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Beschreibung des Oberamts Ellwangen/Kapitel A 5

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« Kapitel A 4 Beschreibung des Oberamts Ellwangen Kapitel A 6 »
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Nahrungsstand.


Hauptnahrungsquellen.

Unter den Hauptnahrungsquellen für die Bewohner des Bezirks nimmt die Landwirthschaft mit Viehzucht den ersten Rang ein. Aus ihr schöpfen, wie die Berufszählung des Jahres 1882 nachweist, ungefähr 60 Prozent der Bevölkerung ihren ausschließlichen oder hauptsächlichen Unterhalt. In dieser Beziehung steht Ellwangen unter den 64 Oberämtern des Landes an 17. Stelle und reiht sich fast unmittelbar dem Nachbarbezirk Gaildorf (O.Z. 15) an, während die beiden ebenfalls angrenzenden Bezirke Neresheim und Crailsheim an 25. bezw. 27. Stelle folgen, und das im Südwesten anstoßende Oberamt Aalen sich als vorwiegend industrieller Bezirk kennzeichnet.

Nach der Berufsstatistik vom 5. Juni 1882 befinden sich im Oberamt Ellwangen bei einer zu 31.662 Köpfen ermittelten Gesammtbevölkerung 11.890 Personen (37,5 Proz.) mit erwerbendem Hauptberuf, hiezu kommen 1128 (3,6 Proz.) beruflose Selbständige und Anstaltsinsassen, 858 (2,7 Proz.) häusliche Dienstboten und 17.786 (56,2 Proz.) nicht oder nur nebensächlich thätige Haushaltungsangehörige. Auf die Landwirthschaft kommen allein 7959 Erwerbsthätige (66,9 Proz.), und es finden | in ihr mit Berücksichtigung der in der Hauptsache vom Erwerb des Haushaltungsvorstands lebenden Angehörigen und häuslichen Dienstboten 18.935 Personen überhaupt ihren Unterhalt. Selbständige Landwirthe im Hauptberuf zählt der Bezirk 3159 (326 weibl.); hiezu kommen 4800 landw. Gehilfen und Arbeiter (1791 weibl.), worunter 2245 in der Landwirthschaft des Haushaltsvorstands mit ihrer Hauptbeschäftigung thätige Familienangehörige, 1848 Knechte und Mägde, 688 Taglöhner und Taglöhnerinnen ohne eigene Landwirthschaft. Außerdem üben selbständige Landwirthschaft als Nebenberuf 1610 Personen aus, wodurch sich die Gesammtzahl der selbständigen Landwirthe des Bezirks auf 4769 erhöht. Von diesen verbinden mit Landwirthschaft haupt- oder nebensächlich eine oder auch mehrere sonstige Erwerbsthätigkeiten 2540 Personen (53,3 Proz.), insbesondere landwirthschaftliche Taglöhnerei 516, Gast- oder Schenkwirthschaft 141 und die gewöhnlichen Kleingewerbe (ohne Gehilfen) 745 Personen. Den 4769 selbständigen Landwirthen stehen 4740 Wirthschaften gegenüber mit einer Gesammtfläche von über 36.000 Hektar und einem landwirthschaftlich nutzbaren Areal von gegen 30.000 Hektar. In Ansehung des letzteren fallen von den Wirthschaften in die Klasse von unter 1 Hektar 24,6 Proz., in die Klasse von 1 bis (unter) 2 Hektar 11,3 Proz., von 2 bis 5 Hektar 23,8 Proz., von 5–10 Hekt. 18,6 Proz., von 10–20 Hekt. 15,3 Proz., von 20–50 Hekt. 6,3 Proz., nur 7 Wirthschaften oder 0,1 Proz. übersteigen diesen Rahmen.

Die Forstwirthschaft ist mit 136 Haupterwerbsthätigen und, deren Angehörige etc. eingerechnet, mit 514 Personen überhaupt (1,6 Proz. der Bewohner) vertreten, eine verhältnismäßig hohe Ziffer, mit welcher Ellwangen in der Reihe der Oberämter die 7. Stelle einnimmt. Dazu kommen noch im Nebenberuf 90 Holzhauer und sonstige Waldarbeiter.

Die Industrie erhebt sich im Bezirk nirgends zu besonderer Bedeutung; insgesammt üben in derselben 2803 Personen (23,6 Proz.) ihren Hauptberuf aus, und als Nahrungsquelle kommt sie für 7480 Personen überhaupt (23,6 Proz. der Bev.) in Betracht. In letzterer Hinsicht hat der Bezirk nur die Ordnungsziffer 58 unter den Oberämtern aufzuweisen, womit er sich unmittelbar an Crailsheim (57) anreiht, während ihm Gaildorf mit 53, Neresheim mit 40 und Aalen sogar mit 4 voraus sind. Unter den industriellen Erwerbsarten sind im Bezirk in der Hauptsache nur diejenigen, welche sich mit Herstellung der gewöhnlichen | Lebensbedürfnisse befassen, vertreten, am meisten die Industrie der Bekleidung und Reinigung mit 837 Erwerbsthätigen (613 Selbständigen) und 1721 Personen überhaupt; von ersteren sind zu nennen 369 Schuhmacher, 218 Näherinnen, 196 Schneider und Kleidermacherinnen, 34 Wäscherinnen und Büglerinnen. – Ferner zählen die Baugewerbe 640 erwerbsthätige Personen (213 Selbstd.), hierunter sind 283 Maurer, 186 Zimmerleute, 107 in Bauunternehmung Beschäftigte; im Ganzen bilden die Baugewerbe für 2036 Personen die Quelle ihres Unterhaltes. – Mit Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln befassen sich 406 Erwerbsthätige (186 Selbstd.), darunter 114 Bäcker und Konditoren, 102 Bierbrauer, 92 Getreidemüller, 65 Metzger; mit den Familienangehörigen etc. zählen zu dieser Erwerbsklasse 1136 Köpfe. – Ferner umfaßt die Industrie der Holz- und Schnitzstoffe 305 Erwerbsthätige (190 Selbstd.) und nährt im Ganzen 868 Personen; unter der ersteren sind 165 Schreiner und 58 Küfer und Kübler zu nennen. – Die übrigen Industriezweige zeigen nichts besonders Bemerkenswerthes.

Auch im Handel und Verkehr spielt der Bezirk nur eine untergeordnete Rolle, sofern er darin nur 525 Erwerbsthätige (4,4 Proz.) aufweist, welche mit ihren Familienangehörigen 1566 Köpfe (4,9 Proz. der Bev.) ausmachen. Hiemit erreicht der Bezirk unter den Oberämtern des Landes nur die Ordn.-Ziffer 43 und folgt unmittelbar nach Gaildorf (42), wogegen Neresheim die Ziff. 37, Aalen und Crailsheim aber die hohen Ziffern 12 und 4 zeigen. Unter den Handelsgewerben zählt der stehende Waaren- und Produktenhandel 191 Erwerbsthätige (141 Selbstd.), der Hausirhandel 82 (fast ausschließlich Selbstd.); in Gast- und Schankwirthschaft sind 135 Personen (88 Selbstd.) thätig, und unter den Verkehrsgewerben ist es allein der Eisenbahn-, Post- und Telegraphenbetrieb, welcher mit 79 Erwerbsthätigen Erwähnung verdient.

Im öffentlichen Dienst (Staats-, Militär-, Bezirks-, Gemeinde- und Kirchendienst) sind 397 Personen thätig, welche mit ihren Angehörigen etc. 1330 Köpfe repräsentiren, womit dem Bezirk, obwohl das Militär nur in verschwindender Anzahl (in der Oberamtsstadt) vertreten ist, schon die 11. Stelle in der Reihe der Oberämter zufällt. Im Wesentlichen hängt dies mit den am Sitze der Oberamtsstadt vereinigten zahlreichen Behörden und Beamtungen (Landgericht, Kreisregierung, Bezirksämter | etc.) zusammen. Von den Erwerbsthätigen dieser Kategorie entfallen auf den Staats-, Bezirks- und Gemeindedienst einschl. der Rechtspflege 186 Personen, worunter 62 höhere Beamte, Anwälte, Ortsvorsteher etc., auf Kirche und Schule 133 Personen.

Endlich ist noch die verhältnismäßig hohe Anzahl der im Bezirk Ellwangen befindlichen von Renten und Pensionen Lebenden zu erwähnen, welche sich auf 830 und mit Einrechnung ihrer nicht oder nur nebensächlich erwerbsthätigen Angehörigen etc. auf 1373 Personen belaufen.

(Weiteres siehe aus den Tabellen im Anhang.)


Vermögen.
A. Geldwerth des steuerbaren Eigenthums.

Derselbe berechnet sich nach den bei der provisorischen Steueraufnahme vom Jahr 1823 zu Grunde gelegten Schätzungen des Reinertrags, wie folgt:

Stand vom 1. April 1884.
Arten des Grundbesitzers Morgen Reinertrag Kapitalwerth
im 25 fachen
Betrag
fl. kr. fl. kr.
Zelglich gebaute Äcker 51.9460/0 154.287 1 3.857.175 25
Nicht zelglich gebaute Äcker
Einmähdige Wiesen 34833/8 3675 22 91.884 10
Zweimähdige Wiesen 19.6620/0 105.403 50 2.635.095 50
Baumäcker, Küchengärten und Länder 8624/8 3537 24 88.435
Gras- und Baumgärten, Baumwiesen 24140/0 15.737 49 393.445 50
Weinberge
Waldungen 22.3027/8 17.886 32 447.163 20
Weiden m. bestimmter Fläche 11.9865/8 4001 27 100.036 15
Schafweiden mit unbestimmter Fläche
bei geschätzten 5560 Stück
1043 42 260.921 30
Steinbrüche, Fischwasser, Lehmgruben 6805/8 351 11 8779 35
Gesammtfläche       113.3380/0 305.924 18 7.648.107 55
M. Pf.
13.111.042 13
| Unter dieser Summe ist jedoch der Grundbesitz des Staats und anderer steuerfreier Institute nicht begriffen.

Ersterer besteht nach der im Jahr 1840 gefertigten Übersicht in nachstehenden nutzbaren Flächen:

Morgen Ruthen
Gebäudeareal 202/8 46,6
Gärten und Länder 443/8 20,5
Flürlich gebaute Äcker ohne Bäume 1074/8 39,4
Flürlich gebaute Äcker mit      „ 17/8 17,9
Willkürlich gebaute Äcker ohne Bäume 2615/8 18,2
Zweimähdige Wiesen mit Bäumen 756/8 16,9
Zweimädige Wisen ohne      „ 3007/8 46,5
Einmähdige mit Waldbäumen und Gebüsch 90/0 7,6
Einmhdige ohne Bäume 211/8 14,6
Waldungen:
Laub- 13874/8 37,2
Nadel- 25.3675/8 26,6
Gemischte 37441/8 45,2
Unbestockte 7/8 19,0 30.5003/8 32,0
Weiden: Morgen Ruthen
mit Obstbäumen 542/8 26,8
00Holz bewachsen 4712/8 43,8
blos mit Gras bew. 2136/8 6,1 7393/8 28,7
Öden 145/8 23,1
Steinbrüche 26/8 35,7
Erz-, Thon-, Sand- und Mergelgruben 1/8 9 175/8 19,8
Gewässer:
Seen und Weiher 115/8 34,1
Flüsse und Bäche 2390/0 44,5 2506/8 30,6
Straßen und Wege 4882/8 9,9
Zus. 32.8395/8 13,2


B. Geldwerth des Viehstandes.
Nach der neuesten Aufnahme des Viehstandes vom 10. Januar 1883 und den denselben zu Grunde liegenden Schätzungsurkunden | beträgt der Verkaufswerth der verschiedenen Viehgattungen und zwar:
Pferde von 3 Jahren
und darüber 1355 à 420 M. = 569.100 M.
unter 3 Jahren 354 und zwar
Fohlen unter 1 Jahr 167 à 150 = 0025.050 M.
bis 2 Jahr 124 à 300 = 0037.200 M.
2 – 3 Jahr 063 à 400 = 0025.200 M.
zus. 354 um00 87.450 M.
     Im Ganzen 1709 Stück im Werth von 656.550 M.
Esel 1 Stück 50 M.
Rindvieh und zwar
Zuchtstiere 0280 à 300 M. = 00.84.000 M.
Ochsen und Stiere über
2 Jahre 6173 à 350 M. = 2.160.550 M.
Kühe 10.517 à 230 M. = 2.418.910 M.
Jungvieh 1/2 – 2 J.
Kühe 0.7042 à 140 M. = 0.985.880 M.
Kälber unter 6 Wochen
0881 à 35 M. = 00.30.835 M.
2975 à 70 M. = 0.208.250 M.
3856 Stück = 0.239.085 M.
     zus. 27.868 Stück im Werthe von 5.888.425 M.
Schafe
durchweg
Bastard
unter 1 Jahr alt (Lämmer)
4975 à 15 M. = 00.74.625 M.
1 J. alt und älter
14.256 à 25 M. = 0.356.400 M.
zus. 19.231 Stück zu 431.025 M.
Schweine über 1 Jahr alt:
Eber 16 à 50 M. = 0.000.800 M.
Mutterschweine 254 à 80 M. = 00.20.320 M.
Sonstige Schw.
     unter 1 J.
854 à 80 M. = 00.68.320 M.
(Ferkel) 4589 à 30 M. = 0.137.670 M.
zus. 57130 Stück im Werth von 227.110 M.
Ziegen und Ziegenböcke 585 à 15 M. 8775 M.
Der Gesammtwerth d. Viehstandes beträgt hienach 7.211.935 M.
| Hiezu kommen noch 1406 Bienenstöcke, worunter 195 mit beweglichen Waben, und an Geflügel 3645 Gänse, 999 Enten, 34.055 Land- und 343 fremde Hühner.

Nach S. 205 ff. berechnet sich der Gesammtwerth des unbeweglichen Vermögens nach dem Steueranschlag und des Viehstandes zu 42.586.777 M. und zwar

der steuerbaren Gebäude 22.263.800 M. 0‒ Pf.
des steuerbaren Grundbesitzes nach dem Kataster von 1884 13.111.042 M. 13 Pf.
des Viehstandes 7.211.935 M. 0‒ Pf.
42.586.777 M. 13 Pf.


Wirthschaft.
A. Urproduktion.
a) Gewinnung von Mineralien.

Siehe geognostische Verhältnisse S. 5 ff.

b) Pflanzenbau.[1].

Der Oberamtsbezirk Ellwangen zerfällt in landwirthschaftlicher Beziehung in zwei natürlich verschiedene, ungefähr gleich große Hälften, wovon die westliche die Keuperlandschaft der östlichen Ausläufer des Welzheimer Waldes, die sogenannten Ellwanger Berge, ein Hügelland mit vorwiegendem Sandboden, und die östliche die dem Härdtsfeld vorgelagerte Terrasse des schwarzen und braunen Jura nebst Ausläufern des Rieses, in der Hauptsache ein Plateau mit vorherrschendem Lehmboden, begreift.

Erstgenannte Landschaft ist in Sebastian Münster’s Kosmographie vom Jahr 1550 (fast wörtlich gleichlautend mit Ladislaus von Suntheim ca. 1500, W. Vierteljahrshefte 1884 S. 126) folgendermaßen beschrieben: „Viragrund ein wald und gegnet oder ein lendlin, ist bei 7 meilen lang, und ligt Ellwangen das stettlin und ein verrümpt kloster aber jetzunt ein stifft darin. Es ist gar ein gut lendlin von ackerbaw, holtz, wiesen, viech, ochsen, roß, schaff. Es hat gut fisch, vögel, wildpret, vil weyer, hartz vnd bech, aber kein weinwachs. Sein breite wirt gerechnet von Dinckelspühel (ist ein reichstatt) biß an den wald genannt die | Host, vnd die lenge von dem schloß Baldern biß an das schloß Tannenberg.“

Von der Landschaft des Rieses ist ebendaselbst gesagt:

„Es hat auch diß land guten kornbaw, aber kein weinwachß, vil viech, gut weid, allerlei obß, schöne roß, dann das sie gern erblinden, vil genß vnnd schwein, man fürt auß disem Rieß die genß mitt grossen scharen an den Rheinstrom vnder Straßburg biß ghen Mentz. Es stoßt dise landschafft ... an den Viragrund ...“

Das Bild des Virngrundes findet sich in Merian’s Topographie von Schwaben vom Jahr 1643, also 100 Jahre später, weiter ausgeführt, indem von Dinkelsbühl, dieser der Ellwanger Oberamtsgrenze so nahe gelegenen Stadt gesagt ist, es werde „die Landschaft hierumb ... Viragrund, vnd Virngrund, von andern Fiechten- oder Feichtengrund, vnnd Firengrund genannt, weilen vor Zeiten ein grosser Dannenwald, bey sieben Meil Wegs lang, daherumb gestanden, den man den Firengrund genannt haben soll.“ (Folgt nun die in Seb. Münster angegebene Begrenzung). „Andere, die von dem Namen Virngrund heutiges Tags gar nichts wissen wollen, nennen diesen Theil des Schwabenlands das Jagst-Ländlein ... Vmb die Statt herumb hat es einen guten fruchtbaren Boden, von leichten vnd schwären (so viel als rauhen und glatten) Früchten, nämlich Weytzen, Korn (so viel als Roggen), Dinggel, Gersten vnd Habern, auch eine feine Viehweyd; daher man zu Friedenszeiten das Dinkelspühler Schmaltz weit verführt. Seyn auch vor diesem viel Creutzkäse vmb diese Statt gemacht worden, vnd zimlich weit kommen. Man macht auch allhie einen trefflichen Meth, so vor andern den Ruhm hat.“ (Letzteres deutet auf eine durch den Nadelwald des Virngrunds begünstigte blühende Bienenzucht).

Die in diesen alten Büchern von beiden Landschaften vor mehr als 2 und 3 hundert Jahren entworfenen Bilder sind in der Hauptsache heute noch zutreffend, denn wenn von beiden z. B. gleichmäßig gesagt ist, daß sie keinen Weinwachs haben, so gilt das heute noch, und wenn von dem Ries hervorgehoben ist, daß es allerlei Obst habe, während vom Virngrund hierüber nichts bemerkt ist, so entspricht das ganz der von Natur milderen Lage des Rieses. Wenn dann weiter der Virngrund als ein Ländlein bezeichnet ist, wo es neben Ackerbau viel Wald mit den Nebennutzungen des Waldes überhaupt und denjenigen des Nadelwaldes insbesondere: Harz und Pech, wo es viel Wiesen und| Vieh aller Art mit dessen Produkten, namentlich Schmalz und Käs, gebe, und wenn vom Ries dessen guter Kornbau vorangestellt ist, so gilt das alles heute noch, denn noch liegt im Virngrund (d. h. in den Ellwanger Bergen) nach seinen natürlichen Verhältnissen außer dem Wald im Gras (den Wiesen) und in der Viehzucht mit ihren verschiedenen Erzeugnissen und Werthen der Schwerpunkt seiner natürlichen Produktion, wie das Ries (mit der Juraterrasse) mit seinen Pferden und seinem reichen Boden heute noch die vorwiegend Ackerbau treibende Landschaft, die Kornkammer vieler in Beziehung auf Getreidebau minder begünstigter Gegenden, wie gleich des Virngrunds, heute noch das berühmte Land der Gänsezucht und Schweinehaltung, an Wald aber arm ist.

1

Wenn von dem Virngrund endlich hervorgehoben ist, daß er gut Fisch und viel Weiher habe, so ist das in früherer Zeit eine Spezialität dieser an Wasser und kleinen Thälern reichen Landschaft gewesen. Obgleich diese künstlich angelegten Weiher über die ganze Landschaft verbreitet waren, so waren sie doch am zahlreichsten in der Nähe von Dinkelsbühl, von welcher an der Wörnitz gelegenen Stadt bei Sebastian Münster gesagt ist, daß sie so viel Weiher in ihrem Gebiete („vnder jr“) habe, als Tage im Jahr sind, sehr zahlreich aber auch an der Jagst, indem auf der großen, von dem fürstl. Ellwangischen Landbaumeister Prahl 1746 herausgegebenen, in ergötzlicher Verquickung perspektivisch-malerischer und topographischer Aufnahme gezeichneten Karte des Fürstenthums von dem Ursprung der Jagst bei Walxheim an bis zu deren Austritt aus dem Fürstenthum bei Stimpfach an diesem Fluß und seinen Nebenflüssen und Bächen nicht weniger als 98 Weiher angegeben sind. Da es, nachdem die meisten dieser Weiher seit Anfang dieses Jahrhunderts trocken gelegt worden sind, nach den meistens heute noch vorhandenen Dämmen zu schließen, früher eine weit größere Zahl von Weihern gab, als welche auf der Prahl’schen Karte angegeben sind, so scheinen diese Weiher in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts noch namhaft vermehrt worden zu sein. Wie dieselben in erster Linie wohl Sammelweiher für laufende Werke, insbesondere die zahlreichen Sägmühlen der waldreichen Gegend, gewesen sein mögen, so haben sie auch – viele sogar ausschließlich – der Fischzucht gedient, die in einem geistlichen Fürstenthum wie Ellwangen, wo alles katholisch war und wo es neben zahlreichen Beamten eine so große Zahl von Klerikern gab, zumal zu einer | Zeit, da man außer dem regelmäßigen Wochenfasttag so viel gebotene Fasttage hatte, selbstverständlich von ganz anderer Bedeutung war, als später, da dieses Fürstenthum 1803 an die Krone Württemberg kam, die Zahl der Kleriker sich erheblich verminderte und von den gebotenen Fasttagen unter einem anderen Kirchenregiment die meisten wegfielen.

Eine schlimme Unterbrechung in der Entwickelung der Landeskultur des Fürstenthums brachte der dreißigjährige Krieg.

Es mag aus diesem Krieg sich herschreiben, daß in zahlreichen Markungen des Bezirks auf abgegangenen Äckern, welche an dem üblichen Beetbau zu erkennen, alter Wald, auf Viehweiden, welche früher Feld gewesen, uralte Eichen stehen, so in den Waldungen zwischen Neunheim, Neunstadt und Dalkingen, zwischen Neunstadt und Röthlen, zwischen Rattstadt und Muckenthal, zwischen Schwenningen, Buch und Hüttlingen, zwischen Schwabsberg und Buch, zwischen Jagstzell und Dankoltsweiler, bei Stocken, zwischen Hohlbach und Rindelbach, zwischen Rindelbach und Dankoltsweiler im Bernhardsroth, auf Rindelbacher Markung links von der Staatsstraße von Ellwangen nach Crailsheim, auf dem Galgenberg bei Ellwangen, beim Lautenhof (Engelhardsweiler), bei Keuerstadt und Georgenstadt, auf den Viehweiden in Röhlingen, Haisterhofen, Dalkingen und vielen andern Plätzen.

Es brauchte lange Zeit, bis das Ellwanger Land von den Leiden und Verwüstungen dieses schrecklichen Krieges sich erholte. Auch der spanische Erbfolgekrieg im Anfang des 18. Jahrhunderts, welcher wiederholt Kriegsvolk ins Land brachte, ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen.

Bessere Zeiten für Land und Landeskultur kamen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, namentlich mit dem letzten Fürstpropst Clemens Wenzeslaus.

Diesem, der in erster Linie Erzbischof und Kurfürst in Trier war, war dort das Bild einer von Natur begünstigten, in uralter Kultur stehenden Landschaft vor Augen gestellt, was seine Wirkung auf den hochgebildeten Geist dieses edlen Fürsten nicht verfehlen konnte: was er in Trier sah und wohl auch hegte und pflegte, sollte, so weit möglich, auch in Ellwangen eingeführt werden. Es ist dies aus nachstehend abgedrucktem Dekret seiner Ellwanger Regierung ersichtlich, das dem Verfasser dieses Abschnitts im Original vorliegt.

