Beschreibung des Oberamts Crailsheim/Kapitel A 7
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Vor dem Jahr 1000 haben wir nur die nicht über allen Zweifel erhabene Angabe einer Schenkung des Grafen Adelolt an Kl. Fulda in Gruningen und Grunaha (s. Gröningen. Die Urkunde Otto’s III. Mon. boic. 31, 261 von 996 ist unecht). Die erste urkundlich gesicherte Nachricht für unsern Bezirk gibt die Urkunde über den Ellwanger Bannforst im Virgundawald von K. Heinrich II. d. d. Bamberg 1024 Febr. 5. W. U. I, 256. Nach derselben gehörte unser Bezirk mit Matzenbach, Ruotherisbrucke (abg.), Gerbertshofen, Stimpfach, Sulzbach (abg.), Gaugshausen zum Maulachgau, und zwar zur Grafschaft Heinrichs (von Rothenburg-Komburg). Nach H. Bauer waren seit dem Ende des 11. Jahrhunderts die Herren von Lobenhausen die Grafen des Maulachgaus, von denen der Grafentitel an die Grafen v. Flügelau übergieng. Ganz dunkel ist die Nachricht, daß ein Sifrid von Witzellingen Crailsheim um 1130 an das St. Morizstift in Augsburg geschenkt habe (s. Cr.). Die Grafschaft Mulachgowe, welche ihren Namen von dem Maulachbächlein bei Maulach, Roßfeld, Onolzheim bekommen hat (vielleicht weil an der Maulach eine Hauptdingstätte war, welche sich in dem spätern Ehehaftengericht zu Onolzheim erhalten hat), umfaßte das ganze Oberamt mit Ausnahme der Südostgrenze. Nach der Fraischgrenzbeschreibung von Vetter 1732 fiele nur der südliche Theil von Matzenbach und Unter-Deufstetten außerhalb der Fraischgrenze des spätern Oberamts Crailsheim. Das Stadtbuch von Crailsheim von 1397–1559 bestimmt die Fraischgrenze anders, indem es die zu den Pfarreien Segringen und Weidelbach gehörigen Orte ausschließt, was sicher richtiger ist. Diese letzteren Orte gehörten ohne Zweifel zum Riesgau und zwar Matzenbach mit dem südwestlichen Theil von Unter-Deufstetten zu der Ellwanger Cent Röthlein, der andere Theil von Deufstetten mit Buckenweiler zum öttingischen Amt Mönchsroth. Als selbständige Centen des unserem Bezirk angehörigen Theils des Maulachgaus kennen wir bis jetzt: die Cent Hengstfeld mit Gröningen, Satteldorf und Neidenfels, Mützel, Acta S. Lamberti §. 15; die Cent Lobenhausen mit Bölgenthal, Gais- und Heinzenmühle, Wolmershausen, Erkenbrechtshausen, Triensbach, einem Theil von Rüddern, Buch, Saurach, Heinkenbusch, das Ehehaftengericht zu Onolzheim mit Maulach, Roßfeld, Rüddern, Altenmünster, Hergershof (abg.), Ingersheim, Ober-Speltach, das Gericht zu | Westgartshausen, wahrscheinlich die Dingstätte für die Herrschaft Lohr, s. d. Arch. f. U.-F. 24, S. 109, zu welcher auch der Pfarrbezirk von Stimpfach gehört haben dürfte, endlich der Gerichtsbezirk von Kreßberg mit der alten Pfarrei Lustenau (und Waldthann) und dem südlichen Theil von Bergertshofen. Die ursprünglichen Rechtsverhältnisse von Honhardt, Gründelhardt sind noch nicht aufgehellt: sicher ist, daß sie auch in den Fraischbezirk Crailsheim gehörten. Im Westen beanspruchte Brandenburg die Fraisch bis an die Bühler bei Unter- und Ober-Sontheim, während Limpurg Markertshofen schon seit 1580 in seine Obrigkeit zog, wie denn Markertshofen, Hilpert, Neuberg, Spaichbühl, Steinehaig auch im Verzeichnis der Centorte im Stadtbuch von Crailsheim fehlen.
Von edelfreien Geschlechtern waren im Bezirk ca. 1100 die Herren von Burleswagen, von Lare (Lohr), Rihtilbach und die Grafen von Flügelau heimisch. Der Ortsadel erscheint vom 13. Jahrhundert an überaus zahlreich in Beurlbach, Bronnholzheim, Burleswagen, Crailsheim, Ellrichshausen, Erkenbrechtshausen, Eschenau? (Nestlinsberg), Goldbach, Gröningen, Gründelhardt, Grunach abg., Honhardt, Jagstheim, Ingersheim, Kreßberg, Likartshausen, Lohr, Neuberg, Onolzheim, Rechenberg, Stimpfach, Sulzbach abg., Teufstetten (?), Triftshausen, Wittau, Wolmershausen, Wüstenau.
Die größere Hälfte des Oberamts auf dem rechten Jagstufer, vielleicht mit Ausnahme der zur Cent Hengstfeld gehörigen Gemeinden Satteldorf und Gröningen, gehörte zur Herrschaft Lare = Lohr (s. Stimpfach, Leukershausen, Lohr), deren Dienstmannen, die Herren von Crailsheim, auf dem Burgstall zu Crailsheim saßen, während die kleinere Hälfte auf dem linken Ufer der Jagst den Grafen von Flügelau zustand (Altenmünster, Gründelhardt, Honhardt, Jagstheim, Onolzheim, Roßfeld, Spaichbühl, Tiefenbach, Triensbach, Unter-Speltach, Wolfertshof, aber auch Goldbach und Westgartshausen). Gegen das Ende des 13. und im Anfang des 14. Jahrhunderts war der Besitz der Herren von Lohr sammt dem flügelauischen Amt Honhardt an die Grafen von Oettingen gekommen, welche 1289 die Besitzungen des St. Morizstifts in Augsburg um 1300 Pfd. erworben (Crailsheim, Steinbach, Ganzhoven abg., Schwarzenhorb, Busenweiler) und 1317 auch Lohr als Pfand von Ellwangen inne hatten. Da Konrad Schrimpf von Oettingen als Verbündeter Eberhards von Württemberg am 15. Mai 1310 der Reichsacht| verfiel, zog K. Heinrich VII. seine Besitzungen als verfallenes Reichsgut ein. Die Gegenkönige Friedrich und Ludwig benützten diese Güter, um das Haus Hohenlohe auf ihre Seite zu ziehen, jener gab sie an seinen Anhänger Kraft von Hohenlohe, dieser an Ludwig von Hohenlohe-Uffenheim. Doch blieben sie Kraft nach seinem Übertritt zur Partei K. Ludwigs (das Nähere s. Ortsgeschichte). Kraft hatte auch den Antheil Poppos von Eberstein an dem Besitz der Grafen von Flügelau 1323 erkauft. Der größte Theil des Bezirkes war nun bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts ein Theil der Herrschaft Hohenlohe, unter der sich Crailsheim mächtig hob und zur befestigten, mit Privilegien begabten Stadt erwuchs. Aber jene für das Haus Hohenlohe und seinen Besitz überaus ungünstige Zeit, da die Brüder Ulrich, Pfleger des Bisthums Speier (Nürnb. Kr.Arch.), und Friedrich ein Stück um das andere verpfändeten und verkauften, brachte auch Crailsheim, Lohr und Honhardt bleibend in andere Hände. Crailsheim und Lohr gieng erst als Pfand, 1388 am 20. Febr. durch Kauf an die Landgrafen von Leuchtenberg über, die es aber sammt Roßfeld und Flügelau bereits am 29. Jan. bis 2. Mai 1399 an die Burggrafen Johann und Friedrich von Nürnberg für 26.000 fl. verkauften. Honhardt dagegen hatte Ulrich mit Kirchberg und Ilshofen an die Städte Hall, Rothenburg und Dinkelsbühl verpfändet. Durch Vergleich der Städte war Honhardt ganz an Hall gekommen, welches dasselbe alsbald wieder veräußerte, aber 1446 nach mehrfachem Besitzwechsel definitiv erwarb.Fortan waren die Geschicke des Bezirks im Großen und Ganzen mit denen der Burggrafen von Nürnberg, der späteren Markgrafen von Brandenburg, verbunden. Bei der Theilung der Markgrafschaft in das Land ob dem Gebirge und unter dem Gebirge oder später in Brandenburg-Baireuth und Brandenburg-Ansbach 1437 kam Crailsheim zu dem Ansbacher Theil der Markgrafschaft.
Das Amt Crailsheim, später Oberamt genannt, begriff nicht nur die brandenburgischen Besitzungen im Bezirk in sich, sondern auch den südlichen Theil des OA. Gerabronn, und bestand aus dem Kasten- und Stadtvogteiamt Crailsheim, und den Kastenämtern Werdeck (Gerabronn), Bemberg (Wiesenbach), Lobenhausen mit Anhausen, wozu noch im 18. Jahrhundert das Renteiamt Goldbach und das Verwalteramt Markertshofen kam.
