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Beschreibung des Oberamts Leutkirch/Mooshausen

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« Hauerz Beschreibung des Oberamts Leutkirch Waltershofen »
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e. Gemeinde 14. Mooshausen,
bestehend aus 22 (28) Parzellen auf 14 Markungen, mit 1384 kathol. Einwohnern. Dieser Gemeindebezirk ist nach Herlatzhofen der ausgedehnteste des Oberamts und sehr unregelmäßig geformt, so daß die äußerste Parzelle (auf der Markung Häberlings) gegen 3 geom. Stunden von Mooshausen, dem Sitz des Gemeindevorstehers, entfernt ist, ein Fall, der vielleicht im ganzen Königreich nicht vorkommt. Der Bezirk liegt zum kleineren Theile im Thal der Iller und der sich hier in dieselbe ergießenden Aitrach; zum bei weitem größern Theile auf dem Hochgelände, welches das Aitrach- und Illerthal auf der linken Seite begleitet und steil in dasselbe abfällt. Sonach sind auch die klimatischen Verhältnisse sehr verschieden. Die Temperatur der Gegend von Aitrach und Mooshausen ist ziemlich mild, der Boden aber theils sandig, theils sumpfig, und nur gegen Aichstetten hin von besserer Beschaffenheit. Schädlich wirken in dieser Niederung feuchte Nebel, häufiger Mehlthau und verheerende Überschwemmungen. Die höher gelegene Gegend ist großentheils mit Waldungen, dem Rothengrund, Hackenholz und Thiergarten (im Ganzen über 5000 Morgen) bedeckt, schwach bevölkert, und hat rauhe, feuchte Luft und einen schweren, wenig ergiebigen Boden. Dieser höhere Distrikt leidet an Wassermangel; es gibt keinen Bach, keine| Seen und Weiher und keine laufenden Brunnen. Nur am Ende eines langen Trockenthales bei Threerz nimmt ein schwaches Bächlein seinen Ursprung. Im Ganzen steht der Bodenertrag dieser Gemeinde wenig über der Mitte des ganzen Oberamts. Außer Feldbau und Viehzucht, als den Hauptnahrungsquellen, betreiben die Einwohner, namentlich von Aitrach und Mooshausen, bedeutenden Holzhandel und Flößerei auf der Iller. Einen Nebenverdienst gewährt vielen Ärmeren in der Gegend von Threerz das Holzhauen. Sonst dient Flachsspinnen, Stricken, Sticken und Korbmachen als Nebenbeschäftigung der fleißigen, aber im Ganzen nur mittelmäßig begüterten Gemeindeangehörigen. Unter den Gewerben verdienen Erwähnung: 1 Goldarbeiter, 1 Rothgerber, 1 Mahl-, Öl-, Lohe- und Gerstenmühle, 2 Sägemühlen, 1 herrschaftl. Ziegelei und Kalkbrennerei, 5 Schildwirthschaften. Durch den Bezirk ziehen die Landstraßen von Memmingen nach Wurzach, und von Memmingen nach Leutkirch. Die Vereinödung ist in Ferthofen vom Jahr 1782, in Aitrach, Breitenbach, Oberhausen, Pfänders und Rieden aus den Jahren 1790–99, in Mooshausen von 1804, in Baniswald von 1810, in Häberlings von 1812. Die übrigen Parzellen sind von jeher arrondirte Hofgüter. Grundherr ist der Fürst von Waldburg-Zeil-Wurzach. Die Güter sind Falllehen. In kirchlicher Beziehung zerfällt die Gemeinde in die 3 Sprengel Mooshausen (mit Degenreute und Pfänders), Aitrach (mit Ferthofen, Marstetten, Oberhausen, Pfänders Hof, Schmiddis, Schnaggenberg, Vogelheerd, Wald und Wazeney) und Threerz (mit