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Benutzer:Rosenzweig/Dillenius neu

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Weinsberg,

vormals freie Reichs-, jetzt württemb. Oberamtsstadt.

Chronik derselben

von

F. L. J. Dillenius,

vieljähr. Dekan und Stadtpfarrer in Weineberg, Ritter des k. württ. Friedrichsorden, korrospond. Mitglied des K. württ. statist.-topographischen Bureau's und des württ. landwirthsch. Vereins.

I. Burg, gen. Weibertreue, II. Freiherrschaft und III. Stadt.

Stuttgart.

Commissions-Verlag von Wilhelm Nitzschke. 1860.

Bibliotheksstempel Druck von Blum und Vogel in Stuttgart.

Vorwort.

Weinsberg ist unstreitig Einer der interessantesten Punkte des württembergischen Vaterlandes.

Die Burg, seit uralten Zeiten Weibertreue genannt, sehr wahrscheinlich ursprünglich römisches Castell, später mit der großen Hohenstaufen'schen Periode verflochten, der Sitz eines durch 4 bis 6 Jahrhunderte blühenden Geschlechtes, zählt zu den berühmtesten deutschen Burgen — als Denkmal der Frauentreue.

Die Freiherrschaft, von der württembergischen Alb (Neuffen) durch's Hohenlohe'sche und Fränkische bis zur Wetterau (Münzenberg, Falkenstein und Königsstein) einstmals sich ausdehnend, übertraf an Größe und Umfang die damaligen benachbarten Grafschaften Württemberg, Lüwenstein und Hohenlohe, und hätte, bei gleich gutem Haushalte, ebeufo gut wie Württemberg ein Herzogthum (Franken) werden können.

Aus dem Geschlechte der Freiherrn von Weinsberg, die mit den edelsten und mächtigsten Geschlechtern ihrer Zeit verbunden waren, giengen berühmte Männer heruor, wie Konrad IV., der kaiserliche Landvogt von Nieder-Schwaben, welcher den Grafen Eberhard I. von Württemberg (den Erlauchten) aus seinem Lande schlug; Konrad, der Erzbischof von Mainz, und Konrad IX., Reichs-Erbkämmerer und Proteetor des Coneils von Basel — kurz vor dem Erlöschen des Haufes.

Die Stadt endlich, von den Hohenftaufen her freie Reichsstadt, behauptete sich als solche im Bunde mit den übrigen schwäbischen Reichsstädten 3 Jahrhunderte lang gegen die Gelüste der über ihren Giebeln haufeuden Freiherrn von Weinsberg, denen sie von den Kaisern mehrmals verpfändet wurde, bis sie, im Kampfe der Städte mit den Adelichen erobert, und an Churpfalz verkauft wurde. 1440.

Im baierischen Erbfolgekrieg von Herzog Ulrich von Württemberg erobert und in Besitz genommen (1504—13) theilte sie das Mißgeschick des neuen württembergischen Vaterlandes, nach Vertreibung Herzog Ulrichs unter östreichische Regierung zu kommen, (1530) und ihr tragisches Schickfal unter dieser Regierung, im Bauernkriege von 1535, ihre Eroberung durch die Bauern, die Ermordung der Ritter vor ihren Thoren, ihre gräßliche Zer

störung durch den Bundesfeldherrn Georg Truchseß von Waldburg gaben der unglücklichen Stadt vor allen anderen des Landes eine traurige Berühmtheit.

Am Tage vor der entscheidenden Schlacht bei Lauffen 1534 huldigte sie dem wiederkehrenden Herzog Ulrich von Württemberg, erhielt unter seinem berühmten Sohne, Herzog Christoph, die verlorenen Stadtrechte zurück und blieb bis nach der Schlacht bei Nördlingen (1634) von den Drangfalen des 30jährigen Krieges schwer heimgesucht, unter mürttembergischer Hoheit, ward aber 1635 mit Burg und Amt vom fiegreichen Kaiser dem öftreichischen Grafen von Trautmannsdorf geschenkt.

Von diesem im J. 1646 (noch vor dem westphälischen Frieden) an den Herzog Eberhard III. von Württemberg zurückgegeben, gieng sie 3 Jahre später durch fürstbrüderlichen Vergleich hälftig an die Württemb.-Neuenstadter Linie über, von welcher sie erst nach deren Aussterben an das regierende Herzogliche Haus Württemberg zurückfiel.

Als Geburts- und Vaterstadt des berühmten Oekolampadius (Hausschein) — geb. 1482, gest. zu Basel 1531 — des Profelyten Is. Vo lmar — geb. 1582, geft. 1662 —, des bekannten Professors der Rechte Dr. Malblank, geb. 1752, geft. 1828; als zeitweiliger Wirkungsplatz des württemb. Reformators I)r. Erhard Schnepf 1522, und des evang. Predigers Johann Gailing 1548, des berühmtenTheofophen, Spee.-Superint. und Stadtpf. U. Oetinger, 1752—59 (f1782 als Abt Mälat^ zu Murrhard), des verdienten O.AManns, Hofrath v. Fetzer, 1785—1809, des gestund gemüthreichen schwäbischen Dichters und Arztes, Dr. Juft inus v. Kerner und Anderer glänzt der Namen der Stadt vor Anderen in der Biographie ausgezeichneter Männer.

Auch „daß alle Geister wohnen da" (Uhland) hat Weinsberg in unserem Jahrhundert ein eigenthümliches Renommee gegeben.

Und so hatte der Verfasser, welcher 21 Jahre in ihr wohnte und wirkte, reiche Veranlassung, während er von 1836 an für die Nachkommen eine Chronik der Jetztzeit über das Miterlebte niederschrieb, auch mit der Vorzeit sich zu beschäftigen und aus den ihni zu Gebot stehenden Aeten der Stadt und des Bezirkes Materialien für eine Chronographie von Burg, Freiherrschaft und Stadt Weinsberg zu sammeln.

Bei seinem Rücktritt vom Amte mit einem werthvollen Andenken von der Stadt beehrt, drängte es ihn um so mehr, auch der Stadt hinwiederum ein Andenken zu stiften. Als vieljähriges eorrefpondirendes Mitglied des,k. württ. Vereins für Vaterlandskunde und nach dem Statut von 1856 des statistischtopographischen Bureau's mit der Oberamtsbeschreibung von Weinsberg betraut, fand er zwiefache Veranlassung, die Geschichte von Weinsberg bis zu ihrem Urfprung zu verfolgen, wobei er die ihm mitgetheilten Notizen des statistisch- topographischen Bureau's, die Materialien der k. öffentlichen Bibliothek und des Archivs, die Geschichte Württembergs von Ob.Studienrath v. Stälin, die von Sattler, von Faber :e., die württ. Jahrbücher von Memminger, Titot's Gesch. von Heilbronn, von Stadlinger und von Martens Gesch. des württ. Kriegswesens :e., Zimmermanns Bauernkrieg, fowie die Vorarbeiten von Jäger (welche aber vielfacher Berichtigung bedurften), von Dr. Just. Kerner und — bef. bezüglich der Freiherrn von Weinsberg — die gef. Communieate von Dr. Pfaff, Direetor Albrecht, Dr. Klunzinger, Guterman u. A. benützte.

Die Refultate seiner Studien findet der geneigte Lefer in Form einer Chronik, in welche mit Wenigem auch die gleichzeitigen Haupt-Welt- Begebenheiten außerhalb Weinsbergs und die Hauptereigniffe der württembergischen Geschichte, seit Weinsberg Württemberg angehörte, mit aufgenommen find, fofern sie auf die damalige Stimmung und Geistesrichtung, oft auch auf das Schickfal seiner Bürger ein- und zurückgewirkt haben. Man läßt sich wohl überhaupt nicht ungerne erinnern, was gleichzeitig Großes anderswo geschehen ist, und der Verf. hatte dabei die led. Jugend seines früheren Bezirkes im Auge, welcher der Lehrer, wenn das Nähere sie anzieht, auch das Entferntere hiebei nahelegen kann. Auch die Beschreibung derIahrgänge im Allgemeinen, der Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit, des Witterungswechfels und anderer Naturereigniffe, des Herbstertrags, der Wein-, Brod- und Fruchtpreise glaubte der Chronograph der Vollftändigkeit wegen hiebei nicht fehlen lassen zu dürfen, wie sie bei Crufius, Steinhofer, Cloß (Wein-Chronik), in den württ. Jahrbüchern (von Pfaff und Vanotti) :e. zu finden ist und von Vielen, besonders Landwirthen, welche gerne das „Sonst" und „Jetzt" vergleichen, mit Interesse gelefen werden wird.

Die für Loealereigniffe und Perfonalwechfel benützten Kirchenbücher gehen bis 1571, die Stadtprotoeolle nur bis 1707 zurück, wo das Rathhaus sammt der Registratur bei dem großen Stadtbrande von 1707 in Rauch aufgieng. Gemeiner Stadt Privilegienbuch von 1468 ist gerettet und vom Verf. benützt. Wenigere Ausbeute liefern die im städtischen Archiv (einem Kirchengewölbe) aufbewahrten, zum Theil unvollständigen Stadtrechnungen, zumal da sie nicht über die vorwürttembergische Periode hinaufreichen. Mit der furchtbaren Zerstörung der Stadt durch den Truchseß von Waldburg 1525 wurde Alles zerstört, was über die reichsstädtische und ch'urpfiilzische Periode einigen näheren Aufschluß hätte geben können. Was das Staatsarchiv über den Bauernkrieg darbot, ist von Zimmermann forgfältig gefichtet und hier, mit Benützung eines werthvollen Archival-Manuserivts von dem se!. Negierungs- Nathe Günzler einverwoben, womit die, selbst von namhasteren Schriststellern erhobenen Vorwürse: als habe die Stadt ihr damaliges gräßliches Schicksal durch Verrätherei verdient, widerlegt sind.

Was der Bewohn er Weinsbergs über das so wechselvolle und ost so traurige Schicksal seiner Vaterstadt und seiner Voreltern, der Bezirksangehörige über das mit der Geschichte des Bezirksorts so genau verwobene Schicksal seines eigenen Wohnorts, der Besucher der berühmten Burgruine — es besuchen deren so Viele alljährlich die romantische Stätte — über die Vorzeit dieser Burg und des einst hier hausenden edelu Geschlechtes zu ersahren wünscht, wird er hier sorgsältig zusammengetragm sinden und sich dadurch von selbst zu Reflexionen angeregt sühlen, welche der Chronograph ost nur ungerne wegen der Fülle des Stoffes und Mangels an Raum unterdrückte.

Bei der großen Ausdehnung der einstigen Freiherrschaft Weinsberg wird auch der jetzt Auswärtige, ehemals dieser Herrschaft Angehörige Heimathklänge sinden. Die noch nicht untergegangenen, einst mit dem Hause Weinsberg eng verbundenen edlen Geschlechter Deutschlands, und die mit der kleinen Reichsstadt Weinsberg treulich verbüudeten, an ihrem Schicksale so oft teilnehmenden, sie noch lange überlebenden ehmaligen Reichsstädte werden in der Geschichte Weinsbergs einen kleinen Bruchtheil ihrer eigenen früheren Geschichte sinden. Die im Auszug angehängte neuere Chronik von 1836 an wird den Ietztlebenden manche frohe oder wehmüthige Reminiseenz bringen.

Der Verfasser glaubt deßwegen hoffen zu dürfen, daß er mit diesem Beitrag zur Topographie des württemb. Vaterlandes auch einem weiteren Kreise von Lesern eine nicht unwillkommene Gabe darbiete. So sieh Dich denn mit uns um, lieber Leser!

Zu Weinsberg, der gepriesuen Stadt,

Die von dem Wein den Namen hat,

Wo Lieder klingen schön und neu,

Und wo die Burg heißt Weibertreu,

Bei Wein und Weib und bei Gesang

Wär' l?uthern dort die Zeit nicht lang;

Auch sand' er Herberg und Gelaß

Für Teusel und für Dinteusaß;

Denn alle Geister wandeln da, (uhland.)

Der Verfasser.

Vnrg, Freiherrschaft und Stadt Weinsberg.

U e b e r s i ch t.

Mchmtt ' ^^,^

>. Ureinwohner. Vorchristliche Zeit . . , ,

ü. Römer-Herrschaft. Nach Chr. 96—282 ....'.'.'.., 3

KI, Zeit der freien Alemannen, 282-536 6

IV. (Merovingische Zeit.) Zeit der Frankenherrschaft. 536-748 . ' 8 V. (Karolingische Zeit,) Neichsunmittelbarkeit. Christenthum, 748 sgd. , l0 Vi. Burg und Freiherrschaft Weinsberg.

Ursprung der Freiherrschost und der Stadt Weinsberg 1 l

Zeit der Freiherrn von Weinsberg.

814-942? bis N40 erste Linie. Weibertrene 13. l4

ll40 bis !503 zweite Linie ,9 sgd,

VN. ») Stadt Weinsberg, im deutschen Reichsstädtebund

als freie Reichsstadt bis l4«/5« 1 68

b) Stadt und Aurg unter churvsa'lzischer Herrschaft l450-15«'/>2 89

" ^ - zum erstenmal unter württemb. Herrschaft !5l2—l520 .. 98

<y unteröstreich'scher Herrschaft 1520—l534 (Bauernkrieg) 102 sgd.

°) Stadt und Amt wieder unter württemb. Herrschaft 1534—1635 . . 123

<) unter gräsl. Trautmannsdo ls'scher Herrschaft l635 bis

.,, '"6 !47 sgd.

Lid) unter Württ. und Württ.-Neu enstabt'scher Herrschaft

.^ 16«/^1742 ... .150 sgd.

>) Heimfall an das regierende herzogt. Haus Württemberg 1742

bis !803 ........ . . 176

Unter churfürstlich-württemb. Regierung 1803-1806 . . . ' . 205 Unter königlich württemb. Regierung 1806 bis jetzt 207

I. Abschnitt.

Ureinwohner.

(Vorchristliche Zeit,)

Was wir von den älteften Bewohnern unseres Deutschlands, den Celten und Germanen wissen, verdanken wir vorzüglich dem C. Julins Cäfar, dem ersten Römer, welcher weitläufig und aus eigener Anficht von dm Deutschen sprach (f 44 v. Chr,), fodann dem C. Cornel. Taeitus, welcher im J. 98 n. Chr. ein eigenes Buch über Germania*) geschrieben. Unzuverläffiger find Strabo (Geogr.), Vellejus Patereulus und Plinius der Aeltere (Uistor. n»tural.). Von dem Urstamm, den Celten, unterschied man seit Cäfar den germanischen Stamm. Einer der drei Hauptzweige, in welche sich die Germanen theilen, find die in unserer Gegend heimischen Sueven (Hermionen), oder Schwaben. Die Völkerschaft dieses Stammes, welche am Kocher und Neckar wohnte und von da bis an den Main sich erstreckte, war nach Sattler (Geschichte des Herzogth. Württemberg S. 53) — der Vermuthung Cluver's und Barrs's zufolge — dieSedufier, welche wir (70 J. v.Chr.) in dem Heere des germanischen Königs Ariövist finden (Cäf. Gall. Krieg. I. Cap. 51.) und welche von Cäfar mit Ariovist über den Rhein zurückgejagt wurden.

Diese Sueven (und Sedufier) führten eine unstäte (schwebende) Lebensweise, wovon ihr Name herkommen soll. Appian erzählt von ihnen, »daß sie an Körpergröße die Größten unter den Größten überragt haben" **). Die goldgelbe Haarfarbe hatten sie mit fämmtlichen Germanen und mit den Celten gemein und als besonderes Abzeichen des Suevenstammes, jedoch nur der Freigeborenen unter denselben, führt Taeitus (Germ. Cap. 38.) an, daß sie dieses Haar aufringeln und auf dem Scheitel in einen Knoten schürzen. Die trotzigen, tiefblauen Augen, welche unter diesem Haarputz hervorblitzten, hatten etwas so Furchtbares, daß die Gallier dem Cäfar gestanden, sie können den niederschmetternden Blick des ariovistischen Heeres nicht aushalten. Selbft die Götter, fagten die Ufipier, seien nicht im Stande, den Sueven zu widerstehen (Oae». b. ßall. I, 39. 4, 7.).