Das als hochfürstlich Ellwangenscher Regierungsbefehl bezeichnete | und an das Hofmarschallamt in Ellwangen gerichtete Dekret lautet:


„Ohnerachtet Seine Kurfürstliche Durchlaucht unser gnädigster Herr bereits vor einigen Jahren jenem Unterthanen, der sich im vermehrten Betriebe des Kleebaues, davon abhangender Stallfütterung, und zweckdienlicher Verbesserung bisheriger Feldbauart vor andern auszeichnen würde, zu Ermunterung der Landesindustrie eine öffentliche Belohnung aus dem Ärarium zusicherten; So haben jedoch Höchstdieselbe bisher keine Wirkung, vielmehr erfahren, daß der Kleebau in einigen, besonders nächst an der Stadt gelegenen Ämtern gar nicht wahrzunehmen, in andern aber nur stuckweise mit Anblümung des eint – und andern Morgen vorgeschritten seie, hieraus jedoch sich kein merklicher Einfluß auf das Ganze ergebe, und hieran theils Mangel an genüglich praktischen Anleitungen, auch Anhänglichkeit an alte Gewohnheiten und Vorurtheile, theils aber Schüchternheit in muthigem Verfolge thätiger Versuche die Schuld tragen:

Höchstgedacht Seine Kurfürstliche Durchlaucht haben also den Höchsten Entschluß gefaßt, zu allmäliger Beseitigung vorberührter Hindernisse seiner Zeit die Hofökonomie zur Pflanzschule der verbesserten Landeskultur zu bestimmen, inzwischen aber aus jedem Amt einige – mit der Hoffnung eines Gutsbesitzers begabte Unterthans- Söhne auf öffentliche Kosten an wohleingerichtete Meyereyen abzuschicken, damit sie daselbst den Feldbau samt allen mit demselben verflochtenen Handgriffen praktisch erlehrnen, und sich dadurch in den Stand setzen, nach ihrer Rückkehr auch andere in den hierinnfalls nötigen Begriffen zu unterrichten, fort durch eigene Versuche und Beispiele zur thätigen Nachfolge zu beleben.

So nun die weitere Kurfürstlich gnädigste Willensmeinung dahin gehet, daß von jedem Amt zween fähige – mit hinreichender Anlage versehene Unterthans-Söhne ausgesucht, und unter zweckmäßiger Belehrung zu beziehltem Ende vorbereitet, sonach unter der wahrscheinlichen Hoffnung eines guten Erfolges abgeschickt, dermalen aber nur ein Subjekt vom Amann – und eins vom Amt Thannenburg abgeschickt, und, wenn diese mit den gehörigen Kenntnissen zurück kommen, wieder zween aus andern Ämtern beordert, hiermit auch so lange, bis jedes mit zween Kulturzöglingen versehen sein wird, fortgefahren, dann jedem – solcher gestalten abgehenden Unterthans- Söhne jährlich 75 fl. aus der Landesnothdurftskassa gereichet werden sollen, womit derselbe, wenn er sich bei einer wohlbestellten Meyerey nur um die Kost verdinget, seine übrigen Ausgaben wohl bestreiten möge;

So wird diese Kurfürstlich gnädigste Landesväterliche Absicht und Anordnung den übrigen Ämtern einsweilen zur Nachricht und Ausfindung angemessener Subjekten hiermit eröffnet, um nach Zurückkunft der Amann – und Thannenburger Zöglingen aus der Lehre mittels Bericht fürstl. Regierung in den Stand zu setzen, den Kurfürstlich Höchsten Wünschen für das Beste des Landes durch fernere Anordnung entsprechen zu können.

Zugleich haben Höchstbelobt Seine Kurfürstliche Durchlaucht Sich gnädigst entschlossen, jedem Beamten, welcher in seinem Amtsbezirk durch Fleiß und schickliche Einleitung 50 Morgen bisher unbebauet gelegener Plätze und Viehheyden urbar gemacht, und die Unterthanen oder Gemeinden zu deren Anbau mit Klee und Getreid bewogen haben wird, zur | Ermunterung in der Kulturverbesserung eine angemessene Belohnung reichen, und diese allemal, so oft ein Beamter nach kultivierter erster Morgen-Zahl über fernere Urbarmachung des nemlichen quanti den Beweiß leisten wird, um die Halbscheid vermehren zu laßen.

 Decretum Ellwangen den 23. Dezember 1794.

 (L. S.)
Ex. Mandato Regiminis 
Hofrath von Neumillen. 


Indem in diesem Regierungsbefehl zunächst auf vermehrten Betrieb des Kleebaus, davon abhängende Stallfütterung und zweckdienliche Verbesserung bisheriger Feldbauart, desgleichen auf Urbarmachung bisher unbebaut gelegener Plätze und Viehheiden und Bebauung derselben mit Klee und Getreide abgehoben wird, enthält er zugleich den später so fruchtbar und berühmt gewordenen Grundgedanken der württembergischen Ackerbauschule, wie solcher allerdings nicht sowohl bei deren erster Einrichtung in Denkendorf im Jahr 1818 und später in Hohenheim, (wozu die Königin Katharina den Impuls gegeben hatte), als bei ihrer Umgestaltung mit veränderter Einrichtung und veränderten Zielen durch König Wilhelm im Jahr 1829 zur Ausführung kam.

Mit der Ackerbauschule neueren Styls für 25 Zöglinge hat König Wilhelm zunächst in Hohenheim und später, indem er den dritten Theil des Ertrags der ihm 1842 von seinem dankbaren Volke zur Verfügung gestellten sog. Jubiläumsstiftung zu 2 weiteren nach Hohenheimer Muster zu errichtenden Ackerbauschulen für je 10 Zöglinge bestimmte, mit 2 Schulen, worunter diejenige auf Schloß Ellwangen, den Clemens Wenzeslaus’schen Gedanken beinahe buchstäblich verwirklicht; denn wie genannter Fürst seiner Zeit die Ellwanger Hofökonomie zur Pflanzschule der verbesserten Landeskultur bestimmen wollte, so hat König Wilhelm 48 Jahre später das Ellwanger Schloßgut hiezu wirklich bestimmt, indem es seinem Scharfsinn nicht entgieng, daß dieses Gut nach seiner Lage und allen seinen Verhältnissen sich vorzüglich hiezu eigne.

Das Ellwanger Schloßgut, dessen Bewirthschaftung zu fürstlichen Zeiten (als Hofökonomie) das Hofverwalteramt besorgte, war in früherer Zeit ein Herrschaftsgut ersten Rangs. Indem es einen wohlabgerundeten Complex von 3 zusammenhängenden Gütern mit je besonderer vollständiger Gebäudeeinrichtung bildete, war auf dem Schloß das Zucht- und Milchvieh, auf dem sog. Mittelhof das Jungvieh und auf dem vom Schloß entfernteren Hofe auf der Rinderburg, dem sog. Schafhof, die Schäferei aufgestellt. | Diesem wohl in einander greifenden mannigfaltigen landwirtschaftlichen Betrieb stand eine Reihe sog. landw. Gewerbe zur Seite, indem auf dem Areal des Gutes eine Mahlmühle, eine Ziegelhütte, eine Gypsmühle, eine Bierbrauerei nebst Küfer- und Schmiedwerkstatt eingerichtet war. Daneben war das Gut mit allerlei Herrschaftsrechten ausgestattet, mit Spann- und Handfrohnen der frohnpflichtigen Gemeinden in ziemlich weitem Umkreis, mit Übertriebsrechten für Schafe auf einer Reihe benachbarter Markungen, mit Bannrechten für die verschiedenen gewerblichen Betriebe. Und wenn nun auch im Lauf der Zeit dieser großartige Complex manche Einschränkung erlitt, indem die gewerblichen Anstalten mit Ausnahme der auf dem Schloß selbst eingerichteten Bierbrauerei wegverkauft und im Jahr 1817 auf Ansuchen der Stadt Ellwangen zu Vergrößerung ihrer kleinen Markung Mittelhof und Schafhof an sie abgetreten wurden, so war doch im Jahr 1842, als König Wilhelm durch königliche Verordnung vom 28. Mai die Einrichtung der Ackerbauschule auf dem Schloßgut bei Ellwangen verfügte, ein arrondirter Bestand von beinahe 400 Morgen übrig.

Dem bei der Gründung ausgesprochenen Zweck gemäß: „junge Männer, vornehmlich unter dem Bauernstande, durch passenden landwirthschaftlichen Unterricht und durch Einübung in der mit der Schule verbundenen Wirthschaft theils zu einer besseren Bewirthschaftung ihres eigenen Grundbesitzes zu befähigen, theils zu tüchtigen Pächtern und Gutsaufsehern heranzuziehen,“ sollte bei der Aufnahme in erster Linie auf Söhne begüterter Landwirthe abgehoben werden, um dadurch eine Bürgschaft zu erhalten, daß die in der Anstalt gebildeten Zöglinge dem Lande und der Landeskultur erhalten bleiben. Da sich die Zöglinge, welche bei ihrem Eintritt das siebenzehnte Lebensjahr zurückgelegt haben müssen, für freien Unterricht und freie Verpflegung zu 3jähriger Lehrzeit und Verrichtung aller vorkommenden Arbeiten verpflichten müssen („sich um die Kost verdingen“), ist ihnen unter dem Titel Prämiengeld ein kleiner Knechtslohn ausgeworfen („womit er seine übrigen Ausgaben, wenigstens zum Theil, bestreiten möge“), auch ärmeren Zöglingen ein Kleidergeldsbeitrag in Aussicht gestellt.

Ein glücklicher Stern gieng der neuerrichteten Ackerbauschule dadurch auf, daß die Vorstandschaft derselben mit dem Pacht der Staatsdomäne dem Gutsbesitzer Gustav Walz übertragen wurde, einem Landwirth, der unter die hervorragendsten Zöglinge des neuerrichteten landwirthschaftlichen Instituts (der höheren Lehranstalt) | in Hohenheim seiner Zeit gehört, seit 1828 den von ihm erkauften benachbarten Hirschberger oder Schweizerhof, eine früher fürstlich Ellwangensche Domäne mit 240 Mrg. Feld und Wald bewirthschaftet und sich dadurch mit den Verhältnissen der Gegend genau vertraut gemacht hatte. War Walz schon auf dem Schweizerhof, den er 12 Jahre selbst unter schwierigen Verhältnissen – vorwiegend schwerer Boden und rauhes Klima – bewirthschaftete, in Sachen der Landeskultur vorangegangen: durch Kultivirung von Viehheiden, durch Einführung des Hohenheimer Fruchtwechsels, insbesondere mit Reps-, Runkelrüben- und Kleebau, diesen damals im Ellwangenschen zum Theil ganz unbekannten Kulturen, mit Einführung des Hopfenbaus, Anlegung zahlreicher Obstbaumpflanzungen, besseren Ackergeräthen und besserem Ackerbau, namentlich rationellerer Beetanlage, unterirdischer Entwässerung und tieferem Pflügen, insbesondere Tiefpflügen vor Winter, besserer Verwendung des Mistes, namentlich durch Ausführen im frischen Zustand, Benützung der in der Gegend weitverbreiteten, kalkreichen Keupermergel zur Grundverbesserung, Einrichtung von Wiesenwässerungen, endlich durch den rationellen Betrieb einer neueingerichteten größeren Branntweinbrennerei, hauptsächlich für Kartoffeln, so hat er als Schloßgutspächter und Vorsteher der Ackerbauschule unter den günstigeren Verhältnissen des mit einer größeren Bierbrauerei verbundenen Ellwanger Schloßgutsbetriebs alle diese Fortschrittsbestrebungen in stetiger Steigerung und Erweiterung fortgesetzt, bis ihn das Vertrauen des Königs Wilhelm 1850 als Direktor nach Hohenheim berief. Indem seine Nachfolger auf dem Schloßgut, wie auf dem für seine Rechnung bewirthschafteten Schweizerhof in seinen Fußstapfen fortwandelten, sind beiderlei Betriebe für die Hebung des landwirthschaftlichen Betriebs des ganzen Bezirks und weit darüber hinaus von großem Einfluß geworden, nicht blos durch das in den verschiedensten Zweigen der praktischen Landwirtschaft aufgestellte Vorbild, sondern auch durch die in mehr als 40 Jahren an der Ackerbauschule gebildeten, zu einem gut Theil dem Ellwanger Bezirke angehörenden Zöglinge. (Vgl. die Schrift: Die Vorstände, Lehrer und Schüler an den Ackerbauschulen. 1873.)

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Die nun folgende Schilderung der heutigen landwirthschaftlichen Zustände und Verhältnisse des Bezirks geschieht in derselben Reihenfolge, in welcher die Landwirthschaft in dem Werk: „Das Königreich Württemberg“ II. 1. | 1884 in dem seiner Zeit von dem 1876 † Direktor Walz verfaßten Kapitel „der Ackerbau“ abgehandelt ist.

Die im Ellwanger Oberamtsbezirk von alter Zeit her einheimischen Feldsysteme sind die Dreifelderwirthschaft und eine Vierfelderwirthschaft, je mit starker Wiesenzulage und natürlichem Weideland. War die Brache in der Dreifelderwirthschaft, bei der Rauhheit des Klimas und der theilweisen Armut des Bodens, besonders in dem Keupersandland der Ellwanger Berge früher fast durchaus rein gehalten worden, so ist sie neuerdings großentheils eingebaut. Eine Einschränkung dieses Einbaues findet übrigens, selbst bei günstigeren Verhältnissen, in den Realgemeindemarkungen des Bezirks (dergleichen es noch ca. 140 geben soll) der Schafweide wegen statt, um deren Pachterlös der mit verschiedenen Gemeindelasten beschwerten Kasse der Realgemeinderechtsbesitzer ungeschmälert zu erhalten, was theilweise so weit geht, daß Brachfrüchte, wie Kartoffeln und Hülsenfrüchte, je und je im Sommerfeld gebaut werden. Übrigens gewährt dies zugleich den in bäuerlichen Kreisen der Gegend hochangeschlagenen Vortheil möglichst schöner Qualität der nach reiner Brache gebauten Winterfrucht.

Wie die Dreifelderwirthschaft über den ganzen Bezirk verbreitet ist und die Regel bildet, so besteht die Vierfelderwirthschaft als Ausnahme von der Regel im westlichen Theil des Bezirks, übrigens mehr nur sporadisch und weniger in den parzellirten Markungen der Dorfgemeinden, als in Weilern, deren Markung wenige größere Bauern inne haben, und auf größeren Einödhöfen.

Wie sich diese Vierfelderwirthschaft in den nach Klima und Boden rauheren und ärmeren Lagen gebildet und erhalten hat, so findet sie sich besonders in den Gemeinden Schrezheim, Rindelbach, Jagstzell, Rosenberg und Bühlerzell. Sie besteht darin, daß das Feld, nachdem es Winterfrucht und Sommerfrucht getragen, der durch das feuchte Klima der wasser- und waldreichen Ellwanger Berge begünstigten natürlichen Berasung überlassen wird, um es das dritte Jahr zu beweiden und im vierten nach ausgenützter Frühjahrsweide zu brachen. Ein Fortschritt in dieser an sich sehr wohl begründeten Bewirthschaftungsart ist neuerdings da und dort dadurch gemacht worden, daß der natürlichen Berasung durch Aussaat von Grassamen nachgeholfen, beziehungsweise dieselbe durch Kleegrassaat ersetzt wird. Übrigens behält der Ellwanger Vierfelderwirth sich immerhin vor, bessere Grundstücke nach Gutdünken auch dreifeldrig zu bauen.

| Um zunächst für die Keupersandböden der Ellwanger Berge, dann aber auch für die mageren Sandböden des braunen Jura, insbesondere in Theilen der Gemeinden Lippach und Lauchheim, endlich für die der Terrasse des schwarzen Jura zum Theil in ziemlicher Erstreckung inselartig eingelagerten sog. Goldshöfer Sande ein nachahmungswürdiges Vorbild eines den Verhältnissen angemessenen Feldsystems aufzustellen, ist auf dem Ellwanger Schloßgut vor mehr als 25 Jahren auf den theils den mageren Keupersanden, theils den schwer zu bearbeitenden Keuperthonen angehörenden Hängen des Schönenbergs und des hinteren Schloßbergs eine fünf- beziehungsweise sechsfeldrige Weidewirthschaft eingeführt worden, die sich namentlich in der sechsfeldrigen Form an die Dreifelderwirthschaft, welche sie in den angegebenen Lagen zweckmäßig ersetzen würde, bequem anschließt. Die fünffeldrige besteht in: 1. Frühjahrsweide und dann Brache gedüngt, 2. Winterfrucht, 3. Sommerfrucht mit Kleegrassaat, 4. Mähfutter, 5. Mähfutter oder Weide; sie kann in den Futterschlägen auch zehnfeldrig gestaltet werden, indem man diese theilt, um für die Kleegrassaaten eine passende Abwechslung zu gewinnen, und bei der Zusammensetzung der letzteren das eine mal, beziehungsweise auf der einen Hälfte den Rothklee, das andere mal auf der andern Hälfte andere Kleearten vorherrschen läßt. Da dieser Umlauf in 5 Jahren nur 2 Getreideernten liefert, so steht er freilich hinter dem Getreidebau des Dreifelderwirths namhaft zurück, allein wenn er durch Anhängung eines in die umgebrochene Stoppel des oben unter 5 genannten Futterschlags zu säenden Habers oder auch einer Winterfrucht zu einem sechsfeldrigen gestaltet wird, so trägt er in 6 Jahren dreimal Getreide, womit gegenüber dem dreifeldrigen Bau nur eine Getreideernte ausfällt. – Da der Vortheil dieser auf vermehrten Futterbau, wie auf Verminderung der Arbeitskosten und Schonung eines von Natur armen Bodens abzielenden Fruchtfolge einleuchtend genug ist, so ist das auf dem Schloßgut aufgestellte Vorbild namentlich auf Hofgütern mit eigener Markung nicht ohne Nachahmung geblieben. So ist diese Fruchtfolge fünf- oder sechsfeldrig da und dort streng durchgeführt, so auf dem Schweizerhof, Gemeinde Ellenberg, auf dem Freihof, Gemeinde Stödtlen, und anderen, und hat auch auf bisher vierfeldrig bewirthschafteten Gütern wenigstens theilweise und namentlich in dem Fall Eingang gefunden, wenn richtige Kleegrassaat an die Stelle der natürlichen Berasung trat und damit bei gemachtem | größerem Aufwand für das Saatgut auf längere Benützung der Futterschläge abzuheben war.

Für einen richtigen Fruchtwechsel, als Vorbild für Güter der Juraterrasse und des Rieses, ist auf dem Schloßgut schon seit Einrichtung der Ackerbauschule auf demselben, seit 1842 gesorgt. Bei Einführung des Hohenheimer Fruchtwechsels durch den früheren Hohenheimer Zögling Gustav Walz auf dem Schloßgut machte er denselben, der bekanntlich ursprünglich siebenfeldrig ist, zunächst im Interesse der Lehranstalt dadurch mannigfaltiger, daß er zwischen den Winterfruchtschlag nach Reps und die darauffolgenden Hackfrüchte einen Hülsen- und weiteren Sommerfruchtschlag einschaltete, den siebenfeldrigen Fruchtwechsel so zu einem neunfeldrigen gestaltete und ihm als zehnten Schlag, solange unausgebautes, zum Luzernbau taugliches Feld vorhanden, einen Luzernschlag, andernfalls aber einen ebenfalls einige oder mehrere Jahre außer Rotation bleibenden Kleegrasschlag anhängte, so daß dieser Fruchtwechsel nun folgendermaßen lautete: 1. Brache (gedüngt), so weit das Feld von Wurzelunkraut rein, eingebaut, 2. Reps, 3. Winterfrucht, in der Regel Roggen lauter und Roggen und Dinkel gemischt, 4. Hülsenfrucht (halbe Düngung) 5. Gerste, 6. Hackfrüchte (gedüngt), 7. Haber, Sommerroggen, Sommerweizen mit Kleesaat, 8. Rothklee, 9. Winterfrucht, in der Regel Dinkel oder Weizen, 10. außerhalb Rotation Luzerne oder mehrjährige Kleegrassaat. – Auch dieser Fruchtwechsel hat da und dort im Bezirk theils ganz, theils in einzelnen wesentlichen Stücken auf einer Reihe arrondirter Hofgüter, wie namentlich den Gütern des um die landwirthschaftlichen Interessen des Bezirks wohl verdienten 1868 † Oberamtswegmeisters Wagner, sowie denjenigen seiner Söhne, Eingang gefunden.

Der aus eigener Eingebung hervorgegangene Versuch des verdienstvollen Schultheißen Hauber von Stödtlen, Besitzers eines größeren Realgemeinderechtsguts zu Niederroden eben genannten Gemeindebezirks, mit der Dreifelderwirthschaft den wesentlichsten Bestandtheil des Fruchtwechsels zu einer Siebenfelderwirthschaft zu verbinden, den er zunächst auf seinem eigenen Gute machte, hat nicht bloß in den Parzellen seiner Gemeindeverwaltung, insbesondere dem Hauptort Stödtlen, sondern auch in benachbarten Gemeinden des Oberamtsbezirks, namentlich Wörth, wie in benachbarten bayrischen Gemeinden im Lauf der Jahre vielfach Nachahmung gefunden. Davon ausgehend, zunächst den | Hackfrüchten eine rationellere und dem Klee eine bessere Stellung in der Fruchtfolge zu geben, hat er letztere wie folgt gestellt: 1. Brache, 2. Winterfrucht, 3. Sommerfrucht, 4. Hackfrucht, zum Theil auch Hülsenfrüchte, 5. Sommerfrucht mit Kleesaat, 6. Klee, 7. Winterfrucht. Indem er mit den 4 Getreideernten seines siebenfeldrigen Umlaufs die Gefühle der Dreifelderwirthe schonte und dessen Annahme ihnen damit mundgerecht machte, schuf er durch die Einführung dieser Fruchtfolge auch in stark parzellirten Dorfgemeinden, wie Stödtlen, die ihr Feld bisher dreifeldrig gebaut, das Bild einer freien Wirthschaft, was diese Markungen aufs freundlichste belebt, aber die Ausübung der Schafweide natürlich erschwert, weil an die Stelle der früheren 3 Fluren jetzt das bunte Parzellengemenge der Kulturen der neuen Siebenfelderwirthschaft getreten ist. Ganz freie Wirthschaft findet sich ab und zu nur auf der Ellwanger Stadtmarkung, wogegen Feldgärtnerei von einiger Bedeutung im Bezirk nirgends vorkommt.