Baniswald, Rothengrund, Sigglis, St. Johann und Threerzer Thal). Nur Breitenbach und Rieden pfarren nach Aichstetten, und Häberlings nach Altmannshofen. Hiernach richtet sich auch der Schulverband. Den großen und kleinen Zehenten beziehen die genannten Pfarreien in ihren betreffenden Sprengeln. Nur Oberhausen ist dem Fürsten von Wurzach groß- und der Pfarrei Aichstetten kleinzehentpflichtig; in Schmiddis beziehen Erbach-Wartemberg-Roth, | und die Pfarreien Aitrach und Mooshausen, in Schnaggenberg die Pfarrei Threerz sämmtliche Zehenten; in Wazeney der Fürst von Wurzach und die Pfarrei Aitrach den Groß-, letztere und die Pfarrei Aichstetten den Kleinzehenten. Threerz selbst, als Fürstl. Kameralhof mit Rothengrund und St. Johann, ist zehentrei; nur von 282/8 M. letzteren Orts hat die Pfarrei Threerz den großen und kleinen und von Rothengrund die Pfarrei Aichstetten den kleinen Zehenten. In Breitenbach und Rieden hat der Fürst den großen, die Pfarrei Aichstetten den kleinen Zehenten. In Häberlings bezieht das Exstift Zeil von 89 M. sämmtliche Zehenten, von den übrigen 2765/8 M. die Pfarrei Threerz. – Über das Geschichtliche des Bezirks, der zum Theil die alte Herrschaft Marstetten ausmachte, zum Theil aber Petershausisch war, wird das Nähere bei den einzelnen Orten gesagt werden. 1) Mooshausen, kathol. Pfarrdorf mit 179 Einw., in ungemein freundlicher Lage an der Iller, mit einer Fähre über dieselbe für Fußgehende, von nahen Hügeln und Waldungen umgeben, mit einer reizenden Aussicht gegen Marstetten und Aitrach hin, 5 geom. Stunden von Leutkirch, und eben so viele von dem Amtssitz Wurzach entfernt, an der Vicinalstraße von Erolzheim nach Leutkirch. Die 1784 erneuerte Pfarrkirche zum h. Johannes dem Täufer ist wohlgebaut und freundlich, aber sehr klein, jedoch für die nicht volle 200 Seelen zählende Pfarrgemeinde geräumig genug. Der Kirchenfond besitzt 1450 fl. Kapitalien und ein kleines Falllehengut; er bestreitet die Kultkosten; subsidiarisch tritt für die Baulast an Kirche und Pfarrhaus die Pfarrstelle, als Groß-Zehentherrin, ein. Die sehr schön gelegene Pfarrwohnung wurde 1734 neu gebaut, 1812 aber und 1838 sehr verbessert. Das Patronat steht dem Fürsten von Wurzach zu. Ehedem gehörte die Pfarrei zum Landkapitel Dietenheim. In Folge der Verheerungen des 30jährigen Kriegs wurde sie 1633 mit Aitrach kombinirt und blieb in diesem Verband, bis 1734 aus dem mehrjährigen Ertrag der Pfründe ein Pfarrhaus neu erbaut und 1746 wieder ein eigener Pfarrer ernannt wurde. 1812 verlor die Pfarrei das Filial Anhorn durch Umpfarrung an die Pfarrei Threerz. – Ohne Zweifel von einer Brücke, die ehemals hier über die Iller führte, trug der Ort den Namen Moosbruckhausen. Das Kloster Ochsenhausen besaß 2 Höfe in Mosbrughusen, die 1329 an das Kloster Roth, 1398 aber wieder an Ochsenhausen| verkauft wurden. Einen Streit wegen Weidegränzen zwischen Mooshausen und Haslach schlichtete der St. Georgenschild 1459. (Stadelh. II., 49). S. auch oben bei Kirchdorf. Mooshausen gehörte zu der Herrschaft Marstetten und kam mit dieser an das Waldburgische Haus, im Jahr 1806 aber unter Württembergische Oberhoheit.

