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Beschreibung des Oberamts Riedlingen/Kapitel B 10

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10. Daugendorf,

in ältern Urkunden fast immer Taugendorf geschrieben, ein kath. vormals Zwiefaltisches Pfarrdorf, an dem linken Donauufer, 1 kl. Stunde unter Riedlingen, mit 439 Einw., C. A. und F. A. Zwiefalten. Zehnten, den großen bezieht der Staat, den kleinen die Pfarrey, ebend. statt des Heuzehnten von jedem Mmd Wiesen 30 kr.; von 56 Morg. hat die Stadtpfarrey Riedlingen den großen und kleinen Zehnten.

Gefälle beziehen: der Staat 213 fl. 50 kr. und 3041/8 Sch. 23/8 V. Dinkel, 1101/8 Sch. 11/4 V. Haber, 556/8 Sch. S. 5 E. Gerste, 1 Sch. Hanfsaamen; der Heilige 46 fl. 59 kr., die Pfarrey 12 fl.; die Präsenz Riedlingen 1 fl. 18 kr., Pfarrey Zell 24 kr.; die Heiligen zu Upflamör und Emeringen 50 kr. und 22 kr. Die Staatsgefälle fließen aus 30 Falllehen, wovon aber neuerlich 16 allodificirt wurden, aus Zinsgütern, Frohngeldern, wozu noch Vogthaber, Schutz- und Bürgergeld (von jeder Ehe 1 fl. 30 kr.) kommen. Das Fischwasser von Daugendorf bis über Zell, gehört dem Staat und ist für 7 fl. 30 kr. verpachtet.

Die Baulast des Pfarrhofes und, bey Unzulänglichkeit des geringen Kirchenfonds, auch der Pfarrkirche hat die K. Kammer. Die Kirche wurde 1767 neu gebaut. Vor dem Orte liegt eine kleine Capelle, worin von Zeit zu Zeit Messe gelesen wird, sie hat einen kleinen Fond von 330 fl. Ehedem war D. Filial von Zell, 1407 stifteten, nach Sulgers Annalen, Rud. v. Friedingen und Johann Boßo nebst der Gemeinde D. eine Caplaney zu der dortigen Capelle zu St. Leonhard, und 1536 wurde diese zur Pfarrey erhoben. Der| Ort hat eine Pottaschensiederey, 2 Schildw., 1 Brauerey und 2 Öhlmühlen, welche von Pferden getrieben werden. Vor 80 Jahren stand auch noch eine Mahlmühle an der Donau, welche nach Zwiefalten versezt wurde; in dem Gebäude ist nun eine Färberey. Eine Bleiche, welche das Kloster hier hatte, wurde unter Würtemberg aufgehoben. Von 2 Steinbrüchen wird der eine stark zum Kalkbrennen benuzt. Bey dem Orte, auf beyden Seiten der zur Donaubrücke führenden Straße, stehen 2 Hügel, die einst die Burgen adelicher Geschlechter trugen, noch jezt Burgstall genannt. Vielleicht wurden sie schon von den Römern, von welchen man hier auch schon Münzen gefunden hat, zur Vertheidigung des Übergangs über die Donau befestigt. S. 21. Auf dem einen Hügel wurde vor 20 Jahren noch Mauerwerk ausgegraben. Daß Daugendorf schon 805 von den Grafen von der Folkoltsbar an St. Gallen vergabt worden, und daß Gr. Chadaloch i. J. 817 eine Urkunde „in ipsa villa, quae dicitur Taukindorf“ ausgestellt hat, ist schon oben bemerkt, ebenso daß „Herzog Berthold“ vermuthlich Vater der erstern, dem Kloster Reichenau eine Schenkung zu D. gemacht hat. Dieser Schenkungen ungeachtet, war D. nachher im Besitze der Allem. Herzoge, und kam, vermuthlich durch Brigide, die Tochter Herzog Herrmanns II. und Gemahlin Herzogs Adelbero von Kärnthen, auf ihren Enkel den Herzog Heinrich von Kärnthen. Laut der oben angeführten Urkunden aber überließ es der Herzog seinem Vetter[1], dem K. Heinrich IV. (III) und der Kaiser machte damit dem Kloster St. Gallen ein Geschenk. In der Folge findet man jedoch nicht mehr das Kloster, sondern die Grafen von Veringen, in deren Comitat D. lag (s. o.) und die von Emerkingen und Stein im Besitze. Den Veringischen Antheil trugen, nach Zwiefalter Urkunden, die von Friedingen zu Lehen, und 1407 eignet ihn Graf Wölfli, (Wolfrad) von Veringen, dem Rudolph von Friedingen, zu| Taugendorf gesessen. Dieser Rudolph verkauft denselben u. Alles, was er zu D. besessen, 1415 an das Kloster Zwiefalten für 3000 fl. Den Emerkingischen Theil, wovon die Grafen von Emerkingen schon 1094, 1108 und 1152 dem Kloster einzelne Güter geschenkt hatten, findet man von 1201 an im Besitze der Bossonen (s. Zwiefaltendorf) und neben ihnen der von Hertenstein und Hornstein, lauter Stammsverwandte. Im J. 1363 und später saßen Oßwald Bosso und Bruno von Hertenstein auf den Burgen zu Daugendorf. 1385 verkaufte Bruno seinen Theil mit der Fischenz an Rudolph von Friedingen für 170 Pfd. H. S. o. 1441 verkauft Heinrich der Bosse seinen Antheil mit Gerichten um 3000 fl. an Zwiefalten. Dadurch und durch einige andere Käufe von einzelnen Höfen, (1616 einen Hof von Hornstein, 1645 einen Hof von Salmannsweil und einen von Heiligkreuzthal, 1649 den Caplaneyhof von Riedlingen) kam das Kloster in den vollen Besitz von D. Einige Güter hatte es auch 1257 von dem Kloster Marchthal eingetauscht.

