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Beschreibung des Oberamts Künzelsau/Kapitel B 36

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36. Niedernhall,
Gemeinde II. Klasse mit 1494 Einw. a) Niedernhall, Stadt, 1437 Einw., wor. 4 Kath., Fil. von Nagelsberg; b) Hermersberg, Weiler, mit Hefenhaus, Haus, 57 Einw., wor. 18 Kath.

Das mittlere unter den fünf hohenlohischen Kocherstädtchen, die wie ein Rosenkranz, nur je durch ein kleines Dorf von einander getrennt, sich auf eine Entfernung von 4 Stunden aneinander reihen, (Künzelsau, Ingelfingen, Niedernhall, Forchtenberg und Sindringen) hat sich nächst Forchtenberg noch am meisten von alterthümlicher Art bewahrt. Wie letzteres auf dem linken Kocherufer an der Einmündung eines kleinen Baches gelegen, bietet es dem thalabwärts kommenden Wanderer mit seiner Reihe hoher Pappeln, der ehemaligen Saline, einem stattlichen Fabrikgebäude auf dem rechten Kocherufer, seinen wohlerhaltenen Mauern und Thürmen und dem Kranz von waldgekrönten, theilweise rebenbewachsenen Höhen ein sehr freundliches Bild dar. Das Klima ist verhältnismäßig mild. Gegen starke Winde schützen die umgebenden Höhen. Hagelschlag ist selten, Herbstnebel und Frühlingsfröste nichts außergewöhnliches. Das Hochholz im Osten der Stadt bildet für die ganze Gegend eine Wetterscheide.

Die Altstadt ist in ihrem Mauerring eng zusammengebaut, die Häuser meist nicht ansehnlich, aber so recht das Gepräge der alterthümlichen Bauart an sich tragend. Die gerade, breite Hauptstraße, welche als Hauptverkehrsader die Stadt in der Mitte durchschneidet, ist mit Kandeln versehen und in gutem Zustand, die Nebengassen sind, wie in den meisten alten Städtchen, eng, winkelig, zwar gekandelt, aber bei der flachen Lage des Ortes und dem starken Betrieb der Landwirthschaft nicht sehr reinlich. Einige alte Giebelhäuser lassen noch die Bedeutung ahnen, welche Niedernhall einst als Salzstadt und Adelsstadt hatte. Wohnten doch die Rinderbach, Morstein, Neuenstein, Senfte von Sulburg, die Herren von Berlichingen und vom Holz hier. Besonders ansehnlich ist an dem untern Stadtthor und der Brücke das Haus, in welchem Götz von Berlichingen seine Jugend zubrachte, ein gewaltiger Holzbau mit mächtigem Giebel, an dem die Jahreszahl 1572 zu lesen ist, und theilweise erhaltener Freskomalerei. Über der Hausthüre steht die Zahl 1564. Ein weiterer alterthümlicher Bau mit Stuckaturdecken | ist das Haus der Herrn vom Holz in der Keltergasse, jetzt von mehreren Familien bewohnt. Der Brunnen vor dem Haus hat den Namen Zuckmantel. Es ist wohl das alte Frühmeßhaus zu St. Katharina. Weiter tragen alterthümlichen Charakter das Haus des Fr. Link in der Hauptstraße, angeblich das Gartenhaus zu dem Edelmannhaus, das jetzt Fr. Ad. Röger bewohnt. Der rundbogige Thürsturz trägt die Inschrift: Jacobus de Nomair has ich, wann Gott will, ist mein Ziel. anno dumini 1599.

Am Rundbogen einer Kellerthüre steht: Iohannes IaCobVs FeDerLInVs Von RegensbVrg (das Haus des suspendirten Pfarrers Federlin 1673.) Überhaupt zeigen viele alte Häuser Inschriften z. B.

Wo Gott das Haus nit selbs bewacht,
So ist umsonst der Wächter Wacht.

Am Gasthaus zum Rößle steht auf einem Stein: Als man zält 16hundert Jahr / und 9 dazu die Jahrzal war / hab ich erbaut das Haus / von Grund auf bis naus / durch Hilf und Rat getlicher Hand / Stoffel Scherer bin ich genannt.

Gott wel sein Gnad darinnen geben
Allen, die es besitzen in ihrem Leben,
Und wel mitdallen (theilen) das deglich Brodt,
Wel auch behüten für feir und wassersnot.

Über dem Rundbogenthor: Der Herr behüt deinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit Amen. Stoffel Scherer heiß ich. Wann Gott will, so ist mein Ziel.

Das Haus des Christian Seez mit einem Kelch auf einem Stein und der Zahl 1577 ren. ist vielleicht das alte Haus des Altaristen.

An der Hauptstraße befindet sich das Rathhaus, ein alter Holzbau mit Glockenthürmchen. Den ersten Stock bildet eine weite Halle, in welcher zur Zeit der alten Herrlichkeit größere Feste, die Hochzeiten und Tänze der ehrbaren Rathsfamilien und Bürgerversammlungen gehalten wurden. Im zweiten Stock befinden sich die Gelasse für die Gemeindeverwaltung. Auf einer der Thüren ist der Spruch eingegraben: Eins mans ret ein halb ret. Man sol sie hören al bet. An demselben Rathhaus befand sich unter der Uhr ein großer Mann mit starkem Bart, in halber Figur, der beim Stundenschlag den Mund öffnete und mit seinem Scepter winkte. Als Träger fungirt außen an | der Ecke des Rathhauses gegen die schönthalische Kelter eine vom Volksmund Simson genannte Gestalt eines nackten Mannes mit Lendentuch, wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert.

Das bedeutendste und schönste Gebäude ist die etwas abseits von der Hauptstraße im untern Theil der Stadt gelegene Kirche zum heil. Laurentius, ursprünglich eine romanische Basilika mit 3 Schiffen, s. W. F. 7, 533. Der massige, viereckige Thurm im Osten bildet im untern Stock den Chor. In der Höhe von ca. 30′ ist er von einem kräftigen romanischen Gesims umfaßt. In der Höhe von 77′ folgt ein Holzgeschoß, auf dem ein 40′ hohes, schiefergedecktes Zeltdach sitzt. Auf dem Thurm hängen 3 Glocken. Die große Glocke hat die Inschrift in Majuskeln: Johannes. Lucas. Marcus. Mateus. Ave Maria, die kleine ebenfalls in Majuskeln die vier Evangelisten in derselben Ordnung. Die mittlere hat eine Inschrift in Mönchsschrift: Zu Gottes lob ehr und dienst gehorch. christof glockengießer zu nürnberg gos mich.

Auf der Westfront der Kirche ist das schöne romanische Portal, in dessen Tympanon sich das Reliefbild der Marter des hl. Laurentius befand, das bei der Restauration der Kirche 1872 leider herabgenommen und an die Ostwand des Thurmes verpflanzt wurde. Der Heilige liegt auf dem Rost ausgestreckt, zu seinen Häupten und Füßen kniet je ein Scherge, der das Feuer mit einem Blasebalgen schürt; über ihm schwebt ein Engel, der dem Heiligen den Schweiß abtrocknet, während ein Scherge ihn mit einer Zunge faßt. In der Laibung des Portals stehen 2 Halbsäulen und endigen rechts in rohen Laubkapitälen mit Diamantbändern, links in primitiven Köpfen. Das Kämpfergesims zeigt rechts einen ornamentirten Kopf, links einen Fisch mit einer Lilie. Neben dem Portal zeigen sich die zugemauerten Rundbogen eines einst gekuppelten Fensters. Über dem Portal befindet sich ein großes gothisches Fenster mit Konsolen an der Laibung, auf denen Wappenschilder angebracht sind, rechts ist das Wappen derer von Dürnau mit der Unterschrift Dirnav. Einer aus diesem Geschlecht, das in Nagelsberg Besitz hatte, war ohne Zweifel zur Zeit des Umbaus der Kirche mainzischer Amtmann. Der entsprechende Schild links ist leer. In der Fensterlaibung oben ist das Wappen von Mainz und Hohenlohe; in der Giebelspitze noch ein rundes eigenthümliches Fenster mit Diamanteinfassung. Das innen flach eingedeckte Mittelschiff war bedeutend höher als die beiden Seitenschiffe und hatte fünf | Rundbogenfenster auf jeder Langseite, die jetzt zugemauert sind. Das südliche Seitenschiff wurde im 15. Jahrhundert auf den Grundmauern des alten romanischen Baus aufgeführt. Das nördliche bekam beim Umbau dieselbe Breite wie das Mittelschiff. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die nördliche Kirchthür mit flachem, gedrücktem Eselsrücken trägt die Jahrzahl 1520 mit den Wappen von Mainz und Hohenlohe.