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Je rauher das Klima und je ärmer der Boden in einem großen Theile des Bezirks Ellwangen ist, um so nothwendiger wird zu einem noch lohnenden Feldbau eine genügende Düngung. Das weitaus wichtigste Düngmittel des Bezirks ist der Stallmist. Da aber ein großer Theil des Stroherzeugnisses, das Sommerfruchtstroh regelmäßig ganz und von dem Winterfruchtstroh wenigstens ein Theil verfüttert wird, so fehlt es in der Regel an Streumaterial und muß das Stroh durch Surrogate ersetzt werden. Da diese Surrogate in erster Linie der Wald liefert, so war freilich diese Aushülfe in früherer Zeit ergiebiger als jetzt: nicht bloß daß viele Streugerechtsame bestanden, welche jetzt weggefallen sind, auch die Abgabe von Waldstreu gegen Bezahlung ging früher leichter, da Laub, Moos und drgl. jetzt in der Regel nur in futter- oder stroharmen Jahrgängen von der königlichen Forstverwaltung, welche weitaus die meisten Waldungen der Gegend besitzt, zu einem nicht gerade niedrigen Preise abgegeben wird und Laubstreunutzungen aus Gemeindewaldungen wie in Röhlingen und Dalkingen selten sind. Dazu kommt, daß viele Privatwaldbesitzer im Lauf der Zeit ihren Wald in Weideland verwandelt oder veräußert haben, wodurch er meist in die Hände der Staatsforstverwaltung überging und die frühere Hilfsquelle am eigenen Wald verloren gegangen ist. Zum Glück ist die Nadelreisstreu im Ellwangenschen ein beliebtes Streumittel, welches bei der großen Verbreitung des | Nadelwaldes im Bezirk und bei dessen guter Bewirthschaftung alljährlich in Massen anfällt und zum Kauf angeboten wird. Das Herrichten dieser sog. Streu, welche zu Winterszeiten anfällt und beigeführt wird, das Abhauen der Zweige von den dickeren Ästen und deren Zerkleinerung, das sog. Streubäcken, gibt für die Dienstleute bäuerlicher Wirthschaften in den Wintermonaten eine erwünschte Beschäftigung (namentlich seitdem die Dreschmaschine in der Regel das Dreschen und die Futterschneidmaschine das Futterschneiden besorgt), während das ausgeschiedene Holz einen ziemlichen Theil des Holzbedarfs der Haushaltung deckt. Wie diese Nadelreisstreu in den Ellwanger Bergen für die Mistgewinnung eine große Rolle spielt, ja als ein ganz unentbehrliches Hilfsmittel gilt, so wird sie auch in den besser situirten Markungen der waldarmen Juraterrasse selbst auf ziemliche Entfernung beigeführt. – Von weiteren Streustrohsurrogaten sind zu nennen die sog. Weiherstreu, d. h. der Schilf, der an den Rändern der in der Gegend immer noch zahlreichen Weiher wächst und in der Regel nach dem um die Kirchweihe vorgenommenen Abfischen dieser Weiher gewonnen wird, auch das bei ziemlich ursprünglicher Einrichtung der zahlreichen Sägmühlen der Gegend in großen Quantitäten anfallende Sägmehl, wogegen Torf- und Erdeinstreu noch keinen Eingang gefunden hat.

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Häufig wird der Stallmist auf der Miststätte mit dem Material von abgehobenen Rainen, Grabenausschlag u. dgl. durchschichtet und vermehrt (hie und da auch aus diesen und ähnlichen Materialien in besonderen Häufen Kompost aufgesetzt), häufig auch aus einem mit der Miststätte in Verbindung stehenden Jauchebehälter durch eine daselbst angebrachte Pumpe mit dieser Flüssigkeit übergossen. Sonst wird letztere in der Regel in Jauchefässern ausgeführt und namentlich auf Wiesen, auch in die Krautländer und zur Setzwaare des Ackerfeldes verwendet, bei vorhandenem Gefäll aber auch, d. h. wenn der Hof auf einer Anhöhe liegt und die Grundstücke am Hang, durch zugeleitetes Wasser gehörig verdünnt, zur Wiesenwässerung benützt, in welcher Beziehung auf dem Ellwanger Schloßgut und dem Schweizerhof, diesen beiden früher fürstlichen Domänen, aus alten Zeiten sich herschreibende musterhafte und vielfach nachgeahmte Einrichtungen, welche das ungleich kostspieligere Ausführen der Jauche ersetzen, bestehen. Ein wichtiges Düngmittel für die der Stadt Ellwangen näher gelegenen bäuerlichen Markungen ist der sog. Stadtmist, d. h. ein Kloakenmist in fester Form, | indem es hier üblich ist, die Abtritte einzustreuen (s. S. 141). Mit diesem übrigens gut zu zahlenden Stadtmist haben mehrere Gemeinden den Düngungsstand ihrer Markungen bedeutend gehoben, am meisten wohl Eigenzell, Gemeinde Rindelbach. – Die flüssige Stuttgarter Latrine ist bis in den Ellwanger Bezirk noch nicht vorgedrungen.

Großer Werth wird in der Gegend mit Recht dem Schafpferch beigelegt, der bei Schafhaltung auf dem eigenen Gute dem Gut verbleibt, auf den Markungen politischer Gemeinden in der Regel allwöchentlich im öffentlichen Aufstreich verkauft wird und in den Markungen der Realgemeinden entweder bei den Gemeinderechtsbesitzern „umgeht“ oder unter ihnen, unter Ausschluß der nicht Realgemeindeberechtigten, sowie der Ausmärker, ebenfalls versteigert wird. Da auf den meisten Markungen des Bezirks Schafe laufen, so ist diese Pferchdüngung eine um so wichtigere Zugabe zum Stallmist, als die belebende Wirkung des stickstoffreichen Pferchs im rauhen Klima doppelt willkommen ist.

Von mineralischen Düngmitteln kommt vielfach zur Anwendung Gips, von den benachbarten Gipslagern von Jagstheim und Crailsheim, auch Obersontheim bezogen, auf die Kleefelder, sowie Holzasche auf die Wiesen. Letztere wird von eigenen Personen, den sog. „Aschenmannt“, theils im Bezirk, theils außerhalb desselben, namentlich im benachbarten bayrischen Ries, wo noch fast ausschließlich Holz zur Feuerung dient, und in der oberen Kochergegend, wo meist Buchenholz gebrannt wird, gesammelt und in der natürlichen Pulverform ausgestreut, während sie früher in der Regel in den zahlreichen bäuerlichen Potaschesiedereien der Ellwanger Berge durch das sog. Salinsieden auf rohe Potasche versotten worden ist, um schließlich in dem Rückstand, dem sog. Äscherich, zur Düngung zu dienen.

Dieses ziemlich primitiv getriebene Salinsieden hat neuerdings aufgehört, da es aus verschiedenen Gründen (Staßfurter Kalisalze und theureres Brennmaterial) nicht mehr konkurrenzfähig ist.

Ein früher in der Gegend unbekannt gewesenes Düngungs- oder besser Bodenverbesserungsmittel hat Walz seiner Zeit auf dem Schweizerhof eingeführt: das Mergeln mit dem Material der kalkreichen Schichte des obersten Keupers. Da die Wirkung davon auf die meist schweren und strengen Böden dieses Gutes eine sehr augenfällige war, hat sich das Mergeln besonders in dortiger Gegend in weiten Kreisen verbreitet, so in die | Gemeinden Pfahlheim, insbesondere den Weiler Hirlbach, Ellenberg, Stödtlen, namentlich Dambach, und andere. Weil dabei aber große Erdmassen zu bewegen sind, so ist es neuerdings da und dort durch Kalken, d. h. Ausstreuen von gebranntem Kalk, ersetzt worden. Am meisten Eingang hat das Kalken wohl in und um Stödtlen gefunden, wo durch die Bemühungen des schon genannten Schultheißen Hauber ein genossenschaftlicher Kalkofen errichtet worden ist, wo aber auch die benachbarten Ziegeleien einen großen Theil ihres Kalkerzeugnisses regelmäßig an die Bauern zu Düngungszwecken absetzen.

Auch der Abraum von mit Kalksteinen beschlagenen Straßen wird, wo es dergleichen gibt, gerne benützt, auch in der Regel bezahlt, und theils unmittelbar auf die Äcker, theils, mit Humus bildendem sprödem Material zusammengesetzt, zur Kompostbereitung für die Wiesen verwendet.

Während so die Ellwanger Landwirthschaft zunächst die eigenen und sonst nahe liegenden Hilfsmittel alten Schlags zur Düngung fleißig benützt, hat sich dieselbe zur allgemeineren und ausgiebigeren Benützung der Hilfsmittel neuerer Zeit, der konzentrirten natürlichen und künstlichen Düngmittel: des Peruguano und des Chilisalpeters, der Knochenpräparate und der Kalisalze noch nicht aufgeschwungen trotz dem Vorbild, das auch in dieser Beziehung seit langer Zeit auf dem Ellwanger Schloßgut, mit recht augenfälligem Erfolg auch auf dem Schweizerhof aufgestellt ist, trotz den Anregungen, die von der Ackerbauschule und dem landwirthschaftlichen Verein immer wieder ausgegangen sind. Leider waren es bis jetzt fast nur größere Landwirthe, die sich dieser Hilfsmittel der neueren Landwirthschaft bedient haben, und ist die Überzeugung von der Nützlichkeit und Nothwendigkeit derselben in die eigentlich bäuerlichen Kreise noch nicht eingedrungen.

Der Ackerbau ist im ganzen Bezirk Beetbau. Während in früherer Zeit die in einem großen Theil des bayrischen von Dinkelsbühl gegen Nürnberg sich erstreckenden Keuperlandes heute noch üblichen vierfurchigen Beete auch auf den Sandböden der Ellwanger Berge und ihrer Ausläufer gegen Bayern üblich gewesen waren, so sind sie jetzt durch acht- bis zwölffurchige Beete ersetzt, die beim Pflügen theils beweglich, theils unbeweglich behandelt werden. Andererseits gehen auch die in der Juraterrasse des Bezirks früher stark verbreitet gewesenen breiten und hochaufgepflügten, stehenden Beete mehr und mehr ab und sind in der alten Gestalt neuerdings nur noch in den schweren undurchlassenden | Böden von Birkenzell und Pfahlheim gegen Thannhausen und Schneidheim zu finden. Wie diese Beete jetzt meist durch mäßig gewölbte schmälere ersetzt sind, so sind sie nun vielfach auch in umsetzbare, bewegliche Beete umgewandelt, nachdem sie bei dieser Umwandlung nach dem Vorgang des Ellwanger Schloßgutes je und je eine richtigere, den Abzug des Wassers befördernde Richtung erhalten haben.

Der im Bezirk gebräuchliche Beetpflug war früher der gemeine Landpflug; jetzt ist dieser durch den von Hohenheim aus verbreiteten flandrischen Pflug, man kann sagen, vollständig verdrängt und ersetzt, wenn auch in der dem kleineren Landwirth handgerechteren Form mit Rädergestell und Doppelsterze, womit ein großer landwirthschaftlicher Fortschritt gemacht ist: jetzt erst ist ein richtiges Tiefpflügen möglich, wozu vom Schweizerhof seiner Zeit die erste Anregung ausgegangen ist.

Wie an dem flandrischen Pflug, so hat der Ellwanger Bauer auch an der längst einheimischen sog. Ellwanger Egge ein recht brauchbares Geräthe. Diese Egge mit gerade stehenden meist eisernen Zähnen wird theils als einfache, in diesem Fall als sog. Gaukelegge, theils und in der Regel als Paar- oder Doppelegge geführt, indem sie sich als solche den im Ellwangenschen gebräuchlichen mehr oder minder gewölbten Beeten gut anpaßt.

Während in den einfachsten bäuerlichen Wirthschaften des Bezirks an Spanngeräthen außer dem Wagen, dem Pflug und der Egge nur noch die Dornegge, um den Mist auf den Wiesen zu zerkleinern, in der primitivsten Form im Gebrauch ist, haben in vorgeschritteneren Wirthschaften allmählig folgende Geräthe Eingang gefunden: die Walzische Luzernegge, hauptsächlich als Queckenegge gebraucht, seitdem man zu der Einsicht gekommen ist, daß das „Schnürgras“, weit entfernt zum Zusammenhalt des Sandbodens nothwendig zu sein, wie man in bäuerlichen Kreisen früher glaubte, ein um so größerer Feind des Landwirths wird, je weiter er in der Bodenkultur, namentlich der Tiefkultur, vorschreitet; die Walze, früher in der ungetheilten Form der hölzernen, jetzt in der dem Ellwanger Beetbau sich besser anschließenden dreitheiligen Form der eisernen; das Muldbrett zu bequemer Fortschaffung von Erdmassen auf kleinere Entfernung. Diese 3 Geräthe werden öfters genossenschaftlich angeschafft. Daneben finden sich in den vorgeschrittensten Wirthschaften zu ausschließlich eigenem Gebrauch die Geräthe des verbesserten Kartoffel- und Repsbaus, der Felg- und der | Häufelpflug und wohl auch die Hohenheimer Repssäemaschine. Getreidesäemaschinen finden sich nur auf wenigen größeren Gütern.

Während früher die ganze Ernte mit der Sichel geschnitten wurde, kommt jetzt die Sense als Gestellsense mit dem sog. Haberrechen, wo es irgend geht, sei es zum Werfen der Frucht, sei es zum Anmähen in Anwendung. Wenn das Mähen des Getreides mit der Sense im Ellwangenschen einen ebenso raschen als allgemeinen Eingang gefunden hat, so war hiebei außer der Arbeitsersparnis, bei der kürzeren Stoppel, die die Sense macht, auch der größere Strohgewinn mitwirkend. Getreide-Mähmaschinen, deren Anwendung schon der Ellwanger Beetbau wenig begünstigt, sind selten und noch seltener Grasmähe- und Heuwendmaschinen, zumal in dem Hügelland, wogegen der Pferderechen auch hier eher anwendbar und da und dort in Gebrauch ist.

Da die Ernte fast ausschließlich in Scheunen untergebracht wird, und Schuppen oder Feimen sehr selten sind, so hat der Ellwanger Landwirth auf diese Art zwar ein sicheres (wenn auch häufig sehr beschwerliches) Unterbringen und ein bequemes und gemüthliches Dreschen, das theils mit dem Flegel, theils mit der Dreschmaschine geschieht – das Ausreiten einzelner Früchte durch Pferde oder Ochsen ist hier nicht gebräuchlich, aber diese Vortheile bezahlt er sehr theuer, indem das in den Ökonomiegebäuden steckende allzu reichliche Kapital die Rentabilität seines Betriebs beeinträchtigt.

Obwohl diese Frage der wohlfeileren Unterbringung von Futter, Garben und Stroh auf dem Schweizerhof bei mangelndem Gebäuderaum und auf dem Schloßgut bei äußerst unbequemer Gebäudeeinrichtung (mächtige Scheunen mit riesighohen Dächern) durch Herstellung von Feimen verschiedener Konstruktion in nachahmungswerther Weise längst gelöst ist, so haben doch diese Vorbilder keine Nachahmung gefunden, indem der Ellwanger Bauer nach wie vor seine Ernte in Scheunen unterbringt und eventuell lieber ein Stück daran baut als sich mit Feimen zu helfen.

Unter diesen Umständen war es nicht uninteressant, wie der 1882 leider zu früh verstorbene Müller und Gutsbesitzer Karl Ladenburger zu Schwabsberg, in seinem ganzen Betrieb der getreueste Schüler des Schloßgutsbetriebs, selbst ohne Zögling dieser Schule gewesen zu sein, diese Gebäudefrage vom Ellwanger Standpunkt aus zu lösen versuchte. Als er vor c. 15 Jahren seinen Hof umbaute, hat er namentlich ein großes Wirtschaftsgebäude zugleich zu Stallungen und zur Aufbewahrung | der Erzeugnisse errichtet, welches in allen Theilen den neuesten Fortschritten landwirthschaftlicher Baukunst entspricht. Indem er hiebei die in der Gegend bis dahin völlig unbekannte Giebeleinfahrt für geladene Wagen anbrachte und unter Benützung der vorhandenen Wasserkraft der Jagst durch eine Turbine diese Kräfte für alle möglichen Zwecke des Betriebs nutzbar machte, hat er damit ein um so erwünschteres Vorbild aufgestellt, als die altfränkischen Gebäulichkeiten des Lehr- und Mustergutes, des Ellwanger Schloßgutes, sehr unzweckmäßig sind und der beschränkte Raum an der Stirne des Schloßbergs, an welcher die Gebäulichkeiten innerhalb des Burgfriedens alter Befestigungswerke stehen, eine wesentliche Umgestaltung zum Besseren nicht gestattet.

Wie man im Ellwangenschen auf das Futterschneiden schon aus dem Grund von jeher viel gehalten hat, um mit Hilfe desselben bei der Fütterung möglichst viel Stroh anzubringen, so hat keine landwirthschaftliche Neuerung so raschen und allseitigen Beifall gefunden, wie die Einführung der Häckselschneidmaschine theils mit Hand- theils mit Göpelbetrieb. Leider ist dadurch einem Übelstand in der Ellwanger Viehhaltung, die in der Regel zu geringhaltig füttert, Vorschub geleistet worden, indem die allzu reichliche Strohreichung jetzt nicht mehr an der mühseligen Arbeit des Futterschneidens auf dem Strohstuhl ihre Grenze findet.

Wie die Wiesen in der württemb. Landwirthschaft überhaupt eine große Rolle spielen, so stehen sie auch im Ellwangenschen und insbesondere in den Ellwanger Bergen mit Recht in großem Ansehen.

Wenn Viehzucht und Gras in dieser wald- und wasserreichen Landschaft mit ihren zahlreichen und starken Niederschlägen und ihrem graswüchsigen Boden mit Recht als die Grundlagen des landwirthschaftlichen Betriebes gelten, so wird die den Fortschritten der Zeit entsprechende Form des Grasbaues auf den Wiesen, welche seit Abschaffung des Weidgangs für Rindvieh und Einführung der Stallfütterung vielfach an die Stelle des natürlichen Weidelandes getreten sind und aus ihm sich heraus gebildet haben, ohne Zweifel die richtige sein, zumal in einer Zeit, da das Ausland im Getreide viel empfindlicher konkurrirt, als im Vieh und dem Hauptfuttermittel desselben, dem Gras und Heu. Wenn dies auch ebenso für den Futterbau auf dem Felde spricht, so hat doch dieser im nothwendigen Wechsel mit Halmfrüchten einen manchmal über Wunsch vermehrten Getreidebau zur Folge, welcher unter den gegebenen Verhältnissen weniger rentabel ist, als der ständige Futterbau auf den Wiesen, und so kommt es denn auch, | daß man in dergleichen Gegenden den Wieswachs nicht blos in natürlichen Wiesenlagen findet, dergleichen es in den zahlreichen Thälern und Thälchen der Ellwanger Berge so viele gibt, sondern auch in Lagen, die an sich keine Wiesenlagen sind und, um richtige Wiesen zu sein, eigentlich alljährliche Düngung zur Voraussetzung haben. Kann diese Voraussetzung erfüllt werden, dann ist es gut und recht, und kann sie wegen Düngermangels je und je nicht erfüllt werden, so gewährt auch die ungedüngte Wiese immer noch einen Ertrag, während der ungedüngte Acker in diesen Lagen nicht mehr bauwürdig ist oder im Fall seines Anbaues ein negatives Ergebnis liefert.

Das werden die Erwägungen sein, auf welche die verhältnismäßig hohe Wertschätzung der Wiesen in den rauhen Gegenden sich gründet, und auf welche die wachsende Ausdehnung des Wieswachses besonders in den Ellwanger Bergen zurückzuführen ist. Dazu kommt, daß man neuerdings bei Anlegung neuer Wiesen mit Hilfe der Kleegras-Saaten gleich von Anfang an höhere Erträge hat als auf dem früheren Wege der Wiesenbildung durch natürliche Berasung oder durch Düngung natürlichen Weidelandes.

Von den Wiesen in natürlichen Wiesenlagen sind im Bezirk am meisten geschätzt diejenigen in verschiedenen Flußthälern, deren Boden ein reiches Schwemmland fruchtbarer Formationen und Formationsglieder eines größeren Hinterlandes bildet, wie die des Jagstthales, des Sechtathales, des Bühlerthals und anderer Thäler, wo die Lage nicht nur an sich feucht und dem Graswuchs günstig ist, sondern wo der Graswuchs in ziemlich regelmäßigen Überschwemmungen alljährlich neue Zufuhr an düngenden und bodenbildenden Stoffen als freies Geschenk der Natur erhält. So gilt namentlich in den genannten Thälern ein Wiesenbesitz an den bevorzugten Stellen als etwas besonders Werthvolles. Solche Wiesen gelten den doppelten Preis des Ackerfeldes und ihr Werth ist nur dadurch etwas geschmälert, daß die Überschwemmungen hie und da zur Unzeit kommen und über Winter den Mist, womit sie in der Regel nebenbei gedüngt sind, und im Sommer je und je auch den gemähten Futterertrag fortführen oder denselben wenigstens, gemäht oder ungemäht, unliebsam verschlämmen. Ferner haben diese Tieflagen auch den Nachtheil, daß das Gras nicht gerade selten im Frühjahr durch Spätfröste und sogar im Vorsommer durch Wasserreifen betroffen wird, was sein Wachsthum stört und den Futterertrag schmälert.

| Seltener als die Überschwemmungswiesen sind im Bezirk eigentliche Wässerwiesen, ganz selten umgebaute Kunstwässer-Wiesen, häufiger dem nicht umgebauten natürlichen Terrain sich anschließende Wässerungsanlagen, so auf dem Ellwanger Schloßgut und vielen anderen Plätzen, wo Wässerungsmaterial und zu natürlicher Fortbewegung desselben geeignetes Gefäll, namentlich an den quellenreichen Hängen des Hügellandes, vorhanden ist. Wenn diese Wässerungen nicht gerade Güllewässerungen sind, so werden auch solche wässerbare Wiesen, wie die Überschwemmungswiesen der Flußthäler, ebenso regelmäßig, d. h. alljährlich gedüngt, wie die meisten Wiesen des Bezirks überhaupt. Weil sie in der Regel 4 Wagen Mist pro Morgen zugeführt erhalten, sind sie dadurch nicht nur in gutem Düngungsstand, sondern auch durch das alljährlich stattfindende sog. Krazen des Mistes auf denselben zuerst durch die Dornegge und hierauf von Hand mittelst des Rechens in vorzüglicher Pflege. Wie die Wiese hinsichtlich der Düngung das Schooskind des Ellwanger Bauern ist, so ist der durch ihre pflegliche Behandlung hergestellte ebene Boden nicht blos eine landwirthschaftliche Zierde, sondern auch ein großer Vortheil beim Mähen, der sich im Verein mit der fleißigen Ausgleichung der Ameisenhaufen und der traditionell üblichen äußersten Verfolgung der Maulwürfe in einer musterhaft gleichmäßigen kurzen Stoppel ausspricht.

Die Behandlung des gemäheten Grases zum Dürrmachen, welche durchaus mit dem Rechen und auf dem Boden, also nicht auf Trockengerüsten, geschieht, ist die landesübliche, aber weniger landesüblich ist die im Bezirk allgemeine Benützung der Herbstwiesenweide durch das Rindvieh nach der Öhmdernte bis Mitte Oktober und darüber hinaus. Über Winter werden die Wiesen vom Winterschäfer beweidet, soweit sich der einzelne Besitzer nicht durch Düngung dagegen schützt.

Weitaus die meisten Wiesen im Bezirk sind zweimähdig, indem in der Regel nur die mit düngenden Stoffen getränkten Wiesen in nächster Nähe des Hofes beziehungsweise Dorfes oder die Grasgärten beim Hause öfter gemäht d. h. abgegrünt werden, und die früher so zahlreichen einmähdigen Wiesen durch Düngung größtentheils in zweimähdige verwandelt sind.