Die allgemeine Volkstracht war ein wollener Mantel, eigentlich ein viereckiges Stück Tuch, oder auch ein Thierfell, nachläßig über den Rücken hängend und mit einer Spange, oder in deren Ermanglung mit einem Dorn anf der Schulter befestiget. Nur Vornehme hatten anliegende Kleider. Die abgezogenen Thierfelle wurden mit geflecktem Pelzwerk besetzt. Die Frauen bekleideten sich mit einer Art leinener Hemden ohne Aermel, welche sie selbst woben und mit einem purpurrothen Saume zierten.

') „lerrü »ut sil,!» twrr>ä» »ut paluäibu» lo«6»" k>>p. 5, (ein Land voll starrer Waldimg und scheußlicher Sümpfe).

    • ) Appian's röm. Gesch. übersetzt von v, Dillenins. I. Bd. S. 8l.

D illenins, weiniber«. 1

Krieg war das Element aller freien Germanen. Nichts führte ihre Hand lieber, als den Streitmeissel (lrnme») und den Schild. Aus jedem der 100 Gauen, fagt Cäfar, welche die Sueven bewohnen, ziehen abwechfelnd 1000 Mann als Krieger ans, 1000 bauen daheim das Feld. Während der Friedensruhe ergeben sie sich, um ihre Kraft frisch zu erhalten, zum Theil auch, um Nahrung und Kleidung zu gewinnen, der Jagd. Die weiten, den Römern furchtbaren Wälder Germaniens nährten damals noch manches, später verschwundene Wild, wie Auerochfen, Elenthiere, Rennthiere, Bären und Wölfe. Die Sueven lebten vorzugsweise von der Viehzucht, hielten auch Geflügel, zumal Gänfe; trieben aber nichtsdeftoweniger auch Ackerban, so daß ihre Culturstufe eine Art Mittelzustand zwischen den Nomaden und Ackerbauern genannt werden kann. Eigenen Boden befaß Niemand. Jedem wurde alljährlich sein Antheil am Gemeindebauland angewiesen. Die Wohnung schlug Jeder an der Stelle auf, von wo aus er seine Güter am besten bewirthschaften konnte. Es waren einfache, leicht wieder abzubrechende Hütten von übereinander gelegten Balken oder dichtem Flechtwerk; darüber ein Strohdach. Bei dem geringen Aufwand für Wohnung und Boden verließ man seinen Aufenthalt leicht, um andere, fruchtbare Wohnsitze zu suchen und Letzteres gibt auch Cäfar als Grund an, warum die Sueven unter Ariovist ausgezogen seien. »Land um Kriegsdienst" war das Lofungswort, das die deutschen Bölker fortbewegte*).

Von ihren Sklaven waltete Jeder in eigener Wohnung, am eigenen Herde. Der Herr legte ihm, wie einem Lehensmanne, eine Abgabe an Getreide, Vieh oder Kleiderstoff auf. Weiter ging die Unterthänigkeit nicht (Taeit. German. Cap. 25.). Städte gab es -bei ihnen nicht. Abgesondert und zerstreut siedelten sie sich an, wie eine Quelle, eine Flur, ein Gehölz einlnd. Darum auch keine Dörfer mit verbundenen und zusammenhängenden Gebänden. Die Sorge für Haus und Heerd und Feld blieb den Frauen, den Greifen und den Unvermögendsten der Familie, während die Streitbarsten, wenn es keinen Krieg gab, der Jagd nachgiengen oder sich dem Müßiggang überließen.

Gepflanzt wurde Gerste, Weizen, Roggen, Haber. Aus Gerste und Weizen brauten sie das beliebte Vier. Die zunächst am Rheine wohnten, kauften auch Wein. Ihre Kost war einfach: Feldobst, frisches Gewild, geronnene Milch, Haberbrei, In Zeiten des Mangels nährte man sich von Kräutern. Nur im Trinken zeigte sich nickt dieselbe Mäßigkeit. Tag und Nacht fortzuzechen war Keinem Schande **). Sonft weiß der Römer Taeitus viel von ihrer Keuschheit, ehelichen Treue, Gastfreundlichkeit, Aufrichtigkeit und Biederkeit zu rühmen, mit den Worten schließend: mehr gelten dort gute Sitten, als anderswo gute Gesetze. Cap. 19.

Von ihrer Religion fagt Taeitus: »sie halten es der Größe der Himmlischen nicht angemessen, sie in Wände einzuschließen, oder irgend in Gestalt menschlichen Antlitzes abzubilden. Haine und Gehölze weihen sie und rufen unter göttlichen Namen jenes unerforschliche Wefen an, das nur ihr ehrfurchtsvolles Gemüth erkennt." — Die vornehmsten ihrer Gottheiten, die sie sich wohnend in den rauschenden Blättern des eingefriedeten Haines, oder thronend auf dem belaubten Wipfel eines heiligen Baumes dachten, waren Wnotan (nordisch Othin), der Allmächtige, Allschaffende,

  • ) v. Stälin, württ. Gesch. I. S. !7.
    • ) Vgl. Avvian; r»m.-«lt. Gesch. Ueberf. 7l. S. 86. und Bürger-Kriege ll. Cap. 64. Ueberf. S. ll22,

Allwissende; Donar (nord. Thür), der Gott des Donners, gebietend über Wolken und Regen; Zin (nord. Tyr), der Gott des Krieges. Daneben verehrten sie eine Schaar von Untergöttern und Göttinnen. Auch die Elemente, Bäume, mehrere Thiere, z. B. weiße Roffe wurden heilig gehalten. Jeder Stamm scheint gewissen Gottheiten besondere Verehrung gezollt zu haben. Dem Wuotan fielen zuweilen blutige Menschenopfer, gefangene Feinde oder erkaufte Sklaven.

II. Abschnitt.

Römer-Herrschaft.

(J. n. Chr. 96-282.)

Als die Mareomannen (Gränzmänner) und Sueven, von Drusus bedrängt und insich Römern allzugefährliche Nachbarn erkennend, unter Marobod den füdweftlichen Theil des freien Deutschlands verlassen und sich nach Böhmen zu Gründung eines feften Reiches gezogen hatten, besetzten gallische Abenteurer und wohl auch manche Römer, welche Armuth und Gewinnsucht in den unsicheren Gegenden ihr Glück zu suchen trieb, und überrheinische Germanen den fast menschenleeren Landftrich zwischen dem Rhein und der Donan, erkannten die römische Hoheit an und entrichteten den Zehend, weßwegen dieses Land das Deeumatenland genannt wird (Tae. Germ. Cap. 29.). Es dehnte fich vom Taunus am Rhein herauf in's Neckar thal und Kaiser Domitian begann das nach und nach römisch gewordene Südweftgermanien mit einem Gränzwall einzufriedigen, welchen seine Nachfolger vollendeten.

Das Jahr 84 n. Chr. G. ergibt sich als ungefährer Zeitpunkt für die Aufnahme unserer Gegend in das System der römischen Provineialverwaltung. Rund um Weinsberg finden sich eine Menge Spuren von der Römerherrschaft. Spuren des römischen Gränzwalles trifft man in der nordöstlichen Spitze des Wernsberger O.A.-Bezirks, wo er unter dem Namen Schweinsgraben, vom Welzheimer Wald und der Murr her über Siegelsberg, Steinberg und Grab (im O.A. Backnang) ziehend, unterhalb Mönchsberg die Roth überschreitet, von da 500 Schritte östlich von Mönchsberg auf der Höhe eine nordwestliche Richtung gegen Mainhard nimmt, die jetzige Poftstraße von Mainhard nach Hall durchschneidet, den Ort Mainhard in einem östlichen Bogen umschließt und über das Brettachthal hinüberfpringend bei Gailsbach den Bezirk verläßt, um sich in das Thal von Pfeddelbach und Oehringen (aras ?l»vi»e?) hinabzufenken, von wo er über Pfahlbach dem Kocher und der Jart bei Jarthanfen zuzieht und bei Weigenthal die Landesgränze verläßt.

An diesen Gränzwall schloßen sich auf der Höhe von Mainhard drei viereckige Castelle an, in welchen nach den aufgefundenen steinernen Denkmalen (vgl. v. Stälin's württ. Gesch. I. S. 57) die Legio XXII., genannt primißeni», stand, von welcher auch Inschriften zu Welzheim, Oehringen, Olnhausen und Jarthausen längs des römischen Limes, aber auch am Neckar, bei Cannftatt und Rottenburg gefunden worden find. Sie kam ungefähr in den 60er Jahren nach Deutschland und hatte ihr Standlager bis zu Kaiser Sever. Alexander's Zeiten, ja höchst wahrscheinlich bis zum Ende der Römerherrschaft in Obergermanien, namentlich in Mainz, aber auch auf dem rechten Rheinufer wie oben. Außer den Spuren von drei Castellen finden sich in Mainhard unverkennbare Spuren eines römischen Lagers und einer ausgebreiteten Niederlassung, sogar eines römischen Bades am Fuße der Anhöhe bei dem noch so benannten Weiler Bad, bei welchem ein zerbrochener Altar (I. 0. öl. ^ovi opt. m»x.) gesunden wurde. Außer der XXII. Legion stand hier nach einem zweiten vorhandenen Denkmal von römischen Hülssvölkern die eo^« /laimaia und die eo/>o>'H ^t«<«,«nn, wie die oulwl'8 I. Nslvetiorum an dem lime» bei Oehringen, und die eunor« XXIV, voluntariorum eivium rom»norum an dem Gränzwall bei Murrhard stand. Auch verschiedene Antieaglien, Münzen, Ziegeln :e., welche gesunden wurden und noch jetzt zuweilen zu Tag kommen, weisen aus die langjährige römische Ansiedlung in diesem Gränzort. Der Name einer „«>«'<<,«" oder von «vie»ni»" findet sich aber nicht.

Rückwärts von Weinsberg, 1 Stunde weit bei Böckingen am Neckar, einer Hauptstation der Römer, lag nach dort ausgesundenen zwei Denkmalen, welche aus das J. 148 n. Chr. weisen, die VIII. Legion, welche aber auch vorwärts in Oehringen vorkommt und weiter hinab am Gränzwall in Olnhausen. Auch die eolx»-»I. Ilelvetiorum erscheint im benachbarten Böckingen, wie in Oeh ringen.

Von der römischen Neckarthalstraße aus findet sich noch jetzt die Spur einer Seitenstraße, welche von Böckingen, nach dem Nebergang über den Neckar, über den Gebirgszug des Jägerhauses, oberhalb der Stadt Weinsberg, unter dem Namen »Heidenstraße" nach Löwenstein und von da über Hohenstraßen aus dem Gebirgskamm an den Gränzwall (Schweinsgraben) bei Mainhard und die dortige Niederlassung führte (v. Gock, der röm. Gränzwall von der Altmühl bis zur Jart S. 188). Auch die Stationen Böckingen und Oeh ringen scheinen, nach den in Weinsberg, Willsbach und gegen U.-Hambach vorkommenden Namen »Heer-weg,« ans der Nordseite des Schemelsbergs "Heerwald" und bei Rapbach »Heer-prücklein," durch eine röm. Seitenstraße verbunden gewesen zu sein, welche wohl direet über Wemsberg führte (Gock).

Aus eine römische Niederlassung in dem Orte Unter-Hambach, zwischen Mainhardt und Oehringen, nahe an der letztgenannten Seitenstraße von Böckingen nach Oehringen, weist das am dortigen Kirchturme eingemauerte Flachbild mit drei Matronen — Schutzgöttinnen (v. Stälin I. 56.), oder Dryaden? — (s. O.A.-Beschreib. Unter-Hambach). , An den Schluß dieser Periode, wo schon die Römerherrschaft zu wanken begann, setzt ein — schon von Sattler (älteste Geschichte des Herzogthums Württemb. S. 160) berührtes, noch vorhandenes Exeerpt ans »Gemeiner Stadt Weinsberg Privilegienbuch 6s »nno 1468. in tu!. S. 152 s. »die Nachricht: „»nno 282. Die Stadt Weinsberg war ansangs groß und volkreich; welche Probus Valerins, der römische Kaiser, als er die Gegend des Neckars erobert, ansangs erbaut. Das Bergschloß haben die Römer erbaut und waren eine römische Vogtei.«

Allein Kaiser Probns, der überdieß gerade in diesem J. 282 von den Soldaten ermordet wurde, schlug zwar die wiederholt den römischen Gränzwall durchbrechenden Alemannen siegreich über den von ihnen schon früher in Besitz genommenen Neckar und über die Alp zurück, entriß ihnen in Gallien 60 Städte wieder und ließ die von den Alemannen zerstörten wieder ausbauen. Auch suchte er die Barbaren zu eivilisiren, ließ durch die Legionen in Gallien und Panonien Weinberge anlegen, Brücken, Kanäle, Heerstraßen in allen Theilen des Reiches banen, Sümpse austrocknen u. s. w., wodurch er eben den Unwillen der entarteten und zuchtlosen Soldaten gegen sich erregte. Aber ven einer Stadt, zumal »einer großen und volkreichen," die er hier erbaut hätte, siudet sich in sämmtlichen geschichtlichen Quellen über diese und die spätere Periode keine Spur.

Möglicher wäre, — obwohl sich auch hierüber Nichts sinden läßt, — daß er vor 282 ans dem Burgberge Eines jener von ihm in der Neckargegeud angelegten Castelle erbaut hätte, als Communieationsmittel zwischen rer römischen Warte aus dem Wartberg am Neckar und zwischen den römischen Castellen im Kocherthale und aus der Mainhardter Höhe und im Hohenlohischen — Oehringen. Bestätiget könnte diese Vermuthung dadurch werden, wenn die nach Zager (die Burg Weinsberg S. 12.) bei Räumung des Schutts gesundenen AUerthümer, namentlich Urnen und andere Geschirre, wirkliche römische Älterthümer wären (was aber bezweiselt wird); sowie dadurch, daß der, »nun 1824 zu Restaurirung der Burgruine berusene Hofbaumeister von Thouret den großen runden Thurm und seine gewölbte Berließhalle mit einer 18 Fuß dicken Mauer, für ein römisches Werk erklärte; endlich durch die an der Mauer beim sog. Kirchthörlein besindliche, aber fast ausgewaschene, ossenbar nicht christliche Figuren erhabener Arbeit. Apisköpse?

Wenn der Name dieses Castells später nirgends mehr vorkommt, so läßt sich dieß vielleicht dadurch erklären, daß die die Römerherrschaft brechenden Alemannen in ihren Kämpsen mit den Römern anch diese Zwingseste brachen^ wie sie so manche bedeutendere Städte zerstörten. Das Neckarthal gehörte schon im J. 306 zum »Barbarenlande,« wo die Alemannen von jetzt an unvertrieben hausten.

Noch haben wir der Sage (oder Vermuthung) zu erwähnen, daß derselbe Kaiser Probus auch den Weinbau in Weinsberg eingeführt habe. Gewiß ist, daß Probus in GMen und Panonien Weinberge anlegen ließ und die ersten Reben an der Mosel pslanzte. Sein System war, die Eroberungen dadurch zu behaupten, daß er Wohnungen und Ländereien anlegte und die Barbaren eivilisirte. Erbaute er nun wirklich ein Castell aus dem Burgberge, so mochte ihm dessen südliche Seite auch geeignet zum Anpflanzen der Rebe erscheinen und es hätte sich dadurch von selbst der Name Weinberg (Weinsberg) ergeben, dessen Ursprung wir sonst nirgends sinden. Allein zwischen Rebenpslanzung und Weinbau ist noch ein großer Unterschied und in der ganzen folgenden Periode findet sich keine Spur davon, daß Weinbau in unserem Thale getrieben worden sei. Selbst das sonst so umsassende alemannische Gesetz berührt den Weinbau mit keiner Sylbe. Erst die Urkunden des 8. Jahrhunderts wissen von ausgebreitetem Weinbau am Bodensee und im unteren Neckarthal, namentlich von Heilbronner Ortschaften, aber noch nicht vom Weinsberger Thal. Möglich, daß die Alemannen mit der Zerstörung der römischen Zwingseste, wenn eine solche hier stand, auch die jedenfalls unbedeutende Anpslanzung der verhaßten Unterdrücker zerstörten. Entscheidend ist übrigens auch die Wahrnehmung, daß aus den südwestgermanischen Inschristen sämmtliche bekannte römische Gottheiten und Untergottheiten vorkommen*), niemals aber der Name des Baechus genannt wird. Auch von einem dem Baechus geweihten Tempel findet man unter den vielen Trümmern damaliger römischer Tempel keine Spur, und der Schluß, welchen ein Unbekannter im Morgenblatt von 1819 aus den Epheublättern und dem Weinlaub an den alten Säulen des Hauptportals der Arche machen woNte, verbunden mit den Larven an

') v. Stälin i, S. l09.

dem Fries," daß die Kirche, aus den Resten eines römischen Baechustempels entstanden sein möchte" — gehört gewiß in das Reich der Träume, wie die Verzierung des Epheu- und Rebenlaubes einer späteren Periode angehört.

