Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Aalen/Kapitel B 10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Aalen Kapitel B 11 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Hüttlingen,

Gem. II. Kl. mit 1276 Einw. a. Hüttlingen, Pfarrd. 754 Einw. b. Albanusklinge, Hs., 4 Einw. c. Hasel, H., 9 Einw. d. Lachenschafhaus, Hs., 4 Einw. e. Mittel-Lengenfeld, W., 17 Einw. f. Nieder-Alfingen, W., 216 Einw., wor. 10 evang. g. Ober-Lengenfeld, W., 11 Einw. h. Rothschafhaus, Hs., 8 Einw. i. Seitsberg, W., 97 Einw. k. Siegenbühl (Ob. u. Unt.), H., 11 Einw. l. Straubenmühle, M., 4 Einw. m. Sulzdorf, W., 122 Einw., wor. 2 evang. n. Unter-Lengenfeld, H., 9 Einw. o. Zanken, Hs., 10 Einw. – Kath. Pfarrei, die Parz. c., k. und o. sind nach Abtsgmünd eingepfarrt. Die Evang. in Parz. d., f. und m. sind nach Fachsenfeld eingepfarrt.

Im Nordwesten des Oberamts bildet dieser Bezirk zum größern Theil einen Vorsprung in’s Oberamt Ellwangen. Einige Parzellen (Haselhof, Siegenbühl,) sind theils durch die ellwangische Markung Ebnat, theils durch die Schultheißerei Fachsenfeld von der Hauptmasse ganz abgeschnitten, es gehörten aber diese Exclaven zur alten Herrschaft Niederalfingen, weßwegen sie in dieser Verbindung geblieben sind.

Der Kocher, welcher bei Hüttlingen von seinem bis dahin südnördlichen | Lauf gegen Westen fast im rechten Winkel umbiegt, durchschneidet mit seinem Thale den Bezirk, dessen größerer Theil auf den nordwestlichen Höhen sich ausbreitet.

Der Arnsbach, der Schlierbach und der Beilsklingenbach durchlaufen den Bezirk, welcher überhaupt hinreichend mit Wasser versehen ist. Die Markung enthält nur wenig Wald, der Feldbau hat fast Alles in Beschlag genommen, wie ihm auch immer mehr die Teufelsmauer weichen muß, welche hier durchzieht.

Der Hauptort liegt an der guten Vicinalstraße, welche sich von Wasseralfingen her durch’s Kocherthal nach Abtsgmünd zieht, ein anderes Sträßchen führt von Hüttlingen über Sulzdorf nach Neuler, ein drittes von Hüttlingen nach Buch auf die Ellwanger Poststraße.

Das Klima ist hier im Thale besonders mild, indem solches weiter hinab, durch die Nähe der großen Waldungen, schon wieder etwas rauher wird. Der Boden ist ziemlich fruchtbar; man unterscheidet den „schwarzen“ lehmigen Dinkelboden, den „falben“ oder gemischten und den sandigen Boden. Die Ackerkrume ist gewöhnlich 3/4′ tief, die Unterlage theils Lehm, theils Sandstein, zum Theil auch Letten. Gebaut wird Roggen und Dinkel, sowie viel gemischtes Korn und im Sommerfelde Haber neben wenig Waizen und Gerste. Dreifelderwirthschaft ist die herrschende, mit wachsendem Einbau der Brache (circa 1/6), mit Erdbirnen, Klee, Flachs und Hanf.

Der Morgen Acker mit durchschnittlichem Ertrag von 5 Scheffel Dinkel, 2–21/2 Scheffel Roggen kostet circa 50–100–150 fl.; der Morgen Wiesen, circa 20–25 Ctr. Futter gebend, durchschnittlich 2–3–400 fl. Die Wiesen im Kocherthale sind sehr gut und unterstützen die Viehzucht, welche in gutem Zustande ist. Die Limburger Viehrace herrscht vor; Feldwaide findet nur von Jakobi an statt. Unbedeutend ist die Pferdezucht; von Schafen werden circa 1000 Stück rauhe Bastarde auf der Markung gehalten; die früher betriebene Schweinzucht hat aufgehört. Ohne Bedeutung ist auch die Bienenzucht und für Obstzucht geschieht sehr wenig, obgleich die Lage zum Theil günstig wäre.

