Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Mergentheim/Kapitel B 47

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 46 Beschreibung des Oberamts Mergentheim Kapitel B 48 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
Weikersheim 1879.
|
47. Weikersheim,
Gemeinde II. Klasse, mit 1730 Einw., worunter 48 Kath., 1 eigener Konfession und 72 Israeliten mit Synagoge. a. Weikersheim, Stadt, mit Eisenbahnstation, 1692 Einw.; b. Aischland, Hof, 22 Einw.; c. Karlsberg, Jagdschloß, 10 Einw.; d. Taubermühle, Haus, 6 Einw. Die Kath. sind nach Laudenbach eingepfarrt.


Die Stadt liegt stolz und beherrschend in der weiten Thalebene, beim Zusammenkommen des Vorbachthales in das Tauberthal und nimmt sich mit seinen Kirch- und Schloßthürmen sehr stattlich aus, ja die eigenthümlichen zwiebelartigen Dachformen einiger jener Thürme geben ihr ein halborientalisches Gepräge. Den Mittelpunkt der Stadt bildet der sehr geräumige Marktplatz, an den im Osten die Schauseite der Kirche, im Westen die Vorbauten des Schlosses, auf beiden andern Seiten auch ziemlich stattliche Gebäude stoßen. Von der Stadt selbst ist die gegen den östlich gelegenen Bahnhof ziehende Straße die freundlichste, während namentlich im nordöstlichen Theile der inneren Stadt enge Gassen und minder saubere Häuser auftauchen.

Die Stadt war mit Mauer und Graben umgeben und dazu noch an der Westseite durch das ausgedehnte Schloß, ein ursprüngliches hart an der Tauber gelegenes Wasserschloß, gedeckt. Von der Mauer haben sich noch ziemliche Reste, und ebenso gegen Schäftersheim ein hoher alter Thorthurm, das untere Thor, mit spitzbogigem Durchgang, und ein Mauerthurm an der Südwestecke der Stadt erhalten. Das obere Thor mit seinem Thurm und andere Thürme sind gefallen; in Wibel, Hohenlohische Kyrchen- und Reformations-Historie, dritter Theil, Onolzbach 1754, findet sich eine hübsche Ansicht von Stadt, Schloß und Schloßgarten im ursprünglichen Zustand.

Das Siegel der Stadt enthält ein mit einer Grafenkrone bedecktes W, welche zwei aufrecht stehende Leoparden (aus dem Hohenlohischen Wappen) halten, darunter erblickt man das Zeichen des Planeten Merkur, rechts davon das der Sonne, und links das des Mondes, was eine Anspielung auf den alten heidnischen Gottesdienst hier sein soll. Umschrift: SIGILLVM. CIVITATIS. WEICKERSHEIM. Ein ebenfalls noch vorhandenes kleines rundes Siegel, ohne Umschrift, enthält dasselbe Wappen, hier | jedoch, wie im jetzigen Stadtsiegel, sind die Planetenzeichen in einer besonderen Einfassung enthalten. Württ. Jahrb. 1854, 2, 204.

Die Kirche der Stadt wurde vom Jahr 1419 an erbaut, wie die Inschrift am Strebepfeiler links vom Hauptportal der Westseite angibt: Anno. domini. M.CCCC.XVIIII. feria. secunda. post. urbani. inceptum. hoc. opus. in. honorem. sanguinis. Xristi. et. georii. martyris. Im Jahre 1714 wurde sie wieder in Stand gesetzt, wie die Inschrift am andern Strebepfeiler besagt: Anno domini M. D CC. XIV templum hoc reparatum sub auspiciis ill. Com. ac domini domini Caroli Ludovici Comitis ab Hohenlohe etc.

In der Spitzbogenlünette des Hauptportals befand sich früher (jetzt steht es in der Kirche) ein schön gearbeitetes, von einem Rebengewinde mit Trauben umfaßtes Relief, um das Jahr 1419 gefertigt, das die Stifter Conrad von Weinsberg und seine Gemahlin Anna von Hohenlohe, mit Sohn und Tochter, beide wie die Eltern gekleidet, darstellt, wie sie das Kirchenmadel darbringen, unter demselben die Wappenschilde von Weinsberg und Hohenlohe.

Unten steht die neue Inschrift: Conradus de Weinsberg et Anna de Hohenlohe, conjux, hujus domus fundatores anno domini 1419, quorum memoria sit semper laeta.

Monumentum hoc pietatis in Deum pie reservavit Ernestus princeps de Hohenlohe anno domini 1855.

Die stattliche und geräumige Kirche hat drei Thürme, einen an der Westseite mit Vorhalle, aber in die Westfront der Kirche eingebaut und zwei am Beginne des Chors. Der Hauptthurm, im Westen, wird gegen oben achteckig und mit hohem achtseitigem Schieferhelm bedeckt, er hat schönen Kleeblattfries, halbrunde, spätgothisch gefüllte Schallfenster und einen Umgang mit sehr hübschem schmideisernen Geländer, aus dem prächtig geschmidete Blumen aufsteigen. Oben an diesem Geländer steht eingegraben, daß es gefertigt worden sei von Hoffschlosser Johann Ludwig Hirnwurst im Jahr 1731. Unten am Umgang ragen 8 steinerne Wasserspeier als Thiergestalten hinaus. Die beiden hinteren Thürme, mit minaretartigen Kappen, stammen entschieden aus der Renaissancezeit, sind eine gothische Nachbildung, wie namentlich auch die Behandlung ihrer Eckquader beweist; sie sind dreistockig, mit gefüllten Spitzbogenfenstern und Gurtgesimsen mit entschiedenen Renaissanceprofilen. Denselben Stil und dasselbe | Alter hat der vieleckig schließende Chor. Dagegen ist das dreischiffige Langhaus der Kirche noch echt gothisch, mit hohen gefüllten Spitzbogenfenstern und einigen spitzbogigen Eingängen.

Auf dem Ostgiebel ein sehr schönes gothisches Steinkreuz, und ganz unten am Sockel der Nordseite bemerkt man einen romanischen Stein, aus dem zwei Rundbögchen mit dem Lilienornamente, ohne Zweifel vom Rundbogenfries der ursprünglichen Kirche herrührend.

Das ganz gewölbte Innere bildet mit seinen drei gleich hohen Schiffen und dem hohen lichten Chor prächtige Hallen. Die Pfeiler sind achteckig, an ihnen sitzen im Mittelschiff Gurten auf jugendlichen Masken auf und tragen das Netzgewölbe des Mittelschiffes, auf dessen Schlußsteinen die Wappen von Hohenlohe, Weinsberg u. s. w. gemalt sind. In den Seitenschiffen sprengen sich Kreuzgewölbe, der Chor hat ein Sternengewölbe mit dem Hohenlohischen Wappen und der Jahreszahl 1617, dem Jahr der Errichtung des Chors, der auch im Innern die gothischen Formen nachahmt.

Der im Chor aufgestellte große in hübscher Renaissance gefaßte Hochaltar enthält in Öl gemalt als Hauptbild das h. Abendmahl, oben die Auferstehung; zu Seiten des Chors sind in den Thürmen Emporen, im nördlichen für die fürstliche Familie, angebracht.

Die Kirche besitzt verschiedene Grabdenkmale aus alter und neuerer Zeit: im linken Seitenschiff an der Wand das ausdrucksvolle Steinbild eines Ritters, (aus dem Jahr 1403) mit einst vergoldeter und bemalter Rüstung, auf zwei Löwen mit Einem Kopf stehend, schön gearbeitet, Gesicht leider verstümmelt. An den vier Ecken die Wappen von Rechberg, Helfenstein, Wirtemberg und Oettingen. Die Umschrift lautet:

Anno domini M.CCCC. und. in. dem. III. iare. es. an. unser. lieben. frawen. tag. als. sie. geboren, ware. starb. wilhalm. von. un(d zu) rechberg. ritter. dem. got. gnad.

An einem Pfeiler links im Hauptschiff sieht man ein reizendes gothisches Werk aus gebranntem Thon mit Baldachinen und herrlichem Eichenlaub und vier Wappen, Sachsen, Weinsberg, Hohenlohe und Leiningen; inmitten steht, aus Blei getrieben und farbig bemalt, ein Kind. Die wegen Übermalung jetzt schwer zu entziffernde Inschrift lautet:

Do man zalt MCCCCXXXVII (1437) iar starb her heinz herzog zu sachssen der hochgeborn frauwen ellsen, herzogin | zu sachssen und frauwen von winsperg son. uf donerstag vor sant bartolomeus tag. des sellen got barmherzig sey.

Das Stadtbuch sagt über das Kind auf dem Denkmale: ist eines Herzogs von Sachsen und seiner Gemahlin Elsbeth, einer Tochter des Conrad von Weinsberg, Söhnlein, Heinrich genannt, so in seiner zarten Kindheit allhier gestorben und begraben worden. S. Wibel 1, 26, und W. F. 2, 99 ff.

Auf dem Boden des Mittelschiffes liegen, stark abgetreten und zum großen Theil von den Brettern des Bodens bedeckt, vier Grabplatten der Familie Hohenlohe.

Links eine mit schönem hohenl. Wappen und: (Anno MDVIIII auf Donnerstag nach . . . .) starb der wohlgeborn Herr h. Johans Grave von Hoenloe. dem got gnedig sey. Daneben die Grabplatte seiner Gemahlin mit zwei einfachen Wappenschilden, Hohenlohe und Leuchtenberg, und der Inschrift:

(MDXVI Jahr uf Sontag Exaudi) ist gestorben die hochgeborn Frawe Elisabeth greffin von Hohenloe, geborne lantgreffin (von Leuchtenberg). Die eingeklammerten Worte las noch Wibel 1754. Hohenl. K. u. Ref. Hist. 3, 89.

Von den zwei rechts gelegenen Grabplatten ist außer dem hohenl. Wappen nichts mehr zu entziffern; sie stammen auch aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, und sind wahrscheinlich die Grabplatten der Kinder beider ebengenannten, nach Wibel auch in der Kirche befindlich und mit folgenden Inschriften:

Anno MDXVIII uf Sambstag nach Reminiscere starb das wohlgeborne Fräwlein Elisabeht Gräfin von Hohenlohe; und

Anno MDXLVI uf Donnerstag den 14. Januarii ist in Gott christlich verschieden der wohlgeborn Herr Grave Wolffgang von Hohenloe. dem Gott gnad.

Im Gange weiter vorne liegen: eine schöne Bronzetafel mit Wappen und:

Hier ligt in Gott seelig begraben die weilandt edel viel ehren und tugendtreiche Fraw Dorothea, geborne Steinlin, des edel etc. Herrn Johann Peter Luzen, gräfl. Hohenl. Neuenstein’scher Rath und Secretary zu Weickhersheim eheliche Hausfraw, geb. 1627 in der h. Christnacht, † 27. März 1652.

Dann, durch Bretter geschützt, der Grabstein des Superintendenten Christoph Andreas Meister † 1728, und in prächtigem Bronzeguß mit Wappen, auf einer Sandsteinplatte, des | Georgius Tobias de Pistorius, genere Francus, Rechtskonsulent, † 1745, und seiner Frau Christiana Juliana, geb. Eggerdingia aus Westfalen, † 1744.

Im südlichen Seitenschiff gegen Westen steht, schnöde zertrümmert, ein großes einst prachtvolles aus Alabaster und schwarzem Marmor gearbeitetes mit Säulen umstelltes Grabdenkmal. An seinem Friese steht: Diß Monument ist von dem hoch und wohlgebornen Herrn Herrn Wolffgange Graffen von Hohenloe etc. und Herrn zu Langenburg etc. für Ihro Gnaden, dero Angehörigen und Posteritet Leichnam(e) anno 1603 angefangen worden. Gott genade uns Allen. Eine weitere lange gereimte Inschrift daran lautet:

Da man zält 1500 Jahr
Vierzig und sechs, geboren war
Der hoch und wolgeboren Herr
Graf Wolff von Hohenloh, welcher
Zur hoch und wolgebornen Frau
Magdalena, Gräfin von Nassau,
Anno sechzig und sieben sich
Verheyrath hat hochlöblich,
Gezeugt sechs Herren im Ehestand,
Deren vier Kriegsobristen genannt,
Auch acht Fräulin Gräfin zart,
Ein Preis hohenlohisch Stammes Art;
Hat gottselig, weislich regiert,
Gemehrt die Grafschaft und geziert
Ins 43. Jahr, dabei
Geführt Kirchen- und Schulgebäu,
Sechzehn hundert und zehn allhie
Den 28. Martii,
Seines Alters 64 Jahr,
Versetzet in die himmlische Schaar.

Im nördlichen Seitenschiff gegen Osten liegt auf dem Boden eine alte stark abgetretene und verdeckte Grabplatte mit einem nicht mehr kenntlichen Wappenschilde, auf dem oben ein Gaisbock, und der Inschrift:

. . . . . iar mitwochs nach der heiligen drei kunnigs tag starb der erbar und veste hans von . . . .

Auf dem Hauptthurm hängen vier verzierte Glocken, gegossen im Jahr 1722. Die größte hat folgende Inschriften:

Carl Ludwig Graf von Hohenlohe ließ diese Glocken gießen 1722 aus drei alten, die 1403 und 78 gemacht waren.

|

          Convocat ad cultum.

So lädt ein frommer Herr die Seinen,
Beim Dienste Gottes zu erscheinen.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der schon einigemal vergrößerte ummauerte Friedhof liegt außerhalb der Stadt, an der Straße nach Schäftersheim, und enthält hübsche Grabmäler, darunter auch einige aus der Zopfzeit.


Das Schloß. Dasselbe ist wohl, seit das Geschlecht der Edelherren von Weikersheim hier seinen Sitz hatte, immer an der jetzigen Stelle gestanden, nämlich in dem Winkel, den Tauber und Vorbach mit einander bilden; links von beiden Wassern, auf dem Raum, der das Schloß vom Vorbachbette trennt, lag „das heilige Werd.“ – Eine andere Frage ist die, ob nicht in älterer Zeit eine Art Befestigung da bestand, wo jetzt der Stadelhof steht, an einer Stelle, welche ziemlich hoch über Tauber und Vorbach sich erhebt; im 13. Jahrhundert aber stand das Castrum Wiggersheim jedenfalls schon an seinem jetzigen Platz.

Machen wir zuerst, ehe wir die einzelnen Theile betrachten, einen Gang um dasselbe und dann vom östlich davon gelegenen Marktplatze aus einen solchen durch Schloß und Schloßgarten. Von außen, z. B. von der Tauberbrücke aus, gesehen, steigt es mit seinen Ziergiebeln und Thürmen hochmalerisch aus den vollen Wipfeln der Eschen, Eichen, Nußbäume und Kastanien, die gegen Westen zwischen dem Schloß und dem Tauberflusse stehen, und im Sommer in ihrem Laubdunkel zahlreiche Nachtigallen beherbergen. Auch wieder als echtes Wasserschloß erhob es sich in der sumpfigen Ecke, gebildet durch die Einmündung des Vorbaches in die Tauber. Fast undurchdringliches Baumdickicht, mit feuchtkühler Luft selbst im Hochsommer, wächst hier an den alten Wassergräben empor.

Ganz anders wieder stellt das Schloß sich vom Marktplatz aus dar: – hier gebietend hinter den Vorbauten aufsteigend und den Eintretenden mit interessanten An- und Durchblicken empfangend. Gleich vorne am ersten äußersten unbedeckten Thor sieht man hinter dem gemauerten schön ausgepflanzten Graben das zweite eigentliche kraftvolle Thor und durch dessen dunkelnden Thorweg hindurch das dritte am Schlosse selbst angebrachte Thor, auch kraftvoll behandelt mit Wappen, Rustika und gähnender Fratze am hohen Schlußstein des Rundbogens. | Zugleich steigt hinter dem zweiten Thore das Schloß mit sehr hohem Rundthurm rechts, links mit einem der schönen vielformigen Renaissancegiebel empor; und zu beiden Seiten sieht man hinab in den breiten gemauerten Graben, schön bebuscht mit Erlen und Akazien und an der nach dem Eintretenden gewandten Seite ganz mit Epheu bewachsen, der mit seinen Ranken einen rechts vom zweiten Thor in den Graben vortretenden Thurm ganz überschlungen hat, so daß nur noch dessen geschiefertes Zwiebeldach aus dem Grün hinausragt. Hohe Baumgruppen schließen zu beiden Seiten die schönen Blicke in den Burggraben. – Den zweiten interessanten An- und Durchblick hat man im Schloßhof, vor sich das Schloß mit der kräftig schönen Arkadenreihe davor, und durch den Durchgang blickt man weit hin zum Schloßgarten, der uns hinauslockt durch den langen Thorweg des Schlosses auf die Terrasse. Hier umfaßt das Auge mit einemmal die ganze Form und Schönheit des Gartens, der mit seinen Bildsäulen und Blumenbeeten an italienische Gärten erinnert und sich wirksam prächtig mit jener luftigen Säulenhalle abschließt.

Betrachten wir das Schloß näher. Vom Marktplatz aus herkommend leitet uns zu beiden Seiten ein sich im Viertelskreis einrundendes Nebengebäude mit Arkaden zum ersten nicht überdeckten Thor, an dem auf zwei Freipfeilern die Statue der richtenden und die der vollziehenden Justitia stehen; dann geht es auf der steinernen vom Grafen Karl Ludwig erbauten Brücke über den Graben zum ersten eigentlichen Thorbau mit prächtigem Portal, angefertigt in schwerer Spätrenaissance um das Jahr 1680, im Giebel das Wappen des Siegfried von Hohenlohe und seiner Gemahlin (s. u.) und die Inschrift H. W. Pietatem. Das Portal selbst ist in derber Rustika gehalten mit großer Maske im Schlußstein, nach Art jener Würzburger Thore. Eine kreuzgewölbte Thorhalle mit drei Jochen, links mit einer Rundbogenpforte, an der eine Schlußsteinfratze sowie die Jahreszahl 1679, führt weiter unter diesem zweiten Vorgebäude, an dessen Rückseite über dem Portal (auch mit Schlußsteinmaske) eine hübsche steinerne Renaissancetafel erscheint, worauf das Wappen des Baumeisters (ein aufrechter Löwe, über dessen Leib wagrecht ein Band mit drei Sternen geht) und folgende Inschrift zu sehen ist:

| Anno 1684 ist dieses mit sambt dem innern Neuen Schloß und Thurmbaw durch Herrn Paul Platz von Belfort, Baumeister in Würtzburg, Gottlob glücklich vollführt worden.

Derselbe Baumeister baute (nach Fischer, Geschichte des Hauses Hohenlohe II, 2, 68) 1681–1683 den Marstallsbau am Öhringer Schloß. (Als Dombaumeister in Würzburg erscheint er im Jahr 1675.) Dieser einstockige Vorbau dehnt sich zu beiden Seiten lang hin und hat am nördlichen Flügel an der Vorderseite, gegen den Graben heraus, jenen vieleckigen, ganz mit Epheu überzogenen Thurm, an der gegen das Schloß gekehrten Seite desselben Flügels steht über einer Thüre die Jahreszahl 1705.

Wir stehen nun vor dem Schlosse selbst, einem gewaltigen unregelmäßig fünfeckigen, einen großen Hof umschließenden Gebäude, aus verschiedenen Zeiten stammend und malerisch gerade auch durch die Verschiedenartigkeit der Massen und Formen, die daran auftreten.

