Beschreibung des Oberamts Oehringen/Kapitel B 32
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Auf einem zwischen zwei Schluchten gegen das Ohrnthal hinziehenden, südlich geneigten, schmalen Bergrücken, hat der Ort eine angenehme, sommerliche, stark bergansteigende Lage und ist in Folge dieser reinlicher als die Nachbarorte, während der Verkehr und Wandel hiedurch wesentlich erschwert wird.
Auf der südlichen Spitze des Bergrückens und zugleich am südlichen Ende des Orts liegen erhöht über dem Sallthal, die Kirche, das freundliche Pfarrhaus, das Schulhaus, eine malerische Gruppe bildend. Die Kirche wurde 1790 in einem ganz einfachen Styl an der Stelle der früheren erbaut; sie ist hell und geräumig und enthält eine schöne gute Orgel. Der in seinen unteren Theilen noch alte, massive Thurm ist in neuerer Zeit gegen oben mit einem hölzernen Aufsatz und mit einem vierseitigen Zeltdach versehen worden. Von den auf ihm hängenden Glocken hat eine die Inschrift: Durch das Feuer floß ich, Johann Daniel Rohr in Heilbronn gos mich. Anno 1722. Mich und die kleinste hier gos man an einem Tag, Gott geb, daß unser Klang zur Kirch viel locken mag. Johann Georg Mück, Pfarrer zu Orendelsall. Die anderen sind 1761 und 1845 gegossen worden.
| Der Begräbnißplatz liegt im Thal an der Sall, über die unweit desselben eine steinerne Brücke führt.Das Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und eine Gemeinderathsstube.
Ein Armenhaus ist vorhanden.
Nur in ganz trockenen Jahrgängen hat der Ort Wassermangel.
Eine Vicinalstraße führt von Oehringen über Tiefensall durch den Ort nach Forchtenberg. Die Entfernung des Orts von der südwestlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt zwei Stunden und die von dem nordöstlich gelegenen Forchtenberg eine Stunde.
Die Einwohner sind fleißig und wohlhabend; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, während die minder Bemittelten durch Arbeiten in den benachbarten Waldungen hinreichenden Verdienst finden. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 80 Morgen, der mittlere 20–30 Morgen und der geringste 3–6 Morgen. Die Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.
Die Felder liegen, mit wenigen Ausnahmen, auf der Ebene und haben theilweise kalkhaltigen Boden (Zersetzung des Muschelkalks), größtentheils aber einen fruchtbaren Lehm, auf dem vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste und die gewöhnlichen Brachgewächse, besonders Reps, vortrefflich gedeihen. Das Feld wird hauptsächlich mit Pferden bestellt, deren jeder Bauer mehrere hält. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich über den eigenen Bedarf namhafte Quantitäten nach Außen abgesetzt werden. Die Preise der Güter bewegen sich bei den Äckern von 200–350 fl., bei den Wiesen bis 500 fl. per Morgen.
Die Obstzucht läßt in günstigen Jahren einen mäßigen Verkauf nach Außen zu; es werden die gewöhnlichen Kernobstsorten und vorzugsweise Zwetschgen gezogen.
Die Wiesen, welche sämtlich im Sallthal und der nächsten Umgebung des Dorfs liegen, erzeugen reichlich gutes Futter und begünstigen einen namhaften Viehstand. Es werden viele Ochsen gemästet und in Handel gebracht.
Von Bedeutung und überdieß im Zunehmen begriffen, ist die Schafzucht; die Schafweide gehört den ursprünglichen Bauernfamilien, die einen eigenen Schäfer aufstellen und den Pferch selbst benützen. Der Verkauf der Wolle geschieht nach Heilbronn.
Es sind etwa 20 Morgen jung bestockte Gemeindewaldungen vorhanden, die bis jetzt noch keinen Ertrag liefern.
Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III.
| Standesherrlicher Gutsbesitzer und Patron ist der Fürst von Hohenlohe-Oehringen, der auch die Baulast der Kirche hat.Orendel ist ein früher vielfach vorkommender Name und die Sallorte nannten sich häufig nach dem Vornamen ihrer Besitzer.
Eine ganz ungeschichtliche Sage läßt den Ortsnamen auf einen Einsiedler zurückweisen, der schon zu Kaiser Ludwigs des Frommen Zeiten hier eine Zelle gebaut habe, und von dem auch ein Bildstein bei Oehringen den Namen erhalten habe, weil er dort sein Gebet verrichtet habe.
Die Parochia Orendelsalle wird in einer Urkunde Bischof Gotfrieds von Würzburg von 1321 erwähnt und 1457 werden genannt Conradus Schuster et Fridericus de Wolmuthausen, magistri fabricae. Crusius in seiner schwäbischen Chronik erzählt, daß im 15. Jahrhundert Wallfahrten nach Orendelsall und Schuppach (an der Ohrn), namentlich von tauben Leuten, Statt gefunden haben.
Das Kloster Murhard hatte den Kirchensatz und andere Besitzungen hier; es verkaufte aber 1319 das halbe Gericht, Einkünfte und Güter, mit Ausnahme des Kirchsatzes an Kloster Schönthal, den Kirchsatz, nebst Kirche, Pfarre und Schulhaus behielt Murhard bis zur Reformation. 1563 trat Herzog Christoph dieselben an Hohenlohe ab samt dem Zehnten; der Theil des Ortes, wo Kirche und Schule stand, war somit hohenlohisch, das übrige schönthalisch. Nach einem Vergleich von 1579 stand der Pfarrer mit den Seinen in dem schönthalischen Orte unter hohenlohischer Botmäßigkeit und Gerichtsbarkeit.
Die Grafen von Dürne hatten Güter und Rechte in Orendelsall. Graf Ruprecht von Dürne verkauft 1314 (schon 1312 hatte derselbe Orendelsall an Raban von Neuenstein für 20 Pfund Heller versetzt) seine Güter und Rechte an Zürch von Bachenstein, wogegen Abt und Konvent zu Murhardt ihre Güter in demselben Jahre am Kloster Schönthal überließen.
Einen anderen Theil von Orendelsall trugen die Herren von Aschhausen vom Bisthum Würzburg zu Lehen, später kam er an die Herren von Bieringen; Fritz von Bieringen verkauft 1372 die Vogtei und 1/2 Gericht mit Gütern und Gülten an Schönthal. Götz von Urhausen machte zwar dem Kloster diesen Besitz streitig, aber der kaiserliche Landrichter in Franken entschied 1385 für das Kloster.
Mit Kloster Schönthal kam Orendelsall an Württemberg 1802 bis 1803.
Der Pfarrer, unter dem die Reformation Eingang fand, war| Wolffgang Taurus (Stier), welcher 1525 das Syngramma suevicum mitunterzeichnete.
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