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Beschreibung des Oberamts Oehringen/Kapitel B 42

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Wohlmuthhausen,


Gemeinde III. Klasse, 461 Einw.; a. Wohlmuthhausen, Dorf, 219 Einw.; b. Haberhof, Hof, 24 Einw.; c. Hohensall, Weiler, 26 Einw.; d. Metzdorf, Weiler, 66 Einw.; e. Orbachshof, Weiler, 28 Einw., f. Schwarzenweiler, Weiler, 98 Einw. – Sämtliche Orte sind nach Orendelsall eingepfarrt und besuchen auch die Schule daselbst.

Die Orte gehörten früher zum Amt Neuenstein; Grund- und Zehntherr war der Fürst von Hohenlohe-Oehringen, auch das Stift Oehringen bezog einen Theil des Zehntens.

Die Gemeindemarkung ist mit wenig Ausnahmen eben und hat im allgemeinen einen fruchtbaren, großentheils etwas leichten Boden, der eine ziemlich starke Düngung bedarf und der, nicht zum Vortheil der Landwirthschaft, meist mit Pferden bebaut wird, deren Zahl immer mehr zunimmt.

Die Vermögensumstände der Einwohner sind sehr günstig und die Haupterwerbsquellen derselben bestehen in Feldbau und Viehzucht; letztere ist von großer Bedeutung und der Handel mit gemästetem Rindvieh bildet einen wichtigen Ausfuhrartikel.

In der üblichen Dreifelder-Eintheilung baut man von den gewöhnlichen Felderzeugnissen vorzugsweise Dinkel, Gerste, Haber, Wicken, Futterkräuter, Kartoffeln und besonders viel Reps, der als bedeutender Handelsartikel meist nach Heilbronn abgesetzt wird. Unter den übrigen landwirthschaftlichen Produkten ist es, neben einem namhaften Absatz an Getreidefrüchten, hauptsächlich der Kopfkohl, der in Wohlmuthhausen in großer Ausdehnung gebaut und als der vorzüglichste in der ganzen Gegend sehr gesucht wird. Der geringste Preis eines Morgens Acker ist 350 fl., der höchste 400 fl. Die Wiesen, welche des Düngers bedürfen, liefern gutes Futter; ihre Preise bewegen sich von 350–480 fl. per Morgen.

Der mit Mostsorten sich vorzugsweise beschäftigende Obstbau erlaubt in günstigen Jahren eine beträchtliche Ausfuhr in das obere Kocherthal.

Einige Morgen Weinberge, die jedoch ein geringes Erzeugniß liefern, liegen in dem Sallthal.

Die Waldungen bestehen aus Laubhölzern und sind Eigenthum von größeren Gutsbesitzern.

| Die vermöglichern Bauern halten Schafe, deren Wolle nach Heilbronn zum Verkauf kommt.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen ist die Schweinehaltung sehr namhaft.

a. Wohlmuthhausen; das ziemlich ansehnliche Dorf hat 21/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt eine freie Lage auf der Hochebene zwischen dem Kupfer- und dem Sallthale, an der sog. Sallstraße von Hohebuch nach Forchtenberg, die auch das nahe gelegene Schwarzenweiler berührt.

Öffentliche Gebäude sind nicht vorhanden und für den Gemeinderath ist ein Lokal gemiethet.

Laufende Brunnen fehlen, dagegen liefern mehrere Pumpbrunnen hinreichend Trinkwasser; überdieß sind zwei Weiher, einer innerhalb, der andere außerhalb des Orts vorhanden.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tab. III.

Wolmuoteshusen wird 1231 genannt unter den Orten e patrimonio Cunradi de Weinsperg womit er die Wirzburger Kirche für andere Lehen derselben entschädigt. Württemberg hatte 1563 den Wein- und Getreidezehnten in Wohlmuthhausen und Orbachshof, den es damals an Hohenlohe gegen Steinheim an der Murr etc. vertauschte. Zwei Bauernhöfe in Wohlmuthhausen mußten bis 1848 Habergült nach Sindringen, ursprünglich an den dortigen Frühmesser, bezahlen.

b. Haberhof liegt 3/4 Stunden südwestlich von Wohlmuthhausen. Der Ort hat drei Bauern, jeder mit etwa 70 Morgen Grundbesitz.

c. Hohensall liegt 1/2 Stunde südwestlich von Wohlmuthhausen oben an dem Thalabhange gegen die Sall; daselbst wohnen drei Bauern mit je 60–70 Morgen Besitzthum und einer mit etwa 30 Morgen.

Hohensall ist vielleicht das 1285 genannte Stemmlersall, indem daneben auch die Rede ist von dem Orbachshof in Orbach.

d. Metzdorf, 5/8 Stunden südwestlich von Wohlmuthhausen auf der Hochebene zwischen der Sall und dem Hirschbach in einer wiesenreichen Mulde gelegen. Der Ort besteht aus 6 Bauernhöfen, von denen der bedeutendste 150 Morgen und der kleinste 70–80 Morgen groß ist; überdieß sind noch Familien mit 15–20 Morgen vorhanden.

Auf der Markung stand die im vorigen Jahrhundert abgegangene Gießmühle, welche Gült nach Niedernhall zahlte. Bei der ehemaligen Mühle wird ein Distrikt „Gißübel“ genannt.

| e. Orbachshof, liegt 3/8 Stunden von Wohlmuthhausen, auf der Hochebene zwischen dem Kupfer- und dem Sallthale. Außer drei Bauern mit je 70 Morgen wohnen hier noch zwei minder bemittelte Familien.

f. Schwarzenweiler, 1/4 Stunde nordwestlich von Wohlmuthhausen gelegen; der Ort war früher ein fürstlicher Schäfereihof, an den sich allmählig andere Ansiedler anschloßen, die nur den sog. Canon bezahlten. Die Stellung der Gebäude im geschlossenen Viereck deutet auf diese ursprüngliche Bestimmung des Orts zurück. Dieser Schäfereihof wurde 1777 verkauft und gehört nun fünf Bauern, von denen einer 80 Morgen Grundeigenthum hat, die vier übrigen besitzen je 20–30 Morgen.


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