III. Abschnitt.

Aus der Zeit der freien Alemannen

(Jahr 282 — 536)

findet sich nicht die leiseste Spur von einer Burg oder Stadt Weinsberg. Wir können aus dieser dritthalbhnndertjährigen Periode Nichts berichten, als daß in unserer Gegend, im Neckarthal und aus der Alb die Alemannen, welche schon unter Kaiser Valerian den römischen Gränzwall durchbrochen hatten, schon vor Kaiser Probus sesten Fuß gesaßt hatten, nach dessen Tode sich hier aus's Neue festsetzten und von da an bis zu Ende der Periode nicht wieder daraus vertrieben wurden. Die Kämpse der Alemannen mit den nächstfolgenden Kaisern, mit Marimian, Constantins Chlorus, Constantin d. Gr. Constantins II,, Julian, Valentinian und Gratian, berührten unsere Gegend nicht. Sie drehten sich mehr um den Rhein, über welchen die Alemannen, die Erzseinde der Römer, wie Ammian sie nennt, immer wieder neue Einsälle in Gallien machten. Gratian war der letzte Cäsar, der den. deutschen Boden betrat; es kam zum Frieden, wobei eine Anzahl junger Alemannen den Römern Kriegsdienste zu thun versprachen.

Diese Alemannen, welche jetzt nach Vertreibung der Römer als die Besitzer unserer Gegend erscheinen, glichen — nach Ammian — an Körpergröße und Haar- sarbe, sowie in der Volkstracht, den im I. Abschnitt geschilderten Sueven. Das 5'eben der Männer bestand in steter Wassenübung; ihre Tapserkeit, Wildheit und Stärke wird auch von den seindlichen römischen Schriststellern anerkannt.

Ihre Nahrung waren neben Baumfrüchten Fische, Wildprät, Rind- und Pferdefleisch. Beliebtes Getränke war das Bier, aus welches noch ein eigenes Spottgedicht — gegenüber dem Wein — von Kaiser Julianus eristirt*).

Trotz ihres kriegerischen Sinnes war die Viehzucht bei ihnen in großen Ehren.

  • ) Sattlers Gesch. Württembergs S. 182:

„tu bireuin nun n«et»r ol«8, — drnmuill, d»ii6 brnmillm." Nach der köstlichen Uebersetzung des Historikers Lehmami f l69N: <»

Was bist du, Wein? wo kommst du her? Dich kenn ich nicht; beim Wein ich schwör! Der Wein schmeckt wie der Göttertrank; Du schmeckst nach eines Bocks Gestank. Die Deutschen, so der Trauben entbehr'n, Dich han gesotten aus Gerstenähr'n. Ein' Gerstenbrüh du heißen magst, Nicht Rebensast. Denn du auch plagst Den Leib mit unlustigem Krachen, . Nicht wie Wein fröhlich Leut kannst machen.

Selbft eine Anzahl Handwerke, welche einige Kunstfertigkeit erforderten, finden sich bereits in den alemannischen Gesetzen.

Die Einrichtung der Wohnungen von ihrem zeltarligen frühesten Aussehen an machte nur wenige Fortschritte; doch findet sich die innere Stubeueinrichtung bereits in den alemannischen Gesetzen stls etwas Herkömmliches. Feste Wohnsitze in größeren ummauerten Städten waren ihnen verhaßt; sie erschienen ihnen als Gefängniffe und Grabstätten. Daher mußten die bedeutenderi: römischen Städte ihre Zerstörungswuth auf's Empfindlichste fühlen.

Ihre Sitte war im Allgemeinen wild; Raub ihre Lust, Trunkliebe Gewohnheit. Die deutsche Sprache war als Schriftfprache bei ihnen noch so wenig entwickelt, daß noch in der folgenden Periode ihr Gesetz lateinisch abgefaßt werden mußte. Der Befehlshaber im Krieg und der Beamte und Richter im Frieden war bei'ihnen in Einer Perfon vereinigt. Nach der ungefähren Hundertzahl der Männer oder Familien (Centar, Huntaren) stand die in einzelnen Höfen angesiedelte Einwohnerschaft unter Centvorstehern (eenten»rii»). An der Spitze einer Anzahl von einander unabhängiger Gemeinden stand der Herzog, auch König genannt, deren Mehrere sich nur manchmal im Kriege wieder unter einem gemeinfamen Oberanführer vereinigten. Zu Abhaltung der Gerichte :e. waren Volksversammlungen bestimmt, Kriegsunternehmungen wurden von den einzelnen Herzogen mit ihren Volksgemeinden selbstftändig beschlossen. Solcher Herzoge oder kleinen Könige bei den Alemannen wird eine Anzahl mit Namen genannt, insbesondere vom nachherigen Niederschwaben, also u nferer Gegend, aus dem Kriege mit Julian Urins, Ursieinus und Vestralpus.

Dem Heidenthume hingen die Alemannen viel länger an, als die umwohnenden Völkerstämme, und wenn auch von Constantin's des Gr. Zeit an einzelne Christen im Rheinthale vorkommen, so war doch die Hauptmaffe des Alemannenvolkes am Schluffe dieser Periode noch heidnisch. Die alte-Anbetung des'Wuotan und seiner Nebenund Untergötter dauerte fort. Hauptwohnung ihrer Götter blieb noch immer der heilige Hain, in dessen Eichen dieselben thronten. Pferde, Ochfen und andere Thiere wurden diesen Göttern und den göttlich verehrten Bäumen, Strömen, besonders falzhaltigen Quellen und dergl. zum Opfer gebracht.

Mit dem Beginn des 5. Jahrhunderts, zur Seit, wo die Söhne Theodofins des Gr., Areadins und Honorins, das Reich unter sich theilten, begannen die Völkerzüge (in der fog. Völkerwanderung) sich wie ein Meer über Süd- und Westeuropa zu ergießen. Sueven, Alanen, Vandalen wälzten sich im Jahr 406 über Gallien herein und stürzten hier die Römerherrschaft für immer. Der Gothen- Kvnig^ Alarich, durchzog Italien und eroberte im J. 412 fogar Rom. Sein Nachfolger und Schwager, Athaulf, gründete im füdlichen Gallien das westgothische Reich.

Die Alemannen, welche in dieser Zeit das Neckargebiet — und damit auch das nnfrige beherrschten, ergoßen sich gegen Süden und Westen; späterhin noch vorwärts getrieben von dem Sturme der Vandalen, Sueven und Alanen auf Gallien, schloßen sie sich im J. 451 dem Zuge des Hunnenkönigs Attila nach Gallien an, von dessen Zug durch unsere Gauen sich noch Spuren bei Wimpfen finden, und zerstörten im Verein mit den gleichgefinnten Hunnen alle römischen Niederlassungen. Es war ihnen aber nicht beschieden, einen dauernden, selbstständigen Staat zu gründen. Sie wurden erst von dem ostgothischen König Theodemir befiegt und stießen im J. 496 mit dem herrschfüchtigen Franken-König Chlodwig zusammen. Durch den Ausgang der entscheidenden Schlacht bei Zülpich, J. 496, kam die große Rulle in der Geschichte, welche außerdem vielleicht den Alemannen zugefallen wäre, an die Franken. Unsere Gegend, vom Remsthal über die mittlere Neckar-, die Kocher-, Jart- und Taubergegenden sich ausdehnend, wurde wahrscheinlich schon damals vvn Chlodwig zum Frankenreich gezogen. Beträchtliche Ländereien zog hier der fränkische Hof ein, theils für sich, theils zur Ausstattung seiner Großen; Folge im Kriege verstand sich als Pslicht der Unterworsenen ohnehin. Unser Theil von Alemanien, welcher von nun an zu Franken gerechnet wurde, verschwindet noch mehr aus der Geschichte, als derjenige, welcher erst im J. 536 vermuthlich unter Bedingungen abgetreten wurde, seinen Namen behielt und sich unter Stammesfürsten (Volksherzogen) in der merov ingischen Zeit, J. 536—748, noch ziemlich frei bewegte, so daß diese Alemannen mehr als Bundesgenossen und zur Heeressolge Verpslichtete erscheinen, denn als Unterthanen. Viele Ländereien sielen dem Herrscherhause als Krongut zu, während viele freie Besitzer zu Eigenen gemacht wurden.

IV. Abschnitt.

Zeit der FranIenherrschaft.

(Merovingische Zeit J. 536-748.)

Chlodwig, der König der Franken, welcher die Alemannen unserer Gegend seinem Reiche einverleibte, hatte mit 3000 Franken das Christenihum angenommen und in kurzer Zeit folgte ihnen der größere Theil der Nation. Die Christianisirung unserer Alemannen fällt erst in das 7. und 8. Jahrhundert, Das Bisthum Würzburg, wozu unsere Gegend später gehörte, wurde erst in der Mitte des 8. Jahrhunderts gestiftet. Während die irischen Glaubensboten, Columba und Gall, im Süden unseres Vaterlandes dem Christenthum den Eingang öffneten (Kloster St. Gallen), war im Norden der h. Kilian, gleichfalls Jrländer, der Apostel des Frankeulandes, büßte aber im J. 689 seine Bemühungen in der Gegend von Würzburg mit dem Leben. Für die Christianisirung unseres Landes wirkte bereits vielsach auch der päbstliche Stuhl. Seinen Absichten schmiegte sich mit ängstlich.ergebener Treue die Thätigkeit des Apostels der Deutschen, des Angelsachsen Winsrid, bekannter unter dem Kirchennamen Vonisaeius. Dieser war es, welcher im J. 746 oder 751 den Engländer Burchard, den ersten Bischof von Würzburg weihte, welches Bisthum seinen Sprengel weit in's jetzige Württemberg ausbehute und schon durch den Major Domus, Karlmann (741—47) mit der St. Michaelskirche in Heilbronn beschenkt wurde.

Die christliche Religion erscheint am Schlusse dieser Periode als die herrschende. In dem alemannischen Gesetz, dessen Vollendung in diesen Zeitpunkt sällt, steht sie aus Einmal als allgemeine Volksreligion da und des Heideuthums, als innerhalb der alemannischen Gränze herrschend, wird darin gar nicht mehr gedacht, wenn gleich heidnische Gebräuche, welche in den Volksrechten nach ihrer Vorrede nur allmählig bei ihren wiederholten Ueberarbeitungen ausgemärzt werden konnten, einzeln noch lange sortleben mußten, ja sogar die heidnischen Ordalien durch die Gesetzgebung neue Bestätigung erhielten. Das alemannische Volksrecht redet von Bischösen, Presbytern, Diaeonen, Regularmönchen und Clerikern und die großen Wergelder und Bußen, mit welchen Verbrechen gegen die Kirche und ihre Diener gefühnt werden müssen, zeugen für den hohen Rang, welchen sie im Staate einnahmen. Der Bischof wird in dieser Beziehung mit dem Herzog auf Eine Stufe gesetzt (tit. 12,), und selbst der Pfarrer hatte über das Doppelte, der Diaeon und Regularmönch nahezu das Doppelte vom Wergeld fogar eines Adeligen.

Was die Lebensweise in dieser Periode betrifft, so ergibt sich aus dem alemannischen Gesetz, daß hinfichtlich der Standesverhältuiffe die Zahl der Knechte und Leibeigenen beträchtlich größer war, als die der Freien. Sie mußte natürlich immer mehr zunehmen, je mehr Freie durch die ewigen Kriege, von welchen die Knechte und Leibeigenen ausgeschlossen waren, umkamen, oder auch nach der Vorschrift der Gesetze wegen begangener Verbrechen in die Knechtschaft herabgestoßen wurden.

Merkwürdig ist in dem alemannischen Gesetz die Hochstellung der Fran, indem ein ihr zugefügtes Unrecht doppelt so schwer gebüßt werden mußte, als das an einem Mann begangene, während in den fränkischen Gesetzen Mann und Frau gleich standen.

Die reichbegüterten Alemannen hatten Sene schalle, welche die Aufficht über ihre Dienftleute führen mußten und besondere Auffichtsperfonen, wie Marschälle:e, für ihre Pferde und ihr Vieh (tit. 79.). Der unfreie Bauer bepflanzte mit seiner Familie das ihm zugewiesene Grundstück, worauf er seine besondere Hütte, Stallung und Scheuer, Kornboden, Speicher und Keller hatte. Doch entzog wohl auch der Freie sich nicht ganz den landwirthschaftlichen Arbeiten, da ihm tit. 38. solche oper«, «ei'vil!» am Sonntag verbietet. Wiesen- und Getreidebau war in steter Zunahme. Pferde-, Rindvieh-, Schaaf- und besonders Schweinszucht blühte (tit. 74 sq.). Auf die Waiden wurde das Vieh in Heerden (Truppen. tit. 72.) getrieben. Des Weinbaus geschieht in dieser Periode noch keine Erwähnung, während die bairischen, falischen u. a. Gesetze von einem solchen im benachbarten Nreisgau wissen.

Die Freien, deren es drei Clasten gab, 1) die Ersten, melinri»>zimi, 2) die Mittleren, meäi»ni, 3) die Gemeinfreien, minoüeäi, widmeten sich dem Kriegsdienst, im Frieden dem Waidwerke. Man jagte Auerochfen, Büffel, Bären, Wölfe, Rothund Schwarzwild. Auf Vogel wurden Habichte gebeizt (tit. 101.). Zum Zeitvertreibe hielt man gezähmte Rehe, Tauben, Störche, Raben, Krähen, verschiedene Sangvögel (tit. 99.). Selbst Bären wurden gehegt (ibi6.). Die Reitkunst wurde auch von Frauen geübt (tit. 67.).

Von Nahrungsmitteln erwähnt das alemannische Volksrecht das Bier, Brod, Eier, Schweine, besonders Frischlinge, Hühner (tit. 22.). Auch Fische waren eine beliebte Koft. Für Bereitung der Speifen gab es in dieser Zeit bereits eigene Köche (tit. 79.).

In der Baukunst finden sich bedeutende Fortschritte. Das alemannische Gesetz (tit. 81.) kennt schon Stuben («tuba»), Säle, d. h. Wohn- und Gefellschaftszimmer, Keller, Scheunen, Kornböden. Die Baulichkeiten des Einzelnen umschloß ein Zaun; das Ganze hieß ein Hof (eurti«), ein Hund hielt dabei Wache.

Gewerbe kommen schon vielfach vor. 'lit 79. kennt Köche, Bäcker, Grob-, Gold- und Waffenschmiede,-Zimmerleute. Für Verfertigung von Kleidungsstücken hatten die leibeigenen Weiber (»neülae ve«ti»i'ins. tit. 80.) zu forgen, vermuthlich unter Aufficht der Hausfrau. Bon künftlicheren Werkftätten kennt das alemannische Gesetz bereits die Waffermühlen (tit. 83. vgl. 104.). Auch Wundärzte erscheinen nicht auf der niedrigsten Stufe (tit. 59.). Als Hauptverkehrsmittel erscheint das Geld. Das Gesetz dreht sich großentheils um Geldstrafen. Die Alemannen rechneten nach Silberschillingen, einer bloß gedachten Münze, die sich aus ungefähr 1 sl. 24 kr. belies. Eine wirkliche Münze, von den fränkischen Königen ausgeprägt, war nur der Denar, dessen innerer Werth ungefähr 7 Kreuzer betrug. Uebrigens beweisen die geringeren Strasansätze des alemannischen Gesetzes, in Vergleichung mit verwandten Volksrechten, eine größere Geldarmuth unseres Volkes gegenüber den anderen, die, in reicheren Provinzen des Südens und Westens eingewandert waren.

Ueber die Preise verschiedener Gegenstände geben die im alemannischen Gesetz enthaltenen BußbestimmunAen bei Entwendungen «. einen Maßstab. Nach solchen gelten Leithunde 12 Schillinge, Schaashunde 3, gewöhnliche Pferde 6, Stiere, Ochsen 3, auch 1 Schill. 8 Denare und noch weniger; Kühe 1 Schill. 4 Den. und darunter, Schweine 4 Denare.