Obgleich die im Bezirk früher äußerst zahlreichen natürlichen Weideplätze, die sog. Viehheiden, häufig mehr Ödung als Weide, theils durch Kultivirung sei es zu Feld oder auch zu Wald, theils bei Gemeindegründen durch Allmandvertheilung im | Lauf der Zeit namhaft eingeschränkt worden sind, so bestehen doch noch viele und werden selbst unter kontrolirender Mitwirkung der staatlichen Aufsichtsbehörden als Weideland belassen, um die im Bezirk allgemein übliche Sommerschafweide von Ambrosi (4. April) bis Martini (11. Nov.) möglich und ungeschmälert zu erhalten, indem sich der Weideschäfer, wenn das Sommerfeld, theilweise auch das Brachfeld eingebaut ist, die Wiesen nicht mehr befahren werden dürfen und auf den Feldern reiner Brache mit dem Brachen begonnen wird, also im Vorsommer und bis die Stoppelweide aufgeht, an diese sog. Wäsen hält. Früher zum Theil in sehr üblem Zustand, ein Gemisch von Weideland und von Ödung ursprünglichster Art, mit einzelnen Waldbäumen besetzt und mit wucherndem Gestrüpp bewachsen u. s. w. oder wie Walz diesen Zustand am angeführten Orte schildert: „Dorn und Disteln, Steine, Wege nach allen Richtungen, Löcher von Erdgruben, Steinfindlinge, Vertiefungen und Erhöhungen, Versumpfungen und alles der Natur und der Beraubung der Leute überlassen“ – ist an diesen natürlichen Weiden neuerdings viel verbessert worden, und wenn auch die da und dort, insbesondere von der Stadtgemeinde Ellwangen gemachten Anläufe zur Kultivirung und Verjüngung durch zeitweiligen Anbau nach Art einer geregelten Weidewirthschaft mit Kleegras-Schlägen weder die wünschenswerthe Ausdehnung, noch die nachhaltige Fortsetzung erhalten haben, so ist doch durch Aufräumen und Anpflanzen mit Obst- oder wilden Bäumen, namentlich Eichen, neuerdings auch kanadischen Pappeln, in vielen ja den meisten Gemeinden einiges geschehen, wenn gleich das meiste noch zu thun übrig bleibt.

Unter den Ackererzeugnissen nehmen weitaus die erste Stelle ein die Getreidearten, von Wintergetreide in den Ellwanger Bergen der Roggen und in der Juraterrasse der Dinkel, von Sommergetreide hier und dort der Haber, auf dem Sand auch der Sommerroggen und auf dem Lehm die Sommergerste.

Winterweizen wird wenig lauter gebaut, mehr in der Mischung mit Dinkel als sog. Weizengemisch; bei weitem überwiegend ist der Bau des Dinkels, welcher als sog. Scheck ein ungefähr gleichmäßiges und im Lauf der Jahre auch gleichmäßig sich erhaltendes Gemisch von unbegranntem weißem und rothem Dinkel ist und einen schönen, beliebten Kernen macht, der auf den Schrannen von Nördlingen und Bopfingen, von Ellwangen | und Aalen zum Verkauf kommt, soweit nicht der Dinkel im Haus an Müller und Händler verkauft wird, da auf genannte Schrannen nur Kernen und Weizen und niemals (ungegerbter) Dinkel kommt. Andere Weizenarten, wie Emer und Einkorn, werden im Bezirk nicht gebaut, wohl aber je und je Sommerweizen, meist als Ersatz für ausgewinterten oder von den Mäusen beschädigten Dinkelsamen.

Daß der Roggenbau in früherer Zeit im ganzen Bezirk eine größere Verbreitung hatte als heute, kommt davon her, daß früher echtes Roggenbrod allgemein üblich war, neuerdings aber durch Kernenbrod vielfach verdrängt und durch eine Art von Roggenbrod ersetzt ist, das nur zu einem Theil noch aus Roggenmehl zu einem großen Theil aber aus geringeren Sorten von Weizen- und Kernenmehl, das in- und ausländische Kunstmühlen den Bäckern zu verhältnismäßig niederem Preise liefern, gebacken wird. Und so hat nicht bloß dieses weiße Mehl in gröberen Nummern das Roggenmehl vielfach verdrängt, sondern es ist auch an die Stelle des früher bestandenen Gebrauchs, wonach der Ellwanger Bäcker seinen Roggen unmittelbar von dem Producenten gekauft hat, um ihn in der Kundenmühle mahlen zu lassen, jetzt der Mehlkauf von den Kunstmühlen getreten, wodurch der Roggen des Ellwanger Bauern unwerth und schwer verkäuflich geworden ist und viele Kundenmühlen einen werthvollen Theil ihrer Kundschaft verloren haben.

Reines Roggenbrod ist fast nur noch in den bäuerlichen und denjenigen Haushaltungen zu treffen, welche ihre Brodfrucht selber bauen, in Kundenmühlen mahlen lassen und ihr Brod selbst backen. Der größere Bauer verschafft sich in dem Winterroggen, den er baut, neben dem zum Verkauf bestimmten Theil in der Regel seinen vollen Brodmehlbedarf und widmet sein Sommerfeld nun hauptsächlich dem Bau des Habers oder auch der Gerste zum Verkaufe, während der kleinere Grundbesitzer im Sand zur Kompletirung seiner Brodfrucht auch im Sommerfeld noch lauteren Roggen oder Roggen mit Sommergerste baut, wie dies in milderen Landestheilen mit der Wintergerste von den kleinen Leuten gehalten wird.

Die im Ellwangenschen bei Weitem vorherrschend gebaute Sommerfrucht ist der Haber, der zum größten Theil von Händlern zusammengekauft und in größeren Parthien theils an die Militär-Verwaltung württembergischer und bayrischer Garnisonen, theils in die größeren Städte insbesondere des Rheinlandes abgesetzt | wird. So ist eigentlich der Haber der einzige Getreideexport-Artikel des Bezirks, da neben der namhaften Mehleinfuhr aus aller Herren Ländern sicher eben so viel Kernen von der bayrischen Schranne Nördlingen und ebensoviel Roggen von der bayrischen Schranne Dinkelsbühl in den Ellwanger Bezirk eingeführt wird, als von diesen Artikeln in die benachbarten Bezirke Aalen, Gmünd und Schorndorf, Gaildorf und Welzheim ausgeht.

Der Gerstenbau ist nur in den Riesorten des Bezirks von Bedeutung, während er schon in der Juraterrasse auf das bessere und beste Feld, insbesondere wo Nachhilfe mit Ellwanger Stadtmist oder Pferch gegeben werden kann, beschränkt ist und an den Ellwanger Bergen aufhört.

Der Rauhheit des Klimas entsprechend besteht im Bezirk seit alten Zeiten der lobenswerthe Gebrauch, die Winterfrüchte früh zu säen. Indem mit der Winterroggensaat in der zweiten Woche d. h. dem zweiten Viertel des September begonnen wird, und dem lauteren Roggen in unmittelbarer Folge die Saat des sog. gemischten Winterigen d. h. die beliebte Saat von Roggen und Dinkelgemische und hierauf diejenige des lauteren Dinkels folgt, ist in der Regel um Mitte Oktober die ganze Wintersaat bestellt. Ist alles nach Wunsch auf einander gegangen, so hat man in günstigen Jahrgängen im Spätjahr mittlerweile so starke Roggensamen bekommen, daß man dieselben abweiden kann und muß, was ohne Nachtheil geschieht, und Dinkelsamen, wie solche den Unbilden des Winters, besonders eines offenen, und namentlich des ersten Frühjahrs zu widerstehen vermögen; daher wird eine verspätete Saat, welche schwache Samen in den Winter bringt, mit Recht als unerwünscht und nachtheilig angesehen.

Während der Winterfrucht, zu welcher noch viel rein gebracht und einschließlich der Saatfurche über Sommer meist 4 mal gepflügt wird, von jeher eine fleißige Feldbestellung zugewendet worden ist, wurde andrerseits die Sommerfrucht noch bis vor kurzem um so stiefmütterlicher behandelt, indem ein Stoppelstürzen dazu vor Winter in der Regel nie stattfand, der Haber vielmehr – selbstverständlich ungedüngt – im Frühjahr ein- und nur die Gerste – nach im Frühjahr erhaltener Düngung zweifährig bestellt wurde. Hingegen ist jetzt beim Haber an die Stelle einfähriger Bestellung im Frühjahr wenigstens ein etwas tieferes Stoppelstürzen vor Winter getreten, um das Feld über Winter in rauher Furche liegen zu lassen und den Haber im | Frühjahr möglichst bald darauf zu säen – in dieser Beziehung nach dem Vorbild des Schloßgutes, nur mit dem Unterschied, daß hier dem Stoppelstürzen der vorausgegangenen Frucht ein späteres Tiefpflügen vor Winter folgt – auch wird da, wo, wie häufig im Sand, das Feld verqueckt und das Spitzgras über Winter gewachsen ist, zu Haber noch einmal im Frühjahr gepflügt. Wie durch das jetzt vielfach eingeführte Saatpflügen vor Winter namentlich in nassen Feldern nach dem Vorgang des Schloßgutes zu Verbesserung der Qualität der Körner und Vermehrung des Strohertrags die Habersaat jetzt bälder vorgenommen werden kann, als dies früher möglich und üblich war, so wird jetzt auch Sommerroggen und Gerste mit Recht viel bälder gesäet, als man dies früher für zulässig hielt.

Wintergerste wird im Bezirk nicht gebaut, Hirse nur in einzelnen kleinen Stücken an der Grenze gegen den Gaildorfer Bezirk, Mais zur Samenreife nur von einzelnen Liebhabern in höheren frostfreieren Lagen, wie auf dem Ellwanger Schloßgut, in Rosenberg und wenigen andern Plätzen. Die hier gebaute Sorte ist eine früher reifende Mittelsorte, welche unter dem Namen Ellwanger Mais den Weg auch in die Kataloge der Gärtner gefunden hat. Übrigens ist es um den Maisbau wegen der ungewöhnlich zahlreichen Dohlen, welche im Bezirke hausen und Saat und Ernte gefährden, etwas Heikles.

Der Bau der Hülsenfrüchte, der seit alten Zeiten im bayrischen Ries einheimisch ist, hat neuerdings auch in den Ellwanger Bezirk mehr Eingang gefunden: am meisten werden Wicken gebaut, in der Regel aber nicht lauter, sondern in Mischung mit Haber: zum Abgrünen in der Brache, zur Samenreife im Sommerfeld. Im Sommerfeld werden je und je auch Erbsen gebaut und neuerdings da und dort auch Ackerbohnen, nachdem das früher im Ellwangenschen verpönt gewesene Ackerbohnen- oder Kastormehl namentlich durch die Kunstmühlen den Weg in die Bäckerei gefunden hat. Auch in die Grünfutter-Saaten sind Erbsen und Ackerbohnen neuerdings theilweise aufgenommen zu den Wicken und dem Haber, welche früher ausschließlich die Gemengsaat gebildet haben.

Unter den Futterkräutern spielt im Bezirk die weitaus vorherrschende Rolle der rothe Klee, der es hier zwar selten zu einem Stoppelschnitt, in der Regel aber doch im Jahr seiner Aussaat zu einer solchen Stärke bringt, daß er im Herbst beweidet werden kann. Im Ertragsjahr liefert er regelmäßig 2 volle | Schnitte, ein dritter Schnitt ist durch das spätere Frühjahr des rauheren Klimas, sowie durch die übliche frühzeitige Einsaat des Dinkels in die Kleestoppel höchstens zu einem kleinen Theil der vorangegangenen ersten zwei Schnitte und nur selten erhältlich.

Der Klee, welcher Ausgangs des vorigen Jahrhunderts im Ellwangenschen noch äußerst wenig gebaut wurde, hat erst im dritten Jahrzehend dieses Jahrhunderts allgemeinen Eingang gefunden, in der Art, daß er auf vielen Plätzen zuerst nur für die Gänse, später als Grünfutter für die Pferde und noch später als Grünfutter für das Rindvieh gebaut wurde. Über den Grünfutterbedarf wurde Anfangs nie gebaut und es hat sich das Dörren des Klees erst allmählich eingebürgert, wobei das sicherere Dörren auf Trockengerüsten (nämlich Pyramiden), das vom Schweizerhof und vom Schloßgut ausgegangen ist, seine Ausbreitung sehr befördert hat, so daß, während früher der Klee in der Regel nur in das geringste, strengste, am schwersten zu brachende Feld schon der Arbeitsersparnis halber gesäet wurde, er jetzt auch in das beste gesäet wird, und wie man früher den Klee absichtlich recht schwach gesäet hatte, um den Acker nicht zu entkräften, wie denn damals auch der zweite Schnitt in der Regel weit stärker war als der erste, so wird er jetzt mit wenigstens 12 Pfd. Samen pro Morgen allgemein stark gesäet. An Kleesamen wird, wenn überhaupt, in der Regel vom ersten Schnitt nur so viel gezogen, als der eigene Bedarf erfordert, ja in den meisten bäuerlichen Wirthschaften trotz dem auf dem Schloßgut aufgestellten Vorbild, in günstigen Jahren den Kleesamen vom zweiten Schnitt weit über den eigenen Bedarf als Handelsartikel zu bauen, der Samen regelmäßig vom Händler gekauft.

Die Luzerne hat im Bezirk trotz vieler, namentlich in den Arietenkalken des schwarzen Jura, vorzüglich geeigneter Lagen verhältnismäßig noch wenig Verbreitung gefunden, und Esparsette ist abgesehen von einzelnen Böschungsstrecken der den Bezirk in 2 Richtungen durchschneidenden Eisenbahn nur in einzelnen Parzellen der Gemeindemarkungen des Bühlerthals zu sehen.

Von weiteren Kleearten wie Weißklee, Hopfenklee und Bastardklee sieht man im Bezirk höchst selten und fast nur auf dem Schloßgut Reinsaaten, wogegen diese Kleearten neben einer Reihe von Grasarten, namentlich englisch, italienisch und französisch Raygras, Knaulgras und Lieschgras, in den ursprünglich vom Schloßgut ausgegangenen Kleegrasmischungen | zu Futterfeldern und Wiesenanlagen allmählich durch den ganzen Bezirk Verbreitung gefunden haben.

Die theils vom Schloßgut, theils vom landwirthschaftlichen Verein ausgegangenen Bemühungen, einzelnen sog. Futter-Surrogaten im Bezirk Eingang zu verschaffen, wie der gelben Lupine, dem Spörgel, dem Buchweizen für Sandböden, dem Inkarnatklee zum Bau in der Gerstenstoppel bei winterigem und zum Bau in der Brache bei sommerigem Bau, wovon jeweils auf dem Schloßgut Vorbilder zur Anschauung und Nachahmung aufgestellt wurden, sind abgesehen von einigen besonders futterarmen Jahren, wie 1857, 58 und 65, wo man sie da und dort in die Stoppel säete, ohne nachhaltigen Erfolg geblieben. Auch mit der Zuckermoorhirse ist es bei der Rauhheit des Klimas bei vereinzelten Versuchen geblieben und ebenso mit dem Maisbau zu Grünfutter, früher mit demjenigen des Ellwanger, neuerdings mit dem des Pferdezahn-Maises.

Die Kartoffel, die früher zunächst nur zum Hausgebrauch, für die Haus- und eigene Viehhaltung, insbesondere die Schweine, gebaut worden war, wird jetzt namentlich auf den Sandböden der Ellwanger Berge, wo sie gut geräth und von guter Qualität wird, in stärkerem Maß gebaut, nachdem sie in Folge des Eisenbahnbaus Exportartikel geworden ist. In früherer Zeit auch zum Brennen gebaut, ist das früher mehr üblich gewesene Branntweinbrennen der Bauern in Folge der Einführung des preußischen Gesetzes größtentheils abgegangen, neuerdings aber in Folge der milderen, dem kleinen Brenner mundgerechteren Bestimmungen des Gesetzes von 1865 da und dort wieder aufgekommen. Eine vor demnächst 20 Jahren nach neuestem Stil in nächster Nähe der Stadt eingerichtete größere Spiritusfabrik ist wegen damals gerade sehr hoher Kartoffelpreise, auch Anlagefehlern, namentlich Wassermangels, nach kurzer Zeit wieder abgegangen.

Die von Walz in die Gegend gebrachte Topinambur hat keine große Verbreitung gefunden, ist aber heute noch da, wo sie hin gehört, in geringeren Böden und ungeschickten Lagen, hier und dort in kleinen Parzellen zu finden.

Auch die Runkelrübe ist durch Walz in die Gegend gekommen, indem er sie zuerst auf dem Schweizerhof und nachher auf dem Schloßgut in seinen Fruchtwechsel aufnahm. Anfangs nur im Garten von der Bäuerin zum „Kaffee“ gebaut, bildete die Runkelrübe, hier „Angerisch“ genannt, im weiteren Verlauf | die Einfassung der Krautländer, bis sie schließlich wie eine andere Hackfrucht auch im Feld gebaut wurde und nun fast in den meisten bäuerlichen Wirthschaften, wenn auch nicht in allzu großen Stücken, angebaut zu finden ist. Verwendet wird ausschließlich die sog. Oberdorfer Sorte, wovon der Samen meist vom Schloßgut bezogen und in den Garten so früh als möglich gesäet wird, um die gehörig erstarkten Pflanzen möglichst bald auf das Feld zu bringen und so für das Wachsthum Zeit zu gewinnen, da die Runkelrübe in die Brache gepflanzt und die darauf folgende Winterfrucht früh gesäet wird.

Der von der Stuttgarter Zuckerfabrik in den letzten Jahren ausgegangene Versuch, den Zuckerrübenbau in den Ellwanger Bezirk einzuführen, wird voraussichtlich im größeren Theil desselben schon an der Rauhheit des Klimas und der Armut des Bodens scheitern. Dagegen findet die Kohlrübe zum eigenen Gebrauch in bäuerlichen Kreisen immer mehr Beifall und Verbreitung, und zwar gleichförmig im Sand- wie im Lehmboden.

Die Möhre in der Spielart der sog. Riesenmöhre, zunächst als Surrogat für die seit 1845 von der Krankheit so schwer betroffene Kartoffel zuerst auf dem Schloßgut eingeführt, hat sich seiner Zeit vorübergehend auch in weitere Kreise verbreitet, ist aber hier, nachdem die Kartoffelkrankheit allmählich erloschen ist, längst wieder abgegangen, und nur auf dem Schloßgut als eine ein für allemal werthvolle Kulturpflanze, insbesondere als Zugabe zum Pferdefutter im Winter, beibehalten.

Sehr verbreitet und fast in keiner bäuerlichen Wirthschaft fehlend ist der Bau des Kopfkohls, der in der rundköpfigen Sorte theils zum eigenen Gebrauch zu Sauerkraut, das im Ellwangenschen über Winter jeden Tag auf den Tisch des Bauern kommt, theils zum Verkauf auf dem Markt in so großer Ausdehnung in den sog. Krautländern gebaut wird, daß der Markt fast jedes Jahr überführt wird und ein ziemlicher Theil des Erträgnisses durch Fütterung an das Vieh verwerthet werden muß.

Cichorie wird im Bezirk nicht gebaut, schon da die Fabriken zu fern abliegen.

Ein alter Gebrauch dieser Landschaft ist es, besonders auf leichteren Böden, in die Stoppel des Winterroggens, der das Feld am frühesten verläßt, weiße Rüben als Stoppelrüben zu säen. Obgleich dieser Bau unsicher ist, da die junge Saat fast ebenso häufig von den Erdflöhen gefressen wird, als sie davon kommt, so ist er doch sehr beliebt, weil diese Stoppelrübsaat | bei einem Minimum von Saatbedarf (ca. 1/2 Pfd. pro Morgen) beinahe nichts kostet, außer dem Säen und Ernten keinerlei Arbeit erfordert und unter Umständen sogar reiche Glücksernten liefert.

Diese Stoppelrüben sind fast der einzige Stoppelfutterbau der Gegend, wogegen auf dem Ellwanger Schloßgut, das zwar keinen besseren Boden, aber einen höheren Kulturstand hat, als die meisten Güter der Gegend, in den hiezu geeigneten Schlägen seines Fruchtwechsels und soweit es die Fruchtfolge erlaubt, folgende Stoppelfuttersaaten mehr oder weniger regelmäßig stattfinden: im Winterroggen- und Mischlingschlag nach Reps weiße Rüben oder unter besonders günstigen Umständen, namentlich bei recht frühzeitiger Räumung des Feldes Stoppelmais oder Stoppelsorgho; im Hülsenfruchtschlag unter Benützung des Samenausfalls bei der Ernte, eventuell mit Nachsaat, Hülsenfruchtgemenge nach Wicken, Wickhaber und Erbsen, nach Winterrübsen ebendaselbst Stoppelrunkeln oder weißer Senf je nach Umständen zu einem Herbstfutterschnitt oder zu einer Herbstweide; im Gerstenschlag nach Hülsenfrüchten in die Gerstenstoppel eingeeggter Inkarnatklee, welcher allerdings erst im Mai folgenden Jahres zur Nutzung kommt, um das Feld sofort, nachdem es gestürzt, abgedüngt und zweifährig bestellt ist, mit Runkelrüben auszupflanzen; im Sommerfruchtschlag nach Hackfrucht mit untergesäetem Klee im günstigsten Falle ein Schnitt Stoppelklee, im weniger günstigen Stoppelweide; im abtragenden Winterfruchtschlag Grasweide, wozu der Samen im Frühjahr in den Dinkelsamen eingesäet worden ist. Indem dieser Grassaat, deren Abweidung im nächsten Frühjahr in der Brache bis in die zwanziger Tage des Mai sich fortsetzt, vor allen anderen Arten des Bracheinbaus neuerdings entschieden der Vorzug gegeben wird, ist die früher üblich gewesene theilweise Benützung zu Winterfutterroggen oder zu Sommersaaten im folgenden Frühjahr, wie Hülsenfruchtgemenge, sommerigem Inkarnatklee, Mais- oder Sorghosaat, mehr in Wegfall gekommen.

Ölpflanzen, namentlich Winterkohlreps und Winterrübsen, werden im Bezirk im Ganzen nur wenig und weitaus am stärksten auf dem Ellwanger Schloßgut theils nach vorausgegangener Brache, theils im Hülsenfruchtschlag in die Roggen- und Mischlingsstoppel, und sonst nur von einigen größeren Landwirthen, in der Regel aber nur in kleineren Stücken, seltener nach Brache, häufiger in die Winter- oder Sommerstoppel gebaut. Auch der Repsbau kam durch Walz in die Gegend, bei dessen mustergiltiger Bestellung mit hohen Erträgen. Obwohl dies den bäuerlichen Wirthen der Gegend selbstverständlich in die Augen stach und im Lauf der Jahre da und dort Nachahmung hervorrief, hat doch der Repsbau fast nirgends Stand gehalten, während er heute noch in ungeschmälertem Maß, nur innerhalb der von der Fruchtfolge vorgezeichneten Schranke, mit immer | steigenden Erträgen auf dem Schloßgut besteht. Der Grund ist der, daß der Bauer sich nicht entschließen konnte, dem Reps den Ehrenplatz seiner Winterfrucht einzuräumen; indem er ihn aber in die Stoppel verwies, fehlte es an der richtigen Vorbereitung, und so waren die Erträge wunderselten befriedigend.

Auch Mohn und Leindotter werden je und je nur auf dem Schloßgut gebaut, die hier früher ebenfalls gebaute Ölmad (madia sativa) ist natürlich längst abgegangen. Der Mohnbau im Kleinen, in einzelnen Gärten, wie in den kleinen Feldgärtnereien der Angestellten bei der Eisenbahn, insbesondere der Bahnwärter, der um das Jahr 1870 auf die von gewichtiger Seite geschehene Empfehlung zur Opiumgewinnung als Nebennutzung da und dort Eingang fand, war nur von kurzer Dauer, da namentlich vom Schloßgut aus, wo diesfalls exakte Versuche gemacht wurden, zwar die Konkurrenzfähigkeit des gewonnenen Produkts mit türkischem Opium in Beziehung auf Qualität, dagegen aber auch die gänzliche Unrentabilität dieser Opiumgewinnung nachgewiesen wurde.

Hanf- und Flachsbau ist auch in der Ellwanger Gegend, wo namentlich der letztere in früherer Zeit blühte, demnächst auf ein Minimum zurückgegangen, da es in bürgerlichen Familien beinahe abgekommen ist, Flachs zu kaufen, um denselben zu sog. hausgemachter Leinwand selbst zu verspinnen oder durch Dritte spinnen, weben und bleichen zu lassen, und der Bauer selbst es vorzieht, den Leinwandbedarf seiner Haushaltung durch überall käufliche spottbillige leinene oder auch baumwollene Gewebe zu ersetzen.

