Beschreibung des Oberamts Crailsheim/Kapitel A 3
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Nachdem im Jahr 1802 der südwestliche Theil des Bezirks: Gründelhardt, Honhardt, Jagstheim und Oberspeltach, vorher zum Gebiet der Reichsstadt Hall gehörig, an Württemberg gefallen ist, folgte 1803 Stimpfach, welches zum Fürstenthum Ellwangen gehörte, 1806 Matzenbach, [ER 1] 1810 die Stadt Crailsheim, vorher unter Preußen, zuletzt Bayern, und der ganze übrige Theil des Bezirks, welcher theils in ritterschaftlichem, theils in demselben Besitz wie Crailsheim war.
Der Oberamtsbezirk Crailsheim besteht somit durchweg aus neuwürttembergischen Landestheilen und die Aufnahme der Bevölkerung am 1. November 1812 umfaßt im Wesentlichen sämmtliche Ortschaften, wie die Aufnahme vom 1. Dezember 1880, s. Tabelle S. 62.
Die unbedeutende Änderung im Bestand des ganzen Bezirks, sowie die Änderungen in der Eintheilung der politischen Gemeinden in der Periode 1812 bis 1880 lassen sich folgendermaßen darlegen:
1. Zu Gemeinde Nr. 5. Gründelhardt:
a) | Parzelle Birkhof und Hellmannshofen waren 1812 der Gemeinde Honhardt zugetheilt, |
b) | die Parzelle Mettelmühl ist nach 1834 an Untersontheim, OA. Hall, gefallen; s. St.Hdb. von 1839, daher sie von 1812 an nicht mitgezählt ist. |
2. Zu Gemeinde Nr. 6 Honhardt: Parzelle Appensee und Steinbach an der Jagst sind 1812 noch zu Gemeinde Stimpfach gehörig.
3. Zu Gemeinde Nr. 8: Ingersheim mit Parzelle Altenmünster und Rothmühle ist im St.Hdb. von 1812 nach der Parzelle „Altenmünster“ benannt aufgeführt.
| 4. Zu Gemeinde Nr. 10: Leukershausen mit den 4 Parzellen Bergertshofen, Haselhof, Seelgenstadt und Waidmannsberg ist laut Bekanntmachung der Regierung des Jagstkreises vom 1. September 1848, s. Reg.Bl. S. 430, von Mariäkappel getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben worden.5. Zu Gemeinde Nr. 14. Oberspeltach mit den Parzellen Bonolzhof, Hilpert, Neuberg, Steinehaig und Waldbuch war 1812 der Gemeinde Gründelhardt zugetheilt, ist aber im St.Hdb. von 1823 schon als selbständige Gemeinde verzeichnet; Parzelle Burgberg gehörte 1812 noch zu der Gemeinde Roßfeld, ist aber im St.Hdb. von 1828 als zu Oberspeltach gehörig verzeichnet.
6. Zu Gemeinde Nr. 24: Weipertshofen mit den Parzellen Gerbertshofen, Hochbronn, Käsbach, Klingleshof, Lixhof, Nestleinsberg, Sixenmühle und Steinbach am Wald gehörte 1812 noch zu Gemeinde Rechenberg. Im St.Hdb. von 1823 ist bei Gemeinde Weipertshofen Rechenberg als dazu gehörige Parzelle, von 1828 an beide als selbständige Gemeinden aufgeführt.
7. Zu Gemeinde Nr. 25 Westgartshausen: die Parzelle Mittelmühle war 1812 Parzelle von Rechenberg.
8. Zur Summe vom ganzen Bezirk: der Oberamtsbezirk zählte nach der Bevölkerungstabelle in den Jahren
1812 | 1834 | |||
Orts- Angehörige 19.877 |
Orts- Anwesende 20.013 |
Orts- Angehörige 23.032 |
Orts- Anwesende 22.264 | |
hiezu kam bei Lustenau lt. Berichtigung in der Tabelle von 1835 | – | – | 1 | – |
zus. | 19.877 | 20.013 | 23.033 | 22.264 |
hievon geht ab lt. Pkt. 1b der Änderungen bei Gründelhardt | 7 | 7 | 6 | 7 |
somit ist das Ergebnis in der Übersicht S. 62 |
19.870 | 20.006 | 23.027 | 22.257 |
Nach der Übersicht auf S. 62 über den Stand der Bevölkerung des Bezirks Crailsheim betrug die Zahl der Ortsanwesenden auf 1. November 1812: 20.006; sie stieg bis
[Teil 1]
Nummer im Staats- hand- buch |
Gemeinden | 1812 am 1. November |
1834 Orts- angehörige nach der Zählung am 15. Dezbr. |
1834 Orts- anwesende nach der Zoll- vereins- zählung a. 15. Dezbr. | |
---|---|---|---|---|---|
Orts- angehörige |
Orts- anwesende | ||||
1 | Crailsheim | 2733 | 2770 | 3020 | 3134 |
Summe des ganzen Bezirks | 19.870 | 20.006 | 23.027 | 22.257 |
Gemeinden | 1846 | 1852 | 1855 | 1871 | 1875 | 1880 | Zugangs- und Abgangs- Ziffern für die Periode 1812/80 |
Flächen- maß der Markungen in ha nach der Aufnahme von 1835. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ortsanwesende nach den Zollvereinszählungen am 3. Dezember |
Ortsanwesende nach den Zählungen des Deutschen Reichs am 1. Dezember | |||||||
Crailsheim | 3157 | 2999 | 2854 | 3688 | 4482 | 4642 | +67,58 | 1024,59 |
Summe des ganzen Bezirks | 24.425 | 24.144 | 23.587 | 24.732 | 25.927 | 27.098 | +35,45 | 33.793,76 |
1834 auf 22.257 und bis 3. Dezember 1846 auf 24.425 Einwohner oder um 22,09 % in 34 Jahren und 0,65 % per Jahr; in den darauf folgenden 9 Jahren bis 1855 gieng sie zurück und zwar bis 3. Dezember 1852 auf 24.144 oder um 1,15 und bis 3. Dezember 1855 auf 23.587 oder weitere 2,28 % und für diese ganze 9jährige Periode um 3,43 % und jährlich um 0,38 zurück – eine Folge des durch mehrere ungünstige Ernten über das Land hereingebrochenen Nothstandes.
Diese Abnahmeziffer ist beim Bezirk Crailsheim im Vergleich mit anderen Bezirken des Landes noch eine mäßige zu nennen (vgl. hierüber die Karte im Jahrgang 1874 der Württ. Jahrbücher S. 26/27 und insbesondere das Gebiet der Oberamtsbezirke mit bedeutenderer Bevölkerungsabnahme, nemlich von 3,68 bis 9,18 % in der Periode 1852/55).
Auch die Zahl der Gante in dieser Periode ist eine mäßige mit 1 Fall auf 493 Einwohner; ebenso die Auswanderungziffer mit 1 Auswanderer auf 427 Einwohner nach dem Durchschnitt der Jahre 1842/52 O.Z. 42. Für das gelindere Auftreten dieser wirthschaftlichen Krisis zu Anfang der 1850er Jahre wird bei diesem Bezirk als Hauptursache hervorzuheben sein, daß er zu den Bezirken mit größerem landwirthschaftlichen Grundbesitz, nemlich 13,17 Morgen auf den Besitzer, O.Z. 22, gehört.
Nach den Ergebnissen des Gangs der Bevölkerung in der Periode 1812–66 hatte Crailsheim bei einer niederen Geburtenzahl und mittelmäßigen Sterblichkeit überhaupt, und mittelmäßiger Kindersterblichkeit insbesondere einen kleinen Geburtenüberschuß O.Z. 47; doch ist dieses Verhältnis etwas besser, als bei den Nachbarbezirken Ellwangen mit O.Z. 53 und Gerabronn mit O.Z. 51. Die erwähnte Bevölkerungsabnahme von 1846–55 hat sich durch die Zunahme bis 1871 mehr als ausgeglichen.
Wenn man absieht von dem zeitweilig höheren Stand von 1867 mit 24.856 gegenüber 1871 mit 24.732, welcher seine Erklärung in dem Anschwellen der Bevölkerung während des Eisenbahnbaus und ihrer Abnahme mit der Eröffnung der Bahn Crailsheim-Mergentheim vom 23. Oktober 1869 findet, hatte der Bezirk von 1855–1880 eine Zunahme von 14,89 %,
nemlich | bis | 1871 | um | 4,85 | % |
„ |
1875 | „ |
5,07 | „
| |
„ |
1880 | „ |
4,97 | „
|
Eine gleichmäßige Zunahme für künftig vorausgesetzt, würde sich die Bevölkerung in 134 Jahren verdoppeln; für die Zunahme 1813–1867 stellte sich die Verdoppelungsperiode auf 172 Jahre.
Die Vergleichung dieser 2 Verdoppelungsperioden dürfte ein nicht ungünstiges Licht auf die Grundlagen der neueren Bevölkerungsbewegung im Ganzen vorauswerfen.
Was die Zunahme bei den einzelnen Gemeinden anbelangt, so wird bemerkt, daß die Zunahme- beziehungsweise Abnahmeziffern bei Gründelhardt, Honhardt, Mariäkappel, Rechenberg und Stimpfach nicht in Betracht zu ziehen sind, weil sie von den Veränderungen in der Gemeindebezirkseintheilung herrühren; die Gemeinden Leukershausen, Oberspeltach und Weipertshofen sind erst nach 1812 gebildet worden, daher die Berechnung der Zunahme oder Abnahme in der Periode 1812–1880 wegfiel.
Von den übrigen 18 Gemeinden hat blos Unter-Deufstetten eine kleine Abnahme erfahren, die übrigen eine Zunahme von 8,44–67,58 %.
Einen bedeutenderen Zuwachs von 30 % und mehr weisen auf:
1. Crailsheim | von | 67,58, | 5. Roßfeld | von | 40,94, | |
2. Ingersheim | „ |
61,13, | 6. Waldthann | „ |
40,61, | |
3. Onolzheim | „ |
58,91, | 7. Triensbach | „ |
36,96. | |
4. Matzenbach | „ |
53,83, |
Die Oberamtsstadt zeigt also die größte Zunahmeziffer von 1812–1880 mit 67,58 % oder jährlich nahezu 1 %, die übrigen Gemeinden zusammen für die ganze Periode 30,29 % und jährlich 0,45 %.
Nach der Bevölkerungszahl der jüngsten Zählung vom 1. Dezember 1880 zerfallen die 26 Gemeinden des Bezirks in folgende 4 Klassen:
1. | Die Oberamtsstadt Crailsheim, die einzige Stadt des Bezirks mit | 4642 | Einw. | = | 17,13 | % |
2. | die 9 Gemeinden von 1000 bis 2000 Einwohner | 11.624 | „ |
= | 42,90 | „
|
3. | die 15 Gemeinden von 500 bis 1000 Einwohner | 10.351 | „ |
= | 38,20 | „
|
4. | 1 Gemeinde von weniger als 500 Einwohner | 481 | „ |
= | 1,77 | „
|
Gesammt-Einwohnerzahl | 27.098 | Einw. | = | 100 | % |
Beim Nachbarbezirk Ellwangen überwiegen die größeren oder mittleren Gemeinden mit ca 78 % noch entschiedener, wogegen im Oberamt Gerabronn die kleineren Gemeinden mit 58 % im Vordergrund stehen; dabei übertrifft die auf 1 Gemeinde kommende Parzellenzahl in sämmtlichen 3 Bezirken den Landesdurchschnitt von 4,30 im ähnlichen Verhältnis, denn auf 1 Gemeinde kommen Parzellen
im | Oberamt | Crailsheim | 7,00, |
„ |
„ |
Ellwangen | 10,30, |
„ |
„ |
Gerabronn | 4,31; |
letzteres erhebt sich somit kaum über das Landesmittel, während bei Crailsheim und noch mehr bei Ellwangen die Parzellirung etwas vorgeschritten ist; ferner hat nach dem Staatshandbuch von 1881 der Bezirk
Crailsheim | bei | 26 | Gemeinden | 157 | Weiler, | Höfe, | einzelne | Wohnsitze, |
Gerabronn | „ |
35 | „ |
164 | „ |
„ |
„ |
„
|
Ellwangen | „ |
27 | „ |
283 | „ |
„ |
„ |
„
|
Nach dem Staatshandbuch von 1881 und dem Jahrgang 1881 der Württ. Jahrbücher S. 546, 589 und S. 590 ist die Bevölkerungsdichtigkeit nach der Zählung vom 1. Dezember 1880:
pro Quadrat- meile |
pro Quadrat- kilometer | |||
in Württemberg | 5564 | 101 | ||
im | Oberamt | Crailsheim | 4414 | 80 |
„ |
„ |
Ellwangen | 3216 | 58 |
„ |
„ |
Gerabronn | 3559 | 65. |
Im östlichen Theile des Landes sind nur wenige Oberamtsbezirke, welche über den Durchschnitt des Landes sich hierin stellen; Crailsheim bleibt mit dem Vorwiegen der blos mittleren Gemeinden auch hinter demselben zurück und noch mehr seine Nachbarbezirke Ellwangen und Gerabronn.
Wenn, analog mit der Darstellung in den Württ. Jahrbüchern von 1881 S. 589, die Bevölkerung in der Art in Stadt- und Landbevölkerung unterschieden wird, daß zu ersterer die Gemeinden mit über 2000 Einwohnern gerechnet werden,| so ist die sog. Stadtbevölkerung bei Crailsheim mit 17,13, bei Ellwangen mit 21,16 % und bei Gerabronn mit blos 6,93 % schwach besetzt; die mittleren Gemeinden mit 1000–2000 Einwohnern sind dagegen bei ersteren 2 Bezirken mit 42,90 und 57,16 % die überwiegenden, während die kleineren Orte mit 500 bis 1000 Einwohnern durch 54,24 % beim Bezirk Gerabronn vorherrschen.Daß übrigens beim Vorwiegen der mittleren Gemeinden beim Bezirk Crailsheim neben der Landwirthschaft auch Gewerbe mit Handel einen bedeutenden Theil der erwerbsthätigen Bevölkerung in Anspruch nehmen, zeigt uns die auf Seite 68 folgende Tabelle über die Berufsklassen nach der Zählung von 1871, den 38,93 % in Rubrik A. Landwirthschaft stehen gegenüber in B. und C. Industrie und Handel zusammengenommen 40,75 %.
Ähnlich ist dieses Verhältnis bei Ellwangen; dagegen zeigt der Bezirk Gerabronn bei seiner Mehrzahl kleinerer Gemeinden einen höheren Prozentsatz der im landwirthschaftlichen Erwerb thätigen Bevölkerung.
Über die landwirthschaftlichen Verhältnisse des Bezirks läßt sich aus den Württ. Jahrbüchern von 1874, s. auch die Karte II zu S. 26 und aus der eingehenderen Darstellung der Ergebnisse der Grundbesitzaufnahme vom 10. Jan. 1873 in den Württ. Jahrbüchern von 1881 I. Bd. 1 S. 73 folgendes Weitere entnehmen:
Als ein der östlichen Landeshälfte zugehöriger Bezirk s. Karte zu S. 57 der Jahrbücher von 1874 hat Crailsheim wie die übrigen Bezirke dieses Landestheils größeren landwirthschaftlichen Besitz aufzuweisen; noch mehr aber seine Nachbarbezirke Ellwangen und Gerabronn. Es kommen nemlich
in den Oberämtern | auf 100 ha landwirthschaftl. Areals Wirthschaften |
auf 1 Wirth- schaft ha |
Crailsheim | 17,85 | 5,60 |
A. Landwirth- schaft, Forstwirth- schaft |
B. Industrie und Bergbau mit Bauwesen |
C. Handel und Verkehr, auch Wirthschafts- gewerbe |
D. Dienstleistende ohne Angabe der Berufsgruppe |
E. Armee und Kriegsflotte |
F. Alle übrigen Berufsarten |
G. Personen ohne Berufs- ausübung |
Die absolute Anzahl der gezählten Einwohner beträgt |
im Oberamt Crailsheim |
Ferner entfallen | von je 100 ha auf die Wirthschaften von |
und sind unter je 100 Wirthschaften solche begriffen von | ||||
5 ha und weniger |
über 5 bis 10 ha |
mehr als 10 ha |
5 ha und weniger |
über 5 bis 10 ha |
mehr als 10 ha | |
im Oberamt Crailsheim |
18,54 | 19,93 | 61,53 | 64,73 | 15,80 | 19,47 |
Nach der ersteren Übersicht sind im Oberamtsbezirk Crailsheim die Wirthschaften zahlreicher und kommt somit auf eine Wirthschaft weniger Areal als in den Nachbarbezirken.
Die weitere Übersicht zeigt, daß die kleineren und mittleren Wirthschaften bis 10 ha nach Anzahl und Umfang bedeutender sind, als in den Nachbarbezirken, ausgenommen, daß im Bezirk Ellwangen etwa 3 Prozent mehr Wirthschaften von 5–10 ha sich befinden, im Besitz der großen Wirthschaften erhebt es sich weit über das Landesmittel, steht aber diesen Nachbarbezirken sowohl nach der Anzahl als der Arealausdehnung nach.
Pachtgüter sind unter dem landwirthschaftlichen Areal des Bezirks in geringem Prozentsatz vorhanden, denn es kommen auf 100 ha
im | Oberamt | Crailsheim | 4,00 | O.Z. | 8, |
„ |
„ |
Ellwangen | 4,81 | „ |
15, |
dagegen etwas mehr
im | Oberamt | Gerabronn | 7,01 | O.Z. | 31. |
Das Ergebnis ist folgendes:
Unter 100 Haushaltungen sind solche mit
1 Person | 2–5 Personen | 6 und mehr Personen | |||
im | Oberamt | Crailsheim | 5,84 (6,12)[2] |
61,79 (59,06) |
32,37 (34,82) |
„ |
„ |
Ellwangen | 6,85 | 57,95 | 35,20 |
„ |
„ |
Gerabronn | 5,82 | 55,40 | 38,78 |
in Württemberg | 7,49 | 62,47 | 30,04 |
und auf 100 Haushaltungen kommen
in Württem- berg |
im Oberamt Crails- heim |
im Oberamt Ell- wangen |
im Oberamt Gera- bronn | ||
1. | Vorstände und zwar: | ||||
a) Eheleute | 148,34 | 157,32 (154,02)[2] |
144,80 | 157,89 | |
b) sonstige Haushaltungsvorstände | 24,99 | 19,89 (20,91) |
26,53 | 20,50 | |
2. | Kinder | 182,47 | 166,70 (172,72) |
172,77 | 173,20 |
3. | Dienstboten | 28,27 | 41,21 (46,47) |
47,80 | 62,06 |
4. | Gehilfen, Lehrlinge | 25,67 | 34,24 (34,72) |
47,60 | 36,71 |
5. | Verwandte, Gäste und sonstige Hausgenossen | 42,60 | 46,48 (46,77) |
42,01 | 52,76 |
6. | Personen im Ganzen | 452,34 | 465,84 (475,61) |
481,51 | 503,12 |
Die absolute Gesammtzahl dieser Personen beträgt | 1.798.644 | 24.494 | 30.451 | 29.151 | |
(9712) |
Hinsichtlich der Bestandtheile der Haushaltungen ist zu bemerken, daß die Zahl der Dienstboten, Gehilfen und Lehrlinge sowohl beim Bezirk Crailsheim als den 2 Nachbarbezirken sich ziemlich über das Landesmittel von 28,27 erhebt, bei der Zahl der Verwandten und sonstigen Hausgenossen stellt sich Crailsheim und Gerabronn über das Landesmittel, Ellwangen bleibt unbedeutend hinter demselben zurück.