Der Haupteingang führt durch einen mit drei Kreuzgewölben übersprengten Durchgang in den Schloßhof, und zwar stehen die Axen beider Durchgänge, da der lange Vorbau und dieser Flügel des Schlosses nicht gleichlaufend mit einander sind, schief auf einander.

Die zweite Thorhalle hat gegen außen und gegen innen wieder ein kraftvolles Spätrenaissanceportal. Das Äußere mit gebogenem Giebel, darin die Wappen des Siegfried von Hohenlohe und seiner Gemahlin, samt der Jahreszahl 1683.

Über dem inneren Portal steht auf zwei steinernen Tafeln:

Anno 1683 ist von dem Hochgebornen Graffen und Herrn Herrn Siegfrieden, Graffen von Hohenlohe und Gleichen, Herrn zu Langenberg und Cranichsfeld, des heil. Röm. Reichs Obristen und Rittern, alß vormahln allhie Regierend: und von der

Durchlauchtigsten Fürstin Frauw Sophia Amelia, gebohrner Pfaltzgräffin zu Rhein, zu Bayern, Jülch, Cleve und Berg, Hertzogin und Grävin zu Veldentz und Sponheimb, der Marckh, Ravensburg und Mörß, Fraw zu Ravenstein, vermählten Herrn dieser Baw auffgeführet worden.

Aber ehe wir uns im Schloßhof weiter umsehen, haben wir den rechts von dieser Thorhalle aufsteigenden Theil des Schlosses in’s Auge zu fassen, denn dieser, ebenfalls mit einem gewölbten Thorweg versehen, ist weitaus der älteste Theil. Zur Linken (beim Hereingehen) dieses ursprünglichen Burg-Thorwegs | erhebt sich, ihn hoch überschirmend, im Schloßhof der alte runde Bergfried, gegen oben mit einem einstigen Umgang auf weit vorkragenden Steinen, und jetzt mit einem eigenthümlichen Zwiebeldache bedeckt. Der sehr hohe Thurm ist weithin ein Wahrzeichen des Schlosses.

Auch der rechts an den Thorweg stoßende, gegen Südwesten laufende Flügel des Schlosses ist jetzt noch mittelalterlich, hat gegen den Hof herein einige Spitzbogenthüren und eine auch noch gothische schön gegliederte gerade gestürzte Kleeblattpforte mit der Inschrift: Verbum domini manet in eternum. 1588.

In Folge der Theilung im Jahr 1586 wurde am 14. März des Jahres 1587 von Graf Wolfgang die Residenz von Langenburg nach Weikersheim verlegt, und bald darauf, vom Frühjahr 1595 an der Neubau des Schlosses begonnen. Dieses Pförtchen mit der Jahreszahl 1588 mag also als eine Reparatur am alten Schloß, vor Beginn des großen Neubaues, angesehen werden.

Das an das alte stoßende neue Schloß liegt gegen Süden und steigt in gewaltigen Massen mit sechs hohen phantastisch-reich verzierten Renaissancegiebeln empor. Der Plan dazu, den der Graf genehmigt hatte, war von dem Würzburger Baumeister Wolfgang Beringer gefertigt, der zugleich mit dem Baumeister Adam Kal die berühmte Universität in Würzburg baute und dessen Dienste Bischof Julius dem Grafen zur Verfügung stellte. Er hatte von Zeit zu Zeit nach Weikersheim zu kommen und die Oberleitung des Baues zu führen. Dafür empfing er jährlich siebenzig Gulden baar, sechs Malter Korn, Tuch zu einem Mantel, eine gegerbte Hirschhaut, während seines Aufenthaltes zu Weikersheim Kost bei Hof, und Fütterung für sein Pferd. Aber seine Bestallung dauerte, weil der baulustige Bischof seine öftere Entfernung ungern sah, nicht lange. Als Steinhauer diente dem Grafen Meister Servatius, der die Ausführung des ganzen Baues leitete, und zuvor schon das Schloß in Kirchberg, 1591–92, gebaut hatte. (Näheres s. unten.)

Im Frühjahr 1595 wurde der Bau begonnen und war schon gegen Ende des nächsten Jahres, im Rohen wenigstens, fertig; die innere Ausstattung nahm noch verschiedene Jahre in Anspruch; so geschah die Vollendung und Stuckirung der großen Wendeltreppe laut Jahreszahl im Jahr 1598, die der Schloßkapelle 1600, des großen Saals laut Jahreszahlen 1603 und 1605.

| Das nach Beringers Plan ausgeführte Schloß bildet in der Hauptform ein Rechteck, endigend in sechs höchst reich geschmückte Renaissancegiebel; drei Giebel gegen den Schloßgarten, Süden, einer gegen den Schloßhof, Norden, und je einer an den Schmalseiten. Der Bau ist dreistockig mit steinernen Sprossenfenstern und an dem durch das zweite und dritte Geschoß hindurchgehenden großen Saal gegen Norden und Süden mit kolossalen Steinkreuzfenstern; darüber sind Vierblattfenster. In der Südwestecke des Schlosses steigt ein breiter Treppenthurm empor, auf seinem Dach eine Blechfigur mit Schwert.

Die Änderungen an diesem Schloßbau sind nun folgende: an der östlichen Außenseite wurde unten ein Rundbogenportal eingebrochen, mit der Jahreszahl 1680; viel durchgreifender aber ist das Vorstellen jener Arkaden vor die in den Schloßhof schauende Seite des Schlosses. Es sind acht Rundbogen-Arkaden in schwerer Rustika, die fünfte weiter, als Durchgang, mit sehr wirksamem Bossenwerk, toskanischen Pilastern und Pilaster-Schlußsteinen an den acht Rundbögen. Darüber ein originelles reichdurchbrochenes Steingeländer.

Diese Arkadenreihe verräth wieder den Meister Paul Platz, wurde also auch um das Jahr 1680 gebaut; und damit von dieser Altane aus ein Eingang in den großen Saal geführt werden konnte, mußte, wie man wohl sieht, eines der großen Steinkreuzfenster beseitigt werden. Unter den Arkaden erscheinen am Schlosse selbst außerdem zwei gothisirende Rundbogenthüren, von denen jetzt diejenige rechts vom jetzigen Durchgang zugemauert ist.

Sofort beim Hereintreten in den Schloßhof wird das Auge gefangen genommen durch den malerischen Anblick dieser ganzen nach Norden schauenden Schloßseite, mit ihrem hohen Renaissancegiebel, den riesengroßen Saalfenstern und dem vorgebauten in ernster Rustika gehaltenen Arkadengang; Moos, Farrnkräuter und kleine zarte Blumen wachsen jetzt fröhlich aus den Ritzen dieser verwitternden kräftig profilirten Arkaden und stimmen mit ihren frischen Farben gar schön zum düster graulichen Ton des Sandsteins, dahinter die lichter gefärbte Masse des Saalbaues, ausklingend in dem reich verzierten und verzackten hochaufragenden und vom Wetter geschwärzten Renaissancegiebel. Eigenthümlich sind auch die aus den Mauern des Schlosses zum Öftern hervorschauenden Löwenköpfe, deren Anbringung ohne Zweifel auch auf Meister Platz (um 1680) zurückzuführen ist. | Mitten im Schloßhof steht ein laufender Brunnen aus der Rococozeit; auf der Brunnensäule hält ein Löwe den hohenlohischen Wappenschild.

Das Innere des Schlosses. Unten gewölbte Korridore und Räume, bei der Südwestecke ein weiter sehenswerther Raum, dessen vier hohe Kreuzgewölbe auf stämmiger Steinsäule ruhen. In dieser Ecke führt auch der weite Wendeltreppenthurm hinauf in die oberen Stockwerke; eine prächtig weite, frei aufgewundene steinerne Wendeltreppe, oben an der Stuckdecke mit dem kolossalen Wappen der Hohenlohe in einem Fruchtkranz; dabei die Jahreszahl 1598.

Betreten wir nun den großen Saal, das höchste Prachtstück des Schlosses. Ein Baumeister aus Stuttgart, Elias Gunzenhauser, dem sein Herr, der Herzog, Urlaub gab, und der in Bauwerken mit Hängewerken Erfahrung besaß, führte ihn aus, er ist 16 Schritt breit, 48 Schritt lang, 25–26 Fuß hoch, alles ohne Säulen. Seine ebene hölzerne Decke ist in große achteckige und kleine quadratische Felder getheilt, welche gemalte Jagdscenen enthalten; die Landschaften daran sind das Beste. Im mittlern Feld stellte sich der Maler selbst mitten im Getümmel einer Parforcejagd mit Pinsel und Palette dar; auch hängt in der Mitte hier ein sehr schöner Messing-Luster herab. Die beiden Schmalseiten des Saales zeigen riesige fast überladene Werke der Skulptur. Ein prachtvolles Portal führt von Osten herein, zu seinen Seiten bauen sich zweistockig empor Pilaster mit den freivortretenden Gestalten nackter Männer und gerüsteter Krieger. Darüber ein Schlachtrelief, dann die hohenlohischen Leoparden, zwischen denen Sankt Georg den Lindwurm tödtet. Über dem Ganzen das Orchester (Musikertribüne), deren Geländer von durchbrochenen Akanthusranken gebildet wird. Die ebenso aufgebaute andere (westliche) Schmalseite mit mächtigem Kamin hat im Fries eine Türkenschlacht, ungemein lebendig, darüber Salomos Urtheil und eine Belagerungsscene. Hier zu beiden Seiten ein Stammbaum der Familie, je aus der kolossalen liegenden Reliefgestalt eines Stammvaters hervorwachsend. An den Langwänden sieht man in Öl gemalt Ahnenbilder in langer Reihe und zwischen den unteren und oberen Fenstern ragen Figuren von Jagdthieren aller Art, mit ächten Geweihen, mit halbem Leib aus den Wänden heraus. Die Malereien am Fußgetäfel der Wände stammen erst aus dem Jahr 1747 und stellen in jetzt verblichenen Bildern dar die | Schlösser Versailles, Trianon, Ludwigsburg, Karlsberg u. s. w. Die damit verbundene künstliche Uhr trägt die Jahreszahl 1747 und C. L. G. v. H.

Am Relief beim Eingang an der Ostseite sieht man auf einem Schildchen die Jahreszahl 1603 und auf einem andern CS, oben an der Nordwand über dem Eingang steht CL 1605. Nach Fischer, II. Erste Hälfte, S. 109, sind die Wappen im Saal von einem Maler aus Nördlingen, Friedrich Seefried, die Stuckarbeiter (Kalkschneider) waren aus dem Braunschweigischen. Die westlich an den Saal stoßende Schloßkapelle bildet ein einfaches Rechteck, dreischiffig, mit flachen hölzernen Rippengewölben auf dorischen Säulen. Die Emporenbrüstungen tragen biblische Scenen, Skulpturen in Gips. Auf einem Schlußstein die Jahreszahl 1600. In dem hier anstoßenden unausgebaut gebliebenen Westflügel befinden sich zwei Zimmer mit reichen Stuckdecken, an denen Reliefs von Kampfscenen, eingefaßt von Fruchtschnüren, kräftig hervortreten. Dies schon stark im Barokstil. (Vgl. auch Lübke, Geschichte der deutschen Renaissance, S. 466 ff.)

Es würde zu weit führen, die vielen reichausgestatteten und zum Theil prächtig möblirten Zimmer und Säle einzeln zu beschreiben. Schon die großen durchbrochenen Gitterthüren aus Schmideisen in den Korridoren des Ostflügels, dann in den Wohnzimmern prachtvolle Spiegel mit Glasrahmen und Silber-Ornamenten, schöne Gobelins, reich stuckirte und bemalte Decken, eingelegte Thüren und Schränke, herrliche in Seide gestickte Polstermöbel etc. Besonders hervorzuheben sind die großen und prächtigen Öfen, unten meist in Eisenguß, oben in Thon ausgeführt. Zwei kolossale mit Brustbildern und Putten und der Jahreszahl 1708 an den eisernen Theilen, ein weiterer mit der Jahreszahl 1711 und einige kleinere sehr hübsche, namentlich der in der Schloßkapelle stehende. Das Thonwerk der Öfen scheint um hundert Jahre älter zu sein. Noch seien drei Zimmer angeführt, an deren Holzgetäfel zahlreiche Ölmalereien mit eigenthümlichen Devisen und alten Sprichwörtern angebracht sind; z. B. ein Ritter mit gezogenem Schwert, ihm zur Seite ein Mann, aus einer engen Öffnung mühsam herausschlüpfend. Der Ritter spricht: „So hab’ ich mir vorgenommen, durch die Welt zu kommen“; der Nebenmann: „Sieh dich vor, mir wollt’s nicht glücken, wollt’ ich durch, ich mußt mich bücken.“ Eine stolze sich im Spiegel beschauende Dame, hinter ihr der Tod als Gerippe: „Siehe, was du bist“. Vater und Sohn in einer | Landschaft, jener weist auf einen Ameisenhaufen, worauf ein Buch mit der Schrift: „FaVLer, geh zVr AMeIsen, Lerne DoCh arbeIten“ (1712).

Der Schloßgarten wurde unter Graf Karl Ludwig angelegt und zwar im großen Stil nach architektonischen Linien und Gruppen, wobei die an sich unbedeutende Aussicht (gegen Süden) trefflich maskirt wird. Er bildet ein großes ummauertes Rechteck, die obere Schmalseite nimmt das imposante hier dreigiebelige, in der Mitte von den kolossalen Steinkreuzfenstern des großen Saales durchbrochene Schloß ein; die beiden Langseiten des Gartens sind eingerahmt durch zwei dichtschattige alte Laubgänge aus Kastanienbäumen auf etwas höherem Boden. Die vierte Seite endlich, mit einem Durchblick gegen das Thal hin, wird gebildet durch die ehemalige Orangerie, ein prächtiges in der Breite des Gartens sich hinziehendes Gebäude; nach diesem heraus schön und klar gegliedert durch Bögen und jonische Pilasterstellungen, gegen den freien Durchblick in der Mitte sich einrundend und mit je sechs vorgestellten Säulen belebt. Oben schöne Balustraden, Obelisken, Vasen, gegen die Mitte hin Göttergestalten.

Solche steinerne Götterbilder stehen auch in Menge im etwas vertieft liegenden ganz ebenen Garten an den gerade und rund hinlaufenden Wegen. Leider fehlen jetzt die Wasserwerke des Gartens; inmitten war ein weites rundes steinernes Becken mit Wasser gefüllt und die darin liegenden Figuren ließen Wasserstrahlen hoch emporschießen. Jetzt ist es mit Erde gefüllt und trägt Rosenbäumchen, zwischen denen die Steinfiguren noch zu sehen. Weiter unten ging querüber ein länglicher Teich und dahinter, gerade vor dem von Säulenreihen begleiteten Durchblick, erhob sich das große Reiterstandbild des Grafen Karl Ludwig; dies ist jetzt verschwunden, der Teich ausgetrocknet und bestockt. Aber die blauen Spiegel jener Bassins und die rauschenden glitzernden Wasserstrahlen waren gar wohl berechnet zum Rasengrün und den Blumen des Gartens, zu den dunklen Laubbäumemassen auf beiden Seiten und den edel heiteren Hallenformen der Orangerie, durch welche das Rebenthal der Tauber bläulich hereinschimmert. Verschwunden sind auch die Taxushecken, Pavillons, Glashäuser und Grotten, – aber noch heute macht der Garten mit seinen Gewächsen, Statuen, Architekturen und Baumwipfeln einen unvergeßlichen Eindruck.

| Die vielen Bildsäulen sind mythologischen und allegorischen Inhalts, flüchtige Arbeiten, hin und wieder nicht ohne Anmut. Am Eingang vom Schloß her über die Brücke sieht man zuerst zwei schöne steinerne Sonnenuhren, dann auf der Balustrade, die den Graben gegen den Garten hin abschließt, stehen abwechselnd mit steinernen mit den Wappen von Hohenlohe und Oettingen geschmückten Vasen zwerghafte Gestalten, humoristisch geberdet; wie versichert wird, Karikaturen aus dem damaligen Hofbeamtenkreis von Weikersheim; ganz ähnliche Bilder sind auf der Brücke im Neuensteiner Schloßgarten. An den vier Ecken des ebenen Gartens erhebt sich je ein höchst wunderliches obeliskenartiges Steinwerk, zwei Figuren pyramidal übereinander gestellt und verschlungen, und steinerne (!) Wasserstrahlen emporspritzend; die untere Figur ein Centaur, mit Pferdsfüßen; das Ganze unschön verworren. – Im Halbrund des Abschlusses oder der Orangerie stehen in Nischen die vier „ersten Monarchen“, Nimrod, Alexander, Augustus, Cyrus, ferner Pallas und Pax, und oben sitzen verschiedene lebhaft bewegte Götterbilder, der Olymp.

Die Architektur dieser aus feinen Werksteinen aufgebauten Orangerie ist rein, klassisch, die Verhältnisse sind weit und edel, schade, daß das Gebäude in Trümmer geht; eine wenigstens theilweise Herstellung der vorderen Seite wäre sehr zu wünschen.

Zwei Vorsprünge, oben mit Kugeln und Obelisken, schließen den Bau zu den Seiten und haben je über ihrem Portal einerseits das Wappen von Hohenlohe, andererseits das von Oettingen; neben diesen Portalen stehen in Nischen Minerva und Diana, Juno und Venus; Pilaster und Säulen sind jonisch, mit hübschen Festons von Schnecke zu Schnecke. Alles war einst bemalt, wovon noch Spuren zu sehen sind. –

Der Innenbau, die eigentliche Orangerie, ist verödet, es stehen nur noch die kahlen vier Wände; Vogelbeerbüsche wachsen aus dem Gesims und überschatten die zerbröckelnden Götterbilder, Theile der Balustrade und einige der schönen Vasen liegen am Boden in Gras und Gestrüppen; ein ergreifendes Bild irdischer Vergänglichkeit, besonders im Herbst, wenn die Nebel durch das Thal herabziehen:

„Vergänglichkeit – die grauen Nebel wallen
Feuchtherbstlich um das rebengrüne Thal,
Ich bin allein im öden Gartensaal,
In seinen längst verlassnen Säulenhallen.“

|

„Und Götterbilder, herrlich einst vor allen,
Schaun wehmuthsvoll von Giebel und Portal,
Vermorscht und moosig, schon viel hundertmal
Ist Reif und Regen auf ihr Haupt gefallen.“

Graf Karl Ludwig, der Erbauer des Karlsberges, legte, wie schon oben bemerkt, auch den Schloßgarten an; das Oettingische Wappen bezieht sich auf seine zweite Gemahlin, Elisabeth Friederike Sophie von Oettingen (s. den geschichtl. Theil).

Auf den andern Seiten des Schlosses zieht sich ein Park mit hübschen Anlagen umher.

Stellen wir zum Schluß die Baugeschichte des Schlosses in Kürze zusammen.

Ganz alter Bau, mit Thorweg und rundem Bergfried, 12.–13. Jahrhundert; Neubau durch Baumeister Wolfgang Beringer vom J. 1595–1600, Saalbau durch Elias Gunzenhauser 1601–1605, sehr bedeutende Anbauten durch Meister Paul Platz 1679–1684, Verschönerungen und Umbauten im Innern des Schlosses und Anlage des Schloßgartens im ersten und zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts.

Zu dem sehr großen Schlosse gehören drei Nebengebäude, zwei Wohngebäude, zwei Mansarden-Gebäude, dann zwei Wohngebäude, ein Stallgebäude und zwei Gartenhäuser im Schloßgarten (Hofgarten); dieser bedeckt eine Fläche von 362/8 Morgen.