Auf dem Grund und Boden hafteten allerlei Gefälle an die Herrschaft (jetzt den Staat) und die Pfarreien Hüttlingen, Neuler (Hasel) und Wasseralfingen. Alle jedoch werden abgelöst sammt dem Zehnten. Dieser war sehr verschieden vertheilt. In Hüttlingen (wo im Jahr 1200 Ellwangen den Zehnten besessen hatte) und Nieder-Alfingen sammt Straubenmühle gebührte großer und kleiner Zehent der Herrschaft; ebenso der große, der kleine und Erdbirnzehnte auf dem Haselhof und Siegenbühl, nur der kleine Zehnte in der Brach stand dort | der Pfarrei Neuler, hier der Pfarrei Abtsgmünd zu. In Ober- und Mittel-Lengenfeld gebührte der große Zehnte zu 2/6 der Herrschaft, 3/6 der Pfarrei Hüttlingen, 1/6 der Kaplanei Wasseralfingen. Dagegen bezogen die Herrschaft und die Pfarrei den kleinen, den Obst- und Blutzehnten abwechselnd, und ebenso auch in Unter-Lengenfeld, wo der große sammt Heuzehnte ganz der Herrschaft gebührte. In Seitsberg war’s mit dem großen Zehnten wie im Lengenfeld und etwas Heuzehntgeld bezog die Pfarrei. Zu Sulzdorf gehörte der große Zehnte, weniger 1 Malter Frucht zu 2/3 der Herrschaft, vom letzten Drittel bezog die Pfarrei 2/3 und 1 Malter, die Kaplanei Wasseralfingen 1/3. Der unflürliche kleine Zehnte sammt dem Erdbirnzehnten wechselte zwischen der Pfarrei und der Herrschaft, welch letzterer der flürliche kleine und der Novalzehnte allein zustand.

a) Hüttlingen, ein Pfarrdorf, liegt 11/2 Stunde von Aalen, im Kocherthale, an dessen Biegung, der größere Theil auf dem rechten Ufer und an den Thalwänden, sowie in die Beilsklinge hineingebaut. Von den Gebäuden sind wenige ganz von Stein, sonst aber im Riegel meist auf einem steinernen Erdgeschoße gebaut, sämmtliche mit Ziegeldächern. Die neuere Zeit hat für Verschönerung manches gethan.

Die Lage ist in dem ziemlich weiten und noch nicht zu tiefen Thale recht freundlich, mit hübschem Ausblick auf die stattliche Burg der ehemaligen Gutsherrn, Nieder-Alfingen.

Die Gemeindeangelegenheiten wurden früher durch das herrschaftl. Vogtamt besorgt in Verbindung mit sogen. Vierern. Der eigentlichen Gemeinde standen die bloßen Hausgenossen gegenüber, wie denn z. B. 1608 die Vierer und ganze Gemeinde (nämlich Bauern und Lehener) mit den Hausgenossen einen Vertrag geschlossen haben über Benützung der Viehwaide und Auflesen des wilden Obstes.

Hauptnahrungszweig der Einwohner hier und im ganzen Bezirke ist die Landwirthschaft. Durch die Vertheilung von 120 Morgen Allmand 1847 hat zu Hüttlingen auch der Ärmste doch einigen Grund und Boden bekommen. Das Gemeindeeigenthum ist unbedeutend (besonders die Schafwaide), aber die Vermögenszustände der Einzelnen sind in der Mehrzahl günstig. Mit Gewerben beschäftigen sich gegen 80 Personen; neben den Handwerksleuten für’s tägliche Bedürfniß finden sich Wannenmacher, Weber, Maurer und Zimmergesellen u. dgl. m.

Die ansehnliche Pfarrkirche zu St. Michael ist umgeben von dem einst befestigten Kirchhofe, dessen dicke Mauern zum Theil noch Schießscharten zeigen. 1739 wurde sie gebaut und 1851 renovirt. Älter ist der Thurm, welcher die Jahrszahl 1501 zeigt; 1729 wurde er | renovirt. An der westlichen Kirchhofmauer steht ein 1851 frisch hergestellter Ölberg.

