Zum Inhalt springen

Benutzerin:Zabia/Bücher/GlimmendeKohlen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Die lange Herbstnacht wollte noch nicht weichen, als es auf dem Brunnhofe schon wieder sich zu regen begann.

Die erbleichende Mondsichel hing noch wie ein weißes verflatterndes Wölkchen über den Bergen, die mit tiefem Veilchenblau übergossen sich klar und scharf von dem anglühenden goldrothen Himmelsgrunde abhoben. Im Thalgrunde, am See dahin und die Hänge hinan war es noch fast vollständig dunkel, der See selbst zwar unsichtbar, eine graue Nebelschicht lagerte über ihm, als hätten die Wasserweiblein in der Fluth und die Wichteln am Land zusammengeholfen, ihr Kleinod zu wahren und die Nacht über mit schützender Decke zu verhüllen. Auf den geschornen Grashängen schimmerte es leicht, denn es war starker Reif gefallen, und wer Tags zuvor die Kirschbäume an den Feldrainen genau betrachtet hatte, dem konnte es nicht entgehen, daß die Blätterkronen um manch’ ein Blatt durchsichtiger geworden; daß das noch vorhandene Grün sich um vieles dunkler geröthet hatte.

Der Morgen vor dem Erwachen war so still, wie der Abend vor dem Einschlafen gewesen; drum ward auch das leise Knarren wohl hörbar, mit welchem die Hausthür langsam und vorsichtig in den Angeln gedreht wurde. Beinahe gleichzeitig war im obern Stockwerk an einem Fenster eine Hand zu sehen, welche geräuschlos den daran befindlichen Schieber in die Höhe drückte.

Auf der Schwelle stand Sylvester, schon im vollen Sonntagsstaat, und blickte wie unschlüssig in den kalten grauenden Morgen hinaus; hinter dem Fenster lauerte wie ein Füchslein aus dem Bau der alte Brunnhofer.

Die Blicke des Burschen kehrten immer wieder auf die Wand neben dem Thürgerüste zurück, denn dort prangte zierlich aufgehangen ein stattlicher Doppelstutzen, schön geschäftet und blank gehalten, daneben Waidtasche, Pulverhorn und Kugelbeutel, wie es sich für einen richtigen Jagdschützen schickt. Der Förster, der in dem Burschen einen waidgerechten Genossen sah, hatte nichts dagegen, daß im Bauernhause die Abzeichen der Jägerei prunkten, und ließ ihn gewähren, wenn er auf Bürsch oder Anstand gehen wollte, ganz nach eigenem Belieben. Schon hob er den Arm nach der lockenden Waffe. „Warum sollt’ ich nit?“ murrte er halblaut. „Es ist ja nichts Unrechtes … und heut’, bei dem prächtigen Reif, da muß die Fährt’ zu sehen sein, daß einem das Herz im Leib’ lacht! Weil’s der Vetter verboten hat? … Das ist seine Schuld, nit die meine: warum verbiet’t er was, das er nit verbieten soll? Ich bin ja kein Kind mehr…“ Dabei hatte er mit rascher Bewegung das Gewehr von der Wand gerissen, hielt es schußgerecht an die Hüfte und ließ mit sichtlichem Behagen den Hahn auf und nieder klappen… „Wahr ist es, ein Kind bin ich nimmer,“ fuhr er in seinem innern Selbstgespräch fort, „aber er ist d’rum doch der Vetter und wenn er’s halt justament haben will, könnt’ ich ihm ja einmal den Gefallen thun… Ja, wenn er’s nur nit so positiv verlangen thät … wenn er mir’s unter vier Augen g’sagt hätt’, in der Still’, nit vor der Bas’ und vor dem Muckl, der’s gewiß noch gestern im Wirthshaus drüben erzählt hat… Ich wollt’ ihm ja gern zeigen daß ich ‘was auf sein Reden geb’, aber er sollt’ nur nit gerade das verlangen was mir das Allerliebste ist und von was ich einmal nit lassen kann. … Aber wie?“ sagte er plötzlich ernst und ließ die Büchse sinken. „Hat er mich nit ein’ Loder geheißen, der erst ein richtiger Mensch werden müßt’? Er soll nit Recht behalten, ein richtiger Mensch kann Alles, was er will … und jetzt will ich ihm einmal zeigen, daß ich ein richtiger Bursch bin und nit erst zu werden brauch’! Da häng’, mein’ liebe Kugelbüchs, hast Feierabend auf eine Weil’! Jetzt wird nimmer auf d’ Jagd ‘gangen, sechs Wochen lang, aber nit weil’s der Vetter befohlen hat, sondern weil ich selber nit will, weil mich das Jagdgehn nimmer g’freut und das Schießen; damit muß er wohl zufrieden sein, so geh’s wenigstens in dem Einen Stuck nach sein’ Kopf, denn das andere … das mit dem Heirathen, das ist doch nur Narrethei!“

Während dieser Worte war der Stutzen wieder an seinen Platz zurückgekehrt; Sylvester machte, als wolle er verhüten, daß der Entschluß ihn nicht wieder gereue, einen raschen Schritt über die Schwelle und die Thür flog hinter ihm in’s Schloß.

Der Alle oben am Guckloch duckte sich und lachte zufrieden in sich hinein, während er noch einmal sein Bett aufsuchte. „Er geht ohne Gewehr,“ brummte er, „na, so ist Hopfen und Malz doch noch nicht ganz verloren an ihm!“

Der Bursche schritt indessen rüstig die Berghalde hinan, quer durch das bereifte Gras; das war nicht der Weg, der zum Dorfe und zur Kirche führte, wo heute das Erntefest stattfinden sollte und die verhängnißvolle Wahl, aber dazu war es auch noch viel zu früh und wenn er auch entschlossen war, nicht zu jagen, unwillkürlich und fast unbewußt zog ihn doch die alte Lust, die liebe Gewohnheit in’s Freie, dem Walde zu, von dem ein leichtes Morgenlüftchen den Harzduft herübertrug wie Lockung und Gruß. Die Nacht war ihm unruhig und fast schlafslos vergangen: die Ereignisse des Abends erfüllten sein Gemüth und noch mehr das, was kommen, die Frucht, die aufkeimen sollte aus der rasch in den Augenblick geworfenen Saat. Und wenn er die wachenden Gedanken und Bilder von sich gescheucht, dann kam es in Träumen mit gesteigerter Unruhe mit allerlei beängstigenden Gestalten über ihn: bald kamen die Hasen und Füchse an sein Bett, machten Männchen und Kreuzsprünge und neckten ihn, daß sie nun Ruhe haben sollten vor ihm; bei näherem Herankommen aber hatten die Thiere Menschengesichter und verwandelten sich in die Köpfe der Jäger und der Bauernburschen, die lachend und höhnisch vor ihm einen lustigen Tanz aufführten. Dann schien es ihm wieder, als sei er mitten unter den Tanzenden und höre die Clarinette seines Cameraden, der einen Ländler blies, wie man noch keinen gehört hatte in den Bergen, er flog, sprang und drehte sich und hatte eine Tänzerin in den Armen, die sich schwang wie eine leichte Feder, aber das Gesicht konnte er nicht sehen; das war abgewandt und wie er sich auch mühte, es war und blieb undeutlich … allmählich aber ward die Gestalt immer körperhafter und hing sich immer schwerer an ihn wie eine bleierne Last … und jetzt – jetzt konnte er auf einmal auch das Gesicht sehen … große eulenhafte Augen guckten auf ihn herab, eine spitze Nase, die einem Schnabel glich, senkte sich immer tiefer, und wie der Spuk näher und näher kam, da schleuderte ihn das Entsetzen aus den Armen des Schlafes auf, mit Einem Salze war er aus dem Bette und hastete sich, aus Stube und Haus und mit beiden aus dem Wirrsal unfreundlicher Gedanken zu entkommen.

Aber wie er auch eilte, die Gedanken gingen mit ihm, die Bilder gaukelten nebenher in den Büschen und Zweigen, waren sie auch mit dem Tage und der Helle des Tages andere geworden. Kaum hatte er den Wald selber betreten, als es in den Gesträuchen zu rauschen und zu knicken begann: er erkannte den Ton, ein Reh mußte in voller Flucht herankommen und quer über die Blöße setzen. Lautlos stand er und regungslos – da brach das schöne geschmeidige Thier aus dem krachenden Geäst und machte noch ein paar Sprünge, dann hielt es an, wandte den schlanken Hals gegen den Lauschenden hin, den es mit klugen Augen wie prüfend betrachtete, und trippelte dann ruhig weiter. „Hätt’ ich meinen Stutzen bei mir,“ grollte Sylvester, „Du solltest es wohl eiliger haben und bald ruhig liegen! Ist es nicht gerade, als ob’ das Gethier Menschenverstand hätte und hätte gewußt, daß ich kein Gewehr habe und ihm nichts thun kann? Ich mein’, es hat mich ordentlich spöttisch angeschaut!“

Als wär’ es eine Zustimmung, ertönte helles Gelächter in das Selbstgespräch des Burschen: es kam aus der Luft, eine Moosgeis, auch Moosgrille geheißen, strich in der Nähe vorüber und ließ ihr meckerndes Geschrei ertönen, das sich deutlich anhört, wie stoßweises spöttisches Lachen.