Als der letzte Markgraf Karl Alexander, der Regierung| müde, 1791 abtrat, kam das Amt Crailsheim 1792 unter Preußen, das alsbald die benachbarten ritterschaftlichen Herren wie auch das hällische Amt Honhardt seiner Oberhoheit unterwarf und preußisches Recht, Steuern und Konskription einführte. Im Wiener Vertrag vom 15. Dezbr. 1805 gieng Haugwitz auf die Klausel ein: Preußen tritt an Bayern das Fürstenthum Ansbach ab. Nach langen Verhandlungen erfolgte am 27. Mai 1806 die Übergabe an die Krone Bayern. Bayern trat aber seinen Besitz durch Staatsvertrag vom 18. Mai 1810 an die Krone Württemberg ab, welches durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Febr. 1803 bereits das hällische Amt Honhardt und den Besitz der gefürsteten Probstei Ellwangen in Stimpfach bekommen hatte.Von größeren weltlichen Herrschaften hatten außerdem Lehen und Besitzungen im Bezirk: 1. Bayern-Pfalz die von Konrad Schrimpf von Oettingen aufgegebenen Besitzungen, auf deren Lehenschaft aber Bayern am 29. März 1310 verzichtete, als Konrad die Reichsacht drohte. Trotzdem nahm Ludwig der Bayer Crailsheim und Honhardt wieder als bayrische Lehen in Anspruch und vergab sie als solche. Ebenso war Neuberg bayrisches Lehen. Beim Aussterben der Grafen von Helfenstein 1627 bekam Bayern auch deren Lehensgüter im Bezirk mit der Herrschaft Wiesensteig. 2. Die Grafen von Castell in Reinbottenhausen abg. 3. Die Grafen von Helfenstein jedenfalls seit Ende des 14. Jahrhunderts, ob als Erben Adelheids von Hohenlohe, Gattin Johanns v. Helfenstein, Tochter Konrads v. Hohenlohe und Elisabeth v. Oettingen, † 1356, oder aus dem Erbe der Grafen v. Dillingen? Rechte und Gut zu Altenmünster, Bronnholzheim, Crailsheim, Hergershof abg., Lixhof, Ingersheim, Ofenbach, Satteldorf, Schipperg, Vehlenberg. 4. Hohenlohe: Stadt und Amt Crailsheim, Besitz in Birkelbach, Volkershausen, Goldbach, Gröningen, Bölgenthal, Bronnholzheim, Helmshofen, Triftshausen, Grunach, Gründelhardt, Hellmannshofen, Markertshofen, Amt Honhardt mit Parz., Jagstheim, Ingersheim, Mariä-Kappel, Hilpert, Neuberg, Waldbuch, Onolzheim, Roßfeld, Satteldorf, Auhof, Burleswagen, Stimpfach, Tiefenbach, Rüddern, Triensbach, Buch, Reußenberg abg., Weilershof, Waldthann, Weipertshofen, Hochbronn, Käshof, Lixhof, Westgartshausen, Likartshausen, Lohr, Oshalden. 5. v. Leiningen? Buckenweiler. 6. v. Oettingen s. oben: Buckenweiler, Burleswagen, Deufstetten, Eichenberg, Goldbach, Gröningen, Kreßberg, Leukershausen, Mistlau a. d. L. 7. Preußen als Rechtsnachfolger der Grafen v. Geyer die Herrschaft Goldbach 1709–1729. 8. Württemberg: Buch, Honhardt mit Umgegend, die Güter des säkularisirten Stiftes Möckmühl und die von den Herren von Crailsheim für den Zehnten von Simprechtshausen ertauschten Höfe. Der Besitz des ritterschaftlichen Adels wie ritterbürtigen Geschlechter der Städte war ebenso zahlreich als zersplittert (s. die Ortsbeschreibung).
Die Lage des niederen Adels seit dem Ende des dreißigjährigen Kriegs war bei aller Selbständigkeit, welche die Eingliederung in die| Ritterkantone zu verleihen schien, eine schwierige. Die Folge war die Gründung jener Armenkolonien, in die man allerlei Volk aus den vier Winden aufnahm, wenn es nur Schutzgeld gab, womit man dem soliden einheimischen Bauernstand eine tägliche Plage schuf und den benachbarten Herrschaften Bettler und noch gefährlichere Leute zusandte, ohne deren materielles und sittlich religiöses Wohl wirklich heben zu können, was beispielsweise der edle v. Pfeil in Unter-Deufstetten sich ernstlich angelegen sein ließ.Von Reichsstädten hatten nur Dinkelsbühl und Hall bedeutenderen Besitz, Rothenburg nur mit den beiden andern Städten gemeinsam die von Ulrich von Hohenlohe verpfändeten Orte der Herrschaft Kirchberg von 1398 bis 1562. Dagegen hatte Dinkelsbühl und seine geistlichen Korporationen einen sehr ansehnlichen, aber über die ganze südliche Hälfte des Bezirks zerstreuten Besitz: in Bergertshofen, Deufstetten, Fichtenhof, Gaisbühl, Gerbertshofen, Gunzach, Haselhof, Honhardt, Jagstheim, Klingleshof, Krettenbach, Leukershausen, Lustenau, Nestleinsberg, Neustädtlein, Oshalden, Ober- und Unter-Speltach, Randenweiler, Riegelbach, Rötsweiler, Ruppersbach, Selgenstadt, Steinbach a. d. J., Stegenhof, Stelzhausen, Tiefenbach, Waldthann, Wüstenau, Zankhof.
Hall hatte ein größeres Gebiet in Honhardt, das es 1398 von den beiden andern Städten Rothenburg und Dinkelsbühl ganz und 1446 aufs neue erworben, und an den ehemaligen Vellbergischen Besitzungen um Gründelhardt, welche es nach dem Tod des letzten Vellbergers Conz † 1592 von den Erben an sich gebracht hatte.
Der Besitz geistlicher Korporationen von größerer Bedeutung war weder sehr alt noch bedeutend, eine für die Geschichtsschreibung, wenn auch nicht für die Geschichte des Bezirks beklagenswerthe Thatsache. Denn eben in dem Mangel an alten Urkunden über geistlichen Besitz ist die Ursache für die Dunkelheit der älteren Geschichte des Bezirks zu suchen.
Ins 9. Jahrhundert fällt vielleicht die Begabung des Klosters Fulda in Gröningen (s. d.) und Grunach. Zweifelhaft ist der Besitz von Kloster Amorbach 996 in Crailsheim. Im 12. Jahrhundert steht der Besitz des St. Morizstiftes zu Augsburg in Crailsheim, Goldbach, Schwarzenhorb, Steinbach a. d. J., Ganshoven (Kanzhof in Jagstheim) und Pusenweiler (Bauzenhof) urkundlich fest. Weiterhin treten die geistlichen Korporationen zahlreich auf, nemlich Kl. Andenhausen d. i. Anhausen in Beurlbach, Bölgenthal, Crailsheim, Gaismühle, Gröningen, Hambach, Leukershausen, Ofenbach, Ober-Speltach, Roßfeld, Steinehaig, Tiefenbach, Triensbach, Triftshausen, Volkershausen, Wittau. Deutschordenskommende in Mergentheim im Umfang der alten Deutschenordenspfarrei Weidelbach zu Gaisbühl, Lautenbach, Neustädtlein, Röthlein, Ruppersbach, Spitzenmühle, Waldthann. Eichstädt Hochstift in Bernhardsweiler (?), Westgartshausen. Ellwangen, Kapitel und Propstei: Altenmünster, Appensee, Bergbronn, Bezenhof, Bonolzhof, Crailsheim, Deufstetten, Eckarroth, Gerbertshofen, Großenhub, Gründelhardt, Hahnenberg, Hertenberg, Krettenbach, Leukershausen, Lohr, Melbersmühle, Nestlinsberg, Neuberg, Randenweiler, Rechenberg, Reiffenhof, Satteldorf, Sixenhof und Sixenmühle, Sperrhof, Steinbach am Wald, Steinehaig, Stimpfach, Streitberg, Uhlberg, Wäldershub, Waldthann, Weidmannsberg, Weipertshofen. Heilsbronn, Cisterzienserkloster bei Ansbach, in Beurlbach, Birkelbach,| Tiefenbach. Das Johanniterhaus in Reichartsroth bei Rothenburg in Ellrichshausen. Komburg: Birkelbach, Bölgenthal, Ellrichshausen, Jagstheim, Ingersheim, Markertshofen, Maulach, Mistlau (?), Saurach, Wolmershausen. Lichtenstern, Cisterzienser-Frauenkloster, wahrscheinlich im Bezirk Lichtenstern, zu dem Simonsberg und Wolfartsweiler gehörten, aber kaum in Lustenau. Stift Möckmühl: Honhardt. Mönchsroth (bayr.) Benediktinerkloster: Buckenweiler, Wildenstein. Öhringen Kapelle: Triensbach. Kl. Otterberg in der Pfalz: Nestlinsberg. Rothenburg Frauenkloster: Ellrichshausen. Kl. Sulz bei Dombühl: Steinbach a. d. Jagst. Würzburg Hochstift: Lehen in Asbach, Bartsweiler, Bergbronn, Beurlbach, Burleswagen, Honhardt, Jagstheim, Leukershausen, Lustenau, Mergenbrunn = Mariä-Kappel, Roßfeld, Ruckebaz, Satteldorf, Stegenhof, Westgartshausen.Die Zerstücklung des Besitzes erzeugte vielfach Ganerbenherrschaften auch in den kleinsten Parzellen, z. B. Bergbronn, Gaisbühl, Jagstheim, Satteldorf, Riegelbach, Weipertshofen, wo öfters 3 und 4 Herrschaften durch ihre eigenen Schultheißen regierten. Die stärkste Theilung erfuhr Burleswagen im 15. Jahrhundert (s. d.). Diese Verhältnisse riefen vielfache Reibungen hervor, aber auch jene alten Gemeindeordnungen, welche ein Bild der politischen Verfassung der Bauerngemeinden und der Kulturzustände geben, weshalb bei der Ortsgeschichte das Eigenthümlichste aus diesen Dorfordnungen hervorgehoben ist.
