Berichtigungen und Anmerkungen zu der zu Weissenburg herausgegebenen neuen Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften
Da die Herren Verfasser selbst gestehen, daß sie die Örterbeschreibung aus Büschings Erdbeschreibung III Th. meistens wörtlich hersetzen wollten, so erfüllten sie dieß Versprechen auch getreulich: nur wäre zu wünschen gewesen, daß nicht bisweilen durch Druckfehler die Büschingische Arbeit wäre verunstaltet worden.
In diesem dritten Theile wird von Seite 141-155 von den Fränkischen Fürstenthümern der Herren Markgrafen zu Brandenburg überhaupt und von S. 156-196| von dem Fürstenthum Kulmbach oder Bayreut besonders gehandelt. Was nun unsere 6 Ämter betrifft und mir darin anstößig ist, will ich ausheben.S. 158. reden die Geographen von den Mineralien und wir könnten zu den genannten noch setzen: Braunstein, w5nn man ihn auch nicht für Kobolt will gelten lassen, dann Schmer- und Kalchstein, welche wir in grosser Quantität haben.
S. 161. Der Ochsenkopf ist nicht das höchste Gebirg, sondern längst erwiesen, daß der Schneeberg höher ist.
S. 161. begehen sie auch den Fehler, daß sie den weisen Mayn aus dem Fichtelsee entspringen lassen. Denn ist es richtig, daß man die entfernteste Quelle eines Flusses für dessen Ursprung annimmt, so darf man den Ursprung des Mayns wohl eine Stunde gegen Südost zurück von dem Fichtelsee auf der hohen Farmleiten in der Amtshauptmannschaft Wunsiedel suchen, wo man etliche 20 Schritte oberhalb des zum Zinnseiffenwerk Glück auf! gehörigen sogenannten See- oder Zinn- auch Zechenhauses ostwärts einen schönen klaren Brunnen findet, dessen Abfluß gegen Westen aus einer Lohe so gestärkt wird, daß er zu dem genannten Seiffenwerk die erforderlichen Dienste thun kann,| und zu Thal rinnet, sich nordwärts wendet, einige Abflüße aus der Seelohe an sich ziehet, dann noch mit mehrerern aus dem sogenannten kleinen Fichtelsee auf dem Schneeberg ostwärts herabkommenden Bächlein und den Abflüssen der dasigen Flösweiher vereinigt, und mit dem beym nun öd liegenden Weismains hohen Ofen von Südwest herabkommenden eben so starken Bache der ganzen niedern Gegend den Namen Weismai oder Weismain gibt und so auf den Fröbershammer und die dasigen Werke zueilet.S. 164. Baumwollene Schnupftücher werden auch zu Oberrößla und andern Orten der 6 Ämter, dann auch viel Kattun gefertiget.
Daselbst: Weisblech macht man im Amt Lauenstein, wir setzen dazu: auch auf dem Neuenhammer zwischen Leupoldsdorf und Tröstau im Amt Wunsiedel.
S. 179. V. die Amtshauptmannschaft Wunsiedel, begreift die sogenannten 6 Ämter etc. etc.
Hier wollen wir, weil es nicht ganz ordentlich vorgetragen zu seyn scheint, anmerken: Es waren und sind bis diese Stunde eigentlich genommen nicht mehr mals 6 Ämter, oder Dynastien, die theils dem Reiche unmittelbar,| theils den Herren Burggrafen zu Nürnberg als Landsherren zu Lehen giengen, und so wie sie mit der nutznießenden Herrschaft an dieselben nach und nach gelangten, auch mit adelichen Amt- oder Hauptleuten besetzt wurden, die alle obrigkeitliche Gerechtsame sammt den Revenüen besorgten. Wegen der letztern aber wurden die 6 Ämter schon im funfzehnten Jahrhundert unter Kurfürst Albrechts Regierung in ein Kastenamt verbunden, das anfänglich zu Hohenberg, dann aber zu Wunsiedel war, daher sie dortmahls schon die 6 Ämter genennt wurden, und gewisse öffentliche Lasten z. E. die Henkergelder u. a. m. gemeinschaftlich zu tragen hatten, und so ist es noch. Als in der Folge verschiedene Orte ihr eiqenes Gericht, und zum Theil Stadt- und Markts-Gerechtigkeiten erlangten, so erhielten sie auch eigene Richter, die anfänglich zum Rath gehörten, dann aber von demselben abgesondert wurden.S. 180. wollen sie haben, daß man Wunsiedel schreiben soll, und doch haben sie sie vorher etliche mahl selbst Wonsiedel geschrieben. Da aber Wonne und Wunne gleich bedeutende Worte sind und nur nach der Verschiedenheit der Mundarten verschieden ausgesprochen werden; so wird wohl Wonsiedel so gut als Wunsiedel seyn, weil wir es deshalb nicht von Bona sedes, sondern von Wonne und Siedel herleiten. Doch schreiben wir auch mehrentheils Wunsiedel, weil es in alten Schriften immerzu so gefunden wird.