Das Mittelschiff hat 2 ungewöhnlich weit gesprengte Arcaden von 6,44 Meter. Am nördlichen Mittelpfeiler ist in der Höhe von 8′ ein festgeschlungener, mit einem Holz gespannter Strick ausgehauen, womit der Meister die Festigkeit des kühnen Baus ausdrücken wollte.

Der Chor ist quadratisch angelegt, die nördliche und südliche Seitenwand durchbrochen für eine unmittelbare Verbindung der beiden Seitenkapellen mit dem Chor. Leider wird er durch den Orgeleinbau ganz verstellt. Ein Sakramenthäuschen von guter spätgothischer Arbeit ist theils verstümmelt, theils durch die Orgel verdeckt.

Die südliche Seitenkapelle mit dem Altar St. Martini und Nikolai hatte ein einfaches Kreuzgewölbe, die nördliche ein Netzgewölbe und einen Altar der hl. Katharina. Eine alte Predella mit einer guten, aber schlecht restaurirten Darstellung des Abendmahls ist in derselben erhalten.

Die Sakristei auf der Nordseite stammt aus derselben Zeit, wie das nördliche Seitenschiff, sie hat ein Gewölbe mit Kreuzgurten. Das südliche Portal ist durch vielfach über Eck gesetztes Stabwerk geziert und hat auf dem Sturz ein Steinmetzzeichen. 1866 wurde ein neuer Taufstein hergestellt. Reste eines alten spätgothischen sind im Pfarrgarten aufbewahrt. Im Jahr 1872 wurde die Kirche einer gründlichen Restauration unterzogen, ein neuer Altar aus Stein hergestellt mit einem vergoldeten Kreuz, das F. Huber stiftete. In den Nischen der Kanzel wurde Christus mit den 4 Evangelisten von Em. Weißer gemalt.

An Grabmonumenten in und außerhalb der Kirche sind zu nennen: 1. eine Holztafel mit der Inschrift: Anno dni. MDCVIIII. am 23. tag Nov. starb der edel und ernvest Ludwig von Morstein, der Zeit Amtmann zu Neuenstein d. G. gn. u. b. s. Anno dni MLXXI. am 27. tag Aprilis starb die edel und tugendsam Fraw Maria Jacobe v. Morstein, geborne vom Stein vom Reichenstein etc. mit dem Monogramm A. T. B.

| 2. An einem Chorpfeiler: M. Veit Knörn weiland predigers alhie zu Niedernhaal am Kocher, welcher geboren anno 1572 und sanft und selig im Herrn entschlafen anno 16(45) den (29. Jan.).

3. Auf der Südwand der Kirche außen ein Epitaphium der Herren vom Holz: Den 2. Octobris anno 1635 abends zwischen 9 und 10 Uhr verschied im Herrn der wohledle und gestrenge Georg Christoph vom Holz seines Alters 46 Jahr; den 18. Oktober 1635 Albrecht Konrad vom Holz 43 Jahr, den 4. Oct. 1635 Jungfrau Veronica vom Holz 35 Jahr.

Zwischen Kirche, Schulhaus und der Stadtmauer steht das 1832/33 neuerbaute Pfarrhaus, dem es etwas an Licht fehlt, das aber aus dem Pavillon auf der Stadtmauer um so hübschere Aussicht auf das Kocherthal hat.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftung, die des Pfarrhauses der Staat.

Das Schulhaus wurde 1833/34 neuerbaut. Es enthält 2 Lehrzimmer im untern Stock, im zweiten Stock die Wohnung des ersten Lehrers und ein Lehrzimmer. An der Schule arbeiten 2 ständige und ein unständiger Lehrer.

Außer der Volksschule besteht eine Kleinkinderschule und eine Industrieschule.

Die Gemeinde, welche das Schulhaus zu unterhalten hat, besitzt zwei Keltern, darunter die große Schönthaler Kelter neben dem Rathhaus, von einer Mauer mit großem Thor umgeben, mit der Inschrift:

BeneDICtIo DeI DIVItes faCit, aIt sapIens,
RepLet torCVLarIa prospera VInDeMIa (1713).

Des Herren Segen machet reich.
Ohn den hingegen knappt die Eich.
Prov. 10, 22.

Das Thor ziert das Wappen des Abts Knittel und ein schönes steinernes Kreuz. In der Kelter sind die Hexameter angebracht:

QVo nos ConstrUXIt faber heV VInDeMIa LVXIt. Jes. 24
 SVb VInIsItIo fato se praenotat anno!

In diesem Jahr ein Stillstand war
Der Waffen und dern Keltern.
Dis nehmet war von Ältern.

| Eine weitere Schrift steht außen an der Kelter, welche 1713 von Abt Leonhard Benedikt Knittel erbaut wurde:

Wenn Niedernhall Im Kocherthal Wird reich an Most
So freut zumal Auch sich Schönthal Ob dieser Post.
Gott schütz uns all Vor Unglücksfall, Güß, Hagel, Frost,
Vor Krieg und Pest Von Nord und West, Von Süd und Ost,
Und was fatal Im Feld und Stall Der Nahrungskost.
O daß einmal Der Fried erschall Zu unserm Trost!

Die Gemeinde besitzt ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Der Gottesacker mit einer kleinen, als Geschirrkammer benützten, unbedeutenden Kapelle, auf deren Thürmchen die Glocke der ehemaligen Kapelle von Frauenzimmern mit der Inschrift in gothischer Schrift: Ave maria gracia (sc. plena) hängt, liegt jenseits des Kochers an der Straße nach Weisbach. Derselbe enthält eine Reihe älterer Grabsteine, von denen wir nennen:

1. Anno dom. 1521 am donnerstag nach Michaelis starb der edel und vest Philips von Berlichingen der jung. d. g. g.

2. anno dumini 1589 verschied im Herrn seliglich die edle und tugendsame fraw Brigitta Karlinin geb. v. Zedwitz 21. September (wohl die Gattin des Salzwerkformators Hieron. Karlin).

3. Hans Burkh, Schönthal. Schultheiß † 1607 6. Nov. Ursula Schelkerin, seine Gattin † 5. Nov. und ihr Sohn Hans Knerzer † .... 1607 an der Pest.

4. anno domini 1607 26. Nov. † fraw .. Zedwitz geb. v. Vohenstein.

5. Mag. Veit Knör Pfarrer † 1645 und seiner Gattin Magd. geb. Scheuermann.

Mit Wasser ist der Ort reichlich versehen. Auf der Markung sind die bedeutendsten Quellen das Mühlbrünnelein und der Brunnen im „Käpelle“ s. unten. Das Trinkwasser ist gut. Es wird von 7 Pumpbrunnen aus 2 Wasserleitungen mit theils thönernen, theils bleiernen Deucheln geliefert.

Eine Wette ist vorhanden, der kleine Mühlsee ist künstlich angelegt, der See in „Frauenzimmern“ trocken gelegt. Steinbrüche von wenig werthvollem Gestein, Lehm- und Sandgruben sind unbedeutend. Vom Bergbau s. S. 24 ff. und Weisbach.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner, welche vorwiegend auf den unsichern Ertrag der Weinberge angewiesen sind, sind nicht sehr günstig. Israeliten verkehren viel in dem Städtchen. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners | berechnet sich auf 4 ha, der des Mittelmannes auf 1 ha 30 ar, der der ärmeren Leute auf 1,6 ar. Die Haupterwerbsmittel sind Weinbau, Feldbau und etwas Gewerbe. Am stärksten sind unter den Handwerken Schuhmacher und Schneider vertreten. Es bestehen 7 Schildwirthschaften und 1 Bierbrauerei mit Wirthschaftsbetrieb. Auf der alten Saline wird eine Jaquardweberei betrieben. Die vorhandenen Wasserkräfte werden außer von der genannten Fabrik von 2 Mühlen mit je 3 Mahl- und 2 Gerbgängen und einer Sägmühle benützt. Auch besteht eine Ziegelei mit gutem Absatz. Kaufläden sind 3 in dem Städtchen.