2) Aitrach, kath. Pfarrdorf mit 432 Einw., nebst a) Rank, 3 Höfen und 1 Haus mit 43 Einw. b) Ried, 2 Höfen mit 28 Einw., und c) Stibi, 2 Höfen mit 12 Einwohnern.

Aitrach liegt in dem Mündungswinkel der Aitrach in die Iller, an der Landstraße von Memmingen nach Wurzach, 4 geom. Stunden von dieser Stadt und eben so viel von Leutkirch. Die Lage ist frei und schön, die Luft aber, wie es scheint, minder gesund, was man einem nahen, ziemlich ausgedehnten Altwasser der Iller zuschreibt. Man findet hier lebhafte Thätigkeit in Holzhandel und Flößerei und eine bedeutende Sägmühle. Über die Aitrach führt eine schöne neue, bedeckte Brücke. Die wohlgebaute Pfarrkirche zum h. Gordian und Epimachus, mit einem hübschen Thurm, ist 1718 im Bau angefangen worden. Sie hat einen Fond von 4400 fl. Kapital nebst 33 fl. Grund- und Fruchtzinsen. Die Baulast an derselben und an dem 1726 erbauten, 1790 verbesserten Pfarrhaus liegt subsidiär der Pfarrei ob, welche den Großzehenten bezieht. Patron ist der Fürst von Wurzach. In früheren Zeiten war die Pfarrei dem Landkapitel Isny zugetheilt. Im Jahre 1812 wurde der bayrische Antheil von Ferthofen nebst Illerfeld in die bayrische Pfarrei Illerbeuren, Oberhausen und Watzeney aber von Aichstetten hieher umgepfarrt. – Im Jahre 838 tritt Graf Waning, ohne Zweifel der öfters genannte Nibelgaugraf, von den in seinem Komitat gelegenen, ihm zugehörigen Gütern, Alles, was er in Reoda (Rieden) und Eitraha besaß, gegen andere, weiter abwärts an der Iller gelegene Besitzungen dem Stift Kempten ab (Kaiserl. Bestätigungs-Urk. des Tausches bei Neug. 284 und Monum. Boic. T. 31 Nr. 37). Später findet man Aitrach immer in Verbindung mit Marstetten, s. d. Die Pest des Jahrs 1635 raffte hier 124 Menschen weg. Vom Jahre 1806 an, in welchem die Standesherrschaft Wurzach ihre Souveränität verlor, war Aitrach mit Ferthofen in einem politisch-provisorischen Zustand, indem Bayern mit Widerspruch Württembergs sich in den Besitz gesetzt hatte. Erst den 14. Nov. 1810 trat Bayern den Ort wirklich ab.

Die Markung von Aitrach erleidet sowohl durch den Illerfluß, als auch durch die Aitrach bisweilen namhaften Schaden. Im Jahre 1789 riß die letztere fünf Häuser mit sich fort. Schon mehrmals wurden nach Hochgewässern im Bette der Aitrach Geldstücke| gefunden, vorzüglich im Jahre 1832, wo den 14. und 15. Merz mehrere Gold,- Silber- und Kupfermünzen zu Tage kamen. Man kann aber nicht mehr in Erfahrung bringen, welcher Zeit diese Münzen angehörten.

3) Baniswald, Weiler mit 15 Einw., sehr abgeschieden zwischen den Wäldern Hackenholz und Rothengrund, war Petershausisch.

4) Breitenbach, Weiler mit 25 Einw., nebst Klausstich, 2 Höfe mit 23 Einw. Breitenbach liegt nahe an der Straße von Memmingen nach Leutkirch, und hat eine Kapelle zur Privat-Andacht, die von der Parzellar-Gemeinde unterhalten wird. Es war mit Aichstetten (s. d.) Petershausisch, und kommt in der dort angeführten Nachricht schon ums Jahr 970 vor. Vgl. unten Marstetten.

5) Degenreute, Hof mit 4 Einw., auf der Markung von Mooshausen, zu dem es von jeher gehörte.

6) Ferthofen, Weiler mit 52 Einw., an der Iller, wo die Staatsstraße nach Memmingen auf einer ansehnlichen Brücke über diesen Fluß führt. Ein Theil des Ortes liegt jenseits und steht unter K. Bayrischer Oberhoheit. Ferthofen gehörte zur Herrschaft Marstetten und hatte einen wichtigen Brückenzoll, wozu Truchseß Jacob 1566 das Privilegium von dem Kaiser erhielt. Seit 1810 (s. Aitrach), bis zum Zollvertrag mit Bayern (1828) war Ferthofen der Sitz eines K. Württ. Ober-Zollamtes. Den 28. April 1632 brannten die Schweden die Brücke ab.

7) Häberlings, Weiler mit 57 Einw.; sehr entlegen, in waldiger Gegend zwischen Altmannshofen und Seibranz; gehörte ehemals auch zu den Petershausischen Gütern.