Die Pfarrei gehörte dem Kloster Ellwangen, und erst 1536 hat Hans Walther v. Hürnheim das Patronat gegen sein Patronat zu Gosheim im Riese eingetauscht, von wo an es im Besitz der Gutsherrn geblieben ist.

In diese Kirche hatte Hans oder wahrscheinlicher Walther v. Hürnheim im Jahr 1460 ein Kreuzpartikel geschenkt, nach der Rückkehr von einer Pilgerfahrt in’s gelobte Land. Dieses Heiligthum flüchtete Max Fugger 1643 wegen Kriegsgefahr nach München und nach 26 Jahren erst wurde es in die Niederalfinger Schloßkapelle zurückgebracht, endlich 1670 in die Pfarrkirche. Der Pabst ertheilte 1672 einen Indulgenzbrief. Zur Pfarrei gehören nicht alle Parzellen. Hasel, beide Siegenbühl und der Zanken pfarren nach Abtsgmünd. Mit dem Gedanken, die ganze Herrschaft und Pfarrei zu reformiren, hat sich Herzog Friedrich v. Württemberg getragen, als er 1632–34 dieses Lehen eingezogen hatte, s. unten.

Die Heiligenpflege besaß Güter in Hüttlingen selbst, in Onatsfeld, Sulzdorf und Treppach, zum Theil als ellwangisches Lehen. Jenseits des Kochers, auf einer Terrasse der Thalwand, steht eine Kapelle der hl. Jungfrau Maria, an welche seit 1839 der Kirchhof verlegt ist. Dieselbe, vor 1425 gestiftet, erhielt 1452 und 1477 Indulgenzbriefe; Patronatherr der Kaplanei war der Propst von Ellwangen. Ein eigenes Meßnerhaus steht jetzt noch daneben. Diese Kapelle besaß eine eigene Kirchpflege, zu welcher besonders zwei leibfällige Höfe in Forst (s. Unterrombach) gehörten; sie ist längst aufgehoben und mit der Pfarrkirchenpflege verbunden, welche derzeit circa 5000 fl. Kapital und gegen 150 fl. Grundgefälle besitzt. Die Schule wird von 2 Lehrern besorgt.

Hüttlingen ist ein sehr alter Ort; schon 1024 wird er genannt als ein Grenzpnnkt des Ellwanger Bannforstes im Virngrund. Die spätere Geschichte knüpft sich an das Schloß Nieder-Alfingen, dessen Zubehörde zuletzt ganz Hüttlingen geworden ist. Denn Graf U. v. Öttingen verkaufte seine Besitzungen zu Hüttlingen 1464–67 an die Herrn v. Hürnheim, welche schon 1448 3 Gütlein nebst 1/9 am großen und kleinen Zehnten von Kaspar v. Iggingen erkauft hatten, als ellwangisches Lehen. Die Propstei besaß späterhin ein früher ahelfingisch gewesenes Erbgut in Hüttlingen, ein anderes die Stadtkirchenpflege zu Ellwangen. 1690 kam aber ein Tausch zu Stande, worin Ellwangen, nebst Gütern zu Onatsfeld, die Hüttlinger Höfe an die Fugger abtrat, welche damit den ganzen Bezirk inne hatten.

| b) Albanusklinge. In dieser soll zu Anfang des 18ten Jahrhunderts die 1/4 Stunde von Hüttlingen entfernte, freundlich vom Saum des Waldes in das Kocherthal niedersehende zehntfreie Fallmeisterei erbaut worden seyn.

Das Volk nennt Haus und Bewohner kurzweg Albanus oder vielmehr: Albenhannes.

c) Hasel oder Haselhof, 1 Stunde westlich von Hüttlingen, eine Exclave des Bezirks (s. oben). Es waren hier zwei Höfe, von welchen 1840–41 die Staats-Finanzverwaltung einen erkauft und mit seinem ganzen Areal zu Wald angelegt hat. 1460 belehnte Conrad v. Hürnheim den Seitz v. Bronnen mit einem Hof zu Bronnen, worein auch ein Holz, „der Hasel genannt“, gehörte. Wahrscheinlich war auch das Hoffeld ein Theil des noch jetzt anstoßenden „Hasel“-Waldes.

Von den Schafhäusern, deren auf den Höhen nördlich vom Kocherthal mehrere stehen, ist

d) Das Lachenschafhaus in der Nähe des jetzt eingegangenen Brandweihers; östlich davon, gegen Mittel-Lengenfeld zu, liegt des Haldenbauers Schafhaus.