Krämermärkte werden nicht mehr gehalten, dagegen ein belebter Viehmarkt. Ausgeführt wird Holz und Schnittwaaren und in guten Weinjahren Wein, der nach Hall, Stuttgart und Tübingen geht.

Die Stiftung (auch Laurentiuspflege genannt) besitzt ein Grundstocksvermögen v. 3280 M., die Almosenpflege 5528 M., die Schulpflege 4800 M.

Die ansehnliche Markung hat einen mittelfruchtbaren Boden. Auf den Höhen ist vorwiegend naßkalter Lehmboden, im Thal Sandboden. Eine Lehm- und Sandgrube ist vorhanden.

Der Weinbau ist schon seit alter Zeit sehr bedeutend. Die besten Lagen sind der Braunsberg und Burgstall. Der Wein ist angenehm, aber nicht sehr haltbar und steht dem Criesbacher und Ingelfinger etwas nach.

Man rechnet alle 5–6 Jahr auf reichen Obstertrag, von dem dann ca. 1000 Ctr. verkauft werden. Die Gemeinde besitzt 1300 M. Wald, fast durchaus Laubwald, aus dem jährlich ca. 400 Klafter Holz und 28.000 Wellen geschlagen werden, von welchen jeder Bürger 1 Rm. und 50 Wellen erhält. Das Übrige wird für die Stadtkasse verkauft. Der Erlös beträgt ca. 6000 M. An eigentlicher Weide sind nur 181/2 M. vorhanden. Neben diesen darf der Schäfer, welcher einheimische Schafe hält, die Allmanden benützen. Die Weide erträgt jährlich ca. 840 M., der Pferch 200 M. Außerdem besitzt die Gemeinde eigene Güterstücke, welche an die Einwohner verpachtet werden. Das Pachtgeld beläuft sich auf ca. 1000 M.

Die Rindviehzucht ist beträchtlich. Schafe hält der Ortsschäfer im Sommer 400, im Winter 250. Die Wolle geht nach Kirchheim, die Schafe nach Straßburg. Die Fischerei im Kocher wird von der Standesherrschaft Öhringen um 13 M. jährlich verpachtet.

| Der Verkehr wird vermittelt durch die Kocherthalstraße nach Künzelsau und Schönthal und eine neu hergestellte Straße nach der Eisenbahnstation Neuenstein. Über den Kocher führt eine etwas altersschwache hölzerne Brücke, welche die Stadtgemeinde zu unterhalten hat.


Alterthümer. Die Höhen südlich von Niedernhall mit ihren herrlichen Wäldern sind ungemein reich an Grabhügeln, welche von dem verdienten Hofrath Hammer in den 30er und 40er Jahren geöffnet wurden. S. oben S. 252.

In der Umgebung von Niedernhall sind zahlreiche Orte abgegangen. Eine Kapelle zu den heil. 3 Königen stand unterhalb des Criesbacher Burgstalls, eine Kapelle zu uns. lieb. Frau südöstlich von Niedernhall bei dem abgegangenen Weiler Frauenzimmern. Von Orten sind zu nennen: Bechberg, Braunsberg, Frauenzimmern, Morsberg, Ruwenthal, Schellenberg, Thalheim s. unten. Auch die Ruine Altneufels s. OA.Beschr. Öhringen S. 293 liegt noch auf der Markung Niedernhall. Von Flurnamen fallen auf: Bubenacker (Hermersb.), Zimmergemeinde (Frauenzimmern), Johannisfeld und Stephan bei der Kuhtränke, Giebelheide, Haunold, Bienen, Warr.

Eine Merkwürdigkeit auf geologischem Gebiet ist das Nebelloch, eine tiefe Höhle über dem Kupferthal südwestlich von Niedernhall. Die Höhle ist etwa 12′ lang. Im Volksmund heißt sie das warme Loch. Im Winter steigen warme Dämpfe aus demselben. Der Schnee schmilzt ringsum, die Holzmacher in der Nähe hängen bei starker Kälte die Beine in die Öffnung, um sie zu wärmen. Ein neu entstandener Erdfall liegt hinter Hermersberg.


Geschichte. Niedernhall, 1037 Halle inferior. W. U. 1, 264, im Gegensatz zu Obernhall, d. h. Schwäb. Hall, hat vom Salzwerk seinen Namen. Nach der Ortssage stand Niedernhall ursprünglich in der Flur Warr etwas flußabwärts und hieß Sumpfenröhrig.

Das älteste Stadtsiegel mit dem heil. Laurentius, dem Kirchenpatron, hat die Umschrift s. der stat unnderhall, wie man im Volksmund auch noch hört Indernhall.

| Niedernhall gehörte ursprünglich wahrscheinlich zur Cent Altneufels. Es erscheint erstmals 1037 in der urkundlichen Geschichte im Stiftungsbrief des Stiftes Öhringen. Bischof Gebhard von Regensburg begabte dort das Stift Öhringen reichlich. Niedernhall war denmach Hausbesitz der Grafen im Orngau. Um 1090 begabt Mechtild von Stein das Kloster Komburg in Niedernhall. Im 13. Jahrhundert waren die Herren von Krautheim die hauptsächlichsten Besitzer, von ihnen kam es an ihre Erben, die Grafen von Eberstein, und von diesen an die Grafen von Flügelau. An diese erinnert vielleicht der Rosevelder Hof (Roßfeld bei Flügelau) Reg. 1334 36, 42, Belsenberg. Neben ihnen finden sich die Herrn v. Düren, welche ihren Besitz vielleicht von den Grafen von Laufen, diese von den Staufern erhalten hatten, während die Staufer die Erben der Grafen von Öhringen-Weinsberg waren (Bauer).

Die Grafen von Hohenlohe bekamen ihren Besitz in Niedernhall durch Erbschaft von den Grafen von Flügelau Reg. 1317 und durch Kauf von den Grafen von Eberstein Reg. 1323.

Von ritterlichen Geschlechtern, die in Niedernhall besitzberechtigt waren, finden sich die Herrn von Bachenstein, Reg. 1313. 1422, Belsenberg 1334. 36. 44, Berlichingen 1412. 97, Buchenbach vor 1286, vom Holz 1533. 1690, Klepsheim 1370. 1445. Morstein 1603, Neidenau 1286. Neuenstein 1357. 1488. 89, Rosenberg 1409. 12, Senft 1603, Stetten 1357, Tann 1416, Urhausen 1480, Veinau 1372.

Von geistlichen Korporationen ist neben Komburg, das 1483 seinen Besitz an die Grafen von Hohenlohe veräußerte, und Stift Öhringen, dessen Rechte mit der Reformation an Hohenlohe kamen, in erster Linie Schönthal zu nennen, das von 1233 an bedeutende Theile von Niedernhall an sich brachte, aber 1326 seinen ganzen Besitz an Kurmainz veräußerte, welches fortan neben Hohenlohe als der hauptsächlichste Grundherr auftritt, aber öfters seinen Besitz verpfändete (1350 und 1465) und zuletzt 1799 ganz an Hohenlohe-Ingelfingen veräußerte, das nun mit Hohenlohe-Öhringen Condominatsherr wurde, bis mit dem Aussterben der Öhringer Linie Hohenlohe-Ingelfingen (nun Öhringen genannt) 1805 auch die Rechte jener Linie erbte. Schönthal besaß bis zur Aufhebung des Klosters eine bedeutende Kelter, Zehntrechte und früher auch Antheil an der Saline. Kloster Amorbach hatte 1/8 und 1/9 an dem Salzwerk.