V. Abschnitt.

Karolingische Zeit. Reichsnumittelbarkeit.

(Jahr 748—917.)

Nach dem Sturze des alemannischen Herzogthums wurde das Land von einem verbündeten Staate zu einem unmittelbaren Theil des Frankenreiches gemacht und stand nun unter Verwaltung von Männern, welche die fränkischen Herrscher einsetzten. Pippin der Kl. bestieg im Jahr 752 bald nach Aushebung des alemannischen Herzogthums, unter Zustimmung alles Volkes den fränkischen Königsstuhl. Ihm folgten seine beiden Söhne Karlmann und Karl der Große, 768 bis 814; Letzterem Ludwig I. der Fromme, 781—840; Ludwig II. der Deutsche, 841—76; Karl der Dicke, 876—87; König Arnols, 887—99; König Ludwig IV. das Kind, 900-91^.

In"diese Periode sällt nun die Gaueintheilung unter einem Gaugrasen, dem die Verwaltung der Gemeinden des Gaues anvertraut wurde, und die Abmarkung der fränkischen Bisthümer — für unsere Gegend Würzburg.

Aus Urkunden des Klosters Lorsch lernen wir hier den fränkischen Neckargau kennen, der aber aus alemannischen und fränkischen Gegenden zusammengesetzt ist und wegen seiner großen Ausdehnung keinen politischen Amtssprengel eines einzigen Grafen ausgemacht haben kann; wie denn auch keine eigene Grafen dieses Gaues angeführt werden. Untergeordnet, wahrscheinlich als bloße Centen, kommen vor: der Ohrgau, der Brettachgau, der Sulmanach-(Sulm)Gau und der Schotzachgau; in Ersterem findet sich bloß Sulmana (Neckarsulm); in Letzterem Jlsselt (Jlsfeld). Im Brettach gau findet sich das benachbarte Helmanabinnde (Helmbund-Neuenstadt) und Butinga (Langenbeutingen). Vermuthlich verwalteten den fränkischen Neckargau die Grafen des Palatinalgebiets Heilbronn (Württ. Jahrb. v. J. 1844). Im Schotzachgau sinden wir die Grafen von Calw und nach ihnen hier und im Sulmgau die Dynasten von Weinsberg. Von Weinsberg findet sich in dieser Zeit nur die Spur, daß es im 9. Jahrhundert Capitelsstadt des V. Archidiaeonats im Würzburger Kirchsprengel war, wozu auch Heilbronn, Oehringen, Neuenstadt und Lausen gehörten (Urkunde des Klosters Ebrach). Wo aber der Weinpslanzungen in zusällig erhaltenen Urkunden gedacht ist, wie vom Jahr 766 in den Nachbarorten Biberach, Böckingen, Frankenbach, vom J. 775—93 in

Elfesheim, vom J. 777 auf dem Bollinger Hofe, vom J. 788 in Neckar-Gartach, Heilbronner Orten, wird Weinsberg nirgends berührt, was freilich noch Nichts beweist. Unter den Gütern, welche die Kirche, die Bisthümer oder Kloster dieser Periode befaßen, finden sich in den noch vorhandenen Urkunden nur etliche bei Alt-, Neulautern und Stangenbach im jetzigen O.A.-Bezirk Weinsberg, welche das Kloster Fulda befaß; aber weder hier, noch bei den vielen Besitzungen des Klosters Lorsch im benachbarten O.A.-Bezirk Neckarfulm ist der Name Weinsberg zu finden, wogegen Weinsberg nach Obigem als Capitelsstadt des Bisthums Würzburg erscheint. In diese Periode fällt nun die erste Notiz von einer Freiherrschaft Weinsberg, welche das im II. Abschnitt berührte Prikilegienbuch gemeiner Stadt Weinsberg 6e »nno 1468, S. 152 ff. in Folgendem enthält: „H,nno 814 hat Kaiser Ludwig I. die Freiherrschaft Weinsberg erstlich aufgerichtet und solche Herren gemacht zu Erbkämmerern des Reichs."

Eine Urkunde, worauf sich diese Notiz gründete, läßt sich nirgends auffinden. Dagegen ist aus der Geschichte der Karolinger wohl bekannt, daß sie bei ihren fortwährenden Kämpfen unter sich selbst die großten Opfer brachten, um durch reiche Schenkungen jeder Art ihr Dienstgefolge recht fest an ihre Parthei zu knüpfen, daß namentlich Ludwigs des Frommen ungemessene Freigebigkeit Vieles von dem eroberten Krongut in Alemannien an Klöster und Dienstleute zerfplitterte, und daß sich gerade damals die Adelsmacht durch das Sinken der ärmeren Freien hob. Insbesondere war gerade unter Ludwig I. dem Frommen, die stets abnehmende Zahl der Freien der Gegenstand einer Statistik, welche er zum Behuf des Heerbannes anordnete, um zu erfahren, e1u»nti Iwmme« libei'i in »inßuli» oomit^tibu» m»ne»nt, >zui pu«»int «xutzäitionelll exereit»Ism per »s k«eere. v. Stälin, wirt. Geschichte I. S. 352 ff. vgl. 342.

So gelangten wir denn in dieser Periode, wenn «uch nicht urkundlich, doch mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf den

Urfprung der Burg und Freiherrschaft Weinsberg

und auf die Freiherrn von Weinsberg erster Linie; denn vom J. 1140 an beginnt offenbar mit dem kaiserlichen Kämmerer Dietport ein zweites Geschlecht. In die gleiche Zeit fällt wohl auch die Entstehung der Stadt Weinsberg, von welcher sich früher nach Obigem fonst keine Spur findet, wie sie auch später erst im- J. 1140 erscheint, ohne jemals unter den Besitzungen der alemannischen oder fränkischen Herzoge von 917—1080 genannt zu werden. v. Stälin, w. G, I. S. 542 ^). Aus dem Dunkel, das hier noch über unserer Geschichte liegt, werden wir auf folgende Vermuthung geleitet, mit welcher zum Theil auch Dr. C. Pfaff übereinstimmt:

-) Nur als Capitelsstadt kommt sie im 9. Jahrhundert vor. S. unten Abschu. VIl. Als Orte, die zum fränkischen Neckargau, der das würzburgische Landeapitel Weinsberg umfaßte, gehörten, nennen die württ. Jahrb. v. 1844 folgende: Anenstein, Buchenan, Binswaugen, Böttingen, Bretzfeld, Buch horn, Dahenfeld, Duttenberg, Ellen hofen, Vppach, Erlenbach, Flein, Granf chen, Griesheim, Gruppenbach, Gundelsheim, Heilbronn, H einriet h, Hölzern, Jaxtfeld, Kochendorf, Kocherthürn, Lampoldshausen, Langenbeutingen, Löwenstein, Mainhard, Maßholderbach, ,Neckarfulm, Oehringen.^Offenan, Pfahlbach, Pfedelbach, Rückertshof, Schwabbach, Sölbach/ Sontheim, Sulzbaih, Tiefenbach, Weiler, Westernach, Willenbach, Willsbach, Züttlingen. Vgl, unten die nachmals zur Freiherrschaft Weinsberg gehörigen Orte.

Unsere Gegend, ein Theil des Sulmgaues, war Krongut des erobernden Frankenkönigs. Ludwig der Fromme beschenkte oder belehnte — welches Letztere wegen der Wiederabnahme im J. 1140 wahrscheinlicher ist — Einen der alemannischen Mittelfreien (me6i»nu«) mit einigen, die nachmalige Freiherrschaft bildenden Orten und dieser erbaute auf den Ruinen der von den Alemannen gebrochenen Römerfeste (f. ob. Abschn. II. S. 5.) die Burg Weinsberg, unter welcher anfangs, nur eine kleine Ansiedlung von unfreien Burgangehörigen war, welche auch später noch unmittelbar zur Burg gehörten; wie es noch im 1.1475 (nach Pfaff) ein unter 4 Pächter für jährl. 40 Malter Frucht verliehener Hof war mit 201 Morgen Aecker, darunter etliche frühere Weingärten und 28'/2 Morgen Wiesen, darunter etliche frühere Aecker.

Nun aber entstand dabei auch eine Niederlassung von freien Leuten, welche zwar von der Burg den Namen annahm, aber von den Burgherrn unabhängig war und sehr wahrscheinlich schon von den Hohenftauffen das Stadtrecht erhielt, nach dem Untergang der Hohenstauffen an das Reich kam und nach und nach — wie unten folgt — Reichsfreiheit als Reichsstadt erhielt. Es theilt sich deßhalb unsere Geschichte in die Geschichte der Freiherrn von Weinsberg und die der Stadt Weinsberg.

Wenn Andere, z. B. Pfaff und v, Stälin, die ursprüngliche Herrschaft Weinsberg als Reichs-(Palatinal-)Gut von den Neckargangrafen, deren keiner bekannt ist, als Reichslehen an die Grafen von Calw (deren Verwaltungsbezirk die Herrschaft Ingersheim im alten Murrgau war, v. Stälin I. 568.), und durch Uta, Graf Gottfried's von Calw Tochter, an ihren Gatten, Herzog Welf VI. kommen lassen, deni sie Kaiser Conrad III. als heimgefallenes Reichslehen abgenommen und an obgedachten Kämmerer Dietport übertragen habe: so s^hen auch sie auf dem Felde der Vermuthungen, gegen welche, wenn wir auch die ob. Not. von 814 für werthlos und die folgende Reihe von früheren „liberis äe ^Vsin»berß nur als Ministeriale der Grafen von Calw betrachten wollten, jedenfalls sich das Bedenken erhebt, daß Burg und Stadt Weinsberg niemals unter den Besitzungen der Grafen von Calw genannt werden (v. Stälin I. S. 566 ff. und II. 374 ff.) und ebenfo wenig unter den Besitzungen Welf's VI. von gräflich Calwischer Erbschaft (v. Stälin II. S. 268); wenn auch die düironio» reß!» 8. ?»nt»,l«ani« »u. 1140 >V«ine»b«sß «,-bem I^eipHo»««, äuei^La^arioruiK, uennt. Pfaff eonjeeturirt folgenderweise: Freiherr Wolfram von Weinsberg, welcher im Jahr 1129 — urkundlich erweislich — auf Burg Weinsberg faß und diese ohne Zweifel als Reichsgut vom Reiche zu Lehen trug, trat sie an den rheinischen Pfalzgrafen Gottfried von Calw ab. Bon diesem kam sie durch seine Tochter Uta an deren Gatten, Herzog Welf VI.

Welf betrachtete sie als ein Stück des Allodialerbes seiner Gattin und weigerte sich daher auch, die Burg an König Conrad III., der sie als heimgefallenes Reichslehen anfprach, herauszugeben. Conrad zog deßhalb »uno 1140 vor die Burg, welche sich, nachdem der zum Entsatz herbeieilende Welf bei Ellhofen geschlagen worden war (21. Dez. 1140), an ihn ergab. Conrad setzte nun auf die Burg seinen Kämmerer Dietport, welcher der Stammvater der (fpäteren) Herren von Weinsberg wurde.

Obgedachter Wolfram von Weinsberg kommt übrigens — wohl als ein von Burg Wemsberg Vertriebener? — noch in einer späteren Urkunde von 1160 als Iiber 6« 'Wem»berß vor.

Bauer vermuthet (in der Zeitschrift des histor. Vereins für das württ. Franken, Heft VII. S. 25): es könnte neben den kaiserlichen Ministerialen auf Burg Weinsberg auch noch ein freies Herrengeschlecht im Orte Weinsberg sein festes Haus gehabt, und sich natürlich ebenfalls von da genannt habeu. Allein es ist kaum glaublich, daß die auf ihre Reichsfreiheit so eiferfüchtige Stadt, welche mit den Burgherrn so viele Späne hatte, ohne kundgewordene Collifionen einen solchen Sitz in ihren Ringmauern geduldet hätte.

VI. Abschnitt.

Zeit der Freiherren von Weinsberg.

») Erster Linie (814—1140).

Wir müssen wiederholen, was wir am Schluß des vorigen Abschnittes bemerkt haben', daß wir hier beim Mangel an allen Urkunden lediglich auf dem Felde der Vermuthungen stehen, auf welches uns theils die oben angeführte Notiz des Weinsberger Privilegienbuches, theils das Vorkommen des Namens deren vonWeinsberg im 10., 11. und 12. Jahrhundert vor der Kataftrophe vom J. 1140 geführt hat.

Für unsicher also, well nicht durch Urkunden aus jener, freilich urkunden- armen Zeit verbürgt, müssen wir erklären, was wir nun chronologisch folgen lassen:

J. 814. Aufrichtung der Freiherrschaft Weinsberg durch Kaiser Ludwig I. genannt der Fromme (Weinsberger Privileg,-Buch. Archaolog,). Vgl. oben Abschn. V. J. 814.

J. 942. Erscheinen eines Johann von Weinsberg auf dem 2. Turnier, das Herzog Conrad? von Franken zu Rothenburg an der Tauber gab. (Nach Rürner's — nicht unverdächtigem Turnierbuch und Crufins Schwäb. Chronik I. S. 375 und 569.)

J. 948 derselbe Johann von Weinsberg, auf dem 3. Turnier, das Herzog Luilholf zu Constanz gab. (Nach Rüxner und Crufins I. S. 379 .und 569.)

J. 969. Friedrich von Weinsberg, auf dem Turnier zu Merfeburg. (Rürner. Cruf. I. 569.)

cüroa 1037 soll nach einer Sage Adelheid, geb. Gräfin von Egesheim, Mutter von K. Conrad II. und von Gebhard, Bischof von Regensburg, welcher auf ihr Verlangen das Chorherrnftift zu Oehringen stiftete, und dafselbe mit Gütern zu Oehringen, Bretzfeld, Grantschen, Ellhofen, Weiler und Schwabbach dotirte, auf der Burg zu Weinsberg gewohnt und in Oehringen zum zuweiligen Aufenthalt beim Besuch der Kirche nur ein klein Hauslein gehabt haben. (Zeitschr. des hist. Vereins für das württ. Franken IV. Heft. S. 24. nach Albrecht.) Vielleicht als zweite Gattin eines Grafen von Calw (ibi>I. S. 14), von welchen Weinsberg nach Obigem an Welf VI. gekommen sein soll. Woher dann auch die spätere Belehnung derer von Weinsberg mit Oehringen le. erklärlicher wäre.

J. 1080. Rudolph von Weinsberg^ auf dem 8. Turnier zu Angsburg. (Nach Rürner und Crufins I. S. 479 und 569.) Gotthard v. W. zu Nürnberg. Friedrich v. W. zu Worms (Rüxner).

Sicherer, weil durch eine Urkunde verbürgt, ist

1.1094. Cuniza von Weinsberg, Wittwe des Grafen Adalbert von Calw.

J. 1122 führt Crusins aus einer Stiftungsurkunde die Namen Caisols und Wignand von Weinsberg an. Waren es Lehensträger der Grafen von Calw?

J. 1129. Wolsram v. Weinsberg, welchem Graf Gottsried von Calw ein Gut übergibt, das seine Schwester Uta dem Kloster Hirschau in Heilbronn geschenkt hatte, um es diesem zurückzugeben. Oo6. Uir8»v. 47 d., in Urkunden des Klosters Maulbronn unter den libeii« genannt.

1.1140 schenkt 'Woll>-am 6e ^Vein8perZ dem Kloster Hirschau bei Erlebach 2^uZer» vineti, 1 I>ortum, 3 ^uzer» »^^l, ^ pr»tum. l^o6. Uir». 62. l».

In eben diesem Jahr 1140, zur Zeit der berühmten Belagerung Weinsbergs durch Kaiser Conrad III. regierte (nach dem obengedachten Weinsberger Privilegienbuch v. 1468) zu Weinsberg Freiherr Burkhard v. Weinsberg und es tritt nun der Wendepunkt dieses Geschlechtes ein, indem der Kaiser nach dem Sieg bei Ellhofen (21. Dez. 1140) und nach der Eroberung von Weinsberg die von den bisherigen Freiherrn wahrscheinlich als Reichs-(Palatinal-)Gut zu Lehen getragene Herrschaft wegen Felonie, — Haltens mit seinem Feinde Wels — für verwirkt ansah, und seinem Kämmerer Dietport übertrug, welcher sich von nun an von Weinsberg schrieb und so der Stammvater eines neuen Geschlechtes von Weinsberg wurde.