8) Marstetten, Weiler mit 116 Einw., liegt zerstreut an der Iller und an dem Fuß des Berges, welcher die Überreste des Schlosses Marstetten trägt. Der Ort hat eine der fürstl. Kammer gehörige und verpachtete Mahl,- Öl- und Sägmühle.

Auf einem steilen Vorsprung der hohen, waldigen Thalwand über dem rechten Iller-Ufer war das genannte Schloß erbaut, von dessen Größe und Festigkeit noch jetzt bedeutende Trümmer zeugen. Wenn man von Wurzach her auf der Memminger Landstraße nach einer langen Wanderung über das rauhe und reizlose Hochgelände auf dem Rande angelangt ist, wird das Auge durch eines der prachtvollsten Landschaftsbilder überrascht, das durch den malerischen Vordergrund der alten Burg und des unten im belebten Thale sich krümmenden Illerflusses, so wie durch den Anblick der weiten, fruchtbaren Ebene und der das ganze Bild abschließenden, mannigfaltig ausgezackten und hochgethürmten Wand der oberallgäuer und tyroler Gebirge in hohem Grade anziehend ist. Die Landstraße| zieht über den Kamm des genannten Vorsprungs durch einen Einschnitt zwischen dem Schloß und einer etwas höhern Kuppe hindurch, welche, nach Überbleibseln zu schließen, eine zweite, wahrscheinlich ältere Burg trug und mit dem Schloß mittelst einer hohen Brücke in Verbindung stand, deren steinerne Pfeiler noch jetzt sichtbar sind. Die ungemein vortheilhafte Lage läßt vermuthen, daß dieser Punkt schon von den Römern besetzt war. Von dem Schlosse sind noch bedeutende Stockmauern und einige Thürme vorhanden, deren einer noch bewohnt ist. Dabei steht ein neues Wirthschaftsgebäude, umgeben von einigen Garten-Anlagen, bei welchen zum Theil die Burgruinen sehr passend benützt sind. So weit die Nachrichten reichen, war Burg und Herrschaft Marstetten,[1] wozu Aitrach, Ferthofen, Marstetten, Mooshausen mit Degenreute, Pfänders, Vogelheerd, Wald und ein Theil von Anhorn (Gemeinde Hauerz) gehören, ein Lehen des Stiftes Kempten. Ein Theil derselben ist schon 838 durch den oben bei Aitrach angeführten Tausch-Vertrag an dieses Stift gekommen. Marstetten selbst aber, die Burg mit Zubehör und dem Illerzoll wurde von Kaiser Rudolf 1281 Kempten geschenkt; dieß ist unsers Wissens die erste Erwähnung der Burg Marstetten an der Iller (Raiser Wappen u. s. w. S. 29), und wir vermögen nicht anzugeben, auf welche Weise dieser Besitz an den Kaiser und das Reich gekommen ist. Sieben Jahre darauf, 1288, erscheint ein Ludwig von Marstetten unter dem Kriegsvolk des Abts Conrad von Kempten, also ein Vasall oder Dienstmann desselben. (Haggenmüller, Gesch. von Kempten S. 109). Im Jahre 1294 wurde das Lehen von Abt Conrad an Bertold von Eisenburg verliehen, soll aber darauf (wenigstens theilweise) an die von Schellenberg und an die mit diesen verschwägerten Ellerbach gekommen seyn. Allein aus einer Urkunde (deren Copie im Rother Archiv lag, Stadelh. I. S. 95) ergibt sich, daß die Herrschaft, wenigstens zum größten Theile, sich in den Händen der Edeln von Lachen befand. Denn 1351 (bei Stadelh. wohl unrichtig 1381) verkauften die Vormünder Friedrichs| von