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Beschreibung des Oberamts Leutkirch/Seibranz

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« Reichenhofen Beschreibung des Oberamts Leutkirch Amt Wurzach »
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e. Gemeinde 18. Seibranz,
bestehend aus 12 (17) Parzellen auf 10 Markungen, mit 823 katholischen Einwohnern. Die Gemeinde Seibranz liegt zwischen Schloß Zeil und Wurzach in der kalten und schneereichen sogenannten Wäldergegend. Sie hat mit Ausnahme des Falchenbaches, der an ihrer östlichen Grenze entspringt, kein fließendes Wasser, sondern nur einige sehr kleine Seen. Am höchsten gelegen hat sie das unfreundlichste Klima im ganzen Oberamtsbezirk, der Bodenertrag wird unter allen Gemeinden des Oberamts hier am geringsten angenommen (3 Scheffel 1 Simri 1 Vierling per Morgen nach Rauhem); Hagelschläge sind nirgends in der Gegend häufiger als hier; im vorigen Jahrhundert ereigneten sie sich einmal sieben Jahre nach einander. Winterfrucht und Klee kommt nicht gut fort; am meisten wird Haber und Flachs gebaut. Die Vereinödung von Seibranz ist vom Jahr 1802, wo 13 Häuser, die jetzt unter dem Namen Seibranzer Ösch oder Seibranzer Einöden zusammengefaßt werden, hinausgebaut wurden. Wengenreute wurde erst 1806, dagegen Starkenhofen schon 1751| vereinödet. Die übrigen Parzellen sind schon von Alters her vereinzelte Höfe. Die Einwohner sind weniger wohlhabend als die der Nachbarorte; es gibt mehrere Kleinhäusler oder Söldner ohne Feldbesitz. Besonders wenig wohlhabend ist Starkenhofen, dessen Güter von besonders geringem Gehalt sind; doch giebt es keine eigentlichen Bettler. Im Winter ist das Spinnen, im Sommer das Kräutersammeln ein von den Ärmeren fleißig betriebenes Nebengewerbe. Die Gewerbsthätigkeit ist nächst Oberopfingen und Spindelwaag die geringste im Oberamte. Es gibt einige Lohnweber, einige Schuhmacher, welche letztere einiges Wenige auf den Verkauf arbeiten, eine unbedeutende Mahlmühle, eine Gerstenmühle und eine Schildwirthschaft. Landstraße zieht keine durch den Bezirk, wohl aber die Vicinalstraße von Zeil nach Wurzach. Die Bauerngüter sind Falllehen des Grundherrn, Fürsten von Waldburg-Zeil. Den Fürsten von Wurzach lehenbar ist ein von dem ehemaligen Leprosorium in Wurzach herrührendes Falllehengut. Vor der Mediatisirung machte die Gemeinde einen Theil des Gerichts „auf’m Berg“ der Grafschaft Zeil aus, von welcher sie von jeher ein integrirender Theil war. In der Theilung von 1675 verblieb sie im Besitz der Zeil’schen Linie. In Seibranz bestehen Pfarrkirche und Schule für den Hauptort und die Parzellen 3, 5, 7, 8, 9 (dieses seit 1823 von Altmannshofen umgepfarrt), 11, 12. Dagegen sind 2, 6, 10 nach Zeil und 4 nach Altmannshofen eingepfarrt. Zum Groß- und Kleinzehentbezug berechtigt sind: das ehemalige Stift Zeil oder die fürstlichen Rentkammern Zeil und Wurzach in Seibranz und die Parzellen 2, 3, 5 (theilweise), 6, 7, 8, 10, 12. Die Pfarrei Altmannshofen in 4, 5 (theilweise) und 9; in letzterem Ort gegen eine Entschädigung von 30 fl. an die Pfarrei Seibranz für den Kleinzehenten. Die Parzelle 11 hat keine Grundstücke. 1) Seibranz, kathol. Pfarrdorf mit 250 Einwohnern, nebst: a) Kimpfler, Hof mit 7 Einwohnern; b) Seibranzer Einöden oder Ösch, 12 Höfe mit 79 Einwohnern.| Seibranz ist auf einer kahlen, rauhen und windigen Höhe gelegen, über dem Anfang des Gospoldshofer Thales, an der Vizinalstraße von Wurzach nach Schloß Zeil, nicht ganz 1 g. Stunde von diesem Amtssitz, und 2½ von der Oberamtsstadt Leutkirch. Die Pfarrkirche zum heil. Ulrich ist unscheinbar und hat einen häßlichen, aber hohen alten Thurm. Der unbedeutende Kirchenfond, auf welchem die Baulast der Kirche, des Pfarr- und Meßnerhauses ruht, hat 1380 fl. Kapital, 38 M. Wald und 53 fl. jährlicher Geldeinnahme an Pachtgefällen, Grundzinsen u. s. w. Subsidiär ist der Großdezimator für die Baulast, die Gemeinde für die Kultkosten verbindlich. Aus einer im standesherrlichen Archiv zu Zeil befindlichen Urkunde des Kaisers Friedrich III. vom Jahr 1474 ersieht man, daß auf dem Berg „zum Sybrandß“ schon in alten Zeiten eine Pfarrkirche gewesen, diese aber aus Armuth in Abgang gekommen, die Bewohnerschaft von Seibranz nach Unter-Zeil eingepfarrt und die Kirche in eine bloße Kapelle verwandelt worden war. Kraft der genannten Urkunde wurde nun die Pfarrkirche in Seibranz redotirt und ihr die reichslehenbaren Zehenten von und zu Seibranz angewiesen. Im Jahr 1608 aber wurde die Pfarrei dem neu errichteten Kollegiatstift Zeil inkorporirt, und durch dessen ersten Kanonikus versehen. Eine abermalige Redotation erfolgte 1825 nach dem Ableben des letzten Stiftsprobstes (s. oben Schloß Zeil). Das Patronat steht den Fürsten von Zeil und Wurzach alternirend zu. Die Pfarrei war dem Landkapitel Isny zugetheilt. Die fromme Sage läßt hier ein Zusammentreffen der beiden heil. Bischöfe von Augsburg und Konstanz, Ulrich und Konrad, ums Jahr 950 Statt gefunden haben, bei welcher Gelegenheit der heil. Ulrich durch ein Wunder einem Brunnen in der Nähe des Orts die Entstehung gab, dem der Glaube des Volks noch jetzt heilsame Kräfte zuschreibt. – Das Kloster Weingarten besaß hier ein Hofgut, das Kolbengut genannt, wahrscheinlich eine Stiftung des Cuno von Sigebrandesberg (zwischen 1108–1136 unter Abt Cuno, Hess. Monum. Guelf. S. 50), welches 1802 mit andern Gütern in der Herrschaft Zeil der Landesherrschaft überlassen wurde.