Für die Steuer forderte Brandenburg-Ansbach eidliche Vermögensanzeige. Fischer, stat.-topogr. Beschr. des Burggr. Nürnberg 1, 201. Die Steuer zerfiel in Kammersteuer (von Domanialgütern) und Landschaftssteuer, welche von der Landschaft, d. h. den Landständen bis Ende des 17. Jahrhunderts umgelegt wurde.
Zahlreich waren die Kammergefälle aus Kauf, Tausch, Bestand, Erbschaft, Neukauf, Sterbfall. Etwas Eigenthümliches ist der Handlohn vom Handroß. Handroß ist ein Gut, das ein Bauer neben seinem eigenthümlichen bezimmerten Hof als Nebengut baut. Da nun jeder Grundbesitzer im Kriegsfall Dienste mit der Wehre leisten mußte, so entgieng der Herrschaft der persönliche Dienst vom Nebengut. Daher mußte von einem Nebengut oder Handroß nicht nur bei Übernahme wie bei andern Gütern Handlohn gegeben werden, sondern auch alle 6–10 Jahre, gegen Ende des 18. Jahrhunderts von Einheimischen alle 10, von Ausherrischen alle 7 Jahre. Die Frohnen waren meist ungemessen. Dinkelsbühl liebte es, seine bäuerlichen Erbgüter in Höfe mit „Gunstgerechtigkeit“ umzuwandeln, wodurch der Bauer nicht mehr seinen Hof als Erbpachtgut auf seine Kinder übergehen lassen konnte, sondern bei jeder Erledigung von der Gunst des Grundherrn abhängig war, also viel unfreier wurde. Die Banngerechtigkeit von Wirthshäusern und Mühlen bestand in weitem Umfang; z. B. die Unterthanen von Dinkelsbühl zu Randenweiler waren an das Wirthshaus zu Gerbertshofen gebunden. Die Gaismühle hatte das Bannrecht für die Unterthanen des Kl. Anhausen.
Das Jagdrecht hatten im ganzen Bezirk die Markgrafen von Brandenburg, die als gewaltige Jäger oft im Bezirk des Waidwerks pflegten. Die Wildbahn war in 4 Wildfuhren eingetheilt, von denen 3 in Crailsheim beim Kirchenthor zusammenstießen: 1. Weipertshofen, 2. Gründelhardt, 3. Maulach, 4. Grimmschwinden.
| Als das Haller und Ellwanger Gebiet an Württemberg kam, blieb zunächst das hällische Amt Honhardt als Patrimonialamt bestehen. Die Parzellen Bonolzhof, Spaichbühl, Steinehaig, Waldbuch gehörten bis 1808 zum Stabsamt Vellberg und dann zum Oberamt Hall. Durch das Organisationsdekret vom 27. Oktober 1810 bekam das Oberamt Crailsheim vom Oberamt Hall Hummelsweiler[ER 1], Spaichbühl, Steinehaig und außerdem Hengstfeld, OA. Gerabronn, Greuthof, Grünstetten, OA. Ellwangen, Riegersheim, OA. Ellw., Reuenthal bayr. Das Oberamt wurde der Landvogtei am Kocher (Sitz: Ellwangen) zugetheilt.Doch wurde das Organisationsdekret nicht genau durchgeführt, z. B. Hengstfeld blieb beim OA. Gerabronn, so daß der Bezirk mit unbedeutenden Änderungen (vgl. S. 60 f.) schon 1810 in seinem heutigen Umfang gebildet worden sein dürfte.
Der Kameralamtsbezirk Crailsheim wurde in seinem jetzigen Umfang durch Dekret vom 11. Juni 1819 abgegrenzt, indem er Theile vom aufgelösten Kameralamt Vellberg und vom Kameralamt Roth am See erhielt, dagegen andere ans Kameralamt Ellwangen abtrat (Reg.-Bl. 1819 Nr. 32).
Als Landtagsabgeordnete haben den Bezirk vertreten:
1. Bolley, Heinrich Ernst Ferdinand, Obertribunalrath, Oberamtsrichter in Waiblingen, geb. 18. April 1770, † 1. April 1847. Landtag: 1820/21, 1823/24. – 2. Sprösser, Friedrich, Oberamtmann in Göppingen, geb. 31. Okt. 1772, † 12. Okt. 1836. Landtag: 1826/27, 1828, 1830. – 3. Stahl, Friedrich, Verwaltungsaktuar in Crailsheim, seit 16. Juni 1836 Gerichtsnotar in Neresheim, 7. Mai 1840 Ger.-Notar in Biberach, geb. 19. August 1798, † 25. August 1859. Landtag: 1833, 1833/35, 1836, 1838, 1839, 1841/43. – 4. Breuning, Friedrich, Oberamtspfleger in Crailsheim, geb. 28. Nov. 1805. Landtag: 1845, 1847, 1848. – 5. Kopp, Friedrich, Rechtskonsulent in Crailsheim, geb. 23. Nov. 1817, † 26. April 1873. Landtag: 1848/49. – 6. Sattler, Oberjustizrath in Ellwangen, geb. 1799 † 17. Sept. 1871. I. II. III. Landesversammlung von 1849 und 1850. – 7. Fischötter, Georg Friedrich, Verwaltungsaktuar in Crailsheim, geb. 25. Juni 1803, † 31. August 1870. Landtag 1851/55, 1856/61. – 8. Geßler, Dr. Theodor, Prof. in Tübingen, geb. 16. August 1821. Landtag: 1862/64. – 9. Sarwey, Dr. Otto, Rechtskonsulent, seit 26. Febr. 1869 Obertribunalrath, 26. Juli 1870 Staatsrath in Stuttgart, geb. 24. Sept. 1825. Landtag: 1864/65, 1866, 1866/68, 1868/70, 1870/74, 1875/76. – 10. Sachs, Joh. Leonhard, Stadtschultheiß und Oberamtspfleger in Crailsheim, geb. 22. Dez. 1843. Landtag: 1877/82, 1883.
1363 am h. Ostertag ertheilten Kraft von Hohenlohe sen. und jun. mit Gräfin Anna, des ältern Krafts Gattin, den Priestern der Herrschaft Crailsheim in Cr., Altenmünster, Roßfeld, „Vskershausen“, Honhardt, Triensbach, Ruppertshofen, Ilshofen, Kirchberg, Stimpfach und Roth am See einen Schirmbrief für ihren Besitz und freies Verfügungsrecht über denselben im Leben und Sterben. Dieses Privilegium wurde 1407 erneuert und auf das ganze Kapitel ausgedehnt. Die Priester mußten aber alle Quatember am Donnerstag zusammenkommen und für die Herrschaft beten. Kapitel war am Montag nach Quasimod. resp. Donnerstag nach Ostern. Das Kapitel bildete eine eigene Bruderschaft, ausgestattet mit Ablässen und allmählich zu ziemlichem Besitz gelangt, der von 2 Prokuratoren verwaltet wurde.
An geistlichen Instituten war der Bezirk nicht reich. Das kleine Paulinereremitenkloster Anhausen Augustinerordens war eine ziemlich späte Niederlassung.
Die Gründung eines Karmeliterklosters in Mariä-Kappel mißlang. Die cella S. Viti in termino parochiae Stimpfach, eine Frauenklause, ist wahrscheinlich das spätere Jagstzell, OA. Ellw., das früher wohl zu Stimpfach gehörte. W. U. II, 156. Sehr wahrscheinlich war eine Beguinenklause auf der Nonnenkappel| bei Gründelhardt. Dagegen ist sehr zweifelhaft, ob in Crailsheim je ein Mönchskloster gewesen.Die Reformation begann unter dem Einfluß des geistesmächtigen Pfarrers Ad. Weiß in Crailsheim von 1522 sich allmählich im brandenburgischen Gebiet Bahn zu brechen und ebenso in Lustenau. Schwieriger war das Werk in den benachbarten ritterschaftlichen Orten Gröningen, Gründelhardt, Rechenberg, wie in der Stift-Möckmühl’schen Pfarrei Honhardt. Erst nach dem Passauer Vertrag wurde die Reformation in den Filialen der Pfarreien Weidelbach und Segringen eingeführt. Dagegen blieb die ellwangische Pfarrei Stimpfach vermöge des Zusammenhangs mit dem Stift Ellwangen bei der alten Kirche, wenn auch manche Einwohner evangelisch waren.