Wie dieser Gespinnstpflanzenbau im Bezirk, wie anderwärts im Lande, mehr und mehr zurückgeht, so hat an der aufstrebenden Kultur des Hopfens auch der Ellwanger Oberamtsbezirk Theil genommen. Gehörte in früherer Zeit, da noch wenig Hopfen im Lande gebaut wurde, der Hopfenbau in nächster Nähe des früher Deutschorden’schen Städtchens Lauchheim zu den bedeutenderen des Landes, so ist er jetzt daselbst auf ein Minimum zurückgegangen, während er sich seit Anfang der 1860er Jahre insbesondere auf der Ellwanger Stadtmarkung in ziemlicher Verbreitung einheimisch gemacht und da und dort auch in Landgemeinden des Bezirks Eingang gefunden hat. Außer Lauchheim hatte fast nur der Schweizerhof und das Schloßgut den Glauben erhalten, daß man im Ellwanger Bezirk überhaupt Hopfen bauen könne, aber der Glauben an die Qualität | dieses einheimischen Hopfens war in Brauerkreisen damals ein so schwacher, daß man nie gewagt hätte, zu Sommerbier andern als bayrischen und wo möglich Spalter Hopfen zu versieden. An dem Verdienst, dieses durch nichts begründete Vorurtheil zu brechen, hat die mit dem Schloßgut verbundene Bierbrauerei ihr bescheiden Theil. Indem der allmählich bis auf 10.000 Stangen gebrachte Hopfenbau des Schloßguts dadurch auch in den Kreisen der Bräuer das richtige Ansehen erhielt, daß die Hopfengärten mit Original-Spalterfechsern angelegt wurden, so hat der Schloßgutspächter, indem er seinen eigenen Hopfen auch zu Sommerbier versott, in der Qualität seines Bieres den Beweis geliefert, daß gut behandelter Ellwanger Hopfen sogar Spalter Hopfen ersetze. Da heute Niemand mehr hieran zweifelt, werden die meisten Ellwanger Biere jetzt mit Ellwanger Hopfen eingesotten; auch geht mancher Ballen als geschätzte Waare nach auswärts.

Bei der starken Verbreitung des Nadelwaldes im Bezirk und der Art seiner Erziehung durch Pflanzung in gedrängtem Stand gibt es bei der nöthigen Durchforstung alljährlich massenhaften Anfall schlanker, durch den meist mageren Boden, auf dem sie gewachsen, dauerhafter Hopfenstangen. Dieses vorzügliche Material, von dem der größere Theil mit der Eisenbahn in alle Richtungen der Windrose geht, war denn auch maßgebend für die Anlage der Hopfengärten im Ellwangenschen, indem Gerüst- bezw. Drathanlagen äußerst selten sind und wohl demnächst vollends abgehen. Früher nach Spalter Art auf 4 und 41/2 Fuß Distanz allweg bei kürzeren Stangen angelegt, findet die Anlage jetzt bei auf 2–3 Fuß tief rioltem oder auch dreifach gepflügtem Boden mit 8–10 Meter langen Stangen in der Regel auf 51/2 Fuß = 11/2 Meter Distanz allweg statt, aber nicht mehr wie früher, in steilen, unbequemen Lagen, welche nur Handarbeit zulassen, sondern in solchen Lagen, welche die allein noch konkurrenzfähige Gespannarbeit ermöglichen. – Wie in früheren Zeiten zum Trocknen des Hopfens fast nur die zahlreichen Böden städtischer Gebäude kirchlicher und profaner Art benützt wurden, sind neuerdings von einzelnen größeren Hopfenproduzenten besondere Trockeneinrichtungen eingerichtet, zum Theil eigene Gebäude aufgeführt worden, in welchen der Hopfen auf Hurden getrocknet wird.

Vom Tabaksbau ist im Ellwanger Bezirk natürlich keine Rede und der Bau der Weberkarde hier zu Land unbekannt. | Dagegen ist mit dem Anbau der französischen Korbweide auch im Ellwangenschen da und dort ein Anfang gemacht.


Wenn Sebastian Münster in seiner Kosmographie vor demnächst vierthalbhundert Jahren vom Ries sagt, daß dieses Land allerlei Obst habe, bei der Beschreibung des Virngrundes aber, dessen weitaus größten Theil das Fürstenthum Ellwangen einnahm, des Obstes nicht erwähnt, so ist damit allerdings angedeutet, daß der Obstbau im Virngrund wenig Bedeutung habe, nicht aber gesagt, daß es daselbst überhaupt kein Obst gebe. In der That hat es zu fürstlichen Zeiten da und dort Obst gegeben, wovon heute noch lebendige Zeugen vorhanden sind: in sehr alten, insbesondere auf dem Schloßgut vorhandenen Birnbäumen, wovon z. B. ein heute noch durch große Fruchtbarkeit sich auszeichnender Baum einer vortrefflichen Sorte an der Wildlingsstelle des Stammes 3 Fuß 6 Zoll und über derselben 2 Fuß 5 Zoll im Durchmesser hält und damit ein hohes Alter nachweist, besonders aber in der uralten Allee von Welschnußbäumen an der Straße von der Stadt nach dem Schloß, welche ungefähr in der Mitte des Schloßbergs bei einer Meereshöhe von ca. 475 Meter beginnt, bis auf das Plateau und eine Höhe von ca. 507 Meter sich fortsetzt und Stämme bis zu 3 Fuß Durchmesser auf Brusthöhe enthält. Aber der wirksamste Anstoß zu größerer Verbreitung des Obstbaues im Bezirke ist sicher erst unter württembergischer Zeit geschehen. Indem König Friedrich unterm 13. September 1806 die allgemeine Verordnung erließ, daß sämmtliche Landstraßen in den Königl. Staaten mit Obstbäumen besetzt werden sollen, und in der Generalverordnung vom 23. Juni 1808 erklärte, daß sein ernstlicher Wille dahin gehe, daß nicht nur die unterm 13. Sept. 1806 ergangene Verordnung wegen Besetzung sämmtlicher Landstraßen mit Obstbäumen längstens in den nächsten 2 Jahren allenthalben in wirklichen Vollzug gesetzt, sondern auch die Obstbaumzucht überhaupt in allen Theilen des Königreichs, wo derselben nicht etwa durch Lage und Klima natürliche Hindernisse im Wege stehen, verbreitet und auf alle Weise befördert werde, und indem auf Grund dieser Königl. Verordnungen zunächst an den Staats- und Poststraßen des Bezirks, nämlich derjenigen von Goldshöfe bis zur Oberamts- beziehungsweise Lauchheimer Markungsgrenze (Route Stuttgart-Nördlingen), derjenigen von Goldshöfe über Ellwangen bis zur Landesgrenze bei der Aumühle | (Route Stuttgart-Dinkelsbühl-Nürnberg), endlich derjenigen von Ellwangen in der Richtung auf Hall bis an die Bühlerthanner Markungsgrenze und in der Richtung auf Crailsheim bis an die Markungsgrenze von Jagstzell, der Baumsatz mit Kernobststämmen von Amtswegen ausgeführt wurde, was in musterhafter Weise geschah, wovon die vom ursprünglichen Satz jetzt noch vorhandenen 70- bis 80jährigen Bäume ein glänzendes Zeugnis ablegen (während die von den betreffenden Grundbesitzern nachgepflanzten, worunter viele Zwetschgenbäume, fast durchaus eine um so kläglichere Figur machen), war das erste großartige Muster altwürttembergischen Obstbaus für den Bezirk aufgestellt.

Ein zweites wurde durch den Obstbaumsatz auf der Staatsdomäne Schloßgut Ellwangen gegeben, wo der südlich gegen das Fischteichthal, westlich gegen das Jagstthal und nördlich gegen das Lohbachthal vorgeschobene Schloßberg zum größten Theil und die zum Schloßgut gehörige südliche Seite des Schönenbergs ganz mit Obstbäumen ausgepflanzt wurde. Dies geschah, wie man sagt, auf Anregung der verewigten Königin Katharina, die anläßlich eines im Jahr 1818 in Ellwangen gemachten Besuches, wobei sie die genannten Hänge als zum Obstbau ganz geeignet erkannte – Anfänge aus fürstlicher Zeit waren ja auch schon vorhanden – in den Jahren 1818 bis 21 auf eine Art, die dem damit zunächst betrauten Schultheißen von Haubersbronn, OA. Schorndorf, heute noch alle Ehre macht.

Als dieses Baumgut im Jahr 1842 mit dem Schloßgutspacht in die Walz’schen Hände überging, bestand es aus 1349 Stück Apfel-, 775 Stück Birn-, 34 Stück Kirschen-, 188 Stück Zwetschgen- und 80 Stück Nußbäumen, zusammen 2426 Stück. Als der Schloßgutspacht nach 30 Jahren erneuert wurde und eine neue Aufnahme dieser Bäume stattfand, hatten sich diese Ziffern inzwischen folgendermaßen geändert: es waren Apfelbäume vorhanden 1820, Birnbäume 699, Zwetschgenbäume 206, Nußbäume 133, zusammen 2858 Stück. Damit waren nach genauer Ausscheidung von den 2426 des Jahres 1842 noch 1803 Stück übrig, also 623 Stück abgegangen, dagegen 1055 Stück inzwischen nachgepflanzt. Hiebei war man von folgenden Grundsätzen ausgegangen: das Baumgut sollte in der Hauptsache nicht weiter vergrößert, dagegen die aus der Zeit vor 1842 vorhandenen zahlreichen Lücken vollständig ausgepflanzt werden. Indem hiebei Birnen und Zwetschgen beiläufig bei den alten Zahlen belassen blieben, wurden die Nuß- und die Apfelbäume ziemlich namhaft vermehrt, erstere besonders durch eine am Schönenberg ausgeführte Schutzpflanzung für das daselbst befindliche Baumgut gegen den Sturm, letztere aus unmittelbar ökonomischen Gründen, weil Äpfel in größerem Quantum leichter verkäuflich sind als Birnen; dagegen wurden die Kirschbäume (sämmtlich unveredelt) ausgemerzt und durch Kernobststämme ersetzt, da hier zu Land die Kirschbäume selten und damit vogelfrei sind, was sie auf dem Schloßgut um so mehr waren, als sie meistens an der Straße standen, und dazu noch in unzweckmäßigster Zerstreuung. Wie schon hiedurch das auf dem Schloßgut | aufgestellte Muster vielfach verbessert wurde, so bestanden weitere Verbesserungen in Folgendem: Obgleich seiner Zeit eigentlich schlechte Sorten nicht angepflanzt worden waren, denn selbst die namentlich an der Landstraße, wie an den Poststraßen des Bezirks überhaupt vom ursprünglichen Satz her stark vertretene Sorte der sog. blauen Luiken z. B. ist wenigstens sehr ertragbar und dauerhaft, auch der Naschhaftigkeit nicht ausgesetzt etc., aber zahlreiche feinere Birnsorten paßten nicht in das Ellwanger Klima, wo sie zu spät reif, steinig und schrundig werden, auch waren die nur zu sofortigem Verspeisen dienlichen Frühsorten allzustark vertreten, wobei sie zugleich unzweckmäßigerweise über das ganze Gut zerstreut waren. So wurde auf Purifizirung der Sorten streng gehalten, unpassende theilweise durch großartiges Umpfropfen alter Bäume ausgemerzt und der neue Baumsatz nur in den besten, d. h. richtigsten Sorten ausgeführt. Indem hiebei in beiderlei Richtung das Tauglichste bei den Äpfeln, namentlich die in den vierziger Jahren aufgekommene, und durch Walz in die Gegend gebrachte Wintergoldparmäne und eine verwandte, in allen Eigenschaften ebenso vortreffliche, aber aromatischere Sorte, die Granatreinette, und bei den Birnen namentlich die Bratbirne in ihren verschiedenen Sorten die häufigste Anwendung fand, ist der Werth des Baumguts dadurch wesentlich erhöht worden. Dazu kommt, daß dem Baumgut von jeher die sorgfältigste Pflege, namentlich Kronen- und Stamm-, aber auch Wurzelpflege, insbesondere durch Aushacken von großen Scheiben bei jüngeren Bäumen, sowie die seit mehr als 25 Jahren eingeführte und inzwischen öfters wiederholte Ringdüngung der Bäume jeden Alters im ungebauten Feld, daneben die Verjüngung des Baumguts auf größeren Strecken durch zeitweiliges Bauen und Düngen (des ursprünglich natürlichen Weidelandes) u. s. w. zu Theil wurde.

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Obgleich so zwei Musterbilder für einen richtigen Baumsatz und wenigstens eines für eine richtige, den neuesten und erfolgreichsten Fortschritten, insbesondere der Düngung, jeweilen folgende Obstbaumpflege seit langer Zeit im Bezirk aufgestellt sind, so blieb doch das Interesse für den Obstbau im großen Ganzen ein geringes. Einen wirksamen Anstoß schien der Obstbau des Bezirkes dadurch erfahren zu sollen, daß in den fünfziger Jahren ein Oberamtmann, zugleich Vorstand des landwirthschaftlichen Vereins, nicht bloß zu Bepflanzung der Gemeinde-Allmanden mit Obstbäumen Anregung gab, sondern auch auf Grund der Bestimmung der königl. Verordnungen von 1806 und 1808, wonach die Landstraßen, was man früher gleichbedeutend mit Poststraßen genommen hatte, mit Obstbäumen besetzt werden sollen, die Besetzung der Vizinalstraßen mit Obstbäumen anordnete und durchführte. Da dies in Zeit von wenigen Jahren und insofern sogar in rigoroser Weise geschah, als Obstbäume auch an Plätze gesetzt werden mußten, wohin sie nicht paßten, z. B. in sumpfige Stellen frostiger Thäler oder in elendesten Sand, an Plätze also, wo wirklich „in Lage und Klima natürliche Hindernisse im Wege | standen“, hatte dies mehrfach mißliebige, der guten Absicht der getroffenen Anordnung gerade entgegengesetzte Folgen: der ungemein große Bedarf an Bäumen war in durchaus guten Exemplaren gar nicht zu beschaffen, die erzwungene Neuerung, nun auch an Vizinalstraßen in vielfach fehlerhaften Lagen Obstbäume zu pflanzen, erzeugte Mißstimmung und Widerwillen, und die Folge war, daß diese Pflanzungen theils durch die Ungunst der natürlichen Verhältnisse, theils durch mangelnde Pflege, ja absichtliche Beschädigung schon nach wenigen Jahren größtentheils wieder verschwanden. Freilich ist und bleibt es mit diesen Obstbaumpflanzungen im rauhen Klima und armen Boden, insbesondere an Straßen, eine schwierige Sache: bei der Bestellung des Feldes hinderlich und nur bei größter Sorgfalt vor Verletzung durch Geräthe und Arbeitsthiere zu bewahren und damit am Leben zu erhalten, sind diese Straßenbäume, namentlich in einer Gegend, in welcher es noch wenig Obst gibt und wo man das Obst (im Ellwangenschen bezeichnend genug Gripse oder Gripsich genannt) mehr oder weniger für eine freie Gabe der Natur hält, wie die Beeren des Waldes, mehr als irgendwo anders dem Diebstahl, und wo das Rindvieh noch auf die Weide, wenn auch nur die Herbstwiesenweide, getrieben und im sog. Einzelhüten nur von Kindern beaufsichtigt wird, der Beschädigung durch das Weidevieh in hohem Grade ausgesetzt. Dazu kommt, daß dergleichen Verletzungen, welche im milden Klima leicht verheilen und überwallen, im rauhen, wie im Ellwanger, sehr viel empfindlicher, ja in vielen Fällen tödtlich werden, wie denn auch trotz der verhältnismäßig günstigen Lage des Schloßgutes, um den Bestand von 1055 Stück in den 30 Jahren 1843 bis 73 gepflanzter Bäume zuweg zu bringen, mindestens die doppelte Zahl seiner Zeit hatte gesetzt werden müssen. Eine Erschwerung des Obstbaus im Bezirk liegt auch in den häufigen heftigen Stürmen, welche junge und alte Bäume beschädigen, wie denn auch die meisten älteren, namentlich die ihrer Natur nach flacher wurzelnden Apfelbäume vom Westwind gegen Osten abgetrieben sind.

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Einen wirksameren Anstoß zu neuen Obstbaumpflanzungen und besserer Pflege derselben, freilich weniger an Straßen als in den Hausgärten und auf sonst nahe gelegenen Grundstücken, gab ein in den fünfziger Jahren eingetretener Umschwung in der Obstbenützung. Wenn früher das in der Ellwanger Gegend gewachsene Obst außer dem, was man einkellerte, ausschließlich zum Dörren | benützt wurde, so kam insbesondere durch zugezogene Altwürttemberger – eine der ersten Mosterei-Einrichtungen hat natürlich Walz aufgestellt – das Mosten und das früher so verpönt gewesene Mosttrinken auf. Nun war man nicht mehr in Verlegenheit, wie dies noch 1847 der Fall gewesen war, einen, auch in der Ellwanger Gegend damals fast überreichen Obstsegen zu verwerthen, da das Dörren des Obstes natürlich seine Grenze hat: nun wurde der Überschuß über das Keller- und Dörrobst durch Mosten verwerthet, und seit dies neuerdings fast allgemein in bürgerlichen und bäuerlichen Kreisen geschieht, dort um das theure braune, hier um das fade Weißbier zu ersetzen, ist das Ellwanger Obst auch in besseren Jahren für den Obstmostbedarf der Gegend längst nicht mehr zureichend und muß durch Beiziehung fremden Obstes auf dem bequemen Weg der Eisenbahn beschafft werden. Was der amtliche Zwang nicht zuweg brachte, vollführte der Wunsch, das benöthigte Mostobst selbst zu bauen: ein neues Interesse für die Baumzucht war fast allenthalben erwacht, eine Menge junger Bäume waren gepflanzt und besser als früher üblich gepflegt, als der Frostwinter von 1879 auf 80 auch in diesen Ellwanger Baumpflanzungen, den alten und den jungen, seine grausame Ernte hielt. Da auch hier besonders in tieferen und feuchteren Lagen beinahe alles verloren war, – in höheren trockeneren Lagen war der Schaden ein geringerer – trat eine Entmuthigung ein, die zwar voraussichtlich noch einige Zeit vorhalten, ganz sicher aber dann einem neuen Aufschwung weichen wird. Nur ist für diesen Fall zu wünschen, daß die richtigen Lagen gewählt werden; an der Grenze des Obstbaus aber, an der man im Ellwangenschen ist, sind dies nicht die feuchten frostigen Tieflagen, in welchen die Obstbäume zwar wachsen und blühen, aber sehr selten tragen, vielmehr die freieren Höhelagen der Juraterrasse oder auch die Keupermergelhänge der Ellwanger Berge. Und weiter ist zu wünschen, daß der Satz der beliebten Waldwildlinge, die nichts oder sehr wenig kosten, endlich unterbleibe und nur in untadelhaften Exemplaren garantirt richtiger Sorten ausgeführt werde. In dieser Beziehung haben die billigen Bäume hausirender Gärtner, besonders derjenigen von Schopfloch bei Dinkelsbühl, welche herkömmlichermaßen die Hauptlieferanten junger Obstbäume für die bäuerlichen Kreise eines großen Theiles des Bezirkes sind, großen Schaden gestiftet: in den schnellwüchsigsten, geringsten Sorten erzogen, hat man zwar bald einen Baum, aber einen solchen, der hauptsächlich ins Holz | wächst, selten und dann in der Regel recht werthloses Obst trägt. Als die für die Gegend geeignetsten und zugleich beliebtesten Sorten haben sich auf dem Schloßgut bewährt von Äpfeln: der ächte Luikenapfel, die Goldparmäne, die Granatreinette, der Rosenapfel, auch der diesem nahe stehende sehr ertragreiche und haltbare, aber rauhere Rubiner, also lauter Sorten in den beliebten lebhaft rothen und gelben Farben; von Birnen: die Bratbirne in den verschiedenen Sorten, besonders die welsche, der Wildling von Einsiedel, die Knaus- und die Schneidersbirne, weniger die auf dem Schloßgut verbreitetste sog. Palmischbirne, welche nur abwechslungsweise trägt, zu früh reift und allzu schnell teigt.

Von Zwetschgen findet sich im Bezirk in ziemlicher Verbreitung fast nur die gemeine Zwetschge, die höchst selten durch den Kern und in der Regel nur durch Wurzelausläufer fortgepflanzt wird, und so an ihrem Standort meistens einen wahren Wald bildet, der der Qualität der Früchte Eintrag thut.

Welschnußbäume sind in den verschiedensten Sorten von der größten sog. Augstnuß bis zur kleinsten hartschaligen Grübelnuß in größter Zahl und in ältesten und stärksten Exemplaren auf dem Schloßgut zu finden, sonst nur in einzelnen Stücken in höheren und freieren und damit den Spät- und Frühfrösten weniger ausgesetzten Lagen der Ellwanger Berge, wie der Juraterrasse, wogegen sie in den Niederungen, insbesondere des Jagstthals, nicht aufzubringen sind, vielmehr fast alljährlich in den frischen Trieben erfrieren.

Aprikosen und Pfirsiche werden nur in einzelnen geschütztesten Lagen von Liebhabern gezogen, wogegen die Weinrebe, deren Frucht in gewöhnlichen Jahrgängen nur selten zur vollen Reife kommt, in Kamerzen in der Juraterrasse wie in den Ellwanger Bergen die Südseite vieler Bauernhäuser schmückt.

Obstbaumschulen bestehen, außer auf dem Schloßgut und bei den 2 Ellwanger Gärtnern, in mehreren Gemeinden als Gemeinde- oder auch Schulbaumschulen, übrigens theilweise mit falscher Behandlung und damit mehr negativem Werthe.

Ein löblicher, die Obstbaumzucht beziehungsweise den Obstertrag fördernder Gebrauch ist die in der Gegend übliche, bei Jung und Alt beliebte Hegung der Staaren, denen durch den ganzen Bezirk in den sog. Staarenhohlen Wohnungen bereitet sind, die meisten auf der Ellwanger Stadtmarkung, wo eine große Zahl solcher Hohle auf städtische Kosten unterhalten wird, viele auch auf der Schloßgutsmarkung neben | den zahlreichen in den alten Nuß- und Lindenbäumen vorhandenen Nistgelegenheiten. – Die Blutlaus hat den Weg in den Bezirk noch nicht gefunden.

Von hervorragenden Leistungen in der Obstbaumzucht ist diejenige des oben schon genannten † Oberamtswegmeisters Wagner zu verzeichnen, der in einem langen Leben mehr Obstbäume im Bezirk gepflanzt hat, als irgend ein Anderer, theils an Vizinalstraßen in seiner amtlichen Eigenschaft, theils als Privatmann zur Ausstattung seiner jetzt seinen Söhnen hinterlassenen Güter, wie desjenigen auf Ellwanger Stadtmarkung mit 2 großen Baumgütern und des auf Außenfeldern der Neunheimer Markung von ihm neugegründeten Wagnerhofes. Dagegen ist sein Versuch, ein früheres Besitzthum, den Brommenhof, Gemeinde Bühlerzell, 57 Morgen groß, nach dem Vorgang des Schloßguts am Schloß- und Schönenberg fast ganz und gar, nur unter anderen und ungünstigeren Verhältnissen, in ein ertragreiches Obstbaumgut mit Schafweide zu verwandeln, zwar seiner Zeit ausgeführt worden, aber mit wenig Glück, indem die Bäume in dem mageren ungebauten Sand- und Mergelboden des Gutes nicht wachsen wollen, und der dermalige Besitzer, die Gemeinde Bühlerzell, auf die allerdings schon durch die Steilheit der Lage erschwerte Grundverbesserung mittelst Bau und Düngung nichts zu verwenden wagt und diesen Baumsatz als verlorenen Posten aufzugeben scheint. Weniger durch den Satz vieler Bäume als durch richtige Pflege der bereits vorhandenen, durch rationelles Ausputzen und Umpfropfen der Apfelbäume namentlich mit Goldparmänen, in erster Linie auf der Markung Neunheim, sodann aber auch auf anderen benachbarten Markungen hat sich der früher in Neunheim angestellte und in Iggingen, OA. Gmünd, verstorbene Schullehrer Mayer Verdienste erworben, indem er den in dieser Richtung vom Schloßgut längst gegebenen Anstoß aufnahm und zum großen Nutzen namentlich seiner Schulgemeinde verwerthete. Zu seinen schönsten Werken gehört der an der Vizinalstraße von Rattstadt nach dem Schönenberg unter seiner Anweisung und Mitwirkung 1856 ausgeführte, einige hundert von Hattenhofen bezogene Obstbäume begreifende Baumsatz, dem er, so lange er in der Gegend war, seine Pflege zuwandte und der jetzt zu dem schönsten gehört, was im Ellwanger Bezirk von Baumpflanzungen mittleren Alters zu sehen ist.