Die Zahl der Kinder bleibt bei sämmtlichen 3 Bezirken hinter dem Landesmittel zurück. In Gegenden mit großen Grundbesitzungen pflegt die Zahl der Kinder kleiner zu sein, was mit der Übernahme der Gutskomplexe durch eine Hand, der Möglichkeit zur Verheiratung erst in späterem Alter, den Heiraten innerhalb der Verwandtschaft zusammenhängt. (Weiteres hierüber s. Württ. Jahrbücher von 1874 S. 123 ff.)
Die Zusammenstellung der Bevölkerung nach dem Glaubensbekenntnis ergibt folgende Resultate:
Es wurden gezählt:
im Jahr | Evangelische | Katholiken | von anderen christlichen Konfessionen |
Israeliten | von anderen Religionen |
im Ganzen Orts- angehörige | ||
1812 | 16.726 | 2919 | 1 | 224 | – | 19.870 | ||
1846 | 21.123 | 3833 | – | 352 | – | 25.308 | ||
Ortsanwesende | ||||||||
1858 | 19.915 | 3477 | 1 | 301 | – | 23.694 | ||
1871 | 21.093 | 3337 | 5 | 297 | – | 24.732 | ||
1875 | 22.083 | 3508 | 22 | 313 | 1 | 25.927 | ||
1880 | 23.113 | 3642 | 10 | 333 | – | 27.098. |
Die Gesammtbevölkerung zu 100 angenommen, berechnet sich das Verhältnis der Konfessionen zu einander für das Jahr 1880 in folgender Weise:
im Oberamt | |||||
Crailsheim | 85,29 | 13,44 | 0,04 | 1,23 | – |
Ellwangen | 10,06 | 89,24 | – | 0,70 | – |
Gerabronn | 94,35 | 3,63 | 0,23 | 1,79 | – |
in Württemb. | 69,07 | 29,94 | 0,30 | 0,68 | 0,01. |
Die israelitische Bevölkerung ist ziemlich stark im Bezirk vertreten (O.Z. 13), hauptsächlich in der Oberamtsstadt.
In den 20 Jahren 1838/57 wurden 3356 Paare im Bezirk getraut.
Hievon gehörten | ||||
2804 | Paare | dem | evangelischen | |
505 | „ |
„ |
katholischen | |
47 | „ |
„ |
israelitischen | |
Glaubensbekenntnis an.
Gemischte Ehen kamen vor | ||||
37 | unter | den | Evangelischen | |
28 | „ |
„ |
Katholiken | |
keine | „ |
„ |
Israeliten. |
Unter diesen 65 gemischten Ehen waren 33, bei welchen der Bräutigam evangelisch und 32, bei welchen der Bräutigam katholisch war.
Bezüglich des früheren Familienstandes der Getrauten können die Eheschließungen in folgender Weise dargestellt werden:
Trauungen von | a) mit Jungfrauen |
b) mit Witwen |
c) mit geschied. Frauen |
Zusammen | ||
1. | Junggesellen | 2438 | 210 | 12 | 2660 | |
2. | Witwern | 580 | 91 | 6 | 677 | |
3. | Geschiedenen Männern | 17 | 1 | 1 | 19 | |
3035 | 302 | 19 | 3356. |
Über das Alter der Getrauten gibt nachstehende Tabelle Aufschluß:
Die Prozentzahl der Getrauten, bei welchen
a) der Bräutigam alt war: | ||||||||
berechnet sich |
weniger als volle 25 Jahre |
25 bis mit 30 Jahre |
30 bis mit 40 Jahre |
über 40 Jahre | ||||
im | Oberamt | Crailsheim | auf | 5,13 | 39,33 | 37,87 | 17,67 | |
„ |
„ |
Ellwangen | „ |
4,73 | 31,98 | 43,93 | 19,36 | |
„ |
„ |
Gerabronn | „ |
4,73 | 32,93 | 44,65 | 17,69 | |
in Württemberg | „ |
8,39 | 44,04 | 33,24 | 14,33 | | | ||
b) die Braut alt war: | ||||||||
berechnet sich |
weniger als volle 20 Jahre |
20 bis mit 25 Jahre |
25 bis mit 30 Jahre |
über 30 Jahre | ||||
im | Oberamt | Crailsheim | auf | 4,50 | 29,17 | 31,05 | 35,28 | |
„ |
„ |
Ellwangen | „ |
3,33 | 26,52 | 29,28 | 40,87 | |
„ |
„ |
Gerabronn | „ |
3,64 | 25,19 | 33,83 | 37,34 | |
in Württemberg | „ |
5,06 | 33,37 | 31,57 | 30,00. |
Somit stehen die 2 jüngeren Altersklassen der Bräutigame unter 30 Jahren in den 3 Bezirken dem Landesmittel nach, am meisten im Bezirk Ellwangen, beinahe ebenso in Gerabronn, während die 2 Klassen älterer Bräutigame von über 30 Jahren sich über das Landesmittel in den 3 Bezirken stellen, besonders in Ellwangen und Gerabronn. Ebenso geht die Zahl der Bräute von über 30 Jahren bei den 3 Bezirken über das Landesmittel; die jüngeren Altersklassen bleiben hinter dem Landesmittel zurück mit Ausnahme der 25–30 Jahre alten bei Gerabronn. Wie in der Grundbesitzvertheilung besonders Ellwangen und Gerabronn Ähnlichkeit zeigen mit den oberschwäbischen Bezirken, so steht damit auch das höhere Alter der Bräutigame im Zusammenhang, indem in den Gegenden mit größerem Grundbesitz die Heiraten erst in späterem Alter erfolgen.
In dieser Beziehung schließt sich an die 2 oberschwäbischen Bezirksgruppen die hohenlohische Ebene, zu welcher Crailsheim und Gerabronn gehört, und das obere Kocher-, Jagst- und Remsgebiet, welchem Ellwangen zuzutheilen ist, an. Über die Eintheilung des Landes in Bezirksgruppen und ihre Reihenfolge vgl. Württ. Jahrbücher Jahrg. 1874 Th. I S. 131 ff. u. S. 155.
Nach der Übersicht über die Zahl der Trauungen in der Periode 1838–1857, s. Tabelle S. 74, erhob sich der Bezirk Crailsheim über das Landesmittel mit Ausnahme der 2 Jahre 1856 und 1857, bei Gerabronn ist das Verhältnis umgekehrt, die Ziffern blieben mit Ausnahme dieser Periode unter dem Landesmittel, und Ellwangen blieb in der ganzen Periode unter demselben.
Die Verminderung von 1846 bis 1855 gegenüber der vorhergehenden Periode ist bei sämmtlichen 3 Bezirken, wie auch im Landesdurchschnitt, bedeutend, eine Folge des wirthschaftlichen Nothstands zu Anfang der 50er Jahre.
Es beträgt | I. in der 8jährigen Periode von 1838/45 die durchschnittliche Zahl der |
II. in der 10jährigen Periode von 1846/55 die durchschnittliche Zahl der |
III. in den 2 Jahren 1856 und 1857 die durchschnittliche Zahl der |
IV. in der 20jährigen Periode 1838/57 die durchschnittliche Zahl der | ||||||||
Trau- ungen |
orts- anwe- senden Ein- wohner |
Trau- ungen auf je 1000 Ein- wohner |
Trau- ungen |
orts- anwe- senden Ein- wohner |
Trau- ungen auf je 1000 Ein- wohner |
Trau- ungen |
orts- anwe- senden Ein- wohner |
Trau- ungen auf je 1000 Ein- wohner |
Trau- ungen |
orts- anwe- senden Ein- wohner |
Trau- ungen auf je 1000 Ein- wohner | |
im Oberamt Crailsheim | 189 | 23.299 | 8,11 | 156 | 24.089 | 6,48 | 143 | 23.641 | 6,05 | 168 | 23.603 | 7,12 |
Für die Jahre von 1857 bis 1870 fehlt eine genaue Trauungsstatistik, jedoch geben die Auszählungen nach dem Alter und Familienstand, welche sich an die Bevölkerungsaufnahmen für den Zollverein, bezw. das Deutsche Reich in den Jahren 1861, 1867, 1871, 1875 und 1880 anschloßen, einen Einblick in diese Verhältnisse.
Es berechnet sich nemlich:
für das Oberamt Crailsheim |
für Würt- temberg | |||||
1. | das Lebensalter der mittleren Verheiratungs-Wahrscheinlichkeit |
bei den | ||||
männl. | weibl. | männl. | weibl. | |||
Personen | Personen | |||||
a) nach der Zählung von | 1861 auf Jahre | 31 | 31 | 31 | 29 | |
b) | „ „ „ „1867 | „ „32 | 29 | 30 | 29 | |
c) | „ „ „ „1871 | „ „30 | 28 | 30 | 28 | |
d) | „ „ „ „1875 | „ „28 | 27 | 28 | 26 | |
e) | „ „ „ „1880 | „ „30 | 27 | 29 | 27 | |
2. | die Zahl der Verheirateten und der verheiratet Gewesenen unter je 1000 Einwohnern | |||||
a) nach der Zählung von | 1861 auf Personen | 370 | 375 | |||
b) | „ „ „ „1867 | „ „386 | 384 | |||
c) | „ „ „ „1871 | „ „401 | 396 | |||
d) | „ „ „ „1875 | „ „412,5 | 406,5 | |||
e) | „ „ „ „1880 | „ „403,5 | 396,3 | |||
3. | die Zahl der verheirateten männlichen und weiblichen Personen unter je 100 Einwohnern von 25–30 Jahren | |||||
a) nach der Zählung von | 1861 auf Jahre | 22 | 46 | 31,3 | 44,7 | |
b) | „ „ „ „1867 | „ „31 | 48 | 33,5 | 46,7 | |
c) | „ „ „ „1871 | „ „36 | 53 | 39,5 | 52,0 | |
d) | „ „ „ „1875 | „ „43,0 | 59,2 | 44,3 | 58,5 | |
e) | „ „ „ „1880 | „ „39,4 | 61,8 | 42,0 | 58,5 | |
4. | die Zahl der unverheirateten männlichen und weiblichen Personen unter je 100 Einwohnern von 40–45 Jahren | |||||
a) nach der Zählung von | 1861 auf Jahre | 12 | 19 | 12,2 | 17,4 | |
b) | „ „ „ „1867 | „ „18 | 23 | 15,9 | 21,1 | |
c) | „ „ „ „1871 | „ „14 | 17 | 13,6 | 20,6 | |
d) | „ „ „ „1875 | „ „10,5 | 12,8 | 11,1 | 17,6 | |
e) | „ „ „ „1880 | „ „10,0 | 13,2 | 10,9 | 16,0 |
Die Zahl der verheirateten männlichen und weiblichen Personen von 25–30 Jahren auf 100 Einwohner hat sich 1867, 1871, 1875 und 1880 gegenüber dem Jahr 1861 erhöht; besonders bemerkenswerth ist die Zunahme von 1875 gegenüber von 1871. Auch ist die Differenz bei den männlichen des Bezirks gegenüber dem Landesdurchschnitt ziemlich gemindert worden.
Die Zahl der unverheirateten männlichen und weiblichen Personen von 40–45 Jahren auf je 100 Einwohner hat sich 1875 und 1880 mehr vermindert als im Landesdurchschnitt; besonders auch im Jahrgang 1875 gegenüber 1871. Dies dürfte die Zunahme der Heiraten auch in höherem Alter anzeigen.
Nach den neueren vom Bundesrath im Deutschen Reich eingeführten statistischen Erhebungen über die Bewegung der Bevölkerung kommen in dem Jahrzehnt 1871 bis 1880 auf je 1000 Einwohner Trauungen:
in Württemberg | 8,49 | |
im Oberamt | Crailsheim | 9,51 |
„ | „Ellwangen | 7,94 |
„ | „Gerabronn | 8,32. |
Unter je 100 Trauungen sind solche, bei welchen
der Bräutigam | die Braut | |||
alt war | ||||
unter 30 Jahren |
30 und mehr Jahre |
unter 25 Jahren |
25 und mehr Jahre | |
in Württemberg | 56,40 | 43,60 | 38,87 | 61,13 |
Die Zahl der Bräutigame unter 30 Jahren bleibt sowohl im Bezirk Crailsheim als in den genannten 2 Nachbarbezirken hinter dem Landesmittel zurück, während die Zahl der älteren dasselbe übertrifft und zwar in höherem Grade bei Ellwangen und Gerabronn. Ähnlich ist das Verhältnis bei den Bräuten; doch entfernen sich die Ziffern nicht so weit vom Landesmittel, wie bei den Bräutigamen.
Das Verhältnis der Geborenen, einschließlich Todtgeborenen, zur Bevölkerung berechnet sich auf:
in der Periode |
in Württemberg | In den Oberamtsbezirken | ||
Crailsheim | Ellwangen | Gerabronn | ||
1812/66 | 1:25,18 = 3,97 % | 1:27,63 = 3,62 % | 1:28,57 = 3,50 % | 1:29,44 = 3,40 % |
Hienach hat die Geburtenzahl sowohl bei Crailsheim als bei seinen Nachbarbezirken zugenommen; in ersterem Bezirk stellt sie sich in den 2 neueren Perioden etwas über das Landesmittel, in den Nachbarbezirken blieb sie, wie vorher, unter demselben.
Die Verhältniszahlen der Geborenen berechnen sich ferner bei dem Oberamt Crailsheim für die einzelnen Abschnitte der Periode 1812/66 folgendermaßen [3]:
für die Periode | bei Ordnungsziffer |
bei 1 Geborenen auf Einwohner |
in Prozenten |
1812/22 | 59 | 30,70 | 3,26 |
Die Verhältniszahl der unehelich Geborenen war im Zeitraum 1812/52:
in Württemberg | 11,70 | O.Z. | ||
im | Oberamt | Crailsheim | 18,52 | 2 |
„ |
„ |
Ellwangen | 12,95 | 19 |
„ |
„ |
Gerabronn | 14,68 | 8. |
In der Zahl der unehelich Geborenen weist der Bezirk Crailsheim nach Gaildorf die ungünstigste Ziffer im Lande für diesen Zeitraum auf; seine 2 Nachbarbezirke erheben sich ebenfalls über das Landesmittel, und Gerabronn hat auch eine hohe Ordnungszahl; noch weitere Bezirke des Jagstkreises zeigen ebenfalls ungünstige Ziffern. Nach der Beschreibung des Königreichs Württemberg S. 322 ff. soll dies hauptsächlich mit dem Umzug der reiferen Jugend in die fruchtbareren Bezirke zur Zeit der Ernte zusammenhängen. Im folgenden Jahrzehnt war die Ordnungsziffer hierin bei Crailsheim etwas günstiger (O.Z. 4–7).
In dem Jahrzehnt 1871/80 kommen auf 100 Geborene unehelich Geborene
in Württemberg | 8,97 | % | ||
im | Oberamt | Crailsheim | 13,08 | „
|
„ |
„ |
Ellwangen | 8,42 | „
|
„ |
„ |
Gerabronn | 12,69 | „
|
Das Verhältnis der unehelich Geborenen zur Gesammtzahl der Geborenen hat sich daher erheblich gebessert, indem sowohl das Landesmittel als die Ziffern der 3 Bezirke wesentlich niedriger sind; Ellwangen stellt sich nunmehr unter das Landesmittel, während Crailsheim und Gerabronn dasselbe übertreffen.
Einen weiteren Beitrag zur Erklärung: s. die Ausführung auf S. 91 hinten.
| Nach dem Geschlecht der Geborenen kommen auf 100 weiblich Geborene männlich Geborenein der Periode | in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | |||||
Crailsheim | O.Z. | Ellwangen | O.Z. | Gerabronn | O.Z. | ||
1842/52 | 106,28 | 107,31 | 21 | 104,91 | 50 | 106,62 | 29 |
Während der Knabenüberschuß im Landesdurchschnitt in der jüngsten Periode zurückgegangen ist, stieg er in diesen 3 Bezirken und zwar bei Crailsheim und Ellwangen erheblich, und übertrifft in den 3 Bezirken das Landesmittel; den Knabenüberschuß bei den ehelichen und unehelichen Geburten stellen die Übersichten 1 und 2 dar.
1. Auf 100 ehelich weibl. Geborene kommen ehelich männl. Geborene | |||||||
in der Periode |
in Württem- berg |
im Oberamt Crailsheim |
O.Z. | im Oberamt Ellwangen |
O.Z. | im Oberamt Gerabronn |
O.Z. |
1842/52 | 106,51 | 107,08 | 29 | 104,37 | 52 | 106,47 | 33 |
2. Auf 100 unehel. weibl. Geborene kommen unehel. männl. Geborene | |||||||
in der Periode |
in Württem- berg |
im Oberamt Crailsheim |
O.Z. | im Oberamt Ellwangen |
O.Z. | im Oberamt Gerabronn |
O.Z. |
1842/52 | 104,57 | 108,33 | 20 | 108,85 | 16 | 107,51 | 25 |
Hienach hat beim Bezirk Crailsheim der Knabenüberschuß bei den ehelichen Geburten zugenommen, bei den unehelichen abgenommen, bei diesen sank er unter den Landesdurchschnitt; im Bezirk Ellwangen ist er in beiden Fällen gestiegen; im Oberamt Gerabronn ist der Knabenüberschuß bei den ehelichen heruntergegangen, bei den unehelichen ist er auch gegenüber den 2 andern Bezirken erheblich gestiegen.
| Das Verhältnis der Geborenen zu der Zahl der über 14 Jahre alten weiblichen Personen ist folgendes:in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | ||||||
Crailsheim | O.Z. | Ellwangen | O.Z. | Gerabronn | O.Z. | ||
a) in der Periode 1846/56 wie | 1:9,39 | 1:10,16 | 47 | 1:10,95 | 57 | 1:11,12 | 58 |
Die Fruchtbarkeit des weiblichen Geschlechts hat sich im letzten Jahrzehnt, sowohl im Landesmittel, als auch in diesen 3 Bezirken ziemlich gehoben; die Ziffer von Crailsheim geht nun etwas über das Landesmittel, während Ellwangen und Gerabronn wie früher hinter demselben zurückstehen.
Hier wird eine Übersicht beigefügt über das Verhältnis der Mehrgeburten beziehungsweise der Mehrgeborenen und Todtgeborenen zu den Geborenen im Ganzen:
Es berechnete sich | in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | |||
Crails- heim |
Ell- wangen |
Gera- bronn | |||
die Zahl der Mehrgeborenen und Mehrgeburten, wie folgt: im Durchschnitt des Dezenniums 1871/80 waren unter 100 Geborenen Mehrgeborene |
2,67 | 3,10 | 2,94 | 3,15 |
Die Zahl der Todtgeborenen hat im Landesmittel gegen früher abgenommen, ebenso im Bezirk Ellwangen; Crailsheim erhebt sich, im Gegensatz gegen früher, wenn auch unbedeutend, über das Landesmittel; Gerabronn stellt sich, wie früher, etwas über das Landesmittel.