„Der Tag fangt sich schon gut an, das muß ich sagen!“ rief Sylvester unwillig und stieg in der Erregung schneller bergan. Ein munteres Bergbächlein kam in schmaler grüner Rasenrinne ihm plaudernd entgegen; auf einer flachern Stelle bildete es eine kleine Wasseransammlung, in welcher gelbe Schmalzblumen ihre vollen goldenen Köpfe schaukelten und die Wasserlinse ihre grünen fetten Blattscheiben auseinander breitete. Dazwischen spazierte und hüpfte ein Paar langgeschweifter, schwarz- und weißgefleckter Vögel zierlich hin und wieder.

Es war ein Bachstelzen-Paar und der Volksglaube will, wer ein solches Paar spielend beisammen erblicke, dem sei es ein fröhlich vorbedeutend Zeichen, daß er binnen Jahr und Tag Hochzeit gemacht haben werde.

„Scht … scht …“ rief der Bursche und scheuchte die Vögel auf, „wollt ihr mir wohl aus dem Wege gehen, ihr Schelmen! Was versteht ihr davon, ob ich noch länger ein freies, lediges Leben führen darf oder mich einbandeln und einhäuseln lassen muß! Ist denn der ganze Wald, und was drinn’ ist, heut verkehrt, weil mich Alles an mein unglückseliges Schicksal mahnen muß, oder bin ich’s, daß mir die Gedanken keine Ruh’ lassen … ich will hinaufgeh’n auf mein’ Vogelheerd und nachschau’n, was sich g’fangen hat, das bringt mich auf andere Gedanken, und das hab ich ja nit verred’t, das heißt ja nit auf die Jagd gehen …“

Er wich vom ausgetretenen Waldpfad und schlug sich in’s Dickicht zur Seite. Freistehend, wie eine vorgeschobene Warte, hob sich unmittelbar an dem Gewänd, in welchem der eigentliche Berg anzusteigen begann, ein runder stattlicher Hügel empor, reich bebuscht und mit mächtigen Buchen und Eichen besetzt, deren Kronen einander nicht irrten, so daß es gar ein anmuthig liebes Plätzchen für das Gevögel des Waldes bildete, zum Nisten in den grünen Niederungen und zu fröhlichem Spiel und Aufenthalt in den dichten und doch so luftigen Wipfeln. Hinter dem Hügel wand sich eine enge, feuchte Schlucht herum, ein Zeichen, daß er nur ein mächtig Bergstück war, welches einmal von der Felswand herabgestürzt und nun von ein paar Jahrhundert überras’t, überbuscht und überwaldet war.

Als Sylvester den Bühel hinanstieg, war ihm die Stille verwunderlich, die ihn empfing; es war doch schon um die Zeit, wo die wenigen Herbstsänger des Waldes ihr Morgenliedchen hören lassen, auch hatten die Züge der verschiedenen Wandervögel schon begonnen und belebten sonst den Hügel – es mußte etwas Ungewöhnliches vorgegangen sein, das Gast und Hausherrn verscheucht hatte.

Ueber die entvölkerten Baumkronen hinaus wölkte sich, wie ein willkommenes Brandopfer, eine kerzengerade Rauchsäule empor, sie kam aus der Schlucht am Felsgewänd.

Das Befremden des Burschen erklärte sich aber bald und ging rasch in immer stärkeren Unwillen über; er suchte die Schlingen auf, die er für die streichenden Krammetsvögel geknüpft und an die er rothe Beeren als Lockspeise gehängt hatte; die Schnüre und Drähte waren wohl vorhanden, aber eine fremde Hand hatte sie alle aufgezogen und losgeknüpft, der Fang war vereitelt. Das Blut stieg dem Suchenden zu Kopf; er rannte vorwärts, der kleinen, von Gesträuch dicht umrahmten Blöße zu, wo unter einem Büschel kräftiger Tannen der eigentliche Vogelheerd mit der wohlversteckten Streu- und Blätterhütte und das Gestell angebracht war, auf welches der Auf (Eule) gesetzt wurde, um seine gefiederten Feinde heranzulocken und dafür, daß sie ihrem Hasse Luft zu machen suchten, in’s eigene Verderben, in’s Netz des Vogelstellers, zu bringen. Auch das Netz war zugeklappt, aber leer, nur in der allerverschlungensten Maschenecke flatterte und piepte etwas Lebendiges.

Sylvester sprang zornig hinzu, einen derben Fluch zwischen den verbissenen Zähnen. „Wer hat mir das angethan?“ rief er, „wenn ich den kennte, dem wollt’ ich einen Denkzettel geben, daß er ihn eine gute Weil’ mit herumtragen sollt’! Der beste Fang ist verdorben, jetzt ist Alles verscheucht und kommt so bald nit wieder! Nach dem Gefieder, das herumliegt, muß hübsch viel eingegangen sein und nichts ist mehr da, als da im Eck’ hinten ein elendiges Zaunschlupferl oder was es ist …“

Er entwirrte das Netz; ein Gimpel saß darin, so verschüchtert und verzweifelt ergeben, daß er sich gar nicht mehr regte und der dicke auf die rothe Brust herabgesenkte Schnabel aussah, wie eine mächtige Nase in einem runden, zinnoberfarbigen Angesicht. Beim Anblick des Gefangenen, der sich ruhig ergreifen ließ, milderte sich Sylvesters Unmuth sehr. Andere Gedanken fuhren ihm wieder durch den Sinn, die glücklichen entkommenen Vögel in ihrer Freiheit waren ein Bild seines bisherigen ungebundenen, fröhlichen Lebens, in dem Gimpel sah er sich selbst, mürrisch, verstimmt, in ein unentrinnbares Netz verwickelt. „Flieg’,“ sagte er und gab den Vogel frei, „sollst es auch nit schlechter haben, als die Andern, es ist ja nit deine Schuld, daß du ein Gimpel bist!“

Mit einem jubelnden Triller, der sonst in seiner Kehle nicht heimisch ist, begrüßte der Entfliehende die Freiheit; laut schmetternd setzte er sich gerade über Sylvester auf einen Zweig und prüfte die Flügel, ob sie nicht gelitten in der Haft und noch im Stande waren, ihn den Genossen nachzutragen.

„Wie er singt!“ sagte Sylvester und blickte zu ihm empor. „Es ist, als wenn er sich ordentlich bedanken wollt’ …“

Beim Aufblicken gewahrte er die Rauchsäule über den Wipfeln.

„Aber was ist denn das?“ fragte er sich staunend. „Da raucht’s ja! Das kommt aus dem Gewänd’ da hinten heraus … ist der Kohlezubrenner wieder da? Das hab’ ich ja gar nit gewußt … O, da brauch’ ich nimmer lang’ zu fragen, wer meine Schlingen aufgemacht und meine Sprenkel ausgenommen hat! Gewiß hat er wieder einen Buben bei sich, so einen Schlingel, dem nichts lieber ist, als den ganzen Tag im Wald herumrennen …“

So schön er im Zuge war, er verstummte doch mit einem Male; er hatte heute einen eigenen Unstern mit Allem, was ihm begegnete und was er dachte. Konnte er den Köhlerbuben schelten, er, dem selber nichts lieber war, als im Walde herumzurennen den lieben langen Tag?

„Sehen muß ich doch, ob ich mich irr’,“ begann er wieder und schritt den Waldpfad nach der Schlucht hinab. „Dahinter kommen muß ich, wer mir meine Vögel ausgelassen hat, und muß ein deutsches Wörtel reden mit ihm! Am Boden sieht man nichts, der Moosgrund ist zu lind, man kann nit erkennen, was es für ein Fuß gewesen ist, der ihn nieder’treten hat …“

Während er sich nach einer Spur bückte, kam er einer Weißdornstaude zu nah und ein weitvorragender schlanker Zweig faßte mit einer seiner Stacheln nach seinem Aermel; er machte sich los und griff doch augenblicklich wieder nach dem Zweig, der Busch mochte sich als eine Art Wächter des engen Waldpfades betrachten, er schien jeden Vorübergehenden anzuhalten und ein Pfand von ihm zu nehmen … an einem andern Stachel hing eine rothe Wollenflocke, irgend einem Wanderer entrissen.

Sylvester nahm die rothe Flocke und war mit wenig Sätzen in der Niederung; jetzt durfte er von der Ecke aus nur noch ein paar Schritte machen, dann konnte er den ganzen schmalen Grund übersehen, aber er schritt nicht vorwärts; an der Felsecke war der Weg zur Abwehr des Weidviehs mit einem Zaun aus übereinander gelegten Stangen vermacht; auf diesen lehnte er sich mit beiden aufgestützten Armen und betrachtete verwundert das anmuthige Bild, das sich unerwartet in der Schlucht vor ihm aufgethan.

So eng der Raum war zwischen den Gebüschen des Hügels und den grauen, verwitterten Flächen der Felswand, hatte doch ein genügsamer Streifen saftgrünen Bodens sich dazwischen zu drängen gewußt; am Ende desselben, unter einem Paar gewaltiger Ahornbäume, stand etwas, was einer Hütte gleich, wie das einfachste, erste Bedürfniß sie erfindet und schafft. Vor derselben wanderten pickend einige Hühner umher; vom Giebel sahen, zum Fluge bereit, neugierige Tauben herab, und seitwärts auf schwarzem, ebenem Grunde lag ein mächtiger Kohlenmeiler, oben und nach allen Seiten mit gebräunten Rasenschichten bedeckt, aus den Ritzen stieg dichter Qualm, um sich darüber in reiner Luft zur Säule zu vereinigen. Auf dem Bänkchen an der Thür, hinter den stolzirenden Hühnern und flatternden Tauben, saß ein Mädchen, die Cither vor sich auf dem Schooße; eben war sie herausgetreten und hatte den geflügelten Hausgenossen Futter gestreut; jetzt schickte sie sich an, ihnen Musik zu machen zum Frühimbiß. Die Drahtsaiten klimperten hell wie Vogelgezwitscher, und hell wie Gesang eines andern Vogels tönte die Stimme des Mädchens darein. Die Spielende war im einfachsten Morgengewand, das keinen Beschauer erwartet; Busentuch, Hemdärmel und Schürze waren blendend weiß, nur der dunkle Rock war rothgesäumt und hob dadurch noch mehr die lichte Helle der Strümpfe mit buntem Zwickeleinsatz.