Betrachten wir nun die öffentlichen Gebäude der Stadt.

Das Pfarrhaus, Dekanat und Diakonat samt Post, durch das Komplexlastengesetz an den Staat übergegangen, liegt an der Südseite des Marktplatzes, wurde im Jahr 1876 auf Staatskosten gründlich restaurirt, und als Cavaliersbureau von Graf K. Ludwig erbaut, über dem Portal die Jahreszahl 1711 und das hohenlohische Wappen.

Das Rathhaus wurde 1864 an der Stelle des alten erbaut, an ihm eine kleine Tafel im Renaissancestil; darauf steht: 1567, auf einem Schild ein W mit Krone, und Killian Droll, Michel Spelter, Petter Nicklas. Eine zweite Tafel mit schönem Wappen der Hohenlohe und der Inschrift: Ludwig Casimir grave von hohenloe und her zu langenberg.

Das Schulhaus, ganz von Stein, wurde im Jahr 1874 neu gebaut und enthält vier hohe helle geräumige Schulzimmer. Die Lehrerwohnungen sind im alten Schulhaus; dieses ist ein stattliches alterthümliches Gebäude, mit einem Zwergstockthürmchen, worauf hübsches Schmideisenwerk mit zwei Glöckchen; an den | Ecken Rinnendrachen; über dem hübschen Portal zwei große Wappen von Hohenlohe und Oettingen und die Worte: Sola bonaque honesta. Auf dem Schlußstein das Jahr der Erbauung 1745.

An der Schule unterrichten drei Lehrer; es besteht übrigens neben der christlichen Volksschule eine israelitische Konfessionsschule und eine Lateinschule, die mit dem Diakonat verbunden ist.

An der Station Weikersheim steht ein schönes steinernes Bahnhofgebäude.

Von Privatbauten nennen wir das frühere, gegen Schäftersheim zu gelegene Palais des Fürsten Karl, seit neuestem in Privatbesitz, ein hübsches Haus, mit zwei Säulen vor dem Eingang, in schönem von einer Mauer umgebenen Garten, mit Gewächshäusern etc.

Der Gasthof zum Hirsch, in hübschem Rococo, mit Rinnendrachen und der Jahreszahl 1740.

Der Gasthof zur Krone, mitten in der Stadt beim Rathhaus, mit folgender Inschrifttafel: Herr Herr Carl Ludwig Grafen von Hohenlohe und Gleichen, Herrns zu Langenburg und Crannichfeld, hat dieße Schenck und Bräustatt der Nachwelt zum besten Neu erbauen lassen. Johann Ludwig Reno: In dem 32. Jahr als Zentgraf, in dem 22. Jahr als Oberbürgermeister, in dem 38. als Rathsverwandter und in dem 70. Jahr seines Alters.

Gott beglücke dieses Haus
und die gehen ein und aus.
und die Anno 1732.

In derselben Straße das Wirthshaus zur Sonne mit steinernen Renaissancefensterchen und prächtigem Wirthsschild, dabei ein Brunnen mit Delphinen und der Jahreszahl 1777; ferner sieht man am Haus des Buchbinders Carle ein einfaches Renaissanceportal und eine Renaissancetafel mit Wappen und der Inschrift: Ludwig Casimir grave von hohenloe und her zu Langenberg.

Das jetzt als Speicher benützte Gebäude auf der Nordseite des Marktplatzes mit schönem Portal, im Fries Blumengeranke, und auf dem Schlußstein Anno 1712.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 5 laufende Brunnen und 12 Pumpbrunnen; der Brunnen in der Badgasse liefert besonders frisches Wasser. Die Stadt besitzt eine Wasserleitung in eisernen Röhren, von 2000 Meter Länge, die Herrschaft | eine von etwa 100 Meter. An dem in hübschem Rococo gehaltenen Marktbrunnen steht: Hergestellt im Jahr Christi 1768. Die Markung ist ziemlich reich an Quellen; die bedeutendsten sind im „Rohhof“, von denen die Stadtbrunnen, und im Winterberg, von denen der Schloßbrunnen gespeist wird. Auf dem Hof Aischland ein See, aus dem das Vieh getränkt wird, früher lagen im Vorbachthal, gegen Laudenbach, mehrere Seen.

Vizinalstraßen gehen von hier nach Schäftersheim und Queckbronn, Elpersheim, Pfitzingen und Laudenbach; über die Tauber eine steinerne Brücke und ein bedeckter Steg, der rothe Steg, über den Vorbach eine steinerne Brücke und drei kleine Stege; sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind im allgemeinen nicht sehr günstig, da viele Familien einzig auf den Ertrag ihrer vielfach nicht gerade ausgedehnten Weinberge angewiesen sind. Der größte Grundbesitz beträgt 50 Morgen, der des Mittelmanns 15, und der ärmeren Klasse 11/2–3 Morgen.

Die Standesherrschaft Hohenlohe Langenburg besitzt, außer dem Schloß (s. o.) mit seinen zahlreichen und ausgedehnten Nebengebäuden, auf der Stadtmarkung 66 Morgen, darunter 19 Morgen Weinberg und den 362/8 Morgen großen Schloßgarten.

Die Haupterwerbsmittel der Einwohner sind in erster Linie der Weinbau, dann Feldbau mit Viehzucht, sodann die Gewerbe, unter denen die Wirthschaften, 20 mit 2 Bierbrauereien, am häufigsten sind. Außerdem bestehen eine Orgelbauwerkstätte, eine Reparaturwerkstätte für landwirthschaftliche Maschinen, drei Mühlen, von je drei Mahlgängen und einem Gerbgang, in der Taubermühle auch ein Ölgang und eine Hanfreibe; eine Sägmühle, sieben Kauf- und drei Kramläden. Unter den gewöhnlichen Handwerkern sind am stärksten vertreten die Bäcker, deren es 9 gibt. Nach außen wird nicht viel gearbeitet.

Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, mittelschwer, mehr hitzig als naßkalt, meist tiefgründig, auf der Höhe etwas steinig. Ein Theil der städtischen Wiesen und die in der Froschgrube, am Vorbach gelegen, sind in Folge reichlicher Quellen naß und erzeugen saures Futter. Das Klima ist mild, im Sommer sind die Nächte selten kühl, dagegen schaden oft im Mai Fröste und kalte Nebel, auch ist die Gegend durch ihre Lage starken Zugwinden ausgesetzt. Hagelschlag selten, Gewitter etwas häufiger, der nahe Winterberg bildet eine Wetterscheide.

| Die Landwirthschaft wird eifrig betrieben, doch hindert einen günstigern Betrieb die allzugroße Parzellirung der Grundstücke und der Mangel an geeigneten Dungstätten. Verbesserte Ackergeräthe finden Eingang. Vorherrschend baut man Dinkel und Roggen, dann Gerste, von der noch nach außen verkauft wird, Weizen und wenig Haber; es bestehen in der Stadt eine vielbesuchte Fruchtschranne und zwei größere Fruchthandlungen. – In bedeutender Anzahl wird der blaue Klee gebaut.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, die an der Tauber gelegenen Wiesen sind zweimähdig, die am Vorbach theilweise dreimähdig; bewässert können 35 Morgen werden; von dem Futter wird noch einiges nach außen verkauft.

Der Weinbau ist ausgedehnt; auf den Morgen kommen 3500 Stöcke, die den Winter über bezogen werden; man pflanzt hauptsächlich Junker, Österreicher und das sog. Süßrothe; die besten Lagen sind der Karlsberg, die unmittelbar daran stoßende Hardt und der Schmecker am Winterberg, der höchste Ertrag eines Morgens 5 Eimer. Der Wein, insbesondere der Karlsberger und Schmecker, gehört zu den gesuchteren Tauberweinen und wird zum größten Theil nach auswärts verkauft. Der höchste Preis eines Eimers betrug im Jahr 1873 170 Mark, der niederste im Jahr 1877 60 Mark. – In den 30er und 40er Jahren wurden wegen häufigen Frostschadens manche Weinberge ausgereutet.

Die Obstzucht ist im Zunehmen, die Gemeinde selbst pflegt viele Obstbäume, aus deren Ertrag sie schon 1200 Mark löste. Von Kernobst werden hauptsächlich Reinetten und Mostbirnen, von Steinobst Zwetschgen gepflanzt. Gute Obstjahre sind in Folge der Frühlings-Nebel und Fröste im Ganzen selten.

Die Gemeinde bezieht aus 280 Morgen gemischtem Wald jährlich 3500 Mark, aus der Brach- und Stoppelweide samt dem Pferch 1700 Mark, und aus verpachteten 111 Morgen Güterstücken 6294 Mark.

In der Stadt befinden sich etwa 18 Pferde; die Rindviehzucht ist nicht bedeutend, man hält zwei Farren, einen vom Neckar- und einen vom Schweizer Schlag. Ein Ortsschäfer läßt im Sommer 300, im Winter 400 Stück Landschafe auf der Markung laufen.

In der Tauber und in einem kleineren Theil des Vorbaches hat die fürstl. Standesherrschaft Hohenlohe Langenburg das Fischrecht, | in einem größeren Theil des Vorbaches die Stadt, die es jährlich um 17 Mark verpachtet.

Die Stadt ist der Sitz eines evangelischen Dekanatamts, eines Diakonats, eines israelitischen Rabbinats, eines Amtsnotariats, sowie eines fürstlichen Rentamts; auch befindet sich daselbst ein Arzt und eine Apotheke.

Viele Stiftungen sind vorhanden, wovon die namhaftesten:

die Löwenstein’sche, von einem Israeliten, im Betrag von 8600 Mark;

die Kern’sche, mit 10.000 Mark;

die Ezechiel Pfeiffer’sche, von einem Israeliten, mit 9000 Mark;

die Karolinischen Stiftungen, vom Grafen Karl Ludwig, mit 9200 Mark;

die Ilten-Karcher’sche Stiftung, von hiesigen Ortsbürgern, Beamten, mit 1200 Mark;

die Schuster’sche, von Kastenverwalter Schuster, mit 860 Mark;

die Eichhorn’sche, von Ortsbürgern, fürstl. Beamten, mit 700 Mark.

Außerdem kommen vom Öhringen-Neuenstein’schen Spital jährlich 1600 Mark Pfründen für hiesige Arme herein und vom Fürst-Solmser Almosen wöchentlich 50 Pfund Brot.

Die vorhandenen Stiftungen betragen zusammen 51.324 Mark, worunter auch viele kleine Beträge enthalten sind.

Von Alterthümlichem wäre zu erwähnen der alte ziemlich beschädigte Wartthurm auf dem Winterberg. – Eine Burg scheint auf dem Bergvorsprung nordöstlich der Stadt, an der alten Steige, wo es noch jetzt „in der alten Burg“ heißt, gestanden zu sein. – Südöstlich der Stadt stand, auf dem rechten Vorbachufer an einer von Queckbronn hereinziehenden Schlucht, der Rohhof oder Rabichshof, der schon vor dem dreißigjährigen Krieg abgieng. Auf dem „Kapelberg“ oder „Öttlesberg“ (Ottilienberg) zwischen hier und Laudenbach stand die Ottilienkapelle; eine weitere stand bei den Lucienwiesen, der heil. Lucia geweiht und war gegen Ende des 15. Jahrhunderts noch vorhanden. (s. u.) Der letzte Besitzer des abgegangenen Rohhofes soll auf dem Weg nach Queckbronn, da wo in der Weinbergmauer ein steinernes Kreuz zu sehen ist, erschlagen worden sein.

Zur Stadtmarkung gehören: Der der Stadtgemeinde gehörende Hof Aischland, gegen eine halbe Stunde südöstlich der Stadt auf der Höhe gelegen.

| Der Karlsberg, ehemaliges Jagdschloß, zwischen Weikersheim und Queckbronn auf der Höhe gelegen, umgeben von einem schönen ummauerten Wildparke.

Die frühere Pracht ist verschwunden (siehe unten). Das Ganze umfaßt, außer den 2 Wohngebäuden mit Scheune, Kelter, Kellerhaus und Eiskeller, 233 Morgen Wald, 9 Morgen Gärten und Feld und 32 Morgen Weinberg.


Geschichte der Stadt.
Weikersheim, alt Wichartesheim d. h. Heim eines Wichart, Wighart (= hart, fest im Kampf) ist unter den ältesten Orten des Bezirks, in welchen Kloster Fulda, vielleicht in Erinnerung an den daselbst ruhenden berühmtesten der Apostel unserer Gegend, den heiligen Bonifacius, schon im 9. Jahrhundert Eigenthum erhalten hat. Daß der Ort wie Creglingen vor Alters einmal Reichsgut war, geht aus der 1401 durch Kaiser Ruprecht vollzogenen Überlassung von eigenen Leuten des Reichs an Konrad v. Weinsberg hervor. Die ununterbrochene Nennung von Weikersheim beginnt indeß erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts, zunächst als des Orts, von welchem ein adeliges Geschlecht sich nennt. Man hat vermuthet, daß diese Herren von Weikersheim, welche bald auch sich von Hohenlohe nannten, zu der älteren Familie derer von Pfitzingen gehören, und es mag ja wohl ein Zusammenhang zwischen den Familien bestanden haben: wenigstens verschwinden in den Jahren, in welchen die v. Weikersheim anfangen häufiger genannt zu werden, die Pfitzinger aus den Urkunden. Noch mit dem Ende des 12. Jahrhunderts verliert sich auch die Benennung „von Weikersheim“, nachdem eben zuvor noch ein Glied der Familie sein Eigenthum in Weikersheim dem Kloster Komburg hinterlassen hat. Der Name und Besitz des Geschlechts geht nunmehr in der Familie Hohenlohe auf. Weikersheim wird der Sitz der größten unter den 3 ursprünglichen Herrschaften dieser Familie, von welchen Hohenlohe-Brauneck und Hohenlohe-Hohenlohe nicht zwei Jahrhunderte überdauert haben, während Weikersheim heute noch Hohenlohisch ist, die Nachkommen des 1254 oder 1255 verstorbenen Gottfried von Hohenlohe-Weikersheim heute noch in einem hochansehnlichen Fürstenhause blühen. Zunächst mußte die Vereinigung der Herrschaft Weikersheim in einer Hand damit bezahlt werden, daß beim Eintritt der drei Brüder Andreas, Heinrich und Friedrich | von Hohenlohe in den Deutschorden 1219 dieser Orden unter andern Hohenlohischen Besitzungen auch 30 Morgen Weinberg, zwei Häuser und einen Baumgarten in Weikersheim erhielt, was der Orden alsbald noch mit weiterem Eigenthum daselbst zu vermehren wußte. Aber schon im nächstfolgenden Jahr 1220 kam der größte Theil jener Abtretung durch Tausch wieder an Hohenlohe zurück, und ebenso 1244 das Besitzthum des Klosters Komburg, wofür aber das Hochstift Würzburg zu Einkünften, insbesondere Zehnten in Weikersheim gelangte (Reg. 1224.)

1

Im 14. und 15. Jahrhundert gestalten sich die Herrschaftsverhältnisse von Stadt und Amt, zu welch letzterem Königshofen, Rettersheim, Neubronn, Oberndorf, Rinderfeld, Wermutshausen gehörten, folgendermaßen.[1] Im Jahr 1332 verschreibt Gottfried, im Zusammenhang mit einer Erbeinigung mit seinem Bruder Kraft II., Burg und Stadt Weikersheim seiner Gemahlin Elisabeth, geb. v. Eberstein, zur Sicherung ihres Heiratgutes. 1343 macht der mit den Hohenlohe verschwägerte Graf Ludwig von Oettingen, dem schon 1331 der Zehnten zu Weikersheim verliehen war, dem Hochstift Würzburg eine Burg Michelstein lehenbar, wogegen dieses den Lehensverband auf Ludwigs halben Weinzehnten und einen halben Hof in Weikersheim aufhob. 1345 verkauft Kraft III., Gemahl der Anna von Leuchtenberg, ein für den Bestand und den Glanz seines Hauses treuest besorgter Herr, Burg und Stadt Röttingen mit Zubehör, so vom Stift Fulda zu Lehen rührten, um 17.000 Pfund Heller an Würzburg und macht dagegen dem Kloster Fulda Burg und Stadt Weikersheim lehenbar; allein im Jahr 1390 kauft Würzburg diese Lehenschaft dem Stift Fulda ab und 1392 investirt Bischof Gerhard von Würzburg Friedrich von Hohenlohe mit dem Lehen Weikersheim. Inzwischen hatte nach dem Tode jenes Kraft III. unter seinen Söhnen eine wahrhaft abenteuerliche Wirthschaft mit Verpfänden, Verkaufen und Verprassen, begonnen, von der auch Weikersheim manches zu tragen hatte. Bei einer Auseinandersetzung über den gemeinschaftlichen Besitz war dieses 1386 dem Friedrich von Hohenlohe zugefallen; allein es war schon vorher von den Brüdern an den ohne Zweifel verwandten Landgrafen Johann von Leuchtenberg versetzt worden und in die Hände eines Leuchtenbergischen Dienstmannes, des Nikolaus von | Wendelstein, gekommen, trotzdem 1379 ausdrücklich festgesetzt worden war: Wykersheim das Schloß, Burg und Stadt soll in dieser Zeit nicht verkauft oder verpfändet werden. Am 10. Febr. 1391 gibt zwar der genannte Nikolaus von Wendelstein – Dank den Bemühungen Albrechts, des jüngsten unter den 7 Brüdern – die Stadt Weikersheim und was dazu gehört, wieder an Hohenlohe zurück, allein kaum sind 3 Jahre vorübergegangen, so versetzen die Brüder Ulrich und Friedrich die Stadt Weikersheim aufs Neue um 7760 fl. an Würzburg. „Es findet sich nicht, daß die Brüder einen glänzenden Hof besucht, daß sie sich auf eigene Kosten im Feld Auszeichnung zu erwerben gesucht, daß sie Kirchen und Klöster gestiftet oder begabt hätten, sondern nur, daß sie sich in kleine, für sie meist übel abgelaufene Fehden verwickelten. Es kann also nur tolle gedankenlose Üppigkeit und Schwelgerei gewesen sein, in der sie das Erbe der Väter vergeudeten und ihr Haus an den Rand des Abgrundes brachten.“ (Fischer, Hohenl. Gesch. 1, 97.) Im Jahr 1397 endlich beginnt der für Weikersheim bedeutendste Verpfändungshandel: Ulrich von Hohenlohe, auch einer der Söhne Krafts III. und gleichfalls ausgezeichnet durch seine Mißwirthschaft, verpfändet in diesem Jahre mit Konsens des bisherigen Pfandgläubigers Gebhard von Würzburg die Stadt seiner Schwester Anna, Gemahlin Konrads von Weinsberg. Dieser zahlt an Würzburg 8000 fl. samt den rückständigen Zinsen, löst Weikersheim damit aus, tritt aber auch von jetzt an in den Genuß aller Einkünfte. Allein bald beginnt der schon genannte Albrecht, welcher in jungen Jahren in den geistlichen Stand getreten war, noch energischer denn zuvor, die verpfändeten Güter des Hauses wieder einzulösen. Nach seines Bruders Ulrich Tod alleiniger Herr und als solcher von Würzburg mit Weikersheim belehnt, vermählt er sich im Jahre 1410 nach erlangter Dispensation mit Elisabeth von Hanau, einer allen Nachrichten zufolge ausgezeichneten Frau. Doch war es Albrecht, als er im J. 1429 starb, noch nicht gelungen, Weikersheim, den Stammsitz seines Hauses, wieder einzulösen: es blieb vielmehr bis ins 5. Decennium des 15. Jahrhunderts bei Haus Weinsberg, und Konrad von Weinsberg hat vielleicht schon daran gedacht, Weikersheim nie mehr frei geben zu dürfen. 1428 verschreibt er es seiner Tochter Elisabeth, der Gemahlin eines Herzogs von Meißen und Sachsen, um 14.000 fl. Wahrscheinlich hat diese Herzogin einmal längere Zeit in Weikersheim residirt; im Jahr 1437 wird ein hier gestorbenes | Söhnlein derselben, mit Namen Heinrich, in der damals ganz neuen Stadtkirche beigesetzt; vergleiche dazu das Grabrelief an einem Pfeiler der linken Seite, nächst dem Chore. Im Jahre 1440 nennt ein Burgkaplan Biermann wieder den Konrad von Weinsberg seinen gnädigen Herrn. Ums Jahr 1447 endlich muß Weikersheim von Weinsberg an Hohenlohe zurückgefallen sein. Allein die Noth war damit noch nicht zu Ende. 1449 verkauften die beiden Söhne Albrechts I. und der Elisabeth Weikersheim für 24.000 fl. an Wilhelm von Rechberg mit 6jährigem Wiederlösungsrecht. 1455 war der Termin der Wiederlösung abgelaufen. Aber erst kurz vor Ablauf desselben gelang es der unermüdlichen Elisabeth, welche sogar selbst nach Hohenrechberg reiste und 4000 fl. abbezahlte, das Einlösungsrecht auf weitere 13 Jahre zu verlängern, und ihren rastlosen Bemühungen ist es zu danken, daß endlich im J. 1468 Stadt und Amt Weikersheim dem Hause Hohenlohe als freies Eigenthum wieder gewonnen worden ist. Weikersheim blieb zunächst gemeinsamer Besitz. 1476 fiel bei einer Theilung Weikersheim halb Albrecht II. und halb seinem Neffen Gottfried IV. zu; nach Albrechts Ableben 1486 gieng auch sein Theil auf Gottfried über, der nun Weikersheim und Schillingsfürst zusammen auf seinen Sohn und Enkel brachte.