Das Mockenschafhaus liegt am Fußwege von Sulzdorf nach Neuler und ist ohne Wohnung.

e) Mittel-Lengenfeld. Drei Örtchen mit dem Namen Lengenfeld liegen auf der Höhe nördlich vom Kocherthal, wahrscheinlich aus Einem Gute durch Theilung entstanden.

Im 15ten Jahrhundert finden wir das Kapitel Ellwangen und – belehnt von Ellwangen – die Kapellenpflege Hüttlingen und die Herren v. Schwabsberg in „Lengenfeld“ begütert, die Kaplanei zu Wasseralfingen (durch Geschenk von den Herren v. Ahelfingen) wohl auch bereits die Herren v. Hürnheim zu Nieder-Alfingen, 1475 zuerst werden beide Lengenfeld sammt der Ziegelhütte, folglich alle drei Orte, unterschieden. Mittel-Lengenfeld soll der ellwangische Lehenhof gewesen seyn, welchen 1455 Walther v. Hürnheim kaufte von dem ellwangischen Truchseß Albrecht v. Schwabsberg um 200 fl. Die Grafen Fugger erlaubten eine Vertheilung in 2 Höfe, jetzt ist’s ein Weiler 1/2 Stunde von Hüttlingen.

Ein „Aushof“ auf dem Birkle, zwischen Unter- und Mittel-Lengenfeld ging im „Schwedenkriege“ unter.

f) Nieder-Alfingen, ein Weiler, 1/4 Stunde von Hüttlingen thalabwärts, theils in der Öffnung des Schlierbachthales, theils am Abhange des Berges gelegen, dessen zwischen Kocher und Schlierbach vorspringende Spitze von der stattlichen Burg Nieder-Alfingen gekrönt | ist. Obgleich großenteils abgetragen, gewährt dieselbe einen imposanten Anblick mit ihren gewaltigen 8–9′ dicken Mauermassen. Sie ist aber in ihrer jetzigen Gestalt erst von den reichen Fuggern 1573–74 hergestellt worden. Tiefe, zum Theil in den Felsen gehauene Gräben umschließen das Viereck der Burggebäude, in welche man durch eine umfangreiche gewölbte Halle eingeht. Die untersten Gewölbe (ein jetziger Stall) scheinen noch der alten Burg anzugehören. Jedenfalls ist der untere Theil des hohen Thurms ein Rest des alten Berfrieds. Aus seinen Dachläden sieht man über die umgebenden Thalhöhen weg nach Ober-Alfingen, Baldern und Kapfenburg, an den Rosenstein, Rechberg und Hohenstaufen; Hertsfeld und Albuch umsäumen im Hintergrund die schöne Aussicht. Der Sage nach haben 3 Brüder von Ahelfingen die 3 Burgen Ober-, Wasser- und Unter-Alfingen erbaut; urkundlich nachweisbar besaßen die Herren v. Ahelfingen nur in Hüttlingen ein ellwang. Lehngut. Die ersten bekannten Inhaber der Burg sind die Herren v. Seckendorf. Ulrich v. Seckendorf, welcher noch weitere Güter in der Gegend (auch das Dorf Ratstadt) dazu gekauft hatte, trat diese Herrschaft käuflich ab an Graf Eberhard v. Württemberg und dieser verpfändete 1368 „Niederalfingen unsere Burg, Hüttlingen das Dorf und dazu andere Dörfer und Weiler, Leute und Güter, welche dazu gehören“ – an Conrad v. Hürnheim um 4000 Pf. Heller; doch soll die Burg ein offen Haus für Württemberg bleiben wider männiglich. Am 25. Nov. wurden 800 fl. weiter auf diese Pfandschaft geschlagen. Später wurde sie den Hrn. v. Hürnheim als Eigenthum überlassen, jedoch als württemb. Lehen und offen Haus 1415. Hier saß nun ein Zweig der Hrn. v. Hürnheim, s. A. VII, S. 153.