Das Verhältnis der Gestorbenen zur Bevölkerung läßt sich in folgenden Ziffern darstellen:
in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | |||
Crailsheim | Ellwangen | Gerabronn | ||
für die Periode 1812/66 wie | 1:31,52 | 1:33,75 | 1:34,17 | 1:36,26 |
Blos in dem kurzen Zeitraum 1867/70 stellt sich die Sterblichkeitsziffer bei Crailsheim über das Landesmittel, in der neuesten Periode stellt sie sich demselben gleich, beim Bezirk Ellwangen bleibt sie in den 3 Perioden hinter dem Landesmittel und hinter Crailsheim zurück, in noch stärkerem Maße bei dem Nachbarbezirk Gerabronn.
Innerhalb der 40 Jahre 1812/52 berechnet sie sich für die einzelnen Jahrzehnte folgendermaßen:
1812/22 | auf | 2,94 | % |
1822/32 | „ |
2,75 | „
|
1832/42 | „ |
3,26 | „
|
1842/52 | „ |
2,89 | „
|
Die größte Sterblichkeit dieser Periode im Jahrzehnt 1832 bis 42 trifft daher mit der größten Geburtenzahl, s. S. 77, zusammen, eine Beobachtung, welche für dieses Jahrzehnt bei der Mehrzahl der Bezirke des Landes gemacht wird.
Für die Perioden 1846/56 und 1858/66 berechnet sich die Sterblichkeit im Oberamt Crailsheim auf 2,92 % und 3,11 %,| somit in letzterer Periode der Geburtsziffer entsprechend auch höher als pro 1846/56.Das Geschlecht der Gestorbenen läßt sich aus folgender Tabelle ersehen:
Auf 100 weibliche Gestorbene kommen männliche Gestorbene | in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | ||
Crailsheim | Ellwangen | Gerabronn | ||
in der Periode 1842/52 | 104,66 | 104,62 | 101,40 | 107,41 |
Daß das männliche Geschlecht unter den Gestorbenen besonders in der neueren Periode stärker vertreten ist, erhellt hieraus; vergleiche hiemit den Knabenüberschuß bei den Geburten S. 79.
Das Oberamt Crailsheim stellt sich in allen 3 Perioden ziemlich nahe dem Landesmittel, theils über, theils unter dasselbe; Ellwangen bleibt durchgehend hinter dem Landesmittel zurück. Gerabronn übertrifft dasselbe im Gegensatz zu den 2 Nachbarbezirken durchweg.
Die Sterblichkeit nach der Jahreszeit stellt sich in folgender Übersicht dar:
Von 100 Gestorbenen incl. Todtgeborenen entfallen auf die Monate | ||||
April bis Juni |
Juli bis September |
Oktober bis Dezember |
Januar bis März | |
in Württemberg |
Die größte Sterblichkeit trifft somit bei Crailsheim in beiden Perioden auf die Wintermonate Januar bis März ein, sodann 1846/56 auf Oktober bis Dezember, 1871/80 auf die Sommermonate.
| Im Durchschnitt vom ganzen Land kommt 1846/56 die größte Sterblichkeit in den Herbst- und Wintermonaten vor, 1871/80 auf das Sommer- und Wintervierteljahr.Ferner ist aus den Übersichten über die Sterbefälle vom Dezennium 1846/56 Folgendes hervorzuheben:
Es kommen auf 100 Gestorbene excl. Todtgeborene:
in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | |||
Crailsheim | Ellwangen | Gerabronn | ||
Verunglückte | 0,85 | 0,67 | 1,05 | 0,91 |
Nach den Medizinalberichten von 1873–78 kommen
auf 100.000 Einwohner |
in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | |||
Crailsheim | Ellwangen | Gerabronn | |||
im Jahr 1873 | Selbstmordsfälle | 16 | – | – | 14 |
Es haben
von 100 Gestorbenen excl. Todtgeborenen | ||||
in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | |||
Crailsheim | Ellwangen | Gerabronn | ||
1. ärztliche Hilfe genossen |
In Beanspruchung ärztlicher Hilfe steht es unter dem Landesmittel im Gegensatz zu seinen Nachbarbezirken Ellwangen und Gerabronn, sowie zu den übrigen Bezirken der hohenlohischen Ebene, vergl. hierüber Oberamtsbeschreibung Künzelsau S. 98 bis 99. Nach der Tabelle auf S. 157 Jahrgang 1874 der Württ. Jahrbücher schließt es sich hierin mehr den Bezirken der Alb und des nördlichen Oberschwabens an.
Hier mögen auch folgende Erhebungen, welche für die Zwecke der deutschen Reichsmedizinalstatistik veranstaltet wurden, eine Stelle finden; nach dem Stand vom 1. April 1876 (vergl. Württ. Jahrbücher von 1876 S. 139 ff.) kamen
auf je 10.000 Einwohner | |||
in Württem- berg |
im Jagst- kreis |
im Oberamt Crailsheim | |
Apotheken incl. Filialen | 1,36 | 1,28 | 0,77 |
im 1. |
im 2.–7. |
im 8.–14. |
im 15.–20. |
im 21.–45. |
im 46.–70. |
über 70. | ||||||||
Lebensjahre | ||||||||||||||
in Württemberg | 42,18 | O.Z. – |
9,99 | O.Z. – |
2,39 | O.Z. – |
1,91 | O.Z. – |
10,83 | O.Z. – |
20,69 | O.Z. – |
12,01 | O.Z. – |
Die jungen Altersklassen bis zum 14. Lebensjahre, sowie die 21–45jährigen stehen beim Bezirk Crailsheim unter dem Landesmittel, während die 15–20jährigen und die älteren Altersklassen von über 45 Jahren sich über dasselbe erheben.
Gegenüber den 2 Nachbarbezirken hat er blos bei den 15- bis 20jährigen die ungünstigste Ziffer, bei den 21–45jährigen, sowie der ältesten Klasse zeigt er dagegen die günstigste Ziffer; bei den unter 14 Jahre und 46–70 Jahre alten nimmt er eine mittlere Stellung ein, indem bei der jüngsten Altersklasse der Bezirk Ellwangen, bei den 2–14jährigen und den über 46 Jahre alten der Bezirk Gerabronn die größte Sterbeziffer hat.
Die Prozentzahl der im 1. Lebensjahr gestorbenen Lebendgeborenen berechnet sich auf 100 Lebendgeborene überhaupt:
in Württem- berg |
in den Oberamtsbezirken | |||
Crailsheim | Ellwangen | Gerabronn | ||
für die Periode 1812 bis 66 auf | 33,99 | 31,51 | 32,34 | 26,55 |
Die im 2.–5. Lebensjahr Gestorbenen sind am zahlreichsten beim Bezirk Crailsheim, welcher damit das Landesmittel übersteigt, während die 2 anderen Bezirke unter demselben bleiben.
Die im 6.–15. Lebensjahr Gestorbenen sind bei sämmtlichen 3 Bezirken zahlreicher als im Landesmittel, Crailsheim zeigt die nächst niedrigste Ziffer, Gerabronn die höchste.
Über die Kindersterblichkeit in den einzelnen Gemeinden gibt die Tabelle auf S. 87–89 über die Bewegung der Bevölkerung im Zeitraum 1871–1880 Auskunft.
Sie bewegte sich zwischen 20,85 % bei Leukershausen und 36,83 % der Lebendgeborenen bei Matzenbach; das Landesmittel von 31,56% wird blos bei 8 Gemeinden überschritten; das Bezirksmittel von 28,94 % überschreiten 13 Gemeinden mit den Ordnungsziffern 14–26, welche eine höhere Kindersterblichkeit von 29,66 bis 36,83 % der Lebendgeborenen anzeigen.
Vergleicht man bei diesen 13 Gemeinden die Gesammtsterblichkeitsziffer, so zeigt sich, daß die größere Kindersterblichkeit häufig in Verbindung mit einer höheren Gesammtsterblichkeit auftritt, denn unter diesen 13 Gemeinden sind 8, bei welchen die Gesammtsterblichkeit (mit O.Z. 16–26) 44,01 bis 52,61 % ausmachen und 7 Gemeinden, welche eine das Bezirksmittel von 3,25 % übersteigende Mortalitätsziffer von 3,57 bis 4,03 auf 100 Einwohner aufweisen.
Daß mit höherer Kindersterblichkeit auch eine größere Nativitätsziffer verbunden ist, wie häufig der Fall ist, trifft bei diesem Bezirk in beschränktem Maße zu; stellt man nemlich bei den 13 Gemeinden mit höherer Kindersterblichkeit die Zahl der im ersten Lebensjahr Gestorbenen zur Vergleichung neben die Zahl der Geburten auf 100 Einwohner oder neben die Nativitätsziffer, so sind unter den acht mit der stärksten Sterblichkeitsziffer, O.Z. 19–26, immerhin 6 Gemeinden, welche die hohen Nativitätsziffern 5,12 bis 5,53 %, O.Z. 2–8, aufweisen, und eine weitere Gemeinde, welche mit 4,67, O.Z. 15 dem Bezirksdurchschnitt von 4,68 sehr nahe kommt, die folgenden 5 Gemeinden zeigen aber mäßigere Ziffern.
26 Gemeinden des Oberamts Crailsheim
Num- mer im Staats- hand- buch |
Namen der Gemeinden |
Durch- schnitt- liche Einwoh- nerzahl |
Es beträgt die durchschnittliche Anzahl der | |||||||
Trau- un- gen |
Gebo- renen inkl. Todt- gebo- renen |
Gestor- benen inkl. Todt- gebo- renen |
Gestor- benen exkl. Todt- gebo- renen |
Todt- gebo- renen |
Le- bend- gebo- renen |
im 1. Le- bens- jahr gestor- benen Lebend- gebo- renen |
im 2.–5. Lebens- jahr Gestor- benen | |||
1. | 2. | 3. | 4. | 5. | 6. | 7. | 8. | 9. | 10. | 11. |
1 | Crailsheim | 4270,7 | 51,0 | 200,4 | 140,8 | 131,9 | 8,9 | 191,5 | 54,6 | 15,5 |
OA. Crailsheim | 25.919,0 | 246,5 | 1214,2 | 841,9 | 792,6 | 49,3 | 1164,9 | 337,1 | 80,3 |
[Teil 2]
Num- mer im Staats- hand- buch |
Namen der Gemeinden |
Es kommen auf 100 Einwohner | Es kommen a. 100 Geborene incl. Todtgeb. | ||||||||||
Gebo- rene inkl. Todt- gebo- rene |
O.Z. | Gestor- bene inkl. Todt- gebo- rene |
O.Z. | mehr Gebo- rene als Gestor- bene |
O.Z. | Todt- gebo- rene |
O.Z. | Lebend- gebo- rene |
Todt- gebo- rene |
O.Z. | |||
12. | 13. | 14. | 15. | 16. | 17. | ||||||||
1 | Crailsheim | 4,69 | 14 | 3,30 | 16 | 1,39 | 14 | 0,21 | 18 | 95,56 | 4,44 | 17 | |
OA. Crailsheim | 4,68 | 3,25 | 1,43 | 0,19 | 95,94 | 4,06 |
[Teil 3]
Namen der Gemeinden |
Es kommen im 1ten 2–5ten Lebensjahr Gestorbene |
Auf 100 Lebend- geborene kommen |
Von 100 im 1. Lebens- jahre Gestorbenen (Lebendgeborenen) sind | |||||||||||
Auf 100 Lebend- gebo- rene |
O.Z. | Auf 100 Gestor- bene exkl. Todtge- borene |
O.Z. | auf 100 Lebend- gebo- rene |
O.Z. | auf 100 Gestor- bene exkl. Todtge- borene |
O.Z. | Eheliche | Unehe- liche |
O.Z. | Ehe- lich Gebo- rene |
Unehe- lich Gebo- rene |
O.Z. | |
18. | 19. | 20. | 21. | 22. | 23. | 24. | 25. | |||||||
Crailsheim | 28,51 | 11 | 41,39 | 9 | 8,09 | 23 | 11,75 | 22 | 93,21 | 6,79 | 1 | 89,56 | 10,44 | 6 |
OA. Crailsheim | 28,94 | 42,53 | 6,89 | 10,13 | 87,05 | 12,95 | 85,17 | 14,83 |
Was den Geburtenüberschuß anbelangt, so zeigen von jenen 13 Gemeinden blos 3 einen das Bezirksmittel von 1,43 % überschreitenden Geburtenüberschuß von 1,51–1,59, O.Z. 9–12. Betrachten wir die Sterbeziffer der Kinder von 2–5 Jahren, so zeigt sie sich bei den 13 Gemeinden mit hoher Sterblichkeit der 1 Jahr alten Kinder günstig, indem der Bezirksdurchschnitt von 6,89 % auf 100 Lebendgeborene blos von 3 dieser Gemeinden mit 6,94 bis 9,42 % überschritten wird.
Weniger günstig bei diesen 13 Gemeinden ist das Verhältnis der Lebendgeborenen zu den Todtgeborenen, indem bei 9 Gemeinden der Bezirksdurchschnitt von 4,06 Todtgeborenen auf 100 Geborene überhaupt mit den Ziffern 4,08 bis 7,19 überschritten wird.
Geht man zur Erforschung der höheren Kindersterblichkeit von den wirthschaftlichen Elementen und besonders von der Art der Vertheilung des Grundbesitzes in den betreffenden Gemeindemarkungen aus, wozu die Abhandlung in den Württ. Jahrbüchern Jahrgang 1881 Kapitel V S. 160 ff. eine Handhabe bietet, so läßt sich Folgendes ersehen:
Serie | Gemeinden | Prozentzahl der Besitzer von |
Umfang der Besitzungen in Prozenten des Areals | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
5 ha und weniger |
über 5 bis 10 ha |
mehr als 10 ha |
5 ha und weniger |
über 5 bis 10 ha |
mehr als 10 ha | ||||
I | 8 | 55,65 | 15,33 | 29,02 | 11,83 | 14,67 | 73,50 |
Unter diesen 10 Gemeinden finden sich 8 Gemeinden mit höherer Kindersterblichkeit; man könnte vermuthen, daß der Grund theilweis darin liegt, daß mehr als die Hälfte der Besitzer kleinen Grundbesitz hat und auf Taglohn oder Dienstnahme bei den großen Gutsbesitzern, somit beschränktere Erwerbsverhältnisse angewiesen ist; ferner, daß mit Zunahme der Zahl der kleineren und mittleren Besitzungen, s. besonders Serie IV, wo die Großgrundbesitzer blos 6–7 % der Besitzer sind und ihr Antheil am Areal 30–35 % ausmacht, die Existenzbedingungen für die Familien der ersteren sich zu bessern scheinen, indem auf 4 Gemeinden mit niedriger Kindersterblichkeit dort blos 1 mit höherer Ziffer kommt.
Es mag für die Verhältnisse dieses Bezirks einigermaßen zutreffen, im Allgemeinen steht zwar die Erfahrung entgegen, daß gerade in den Gegenden mit weniger getheiltem Grundbesitz die wirthschaftlichen Verhältnisse der Bevölkerung sich konstanter erweisen, als in den Gegenden mit vorherrschendem Kleinbetrieb. Eine genauere Begründung des Zusammenhangs der Kindersterblichkeit mit dem überwiegenden Großgrundbesitz gibt aber die Prüfung der Zusammensetzung der Haushaltungen. Bei jenen 13 Gemeinden mit höherer Kindersterblichkeit schließt sich als Folge an: die das Bezirksmittel von 32,37 (auf Seite 70) überschreitende Vergrößerung der Haushaltungen von 6 und mehr Personen zu 34,82 auf 100 Haushaltungen und insbesondere ihres Bestandes an Dienstboten von 41,21 bis 46,47 und der Kinder von 166,70 bis 172,72 auf 100 Haushaltungen.
Bei den Kindern macht sich ferner die Zunahme der unehelich Lebendgeborenen in den 13 Gemeinden mit größerer Kindersterblichkeit besonders bemerklich, indem 9 derselben eine das Bezirksmittel von 12,95 überschreitende Prozentzahl der unehelich Geborenen auf 100 Lebendgeborene von 14,16 bis| 19,85 % mit O.Z. 13 bis 26 aufweisen. Diesem entsprechend wird in weitergehenden Prozentsätzen das Bezirksmittel der unehelich Gestorbenen im 1. Lebensjahr mit 14,83 ebenfalls von 9 jener 13 Gemeinden mit 15,71 bis 28,10 und O.Z. 16–26 überschritten. Diese Schattenseite des Großgrundbesitzes dürfte also bei Crailsheim durch Ziffern erwiesen sein.
Der natürliche Zuwachs berechnet sich
in Württem- berg |
für die Oberamtsbezirke | |||
Crails- heim |
Ell- wangen |
Gera- bronn | ||
in der Periode 1812/66 auf | 0,81 | 0,66 | 0,57 | 0,64 |
Im Durchschnitt der 68 Jahre 1812/80 beträgt der natürliche Zuwachs durch den Überschuß der Geburten über die Todesfälle im Oberamtsbezirk Crailsheim pro Jahr 0,79 %, während die wirkliche Vermehrung nach dem Durchschnitt der Jahre 1812/80 jährlich 0,52 % betrug; somit sind der Bevölkerung an diesem Geburtenüberschuß 0,27 % nicht zugewachsen. Von je 10.000 Einwohnern sind daher jährlich 27 in andere Oberamtsbezirke, in das übrige Deutsche Reich oder in das Ausland weggezogen.
Crailsheim hatte in dem Jahrzehnt 1842/52 hinsichtlich der Auswanderung die günstige Ordnungsziffer 42 in der Reihe der übrigen Bezirke, gegen Ende dieses und des nächsten Jahrzehnts hat sich dies geändert: 1856/57 zeigt es die O.Z. 11 bei der Auswanderung und dieselbe Ziffer für den Umzug in andere Bezirke, und im Jahre 1859 hat es mit O.Z. 1 die stärkste Auswanderung im Lande im Verhältnis zu seiner Bevölkerung;
Auf je 10.000 Einwohner entfallen nach den Zählungen vom | ||||||||||||
3. Dezember 1861 | 1. Dezember 1871 | 1. Dezember 1875 | 1. Dezember 1880 | |||||||||
Personen | im Oberamt Crailsheim |
in Württem- berg |
Personen | im Oberamt Crailsheim |
in Württem- berg |
Personen | im Oberamt Crailsheim |
in Württem- berg |
Personen | im Oberamt Crailsheim |
in Württem- berg | |
im Alter von Jahren |
geboren in den Jahren |
geboren in den Jahren |
geboren in den Jahren |
geboren in den Jahren | ||||||||
1– 5 | 1861–57 | 1263 | 1261 | 1871–67 | 1317 | 1259 | 1875–71 | 1405 | 1334 | 1880–76 | 1464 | 1358 |
3293 | 3228 | 3339 | 3309 | 3550 | 3461 | 3839 | 3611 | |||||
3738 | 3962 | 3669 | 3833 | 3551 | 3755 | 3316 | 3598 | |||||
2969 | 2810 | 2992 | 2858 | 2899 | 2784 | 2845 | 2791 | |||||
10.000 | 10.000 | 10.000 | 10.000 | 10.000 | 10.000 | 10.000 | 10.000 |
im nächsten Jahrzehnt zeigt es folgende Ziffern, welche aber die Reihenfolge nach der absoluten Zahl der Auswanderer anzeigen:
1867/68 | O.Z. | 35 | 1869/70 | O.Z. | 5 | |
1868/69 | „ |
29 | 1870/71 | „ |
25 |
Über das Alter der bei den 4 Zählungen in den Jahren 1861, 1871, 1875 und 1880 aufgenommenen ortsanwesenden Einwohner gibt die Tabelle auf S. 93 Aufklärung. Die 1–10jährigen stehen, abgesehen von den 6–10jährigen der Zählung von 1871, über dem Landesmittel.