Lachen, Wolfgang und Johann von Stain und Klingenstain, und die Brüder Hartmuth und Heinrich von Bartelstain (Bertholdstein) und Krauchenwis, mit lehensherrlichem Consens, die Herrschaft Marstetten an die Brüder Berchtold, Ulrich und Gebhard von Küngsegg (Königsegg) um 4500 Pfd. Heller. Ein weiterer Kauf über noch einige zu Marstetten gehörige Theile, namentlich auch zwei Höfe in Aichstetten wurde mit Conrad von Ellerbach im Jahre 1355 abgeschlossen. Zu den Revenüen der Herrschaft gehörte, gemeinschaftlich mit Memmingen, das Fährgeld über die Iller bei Egelsee.[2] Im Jahre 1507 verglich sich Memmingen mit Johann von Königsegg auf Marstetten wegen des Baues einer Brücke. Die Stadt baute auf ihre Kosten die Brücke und ein Zollhaus; dagegen bezog sie 2/3, Königsegg nur 1/3 des Zolls. Den 29. Juli 1566 aber verkauft Johann Jacob, Freiherr von Königsegg und Aulendorf an Graf Carl zu Hohenzollern-Sigmaringen im Namen und als Vormünder der drei Söhne des Truchseß Georg von Waldburg, Johann, Philipp und Georg, und an Jacob, Erbtruchseß von Waldburg für sich selbst „Burg, Schloß und Herrschaft Marstetten, an der Iller gelegen, die Lehen ist von dem Gotteshaus Kempten, sammt Dörfern, Weilern, Höfen, Huben und Sölden, mit hoher und niedriger Obrigkeit, Strafen, Freveln, Bußen, Zwingen, Bännen, Gebotten und Verbotten“ mit Zustimmung des Fürsten und Abts in Kempten um 100.000 fl. (Urk. im Wolfegger Archiv). Bald darauf erhielt Truchseß Jacob von dem Kaiser die Lehen über den Blutbann und das Privilegium über den Brückenzoll von Ferthofen. Allein den Marstettenschen Antheil an dem Egelseer Zoll überließ derselbe 1578 mit lehensherrlicher Bewilligung der Stadt Memmingen käuflich. Übrigens lag das Schloß, als es an Waldburg überging, in Trümmern. Im April 1525 zogen empörte Truchseßische Bauern aus Aichstetten, Hauerz, Seibranz, Ellwangen und Dietmanns vor Marstetten und eroberten, plünderten und zerstörten das Schloß. Auf angestellte Klage des Freiherrn Johannes von Königsegg wurden die genannten fünf Gemeinden 1535 zur Erlegung einer Entschädigungssumme von 500 fl. verurteilt, allein das Schloß blieb in seinem Schutte liegen. In der brüderlichen Theilung vom 25. Sept. 1595 erhielt der Truchseß Froben Marstetten und Aichstetten, in der weitern Theilung von 1675 kam die Herrschaft an die Wurzacher Linie, welche in dem nachträglichen Vergleich von 1693 auch noch Breitenbach erhielt. Graf Sebastian Wunibald von Waldburg-Wurzach entschloß sich auf Verlangen des Lehensherrn, | das Schloß Marstetten wieder aufzubauen und wollte hieher seine Residenz verlegen; allein schon war der erste Stock aufgeführt, als der Graf mit Zustimmung des Fürstabts den Bau wieder aufgab, statt dessen später das Schloß in Wurzach, zum Theil aus den Materialien von Marstetten, entstand. (Chron. der Truchs. II. S. 466). Ein Theil des Gemäuers und ein hoher runder Thurm stürzte erst ums Jahr 1740 zusammen. (Wirth Chron. Ochenhus. Mscr.). – Die Herrschaft kam 1806 unter württembergische Oberhoheit (s. oben Aitrach) und ist württ. Kronlehen.