| 1356 erhielt Niedernhall von Kaiser Karl IV. Stadtrecht nach Frankfurts Vorbild. 1361 begannen Kraft von Hohenlohe und Erzb. Gerlach nach Übereinkunft die Stadt nach dem Muster Mergentheims zu befestigen. Die Stadt hatte ein oberes und unteres Thor mit Thurm, den Säuthurm, Faselthurm und Malefizthurm. Das untere alte Stadtthor ist jetzt zugemauert. Für die Israeliten und ihren Verkehr war das Judenthörle bestimmt. Das obere That wurde 1856, das untere 1834/36 abgetragen. Von den alten Thürmen ist keiner ganz erhalten. Der Säuthurm dient als Gefängnis. Hohenlohe und Mainz hatten jeder einen Schultheiß, ebenso im 17. Jahrhundert Schönthal, Hohenlohe im 14. Jahrhundert auch einen adeligen Vogt oder Amtmann. Für die Urkunden war eine gemeinsame Truhe bestimmt. Das Verhältnis von Mainz und Hohenlohe war besonders nach der Reformation sehr schwierig. 1357 hatte Hohenlohe den Zoll, jährlich auf 4 Pfd. geschätzt, an den kleinen Bußen 1/3, an den großen 1/2. Die Bußen auf dem Kirchhof und der Brücke gehörten Hohenlohe allein. Ein altes Marktrecht wurde 1493 aufs neue ausgeübt. Das Salzwerk, das schon vor der urkundlichen Zeit bestanden haben muß, da es der Stadt den Namen gab, war nach Sieden und Sulen und Hallhäusern getheilt und wechselte oft seine Besitzer. Der Adel (Neuenstein, Urhausen, Rosenberg) und die Geistlichkeit (Kl. Schönthal und Amorbach, Herr Seifried Eckart, Kaplan in Neufels und Pfarrer zu Weiler, Herr Heinrich Weißbach, sowie der Pfarrer von Buchenbach, die Frühmesse zu Niedernhall) und eine große Anzahl Bürger hatten neben Hohenlohe Siedrechte (Schönth. Amtslagerbuch). Nach und nach erwarb Hohenlohe die übrigen Rechte, so noch 1605 von den Bürgern. 1590 ließ Graf Wolfgang das Salzwerk durch Hieronymus Karlin von Augsburg („Inventur des neuen Salzsiedens“), und Balthasar Klotzer in besseren Stand setzen. Über den Ertrag des Salzwerks 1618 ergibt sich (nach Notizen des † Dek. Mayer in Weikersheim) aus 4–6 Pfannen:
Monat: Simri: Erlös Holzverbrauch:
1. 642 vom Simri 130/0 Kl. 1560 Büschel
2. 456 8 und 9 Batzen 091/2 Kl. 1140 B.
3. 504 140/0 Kl. 1290 B.
4. 522 161/2 Kl.
5. 564 153/4 Kl. 1680 B.
6. 519 211/2 Kl. 1840 B.
| Der Reinertrag, an dem das Neuensteiner Haus in seinen verschiedenen Linien Antheil hatte, war gering. Über das weitere Schicksal des Salzwerks s. Weisbach.

1802 fielen die schönthalischen Gebäude, die Gülten und Rechte an Württemberg. 1806 kam Niedernhall unter württemb. Staatshoheit. Das Patrimonialamt wurde 1809 aufgehoben.


Kirchliches. Niedernhall war mit Ingelfingen bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts Filial von Belsenberg. Doch hatte es wahrscheinlich schon 1225 einen sacerdos, sicher 1291 einen plebanus. Mit dem Patronat in Belsenberg hatte das Stift Öhringen auch das Patronat in Niedernhall bekommen, das mit der Reformation an Hohenlohe übergieng. 1336 wurde eine Frühmesse errichtet, welche von Bischof Otto bestätigt, 1380 aber aufs neue errichtet und für den Altar St. Martins und St. Nikolaus v. B. Gerhard bestätigt wurde. Im Schönthaler Amtslagerbuch findet sich auch gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein Altarist zu St. Katharina genannt, wie auch der liber synodalis 1453 Württ. Viertelj. 1879, 183 drei geistliche Pfründen in N. zählt. Im J. 1466 wurde eine geistliche Brüderschaft gestiftet. Im 15. Jahrhundert wird bereits eine Schule erwähnt, welche von einer Gasse in der Stadt den Zehnten bezog (Schönth. Amtslagerbuch). Der Schulmeister wurde noch nach der Reformation vom Pfarrer in Anwesenheit von Schultheiß, Bürgermeister und Richter auf dem Rathhaus geprüft und, wenn er dem Graf von Hohenlohe genehm war, vom Pfarrer verpflichtet. Von 1681 an besetzte der Graf für sich allein die Schulstelle, welcher auch der Platz der früheren Kapelle zu den 3 Königen in Ruwenthal (s. u.) zugewiesen wurde. Im Mittelalter war ein Spital in N. Das Schönth. Amtslagerbuch nennt den „alten Spital“.

Die Einführung der Reformation fand keine Schwierigkeiten. Aber später sprach Mainz das jus coepiscopale an. Das Verhältnis zu den meist katholischen Beamten von Mainz war schwierig. Die von Hohenlohe ernannten Pfarrer mußten in aller Stille von der Pfarrei Besitz ergreifen, ohne investirt zu werden.

Pfarrer: Hertwic 1225 (wahrscheinlich sacerdos in Niedernhall, W. U. 3, 174, wo auch seine Söhne Konrad und Heinrich genannt sind.) Salomo oder Solmann 1291 u. 1304, Staatsarch. und Wib. 1, 170. Pfaff Markart vor 1357, hohenl. Gültb. Walter Himmelreich, Dechant 1395, Wib. 1, 170. 2, 338. Joh. Marbach, Dechant | 1420, W. F. 10. 197. N. Rammung 14 . . Joh. Piscatoris oder Fischer 1446, Staatsarch. Wib. 3, 164. Hermann 1462, Amorb. Kop.B. Georg Beyer 1468. Joh. Delde 1517, Wib. 1, 170.

Frühmesser: Gerung 1352, Wib. 2, 199. Joh. Marbach 1386. Heinr. Kaufmann 1412. Peter Krauß 1485. Melchior Krauß 1485. Konrad Dozler 1522, Wib. 4, 107.

Evangel. Pfarrer: N. 1556. Andreas Hermann 1557. Andr. Münster 1565. Veit Mögner 1565. Zach. Sartorius v. Oberrimbach 1571–80. Christian Pierius, gewesener Präceptor in Böblingen, 1580. M. Joh. Pfeffer 1584–1602. M. Veit Knör 1602–45. M. Ulrich Stosser v. Augsburg 1647–57. Stiftsprediger in Öhringen. M. Joh. Jac. Federlin von Regensburg 1657–91. M. Paul Mart. Alberti v. Nürnberg 1691–98. Mich. Pogner v. Krögelstein 1698–1732.

Joh. Heinr. Ad. Eichhorn 1732–37. Joh. Jak. Beyer v. Buchbronn bei Kitzingen 1737–79. Joh. Chr. Karl Beyer 1779–1818. Chr. Gottl. K. Baumann 1819–32. Ferd. Const. Heep 1833–44. Jul. Lud. K. Th. Braun 1844. K. Preuner 1858. W. Ed. R. Huber 1864. Gust. Pezold 1875. Konrad Maisch 1882.

1037. B. Gebhard von Regensburg schenkt an das von ihm und seiner Mutter Adelheid, der Mutter K. Konrads II., gegründete Stift Öhringen. 1 Hube und 2 areas in inferiori Halle, W. U. I, 265.

ca. 1090. Mechtild liberae conditionis schenkt an Komburg ihren Besitz in inferiori Halle. W. F. 1854, 62.

1225 27. Mai wird Abt Gottfried von Schönthal mit dem Pfarrer Otto v. Krautheim in Halla inferiori vertragen. Unter den Zeugen Hertwic sacerdos, Heinrich Cresho, Richardus, lapicida de Hallis. W. U. 3, 175.

1233 Apr. 8. Heinrich, der Sohn Iring Cressos, schenkt an das Kl. Schönthal 5 Morgen Weinberg auf dem Morszberg bei Niedernhall. W. U. 3, 226.

1237 Mai 21. Papst Gregor IX. bestätigt dem Kl. Schönthal u. A. den Besitz der Saline in Alle. W. U. 3, 392.

1288 verkauft Rupert v. Dürne an Schönthal den großen Kornzehnten und den kleinen Zehnten in inferiori Hallis. Staatsarch. W. F. 1847, 22.

1280 verkauft Rupert v. Dürne den sog. Stanthartshof zu N., der aber für 22 Pfd. an Hermann v. Russilhusen verpfändet war, an Schönthal, welches Rupert noch 12 Pfd. dafür gibt. Staatsarch.

