Bertram’s Todtengesang
Sie schossen ihn todt um Mitternacht,
Wo das Steinkreuz ragt empor,
Und sie ließen ihn liegen in seinem Blut
Auf dem einsamen Haidemoor.
Und sprachen: „es ist geschehn:
Unsre Schwester, die zu oft ihn sah,
Soll ihn nicht wieder sehn.“
Am andern Morgen aber zurück
Und sie machten von Zweigen die Todtenbahr
Und trugen ihn in die Kapell’.
Ihre Schwester harrte des Zuges schon,
Sie zerriß ihr langes Kleid,
Und kniete an Bertrams Seit’.
Sie holte geweihtes Wasser herbei
Und wusch ihm die Wunden rein,
Einen Kranz um die Brust, einen Kranz in’s Haar –
Sie hüllten ihn ein in schneeweiß Lein
Und trugen ihn dann zur Ruh,
Die Mönche sangen die Todtenmess’
Und Litaneien dazu.
Die Nacht war still und bang;
Es fiel der Thau, der Nebel zog
Das Haidemoor entlang.
Sie gruben sein Grab zwei Fuß tief nur,
Und sie deckten ihn zu mit Ginstergestrüpp,
Und mit Moos und mit Farrenkraut.
Der Mönche einer stand am Grab
Und betete bis es getagt;
So lange das Steinkreuz ragt.