl. Schmid Hohenberg 422). Allein aus späterer Zeit sind keine Beziehungen des Ortes zu dieser Grafschaft mehr bekannt, derselbe gehörte vielmehr dem Kl. Rottenmünster. Dieses machte seine frühesten bedeutenderen Erwerbungen hier im J. 1294 vom Kl. Schaffhausen, im J. 1301 von Frau Mechthilde von Feckenhausen, in den J. 1354 und 1356 von Eberhard von Balingen (verschiedene Güter um den Kaufpreis von 51, bezw. 52 Pfd. Hllr.), in den J. 1376 und 1380 vom Edelknecht Haug von Sontheim in Verbindung mit seiner Gattin Kunigunde von Sinkingen (Gülten, Höfe je um 24 Pfd. Hllr.). Im J. 1516 verglich sich die Zepfenhaner Maierschaft, welche jährlich auf dem Sontheimer Hof gewisse Frohndienste zu leisten hatte, mit dem Kloster dahin, daß sie statt derselben jährlich der Herrschaft 10 Pfd. hälftig| auf den Maitag, hälftig auf Martini zu bezahlen habe, und im J. 1618 verglichen sich der Pfarrherr Venerand Gabler, die Vögte, Gerichte und Gemeinden zu Zepfenhan und Neukirch samt den Höfen Vaihingen und Sontheim über eine Reihe pfarrlicher Angelegenheiten. – Im 13. und 14. Jahrhundert erscheinen auch Angehörige der Familien Bletz und Betting hier begütert.Der Ort war zwar in früherer Zeit mit Neukirch pfarrlich vereinigt, hatte jedoch eine eigene Kirche, für deren Besuch am Nicolausfeste P. Innocenz XI. den 15. Apr. 1684 einen siebenjährigen Ablaß ertheilte; im J. 1803 wurde hier eine eigene Pfarrei errichtet.
Zu der Gemeinde gehört:
b. Sonthof, k. Staatsdomäne, 1/4 Stunde nordöstlich von Zepfenhan gelegen. Zu dem aus ansehnlichen Gebäuden bestehenden Hof gehört ein arrondirtes 582 Morgen großes Gut, (darunter 251 Morgen Äcker, 118 Morgen Wiesen, 74 Morgen Weiden und 132 Morgen Wald), das an Johannes Zink gegen jährlich 1550 fl. nebst 75 Scheff. Dinkel und 50 Scheff. Haber verpachtet ist. Der Pächter bewirthschaftet das Gut rationell und hat einen schönen Viehstand neben einer beträchtlichen Schafhaltung aufgestellt. Auf dem Hof befinden sich zwei künstlich angelegte Weiher, die abgelassen werden können und eine Mühle, Dresch- und Strohschneidmaschine treiben. Im Hof stand früher eine dem heil. Martin geweihte Kirche, die im Jahr 1841 wegen Baufälligkeit abgetragen wurde.
Dieser Hof, welcher, früher größer, ein Dorf bildete und Sunthain, Sunthaim geschrieben wurde, wird zuerst genannt durch seinen Ortsadel. Demselben gehörten an: die Ritter Albrecht und sein Bruder Volkard, welche nach der späteren Bestätigungsurkunde des Gr. Albrechts II. von Hohenberg aus dem J. 1262 ihren eigenthümlichen Hof zu Vaihingen (s. o.) an das Kloster Rottenmünster schenkten; Albrecht den 27. Jan. 1269 und Hugo im J. 1273 Zeugen des genannten Gr. Albrecht; Ritter Heinrich, welcher mit seiner Ehefrau Adelheid sich im J. 1289 zu Gunsten des Klosters Rottenmünster all seiner Rechte auf eigene Güter zu Rottenmünster begab und den 15. Sept. 1293 auf seinen und seiner Ehefrau Tod dem Kloster Kirchberg Güter bei Schömberg vermachte; Hugo und seine Söhne Albrecht und Heinrich im J. 1301 als Verkäufer von Leibeigenen zu Zepfenhan (s. oben); Johannes, des Strube von Isenburg Schwiegersohn, im J. 1318 Zeuge Berthold Hasenbeins; Hugo, welcher den 12. Nov. 1343 von dem Gr. Albrecht V. und seinen Brüdern Hugo und Heinrich von Hohenberg ihm angefallenes Erbe, den Zieglershof, die Widdum und den Kirchensatz zu Dormettingen, sowie den 3. Theil des Laienzehenten zu Ebingen als| Mannlehen erhielt; Albert, Heinrich, Johannes und Albrecht in der Aufzeichnung der Hohenberger Lehen aus dem 14. Jahrhundert als Hohenberger Lehenleute genannt; Haug, welcher in den J. 1376 und 1380 Besitzungen zu Zepfenhan an das Kl. Rottenmünster verkaufte (s. o.) – (vrgl. Schmid a. a. O. S. 21, 29, 31, 41, 43, 157, 218. Urkb. S. 223).Wie die vielfachen Beziehungen der Herrn von S. zu den Grafen von Hohenberg und der oben genannte Lehenbrief von 1373 beweisen, bildete das Dorf Sontheim längere Zeit hindurch einen Bestandtheil der Grafschaft Hohenberg, von welcher es wohl die Herrn von S. und später die Thierberg zu Lehen trugen. Allein auf nicht näher bekannte Weise kam das Kloster Rottenmünster (spätestens im Anfang des 16. Jahrhunderts) in den Besitz des Ortes. Im J. 1516 wird er bereits Hof genannt; über ihn sollte nach dem öfters genannten Vergleiche vom 9. Febr. 1544 dem Haus Österreich die hochgerichtliche Obrigkeit zustehen, während derselbe, soweit er mit dem Etter und seinen Zwingen und Bännen Rottweil zu liege, im Bezirk von dessen freier Pürsch bleiben sollte. Zur Zeit der Ankunft an Württemberg (1802) waren hier nur ganz wenige Einwohner.
Im liber decimationis vom J. 1275 (s. ob. S. 158) wird ein hiesiger Pleban Ulrich aufgeführt, auch in der genannten Urkunde vom J. 1377 kommt der Sontheimer Kirchensatz vor. Zur hiesigen St. Martinskirche stund in den J. 1461 und 1491 dem Kl. Rottenmünster das Präsentationsrecht zu. Später waren die Sontheimer nach Neukirch eingepfarrt.
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