1284 13. Dez. B. Berthold v. Würzburg eignet dem Kl. Schönthal den von Rupert von Dürne erkauften Zehnten, der würzburg. Lehen war, und erhält dafür von Rupert das Dorf Wyßbach aufgegetragen. Staatsarch.

1286. Schönthal kauft von Konrad von Neidenau dessen Hof zu Thalheim (s. u.), und Güter zu Ruwenthal (s. u.), eine Kelter, Zinse von Salinen, Äckern, Gärten und Häusern zu Niedernhall, eine Wiese, die Burkhard v. Buchenbach gehörte, und die Badstube. Staatsarch. Schönhuth 43.

1287 19. Juni verkauft Rupert v. Dürne dem Kl. Schönthal den ganzen großen und kleinen Zehnten, ausgenommen den Weinzehnten und 1291 30. Jan. auch 2 Theile am Weinzehnten.

| 1291 verkauft Abt Heinrich von Kaisersheim (bair.) Weinberge und Güter zu N. an Schönthal. Staatsarch.

1296. Eine Kloster Schönthal gehörige Kapelle zu N. erhält von 6 Bischöfen einen Ablaßbrief. Schönhuth 49.

1302 31. Mai verkaufen Konrad v. Flügelau, Otto sein Bruder, Mechtild, seine Schwester und deren Mutter Beatrix v. Eberstein ihren Besitz zu N. an Schönthal um 440 Pfd., behalten sich aber die Eigenleute, Hölzer und Weinberge vor. W. F. 8, 78.

1302 8. Juni bestätigen die Gebrüder Heinrich und Boppo von Eberstein den Verkauf. Das Verkaufsobjekt ist nach dieser Urkunde oppidum Halle inferius cum omni jure et utilitate, judicio, Beet, Bannwein, Kelter und Mühlrecht. W. F. 8, 78.

1303 20. Aug. Engelhard v. Bachenstein, filiaster Philipps von Hall, verkauft dem Kl. Schönthal eine Mühle in N. auf der Rupert v. Dürne ein Lehensrecht an 2 Pfd. H. hat. Schönhuth 64.

1317 1. März vertragen sich Graf Kraft von Hohenlohe und Boppo v. Eberstein dahin, daß sie das flügelausche Erbe mit einander haben wollen (also den reservirten Theil v. Niedernhall). Wib. 4, 95.

1320 schenkt Walter, der Schultheiß zu Niedernhall, einen Weinberg, schönthalisches Lehen an Gnadenthal, das aber 3 Heller jährlich an Schönthal zahlen muß. Wib. 2, 264.

1323 23. Dez. erwirbt Kraft v. Hohenlohe den Antheil Boppos v. Eberstein an der flügelauschen Erbschaft. W. F. 8, 81.

1326 30. Juni verkauft Abt Reinold v. Schönthal des Klosters Besitz, Gült, Steuer, Bannwein, Gericht, Siede- und Badstube ausgenommen einen Hof mit Kelter, der Mühle jenseits des Kochers 213 M. Weingarten, 20 M. Acker und zwei Drittel am großen und kleinen Zehnten an Erzb. Matthias von Mainz um 300 Pfd. Staatsarch. Schönh. 70.

1328 23. Sept. Kraft von Hohenlohe mit seiner Gemahlin Adelheid und seinem Sohn Kraft entsagt allen Ansprüchen an die Güter des Kl. Schönthal in N. Staatsarch.

1334. 36. 44 s. Belsenberg.

1336 wird die Frühmesse gestiftet und von B. Otto v. Würzburg bestätigt. Öhr. Arch.

1356 22. Dez. erhält Niedernhall das Frankfurter Recht von K. Karl IV. Erzb. Gerlach darf eine Stadt aus Niedernhall machen. Stälin 3, 732. 741.

1357. Gerhus v. Stetten, Witwe Konrad v. Neuenstein, gen. v. Ahelfingen, verkauft ihre Gült und Zoll zu Niedernhall mit 31/2 Pfd. und 1 Pfd. von den Herdstätten um 50 Pfd. an Kraft v. Hohenlohe. Öhr. Arch.

1359 21. März verkauft Erzb. Gerlach v. Mainz den ganzen Mainzer Besitz in N. um 500 fl. an Schönthal. Schönhuth 88.

1361 23. Juli vergleicht sich Erzb. Gerlach, der also N. wieder von Schönthal einlöste, mit Kraft v. Hohenlohe über den Bau der Stadtmauer, an dem Mainz 2/3, Hohenlohe 1/3 leisten soll, über Rechte und Gefälle, Schirm und Gericht. Für die Rechtsverhältnisse Niedernhalls wichtige Urkunde bei Hans. 1, 459.

1370. 19. Nov. Joh. v. Klepsheim, seine Gattin Adelheid und | sein Sohn Wilhelm verkaufen 6 Sieden und 6 Herdstätten um 70 Pfd. an Kl. Schönthal. Schönh. 91b.

1370 18. Dez. Kraft v. Hohenlohe gibt an eine neu gestiftete Messe zu Öhringen einen Hof zu Niedernhall. W. F. 7, 67.

1372 19. Juni. Konrad v. Veinau und seine Gattin Hedwig verkaufen Güter und Zinse zu N. an Schönthal für 15 Pfd. Staatsarch.

1380. Pfaff Gerung schenkt an die neu errichtete Frühmesse S. Nikolai und Martini all sein Eigenthum zu N. ebenso seine Mutter Anna, Öhr. Arch.

1385 2. Mai Pf. Gerung, Vikar in Wimpfen, vertauscht dem Kl. Schönthal 51/2 M. Weingarten, 5 M. Acker und 5 M. Wiesen für Güter in Binswangen. Schönh. 97,

1386. Joh. Marbach, Frühmesser zu N. belehnt Hans Riemer mit dem Frühmeßhof und Garten.

1403. Der Deutschordenskommenthur Gottfried Truchseß verleiht den Weingarten am Brunsberg und Frauenberg als Lehen. Staatsarch.

1404. Herr Seifried Eckart, Vikar zu St. Maria Magd. in Öhringen verpachtet den Hof der Kapelle in N. an Walter Knab. Öhr. Arch.

1404 Dienst. vor Ant. entscheidet G. Ulrich v. Hohenlohe als Schiedsrichter einen Streit zwischen Schönthal und den Bürgern zu N. wegen der Beet. Schönh. 105.

1409 1. Mai. Arnold v. Rosenberg zu Schipf und seine Gattin Elisabeth verkaufen an Schönthal 1 Saline zu N. Schönh. 107.

1412. B. Johann v. Würzburg belehnt Beringer v. Berlichingen mit 1/2 Saline zu Niedernhall, die er von Hans v. Helmstadt, gen. von Rosenberg erkauft hat (Bauer).

1412. Der Frühmesser Heinr. Kaufmann verpachtet eine Wiese unter dem Fladenwein um 1/2 fl. Öhr. Arch.

1416 29. Sept. Weiprecht von Tann zu Dörzbach und seine Gattin Guta geben im Tausch an den Abt v. Schönthal ein Sieden zu N. Schönh. 112.

1422 31. Jan. Marquard v. Bachenstein, sein Sohn Johann und dessen Hausfrau Guta v. Veinau verkaufen ein Sieden an Kl. Schönthal.

1445. Kath. v. Klepsheim gibt an Abt Heinrich v. Amorbach ihr Recht an die Pfanne Kunz Christians zu N. zu einer Jahrzeit für ihren Hauswirt. Amorb. Kop.

1446 streiten Stift Öhringen und der Pfarrer Joh. Piscatoris mit Schönthal wegen des Zehnten. Staatsarch.

1428 fällt in N. 16 fl. 6 Böhm. 3 H. als Opfer für den Hussitenkrieg. Wib. 1, 218.

1451 löst Erzb. Diether von Mainz den v. Erzb. Joh. (zwischen 1397 u. 1407) an Ulrich und Albrecht von Hohenlohe versetzten mainzer Antheil an N. um 1200 fl. wieder ein. Öhr. Arch.