Den größten Theil der Markung von Marstetten (wie auch zum Theil die von Threerz) nimmt ein großer herrschaftlicher Wald von ungefähr 2400 Morgen, der sogenannte Thiergarten ein. Bis zum Jahre 1796 hatte er wirklich die Bestimmung eines solchen, und beherbergte 200–300 Stücke Hochwild. In dem genannten Jahre aber wurde er von den Franzosen geöffnet und zerstört. – Der Fürst von Wurzach besitzt hier ein Kameralgut, das 85¾ M. 35 R. Äcker, 77¼ M. 42 R. Wiesen und 24¾ M. 82 R. Gärten enthält und an mehrere Bauern verpachtet ist.

9) Oberhausen, Weiler mit 41 Einw., an der Aitrach, ohne Zweifel das Husin, das in der oben angeführten Petershausenschen Nachricht, zugleich mit Aichstetten (s. d.), Breitenbach und Rieden genannt wird und zu den ersten Petershausenschen Stiftungsgütern gehörte. Die weitere Geschichte des Orts siehe bei Aichstetten.

10) Pfänders, Weiler mit 14 Einw., über dem Thaleinschnitte der Haslach, gehört zur Herrschaft Marstetten.

11) Pfändershof, Hof mit 6 Einw. im Thiergartenwald, auf Marstetter Markung.

12) Rieden, Weiler mit 107 Einw., nebst a) Langgwand, 2 Höfen mit 6 Einw., und b) Ochsenstaig, 2 Höfen mit 9 Einw. Rieden liegt zwischen dem Falchenbach und der Aitrach in der Thalebene. Oben bei Aitrach wurde die Tauschurkunde vom Jahre 838 angeführt, wonach Graf Waning seine Besitzungen in villa vocabulo Reoda an Kempten abtritt. Wenn dieß unser Rieden ist, so muß der Ort wieder in andere Hände gekommen seyn, denn wir finden ihn (Riedin) unter den mehrerwähnten, dem Kloster Petershausen von Graf Adelhart gestifteten Gütern. Das Weitere s. bei Aichstetten. Auch will man in Rieden daß Reodun erkennen, wo der Nibelgaugraf Pabo 843 eine Urkunde (bei Neug. 304) ausstellen ließ.

13) Rothengrund, Weiler mit 71 Einw., zerstreut auf der waldigen Markung des Kameralguts Threerz.

14) Schmiddis, Hof mit 11 Einw. Von diesem Hof, der| auf Threerzer Markung liegt, gehört nur ein Wald von 6 Morgen zur Herrschaft Marstetten; alles Übrige war Eigenthum des Klosters Roth, und ist 1720 an Wurzach abgetreten worden. S. Roth.

15) Schnaggenberg, Hof mit 11 Einw., war in alten Zeiten Petershausisch.

16) Sigglis, Hof mit 7 Einw., war ursprünglich Kl. Rothisch. In den Jahren 1640–50 hatte sich Zeil aus einem nicht näher bekannten Grunde (ob frivolas quasdam rationes, wie das Rothische Chron. Mscr. sich ausdrückt) des Hofs bemächtigt, ihn jedoch 1670 dem Kloster zurückgegeben. Weil unter Zeil ein calvinischer Lehenmann eingesetzt worden war, so stellte ihm der Convent auf den Grund des Westphälischen Friedens die Alternative, den Hof zu räumen oder zu der katholischen Kirche überzutreten. Die Chronik meldet nicht, was er wählte. Übrigens wurde der Hof 1720 mit Schmiddis an Wurzach abgetreten. S. Roth.

17) St. Johann, Weiler mit 30 Einw., zerstreut im Thiergartenwald, auf der Markung des Kameralguts Threerz, in alten Zeiten zu den Petershausischen Gütern gehörig. Früher stand hier die 1681 rebenedicirte Wallfarthskirche zu St. Johann im Wald, deren Fond 1801 zu der Pfarrkirche in Threerz gezogen wurde. Gegen das Ende des 17. Jahrh. lebte hier ein Eremit und Tertiarius Scti Francisci. Die Wallfarth hieher, alljährlich den 24. Juni, war sehr zahlreich, bis in den 1790ger Jahren die Kirche abgebrochen wurde. – Am Rande des Berges, links von dem Fahrwege von Threerz nach Aichstetten, über der sogenannten Ochsenstaige findet sich eine regelmäßige und wohlunterhaltene Schanze von ungefähr 200 württ. Fuß ins Gevierte.