1

Das sechzehnte Jahrhundert war für unsere Stadt eine verhältnismäßig ruhige Zeit. „Die Reformation hat das Hohenlohische Haus und Land zunächst in keine Streitigkeiten, weder mit dem Kaiser noch mit den benachbarten Kirchenfürsten verwickelt, ist im Lande still, geräuschlos, allmählich, ohne alle Gewaltthätigkeit ins Werk gesetzt worden. Und so haben die Grafen durch ihre Zurückhaltung sich und ihrem Lande die Leiden des Schmalkaldischen Krieges zu ersparen gewußt, durch welchen die oberdeutschen Städte, Württemberg und theilweise die nächste Nachbarschaft – vgl. oben S. 288 f. – furchtbar heimgesucht wurden“ (Fischer 1, 123. 126.) Auch vom Bauernkrieg, der in dem nahen Kloster Schäftersheim so nachhaltige Spuren zurückgelassen hat, war die Stadt, abgesehen davon, daß „der von Weikersheim (wohl dem ganzen Amt) 42 in der Schlacht von Königshofen blieben sind“ (Eisenharts Chron. bei Baumann 605.) verschont geblieben. Das Ende des 16. Jahrhunderts brachte viel Leben nach Weikersheim durch den Schloßbau. [2] | Als Graf Wolfgang 1545 kinderlos gestorben und in der Pfarrkirche zu Weikersheim beigesetzt war, fielen seine Besitzungen dem Hause heim und seine Stammesvetter wurden am 24. Dezbr. 1546 mit den von ihm hinterlassenen Reichslehen belehnt. Da bald auch andere Todesfälle in der Familie eintraten, erhoben sich Streitigkeiten über die Theilung, welche endlich 1555 durch Herzog Christoph von Württemberg als kaiserlichen Kommissär dahin vertragen wurden, daß Schillingsfürst und Weikersheim in zwei gleiche Theile zerlegt und die Wahl zwischen beiden Ludwig Kasimir gelassen wurde. Letzterer entschied sich für Weikersheim, und so fand das Zusammengehören dieses Stammsitzes mit Schillingsfürst sein Ende.

1

Ludwig Kasimirs ältester Sohn Albrecht residirte zu Weikersheim, starb aber, erst 32 Jahre alt, kinderlos. Sein jüngerer Bruder, Graf Wolfgang II., geboren 1546, „eines der ausgezeichnetsten Häupter des Hauses und ein Mann, der auf der Höhe seiner Zeit stand“, residirte erst in Langenburg gemeinschaftlich mit seinem Bruder Friedrich, in Folge einer Theilung aber verlegte er 1587 seine Residenz nach Weikersheim, wo einige Jahre darauf, nachdem es die Mittel gestatteten, beträchtliche Bauten zur Erweiterung und Verschönerung ins Werk gesetzt wurden. Das Schloß hieß, wahrscheinlich als sog. Sonnenbau, von Alters her Orient. Ein Werkmeister in Stuttgart, der in Bauwesen mit Hängewerken Erfahrung besaß, Elias Gunzenhauser, welchem auf Graf Wolfgangs Ansuchen der Herzog Urlaub gab, führte im mittleren Flügel des Schlosses den großen Saal auf, 25 Fuß hoch, über 100 Fuß lang und 36 breit, alles ohne Säulen, und darüber 3 Kornböden eingerichtet werden sollten. Der Plan war von dem Würzburger Baumeister Beringer gefertigt, dessen Dienste der Bischof Julius dem Grafen zur Verfügung stellte, aber, selbst ein baulustiger Herr, bald wieder zurückzog. Beringer hatte von Zeit zu Zeit nach Weikersheim zu kommen und die Oberleitung des Baus zu führen. Für alle Mühe, die Reisen eingeschlossen, erhielt derselbe jährlich 70 Gulden baar, 6 Malter Korn, Tuch zu einem Mantel, eine gegerbte Hirschhaut, während des Aufenthalts in Weikersheim Kost bei Hof und Fütterung für sein Pferd. Des Werkmeisters wie des Baumeisters Name wurde dem Grundstein einverleibt. Als Steinhauer diente dem Grafen Meister Servatius. Die Wappen im Saal sind von einem Maler aus Nördlingen, Friedr. Seefried, gefertigt, die Stuckarbeiter („Kalkschneider“) | waren aus dem Braunschweigischen; die Bretter wurden aus Kronach in Bayern, das Eisen aus Suhl bezogen. Kaum glaublich erscheint die Wohlfeilheit von Material und Arbeit. Ein Steinmetz erhielt für den Schuh behauener Sandsteine 4 Kreuzer, von einer schuhdicken Mauer kostete die Ruthe 40 Kreuzer, ein Schock Bretter, je 10 Schuh lang, nach Ochsenfurt geliefert, wurde mit 2 Gulden bezahlt. Übrigens fehlte es dem Grafen Wolfgang nicht an den Widrigkeiten, welche jeder Bauherr zu erfahren hat. Unter Anderem erbot sich ein Steinmetz Philipp von Stade, nach Muster 6 Löwenköpfe zu hauen, brachte jedoch an diesen närrische Gesichter heraus, „welche nie keinem Löwen ähnlich gesehen.“ Der Graf wurde zornig, übernahm sie nicht, der Steinmetz aber lief unter Schelten und Schimpfen auf den Grafen und Meister Servatius davon nach Rothenburg. Als er von da nach Weikersheim zurückkehrte, wurde er etliche Tage ins Gefängnis gelegt und nach Widerruf und Abbitte entlassen. Zur Sommerszeit von Petrus- bis Gallustag erhielt damals ein Maurer bei 12 Arbeitsstunden 15 Krzr. zum Lohn. Ein solcher aus dem Schwarzburgischen nun verleumdete gar den Grafen, als lasse er die Uhr jeden Abend verrichten, daß sie zu spät 7 Uhr schlage. Auch die Schloßkapelle wurde von Graf Wolfgang eingerichtet, wie er schon zuvor die Stadtkirche, deren Thurm sehr beschädigt war, einer Reparatur unterworfen hatte.

1

Graf Wolfgang übte in seinem Schloß zu Weikersheim eine ausgedehnte Gastfreundschaft; seine Korrespondenz ist voll von Einladungen an edle Herren, Freunde und Bekannte. Am 14. Januar 1596 beherbergte Schloß Orient den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz und dessen Gemahlin mit einem Gefolge von 300 Pferden auf der Durchreise nach Amberg. Bei damaliger Beschaffenheit der Verkehrswege und -mittel hatte die Hofhaltung bedeutende Schwierigkeiten, denn es mußten sehr viele Bedürfnisse aus entlegenen Handelsplätzen bezogen werden. Alljährlich giengen nach Frankfurt und Nürnberg zur Frühlings- und Herbstmesse Leute von der gräflichen Dienerschaft, um von ersterem Platze theils Küche- und Tafelartikel, Limonen, Pfeffer, Zucker, Hausblasen, Oliven, Kapern, holländischen Käse, theils Haushaltungsgegenstände, wie Siegellack und Bürsten, theils Kleidungsstoffe, besonders Seidenzeuge, sogar Faden und Schnüre, theils Bücher einzukaufen, während von Nürnberg Metall jeder Art, von Glocken und Waffen bis zu Knöpfen und Stiften herab, Pergament, | Leder, Wollentuch kamen. Verbindlichkeiten in Nürnberg deckte Graf Wolfgang gewöhnlich durch dahin verkaufte Weine. Die ganze Jahresrechnung 1576 mit dem Nürnberger Agenten beträgt 412 Gulden; bei den Papieren liegen Brieflein von dortigen Handwerkern, so hübsch und richtig geschrieben, wie man heute bei dergleichen Männern selten findet. Von Graf Wolfgangs sorgfältiger Aufsicht über die ganze Hofhaltung zeugen seine Burg-, Vogt-, Edelknaben- und Lakaienordnungen. Der Burgvogt war Haushofmeister, mit der Leitung der ganzen Hofhaltung betraut, und zugleich Privatsekretär des Grafen. Mit dem Muthwillen der Edelknaben, neben welchen es einen von denselben viel geplagten Narren und einen Zwerg am Hof zu Weikersheim gab, hatte der Graf seine liebe Noth. Er ließ dieselben bei der Aufnahme eine Prüfung erstehen, und sie genoßen den Unterricht der Präzeptoren oder Hofmeister mit seinen Söhnen. Da kam es denn vor, daß sich bei den jungen Leuten mehr Neigung zum Reiten, als zum Studiren zeigte. Der Lakai des Grafen war vom Schneiderhandwerk. Gleich vielen Männern seiner Zeit aus allen Ständen war Wolfgang ein Jünger der Kunst, die den Stein der Weisen finden wollte. Er hatte in Weikersheim ein Laboratorium eingerichtet, in welchem er alchymistischen Studien und Experimenten oblag, und es finden sich in seinen Schreibkalendern aus verschiedenen Jahren Notizen darüber. In seinem letzten Lebensjahrzehnt hatte er noch den Schmerz, seinen Sohn Ludwig Kasimir bei Vertheidigung der von den Türken belagerten Festung Gran in Ungarn zu verlieren (16. Sept. 1604) und die Leiche, welche über Hamburg in die Heimat verbracht wurde, in Weikersheim beisetzen zu müssen (13. März 1605). Die letzte Urkunde, welche der treffliche Regent am Tage vor seinem Tode, 28. März 1610, unterzeichnete, war die Befreiung der Einwohnerschaft seiner Stadt Weikersheim von der Leibeigenschaft gegen eine runde Summe von 1400 Gulden, welche die Gemeinde zu verzinsen hatte, bis Graf Karl Ludwig ihr 1724 das Kapital schenkte. Schon 1603 hatte Wolfgang in der Stadtkirche ein Denkmal aus Alabaster für sich zurichten lassen. Sein dauerndstes Denkmal aber bildet das Wort, das er einst in einem Mißjahr an Hilfesuchende richtete: „Seid getrost, liebe Leut’, ich will euch nichtsdestoweniger noch mit Frucht aushelfen. So lang ich hab, sollt ihr auch haben.“ Oft rief er arme Unterthanen, die am Schloß erschienen waren, Bittschriften abzugeben, vom Fenster zu sich herauf.

1

| Wolfgangs Regierung kam, da er nach dem Tode seiner Brüder Friedrich von Langenburg (1590) und Philipp von Neuenstein (1606) den ganzen Neuensteinischen Landestheil in seiner Person vereinigte, diesem überhaupt zu gut. Wir heben die Einrichtungen, welche die Stadt Weikersheim besonders betreffen, heraus, wobei auch Einiges aus früherer und aus späterer Zeit mit Raum finden mag.

1

Der Rath der Stadt Weikersheim bestand aus 12 Mitgliedern, wurde von der Bürgerschaft gewählt und der Herrschaft zur Bestätigung präsentirt. Nach der Wahl gibt das neugewählte Mitglied dem Kollegium ein Mahl auf dem Rathhaus, wobei der herrschaftliche Beamte demselben einen Kranz von Seide aufsetzt, welchen es jenen ganzen Tag zu tragen hat. Nach der Beeidigung begleiten die Kollegen das neue Mitglied nach dessen Behausung. Der Rath übt Strafgewalt für Felddiebstähle und dergleichen leichtere Vergehen; er wählt sich, früher alljährlich, später auf Lebenslang, seinen Rechner, der die Gemeindesteuern zu erheben hat; 2 Prokuratoren ziehen die Gebühren für den Rath bei Bürgerannahmen und dgl. ein. Ein Mitglied ist Unterkäufer und Wegmeister, ein anderes Almosenpfleger. Ein aus Raths- und Gemeindegliedern gemischtes Kollegium bilden die Siebener, welche über Maß und Gewicht Aufsicht zu führen und die Rechte der Bürgerschaft dem Rath gegenüber zu vertreten hat. Die Bürgerannahme erfolgt seit Aufhebung der Leibeigenschaft gegen eine Gebühr von 4 Gulden; der neue Bürger hat nach Verordnung des Grafen Georg Friedrich von 1626 drei Obstbäume an die ihm angewiesenen Orte zu setzen. Die Erbschaftssteuer beträgt für Auswärtige, welche die Erbschaft wegziehen, 5 Prozent des Betrags. Verkaufen Eltern etwas von ihrem Besitz, so haben die Kinder und Enkel 29 Tag lang das Losungsrecht (Freundschaftslosung). Jeder Weikersheimer Bürger darf seinen selbsterzeugten Wein ausschenken und daneben, besonders an Jahrmarktstagen, ausspeisen. Wohl von Alters her Sitz einer Cent, d. h. eines Kriminalgerichts, wurde Weikersheim 1542 durch eine Ordnung der Grafen v. Hohenlohe als Centgericht für elf Orte bestätigt. War eine Urtheilssitzung nöthig, so wurde der Termin 3 Tage zuvor den Centorten, wie dem Beklagten verkündigt. Bei der Voruntersuchung wendete man unter Umständen die Folter an, doch durfte dies nur in Gegenwart des vom Rath der Stadt mit Stimmenmehrheit gewählten und von der Herrschaft bestätigten Centgrafen als Gerichtsvorstands, des Gerichtsschreibers und zweier Schöffen geschehen. Die unter freiem Himmel vorgenommenen Centgerichtsverhandlungen waren sehr feierlich und förmlich. Der Centgraf erschien zu Pferd, geharnischt mit Pickelhaube, Stiefeln und Sporen. Die Centverwandten erwählten an jedem Ort ihre Schöffen auf Lebenslang und diese waren etwas Ähnliches, wie heutiges Tages unsere Geschworenen. Die ganze Einrichtung war ein Überrest der alten kaiserlichen Grafengerichte und verursachte in späteren Zeiten, nachdem die Gerichtsbarkeit landesherrlich geworden, viele Streitigkeiten. Auch das für die bürgerliche Rechtspflege in dem Gebiet der Neuensteinischen Hauptlinie 1598 ins Leben getretene Hofgericht | hatte seinen Sitz, jahrweise mit Neuenstein abwechselnd, in Weikersheim. Es war erste Instanz für die dem Orts- oder Untergericht nicht Unterworfenen, z. B. die gräflichen Beamten, und Apellationsinstanz für alle Unterthanen in Sachen, deren Streitwerth sich über 20 Gulden belief. Von ihm konnte in Streitsachen über 150 Gulden Werth an das kaiserliche Kammergericht appellirt werden. Das Untergericht bestand aus dem Schultheißen oder dem Vogt als Stabhalter, 12 ehrbaren Schöffen und dem Gerichts- oder Stadtschreiber. Es hielt jährlich 4 Sitzungen, eine außerordentliche Sitzung kostete 1 Gulden. – Stadt und Amt verwalteten am Anfang des 19. Jahrhunderts ein Amtmann mit dem Titel Justizrath, ein Ökonomie- und Forstrath, ein Steuer-Sekretär, ein Ballei-Kommissarius, ein Marschkommissarius und Centgraf, ein Stadtschreiber, ein Zollinspektor, ein Amtsburgermeister, ein Kellermeister, ein Kanzleibote; auch gab es einen israelitischen Kommissions-Sekretär und einen desgleichen Hoffaktor. W. F. 9, 130. – Weiteres zur Justiz- und Polizeiverwaltung, Sitten- und Kulturgeschichte in Weikersheim von † Dekan Mayer s. in der Zeitschr. d. hist. Ver. f. d. württ. Fr. 1853, S. 85 ff. und Bd. 5, S. 233 ff. Wir entnehmen den Notizen des fleißigen Sammlers Folgendes:

Bevölkerung. Juden waren aller Wahrscheinlichkeit nach in den älteren Besitzungen der Herren von Hohenlohe angesessen. W. F. V, 378. 379. Aber 1455 wurde in einer Erbeinigung der Grafen Kraft und Albrecht verglichen, daß keiner ohne des andern Wille Juden einnehmen solle. 1475 und 1511 wird dies bestätigt: namentlich soll es für Weikersheim gelten. V, 379. Doch kommt schon im 16. Jahrh. „Judengerch“ als Name einer Lokalität vor. 1622 bitten 2 Juden von Hanau, hier ein Geschäft für den Hof und die Bürgerschaft errichten zu dürfen gegen Vorstreckung von 3000 Reichsthalern. Seit 1730 haben sie einen eigenen Begräbnisplatz.

Manche Einwanderungen aus andern Ländern. Die Herrschaft hatte Diener aus Böhmen, Sachsen etc. W. F. 9, 232. Außerdem vgl. W. F. 1853, S. 87. 2 böhmische Pfarrer, Krig und M. Jerem. Slovacius genannt, Anno 1626 ff. 1634 Flüchtige aus der Pfalz. 1650 f. Flüchtige aus Östreich; ebenso 1714 ff. 1680 Salzburger, wieder 1749. 1733 refugiés aus Frankreich.

Auswanderung aus dem Amt Weikersheim im 18. Jahrh. nach preuß. Litthauen. W. F. 9, 235.

Unter Goethe’s Ahnen mütterlicherseits sind auch Hans Weber (Textor) und Jörg Weber, der gnädigen Herrschaft Lakay, u. A. in Weikersheim genannt. W. F. 5, 390. 9, 423.

Weinbau. 1219. erstmalige Nennung von Weinbergen. U.B. 3, 92 f. 99. „4 Morgen Weinberg im alten Berg“ 1323. Weinberge in der Hart, im Löhlein, im Egelsee, und im Molach. Mon. boic. 39, 221. Weiteres W. F. VI, 122. VIII, 563.