Mit dem Jahr 1628 begann die Gegenreformation in Lustenau, Segringen und Weidelbach, konnte aber kein weiteres dauerndes Resultat haben, als die Bildung einer kleinen katholischen Gemeinde in dem bisher ganz evangelischen Lustenau, das sich Jahrzehnte lang mannhaft um seinen evangelischen Glauben wehrte, und später die Aufnahme katholischer Unterthanen in Unter-Deufstetten und Umgegend.
Mit der Reformation war die alte Kapitelverfassung gefallen. Wohl wählte dasselbe noch um 1550 einen evangelischen Dekan, aber 1558 wurde das Amt desselben dauernd mit dem Stadtpfarramt Crailsheim, das bisher das Amt eines Superintendenten verwaltet hatte, verbunden. Die Ritterschaft, sowie die Reichsstädte suchten ihre Patronatspfarrer vom Zusammenhang mit dem Kapitel loszureißen. Die östlichen Pfarreien des einstigen Kapitels kamen theils zum Dekanat Feuchtwangen, theils zu Rothenburg. Zum Dekanat Feuchtwangen gehörte Wildenstein. Von Pfarreien im jetzigen Oberamt Gerabronn waren dem Dekanat Crailsheim einverleibt: Amlishagen, Beimbach, Blaufelden, Gerabronn, Hengstfeld, Michelbach a. d. Heide und a. d. Lücke, Roth a. See, Scheinbach, Wallhausen, Wiesenbach. Als der Bezirk an Württemberg kam, wurden die ebengenannten Orte, Hengstfeld ausgenommen, dem neuerrichteten Dekanat Blaufelden unterstellt und das mit Wildenstein vermehrte Dekanat Crailsheim der Generalsuperintendenz Ulm zugetheilt, 1825 aber der Generalsuperintendenz Hall zugewiesen.
Die Pfarrei Stimpfach, nach der Reformation mehrere Jahrzehnte ohne allen Zusammenhang mit einem Kapitel, wurde von Bischof Julius zum neuerrichteten Kapitel Krautheim gezogen.| Ende des 17. Jahrhunderts wurde ein Kapitel Bühlerthann errichtet, zu dem auch die würzburgischen Pfarreien Bühlerthann, Bühlerzell, Groß-Almerspann, Hausen a. d. Roth, Hohenberg, Jagstzell, Lustenau, Steinbach OA. Hall, gehörten; dasselbe wurde jedoch 1817 aufgelöst und mit dem Kapitel Ellwangen vereinigt.
Erst mit dem Anfang des 14. Jahrhunderts traten Ereignisse ein, welche den Bezirk mit der Geschichte des Deutschen Reiches verknüpfen.
In den Kämpfen des Grafen Konrad von Oettingen, gen. Schrimpf, des Besitzers von Crailsheim und Honhardt, und seines Schwagers Kraft von Hohenlohe mit König Heinrich dem Luxemburger und K. Ludwig 1310–1316 hatte ohne Zweifel der Bezirk mitzuleiden.
Nach den ruhigen Jahren, welche wiederkehrten, als Kraft zu K. Ludwig übergetreten und im ruhigen Besitz von Crailsheim und Honhardt blieb, kam die böse Zeit K. Wenzels, dessen Rath Kraft d. j. war. Kraft und seine Brüder Gottfried und Ulrich waren 1379 in Konflikt mit den Städten Rothenburg und Dinkelsbühl gerathen, weshalb der schwäbische Städtebund am 1. April 1379 der Mutter der Grafen[ER 2], Gräfin Anna von Leuchtenberg, die Fehde ankündigte. Im Herbst 1379 zogen die Städte Hall, Dinkelsbühl und Rothenburg, von andern Städten unterstützt, vor Crailsheim. Allein nach viermonatlicher vergeblicher Belagerung mußten die Städter am Mittwoch vor Estomihi 1. Febr. 1380 abziehen.
Es dürfte nicht zufällig sein, daß gerade in Crailsheim eine fränkische Rittergesellschaft des St. Georgenbundes mit dem St. Wilhelmsbund 1381 am 8. März ein Bündnis abschloß, in welchem Crailsheim als Mittelpunkt des Bundes vorausgesetzt wird. W. Vierteljahrsh. 1881, S. 7. Die Ereignisse von 1379/80 mußten das tapfere Crailsheim in der Mitte zwischen den 3 Reichsstädten Hall, Dinkelsbühl und Rothenburg besonders für den Ritterbund empfehlen.
Die Mitte des 15. Jahrhunderts brachte dem Bezirk nach einer längeren Ruhezeit wieder neue Fehden. Durch eine Unthat Haller Bürger an einem Pfarrer zu Reinsberg, den sie ertränkt hatten, waren schwere Händel mit den Herren von Bebenburg und mit dem Markgrafen von Brandenburg entstanden. 1444 hatten die Haller die Feste Honhardt, welche damals in den Händen der Bebenburger war, zerstört, mußten aber 1446 schwere Entschädigung zahlen (v. Martens S. 104. Stäl. 3, 464).
Großen Schaden brachte der Städtekrieg, den Markgraf Albrecht Achilles zunächst gegen Nürnberg unternommen, in den aber auch Rothenburg und Hall verwickelt waren. Anderthalb Jahre vom Juli 1449 währte das Sengen und Brennen und Rauben. Nachdem erst die Rothenburger das markgräfliche Gebiet im Norden, die Haller von Westen| her dringend von Triensbach bis Blaufelden verwüstet, brach der Markgraf aus der Gegend von Nürnberg auf, verheerte das Rothenburger Land und zog dann ins Haller Gebiet. Beim Sturm auf den Gottesacker von Ilshofen am 12. Sept. am Bein verwundet, mußte der Markgraf in Crailsheim liegen. Sein Hauptmann Heinrich von Crailsheim fuhr unter viel Blutvergießen fort, das Haller Gebiet zu verwüsten und Haßfelden, Hörlebach, Asbach (O. u. U.), Thüngenthal zu verbrennen. Dagegen machten die von Hall, als die Brandenburger sich wieder gegen die Rothenburger gewendet, unterstützt von Schenk Friedrich von Limpurg und Komburg, einen Streifzug gegen Crailsheim und nahmen in Altenmünster und Roßfeld das Vieh von der Waide weg. Die Edelleute in der Umgebung des kranken Markgrafen machten dagegen einen Ausfall. Bei der Verfolgung erlitten die Haller einen schweren Verlust, ihr Führer Hans Bub von Frankfurt wurde auf dem Kirchhof zu Reinsberg von einem Herrn v. Wolmershausen erstochen, mit genauer Noth entkam Schenk Friedrich. Während am 1. Nov. die Brandenburger in die Rothenburger Landwehr eingefallen waren, zogen die Nürnberger unter Reuß von Plauen den Rothenburgern zu Hilfe, am 6. Nov. verbrannten sie Satteldorf, Beurlbach, Gröningen, Bronnholzheim, Triftshausen, Hengstfeld und Roßbürg. Im folgenden Jahre überfielen die Rothenburger am 24. Mai die Markgräflichen bei Hausen, OA. Gerabronn, zogen, unterstützt von Windsheimern, bis vor Crailsheim, wo sie das Vieh von der Waide wegnahmen, wurden aber auf dem Rückzug bei Brettheim überfallen und mußten unter schwerem Verlust das geraubte Vieh herausgeben. Es war das letzte größere Ereigniß in diesem Städtekrieg (v. Martens S. 120, Stälin 3, 485 N. 3. Herolts Chronik).Die Theilnahme der Crailsheimer an den weiteren Kriegszügen des Markgr. Albrecht Achilles s. Crailsheim.
Die Bauernunruhen bewirkten im Bezirk Crailsheim verhältnismäßig erst spät eine größere Erregung. Denn die Ziele der wahren Reformation waren schon tief genug in das Volk eingedrungen, und die kraftvolle nüchterne Persönlichkeit des Pfarrers Ad. Weiß in Crailsheim wirkte dem Andrang wilder Geister gegenüber mäßigend und klärend auf das Volk. Erst in der zweiten Hälfte des April 1525, als ringsum im Gebiet von Rothenburg, Hall, Ellwangen und Dinkelsbühl der Aufstand in hellen Flammen aufgelodert war, entstand in der Stadt Crailsheim eine größere Erregung.