Der letzte des Nieder-Alfinger Familienzweigs, Hans Walther v. Hürnheim, verkaufte Nieder-Alfingen sammt mehreren zum Theil noch bedeutenderen Besitzungen um 250.000 fl. an Herrn Anthoni Fugger und Raymund Fuggers Söhne 1551. Doch protestirte Herzog Christof v. Württemberg gegen diesen Verkauf und erst 1556 kam unter baierischer Vermittlung ein Vergleich zu Stande, wonach der Herzog 24.000 fl. erhielt und nun die Herrschaft als württemb. Mannlehen verlieh. Beide Linien der Fugger ließen sich belehnen, im faktischen Besitz der Herrschaft aber war die Nachkommenschaft des Antonius, und zwar die von seinem ältesten Sohne Marcus abstammende Nordendorfer Linie. Während des dreißigjährigen Kriegs hatte Herzog Friedrich von Württemberg 1632–34 seinen eifrig katholischen und kaiserlichen Lehensmännern die Herrschaft entzogen, die Nördlinger Schlacht setzte diese wieder in bleibenden Besitz. In neuern Zeiten ist jedoch der Stern des einst so reichen Fugger’schen | Hauses bekanntlich etwas gesunken und wegen der drückenden Schulden wurde die inzwischen mediatisirte Herrschaft der Krone Württemberg zum Verkauf angeboten. Verhandlungen von 1826–32 zerschlugen sich wieder und am 1. Oktober 1834 und 2. Mai 1836 wurde um 127.500 fl. der Hauptgläubiger des Grafen Karl Anton Fugger von Nordendorf, Bankier v. Hirsch zu München in Besitz gesetzt, welcher 14. Aug. 1838 das Ganze um 175.000 fl. an den Staat verkaufte.

Unmittelbar herrschaftliche Güter waren außer 883 Morgen Wald sehr wenige vorhanden, wohl aber ansehnliche Gefälle. Zu der Herrschaft hatten gehört: Hüttlingen, Unter-Alfingen das Weiler, Sulzdorf, 3 Lengenfeld, Siegenbühl, Hasel und Zanken, 7 Güter in Seitsberg, sowie Güter und Einkünfte in Schwenningen (bei Schwabsberg), Bronnen, Onatsfeld, Treppach und Forst.

Diese Güter waren leibfällig oder gültbar und der Herrschaft zu täglichen Diensten gesessen. Dazu kamen noch Zehnten auch außerhalb des Herrschaftsbezirks, z. B. in Waiblingen, auf den Goldshöfen und dem Wagrain und eine Anzahl von Weihern u. s. w. – Über das zur Burg gehörige Jagdrecht stritten die Fugger lange Zeit mit Ellwangen, bis 1599 ein Interims-, 1616 ein definitiver Vertrag zu Stande kam, wodurch ein gewisser Distrikt vom Kocher an den Krumbach hinauf und über Bronnen an den Schlierbach den Grafen zugestanden wurde, nebst der Markung von Sulzdorf und Lengenfeld. Einen Thiergarten von 5/4 Tagwerk am Schlosse selbst hatte Graf Sigmund Christof im Jahr 1685 angelegt.

Die hohe Obrigkeit übten die Gutsherrn als württemb. Lehen; auf der Höhe hinter Hüttlingen, Unter-Lengenfeld zu, stand der Galgen. Das Privilegium der Befreiung von fremden Gerichten, das Kaiserl. Kammer- und Hofgericht ausgenommen, hatte Hans Walther v. Hürnheim 1549 von Karl V. für sich und seine Unterthanen erlangt.

Eine Polizeiordnung für die Herrschaft Nieder-Alfingen, welche jährlich einmal öffentlich der Gemeinde vorgelesen werden sollte, hat sich aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts in 61 Kapiteln erhalten. Ein herrschaftlicher Vogt saß zu Unter-Alfingen. „Vierer“ waren Vorsteher der Gemeinde; später stellte die Herrschaft einen Schultheißen auf zu Hüttlingen und besoldete ihn.

Der Weiler Nieder-Alfingen wird 1475 genannt „das Weiler unter dem Schloß zu Unter-Alfingen sammt der Mühle dabei.“ Er blieb unbedeutend.