1462 Donnerstag nach St. Marx. Nik. Burkhard, Dechant, Pf. Johann zu Forchtenberg, Hermann zu Niedernhall, Konrad zu Marlach, Matthis zu Ingelfingen, Johann zu Dorendersall (Orendelsall), Johan zu Orlach, Kaplan Michael zu Ingelfingen halten im Gericht zu Künzelsau Kunz Christian an, das Halhaus zu Niedernhall, an dem Kl. Amorbach Rechte hat, zu bauen. Amorb. Kop.

| 1466 Freit. nach Neujahr. Heinr. Eckart, Kaplan zu Weiler, verkauft sein Sieden zu N. an Kraft und Albrecht von Hohenlohe gegen eine Pfründe. W. Rep.

1486. Graf Albrecht von Hohenlohe kauft die Mühle vor dem obern Thor von Stephan Helle, Keller zu Waldenburg, um 15 fl. Öhr. Arch.

1483. Komburg verkauft die Gült von 4 Sieden und eine Wiese an Hohenlohe. Wib. 1, 109.

1485. Peter Krauß verzichtet auf die Frühmesse zu N. Öhr. Arch.

1488. Die Stadt N. hat das „Eigen“, ein Tagwerk Wiesen und etwas Holz, einst Eigenthum der Herrn v. Neuenstein, von Hohenlohe als Lehen. Träger 1488 Heinz Kreß. Öhr. Arch.

ca. 1480. Seb. v. Urhausen wohnt in N. Schönth. Amtsb.

1486. Bei der Theilung der Grafen Kraft und Gottfried erhält Kraft Niedernhall. Dedukt. v. 1806, Dok. 21.

1488 28. Okt. wird das (verlorne) Stadtbuch angelegt.

1489. Konrad v. Neuenstein verkauft seinen Hof zu Webern und 51/2 Salzsieden zu N. an Schönthal um 200 fl. Staatsarch.

ca. 1490. Götz v. Berlichingen besucht als Knabe bei seinem Vetter Kon. v. Neuenstein die Schule. W. F. 4, 374.

1497 Dienst. nach St. Bonif. verkaufen Bernhard und Marx von Berlichingen ihren Theil an dem Salz zu Niedernhall an ihren Vetter Kilian von B. Agathe, Bernhards Gattin, verzichtet auf die Saline, auf welche sie und A. mit ihrem Heiratsgut verwiesen war. 1498 (Bauer).

1493 werden nach Vertrag des Grafen Kraft und Erzbischofs Berthold die eine Zeitlang unterlassenen 4 Jahrmärkte und Wochenmärkte am Samstag wieder in Gang gebracht. Wib. 1, 19.

1508. Günther v. Bünau, der päpstliche Ablaßkommissär zieht durch seinen Abgesandten Barth. Locher von Ulm 34 fl. Ablaßgeld aus Niedernhall ein. Öhr. Arch.

1511–17 lebt in Niedernhall Abt Georg Hertlin, der sich nach seiner Resignation in den Schönthaler Hof in N. (wohl Hall) zurückzog und dort starb 1517. Mone Quellen 4, 161.

1512. Die Gemeinde Niedernhall verschreibt sich Abt und Konvent zu Schönthal wegen des erkauften Waldes zu Bechberg. Staatsarch.

1513. Ulrich Karg jur. utr. lic. verkauft sein Haus zu Niedernhall an Hohenlohe. Öhr. Arch.

1520 Sonntag der 11 T. Jungfrauen (21. Okt.) kauft die Stadt Niedernhall das Gut zu Bechberg um 34 fl. von Weikren Wolff zu Forchtenberg (Forchtenb. Urk.).

1525. Bauernkrieg s. allg. Theil.

1533. G. Albrecht v. Hohenlohe verkauft das herrschaftliche Haus mit Scheuer zu N. an Hans Georg v. Holz und seine Gattin Felicitas Rewin. Öhr. Arch.

1538. Anna Sickingen und Michel Klein zu Niedernhall quittiren den Empfang von 400 fl. von Jörg v. Rosenberg, welche Hans von Rosenberg von ihrer Mutter Margareta v. Adelsheim, geb. v. Berlichingen, entliehen hat. Staatsarch.

1553. N. fällt bei der Theilung an Ludwig Kasimir von Hohenlohe-Neuenstein.

| 1556. Bei der Kirchenvisitation wird über Zauberinnen geklagt, welche auch den Pfarrer infizirt haben. Eine solche war auf den Scheiterhaufen gebracht worden. Vierteljahrsh. 1880.

1578 vertragen sich 3. Dez. Mainz, Hohenlohe, Schönthal und Niedernhall wegen verschiedener Angelegenheiten, besonders wegen des Wildbanns. Wib. 1, 71.

1579 29. Okt. neuer Vertrag zwischen Mainz, Hohenlohe, Schönthal und Niedernhall. Die Niedernhaller schenken Gr. Wolfgang einen vergoldeten Hirsch nach Hermersberg, wofür ihnen 200 fl. Strafe für eine Schlägerei mit den Forstknechten erlassen wird. Öhr. Arch.

1582 kommt eine Hexe in Verhaft, ebenso 1612. Öhr. Arch.

1586. Streit zwischen Forchtenberg und Niedernhall wegen des Waldes Bechberg. Öhr. Arch.

1587. Mich. Rück, Schultheiß zu N., wird wegen Sakrilegien, Diebstahlen und andern Missethaten enthauptet. Langenb. Arch.

1603. Schönthal verkauft seine zins- und lehenbaren Güter zu N. an Graf Wolfgang v. Hohenlohe, ebenso 1604 seine Salzgerechtigkeit um 600 fl. Öhr. Arch.

1603 wohnen 3 Witwen, Mar. Magd. v. Holz, Hedwig v. Morstein, Kath. Senft zu N. Mayers Coll.

1609 stirbt Ludwig v. Morstein zu N.

1607 Nov. Pest in N. (Grabsteine).

1613 werden 2 Hexen auf den Werrliswiesen an der Brücke hingerichtet, ebenso am 25. Febr. 1614 ein Mann und eine Frau.

1632. Schweden in N. K.B.

1632 wird der mainzische Antheil von Niedernhall in Folge der schwedischen Schenkung von Hohenlohe bis zur Schlacht von Nördlingen 1634 okkupirt.

1632 11. Okt. † Hein. Albrecht v. Morstein zu N. K.B.

1633 lebt Albrecht Konr. v. Holz und Marie Jakobine geb. von Ertingen zu N. K.B.

1634–38. Hunger, Pest, Plünderung.

1634 Sept. und Okt. flüchten die Leute von Kupferzell nach N., 2 Männer werden von den Soldaten umgebracht (K.B.). 1634 sterben 197, 1635 127, 1637 60 Mann. ib.

1635 17. Sept. † M. Magd., Witwe des Georg Eberh. v. Holz, geb. Greck, und ihr Enkel Hans Philipp, Albrecht Konrads Sohn, am 3. und 4. Okt. 2 Mägde im Holzischen Haus, 4 Okt. Veronika v. Holz, am 18. Okt. Alb. Konr. v. Holz. ib.

1635 Jan. u. ff. Soldaten Diodatis in N. ib.

1635 30. März wird in N. begraben ein Lieutenant vom Reg. Diodati, der am 24. März zu Lendsiedel von einem Fourier des Reg. Gallas erstochen wurde. ib.

1635 18. Okt. † Eleon. Soph. Senft. ib.

1637 29. Juni † Hedw. v. Morstein geb. v. Scheuerschloß. ib.

1639 Dez. Geelingsches Regiment.

1647 Febr. Bayern vom Kreuzschen Reg. Mai Reg. Wittgenstein von der Weimarischen Armee im Quartier. ib.

1648 flüchten Leute von Marlach nach N. ib.

1645 19. Mai erhält Ge. Fr. v. Holz, kaiserl. und bayr. Generalmajor zu Niedernhall, für sein 1635 von Ge. Christoph und Albrecht | Konrad v. Holz ererbtes Haus, den Zuckmantel, von Mainz einen Freiheitsbrief und ebenso 20. Juni von Hohenlohe (Bauer).

1673 15. Juli schlägt der Blitz in den Kirchthurm.

1685 wird die althergebrachte Abzugsfreiheit zwischen Künzelsau und Niedernhall erneuert (Künz. Dorf-O.)

1690. Gottfr. v. Holz zu Alfdorf, verkauft sein Anwesen zu N. an den Weißgerber Wolfart für 900 fl. (Bauer).

1692. Agnes v. Rauchhaupt wohnt in einem herrschaftlichen Haus zu N. W. F. 8, 477.

1736 wird die Nachsteuerfreiheit zwischen Niedernhall und dem Gebiet des Kl. Schönthal aufgehoben.