Wie es in früherer Zeit im Ellwangenschen auf Wiesen und Feldern viel natürliche und wenig gepflegte, zur Eingrenzung der üblichen Grasgärten beim Haus aber auch gepflanzte und gepflegte Hecken gab, so war doch die bei weitem größte die auf dem Schloßgut gepflanzte, aus Hagenbuchen und Weißdorn bestehende Hecke, welche die von der Stadt Ellwangen nach dem sog. Ölberg sich ziehende und hier einerseits nach dem Schönenberg und andererseits nach dem Plateau des Schloßbergs abzweigende Straße auf beiden Seiten einsäumt. Durch mangelhafte Pflege in früherer Zeit nicht gehörig eingegrenzt und unter der Scheere gehalten, ist dieses alte, wohl noch aus fürstlichen Zeiten sich herschreibende lebendige Haag zwar leider zu breit geworden, gleichwohl ist es heute noch eine Zierde des Guts, ja eine Zierde der Gegend und ein großartiger Nistplatz für Singvögel aller Art. Obgleich nun in diesem und anderen auf dem Schloßgut bestehenden Hägern ein nachahmungswürdiges Beispiel aufgestellt war, nachahmungswürdig für den Nutzen, wie für die Landesverschönerung, so gab es doch eine Zeit, wo | die meisten dergleichen Hecken in der Gegend mit Stumpf und Stiel ausgerottet wurden. Zum Glück ist neuerdings ein Umschlag eingetreten, indem namentlich auf Ellwanger Markung zahlreiche Weißdornhecken neugepflanzt worden sind. Überhaupt tritt neuerdings fast im ganzen Bezirk die Liebhaberei zu Tage, einzelne Grundstücke, wie namentlich Gras- und Baumgärten, sei es mit Gestängen oder Pfahlzäunen, wozu die Durchforstung des Nadelwaldes ein ebenso reiches als billiges Material liefert, sei es mit lebendigen Hägern einzuhagen, was im Interesse der Obstbaumzucht wie der Landesverschönerung sicherlich als eine erfreuliche Umkehr zu betrachten ist.


Waldbau [2].

Der Oberamtsbezirk Ellwangen begreift nach den im Jahre 1883 gemachten Erhebungen 19.879 ha Wald, somit bei einer Gesammtfläche von 54.771 ha 36,3 % Wald (in Württemberg 30,71 %), auf den Kopf der Bevölkerung 0,62 ha, und stellt in seiner nordwestlichen Hälfte, dem eigentlichen Virngrund, eine richtige Waldgegend dar, welche von lange her Ellwanger Wald genannt ist und der Hauptsache nach auf Keupersand (Stubensandstein) in einer Meereshöhe von 450 bis 500 m liegt.

Nebstdem liegen ansehnliche Waldungen in den Schultheißereien Thannhausen, Pfahlheim, Zöbingen, Lippach, Lauchheim und Westhausen, diese auf dem schwarzen, braunen und weißen Jura in einer Meereshöhe von 500 bis 724 m (Wöllerstein, Markung Reichenbach). Die zum eigentlichen Ries gehörende südöstliche Spitze des Bezirks ist arm an Wald und die Schultheißerei-Markung Unterwilflingen enthält überhaupt keinen Wald.

Obige 19.879 ha Wald bestehen ganz überwiegend in Nadelwald, nämlich in 15.214 ha Fichten- und Weißtannen- und in 2271 ha Forchenwaldungen.

Der Buchenhochwald, hauptsächlich in den Schultheißereien Röhlingen, Lippach, Rindelbach und Jagstzell vertreten, nimmt 1019 ha ein, der Mittelwald aus Buchen, Eichen, Hagbuchen, Aspen, Salen, Erlen und Birken gemischt, welcher vornehmlich in den Stadtwaldungen von Lauchheim, den Privatwaldungen von Pfahlheim und den übrigens in Umwandlung zu Nadelwald begriffenen fürstlich Oettingen-Wallerstein’schen Waldungen bei Zöbingen und Geislingen auftritt, 1351 ha, der Eichenschälwald 24 ha.

| Nach dem Besitzstand theilt sich die Waldfläche des Bezirks in 10.539 ha Staatswaldungen, wovon
78 ha dem Revieramt Abtsgmünd
1903 0„     „m Revi„      Dankoltsweiler
1413 0„     „m Revi„      Ellenberg
1832 0„     „m Revi„      Ellwangen
2727 0„     „m Revi„      Hohenberg
1013 0„     „m Revi„      Kapfenburg
1510 0„     „m Revi„      Schrezheim
63 0„     „m Revi„      Sulzbach a./K.

unterstellt sind, sodann in 897 ha Körperschaftswaldungen und in 8443 ha Privatwaldungen, worunter auch 1233 ha fürstlich Oettingen-Wallerstein’sche Waldungen begriffen sind.

Die Reviere Ellenberg, Ellwangen und Hohenberg gehören ganz dem Oberamtsbezirk Ellwangen an, die übrigen nur theilweise. Von den Revieren Sulzbach und Gründelhardt, welche dem Forstamt Hall zugehören, begreift ersteres die Markungen der Theilgemeinden Gerabronn und Stöckhäusle der Schultheißerei Bühlerzell, woselbst 63 ha Staatswald dieses Reviers, letzteres die Theilgemeindemarkungen Hummelsweiler, Betzenhof und Schimmelhof der Schultheißerei Rosenberg und Grünberg der Schultheißerei Jagstzell, auf welchen 180 ha Waldungen des Spitals Hall liegen.

Unter den übrigen Körperschaftswaldungen stehen der Fläche nach die von einem eigenen Techniker bewirthschafteten Ellwanger Stadtwaldungen mit 193,6 ha, Spitalwaldungen mit 140,3 ha und Pfarrstiftungswaldungen mit 51,6 ha, sodann die Stadtwaldungen von Lauchheim mit 184,8, die Stiftungswaldungen von Wörth mit 66,2, von Thannhausen mit 24,9, von Stödtlen mit 19,0, von Lauchheim mit 15,7 ha voran. Die übrigen 5 Körperschaftswaldungen des Bezirks nehmen nur kleine Flächen ein, und zwar der Gemeindewald von Nordhausen 5,0 ha, die Stiftungswaldungen von Jagstzell 6,8, von Unterschneidheim 6,3, von Walxheim 2,8, von Westerhofen 0,3 ha.

Der wirthschaftliche Zustand der sämmtlichen Waldungen ist ein befriedigender, insbesondere ist in den größeren Bauernwaldungen das Bestreben zu erkennen, die rationelle Behandlung der Staats- und Körperschaftswaldungen in allen Stücken, auch im sorgfältigsten Kulturbetrieb, nachzuahmen. Das schädliche Hacken der Moosstreu und des Waldhumus und das vorzeitige | Abstümmeln der Nadelholzjungwüchse wird mehr nur von den ärmsten Privatwaldbesitzern oder in Streu-Nothjahren betrieben.

Waldausstockungen kommen dermalen selten vor und werden der Fläche nach durch die Aufforstung von Viehweiden mehr als ausgeglichen.

Die Staatswaldungen des Bezirks, mit Ausnahme derjenigen, welche von der Deutschordens-Kommende Kapfenburg hierher gefallen und den Revieren Kapfenburg und Ellenberg zugetheilt sind, welche auch das 1879 aufgelöste Revier Dettenroden in sich aufgenommen haben, sind in der Hauptsache von der gefürsteten Propstei Ellwangen im Jahre 1803 an den Staat Württemberg übergegangen, inzwischen aber durch Ankauf zahlreicher Privatwaldungen und Aufforstung günstig gelegener landwirthschaftlicher Grundstücke, namentlich in den letzten 25 Jahren, um über 1000 ha vermehrt worden. Als größere, zum Staatswald gezogene landwirthschaftliche Flächen, deren Erwerbung und theilweise Aufforstung die Abrundung des Staatswaldbesitzes bezweckte, sind die Hofgüter Vorderlengenberg, Besemersägmühle, Schönbergerhof bei Gaishardt, und Keuerstatt, ferner Theile des Schweizerhofs und des Schönberghofs bei Lauchheim zu nennen.

Die Fürstlich Ellwangen’schen Waldungen, in ihrer Gesammtheit im Jahre 1796 zu 20.0122/4 Morgen 59 Ruthen angegeben, waren bei ihrem Übergang in den Besitz des Staates Württemberg in wohlgeordnetem Zustand. Die der Fläche nach weit vorwiegenden Fichtenwaldungen waren von dem letzten Fürstlich Ellwangen’schen Oberjägermeister, dem Freiherrn Philipp Anton von Knöringen, distriktsweise in gleichgroße einem 100jährigen Umtrieb entsprechende Jahresschlagflächen eingetheilt und wurden mit Rücksicht auf die der Fichte gefährlichen Südwestwinde in schmalen Streifen kahl abgeholzt und nach Rodung der Stöcke mittelst reichlicher Fichtensaat verjüngt.

Diesem Verfahren verdanken wir sehr viele theilweise noch vorhandene schöne Fichtenbestände. Die Laubwaldungen waren als Mittelwaldungen mit 36jährigem Umtrieb in gleicher Schlagflächeneintheilung bewirthschaftet.

Nach dem Übergang an den Staat Württemberg erhielt bald die sonst übliche Verjüngungsweise mittelst Dunkel-, Licht- und Abtriebsschlägen Eingang, hatte aber auf den vorherrschend mageren Sandböden geringen Erfolg, sofern in den gelockerten Beständen Sturmschaden, Bodenvermagerung, Versumpfung | und Unkräuterwuchs Platz griff und die erhoffte natürliche Verjüngung spärlich eintrat, so daß nach jahrzehntelangem Zuwarten doch zu künstlicher Verjüngung mittelst der Pflanzung geschritten werden mußte. Die Umtriebszeit betrug damals für die Fichten- und Tannenbestände 120 Jahre, für Laubholzcomplexe 100 Jahre.

Nach mannigfachen, schon im Jahre 1840 begonnenen Versuchen im Kulturwesen kehrte man im Anfang der 1860er Jahre, näherhin mit den 1864 gegebenen Wirthschaftsregeln für das Nadelholzgebiet des Jagstkreises, allgemein zu den der Natur der Fichte und des Sandbodens entsprechenden schmalen Kahlhieben und bald auch zum 100jährigen Umtrieb zurück und führte die Pflanzung als hauptsächliche Verjüngungsweise ein. Damals theilte man auch die Waldungen in regelmäßig geformte, womöglich durch Wege begrenzte Abtheilungen, die je einer bestimmten 20jährigen Periode zur Verjüngung überwiesen wurden. Aus diesen Jahren stammen die weithin sichtbaren geradlinigen Waldwege und Abtheilungsgrenzen. Seitdem wird ganz überwiegend die Fichte, auf besonders mageren Böden und in Frostlagen die Fichte in Mischung mit der Forche oder Weymuthskiefer angepflanzt, die Weißtanne dagegen nur ausnahmsweise und zwar unter Forchenschutz gepflanzt, woneben dann und wann längs der Wege Streifen von Eichen, Buchen, Lärchen oder Weymuthskiefern zu mehrerem Schutz gegen Sturmgefahr angebracht und in besonders nassen Einteichungen Erlen angepflanzt werden.

Zwischen die Pflanzenreihen werden da und dort Birken eingesät.

Die Einmischung der minder geschätzten Weißtanne erfolgt in genügendem Maße von selbst durch den häufigen Samenanflug und wird in den zur Verjüngung bestimmten Beständen alsdann durch femelweise Lichtung, sog. Löcherhiebe, befördert. Das Gleiche gilt von der Buche, welche zwar auf besserem Boden in größeren Horsten, oder in Vermischung mit der Tanne sich gut erhält, von der Fichte aber überwachsen wird, und, da sie als Brennholz, wie noch mehr als Nutzholz, nur beschränkten Absatz findet, in größeren Beständen künftig stets mit Nadelholz untermischt werden soll.

Für die Pflanzung auf den humusarmen und den zur Versumpfung geneigten feinkörnigen Sandböden, sowie auf den namentlich in den Revieren Dankoltsweiler und Hohenberg vorkommenden | dem Stubensand eingelagerten Lettenböden, hat sich in den letzten 20 Jahren ein eigenthümliches Verfahren, die Hügelpflanzung, herausgebildet, bestehend in der Aufhäufung lockeren möglichst humosen Bodens in Hügel von 20 bis 30 cm Höhe und Bepflanzung derselben mit 2 oder 3jährigen Saatpflanzen, deren Wurzeln häufig noch in Kohllösch oder in humose Walderde, auch Rasenasche eingebettet werden. Dieses wenn auch etwas umständliche Verfahren hat sich bei der Aufforstung der am 26. Oktober 1870 von einem Orkan entwaldeten großen Flächen in den Jahren 1871 bis 1876 vortrefflich bewährt und wird deshalb auf den vorbezeichneten Böden forthin angewandt, während auf humosen Sandböden und kräftigen Mergelböden verschulte Fichten in Löcher gepflanzt, Ballenpflanzen dagegen nur selten zwischen vorgewachsenes Holz gesetzt werden.

Von fremden Holzarten haben etwa 10 aus dem Jahre 1865 stammende Exemplare der Wellingtonia gigantea in der Nähe von Ellenberg den kalten Winter 1879/80 überdauert und versprechen ungewöhnliches Wachsthum. Außerdem ist Abies Nordmanniana, pinsapo, nigra und canadensis und Cupressus Lawsoniana da und dort in alten Saatschulen zu finden und ist Abies Douglasii neuestens in größerer Zahl versuchsweise in den Staatswaldungen angebaut.

Bezüglich der Verwerthung des Holzes ist zu bemerken, daß noch bis zu Anfang der 1850er Jahre weitaus das meiste Holz als Brennholz abgesetzt oder wie beinahe alles Stockholz zu Gunsten der früher Fürstlich Ellwangenschen Hüttenwerke Unterkochen, Wasseralfingen und Abtsgmünd verkohlt werden mußte. Langholz war nur selten zu Bauten der nächsten Umgegend zu verwenden, Säghölzer dagegen, welche auf den zahlreichen in den Waldthälern von Sammelweihern gespeisten Sägmühlen in verhältnismäßig größerer Zahl verarbeitet wurden, gingen als Bretter und Latten in weitere Ferne. Während im Jahre 1850 das Nutzholz (Bau- Säg- und Werkholz) nur 8 % des gesammten Derbholzanfalls in den Staatswaldungen des Bezirks ausmachte und im Jahre 1860 17,8 % betrug, so war dasselbe im Jahre 1870 auf 40,3 %, im Jahre 1880 auf 41 und im Jahre 1882, in welchem Jahre erstmals kein Holz, auch nicht Stockholz für Rechnung der K. Hüttenwerke in Staatswaldungen verkohlt wurde, auf 56,9 % gestiegen.

| In ähnlicher Weise haben sich auch die Holzpreise gehoben und zwar betrugen im Revier Ellwangen die Preise von
1850 1860 1870 1876 1880
Nadelstammholz per Festm. 5,10 M. 7,22 M. 11,05 M. 18 M. 16,5 M.
Nadelholzscheiter per Rm. 1,990 3,630 4,120 6,650 5,200

Dieser Aufschwung ist Folge des Eisenbahnbaus und der damit eingetretenen allgemeinen Steigerung des Verkehrs, welche wie anderwärts in den Jahren 1872 bis 1876 gipfelte, seither aber einen Rückschlag erlitt. Außerdem hat die bedeutende Entwicklung des Waldwegbaus Antheil an dieser Preiserhöhung; es wurden verausgabt in den 10 Jahren 1873/82 auf Wegunterhaltung und Wegneubauten in den Staatswaldungen des

Reviers Ellenberg   39.721  M. 34 Pf.
Ellwangen 84.08200 5600
Hohenberg 60.76800 1400

und damit in vielen Fällen Sand- und Prügelwege (sog. Brucken) in Steinstraßen umgewandelt. Durch die Eisenbahnen und den Waldwegbau ist nun auch ein ausgedehnter Holzhandel hervorgerufen, welchen in erster Linie Holzhandlungen von Heilbronn mit Langholz und stärkerem Sägholz betreiben, indem sie dasselbe auf der Eisenbahn zum Neckar bringen, dort meist zu Flößen vereinigen und an den Niederrhein verkaufen. Das auf den hiesigen mageren Böden besonders feinjährig, astrein und schlank erwachsende Fichtenholz wird auch zum Bau musikalischer Instrumente, zu Spaltholz aller Art, zu Weinbergspfählen und als Papierstoff verwendet, wogegen das Weißtannenholz wegen seiner größeren Schwere, unreinen Farbe, häufigeren Fäulnis und Kernschäligkeit weit weniger gesucht und geringer bezahlt wird.

Das Forchenholz, in hiesiger Gegend vorherrschend unschön von Wuchs, wirft nur geringe Mengen Sägholz ab.

Das buchene, fichtene und weißtannene Scheiterholz geht in ziemlichen Quantitäten an Stuttgarter Holzhandlungen ab, oder wird zum dortigen K. Holzgarten abgegeben, alles Stockholz dagegen im Boden verkauft an Leute, welche es roden, entweder zum eigenen Verbrauch oder zum Wiederverkauf an Ziegler, Bierbrauer, Köhler etc. Eichen- und Fichtengerbrinde wird alljährlich in mäßigen Quantitäten gewonnen.

Neben dem Nutz- und Brennholz ist die Waldstreu von Bedeutung und zwar vor allem das Nadelreisach, welches im hiesigen Bezirk von jeher in grünem Zustand aus dem Wald geführt, „gebäckt“ d. h. ausgeprügelt und allgemein als Unterstreu | für das Rindvieh verwendet wird zum Vortheil sowohl des Feldbaus auf allen Bodenarten, als des Viehs. Laub- und Moosstreu wird aus Privatwaldungen vielfach entnommen, in den Staats- und Körperschaftswaldungen dagegen nur ausnahmsweise begehrt, nachdem dort alle Streurechte gleich allen Weide- und Gräsereirechten seit 1875 abgelöst sind. Das Waldgras wird in ausgedehntem Maße meistens als Streu benützt. In größeren Privatwaldungen wird noch die Weide mit Rindvieh, dann und wann auch mit Schafen ausgeübt. Anbau von Haber zum Zweck der Aufforstung mittelst Fichtensaat kommt selten vor. Von Bedeutung für den Verdienst von Kindern und armen Leuten ist das Sammeln von Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren, deren Werth in den Waldungen des Bezirks jährlich wohl zu 5000 M. veranschlagt werden darf und welche mancher Familie 50 bis 80 M. in wenigen Wochen einbringen. Die eßbaren Schwämme, wie Pfifferling, Steinpilz, Reizker, Brätling, Habichtschwamm, Semmelpilz, Stoppelschwamm, Parasol, Kapuzinerpilz, Champignon, Morchel, welche in den hiesigen Waldungen in außerordentlichen Mengen vorkommen und für die ärmere Bevölkerung ein werthvolles Nahrungsmittel abgeben könnten, werden leider noch viel zu wenig gekannt und verspeist.

Die Harznutzung, welche in früherer Zeit stark betrieben wurde, obgleich sie nur geringe Einnahme gewährte, so z. B. in den Staatswaldungen des Reviers Hohenberg nur 44 fl. Jahrespachtzins, zeigt ihre schädlichen Spuren noch jetzt in alten Fichtenbeständen, ist aber nun überall, in den Staatswaldungen seit 1854, abgeschafft. Auch die früher auf großen Bauernhöfen mit dem Nebenzweck der Düngung betriebene Salinsiederei (Pottaschegewinnung) ist nun nahezu überall aufgegeben.

An schädlichen Einwirkungen auf den Wald ist der Spätfrost und der Schneedruck als ziemlich häufig zu bezeichnen; ein weit verbreiteter Schneedruck vom 8. November 1868 hat in den Stangenhölzern großen, noch lange sichtbaren Schaden gestiftet und die Lücken, die er verursachte, haben dem verheerenden Orkan vom 26. Oktober 1870 wesentlich vorgearbeitet, welcher im damaligen Umfang des Ellwanger Forstbezirks 449.000 Festmeter Holz, d. h. die 10fache Jahresnutzung in einer Nacht niederwarf und über 1200 Hektar Kulturfläche schuf.

Die abgebrochene und wirr durcheinander geworfene Holzmasse war so groß, daß zu deren Aufbereitung Hunderte von auswärtigen Arbeitern, auch Tiroler, angestellt werden mußten, | woneben in den Staatswaldungen Mönbach, Reviers Ellwangen, und Winterhalde, Reviers Schrezheim, auch 200 auf dem Ellwanger Schloß einkasernirte gefangene französische Soldaten verwendet wurden.

Die Zerrissenheit einer großen Zahl von Holzbeständen der Reviere Ellenberg, Ellwangen, Hohenberg und Schrezheim und das Überwiegen der Kulturflächen aus den 1870er Jahren wird noch lange das Andenken an jene außerordentliche Waldverwüstung wach erhalten.

Im Gefolge des eben erwähnten Schneedruck- und Windwurfschadens ist auch der Fichtenborkenkäfer B. typographus und der Tannenborkenkäfer B. curvidens mehrere Jahre hindurch in großer Zahl schädlich aufgetreten, aber durch eifriges Schälen der befallenen Stämme und Verbrennen der Rinde bewältigt worden. Dagegen ist der Fichtenrüsselkäfer H. pini[ER 1] ein ständiger und gefährlicher Feind unserer immer noch ausgedehnten Fichtenpflanzungen.

Forstdiebstähle und forstpolizeiliche Übertretungen, welche vor 1860 in Folge der Verdienstlosigkeit der Landbevölkerung und des mangelhaften Forstschutzes sehr zahlreich waren, haben von da an stetig an Zahl und Bedeutung abgenommen, wie die nachstehende Übersicht zeigt:

Forststraffälle.
     Jahrgang      Reviere
Dan-
kolts-
weiler
Ellen-
berg
Ell-
wan-
gen
Hohen-
berg
Schrez-
heimer-
Antheil
Detten-
roden
mit
Kapfen-
burger
Antheil
zu-
sam-
men
1850 292 215 147 594 218 590 2056
1860 330 199 234 221 182 215 1381
1870 103 127 017 072 123 178 0620
1880 Forstdiebstähle
im Ganzen
270 Forstpolizeil.
Übertretungen dsgl.
059 0329
Noch in den 1850er Jahren galt die Holzentwendung aus Staats- und Körperschaftswaldungen so wenig als entehrend, daß selbst wohlhabende Personen nächtlicher Weile werthvolles Holz „aus Ähnles Wald“, d. h. aus dem Herrschaftswald, | sich aneigneten, und daß die Bauernknechte beim Eintritt in einen neuen Dienst für 1 oder 2 Nächte des Jahrs das Fuhrwerk ihres Dienstherrn zum Holzstehlen und zum Verkauf namentlich nach Nördlingen, sog. „Nördlingfuhren“, sich ausbedangen. Dies ist nun gründlich anders geworden und Entwendungen von grünem Holz gehören gegenwärtig zu den seltenen Vorkommnissen. Die meisten Forstdiebstähle betreffen Gras und Streu, die meisten forstpolizeilichen Straffälle das Leseholzsammeln.


c) Viehzucht [3].

