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Beschreibung des Oberamts Heilbronn/Kapitel B 10

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Horkheim,
Gemeinde III. Classe, Pfarrdorf, mit 569 evang. Einwohnern und 72 Israeliten, zur Synagoge Sontheim gehörig.

Dieses reinliche Dorf ohne oberirdisches Quellwasser, aber reichlich versehen mit Pumpbrunnen, die gutes Wasser liefern, liegt Klingenberg gegenüber, wo eine Fähre über den Neckar führt an einer grünen Aue, die bei Hochgewässern vom Neckar überschwemmt wird, der zuweilen auch die untersten Häuser des Dorfes erreicht.

| Es hatte bis vor wenigen Jahren oben und an der Neckarseite kleine Thorthürme.

Das Rathhaus steht an der Nordseite der Straße, welche diese zwei Thore verbindet, und wurde im Jahre 1768 erbaut.

Eine Straße führt von da südlich zu einer Burg, welche an der südwestlichen Ecke des Dorfes liegt, und durch sehr tiefe Gräben, durch Zwinger und starke Mauern schwer zugänglich war. Der sehr starke viereckige Thurm ist wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Dem, der sich für Gebäude des Mittelalters interessirt, verschafft der Anblick dieser Burg das Bild einer starken sogenannten Wasserburg.

Jenseits des östlichen Burggrabens liegt der Kirchhof mit den Resten einer alten Begräbnißkapelle, an welcher das Wappen der schwäbischen Ritterfamilie der „Lemblein oder Lämlin,“ das aus einem blauen Schilde, darüber ein Helm, worauf ein blaues Kissen und blau und weißen Helmdecken, besteht. Im Schilde und auf dem Kissen steht ein weißes Lamm mit weißer Fahne, in welcher ein rothes Kreuz.

Am Kirchhof stehet die Kirche mit Thurm, und unweit davon das Pfarrhaus. Kirche und Thurm sind sehr einfach und bieten nichts merkwürdiges dar.

Die Kirche wurde im Jahre 1610 unter Herzog Joh. Friedrich von Württemberg erbaut, der Thurm ist älter. Im Erdgeschoß enthält er das Chor der Kirche. An der nördlichen Wand des Chors steht ein steinernes Epitaphium von 1596 mit dem Wappen der Lemblin und von Venningen (2 Zepter). S. unten 1596.

An der Kirchhofsmauer ein Epitaphium vom Jahre 1563 mit den drei Wappen der Lemblin, von Rinderbach und von Gemmingen.

Der Thurm mußte von dem Ertrag des großen Zehnten in baulichem Stande erhalten werden, wenn er aber ganz neu wieder erbaut werden mußte, so muß die Gemeinde die Kosten tragen.

In einem Communicantenregister (eingetr. 1686) steht vornen an der inneren Seite des Einbands die Abschrift eines wirklich nicht mehr recht leserlichen Epitaphiums im Chor: Anno Domini 1596 uf den 22. Tag Decembris starb der Edel und Vest Philip Christoph Lämblin von Thalheim zu Horkheim, welchem u. s. f.

Anno Domini 1585 uf den 24. Tag Septembris starb die Edle und Tugendsame Frau Anna Maria, gebohrne von Venningen, | deß Edlen und Vesten Philip Christoph Lämblins erster Gemahl, deren u. s. f.

Die Kirchenbücher reichen blos bis 1666. Der erste Eintrag im Taufbuch ist der eines Mädchens, dessen Eltern sind Junkher Wilhelm Ludwig Seybold von und zu Horkheim und Frau Susanna geborne von Hallweil. Diese ist im Jahre 1684 Wittwe, wo sie, als solche, unter Taufpathen eingetragen ist. Im Jahre 1701 steht sie wieder unter den Taufpathen eines Kindes, dessen Eltern sind: der Reichsfrey Wohlgebohrne Herr Ferdinand Johann von Engelbronn und Frau Mutter Maria Elisabetha Seyboldin von und zu Horkheim; dieser Herr von Engelbronn findet sich sodann öfter im Taufbuch.