Im Schloß Nieder-Alfingen war eine Kapelle der hl. Jungfrau Maria und der hl. Barbara und Katharina, bei welcher die Fugger einen Hauskaplan unterhielten. 1822 hat der Blitz in den damals | um seines Daches willen sogenannten hohen Kupferthurm geschlagen. Andere Theile des Schlosses wurden 1841 abgebrochen, hauptsächlich um die Steine bei dem Wasseralfinger Bauwesen zu verwenden.

g) Ober-Lengenfeld, ein Weiler, 3/4 Stunden von Hüttlingen, scheint das Gut zu seyn, das Walther von Hürnheim 1454 von der Kapelle zu Wasseralfingen eintauschte, verbunden etwa mit dem Gute zu L., welches ebenderselbe 1463 vom ellwang. Kapitel eingetauscht hat.

h) Das Rothschafhaus liegt hinter der Burg Nieder-Alfingen, auf der Höhe des Berges, am Wege nach Ebnat.

i) Seitsberg, ein Weiler auf den Höhen des linken Kocherufers, Fachsenfeld gegenüber, am Abhang des Haldenbachthals gelegen, 1/2 Stunde von Hüttlingen.

Hier, in „Seizlinsberg“ , tauschte Walther v. Hürnheim 1463 zwei Güter ein vom Kapitel Ellwangen; im 17. Jahrhundert gehörten in „Seitzensberg“ 7 Güter zur Herrschaft Nieder-Alfingen. – 1850 hat die Gemeinde eine kleine Kapelle erbaut.

k) Siegenbühl, besteht aus zwei Ansiedlungen, alten Zubehörden der Herrschaft Nieder-Alfingen. Man unterscheidet beide als Ober-Siegenbühl (ein Höflein) und Unter-Siegenbühl (ein Seldengut). Beide zusammen bilden mit dem Zanken eine Exclave, 3/4 St. westlich von Hüttlingen, rechts von der Kocherstraße am Bergabhang gelegen.

l) Straubenmühle, eine Mahl-, Öl-, und Sägmühle, 1/8 Stunde von Hüttlingen, den Kocher abwärts gelegen, ist eigentlich die zu Nieder-Alfingen gehörige Mühle, welche erst in neuerer Zeit einen besondern Namen vom Besitzer erhielt.

m) Sulzdorf, ein Weiler, 1/2 Stunde von Hüttlingen auf der Höhe gelegen und durch eine nach Neuler führende Vicinalstraße damit verbunden, liegt in einer Mulde, welche ein Seitenzufluß des Schlierbaches bildet, mit freundlicher Aussicht ins Kocherthal hinunter und auf die Burg Nieder-Alfingen. Den Grundbesitz hatten hier mehrere Kirchen erworben: die Kaplanei Wasser-Alfingen, die Stadtkirchenpflege zu Ellwangen, die Stadtkirchenpflege von Aalen und – den Haupttheil, Probstei und Kapitel Ellwangen. In Sulzdorf selbst wurde 1417 eine Kapelle zu Ehren St. Johanns und aller Heiligen geweiht; sie besteht noch als St. Patriz-Kapelle, mit eigener Kirchenpflege.

Die Herrlichkeit des Ortes gehörte zur Burg Nieder-Alfingen, aber Walther v. Hürnheim vertauschte 1447 sein Vogtrecht zu Sulzdorf an Ellwangen, gegen dessen Güter zu Ratstadt. In Folge davon wurde die frühere Waidgenossenschaft zwischen Sulzdorf und | Hüttlingen aufgehoben und es stund fortan dem Kapitel Ellwangen die Obrigkeit zu, bis dieselbe 1670 durch einen neuen Tausch – gegen das zur Herrschaft Nieder-Alfingen gehörige Dorf Ratstadt – sammt den ellwangischen Gütern in Sulzdorf, der Heiligenpflege und einem kapitelschen Gute in Schwenningen an die Grafen Fugger abgetreten wurde, das der Kaplanei Wasseralfingen gehörige Gut mit eingeschlossen.

n) Unter-Lengenfeld verdankt seine Entstehung (vor 1475) der Ziegelhütte, welche noch betrieben wird, 1/2 Stunde von Hüttlingen.

o) Der Zanken oder das Zapfenwirthshaus, nächst der Abtsgmünder Gränze, an der Straße im Kocherthal gelegen, 3/4 St. von Hüttlingen, ein schon lang bestehendes Wirthshaus.




« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Aalen Kapitel B 11 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).