Rothes Gewächs, wie es scheint, erst seit 1614 auf den Höhen, nicht aber in den mittlern und untern Schlägen zu pflanzen erlaubte. W. F. VI, 122.

1482 kostet das Fuder Wein 12 fl. (1 Fuder = 12 Weikersh. Eimer à 60 Maß, also ungefähr 14 Hektoliter).

| 1525–1539 15jähriger Durchschnittspreis des Weins ca. 16 fl. à Fuder; höchster Preis 1538 – 26 fl., niederster Preis 1531 – 9 fl. 1540/59 20jähriger Durchschnitt: ca. 181/2 fl. à Fuder, höchster: 1543 – 27 fl., niederster: 1541, 8 fl. Gute Weinjahre im 16. Jahrh.: 1531, „der reiche Herbst“. 1536 an der ganzen Tauber ein gutes Weinjahr. 1560. 1563. 1572. 1582 gut und viel. 1583 viel weiß und herrlich gut. 1584 ebenso. 1586 wenig aber gut. Geringe im 16. Jahrh.: 1559 erfroren, gar wenig Wein. 1564 Mißjahr. 1569. 1576 erfroren. 1579. 1585 sauer, nicht reif. Weinpreise per Fuder im 17. Jahrh. 1600. 34 fl. 1621. 56 fl. 1629. 3 fl. 50 kr. 1652. 22 fl. 1653. 11/2 Reichsthlr. Gute Weinjahre im 17. Jahrh.: 1616. 1629. 1630 sehr viel, ziemlich gut. 1631 sehr gut, doch nur 1 fl. 5 kr. 1652 voller Herbst. 1653 halber Herbst, aber herrlich und trefflich. Geringe: 1626 erfroren. 1628 Fehljahr, Blüte gestört. 1649 im Sept. erfroren. 1650 im Frühling erfroren.

Fruchtmarkt war zu Weikersheim je am Mittwoch, jedenfalls schon in 1580er Jahren. 3 Mühlen bei der Stadt schon 1422 genannt. Mühlordnung von 1511 noch aufbewahrt.

Bier. Jedenfalls schon seit der Mitte des Jahrhunderts – ohne Spuren einer Opposition, wie sonst – fand das Bier in Weikersheim Eingang gegen Entrichtung von Bodengeld. Um 1570 eine herrschaftliche Brauerei hier; im Schlosse besonderer Bierkeller; 1602 ein neues herrschaftliches Brauhaus gebaut. Bürgerliche Brauereien schon vor 1600. 1574 kostet ein Fuder Bier, von Crailsheim hier eingeführt – 17 bis 26 fl. W. F. VIII, 568 f.

Apotheken: W. F. IX, 231. Im 15. Jahrh. jedenfalls war im Schloß zu Weikersheim eine Destillirküche und ist der Laborant oder destillator aulicus unter den Hofdienern aufgezählt. Im 16. Jahrh. neben der Hofapotheke auch eine in der Stadt.

Unter den öffentlichen Anstalten sind nennenswerth die Badstuben. 1625, als in der Gegend schon die „Pestbeulen“ sich zeigten, beschwert sich die Bürgerschaft, daß in Weikersheim mehrere Wochen lang kein Bad gehalten worden sei. 1630 beklagt sich der Rath über einen Bader, daß er seine Badstube nicht versehe, noch einen gut gelernten und gewanderten Gesellen halte, daß hiesige Bürger nach auswärts müssen ins Bad gehen. W. F. IX, 230.

Seuchenjahre. Die Pestbeulen rafften hier, wo die Zahl der ordentlichen jährlichen Sterbfälle 50 bis 60 betrug – im Jahr 1626 – 192, 1632 – 101, 1633 – 253, 1634 – 343, 1635 – 113 Personen weg. W. F. IX, 228.


Graf Wolfgangs Sohn und Nachfolger Georg Friedrich hatte nach langjährigen Kriegsdiensten in Frankreich und gegen die Türken sich 1607 mit einer Freiin von Waldstein in Prag vermählt und verlebte nun im Hausstand ein Jahrzehnt des Friedens zu Weikersheim. Er widmete besonders der Kirche und Schule, deren Verhältnisse er wohl geordnet fand, alle | nöthige Aufmerksamkeit. Die Stadtkirche, in welcher er regelmäßig dem Gottesdienst anzuwohnen pflegte, während seine Gemahlin einen eigenen böhmischen Hofprediger hatte, wurde von ihm erweitert, auch wegen Revision der Kirchenordnung ein Konvent im Ort veranstaltet und auf die Anerkennung des von den schroffen Lutheranern verdächtigten Gründlichen Berichts und seine Geltung als Bekenntnisschrift der Grafschaft nicht weiter gedrungen. Allsonntäglich ertheilte der Graf für alle Unterthanen, die ihm persönlich ein Anliegen vortragen wollten, mit ebenso vieler Würde als leutseliger Freundlichkeit offene Audienzen. Er umgab das Schloß mit Basteien, Wällen und Gräben. An der Ausführung weiterer Pläne hinderte ihn der Ausbruch des dreißigjährigen Kriegs, in welchen der Graf als Mitglied der böhmischen Stände sofort hineingezogen wurde, um viele Jahre hindurch von den Schrecken desselben wie wenige geprüft zu werden. Während er nach dem unglücklichen Ausgang der Prager Schlacht (8. Nov. 1620), mit der kaiserlichen Acht belegt, in Norddeutschland umherirrte, nahmen, auf den Rath des württembergischen Kanzlers Faber, die Brüder des Flüchtigen, die Grafen Kraft und Philipp Ernst, die Grafschaft Weikersheim in Besitz. Vom 15.–18. Januar 1621 nahm Kraft in den Ämtern Weikersheim und Hollenbach, Philipp Ernst im Amt Schrozberg die Huldigung entgegen. Am 20. April zeigte Johann Gottfried, Bischof von Würzburg und Bamberg, den Gräflichen Brüdern an, daß er mit dem Vollzug der kaiserlichen Acht beauftragt sei und Beamte abordnen werde, sich mit ihnen zu besprechen. Zum Glück war der Bischof ein dem Haus Hohenlohe freundlich gesinnter Nachbar und half die Sache auf die lange Bank schieben. Fürbitten von allen Seiten bewirkten im Septbr. 1623 die Aussöhnung mit dem Kaiser. Von der Sorge des nach Weikersheim zurückgekehrten für gemeinsames Tragen der Lasten und Beschwerden, sowie von seinem Einfluß auf Wallenstein, schonende Zusicherungen für die gesammte Grafschaft zu geben, ist bereits oben S. 289 f. die Rede gewesen. Während die Pest in Weikersheim und Umgegend wüthete, ordnete Georg Friedrich mit aller Energie die nöthigen Vorsichtsmaßregeln an, Sperrung der angesteckten Häuser, Räucherungen, Reinlichkeitspflege. Niemand aus infizirten Häusern sollte einem Leichenzug anwohnen, dieser nur bis an den Friedhof, nicht bis zum Grab ausgedehnt, der kirchliche Akt auf einer nahen Wiese vorgenommen werden, jede Beerdigung nur zu zwei | bestimmten Stunden des Tags geschehen. Ein Gehilfe für die Geistlichen zur Seelsorge an den Krankenbetten wurde angestellt, ein Wundarzt als Pestilentiarius mit den nöthigen Arzneimitteln ausgestattet, das Schloß, um es vor Einschleppung der Krankheit zu bewahren, sorgfältig bewacht. Allmählich machten die politischen Ereignisse den Grafen für seine Sicherheit in Weikersheim trotz der angelegten Befestigungen besorgt, er miethete daher 1629 ein Haus in Nürnberg. Doch blieb er die meiste Zeit in Weikersheim, dort starb auch seine Gemahlin, ohne ihm Kinder geschenkt zu haben, 24. Mai 1631. Bald darauf riß Gustav Adolfs Erscheinen den Grafen in neue Bahnen hinein, welche ihn für immer von Weikersheim trennten, um nach einem glänzenden Anfang voll Ehre und Ruhm dem Greis einen trüben Lebensabend zu bringen. Als er 1634 zum zweitenmal in die kaiserliche Acht fiel, wagte schon deswegen, weil sein Bruder Kraft in gleicher Verdammnis, der Bruder Philipp Ernst aber todt war, Niemand vom Hause Hohenlohe, seine schützende Hand über Weikersheim zu halten, wie dies 1621 geschehen war, und so gieng die durch Dekret des Kaisers vom 1. Nov. 1634 aus Stuttgart verfügte Sequestration ungehindert vor sich. Ein früher deutschordischer Rentmeister Walzen wurde als kaiserlicher Sequester-Oberamtmann nach Weikersheim gesetzt und verwaltete nun die Grafschaft zunächst für den Fiskus. In jenem Dekret war bereits dem Deutschmeister eine Anwartschaft und die Befugnis eingeräumt, im Schloß Weikersheim zu wohnen. Die Einwohnerschaft wurde entwaffnet und die bisherigen Beamten hatten nur die Wahl, entweder ihre Entlassung zu nehmen, oder in den Dienst der neuen Verwaltung zu treten. Walzen verdient übrigens das Zeugnis, um möglichste Erleichterungen für die neuen Unterthanen nach Kräften bemüht gewesen zu sein. Freilich vermochte er den unaufhörlichen Requisitionen und der schlimmen Aufführung des Militärs gegenüber wenig oder nichts. Der derbe Schrozbergische Keller Stetter schrieb 26. Juli 1636 an Walzen: „Ich wollt ja lieber der Säu hüten. Man weiß in Weikersheim nicht, wie einem armen Mann auf dem Lande zu Muth, der Tag und Nacht in seinem Haus nicht sicher, fast alle 8 Tag mit den Seinigen auf den Straßen hin und wieder ziehen, sich in Wäldern wie ein unvernünftig Vieh mit Weib und kleinen Kindern verstecken muß.“ Am 16. Januar 1637 schenkte der Kaiser die Grafschaft dem Deutschorden und im nächsten Jahr folgt auf Walzen Hans Joachim von Eyb, | Deutschordens-Komthur, als Oberamtmann in Weikersheim. Aus seiner Verwaltung ist bemerkenswerth, daß er die Juden, deren Aufnahme durch die Erbeinigung von 1511 für die ganze Grafschaft untersagt war, in Weikersheim, Hollenbach, Elpersheim und Hohebach aufnahm. Der Bürgerschaft von Weikersheim wurde die Frage vorgelegt, ob Jemand in ihrer Mitte vorhanden und bereit wäre, das Städtchen mit nothdürftigen und nützlichen Waaren zu versehen, und als die Frage verneint ward, gestattete der Deutschmeister zwei jüdischen Familien, daselbst zu wohnen, unter der Bedingung, nicht vom christlichen Glauben zu reden, an Sonn- und Feiertagen nicht mit Waren zu hausiren, in Einem Hause beisammen zu wohnen, keinen fremden Juden über 8 Tage zu beherbergen, alle bürgerlichen Lasten mitzutragen. Die Schenkung der Grafschaft Weikersheim an den Deutschorden nahm der Bischof von Würzburg besonders übel auf, weil seine Lehensherrenrechte dadurch verletzt waren. Er befahl den in Orten seines Sprengels wohnenden zu Hohenlohe Pflichtigen Grundholden geradezu, ihre Abgaben an dieses, nicht an den Deutschmeister zu entrichten.

Graf Georg Friedrich erhielt im Novbr. 1637 die kaiserliche Gnade für seine Person wieder, aber des Besitzes und Genusses seiner Herrschaft blieb er beraubt. Seit 1639 wohnte „der alte Herr“ in Langenburg, ohne Weikersheim wieder zu sehen; nur wenn er sich des Jagens vergnügte, wobei er freilich Garne u. dgl. von Neuenstein entlehnen mußte, ließ er sich nicht abhalten, in Weikersheimer Forsten, über die er dem Orden kein Recht zugestand, seine noch immer vorhandene Jagdlust zu befriedigen. Als er, fast 76 Jahre alt, nach einem vielbewegten Leben am 7. Juli 1645 starb, fand man es bedeutsam, daß Graf Philipp Ernst 17 Jahre zuvor in Weikersheim, Georg Friedrich aber in Langenburg sein Leben beschloß, als wenn „beide Herren Gebrüder, recht zu sagen, ihre Residenzhäuser also zum zeitlichen Absterben einander hätten müssen hergeben und gleichsam darleihen.“ Den Armen zu Weikersheim hat er 1000 Gulden vermacht, obwohl er, wie begreiflich, nicht viel hinterließ: die vom Deutschorden bei der Besitznahme von Weikersheim mittelst Verkaufs von Wein- und Fruchtvorräthen ihm widerrechtlich entzogenen Vermögenstheile allein sind zu 57.771 Gulden veranschlagt.

Nach Georg Friedrichs Tod trat eine gemeinschaftliche Regierung ein. Schon vor der endlich 1677 erfolgten Schlichtung | der Erbstreitigkeiten, wodurch Stadt und Amt Weikersheim mit Hollenbach dem Grafen Sigfried zugetheilt wurde, residirte dieser in Weikersheim eine Zeit lang zusammen mit seinem unbändigen Bruder Kraft Magnus, den er 1661 ein halbes Jahr in einem finsteren Gewölbe gefangen hielt, bis die Verwandten ihn nach Schrozberg wiesen. Sigfried hat den bis zum uralten Treppenthurm reichenden Flügel des Schlosses Weikersheim zu bauen angefangen, starb aber noch vor der Vollendung 1684. Wieder folgten Zwistigkeiten um den Besitz von Weikersheim. Im Schloß daselbst beriethen um Fastnacht 1687 die Diener der überlebenden Brüder wiederholt die Theilung und machten dem Grafen Wolfgang Julius von Neuenstein, dem berühmten Kriegshelden, die Zeit lange. Da ließ er die Diener von Öhringen und Künzelsau zwei Tage ohne Speise und Trank einsperren. Am zweiten Abend sandte er ihnen einige Schüsseln, aber nur einen Löffel: „weil sie ohnedies so einig seien, können sie auch mit einem Löffel essen.“ Weikersheim fiel Johann Friedrich († 1702) zu. Ihm folgte Karl Ludwig, zuerst als Administrator für seinen geistig und körperlich leidenden Bruder Kraft, welcher 1709 sein trauriges Dasein in Weikersheim beschloß. Sofort nach seinem festlichen Einzug in Weikersheim 1709 wurde der ganze linke Flügel des Schlosses im Inbau umgestaltet, der Platz zum Garten geebnet, der angrenzende Stadtgraben ausgefüllt. Karl Ludwig theilte die Baulust der größeren Fürsten des Zeitalters, und wie der französische Alleinherrscher, so erscheint auch der Graf von Weikersheim in den Deckengemälden der Prunksäle, welche die Götterversammlung des griechischen Olymp darstellen, verherrlicht, wenn auch von zweifelhafter Künstlerhand. Außer dem erwähnten Inbau des Schlosses und dem Bau der zu demselben führenden Brücke, sodann verschiedenen Verbesserungen und Verschönerungen der Stadtkirche, außer einem Hospital und größeren Gebäuden für Beamte und Dienerschaft war es besonders der Schloßgarten und der nahe Karlsberg, womit sich der gräfliche Bauherr beschäftigte. Der Schloßgarten, ganz nach dem Vorbild von Versailles angelegt, war mit Springbrunnen und Wasserkünsten, mit Statuen, worunter das große Reiterstandbild des Grafen selbst, ausgeschmückt; Terrasse, Pavillons, Orangerien, Glashäuser, Gartenwohnungen, Grotten, Baumgänge – alles trug den bekannten Stempel des herrschenden Kunstgeschmacks. Auf dem Karlsberg aber, jenem freundlichen, das | Tauberthal gegen den Vorbachgrund abschließenden Höhenvorsprung, der nach Karl Ludwig benannt ist, gründete dieser sein Hohenheim. Ein mäßig großes Wohngebäude im Mansardenstil war mit geräumigem Hof, dieser mit einer kreisrunden, vier Pavillons für die Dienerschaft enthaltenden Ringmauer umschlossen, innerhalb welcher Gartenanlagen liefen. Das Ganze als Mittelpunkt rings umgeben von dem sternförmig mit Wegen durchzogenen, mit Roth- und Schwarzwild besetzten Park, in welchem eine Försterei und eine Schweizerei angelegt waren, und von einer weiten äußeren Ringmauer eingeschlossen. Alleen führten nach Weikersheim, sowie nach dem nahen Schäftersheim; unmittelbar an der äußeren Ringmauer nach der Stadtseite begannen die Weingelände. Nach mancherlei Vorarbeiten für die Parkanlagen begann der Bau des Hauptgebäudes 1727. Es war sammt den übrigen Gebäuden erst 1736 so zu Stande gekommen, daß der Graf mit seiner Gemahlin und verschiedenen Gästen im Juli seinen ersten „Sejour“ auf dem Karlsberg anstellen und vier Wochen daselbst verbleiben konnte. Damals rührte, wie stets bei festlicher Gelegenheit, der alte Geheimrath Georg Tobias Pistorius, des Grafen langjähriger in seinem Alter erblindeter Kanzleidirektor, seine Harfe und sang:

Hier steht der Karlsberg nun; sein Bau, der ist vollführet,
Vortrefflich eingericht’ und herrlich ausgezieret
Mit mancher Seltenheit und vielen Artigkeiten,
Da eine um den Rang will mit der andern streiten.
Wo man nur siehet hin, kann man mit tausend Freuden
Das Auge und das Herz an allen Orten weiden . . .

Auch ernstere Aufgaben beschäftigten den Grafen von Weikersheim lebhaft. Seit 1721 betrieb er eifrig die schon im 16. und 17. Jahrhundert wiederholt angeregte Schaffung eines gemeinschaftlichen Landrechts für das Hohenloher Land. Der eben genannte Pistorius und der Hofrath Algeyer von Ingelfingen arbeiteten einen Entwurf aus und endlich 1737 war es so weit, daß eine Kommission von Räthen sämmtlicher Linien in Weikersheim zusammentreten und die Schlußredaktion vornehmen konnte. Auch um eine neue Polizeiordnung war Karl Ludwig bemüht. Das zur Zeit seiner Regierung in Deutschland mit seiner Vielherrschaft grassirende Jaunerwesen war die Hauptursache, daß in Weikersheim, dem alten Centgerichtsort, in 46 Jahren nicht | weniger als 20 Todesurtheile vollzogen wurden, meist an Dieben und Räubern, ungerechnet die Fälle, in welchen der Graf Begnadigung eintreten ließ. Der Lebensabend des vielthätigen Regenten war schmerzlich getrübt durch den Tod seines kaum 29jährigen einzigen Sohnes Albrecht. In der Nacht des 1. Juli 1744 ritt dieser nach dem Karlsberg und stürzte unfern der Stadt noch auf ebenem Boden so schlimm, daß er besinnungslos nach dem Schloß gebracht werden mußte. Nach einigen Stunden kehrte zwar das Bewußtsein zurück, aber der Zustand blieb hoffnungslos. Die Leichenöffnung ergab einen Riß in der Hirnschale über dem rechten Auge, zwei Splitter waren in das Gehirn eingedrungen.