Zu eigentlicher Gewaltthat kam es nur im Kloster Anhausen, dessen Prior Joh. Reinhart als harter Herr von seinen Unterthanen gehaßt war und zugleich für eine Stütze des alten Glaubens galt. Erst kam ein Haufe in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Reinhart beschuldigte den Pfarrer Breitengraser von Roßfeld der Anstiftung dieses Zuges, an dem sich die Bauern von Maulach, Rüddern, Triensbach, Onolzheim, Ober- und Niederwinden betheiligten; sie raubten und plünderten, legten auch Feuer an, das aber von den Klosterinsassen mit Milch und Wein wieder gelöscht wurde. Wahrscheinlich war es dieser Haufe, der auch Kasp. von Crailsheim zu Erkenbrechtshausen überfiel und ihn unter dem Namen Kaspar Bauer mit sich führte. Am 2. Mai kam ein neuer Haufe aus der nächsten Umgebung des Klosters bei Tage, Leute von Gröningen, Triftshausen, Helmshofen, Hengstfeld, Michelbach a. d. Lücke, Wallhausen, Gaggstatt, die aufs Neue Feuer anlegten, die| Kirche ausbrannten und plünderten (Württ. Vierteljahrsh. 1881 S. 146. W. F. Neue Folge 1 S. 17 ff. nach Akten des Kreisarchivs Nürnberg). Auf seinem Zug von Ellwangen nach Dinkelsbühl und wieder zurück berührte der Ellwanger Haufe, geführt von dem Chorherrn Wilh. v. Heßberg und Hans v. Gültlingen den Bezirk. Am 2. Mai lag er in Gerbertshofen, von wo er die Gemeinde Lendsiedel aufbot (Baumann, Quellen für d. G. des Bauernkriegs 139, 293).Zu den am schwersten gravirten Gemeinden des Bezirks gehörte Altenmünster, das am 19. Juli 1525 von Markgraf Kasimir zu Gnaden angenommen wurde. In den ersten Tagen des Juli hielt Markgraf Kasimir scharfes Gericht zu Crailsheim (W. F. Neue Folge I, S. 27).
Beim hällischen Haufen war als Fähnrich Jörg Kochenschneider von Honhardt. Uffenh. Nebenst. S. 148.
Im Gegensatz zu andern Herrschaften waren die Markgr. Kasimir und Georg nach dem Bauernkrieg nur umsomehr bedacht, die Lasten der Bauern zu erleichtern und die unter den geistlichen Herrschaften stehende Bevölkerung vor Überbürdung zu schützen.
Im Schmalkaldischen Krieg berührte das Bundesheer jedenfalls den östlichen Theil des Bezirks. Am 19. Juli 1546 hatte dasselbe sein Lager bei Gebsattel (Rothenburg a. d. T., bayr.), am 20. bei Wallhausen, OA. Gerabronn, am 21. Juli aber sollte es in Dinkelsbühl sein. (Kirchberger Akten im Kreisarch. Nürnberg.) Anfangs Dezember kamen die ersten Streifschaaren des siegreichen kaiserlichen Heeres, die allenthalben Schrecken verbreiteten. Kaiser Karl V., der es auf die Reichsstädte abgesehen hatte, war wieder von Dinkelsbühl über Feuchtwangen nach Rothenburg und von da über Kirchberg am 16. Dez. nach Hall gezogen. Dagegen lag seine Kanzlei unter Granvella am 15. Dez. in Crailsheim, wo er die Gesandten der Stadt Köln empfieng (Viglius v. Zuichem ed. Druffel S. 213).
Wenige Jahre darnach, als Markgraf Albrecht Alcibiades im Bunde mit Moriz von Sachsen 1552 sich gegen den Kaiser erhob, hatte er Crailsheim zum Sammelplatz für seine Truppen gemacht (2. März 1552, s. Stälin 4, 512 N. 2) und zog von hier am 19. März gegen das Kl. Mönchsroth und weiter gegen Dinkelsbühl und Rothenburg (Stälin 4, 513).
Die letzten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts brachten dem Bezirk bei aller friedlichen Ruhe doch manche Beschwerde durch die maßlose Jagdlust des Markgrafen Georg Friedrich, der alljährlich Wochen lang in den Forsten um Crailsheim jagte. Der Wildstand war enorm, der Wildschaden schwer, die Jagdfrohnen kostspielig und zeitraubend; s. auch Westgartshausen. In seiner Jagdleidenschaft ließ sich Georg Friedrich zu Vielem hinreißen, was seinem sonst edlen Charakter widersprach.
Im Jahr 1612/13 herrschte besonders in der östlichen Hälfte des Bezirks die Pest.
Die Geschicke des Bezirks während des dreißigjährigen Kriegs, die im Einzelnen bei der Ortsgeschichte auf Grund der ausgiebigen Kirchenbücher geschildert sind, fassen wir hier in ein kurzes Gesammtbild zusammen.
Die Beschaffenheit des Bezirks mit seiner Ebene um Crailsheim eignete sich für die Placirung größerer Truppen, wie die Lage zwischen dem Neckarland und der hinter Dinkelsbühl zur Donau sich dehnenden Ebene den Bezirk zu einer Übergangsstation von einem Kriegsschauplatz| zum andern empfahl. Es finden sich daher auch schon im ersten Jahrzehnt des Kriegs zahlreichere Truppendurchmärsche. Den Höhepunkt der Drangsale bildet die Zeit vor und nach der Nördlinger Schlacht. Aber noch im Jahr 1650 liegen Schweden im Bezirke.Die ersten Truppen, welche im Bezirk auftreten, sind 1619 württembergische Reiter in Stimpfach. 1622 März bis Mai erschienen Bayern, die auf dem Münzwasen bei Altenmünster ein Lager hatten (cf. Rechenberg), ohne Zweifel auf dem Hin- und Rückmarsch zur Schlacht bei Obereisisheim-Wimpfen am 5. Mai. Im Winter 1622/23 lagen Wiesentheid’sche Reiter und das würzburger Regiment Truchseß (wahrscheinlich die beiden Regimenter, welche B. Joh. Gottfried von Bamberg-Würzburg zum ligistischen Heer stellte, Gmelin, Schlacht bei Wimpfen S. 143) im Bezirk, vgl. Honhardt-Crailsheim. 1625 erschienen Truppen des Herzogs von Sachsen-Lauenburg im September in Honhardt, ohne Zweifel gehörte ihnen das Lager, das 1625 bei Maulach und Roßfeld errichtet wurde. 1626 im Juli kam der kaiserliche General Cordova wahrscheinlich von Nordwesten her. Denn am 1. Juli sind seine Truppen in Ellrichshausen zu finden, während am 9. Juli vom Flüchten in Unter-Deufstetten nach Dinkelsbühl berichtet wird. In den folgenden Jahren hören wir Klagen über Durchmärsche und Einquartirung verschiedener Theile des ligistischen Heeres (1627 Schönburgische Reiter, 1628 kaiserliche in Gründelhardt. 24wöchige Einquartierung in Matzenbach. 1629 bis 30 Dezbr. Oberst Cronberg Honh. Juli Reg. Gailing, 1631 Juli Reg. Schlick und Scharffenberg Westg. Altm. Zahlreich sind die Truppenbewegungen 1632. Ende März erschienen die ersten Schweden, vgl. M.-Kappel. Gegen einzelne Schaaren Croaten rotteten sich die Bauern zusammen, um Hab und Gut zu schützen, so am 13. März 1500 Bauern bei Jagstheim und Honhardt. Aber im Juli erschienen diese übelberüchtigten Truppen, welche die Kirchen plünderten, die Pfarrer verjagten, vgl. Waldthann, Ellrichsh., Leukersh., wieder auf einem Streifzug aus Wallensteins Lager bei Nürnberg. Auhof, Neidenfels und Kalkmühle giengen damals in Flammen auf. Vom September an aber war der Bezirk wieder in den Händen der Schweden (der hohenl. Kapitän v. Gemmingen Ober-Spelt., Rittmeister Taubenheim 5. Sep. Altenm.). Brachte der Anfang des Jahres 1633 zur Abwechslung wieder eine Schaar Kaiserliche, so war der Bezirk im Winter 1633/34 bis in den Mai in den Händen der Schweden (Reg. Mizlaff Onolz. Honh., Reiter vom Reg. Platen Honh., Reg. Henneb. Altenm., Reg. Limbach Jagsth., Sperreiter in U.-Deufstetten, Reg. Ruthwen (Rittwein) Ranzau (Matzenbach). Ganz besonders berüchtigt machte sich das Regiment des Obersten Brink (Kb. auch Praunk), welches im Januar in Mariä-Kappel und Leukershausen arg hauste und plünderte. Der Pfarrer von Mariä-Kappel mußte öffentlich unterstützt werden und starb in bitterer Armut.