Sie sang:

„Die Kohl’n san verdeckt und
Pfeilg’rad steigt der Rauch,
Was ein richtiger Rauch ist,
Ja, der hat halt sein’ Brauch!“

begann einen angenehmen Jodler als Nachgesang, dann wiederholte sie das kleine Vorspiel und wollte eben ein zweites „Gesätzel“ anfangen, als sie innehaltend verwundert aufblickte, denn vom Zaunstiege her begann eine andere, eine männlichen Stimme in gleicher Weise einfallend zu singen:

„Die Kohl’n san verdeckt und
I hab’s glei’ derkennt,
Wo der Rauch davo’ geht,
Das is eppes (etwas) das brenn!“

Das Mädchen hatte mit lachendem Wohlgefallen zugehört; jetzt nickte sie lächelnd und sang zur Erwiderung:

„Und wenn eppes brennt, so
Geh wegga (weg) fein glei’ (gleich)
Du machst Dich leicht schwarz und
Verbrennst Di dabei!“

Der Bursche zögerte nicht mit der Erwiderung, aber nicht mehr vom Zaune aus, mit einem kecken Satz hatte er sich hinübergeschwungen und eilte über den Rasen, dem Hause zu. Er sang:

„Und wenn eppes brennt, da
Lauf’ ich fredig (freudig, mit Absicht) erst zue,
Wer das Rußigwerd’n fürcht’, ist
Ka richtiger Bue!“

„Das lass’ ich mir einmal gefallen,“ fuhr er redend fort und trat vor die Citherspielerin, „wenn man so ang’sungen wird in aller Früh! Wie kommst denn um die Zeit schon in Wald?“

„Um das muß ich Dich fragen,“ erwiderte lachend das Mädchen, „ich bin da daheim. Du bist es, der zugereis’t kommt!“

„Daheim? Na, ich geh’ doch den Weg zur rechten Zeit und hab’ Dich niemals nit g’seh’n und die Hütten ist ja versperrt gewesen, schier so’lang ich’s weiß… Es sind nit viel mehr als acht Tag’, daß ich erst vorbei ‘kommen bin!“

„Justament, so lang’ wird’s sein, daß der Vater wieder da her’zogen ist, er hat eine große Lieferung übernommen, von Kohlen, für den Eisenhammer draußen in der Ebnet … ich weiß nit, wie er heißt; da ist er da her’zogen und hat sich die verlassene Hütten wieder eingericht’t und seinen Kohlhaufen angezünd’t…“

„Also wär’ der Kohlenbrenner, der Veit, Dein Vater?“

„Wenn’st nichts dawider hast, ja, und Du bist wohl aufgestellt und mußt die Gegend durchstreifen und die Leut’ ausfratscheln?“

„Nein, Dirndel, aber mich verwundert’s, daß ich Dich niemals geseh’n hab’, wenn’s so wär’, müßt’ ich Dich auch kennen, so gut wie Dein’ Vater mit seiner Kohlen-Kürben…“

Das Mädchen sah ihn mit einem raschen, eigenthümlich forschenden Blick an. „Ja,“ sagte sie lachend, „einbilden darf ich mir justament nichts, daß mich Alt und Jung so vergessen hat, aber ich bin ein paar Jahrl’n fortgewesen und war dazumal noch ein ganz kleines Ding… Die Mutter ist so letz (krank) worden in die letzten Wochen her; d’rum hat’s nach mir g’schickt, aber wie ich gestern ‘kommen bin, hat sich’s schon wieder ‘bessert g’habt; sie ist wieder ganz krappig (rührig) und ist heut’ in aller Früh’ mit’m Vater nach Miesbach hinein marschirt… Weißt jetzt genug? Oder hast noch mehr auszukundschaften?“

„Ja,“ sagte er zögernd, „es geht jetzt in Einer Arbeit hin; ich kenn’ doch den Gesang und Schlag schier von einem jeden Vogel im Wald, aber so hat mir noch keiner gefallen, wie der Deinige! Da möcht’ ich doch gern’ wissen, wie der Vogel heißt und ob …“

Er stockte und was er sprach, enthielt keine Unwahrheit: es war ihm zu Muthe wie noch niemals im Leben; seit er vollends vor ihr stand, kam es ihm vor, als sei er bis dahin blind gewesen und habe nun zum ersten Male in ein lachendes Mädchenauge geblickt, als wäre das Herz in seiner Brust bis dahin eingezwängt gewesen, unfähig sich zu regen, und habe nun erst den freien warmen natürlichen Schlag gefunden. Auch das Mädchen war nicht ohne Befangenheit; die Lustigkeit des ersten Begegnens war etwas verflogen und als sie die frischen feurigen Augen des hübschen Burschen so unmittelbar auf sich gerichtet fühlte, war es, als ob ihr etwas in die Kehle gekommen und ihr die Stimme zusammenpresse.

„Ich mein’, es wird Zeit sein, daß ich geh’ …“ sagte sie, indem sie die Cither bei Seite legte und sich erhob, „ich hab’ noch zu thun im Haus…“ Trotz der eigenen Beklommenheit entging ihr aber die des Besuchers nicht und mit einem gutmüthigen Spottlächeln fand sie den Ton der frühern Heiterkeit nahezu wieder. Sylvester hielt den Hut in der einen Hand, in der andern drehte er die rothe Wollflocke zum Klümpchen zusammen.

„Meinen Namen willst wissen?“ fragte sie. „Na, wenn’s Dich glücklich macht, kann ich Dir’s ja wohl eingesteh’n, daß ich auf Clar’l getauft bin, und was ist das Andre, was Du noch wissen willst, Du neugieriger Mensch?“

„ … Ich?“

„Du! Hast nit gesagt: ‚und ob?‘ – und drüber bist stecken ‘blieben.“

„Ja so, weiß schon,“ sagte er stockend, denn eine Reihe bunter Gedanken zuckte ihm blitzschnell durch die Seele. War er denn nicht ausgegangen zur Brautschau? Und war ihm hier nicht ein Mädchen begegnet, das Alles an sich trug, was Aug’ und Gemüth zu fesseln vermochte, und fühlte er sich nicht zu ihr hingezogen, wie noch nie? Was hinderte ihn, der erwarteten Frage einen gewichtigen entscheidenden Inhalt zu geben? Aber, so sehr das Herz ihn drängte, das Wort wollte nicht von der Zunge; er hatte es ja gelobt, hatte sich selbst und seinem Cameraden das Wort gegeben, die Wahl dem Zufall, dem Orakel zu überlassen, das sich offenbaren sollte am Altare des Höchsten; er mußte sich selber treu bleiben, durfte eine feierliche Zusage nicht brechen, da er bisher es so gehalten, daß eine Rede von ihm so sicher gewesen, wie die vollendete That.

Noch zögerte er, da machte eine überraschende Wahrnehmung seinem Schwanken ein rasches unerwartetes Ende. Sein bald schüchtern sich hebender, bald wieder zu Boden gesenkter Blick traf auf den Rocksaum des Mädchens, es war keine Täuschung! Dort, an der einen Seite war der rothe Wollbesatz schadhaft und zerfranzt: ein Stückchen schien losgerissen und, kein Zweifel, er hielt das Fehlende in der Hand.

„Hast Dich bald lang genug besonnen?“ fragte sie lachend, während aus seinem Antlitz die sonnige Freundlichkeit hinter finstern Wolken und Schatten des Unmuths verschwand.

„Brauch’ mich nit lang zu besinnen!“ rief er in so verändertem barschem Ton, daß sie verwundert aufblickte und einen Schritt zurück trat. „Ich hab’ Dich nur fragen wollen, ob das rothe Fleckel da Dir g’hört?“

„Kann wohl sein …“ kicherte sie noch verwunderter, „ich bin an ein’ Dorngesträuch hängen ‘blieben! Du willst wohl Nest’l bau’n, weil Du Flocken eintragst?“

„Na, aber fragen will ich Dich, ob Du’s gewesen bist, der droben auf dem Bühel die Schlingen und Sprenkel aufgezogen und das Netz aufgemacht hat? Und wer Dir etwann das erlaubt hat?“

„Erlaubt?“ fragte sie und maß den Redenden mit einem Blicke, der dem entschlossenen Enste des seinigen nichts nachgab. „Braucht’s da eine Erlaubniß dazu? Bist es etwa Du, der das Netz und die Schlingen aufg’richt’ hat für die armen Vögel?“

„Ist das etwann was Unrechts?“

„Das fragst? Du thust mir leid, wann Du das nit in Dir selber g’spürst… Im Tirol drinn’, wo ich jetzt her komm’, da haben s’ den leidigen Brauch, daß s’ im Herbst Alles zusammenfangen, was Federn und Flügel hat … ich hab’ mich g’nug gekränkt drüber und Du wolltest das auch bei uns aufbringen, in unsern lustigen Bergen, in dem frischen grünen Wald, den unser Herrgott extra dazu gemacht hat, daß die lieben G’schöpferln drinn singen und fludern (flattern) und ihre Freud’ haben. Scham’ Dich, Bue! Siehst wie ein richtiger Bursch aus und tragst ein richtig’s Bauerng’wand und willst ‘n Jager in’s Handwerk pfuschen? …“

