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Beschreibung des Oberamts Neresheim/Kapitel B 28

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Schloßberg.
Gemeinde III. Kl. mit 550 Einw., wor. 11 Ev. – Dorf, Filial von Flochberg; die Ev. sind nach Bopfingen eingepfarrt. 3 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde südöstlich von Bopfingen gelegen.

Am südwestlichen Abhange des steilen freistehenden Schloßbergs, von dessen Kuppe die malerischen Ruinen der Burg Flochberg ernst herabschauen und eine wahre Zierde der Gegend bilden, liegt das kleine, unregelmäßig angelegte Dorf wie an den Berg hingeklebt; die durchaus kleinen sowohl im Äußern wie im Innern freundlichen reinlichen Häuschen sind alle weiß getüncht, meist mit grünen Fensterläden versehen und mit Ziegelplatten gedeckt; beinahe an jedem derselben ist ein bescheidenes Gärtchen angelegt oder doch ein kräftiger Hollunderstrauch gepflanzt. Schmale Fußsteige schlängeln sich von Häuschen zu Häuschen und eine Vicinalstraße verbindet den Ort mit Bopfingen und Flochberg, welch letzteres beinahe mit Schloßberg zusammenhängt.

Ein Schöpf- und ein Pumpbrunnen liefern gutes Trinkwassers, das jedoch in ganz trockenen Jahreszeiten zuweilen ausgeht.

Die Einwohner, ursprünglich aus Vagabunden bestehend, die sich zu Ende des vorigen Jahrhunderts hier ansiedeln durften (s. hierüber unten), sind aufgeweckte, technisch geschickte Leute mit guten Geistesgaben; in ihrem nicht unangenehmen Äußern unterscheiden sie sich strenge von den übrigen Bewohnern der Gegend, ihre scharf markirten Züge, blasse Gesichtsfarbe, etwas hervorstehende Backenknochen und ihr feuriger Blick verrathen Keckheit und Unerschrockenheit. Beinahe vor jedem Häuschen treibt sich, namentlich bei guter Witterung, eine Schaar Kinder, deren es viele giebt, halb, öfters ganz nackt munter herum und bei ihnen sitzen die meist mit Stricken beschäftigten Mütter, die, wenn sie über Feld gehen, die kleinen Kinder in einem Korb oder in einem Tuch auf dem Rücken tragen. Die Männer suchen ihr spärliches Auskommen durch Korbflechten, Bürstenmachen und viele durch Hausirhandel mit verschiedenen Gegenständen zu sichern; einige arbeiten als Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Musikanten, Taglöhner etc. außerhalb des Orts; überdieß sind im Ort die nöthigsten Handwerker (je ein Bäcker, Schuster, Schneider, Schlosser) vorhanden. Die schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule in Flochberg und die evangelischen die in Bopfingen. Früher bestand die Haupterwerbsquelle der Schloßberger Freileute, wie man sie nannte und zum Theil noch nennt, im Bettel und in der ganzen Umgegend hatten sie die Ortschaften, in denen sie bettelten und hausirten, unter sich abgetheilt; keiner durfte es wagen in den Distrikt eines andern zu gehen und wenn sich ein Mädchen verheiratete, so trat ihr der Vater einen Theil seines Betteldistriktes als Heiratgut ab. Auch hatte sich ein Mann glücklich verheiratet, wenn seine Ehehälfte das Betteln gut verstand. Dieß | ist jedoch in neuerer Zeit ganz anders geworden und wenn sich auch noch zuweilen der alte Hang zum Betteln zeigt, so wird auch dieser bald vollends ganz verschwinden; es ist zu bedauern, daß die Schloßberger keine Feldmarkung haben, um sich durch landwirthschaftlichen Betrieb ihr Auskommen sichern zu können; wäre eine solche vorhanden, dann würden sie gewiß sie fleißig bebauen, davon haben sie ein sprechendes Beispiel abgelegt an dem steilen, sterilen Flochberg, von dem sie einen Theil mit bewunderungswürdigem Fleiß und großer Mühe urbar machten und meist mit Kartoffeln anpflanzten.

Diese Gemeinde ist die jüngste im Bezirk. Die katholischen Grafen von Oettingen, theils um mehr Unterthanen zu bekommen, theils um eine größere Anzahl von Glaubensgenossen herbeizuziehen, erlaubten allem Volk, sich am Flochberger Schloßberg anzusiedeln. 1689 wurden die Schloßgüter zu 9 Feldlehen gemacht und jedes um 60 fl. verkauft; später errichtete man c. 50 Gnadenhäuschen, deren es 1840 schon 66 waren und 8 in Flochberg. Dahin strömten dann hauptsächlich Bettler u. sog. Freileute von allen Seiten herbei (natürlich ein von den Alteingeborenen der Gegend merklich abweichender Menschenschlag) und bildeten eine Bettlerkolonie, welche die Gegend weit umher ausbeutete, wobei die Leute die Orte unter sich vertheilten; andere betrieben die Abdeckerei und nicht selten wurde auch zum Diebstahl gegriffen. Diese Übelstände hauptsächlich führten zu der Maßregel, aus dieser anfänglich mit Flochberg verbundenen Ansiedlung eine eigene Schultheißerei zu bilden, welche in Aufsicht und Fürsorge des Staats genommen wurde. Eine Industrieschule war schon 1827–28 errichtet worden.

Kirchlich bildet die Gemeinde ein Filial von Flochberg.



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