Die 11–15jährigen erheben sich 1861 und 1880 über das Landesmittel, 1871 und 1875 blieben sie hinter demselben zurück und zwar 1875 in demselben Verhältnis, als sie 1880 dasselbe übertrafen.
Die 16–20jährigen erreichen 1871 das Landesmittel, bleiben aber bei den Zählungen von 1861, 1875 und 1880 hinter demselben zurück, ebenso bei den 4 Zählungen die nächsten 2 Altersklassen der 21–25- und 26- und 30jährigen; erstere, deren Geburtsjahr in die Periode 1837 bis 1860 fällt, heben sich durch besonders schwache Anfüllung bei sämmtlichen 4 Zählungen hervor.
Die 31–40jährigen übertrafen blos 1861 das Landesmittel, bei den übrigen Zählungen bleiben sie, jedoch in viel geringerem Maße als die 21–25jährigen, hinter dem Landesmittel zurück.
Ein anderes Verhältnis trifft bei den Altersklassen von über 40 Jahren zu. Abgesehen von den 41–50jährigen bei der Zählung von 1880 übertrafen die 4 Altersklassen 41–80 das Landesmittel, die über 80jährigen stellen sich demselben nahezu gleich.
Hieraus erhellt, daß die jüngsten und älteren Altersklassen gegenüber dem Landesmittel vollzähliger sind, als die kräftigeren Altersklassen, welche an sich weniger einer Dezimirung durch die Sterblichkeit ausgesetzt sind, aber um so mehr auf die zeitweilige starke Auswanderung als Quelle dieses Mißverhältnisses hinweisen.
| Wenn die Bevölkerung nach ihrem Alter in eine produktive und eine unproduktive Hälfte getheilt wird und zu ersterer nach der wirklichen und wahrscheinlichen Leistungsfähigkeit das Lebensalter von 21–60 Jahren, zu letzterer das Alter von 1–20 und über 60 Jahre gerechnet wird, so istim Oberamt Crailsheim | in Württemberg | ||||||||
die Anzahl der | |||||||||
Produktiven | Unproduktiven | Produktiven | Unproduktiven | ||||||
nach | der | Zählung | von | 1875 | 4746 | 5254 | 4794 | 5206 | |
„ | „ | „ | „ | „ | 1880 | 4512[ER 2] | 5488 | 4657 | 5343 |
in Prozenten berechnet sich dieselbe | |||||||||
„ | „ | „ | „ | „ | 1861 | 48 | 52 | 49 | 51 |
„ | „ | „ | „ | „ | 1871 | 49 | 51 | 50 | 50 |
„ | „ | „ | „ | „ | 1875 | 47 | 53 | 48 | 52 |
„ | „ | „ | „ | „ | 1880 | 45 | 55 | 47 | 53 |
Crailsheim steht somit bei allen 4 Zählungen hinter dem Landesmittel zurück, besonders ungünstig ist das Verhältnis bei der Zählung von 1880, was durch die erwähnte Schwäche der herangewachsenen Altersklassen, besonders der 21–25jährigen gegenüber den jüngsten und älteren Altersklassen von über 60 Jahren veranlaßt wird.
Hiezu kommt als weiter zu berücksichtigender Faktor, daß nach dem Durchschnitt der 7 Zählungen 1855 bis 1875 der Überschuß der weiblichen Bevölkerung über die männliche mit 108 gegen 100 den Landesdurchschnitt mit 107 gegen 100 übersteigt; nach der neuesten Zählung von 1880 hat sich aber dieses Verhältnis etwas gebessert, indem der Überschuß der weiblichen Bevölkerung beim Bezirk blos noch 106 gegenüber dem unverändert gebliebenen Landesdurchschnitt von 107 beträgt.
Hier wird noch eine Übersicht beigefügt, betreffend die Geisteskranken, Taubstummen und Blinden nach den Aufnahmen von 1853 [5] und 1875 [6].
|Es wurden gezählt: | im Oberamt Crailsheim | im Jagstkreis | in Württemberg | |
auf je Einwohner | ||||
1. nach der Zählung von 1853 | O.Z. | |||
158 | 3 | 263 | 320 | |
175 | 14 | 222 | 237 |
Nach der Aufnahme vom März 1876 wurden 3797 Schüler gezählt und haben von je 100 derselben
im Bezirk Crailsheim |
im Jagstkreis |
in Württemberg | |
1. Farbe der Augen. | |||
a) blonde | 31,5 | 31 | 32 |
2. Farbe der Haare. | |||
a) blonde | 59,2 | 62,8 | 61,8 |
3. Farbe der Haut. | |||
a) weiße | 89 | 90,4 | 90 |
4. Kombinationen der Haar- und Augenfarbe. | |||||||||
blaue | graue | braune | |||||||
Augen | |||||||||
im Ober- amt Crails- heim |
im Jagst- kreis |
in Württem- berg |
im Ober- amt Crails- heim |
im Jagst- kreis |
in Württem- berg |
im Ober- amt Crails- heim |
im Jagst- kreis |
in Württem- berg | |
Von 100 |
Kombinationen nach der Farbe der Augen, der Haare und der Haut. | ||||||||||||
Auf 100 Schüler kommen | ||||||||||||
blaue Augen | graue Augen | braune Augen | Sonstige hier nicht besonders aufgeführte Kombinationen | |||||||||
blonde Haare |
braune Haare |
blonde Haare |
braune Haare |
schwarze Haare |
blonde Haare |
braune Haare |
schwarze Haare | |||||
weiße Haut | braune Haut |
weiße Haut | braune Haut |
weiße Haut | braune Haut | |||||||
im OA. Crailsheim | 23,8 | 6,2 | 1,5 | 23,6 | 9,0 | 3,8 | 0,3 | 11,7 | 14,2 | 5,0 | 0,6 | 0,3 |
Weiteres hierüber s. Württ. Jahrbücher Jahrgang 1876 Heft I S. 54 ff. und das Königreich Württemberg II, 1. 1883 S. 21 ff.
|Die Einwohner des Oberamtsbezirks Crailsheim gehören theils dem schwäbischen, theils dem fränkischen Stamme an. Jener findet sich vorwiegend im südlichen (kathol.), dieser im nördlichen (evangel.) Theil des Bezirks. Beide sind durch Sprachdialekt, Art der Bekleidung und Charakter vielfach von einander unterschieden (siehe unten II).
Im Bezirk gibt es neben einer mäßigen Zahl größerer Grundbesitzer vorwiegend viele kleine Leute („Köbler“), die vom Ertrag einer geringen Ökonomie kümmerlich leben, oft auch daneben ein Kleingewerbe betreiben oder Taglohndienste versehen. Der Stand der ausschließlichen Tagarbeiter hat sich besonders in der Oberamtsstadt neuerdings bedeutend vermehrt, ein Theil findet am ausgedehnten Bahnhofe Beschäftigung, für alle jedoch ist der ununterbrochene tägliche Erwerb Lebensfrage.
Die Bewohner des Bezirks sind durchschnittlich von mittlerer Größe, regelmäßig und ziemlich kräftig entwickelt, mehr zu schlankem Bau als zu Fettleibigkeit geneigt. Mißbildungen, Verkrümmungen, Kröpfe werden selten getroffen. Der nüchterne, regelmäßige Lebenswandel der Landbevölkerung, die ruhige Gemüthsart und anstrengende Thätigkeit bedingen eine gewisse Unempfindlichkeit gegen schädliche Einflüsse, die jedoch nur zu oft durch Gleichgiltigkeit gegen den eigenen Körper, durch schlechte Gewohnheiten (z. B. künstliches Schwitzen, Absperrung frischer Lust von den Wohnräumen, das fast durchgängige Wohnen zu ebener Erde innerhalb feuchter Wände etc.) und unpassende Nahrung herabgesetzt wird. Letztere ist hauptsächlich vegetabilisch, rauhes Brod, Kartoffeln, Sauerkraut, fette Mehlspeisen; Fleisch wird meist in geräuchertem, gesalzenem und wenig nahrhaftem Zustand genossen; der früher in vielen Gegenden sehr beliebte Branntwein ist durch ein auch in den Landorten vorfindliches meist gesundes Bier verdrängt. Außerdem wird viel Obstmost, sehr wenig Wein verbraucht.
| Die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse im Bezirk sind folgende:Bei einer durchschnittlichen Seelenzahl von 24.408 ergaben sich durchschnittliche
jährliche Geburten: | 910,60 = 3,73 % der Bevölkerung, |
„ Todesfälle: | 717,45 = 2,93 „ „ Einwohner. |
(Zeitraum von 1818 bis 1877 incl.) |
Hiebei kommen
1. auf 100 Geborene weibl. Geschlechts:
108,6 % männlichen Geschlechts,2. auf 100 Gestorbene weibl. Geschlechts: 114,3 % männl. Geschlechts.
Daß die überwiegende Sterblichkeit des männlichen Geschlechts ausschließlich in der größeren Knabensterblichkeit des ersten Lebensjahrs begründet ist, beweist eine Berechnung aus den letzten 5 Jahren, wornach auf 100 im 1. Lebensjahr gestorbene Mädchen 139,5 Knaben kommen.
- 1 mütterlicher Todesfall kommt auf 211,70 Geburten
- (bei natürlichen Geburten: 1 auf 446,98,
- „ künstlichen „ 1 „ 15,42).
- Todtgeboren sind 4,22 %;
- Zwillingsgeburten fanden statt bei 1,59 % der Entbindungen,
- Kunsthilfe 3,83 „ „ „ „
- Von 100 Gestorbenen (nach Ausschluß der Todtgeborenen) standen im 1. Lebensjahr: 40,27 %.
- Von 100 Gestorbenen hatten das 70. Jahr überschritten: 11,30,
- „ 100 „ „ „ 80. „ „ 3,10.
- Von 100 lebend geborenen Kindern starben im 1. Lebensjahr: 32,54.
Bei 100 Verstorbenen (mit Ausschluß der Todtgeborenen) stellt sich das Verhältnis der ärztlich Berathenen zu den nicht ärztlich Behandelten wie 38,14 zu 61,80. Hiebei findet zu Gunsten der ersten Kategorie eine stetige Zunahme von 33 % (1838/47) bis 40 % (1868/77) statt. Es wäre indessen unrichtig, anzunehmen, daß obige 38 % wirklich ärztlich behandelt und die anderen gar nicht „behandelt“ worden seien. Eine einmalige Ordination kurz vor dem Lebensende bringt den Namen des Arztes so sicher ins Leichenbuch, wie die Namen der nicht approbirten Heilkünstler, woran der hiesige Bezirk besonders reich ist, der Vergessenheit anheimfallen.
| Die häufigste Todesursache der Kinder im 1. Lebensjahr sind die „Gichter“ (d. h. in ca. 60 %), so behaupten wenigstens die Leichenbücher. Die „Gichter“ spielen im Bezirk eine sehr große Rolle. Das Wort deckt so bequem alle die Sünden zu, welche eine unvernünftige, der Belehrung unzugängliche Erziehung gegen die kindliche Wohlfahrt begeht, daß man es sogar für nöthig gefunden hat, verschiedene Unterabtheilungen der Krankheit „Gichter“ aufzustellen („drückende“, „zehrende“, „stille“, „schreiende“ etc.) Da nach der Volksmeinung gegen „Gichter“ „kein Kraut gewachsen“ ist, so findet man regelmäßig (unter 100 Fällen ca. 90mal) die Rubrik „ärztliche Hilfe“ der Leichenbücher mit einem Striche ausgefüllt. In Wirklichkeit sind es Erschöpfungszustände aus sehr verschiedenen Ursachen, mangelhafte Verdauung und Blutbereitung durch meist zu reichliche und schlechte Nahrung, schleichende Darmkatarrhe mit Verhärtung der Gekrösdrüsen, Störung der Haut- und Lungenthätigkeit durch übertriebene Wärme, Unreinlichkeit, Luftverderbnis etc. Es werden zwar etwa 80 % der Kinder von den Müttern gestillt; allein daneben herrscht der unvermeidliche Brei, und die Muttermilch selbst wird durch frühes Verlassen des Wochenbetts, hartes Arbeiten und spärliche Kost in vielen Fällen eine schlechtere Nahrungsquelle als Kuhmilch.Die brennende Tagesfrage der abnormen Kindersterblichkeit wird wohl keine befriedigende Lösung finden, so lange nicht der Werth des kindlichen Lebens höher taxirt und die Verantwortlichkeit für dasselbe ernster genommen wird, als dies bisher geschah.
Die Zahl der Selbstmörder vom Jahr 1818 bis 1877 (incl.) beträgt 119; darunter sind 99 männliche, 20 weibliche.
Es endeten
durch Erhängen | 78 |
„ Ertränken | 24 |
„ Schußwaffen | 10 |
„ schneidende Werkzeuge | 4 |
„ Gift | 2 |
„ Nahrungsverweigerung | 1. |
Die muthmaßlichen Anlässe waren wie gewöhnlich theils geistige, theils körperliche Zerrüttung, Furcht vor Strafe u. s. w.
Es erübrigt, die herrschenden Krankheiten zu besprechen.
Von epidemischen sind es Scharlach, Masern, die in kürzeren, der Keuchhusten, der in längeren Zwischenräumen wiederkehrt.| Hiezu trat seit 1–2 Decennien als fast ständige Erscheinung, wenn auch meist in milder und zerstreuter Form, die sog. Halsbräune (Diphtherie). Im Allgemeinen ist zu sagen, daß bösartige Epidemien im Bezirk und hauptsächlich in der Oberamtsstadt eine Seltenheit sind. Der Typhus tritt meist ganz vereinzelt auf, Wechselfieber, Dysenterie und Pocken sind so gut wie unbekannt. Nur von letzteren sind aus den Jahren 1853, 1856 und 1869 beschränkte, auf Einschleppung zurückzuführende Epidemien verzeichnet.Die akuten, nicht epidemischen Krankheiten betreffen meist die Athmungsorgane, auf welche die vielen wässrigen Niederschläge, die häufigen Nebel und starken Winde gleich ungünstig einwirken. Sehr häufig sind Mandelentzündung, Katarrhe, Entzündungen der Lunge und des Rippenfelles. Etwa 10 % der in der Oberamtsstadt Gestorbenen haben an Lungenentzündung gelitten. Ebenso häufig ist der Brechdurchfall, die Sommerdiarrhöe der kleinen Kinder.
Chronische Krankheiten: Der früher im Bezirk sehr verbreitete Kretinismus hat sich in den letzten 20 Jahren auffallend vermindert. – Epileptiker gab es zu Anfang dieses Jahres 32, in welche Zahl sich beide Geschlechter gleichmäßig theilten. – Skrophulosis und Rhachitis sind selten und demgemäs auch Drüsen- und Knochenleiden, Verkrümmungen. Ihre Ursachen findet man theils in Vererbung, theils in häufigen Geburten, allzulangem Stillen (sehr oft), Bewohnen überfüllter, feuchter und dumpfer Räume.
Chronische Lungenkatarrhe mit Emphysem, außerordentlich häufig, die schwerste Plage des Landmannes und durch Zutritt von Herzerweiterung, Leberschwellung und Wassersucht eine alltägliche Todesursache. Die extremen Gewohnheiten des Landmannes, überheizte, nie ventilirte Stuben und eine übermäßig dichte Bekleidung, unter welcher die Haut beständig transspirirt, daneben Wind und Wetter und höchste Gleichgiltigkeit gegen anhaltende Durchnässungen machen diese Leiden sehr erklärlich.
Störungen der Magen- und Darmfunktion durch Diätfehler jeder Art sind ebenso häufig. An sie schließen sich die organischen Erkrankungen des Magens an, Katarrhe, Geschwüre und der nicht seltene Krebs. Ein sehr häufiges Vorkommnis sind auch die Unterleibsbrüche.
| Besondere Erwähnung verdient noch die Lungenschwindsucht, welche meist rasch verläuft und der etwa 9 % sämmtlicher in der Oberamtsstadt Gestorbenen unterliegen. Dies bezieht sich jedoch nur auf bestehende erbliche Anlage, während eine „Neubildung“ der Lungenschwindsucht sehr selten beobachtet wird.Die nachfolgende Tabelle I S. 103 gestattet eine Vergleichung der Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse von 6 je 10 Jahre umfassenden Perioden 1818 bis 1877 incl. (Die Striche bezeichnen mangelnde Notizen.)
Tabelle II S. 104 u. 105 ergibt die gleichen Verhältnisse der Jahre 1874–78 im Durchschnitt, nach den einzelnen Gemeinden ausgeschieden.
Die Bewohner des Bezirks gehören ursprünglich mit Ausnahme von Matzenbach, Deufstetten und Wildenstein dem fränkischen Stamme an.
Die Herrschaftsverhältnisse, die Konfession wie die soziale Lage, Einwanderung fremder Elemente haben im Laufe der letzten Jahrhunderte so verschiedenartig gewirkt, daß wir vier Gruppen unterscheiden:
1. Die echtfränkischen, ganz den Hohenlohern gleichenden Gemeinden in der nördlichen Hälfte des Bezirks, meist mit größerem bäuerlichem Besitz.
2. In einem Halbkreis von Ost nach West die Orte von Leukershausen bis Gründelhardt, mit kleinerem, meist solidem Besitz. Entsprechend dem Wald, der hier die Landschaft beherrscht, ist das Leben einfach, die Ansprüche an das Leben bescheidener, die Bevölkerung in ihrem Denken und Sprechen etwas schwerfälliger, derber und ernster.
3. Durch enge Verbindung mit Ellwangen ist der ursprünglich fränkischen Gemeinde Stimpfach mit ihren Parzellen sammt den kleinen Orten längs der Grenze des Oberamts Ellwangen der schwäbische Typus in Sprache und Tracht aufgedrückt.