„Das wird Dich nit viel angeh’n,“ sagte Sylvester in um so unwilligerem Tone, als er sich von der unerwarteten Erwiderung getroffen fühlte, auch ohne es sich zu gestehen, „die Netz’ und die Sprenkel gehören mein; was sich drinn’ gefangen hat, auch – auf das hat Niemand ein Recht!“

„Kann schon sein…“ sagte das Mädchen, indem es die Arme über der Brust zusammenlegte und dem Burschen ruhig in die glimmenden Augen sah. „Ich bin zu Morgens hinaus, in aller Fruh, eh’ noch die Sonn’ heraus gewesen ist, da bin ich hinauf auf den Bühel .… es ist mein Brauch so gewesen vor Jahren, wie ich noch daheim gewesen bin … da ist es so still gewesen, so halb licht und so feierlich, wie in einer Kirch’, eh’ die Lichter an’zündt werden zum Hochamt und eh’ die Orgel anfangt zu geh’n … mir ist um’s Herz gewesen, wie Einem ist, wenn man gewiß nichts Unrechtes thun will und es gut im Sinn hat, da bin ich vor das Netz hin ‘kommen und hab’ die lieben Vogeln g’sehn, die Zeiseln und die Amseln und die Rothkröpfeln, wie sie sich abgematt’ haben und abgeängstigt in der Gefangenschaft. Da haben s’ mir leid ‘than, die schön’ Thierl’n, sie sind so vergnügt in ihrer Freiheit und singen so schön, und da hab’ ich mir denkt, daß sie jetzt vielleicht verkauft und in kleine Häuseln eing’sperrt und gemartert werden sollen Und geplagt … und wie unser Herrgott wieder so viel Reichthum hat wachsen lassen und so viel Segen und wie’s in all’ dem Ueberfluß nit zusammen geh’n kann auf die Hand voll Körneln, die das kleine Vogelvolk braucht … da hab’ ich nit gefragt, wer die Netz aufgestellt hat und die Schlingen, ich hab s’ aufgemacht und hab’ die Gefangenen los ‘lassen … und hab’ ihnen zug’schaut, wie’s in die Höh’ gestiegen sind und haben sich gefreut und geflattert und gesungen, ein Jedes nach seiner Weis, und da hab’ ich gewußt, daß ich nichts Unrechts gethan hab’, und wenn ich auch zehnmal kein Recht gehabt hab’ dazu, und wenn Du’s nit glaubst, Du bäurischer Staudenjäger, und wenn Du das Herz hast, so geh’ hinein nach Miesbach auf’s Landgericht und verklag’ mich, die Kohlenbrenner-Clarl laßt sich finden…“

Sie hatte mit erhöhtem Tone gesprochen, das Auge glänzte und über die Wange goß sich stärkere Röthe; als sie geendet, wandte sie sich rasch, im nächsten Augenblick war sie in der Thür verschwunden und Sylvester hörte den Riegel vorklappen. Einen Moment stand er noch unschlüssig, die Standrede, die ihm gehalten worden, hatte ihn verblüfft; er hatte mehrmal angesetzt, sie zu unterbrechen, aber es war ihm nichts Kluges eingefallen; er mußte sich ja selbst gestehen, daß er etwas Aehnliches empfunden, als er dem letzten Gefangenen die Freiheit gegeben hatte. Langsam drückte er das Hütel auf den Krauskopf und rief mit etwas gezwungenem Lachen, indem er sich ebenfalls rasch und wie gänzlich gleichgültig abdrehte: „Dank’ schön, Madel – versponnen bist nit – der Dich einmal heirath’, darf für’s Hauskreuz nit sorgen …“ Trotz dieser Worte aber blieb der Gedanke, daß die schöne Zänkerin heirathen, daß sie schon längst einem Burschen versprochen sein könne, wie der zurückgebliebene Stachel eines Wespenstiches in seinem Gemüthe haften, und während er dem Zaunstiege zuschritt, kam es ihm vor, als müßte es ganz anmuthig sein, einen so lieben Mund durch einen Kuß zu unterbrechen – noch nie in seinem Leben war ihm eingefallen, sich als Mann und Eheherr irgend einem Mädchen an die Seite zu denken; bei dieser, die ihn scheltend fortwies, ertappte er sich selbst über diesem Gedanken. Derselbe aber war ebenso schnell wie erstanden, auch wieder entschwunden; dafür kam es ihm vor, als hätten sich die Faden und Maschen eines unsichtbaren Netzes um ihn gelagert, und er sah sich selbst wieder als das Seitenstück des gefangenen Gimpels trübselig und desperat in der hintersten Ecke sitzen.

Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte; schon hatte er den Stieg hinter sich, beim nächsten Schritt war er im Walde – aber während desselben hielt er dennoch inne und sah nach der Kohlenhütte zurück.… Er wandte sich zwar ebenso schnell wieder ab, aber der Blick hatte doch genügt, ihm zu zeigen, daß auch das Mädchen von innen hinter den Scheiben stand und ihm nachlugte.…

Sylvester wußte kaum, wie er die nun von vollem Morgenscheine übergossene Berghalde erreichte; unter ihm sah er Giebel und Dach des heimathlichen Hauses aus den Obstbaumwipfeln hervor blicken und an den Befehl erinnern, der über sein ganzes Leben entschied – von drüben her, über den See klang Glockengeläute, das erste Zeichen zum Gottesdienst in der Pfarrkirche, eine mächtige, fast vorwurfsvolle Mahnung an das muthwillige Gelübde; ein Band, das ihn trotz seiner Schwäche doch unauflöslich festhielt und das schon gerächt war, als er sich anschickte, es zu erfüllen … Gestern, als er in Erregung und Unmuth sein Wort gegeben, war er noch ein Anderer gewesen; heute hatte er ein neues Herz in sich entdeckt und war entschlossen, seine Regung im Aufkeimen zu ersticken. Je näher er dem Dorfe kam, desto langsamer ward sein Schritt, desto schwerer die Last auf seinem Herzen … er wußte kaum selbst, wie er dahin gekommen, als er an dem Fallgitter des Kirchhofs stand, wo die jungen Burschen der Gemeinde vor dem Hochamt sich zusammenfanden. –

Auch der lustige Muckel hatte sich schon mit Tagesgrauen auf die Wanderung gemacht, die unzertrennliche Clarinette unterm Arm – mußte sie doch, wie ihr Träger, die Sünden und Vergehungen der Werktagswoche dadurch wieder gut machen, daß sie am Sonntage auf dem Kirchenchor mitblies zur größeren Verherrlichung des Festes und des Feiertages. Ihn hatte der Entschluß des vorigen Abends nicht um ein Viertelstündchen seiner gewohnten festen Nachtruhe gebracht; erst der Tag erinnerte ihn an das, was geschehen sollte, und ließ ihm das Ganze gleich wieder von der gewohnten spaßhaften Seite erscheinen. In Gedanken zogen alle Mädchen der Pfarre und Gemeinde an ihm vorüber, welche bestimmt sein konnten, das Ehrenamt als Prangerinnen auszuüben: er kannte sie alle; bei seinem herumziehenden Gewerbe kam er in alle Häuser und kannte die schwache Seite eines Jeden, wie allen Dorfklatsch, der dazwischen hin und wieder getragen wurde. Wenn ihm dann die Eine oder die Andere einfiel, die mit unter den Wahljungfrauen sein konnte, und wenn er dann dachte, daß der Zufall sie an den entscheidenden Ort stellen werde, so begann er wie ein Unsinniger mit sich selber zu reden und laut aufzulachen – es kümmerte ihn nicht, daß es dabei auf schlimme Verwicklung, auf heillose Verwirrung hinauslaufen konnte: der Spaß war sein Lebenselement und wo es den gab, da war er zufrieden und guter Dinge und fragte nicht, was der Spaß einen Andern kostete und wer die Kosten zu tragen hatte.

In dieser fröhlichen Gemüthsverfassung wanderte er eiligen Fußes das Sträßchen zum Pfarrdorfe dahin, das meist zwischen dichtem grünem Gebüsch und mancher mächtigen Esche oder Ulme hinzieht, die am Raine stehen bleiben als ein durch Jahrhunderte von Allen geschonter Schutz und Schmuck. Manchmal blieb er stehen, drehte sich mit geschwungenem Hute juchzend auf dem Absatz herum und focht mit Hand und Clarinette in der Luft, daß es den von fern heran Kommenden wohl befremdlich erscheinen mochte.