Die erste Linie derer von Weinsberg verschwindet von diesem Schauplatze und wenn Rürner und Crusins im J. 1165, 25 Jahre später, einen Burkhard von Weinsberg das Turnier in Zürich besuchen läßt, so war dieses wohl nicht der in gen. Privilegienbuch genannte, im J. 1140 zu Weinsberg regierende.

Dietport — ^>«epo>'i«« ck ^««««ie^ — kommt im 1.1150 wirklich als Zeuge in einer Urkunde, durch welche Kaiser Conrad dem Gotteshause St. Blasii den Staussenberg zuerkannte.

Ehe wir jedoch zu dem zweiten Geschlecht deren von Weinsberg übergehen, führt uns das J. 1140, in welchem Burg und Stadt Weinsberg zum Erstenmal aus dem bisherigen Dunkel an's Licht treten und genannt werden, zu der Geschichte der so berühmt gewordenen, vielbesungenen*) und vielbestrittenen **)

Wcibir1leue,

welchen Namen die Burgruine, nicht aber die Stadt, noch heutiges Tages führt.

Wir geben hier zuvorderst ») die originelle Notiz aus einem alten Beiblattbogen zu dem obenangeführten »Weinsberger Privilegienbuch v. 1468," betitelt: »Weinspergs Alterthum«:

«änno 1138 (richtiger 1140). Herzog Wolss (Wels) in Schwaben wird bei Elhossen von K. Conrad III. (»und seinem Sohn Heinrich in Baiern« Jrrig!) geschlagen. Burkhard Freiherr von Weinsperg ließ die Flüchtigen einziehen; woraus Weinsperg belägert worden und die Weiber-Treu sürgelossen; Stadt und Schloß aber abgebrannt."

d) Das gedachte Privilegienbuch selbst erzählt die Sache aus folgende Weise, S. 152: "

  • ) Von einem Weinsberger, Peter Nlchthonins, schon J. l5l4. zu lesen bei Jäger, die Burg Weinsberg. S. 34. und in Memm. Jahrbüchern v. l82l. s. Anhang. Von Bürger, 1774. im Bänkelsängerton, s. Anhang. von Justinus Kerner n. Andd.

'*1 Unt. Andb. Leibuitz, Treskow, Steinhoser, Chron., Binder, K, und L.-Aemter. Brockh. Convers.-Lexikon ,e,, welche davon als einem Mährlein sprechen.

„H^uo 1138 (richtiger 21. Dez. 1140). Zur Zeit, als Burkard, Freiherr von Weinsberg, regierte, führte Herr Wolff (Welf) Herzog in Schwaben Krieg wider Heinrich*), Herzogen in Baiern, der Hoffärtig genannt. Bei dem Dorff Ellhofen geschahe zwischen beiden Partien eine Schlacht. Herzog Heinrich fiegte und verlor Herzog Wolff das Feld, kam in der Flucht zu der Stadt Weinsperg, ward eingeschlossen von den Burgern. Herzog Heinrich sammt Kayser Conrad III. seinem Vetter eileten ihme nach, belagerten und eroberten die Stadt Weinsperg; den Mannsperfonen ward der Tod gedroht, den Weibern ward erlaubt vom Kayser, all ihre beste Kleinod mit sich aus der Stadt zu nehmen und verhieß ihnen sicher Geleit. Da trug ein jedes Weib ihren Mann heraus. Solches ließ der Kayser geschehen und lobte der Weiber Treu — zündete hernach die Stadt an und schleifte sie."

o) Auf einem im Chor der Kirche hängenden Oelgemälde (von welchem ein zweites Exemplar im Rathhausfaale hängt), welches Keller Elfäffer von Möckmühl zufolge noch vorhandenen Briefes vom 9. April 1659, nach einer alten, in seinem Besitze befindlichen Tafel, wozu der Maler sich aber Zufätze erlaubte, für die Stadt Weinsberg im J. 1650 malen ließ, ist folgende'Erzählung der Sache beigeschrieben:

Oben über: »Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen.» rrov. 31, 11. ^ »Zu wissen, nachdem der siegreiche Kayser Konrad, III. dieses Namens, im Jahr der hocherfreulichen Geburt unseres lieben Herrn und Erlösers Jesu Christi 1140 mit Herzog Wolfen aus Baiern bei dem Kloster Nersheim im Ries eine Schlacht erhalten und obgesieget**), also Herzog Wolff kümmerlich entkommen; rüstet er sich doch wieder und schlug mit Kayser Konraden abermals nit weit von Weinsperg bei Ellhofen. Da er wiederum heftig eingebüßt und in das Schloß Weinsperg entfliehen müssen, daß Kayser Konrad nach gethanem Fußfall Herzog Welfen Gemahlin***) und deren Frauen die kayferliche Gnad erzeiget, und eine jede unter denen Weibern, hohes und niederen Standes, ihre Kleinodien und Pretiofa ganz sicher mit sich austragen möge. Da dann dieselben Weiber anstatt anderer kostbarer Mobilien eine jede ihren Mann auf die Achfel gefaßt und mit höchster Verwunderung aus dem WeinsSchloß getragen, hierdurch Kayser Konrad dieser erwiesenen Weibertreue wegen also begütiget worden, daß er Herzog Wolfen famt seinem Komitat ohne einige Gefahr sicherlich lassen ausziehen und wiederum zu Gnaden angenommen." .

Das urkundlich Erweisliche, welches diesen drei, erst aus dem 15. und 17. Jahrhundert stammenden Erzählungen zu Grunde liegt, ist nun Folgendes:

Herzog Konrad von Schwaben, aus dem Hohenstaufischen Haufe, hatte nach dem Tode Kaiser Lothars seine Wahl und Krönung zum König (als Konrad III.) gegen Heinrich den Stolzen, Herzog von Baiern, Schwiegersohn des föhnelofen Kaisers Lothar, durchzusetzen gewußt (März 1138). Der widerstrebende Heinrich wurde geächtet und der fächfischen und baierischen Herzogswürde entsetzt. Da ihn mitten unter seinen Fehderüstungen ein schneller Tod im Okt. 1139 wegraffte, so verfocht, an der

-) Hiezu ist von derselben Hand mit dem Zeichenf die Anmerkung gemacht: Kayser Conrad Hl. ist nicht der Vatter Herzog Heinrich's; sondern dessen Vorfahrer im Kayserthum, Lotharius II. ist Herzog Heinrich's Schwiegervater gewesen. So hat auch Herzog Wolff nicht mit Herzog Heinrich, der sein Brnder gewesen, sondern mit Kaiser Conrad III. ^u streiten gehabt.

") Jrrig, f. unten.

"") Jrrig, f. unten.

Stelle seines erst 10jährigen Sohnes Heinrich — später der Löwe genannt — sein Brnder, Welf VI., die Interessen des welfischen Haufes und suchte Erbansprüche auf Baiern durchzusetzen. Am Schluffe des Jahrs 1140 zog K- Conrad Hl. vor Weinsberg, welche Vefte wahrscheinlich Welf als allodiales Erbstück seiner Gattin Uta, Tochter des Pfalzgrafen Gottfried von Calw (und den Freiherrn Burkard von Weinsberg, f. oben a) und b) als seinen Vafallen) anfah, während Conrad III. Lehensansprüche des Reiches, welchem sie mit dem Tode des Pfalzgrafen heimgefallen feie, verfocht. v. Stälin II, 70.

Conrad wurde unterstützt von dem Erzbischof Adalbert II, von Mainz, dem Cardinalbischof Dietwin, den Bischöfen von Speyer, von Würzburg und von Worms, dem Herzog Friedrich II. von Schwaben, dem Markgrafen von Baden, Hermann III., dem Grafen Adelbert (von Calw?), dem Burggrafen Gottfried von Nürnberg.

Die Belagerung dauerte von Martini an (die erste Urkunde aus dem Lager vor Weinsberg für Kl. Einsiedel datirt vom 15. Nov. 1140) bis zum Thomastage, 21. Dez., wo Herzog Welf VI., welcher die Beste zu entsetzen kam, in einem bei Ellhofen gelieferten Treffen trotz seiner Uebermacht geschlagen wurde und kaum noch sich selbst durch die Flucht rettete, während seine Mannschaft zerfprengt wurde oder in Gefangenschaft gerieth. Daß Welf selbst in die Stadt aufgenommen wurde, wie in »), b) und e) erzählt wird, widerfpricht wenigstens der Kaiserchronik nicht, welche nur allgemein fagt: ^Velk vil Kums inti»n (entrann kaum, nemlich aus der Schlacht). Dagegen ist (vgl. Ravensburg v. Guttermann S. 51. Anm.) urkundlich erwiesen, daß weder Welf selbst, noch seine Gemahlin damals im belagerten Weinsb-erg, fomit an der Spitze der Ausziehenden waren, wohin sie der Poet Nichthonius und der dichterische Pinfel Alex. Bruckmann's versetzen möchte, obgleich der größere Theil der Besatzung wirklich aus Dienstleuten der Umgebung von Ravensburg bestand.

Weinsberg konnte sich nun nicht mehr lange halten, sondern ergab sich. Und hier nun soll »die Weibertreue fürgeloffen sein."

Die, weil sie die einzige, gleichzeitige Quelle dieser Geschichte ist, von der Kritik angezweifelte lateinische Chronik der Benediktiner-Mönche von Sanet Pantaleon, eines Cölner Klosters, schließend mit dem J. 1162, erzählt die Sache auf folgende schlichte Weife:

„Im J. des Herrn 1140 belagerte der König (Conrad III. der Hohenstaufe) die Stadt des Herzogs Welf von Baiern, Winesberg genannt, und bekam sie vermöge Uebereinkunft in seine Hand. Den Matronen und Frauen, die er dort fand, ertheilte er aus königlicher Milde die Erlaubniß, daß sie sollten forttragen dürfen, was Jede anf den Schultern zu tragen vermöchte. Sie aber dachten mehr an die Treue, die sie ihren Männern schuldig waren, als an die Rettung ihrer übrigen Habe, ließen allen Hausrath dahinten und stiegen herab, ihre Männer auf den Schultern tragend. Als nun der Herzog Friedrich (der Brnder des Königes, welcher nach obgedachter Urkunde vom 15. Nov. 1140 erweislich in dessen Lager war) Einfprache that und Solches nicht geschehen lassen wollte, da sprach der König zu Gunsten des Weibertruges: „an einem Königsworte zieme sich nicht zu rütteln (lisßlum vsrbum non äsoero immut»ri)."

Wenn Raum er in seiner Geschichte der Hohenstauffen für die Weiber von Weinsberg in die Schranken tritt, ihren Ruhm für einen wohlbegründeten, und das für unerheblich erklärt, was spätere übertriebene Zweifelsucht drehend und deutelnd gegen die Wahrheit dieser preiswürdigen That gefagt habe, so beruft er sich auf vier Zeugen, wovon aber die zwei mittleren zwar die Belagerung von Weinsberg erzählen, die That seiner Weiber hingegen mit keinem Worte berühren, und der vierte, in's 17. Jahrhundert fallende, fichtlich aus dem ersten — der obengedachten Pantaleon'schen Chronik — geschöpft hat.

Jmmerhin ist und bleibt auffallend, daß ein berühmter Zeitgenoffe, Otto von Freifingen, der eigentliche Historiograph seiner Zeit, dessen Chronik nur 6 Jahre nach dieser Begebenheit schließt, den Krieg des Gibellinen mit dem Welfen zwar ausführlich erzählt und auch der Belagerung Weinsbergs gedenkt, aber über die That der Weiber ein ebenfo tiefes Stillschweigen beobachtet, wie alle übrigen Geschichtsbücher jener Zeit. Gewiß hätte auch die Kaiserchronik, gedichtet um 1146, Veranlassung gehabt, der Treue des Kaisers im Worthalten zu gedenken und Mehr zu fagen als: ^Vinesbero m»n äo ß»li. ^Velk n-»» üö velNene» s»t" (war des Fechtens fatt).

Wie wenig genau im Einzelnen übrigens die Chroniken der damaligen Zeit waren, zeigt die lüneburg'sche (repgauische) Chronik, welche von den Welf'schen «'>>Vil« Imme NiKKore (Neckar) ertrinken läßt, 6»r 6e »triä bl ^»» — während der Neckar über anderthalb Stunden vom Schlachtfeld — jenfeits der belagerten Siadt Weinsberg — entfernt war.

Unser Privilegienbuch von 1468 hat seine oben »ub ») und b) gegebene Notizen jedenfalls nicht aus der, nach Schwab's Schwaben S. 38. „mit Livianischer Beredtfamkeit ausgeschmückten" Geschichte des Verfassers der Bojischen Annalen, des gelehrten Adlzreiter geschöpft, da diese erst in's 17. Jahrhundert (um 1662) fällt, und die Sage von der Weibertreue ist also nicht, wie unser lieber Schwab vermuthet, erst aus Adlsreiters Erzählung in den Mund des Volks und aus ihm in den Mund des Dichters gekommen.

Datirt doch des Weinsberger Dichters Nichthonius Poesie vom Jahr 1514 (f. unt. Anhang), also fast 1'/2 Jahrhundert früher als Adlsreiter. Die Worte: „worauff die Weibertrew fürgeloffen" weisen auf eine schon damals (J. 1468) allbekannte Sage; und wenn der Verf. des Privilegienbuches die irrthümlichen Angaben in b) berichtiget, so beweist dieses, daß man schon damals nicht anf Sagen, sondern auf die Quellen (aber welche?) zurückging.

Jrrig ist übrigens auch das in e) und von Anderen Berichtete, daß Welff frülier, vor der Schlacht von Ellhofen bei Neresheim geschlagen worden feie. Diese Schlacht zwischen Flochberg und Neresheim geschah erst nach der Heimkunft Conrad's und Welf's aus Palästina, wo Welff einen neuen Kampf gegen das Hohenstaufische Haus begann und am 8. Februar 1150 vom Sohne des in Speyer krank darnieder liegenden Conrad III., dem römischen König Heinrich auf's Haupt geschlagen wurde. Für die Wahrheit der Geschichte vgl. Memminger, Jahrbücher 3. u. 4. Jahrg. 182l. S. 275. Auch der Historiker Pfister ist für die Geschichte. Wie übrigens einst 7 Städte sich nm die Ehre stritten, Homer's Geburtsort zu sein, so wird nach Hrn. Dr. W. Menzel's gef. Mittheilung diese That der Weibertreue urkundlich nicht weniger als 22 deutschen Burgen vindieirt. Und zwar wiederholt sich diese Sage bei folgenden Burgen: Burg Ahrens bei Minden (Steinan, Volksfagen, S. 249). Algenau im Speffart (v. Herrlein, Sagen des Speffart, S. 77). Altenburg (Hub, Balladen, 2. Aufl. S- 62). Blumenfeld im Hegau (Schnezler, bad. Sag. I. 108). Brüffel (Wolff, niederländ. Sag. S. 543), Canlrek (Temme, Volksf. aus Pommern.

' Nr. 158). Ebersburg (Schwarz, Buchenblätter. S, 92). Entersburg (Hocker, da« Moselland. S. 205). Frauenruhe bei Nordhausen (Kuhn, norddeutsche Sagen. Nr. 255). St. Georgenberg in Graubündten (Schwarz, Wanderbilder. S. 93). Glauburg (Diessenbach, Urgeschichte der Wetterau. S. 286). Gleiwitz (Kern, Schlesische Sagen- chronik. S. 227). Haerlem (Wolst, niederländ. Sag. Nr. 38). Hochgalsemn in Tirol (Steub, drei Sommer. S. 288). Kerpsenstein in Graubündten (Schwarz, Wanderbilder. S. 91). Kriebenstein in Sachsen (Gottschalk, Ritterburgen II. 118. 1.1415). Neuhaus (Gödsche, Schlesischer Sageuschatz. S. 316). Ottenstein (Montanus, Vorzeit von Cleve II. 253). Rassenberg (Freiligrath, das malerische Westphalen. S. 214). Schwauau im Elsaß (Stober, Abbilder.'S. 19). Thalwig in Hessen (Kirchhoss, Wendnnmuth I. 383). Holzgalzann in Tirol (Zingerle, Sagen aus Tirol. 1859. S. 394). Doch hat Weinsberg unter ihnen die Priorität.

