Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg/Kapitel B 14
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An dem westlichen Ende des Dorfs liegt etwas erhöht die Pfarrkirche, die auf drei Seiten von den zwei älteren ummauerten Begräbnißplätzen umgeben ist, von denen der ursprüngliche in ein Blumengärtchen, das der Ortsgeistliche benützt, an die Ostseite der Kirche stößt, und der spätere, nördlich und westlich gelegene erst im Jahr 1840 gegen Anlegung eines neuen außerhalb des Orts aufgegeben wurde. Das einfache, schmucklose Langhaus der Kirche gehört einer neueren Periode an, als der im germanischen Styl erbaute Chor, an dem die spitzbogigen, mit Fischblasenmaßwerk gefüllten Fenster verändert worden zu sein scheinen, während die Strebepfeiler noch der rein germanischen Periode angehören; an den zwei gegen Süden gekehrten Streben sind an einem derselben Christus und der heil. Georg, an dem anderen zwei Wappenschilde angebracht, von denen der eine einen Fisch und ein Lamm, der andere einen Fisch und einen Schild, durch den ein Messer gesteckt ist, enthält. Der an der Nordseite stehende viereckige Thurm hat drei Stockwerke, von denen das oberste, wie auch das schlanke, spitze Zeltdach einer neueren Periode angehören. Auf dem Thurme, von dem man eine sehr anziehende Aussicht in das Neckarthal genießt, hängen zwei Glocken, welche 1700 und 1797 gegossen wurden. Das an Decke und Emporen getäfelte und getünchte Innere der Kirche enthält außer einem alten hohlen Taufstein nichts Bemerkenswerthes, dagegen ist der Chor mit einem gut construirten Netzgewölbe versehen, das in der Richtung von Westen nach Osten folgende, schön bemalte Schlußsteine enthält: 1) das einfache Württembergische Wappen (drei Hirschhörner) und das der Herren von Ahlfingen, 2) das herzogl. Württ. Wappen, 3) Maria mit dem Jesuskinde, 4) ein Bischof und 5) ein Engel zwei Wappenschilde haltend. Auch das Gewölbe und die von Brustbildern und Fratzengesichtern ausgehenden Gewölbegurten waren mit Malereien geziert, die einer weißen Tünchung weichen mußten.
Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege zu besorgen, die übrigens wegen Mittellosigkeit von der Gemeindepflege kräftig unterstützt werden muß.
Das der Kirche zunächst gelegene, freundliche Pfarrhaus,| welches Eigenthum des Staats ist, befindet sich in ganz gutem baulichen Zustande.Das dem Pfarrhaus gegenüber gelegene Schulhaus ist im Jahr 1854 namhaft vergrößert und verbessert worden; es enthält zwei geräumige Schulzimmer und die Wohngelasse des an der Schule angestellten Lehrers und Lehrgehilfen. Eine Industrieschule besteht seit etwa 20 Jahren.
Das Rathhaus wurde nach einer über der Thüre in das Rathszimmer eingeschnittenen Jahrszahl 1592 erbaut und befindet sich, seines hohen Alters ungeachtet, in gutem Zustande; in dem unteren Stockwerke desselben ist im Jahr 1837 ein Gemeindebackofen eingerichtet worden. Auch besitzt die Gemeinde ein Waschhaus, ein Schafhaus und ein Armenhaus.
Noch vor etwa 25 Jahren hatte der Ort für sein Trinkwasser nur zwei Pumpbrunnen, so daß zuweilen Wassermangel eintrat; in neuerer Zeit sind noch vier weitere Pumpbrunnen errichtet worden, wodurch diesem Übelstande abgeholfen ist. Auf der Markung befinden sich zwei periodisch fließende Quellen, der Ruithbrunnen und der Süßenbrunnen. Der Neckar tritt nicht selten aus und schadet nicht nur durch Versandung den Thalwiesen, sondern dringt auch bei größeren Überschwemmungen tief in den nahe gelegenen Ort, wie denn die Überschwemmung im Jahr 1824 die meisten Häuser berührte und acht Wohngebäude gänzlich zerstörte.
Ein ausgezeichneter Neckargröninger ist Balth. Sprenger, geb. den 11. Febr. 1724. Nach seiner Ausbildung in den württembergischen Seminarien machte er weite Bildungsreisen, wurde 1753 Diakon in Göppingen, 1759 Professor in Maulbronn, 1781 Abt in Adelberg, als welcher er im Jahr 1791 starb. Er machte sich um die Landwirthschaft im Allgemeinen, wie in Württemberg insbesondere, zumal auch als Schriftsteller verdient (Widemann’s Rede auf ihn. Tübinger Universitätsprogramm von 1830.)
Die Einwohner sind im Allgemeinen wohlgewachsene, betriebsame und geordnete Leute, die sich hauptsächlich durch Feldbau und Viehzucht ihr Auskommen sichern und deren ökonomischen Verhältnisse zu den befriedigenden gehören; die begütertsten Bürger besitzen 55 Morgen, die mittelbegüterten 15–20 Morgen und die minderbemittelten 1–2 Morgen Felder. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig fünf Familien. Die allgemeinste Größe eines Güterstücks beträgt 1/2 Morgen.