4. Einen gemischten Typus tragen die durch fremden Zuzug aus rein bäuerlichen Orten zu Handelsorten gewordenen Gemeinden Matzenbach, Deufstetten, Wildenstein, Lautenbach an sich, sowie die unter dem Druck der feudalen Verhältnisse neugegründeten, ungesund angeschwollenen Orte Beeghof, Sattelweiler,
Periode | Durchschnittliche Bevölkerung |
Durchschnittliche Zahl der jährlich Geborenen |
Auf 100 Einwohner kommen Geborene |
Zahl der künstlich entbundenen Mütter |
Zahl der Zwillings- geburten |
Zahl der in Folge der Geburt gestorbenen Mütter |
Zahl der Todtge- borenen |
Durchschnittliche Zahl der jährlich Gestorbenen überhaupt | |||||||
männ- lich |
weib- lich |
Summe | männ- lich |
weib- lich |
Summe | Natürl. | künst- lich. |
männ- lich |
weib- lich |
Summe | |||||
Geburten | |||||||||||||||
1818/27 | 10.203 | 10.822 | 21.025 | 346,9 | 339,1 | 686,0 | 3,26 | – | – | – | – | 22,1 | – | – | 566,2 |
Periode | Auf 100 Einwoh- ner kommen Gestor- bene |
Alter der Gestorbenen und Zahl der |
Von 100 Gestorbenen mit Ausschluß der Todtgeborenen starben |
Von 100 lebend geborenen Kindern starben im 1. Lebensjahr |
Zahl der | Von 100 Ge- storbenen mit Ausschluß der Todtgeboren. wurden | ||||||
im 1. | nach d. 70. |
nach d. 80. |
im 1. | nach d. 70. |
nach d. 80. |
ärztlich | nicht- ärztl. |
ärztlich | nicht- ärztl. | |||
Lebensj. Gestorbene | Lebensjahr | Behandelten | behandelt | |||||||||
1818/27 | 2,68 | 206,9 | – | – | 38,03 | – | – | 31,16 | – | – | – | – |
Gemeinden | Ortsanwesende Einwohner am 1. Dezbr. 1875 |
Zahl der Geburten | Es kommen Geborene auf 100 Einwohner |
a) Zahl der Gestorbenen überhaupt | ||||||
männl. | weibl. | Summe | männl. | weibl. | Summe | männl. | weibl. | Summe | ||
Crailsheim | 2180 | 2302 | 4482 | 107,4 | 111,2 | 218,6 | 4,87 | 66,8 | 78,4 | 145,2 |
Gemeinden | b) Zahl der Todt- gebor- nen |
Es kommen Gestor- bene auf 100 Ein- wohner |
Es starben | Von 100 Gestor- benen befanden sich im 1. Lebens- jahr [8] |
Zahl der | Von 100 Gestorbenen[8] wurden | ||||||
im ersten Lebensjahre |
nach dem |
ärzt- lich |
nicht ärzt- lich |
ärztlich behandelt |
nicht ärztlich behandelt | |||||||
Knaben | Mäd- chen |
Summe | behandelt Gestor- benen | |||||||||
Crailsheim | 9,4 | 3,23 | 30 | 26,2 | 56,2 | 23,0 | 7,6 | 41,38 | 101,6 | 34,2 | 74,81 | 25,18 |
Neidenfels. Sehr vieler Herren Länder haben beigesteuert, um hier eine Bevölkerung kosmopolitischen Charakters zu gründen, welche mühsam mit dem Leben ringt und dem Mangel eines auch nur annähernd genügenden Grundbesitzes theils durch Hausirhandel in ganz Deutschland und der Schweiz, theils durch Kleingewerbe, wie in Neidenfels und Beeghof, abzuhelfen sucht. Der „Matzenbacher“, unter welchem Namen der Schwabe den Händler von der Crailsheimer Hardt kennt, obgleich Unter-Deufstetten den eigentlichen Mittelpunkt des sehr ansehnlichen Handelsbetriebs bildet, ist eine in Württemberg, ja in ganz Süd- und Mitteldeutschland bekannte Gestalt, weit besser als sein Ruf. Draußen mühsam und kümmerlich sich nährend in saurem und ehrlichem Handel, ärmlich sich kleidend, immer muthig und munter auch bei schlechten Geschäftsverhältnissen, glücklich, unter der derblinnenen Decke seines Wagens ein Obdach für Weib und Kind zu haben, hält er darauf, den Zusammenhang mit der Heimat sich zu wahren. Pietätsvoll will er am Allerseelentag daheim sein und die Gräber in der Heimat schmücken. Hat man sich acht Monate lang im Wagen und in den Scheunen beholfen, so will man nun die traulichen Wintermonate im eigenen, wenn auch kleinen, so doch sauberen Häuschen zubringen. Hat man draußen vielfach auf Kredit Handel getrieben, so werden bei der Heimkehr mit dem sauer erworbenen und mühsam oft unter Anspruchnahme der Wohlthätigkeit gesparten Gewinn die Schulden ehrlich bezahlt. Daß bei reichlichem Gewinn und gutem Geschäftsbetrieb im Winter daheim manchmal mehr aufgeht, zumal bei der Jugend, als nöthig ist, läßt sich bei den Entbehrungen und Beschwerden der Wanderschaft vom Frühjahr bis zum Spätherbst wohl verstehen. Der Eindruck, den die Handelsorte auf einen unbefangenen Besucher machen, die Beobachtung, wie der „Matzenbacher“ bei dem hohenlohischen Bauern mit seinem Scharfblick und seinem Mißtrauen dennoch Aufnahme findet, die keineswegs unverhältnismäßigen Ansprüche an die Thätigkeit der Gerichte sind wohl geeignet, das landläufige Urtheil über den Charakter dieses Handelsvölkleins zu berichtigen. In Bezug auf die konfessionellen Verhältnisse der gemischten Bevölkerung ist zu beobachten, daß der Drang nach Seßhaftigkeit und Grundbesitz beim evangelischen Theil größer ist, als beim katholischen.
Über die Besonderheit der schwäbischen Gemeinde Stimpfach ist aus der Feder eines scharfblickenden Crailsheimers im Schw.| Merkur 1844 Nr. 316 zu lesen: „Man muß von Ellwangen herab sehen, wie mit dem letzten Keuperrand bei Randenweiler Gesicht, Kleid, Farbe, Arm und Bein und Sprache anders wird, nemlich ruhiger, schmucker, weicher, ebener. Mit Stimpfach, dem einzigen ganz katholischen Pfarrdorf (früher ellwangisch) sind die rothen Weiberröcke und Brustflecke, ist Schwaben und Ellwangen haarscharf abgeschnitten. Wo die Jagst in die Ebene geht, jagt auch ein anderes Blut in den Adern. In Appensee, nur eine Viertelstunde von Stimpfach, ist Franken. Zwar zunächst noch etwas langsam voran hinaus in das muntere hohenloher Leben, dem über die östliche Keuperhöhe die rein fränkische Luft nur oben hereinweht, und dem der Muschelkalk den Tritt immer noch etwas zäher hält als sein Sandboden dem Vollblutfranken. Der Stamm ist minder stark, aber die Glieder beweglicher, der ebenere Gang rascher, die Köpfe ovaler, der Teint weicher, die Kleidung reicher, die Tracht geschmeidiger, als in Schwaben.“ Die goldene Mittelstraße ist für die ganze Art des Volkes maßgebend. Nirgends begegnen uns hünenhafte mächtige Gestalten wie in Oberschwaben, aber auch nicht unmäßige Beleibtheit wie in Bayern, sondern wohl proportionirte, untersetzte und gedrungene Gestalten. Vereinzelt tritt Gesichtsbildung mit slavischem Typus auf, plattgedrückte, breite Gesichter mit dunkler Hautfarbe, z. B. in der Gegend von Waldthann.Geistig wohlbegabt und aufgeweckt, hat die Bevölkerung eine gute Anzahl tüchtiger Männer hervorgebracht (s. Ortsbeschr. v. Crailsheim), aber im Ganzen hält das Geistesleben mit seinen Anlagen, Äußerungen und Bedürfnissen das gute Mittelmaß ein.
Das Gemüthsleben ist für die Eindrücke von Freud und Leid leicht empfänglich, daher auch allenthalben Theilnahme an freudigen und traurigen Ereignissen zu finden ist, die sich in bereitwilliger Hilfeleistung und Wohlthätigkeit kund thut. Heiter und doch gesetzt, immer ein gewisses Maß des Anstandes und der Sitte wahrend, äußert der Franke des Bezirks seine Lebenslust bei seinen Vergnügungen, zeigt Neigung zu harmlosem Scherz, zum Lustigmachen über Andere, über Nachbarorte, aber immer in den Schranken der Gutmüthigkeit.
Im Jahre 1787 schreibt der stark vom Aufklärungsgeist erfaßte Fischer in seiner statistisch-topographischen Beschreibung des Burggrafenthums Nürnberg von unserem Bezirk: „Die Religionsbegriffe sind noch sehr umnebelt, aber diese Begriffe sind von sehr geringem Einfluß auf das praktische Leben.“ Dem| gegenüber ist zu sagen: das Volk zeigt sich im Großen und Ganzen kirchlich-religiös gesinnt. Gottesdienst und Sakrament werden hochgehalten, die Hausandacht ist nach väterlicher Weise festgehalten. Ja, während nur vereinzelt Hand in Hand mit ökonomischem Rückgang die alte Kirchlichkeit gesunken, ist in den letzten Jahrzehnten in das kirchliche Leben des Bezirks ein frischerer lebensvollerer Geist gekommen. Wahr ist, der Aberglaube ist theilweise noch sehr stark eingewurzelt, aber welcher Bezirk hat nicht ähnliche Erscheinungen aufzuweisen?Als Bürger ist der Franke des Bezirks leicht zu leiten. In seiner ganzen Art und Lebensanschauung liegt ein konservativer Zug, der sich im Leben der Gemeinden stark geltend macht, in der älteren Generation die Erinnerung an den „Markgrafen“ lange erhalten hat, aber in Zeiten, welche viele Änderungen und Neuerungen in der Gesetzgebung mit sich bringen, in die Arme der Oppositionsparteien treiben kann. Der Obrigkeit und den Gerichten wird die richtige Behandlung der Bevölkerung nicht erschwert. Prozeßsucht ist eine vereinzelte Erscheinung, die theils in den Handelsverhältnissen, theils auch im ökonomischen Rückgang einzelner Gemeinden ihren Grund hat.
Fleiß, Arbeitsamkeit und Betriebsamkeit sind zu rühmen. Im Sommer darf man nur ins Bett „knieen“. Nach dem anstrengenden Sommer genießt die Bevölkerung die behagliche Winterruhe und sammelt neue Kraft durch kräftigere Nahrung.
Im Umgang ist der Franke des Bezirks zuvorkommend, dienstfertig, bescheiden, redselig, jedem seine Ehre gebend, ja womöglich etwas dazuthuend, aber auch für sich die gebührende Ehre erwartend. Eine alte Chronik rühmt „die leutseligen Burger zu Crailsheim, mit denen wohl zu handeln und umzugehen ist,“ und die erwähnte Schilderung von 1844 sagt: „Der Schwabe läßt den Fremden stehen, der Franke kommt entgegen und zuvor, der innerliche Anschluß ist für beide gleichermaßen erst Folge und Entwicklung wesentlicher Zusammengehörigkeit und längerer Bekanntschaft. Die äußere Zuthunlichkeit, mit welcher der Schwabe höchstens aufhört, ist bei dem Franken gleich der Anfang und damit noch nicht so wie dann beim Schwaben endlicher Ausdruck innerlichsten Zusammenschlusses.“
Die alte stattliche Tracht mit ihren soliden Stoffen ist nahezu ganz verschwunden. An der Stelle des Dreispitzes ist der schwarze niedere Hut, an die Stelle der Pelzkappe die Tuchkappe getreten. Der Sonntagsmutzen (Rock), früher aus selbstgemachtem, lebenslänglichem| Wolltuch, wird jetzt von modernem Fabrikat bereitet. Zum männlichen Staat gehört die silberbeschlagene Pfeife mit Rehkrone und Silberkette, die, wenn nicht geraucht, aus der Seitentasche hervorsehen muß. Bei den Frauen wird die schwarze Radhaube von Flor immer seltener. Die äußerst wohlstehende weiße Radhaube der Jugend ist ganz verschwunden, dagegen hat sich die niedere Bandhaube, welche in der Form eines Nachens das Hinterhaupt bedeckt, an der eine ganze Reihe über 10 cm breiter und 70–80 cm langer seidener Bänder hängt (15–20 M. im Werth), erhalten. Beim Überfeldgehen hüllen sich die Frauen in ein großes dreieckig zusammengeschlagenes Kopftuch, das vorn zusammengeknotet wird, während der dritte Zipfel auf dem Rücken liegt. Im Allgemeinen ist bei der evangelischen Bevölkerung die dunkle, bei der katholischen die helle und bunte Farbe in der Tracht vorherrschend.Die Nahrung ist einfach, aber kräftig. Beim Landvolk gibts in der Frühe Kartoffeln und Wassersuppe, mit Milch geschmelzt, Mittags im Winter meist Sauerkraut mit Fleisch, gesalzen oder geräuchert, im Sommer Mehlspeisen mit Salat, Sonntags Nudeln und „grünes“ d. h. frisches Fleisch mit „Krê“, Meerrettig, zum Vesper oder „Ohnabrot“ Brot meist aus Roggenmehl, im Sommer „gestockte“ Milch, häufig ohne den Rahm, hie und da Most oder Weißbier, zum Nachtessen Wassersuppe, Milch und Kartoffeln. In die Milch wird das Brot gebrockt, ja nicht geschnitten. Denn dadurch schneidet man den Kühen die Milch ab. Der Bauer schlachtet jeden Spätherbst eine fette Kuh oder ein Rind, im Frühjahr 1–2 Schweine. Bei Festessen, als Taufe oder Hochzeit darf das Süßbrühfleisch oder Voressen nicht fehlen. Allsonntäglich erscheint wo möglich in jedem Hause „Galoppen“ d. h. Gugelhopfen, und „Plâtz“. Im Herbst fährt der Bauer gern ins „Weinland“ an der Tauber, Jagst, Kocher und Sulm, im Sommer bezieht er sein Fäßchen Bier aus der Brauerei.
Die Sitten und Gebräuche im Bezirk sind im Ganzen die des fränkischen Stammes und darf hier auf die eingehende Schilderung des Gemeinsamen in Sitten und Gebräuchen auf die Oberamtsbeschreibungen Künzelsau und Mergentheim verwiesen werden. Hier heben wir unter kurzer Angabe des Gleichartigen das Eigenthümliche, dort nicht Erwähnte heraus.
|
A. Wochentage.
Dienstag und Freitag sind Glückstage, an denen die Brautleute einziehen, Dienstboten nach Lichtmeß „anstehen“ d. h. ihren Dienst antreten, gekauftes Vieh eingestellt, Jungvieh angewöhnt wird. Montag und Freitag gibt man keine Milch aus dem Hause, an gewöhnlichen Tagen auch nicht mehr nach „Betläuten“ und nie ohne drei Körnchen Salz darin.
Der Donnerstag ist ein Unglückstag. Am Freitag wird der Stall nicht ausgemistet. Samstag Nachmittags wird kein Dung geführt, überhaupt kein größeres landwirthschaftliches Geschäft begonnen, in Triensbach in Folge eines Gelübdes bei einer Viehseuche.
B. Das Kirchenjahr.
Der erste Hinweis auf die kommende Festzeit ist der „Pelzmärte“ oder „Nußmärte“, der den Kindern heimlich Nüsse in die Stube wirft. Die Bauernjungfer erwartet von ihrem Geliebten einen „Märtisweck,“ einen großen Ring. „Der Märtisweck dingt ’s Neujahr an,“ d. h. an Neujahr macht sie ihr Gegengeschenk. Wer nach Martini noch schort, schort einen der Seinen hinein, d. h. es stirbt bald Jemand aus dem Hause.
An den Donnerstagen der Adventszeit wird angeklopft.
Am Thomasfeiertag Nachts 11–12 Uhr kann man seinen „Künftigen“ durch Bleigießen und Auskehren der Stube erfahren.
Mit Weihnachten beginnen die Nächte, die alte Julzeit. In Tiefenbach wird jeden Morgen 6 Uhr mit allen Glocken auf Grund einer alten Stiftung geläutet. Mist wird nicht geführt, kein Vieh geschlachtet, da sonst ein Stück fällt, auch die Stiefel nicht geschmiert, da sonst das Vieh Läuse bekommt oder Kröpfe sich zeigen, Haare und Nägel werden nicht geschnitten, keine Hülsenfrüchte gekocht. Die Witterung der 12 Nächte ist maßgebend für die Witterung der kommenden 12 Monate, der Gebrauch der 12 Zwiebelschüsselchen ist allgemein verbreitet. Wer in den 12 Nächten Nachts von 11–12 zum Fenster hinaussieht, aber die ganze Stunde ja nie zurück ins Zimmer sieht, der bekommt alle Leichen des folgenden Jahrs zu sehen, ebenso wer sich in dieser Zeit unter das Kirchthor stellt.
An Weihnachten wie überhaupt an den drei großen Festen soll man die Stube nicht kehren und zuerst in der Kirche sein. Am Weihnachtsabend gehen die Rollesel oder Christesel d. h. Jünglinge mit dem Rollengeschirr durchs Dorf.
Beim Feierabendläuten werden die Bäume mit Strohbündeln umbunden, daß sie tragen. Wer an Weihnachten siebenerlei Holz und ein paar neue Schuhe in die Kirche nimmt, kann die Hexen verkehrt in der Kirche sitzen sehen. Am Weihnachtsabend werden alle Besen aufrecht in eine Ecke gestellt. Am Morgen finden sich geknickte Reiser zum Zeichen, daß die Hexen sie benützt haben. Wer an Weihnachten zuerst tränkt, ist das ganze Jahr zuerst fertig.
| Am Stefanstag muß man die Pferde über die Markung hinausreiten, damit sie keine Darmgicht bekommen, und das Vieh unbeschrieen 9 mal putzen, sonst wird es lausig. Früher sah man auch die Sternsänger durch den Ort gehen.An der Fastnacht werden „Küchle“ gebacken. Das übrige Schmalz dient dazu, die Jochriemen, auch die Achsen am Erntewagen zu schmieren, zum Schutz gegen Ratten und Mäuse. Ebenso macht der Bauer die Strohbänder an Fastnacht, daß die Mäuse nicht in die Frucht kommen. Wer an der Fastnacht zuerst aufsteht, ist das ganze Jahr voran. Bei Nachtessen an Fastnacht wird von jeder „Richt“ etwas in ein Gefäß gelegt und dem Fuchs hinausgetragen, damit er die Hühner nicht holt.
An St. Valentinstag 14. Februar gedeiht kein Geschäft, das man neu unternimmt, es fällt dahin.
Karfreitag. Nachts 12 Uhr ist Wasser Wein. Baden in fließendem Wasser vor Sonnenaufgang ist ein Heilmittel gegen alle Hautkrankheiten. Wasser, beim „Schiedläuten“ d. h. dem Zusammenläuten nach dem Gottesdienst, in Bölgenthal Wasser, aus dem Osterbrunnen vor Sonnenaufgang geholt, wird für alle Schäden das Jahr durch aufbewahrt. Vor Sonnenaufgang wird Immergrün gepflückt und ins Hühnernest gelegt, daß „nichts Böses beikommen kann.“ (Bronnholzheim.) Ein Schnitt in ein Holz an diesem Tag vertreibt die Hexen.
Ostern. Eierlesen in Ellrichshausen ist neuerdings aufgekommen.
Himmelfahrt. Allgemein werden die Himmelfahrtsblümchen gesammelt zum Schutz gegen Wetterschlag. Pfingsten. Das Maienstecken hat sich, jedoch sehr beschränkt, erhalten.
An Hiob muß man Bohnen stecken (9. Mai), am Hanstack, an St. Joh. Baptist den 24. Juni die Zwiebeln niedertreten. „Niederfallet“ ist am Schluß der Winterfruchternte.
Zur Kirchweih wird Plâtz gebacken, Kraut und Fleisch reichlich auf den Tisch gebracht. Nach dem Nachmittagsgottesdienst beginnt das „Tellerlesgspiel“ an manchen Orten. Früher war auch der „Hammel-“ oder Maientanz gebräuchlich. Die ledige Jugend und die dazu eingefangenen Schulkinder tanzten um einen Maien. Wer bei dem auf ein Zeichen ertönenden Schuß die herumgehende Ruthe in der Hand hatte, war der glückliche Gewinner. Jetzt ist die Sitte seltener geworden. Am Kirchweihtanz betheiligt sich, was noch irgend tanzen kann.