Im Jahre 1727 finden sich sodann als Eltern eines Knaben: Carl Friedrich Johann Ernst Christian von Schütz und Frau Johanna Ludovika Regina geb. von Engelbronn, und unter den Taufpathen steht: Maria Elisabetha von Engelbronn geb. von Seybold nati avia. Von dort an finden sich im Taufbuch keine auf die Schloßbesitzer bezügliche Notizen mehr; dagegen steht im Copulationsbuch vom Jahre 1762 Herr Johann Heinrich Elieser Buhl, churpfälzischer Kriegsrath, und Jungfer Henrika Ludovika, Herrn Ferdinand Heinrich Wölffings Herzogl. Württemberg. Hofraths eheliche led. Tochter, copulirt mit Herzogl. Würtemberg. gnädigster Erlaubniß ohne Proclamation und wegen Unpäßlichkeit nach Herzogl. gnädigster Dispensation im Schloß den 3ten May.

Klingenberg (welches 1642–1647 ein Filial von Horkheim war) gegenüber liegt eine große Kiesbank, wo Schiffe gebaut und ausgebessert werden, denn Horkheim ist die Heimath mehrerer Schiffer, von denen jetzt einige bis Holland fahren.

Auf den übrigen Seiten umgibt ein Obstwald das Dorf, und weiterhin liegen die Äcker, welche im milden Heilbronner Thale und auf wärmehaltenden Muschelkalkfelsen gelegen, mit denen bei Laufen zuerst in Württemberg den Sicheln der Schnitter entgegen reifen.

Die Weinreben auf den Terrassen des Muschelkalkes am rechten Schozachufer geben einen guten Wein.

So leben die Einwohner von Feld- und Weinbau und von der Schifffahrt. Sie zeichneten sich längst durch geordnete Haushaltung und Sparsamkeit vor vielen anderen aus, was die schöne Folge hat, daß sich in Horkheim sehr wenige Arme und gar keine Bettler vorfinden.

Zwei Horkheimer, Philipp und Christof Gmelich, siedelten sich | in Amsterdam an, wo sie als wohlhabende Leute starben und der Stiftungspflege ihres Geburtsorts 3000 fl. vermachten.

Als noch die Niederungen am Neckar sumpfig waren und allzudichte Urwälder die weiterhin liegenden Berge bedeckten, siedelten sich die Römer auf diesen sonnigen Fluren an.

Auf den Äckern nahe bei dem jetzigen Dorfe gegen Sontheim zu wurden noch ums Jahr 1820 Grundmauern römischer Gebäude mit Ziegeln, Heizröhren, Münzen ausgegraben.

Auch auf einem Acker, „im Gutedel“ genannt, fand man römische Mauerreste, und in den 1780er Jahren in einem Weinberge zwischen Neckar und Schozach bei der sogenannten Hohle römische Gräber mit feinen Thongefäßen und ungefähr 300 röm. Münzen, die nach Stuttgart geschickt worden sind.

Von Böckingen her über Klingenberg führte eine Römerstraße auf dem Rücken zwischen dem Neckar und der Schozach, die man jetzt den grasigen Weg heißt, gegen den Landthurm zwischen Laufen und Schozach.

Dort theilte sie sich, die eine führte ostwärts über Wüstenhausen, wo sie Heerstraße heißt, nach Öhringen, die andere südlich über den Izingerhof nach Großbottwar.

Horkheim kommt, als Horegeheim, erstmals im Jahre 976 vor unter den Orten, wo das Kloster Mosbach Besitzungen hatte, in der Urkunde, worin Kaiser Otto II. das genannte Kloster dem Hochstift Worms vergabte (Württ. Urkundenbuch 1, 221).

