Beschreibung des Oberamts Rottenburg/Kapitel B 15
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Es scheint es habe sich ein eigenes adeliches Geschlecht von Niedernau geschrieben. 1415 war Hans von Niedernau zu Rottenburg seßhaft. 1377 verkauft Vollkart von Ow nebst andern auch seine eigene Leute zu Niedernau an Graf Rudolph von Hohenberg. 1400 löst Rudolph den „von Leutpold zue Östreich an Conrad Pöpplin, genannt Höppeler" versetzten Theil von Niedernau ein; 1404 versetzt Herzog Friedrich das ganze Dorf gleichfalls diesem Grafen; 1423 erhält Conrad Stöb von Rottenburg von Herzog Friedrich das Fischwasser zu Niedernau mit den zugehörigen Gütern und Gülten zu Lehen. Nach verschiedenen Abwechslungen kam dasselbe (Fischwasser) 1603 und 1621 getheilt an den Spital zu Rottenburg. Während des dreyßigjährigen Krieges litt Niedernau insbesondere auch sehr. Den 11. Febr. 1633 brannte der schwedische Oberst Brinkh 30 Häuser und Scheuern nieder. Die Mühle zu Niedernau ward durch Erzherzogin Mechtild ihrem Kammermeister Georg Seidensticker pfandweis überlassen; 1466 von Heinrich Wiest und dessen Vetter Marquard, durch Gnaden seiner gnädigen Frau zu Östreich, um 30 fl. zu seinen Handen gelöst; 1636 wurde dieselbe um 4000 fl. an Martin Schlichter, Burger zu Niedernau, käuflich überlassen. In der Folge kam sie durch Tausch an die Jesuiten zu Rottenburg, nach deren Auflösung zum Studienfond, dann wurde sie mit dessen übrigen Gütern unter Würtemberg incammerirt, und endlich an Johann Daub, Burger von Rottenburg, verkauft.
| Rückwärts vom Bade auf der Anhöhe und zwar auf einem abgesonderten Bergkegel, sind noch einige wenige Ruinen des Stammschlosses derer von Ehingen zu sehen[5]. Dieses adeliche Geschlecht hauste hier schon im 12. und 13. Jahrhundert. Noch im J. 1603 standen mehrere Mauern und auch ein Theil der alten Schloßkapelle, wo zu lesen stand: vivebat anno 1291 vir nobilis Wernher von Ehingen Vogt von Staufen, u. s. w. Dieser Wernher starb 1300, und ward in der Familiengruft im Stifte zu Ehingen begraben, wo in alten Zeiten noch sein Grabstein, so wie der des Conrads von Ehingen von 1357 zu sehen war. Es ist ungewiß, ob dieses Geschlecht der Stadt Ehingen, oder ob diese dem Geschlecht den Namen gegeben, es hatte weit umher Sitze, als auf der Burg Aigelsee, welche die 2 Brüder Wernher und Conrad von Ehingen 1320 nebst dem Dorfe Westerheim an Graf Ulrich von Helfenstein verkauften [6], dann zu Entringen, Kilchberg, Sulzau, Obernau und andere reiche Güter. Eine lange Reihe von edlen Männern, tapfern Rittern, Kriegern und Staatsmännern, Kirchen- und Staatsdienern zieht sich durch das Mittelalter bis in spätere Jahrhunderte in diesem Edelgeschlechte herab. Ihr Stammschloß liegt nun, man weiß nicht wie und warum? verwüstet, so wie das edle Geschlecht längst erloschen ist.
- ↑ Früher, ehe der jetzige Badinhaber, Dr. Raidt, den Weg durch das Thal machen ließ, führte der Weg über einen steilen Berg und war fast noch so weit. A. d. H.
- ↑ Beyde sind an die Gemeinde auf 9 Jahre verpachtet, jener für 88 Sch. Dinkel, 25 Sch. Haber und 22 Sch. Gerste, dieser für 20 fl. jährlich, der Heu- und Öhmdzehnte, woran die Pfarrey Schwalldorf und die Besitzer des ehemaligen Widdumguts 6/7 hatte, ist neuerlich fast ganz abgelöst worden, und der kleine Antheil des Staats ist zu 11 fl. verpachtet.
- ↑ Niedernau ist unstreitig dermalen eines der angenehmsten Bäder, wo nicht das angenehmste in Würtemberg. Selten findet man so viel Sinn und Geschmack in Einrichtung und Anlagen, so viel Ordnung und Aufmerksamkeit in Bedienung und Unterhaltung; noch seltener wird das Beyspiel seyn, daß die Badegäste ihrem Wirthe ein Denkmal dankbarer Zufriedenheit errichteten, wie das in Niedernau vor 3 Jahren geschehen ist. A. d. H.
- ↑ Über Niedernau hat auch D. Rud. Jac. Camerarius in einer Dissert. de Acidulis Niedernowensibus. Tubingae 1710 geschrieben. A. d. H.
- ↑ Das Thal wird davon das Ehinger Thal genannt. Vergl. S. 41. A. d. H.
- ↑ Es ist dies die Burg Egelsee, bey der anfänglich das Kloster Blaubeuren erbaut werden sollte. A. d. H.
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