Die Markung, welche an der Ostseite durch den Neckar begrenzt wird, ist im Allgemeinen sanft gegen den Fluß geneigt und hat einen| fruchtbaren, meist leichten Diluviallehmboden, dem, öfters in beträchtlicher Tiefe, der Hauptmuschelkalk als Unterlage dient.Das Klima ist sehr mild, so daß die Ernte immer einige Tage früher eintritt, als in den übrigen Orten des Bezirks, dagegen schaden Frühlingsfröste und kalte Nebel wegen der zu frühen Entwicklung der Vegetation, nicht selten dem Obst und feineren Gewächsen; auch soll der Dinkel nicht so schwer und ergiebig sein, als in den angrenzenden Orten. Hagelschlag kommt äußerst selten vor.
Die Landwirthschaft wird sehr umsichtig und mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe, wie des allgemein gewordenen Suppinger Pflugs, der Walze, der eisernen Egge, zuweilen der Hainzen etc. betrieben. Nach der üblichen Dreifeldereintheilung mit beinahe ganz angeblümter Brache baut man vorzugsweise Dinkel, Hafer, Gerste, wenig Roggen, Ackerbohnen, ziemlich viel Reps, Kartoffeln, Angersen, viel Futterkräuter, etwas Mohn, Tabak, Kraut, Hanf etc. Dem Boden wird durch kräftige Düngung nachgeholfen, wozu man nicht nur den in zweckmäßig angelegten Düngerstätten fleißig gesammelten Stalldünger und die Jauche, sondern auch Gyps, Asche, etwas Compost und namentlich viel in Ludwigsburg aufgekauften Roßdünger benützt. Bei einer Aussaat von 6 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer und 3 Sri. Gerste wird ein durchschnittlicher Ertrag von 8–12 Scheffel Dinkel, 6–8 Scheffel Hafer und 4–6 Scheffel Gerste pr. Morgen erzielt. In günstigen Jahren erlaubt der Feldertrag, über die Befriedigung der örtlichen Bedürfnisse, einen Verkauf von etwa 1500 Scheffel Dinkel, 600 Scheffel Hafer, 100 Scheffel Gerste und 100 Scheffel Reps. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich zwischen 100 und 600 fl.; zu den ergiebigsten Äckern rechnet man die Kirchäcker, die Landäcker, die Felder im Westheimer Weg, in der Au u. s. w.
Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, daher auch viele Futtergewächse gepflanzt werden, um den für die Landwirthschaft nöthigen Viehstand zu unterhalten. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, denen übrigens keine Wässerung zukommt, ertragen durchschnittlich pr. Morgen 20–30 Centner Heu und 10–15 Centner Öhmd; die Preise eines Morgens bewegen sich zwischen 400 und 500 fl.
Der Weinbau der Einwohner beschränkt sich auf etwa 50 Morgen, die auf der Markung Neckarrems an einem steilen Abhange gegen die Rems liegen. Man pflegt hauptsächlich Trollinger, Silvaner, Elblinge etc., und erzielt einen mittelmäßigen Wein, der in den Jahren 1846 um 60–70 fl., 1849 um 20–25 fl. und 1853 um 22–30 fl. pr. Eimer verkauft wurde. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich zwischen 200 und 500 fl. Der Wein| wird hauptsächlich in dem Ort selbst und in der nächsten Umgegend abgesetzt.Die Obstzucht, welche sich nur mit den gewöhnlichen Mostsorten beschäftigt, ist beträchtlich und immer noch im Zunehmen begriffen, übrigens leidet die Obstblüthe zuweilen durch kalte Nebel und Frühlingsfröste. Das erzeugte Obst wird größtentheils für den eigenen Bedarf gemostet und nur wenig nach Außen verkauft. Die Gemeinde hat eine Baumschule.
Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, dagegen wird die Brach- und Stoppelweide an einen Schäfer, der 200 Stücke von Herbst bis Frühjahr auf der Markung laufen läßt, gegen ein Pachtgeld von 145 fl. verliehen, woneben die Pferchnutzung jährlich gegen 200 fl. der Gemeindekasse einträgt.
Die Rindviehzucht ist in sehr gutem Zustande und beschäftigt sich hauptsächlich mit einer Kreuzung von Schweizer und Landrace, welche durch zwei Simmenthaler Originalfarren immer mehr verbessert wird. Die Anschaffung der Farren besorgt die Gemeinde und die Haltung derselben ein Ortsbürger gegen jährlich 75 fl. und Nutznießung von drei Morgen Wiesen. Die Viehmastung ist namhaft, indem beinahe alle Ochsen fett gemacht und dann verkauft werden. Der Handel mit Kühen und Schmalvieh ist nicht beträchtlich.