Auf einer abgelegenen Anhöhe ¼ Stunde von dem Ort ist der sogenannte Pestacker, ein mit einer Hecke eingefriedigter Raum, wo in alten Zeiten die an der Pest Gestorbenen aus der Umgegend, so wie die justifizirten Verbrecher begraben worden seyn sollen.

2) Feldthörle, Hof mit 10 Einwohnern, auf der Markung von Starkenhofen, ehemals ein Jägerhaus, auf ausgestockter Waldung erbaut.

3) Herrenbühl, Weiler mit 13 Einwohnern, an der Vizinalstraße nach Wurzach.

| 4) Karlis, Weiler mit 20 Einwohnern. Der Weiler (früher auch Cadlitz geschrieben) besteht aus einem Hof und einer Mühle am Ursprung des Dobel- oder Falchenbachs. Der Hof wurde 1543 um 360 Pf. Hr., die Mühle 1586 um 1000 fl. von Privatbesitzern an die Truchseßen verkauft. 1619 erwarb das Stift Zeil den Hof käuflich um 1100 fl. Nachdem der Hof im Schwedenkrieg gänzlich zerstört worden war, baute nach 1650 ein eingewanderter Schweizer, Elgg von Winterthur, den öden Platz wieder an. 1688 tauschte das Stift den Hof gegen das Widdumgut in Starkenhofen an die Herrschaft aus.

5) Lachen, Hof mit 10 Einwohnern, auf eigener Markung, ehemals steuerfreies Kameral- jetzt Falllehengut, auf ausgestocktem Waldboden nach 1675 erbaut.

6) Lampertsried, Hof mit 7 Einwohnern, früher ein Weiler, der im 30jährigen Krieg zerstört, nach demselben von Schweizern als einzelner Hof wieder angebaut wurde. Ein naher Weiher sendet seinen Abfluß nach dem jäh abfallenden Brunnentobel.

7) Limberg, mit 13 Einwohnern, und zwar Hinter-Limberg; Vorder-Limberg wird zu Starkenhofen gerechnet.

8) Ober-Hueb, Weiler mit 19 Einwohnern, in sehr waldiger und abgeschiedener Gegend.

9) Rippoldshofen, Weiler mit 14 Einwohnern, unweit eines Weihers. Zwischen 1088 und 1108 überließen ein Adalbero und seine Frau Adelinde dem Kloster Weingarten Richpoldeshoven. Daher rührte der Weingarten’sche Besitz der Höfe in Rippoldshofen, welche das Haus Zeil als Erblehen inne hatte. Im Jahr 1741 tauschte sie der Graf Max Maria zu Wolfegg-Waldsee, als Senior des Waldburg’schen Hauses, von Weingarten ein, so daß sie Zeil nun vom Seniorat zu Lehen trug. (Vergl. Unter-Burkhartshofen.)

10) Starkenhofen, Weiler mit 95 Einwohnern, nebst: a)Galgenhöfle, Hof und 2 Häuser mit 23 Einwohnern; b) Starkenhofer Einöden, 10 Höfe und 3 Häuser mit 111 Einwohnern, auf einer Markung von geringer Ertragbarkeit. Eine Kapelle, in welcher Sommers bisweilen Meßgottesdienst gehalten wird, wird von der Parzellargemeinde unterhalten. Früher unterschied man die Namen Starkenhofen und Geboldshofen oder Hacken; bei der Vereinödung aber (1751) verlor sich der Name des letzteren Weilers. Im Jahr 1763 kaufte Graf Franz Anton von Zeil den dem Kloster in Wurzach gehörig gewesenen sogenannten Bregenzerhof in Starkenhofen.

Südlich von dem Weiler erhebt sich der höchste unter den bis jetzt gemessenen Punkten des Oberamts, die Kuppe des Wachbühls| (s. oben S. 13.). Ein weit umher sichtbares Kreuz ist auf seinem Gipfel aufgepflanzt.

11) Unwerth, Weiler mit 16 Einwohnern, an der Vizinalstraße nach Wurzach, blos von Söldnern ohne Grundbesitz bewohnt, daher auch der Name.

12) Wengenreute, Weiler mit 128 Einwohnern, nebst Zimmerjock, Haus mit 8 Einwohnern. Wengenreute liegt an der Zeil–Wurzacher Straße, hat eine Ziegelei und eine Kapelle zur Privatandacht, die von der Parzellargemeinde unterhalten wird.