Die Pferdezucht soll in früherer Zeit im Ellwangenschen bedeutender gewesen und ein starker Stamm gezüchtet worden sein. Wie der Aufzucht das frühere Lehensystem, das die größeren Güter mit ihren Viehheiden geschlossen erhielt, günstig war, so gab es durch den weit und breit berühmten sog. kalten Markt, welcher in der Haupt- und Residenzstadt des Fürstenthums abgehalten wurde und von jeher in erster Linie Fohlenmarkt war, die erwünschte Verkaufsgelegenheit. Dieser Markt beginnt mit dem ersten Montag nach dem Erscheinungsfest und dauerte früher 4 Tage, wobei die 2 ersten Tage in der Art dem Roßmarkt gewidmet waren, daß vor dem Abend des zweiten Tages kein zu Markt gebrachtes Pferd die Stadt verlassen durfte.

Wie der Pferdestamm des Bezirks allmählich zurückgieng, indem er zu fein und die jungen Thiere zu schmal und hochbeinig wurden, so hat auch der Roßmarkt des kalten Markts, übrigens neben anderen Gründen, insbesondere durch Errichtung von Konkurrenzmärkten, wie des Stuttgarter Pferdemarktes, allmählich viel von seiner früheren Bedeutung verloren. Doch hat sich die Pferdezucht des Bezirks durch geeignetere Zuchtrichtung des Landbeschäler-Instituts, welches jetzt stärkere und besetztere Hengste auf die Ellwanger Beschälplatte liefert, neuerdings wieder gehoben, obgleich der frühere Stand, welcher neben der Beschälstation in der Stadt eine inzwischen abgegangene zweite Beschälstation im Bezirk zu Unterschneidheim seiner Zeit nöthig gemacht hatte, noch nicht wieder erreicht ist und bei der fortschreitenden Theilung und Zersplitterung der größeren Güter auch schwerlich mehr erreicht werden wird.

Nach einer dem Verfasser dieses Abschnitts vorliegenden amtlichen Übersicht über den Beschälbetrieb an der Beschälstation | Ellwangen während der Periode 1852 bis 1884, gehören die bis jetzt erreichten höchsten Zahlen der zugeführten Stuten mit 232 und 233 Stück den Jahren 1864 und 65 an. Von da gingen die Zahlen zurück bis auf 85 im Jahr 1869, um sich allmählig wieder zu heben: 1881 auf 211, 1882 auf 231, 1883 auf 206, 1884 auf 224 Stuten vom ganzen Bezirk, während früher ein großer Theil der Zuchtstuten der Juraterrasse und des Rieses auf die Station Unterschneidheim geschickt und dort gezählt worden war.

Die Viehzählung vom 10. Januar 1883 hat über Pferdehaltung und Pferdezucht des Bezirks folgende, mit dem Stand von 1873 in Vergleichung gesetzte Zahlen geliefert:

1883   1873
Fohlen unter 1 Jahr 167 Stück 86 Stück
Pferde 1 bis 2jährig 124      „ 91      „
Pferde 2 bis 3jährig 63      „ 41      „
Pferde 3jährig und älter   1355      „ 1497      „
Gesammtzahl       1709 Stück 1715 Stück
Unter den 1jährigen Fohlen sind 124 Stück im Jahr 1882 „im Hause geborene“ begriffen. Aus diesen Zahlen läßt sich Folgendes ableiten: während der Pferdestand von beiden Zählungen in der Gesammtzahl sich beinahe gleich steht, weist die Zählung von 1883 gegenüber derjenigen von 1873 an jungen Pferden bis zu 3 Jahren eine Zunahme von 136 und an älteren Pferden über 3 Jahren eine Abnahme von 142 aus. Dies bestätigt die notorische Thatsache, daß der Ellwanger Bauer die theure Pferdehaltung für Arbeitszwecke einschränkt, um sie durch die wohlfeilere Ochsenhaltung zu ersetzen, sowie daß er seine Pferdehaltung, soweit er dieselbe nicht abschaffen kann oder will, dadurch sich wohlfeiler zu machen sucht, daß er nach altem Brauch Zucht damit verbindet. Weiter ist aus der Zahl der 1882 im Haus geborenen Fohlen im Verhältnis zu der Zahl der Fohlen unter 1 Jahr überhaupt ersichtlich, daß die Zahl der aus Bayern, namentlich Altbayern, bezogenen abgesetzten Saugfohlen sich neuerdings vermindert hat, nachdem das Landbeschälerinstitut dem Begehren des bäuerlichen Pferdezüchters nach stärkeren Pferden, welches sich lange genug wie in der Benützung der benachbarten bayrischen Beschälplatten seitens der Grenzorte, so auch in dem beliebten Zukauf von bayrischen Arbeitspferden ausgesprochen, Rechnung getragen hat; endlich aus den reduzirten Zahlen der 1–3jährigen | Fohlen, daß immer noch im Ellwangenschen der alte Gebrauch besteht, von der erhaltenen Nachzucht den größeren Theil am kalten Markt 1 bis 3jährig zu verkaufen und nur von den Stutenfohlen zur Nachzucht der Zuchtstuten einen Theil zu behalten.

1

Der im Oberamtsbezirk einheimische Rindviehstamm ist in der Hauptsache und bei weitem überwiegend der Stamm der sog. Ellwanger Braunblässen, wenn man will ein Zweig des schwäbisch-hällischen Viehstammes, nur dunkler in der Farbe und, den natürlichen Verhältnissen des Bezirks entsprechend, rauher, ungeschlachter, primitiver. Wie in den Grenzorten des Bezirks gegen Nördlingen und Dinkelsbühl einerseits das Rieser Vieh, ein Mischstamm von allen möglichen namentlich auch ganz dunkeln Farben, und andererseits die Schecken und Tiger des Triesdorfer oder Ansbacher Stamms hereinspielen, so war früher deutlich ersichtlich, wie in den Grenzorten gegen die Oberamtsbezirke Aalen und Gaildorf, wo der gelbe Limpurger oder Leinthaler Viehstamm gezüchtet wird, dieser Stamm als der gewächsigere, geschlachtere, rundere, milchergiebigere, wenn auch kleinere, bis in die Stadt Ellwangen herein siegreich gegen die Ellwanger Braunblässen vorrückte, indem er das Zuchtvieh dieses Stammes theils ganz ersetzte, theils zu einer Kreuzung mitwirkte, aus welcher die hellfarbigeren gelbrothen Stücke, die sog. Woachten, hervorgiengen. Inzwischen kam auch im Ellwangenschen, der großen, demnächst durch das ganze Land gehenden Strömung folgend, das Streben auf, den einheimischen Viehstamm durch Kreuzung mit dem Simmenthaler Stamm in seinen Körperformen zu verbessern und schwerer zu machen. Dieses Bestreben war vom Schloßgut ausgegangen, das schon 1842 einen Stamm echten schwäbisch hällischen Viehs aufgestellt und Anfangs rein fortgezüchtet, später aber mit Simmenthaler Blut gekreuzt und damit einen einfärbigen braun- und braungelbblässigen Halbblutstamm von guten Körperformen und in den im Bezirk beliebten Farben gewonnen hatte; ihm folgte nun der landwirthschaftliche Verein, indem er damit anfieng, daß er in durch ihre Viehzucht renommirteren Landestheilen junge Farren in Kreuzungsprodukten durch sachverständige Mitglieder selbst ankaufte, um sie unter den Gemeindefarrenhaltern des Bezirks zur Versteigerung zu bringen, später aber, als da und dort Farrenmärkte errichtet wurden, den Farrenhaltern beim Besuch dieser Märkte in Langenau, Kirchheim unter Teck und Cannstatt durch berathende und materielle Beihülfe | an die Hand gieng. Endlich und erstmals im Jahr 1877 gieng er mit dem direkten Ankauf von Originalsimmenthalern in deren Heimat zu nachmaliger Versteigerung im Bezirk vor. Indem sich dieser direkte Ankauf später wiederholte, aber nur theilweise in den beliebten einfärbigen Stücken möglich war, kam allmählich die scheckige Farbe, die bis dahin wenig beliebt gewesen war, in den Bezirk, und da jetzt fast überall „Simmenthaler“ das Losungswort ist, wird der Viehstamm des Ellwanger Bezirks wie anderwärts demnächst das scheckige Kreuzungsprodukt der einheimischen Braunblässen mit Berner Schecken sein.

Über Rindviehhaltung und Zucht des Bezirks hat die Viehzählung vom 10. Januar 1883 folgende mit derjenigen von 1873 hier verglichene Zahlen geliefert:

1883 1873
Kälber bis 6 Wochen 881 Stück  
Desgl. von 6 Wochen bis 1/2 Jahr 2975 „      zus. 3573 Stück
38560Stück
Jungvieh 1/2 bis 2 Jahre alt 7042 „      7540 „     
Darunter zur Zucht benützte Bullen 79 St. 32 St.
Rindvieh 2 Jahr alt und älter:
Zuchtstiere 280 „      96 „     
Sonstige Stiere und Ochsen 6173 „      6888 „     
Kühe 10.517 „      10.151 „     
Gesammtzahl   27.8680Stück 28.2480Stück
Da oben bemerkt ist, daß im Ellwanger Bezirk Viehzucht und Futterbau auf Kosten des Getreidebaus sich immermehr ausdehne, so könnte es auffallend erscheinen, daß obige Gesammtzahlen mit einander verglichen für 1883 einen Abgang von 380 Stück nachweisen, während doch der 1882er Jahrgang ein extra reiches Futterjahr gewesen war. Allein einerseits ist die Differenz bei den großen Zahlen, um die es sich handelt, im Grund eine unbedeutende, und dann gilt wohl vom Ellwanger Bezirk speziell, was über den Rückgang der Stückzahl des Rindviehs | im ganzen Lande in den Erläuterungen zu dieser Viehzählung in den Württembergischen Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde Jahrgang 1883 Seite 374 mit Recht gesagt ist: „Die Abnahme der Rinderzahl muß wohl zunächst einer bedeutenden Erhöhung des durchschnittlichen Lebendgewichts der Thiere, theilweise aber auch dem Umstande zugeschrieben werden, daß manche Viehhalter mit der Zeit zu der Einsicht gelangt sind, daß es rationeller und nutzbringender ist, weniger Vieh gut, als viel Vieh kümmerlich zu halten. Thatsächlich wird unser Rindviehschlag durch die fortgesetzte Kreuzung mit Simmenthaler Farren immer schwerer, und die natürliche Folge ist, daß von den größeren schwereren Thieren nicht mehr die frühere Stückzahl ... gehalten werden kann.“ In der That ist in dieser Beziehung ein entschiedner Fortschritt zu verzeichnen auch vom Ellwanger Bezirk, wo der Bauer nach uraltem Gebrauch zum Theil heute noch nach der Zahl der von ihm gehaltenen Stücke Vieh taxirt und dadurch veranlaßt wird, oft mehr Vieh zu halten, als er nach dem ihm zu Gebot stehenden Futter halten sollte. Daß aber neuerdings sehr viel besser, wenn auch vielfach noch nicht genügend gefüttert wird, zeigen die Ellwanger Viehmärkte. Zwar hat die Fütterung des Biertrebers, der früher durchaus von den Bräuern selbst verfüttert wurde, seitdem er käuflich ist (ungefähr 25 Jahre), auch bei dem Ellwanger Bauer in der Nähe der Brauereien Eingang gefunden, dagegen werden andere überall und in jedem Quantum käufliche konzentrierte Futtermittel noch wenig zugekauft, auch Getreide nur ausnahmsweise gefüttert.

1

Um die Zahlen der 1883er und 1873er Viehzählung im Einzelnen zu vergleichen, so dürfte der 1883er Zuwachs an Kälbern auf das vorausgegangene reiche Futterjahr, der Zuwachs an älteren und jüngeren Zuchtstieren auf die Spekulation mit nachgezogenen Stücken Simmenthaler Bluts und derjenige an Kühen auf die fortschreitende Ausdehnung der Kuhhaltung überhaupt, namentlich aber auch in den Kreisen der kleinen Leute, zurückzuführen sein, wogegen die zurückgegangenen Zahlen bei den Ochsen, Stieren und dem Jungvieh überhaupt theils aus dem Umstand zu erklären sein dürften, daß man die Ochsen, die vermöge Abstammung und besserer Fütterung jetzt auch gewächsiger sind, nicht mehr so alt werden läßt, wie früher, (wie auch die Metzger und Händler den jüngeren Stücken neuerdings entschieden den Vorzug geben), theils daraus, daß im Winter 1882/83 | manches besser verkäufliche Stück Jungvieh, lediglich um Geld zu erhalten, verkauft wurde, da der Bauer seine schwerverkäufliche, weil nicht konkurrenzfähige 1882er Getreideernte ja kaum an den Mann bringen konnte.

Von großer Wichtigkeit für Viehzucht und Viehabsatz, überhaupt Viehverkehr sind die Ellwanger Viehmärkte, die früher von geringerer Zahl theils an gewisse Zeiten, wie der kalte Markt, der sog. Grasmarkt, und die beiden Fastenmärkte, theils an die Gedenktage von im Fürstenthum besonders hochgehaltenen Heiligen (Veits- Lorenzi- und Michelimarkt) sich anschloßen, neuerdings aber – freilich in nicht ganz regelmäßiger Vertheilung – Monatsmärkte geworden sind. Diese Ellwanger Viehmärkte hießen früher Ochsenmärkte, was sie in der That auch waren, da außer Ochsen nur Stiere, nicht aber auch anderes Schmal- und Kuhvieh zu Markt kam. (Überhaupt wurden Kühe in früherer Zeit sehr viel weniger gehalten als jetzt.) Dies gründet sich darauf, daß von alten Zeiten her, wie dies schon Sebastian Münster andeutet, indem er unter dem Vieh des Virngrundes speziell die Ochsen hervorhebt, eine Spezialität der Ellwanger Viehzucht die Nachzucht von starken Ochsen war, von vorzüglich leistungsfähigen harten Fuhrochsen, im leibigen Zustand aber auch von Einstellochsen namentlich für die Bierbrauer, die früher aus weitem Umkreis besonders am kalten Markt ihre Einstellochsen für die Mastung in Ellwangen sich holten. Indem so die alten Ochsen das Schlußglied in der Kette bildeten, mußte diesem die Einstellung der Stierkälber, der Ankauf jüngerer und älterer Stiere, welche der Ellwanger Bauer so zeitig als möglich zur Arbeit angewöhnt um dadurch die Kosten ihrer Erhaltung zu ermäßigen, vorausgehen, was alles die Ellwanger Märkte vermittelten. Jetzt sind diese Märkte Viehmärkte im vollen Sinn des Wortes geworden, indem eben so viel Kühe und Kalbeln, als Ochsen und Stiere zu Markt kommen. Wie die Ellwanger Viehmärkte nicht bloß aus dem Oberamtsbezirk, sondern auch weiter her aus dem Württembergischen und Bayerischen befahren werden, so sind die Hauptkäufer jüdische Handelsleute, welche, der großen Bewegung des Viehverkehrs von Osten nach Westen folgend, das in Ellwangen gekaufte Vieh hauptsächlich in die Rheingegend bringen, das fette in die großen rheinischen Städte von Straßburg bis Köln oder auch Brüssel (der frühere Vertrieb der hochfetten Ochsen nach London, der mittelfetten nach Paris hat neuerdings aufgehört). Kühe und Schmalvieh, soweit sie sich nicht zum Schlachten eignen, in bäuerliche Kreise der genannten Gegend. Übrigens werden diese weiblichen Thiere nicht sowohl als Zuchtvieh denn als Nutzvieh mit dem Absehen auf die Schlachtbank gekauft, wie denn ein großer Theil der zu Markt gebrachten Kälberkühe – dem großen Verkehrsstrom entgegen – nach München geht, wo sie die sogenannten Milchleute kaufen, welche sie mit dem Biertreber der großen Brauereien füttern, abmelken und mittlerweile fett machen, um sie abgemolken zur Schlachtbank zu verkaufen.

Da das Vieh hier zu Land noch weniger Simmenthaler Blut enthält, als dies in vielen anderen Gegenden der Fall ist, so macht es ein feinfaseriges Fleisch und ist besonders in den hellfarbigen Stücken bei Händlern und Metzgern sehr beliebt. Und so kommt dieses Vieh im | großen Ganzen mehr als Schlacht- denn als Milchvieh in Betracht. Sein Milchertrag ist ein mäßiger, dagegen die Qualität seiner Milch eine gute und rahmreiche. Was nicht im eigenen Haushalt davon verzehrt wird, wird in Butter verwandelt und kommt als solche oder als Schmalz zum Verkauf, in letzterer Form durch einzelne Händler auch zum Export per Bahn, oder wird es zum Käser getragen. Die erste Käserei im Bezirk auf dem Schloß wurde in den 1830er Jahren von einem Schweizer eingerichtet, jetzt gibt es Käsereien in 15 Orten des Bezirks, nämlich in Ellwangen, Dalkingen, Neuler, Nordhausen, Pfahlheim, Hahlheim, Rindelbach, Röhlingen, Thannhausen, Unterschneidheim, Walxheim, Westhausen, Westerhofen, Zipplingen, Zöbingen, wovon in Röhlingen und Westhausen je 2, in Pfahlheim, Thannhausen und Zöbingen je 3 bestehen; die meisten sind in der Hand des Fabrikanten Mächler, eines Schweizers, der auf 6 Plätzen käst, die Milch aber auch theilweise in Nachbarorten sammelt. Gemacht werden fast nur Backsteinkäse und nur von genanntem Fabrikanten auch halbfette sog. Schweizerkäse. Wie diese Käsereien lauter Unternehmungen Einzelner sind und nach dem alten Stil betrieben werden, so haben sich genossenschaftliche Unternehmungen zu Molkereizwecken bis jetzt noch nicht gebildet; dagegen hat Gutsbesitzer Ladenburger in Zöbingen eine Molkereieinrichtung neuesten Stils mit Dampfmaschine und Separator zur Süßbutter- und Backsteinkäsbereitung hergestellt.

Bedeutungsvoll für den Viehverkehr der Gegend wurde die im Sommer 1861 auf dem Schloß aufgestellte große, auch zum Abwägen von Vieh dienliche fahrbare Brückenwage, sogenannte Bodenwage. Bis dahin war das ganze Viehgeschäft in Ein- und Verkauf lediglich auf Okularschätzung basirt gewesen, und weit und breit gab es weder eine eigentliche Vieh-, noch – außer in Wasseralfingen – irgend eine andere, zum Abwägen von lebendem Vieh zu benützende große Brückenwage. Indem die Stadt Ellwangen im weiteren Verlauf der Jahre ebenfalls eine solche Wage anschaffte, erhielt der Viehhandel der Gegend durch diese Gelegenheiten zu Ermittlung des wirklichen lebenden Gewichts eine neue sicherere Grundlage, die namenlich dem in der Okularschätzung weniger geübten bäuerlichen Theil von großem Nutzen wurde, für beide Theile aber namentlich das Fettviehgeschäft ungemein erleichterte. Wie der Fettviehverkauf nach lebendem Gewicht vom Schloßgut ausgieng und sich allmählich in die weitesten Kreise verbreitete, waren auch die Marktberichte in den öffentlichen Blättern über die Ellwanger Viehmärkte in Württemberg vielleicht die ersten, die die für Ein- und Verkauf eigentlich allein werthvollen Notizen in den exakten Zahlen der pro Ctr. lebend Gewicht erzielten Erlöse zum allgemeinen Besten brachten, was inzwischen auch anderwärts Nachahmung gefunden hat.

Die Gesammtzahl der Schafe im Bezirk, welche nach der Viehzählung vom 10. Januar 1873 zu 17.747 Stück angegeben war, ist nach derjenigen vom 10. Januar 1883 zu 19.231 Stück angegeben und würde also einen Zuwachs von 1484 Stück aufweisen; allein diese Zahlen eignen sich weder zur Vergleichung mit einander, noch geben sie ein genaues Bild von der Zahl der Schafe, die im Bezirk gehalten werden. In ersterer | Beziehung kommt nämlich in Betracht, daß (zu vergl. Württ. Jahrbücher Jahrg. 1883 S. 339) bei der Zählung von 1883 Schafheerden unter allen Umständen in der Gemeinde zu zählen waren, wo sie sich auf (Winter-) Weide oder in Fütterung, wenn auch nur vorübergehend, befanden, während bei der Aufnahme von 1873 die Schafe nicht am Ort der Überwinterung, sondern am Wohnort des Eigenthümers gezählt wurden. Sofern nun in den Schafhäusern des Bezirks, sowie in anderen gerade disponiblen Schafställen öfters Schafheerden gewintert werden, deren Eigenthümer außerhalb des Bezirks wohnt, so wurden solche Herden 1883 im Bezirk gezählt, während sie 1873 nicht gezählt worden sind. Auf der andern Seite decken sich aber auch die auf den Sommerweiden des Bezirks gehaltenen Schafe nicht mit denjenigen, die im Bezirk gewintert werden, einerseits da die Unterländer Schäfer ihre Heerden entweder schon im Nachsommer oder auf Martini ins Unterland gehen lassen, andererseits aber auch Schafhalter hiesiger Gegend, wenn auch nicht gerade Ellwanger Bezirks, Schafe im Bezirk wintern, welche in einem anderen Bezirk auf der Sommerweide gelaufen sind, oder auch Schafhalter hiesigen Bezirks namentlich Hammelhaufen, welche über Sommer im Bezirk laufen, in das mildere Unterland oder die Rheingegend auf die Winterweide schicken. Und so gibt die Zählung vom 10. Januar 1883 bloß die Zahl der im Winter 1882–83 gewinterten Stücke, aber auch diese nicht vollständig, da sich der Schafstand absolut, wie für das ganze Land, so auch für den Ellwanger Bezirk ungleich viel höher stellen würde, wenn nicht die Zählung gerade am 10. Januar stattfände, welcher Tag mitten in die landüblich, von Weihnachten bis Lichtmeß dauernde Winterlammung fällt. Überhaupt ist der Stand der Schäfereien in den jeweiligen Bestandzahlen nicht bloß, sondern im Bestand selbst bekanntlich etwas sehr Wechselndes, da außer allenfalls der Schweinehaltung keine andere Nutzviehhaltung so leicht angefangen oder auch wieder aufgegeben werden kann, als die Schäferei, wozu bei gewissen Formen des Betriebs ja nichts erforderlich ist, als das zu der Anschaffung einer Schafheerde nöthige Kapital. Übrigens ist die Zahl der 1882 auf 83 im Bezirk Ellwangen gewinterten Schafe mit 19.231 Stück eine der höchsten der Bezirke des Jagstkreises, wie des ganzen Landes.

1

Was den im Bezirk einheimischen d. h. gezüchteten Schafstamm betrifft, so ist dies allerdings, wie die letzte Zählung | angibt, der Stamm rauherer und feinerer Bastarde des württembergischen Landesstamms, allein da auch zugekaufte Hämmel im Bezirk gehalten werden, welche aus dem württembergischen und bayrischen Franken stammen, so sind darunter auch allerlei weniger veredelte, in Körperbau und Haaren gröbere fränkische Stämme begriffen.