Die Schweinezucht beschränkt sich auf sechs Mutterschweine und einen Eber, so daß immer noch viele Ferkel von auswärts bezogen werden müssen. Man züchtet in neuerer Zeit hauptsächlich englische Bastarde, die größtentheils für den eigenen Bedarf gemästet werden.
Geflügel wird viel gezogen und mit demselben, namentlich mit jungen Hahnen, ein kleiner Handel nach Ludwigsburg getrieben.
Die Fischerei, deren Ausübung einigen Ortsbürgern zusteht, ist ganz unbedeutend.
Das bedeutendste Gewerbe ist eine am südlichen Ende des Orts stehende sehr ansehnliche, frequente Mühle mit zehn Mahlgängen, zwei Gerbgängen, einer Ölmühle und einer Hanfreibe.
Die Handwerker dienen mit Ausnahme von zwei Schmieden und zwei Wagnern, welche verbesserte, weithin gesuchte Pflüge verfertigen, nur den örtlichen Bedürfnissen. Es bestehen zwei Schildwirthschaften und ein Kramladen.
Vicinalstraßen sind nach Ludwigsburg, Aldingen und Neckarrems angelegt; der Verkehr mit dem jenseitigen Ufer des Neckars ist durch die 1/8 Stunde südlich vom Ort bei Neckarrems über denselben führende hölzerne Brücke, wie durch eine Fähre, welche bei Hochdorf| besteht, hergestellt. Die Entfernung bis zu dem nächstgelegenen Bahnhof Ludwigsburg beträgt 13/4 Stunden.Die Gemeinde ließ im Jahr 1847 einen neuen Feldweg von dem Ort bis zur westlichen Markungsgrenze mit einem Aufwand von 1500 fl. anlegen, um eine für die Landwirthschaft zweckmäßige, beständige Zufahrt zu den Feldern herzustellen. Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tab. III. Unter den Kapitalien der Stiftungspflege befinden sich 200 fl., deren jährliche Zinse zur Anschaffung von Büchern und Brod für Unbemittelte verwendet werden. Auch ist die Gemeinde im Besitz von 10 Morgen Wiesen, die als bürgerliche Nutzungen in 53 Parzellen an die ältesten Bürger vertheilt sind.
Auf der sog. Steinbös, 1/2 Stunde nordwestlich vom Ort, findet man auf dem Acker des Schultheißen Lökle etc. über einer künstlich angelegten Terrasse Mauerreste, römische Ziegel, Fragmente von Gefässen und Heizröhren, die einen hier bestandenen römischen Wohnsitz verrathen.
Auf der sog. Au nördlich vom Ort wurden mehrere römische Münzen gefunden.
Etwa 1/4 Stunde westlich vom Ort, im sog. Regenthal, sind vor etwa 30 Jahren alte Gräber, die Waffen enthielten, aufgedeckt worden.
Erstmals kommt der Ort vor im Jahr 806, wofern das Gruonincheim in pago Neckargowe, wo damals das Kloster Lorsch eine Wiese erhielt, richtig hieher gedeutet wird (Cod. Laur. 2 nr. 2461). Er wurde schon frühe württembergisch, wahrscheinlich mit der Stadt Waiblingen; unter württembergischer Oberherrlichkeit hatte Berthold von Lichtenstein in der Mitte des 13. Jahrhunderts allhier Besitzungen (Mone Zeitschr. 3, 341). Schon 1307 wurde Neckargröningen an Georg und Wilhelm von Kaltenthal verpfändet; es hatte das Loos, versetzt zu werden, mehrmals noch im 15. Jahrhundert, einmal an die Schenken von Limpurg, von denen es im Jahr 1434 wieder eingelöst wurde (Sattler Topogr. 339), das andere Mal im Jahr 1464, übrigens nicht auf lange Zeit, an Hans von Bernhausen (Steinhofer 3, 116).
Die hiesige Fähre erscheint im Jahr 1442 bei der württembergischen Landestheilung, im Antheil des Grafen Ulrich.
Das Kloster Bebenhausen erhielt im Jahr 1279 vierhundert Mark Silber angewiesen auf hiesige Besitzungen durch die Gunst Ita’s, geb. v. Berg, Wittwe Bertholds von Lichtenstein, welche hierauf von ihrem Gemahl bewidemt gewesen war (Mone a. a. O.).
| An hiesiger Kirche kommt vor im Jahr 1339 Heinrich von Lichtenstein Kirchherr (Steinhofer 2, 279). Im Februar 1412 übergab Pfaff Heinrich von Lichtenstein das jus patronatus an Hans Dürner von Dürnau und im September 1438 verkauften die drei Gebrüder Dürner Ulrich (Priester), Konrad und Wilhelm, Kirche, Kirchensatz, Widemhof nebst eigenen Leuten und Zinsbauern für 2800 Goldgulden an das Stift Stuttgart, welchem 1439 die Kirche einverleibt wurde. Hiedurch kam dieser Besitz an das Haus Württemberg, wie auch heutzutage die Nomination des Pfarrers der Krone zusteht.
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