Als fünf Jahre hernach die verwitwete Schwiegertochter sich mit einem Prinzen von Hildburghausen in zweiter Ehe vermählte, ließ Graf Karl es sich nicht nehmen, die Hochzeitsfeier in Weikersheim zu veranstalten. Im September 1752 feierte er sein Jubelfest nach 50jähriger Regierung. Die Feier wurde nicht bloß kirchlich begangen, und es gab nicht bloß festliche Aufzüge und dichterische Glückwünsche, sondern auch ein heiteres Kinderfest, zu welchem sich gegen 400 Kinder aus Stadt und Land eingestellt hatten, und Bewirtung von 23 Greisen aus Stadt und Amt Weikersheim, die entweder gleich alt oder noch vorgerückter in Jahren als der Graf selbst waren. Der Bürgerschaft seiner Residenz spendete er ein Faß Karlsberger und gab ein Freischießen mit vielen Preisen. Fast 82 Jahre alt, gieng der Greis am 5. Mai 1756 zur Ruhe ein, der Letzte, welcher dauernd in Weikersheim residirt hatte. Sein Herrschaftsantheil kam an die Linie Neuenstein-Öhringen, später, 1805 nach dem Tode des Fürsten Karl, an Kirchberg und Langenburg gemeinschaftlich, bis das Aussterben der Kirchberger Linie 1861 Weikersheim ganz an Langenburg brachte. Als der Reichsdeputations-Hauptschluß 1803 den Fürsten Karl von Hohenlohe-Jagstberg für Verluste im Elsaß entschädigte, war unter den ihm zugewiesenen Gütern auch der östliche Theil des Karlsbergs. Über die Frage, was hierunter zu verstehen sei, entstand ein mit dem Namen der Trisensache in der Geschichte des Hauses Hohenlohe bezeichneter, vor den württembergischen Gerichten geführter Rechtsstreit zwischen Jagstberg einer- und Kirchberg und Langenburg andererseits, der erst am 24. Nov. 1812 durch gütlichen Vergleich dahin erledigt wurde, daß die letztgenannten Häuser die Summe von 16.000 Gulden an das erste bezahlten, wogegen ihnen der ganze Karlsberg verblieb.

| Kirchliches.[3] Ein Pleban, d. i. Pfarrherr in Weikersheim, Sifried, wird schon 1219 genannt. Die dem hl. Georg geweihte Pfarrkirche für Weikersheim und Schäftersheim stand bis 1414 nicht im Ort und in der Nähe des Schlosses, sondern ziemlich entfernt davon, rechts an der Vorbach, am Weg nach Schäftersheim, da wo heute noch der Kirchhof ist. Ihr verkaufte 1340 der Johanniterorden seine Gilten und Gefälle im Weiler Bronn, 1362 schenkte ihr Bischof Albrecht von Würzburg und 24 andere Bischöfe zusammen 80 Tage Ablaß.

1

Auf die Dauer wurde aber diese Lage ihrer Pfarrkirche den Weikersheimern unbequem. Im Jahr 1420, nachdem das Filial Schäftersheim abgelöst war, beklagten die damalige Herrin und Inhaberin Weikersheims, Anna von Weinsberg, geb. Hohenlohe, und die Gemeinde zu Weikersheim bei dem Bischof von Würzburg, daß die heil. Sakramente außerhalb der Stadtmauern aufbewahrt seien und dadurch der Empfang derselben den Kranken und Sterbenden, namentlich bei Nacht und in Kriegszeiten, erschwert werde; der Bischof Johann ordnete daher in väterlicher Fürsorge an, daß vom Pfarrer die heiligen Gefässe bis auf weiteres, d. h. bis zur Vollendung der im Bau begriffenen neuen Stadtkirche, in die Kapelle zum heil. Blut Christi verbracht und dort aufbewahrt werden sollen. Später hat sich an diese Lage der Pfarrkirche außerhalb des Ortes die Sage angeknüpft, die Vorbach sei ehedem mitten durch die Stadt gegangen, weil man in derselben und absonderlich in dem Hause, welches Johann Christoph Glock bewohnte, noch einige Reste von Stadtmauern finden wollte. Das Stadtbuch sagt hierüber: es finde sich in den hohenlohischen Geschichtsbüchern und andern Urkunden auch nicht die geringste Spur hievon; auch sei bereits ohngefähr im Jahr 1660 von einem ehrbaren Rath in seiner Verantwortung auf etlicher Bürger wider denselben eingegebene Beschwerungspunkte wegen einiger Gebäude, so an die Stadtmauer gebaut, dieses Vorgeben, als wenn die Stadtmauer bis an den Gottesacker gegangen wäre, eine alte Weiberfabel genannt worden. Der Weg, der zur Kirche führte, hieß ohne Zweifel Pfaffengäßlein, ein Name, der sich im Jahr 1450 noch findet. Diese Pfarrkirche auf dem Kirchhof gehörte ehemals dem Stift Haug in Würzburg zu, seit 1289 ist sie dem Stift Neumünster daselbst zugewiesen. Im Jahr 1308 wird dem letzteren | sein Eigenthumsrecht von Bischof Andreas nochmals ausdrücklich bestätigt und im Jahr 1313 trägt Johann, König von Böhmen und Polen, dem Stift Neumünster auf, die Pfarrei Weikersheim in einem Zehntstreit mit Wipert von Zimmern, sowie gegen alle Feinde zu schirmen. Im Jahr 1414 wird die alte Kirche abgebrochen und eine Kapelle an ihre Stelle gesetzt. Konrad von Weinsberg beschenkt diese neue Kapelle 1428 mit einer Behausung in Weikersheim, und mit dem Leschenzehnten am Tauberberg bei Elpersheim; auch besitzt sie bis zum Jahr 1531 2 Höfe in Erlach. Im Jahr 1610 war die Kapelle schon wieder unbrauchbar; man wollte sie wiederherstellen, 1660 wird sogar ein Riß für einen Neubau gefertigt, dem die alte Kapelle als Chor hätte dienen sollen. Der damals regierende Graf bemühte sich sogar, von auswärts her Beiträge dazu zu bekommen; allein es wurde aus Reparatur und Neubau nichts. Heute ist gar nichts mehr von dieser Kapelle vorhanden.

In nächster Nähe dieser Kirchhofkapelle lag die Kapelle zum heiligen Kreuz, an der Hohenstraße, in den früher so genannten Kreuzgärten. Wibel spricht zwar nur von einem selbständigen Altar zum heiligen Kreuz in der Kirchhofskirche; aber 1569 wird unter den Pfründen, die hier eingezogen werden, neben der der alten Pfarr auch die zum heil. Kreuz genannt.

Ebenfalls außer der Stadt, etwa in gleicher Entfernung von derselben, wie die beiden bisher genannten Kapellen, stand im 13. Jahrhundert die St. Lucienkapelle, die jetzt ganz verschwunden, nur in der Markungsbenennung Lucienwiesen noch fortlebt; sie stand an der südöstlichen Seite der Stadt, unweit des heutigen Bahnhofes. Dieses Gotteshaus ist mehrmals von verschiedenen Bischöfen mit reichem Ablaß beschenkt worden, so 1284 behufs ihrer Reparirung, 1287 bei einem Konzil in Würzburg, 1325, 1350. Gefälle hatte die Pfründe in Bronn, Elpersheim, Nassau, Biberehren, Pfitzingen, Niederrimbach, Hagen, Honsbronn, Schäftersheim, Weikersheim. Hier besaß sie außerdem ein Gärtchen beim heiligen Werd, einen Krautgarten in der Bruns, eine Wiese im Ried und eine Laube Holz.

Weiter noch von der Stadt entfernt, am Weg nach Laudenbach, stand über der Hammelsklinge die St. Ottilienkapelle; der Hang, auf welchem sie sich erhoben, heißt heute noch der Kapelberg, früher Öttlesberg.

Es folgen nun die Gotteshäuser innerhalb des Orts: im Schlosse befanden sich deren zwei, die Kapelle St. Mariä Magdalenä | und die Kapelle St. Eucharii. 1296 scheint das Jahr der Gründung der ersteren zu sein. Da erhält sie von Kraft von Hohenlohe mit ausdrücklicher Zustimmung seiner Söhne Konrad und Kraft einen Theil des Zehnten von Honsbronn, 30 Malter lauteres Korn, ein Fuder Wein vom Zehnten in Weikersheim und ein Pfund Heller. Der Bischof von Würzburg aber eximirt den bei St. Maria Magdalena angestellten Kaplan von der Gerichtsbarkeit des Archidiakonats und der Unterordnung unter die Pfarrkirche, deren Rechten er übrigens keinen Abbruch thun soll. 1321 überläßt Konrad, der Sohn des Gründers, ein allen Anzeichen nach der Kirche sehr wohlgesinnter und gegen sie sehr freigebiger Mann, nebst seiner Gattin Elisabeth geb. von Oettingen, seinen Burgkaplan Wortwin wegen des Gebrechens und Abgangs, welchen er oft an seinem Zehnten gehabt, den ganzen Zehnten zu Honsbronn, klein und groß. Außerdem hat die Pfründe Gefälle in Adolzhausen, Herbsthausen, Laudenbach, Pfitzingen, Rettersheim, Elpersheim, Mergentheim, und 1428 vermacht ihr Konz Koch hier einen Garten zu einem Jahrstag.

Die Kapelle St. Eucharii im Schloß Orient wurde von Konrad von Weinsberg und seiner Gemahlin gestiftet und 1424 von Bischof Johannes von Würzburg konfirmirt. Gefälle bezieht sie von Adolzhausen, Neubronn, Dunkenrode, Dreischwingen, Elpersheim, Weikersheim, Aufstett, Oberndorf; im Jahr 1543 besitzt sie einen Weinberg im Molach.

Im Orte Weikersheim selbst, nach Fleiner in der Nähe der Stadtmühle, stand die Kapelle zum heil. Blut Christi. Laut einer Konfirmationsurkunde des Bischofs Wolfram v. Würzburg vom 2. August 1323 ist ihr Bau von dem schon genannten Kraft I. von Hohenlohe († 1313) begonnen und von seinem Sohne Konrad († c. 1330) vollendet worden; auch ist sie von letzterem, wie es scheint, nicht kärglich mit Einkünften bedacht worden. Unter den Orten, aus welchen die neue Pfründe Einkünfte bezieht, sind Laudenbach, Münster und Weikersheim selbst. Weikersheimer Markungstheile, die in der Urkunde genannt werden, sind die Hart, das Löchelin (Löhlein), Egelsee und Manloch (h. Molach); in allen dreien gibt es Weinberge; ebenso werden Weinberge an dem Eschlinde = Hof Aischland genannt. Die genau begrenzten kirchlichen Funktionen an der Kapelle übernimmt ein vom Herrn von Weikersheim zu präsentirender Kaplan: es ist aber gut dafür gesorgt, daß durch diesen neuen | Kollegen die Rechte und Einkünfte des Plebanus in keiner Weise geschädigt werden können.

Man weiß von einem Kollektiv-Ablaßbrief einer Anzahl von Bischöfen – datirt aus Rom vom Jahr 1300 – für eine Kapelle Jesu Christi zu Weikersheim. Möglich ist, daß diese Kapelle durch die von Kraft und Konrad erbaute Blutskapelle ersetzt werden sollte, wahrscheinlicher, daß beide Namen dasselbe Gotteshaus bezeichnen, und der Ablaß behufs Förderung des erst unternommenen Baus gegeben worden.

Offen bleiben die Fragen, wohin der auch genannte Altar zu den 12 Boten gehört, was es weiter mit der Kapelle auf dem h. Werd für eine Bewandtnis hat, ob vielleicht diese letzte den 12 Boten oder dem h. Moriz geweiht war, denn auch eine solche Pfründe wurde nach einem Giltbüchlein im Jahr 1569 noch hier eingezogen.

Dagegen weiß man Genaueres und Sicheres über die jetzige Hauptkirche. Diese neue Pfarrkirche von 1419 ff. ist das Werk Konrads von Weinsberg und seiner Gemahlin Anna, an ihn war Weikersheim damals verpfändet; daß Konrad dieses gute Werk unternommen hat in einer Stadt, die ihm nur durch Verpfändung gehörte, darf zu seiner Ehre wohl ausdrücklich hervorgehoben werden. Über Gründungsjahr, Gründer und Schutzpatron berichtet ein an der Außenseite der Kirche, links vom westlichen Haupteingang eingemauerter Stein sowie eine jetzt in der Kirche an ihrer Westseite aufgestellte bildliche Darstellung der Gründer und ihrer Kinder (siehe oben Seite 779) mit der Inschrift: Anno 1419 feria secunda post Urbani inceptum est hoc opus in honorem sanguinis Christi et Georgii Martyris.

Weitere Nachricht gibt ein Brief des Bischofs Otto von Konstanz an die Geistlichkeit seiner Diözese. In diesem Schreiben wird der Diözesangeistlichkeit befohlen, ihre Pfarrkinder zu einer milden Steuer zur Erbauung der neuen Pfarrkirche in Weikersheim zu ermahnen. Dieser Brief trägt das Datum des 5. Juli 1418. Unter anderem schreibt der hochwürdige Herr: „in qua ecclesia, ut certius informamur, sanguis miraculosus ibidem multis claret miraculis et a Christi fidelibus jugius frequentatur.“ (War vielleicht eine kostbare Reliquie hier niedergelegt?) Da aber der begonnene Bau kostspielig sei und die Pfarrangehörigen die Mittel allein nicht aufbringen könnten, solle in der Konstanzer Diözese eine Kollekte für den Bau veranstaltet werden; zur Ermunterung der Gläubigen spendet der Bischof 40tägigen Ablaß für criminalia, und 1 Jahr für venialia. | Im Jahr 1425 gibt der Generalvikar von Würzburg und im folgenden Jahr der Bischof Magnus von Hildesheim in gleicher Absicht einen 40tägigen Ablaß an das neue Gotteshaus. Die Einweihung des vollendeten Baus, der nun an die Stelle der alten Pfarrkirche auf dem Gottesacker getreten und, wenn Wibel mit seiner Bezeichnung der alten Pfarrkirche als einer Kirche St. Georgii Recht hat, auch demselben Patron zugehört, hat, wie das Stadtbuch vermuthet, wahrscheinlich am Sonntag vor Kreuzerhöhung, also am 2. Sonntag im September stattgefunden, an welchem man auch das Gedächtnis der Kirchweihe zu feiern pflegt.

An der Kirche sind seit ihrer Erbauung viele bauliche Änderungen vorgenommen worden, namentlich verursachte Dach und Thurm viel Mühe und Kosten. 1483 schlug der Blitz in den Kirchthurm und zerstörte das Dach; dasselbe geschah etliche Jahre später noch einmal, 1547 zum dritten mal, 1559 am Freitag vor Martini zum vierten mal, damals brannte Thurm und Dach 16 Stunden lang und erst in der Frühe wurde man des Feuers Herr. 1587 wird eine völlige Erneuerung des Dachstuhls vorgenommen, besonders wird der schadhafte Thurm reparirt und mit einer Spitze versehen. Aber schon 1626 entstanden wieder Baugebrechen, der Wächter konnte nicht mehr auf dem Thurme wohnen etc. Der jetzige Chor der Stadtkirche ist beinahe 200 Jahre jünger, als die übrigen Theile derselben, und stammt mit seinen beiden Thürmchen aus den Jahren 1616 bis 1618. (Siehe auch oben.)

Es ist bereits erwähnt, daß Schäftersheim ehedem der Pfarrkirche von Weikersheim zugetheilt war; seine dem heil. Nikolaus geweihte Kirche ist ursprünglich eine Tochterkirche von Weikersheim gewesen. 1403 tritt eine Änderung ein: am 6. Juni dieses Jahres bestätigt Bischof Johannes von Würzburg die Ablösung des Filials vom Mutterort, und zwar auf Ansuchen der Gemeinde Schäftersheim, welche angibt, daß man wegen viarum discrimina, sowie wegen der Entfernung zumal zur Winterszeit und bei Regenwetter nur mit großen Schwierigkeiten zur Kirche kommen könne. Deshalb wird mit Zustimmung des Stadtpfarrers Peter Kuchenmeister von Weikersheim die Filialkirche von Schäftersheim zur ecclesia parochialis erhoben, dabei aber dem künftigen Pfarrer von Schäftersheim zur Auflage gemacht, dem Stadtpfarrer von Weikersheim bei gewissen festlichen Gelegenheiten, namentlich bei Bittgängen, cantando | et psallendo zu assistiren; auch sind die Pfarrer von Schäftersheim gehalten, synodum in matrice ecclesia zu besuchen.

Übersehen wir noch einmal die stattliche Reihe der Altäre, Kapellen, Kirchen in und um Weikersheim, so können wir nicht sagen, daß es an solchen gefehlt habe. Wenig gerechnet, so standen auf städtischem Gebiete ums Jahr 1425 mindestens 8 Gotteshäuser; dazu stimmt ungefähr, was Dekan Mayer in seinen Excerpten angibt, daß im 15. Jahrhundert 7 Pfründhäuser in den verschiedenen Stadttheilen hier gewesen, 2 im langen Viertel, 2 im Marktviertel, 1 vor dem Schloß. Eine ganze Hierarchie von Geistlichen hatte in Weikersheim Raum vom plebanus und rector ecclesiae parochialis herab zum primissarius, Frühmesser, zum capellanus, altarista und endlich vicarius. Einmal werden denn auch 1 plebanus, 2 primissarii, 4 capellani genannt. Zudem war Weikersheim, wie es scheint, eine Art geistiger Mittelpunkt für eine stattliche Reihe von Pfarrkirchen: 1403 gründet Konrad von Weinsberg und 1404 bestätigt Bischof Johannes von Würzburg eine Bruderschaft unter den Geistlichen in der Herrschaft Weikersheim; darnach haben der Pfarrer zu Weikersheim, der Kaplan und Frühmesser daselbst, der Pfarrer zu Nassau und der Frühmesser daselbst, die Pfarrer zu Schäftersheim, Rettersheim, Münster, Neubronn, Rinderfeld, Oberstetten, der Pfarrer und der Frühmesser zu Niederstetten, der Pfarrer zu Pfitzingen, der Pfarrer und der Frühmesser in Laudenbach und der mit der Mittelmesse daselbst, die Pfarrer zu Elpersheim und zu Stalldorf – zus. 19 – für sich und ihre Nachfolger sich zu einer Bruderschaft um Nutzen und Heils willen aller gläubigen Seelen vereint mit dem edlen Herrn Konrad von Weinsberg und Anna seiner Gemahlin, also daß die obgenannten Pfarrer u. s. w. alle Mittwoch in der Goltfasten (Quatember) gemeiniglich kommen sollten gen Weikersheim in der Pfarrkirche daselbst und sollen mit Andacht Vigilien und Seelenmessen singen und lesen und dazu eine löbliche Messe singen von unserer Frau u. s. w. Verheißen wird dafür ein Ablaß von 40 Tagen für tödtliche Sünden und von 1 Jahr für erläßliche.

Die Reformation wird ihre ersten Wurzeln in Weikersheim unter Graf Wolfgang († 1545) geschlagen haben, welcher als der Erste aus dem Haus Hohenlohe gilt, der für sich selbst zur Reformation neigte und als Landesherr 1541 mit gottesdienstlichen Einrichtungen und Bestellung evangelischer Kirchendiener | den Anfang machte. Seit der Kirchenordnung von 1577 war Weikersheim auch eine der 7 Hohenlohischen Superintendenzen oder Dekanate, welches Kirchenamt auch nach der Mediatisirung daselbst verblieben ist.