Da es wohl keine größere Markung des Bezirks geben wird, auf welcher über Sommer nicht Schafe laufen, so ist die Schafhaltung im Bezirk verhältnismäßig eine starke und der Verkehr in Schafen ein nicht unbedeutender. War dieser Verkehr früher fast ausschließlich durch auswärtige Märkte, namentlich diejenigen von Nördlingen und Heidenheim, vermittelt worden, so hat der Ellwanger Bezirk seit neuerer Zeit in der Oberamtsstadt seine eigenen 2 Schafmärkte mittlerer Bedeutung, welche auch von benachbarten Bezirken befahren werden. Wie dem Viehverkehr hiedurch gedient ist, so ist durch den vor ca. 20 Jahren in Ellwangen errichteten Wollmarkt der Absatz der produzirten Wolle erleichtert. Da es namentlich vor der Zeit der Eisenbahnen zu weit war, die älteren Wollmärkte von Kirchheim, Ulm oder Heilbronn zu beschicken, so war der Ellwanger Wollproduzent jeweilen in einer üblen Lage, wenn er seine Wolle verkaufen wollte: da der Verkauf durch hausirende Händler im Haus geschah, so bildete sich kein richtiger Marktpreis, was regelmäßig nur dem Käufer zu statten kam.

Da im Ellwanger Bezirk auch bei den Schafen Zuchtviehverkauf selten statt findet, so ist die Grundlage des ganzen Schafgeschäfts der Absatz von Fettvieh, insbesondere fetter Hämmel nach Paris, den größtentheils Hammelhändler vermitteln, hie und da aber auch größere Hammelhalter selbst und auf eigene Faust unternehmen. Dieser Absatz nach Paris ist um so werthvoller, als der Verkauf von Schafvieh an einheimische Metzger ungefähr die Hälfte des Erlöses von Pariserwaare bedeutet.

Wenn die Gesammtzahl der Schweine 1883 zu 5713 und 1873 zu 4366 angegeben ist, so ist damit eine Zunahme von 1347 Stück nachgewiesen. Diese erhebliche Zunahme wäre erfreulicher, wenn sie nicht ohne Zweifel darin ihren Grund hätte, daß es bei der Zählung am 10. Januar 1883 von der 1882er Getreide- und Hülsenfruchternte eine Menge unverkäufliches, bloß durch Viehfütterung verwerthbares Material an ausgewachsenen und sonst verdorbenen Körnern gab. Übrigens dürfte sich diese Zunahme mehr auf die unter 1 Jahr alten, als | Milch- und Läuferschweine eingestellten Stücke (4589) und sonstigen Schweine (854), als auf die Zuchtthiere: Eber (16) und Mutterschweine (254) beziehen, nicht gerade zum Lob der Ellwanger Schweinezucht, da aus den Ziffern der Zuchtthiere ersichtlich ist, daß der Schweinebedarf des Bezirks durch die eigene Zucht nicht gedeckt wird. In der That wird ein großer Theil der eingestellten Milchschweine aus den Nachbarbezirken Crailsheim und Hall eingeführt und die Läufer meist von bayrischen Händlern zugetrieben. Während so einerseits schwäbischhällische Schweine, theils in Reinzucht, theils in Kreuzungsprodukten mit englischen Schweinen, und andererseits bayrische, wovon die hellfarbigen Straubinger die beliebtesten sind, in den Bezirk zum Füttern eingeführt werden, so dienen dieselben Stämme meist zur Kreuzung mit englischen und halbenglischen Stücken auch zur Zucht. Auf die Weide werden die Schweine im Ellwanger Bezirk nirgends mehr getrieben.

Der Zuwachs von 137 Stück in der Zahl der Ziegen und Ziegenböcke incl. Ziegenlämmer der letzten Viehzählung mit 585 gegenüber der vorletzten mit 448 dürfte eher einen erfreulichen Fortschritt in der Hebung des Wohlstandes der kleineren und kleinsten Leute, welche sich hier zu Land in erster Linie mit dieser Zucht und Haltung befassen, als den schlimmen Rückschritt von der Kuh- zur Gaisenhaltung bedeuten. Die Gaisen werden meist auf dem Stalle gehalten oder einzeln, aber nie in Heerden gehütet, womit die mit dieser Ziegenhaltung öfters verbundenen bekannten Nachtheile für den Ellwanger Bezirk wegfallen.

Eine bedeutende Verminderung der Zahl der Bienenstöcke weist die Vergleichung der 1883er Zahlen in der Gesammtzahl von 1406, worunter mit beweglichen Waben 195, und der 1873er Zahlen mit der Gesammtzahl von 2245 und beziehungsweise 267 nach. Allein es wäre nicht richtig, dies auf vermindertes Interesse für Bienenzucht zurückzuführen: der Grund der Abnahme war der so ungünstige regnerische Jahrgang 1882, welcher fast dem ganzen Lande eine prozentisch ungefähr ebenso starke Abnahme wie dem Ellwanger Bezirk gebracht hat. „Bald arm, bald reich“, ist das bekannte Trostwort der Bienenzüchter, und so ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß auch im Ellwanger Bezirk bei seinen der Bienenzucht nicht ungünstigen Verhältnissen der frühere Stand bald wieder erreicht sein werde.

| Was das Geflügel betrifft, so sind die Zahlen für die Gänse 1883 mit 3645 gegen 3539 in 1873 und die der Enten mit 999 und beziehungsweise 841 beinahe gleich geblieben. Dagegen hat sich wie anderwärts die Zahl der Hühner mit 34.398 gegen 26.821 um nicht weniger als 7577 Stück gehoben. Der Grund wird der schon bei der Schweinehaltung angegebene sein, nämlich ein von der 1882er Ernte herrührendes unverkäufliches Körnermaterial.

1

Fassen wir zum Schluß die landwirthschaftlichen Zustände des Ellwanger Oberamtsbezirks nach dem Stand von 1884 in ein übersichtliches Bild zusammen, so ergibt sich, daß dieser Bezirk bei mäßiger Vertheilung von Grund und Boden in den 2 Landschaften, welche seinen Bestand bilden, ein wohlangebauter Komplex ist mit vorwiegendem Getreidebau in der waldarmen Juraterrasse und vorherrschendem Grasbau in den wasser- und waldreichen Ellwanger Bergen. Indem sich der Ackerbau hier und dort nach alter Art mit einer nur kleinen Zahl der gebräuchlichsten Kulturgewächse befaßt, hat er im Bau von Handelspflanzen fast nur im Hopfen auf Ellwanger Stadtmarkung einen einigermaßen erheblichen Anlauf genommen. Da in den meisten Gemeinden das Feld dreifeldrig gebaut wird, so ist das Bedürfnis der Markungsregulirung, insbesondere der Feldweganlagen, noch wenig empfunden; dagegen regt sich da und dort das Bestreben, die Zahl der Parzellen zu vermindern und den Grundbesitz zu größeren Stücken zu arrondiren. In dieser Beziehung ist namentlich der dermalige Schloßgutspächter, indem er seinen zur Arrondirung des Schloßguts dienenden Grundbesitz von etwas über 14 Hektar (ca. 46 württ. Mrg.) in Zeit von 25 Jahren aus früheren 46 Parzellen in einen, wenn auch nicht arrondirten, so doch zusammenhängenden Komplex zusammengekauft hat, mit gutem Beispiel vorangegangen, welchem verschiedene, namentlich größere Landwirthe, insbesondere Ladenburger von Schwabsberg, nachgefolgt sind. Wenn auch für bedeutendere Grundverbesserungen, wie Fluß- und Bachkorrektionen, Drainirungen, Wässerungseinrichtungen, bis jetzt wenig geschehen ist, so hat sich doch der Ackerbau durch bessere Beetanlage und Beetrichtung, durch Vertiefung der Ackerkrume, und der Futterbau, abgesehen von dem schon früher eingeführten Klee- und Runkelrübenbau, namentlich durch Einführung der Kleegrassaaten zu Futterfeldern und Wiesenanlagen wesentlich gehoben. | Eine Zierde der Ellwanger Landwirthschaft sind ihre zahlreichen und in noch weiterer Vermehrung begriffenen gutgepflegten Wiesen. Indem der Ellwanger Bauer bezüglich der Düngung und Fütterung in der Hauptsache an die alten Düng- und Futtermittel sich hält, bewegen sich die Erträge seines Bodens im besten Fall in mittlerem Rahmen, und hohe und höchste Erträge sind noch nicht erreicht. Die zurückgegangene Pferdezucht hebt sich unter dem günstigen Einfluß besseren Zuchtmaterials. In entschiedenem Aufschwung ist die Rindviehzucht begriffen, die durch Einführung von sog. Simmenthaler Blut (Berner Schecken) in die einheimischen Viehstämme bessere Körperformen und schwereres Gewicht, durch bessere Fütterung auch bessere Gewächsigkeit erzielt hat, wenn auch von konzentrirten Futtermitteln für die Viehzucht noch fast eben so wenig Gebrauch gemacht wird, wie von konzentrirten Düngemitteln für den Feldbau. Auch die Schafzucht ist im Fortschritt begriffen, indem dieselbe innerhalb des erprobten württembergischen Bastardstammes den schwereren dichtbewollten, mastungsfähigen, zum Export nach Frankreich vorzüglich geeigneten Rauhbastard anstrebt. Die Schweinezucht in passenden Kreuzungen mit englischem und halbenglischem Blut dehnt sich aus und die Ausfuhr in benachbarte Bezirke wird demnächst die bisher weit überwiegende Einfuhr decken. Die Bienenzucht wird sicher wieder auf ihre frühere Höhe sich heben, dagegen wird die Geflügelzucht ohne Zweifel zurückgehen, wenn das einheimische Getreide wieder konkurrenzfähiger werden wird. Der Weinbau, der in früheren Zeiten im mildesten Theil des Bezirks, an den geschütztesten südlichen Halden des Bühlerthals, hart an der Grenze des Gaildorfer Bezirks, bestand, wird nicht wieder versucht werden, dagegen steht dem Obstbau eine Zukunft bevor, falls derselbe in den richtigen Sorten auf die geeigneten höheren Lagen beschränkt und besser als bisher gepflegt wird.


d) Jagd und Fischerei[4].
Die Verhältnisse des hiesigen Bezirks sind im Allgemeinen als für die Jagd ungünstig zu bezeichnen. Neben dem rauhen Klima beeinträchtigt schon der im Bezirk stark vertretene arme Sandboden das Gedeihen des Wildes, und die hier weit vorherrschenden | Nadelwaldungen sind dem Reh und Hasen weniger zusagend als Laubwaldungen, begünstigen dagegen die Vermehrung der räuberischen Füchse. Sodann hat die Zersplitterung der Gemeinden in viele Theilgemeinden und Einödhöfe von über 50 Morgen (15,7 ha) zusammenhängender Grundfläche eine allzugroße Vermehrung der Jagdbezirke zur Folge und diese haben eine übermäßige Zahl von Jagdliebhabern herangebildet, welche einerseits schwer zu beaufsichtigen sind, andererseits mit der größten Zähigkeit in der Vertilgung des Wildes wetteifern.

Wenn gleichwohl im hiesigen Bezirk die Jagd noch eine gewisse Rolle spielt, so ist dies lediglich den größeren Waldkomplexen der hierhergehörigen 5 bis 6 Staatsreviere, des Fürstlich Oettingen-Wallerstein’schen Reviers Baldern und des Spitals Dinkelsbühl bei Wörth zu verdanken. Die Gemeindejagden leiden wesentlich unter der die Regel bildenden nur dreijährigen Pachtdauer.

Nachdem das Hochwild und Schwarzwild schon seit mehr als 40 Jahren ausgerottet ist – im Jahre 1871 wurden im Bezirk 6 wahrscheinlich aus dem Elsaß versprengte Wildschweine erlegt – besteht der Wildstand in der Hauptsache nur aus Rehen, Hasen und Füchsen. Dächse, Stein- und Edelmarder kommen selten vor, Iltisse und Fischotter, durch die zahlreichen Fischweiher angezogen, etwas häufiger. Rebhühner waren noch vor 20 Jahren überall zahlreich anzutreffen, sind aber jetzt in der westlichen Hälfte des Bezirks – wohl in Folge des Überhandnehmens der Raubvögel, der Raben und Dohlen, mit deren Vertilgung sich Niemand mehr befassen will, nur noch in sehr mäßiger Zahl zu finden, in der Osthälfte des Bezirks, wo größere Jagdbezirke zusammengepachtet sind, etwas häufiger. Die Wachtel brütet bei uns in geringer Zahl und wird spärlich erlegt. Schnepfen erscheinen mit jedem Jahr weniger. Die Zahl des im Bezirk erlegten Wildes mag im Durchschnitt der letzten 10 Jahre betragen: 150 Rehböcke, 50 Rehgeisen, 600 Hasen, 150 Füchse, 400 Rebhühner, 30 Wachteln, 50 Wildenten 25 Schnepfen, 7 Fischotter, 15 Iltisse, 5 Edelmarder, 2 Dächse.

In den Schultheißereien Lippach und Zöbingen, sowie Baldern des Bezirks Neresheim befindet sich ein über 100 ha haltender Wildpark des Fürsten von Oettingen-Wallerstein, in welchem derzeit etwa 70 Stück Damwild und abgesondert etwa ebensoviele Rehe gehalten werden.

| Der Oberamtsbezirk Ellwangen enthält nach neuesten Erhebungen 354 ha Gewässer, wovon 191 ha im Gebiet des Keupers, 163 in dem des schwarzen und braunen Jura liegen, und gehört damit zu den wasserreichsten des Landes. Demgemäß ist auch die Fischerei von Belang, insbesondere die Karpfenzucht in den außerordentlich zahlreichen Weihern, welche meistens als Schwellweiher für Säg- und Mahlmühlen und nebenbei zur Schilfstreugewinnung dienen. Die Schultheißereien Wörth mit 47 ha, Ellenberg mit 36 ha, Schrezheim mit 31 ha, Rosenberg mit 27 und Stödtlen mit 23 ha Wasserfläche stehen oben an. Der Betrieb dieser Karpfenweiher ist derart eingerichtet, daß im Februar auf jedem Hektar Wasserfläche 3 zur Nachzucht bestimmte alte Fische, sog. Schlagkarpfen, worunter 2 weibliche, eingesetzt werden in Gesellschaft von ca. 200 Stück 3/4jährigen sog. Zangen. Erstere erziehen mehrere Tausend Stück Nachkommenschaft, letztere wachsen bis zum Herbst zu sog. Setzlingen heran, 11/4jährigen Karpfen von ca. 1/4 Pfd. Gewicht. In einem zweiten Weiher werden im Februar per ha 80 bis 100 Stück der nun 13/4jährigen Setzlinge eingebracht, welche im November desselben Jahrs als 1 bis 11/2 auch 2 Pfd. schwere Fische um 50 bis 55 M. per Centner verkauft werden. Über den Winter kommen Schlagkarpfen, Zangen und Setzlinge zusammen in kleine Quellwasserweiher, welche nicht zufrieren, sog. Winterungen. Nur in großen Weihern, wie in dem 8,7 ha haltenden Auweiher bei Wörth, der nur alle zwei Jahre abgelassen wird, werden alle Altersklassen zumal gehalten und auch einige Hechte nachgezogen.

Daß die Fischzucht in früheren Zeiten in viel größerer Ausdehnung betrieben wurde, beweisen die aller Orten sichtbaren abgelassenen, nun als Wiesen benützten Weiher, deren Fläche kaum kleiner sein wird als die der noch bestehenden.

In der Jagst und ihren Nebenbächen, der Sechta, der Rechenberger Roth und der Rennecker Roth, sowie in der Bühler, welche dem Kocher, und in der Schneidheimer Sechta und der Wörther Roth, welche der Wörnitz zufließen, finden sich, jedoch überall in bescheidener Zahl: Hechte, Karpfen, Barsche, Schleihen, Aale, Gräßlinge, Rothaugen, Nasen; in der Jagst als Seltenheit die Treische, in den Quellbächen die Forellen. Letztere, sowie Aale und Lachsforellen werden in kleinen Brutanstalten bei Lauchheim, Hohenberg und Ellwangen aus fernher bezogenen Eiern mit merklichem Erfolg gezüchtet.

| Zum Zweck der Pachtung größerer Strecken der Jagst und deren schonlicher Behandlung hat sich neuestens ein Verein von Fischereiliebhabern in Ellwangen gebildet, welcher mit dem in Crailsheim bestehenden gleichartigen Verein in Verbindung steht.

Der Fischfang wird theils mit der Legangel, theils mit dem Hamen, neuerdings auch mit einem Schleppnetz betrieben. Die Aale werden außer mit der Legangel in 11/2 Meter langen aus Weiden geflochtenen Reusen in ziemlicher Menge gefangen, doch bilden Barsche die Hauptbeute. Das Fischwasser der Jagst ist leider in viele Pachtloose zwischen der Staatsfinanzverwaltung und einzelnen fischereiberechtigten Müllern und Gemeinden getheilt. Eine Stunde Wegs mag durchschnittlich 25 M. abwerfen. In den trägfließenden Seitenbächen der Jagst bildet der Fang der vielen Edelkrebse die Hauptnutzung. Die schonliche Behandlung der Krebswasser besteht darin, daß bei dem nicht vor Ende Juli vor sich gehenden Fang auf kleinen mit Fleischköder versehenen Gärnchen alle gefangenen weiblichen Krebse, die sog. Docken, dem Wasser wieder zurückgegeben werden. Die Krebse werden zu 12–18 Pf. per Stück weithin versendet. Die im Besitz der Staatsforstverwaltung stehende Wirthschaft im Häsle bei Ellenberg steht im Ruf, die schönsten Edelkrebse zu haben, außerdem gelten der Schlierbach bei Röhlingen, der Frankenbach bei Schleifhäusle und die Rennecker Roth als die besten Krebswasser.


B. Kunst, Gewerbefleiß und Handel.

Der Bezirk ist ein überwiegend Landwirthschaft treibender, größere Fabrikationsanstalten sind daher nicht vorhanden; auch der Handels- und Gewerbebetrieb beschränkt sich im Allgemeinen auf Befriedigung der Bedürfnisse vorzugsweise der ländlichen Bevölkerung.


1. Fabrikations-Anstalten:

a) Die Blech- und Spielwaarenfabrik von Ludwig Lutz in Ellwangen mit großem Export nach Frankreich, Spanien, der Schweiz, Rußland und Belgien;

b) die Käsefabrik von Meinrad Mächler in Ellwangen,

c) die mit Dampfbetrieb verbundene Käserei und Molkerei von Anton Ladenburger in Zöbingen;

d) die Goldleistenfabrik von Karl Blümle in Ellwangen;

| e) die Pergamentpapier- und Hülsenfabrik von Karl Brandegger in Ellwangen;

f) die Hadernfabrik von Ballenberger und Neuhaus in Ellwangen;

g) die Gasanstalt von Theodor Bender in Ellwangen;

h) die Sacktuch- (Rupfentuch) Fabrikation von Josef Forner in Thannhausen;

i) das Getreidegeschäft des Josef Neumaier in Ellwangen;

k) die Schuhwaaren- und Schäftefabrik von Gebrüder Textor in Ellwangen.

Eine Dampfsägmühle in Lauchheim sowie die Glasfabrik in Rosenberg sind zur Zeit nicht im Betriebe.

An Wassermühlen zählt man:

Getreidemahlmühlen 49 Ölmühlen 1
Sägmühlen 56   Hammerschmiden 1
Gipsmühlen 06 Salinsiedereien 3
Haberstampfen 05

mit 211 Gängen, 84 Arbeitern und 391 Pferdekräften.

In dem Bezirke sind 12 Ziegeleien und Kalkbrennereien, 1 Kienrußbrennerei.

Mit den Bierbrauereien sind Branntweinbrennereien verbunden und sie finden ihren Absatz meist im Bezirke; es werden jedoch in neuerer Zeit vielfach fremde Biere eingeführt.

Die früher in Unterschneidheim blühende Hausindustrie, welche sich mit dem Verarbeiten von Abwerg und Hanf zu Rupfen- und Packtuch befaßte, hat seit längerer Zeit aufgehört.

Ferner sind im Bezirk 2 Dampfkessel und zwar 1 Lokomobile zu einer Dreschmaschine sowie 1 Siedröhrkessel zum Betriebe der Käserei und Molkerei (s. oben lit. c.) aufgestellt.


2. Mechanische Künstler und Handwerker:
Art des Gewerbes In der Stadt Auf dem Lande
Meister Geh. Meister Geh.
Bäcker 16 17 54 5
Bankiers 2 1
Barbiere 3 3 7
Blumenmacherei 1
Brechenmacher 1
Buchbinder 6 3 3
Buchdruckerei 2 3
|
Bürstenbinder 2 1 4
Cigarrenmacher 1
Drechsler 2 2 7
Färber 2
Flaschner 7 6 2
Gärtner 2 3
Gerber 6 7 3 3
Gipser 3 6
Glaser 4 3 15 2
Glockengießer 1 1
Goldarbeiter 2 1
Gürtler 1 1
Hafner 3 3 5
Harzbereiter 1
Hostienmacher 1
Hutmacher 2 2
Jochmacher 1
Kaminfeger 1 1 1
Kleemeister 1 1
Korbmacher 1 2
Küfer und Kübler 5 2 54 5
Kupferschmiede 2 1
Kürschner 2 1 1
Leistschneider 1 2
Lithograph 1 1
Leineweber 1 175 1
Maler und Vergolder 6 3
Maurer 5 (25) 35 78 41
Mechaniker 1
Messerschmiede 2 1
Metalldrucker 1
Metzger 11 8 50 3
Mühlenmacher 2 1
Müller 3 66 42
Musiker 10
Nadler
Nagelschmiede 1 3 3
|
Nähterinnen 14 26
Orgelbauer 2
Pflästerer 2 1
Potaschensieder 29
Putzmacherinnen 5
Rechenmacher 2
Sargenmacher 1
Sattler 5 3 11
Schäfer 20
Schiffer 1
Schlosser 6 3 11 4
Schmiede und Hufschmiede 5 5 92 26
Schneider 19 10 90 17
Schreiner 15 10 89 29
Schuster 33 15 234 44
Seifensieder 1
Seiler 3 4 3
Steinhauer 2 5
Tapezier 1 1
Uhrmacher 4 1 3
Wachszieher 3 3
Waffenschmiede 2
Wagner 6 3 59 16
Wurster 2 4
Ziegler 2 8 18 21
Zimmerleute 6 12 65 29
Zimmermaler
Zuckerbäcker 6 6
Im Ganzen 265 208 1298 291
Im Bezirke Meister 1563     
Im Bezirke Gehilfen 499     
Zusammen 2062     


3. Handelsgewerbe.
Kaufleute mit offenen Verkaufsstellen mit 12 Gehilfen       34
Krämer, Klein- und Viktualienhändler 112
     dazu Stadt 26
| |
Hausirer 300
Holzhändler 17
Fruchthändler 2
Viehhändler 12
Weinhändler 3
Landfuhrleute 6
 Der Bezirk zählt ferner:
Apotheken 2
Buchdruckereien 2
Wirthschaften 323
 und zwar: Bierbrauereien 58
 und zwar: Branntweinbrennereien, welche Malz zur
 und zwar:Branntweinbereitung verwenden
4
 und zwar: Gast (Schild-) Wirthschaften 119
 und zwar: Schenkwirthschaften 146 .



  1. Von Ökonomierath Dr. Walcher (seit 1854 Verwalter und später Pächter des Ellwanger Schloßguts und Vorsteher der Ackerbauschule).
  2. Von Forstrath Probst, Forstmeister in Ellwangen.
  3. Von Ökonomierath Dr. Walcher.
  4. Von Forstrath Probst, Forstmeister in Ellwangen.

Errata

  1. S. 252 Z. 15 v. o. l. H. pini st. C. pini. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XV.
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