Allhier bestunden adelige Güter. Wahrscheinlich, wiewohl nicht aus bestimmten Besitzungen erweisbar ist, daß die von Horkheim, welche im 15. und im Anfang des 16. Jahrhunderts öfters genannt werden und ihr Erbbegräbniß im Augustinerkloster in Gmünd hatten, von diesem Horkheim stammten, wenigstens gibt es sonst keinen Ort dieses Namens in weiter Umgegend. Wilhelm von Horkheim wurde 1462 mit dem Grafen Ulrich von Württemberg in der Schlacht von Seckenheim gefangen genommen und starb 1470.

Melchior von Horkheim, württembergischer Vasall und Bürger zu Gmünd (Steinhofer 2, 835. 912, vgl. 3, 344), † 1485, hatte zu Söhnen Veit und Melchior. Ernst von Horkheim war 1519 unter den Rittern Herzog Ulrichs, welche schmählich das Tübinger Schloß übergaben.

Württemberg hatte schon frühe festen Fuß allhier gefaßt. Im ältesten württembergischen Lehnbuch erscheint der Ort unter dem Jahr 1344 folgendermaßen: „Reinhart von Höfingen hat zu Lehen empfangen | Horkheim, die halbe Burg und wohl auf 80 Morgen Ackers in allen Zelgen, und die Lehen rühren von Lichtenberg. Johann von Nipperg die Fischenzen zu Horkheim, die seines Vaters waren und Lehen sind von der Herrschaft Lichtenberg.“ Im Jahre 1406 eignete Graf Eberhard von Württemberg dem Hans von Urbach Güter und Gülten gegen Auftragung anderer. So erhielt auch Seifried Osterbronn von Riexingen 1437 einen Hof in Horkheim, welchen er von Württemberg zu Lehen trug, von dieser Herrschaft geeignet (Steinhofer 2, 798). Einen hiesigen Hof verpfändeten unter anderem den 17. Januar 1436 die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg an Albrecht Spät. Dagegen war Horkheim ausdrücklich ausgenommen gewesen, als im Jahre 1432 dieselben Grafen mehrere benachbarten Besitzungen an Hans von Helmstädt versetzten (Steinhofer 2, 760). – Noch am 5. April 1602 erkaufte Herzog Friedrich von Württemberg für 5300 fl. einige Güter und Rechte von Georg von Rinderbach und Rudolf von Westerstetten.

Als Veste bestund und steht noch ein Wasserschloß, einst durch Graben schwer zugänglich, welches die Lemlin von Thalheim, Heilbronner Patricier, so viel man weiß schon 1470 Volmar Lemlin, † 1476, von Churpfalz zu Lehen trugen und worüber Württemberg, welches übrigens der s. g. Burgherrschaft nie die hohe Gerichtsbarkeit zugestanden hatte, erst 1806 in Folge des Preßburger Friedens die Oberlehns- und Landesherrlichkeit in Anspruch nahm.

Horkheim war in alten Zeiten ein „Freifleck“ und war lange noch von der württembergischen gemeinen Landsteuer befreit, nur zur Türkenhilf mußte es beitragen.

Hans Lemlin wurde den 19. Sept. 1532 in des Reiches Zug von den Türken erlegt, wie eine Inschrift in hiesiger Kirche besagt. In seiner Familie vererbte sich das Gut, bis am 25. April 1622 Valentin Lemlin Schloß und Güter zu Horkheim an den württembergischen Oberstlieutenant Georg von Seybold verkaufte. Dieser zeigte dieß am 22. Dezember 1623 dem Ritterkanton am Kocher an mit der Erklärung, daß er davon seine Steuer in die Kantonskasse zahlen wolle. Im März 1686 richtete dieser Ritterkanton an Churpfalz die Bitte, das Lehen für Johann von Seybold in ein Kunkellehen zu verwandeln, was auch bewilligt wurde, und so kam das Rittergut durch seine Tochter Marie Eleonore an deren Gemahl Hans Ulrich von Remchingen, † 1690 als württ. Rittmeister und Canton Neckarischer Rath und Ausschuß.