1715. Der kurmainzische Keller von Krautheim und der mainzische Stadtschultheiß lassen sich die Kirche aufschließen „um das mainzer Wappen zu erneuern“. Der Keller stößt die Drohung aus, er wolle die Ketzerei abschaffen. N. Pfarrakten.

1773. Obst- und Kartoffelbau nehmen überhand. Pfarrakten.

1773 trat eine Schwärmerin, Namens Karlin auf, die sich besonderer Visionen rühmte, sie sah bis vor Gottes Thron in den Himmel und 12 goldene Äpfel in silbernen Schalen. Sie trat in der Kirche öffentlich auf, behauptete auch, bei den Lutherischen sei Ketzerei genug, der Pfarrer gehöre nicht in den Altar, sie wolle den Kelch beim Abendmahl reichen. Pfarrakten.

1780 wird ein neuer Schachtbronnen erbohrt. ib.

1784 28. Febr. große Überschwemmung.

1789 29. und 30. Juli noch größere Überschwemmung. Das Wasser dringt in die Kirche, geht über den Altar, reißt die Kirchenstühle um und geht bis zum Wirthshaus zum Adler (Bauer).

1793 2. 4. April. 306 Kroaten im Quartier. Pfarrakten.

1799 31. Jan. kauft Fürst Friedr. Ludwig den Mainzischen Antheil an N. für 65.000 fl. (Alberti).

1805. Durchzug des Davoustschen Korps (Alberti).

1826 wird der Schulmeister von der Gemeinde gewählt. Pfarrakten.


Hefenhaus, eine erst im 19. Jahrhundert entstandene Niederlassung, ist ein einzelnstehendes Haus auf der Hochebene, südlich von Niedernhall, gehört nur in politischer Beziehung nach Niedernhall, kirchlich nach Kirchensall. Es hat seinen Namen von einer dort betriebenen Töpferei.

Hermersberg, 3 km südlich von Niedernhall auf der Hochebene, liegt inmitten herrlicher Laubwälder. Den Haupttheil des Weilers bildet das fürstl. hohenlohe-öhringische Jagdschloß, rings umgeben von einem Graben. Der ältere südöstliche Theil desselben, in gothischem Stil gebaut, ist jetzt Wohnung eines Forstgehilfen, der Westflügel, massiv aus Stein im Renaissancestil ausgeführt und flankirt von dem Thorthurm, an dem sich das Wappen Graf Wolfgangs von Hohenlohe und abenteuerliche Köpfe befinden, enthält den Rittersaal mit | prächtigen Stuckaturarbeiten und Hirschgeweihen. Schön modellirte Hirsche und Wildschweine scheinen nahezu in Lebensgröße aus der Wand hervorzutreten. Der Ofen mit dem Namen des Grafen Wolfgang von Hohenlohe-Weikersheim und seiner Gemahlin Magdalene v. Nassau und ihren Wappen zeigt deren Wahlsprüche: Gott gibt Glück, und Rien sans causse. Patience vince tout und die Zahl 1599. Unter dem Wappen Graf Wolfgangs steht die Zahl 160X. Die Nebengebäude des Schlosses sind von Taglöhnern bewohnt. Unmittelbar neben dem Schloß steht der fürstliche Pachthof mit ausgedehnten Ökonomiegebäuden, zwischen beiden schöne alte Pappeln. Einige hundert Schritte vom Schloß, am Weg nach Niedernhall, befindet sich die Wohnung des fürstlichen Revierförsters, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Hermersberg, alt Hermannsberg (der Berg, auf dem Hermann, vielleicht der Orngaugraf Hermann, saß, also nicht Berg eines Herimari vgl. Keller Vicus Aurelii S. 62), ist wohl zu unterscheiden von Hermannsberg bei Hohebach abgegangen, wo Gnadenthal Besitzungen hatte. H. war ursprünglich ein Hof oder Weiler. Graf Georg erbaute um 1540/50 ein Jagdschloß. Auf ihn weisen die Wappen seiner beiden Gemahlinnen, der Gräfin Praxedes von Sulz und der Gräfin Helene, Truchsessin von Waldburg. Das Thor und der Saal ist ohne Zweifel von Graf Wolfgang v. Hohenlohe und seiner Gemahlin Magdalene v. Nassau erbaut. Neben Hohenlohe hatte Schönthal den Hauptbesitz zu Hermannsberg, das halbe Gericht und Vogtei, den Stab hielt Schönthal (Amtslagerb. von Schönthal). Des Klosters Lehensleute zu Ruwenthal (abg. s. u.), Frauenzimmern (ebenso), Füßbach, Rechbach OA. Öhr. und Webern (abg.) mußten nach Hermannsberg zum Gericht gehen. 1603 vertauschte Schönthal seine hiesigen Besitzungen an Hohenlohe. Es gab auch ein Dechantsgut hier, wahrscheinlich dem Stiftsdekan in Öhringen gehörig (Schönth. Amtslagerbuch). Der allmählich vermehrte hohenlohische Besitz, zu welchem auch die Güter des abgegangenen Frauenzimmern gezogen wurden, fiel bei der Landestheilung 1552/56 an Graf Ludw. Kasimir v. Hohenlohe-Neuenstein. Der herrliche Waldkomplex mit dem Jagdschlößchen war von den Linien Hohenlohe-Weikersheim und -Ingelfingen gemeinsam verwaltet. Hohenlohe-Weikersheim, später -Kirchberg hatte 7/12. Hohenlohe-Ingelfingen, später -Öhringen, 5/12. Nach dem Aussterben | der Linie Hohenlohe-Kirchberg im Dez. 1861 fiel auch der Kirchberger Antheil in der Theilung mit Hohenlohe-Langenburg an Hohenlohe-Öhringen.


1326. Abt Reinold verkauft mit den Niedernhaller Gütern, s. Reg. Niedernhall, auch die zu Hermannsberg an Erzbischof Matthias v. Mainz. Urk. in Niedernhall verloren.

1357. Hohenlohe hat zu Hermannsberg das dritte Theil am Zehnten. Hoh. Gültbuch v. 1357.

1430 hat Gnadenthal 1/3 des Gerichts. Öhr. Arch.

1559. Lorenz Keller, der alte Schultheiß zu Niedernhall, verkauft alle seine Güter zu Hermannsberg, Lehen von Schönthal, an Ludw. Kasimir v. Hohenlohe. Öhr. Arch.

1579 wird in einem Vertrag zwischen Schönthal, Mainz und Hohenlohe beredet, daß Schönthal alle seine Güter, Gülten, Obrigkeit und Gerichtsbarkeit zu H. gegen den Besitz des Bechbergs an Hohenlohe übergebe, was aber erst 1603 ausgeführt wurde. Schöll Chr.

1615 wohnt auf Hermersberg ein Forstmeister, Jäger und Gärtner. Im Schloßgraben hielt man Fische. Unweit davon war ein See (Mayers Coll.).

1625 15. Juni. Zusammenkunft der 6 Familienhäupter des Hauses Hohenlohe, die sich gegenseitig Schutz und Beistand versprechen. Fischer, Gesch. d. H. Hohenl. 2, 52.

1645 am 20. August wurde das Schloß Hermersberg von 12 Mann kaiserlicher Soldaten mit 6 Reitern überfallen und ausgeplündert. Fischer 2, 72.


Von abgegangenen Orten sind zu nennen:

Bechberg, nicht im O.A. Öhringen, auch nicht auf dem westlichen Kocherufer, s. OA.Beschr. Öhringen S. 219, sondern auf der Höhe zwischen Kupfer und Kocher nahe dem Guthof, der Berg eines Becco. Auf dem sogenanten Kammerberg sind noch heute die Spuren des dazu gehörigen Ackerfelds und ehemaliger Gärten und Weinberge. Hohenlohe hatte dort Gülten zu beziehen. Besonders begütert waren hier die Herren von Veinau und deren Erben, die Herren von Tann, von welchen Schönthal ihren Besitz erwarb, das dort nach dem Vertrag von 1579 (s. Niedernhall) alles Eigenthum auf dem Weg des Tausches erhielt.

1357. Konrad und Hermann von Bechberg, Adelheid des letztern Tochter, sind Hohenlohe gültbar. Hohenl. Gültbuch. Vom Zehnten dort erhält Hohenlohe 1/4 Pfd. Pfeffer, ib.