Geistliche. Sifrid 1219. Konrad 1262. Konrad von Weißenburg, zugleich Hohenlohischer Notar, 1324. Wassermann, Frühmesser zum heil. Blut, 1350. Heinr. Kuchenmeister ebenso 1352. Thomas Kißlinger, Kaplan, 1406. Peter, Pfarrer zu Weikersheim, 1414, Wibel II, 240. Biermann, Kaplan zu St. Eucharien, 1440. Joh. Engel 1453. Georg Wieland, Frühmesser zum heil. Blut, 1463. Stefan Tefemer, Kaplan bis 1473, nach ihm Georg (Konrad?) Ecklin. Heinrich Werlin, Frühmesser zum heil. Kreuz, 1481. Barth. Schwein ebenso 1483. Nikol. Wernher, Pfarrer 1499 und noch 1519. Joh. Schreiber zu St. Lucien 1505. Georg Ruppelich, Pfarrverweser um 1546. Stadtpfarrer, Hofprediger, Superintendenten und Konsistorialräthe: Balth. Geiger 1555. Dav. Pythonius 1556. Melchisedeck Schwarz 1557. Veit Mögner 1571. M. Joh. Assum 1586–1619. (A., von Nürtingen gebürtig, wurde dem Grafen Wolfgang durch Herzog Ludwig von Württemberg schon nach Langenburg empfohlen; ursprünglich schroffer Lutheraner, der seinem Grafen wegen Verdachts des Calvinismus das Abendmahl verweigerte, später den Ansichten Wolfgangs so sehr sich nähernd, daß er selbst auch als Calvinist verdächtigt wurde.) M. Joh. Ge. Moser 1602. M. Christof Ehinger v. Augsburg 1606–16. M. Wolfg. Ludw. Assum 1617. (M. Jer. Storn, böhmischer Hofprediger s. o.) Mich. Krieg v. Braunschweig 1627. Joach. Horn v. Windsheim 1658. Wolfg. Christof Seybold 1667. Joh. Lud. Schiller 1686. Christof Andr. Meister v. Ohrnberg 1709. M. Joh. Christi. Sparr v. Stuttgart 1728. Phil. Ernst Kern 1752. Joh. Phil. Zorn 1759. Albr. Friedr. Meister (Sohn des Obigen) 1768. Joh. Ge. Christof Eichhorn 1779. Wilh. Bernh. Phil. Bauer 1789. Karl Aug. Wilh. Pröhl 1810. Ge. Wilh. Friedr. Meister 1817, zugl. Dekan 1828. Stadtpfarrer und Dekane: Christof Fried. Karl Mayer 1850. Joh. Ge. Wilh. Köhn 1873.

Diakoni und Vesperprediger, seit 1810 zugl. Präzeptoren: Augustin Horold v. Ilshofen 1594. Jak. Wildholz v. Weikersheim 1620. M. Joh. Paul Otto v. Ulm 1636. M. Wolfg. Brader 1636 (sofort durch den Deutschorden vertrieben.) Joach. Horn 1651 (s. S. 640.) Ge. Christi. Johannis v. Marktbreit 1681. | Paul Nikol. Eichhorn c. 1712. Ge. Wolfg. Bernh. Landbeck v. Weikersheim 1717. Phil. Dav. Ilg 1723. Joh. Phil. Zorn 17.. Karl Aug. Wilh. Pröhl 1805. Christi. Lud. Fried. Braun 1810. Karl Fried. Lud. Geßler 1817. Heinr. Kern 1838 (später Prof. am ob. Gymn. in Stuttgart.) Karl Fried. Wilh. Demmler 1845 (gestorben als Oberkonsistorialrath in Stuttgart 1869.) Dr. Karl Burk 1855 (später Oberkonsistorialrath in Stuttgart, 1879 Stiftsprediger daselbst.) Aug. Klein 1863. Karl Hole 1867. Theod. Lenckner 1875.

Hofdiakoni waren um 1737–1750: Fried. Albr. Meister, Christof Fried. Werner, Christi. Fried. Knapp, Joh. Fried. Stettner.

Das Schulwesen war in Weikersheim von alter Zeit her gut bestellt. Daß frühe eine lateinische Schule hier war, zeigt die verhältnismäßig große Zahl von jungen Weikersheimern, welche wir schon im 14. Jahrh. (Leupoldus de Wyggersheim 1376 in Prag?), im 15. und Anfang des 16. Jahrh. auf mehreren Universitäten finden: in Erfurt Henr. Wirlin de Weykersheym 1465; Jo. Weiber de Wigkerseim (mit einem von Öhringen) 1499; Joan. Yolingher de Weyghersheym 2. Mai 1501, gleichzeitig mit „Martin Luther von Mansfeld“, sowie einem Öhringer, Bietigheimer und Stuttgarter, (wohl der noch minderjährige Sohn des Hohenlohischen Sekretärs, welchem Graf Kraft 1494 die Frühmeßpfründe in Schäftersheim verlieh Wib. 3, 202.) Joan. Keysser de Weukerssheim und Jac. Scheu de Scheffterssheim 1504; Petr. Werner de Wickerssheim 1507; Petr. Spelter de Weickersheim 1516; Heinr. Schün de Wickersheim 1517. Ferner in Freiburg Petr. Mor de Weyckershem 1469; Magister Petr. Schüch ex Wyckersheym 1495; in Heidelberg Nicol. Weyber 1478. Nach der Reformation finden wir: in Heidelberg: Georg. Eyerich 1539, Melch. Zorn 1540, Andr. Zorn 1541, Wilh. Weydenbach 1542, Bernh. Scheuw 1543; in Wittenberg Laurentius Scheu de Weickersheim 1545 (wohl der nachmalige Bürgermeister von Weikersheim, der eine Schulstiftung gemacht hat Wib. 1, 664); in Tübingen Georgius Bürich a Weickersheim paedagogus D. Alberti Baronis a Limpurg 1544; in Straßburg Ge. Fried. Witmann, Stud. philos. 1623, Sim. Matthä. Schillenis, Stud. phil. 1632, Joh. Wolfg. Assum, Stud. theol. 1663, Leonh. Herm. Gruber, Stud. phil. 1673, Jos. Dav. Eichhorn, Stud. jur. 1728, Dav. Jos. Hirnwurst, Stud. med. 1748, Ge. Dan. Wibel, Cand. med. 1765.

| In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren zwei Söhne des Hofpredigers und Superintendenten C. A. Meister von Weikersheim Universitätslehrer in Göttingen: Christi. Fried. Georg, geb. 30. Juni 1718, und Albr. Ludw. Friedr., geb. 14. Mai 1724.

Graf Wolfgang kaufte in den 1580er Jahren für die Schule in Weikersheim ein eigenes Haus und ließ es zurichten mit je einer eigenen Stube für den Präzeptor und diejenigen Knaben, welche Lust zum Studiren bezeigten, für die, so allein Deutsch lernten, und für die Mägdlein, die von einer Weibsperson unterrichtet wurden. (Wib. 1, 587.) Als Präzeptoren, vielfach Theologen, welche nachher auf eine Pfarrei kamen, werden genannt: Erasmus Widmann von Hall 1605, später Präzeptor und Kantor in Rothenburg, als Dichter und Komponist bekannt (Weimarisches Jahrbuch III. 1855 S. 170 ff. Gödeke, Grundriß der D. Dichtung S. 129. 427. Wibel 2, 476. 613.); Degenhard Stützel 1618; Joh. Rinder 1658; Joh. Jak. Daler 1664; M. Joh. Jak. Gwinner 1673; Leonh. Mich. Eberlin 1678; Joh. Paul Faber 1682; Christi. Ludw. Senger 1703; Christian Bach 1708; Joh. Dav. Wagner 1714; M. Joh. Gottfried Stüber 1715; Joh. Sattler 1722; Joh. Mich. Eibich 1732; Joh. Jak. Beyer; Joh. Ge. Friedr. Zahn 1735; Christof Balth. Diez 1736; Joh. Heinr. Heyd 1739; Joh. Ge. Christof Eichhorn 1740; Joh. Fried. Ernst Ilg 1747; Karl Albr. Glaser 1751.

Seit 1810 ist der Diakonus zugleich Präzeptor (s. o.)


837. Anshelm schenkt dem Kloster Fulda, was Ruotbodo und dessen Gattin Ratlind ihm zu diesem Behufe übergeben, nemlich was sie in Winghartesheim (?) besaßen, doch so, daß der Abt Rabanus und seine Nachfolger sie den Schenkern für ihre Lebenszeit belassen. Wib. 3, 31.

9. Jahrh. Marcuart schenkt dem Kloster Fulda in villa Wichartesheim in pago Tubergowe was er daselbst besaß an Äckern, Wäldern und Wiesen, Häusern und Leuten. Tradit. et ant. Fuld. ed. Dronke 21.

12. Jahrh. Wipert v. Wichartthesheim, Dienstmann des Bischofs v. Würzburg, und seine Gattin Engila hinterlassen ihr Besitzthum an jenem Ort dem Kloster Komburg U.B. 1, 404.

1153. Kunrad u. Heinrich v. Weikersheim Zeugen in einer Würzburger Urkunde W. F. 1849. S. 2.

1160. Kunrad v. Weikersheim gibt Roßbrunn (BA. Würzburg) womit ihn Herzog Friedrich v. Schwaben, der es von Würzburg empfangen, belehnt hatte, an letzteres zurück. Ebend.

| 1165. Konrad v. Weikersheim. Wib. 1, 26 –

1169. Derselbe Mon. bo. 37, 91 –

1170. Derselbe und seine Söhne Mon. boica 37, 98. W. F. 6, 141 –

1171. Derselbe und seine Brüder U.B. 2, 161 – Zeugen in Würzburgischen Urkunden.

1175. Heinrich u. Albert v. Weikersheim Vögte des Klosters Kitzingen. Hanß. 1, 10.

1182. Konrad v. Weikersheim und sein Bruder Heinrich de Hohenloch – Ebend. 371.

1193. Konrad, Heinrich u. Albert v. Weikersheim. Wib. 1, 26 – Zeugen in Würzburgischen Urkunden.

1219. Durch den von Andreas v. Hohenlohe bei seinem Eintritt in den DO. mit seinen Brüdern Gottfried u. Konrad abgeschlossenen Vertrag erhält der erstgenannte unter Anderem 30 Jauchert eigenen Weinbergs in Weikersheim und schenkt solche dem DO. U.B. 3, 92.

1219. Heinrich u. Friedrich v. Hohenlohe übergeben bei ihrem Eintritt in den DO. diesem unter anderen Besitzthümern zwei Häuser und einen Baumgarten bei Weikersheim. Ebend. 95.

1219. Sifrid plebanus (Pfarrherr) v. Wikardisheim mit Juta und deren Sohn übergeben unter Anderem ihren Hof in Weikersheim und die dazu gehörigen Äcker und 4 Jauchert Weinberge am alten Berg daselbst dem DO. Ebend. 99.

1220. Adelheid v. Hohenlohe und ihr Gemahl Konrad v. Lobenhausen erhalten vom DO. für ein gedachter Frau auf Gütern in Mergentheim zustehendes Leibgeding unter Anderem von dem Eigenthum des Ordens in Weikersheim 30 Jauchert Weinberg und das Haus bei dem Haus des tabernarius (Wirths) Rapoto. Ebend. 100.

1224. Das Bisthum Würzburg wird dafür, daß es den Zehnten in Mergentheim den damit belehnten Brüdern Gottfried u. Konrad v. Hohenlohe zur Abtretung an den DO. überläßt, unter Anderem mit dem Hof eines gewissen Bippelin und der Mühle vor dem Hof, welche 3 Pfd. gilten, entschädigt. Ebend. 157 f. (Würzburg hat auch von der Parochie Weikersheim ein Fuder auserlesenen Weins. Abh. d. hist. Kl. d. Münch. Ak. 13, 3, 96.)

1230. In einem Sühnvertrag zwischen den Brüdern Gottfried u. Konrad v. Hohenlohe wird bestimmt, daß der erstere was er von dem Kauf der Herrschaft Röttingen her noch gut habe, falls es von Konrad bis nächst Pfingsten nicht bezahlt sei, nach seiner Wahl in Wikardisheim oder Röttingen erheben soll. U.B. 3, 273.

1244. Kloster Komburg verkauft sein Eigenthum in Wickersheim und Schäftersheim an Gottfried v. Hohenlohe. U.B. 4.

1262. Heinricus quondam cellerarius de Wikartsheim Zeuge in einer Kl. Schäftersheimer Urk. Wib. 2, 70.

1267. Bruder Syfrid v. Weikersheim Zeuge in einer DO.schen Urk. W. F. 1855, S. 58.

? 1281. Cunradus de Witkartsheim Z. in einer Würzb. Urk. Mon. bo. 37, 531.

| 1284. Die Kapelle St. Lucia erhält Behufs ihrer Reparirung einen Ablaßbrief von dem Erzbischof Johannes in Kappadocien und Großarmenien. Wib. 1, 189; ebenso

1287 von vielen deutschen u. auswärtigen Bischöfen. Ebend. (Vgl. 4, 122 wo 1227 falsch.)

1289. Der Propst von Neumünster in Würzburg inkorporirt die Pfarrei Weikersheim besagtem Stift (s. 1308). Wib. 1, 187.

1296. Kraft v. Hohenlohe stiftet mit Einwilligung des Bischofs v. Würzburg als Lehensherrn zu der Pfründe St. Mariä Magdalenä in der Schloßkapelle zu Weikersheim einen Zehnten von 30 Malter Korn in Honsbronn u. 1 Fuder Wein vom Zehnten in Weikersheim und eine Gilt von 1 Pfd. Hllr. ebendaselbst. Zugleich befreit der Bischof den ständigen Kaplan an jener Kapelle von der Gerichtsbarkeit des Archidiakonus u. der Unterordnung unter die Pfarrkirche, deren Rechten er übrigens keinerlei Abbruch thun soll. Wib. 1, 189. W. F. 6, 460.

1300. Die Kapelle Jesu Christi erhält von 10 Kardinälen einen Ablaßbrief. Wib. 2, 244.

c. 1303. Ulrich v. Brauneck hat von Würzburg zu Lehen den ganzen Weinzehnten in Weikersheim. Arch. d. h. V. v. U. Fr. XXIV, 1, 106.

1308. Andreas Bischof v. Würzburg bestätigt die unter seinem Vorgänger Mangold (1287–1303) vollzogene Schenkung der Pfarrkirche in Weikersheim an das Stift Neumünster zu Würzburg. Mon. bo. 38, 417.

1313. Konrad Schultheiß von Weikersheim Zeuge in einer Hohenlohischen Urk. W. F. 1848. II. S. 12.

1313. Johann König v. Böhmen u. Polen trägt dem Stift Neumünster in Würzburg auf, die Pfarrei Weikersheim in dem Zehntstreit mit Wipert v. Zimmern, sowie gegen alle Feinde zu schirmen. Reg. bo. 5, 254.

1321. Konrad v. Hohenlohe und seine Ehefrau Elsbet überlassen wegen des Gebrechens u. Abgangs, den Herr Wortwin, ihr lieber Kaplan in der Burg zu Weikersheim, oft gehabt hat an dem Zehnten zu Honsbronn, welcher jährlich 30 Malter Korn gelten sollte (s. 1296), dem Kaplan den ganzen Zehnten in Honsbronn klein und groß. Zeugen: Bruder Markart unser Bichtiger, Fritz von dem Hofe, Kunrad v. Weissenburg unser Schreiber (s. 1324). W. F. 6, 461.

1323. Der Bischof v. Würzburg bestätigt die Stiftung der Kapelle zu Ehren des Leibs und Bluts Christi in der Stadt Weikersheim, welche Stiftung von Konrad v. Hohenlohe begonnen, nunmehr von dessen Sohn Kraft vollendet worden. Reg. bo. 6, 108. Mon. bo. 39, 221. (An letzterem Ort findet sich auch die ganze Dotirung der Kapelle und die Einkünfte, mit welchen die Pfarrkirche entschädigt wurde: im Egelsee, an dem Eschlinde (jetzt Aischland), an dem Manloch (jetzt Molach), Lochelin (jetzt Löhlein) u. Hart.

1324. Herr Wortwin unser Kapellan und Herr Kunrat von Wyzzenburg unser Schreiber, Pfarrer zu Weikersheim, Zeugen in einer Hohenlohischen Urk. Wib. 3, 75.

| 1325. Die Kapelle St. Luciä erhält einen Ablaßbrief von dem Bischof v. Würzburg. Wib. 1, 189.

1328. Der Priester Konrad v. Wizzenburg, Pfarrrektor in Weikersheim bezeugt vor dem bischöflichen Offizial, daß die Herren v. Hohenlohe schon 1318 am Samstag nach Jakobi im Speisesaal Konrads v. Hohenlohe zu Weikersheim in Gegenwart vieler Zeugen auf ihre Ansprüche an den Hof Großen-Burkheim bei Würzburg verzichtet haben. Mon. bo. 39, 344.

1331. Graf Ludwig v. Oettingen nimmt bei dem Verkauf von Dornberg und Onolzbach an den Burggrafen Friedrich v. Nürnberg mit Anderem den Zehnten zu Weikersheim aus. Mon. Zoll. 2, 441 f.

1332. Burg und Stadt Weikersheim wird der Gemahlin Gottfrieds v. Hohenlohe Elisabeth, gebornen Gräfin v. Eberstein, als Widdum für Lebenszeit verschrieben. W. F. 7, 329.

1332. Kunrad v. Markelsheim, Hohenlohischer Vogt zu Weikersheim. W. F. 1855 S. 60.

1332. Conradus de Wickersheim Chorherr im Stift Öhringen. Wib. 1, 59.

1340. Dieser Konrad, Hofkaplan Krafts v. Hohenlohe, stellt einen Kaufbrief aus über eine Hofstatt in Weikersheim. Wib. 1, 48. 200.

1340. Der Johanniterorden verkauft dem Gotteshaus St. Georgen in Weikersheim seine Gilten und Gefälle in dem Weiler Brunn. Wib. 4, 119.

1343. Das Widdum der Witwe Gottfrieds v. Hohenlohe (s. 1332) wird von Kraft dem Ält. von Hohenlohe u. seinem Sohn bestätigt. Reg. bo. 7, 365.

1343. Graf Ludwig v. Oettingen nimmt von dem Bischof v. Würzburg seine Burg Michelstein als Lehen und erhält dafür einen halben Hof und den halben Weinzehnten zu Weikersheim als freies Eigenthum. Mon. bo. 40, 490.

1345. Heinrich Abt v. Fulda erhält zum Ersatz für die Herrschaft Röttingen, welche er Würzburg überläßt, von Kraft v. Hohenlohe Burg u. Stadt Weikersheim zu Lehen aufgetragen. Reg. bo. 8, 53.

1346. Elsbet, Gottfrieds v. Hohenlohe Witwe, übergibt dem Bischof Albrecht (v. Hohenlohe) und dem Stift Würzburg für ihre Lebenszeit alle ihre Rechte an der Burg u. Stadt Weikersheim mit allen Gerichten, Leuten, Rechten und Zugehörungen, wogegen er ihr verspricht, ihre Güter zu schützen und schirmen, auch jährlich ihr von den Gefällen von Weikersheim 200 Malter Korn, 50 M. Weizen, 100 M. Haber, 8 Fuder Fränkischen Wein, 18 Fuder gemeinen Wein und 150 Pfd. Hlr. zu reichen. Reg. bo. 8, 81. Mon. bo. 41, 247. 253 ff.