In alten Zeiten hatte D. auch ein Kloster, das der Sage nach auf dem Teutschbuch gestanden haben soll. Ein Theil des Zehnten zu Herbortshofen war Lehen des Klosters, und nach einer Ehinger Spital-Urkunde verkauft Ulrich Kaib denselben 1384 an den Spital zu Ehingen, und Friedrich Kaib, Propst zu Taugendorf, des Ordens von dem h. Grab, verzichtet auf die Lehensherrlichkeit. Auf Daugendorfer Markung lag auch:

Dietenburg, eine Burg, die auf der Markungsgrenze gegen Riedlingen, auf schroffer Anhöhe über der Donau stand, auf einem, jetzt mit Gesträuche bewachsenen Hügel Haldenrain genannt. Schon 1364 führen die Bossen und die Hertenstein Streit mit Riedlingen über die Weidegrenzen, bey den Ruinen der alten Burg Dietenburg[2]. Es schrieb sich eine Familie von Dietenburg, und ums| J. 1102 führten die Edlen von Dietenburg einen merkwürdigen Kampf mitten in der Donau gegen die Veringer[3].

In der Nähe von Daugendorf lagen ferner:

Weiler, eine Burg, welche den von Weiler gehört hat. Sie stand am Fuße des Teutschbuchs, an der Riedlinger Straße, wo der Platz noch Weilerstock genannt wird. 1396 verkauft Joh. v. Weiler, in Biberach wohnhaft, Güter an Zwiefalten. Er war, wie Sulger glaubt, der lezte seines Geschlechts[4]. Ritter v. Weiler kommen auch in Heiligkreuzthaler Urkunden von 1251 und 1297 vor.

Bibrugg, Bibruck, ein abgegangener Weiler, zwischen Daugendorf und Grüningen, wovon der Bezirk noch den Namen trägt. Ums J. 1296 bekennt Conrad von Thalheim daß er Alles, was er in den Dörfern Daugendorf und Bibrugg besitze, als Lehen von Zwiefalten habe; 1363 erwähnt Ludwig von Hornstein seiner Besitzungen in villa Bibruck und 1479 verkauft Peter Salzmann, Canonikus in Buchau, seinen Hof zu Bibruck an Zwiefalten für 220 Pfd. H.


  1. Die Großmütter waren Schwestern. Neugart. Episc. Const. I. pag. 421
  2. Sulger Annal. Zwif. I. p. 302.
  3. Ibid. p.37.
  4. Ib. II. p. 8. Ib. I. p. 252. 502, II. p. 76.