1371. Huse Hulderichin gibt dem Kl. Gnadenthal ihre Güter zu Bechberg. W. F. 9, 57.

Um 1390 unter Abt Burkhart erwirbt Schönthal Besitz in Bechberg. Mone Quellen 4, 156.

1401. Konrad v. Veinau verkauft sein Gut im Weiler Bechberg an Schönthal. OA.Beschr. Öhringen 219.

1402. Anna v. Veinau, Nonne in Gnadenthal, verzichtet auf ihr Anrecht an Güter in Eichesholz und Bechberg. Mone Quellen 156.

| 1411. Weiprecht Thänner empfängt etliche Güter zu B. von Hohenlohe zu Lehen für die ihm geeigneten Güter zu Sonderhofen. W. F. 6, 213.

1413. Weiprecht Thänner werden die Güter zu Bechberg von Gr. Albrecht von Hohenlohe geeignet. W. F. 6, 213.

1416. Wiprecht v. Tanne und Guta von Veinau, seine Gattin übergeben an Schönthal die Hälfte des Gerichts und die Vogtei zu B. Öhr. 219. W. F. 8, 189.

1512 und 1526 s. Niedernhall.


Braunsberg, alt Brungesberg, der Berg eines Bruning, lag in dem heutigen Weinbergsgewand Braunsberg östl. von Niedernhall. Vielleicht ist Braunsberg nur der spätere Name des Morszberges, des Berges eines Morenzo, wo Iring Cresso Sohn, Heinrich, 1233 dem Kl. Schönthal 5 M. Weinberge schenkt, W. U. 3, 326, aber jedenfalls von dem Bachensteinischen Besitz Braunsberg bei Jungholzhausen zu unterscheiden.

Es waren dort die Grafen von Flügelau, Hohenlohe, welches die flügelau’schen Güter kaufte, besitzberechtigt, auch wohl das Deutschordenshaus zu Mergentheim.

1301 16. Okt. verkaufen Beatrix von Eberstein, Witwe Konrads von Flügelau und ihre Söhne Konrad und Otto ihr Gut Brungesberg an das Deutschordenshaus zu Mergentheim (Bauer).

1357. Berthold von Kemnaten (OA. Öhr.) gibt von 2 Morgen Weinberg am Braunsberg die Hälfte des Ertrages an Hohenlohe Hohenl. Gültbuch.

1406 Mont. nach Matth. s. Niedernhall.


Frauenzimmern, eigentlich Zimmern bei der Liebfrauenkapelle, auf der Hochebene eine Viertelstunde von Hermersberg gelegen, auf den Distrikten Zimmergemeinde und Zimmerschlag, gehört größtentheils der Herrschaft Hohenlohe, theilweise auch der Stadt Niedernhall. Es stand dort ein alter Burgstall und eine Kapelle, zu welcher von Niedernhall aus gewallfahrt wurde, der hl. Jungfrau Maria geweiht. Die Kapelle ging nach der Reformation ein; der Burgstall mit rundem Graben hatte im 16. Jahrhundert noch einen Bergfried, in welchem die Grafen von Hohenlohe zur Zeit der Hirschbrunst wohnten. Die Kapelle wurde zu einer Wohnung eingerichtet und noch im 17. Jahrhundert von einem Forstknecht bewohnt. Der Weiler bestand aus mehreren Höfen, die erst den Herren von Neuenstein, dann den Herren von Stetten und Urhausen zustanden, aber Ende des 15. Jahrhunderts von Hohenlohe erworben wurden. Auch Gnadenthal und Öhringen hatten Güter in F.Z. Die Annahme, daß hier einst ein Kloster gestanden, beruht auf einer Verwechselung mit dem in Ingelfingen und Criesbach begüterten Kloster Frauenzimmern im Ries. Wib. 1, 71 ff., W. F. 4, 137. 6, 201 ff.

1388. Kath. von Neuenstein verkauft dem Kloster Gnadenthal ein Gut zu Frauenzimmern. W. F. 9, 59.

1429 verleiht das Stift Öhringen seine 3 Güter zu Frauenzimmern an Peter Berthold B. zu Niedernhall. Öhr. Arch.

1458 wird Rudolf von Bopfingen mit einem Hof zu Fr. sammt Burgstall, See und Zehnten von Hohenlohe belehnt. Öhr. Arch.

| 1485. Heinz und Hans die Kachelmänner verkaufen ihr Gütlein zu Fr. an Albr. von Hohenlohe. Öhr. Arch.

1486. Jakob Mezler von Niedernhall verkauft sein Gut zu Fr. bei der Kirche an Albrecht von Hohenlohe. Öhr. Arch.

1496. verkaufen die Herren von Stetten ihren Hof zu Fr. und 2/3 des Zehnten, den sie von Konrad Dümpelmann erkauft, um 105 fl. an Kraft von Hohenlohe. Öhr. Arch.

1497. S. 422.

1579 stehen die Niedernhaller mit Mainz von der Forderung an die Glocken und den Kirchenornat der Kapelle ab. Wib. 1, 71.

1624–32 erscheint Peter Bäder, Schützenpeter gen., als gräflicher Forstknecht zu Frauenzimmern bei Hermersberg (Künz. Kirchenbuch).

Ruwenthal (? Ruhe, Reue = Klage) nach der Urkunde von 1286 s. u., oberhalb Niedernhall nahe der Criesbacher Markungsgrenze, war ein Weiler mit einer Kapelle zu den hl. 3 Königen und einer Mühle, war aber schon Ende des 15. Jahrhunderts wüste (Schönth. Amtslagerb.). Es scheint, daß die Kapelle mit den Gütern zum Ruwenthal hieß, der Weiler unterhalb derselben aber Thalheim, s. unten. Die Einwohner mußten zum Gericht nach Hermersberg gehen. Schönthal erwarb dort 1286 und 1422 Besitzungen, der Deutschorden 1301 die Mühle. Der frühere Besitz Schönthals gieng 1326 an Mainz über. Die Mittel der Kapelle wurden zur Schule verwendet. Nicht zu verwechseln ist Ruwenthal = der Railhof bei Buchenbach und Reuthalmühle, OA. Gerabronn.

1286 24. März verkauft Konr. v. Neidenau seinen Hof zu Talheim und die Güter in Ruwental in valle supra inferius Halle an Schönthal. St.A.

1301 16. Okt. verkauft Beatrix v. Eberstein, Witwe Konrads von Flügelau, die Mühle zu Ruwental an das Deutschordenshaus in Mergentheim, behält sich aber 2 Pfd. 6 Heller Gült auf der Mühle vor. W. F. 8, 77.

1326 verkauft Schönthal seine Güter in Ruhenthal an Erzb. Matthias v. Mainz, s. Niedernhall.

1422. Hans Fries zu Krautheim verkauft an das Kl. Schönthal sein Gut Ruwenthal bei Hermannsberg. St.A.

ca. 1480. Die Niedernhaller haben die Güter zu R. gekauft und geben an Schönthal 2 fl. Gült jährlich davon.


Schellenberg (? von Schelch, dem Bockhirsch, oder = Roßberg , von schel, Hengst), zwischen Altneufels und Hermersberg im dichten Wald gelegen, muß vor 1579 abgegangen sein. Es gehörte zum Gericht Neufels.

a. inc. Reinhard begabt das Kl. Amorbach mit Gütern in Schelheberck. Gropp hist. ecc. Amorb. 194.

1231. Konrad v. Weinsberg gibt den Weiler Schellenberg an die Kirche zu Würzburg als Lehen. W. U. 3, 287.

1505. Nicom. Bickart verkauft sein Gut zu Schellenberg an Gr. Albrecht und Georg von Hohenlohe. Öhr. Arch.

| Thalheim, ein Hof bei dem Roßwasen gegen Criesbach gelegen, war ursprünglich im Besitz Konrads von Neidenau, dann der Herren von Neuenstein. 1286 kaufte Schönthal den Hof, s. Ruwenthal. 1341 gehörte es Schrot v. Neuenstein, W. F. 1864 Nr. VIII. Zum Hof gehörte das Holz Masselterrein und eine Wiese, die Markbächin genannt, s. W. Vierteljahrshefte 1879, 287.


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