Allein noch Schlimmeres wartete auf den Bezirk nach der Nördlinger Schlacht. Schon im Anfang August tauchten einzelne Schaaren der kaiserlichen Armee im Bezirk auf (10. Aug. Onolz., 14. Aug. Ingersh.). Aber nach der Nördlinger Schlacht ergoß sich die ganze kaiserliche Armee über das unglückliche Franken. Am 31. August erscheinen die Vorposten derselben in Honhardt. Allenthalben flüchten die Leute (Ellr.). Die Kirchen werden geplündert (Honhardt, in Jagstheim zweimal) und theilweise in Brand gesteckt (Ober-Speltach). In Waldthann brannte das Pfarrhaus| mit 53 Gebäuden nieder. Sehr berüchtigt war der kaiserliche Rittmeister Rauchhaupt, der zur Rache für eine frühere Abweisung Burleswagen überfiel, Satteldorf verbrannte und im Winter 1634/35 in Ellrichshausen und Umgegend die Leute drückte (cf. Gröningen). Die Verarmung des Volks war furchtbar. Vermögliche Leute sah man betteln gehen. Die Bauerngemeinden brauchten keinen Viehhirten mehr, denn ihr „Viehlein“ war geraubt (Ellr.). Dazu hauste die Pest weit und breit. In Crailsheim z. B. starben 495 1634, und im folgenden Jahr 244. Von unzähligen Greuelthaten erzählen die Kirchenbücher; z. B. am 10. Febr. 1635 wurde der Schultheiß in Onolzheim erstochen, 1638 der Pfarrer Baumann, ein hochbetagter Greis, in Gründelhardt zusammengehauen, während 1645 seine Witwe von den weimar’schen Soldaten im Schloß zu Honhardt jämmerlich zu Tod gequält wurde.Auch in den folgenden Jahren fehlte es an kaiserlicher Einquartierung nicht. Von größerer Bedeutung ist der Durchmarsch der Gallasschen Armee von 24 Regimentern, aber nicht über 6000 Mann am 23. März 1637 und des General Göz nach Ellwangen und Gmünd am 18. April 1638. Ein gefürchteter Placker war Oberst Rübland. (s. Crailsheim.) Auf das ruhige Jahr 1639 folgte im Winter und Frühjahr 1640 eine lange Einquartierung des Regiments Neuneck, an dessen Stelle im Winter 1640/41 die Reiter Mercy’s traten, welche erst nach Regensburg aufbrachen, als die Schweden von Thüringen her einfielen. Auch die folgenden Jahre blieben die Kurbayern und die Kaiserlichen nie ganz aus (Winterscheid Honh., Wahl Honh., Rübland Gröningen). Doch erholte sich das Volk allmählich wieder, der Viehstand, ergänzt aus Ungarn, hob sich, man dingte wieder einen Hirten. Die verhältnismäßige Ruhe gestattete wiederum, die Geistlichen zu dem lang unterbliebenen Kapitel zu berufen.
Aber das böse Jahr 1643 sollte wieder harte Lasten bringen. Die bei Breitenfeld am 2. Nov. 1642 geschlagene kaiserliche Armee sammelte sich wieder bei Dinkelsbühl und vereinigte sich mit den Bayern, wahrscheinlich auch Hatzfeld, der vor Guébriant aus den Winterquartieren im Ansbachischen nach der Oberpfalz zurückgewichen war. Anfangs Januar zogen sie durch den Süden des Bezirkes (Honhardt) nach Ober-Sontheim gegen Hall und Heilbronn, um Guébriant mit seinen Franzosen zu schlagen. Die Klagen über furchtbare Steuerlast und die bösen Lothringer mehrten sich durch das ganze Jahr (Oberst Spork 1643 Febr. in Honh. 1643/44 in Gründelh. Onolzh.).
Im April rückte der schwedische General Rosen mit Turenne von Hall heran, Alles flüchtete, Crailsheim wurde „angerennt“, die Vorstadt geplündert (16. oder 17. April), Mercy zog sich gegen Ellwangen zurück. Die schwedisch-französische Armee rückte nach Mergentheim. Wegen Futtermangel weit auseinandergelegt, wurde sie von Mercy überfallen und am 25. April bei Herbsthausen geschlagen. Zur Wiederherstellung der französischen Kriegsehre erschien nun der Herzog von Enghien, der vom Neckar und Mergentheim her rückte. Mercy zog sich vor ihm über Crailsheim (Hauptquartier 8.–14. Juli) nach Feuchtwangen zurück. Enghien rückte nach. Am 24. Juli kam es zur Schlacht bei Allerheim, in der Mercy fiel und die Franzosen siegten. Auf dem Rückmarsch hatte Enghien sein Heer am 19. und 20. August bei Roßfeld, Maulach und Hagenhof gelagert. Turenne, der an der Stelle des kranken Enghien| den Oberbefehl wieder übernommen, belagerte Heilbronn, hob aber, als die Bayern sich näherten, die Belagerung auf. Um den 12. Sept. muß es bei Crailsheim zu einem kleinen Gefecht zwischen beiden Heeren gekommen sein, denn am 12. Sept. wurden 18 Schweden und 17 Bayern begraben. Nach dem Abzug Turennes lag das bayr. Regiment Fleckenstein Oktober und November in Honhardt und Gründelhardt.Als im Sommer 1646 Schweden und Franzosen heranrückten, mußten die Bayern, welche in Ermanglung anderer Beute in Onolzheim die Kirchenuhr gestohlen und an den Juden verkauft hatten, sich zurückziehen. Königsmark, der von Mergentheim und Kirchberg heranzog, lagerte am 26. August in Crailsheim und Honhardt.
Der schwedische Generalquartiermeister Grundel machte einen Streifzug gegen Dinkelsbühl, wurde aber bei Wildenstein auf der Rückkehr von Dinkelsbühl ins Hauptquartier Adelmannsfelden von 100 kaiserlichen Reitern überfallen. Es kam im Kappelbusch zum Gefecht, Grundel mußte sich nach Dinkelsbühl zurückziehen (v. Mart. S. 475). Am 10. Okt. kam von Dinkelsbühl her das schwedische Regiment Bolay, das im Oktober in und um Crailsheim lag. Auch 1647 finden sich kleinere Abtheilungen Schweden im Bezirk. Dagegen hatten Anfangs 1648 Bayern und Kaiserliche die Umgegend von Crailsheim und Ellwangen besetzt. Am 19. Februar kam die Kunde vom Heranrücken der schwedisch-französischen Armee. Das Volk flüchtete. Ende Februar oder Anfang März wurde das Schloß Kreßberg von ihnen erstürmt und sammt einem Drittel von Lustenau verbrannt. Fortan hielten die Schweden die ganze Gegend besetzt (s. Ellr., Gründelh.). Ja noch 1650 April lag das Regiment Axel in Honhardt.
Nach dem Friedensschluß war das Land verödet und ausgesogen. Die verlassenen Bauernhöfe wurden um einen Spottpreis verkauft. Niemand hatte den Muth zum Aufbau der abgebrannten Häuser. Ein öde liegendes Gut in Mariä-Kappel, das niemand wollte, wurde vom Kastenamt um 40 fl. verkauft. Überaus zahlreich sind die im Krieg abgegangenen Höfe und Weiler. Das stattliche Dorf Lustenau war von 104 auf 46 Häuser zusammen geschwunden.
In den nächsten 20 Jahren nach dem westfälischen Frieden hatte der Bezirk Ruhe. Nur einmal sah man Militär und zwar französisches durchziehen, aber in friedlicher Absicht; es war das Corps, das Frankreich 1664 zu Hilfe wider die Türken schickte.
In den ersten Jahren der Kriege Ludwigs XIV. sind nur Einquartierungen von kaiserlichen und Reichstruppen zu verzeichnen: 1675 Febr. Regim. Lanbach Honhardt und Umg., Stab des Reg. Bournonville in Crailsheim, Mai Lüneburger in Onolzheim, 1676 s. Gröningen, 1677 s. Waldthann. Dagegen hatte der Bezirk schwer unter dem Einfall der französischen Mordbrenner des Marquis de Feuquière zu leiden, die erst am 20. Oktober mit Sengen und Brennen in der Umgegend von Crailsheim hausten. Am 10. Novbr. kam Feuquière selbst und nahm Crailsheim ein (s. d.). Wie es scheint, hatte Mariä-Kappel es seinem Namen zu verdanken, daß es am 20. Oktober von den Mordbrennern verschont wurde, die nicht wagten, Mariä-Kappel anzuzünden, sondern auf der Schönebürg ein Lager bezogen.
Im Reichskrieg 1689–1697 sind es besonders die Kursachsen, welche im Bezirk ihre Quartiere suchten, z. B. 1690 in Gröningen (in| Satteldorf General Dünewald’s und Commercy’s Truppen), 1692 Juni ff. in Spaichbühl. General Schmeißer zog im gen. Jahr vom Hesselberg her durch den Bezirk an den Rhein.Im spanischen Erbfolgekrieg hatte sich der Markgraf von Baireuth nach den Kämpfen mit Villars Schaaren bei Gmünd über Aalen, Neunheim, OA. Ellwangen, an die Jagst gezogen und bezog mit 22.000 Mann bei Onolzheim und Roßfeld am 26. Juni ein Lager.