Die Nächste unter diesen – es waren allerlei Kirchgänger, die von den zerstreuten Einzelhöfen herniedereilten – war ein Mädchen, das, schon ein wenig der ersten jugendlichen Blüthezeit entwachsen, durch die Pracht und Kostbarkeit des Anzugs es verdecken zu wollen schien, daß diese Blüthe überhaupt eine nicht sehr reiche gewesen war. Die ganze Gestalt mochte der bildenden Natur etwas zu hager und dürftig gerathen sein, denn die von dem kurzen weißen Hemdärmel unverdeckten Arme waren ohne Rundung und im Gesicht streckte sich eine beträchtliche Nase, deren Schärfe nur von dem spitzen Kinn übertroffen wurde. Dafür trug sie um den Hals eine zwanzigfache Goldkette mit Gestein und Perlen besetzt, Fürtuch und Aermel waren mit kostbaren Spitzen eingefaßt und das überreiche Silbergeschnür mit all’ den daran baumelnden Schaustücken, Schnürstiften und Schatzthalern war sicher, nicht so leicht durch ein anderes verdunkelt zu werden. Beim ersten Anblick machte die Waben (Barbara), des reichen Landkrämers einzige Tochter und Erbin, einen fast sonderbaren und keinenfalls einen gewinnenden Eindruck; man mußte erst länger mit ihr gesprochen haben, um gewahr zu werden, daß aus dem auch von Sommersprossen nicht verschont gebliebenen schneidigen Angesicht ein paar gutherzige und doch etwas listige Augen blickten, deren Wasserblau sogar recht anmuthig zu erglänzen vermochte.

Die Kramer-Waben war von der gewöhnlichen Schwäche alternder Mädchen nicht frei geblieben, welche aus Besorgniß, nicht unter die Haube zu kommen, anstatt sich finden zu lassen, anfangen, selbst auf das Suchen auszugehen. Sie fehlte bei keinem Feste und war überall eine der Aufgewecktesten und wenn sie auch nichts that, was geradezu Tadel verdiente, so verschmähte sie doch nicht, die Angel auszuwerfen und mit allerlei reizendem Köder zu versehen. Da war es denn gekommen, daß Mancher sich’ von der blanken Lockspeise des Reichthums verführen ließ, aber, eh’ er noch vollständig angebissen, darin das verborgene Häkchen erspürte und hurtig sich wieder los zu machen trachtete. Auch der Musikant war einmal solch’ ein dickes Fischlein gewesen; die Fischerin hatte sogar besonderes Wohlgefallen an ihm gefunden wegen seiner Lustigkeit, die ihn überall zum gern gesehenen Gesellschafter machte. Auch er hatte eine Anwandlung gehabt, in welcher es ihm bequemer erschien und einträglicher, den Bauern, statt ihnen bei Hochzeit und Kirchweihe für einige Gulden zum Tanze aufzuspielen, ihre schweren Kronthaler abzunehmen für leichtes Tuch und noch leichteren Seidenkram; als er sich aber diese Lebensweise näher besah, war ihm die Lust vergangen, er zappelte und riß so lange, bis er frei war, und hatte die Rückkehr in das freie Element, in dem er nun erst doppelt wohlig hin und wider schoß, statt mit einem wunden Kiefer mit einem schmerzlichen Rückzuge erkauft, denn der alte Krämer verstand keinen Spaß und hatte, als er wußte woran er mit ihm war, dem unverlässigen Freier in fühlbarer Weise gezeigt, wo der Zimmermann eine Oeffnung gelassen hatte. Es war ihm zwar manchmal seither schlimm ergangen und kümmerlich, und manchmal fiel ihm ein, wie er es nun gut haben und in aller Ruhe und Behäbigkeit in dem Krämerhause sitzen könnte, anstatt mit der Clarinette durch das Unwetter und Gestöber eines stürmischen Wintertags zu wandern; wenn er sich aber die „schneidige Kramer-Waben“ neben sich dachte, mit dem hagern Gesicht und dem Auswuchs an der einen Schulter, die durch alles Ausstopfen nicht dazu zu bringen war, der gegenüberliegenden gleich zu werden, dann wies er die Lockung von sich und war mit seinem Schicksal mehr als zufrieden.

Nach all’ dem war es begreiflich, daß, als sie in dem lustigen Morgenwanderer den frühern Bewerbers erkannte, das Verlangen in ihr erwachte, den Grund dieser besondern Fröhlichkeit zu erfahren. Sie verdoppelte ihre Schritte und kam, als es eben um eine Ecke ging, aus den Büschen hervor, unbefangen und wie unerwartet, ihm in den Weg.

„Guten Morgen, Muckl,“ sagte sie mit ihrem freundlichsten Gesicht, „was für ein Glück ist denn Dir in die Haut geschossen, daß Du heute schon so gar alert bist?“

„Guten Morgen auch,“ erwiderte der Musikant etwas überrascht und mit einem kurzen Seitenblick auf die Grüßende. „Weißt ja, was ich für ein narreter Ding bin! Ich kann lachen über ein’ Vogel auf der Stauden und nachher,“ setzte er kichernd hinzu, „nachher gieb’ts oft allerhand, was man nit sagen kann …“

„O, ich verlang’s nit zu wissen!“ rief sie schnell verletzt. „Kannst Deine Geheimniss’ schon für Dich behalten! Die Mutter laßt Dich fragen, warum Du denn gar nimmer einkehrst bei uns?“

„Ist’s wahr?“ entgegnete er, „laßt sie mich fragen? Dann soll sie sich nur vom Kramer, von ihrem Mann, die Antwort sagen lassen …“

„Ach nein,“ entgegnete das Mädchen unbefangen, „Du mußt dem Vater nichts nachtragen, Du kennst ihn ja und weißt, daß er ein rescher (rascher) Mann ist …“



„Wie sie schön thun kann, die Kramer-Waben!“ dachte Clarinetten-Muckl, mit einem wiederholten Seitenblick. „Wenn man sie blos reden hört, meint man Wunder, wo die Stimm’ wohl herkommt, aber wenn man sie sieht mit der spitzen Nasen und dem spitzen Kinn … Nichts da, da sitzt der Teufel drinn! … Ich kann nit kommen, Waben,“ sagte er dann, zu ihr gewendet, „ich hab’ gar viel zu thun und bin nit in die Gegend ‘kommen …“

„Das ist nit schön von Dir …“ erwiderte die Waben kokett, „Du bist auch auf dem Marbacher Kirchweih’ nit gewesen und hast es doch versprochen gehabt und ich hab’ Dir den Kehraus aufgehoben bis zu allerletzt …“

„Du meinst es ja gar schmalz-gut mit mir,“ rief er, „selbige Zeit war ja die Hochzeit vom Mauerwirth, in Holzkirchen drinnen, einen solchen Verdienst hab’ ich nit auslassen können …“

„Ach mein – die Hochzeit ist ja schon drei Wochen ehender g’wesen …“

„Was Du nit sagst! Ja, mir kommt Alles durcheinander und ich weiß oft gar nit, wie ich in der Zeit bin!“

„Thätst Dich kaum mehr auskennen, wenn Du zu uns kämst …“

„Ei – warum denn?“

„Der Vater hat bauen lassen eine große prächtige Stuben und zwei Kammern … er meint, wenn’s halt doch über kurz oder lang eine Veränderung abgeben thät …“

„Was denn für eine Veränderung?“

„Das ist eine g’spaßige Frage … Der Vater meint halt, ich werd’ bald Hochzeit machen …“

„Ja so – da hat er freilich Recht! Und jetzt seh’ ich es erst, daß Du schon aufgeputzt bist, nochmal wie eine Hochzeiterin! Du gehst wohl schon zum Stuhlfest machen oder was hast im Sinn?“

„Das könntest leicht errathen – weißt ja, daß heut’ in Schliers drüben die Sichelhenk g’feiert wird und das Erntefest …“

Muckel hatte über dem Gespräch ganz vergessen, was ihn vor der Begegnung so sehr erlustigt hatte, jetzt fiel es ihm wieder ein und packte ihn mit doppelter Gewalt.

„Zum Erntefest?“ rief er und konnte es vor Lachen fast nicht herausbringen. „Und Du bist wohl gar … Du bist Eine von den Prangerinnen?“

„Warum sollt’ ich nit?“ fragte sie bös. „Hast was einz’wenden dagegen?“

„Ich? O nein …“ rief er und lachte immer unbändiger. „Es ist mir nur was eing’fallen … ich hab’ mir nur vorgestellt, was das für Augen geben wird …“

„Du bist ein grober, ein unnützer Bursch!“ unterbrach sie ihn zürnend. „Ich kann so gut Prangerin sein, wie jede Andere – wer kann mir was Unrechtes nachsagen? – Wart’ nur, Muckl, das ist Dir nit g’schenkt … ich muß nur den Vater noch einmal über Dich schicken, damit er Dir’s austreibt, die Leut’ zu verspotten …“

Sie war roth und bleich geworden vor Aerger; mit Einem Satz war sie durch den berasten Straßengraben gelaufen und im Gebüsch verschwunden.

Muckl kehrte sich nicht daran und beachtete ihre Entfernung kaum; er war zu sehr mit dem lustigen Bilde beschäftigt, was Freund Vestl für ein Gesicht schneiden werde, wenn der Zufall die schneidige Kramer-Waben auf den gewählten entscheidenden Platz stellen würde; das kam ihm so lächerlich vor, daß er auch in den Graben sprang und sich auf den Rasen warf, die Clarinette neben sich – lachend, daß ihm die Augen übergingen, und mit den Beinen zappelnd.

Ein paar Bursche, mit denen er schon manche Nacht durchjubelt, kamen des Wegs, blieben vor ihm stehen und wurden von dem Anblick angesteckt, daß sie in das Gelächter einstimmten und dessen Ursache zu erfahren verlangten. Der Musikant vermochte es nicht, seinen Schatz länger allein zu bewahren – hatte es doch keine Gefahr mehr damit, denn die Entscheidung stand unaufhaltsam vor der Thür und die bewährten Genossen durfte er ja sicher in’s Vertrauen ziehen: je mehr Eingeweihte um das Geheimniß wußten, desto lustiger ward die Geschichte, desto größer der Spaß. Der Drang der Mittheilung siegte über die Klugheit und bald wußten die Bursche, die sich nebenan im Grase gelagert, was gestern Abend am Brunnhofe geschehn und beredet worden, und schritten unter lautem gemeinschaftlichem Lachen und Scherzen eilends dem Dorfe zu.

