Beschreibung des Oberamts Oehringen/Kapitel B 28
« Kapitel B 27 | Beschreibung des Oberamts Oehringen | Kapitel B 29 » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Das freundliche, reinlich gehaltene Dorf Ober-Ohrn liegt an der Vicinalstraße von Cappel nach Unter-Steinbach, eine Stunde südöstlich von der Oberamtsstadt in dem Ohrnthal, das hier aus den Keuperhöhenzügen in die wellenförmige Ebene tritt, weniger tief eingefurcht ist und viel Anmuth entfaltet. Die Ohrn, welche hier den Michelbach aufnimmt, fließt durch den Ort und theilt denselben in zwei ungleiche Theile, von denen der größere auf dem linken Ufer, der kleinere auf dem rechten, dem sogenannten Rain, liegt. Zwei steinerne Brücken und zwei hölzerne Steege führen auf der Markung über die Ohrn, die im Ort eine Getreidemühle mit ziemlich bedeutendem Betrieb in Bewegung setzt. Die Ohrn tritt häufig aus ihrem Bett und schadet zuweilen den anliegenden Wiesengründen.
In der Mitte des Dorfs steht eine kleine 1688 erbaute Kirche, welche die Stiftungspflege zu unterhalten hat. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts auf der Anhöhe gegen Oehringen.
Gegenüber der Kirche wurde 1840 ein ansehnliches Schulhaus erbaut, das außer dem Lehrzimmer, die Wohngelasse des Schulmeisters und ein provisorisch eingerichtetes Zimmer für den Gemeinderath enthält.
Die Einwohner sind im allgemeinen fleißig und sichern sich durch Viehzucht, Acker- Obst- und Weinbau ihr gutes Auskommen.
Von den Gewerben ist nur die Leinenweberei zu nennen.
Der größte Güterbesitz der Einwohner beträgt 60 Morgen, der mittlere 20 Morgen und der geringste 1–2 Morgen.
Die verhältnißmäßig ziemlich große Markung bildet mit Ausnahme der Thalgehänge und Weinberge im Westen der Markung eine wellige Ebene, deren ergiebiger Diluviallehmboden meist für den Ackerbau benützt wird, während an den steileren Abhängen die unteren Keupermergel den Weinbau begünstigen. Man baut vorzugsweise Dinkel und Gerste; in der beinahe ganz angeblümten Brache aber Kartoffeln und rothen Klee. Von den Getreidefrüchten kommen über den eigenen Bedarf in mittelmäßiger Ausdehnung nach Außen zum Verkauf.
Das Obst gedeiht sehr gut; außer den gewöhnlichen| Kernobstsorten werden auch viele Zwetschgen gezogen. Der Verkauf nach Außen ist unbedeutend.Die vorhandenen 102 Morgen Weinberge sind meist mit Sylvanern, Gutedeln und Trollingern bepflanzt und liefern einen mittelmäßigen Wein, der in die Umgegend abgesetzt wird. Der Wein wurde in den Jahren 1857 um 44–46 fl. und 1863 42 fl. per Eimer verkauft.
Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt; die Wiesen sind zwei- bis dreimähdig und liefern reichlich gutes Futter, daher auch die Rindviehzucht in gutem Stande ist und einen Handel mit Mastvieh erlaubt. Pferde werden wenig gehalten, indem man das Feld meist mit Ochsen oder Kühe bestellt. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern von 200–400 fl., bei den Wiesen von 250–500 fl. und bei den Weinbergen von 200–400 fl. per Morgen.
Die Weide läßt die Schäfereigesellschaft mit den ihr gehörigen Schafen beschlagen und die Pferchnutzung wird unter die Berechtigten verloost.
Eigentliche Schweinezucht wird nicht getrieben, dagegen Ferkel von Außen bezogen und für den eigenen Bedarf gemästet.
Westlich vom Ort führte der römische Grenzwall vorüber.
b. Lerchen, liegt auf der Anhöhe, südwestlich von Oberohrn.
c. Tannhof, 1/2 Stunde nördlich von Oberohrn an der Vicinalstraße von Cappel nach Untersteinbach gelegen. Zu dem Hof gehört ein geschlossenes Gut, das unter zwei Eigenthümer getheilt ist, von denen jeder 70 Morgen besitzt.
In Ober-Ohrn war eine Burg und eine Hofstätte, über welche die Oberlehnsherrlichkeit dem Erzstift Mainz zustund. Belehnt mit der Hofstatt war im Anfang des 14. Jahrhunderts der Ritter Rüdiger von Oren, genannt der Kundege; seit 1337 mit der Verpflichtung, eine für das Erzstift offene Burg zu errichten, der Edelknecht Johann von Berlichingen. Würdtwein Nova subs. 5, 138 Reg. Boic. 7, 172; von ihm vererbte sich das Lehen in seiner Familie.
Im Jahr 1452 bewilligte Erzbischof Dietrich von Mainz für Dietrich von Berlichingen, daß er den Burgstadel zu Ober-Ohrn für 300 fl. verkaufen möge. Der letztere versprach dagegen einen anderen Burgstadel im Werthe von 400 fl. binnen vier Jahren zu kaufen und an Mainz zu Lehen aufzutragen.
Später erscheinen die von Adelsheim im Besitz des Lehen und das Hochstift Regensburg in dem der Oberlehnsherrlichkeit. Johannes, Administrator des Bisthums Regensburg, übergibt 1526 die nach| dem Tode Zeisolphs von Adelsheim an das Bisthum heimgefallenen zum Schloß und Burgstall zu Orn gehörigen Unterthanen an das Stift Oehringen.Friz von Neuenstein, gesessen zu Orn, wird genannt 1387.
1416 überließ Hans von Oren dem Oehringer Stift seine Güter und Gülten zu Ober-Orn, Höfen, Beckingen (in Harsberg), Heuholz, Nitzenklingen, Harsberg, Windischenbach, wogegen ihm und seiner Tochter, Dietrich von Pfedelbachs Ehefrau, von diesem der große und kleine Zehnten zu Pfedelbach zum Leibgeding verschrieben werden.
Die Herren von Orn (deren Wappen einen Eselskopf führte) kommen seit dem 13. Jahrhundert vor: Herold von Orn 1287, Ulricus de Oren, Canonicus in Oehringen, Albertus de Orn, Ulrich 1310, Rudgerus junior de Oren 1307, Heinrich von Orn und Berle seine eheliche Hausfrau.
Hedwig, Agnes und Felizia von Oren, Kloster-Jungfrauen in Scheftersheim 1328. Herold von Orn und seine Töchter Hiltburg und Petersen. Jungfrau Peters, genannt von Orn, gesessen zu Oringowe 1368. Margarethe, Nonne in Gnadenthal, 1368, Hans von Orn, Vogt zu Oehringen 1395, Hans und Herold von Orn 1416. Dieser Hans war es, welcher seine Güter an das Stift vergabte und der wohl der letzte männliche Sprosse des Hauses war.
« Kapitel B 27 | Beschreibung des Oberamts Oehringen | Kapitel B 29 » | |||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|