Daselbst unten wird gesagt: die Einwohner handeln mit Blech und wir setzen dazu: jetzt nicht mehr, schon im 30 jährigen Krieg ging der Zinnblechhandel zu Grund und verschiedene Familien, die sich damit beschäfftigt hatten, zogen in das Kursächsische Erzgebirg. Der Commerzien-Rath| Christoph Heinrich Müller zu Leupoldsdorf läßt auf dem Neuenhammer zwar noch schwarz und weiß Blech machen, aber sein Gewerbe damit erreichet bey weitem nicht das, was es ehehin war, da noch vor jenem ganz Teutschland verheerenden Kriege jährlich davon laut vorhandenen Raths-Protokollen 140 bis 150 tausend Gulden Frk. eingebracht wurden. Beträchtliche Geschäffte macht noch die Brandenburgische Fabrik mit gefärbten Zeuchen, die Haasische Handlung mit verzinnten und andern Nägeln, und die Strumpfwirker.S. 181. Nicht in dem Wonsiedler Amtsdorf Sichersreut, sondern ohnweit demselben auf seiner Flur, beynahe 1/4 Stunde davon westwärts am Fuße der Luchsburg am Zwendersbach ist ein Sauerbrunnen, bey welchem einige herrschaftliche Gebäude und 1783. das prächtige fürstliche Brunnenhaus, Alexanders-Bad erbauet worden ist. Ausserdem bemerken wir noch den Widerspruch, der sich S. 159. und hier findet. Dort wird gesagt, daß er dem Schwalbacher an Wirkung und Geschmack gleich sey, und hier wird behauptet, daß er dem Egrischen ähnlich sey.
| Daselbst: das Schloß zu Thierstein brannte der Burggraf zu Meissen, Heinrich Reuß zu Plauen schon 1553, nicht erst 1554 ab, und steht nebst einigen Gemäuer nur der Thurm noch.Daselbst: Biebersbach, zum Unterschied von einem andern bey Wunsiedel gelegenen, vielleicht wegen seines von je her dort stark getriebenen Bergbaues Rothen Bibersbach beygenannt, ein Dorf, bey welchem auch ein Sauerbrunnen ist, gehört nicht nach Arzberg, sondern ins Amt Thierstein.
Daselbst: In Schirnding ist kein Amt, sondern bloß ein fürstlicher Zoll-Einnehmer, Examinator und Garnisoner in einer Person.
Hohenberg – Gränzschloß – hat keine Besatzung, sondern 12 Garnisoner verrichten hier und am Paß zu Schirnding wechselsweise die Wache. Die Canonen sind weggeschafft, und alles, was einer Bevestigung ähnlich schien, fast gänzlich abgetragen.
Fischern am rechten Ufer der Eqer steht nicht bloß in Bayreutischem Schutz, sondern liegt auch im Bayreutischen Territorio, und heißt daher Markgräfisch Fischern, zum Unterschied von dem am linken Ufer liegenden und Egrisch Fischern beygenannten.
| Selb hat eigentlich kein Jagdschloß, sondern das dasige alte Schloß diente den Landsregenten, wenn sie sich in der hiesigen Gegend mit der Jagd belustigten, so wie das Schloß zu Hohenberg und Kirchenlamitz zur Retirade, ehe das Jagdschloß beym Kaiserhammer erbauet wurde, welches aber auch nun, so wie ersteres, an Privatpersonen verkauft ist.Bey Schönwald, 1/2 Stunde davon ostwärts an der Grünau oder Schweßniz vulgo dem Perlenbach ist ein Sauerbrunn, desgleichen bey der Papiermühle zu Selb. Perlenmuscheln werden aber so wohl hier als in der Lamiz unter Kirchenlamiz gefunden, über welche dort der Wildmeister, hier aber ein besonderer Perlen-Inspector die Aufsicht hat und in einem an der Schweßniz erbauten Hause wohnet.
Zu Mtleuthen ist nicht mehr der Sitz eines Richteramts, sondern es ist mit dem zu Kirchenlamiz verbunden, wo noch ein fürstliches Schloß die Wohnung des Amtsrichters ist, und die rudera des Schloßes Epprechtstein zu sehen sind, welches der Böhmische Kanzler Heinrich Reuß von Plauen 1553 nebst dem Markt und Amthaus abbrannte.
| S. 182. Weissenstad hatte nie das Berggericht oberhalb Gebirgs, sondern nur das Zinnergericht nach einem 1467 erneuerten und 1502 bestättigten Privilegio, dann das Zeidelgericht nach einem alten Stadtbuch von 1409.Daß die von Hirschberg den Ort an das Kloster Waldsassen vermacht haben, ist nicht zu erweisen, sondern aus dem Kaufbrief von 1346 klar, daß sie es sammt den herumgelegenen vielen Orten dahin verkauft haben, mit dem Beding, daß einer ihres Geschlechts allezeit Pfleger auf dem Rudolfstein seyn sollte, welches auch noch beobachtet wurde, da es 1348 an die Burggrafen zu Nürnberg kam. Der Weissenstädter Weiher ist nicht 300, sondern nur 1051/4 Tagwerk, das Tagwerk zu 360 Quadratruthen gerechnet, nach einer 1783 vorgenommenen sorgfältigen Ausmessung groß befunden worden.
So viel von unserer Gegend, und dieses schon genug, um zu beweisen, wie wenig man sich auf die zur Zeit besten Landkarten und Geographien verlassen könne, die gleichwohl noch zu entschuldigen sind, weil sie nur andern und mehrentheils selbst unsern Landsleuten nachgeschrieben haben.