Noch haben wir hier der Frage zu erwähnen, welche G. Schwab (Schwaben S. 38), (die Wahrheit der Erzählung vorausgesetzt) erhebt: ob der Schauplatz der That die Burg oder die Stadt gewesen? Schwab entscheidet sich für das Erstere, weil der Mönch erzähle, die Frauen seien mit den Männern aus den Schultern herabgestiegen, was nur aus die hoher gelegene Burg passe. So ist es auch ans dem obengedachten alten Oelgemälde ausgesaßt und der sahrbare Weg aus die Burg heißt noch jetzt im Munde d/s Volks, der Frauenweg.

Dagegen sagt die Notiz b) Wels seie aus der Flucht zu der Stadt Weinsberg gekommen und von den Burgern eingeschlossen worden (was durch obige Notiz von Outermann widersprochen wird); den Weibern sei von Conrad erlaubt worden, all ihr beste Kleinod mit sich aus der Stadt zu nehmen; so habe jedes Weib ihren Mann heraus getragen. Ueberdieß liegt die Stadt amphitheatralisch um den Fuß des Burgbergs und zieht sich von der Kirche und oberen Mauer gegen das Thal herab, so daß man noch jetzt von den Mauern und Manerthörlein gegen das Sulmthal herabsteigt. So hat es denn auch der neuere geniale Künstler, Alex. Bruckmann, in seinem zu Stuttgart besindlichen Gemälde ausgesaßt, indem er die Seene unter das Stadtthor verlegt, nur daß die Burg in zu sernem Hintergrunde erscheint. Für die Burg dagegen entscheidet auch die Inschrist des älteren Gemäldes, worin gesagt ist: »Jede ihren Mann aus dem Weinsperger Schloß getragen" und Schwab sügt die richtige Bemerkung hinzu: daß nur die Burg, nicht die Stadt »Weibertreu" benamst sei, von welchem Namen man freilich nicht wisse, wie alt er sei und ob er der Bolkstradition oder der Büchergelehrsamkeit angehöre.

Wenn endlich die Notiz ») und b) beisetzen: »Stadt und Schloß seien nach der Eroberung abgebrannt, oder b) angezündet und geschleist worden," so sagt das ost berührte Privilegienbuch:

^n>w 1144. Nachdem wieder Fried gemacht worden, ward durch Conrad, den Kayser, mit Vitt der Herren zu Weinsberg, die Stadt wieder ausgebaut, doch kleiner, in den Ringmauern, und das ältere noch vorhandene Fragment:

^nno 1144 dursten die Herren von Weinsberg wieder banen, doch kleiner in den Ringmauern,

Daß die bei Belagerung der Burg und Stadt erfolgten Beschädigungen (Einäscherung und Schleisung lag nicht im Interesse des Siegers, sondern nur Besitzergreisung) bald wieder reparirt waren, beweist die Wahl Weinsbergs zu einer Zusammenknnst des Reichsverwesers, K. Heinrich's mit dem klngen Rathgeber des Hofes, Abt Wibald von Corvei, zu welcher Heinrich den Abt nach einem noch^. vorhandenen Briefe schon 8 Jahre später, auf den 1. Sept. 1148 einlnd, um mit ihm Maaßregeln gegen die in Schwaben ausgebrochene tumultn» zu berathen (v. Stälin II. S. 83). K. Conrad war damals auf einem Kreuzzuge abwesend.

Weinsberg war also durch diese Eroberung Conrad's III. hohenfianfisch geworden; und ein Hauptbesitz der Hohenstaufen in ursprünglich franken'schen Landen war diese Feste, nach welcher Herzog Friedrich IV., Conrad's Sohn, der sich fonst von Rotenburg nannte, auch „von Winsbere" zugenannt wurde. Dieser Friedrich IV. starb in Etrurien an der Pest 19. Aug. 1167, wo er von Otto I?ri». cüiron. ?rie6srisu» ck ^«««iei-e genannt wird (v. Stälin, W. G. II, S. INI, vgl. 239). Des Aufenthalts seines älteren, aber vor ihm, schon 1150 gestorbenen Brnders Heinrich, des ersten, der sich von Rotenburg nennt, in Weinsberg (J. 11^8), haben wir oben gedacht.'

Der Hohenstaufe, K. Conrad III. übertrug nun die eroberte Burg und Herrschaft Weinsberg an seinen Kämmerer Dieport, welcher sich von nun an von Weinsberg schrieb und wahrscheinlich, aber nicht ganz erweislich, der Stammvater eines

b) zweiten neuen Geschlechtes von Weinsberg wurde (I? 1140—1503).

Dieport ('libertu» 6e VVm»bereli). 1140. .

Dieport von Weinsberg, nach den Chronisten italienischer Abkunft und ein Brnder des Stammvaters der Herren von Urslingen (deren Wappen dem von Weinsberg ähnlich ist), erscheint nun als Ministeriale höherer Classe und Kämmerer (enmernrius) in Urkunden von

1144 (vgl. die ob. Notiz des Prwil.-Buches über 1144) und 1150 als Zeuge, bei einer Schenkung des Kaisers an dys Gotteshaus St. Blaf».

Wohin wir die offenbar fremd klingenden Namen Rugger und Velram von Weinsberg thun sollen, welche um diese Zeit im 1.1147 in einer Urkunde des Klosters Maulbronn vorkommen, wissen wir in der That nicht. Zum Geschlechte Dieports scheinen sie nicht zu gehören. Wahrscheinlicher waren sie (wie auch Pfaff annimmt), bloße Burgmänner, Dienstleute deren von Weinsberg, wie die noch später 1275, 1292, 1302, 1341, 1343 bei Lichtenstern, Sülzbach und Böckingen vorkommende Sifrid> Wolfram, Stamler von Weinsberg. Oder gehörten sie noch der vertriebenen ersten Linie an? wie Wolfram v. Winesberg, den wir oben im J. 1129 und 1140 finden, und welcher in einer Speyerer, die Stiftung des Klosters Maulbronn betreffenden Urkunde vom J, 1148 als Zeuge (Remlings Urkdbuch I. S. 95) vorkommt, fogar noch später vom J. 1160; wie Bureard v. W, welcher bei Cruf. I. S. 628. im 1.1165 zu Zürich, und Gotthard v. N, welcher bei Cruf. I. S. 682. im J. 1197 zu Nürnberg erscheint?

Mit dem J. 11°°/°« beginnen die Engelharde und Conrade, wie von nun an fast alle Herren dieses Haufes heißen. Engelhard I. 1155-66.

1150 erscheint Engelhard I. nach Pfaff wahrscheinlich ein Bruder Dieport's. Dieser ünzelkaräu» 6« ^Vm«beren, ^inee^a, et »Im» NnßelKara'u» (II.) »liiyue qunm Iilnrimi »»im^ia/e« zeugen 1166 in einer Urkunde Herzog Heinrich's (Conrad's von Hohenstausen Sohn) für das Kloster Lorch. Bauer hält (in der Zeitschrist des histor. Ver. «. Hest VII.) Engelhard's Abstammung von Dieport (wir vermuthen bloß Verwandtschaft als Bruder) für zweiselhast, weil er und seine nächste Nachkommen niemals wieder als Kämmerer erscheinen, und weil Engelhard sogar zuerst -als Schenke (pinooi-n») austrete. Allein konnte er das nicht neben seinem Bruder Dieport sein? oder war das Kämmereramt erblich?

Auch Bauer führt uns nicht über das Feld der Vermuthungen hinaus, wemi er, an die Aehnlichkeit des Wappens derer von Weinsberg mit dem der Ritter von Ahelsingen (nur mit anderen Farben) denkend, vermuthet: dieser Engelhard dürste — statt ein Bruder von Dietport, nach Psass — ein geborener Herr von Ahelsingen gewesen sein, welchen sein Lehensherr, Herzog Friedrich von Schwaben als Bnrgvogt aus Schloß Weinsberg versetzte.

Uebrigens aeeeptiren wir seine Annahme: »am Ende kam in Vergessenheit, daß die Burg Weinsberg mit ihren Zubehörden eigentlich kein Familieneigenthum, sondern bloß Amtssitz und Lehen ursprünglich gewesen war." Engelhard II. 1166—1212. Mit 1166 (s. oben) und 1182 erscheint Engelhard II., welchen Psass für einen Sohn Engelhard's I. hält; vom letzteren Jahr in einer Urkunde K. Friedrich's I. v. 9. Februar; und eben derselbe kommt

1186 als Begleiter K. Heinrich's VI. in Italien (Urkunde K. Heinrich's VI. v. 6. Okt.), wo er Hohenstausischer Hausministeriale heißt, wie noch im 1.1231 sein Sohn, (!un>-»6u8 6e ^Vin8pero ausdrücklich mini8terikl!» Heinriei, liom. It. genannt wird; was uns über das Verhältniß dieses Hauses zu dem Hohenstausischen hinreichend Licht gibt. Grafen von Weinsberg kennt die Geschichte nicht, außer 1310. s. unt. Im J. 1200 tritt er unter den freien Herren ans, deren Stand übrigens dem der Grafen ebenbürtig war (v. Stälin II. S. 533 und 538), was Bauer für einen Jrrthum des Notars hält, aber zugibt, daß er und seine Familie sich immer mehr zur Würde und Geltung des hohen Adels ausgeschwungen haben, Engelhard kommt vor von 1166 bis 1212.

An dem Kreuzzuge K. Friedrich's I. 1189 nahm Engelhard II. nicht Theil. 1193 unterschreibt er mit seinen beiden Söhnen, Konrad I. »en. und Engelhard (III.) eine Urkunde, wodurch Kaiser Heinrich dem Kloster Lorch seine Stiftung und Freiheiten bestätiget.

Ein Friederich von Weinsberg, welchen Rürner 1209 aus dem 13. Turnir in Worms erscheinen läßt, kommt sonst nirgends vor und Crusins bezweiselt selbst die Genauigkeit Rürners. I. 712.

1212. Urtel von einem zu Neckarsulm unter dem Vorsitze von Engelhard II. «üb »rboribu«, yu»e 6iountm- Klmbaum, gehaltenen Gerichtstage (Landding), v. Stälin II. 677. -

1212 thut dieser Engelhard 6e V^in8peie kund, als er mit Konig Friedrich I. in Italien war (1186), habe ihn, aus Fürbitte Herzog Friedrich's von Schwaben, Krast von Schweinsberg mit Zehnden in Haltenberg und Herfeld, und einer Mausen in Bieningen belehnt. Nach Krast's Tode vom Abt von Schönthal eingetauscht für das Lehen in Bieningen. Seine Gattin war Jutta, von N. N., seine Söhne Konrad I. »en., Engelhard III. und Konrad, ^'un. 0»nonieu», 1212—14 und Archidiaeonns in Wttrzburg, der in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Schönthal v, J, 1219 ausdrücklich Sohn der Jutta genannt wird.

KüNtlld I. »e". 1215—35.

Der ältere Sohn, Konrad I, »°«., kommt vor vom J. 1215 bis 1235, in welchem Jahr er noch auf einem Turnier in Würzburg war (Cruf.), worauf er bald starb. Bei K. Heinrich VII. finden wir ihn 1225, 1228, 1229, 1230 und 1234. der ihn 1231 mini3teri»Iem »unm nennt, f. oben, und ihm erlaubt, Lehen von der Kirche in Würzburg an Heinrich von Borberg abzutreten — wofür Konrad der Kirche zu Würzburg 6e Mi«««»«» ««a Güter in Zwiflingen, Sindringen, Wohlmuthshausen, Tiefenfall, Schellenberg und Holzweiler zu Lehen aufträgt.

1220 verpfändet Graf Ludwig von Dürn dem Konrad «e». und ^««, seine halbe Stadt Buchen (am Odenwald) um 600 Pfd. Heller. Ludwig, Urk. XII. 604.

Konrads Name findet sich noch in 3 Urkunden vom J. 1228, in einem Brief K. Heinrich's von 1230 und anderswo. Er war reich und hinterließ einen einzigen Sohn, Konrad, der als Mönch in Herrenalb vorkommt 1257 und 1272. Engelhard III. 1193—1242.

Der zweite Sohn Engelhard's II. war Engelhard III., welcher vom 1.1193 bis 1242 vorkommt, wo er dem^ von Konrad's Gattin, Luitgardis, Tochter des Walther Schenk von Limpurg geftifteten Clstere.-Frauenkloster Lichten st e^rn Zehnden in Böckingen schenkt. Erfte Aebtissin dieses Klosters war 1242 nach Grabdenkmalen daselbst Vurkfindis, Dn». äe 2<l/,>M^, wahrscheinlich Schwester der Erstereu.

Söhne dieses Engelhard III. waren Engelhard IV., gen.d.Rothe,»1253—79. und Ko nrad II., 1253-62.

«l. Agnes, Gräfin von Löwenstein. 1277. f 1279.

ux. 1. Gifela. N. N.

2. Mechthild v. Löwenstein. i es. 1262. Engelhard IV. 1253-79 und Konrad II. 1253-62.

Beide Brüder nennt Schenk Walter v. Limpurg in einer Urkunde v. 1255 Kilo» »mitas Hosts»« — obiger Luitgardis von Limpurg (v. Stälin II. 605).

Ihre Schwester war N. N., vielleicht Mathildis, Gemahlin des Graven Ulrich von Münzenberg. 1248? (f. unt. 1256).

Im J. 1253, 3. März, bertragen sich beide Brüder mit Gottfried, Grafen von Hohenlohe und Romaniola wegen der ihnen damals als Lehen vom Bischof von Regensburg gemeinsch. gehörigen Stadt Oehringen (Hanfelmanu l. 410). Die hohe Obrigkeit stand Hohenlohe allein zu; die mittlere und niedere (Vogteigewalt) waren gemeinschaftlich.

1254 übergibt Bischof Reinhard von Worms Beiden, äüeeti« et üäelibu» «ui«, für 200 Mark Silb. Fruchtzehnden in Wimpfen, Bieberach und Nievern, »ub son6ition6, daß sie sich zum Schutz der bischöflichen Jmmunität in Wimpfen verpflichten.

1256, 30. Juni, verglichen sich Beide mit Philipp von Falkenstein und seinem Sohne wegen der Münzenbergischen Erbschaft.

Als Mitbesitzer der Münzenberg'schen Herrschaft erscheinen sie auch noch weiter J. 1265, 1267, 1269.

1264 gestattet Abt Wipert von Amvrbach, zu der von den Weinsbergern auf Scheuerberg erbauten Burgkapelle 'einen Priester zu bestellen, der den Burgbewohnern die Saeramente reiche; nur sollen die auf der Burg Sterbenden in Neckarfulm begraben werden (Jäger).

Am 8. Aug. 1266 kämpsten Engelhard IV. und se,in Nesse Engelhard V. (s. unt.) bei Kitzingen am Main für den von Heuneberg besehdeten Bischof von Würzburg in dem Tressen zwischen Graf Albrecht von Hohenlohe und dem Grafen Hermann von Henneberg, welch Letzterer unterlag (Georgii Ussenh. Nebenst. II. 662. 788). Von hier gebliebenen Herren von Weinsberg, wovon Jäger wissen will, ist sonst nirgends die Rede.

1269 weist Engelhard IV. mit Willen Engelhard's V., «lii tr»tr!« »ui der Braut seines Sohnes Konrad III. Elisabeth von Katzenellnbogen 1000 Mark Silb. an aus , eü8lruN Müuzenberg, Assenheim und Hagen.

eo6. 1269 stiftete Engelhard IV. in der Stadt Weinsberg ein Kloster Dominicaner- oder Prediger-Ordens (Landbuch v. J. 1609. I. 344).

eod. 1269, 14. Apr., war Engelhard aus dem von K. Richard von Cornwallis gehaltenen Reichstag zu Worms zu Erneuerung des rheinischen Landsriedens, und

eo6. 15. Juni bei dem Hochzeitsseste Richards mit der schönen Beatrix von Falkenstein in Kaiserslautern (v. Stälin III. S. 12).

1270, 22. Mai, verkaufen Engelhard IV. und sein Nesse Engelhard V. (Konrad's II. Sohn) ihren Antheil an Münzenberg dem von Falkenstein für 2800 Mark Silber (Jäger).