Eben ertönte das zweite Glockenzeichen vom Pfarrthurme.

Sie waren noch nicht weit, als an ihrem Lagerplatze das Gebüsch vorsichtig auseinander schlug und die listigen Augen der Krämerstochter ihnen nachfunkelten. Sie hatte erst einige Schritte gemacht, als sie, sich umwendend, die Bursche gewahr ward, wie sie bei Muckl stehen blieben, dann sich zu ihm setzten und in sein schallendes Gelächter einstimmten. Ihnen hatte er also den Grund seiner Lustigkeit mitgetheilt – sie war sich gewiß, daß es etwas sein müsse, was auch sie betreffe … Unbeachtet, langsam und geräuschlos schlich sie zurück und kauerte hinter der Hecke nieder; konnte sie auch nicht Alles verstehen, so viel ward klar, daß es eine Hochzeit galt und vorher eine Brautschau und daß auch der Musikant, der sie so sehr beleidigt, eine Wahl getroffen habe …

Mit geballter Faust drohte sie dem Dahineilenden nach; als sie an einen Seitenpfad kam, lief sie, so steil er war, keuchend hinan, noch vor ihnen das Dorf zu erreichen.

In diesem war es indessen schon einsam und still geworden, das dritte Zeichen war verhallt, die Gemeinde war in der Kirche versammelt und harrte des beginnenden Gottesdienstes. Aber Minute um Minute verging, ohne daß der Pfarrer an den Altar trat, und die andächtigen Köpfe, besonders der Weiber, fingen an, sich gegen einander zu neigen und zischelnd nach dem Grunde der unbegreiflichen Zögerung zu forschen.

Niemandem aber schlichen die Augenblicke mit so peinlicher Langsamkeit dahin, als Sylvester, der sich bis an das Marmorgeländer vorgedrängt hatte, welches das Kirchenschiff von dem erhöhten Hochaltare trennte und von dem aus die ganze Kirche zu übersehen war. Er befand sich in einer sehr aufgeregten, höchst eigenthümlichen Gemüthsstimmung: im Augenblick der Ausführung erst stürmten alle die Bedenken auf ihn ein, die in jenem des kecken Entschlusses unbeachtet bei Seite geworfen worden waren. Es war etwas in ihm, das ihm sagte, die Base habe Recht gehabt mit ihrer Warnung, er sei daran einen Frevel zu begehen, einen Frevel am Hause des Herrn und in einer so ernsten Angelegenheit. Es engte und zwängte ihn auf der Brust, daß ihm fast der Athem verging; er wollte hinaus eilen in’s Freie, um frische Luft zu schöpfen, aber das Gedränge, das ihn umgab, machte das unmöglich und in den Knieen, die auf der Jagd bei manch verwegenem Klettersprung nicht gezittert hatten, begann es unsicher zu werden. Dazwischen mahnte er sich selbst wieder und schalt sich aus ob seiner feigen Kleinmüthigkeit und daß er nicht die Kraft habe, ein gegebenes Wort einzulösen, ein einmal begonnenes Unternehmen auch durchzuführen. Fast wollten in diesem Widerstreit die weichern Regungen die Oberhand gewinnen, als die Orgel einen langgehaltenen tiefen Ton anschlug, zum Zeichen, daß der erwartete Zug die Kirchenschwelle betreten habe.

Unwillkürlich schloß Sylvester die Augen, als die Mädchen an seinem Platze vorüberschritten; er wollte sie nicht eher sehen, als bis sie vor dem Altare aufgestellt sein würden. Desto größer war die allgemeine freudige Theilnahme der frommen Gemeinde, und die Prangerinnen, meist schöne Gestalten mit klaren Augen und offnen unverdorbenen Gesichtern, in ihren weißen Röcken, dunklen Miedern, mit den Rosmarinzweigen im Haar und den Aehrengarben, Blumensträußen und Fruchtgewinden in den Händen, gewährten auch einen Anblick, der wohl jedes Herz zu bewegen vermochte, das noch eine verwandte Regung für einfache Schönheit hatte, für schlichte Unschuld und kindergläubige Frömmigkeit.

Jetzt ward es still; der Lehrer droben auf der Orgel stimmte an: „Hier liegt vor Deiner Majestät – im Staub die Christenschaar“ – die Klingeln der Ministranten verkündeten, daß der Pfarrer zum Hochamt an den Altar getreten sei – die Prangerinnen mußten nun um denselben aufgestellt sein, im weiten Halbkreise …

Jetzt wagte es Sylvester, die Augen zu öffnen, einen furchtsamen Blick nach der Evangeliumseite zu werfen … schnell wie ein ertappter Uebelthäter wollte er wieder hinwegblicken, aber er kam nicht mehr los, sein Auge wurzelte fest und immer fester an der gesuchten Stelle. Er besann und fragte sich, ob er denn träume: er rieb sich die Augen, um recht klar zu sehen … die Gestalt, das Antlitz, das er erblickte, blieb und blieb – es war kein Traum, keine Täuschung … die fünfte der Prangerinnen an der Evangeliumseite, die zweite vom Altare her, war seine schöne Gegnerin, die Waldsängerin vom Kohlenmeiler …

Im ersten Augenblick durchfuhr es ihn wie Schrecken, blitzartig wie Flugfeuer zuckte es ihm durch Sinn und Herz und verzehrte mit Einem Schläge Alles, was darin gehaust hatte von hochmüthigen, hinterhältigen oder widerstrebenden Gefühlen, und wie entfesseltes Wasser aus einer Schleuße goß sich der siegende Strom der Liebe triumphirend durch sein ganzes Wesen.

Er stand und schaute und schaute und stand wieder und war wie versteint – darüber ward er gar nicht gewahr, daß bald nach dem Eintritt des Zuges auf dem Orgelchore arges Gepolter entstanden war; eilige Schritte kamen die Treppe herab. „Kein Wunder,“ sagte eine Bäuerin zu der andern, „es ist so voll und dunstig in der Kirch’, kein Wunder, wenn Einem nicht gut wird!“

Der, dem ‚nicht gut‘ geworden, war kein Anderer, als der Clarinetten-Muckel … ein halber Blick auf den Zug der Prangerinnen war für ihn hinreichend gewesen: die schneidige Kramer-Waben mit der hohen Schulter war die von ihm erkorene Ehrenführerin.

Der Gottesdienst ging seinen feierlichen Gang. Bald war der Segen über alle Frucht gesprochen, daß sie ergiebig sein möge und gedeihlich; die Prangerinnen hatten ihre Körbchen, Garben, Büsche und Kränze zierlich niedergelegt auf den Altar und die Stufen davor; das Ite, Missa war gesungen und auf den Weihrauchwolken verschwammen die letzten wehmüthig feierlichen Töne des Orgelnachspiels, das die Andächtigen aus der Kirche geleitete und ihnen nachklang, wie die Erbauung, welche ihnen darinnen geworden.

Wie ein weltlicher Widerhall begrüßten sie von draußen andere Töne – durch den klaren, angenehm sonnigen Herbstmittag klang es vom Wirthshause her hell und dumpf, schmetternd und schnurrend, Trompete und Baß, sich lustig einübend für den frohen Schluß des Festtages, den nachmittägigen Tanz. Die Einwohner des Dorfs ließen sich nicht verlocken, ihrer wartete die Mahlzeit am nahen eigenen Heerd; von den Auswärtigen aber ließ Mancher sich verleiten, vor der Wanderung Halt zu machen und eine kleine Stärkung mitzunehmen auf den Weg.

Vor der Kirche aber, da wo der Weg zum See hinunter sich um die Friedhofmauer wendet, da stockte der Menschenstrom; Alt und Jung drängte heran und bildete eine schmale Gasse, durch welche die Prangerinnen herangeschritten kamen; sie wanderten dem Pfarrhofe zu, denn die Köchin und Schwester des alten Pfarrers war es ja, bei der die Mädchen sich zu solchen Anlässen immer versammelten; verstand es doch Niemand besser, sie einfach und doch so recht sinnig zu schmücken, als das alte freundliche Fräulein, von der noch kein Mensch ein übles Wort gehört oder eine unliebe Miene gesehen. Der Pfarrer aber, der den Brauch wie manche andere sinnige Freude eingeführt hatte in der Gemeinde, ließ es sich nicht nehmen, die Jungfrauen nach dem Gottesdienst mit einem Stück Kuchen zu bewirthen und einem Gläschen süßen Wein, den er eigens deshalb verschrieb aus dem nahen Tirol.

Zuvorderst an den Stufen stand Sylvester, hinter ihm Muckel mit trostlos verzogenem Angesicht, halb versteckt in den Hollundersträuchen des Wegs.

Sylvester wollte die Erwählte noch einmal sehen; sie kam heran und schritt vorüber, schlicht und unbefangen und doch schüchtern ob der drängenden Menge; sie erhob die Augen nicht von dem Gebetbuch, das sie in den Händen hielt und um das ein Rosenkranz geschlungen war … des Burschen ganze Seele war in seinen Augen, sie schien ihn nicht zu gewahren und doch regte sich ein nie gekanntes Entzücken in ihm, denn trotz ihrer Achtlosigkeit glaubte er zu bemerken, daß im Vorüberschreiten eine leise Bewegung sie überflog und das Roth ihrer Wange sich tiefer färbte.