Auf den Ehestand wirkt „die Vorsitz“ mit den daran sich knüpfenden Liebesverhältnissen wenig ein. Meist wird von den Eltern über das junge Paar, das sich „nehmen“ soll, einfach vom Standpunkt des Geldes verfügt. Verlöbnis, „Heiratstag“ ist meist am Freitag, aber wie auch die Hochzeit nicht im abnehmenden Mond. Spreuerstreuen zum Spott für die „Sitzengebliebenen“ sowie Hühnerkrähen ist auch in unserem Bezirk am Verlöbnistag Sitte.
Der Einzug vor (oder auch nach, s. OA.Beschr. Künzelsau) der Hochzeit verläuft wie sonst in Franken. Beim Laden des Brautwagens darf weder Braut noch Bräutigam sich betheiligen. Zuletzt kommts an die Bettstücke. Die Gebetbücher, welche die Braut mit bekommt, werden in die Betten gesteckt. Um die Wiege entsteht hier der obligate Streit zwischen „Hochzi“knechten und „Hochzi“maden. Oft wird die Wiege im Streit aus einander gezerrt oder von den Hochzeitknechten mit Ketten an einen Scheunenbalken gehängt.
In Triensbach, Tiefenbach und den nördlichen Bauerngemeinden des Oberamts erhält der Pfarrer und Lehrer an der Hochzeit von den Brautjungfern ein Tüchlein, Citrone und Rosmarin. Hochzeitsträuße werden allmählig üblich. Zur Trauung nimmt die Braut einen Lebkuchen mit, den das junge Paar nach der Trauung mit einander ißt. (Bronnh.) Dem Bräutigam streut man in den Hochzeitstrauß Leinsamen, daß der Flachs gedeiht. Auf dem Weg zur Kirche soll man so schnell als möglich gehen, ebenso heimwärts. Früher trugen die Hochzeitknechte ein farbiges Band, einen Degen an der Seite, auf dem Gang zur Kirche.
| Bei der Trauung ist das nahe Zusammenstehen des Paares üblich, ebenso das Ringen, wer die Hand beim Zusammenlegen oben behält und damit Aussicht auf das Hausregiment hat.Die Hochzeiten sind meist Freihochzeiten, im nördlichen Theil mehr im Haus, im südlichen im Wirthshaus. Zechhochzeiten sind in Rechenberg und Umgegend üblich, jeder zahlt seine Zeche.
Der zweite Hochzeittag hieß früher der Rockentag, vgl. Bavaria 3, 966 (Kirchenb. von Honhardt und Segringen-Deufstetten). Eigenthümlich war das „Hennenreiten“ in der Gegend von Deufstetten-Segringen. 1595 wird eine Frau von Hardthof bei Segringen „beim Hennenreiten an ihrer Tochter Hochzeit von einem Pferd erstoßen.“ Eine große Hochzeit währt 4–6 Tage, kostet das junge Paar oft z. B. in Gründelhardt 600–700 Mark. In Honhardt war es früher Sitte, daß der Lehrer am Schluß der Hochzeit die Zeche ausrief zum Beweis der reichen Bewirthung und des Wohlstandes des Paares, dann folgt der Eierplâtz, heute noch das Zeichen zum Aufbruch für die Jugend, der das Scheiden oft schwer genug wird. Die Eier dazu werden von der Jugend in den Häusern gesammelt.
Vierzehn Tage oder etwas später nach der Hochzeit kommt die junge Hochzeitsgesellschaft noch einmal im neuen Hause zusammen zum Tischrücken, einer Art Nachhochzeit.
Die Ehen sind fast ohne Ausnahme friedlich. Die Dienstboten, „Ehehalten“, werden aufs Jahr gedingt. Das Dienstjahr beginnt mit Lichtmeß. Unter den Dienstboten herrscht strenge Rangordnung und Geschäftstheilung. Außer gutem Lohn und reichlicher Kost erhalten die Dienstboten ihre „Zugehörung“ an Wolle, Leinwand, Schuhe und Kleider.
Im landwirthschaftlichen Betrieb hat alles seine Regel und seine Zeit. Z. B. in der Ernte schneidet jeder sein Beet. Soll ein Kalb losgebunden d. h. entwöhnt werden, so nimmt man den Strick Sonntags zuvor in die Kirche (Roßf.).
Beim „Gerstengrätten“ (Dreschen) kommt der Scherz vor, einfältige Leute zum Nachbar zu schicken, um den „Gerstengrätter“ (gibts nicht) zu holen; derselbe schiebt eine Last Steine oder Holz in einen alten Sack und lädt ihn dem Boten, den man heimlich mit Ruß beschmiert, auf den Rücken mit dem Wunsch: „So nun bring den Gerstengrätter gut heim.“
Auf den frisch angeschnittenen Laib Brot macht man 3 Kreuze. In den letzten Laib, den es beim Backen gab, drückt die Hausfrau die 3 Schwurfinger. Dieser sog. „Stupflaib“ muß nach den andern gegessen werden.
Bringt die Jahreszeit eine neue Speise, z. B. der Vorsommer grünen Salat, der Herbst Sauerkraut, so gibt der Hausherr seinem Tischnachbar eine leichte Ohrfeige mit den Worten: Neue Speis, laß umme gehn, und so macht die Ohrfeige die Runde am Tisch.
Beim Aufrichten eines neuen Hauses ist der Zimmerspruch üblich. Der Obergeselle spricht den Glückwunsch, leert dabei ein Glas und wirft es auf den Boden (Rasen oder Dunghaufen). Um das Glas entsteht ein Wettlauf. Denn bleibt es ganz, so hat es eine Heilkraft gegen die Fallsucht. Nach dem Spruch werden auf die Schuljugend Huzeln herabgeworfen, denen zum Denkzeichen ein Wasserguß folgt.
| Im Handel ist das Schmußen und das Weinkauftrinken allgemein.Da die Realgemeinde noch fast allgemein besteht, so daß alle Güter der Gemeinde nur den Realgemeinderechtsbesitzern gehören, aber auch alle Lasten z. B. Wegbauten von ihnen zu tragen sind, so sind Gemeindeversammlungen mit Berathung über Wege, Schafweide, Pferch fast alle 4 Wochen. Die Geschäfte der Realgemeinde leitet der Bauermeister (Bürgermeister), dessen Amt mit der Gemeindelade, d. h. den auf diese Rechte bezüglichen Urkunden, von Haus zu Haus geht. Am Ende des Jahres ist Gemeindeerneuerung mit Rechnungsabschluß. Der Bauermeister trägt den Zweck der Zusammenkunft vor, dann folgt freie Aussprache ohne parlamentarischen Zwang. Aus dem Gewirr der Meinungsäußerungen hat der Bauermeister die Ansicht der Mehrheit herauszumerken. Markungsumgang in Begleitung der Jugend war früher alle 2–3 Jahre Sitte. Die meisten Bauern giengen mit. Jeder wichtige Stein wurde besichtigt. Der Bauermeister legte einen Kreuzer darauf, wer von den Knaben ihn zuerst sah und aufhob, erhielt ihn, bekam aber dabei eine Ohrfeige, damit er den Stein merke. Der Tag schloß mit einem allgemeinen Trunk der Gemeinde auf Gemeindekosten.
Bei Krankheiten spielt der Hexenmeister noch eine große Rolle. Ganz besonders heilkräftig ist der angeblich im 30jährigen Krieg in einem Baum mit Gebrauchsanweisung gefundene Hubertusschlüssel in Gröningen, ein Stück Eisen, das glühend gemacht wird, um den Biß wüthender Hunde auszubrennen (so auch in der Haller und Mergentheimer Gegend). Beulen werden kreuzweise mit einem Brotmesser, das 3 Kreuze hat, gedrückt, um nicht stärker aufzuschwellen. Um sich von Krankheiten zu befreien, opfern manche Evangelische am Gründonnerstag in der evangelischen Kirche zu Dombühl (Bayern). Ringe, die aus Nägeln gemacht wurden, welche man aus den Gräbern grub, halfen, mit 3 Kreuzen versehen, wider die Gicht.
Bei Verwundungen kann das Blut gestillt werden, wenn man das Messer etc. zu dem Mann, „der dafür thun kann“, trägt. Dieser steckt das Messer unter bestimmten Formeln in „das Schmer“ oder bindet es auf besondere Art.
Vorzeichen des Todes sind das Glockengeläute während des Stundenschlags, das „Knängern“ der Glocke, eigenthümlicher Ton beim Läuten, das Wachsen weißer Pflanzen (Kohl, Rüben, Bohnen) auf einem Grundstück, das truppenweise Bilden eines Leichenzugs, der Leichenzug bei Kinderspielen, das Graben der sog. Todtenuhr, des Holzkäfers.
Unmittelbar nach dem Verscheiden wird ein Kübel Wasser ausgeschüttet. Schön ist die Theilnahme bei Todesfällen und Beerdigungen, sowie die thätige Hilfeleistung der Nachbarn. Wird der Sarg mit der Leiche aus dem Zimmer getragen, so wird er dreimal auf der Schwelle niedergesetzt. In Roßfeld werden die Särge der Jugend noch mit Messingkronen, welche darauf gebunden werden, geschmückt. Die Särge von den Filialien wurden mit 4 Ochsen zum Gottesacker geführt. Vornen auf dem Sarg saßen die 2 ältesten Frauen. Eine Beerdigung ohne kirchlichen Akt ist kaum denkbar. Der Todte wird mit entblößtem Haupte am Grabe „vergrienen“. Den Schluß der Beerdigung bildet der Leichentrunk mit Kaffee, Bier oder Wein und Leichenwecken. Im Hause, wo die Leiche lag, muß alles was lebt und| verderben kann, Bienenkörbe, Vieh, Blumen verstellt werden. Die Todtenkränze werden vielfach in der Kirche oder Gottesackerkapelle aufbewahrt. Leichenkosten müssen alsbald bezahlt werden, sonst findet der Todte keine Ruhe.
Der Bezirk ist reich an Sagen, in welchen sich theils der alte deutsche Göttermythus erhalten, theils einzelne Züge aus der mittelalterlichen Geschichte des Bezirks widerspiegeln.
Der Reiter ohne Kopf zieht in den 12 Nächten durch den Burgberger Wald, weiter von der Speltacher Platte gegen Altenmünster, ebenso von Westgartshausen gegen den Gipsbruch bei Ingersheim (Reihengräber) in Begleitung von schwarzen Hunden. In derselben Gegend sieht man auch einen „Stümmel“ (Zwerg) gehen. Das wilde Heer hört man zwischen dem Reinholz und Häspelein nach Triensbach, von Tiefenbach nach der Eulenburg und an der Rudolfsberger Steige. In der Gegend von Maulach hatte sich einst ein Bauer zum Spott in einen Acker gelegt, um das wilde Heer zu sehen. Da wurde ihm von oben ein Beil in den Hintern geschleudert, das Niemand herausziehen konnte. Im folgenden Jahr legte sich der Mann wieder an dieselbe Stelle. Da zog der „Teufel“ das Beil wieder heraus. In Breitenau nahe der württembergischen Grenze in Bayern fuhr einst das wilde Heer durch ein Haus und zerriß Dach und Giebel. Siehe auch die Sage vom Rechenberger. Auf der Schönebürg hört man zu Zeiten ein Geräusch wie von 100 Holzhackern. Eine sehr verbreitete Sage ist die vom Hehmann, der von Nürnberg nach Hall auf der alten Straße einherzieht, die von Schnelldorf über Volkershausen nach Satteldorf geht. Man hört ihn bei Volkershausen rufen. Heh, heh, hopp!
Über den Schanzbuck bei Roßfeld kommen 3 Lichter, welche mit einander streiten und dann plötzlich verschwinden. Von Onolzheim ziehen feurige Männer gegen die Rothmühle und den Stöckenhof, sie schreien und klagen sich unter einander. In Bachfeld bei Weipertshofen geht ein einsames Licht.
Die Sage von den Wasserfräulein, welche die Leute besuchen, zu bestimmter Zeit in die Wassertiefe zurückkehren, aber weil sie ihre Zeit versäumen, sterben müssen, indem ein Blutstrahl aus der Tiefe aufschießt, findet sich beim Dielbronnen Mark, Bronnholzheim und in der Nähe von Ellrichshausen an der Gronach. Im „gründischen“, einem angeblich unergründlichen Brunnen bei Unterspeltach und Gründelhardt hausten Meerfräulein, welche ins Dorf kamen und prophezeiten, es werden bald Männer kommen, welche das Meßopfer und die katholische Religion abschaffen werden. Birl. Volksth. 1, 134.
| Auf dem Pfannenberg zwischen Alexandersreut und Weipertshofen erscheinen zuweilen drei weiße Fräulein, mitunter auch schwarz gekleidet, an einem Kreuzweg Mittags 12 Uhr. Sie winseln wie junge Hunde und verschwinden, während es im Wald drin kracht und knallt, wie bei einer gewaltigen Jagd oder einem Sturm.Bei Stimpfach am Weg nach Rechenberg ist der Hainenberg und das Hainenfeld. Dort geht das Hainenweible, eine schwarze Gestalt, welche die Leute erschreckt, quält und prügelt. Zwischen Gröningen und Bölgenthal aber geht eine Frau, mit einer Mistgabel bewaffnet.
Beim Burgberg muß ein alter Steinsetzer zur Strafe für ungerechtes Steinsetzen gehen. (Maulach, mündlich.)
In Ellrichshausen hat die Schneidersmarie, welche den alten Todtenweg von Volkershausen her mit Gewalt abtrieb, keine Ruhe gefunden. Ein Amtmann in Crailsheim hatte die Armen in seinem Dienst schwer gedrückt und mußte nun nach seinem Tod alle Nacht im Amthaus gehen. Er machte viel Lärm, erschien seiner Frau, endlich ließ diese den Schornsteinfeger kommen, welcher den Geist in einen Sack hinein beschwor. Beim Hineinschlüpfen drohte der Geist, er komme wieder, wenn man ihm kein Bett mitgebe, was er auch wiederholte, als der Schornsteinfeger ihn am Wald auf dem Galgenberg nächst einem Kreuzweg aus dem Sack ließ. Da er wirklich wieder erschien, ließ ihn die Frau Amtmann wieder an den vorigen Ort schaffen und dort ein Bett hinlegen. Ein vorbeifahrender Bauer von Rudolfsberg lud das Bett als gute Beute auf seinen Wagen, der nun so schwer wurde, daß die Pferde ihn nur mit der größten Anstrengung nach Hause brachten. Dort legte der Bauer das Bett in eine Kammer, wo fortan der Amtmann so wild hauste, daß das Haus von Menschen und Vieh verlassen wurde. (Mone, Anzeiger 1838, S. 364.)
Als man einst im Jagstgrund am Tag vor Jakobi den Feiertag einläutete, hörten alle Leute auf, Heu zu machen. Nur ein Bauer sprach, obwohl sein Knecht ihn abmahnte: Jokele hin, Jokele her, mein Heu muß heut noch heim. Der Wagen wurde geladen und heimgeführt. Unterwegs überfiel den Bauern ein Unwetter und Wolkenbruch. Der Mann mit Vieh und Wagen gieng im Wasser zu Grund, mühsam rettete sich der Knecht. Seit dem hört man alljährlich an Jakobivorabend an der Unglücksstelle ein Rauschen von Wasser, durch das sich Jemand mit geladenem Wagen durcharbeiten will. (Mone, Anzeiger 1839, S. 175.)
Auf der Markung Honhardt (Mainkling), Jagstzell, Stimpfach, Rechenberg geht ein geisterhaftes, dickes, hundartiges Thier von ungeheurer Stärke, das Gaisklingenthierle, das die Leute in die Irre führt. Es ist ein verfluchter Jäger, der einst das Frauenkloster Jagstzell, dem er diente, betrog. (Birlinger Volksth. 1, 169.)
Ähnlich ist die Sage vom verfluchten Holzwart, der bei Appensee und Honhardt geht, ein arger Bösewicht bei Lebzeiten. Er ist 7–8′ hoch und führt die Leute in den Jagstgumpen, wo sie ertrinken. (Birl. 1, 294.)
|Crailsheim. Adelheid von Hohenlohe, die Wohlthäterin von Crailsheim, wohnte in ihrem Schloß auf der Schönebürg. Auf einem unterirdischen Gang fuhr sie von ihrem Schloß vor das Ansbacher Thor in Crailsheim, das sich von selbst vor ihr aufthat. Entfiel ihr Handschuh oder Fächer, so flogen sie von selbst ihr wieder zu. Einst begegnete ihr am Thor eine Menge Volks, das einen armen Sünder zum Hochgericht begleitete. Sie fragte nach seinem Verbrechen und, als sie es erfahren, sprach sie zu ihm: dann geschieht dir Recht. Da fuhren die Thorflügel zu und öffneten sich niemals mehr von selbst vor der Gräfin, der unterirdische Gang fiel ein. Ganz ähnlich ist die Sage, womit Onolzheim seine Wohlthäterin Barbara v. Zipplingen verherrlichte. Ihre Handschuhe flogen in geheimer Kraft neben ihr her wie 2 Vögel. Auf die Äußerung: „Dir geschieht recht,“ fielen sie alsbald zu Boden und hatten ihre magische Kraft verloren. Mone Anzeiger 1838, S. 364.
Das Zauberbuch. Ein Pfarrer von Crailsheim hatte in einer gewölbten Stube alte große Bücher, die mit Ketten an die Decke und Wände befestigt waren. Eine neugierige Magd, die allein in der Stube war, öffnete einst ein Buch und las eine Stelle. Da wimmelte die Stube plötzlich von Mäusen. Auf den Hilferuf der erschrockenen Magd eilte der Pfarrer herbei, ließ sich das Geschehene erzählen und las nun die Stelle des Buches von hinten nach vornen, worauf alle Mäuse verschwanden. Mone Anzeiger 1837, S. 309. (Der gelehrte Pfarrer und Reformator Ad. Weiß hatte seiner Vaterstadt seine große Bibliothek mit Folianten vermacht.) Die verlorenen Akten. In einem Rechtsstreit war ein für eine rechtschaffene Familie wichtiges Schriftstück verloren gegangen. Der Stadtschreiber suchte im Rathsaal bis nach Mitternacht darnach. Endlich rief er unwillig: Teufel, gib die Schriften her, du hast sie doch in den Klauen. Da fiel das Heft plötzlich von oben zu seinen Füßen, die Thürflügel flogen auf, der Teufel und hinter ihm die Weiber der 12 Rathsherren auf Ofengabeln stürmten mit Gebraus zum Saal herein und zur andern Thüre wieder hinaus. Mone l. c. 1837, S. 307. – Die Geschichte von der gebannten Hexe und vom erlösten Schatz im Kessel s. Mone Anz. 1837, S. 307, 309. Als einst der Wein, den man auf dem Kreckelberg baute, sehr schlecht gerathen war, fieng man an die Marienkapelle auf dem Markt zu bauen und machte den Mörtel mit dem mißrathenen Wein an. Schwäbischer Merkur 1844 Nr. 316. Die Haaraffensage s. Ortsbeschr.