1346. Konrad v. Weikersheim, Vikar am Altar St. Johannis und Matthiä in der Kirche zu Würzburg, kauft Weinberge in Rimpar bei Würzburg. Mon. bo. 41, 258. (Derselbe heißt 1351 quondam vicarius ib. 515.)

1348. Walther v. Lichtel u. seine Ehefrau Elsebet verkaufen in Gemeinschaft mit 2 Brüdern v. Bieringen 1/2 Fuder Wein vom | Zehnten zu Weikersheim an das Kloster Kirchheim am Ries. W. F. 7, 34.

1350. Die Kapelle St. Luciä erhält einen Ablaßbrief von dem Bischof v. Dulcigno. Wib. 1, 189.

c. 1350. Konrad v. Reinsbronn hat einen Hohenlohischen Zehnten zwischen Weikersheim u. Schäftersheim. Hoh. Arch. 1, 338.

1352. Götz Wigmann, Keller zu Weikersheim, stiftet in die Kapelle zum heil. Blut daselbst ein ewiges Licht. Wib, 1, 190.

1360. Kraft v. Hohenlohe u. seine Ehefrau Anna, mit ihrem Sohn Kraft und ihrer Tochter Irmgard v. Nassau, stellen den Kirchen, Pfarrern, Kaplänen und Frühmessern in ihren Herrschaften Weikersheim und Schillingsfürst, darunter Pfarrer u. 3 Kaplänen in Weikersheim, einen Schutz- und Schirmbrief aus. Wib. 2, 302 f.

1360. Kaiser Karl IV. gewährt Kraft v. Hohenlohe, weil seine Burg u. Stadt Weikersheim merklichen Schaden davon hat, daß sie in dem Dorf Hollenbach ihr Recht suchen und zu Recht stehen muß, Stock und Galgen in Weikersheim zu haben und über Hals und Hand daselbst zu richten. W. F. 7, 330.

1362. Die Pfarrkirche zum h. Georg erhält vom Bischof Albrecht von Würzburg und 24 andern Bischöfen Ablaßbriefe. Wib. 1, 187.

1363. s. Schäftersheim.

1368. Der Tausch (der Pfründen oder Güter?), welchen der Pfarrer Pfüzinger von Nassau u. Heinrich Kuchenmeister, Kaplan der Kapelle des theuren Bluts Christi in Weikersheim, gemacht haben, erhält die Genehmigung Krafts des Älteren v. Hohenlohe. Wib. 3, 51.

1379. Kraft v. Hohenlohe, mit Gunst seiner Brüder Ulrich, Johann und Friedrich, verspricht dem Bruder Gottfried jährlich von den Gilten, Renten und Beeden in Schloß, Burg und Stadt Weikersheim durch den jeweiligen Keller und Einwohner zu Weikersheim 200 fl. je auf St. Martins Tag zu Weikersheim oder Mergentheim oder Wertheim bezahlen zu lassen. Auch soll Weikersheim, Schloß, Burg u. Stadt in dieser Zeit nicht verkauft noch verpfändet werden. W. F. 7, 330.

1382. Gottfried v. Hohenlohe verweist seine Gemahlin Elisabeth mit 1700 Mark Silber auf Weikersheim. (B.)

1383. Das Landgericht Rothenburg verweist Markward v. Seckendorf mit 400 M. Silber, welche Ulrich v. Hohenlohe ihm schuldet, auf dessen Städte Weikersheim, Crailsheim u. Werdeck. (B.)

1385. Ulrich v. Hohenlohe übernimmt gegenüber von Rothenburg für den reichen Mergentheimer Juden Abraham und dessen Freigebung aus dem Gefängnis eine Bürgschaft von 9700 Gulden und verpfändet dafür die Stadt Weikersheim mit Zubehör, wie solche der Jude inne gehabt hatte. W. F. 5, 372. 377.

1386. April 17. Bei der in Weikersheim vorgenommenen Theilung zwischen Graf Ruprecht v. Nassau u. Friedrich v. Hohenlohe auf einer Seite u. Ulrich v. Hohenlohe auf der andern werden jenen zugewiesen Weikersheim, Ingelfingen etc., diesem Thierberg, Crailsheim etc. W. F. 7, 330.

| 1388. Nikolaus Wendelstein als Bevollmächtiger des Landgrafen Johann v. Leuchtenberg wird vom Kaiserl. Hofrichter Berthold Burggraf zu Meißen mit seinen Ansprüchen an Friedrich v. Hohenlohe auf die Stadt Weikersheim und die Veste u. Burg Schillingsfürst, sowie die Veste Schüpf verwiesen. Wib. 4, 112. W. F. 7, 331.

1391. Die Brüder v. Hohenlohe lösen Weikersheim und Schillingsfürst von dem Landgrafen v. Leuchtenberg wieder ein. W. F. 7, 331.

1392. Von einem Leibgeding auf der Stadt Weikersheim im Betrag von 297 fl., welches die Herrschaft Hohenlohe an Nürnberger Bürger verkauft hatte, schulden Konrad Erzbischof v. Mainz u. A. den Letzteren 2400 fl. Reg. bo. 10, 301.

1392. Gerhard Bischof v. Würzburg kauft vom Kloster Fulda für 700 fl. die Lehenschaft über Weikersheim und Zugehörungen und verleiht die Lehen den Brüdern Gottfried und Ulrich v. Hohenlohe. Hanß. II. Beil. S. 148. Reg. bo. 10, 302.

1394. Stadt und Amt Weikersheim wird an das Bisthum Würzburg für 7760 fl. verpfändet. Fischer, Gesch. d. Hauses Hohenlohe 1, 97.

1397. Ulrich v. Hohenlohe verpfändet mit Einwilligung des Bischofs von Würzburg Schloß und Stadt Weikersheim an seine Schwester Anna, Konrads v. Weinsberg Gemahlin, für 8000 Gulden Gold. Ludewig, Reliq. manuscr. 12, 569 (wo irrthümlich 1391 steht).

1398. Das Landgericht des Herzogthums Franken spricht Stadt und Burg Weikersheim dem Albert v. Finsterlohe zu (?) Ludewig, Rel. man. 12, 599.

1398. Hartmann Fuchs v. Burleswag übergibt an Frau Anna v. Weinsberg, geb. v. Hohenlohe, was ihm Kraft, Gottfried, Ulrich und Friedrich v. Hohenlohe verpfändet gehabt: die Stadt Weikersheim, Vogtei, Gericht sammt Zugehör, Königshofen, Rettersheim, Neubronn, Rinderfeld, Oberndorf, Wermutshausen etc.

Zwischen 1399 und 1434. Rudolf v. Thierberg zu Hohenberg verkauft Güter und Gilten zu Weikersheim (an Hohenlohe?) Ludewig, Reliq. manuscr. 12, 611. W. F. 8, 160.

1401 s. Creglingen.

1403. Bischof Johann v. Würzburg löst das Filial Schäftersheim von der Mutterkirche zu Weikersheim. Wib. 2, 340.

1403. Konrad v. Weinsberg und seine Ehefrau Anna, geborene v. Hohenlohe, stiften eine Bruderschaft unter den Geistlichen in der Herrschaft Weikersheim mit der Bestimmung, daß deren sämmtliche Pfarrer, Frühmesser, Altaristen und Kapläne alle Mittwoch in der Goltfasten (Quatember) gen Weikersheim kommen und in der Pfarrkirche daselbst Vigilie und Seelenmesse singen und lesen, auch eine Messe von unser Frauen lesen, desgleichen in ihren Kirchen an der Kanzel und sonst der obengenannten Herrschaft, ihrer Vorfahren und Nachkommen, gedenken, wogegen die Herrschaft die Geistlichkeit getreulich zu schützen und zu schirmen verspricht. Diese Bruderschaft wird

1404 vom Bischof zu Würzburg bestätigt und ihr ein 40tägiger Ablaß für alle, welche dem Amt derselben anwohnen, ertheilt. Wib. 1, 188. 2, 342 f.

| 1408. Der Generalvikar von Würzburg ertheilt der Pfarrkirche in Weikersheim einen Ablaßbrief. Wib, 1, 188.

1409. Die Stadt Weikersheim erhält ein Stadtbuch. Wib. 3, 81. (Nach 1, 26 geschah es 1416).

1409. Burkhard Eberhards, Bürger zu Nürnberg, verkauft an Fritz Stedtner einen Theil des Zehnten zu W. um 500 fl. (B.)

1413. Erneuerung des Würzburgischen Lehensbriefs über Weikersheim für Konrad v. Weinsberg. Ludewig, Rel. msc. 12, 569.

1414. Junker Reinhart v. Ussigheim Amtmann zu Weikersheim. Wib. 2, 240.

1414. Peter, Pfarrer, Ullein Trüncklein und Seitz von Erkenbrechtshausen, beede Burger zu Weikersheim. Ebend.

1418. Bischof Otto v. Konstanz gibt, unter Ankündigung eines 40tägigen Ablasses, den Geistlichen seiner Diöcese auf, ihre Pfarrkinder zu einer milden Steuer für den Kirchenbau in Weikersheim zu ermahnen. Wib. 2, 344, 4. 120.

1418. Georg Zobel v. Oberhofen verkauft an die Kapelle zum heil. Blut einen Hof zu Insingen (BA. Rothenburg) und einen zu Bütthart (BA. Ochsenfurt). Wib. 4, 122.

1418. Meister Görg der Haher von Weikersheim wird von dem Rath zu Regensburg als Nachrichter und Henker aufgenommen. Reg. bo. 12, 293.

1419. Die Pfarrkirche außer der Stadtmauer auf dem Kirchhof wird abgebrochen und in die Stadt versetzt, an Stelle der alten aber eine Kapelle erbaut. W. 1, 188. 2, 346. 4, 120.

1420. Der Bischof v. Würzburg befiehlt dem Pfarrer zu Weikersheim, die heiligen Gefässe aus der abgebrochenen Kirche bis zur Vollendung des Neubaus in der Kapelle zum heil. Blut unterzubringen. Wib. 2, 346.

1424. Konrad v. Weinsberg und seine Gemahlin stiften die Pfründe St. Eucharii in der Schloßkapelle. Wib. 1, 189. 4, 121.

1424. Kloster Kirchheim (s. 1348) verkauft einen Weinzehnten zu Weikersheim an Fritz Stettner und seine Ehefrau Barbara von Ehenheim. Wib. 4, 64.

1425 (u. 1426?) Ablaßbriefe für den Kirchenbau vom Generalvikar in Würzburg und Bischof von Hildesheim. Wib. 1, 188. 4, 110.

1426 Sept. 10. Pfalzgraf Otto bei Rhein überläßt an Konrad v. Weinsberg die Stadt Sinsheim bis zu Bezahlung des Kaufschillings für ein Viertheil an Weikersheim. Öhr. Arch. Ludewig, Rel. msc. 12, 616.

1428. Konrad und Anna v. Weinsberg geben der Kapelle auf dem Kirchhof den Leschenzehnten am Tauberberg bei Elpersheim und eine Behausung in Weikersheim. Wib. 4, 121.

1428. Ebendieselben verschreiben ihrer Tochter, Frau Elisabeth, Herzogin zu Sachsen, 14.000 fl. auf die Vesten und Dörfer Weikersheim, Reichelsberg, Königshofen etc. (B.)

1430. Bischof Johann v. Würzburg gestattet dem Konrad von Weinsberg, die Stadt Weikersheim an Heinrich und Hartmann von Handschuchsheim für 7000 Gulden zu verpfänden. Ludewig 12, 570.

| 1432. Derselbe Bischof gewährt dem Konrad v. Weinsberg und seiner Gattin Anna, daß nach beider Tode ihre Tochter Elisabeth, Herzogin von Sachsen, Schloß und Stadt Weikersheim erhalten soll. Ebend.

1434 (nach dem Denkmal an der Kirche eher 1437). Der ebengenannten Frau Herzogin Sohn, Heinrich Herzog zu Meißen, wird in der Pfarrkirche beigesetzt. Wib. 4, 120.

1447. Die Stadt Weikersheim verspricht Graf Kraften v. Hohenlohe und seiner Gemahlin, geborenen Gräfin v. Oettingen, jährlich etliche Jahrstage mit 4 Priestern begehen zu lassen. Wib. 4, 120.

1449. Die Grafen Kraft und Albrecht v. Hohenlohe verkaufen Weikersheim auf Wiederlösung um 2400 fl. an Wilhelm v. Rechberg. Wib. 3, 81.

1452. Anna, Konrad Schüllens Witwe, vermacht ihr Vermögen zu einer ewigen Messe an den Altar zum heil. Kreuz in der Kapelle auf dem Kirchhof. Wib. 4, 121.

1467. Die an Wilhelm v. Rechberg verpfändete Stadt Weikersheim wird mit 3000 fl. wieder gelöst. Wib. 1, 26. (B.)

1475. 1476. In 2 Erbeinigungen wird unter Anderem bestimmt, daß kein Jude in Weikersheim aufgenommen werden soll. Wib. 4, 157.

1476. Graf Gottfried v. Hohenlohe kauft von Fritz Stettner den Weinzehnten nebst einer Kelter und einem Gartenrecht vor dem Stadtthor um 800 fl. (B.)

1479. Die 1403 gestiftete Bruderschaft erhält von dem Grafen Albrecht und Gottfried v. Hohenlohe einen Geleitsbrief. Wib. 1, 188.

1485. Wilhelm v. Rechberg macht in die Stadtkirche eine Stiftung, alle Samstag eine Messe zu lesen und das Salve Regina zu singen. Wib. 1, 188.

1494. Graf Gottfried v. Hohenlohe kauft Weingärten, Wiesen u. A. zu Weikersheim. (B.)

1505 ff. Peter Scheu von Weikersheim, S. Theol. Dr., Pleban am Bartholomäusstift in Frankfurt. (Arch. f. Frankf. Gesch.)

1507. Graf Johann v. Hohenlohe stiftet einen Jahrstag in die Pfarrkirche. Wib. 1, 189.

1525. Bauernkrieg s. oben S. 277 ff.

1531. Die Herrschaft verkauft zwei zu der Kapelle auf dem Kirchhof gehörige Höfe zu Erlach (BA Ochsenfurt) an Philipp und Erkinger v. Seinsheim um 5 fl. jährliche Nutzung. Wib. 4, 121.

1541. Graf Wolfgang v. Hohenlohe reformirt die Kirche zu Weikersheim und Schäftersheim. Wib. 1, 319.

1548 Dezember 1. Das Interim wird in der Grafschaft Weikersheim eingeführt. Wib. 1, 367.

1556. Der Stadtschreiber Andreas Zorn kauft das Pfründhaus bei der Kapelle zum heil. Leib Christi. Wib. 4, 122.

1587 ff. Graf Wolfgang II. nimmt seine Residenz in Weikersheim, läßt ein Zeughaus und viele neue Gebäude aufführen, insbesondere das Schloß Orient erweitern und neu einrichten, auch die Stadtkirche renoviren, den Thurm mit einem Kranz und einer Wohnung für den Thürmer versehen, die Gruft unter dem Chor anlegen. Wib. 1, 26. 4, 206.

| 1595. Graf Wolfgang II. beruft einen Konvent der Geistlichen nach Weikersheim, der über Abschaffung der Bilder und allerhand Ceremonien verhandelt. Wib. 1, 702.

1603. Graf Wolfgang II. errichtet in der Stadtkirche ein steinernes Grabmal für sich und seine Familie. Wib. 4, 206.

1610. Graf Wolfgang II. befreit die Einwohner der Stadt Weikersheim von der Leibeigenschaft. Wib. 1, 26.

1612. Der Stadtpfarrer von Weikersheim M. Christof Ehinger wird bei einem Besuch in seiner Vaterstadt Augsburg von dem dortigen Superintendenten Volk wegen angeblicher calvinistischer Neigungen im Hohenlohischen angefochten, was einen Federkrieg zwischen dem Hofprediger Assum und dem genannten Volk herbeiführt. Wib, 1, 706. (Vgl. Fischer, Hohenl. Gesch. 2, 15 ff.)

1612. Graf Georg Friedrich stiftet in die Stadtkirche zu Weikersheim eine neue Orgel. Wib. 4, 206.

1616 f. Derselbe baut den neuen Chor und zwei Thüren an der Stadtkirche. Ebend.

1617 Dezember 28. Ein Konvent der Hohenlohischen Geistlichen zu Verbesserung der Kirchenordnung und der Gesangbücher wird in Weikersheim gehalten. Wib. 1, 607.

1625 f. An einer Seuche sterben zu Weikersheim 192 Personen in einem Jahr. Wib. 1, 777.

1634 August. Bayerische Truppen unter Johann v. Werth besetzen die Stadt, öffnen und berauben die herrschaftlichen Gräber etc. Wib. 1, 773. 4, 324. v. Martens 354.

1634. In Weikersheim sterben 253, im folgenden Jahr 343 Personen. Wib. 1, 777.

1637. Die Herrschaft Weikersheim, gleich nach der Nördlinger Schlacht von 1634 sequestrirt, wird dem Hoch- und Deutschmeister zu Mergentheim übergeben, dieser setzt einen katholischen Priester nach Weikersheim, bricht den beiden evangelischen Geistlichen je 1/3 ihrer Besoldung ab, führt auch den neuen Kalender ein und gewährt 2 Juden, Moses und Manns, zunächst auf 3 Jahre die Niederlassung in Weikersheim, unter der Auflage, an Sonn- und Feiertagen unter dem Gottesdienst, vornehmlich aber in der Woche vom Palmsonntag bis Ostern sich zu Hause still und eingezogen zu halten, von wucherlichen Kontrakten abzustehen, in einem Hause allein zusammen zu wohnen, keine christlichen Säugammen zu halten etc. Wib. 1, 719. 755. 4, 296.

1648. Während der langen Verhandlungen zu Nürnberg über die Vollziehung des im Oktober geschlossenen Friedens von Münster-Osnabrück liegt kaiserliches Fußvolk in Weikersheim. v. Martens 490.

1649. Die Herrschaft Weikersheim wird an Hohenlohe zurückgegeben. Wib. 4, 296.

1685. Der reformirte Pfarrer v. Boxberg nimmt auf dem Schloß zu Weikersheim ohne vorhergegangene Erlaubnis eine Trauung des Gräflich Hanauischen Registrators Hörner mit der Kammerfrau der verwitweten Gräfin v. Hohenlohe vor, „welches aber behörigen Orts geahndet worden.“ Wib. 1, 713.

1714. Reparatur der Stadtkirche unter Graf Karl Ludwig von Hohenlohe. Wib. 4, 207.

| 1722. In dem Thurm der Stadtkirche werden 4 neue Glocken aufgehängt. Ebend.

1743. Seligmann Löw, Schutzjude zu Weikersheim, wird in Langenburg getauft, wobei Graf Ludwig und Gräfin Eleonore von Hohenlohe-Langenburg die Pathenstelle übernehmen. Wib. 1, 758.

1746. Graf Karl Ludwig erbaut und dotirt den Spital zu Weikersheim. Wib. 1, 677.

1752 September 25. Fünfzigjähriges Regierungs-Jubiläum des Grafen Karl Ludwig. Wib. 4, 282 f.


  1. Das Folgende mit Benützung eines Vortrags von Diakonus Lenckner in Weikersheim.
  2. Das Folgende nach Fischer, Gesch. d. Hauses Hohenlohe II, 1
  3. Das Meiste von Diakonus Lenckner.
« [[Beschreibung des Oberamts Mergentheim/|]] Beschreibung des Oberamts Mergentheim Kapitel B 48 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).