1271 ist dieser Engelhard 6o ^Vin8pei-Z (nach Remling's Urkundenbuch I. S. 323) mit Graf Otto von Eberstein Schiedsrichter zwischen Bischof Heinrich II. von Speyer und dem verbannten Speyerer Bürger Ebelin,

1277, 29. Apr. in oa«trn Scheuerberg. Engelhard 8«», und Konrad ^im. (sein Sohn Konrad IV.) verkaufen mit Zustimmung ihrer Gattinnen, Agnes von Löweustein und Luitgarde von Neussen, auch Konrad's «en. (III.) und seiner Gattin Elsbeth von Katzenellnbogen (s. oben 1269) ihren Theil der Burg Wißloch sammt Zugehör an Pfalzgrafen Ludwig II. und tragen ihm Unterund Ober-Gruppenbach, Kapsenhard und den Hof in Donbronn zu Lehen aus um 300 Pfd. Heller.

Engelhard V. 1255-1322.

Sohn von Konrad II. war: Engelhard V. 1265. f 1322. ux. Richza von Hohenlohe (Wibel), deren einziger Sohn Konrad war Canonieus in Würzburg. 1316. f Mai 1324 nach Grabmal in Wimpfen.

Dieser Engelhard V. nahm auch 1311 Theil an dem Kampfe gegen Graf Eberhard von Württemberg und heißt bei Sattler auch Landvogt, 1312 Streit mit Kloster Lorch wegen Winnenden — durch eine Bulle von Papst Johann XXI. entschieden.

Kinder Engelhard's IV. waren ») zwei Töchter:

Adelhaid, und Mathilde,

Gemahlin Albrecht's von Ebersberg. 1269. > Nonne, 1266—78 in Gnadenthal. und b) zwei Söhne, mit denen der Glanz des Geschlechtes steigt,

Konrad III. «sn., 1279. f 1304. und Konrad IV. jun., 1279. f 1333.

uI. Elisabeth von Katzenellnbogen. s. oben.

kaiserl. Landvogt in Niederschwaben, 1307, 1308, 1310. ux.1.Luitgarde(od.Jrmengarde)v.Neussen. 2. Agnes von Brauneck. 1311.

Konrad III. »sn. 1279—1304, und Kunrad IV. ian. 1279—1333.

1279. Schenkung von Gütern in Vöckingen an das Kloster Schönthal (Jäger, Heilbronn).

0n6. 1279,, t3. Dez., verkaufen diese zwei Brüder dem Kloster Schönthal einen Hof und Güter in Bin Zwangen — mit Weingärten.

1281 kaufen sie das Patronat in Kocher-Steinsfeld vom Kloster Amorbach um 24 Pfd. Heller (Ludwig, Urk.).

1284 bestätiget Konrad jun. (IV.), für sich und seine Gattin Luitgarde den Ver^ laus von Gütern in Nürtingen durch Bertold von Neusen, der ihn ^rorinin nennt (Schwager). Mit ihm siegelt Konrad 8«n. (III.).

1286 siegeln und zeugen beide Konrade, welche BMos Friedrich von Speyer eon8knZuineo» n«»tre>8 nennt, bei der Belehuung Heinrich's von Herbortsheim mit Burg und Stadt Zazenhausen (Remling. Urk.-Buch I. S. 380).

1287, 23. Okt. Im Friedensvertrag König Rudolph's I. (v. Habsburg) mit Graf Eberhard von Württemberg zu Eßlingen sind beide Konrade als Zeugen genannt (v. Stälin III. 55.);

eo6. »o. verabreden sie sich mit Graf Eberhard, zur Entscheidung ihrer Streitigkeiten Schiedsrichter zu wählen (Sattler).

1289 war Konrad «en. längere Zeit um K. Rudolph in Erfurt (v. Stälin).

1290, 1. Sept., verkaufen beide Konrade, nubiw«, ihre Güter in Westheim und Rieden, 8»d nexu isu6ali r>L re8erv. 6amiini cürecti, an Heinrich von Tullau und seinen Sohn (Wibel).

1293beschwören beideKonrade aus dem Hoftag zu Eßlingen, welchen der neue König Adolph hielt, den Landsrieden; und sind auch im März dess. Jahres um den König in Speyer (v. Stalin III. 81).

K. Adolph verherrlichte am 6. Juli d, J. eine Hochzeit aus der Burg Weinsberg mit seiner Anwesenheit (v. Stälin, ibi6.).

1295, 8. Mai. Konrad ^un. entsagt für's Kloster Dinspruck dem Kirchensatz >n Güglingen, welche Stadt ihm eine Zeitlang verpfändet war.

1298, 18. Jan. König Adolph (v. Nassau) bestätigt Konrad III., um ihn sur sein treues Anhängen zu belohnen, seine Privilegien und Lehen, freit ihn und die Seinigen von fremden Gerichten und weist ihm für schuldige 15,000 Pfd. Heller mit jährl. 1500 Pfd. Heller aus die Reichseinkünfte in Heilbronn, Hall, Wimpfen, Mosbach und Weinsberg an (Hanselmann). v. Stälin 33, 91. — Es war dieß aus dem Kriegszug Adolph's gegen Albrecht.

1298, 8. März. Konräd eignet dem Kloster Schonthal Zehnden in Ernsbach, welche die von Sindringen von ihm und vom Bischof von Würzburg zu Lehen trugen (Wibel). , .

1298. 2. Juli, wurde Konrad in der Schlacht bei Göllheim zwischen König Adolph und dem Gegenkönig Albrecht, in welcher Adolph siel, gesangen, aber schon 1299 — durch Geld wieder versöhnt — mit den Grafen von Württemberg, Oettingen u. A. von K. Albrecht dem Grafen von Nassau für eine Schuld von 500 Mark Silber als Bürge gestellt (v. Stalin III. 99).

1300. Der Bischof von Augsburg belehnt Konrad mit den zur Burg Haldenberg gehörigen Gütern (Ludwig).

eo6. 1300 eignet Konrad dem Kloster Lichtenstern einen Hof m Assal>racy, sein Lehen.

1300, 26. Mai. Beide Kenrade erlauben dem Kloster Zwiesalten, in der Er ms zu sischen, »soweit der Fluß bona meu, alluit."

1301, 21. Jan. Konrad lun. (IV.) mit seinen Söhnen Konrad VI. und Engel hard VII. verkaufen die Herrschaft Neussen, wie sie Konrad hälstig durch seine Gattin Luitgard, hälstig durch seinen Schwager Bertold von Neussen erhalten hatte, an Graf Eberhard von Württemberg für 7000 Pfd. Heller, Schild und Helm von Neussen sich vorbehaltend (v. Stälin III. 107).

1301, 26. Mai. König Albrecht verspricht Konrad (III.) vor Heidelberg, wo er für K. Albrecht gegen den Pfalzgrafen Rudolph und den Erzbischof Gerhard von Mainz wegen der widerrechtlichen Rheinzölle mitkämpste, für ihm und dem Reiche geleistete und noch zu leistende Dienste 1500 Pfd. und weist ihn mit jährlichen 150 Pfd. aus die Reichssteuer in Weinsberg an (Hngo 404). v. Stälin III. 103. Anm. 1.

1302, 29. Juli. König Albrecht (l. v. Oestreich) verleiht Konrad den königl. Wildbanu von Neckargmünd bis Lauffen (v. Stälin III. 105).

1303, Pfalzgraf Rudolph belehnt Konrad mit dem Dors Attensbach (Ludwig).

1303, 31. Aug. König Albrecht verpfändet an den vermöglichen Konrad für 3200 Pfd., die er für seine und des Reichs Nothdurst auslegte, den dem Reich gehörigen Theil der Stadt Weinsberg (Hugo 405). Stälin III. 105.

Konrad heißt hier ki-uvineiali8 ei>-e» Menull>.

Konrad IV. ^un. 1279—1333. kais. Landvogt in Niederschwaben.

1304, 15, Juli, Konrad ^un. (IV.) und seine Söhne Konrad (VI.) und Engelhard (VII.), auch Engelhard (VI.), der Sohn -j- Konrad's «e». (III.), der also in diesem J. schon todt ist, weisen die Wittwe des Letzteren, Elisabeth von Katzenellnbogen, mit 160 Pfd. Zugeld und Morgengabe aus Eberstadt, Klingen und Kocherdüren an und geben ihr den Sitz aus dem Schloß Stein.

Elisabeth lebte noch 1329, war aber Nov, 1331 todt. Liegt in Wimpfen begraben.

1304. Konrad bestätiget als Lehensherr die in Ellhofen gestiftete Pfründe — und dotirt sie später noch weiter.

so6. 1304 im Spätsommer machte Konrad den Feldzug König Albrecht's nach Böhmen mit. v. Stälin III. 106.

1305. An der in der Burg besindlichen Capelle, von welcher aber keine Spuren mehr zu sinden sind, waren in diesem Jahr nach Wibel 4 Priester angestellt. Konrad's IX. Caplan s. 1437. Noch 1525 kommt übrigens ein Vurgpsasse vor. s. unten 1525.

1306 weist Bischof Andreas von Würzburg dem Konrad IV. ^un. pro f«u6u «»»tren»> aus unserem Frauenberg zuWürzburg 30 Pfd. an (Ludwig).

eo6. 1306, 23. Dez. Konrad III. wird von König Albrecht zum Schiedsrichter zwischen dem Herzog Rudolph und Ludwig von Baiern geordnet.

Vor 1306. Duren (Walldüren) an König Albrecht veräußert (Remling, llrk,- Buch I. 454).

1307, 29. April. König Albrecht besiehlt Konrad in den von ihm gestifteten Landsrieden zu treten und mit anderen Herren und mehreren Reichsstädten denselben als Landvogt in Niederschwaben ausrecht zu halten (v. StälinIII. 114).

Bezieht sich vielleicht aus diesen Konrad die von Jäger erwähnte Sage: daß ein Herr von Weinsberg einen Raubgrasen aus dem Murrthale eingesangen und in seinem Burgverließ habe Hunger sterben lassen; von wo an dessen Geist, — wir sind in Weinsberg — noch da unten hause und die Steine, mit denen man die Oeffnung zumauern wolle, immer wieder über Nacht wegwälze?

1308, Erzbischof Ludwig von Cöln weist Konrad propter «ervilm in->^Ut» 40 Pfd. H. vom Zoll in Andernach an (Ludwig).

1308, 9. Jan. König Albrecht erklärt den Bürgern in Wimpfen, daß er seinem Landvogt Konrad besohlen, das Stift gegen sie zu schützen.

eo6. »n. 3. April. König Albrecht besiehlt seinem Land vogt Konrad, eine bisher vom Kloster Odenheim entrichtete Abgabe nicht weiter einzuziehen. Am 1. Mai d. J. wurde K. Alb recht dnrch seinen Nessen Johann bei Brugg ermordet.

Am 27. Nov. 1308 war Konrad bei der Wahl Heinrich's VII. von Luxemburg zum deutschen König anweseud (v. Stälin III. 118).

1310, 14. Juni. Konrad und sein Sohn Engellfard (VII.) geben ihre Zustimmung zum Verkauf von Gütern in Böckingen durch die Herren von Böckingen, ihre Lehensleute, an das Kloster Schönthal.

1310. Im Sept, ries K. Heinrich VII. nach Speyer zu sich die Rathmannen und Aeltesten der schwäbischen Reichsstädte, namentlich Ulm, Heilbronn, Wimpfen, Nürtingen und Esslingen, befahl ihnen, ihre gesammte wehrhaste Einwohnuschaft wie Einen Mann gegen den Grafen Eberhard von Württemberg (den Erlauchten) ausrücken zu lassen und ertheilte ihnen deßhalb 7jährige Besreiung von allen Reichszöllen, Steuern und Diensten. Zum Heerführer bestimmte er den schwäbischen Reichslandvogt Konrad von Weinsberg. N>,«e«*) 6s ^Viin«!)««b, vir »trei>un8, »it prinoep8 belli et exereitu» (v. Stälin III. 126). Graf Eberhard wurde als «r«Z>8 et imperii K<i8ti« »c: tutin« r>»ei8 et plitrine turd»ter" mit der Reichsacht belegt und von allen Seiten angegriffen.

Mit dem Frühjahr

1311 brannte die Kriegsslamme durch das gauze Württemberger Land. Die benachbarten Grafen, dem ländersüchtigen Eberhard, dessen Wahlspruch war: »Gottes Freund und aller Welt Feind," längst abhold, wurden willige Bundesge^ nossen der Städte, namentlich Graf Konrad von Baihingen, welchem, sowie dem Markgrasen Hermann von Baden, der Landvogt Konrad von Weinsberg (IV.) im Namen des Königes und mit dessen nachheriger Genehmigung vom 5. Juli 1311 die Reichsstadt Heidelsheim für 800 Pfd. und 1000 Pfund verpfändete.

eo6. Dors Dimbach an's Kloster Lichtenstern verkauft.

1311. Im Mai zertrümmerten die Bürger von Esslingen und Gmünd die Burg Württemberg, ungeachtet Eberhard zuvor das Lager der Reichsstädter erobert hatte — schleisten die Beste Asperg und zerstörten Marbach.

1312. Der Krieg erneute sich. Burg um Burg, Stadt um Stadt wurde von dem Heere Konrad's genommen, selbst das Erbbegräbuiß der gräflichen Familie zu Beutelspach nicht verschont. Nur einige wenige Burgen und Orte, Urach, Hohenneussen, Wittlingen und Seeburg blieben unbezwungen. Sonst ging der Graf seines ganzen Landes verlustig. Heinrich VII. hatte nicht unterlassen, von Italien aus die Feinde Eberhard's zu ermuthigen.

Dem Konrad von Weinsberg erließ er alle Judenschulden und verschrieb

  • ) cum«« hier wohl nur Amtstitel als kaiserlicher Landvogt, Die von Weinsberg erscheinen sonst überall nur als Freiherrn, nicht als Grafen, wie die von Württemberg, Hohenlohe und Löwenstein.

ihm und seinen Erben die 300 Pfd. Heller jährlicher Martinisteuer, welche die Juden in der unteren Landvogtei zu Schwaben entrichten wußten (v. Stälin III. 131.).

1312, 20. März, schlug Heinrich VII. von Pisa aus noch 1000 Pfd. Heller aus die dem Konrad früher »uno 1303 von K. Albrecht für 3200 Pfd. verpfändete Reichsstadt Weinsperg, Letzteres »damit er wider die Gegner des Reiches und besonders den Grafen Eberhard von Württemberg noch weitere, den Kampf zum glücklichen Ende führende Dienste thun möchte« (v. Stälin ibi6.).

eo6. am 24. März versetzte Heinrich dem Konrad von Weinsberg um 400 Marl Reicheustein und das unter dieser Burg gelegene Neckargmünd (Ludwig, Urkd.).

eo6. Streit mit der Stadt.Weinsberg. S. unten Stadt — nachtheiliger Vergleich für Stadt Weinsberg.

eo6. am 27. März bestätigte K. Heinrich ihm und seinen Nachkommen »wegen der reinen, treuen und thätigen Dienste, welche sie dem Reiche widmen," alle von seinen Vorfahren am Reiche erlangten Freiheiten und Besitzungen; zugleich verordnete er, daß sie selbst nur vor dem königlichen Hofrichter zu Rechte stehen und daß ihre Leute nicht vor fremde Richter geladen werden sollen (v. Stälin ibi6.).

eo6. »nno am 29. Dez. verschrieb der König dem Konrad IV. und seinem gleichnamigen Sohne (Konr. Vl.) 200 Mark Silbers aus Neckarburken (bei Mosbach): aus die Judensteuer in der niederen Landvogtei gab er ihm eine Anweisung über eine Gülte von 300 Pfd. Heller (v. Stälin).

Die eroberte, zum Reiche gezogene Grasschaft Württemberg wurde nun durch

den Land vogt (»<tvuc:»tu8 provineiali« inseriuii» Luev!»«) Konrad vonWeinsberg,

beziehungsweise den deutschen Reichsverweser, K. Johann von Böhmen verwaltet

, (v. Stälin III. 132.), bis die kaiserlose Zeit nach dem plötzlichen Tode Heinrich's VII.

(24. Ang.1313) dem Grafen Eberhard Gelegenheit bot, sein Land wieder zu gewinnen. 1315.