| In den 1770er Jahren war dasselbe bereits an Johann Heinr. Elisar Buhl, churpfälzischen Kriegsrath (geb. 20. Nov. 1720), gekommen und sofort blieb die Familie von Buhl im Besitz, bis der württ. Major Georg von Buhl 1828 Burg sammt Zugehör (Vorhof, Baumgarten, Wiesenplatz) an den Landwirth Dietrich Habold verkaufte.

Die Besitzer derselben hatten mehreren Judenfamilien Schutz- und Wohnrecht in ihrer Burg ertheilt. Letztere vermehrten sich so, daß sie aus Mangel an Raum in den ärmlichsten Gelassen wohnen mußten, und so oft zur Zeit des Herzogthums Württemberg Juden aus der Burg das Dorf Horkheim betraten, mußten sie einen Leibzoll entrichten. Sie waren daher sehr froh, als auch die Burg württembergisch wurde, und erkauften nun im Dorfe selbst sich Wohnhäuser.

Was das Kirchliche betrifft, so bestund hier im 15. Jahrhundert eine Heilig-Geistkapelle (Würdtwein Subs. 5, 371). Der Pfarrsatz gehörte vor 1552 dem Deutschorden und wurde in diesem Jahr von Herzog Christoph von Württemberg eingetauscht (Sattler Herz. 4. 49).

Von benachbarten Klöstern machte das Clarakloster in Heilbronn 1483 allhier einen Gütererwerb.

Aus den Geschicken des Ortes ist zu erwähnen, daß im Jahre 1693 70.000 Franzosen zwischen Klingenberg und Großgartach ein Lager bezogen hatten und am 26. Mai aus 100 Kanonen von den Höhen herab die deutsche Armee beschossen; letztere hatte sich unter ihrem Feldherrn, dem Markgrafen Ludwig von Baden, auf dem rechten Neckarufer aufgestellt. Am 27. rückten 5 Bataillone Franzosen durch den Klingenberger Hohlweg an den Neckar herab, um mit Hülfe eines auf demselben herabschwimmenden Floßes eine Überfahrt zu erzwingen. Allein eine Abtheilung Bayern zog mit klingendem Spiele und Kanonen an die Furth bei Horkheim, errichtete im Angesicht des Feindes eine Redoute und beschoß daraus die Franzosen jenseits des Neckars so muthig, daß diese sich zurückziehen mußten, den Plan, den Neckar hier zu forciren, aufgaben, und dann bei Laufen über die Brücke zogen. Die Umrisse dieser Erdschanzen sind noch sichtbar.

Bis zur Ablösung hatte der Staat den Zehnten zu beziehen und zwar den großen als Nachfolger der Commende Heilbronn. Pfarrer und Schulmeister wurden aus einem Theile des Ertrags des großen Zehnten besoldet, der Pfarrer hatte den kleinen Zehnten von Gerste, Einkorn, Erbsen u. s. w.

Geld und Fruchtgefälle bezog der Staat aus dem Storren-, | Stauden-, Merklins-, Münzings-, Spital-, Mönchs-, Nonnen-, großen und kleinen Präsenz-, Diezen- und Heiligen-Hof. Die Güter aus den 4 erstgenannten Höfen waren auch noch handlohnpflichtig. Der Heilbronner Spital aus 2 Lehenhöfen; das von Gemmingensche Rentamt zu Thalheim bezog einige Gülten und Landachten. Horkheim gehörte früher zum Oberamt Weinsberg, und wurde von diesem gegen Wimmenthal, das bis 1803 dem Kloster Schönthal, von da an zum Oberamt Heilbronn gehört hatte, 25. April 1807 an dieses Oberamt abgetreten.


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