Als er am 27. aufgebrochen war, bezog General Tucher mit den fränkischen Kreistruppen am 28. Juni das Lager. Am 27. Juni war Tucher noch in Satteldorf. Tucher lag lange Zeit unthätig, bis ihn der Handstreich des Marquis de Pouange, welcher mit einem kleinen Streifkorps am 22. Juli Mergentheim überfallen hatte, dorthin rief, aber der kühne Abenteurer war um 4 Uhr schon abgezogen, als Tucher um 9 Uhr von Herbsthausen her in Mergentheim eintraf. Ungehindert konnte de Pouange sich mit General Sézanne vereinigen und an den Neckar und Rhein zurückziehen (v. Mart. S. 615).
In den folgenden Jahren hatte der Bezirk bald kaiserliche bald Kreistruppen im Quartier. 1709 am 19. Febr. war ein kaiserliches Hauptquartier in Gröningen, 1712/13 lagen die Kreistruppen im Winterquartier.
Im polnischen Erbfolgekrieg erschienen 1735 August die ersten Russen, ein Hilfskorps unter Lacy, im Bezirk (in Satteldorf), aber auch Kaiserliche (Regim. Khevenhüller Waldthann), ebenso im folgenden Jahr 7./8. Juni.
Im österreichischen Erbfolgekrieg zog Anfang September 1741 ein französisches Korps von Gaildorf, Ober-Sontheim über Crailsheim nach Dinkelsbühl.
Während des 7jährigen Kriegs lagerten die Württemberger 1760 Dezbr. bis Jan. 1761 in Gröningen.
Die Truppenbewegungen während der Revolutionskriege und der Napoleon’schen Kriege berühren hauptsächlich die Stadt Crailsheim (s. d.).
Friedlicher Art war die Einquartierung, welche Crailsheim und Umgegend im Jahr 1732 erhielt. Am 7. März kamen 682 evangelische Salzburger, am 7. August 900 meist junge Leute beiderlei Geschlechts, welche nach Preußen zogen. Sie wurden feierlich am Ellwanger Thor empfangen und nach einem Gottesdienst in der Stadt und den umliegenden Dörfern untergebracht. Sie blieben 4 Tage. Von den alten Leuten wurden manche in den Armenhäusern aufgenommen, jüngere Leute blieben auch als Dienstboten im Bezirk (Feierabd. 1880 N. 26 und 27).
Aus altgermanischer Zeit sind Grabhügel und Ringwälle in der westlichen Hälfte des Bezirks. Was östlich von der Jagst in größerer Entfernung liegt, bietet wenig: hier war wohl zur Zeit der Römer noch undurchdringliches, in den Niederungen sumpfiges Waldgebiet.
Einen ganz eigenthümlichen Eindruck macht das große Leichenfeld, das vom Hochholz OA. Gerabronn nördlich von Triensbach fast ununterbrochen sich bis zum Erlenhölzchen südl. Triensbach und bis Heinkenbusch sich erstreckte.
Die Hügel wurden von Hofrat Hammer in Kirchberg 1827–1840 großentheils untersucht, später von Revierförster Dr. Calwer in Crailsheim und Pfarrer Betz in Gröningen. Der Erfund bestand in Gerippen, Gefäßen, Gegenständen von Bronze und Eisen. Besonders beachtenswerth ist der große Grabhügel im Eichwald bei Triensbach, der bei 3 m Höhe 31–33 m im Durchmesser hatte, und in welchem Hammer einen Auerochsenzahn gefunden haben soll. Keller, Vicus Aurelii S. 60. Ein Bärenzahn fand sich in einem Grabhügel bei Erkenbrechtshausen. Manches hat die Annahme von Keller für sich, daß das ungeheure Grab im Eichwald einem Fürsten der Gegend angehörte. Auch jenseits der Jagst, aber bis jetzt nur auf die Entfernung von 3–5 km von der Jagst sind Grabhügel entdeckt worden; so im Spitalwald bei Crailsheim und Beurlbach und in den Wäldern östlich von Stimpfach.
Anderer Art sind die Reihengräber, welche nahe an der Staatsstraße von Crailsheim nach Dinkelsbühl bei Ingersheim aufgedeckt wurden. Die Gräber finden sich 190 cm tief im Boden und sind je 2,6–2,8 m von einander entfernt. Die Leichen schauten mit dem Gesicht nach Osten. Gefunden wurden reiche Inlagen, Schmuckgegenstände, darunter eine Goldfibel in Scheibenform, Eisenwaffen, als Schwerter, Speerspitzen, Schildbuckel, Thongefäße von grauer Farbe, Thon- und Glasperlen,| Kämme, jetzt im Museum vaterl. Alterthümer in Stuttgart. (Paulus, Alterthümer in Württb. S. 90. W. F. 6, 472).Die Grabhügel des Bezirks gehören meist der vorchristlichen Zeit an, dagegen die Reihengräber wahrscheinlich der Zeit des Eindringens der christianisirten Franken vom Anfang des 6. Jahrhunderts christl. Zeitrechnung ab.
Das große Leichenfeld mag im Zusammenhang gewesen sein mit dem Burgberg, jener freistehenden Landmarke mit weitester Rundsicht. Zwei breite Bärmen, ringsum wagrecht und mit steilem Abfall um den Berg laufend, seine künstlich abgescheibte regelmäßige Eiform und seine obere Verebnung, gleichfalls mit Steilabfall gegen außen, machten aus ihm eine großartige Volksburg, die wahrscheinlich auch als Opfer- und Anbetungsstätte diente, ähnlich wie Hesselberg, Goldberg und Ipf im Ries. Ein weniger bedeutender Ringwall findet sich auf der sog. Rappenburg östlich von Stimpfach. Auf der Hochfläche (von 1,5 ha) eines steilen Vorsprungs laufen im Halbkreis zwei Gräben und dahinter Reste je eines Erd- und Steinwalls. Ein ähnlicher auf dem Schanzbuck bei Honhardt. Die Schönebürg östlich von Crailsheim war vielleicht ursprünglich auch eine altdeutsche Anbetungsstätte; man bemerkt noch vereinzelte Spuren von Befestigung, s. Goldbach. Unentschieden ist, ob im Schloßberg eine Viertelstunde südwestlich vom Birkelbach im Fuchsberg eine altdeutsche oder eine mittelalterliche Befestigung zu suchen ist. Der weite Umkreis der Gräben, an einem steilen Abhang sich hinziehend, spricht eher für das erstere, während die Angabe der ältesten Leute, daß man hier Gewölbe gefunden und die Steine des „alten Schlosses“ zum Kirchenbau in Ellrichshausen verwendet worden seien, für die zweite Annahme spricht. Auch auf der jetzigen Waldblöße des Rothenbergs südlich von Gersbach, wo man bisher irrigerweise den Stammsitz der Herren von Ellrichshausen gesucht hatte, war wahrscheinlich eine alte Zufluchtsstätte.
Von alten Straßen sind zu erwähnen: 1. die hohe Straße von Selgenstadt nach Mariä-Kappel, wahrscheinlich sich fortsetzend im Zigeunerweg nach Goldbach; 2. eine hohe Straße von Schnelldorf nördlich auf der Markung Ellrichshausen nach Satteldorf und von da nach Hall; 3. eine Heerstraße von Ingersheim nach Onolzheim an den Zollstockäckern vorbei; 4. Postwege a) westlich von Crailsheim jenseits der Jagst, b) im Kammerforst bei Gründelhardt, während ein Heuweg im| Hahnenberg dort zu treffen ist, c) vom Auhof nach Burleswagen, d) vom Jagstthal am Hübnershof vorbei nach Dinkelsbühl, e) auf den Pfannenberg; 5. der Diebsteig zwischen Wildenstein und Matzenbach, wahrscheinlich entlang der alten Grenze der Bisthümer Augsburg und Würzburg. Alte Wege führten von Crailsheim unterhalb Ellrichshausen über die Gronach nach Schillingsfürst und von dem abgegangenen Ramboldshausen, s. Waldthann, nach Ellwangen.Von Burgen, Schlössern, Kapellen im Bezirk sind ganz oder theilweise
a) erhalten: das markgräfliche Schloß in Crailsheim, jetzt Sitz des Oberamtsgerichts und Oberamts, das Geyer’sche Schloß in Goldbach, das Amthaus der H. v. Ellrichshausen in Gersbach, das freiherrl. v. Crailsheimische, später Seckendorfische Schloß in Gröningen, jetzt Privatbesitz; das hällische Schloß in Honhardt, jetzt Privatbesitz; die ritterlichen Herrensitze zu Bernhardsweiler, Lautenbach und Tempelhof, jene Privatbesitz, dieses Rettungsanstalt; die Kapelle auf dem Kreßberg; das alte mächtige Herrenhaus in Rechenberg und das neue im Renaissancestil, jetzt Schul- und Rathhaus, das ritterschaftliche Amthaus in Hagenhof, jetzt Bauernhaus, das Schloß zu Burleswagen mit altem Bergfried, früher den Herren v. Wolmershausen, jetzt den Grafen v. Soden gehörig, die Schlösser zu Erkenbrechtshausen und Unter-Deufstetten, den Freiherren v. Seckendorf gehörig, das freiherrl. v. Hofer’sche Schloß zu Wildenstein und das früher den Berlin, dann den Markgrafen von Brandenburg gehörige Schloß in Wäldershub.