Er stand noch an seinem Platze und starrte nach dem Eingang des Pfarrhofes, in dem sie verschwunden war; Muckel hatte sich auf die Stufen niedergesetzt, er war so matt in den Beinen, als hätte er drei Faschingsnächte hindurch zum Tanze geblasen.

„Nun?“ sagte er endlich, „bist ganz verzuckt? Mir scheint, Du bist ganz wohl zufrieden mit dem, was ich Dir zugebracht hab’… und Du hast wohl auch Ursach’ dazu!“

„Muckl …“ erwiderte Sylvester halblaut und haschte nach der Hand des Freundes … „ich weiß selber nit, wie mir ist! Ich kenn’ mich selber nimmer mehr … aber ich bin der unglücklichste Mensch auf Gottes Erdboden, wenn das Madel nit mein wird.“

„Dein werden! Warum sollt’ sie nicht? Du bist ein sauberer Bursch’, bist jung, reich – sie ist arm wie eine Kirchenmaus, sie wird mit allen zwei Händen zugreifen! Du kannst lachen – aber was fang’ ich an? An mir ist das Trumm’ aus’gangen!“

„An Dir?“ fragte Sylvester zerstreut.

„Etwan nit?“ rief der Musikant und fuhr sich, da die Haare fehlten, wie trostlos über die Glatze. „Hast etwan in Deiner Verzuckung gar nit einmal geseh’n, was mir passirt ist? Ich hab’ mich aufgeopfert wegen Deiner und jetzt soll ich das Bad austrinken für Dich? … Du hast wohl gar nit geseh’n, wer die Ehrenführerin war? Die Kramer-Waben mit ihrem Buckel und Ihrer spitzigen Nasen! Und die soll ich heirathen? Lieber schau’ ich, wo der Schliersee am tiefsten ist …“

„Du mußt Wort halten …“ rief Sylvester, „ich will keine gesunde Stund’ mehr haben, aber ich hätt’s auch gethan und wenn’s noch so schlimm ausgefallen wär …“

„Ja,“ entgegnete der Dicke mit bitterem Lachen, „Du hast jetzt gut reden hintennach! Aber mir ist’s justament, als wenn ich mein Todesurtheil unterschreiben sollt’ … und nit geschwind den Kopf herunter, nein, schön langsam und nach und nach gebraten bei einem Kreuzerkerz’l … Ich riskir’ ja, daß sie mich beim ersten Bussel ersticht oder mitten von einand’ schneid’t, wie die eiserne Jungfrau!“

„Wenn ich nur wüßte, wer sie eigentlich ist!“ rief Sylvester vor sich hin; er war zu sehr mit den eigenen Gedanken beschäftigt und hatte die Lamentation des betrübten Clarinettisten ganz überhört. „Wer sind ihre Eltern?“

„Wer sonst, als die Kramerleut’ da oben, wo’s gegen den Rohnberg hinauf geht? Der Vater ist eine lange, dürre Hopfenstang’ und die Mutter …“

„Willst mich foppen?“ unterbrach ihn Sylvester unmuthig. „Ich red’ von der Meinigen … Von der möcht’ ich was wissen!“

„Ja – von der weiß ich auch nit viel …“ brummte Muckel, „aber da kommt die alte Austrags-Wirthin noch aus der Kirchen angehinkt … die kennt jedes Haushalten in und auswendig, die kannst ausfragen …“

Die redselige Alte kam heran; Gruß und Ansprache ergaben sich wie von selbst und es fiel nicht schwer, sie zur Mittheilung ihrer gesammten Wissenschaft zu bestimmen und das Brünnlein ihrer Rede plätschern zu machen. Was aber daher geplätschert kam, war wohl nur Wasser, aber rein, frisch und hell, wie es aus den Bergen quillt; auch die Klatschchronik des Dorfes wußte die klare Fluth nicht zu trüben. Die Alte wußte nicht genug zu rühmen, wie die Clar’l nicht blos ein braves Mädchen sei, eine gute Tochter und eine tüchtige Arbeiterin; wie keine Mühe ihr zu schwer sei und keine Arbeit zu schlecht; wie sie immer fröhlich und guter Dinge sei, für Jeden ein freundlich Wort habe und doch sich wieder ein Wesen zu geben verstehe, daß Keiner es wage, sie mit einem unrechten Auge anzusehen. Das habe sie erst in Tirol drinnen wieder gezeigt, wo sie, weil es den Eltern etwas sehr hinderlich gegangen, bei einem Verwandten mehrere Jahre gewesen und aufgezogen worden sei. Da sei in der Nachbarschaft ein Ritterschloß gewesen und in dem Schloß ein vornehmer junger Herr, dem habe das hübsche Mädel in die Augen gestochen und er sei ihr nachgegangen und habe ihr das Blaue vom Himmel herab versprochen für ein gutes Wort und einen freundlichen Wink, sie aber habe ihm heimgeleuchtet, und wie er einmal eine Gelegenheit abgelauert, wo sie allein gewesen, und zudringlich geworden sei … „da,“ sagte die Alte lachend, „da ist sie nicht faul gewesen, hat das vornehme Herrlein um die Mitt’ gefaßt, wie einen ungezogenen Buben, hat ihn in den Milchkeller hinuntergetragen und eingesperrt und nicht eher heraus gelassen, bis Alles vom Feld daheim war und von der Arbeit, daß er sich nirgends mehr hat sehen lassen können vor Schand’ und Spott und Gelächter .… Ihr fragt mich wohl,“ fuhr die Frau fort, „weil das Dirn’l heut’ unter den Prangerinnen gewesen ist? Ja, das ist eine merkwürdige Geschichte und müßt’ ich nit heim und nach der Kuchel schau’n, ich wollt’ Euch davon erzählen, eine Stunde lang… Sie ist erst gestern heim ‘kommen aus der Fremd’ und hat wohl gar nit daran ‘denkt, daß sie mit sollt’ prangen geh’n, es ist ja allemal eine hübsch lange Zeit vorher, daß die Dirndeln dazu ausgesucht werden. Aber unverhofft kommt oft und so ist’s da auch wieder so ‘gangen; die Schmied-Zenzi von der Einöd’, die ist ausgewählt gewesen, die sollt’ die Ehrenführerin sein…“

„Was?“ rief Muckl und sprang von seinem Treppensitz auf, als hätt’ ihn eine Natter oder irgend ein Ungethier gestochen. „Die Schmied-Zenz? Das bildsauberste Dirnd’l auf sieben Meilen Wegs, und nit die schneidige Kramer-Waben? Warum ist sie nachher nit Ehrenführerin gewesen? Wer hat sich unterstanden und hat sie mir aus’tauscht?“

„Wer kann für’s Unglück, wenn ‘s Haus davon voll ist?“ kicherte die Alte. „Gestern war die Zenz noch hechten-gesund, über Nacht ist s’ krank ‘worden und liegt im Bett, über und über klitschroth, wie eine Kornrosen… Das war keine kleine Verlegenheit, wie heut’ der Zug in die Kirch’ geh’n soll: Alle sind schon da fix und fertig und die Ehrenführerin ist aus’blieben! Aber die Schwester vom Herrn Pfarrer, das alte Fräulein, die weiß Rath in Allem … die sieht die Kohlenbrenner-Clar’l, die vorbeigeht und an nichts denkt, als daß sie noch recht kommt zu Amt und Predigt; die muß herein und mag reden, was sie will, das Fräulein putzt sie auf, die Andern geben auch von ihrem Gewand, was sie nit ang’habt hat, und so muß sie mit in die Kirch’…“

Sylvester hatte schweigend zugehört; er war immer ernster und ernster geworden und bei den letzten Reden hatte er den Hut in der Hand und fühlte es durch seine Seele gehen wie warmen Märzwind, der den Schnee mürbe macht, daß die ersten Blumenglocken darunter hervorbrechen können. „Ja,“ flüsterte er in fromm bereuender Regung in sich hinein, „ja, die Heirathen werden im Himmel geschlossen! Ja, das ist wahrhaftig eine Schickung … ich dank’ Dir, lieber Gott, daß Du’s so gnädig g’macht hast mit mir … verdient hab’ ich’s wahrhaftig nit!“

Er eilte fort, unbekümmert um den Genossen, der seinerseits zu sehr mit sich selber beschäftigt war, um seine Entfernung zu beachten.