18) Threerz, kathol. Pfarrweiler mit 47 Einw., an der Landstraße von Memmingen nach Wurzach, 3 g. Stunden von dieser Stadt und 4 g. Stunden nördlich von Leutkirch, ehemals ein Petershausisches Maiereigut mit einer Kapelle. Das Örtchen hieß deßwegen der Mönchhof, und hat auch noch jetzt ein klösterliches Aussehen. Eine freundliche Kirche mit zwei, nur etwas zu niedrigen Thürmen, zeichnet es schon in der Ferne aus. Es war immer ein Filial von Aichstetten, wohin es auch zehntete. 1491 kaufte Truchseß Johann von Zeil der Pfarrei Aichstetten, oder vielmehr dem Kl. Petershausen diese Zehnten ab. Das Gut selbst war, wie es scheint, schon früher aus Petershausischem Besitz in mehrere Privathände gekommen. Es führte auch den Namen Thynen, oder das Gut „zum Dreher,“ und bestand ausser dem Kloster-Maiereigut noch aus mehreren Höfen, welche Truchseß Jacob von Zeil in den Jahren 1553, 1561, 1564 und 1569 von mehreren| Privaten um 7400 fl. erkaufte und zu einem zehentfreien Kameralgut, das Hauptgebäude des Hofes aber zu einem Jagdschlößchen bestimmte. Im Jahre 1675 fiel dasselbe in den Wurzachschen Antheil. Das Gut aber mit den Gebäuden ist seit 1824 für immer an Bauern der Gemeinde verpachtet. Im Jahre 1798 wurden die alte Kapelle in Threerz und die alte Wallfarthskirche St. Johann im Wald abgebrochen und das Material zum Bau einer Pfarrkirche verwendet. Den 24. Juni 1801 erfolgte die Trennung der nunmehr selbstständigen Pfarrkirche zu St. Johann dem Täufer, von der bisherigen Mutterkirche in Aichstetten. Ihr Patron ist der Fürst von Wurzach. Der Kirchenfond besitzt 3340 fl. Kapitalien und ein um 40 fl. verpachtetes Gut in Aichstetten. Dieser Fond entstand aus dem Vermögen der alten Wallfarthskirche und aus einem Legat des 1787 gestorbenen Kaplan Rizler. Erbaut wurde die Kirche von der fürstl. Rentkammer. Die Baulast ruht auf dem Großzehentherrn. Das Pfarrhaus wurde 1800 aus einem Ökonomiehaus des Cameralhofs eingerichtet; die Hauptbaulast trägt die Kirchenpflege. Filialien hat die Pfarrei ausser dem politischen Gemeinde-Bezirke: Anhorn, Kästlenswald, Steinenthal und Wolfwinkel (Gem. Hauerz), Langensteig und Nestbaum (Gem. Altmannshofen). Früher war die Pfarrei dem Landkapitel Wurzach zugetheilt. Die Schule besteht für den Pfarrsprengel.

19) Threerzer Thal (auch Thalhaus, so auf der topogr. Karte), Haus mit 4 Einw., in einem engen Trockenthälchen an der Memminger Landstraße, auf Threerzer Markung.

20) Vogelheerd, Weiler mit 18 Einw., auf der Markung von Marstetten, zu dieser ehemaligen Herrschaft gehörig, zwei Häuser an der Memminger Landstraße ohne Güter.

21) Wald, 2 Höfe mit 13 Einw., im Thiergartenwald gelegen, zur Herrschaft Marstetten gehörig. Der Fürst von Wurzach besitzt hier ein Cameralgut (Wald und Vogelheerd) von 54 Mrg. 31 Rth. Areal.

22) Wazeney, Hof mit 3 Einw., an der Aitrach, auf der Markung von Oberhausen, herrschaftliche Ziegelbrennerei.


  1. Es ist ein alter, aber ungeachtet der Berichtigung in (Wegelins) historischem Bericht etc. I, S. 198 immer wiederholter Irrthum, der sich zu unserem Bedauern bis in die dritte Aufl. von Memmingers Beschr. von Württ. S. 699 fortgepflanzt hat, daß dieß die Grafschaft Marstetten sey, welche durch Heirath an die Dynasten von Neuffen kam. Die Grafschaft Marstetten oder richtiger Maurstetten lag um das ehemalige Schloß dieses Namens zwischen Memmingen und Weissenhorn an der Roth. Zu dieser Verwechslung hat außer der Namensähnlichkeit wahrscheinlich die Beziehung Anlaß gegeben, in welcher Clara von Neuffen zu Wolfegg und Wurzach stand. Siehe das letztere.
  2. Wie denn überhaupt Marstetten mehrere Güter und Rechte in der jetzigen Gemeinde Thannheim (s. d.) besaß.