Burleswagen. Als noch Herzoge in Rothenburg a. d. T. saßen, wohnte in einem der 7 Häuser des Städtchens ein Kürschner, der bei Hof gut gelitten war. Eines Tags erbeuteten die Edelleute von Burleswagen auf einem Raubzug von Kaufleuten einen großen Stübich mit Rauchwerk und verkauften ihn an den Kürschner. Als nun der Kürschner den Stübich öffnete, fand er viel Gold und Silber in den Fellen versteckt. Der Kürschner brachte das Geld dem Herzog, der erst zürnte über den Raub, aber auf den Zuspruch seiner Räthe und anderer ehrbaren Leute dem Kürschner das Geld überließ, da er viel hübscher Knaben habe, die wohl zu frommen Leuten erwachsen möchten. Der Kürschner hielt sich redlich, der Herzog machte ihn zum| Küchenmeister und begnadigte ihn mit einem Wappen. Von seinen Söhnen stammen die Herren von Nortenberg. Schönhuth, Burgen und Klöster 5, 414.Gröningen. Der Berlesstein und Appele v. Galen oder Gailingen (Gailenau bayr., vgl. Bav. 3, 908). Der gefürchtete Strauchritter Eckelin v. Gailingen, dessen Namen durch ganz Franken bis Nürnberg in der Sage wiederklingt, hatte durch seinen Bund mit der Hölle ein Roß erhalten, das ihn aus allen schwierigen Lagen forttrug und auf den Ruf: „Appele Hopp“ über Abgründe hinwegsetzte, so über den Burggraben zu Nürnberg. Einst wollte er auch Erkenbrechtshausen überfallen, aber verfolgt konnte er sich nur durch einen Sprung vom Berlesstein oder Beierlesstein, einer 40–50 m jäh in den Fluß abfallenden Felswand, in die Jagst retten. Auf dem großen Steinblock mitten im Fluß, wo das Pferd aufsetzte, zeigte man sich noch zu Anfang dieses Jahrhunderts den Eindruck des Hufeisens. Einst wollte er auch den freiherrlich von Ellrichshausenschen Hof in Crailsheim überfallen, der Anschlag mißlang, man sperrte das Thor hinter ihm zu, da rief er: Appele hopp und setzte über die Hofmauer weg. Das Pferd schleuderte dabei eins seiner Hufeisen auf das Dach des Nachbarhauses, wo es noch an einer kurzen Kette zu sehen ist.
Fichtenhof bei Wildenstein. Dort steht der sogenannte Schwedenhof. Ein Schwede hauste und mordete da im 30jährigen Krieg, wurde aber todtgeschlagen. Sein Kopf ist zum ewigen Andenken unter dem Dach aufbewahrt. Birl. Volksth. 1, 165.
Jagstheimer Eierleger. Eine Frau, welche nur wenige Hühner hatte, brachte immer viel Eier zu Markte. Das erregte Neid. Man paßte ihr auf. Ihr Knecht sah, daß die Frau immer für sich halbweißes Brot, für die andern Hausgenossen schwarzes buck. Eines Tags als die Frau fort war, griff er nach dem halbweißen Brot und aß. Aber alsbald erhob er ein Gegacker, eilte nach dem Hühnernest und legte Eier.
Das gleiche widerfuhr dem Hausherrn, der auf des Knechtes Ruf herbeigekommen und auch von dem Zauberbrot gegessen hat. – Die Sage ist ein Reflex des alten, wohl beneideten Wohlstands von Jagstheim. Mone Anz. 1839, S. 61.
Onolzheim. Barb. v. Zipplingen siehe oben.
Auf dem Pfannenberg zwischen Alexandersreut und Stimpfach stand ein altes Schloß (s. Alterth.). Heute noch hört man dort die Waffen vom Zweikampf zweier Ritter erklirren. Vom Pfannenberg fährt ein Geist an gewissen Häusern in Wittau vorüber oder durch den Wald Schillinghalde auf die Schönebürg. Mündl.
Rechenberg. Unter der alten Burg stand am See die Kreuzkapelle, in der man früher die Vesper betete. Die Frösche im See quackten aber so laut, daß die Geistlichen nicht mehr beten konnten. Da beschworen sie die Frösche und hatten fortan Ruhe. Auch jetzt noch sollen sich dort keine Frösche hören lassen, während im nahen Schwindelweiher alles zusammenquackt. Birl. Volksth. 1, 117.
Auf der Burg zu Rechenberg saß einst ein Ritter Wilhelm, der Wilde genannt, ein gottloser Herr. Er ritt oft spät in der Nacht von Hall heim, wo er mit dem Thanner, Kecken, Rappenburger, Hohenhardter und Hellmannshofer und dem Schenken von Limpurg beim| Wein gezecht hatte. Einmal fuhr das Muotisheer hinter ihm her. Den Schluß bildete ein schwarzer Reiter in grünem Kleid mit 2 Pferden, von denen er eines ritt, das andere mitführte. Wilhelm fragte, wem das Roß gehöre und erhielt die Antwort: Einem gewissen Wilhelm v. Rechenberg dem Wilden, der wird eben auf diesem Roß über ein Jahr in der nämlichen Stunde in den Höllenabgrund fahren. Wilhelm erschrack, ritt schnurstracks nach Ellwangen, klagte dem Abte die Sache, vermachte all sein Hab und Gut dem Kloster um seines Seelenheils willen und wurde des Klosters Marschalk oder Stallmeister. Er war der letzte Rechenberger. Nach Birl. Volksth. 1, 31. – Die Sage, auf altgermanischem Volksglauben ruhend, ist zugleich Reflex der schweren Konflikte Wilhelm Adelmanns auf Rechenberg um 1490 mit dem Propst von Ellwangen. W. Franken Neue Folge 1, 40.Stimpfach. Nahe bei der Kirche in Stimpfach stand ein altes Sühnekreuz. Dort hatte einst Wilhelm von Rechenberg der Wilde seinen Knecht niedergestochen. Er war am heil. Osterfest zur Kirche nach Stimpfach gefahren, kam aber zu spät. Da entbrannte sein Zorn über den Kutscher, dem er die Schuld beimaß, und er erstach ihn auf der Stelle. In bitterer Reue vermachte er dem Kloster Ellwangen die Burg und all sein Hab und Gut und soll später selbst von seinem Stallknecht erstochen worden sein. Mündl. und Birl. Volksth. 1, 169.
Wirklich hatte ein Adelmann, aber nicht Wilhelm, um 1510 einen Knecht in Stimpfach erschlagen.
Eine Stunde von Stimpfach ist die Ulrichshalde. Dort rastete der heil. Ulrich B. v. Augsburg, wenn er an den Rhein zog und bei den Grafen v. Flügelau übernachtete. Vgl. die Ulrichskirchen bei Dinkelsbühl und Ellrichshausen. Nach Birl. Volksth. 1, 407.
Unter-Deufstetten. Das dortige Schloß gehörte einst den Herrn v. Drechsel. Ein Fräulein v. Drechsel, die Pelzlisel genannt, erschien öfters den Leuten in einem mit Pelz verbrämten Mieder und einen Schlüsselbund in der Hand. So einem Schäfersmädchen, dem sie einen Schatz im Keller zeigen wollte. In einem Zimmer sah man oft ein Licht, das wie eine helle Flamme aufloderte. Auch im Keller hörte man sie rumoren. Birl. Alem. 7, 140. 41. (1621 ist Sabina Polzlerin Beschließerin im Schloß zu Unter-Deufstetten. Segringer Kirchenb.)
Die Kirche von Honhardt sollte bei Steinbach auf den Kirchbühl gebaut werden, wie es die Steinbacher haben wollten. Aber jede Nacht wanderten Holz und Steine von dort nach Honhardt und wurden auf der Stelle der heutigen Kirche gefunden. (Mündl.)
Die große Glocke zu Bernhardtsweiler wurde vielfach begehrt. Einst hatte man sie bereits nach Dinkelsbühl geführt, wo sie schon auf dem Thurm hieng, aber so oft man sie läutete, tönte es in der Luft:
Anna Susanna
Z Berndsweiler will i hangaⁿ,
Will läutaⁿ, will schlagaⁿ
Wills Wetter verjagaⁿ
Mündl. Vgl. auch Steichele, Bisth. Augsb. 3, 531.
So tönte es fort, bis man sie wieder nach Bernhardsweiler brachte.
|Auf der Höhe zwischen Westgartshausen, Ofenbach und Neuhaus im Brentenschlag liegt ein großer Stein im Gehölz Brentenschlag, auf dem roh ein Zeichen wie ein Kelch ohne Fuß oder eine kleine Amphora abgebildet ist. Die Sage erzählt, es sei einst ein König die Straße von Dinkelsbühl hergekommen. Unterwegs sei es zu einem Kampfe gekommen, der König, zum Tode verwundet, habe an der Stelle das heil. Abendmahl empfangen.
Überaus zahlreich sind die steinernen Kreuze, die zur Sühnung von Mordthaten errichtet wurden und theilweise mit Bildern der Mordwaffen versehen sind. Das jüngste dieser Kreuze ist wohl das an der Kirche zu Oberspeltach zur Erinnerung an den 1634 erschlagenen Meßner. Solche Kreuze finden sich 2 bei Appensee, 3 bei Siglershofen, 4 bei Honhardt am Ende des Dorfes, 2 in Westgartshausen, 1 am „Lottenplatz,“ wo 2 Weiber einander mit der Sichel erschlagen, 1 in Likartshausen, wo ein Kind zum Fenster heraus sich todt fiel, beim Hübnershof, am Imberger See bei Honhardt (Sandhof), bei Ofenbach, Röthlein, Markertshofen, Tiefenbach, Weipertshofen.
Namen: er schreibt se er heißt mit seinem Familiennamen. Allgemein gebräuchlich ist der sich forterbende Hausname, z. B. der Langenbauer, der Bäckenmärte, der Afasine (Grön.). Von Vornamen sind die gebräuchlichsten: Johann, Hann, Fritz, Georg selten mehr Jerg, meist jetzt Schorsch, früher überaus beliebt Jergmichel; Leonhardt, Hardle, Heinrich, Heiner, Katharine, Kätter, Marie, Micle, Magdalene, Lene, Barbara, Babett, früher Bäwele, Rosine, früher Rosel, jetzt Rösle.
Menschenleben. Familie: voder, muader, kindlich daddə, mammə, s kind. d’kind Mehrzahl, herle, frala Großvater, Großmutter. ma lait oder d’lait (Leute) d. h. Eltern. von siwə beet ə schrolle (Scholle) weitläufig verwandt. ëltəⁿ Ehehalten, Dienstboten. Die Kinder mit einander heißen d’borsch, berschlich, kerllich; einzeln dr buə, s madle. d’freind Verwandte.
Geburt, Taufe: dick werrə, mit vier agə ufstehnə in der Hoffnung sein. werrə geboren werden. er is im schneidə worre in der Ernte geboren, einkummə, gvatterlaid, der doͧd, d’dode. Mer sann dodəkind zammə, doͧdanüss von ledigen Gevatterinnen den Gästen nach der Taufe gereichtes Konfekt, kindles-kerwe, zullə schlotzen, zuller oder schnuller, geiferläpple. Ein Kind gront d. h. gedeiht, wird weltlich, wenn es zu spielen anfängt, und kann alles annamə, wünsch Glück zuə de sechs wuche Wunsch an die Wöchnerin.
Kinderleben: Bember, quatt, gramp, aiai gêbə liebkosen, schmusbatsch Kußhand, plëgə schreien, flannə, röhrə weinen; er ist grimmelich lebhaft, kräftig; hossə schaukeln, wiegen, schookə| einen Stoß geben, dachtel Ohrfeige, abdachteln, bantschə, känzlə, verkänzelt verzärtelt; man schlägt net mit 2 ruthə.Ledige Jugend: de leddig wor, nix schener as de leddige johr, a leddiger mensch, s’harles Vorsitz, se hat net gfolgt, er hat anə – er ist mit einem Mädchen verhängt. NB. Unzucht heißt Unordnung, Unanständigkeit.
Heirat: s grîs, ən anstand howə, mer geht uf d’gschau, gschauleut, heirə. heiretsdôch verloben, Verlobungstag. ə blättle, a fickele, ə eckele kriechə, hëarkrewerli Hühnerkrähen (Westg.) sallə heirə is verboͧtə, d. h. er möchte wohl heiraten, findet aber niemand, hoͧgset, hoͧgsetknecht, hoͧgsetmad, hoͧgsetzucker, ausruafə, zammgêwə, schwêhrvader, schwiger, im abnehmendə (mond) ist die Hochzeit, a verhoktə eine sitzengebliebene, mer mecht s’omed net vor əm hâ, d. h. man verheiratet die jüngere nicht vor der älteren Tochter, schneidt mer a də hawwer vor am korə?
Krankheit: gsund hersêchə, net fest sannə. knarzə kränklich, aber wehleidig sein, ziefə, verziefe auszehren, låsə zur Ader lassen, off, offə san auf sein, dossə, aufdossə, gedunsen (vom Gesicht), er hats in de fiessə, madere, hieselich Ausschlag, pletzə, fletzə Beule, Hautscherfung, durschlechtə, friesel, raudə, dalle, schilchə schielen, gëgə Brechreiz haben, hirchlə schwer athmen, husserə frieren.
Leib und Glieder: goschə, lefzə, gërwel Scheitel, bort- Kinn, kartausche Nacken, Kragen, i nimm de bei dr kartauschə, kindliche Ausdrücke: bampferlich Füße, batschelich Hände, guckerlich Augen, hackerlich Zähne, kienstecklich Stockzähne, mammelich Brüste.
Tod: er hat se empfohlə, trucha, uf d’leichd lodə, leichdweck.
Leibliche Thätigkeiten, Fähigkeiten, Gebrechen: es werd mer eitel magenschwach, greusch, hâchel (heikel) wählerisch, schindklapperdürr, spröd mager, doshörig übelhörig, bausə intrans. die Wangen bei vollem Mund, es baust, kiefə, nagen, mofflə nagen, kauen ohne Zähne, pfiterə versteckt, kotterə schätternd lachen, pfusə, greinə weinen, drânstrə im Schlaf schwer athmen (auch beim Vieh gebräuchlich), schnurchlə schnarchen, durch die unreine Nase athmen, gorksə, koppə, workə schlucken, delfə undeutlich reden, staksə, stottern, schmeckə riechen. sputzə, spuchə ausspucken, repplə mit den Händen reiben. hocklə auf dem Rücken tragen z. B. Kinder. abfleterə jemand schlagen. dosslə leicht schlafen, hotterə vor Schmerz Kälte, Altersschwäche zusammensinken. nein proffə mit dem Oberleib auf den Tisch liegen. gruwlə kitzeln. borzə das Hintertheil emporheben. bitzlə brennen vor Frost an den Extremitäten. fisperə Hände und Füße leicht bewegen, gamberə die Füsse unter dem Tisch bewegen. glunkerə, schlackə die Glieder schlottern lassen, schnechlə mit Händen und Füßen schlagen, wenn man am Boden liegt. rumschnechlə schmeichelnd wegen eines Gewinns, herumschleichen: – Arten des Gangs: dichlə schleichen. duchlə gebückt schleichen. dorchlə unsicher gehen. fenzi laufen affektirt. gratschə weitbeinig gehen. ummerdolpə umhertappen. hosslə schlotterig gehen. pfatschə hörbar im Wasser gehen. trottlə in kleinen Schritten gehen. fortdrawallə, schlounzə schlendern. stutterə hervorstieren. knatschə| kneten, zerdrücken z. B. eine Raupe. brünzlə nach Urin riechen. strampfə stampfen. streng = rasch laufen.Seelische Eigenschaften und Regungen: gschmitzt, gsund und gråd körperlich und geistig gesund, hirədipplə hirnverrückt, g’schossə unbesonnen. wampelə beklommen, ängstlich. wisele wohl. gneissen ahnen. es is mer wie vor ich ahne. es greuselt am Grauen haben. se trauə, auch einfach trauə wagen. and thun Heimweh haben. gheiəₙt reuen. lass me ungheit ungeschoren. es geht mer wider də mann, wider d’hor widersteht mir.
Sittliche Eigenschaften, Untugenden und Thätigkeiten: acheltə pedantisch, pünktlich, net endlich nicht gefällig, gamelig wollüstig, gmein umgänglich. handig eifrig bei der Hand. es handi howə. verschmächelə empfindlich, weich. (sensu bono Gröningen.) hinterscheghörnt verdreht, verkehrt, wie ein Ochse mit hinterwärts gehenden Hörnern. kisig wählerisch, liddelig umgänglich, pfotig unnöthig geschäftig, verwegen, schnärzig unfreundlich, abstoßend. an anschnerzə. unmüssig unruhig, unsellig ungeschickt, unbrauchbar, verdächtig ein wüster, grober Mensch, verzwickt dumm affektirt, a drückser. des is a hërzel ein Geizhals. der hat schneid. gutdenkend. verdilzt erbost, grattel. an stolz führen stolz sein. gast z. B. a wüster gast. a letzer. kritle.
Schimpfwörter: du goͧlopp einfältiger Mensch. holzkatz eine Frau, die aus Geiz nicht genug kriegen kann und immer „nothwendig hat“, aber auch Schimpfwort für Frauen aus der rauheren Waldgegend. hungermuck. klamhok Geizhals. alte krustel altes Weib. spavogel Spaßvogel, Spottvogel. schussbartel. drallewatsch, dalləwulli. – a weltsdiere, schaffige diere starke, fleißige Dirne (sensu bono). grawə inständig bitten, nëtə nöthigen (durch Bitten) klotzə trutzig dreinsehen, mockə trutzen, zipperə peinigen. anmachə, versuhlə anführen, belügen. utzə foppen, zerrə necken. auslassə nachgeben. lamplə, er hat sein sach verlampelt mit Prassen durchgebracht. strandlə zweifeln, nicht sicher sein. gerə sechə gerne haben. a ibriger koͧn net sterbə vor gerə sêchə ironisch von dem, dessen man überdrüssig ist.
Reden: plauderə. er koͧn mit der red net fort, âm in d’red fallə größte Ehrenkränkung. vergesses ihr red net. dem howi s’maul rågschlåchə abkanzeln, daß er nicht zu antworten weiß. der is net ufs maul gfallə. ankohlə, aufleixə belügen. bäfferə belfern. preⁱgə wild, unartikulirt schreien. brisslə leis ins Ohr reden. pipperə vorlaut, popperə tadelnd reden, prudlə. schammlə geschäftig schnell reden. schmalgə, schmalger, gschmalg einfältig reden. se verredə. verwortə betheuern, ein Gelübde thun. ausschreien, batschen, vermassern verläumden, schänden schimpfen, zâchnen auch plagen. an närrsch hinstellen abkanzeln.