b) Abgegangen sind:
Auf der Markung | Crailsheim: die Burg der Herren von Crailsheim an der Stadtmauer bei der Herrenmühle, die Kapelle zum heil. Kreuz und zu St. Wolfgang. |
„ | „ „Ellrichshausen: die Burg der Herren von Ellrichshausen, die Kapelle zu St. Ulrich. |
„ | „ „Goldbach: die Schönebürg, nach der Sage ein Schloß. |
„ | „ „Gröningen: Kl. Anhausen; zu Bronnholzheim, Gronach und Triftshausen adelige Häuser. |
„ | „ „Gründelhardt: die Burg Griffenberg, eine Beguinenklause (?) auf der Nonnenkappel, |
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ein Limpurger Jagd- und Fischhaus bei Markertshofen. | |
„ | „ „Jagstheim: die gewaltige Burg auf dem Pfannenberg, die Burg der Herren von Ellrichshausen, im Dorf, eine Kapelle. |
„ | „ „Leukershausen: ein festes Haus auf dem Eichelberg. |
„ | „ „Lustenau: das Schloß der Herren von Kreßberg, zuletzt der von Knöringen auf dem Kreßberg, eine Kapelle auf dem Kappelbuck. |
„ | „ „Marienkappel: ein Schloß der Herren von Wüstenau in Wüstenau, ein adeliges Haus in Rudolfsberg. |
„ | „ „Matzenbach: Schloß und Kapelle. |
„ | „ „Ober-Speltach: die Kapelle auf dem Burgberg, die Burg zu Neuberg. |
„ | „ „Onolzheim: die Burg der Herren von Onolzheim auf dem Burgschel, die St. Jakobskapelle. |
„ | „ „Rechenberg: ein Schloß im Eulenbuck, die Kapelle zum h. Kreuz. |
„ | „ „Roßfeld: Flügelau, Sitz der Grafen von Flügelau. |
„ | „ „Satteldorf: Beurlbach, Sitz der Herren von Beurlbach; Neidenfels: Kapelle zu St. Mechtild, Schloß der Herren v. Ellrichshausen, eine Mühle an der Jagst. |
„ | „ „Stimpfach: ein Wartthurm. |
„ | „ „Tiefenbach: die Eulenburg, die Burg der Herren v. Wolmershausen bei Wolmershausen, die Kapelle zum h. Kreuz im Wischart. |
„ | „ „Waldthann: ein Herrenhaus in Rötsweiler. |
„ | „ „Westgartshausen: eine Burg im Hemesschlägle, Liggartshausen, der Sitz der Herren von Liggartshausen, Lohr, Schloß der Herren v. Lare. |
„ | „ „Wildenstein: eine Kapelle (?) im Kappelbusch. |
Von abgegangenen Orten und Höfen sind zu verzeichnen:
Auf der Markung | Ellrichshausen: Sandhof bei Volkershausen. |
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„ | „ „Gröningen: Birkach (?), Grunach, Hambach, Wolfartsweiler. |
„ | „ „Gründelhardt: der Hof zum Mörder in der Mörderklinge, Raueburg, Hof. |
„ | „ „Honhardt: Altauwe bei Appensee, zum Birnbücher, Bruckner, Buchenhof, zum Dreschel, zum Folmar, zum Glaser, zum Habsbechen, zum Klemen, zum Knur, Nusatz, zum Ronenberg, zum Ruhen, Steckach. |
„ | „ „Jagstheim: Hof Burgberg, Ganshofen, Löffelsterz, der steinerne Thurm. |
„ | „ „Ingersheim: zwischen Altenmünster und Tiefenbach der Hof zum flachen Hag. |
„ | „ „Leukershausen: Runzenberg, ein Hof im Hungerthal. |
„ | „ „Lustenau: Bartsweiler, Ruckebaz s. Waldthann. |
„ | „ „Marienkappel, vereinigt mit Mergenbrunn: Kleonrode auf der Flur Kläret. |
„ | „ „Matzenbach: Rutherisbrucke (?). |
„ | „ „Ober-Speltach: Hergershof, Reinsweiler, Wolfsberg, Wolfershof. |
„ | „ „Roßfeld: Himmelhaus, Ströse, Strazze, Wüstenhof. |
„ | „ „Satteldorf: Hof Bingarten, Kenbach im Kühnbachthal, Reinbottenhausen, Stengelhof auf dem Stengelberg. |
„ | „ „Stimpfach: Sulzbach. |
„ | „ „Tiefenbach: Weiler Wischart, Schmiedebach mit Tiefenbach vereinigt. |
„ | „ „Triensbach: Reußenberg, Hofstatt im Flur Häspelein, wahrscheinlich das alte Gaspersheim. |
„ | „ „Unter-Deufstetten: zum alten Hof im Schenkenfeld. |
„ | „ „Waldthann: die Köll mit Zollhaus, Hertenberg, Landprechts-, Ramprechts-, Ramboldshausen, Ruckebaz an der Ruppaz, Sixenhof. |
„ | „ „Weipertshofen: Stöckhaus bei Käshof. |
Auf der Markung | Crailsheim: Krekelberg, Schelmenwasen, Wasserstall, Santenaberich. |
„ | „ „Ellrichshausen: Ungerfeld, Sächslesberg, bei Volkershausen, Straßenäcker und Frauenholz bei Simonberg. |
„ | „ „Goldbach: Judengreut, Bernsbühl, Wolfsteig. |
„ | „ „Gröningen: Hofäcker, Weilersäcker bei Bronnholzheim, Annengarten bei Anhausen, Burknet bei Triftshausen, öde Scheuer bei Bronnholzheim und Schloßwiesen. |
„ | „ „Gründelhardt: Weilersfeld bei Banzenweiler, Hofwiese bei Gründelhardt, Helmlesberg bei Brunzenberg. |
„ | „ „Honhardt: Gassenäcker, Gassenfeld, Hofwiese bei Eckarroth und Gaugshausen, Hausflur beim Ipshof, Hofstatt zwischen Hirschhof und Fleckenbach, Läusgasse unten im Wagner, Hofacker bei Finkenhof, Häusleinswiese bei Steinbach, Hofacker bei U.-Speltach. |
„ | „ „Ingersheim: Schelmengärtle südöstl. vom Ort, Hofäcker östl. hart am Ort, nördl. welscher Bronnen. Im Hardtfeld unter dem Pfannenberg soll ein Ort gestanden haben. Altenmünster: Horaffen, Wasserstall, Hofäcker. |
„ | „ „Lautenbach: Kappeläcker bei Bernhardsweiler. |
„ | „ „Leukershausen: Kappelberg und Kappelfeld, Kirrfeld, Mark. Bergertshofen. |
„ | „ „Lustenau: Kappeläcker. |
„ | „ „Mariä-Kappel: obere und untere Schanz, Judengreut, Lohrberg. |
„ | „ „Matzenbach: Schwedenfeld, wo die Schweden gelagert haben sollen, Brandfeld. |
„ | „ „Ober-Speltach: Hofstatt bei Burgberg, Gartenäcker bei Waldbuch, „Hof“ bei Steinehaig, Wasserrath im Hengnest bei Neuberg. |
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„ | „ „Onolzheim: Zimmerschlag hinter dem Baierbacher, auch Beurlbacher Rain, wo eine Stadt gewesen sein soll; Brentelwasen, Hofacker hart am Ort. |
„ | „ „Rechenberg: Hainenberg, Hainenfeld. |
„ | „ „Roßfeld: Wachholderfeld, Berndsberg, Kesselfeld, Schelmenacker und ‑Wasen nordöstl. vom Ort an der Tiefenbacher Markung, Hasengarten nördl. vom Ort, Ochsenstall südöstl. von Ölhaus, Stefts. |
„ | „ „Satteldorf: „Kleeder“-See, Beurlbach, Burgwäsele, Häusleinsbühl, Satteld, Judenbronnen, Lohrberg. |
„ | „ „Stimpfach: Thoräcker, Horle, Raitler (lare). |
„ | „ „Tiefenbach: Gailisberg, Haseläcker, Weilerswiesen, Schloßgarten hart beim Dorf, Hessel, Judenäcker. |
„ | „ „Triensbach: Hofstatt im Häspelein, s. oben, Gäßlensäcker, Kirchacker. |
„ | „ „Unter-Deufstetten: Hurlinsfeld, Sessel. |
„ | „ „Waldthann: Judenstein, wo ein Judenkirchhof gewesen sein soll, Kästacker, Wachholder, Kesselacker, Bergbronn. |
„ | „ „Wildenstein: Kappelbusch. |
Errata
- ↑ S. 176 Z. 6 l. Hummelsweiler. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite VI.
- ↑ S. 179 Z. 20 l. Grafen. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite VI.
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