Beschreibung des Oberamts Oehringen/Kapitel B 37
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Das Dorf hat in einem kleinen Wiesenthälchen am westlichen Fuß des freistehenden, rebenreichen Verrenbergs eine romantische Lage; südöstlich vom Ort erhebt sich der ebenfalls freistehende mit Reben ringsum bepflanzte Galberg (Goldberg), während auf der westlichen Seite leicht ansteigendes Ackerland sich an den Ort anlehnt.
Die Oberamtsstadt liegt 3/4 Stunden nordöstlich vom Ort und die Oehringen–Weinsberger Landstraße führt 1/8 Stunde nördlich an demselben vorüber, sowie auch ganz nahe die Eisenbahn.
Der Ort selbst ist uneben und theils an die Ausläufer der oben genannten zwei Berge, theils in die Thalebene meist enge hingebaut. Nur der obere Ortstheil hat ein freundliches Aussehen, während der tiefer gelegene, durch stagnirende Wasser und Mangel an Luftzug augenfällig benachtheiligt ist, daher auch Fieber und Kretinismus hier einigermaßen einheimisch sind. Somit bildet der Ort einen schroffen Gegensatz mit der herrlichen Umgebung desselben.
Im oberen Theil des Orts steht eine kleine Kirche, welche die Gemeinde zu unterhalten hat; der Thurm ist in den unteren Stockwerken massiv erbaut und stammt noch aus früherer Zeit, während das oberste aus Holz aufgeführte Stockwerk in neuerer Zeit aufgesetzt wurde.
Die Verstorbenen werden in Bitzfeld beerdigt.
Das in den 1840ger Jahren erbaute Schulhaus enthält neben dem Schulzimmer auch die Wohnung des Schulmeisters, die Gelasse für den Gemeinderath und ein Arrestlokal.
| Keltern sind drei mit acht Bäumen vorhanden.Der Ort ist hinreichend mit gutem Trinkwasser versehen, das ein laufender und mehrere Pumpbrunnen liefern.
Die Nahrungsquellen der im allgemeinen mäßig bemittelten Einwohner bestehen vorzugsweise in Weinbau und verhältnißmäßig nicht unbedeutendem Feldbau; auch die Viehzucht ist nicht unbeträchtlich und die Ausfuhr von gemästetem Vieh, namentlich Ochsen und Schweinen, von einiger Bedeutung. Der ausgedehnteste Güterbesitz der Einwohner beträgt 90 Morgen, der mittlere 50 Morgen und der geringste 4–6 Morgen.
Der ausgedehnte Weinbau, der hauptsächlich an dem Verrenberg und an dem Galberg getrieben wird, liefert einen vortrefflichen Wein, dessen Ruhm der ganzen Umgegend zu gut kommt; man pflanzt vorzugsweise Trollinger, Silvaner, Elblinge, Gutedel und Veltliner. Die Südseite des Verrenbergs, an welcher der sog. Ausstich wächst, gehört mit wenigen Ausnahmen den fürstlichen Häusern von Hohenlohe-Oehringen und Bartenstein. Die Weinberge liegen sämtlich auf dem unteren Keupermergel und liefern durchschnittlich zwei, in günstigen Jahren 4–5 Eimer per Morgen; der Durchschnittspreis eines Eimers betrug in den Jahren 1846 40–50 fl., 1857 46–60 fl., 1858 30–40 fl., 1859 50–60 fl., 1860 15–20 fl., 1861 40–50 fl., 1862 50–60 fl. und 1863 40–50 fl. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich von 100–1000 fl. Der Absatz des Weins geschieht nach Stuttgart und in die Umgegend von Oehringen.
Die für den Ackerbau benützten Güter liegen theils eben, theils an mäßig geneigten Gehängen und haben, mit Ausnahme der Keupergehänge, einen fruchtbaren Diluviallehmboden, auf dem Dinkel, Roggen und Weizen besonders gut gedeihen, überdieß baut man die gewöhnlichen Brachgewächse. Der Verkauf von Feldfrüchten ist unbedeutend. Die Preise eines Morgens Acker und eines Morgens Wiese bewegen sich von 100–500 fl.
Der Wiesenbau liefert gutes Futter.
Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt und das Obst gedeiht gerne.
Die Schafweide ist um 200 fl. verpachtet und die Pferchnutzung trägt der Gemeinde jährlich 300 fl. ein.
Standesherrliche Gutsbesitzer sind die Fürsten von Hohenlohe-Oehringen und Bartenstein.
| Vor der Mediatisirung gehörten neun Haushaltungen zum Fürstenthum Hohenlohe-Bartenstein, die übrigen zu Württemberg.Geschichte. Verrenberg hing mit der Herrschaft Weinsberg zusammen und kam erst später an Hohenlohe.
1264 schenkt Walther, Schenk von Limpurg, dem Kloster Lichtenstern Zehnten in Verhinberg (vergl. Cleß Versuch 26, 86).
1337 übergab Albrecht von Hohenlohe den Weiler Verrenberg dem Stifte Möckmühl.
1350 gestattete Kraft von Hohenlohe und Frauwe Anna seine eheliche Husfrauwe dem ehrbaren Manne, Meister Heinrich von Heyngen, Chorherr zu Oringeu, sein Gut zu geben an das Gotteshaus zu Oringeu und namentlich seinen Hof gelegen zu Ferherberg.
1356 verkauft Götz von Roth, der Junge, an Herrn Engelhardt von Weinsberg alle seine Güter zu Verrenberg um 14 Pfund Heller.
1384 veräußert Appel von Krailsheim an denselben die Kelter für 50 Pfund Heller (Ludewig Reliq. 12, 610).
1391. Ulrich Schultheiß, Bürger zu Hall, verkauft der Gemeinde Verrenberg die Vogtgült und das Gericht, das er von Ulrich von Hohenlohe um 40 Goldgulden erkauft hatte.
1402. Herr Engelhard und Herr Konrad von Weinsberg verkaufen an Ulrich und Albrecht von Hohenlohe die Kelter zu Verrenberg und den Zehnten am Goldberg und etliche Güter zu Windischenbach um 200 Goldgulden auf ewige Wiederlösung.
1459. Hans Lesch verkauft an Graf Kraft von Hohenlohe seine Gülten zu Verrenberg.
Die herrschaftlich Oehringenschen Weinberge, 15–16 Morgen, wurden anno 1812 von der Königl. Debit-Commission an eine Gesellschaft Speculanten in Heilbronn verkauft, 1818 von der Herrschaft wieder zurückerkauft. Ebenfalls auf dem Verrenberg liegen fürstlich Bartenstein’sche Weinberge 16 Morgen, und betragen mit neuen Erwerbungen 23 Morgen trefflicher mit edlen Sorten bestockter Weinberge. Auch in den Händen von Privatleuten befindet sich einiges von der guten Lage des Berges.
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