Kleidung: der Mann trägt də mutzə und a haubə, die Frau ən kittel, ən papperlisrock (wollener selbstgemachter Rock) und ə kappə. s schneuzfleckli. hendsche. stümpf. schlappə Pantoffel. storhaubə. d’klader sporə. äwig letzte Seite. rum dreht is äwi. knerklə, zamma grümplə zerknittern z. B. den Schurz. a ruəsiger schorz eine schmutzige Schürze. ficklə, durchficklə durchreißen. d’schuch rifflə reiben am Knöchel.
| Haus und Hof. d’hoffert Hofreite. der dennə Öhrn, stubə, benk, dischkastə, stiəle Schemel hellhåfə, d’ spoͧn assel Stange um den Ofen. s schmeckəbridd Blumenbrett. d’kammer, d’bettstat, der b’helter, druchə. scherbə Nachtgeschirr. kiche. brôtesscherbə Bratpfanne, scholeck Schalk, aufrecht stehender Eisenkamm am Herd zum Einhängen der Pfanne. schaff Waschgelte. stütze hölzernes Wassergefäß. stürzle irdener Deckel auf einen Topf. kollöffel Holzkochlöffel. zôchə Docht. golliecht Unschlittlicht. guckə Düte. blåtz Fladen, Kuchen. ein kuəch und ein blåtz ein Kuchen und ein Mus. bërgele kleiner Laib aus dem letzten Taigrest, der verschenkt wird. knërwle Stück Brotrinde, auch zahnloses mageres Frauenzimmer, åschnadle Abschnitt, Abfall von Eßwaaren, oͧnråsə Überbleibsel. iohəbrot oder onəbrot Vesperbrot. goͧlopp Gugelhopfen, hawerschedel Gebäck aus Habermehl, hôraffə Crailsheimer Gebäck am Stadtfeiertag. maultasche gefüllte Nudeln, nudel, flâsch, greə oder gsalzen und greə Meerettig ist Sonntagsessen. gmockelts, êbirəgmockelts oder eier gm. Eierhaber. Ähnlich stopfer und gschmorgel. zwërla Mehlbrei aus Sauerkraut. ëchetlə eßbarer Pilz. die worst riecht noch dr hamət der schlecht ausgewaschene Darm riecht nach dem Bauch des Thieres. daⁿdschə unnöthig backen. knadschə kneten. Das Brot schimpert schimmelt, schimperig. schimper Schimmel. Das Wasser ist matt, schwäb. lack, d. h. abgestanden. fêgə mit dem Besen, suddlə mit Wasser aufwaschen. bêtzi Kehricht. molgig teigig. knatschi weich zum kneten z. B. der Boden. rasoli Branntwein, Liqueur.Vieh: ə raup junges Stück. knetzel im Wachsthum zurückgebliebenes Stück Vieh. dr handochs und bêtochs. gelt stehnə nicht trächtig werden. wist, hott, herja! schunk altes, werthloses Stück, alter Gaul. knopplə, knopperə langsam fressen. heinzerlə Füllen. hanseln wiehern wie ein Füllen. moggelə. bezelə, hamperlə Lamm. d’schåf bëpfə stoßen mit dem Kopf zusammen. bëpfə. auch von 2 Eiern, die zusammenstoßen. zickeln. fackel Schwein. fackellich Milchschweine. betz männliches, nunnə weibliches kastrirtes Schwein. beiss Eber, tauschə Mutterschwein. kerrə Schreien des Schweins. rumsə brünstig sein von Schwein. geckerich Eichelernte für die Schweine. gîgen Schweinstechen. docherle Hund. wurrli Kätzchen. randel läufige Katze, auch männersüchtiges Weib. kitzele Junge werfen. s’ zifer, ziferle Geflügel. herrlə Gänse. d’hëar, der geᵢker. buddelich, pippelich, ziwelich junge Hühner. bërzel schwanzloses Huhn, aber auch Erhöhung in Wald und Wiese. emesbërzel Ameisenhaufe, fuchsbërzel Fuchsbau. gackelich. ufpflusterə aufblähen, herrschlə zur Ruhe beisammensitzen oder liegen, von Geflügel und Schafen, daher Flurname herschel, herschelsee. gazen gackern, auch bellen vom Hund. rucksə girren der Tauben. fâst fett. dr imm die Biene. schepfə Wasser pumpen aus dem Brunnen.
Scheuer: dreschə. rëdə sieben. a schober 60 Garben. gër Schürze voll, hampfel Handvoll. im ärvele in den Armen getragen, Armvoll.
Landbau: dr aggr hat bêter wird zu Beeten gepflügt. summer und winterflur. da hawer ins klaw (feuchter, klebriger Thonboden),| s kårəin staw (Staub), da dinkel in schrollə (Schollen), so gräth alles im vollə.Der Strohmist sagt: Wachs, i hilf derzuə.
Der Schafmist sagt: Wenn d’net willt, no muast.
Der Laubmist sagt: Mach, was du willt, i flieg dervon.
z’agger forə, mêⁱnə, reissə stürzen. hëwerə Haber säen, s’ha machə, im hâ machə Heuet, oməd Öhmd, d’ërə Ernte. wîschə fêchə Wiesen säubern. êchə eggen. schletterle eine kleine Fuhr. ratteln den Wagen binden. spotə Schore. krêwə Korb. ränzlə das Gras am Rand der Wiese abmähen.
Gewächse: s korə Roggen. s traad Getreide, ranschə Angersen. zwiffel Zwiebel. keid Krautsetzlinge. krautrüwə Bodenrüben. kripsi Obst, kripsen entwenden. obes Pflaumen (Westg.) schmeckə kindlich für Blumen. maserò majoran Lein- Flachssamen êschwingaⁿ Rauhwerg, achel Abfall von Hanf. kimmerling Gurken zirrädle (Grön.), josephlich (Hörbühl) Bohnenkraut. lummelə, halbverwelkt.
Wald: hoͧlz Wald. braubêr Brombeer, hoolbeer Himbeere. rothbêr Erdbeere. schwarzbêr Heidelbeere. mêsi Moos. drudennest Mistel. másselter oder messelter Maßholder, wéchelter Wachholder, hieffelter Hagenbutten. lauweri Laub. fîchtküə, ochsenmotschel Tannenzapfen. brausch vom Holz spröde, brüchig. drêmel Prügel. Im Wald hüllerts hallt es wieder.
Thiere: emes Ameise, katholische e. rothe Ameisen, wefzgə Wespen, schrötel Hirschhornkäfer. morchəstehler Schmetterling. Der Holzkäfer „die Todtenuhr“, Anobium pertinax, heißt auch Erzschmidle oder Dengelschmidle.
Zeit: bichenëttle (bigenot) kaum z. B. hats gereicht. inemol hie und da. noͧ né noch nicht. a nîtle kurze Zeit. vor ama klanə weng soeben. tt>allbot alle Augenblicke. alləwail eben jetzt. aber allemol allerdings. uf bêtleitə bis zum Morgen- und Abendgeläute owed nach Mittagessen, heind heute Nacht, z halwer owed um die Mitte des Nachmittags. nechde gestern Nacht, vornechde vorgestern. vorder wuche, hinter uff d’wuche. in de erstə dåch. im dusel im Finstern. s langt se no. so lang mer singt, is d’kerch net aus.
Witterung: s niwelt Nebelregen. s kisselt. des is a mol a butzə ein Regen- oder Schneeschauer. do kummd a gûs ein starker Platzregen. das gîs Überschwemmung. d’ keld stosst se. s gschlafft thaut auf. s baurəneck Nordwest, wo’s hell werden muß, wenn beständige Witterung kommen soll. dr bairisch wind der kalte Ostwind.
Wetterregeln: Vorzeichen des Regens, wenn die Flöhe rührig sind, der Ruß an der Pfanne glänzt, die Hennen krähen, die Raben ins Dorf fliegen. Wenns am Sonntag regnet, dauerts die ganze Woche. Wenn die Gänse steigen (auf Holz oder Steinhaufen) wirds kalt. Urschele thu s kraut heim, sonst kommt der Simmele und schneit nein (zwischen 21. und 28. Oktober muß das Kraut heimgebracht werden).
Bürgerliches und kirchliches Gemeinwesen: s oord, s is nor so a drecknest, a saubers êrtle mit starkə baurə (reiche| Bauern) und weng gringe lait. dr schulz. dr baurəmaster. klenkə mit einer Glocke zur Gemeindeversammlung oder zur Schule läuten. gaⁿke die Glocke nur auf einer Seite anschlagen lassen. der gëhweg Fußweg. s kummt weider wird prozessirt. sein sach dem affekatə iwergeben einen Anwalt nehmen. zum papier gehnə aufs Rathhaus gehen. mir is mein herberi geschriwə der Wohnsitz ist mir urkundlich gesichert. wie mer bricht, so richt mer. er lässt se net brichtə beschwichtigen. er git se gibt nach, willigt ein. er hat am beide hend gnummə sich mit ihm versöhnt. d’borkerch. dr pfarr. der kaᵘnns wie noch a mol a pfarr. zum nachtmål gehen. für gstellt werrə konfirmirt werden. anführen zum Konfirm.-Unterricht anmelden, der Konfirm.-Unterricht heißt die Kinderlehre. er lert hart lernt schwer. vorstand howə vor eine Behörde geladen sein, aber vorstand leistə, vorstehə einer Sache, Aufgabe, Amt gewachsen sein.Berufsarten: dr båder, dr blichner Flaschner. fuggerə Tauschhandel treiben. de markt bauə befahren mit Vieh. um des koͧn mers brauchə. lumpəsemmler.
Umgang: einkehr howə Besuch haben. übernächtig werrə übernachten. goddə morgə, goddə owed Gruß. Gruß an den Eintretenden: Gsundheit is mer liəb. Willkumm’s. s is mer əⁿ ër, s is dankswert. a guts gsprëch? verrasə se? i will net liəchə, i sag, wiə s’is. des deffst keck glawə. geltə’s nicht wahr? i mogs net hawə. s braucht se net ist unnöthig (besonders beim Empfang des Trinkgelds). des wer z’gar unverschämt (wenn man eine Einladung anzunehmen sich genirt). jetz mach əs mer d’zech! Abschied eines Bewirtheten. kehr bal wieder ein Abschiedsformel. groͧs dank, bis is widder ebi machə oder vergleichə koͧn. s schickt se, schickt se net: Zeit und Umstände erlauben es. s is mer net gättli oder oͧngättli unbequem.
Neujahrswunsch: i wenscht dr â ə glickseligs neujåhr, ə gsunds, ə friedles, ə langs lêwə und alles, was dr an leib und sel nutz und guəd is.
Fremdwörter: dischkerirə, dischpetirə. dischpetirle widerspenstig. nex extras nichts besonderes. obsenat statt obstinat. salvene = salva venia. stante bene statt pede. stiblirə stipuliren. traktirə belästigen. triwlirə plagen. vichelant lebhaft. buxirə. därmeli schwindlig. kaⁿduttenirle tout ne rien. meschant häßlich. parbleu: parapluie, parasol. er is praforsch (par force) er ist frech. rawellisch rebell. repetirlich anständig. reperme reprimande Tadel. schuk schuk = toujours (Honh.). straplizirə stark benützen. trawallə schwerfällig gehen. salvent (solvent) aufgelegt, auf dem Schick sein. es geit glei so ə laborand macht gleich Aufsehen.
Hebraismen: achlə essen, balanschə schwätzen, oberbarnass Rädelsführer. bschummlə betrügen. betuch reich. betucht sein verdutzt. broͧches zornig. ganfə stehlen. kuchem verständig. kufferə prüfen. lusem freie Zeit. mobäres schwanger. (?) schmarakə schimpfen. vermosselt schläfrig mit ungeordnetem Haar.
Redensarten: gräuseli viel. s’ is aⁿ handel. s hat kaⁿ sach – es hat nichts zu sagen oder keine Gefahr – z. B. bei Kranken: jetzt hat s’ kaⁿ sach mehr. s is aⁿ thuə es ist eins, wie mans macht. des kaf i daier halte nicht viel davon. steckə und staudə| Alles. schaffə und schanzə fleißig arbeiten. s bart net. s is net schützi gibt nicht aus. s faselt se net gedeiht nicht. s gackelt se glückt. verdeikert verzweifelt. strutsauer sehr sauer. ə årtliche diere ein eigenartiges Mädchen. i hows unmüssi habe viel zu arbeiten. der hat s grüwli ruhig. der hat sein beet naus gschnîdə hat sein Schäfchen im Trockenen. des hat me åbänkert die Last hat mich schwer gedrückt. s verzeffert se geht leicht verloren. wenzeln wandern, daher wenzellaib den die abgehenden Dienstboten erhalten, aber auch faullenzen. gottwolkeit εἰ τύχοι gebräuchlich in Goldbach, Westgartshausen, Waldthann, setzt den möglichen Fall. gottwolkeit s regnet es wird wohl regnen. jetzt fasst ers buəch an fängt zu beten, religiös zu werden. i ben schoͧn lang mit unserem herrgott ummegâlfə bin längst religiös. ə gotslə donə sich Gottes Lohn, durch Gutesthun ein Verdienst erwerben. Besonders hoch gehaltene Äußerungen der Frömmigkeit: drei vaterunser bêdə, in drei kerchə opferə, dreimol unterm freiə himmel naknieben. o du liebs himmelsvadderle im himmel dobberə. widervergoltə is a kaⁿ sind. er sagt net gik und net gack, gickert und gackert net spricht sich nicht aus. er is net z schätzə man kann nicht wissen, was er will. der is aᵘngmacht wie salåt angelogen. er is net neugierig, er mecht nor alles wissə. der koͧn s loͧbə leidə d. h. brauchen. er hat s g’lob (man lobt ihn). hat a guəds gmerch guten Verstand, hat a leichte seit Neigung zum Leichtsinn. hat d’lëwer uf der summerseitə ist stets durstig, is net nebe draussə steht gut. der hat se putzt viel gegessen, der hat ’s loch gfäddelt ist einer Verlegenheit rechtzeitig entgangen. dem muas mer d’hoͧsə mit der beisszangə anziehə ist nur mit Gewalt zu bewegen. dem kälwert dr holzschlegel uf dr achsel ist ein Glückskind, dem unversehens ein Glück wird, als ob selbst der Holzschlegel Junge bekäme. vörthlə Vortheile zuwenden. Die Mutter vörthelt ein krankes Kind, wendet glückliche Mittel an. Der Geizhals ist net von Gebəhausə, awer von Holləbach. der singt s blab (das Blaue) vom himmel ro singt lustig in den Tag hinein, i wâs, worum mi d lait net mêⁱgə, i beⁿ halt der noch. i ho s ausgangə beobachtet, in Erfahrung gebracht. es is mer verrådə worra ich habe von Andern erfahren. i ho 30 Jår mit əm suppə gessə bin vertraut mit ihm. du sollst versaurə in der süsse brüəh. bis du kommst, is katz da bâm nuff. du bis a glei owə dauss bald beleidigt. Bei neuem Zorn des Empfindlichen heißts: jetz is schoͧn widder s kätzle da bâm nuff. du bis wia 9 dåg rêchəwêder. du lachst mit am ganzə gsîcht wie dr maiəkäfer. zu dir soll mer immer „wurrli wurrli“ sågə sagt man zum Empfindlichen. leck mi in Krakau, no hast net weit noch Bolə. Es is mer ums gwärg um das Aufstehen und die Umstände. i spürs, wenn me a ochs trît. er is net von der dischlåd wegkummə nicht aus des Vaters Haus in die Fremde gekommen, versteht auch keine fremden Sitten. zur mussich gehn d. h. zum Tanz. heng mer dein ehrlichanama net an sagt man zu dem Lästerer. Die vorlauten Kinder bekommen zu hören: du mußt schweigen, bis die alte Kuh die Leiter hinauf will, dann darfst aber schreien: Alte, bleib unten. do hangt dr werti iwer də sunnti no unter dem schönen Oberkleid sieht das schlechte Unterkleid hervor. es is halt| iweråll ebbes d. h. es ist nichts vollkommen unter der Sonne. des is ə rechter dumm und dumm rechter Lärm. es brennt uf allə decher oder in allə gassə allgemeine Aufregung im Ort.Sprichwörter: do gehts iwerhabt wie der Teufel d’baurə holt. Ume dreizehne gehnə d’Schneider ham. zêⁱti (zottige) fillə und rotzige buewə sann net z schätə. was gessə und trunkə is, is verzehrt. klane heffellich laafə bald iwer. jeds heffelə kriəcht ə stärzlə (Deckel), nor ’s sauheffelə net (wüste Personen müssen ledig bleiben). stolze madlich, schlampfige weiber. aussə fix, innə nix. nebərum geht aa ə wêg. eins verbricht s heffelə und der anner s schüsselə. plauderə macht liəchə. da reichə lait ir madlich sann ball gross und də armə lait ire sei ball fett. morchərechə und altweibertanz dauern net lang. vil brüəder, schmålə güəder. wenns nor all dåch sunnti wär und all sunti kërwə! an der kërwə werd s a nåcht. wenn Gott nicht will, steht alles still. wo net mistes ist, ist a net Christes: Dem Acker, welcher keinen Dung bekommt, hilft auch nicht göttlicher Segen. də ausgang wâs mer, awer net da eingang. dem klagenden ist zu helfen, dem prangenden nicht. mit nachbarn kann man häuser bauen. wer närrsch glaabt, dem gehts närrsch. a bissle regt aⁿ äderle. z’ guəd is aa ə stick liederlichkeit. rumdreht is äwi umgekehrt ist auch gefahren. was d’frâ im schorz ausdrêcht, koͧn dr maᵘn mit am wåcha net einfihrə: bei einer nicht haushälterischen Frau kann der Mann nicht genug erwerben. der reu is a schelm, er reit hinda nåch.
I beⁿ von Belchədål
Mi kennt mer äwerål
Dass i a lustiger baurəbuə beⁿ.
In der mühle is wacker,
Wos klingelt und klappert,
Im werthshaus is guəd,
Wo mer einschenkə duəd.
Behüat es Gott vor dairer zeit,
Vor mairer und vor zimmerlait.
Mairer und zimmerlait
Könən scheⁿ danzə,
Aber zu ihrəm geld
Brauchə’s kan ranzə.
Wenn d’ bettellait danzə,
No wacklə die franzə,
No schüttelt se s’brot
In der këzə (Tragkorb) schier z’dodt.
Alle lait, wo bucklig sind,
Die danzə uf der seidə,
Bruͤder nimm ka bucklichs weib,
Schäm de vor de laidə.
Gelt, schätzle, du bist meiⁿ,
Du hast me 13 kraizer kost’,
Jetz geb i di um 9,
An batzəⁿ büəss i eiⁿ.
Wenn dr Schneider gstoͧhləⁿ hat,
No wass er net wo naus.
No schlupft er nei in sein nådelbüchs
Und mäckelt obəⁿ raus.
A schüsselə und a häffelə
Is all ma heiretguəd,
Des låd i uf ə wächelə,
No is ɐ ganze fuəhr.
- ↑ Von Revisor Jetter.
- ↑ a b Die Zahlen in Klammern gehören zu den auf S. 91 ff. hinten besonders besprochenen 13 Gemeinden mit höherer Kindersterblichkeit.
- ↑ Vgl. Jahrgang 1874 der Württ. Jahrbücher Heft I S. 6 und 12.
- ↑ In der vorausgegangenen OA.Beschr. Künzelsau S. 105 ist statt 39 auch 38 zu lesen.
- ↑ S. Jahrgang 1855 der Württ. Jahrbücher 2. Heft S. 1–132
- ↑ S. Jahrgang 1878 der Württemb. Jahrbücher 3. Heft S. 1 bis 231 (Statistik der Geisteskranken von Direktor Dr. Koch).
- ↑ Von Oberamtsarzt Dr. Eichberg. Ältere „topographisch-medizinische Bemerkungen über das OA. Crailsheim“ von Dr. Bardili s. in den Mittheil. des Württ. ärztl. Vereins I. 1833 S. 564 ff.
- ↑ a b mit Ausschluß der Todtgeborenen.
- ↑ Reiche Beiträge diesem Abschnitt, wie zu den Sagen und der Mundart haben Kantor Abelein in Creglingen, Schullehrer Ostertag in Westgartshausen und andere Lehrer, sowie mehrere Geistliche geliefert.
Errata
- ↑ S. 60 Z. 8 streiche: vorher im Deutschordensbesitz. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite VI.
- ↑ S. 103 der Beschreibung des Oberamts Ellwangen/Kapitel A 3: In der vorausgegangenen OA.Beschreibung Crailsheim S. 95 lies hier 4512, statt 5412.
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