„Aber wie war’s denn mit der Ehrenführerin?“ fragte Muckl die Alte, die sich ebenfalls zum Gehen anschickte. „Wenn die Clar’l für die Kranke hat eintreten müssen, warum ist sie dann doch nit Ehrenführerin gewesen?“

„Ich hab’ wahrhaftig keine Zeit mehr,“ sagte die Alte und wollte sich los machen, „das wär’ auch wieder eine lange G’schicht…“

„Halt, Alte,“ rief Muckl, „ich laß’ Dich nit fort, und wenn Deine ganze Kuchel in Rauch aufgeht, das muß ich vorher wissen! Es ist meine Haut, um die es dabei geht! Wenn die Clar’l die Ehrenführerin hätt’ sein sollen, dann gehört sie von Gott und Rechtswegen mir und es kann leicht sein, daß die Waben auf’n Sylvester seinen Antheil trifft…“

„Das mußt halt mit der Waben ausmachen, Du narreter Ding,“ lachte die Alte, hinweg trippelnd, „der Clar’l ist’s gleich gewesen, wo sie sie hingestellt haben, aber die Waben hat’s verlangt, daß man sie zur Ehrenführerin machen sollt … sie hat sich’s eigens ausgebeten…“

„Ausge ..…,“ stammelte der Musikant und sah der Alten mit offenem Munde nach. „Das gilt nit!“ rief er dann plötzlich und sprang vor Ingrimm mit beiden Beinen in die Höhe. „Die Clar’l war mir vermeint! Die Wab’n gehört dem Sylvester zu, er kann schauen, was er mit ihr anfangt! … Ausgebeten? Warum denn etwann?“ Im Augenblick verstummte er wieder, denn wie ein Blitz schoß ihm die Antwort auf diese Frage durch den Kopf. „Herrgott, was geht mir auf einmal für ein Licht auf! … Wenn die Waben was gemerkt hätt’? … Ah, das kann ja nit sein.… Aber warum nit? Hab’ ich mich nit an den Zaun hing’setzt und an die offene Straß’ und hab’s in Wind hinaus erzählt, wie ein Narr… Es ist nit anders! Sie ist in der Näh’ gewesen und hat zugehört … und d’rinn hat sie sich die Zugführerin ausgebeten… Aber nein, das gilt nit! So ist’s nit ausgemacht worden … da thu’ ich nimmer mit! Vest’l, he, Vest’l … wo bist denn? Das gilt nit…“

Er eilte fort, am Pfarrhofe vorüber; im nämlichen Augenblicke traten Clar’l und die Krämerstochter aus der Thür. Er prallte zurück und machte einen Seitensprung, als er sie erblickte; sie aber lachte und nickte ihm zu mit der freundlichsten und vertrautesten Miene und rief: „Wo ‘naus, Muckl? Wie ist’s, wann wollen wir denn d’ Stuhlfest machen?“

Er war nicht aufzuhalten. „Wenn Pfingsten vor Ostern kommt, Du … Du Kreuzspinn’ Du!“ rief er im Entspringen, halb zurückgewendet, und verschwand um die Ecke.

„Lauter Neuigkeiten, die ich erfahr’!“ sagte die Köhlerin. „Das hab’ ich ja auch nit gewußt, daß Du mit dem Clarinetten-Muckel so gut bekannt bist! Seit wann denn?“

„Das will ich Dir wohl erzählen,“ sagte die Waben mit bissigem Lächeln, „jetzt ist ja keine Gefahr mehr dabei … aber komm’, nur, ich möcht’ den ersten Tanz nit versäumen, das können wir auch unterwegs ausmachen!“

Im Wirthshause war es schon lebendig und laut; in den Trinkstuben summte es wie in einem schwarmbereiten Bienenstock, vom Tanzboden herab begann es zu poltern und die Töne des ersten Ländlerischen machten die fröhlichen Paare drehen und sich schwingen. Die Kramer-Waben konnte es kaum erwarten, die Stiege hinauf zu kommen; ihre Gefährtin aber war nicht zu bewegen, ihr zu folgen; es war während des kurzen Weges, den sie miteinander durch das Dorf gewandert, eine große Veränderung mit ihr vorgegangen: der anmuthige Mund hatte sein liebliches Lächeln verlernt und um die treuherzigen Augen zuckte und blinkte es, als entstehe eine Thräne darin.

Hastig eilte sie am Heckenzaune dem Gestade zu, sich über den See rudern zu lassen.

In der engen Gasse stand auf einmal Sylvester vor ihr.

„Wo ‘naus, Dirn’l,“ rief er ihr entgegen und seine Augen blitzten vor freudiger Erregung. „Hast’n Weg verfehlt? Dort hinum geht’s zum Tanzboden!“

Als das Mädchen ihn erblickte, schoß ihr das Blut in’s Gesicht, aber sie faßte sich rasch und entgegnete, zur Seite weichend, in fast nur unmerklich bebendem Tone: „Kann sein – mein Weg führt nit zum Tanzboden!“

„Wär’ nit übel!“ lachte er in der seligen Ausgelassenheit seines Glücks. „Die schönste von den Prangerinnen darf beim Erntetanz nit fehlen! Komm’ mit, Clarl, mir müssen wieder gut freund werden miteinander, wir tanzen miteinander, wir schwatzen miteinander … o mein! Ich hab’ Dir so viel zu sagen…“

„Ich hab’ nichts zu schaffen mit Dir,“ sagte sie finster, „und will nichts zu schaffen haben; geh’ mir aus dem Weg!“

„Oho, bist noch fuchtig, Madel? Wirst schon wieder gut werden, hör’ mich nur erst an und tanzen mußt Du mit mir, das hab’ ich mir einmal vorgenommen und lass’ Dich nit aus …“

Sie sah ihn mit einem Blick an, der ihm ein gut Theil seiner zuversichtlichen Laune raubte. „Müssen?“ sagte sie. „Nit auslassen? Hätt’st Schneid’ über ein einschichtig’s Madel, wie über die armen Rothkröpfeln mit Dein’ Netz?“

Sylvester zuckte zusammen und trat erbleichend einen Schritt zur Seite … „Das dürft’ mir kein and’rer sterblicher Mensch sagen, als Du …“ stammelte er, „aber es mag geh’n, wie’s will, anhören mußt’ mich doch, ich hab’ ein ernsthaftes Wort mit Dir zu reden … Du kennst mich ja noch gar nit, Du weißt ja gar nit, wer ich bin …“

„O,“ erwiderte sie, „ich kenn’ Dich wohl, Vestl: wenn Du’s auch vergessen hast, ich denk’s noch wohl, wie wir miteinander gespielt haben, als kleine Kinder… Ich bin dazumal in Fischhausen gewesen, beim Fischer, weil der Vater seine Kohlhütten im Josephsthal drinnen gehabt hat … da bist Du manchmal mit dem Vetter hereingekommen zum Kirchenbauern, dann haben wir am See gespielt miteinander…“

„Ja, ja …“ rief der Bursche mit aufleuchtenden Augen, „das hab’ ich nit vergessen! Und das bist Du gewesen? Und wie ich mich einmal zu stark hinausgebeugt hab’ über’n Kahn und bin hineingestürzt in den See … da ist das Kind hineingewatet und hat mich herauszieh’n wollen und wär’ mit mir ertrunken, wenn nit justament der Vetter herzu’kommen wär … Und das bist Du gewesen, Clarl? Weiß Gott, ich hab’ Dich nit wieder erkennt, aber jetzt weiß ich, warum Du mir gleich so eigen vor: ‘kommen bist, warum’s über mich ‘kommen ist auf einmal, gerad’ wie wenn der Blitz einschlagen thät … Clarl, geh’ nit fort, bleib’ bei mir, Clarl … schau, ich hab’ Dich so gern!“

Sie stand mit glühenden Wangen und gesenkten Augen, aber regungslos. „Es ist nit wahr …“ sagte sie und wollte an ihm vorüber.

„Nit wahr? Ich will Dir den Beweis geben dafür! Mein Vetter ist gesinnt, mir Haus und Hof zu übergeben … nichts brauch’ ich mehr, als ein Madel, das Brunnhoferin wird … Sag’ Ja, Clarl, und auf Heilig-Drei-König ist Hochzeit! … Glaubst mir noch nit?“

„Es ist doch Alles, Alles nit wahr …“ wiederholte sie, beinahe wehmüthig, aber fest.

„ … Madel …“

„Du weißt gar nit, was das heißt, Jemand gern haben, so recht gern, von Herzensgrund!“ fuhr sie fort. „Du bist ein eigensüchtiger Mensch, der an Niemand denkt, als an sich selber! …“

„Aber Clarl!“

„Ob’s etwann anders ist? Deinem Vettern zum Widerspielen bist statt einem Bauern ein halbeter Jager ‘worden; wann’s ihn auch ‘kränkt hat – nur weil Dir selber das Herumschlenzen lieber gewesen ist! Dein Vetter verlangt, Du sollst den Hof übernehmen und Dir eine Bäurin suchen; Du thust ihm den Willen, aber wie? Auf Deine eigensüchtige Weis’! Wie’s Dir gefallt in Dein’ übermüthigen Sinn, Du treibst Dein G’spött mit der Lieb’, mit der Kirch’ und mit unserm Herrgott … Aber auf Eins,“ fuhr sie näher tretend fort, „auf Eins hast doch nit ‘denkt, Du übermüthiger Bue … ob Dich das Madel auch mag, die die Fünfte ist auf der Evangeliseiten …“

„Das weißt Du …“ rief Sylvester bestürzt.

„Wohl weiß ich’s und mehr … und darum weiß ich auch, daß Du gar kein’ Ahnung davon hast, was das heißt, Jemand gern haben, so recht von Herzensgrund gern, und daß Du nur Dein’ Muthwillen treiben willst mit mir! Wer sich ein Weib aussucht durch’s Loos und durch’s blinde Ungefähr, der taugt nit zu mir, und wenn er zehn Bauernhöf’ hätte und ich noch zwanzig: mal ärmer wär’, als ich bin! B’hüt Dich Gott, Sylvester … es ist schad’ um Dich … aber wir Zwei kommen nit zusammen!“

Sie ging; sie hatte mit Strenge gesprochen, aber durch die Strenge klang der Schmerz, bebte die Wehmuth, so sprechen zu müssen.

Vernichtet, keines klaren Gedankens fähig, starrte ihr Sylvester nach.

Eine schöne reine Gluth war angefacht in den beiden Herzen, aber eine finstere Aschenschicht legte sich erstickend auf die glimmenden Kohlen.