Es war dieses Konrad's Culminationspunkt; nach dem Tode Heinrich's Vit. siel die Königswahl zwiespältig aus. Friedrich von Oestreich und Ludwig von Baiern waren die im Oktober

1314 gewählten Dopp elkönige, zwischen denen die Parteien, Herren und Reichsstädte, sich theilten und die nun einander bekämpsten. Die Reichslandvogtei in Schwaben wurde von König Friedrich — und nach der Schlacht bei Mühldors, 1322, von König Ludwig — an den Grafen Eberhard von Württemberg übertragen.

1316. Konrad, welcher es zuerst mit König Ludwig hielt, und am 19. Sept. d. J. in dessen Heere vor Eßlingen stand, wo ihm der König 1100 Pfd. Heller aus Schloß und Dors Obrigheim und die Dörser Mörtelstall und Tütesheim versicherte (v. Stälin III. 149), eo6. für 2000 Pfd. Heller die Stadt Sinsheim (Ludwig), wurde von diesem unter Anderen zum Helser der Reichsstadt Hall bestellt (29. Sept.), welche Stadt der König durch Gnadenspendungen an sich zu sesseln suchte.

1317. 13. Dez., bestätigte König Ludwig von Oppenheim aus dem Konrad und seinem Sohne die Verschreibung, welche ihnen König Heinrich VII. über 200 Mark Silber aus das Dors Neckarburken ertheilt hatte, s. oben 1312 (Stälin III. 142).

1318. Konrad und sein Sohn Konrad (VI.) und Konrad Engelhard verabreichen Agnes von Branneck, Gattin Konrad's (V.) in's Kloster Lichtenstern für jährliche 40 Pfd. Heller ein Fuder Wein.

1319. Konrad verkauft einen Hof in Schluchtern an Sinz Veiten für 120 Pfd. Heller auf Wiederlösung (Ludwig).

eo6. 30. April. Konrad und sein Sohn Konrad (VI.) verpfänden Reinsbronn für 40 Pfd. an Albrecht von Hirschhorn (Lang).

1320. Konrad trägt dem Abt von Fulda einen Leibeigenen und eo6. den 20. Febr. Hartshausen zu Lehen auf.

1320 trat Konrad, welcher anfänglich auf König Ludwig's Seite gestanden, zu König Friedrich über und fand sich im Okt, d. J. in dessen Hoflager zu Markgröningen ein; worauf ihm König Friedrich am 25. Okt. bezeugte, daß er ihn wieder zu Gnaden angenommen habe; wogegen Konrad mit 80 Helmen gegen König Ludwig zu dienen gelobte, auch über die Berge gegen Welschland seinen Beistand zufagte und hiefür 2000 Mark Silber Dienstgeld, und für seine bereits geleisteten Dienste und den erlittenen Schaden 1000 Pfd. Heller zugesichert erhielt (v. Stälin III. S. 143).

1321. Konrad's III. Wittwe, Elisabeth von Katzenelnbogen, stiftet eine jährl. Messe zu Wimpfen im Predigerkloster, mit einer Mühle in Kocherthürn und anderen Gütern (Ludwig).

Aber die Schlacht der Gegenkönige bei Mühldorf,

1322. 28. Sept., brachte einen bedeutenden Umschwung der Dinge, indem der anfänglich siegreiche König Friedrich in die Gefangenschaft seines Gegners gerieth und erst durch den Friedensvertrag von Trausnitz, 13. März 1325, gegen Verzicht auf die Krone seine Freiheit wieder erhielt *). In einem dritten Vergleich zu Ulm, 7. Jan. 1326, behielt sich Ludwig die Kaif er würde und Italien vor, während dem Friedlich die Würde eines römischen Königes überlassen wurde. König Friedrich blieb in unangefochtener Zurückgezogenheit in Oestreich, kränkelte und starb am 13. Jan. 1330 (v. Stälin).

Die Wiederausföhnung Konrad's mit dem im J. 1320 verlassenen, nun siegreichen König Ludwig muß zwischen 1323—27 erfolgt sein; denn bei der Kaiser- krönung Ludwig's in Rom — am 17. Jan. 1328 — finden wir dessen Sohn Engelhard VII. von Weinsberg <^der Neffen Engelhard VI.) unter den Zeugen Ludwig's.

1323. Bischof Cuno von Worms belehnt Konrad's Söhne mit dem Dorf Neckargartach (Ludwig).

se.6. 1323 wird Konrad IV. vom Bisthum Würzburg mit Sülzbach belehnt (Ludwig).

1325. Konrad übergibt denen von Thalheim Schloß und Stadt Zuzenhausen, die er vom Bisthum Worms (Speier) zu Lehen trug (Jäger).

eo6. »nno 1325, 10. Okt., verkauft Konrad die Herrschaft Winnenden für 4660 Pfd. Heller an Graf Ulrich von Württemberg (v. Stalin III. 225).

1330, 18. Juni, bestättigt König Ludwig den Gebrüdern Engelhard (VII.) und Konrad Engelhard von Weinsberg und deren Vetter, Engelhard VI. alle Freiheiten, welche deren Vater Konrad (IV.) vom Reiche hatte (v. Stälin III. 181).

Von einer Belagerung Weinsbergs durch Friedrichs Anhänger in dieser Periode weiß die Geschichte Nichts. Dagegen traf den Konrad, wie alle Anhänger Lud-

  • ) Hieher Schiller's Ged.: »Deutsche Treue."

wig's, der von Pabst Johann XXII. über Ludwig, von Avignon aus im März 1324 geschleuderte Bannstrahl; und Konrad starb im Kirchenbann 1333*).

Erst nach dem Tode König Ludwig's (1347) wurde seine Wittwe, Agnes von Brau neck, am 8. Juli 1348 durch Vermittlung ihres Verwandten, des Bischofs Friedrich von Bamberg, vom Pabst Clemens VI. losgesprochen, jedoch unter harten Demüthigungen und gegen das eidliche Versprechen, den Geboten der Kirche und gewissen ihr vorgeschriebenen Punkten getreulich nachzuleben.

Am 4. Jan. 1350 stiftete sie demzusolge eine Messe im Predigerkloster zu Wimpseu.

Kinder von obigen» Konrad III. «en. S. 22 waren: , ."

») 2 Töchter: Mathilde und Margarethe,

nachmalige Gemahlin Graf Ulrich's von Brauneck, 1322—29.

f als Nonne Juni 1353 nach Grabmal in Wimpfen. I'üi» Oomiti»»»« 6e K»t2«u- «Heuboden, s. oben. !i)2Söhne:Konrad V., 1300,f1328, und Engelhard VI., 1307, -j- 1345.

ux. Luitgarde von Erbach,

ux. Hedwig von N. N. (Falkenstein oder Henneberg?)

Diese beiden Brüder theilen

1317 ihr Erbe, was König Ludwig den 15. Juni bestätiget. Konrad V. ist 1328 schon todt; er hatte einen einzigen Sohn Wild-Engelhard, der mit Graf Krast's von Hohenlohe Tochter vermählt war, die mit ihrer Morgengabe aus Sindringen angewiesen war. Er starb aber vor dem Vater, vor 1328 (Wibel).

Kinder von Konrad IV. ^'un. S. 22 waren: ») 2 Töchter: Adelhaid, und Machthild, .

nachmalige Gemahlin von Graf Philipp > nachm. Gemahlin von Graf Heinrich von von Löwenstein. 1310. j Rechberg. 1328. 1336.

b)4Söhne: Konrad VI., 130I,f1328. Engelhard VII., 1301—1367.

ux. Luitgard von Breuberg. ux. Anna von Helsenstein.

Engelhard Konrad, 1314, f1336. Engelhard, Canonieus in Würzburg. unvermählt. 1328. 31. 36. (Titel: «ums», wie sein

Vater. S. 25. Anm.) Konrad VI. 1301—28.

Beide Brüder Konrad VI. und Engelhard VII. kommen schon oben vor im J. 1301, 1304, 1310, 1312, 1318, 1319, 1323, 1326. Konrad f 1328.

1321 versetzt Engelhard VII. seinen Antheil an der Burg Neivperg dem Grafen Eberhard von Württemberg (v. Stälin III. 155).

1323 schenkt Konrad dem Kloster Schönthal 6 Morgen Ackers in der Markung Weinsberg und eine Weingült und erhält sie für jährl. 1 Pfd. Heller zu Lehen.

1328. Urkunde über die Schenkung der Kirche in Sindringen an das Kloster Schönthal durch Konrad (VI.), seine Gattin Luitgard von Breuberg, Engelhard, Canonieus in Würzburg und seinen Bruder Engelhard, mit Zustimmung Mechtild's,

  • ) Noch in diesem Jahrhundert wurde (nach den württ, Jahrbüchern von Memminger lll. S. 177) in der Nähe des Burgberges eine bleierne päbstliche Bulle (Siegel) gesunden, aus der Einen Seite die Apostel Petrus und Paulus, aus der andern Seite die Inschrist: >»ob»ui>«5 ?»l>» XXll. Gewiß von dem obeugedachten väbstlichen Bannstrahl herrührend. Wars man sie wohl im Grimme zum Fenster hinaus?

der Schwester Konrad's (VI.) und der Töchter Konrad's, Luitgard und Elisabeth (s. unten). Schenkung 28. Jan 1328 (Wibel).

eo6. »nun 1328 schenken die Brüder Konrad mit seiner Gattin Luitgard, Engelhard «en. und>m. dem Kloster Schönthal den Kirchensatz in Oedheim und erhalten das Oeffnungsrecht aus Burg Herbotstein (Httbolzheim). Engelhard VII. 1301—67.

1328,20. Sept. Engelhard (VII.) und Engelhard Konrad verpslichten sich gegen Konrad von Höh enrieth, allen von ihrem verstorbenen Bruder Konrad VI., beim Verkauf von Neiden an eingegangenen Verpslichtungen nachzukommen.

eo6. 1328 war Engelhard VII. bei der Kaiserkrönung Ludwig's zu Rom als Zeuge (v. Stälin III. 175, s. oben).

1329, 24. Juni. Bertrag der Markgrasen von Baden mit ihrem Schwager Engelhard von Weinsberg (Schöpslin) wegen seines Antheils an Burg und Herrschaft Weinsberg. .

1330, 15. April. Verkauf von Vöhringsweiler, Wüstenroth und Pare. an die Grafen von Hohen lohe.

eo6. 1330,18. Juni. König Ludwig bestätiget den Gebrüdern Engelhard (VIl.) und Engelhard Konrad, sowie deren Better, Engelhard VI. alle Privilegien, welche der Bater, Konrad (IV.) vom Reich hatte. S. oben S. 27.

eo6. 29. Aug. Die Wittwe Konrad's VI., Luitgarde von Breuberg, wieder verheirathet mit Gottsried von Eppenstein, setzt sest, daß, wenn sie keine Kinder mehr erhalte, ihr Sohn, Konrad VII. von Weinsberg (s. unten), sie beerbe, zuvor aber die von Eppenstein entschädigen soll.

1331, am St. Paulstag. Junea, genannt Fietzsin von Weinsberg vergabt '/' des Zehndens zu Weinsberg ihrer Tochter Anna, Nonne des Claraklosters in Heilbronn (Jäg., Heilbr. S. 124). Diese Junea gehörte nicht der Burg, sondern der Stadt an. Aber woher ihr Zehndbesitz?

1331, 13. Nov. Markgras Friedrich von Baden und Engelhard 8en. von' Ebersberg thun kund, daß sie eingesehen haben die Briese:e. betressend die Theilung zwischen f Konrad (VI.) und Engelhard «en. und^'un., und erkennen hiernach, daß die beiden Engelharde und Engelhard Konrad rechte Erben sind des halben Theils aller Güter und Rechte, welche -f- Elisabeth von Katzenellnbogen (s. oben S. 22. Konrad III. ux.) inne hatte in Eberstadt und den Weilern dabei, in Gellmersbach, zum Stein und derselben Burg Stein; sie gebieten Engelhard und Markgrasen Herrmann von Baden, sie nicht darin zu irren (Schöpslin).

Daß Markgras Hermann von Baden damals wirklich eine Zeitlang in den Besitz eines Theils der Burg gekommen war, beweist eine Urkunde von 1341 in welcher er seinen Antheil für eine Schuld von 2025 Pfd. Heller an Engelhard von Weinsberg verpfändet (Ludwig).

1333, 13. Jan. Engelhard (VII.) und Engelhard Konrad bekennen, daß Wilderich von Filmar, Vieedom in Aschaffenburg, ihnen aus ihr Gut Scheuerbera 2000 Pfd. Heller geliehen (Lang).

Ebenso 3. Dez. daß ihnen nomine des Hochstifts Mainz 1000 Pfd. Heller bezahlt worden.

1334, Zoll in Wimpfen, aus Wiederlösung an Fritz, Bürger in Wimpfen um 50 Pfd. Heller verkauft (Ludwig).

1335, 2. Mai. Engelhard VII. gibt, wegen schwerer Schulden, welche nament-

lich von seinem Vater, s Konrad IV. und dessen Bruder, f Konrad III. herrührten, dem Erzstift Mainz halb Gellmersbach und die verpfändete Herrschaft Scheuerberg einzulösen und verkauft sie ihm mit der Losung der Stadt Neudenau eo6. «l»w für 2200 Pfd. Heller, verspricht auch, seinen Neffen, Konrad VII. (s. unten) nicht in den Besitz der Burg Weinsberg kommen zu lassen, wosern er diesen Vertrag bestätigte, was den 20. Juli 1346 geschieht.

1336, 26. März, Agnes von Brauneck, Wittwe, von

Konrad IV. (s. S. 22) stiftet mit Zustimmung ihres Sohnes Engelhard VII. (S. 28) ihrer Tochter Mechthild und deren Gatten Graf Heinrich von Rechberg (iui6,) pro 8»lute nnim»« msriti et iilii f lüe>nr»6i I?nZeII>»r6i (i!Ä6.) eine Frühmesse in der von ihr gestifteten Kapelle zu Neuenstadt, wo sie begraben liegen.

eu6. 1336, 1. Juni. Engelhard M. verkauft der Stadt Wimpfen die Burg in der oberen Stadt nächst dem Thurm, die Landacht, den Zoll und die Mühle für 500 Pfd. Heller. '

1338, 8. Juni, gestattet Engelhard dem Erzstift die Verleihung der geistlichen Pfründen in der Herrschaft und verkauft das Dors Rohrbach bei Eppingen um 700 Pfd. an Reinhard von Sickingen.

1339. Streit mit den Bürgern Feurer in Heilbronn wegen Neckar-Gartach's vor dem kaiserl. Hofgericht, für Engelhard entschieden (Jäg. Heilbr.).

1340, 27. Aug. Engelhard VII. tritt in die Dienste des Erzstifts Main-, für jährl. 600 Pfd. Heller (Jäg.). '

1341. Neckar-Gartach an Heilbronn verkauft.

eo6. 1341. Hermann, Markgras von Baden verpfändet seinen Antheil an Burg Weinsberg an Engelhard, s. oben »6 1331.

1343. Engelhard willigt in den Verkauf von Zehnden zu Böckingen durch seinen Lehensmann das. und

1346 in den Verkauf von Zehnden in Kocherthürn durch Wolsgang von Stein (Lang).

1344. Güter in Biber ach von Gemmingen übergeben.

1344. Die Dörser Scheffelenz von Gottsried von Hohenlohe um 800 Pfd. Heller gekauft.

1346. Güter in Degmarn und aus der Markung Oedheim für 12 Pfd. Heller von Crast Kellner erkauft (Ludwig).

1348. König Carl IV., welcher nach dem Tode König Ludwig's (1347) den schwäbischen und fränkischen Adel zu gewinnen suchte, bestätigte auch Engelhard VII. die Reichslehen in Reichen und Eiberach, die sein Vater, Konrad IV., für Güter und Zehnden in Asrenroth und Denewangen von König Adolph erhalten und belohnt ihn mit 300 Pfd. Heller aus der Juden st euer in Schwaben (Ludwig).

1351 kauft Engelhard von Crast von Kochendors eine leibeigene Frau das. um 2 sl. (Ludwig).

1352, s. unt. Konrad Vis

1354. Engelhard kauft von Engelhard von Helmbund Güter in Helmbund für 30 Pfd. Heller und verpfändet den Herren von Böckingen für 100 Pfd. Unter- eisisheim (Ludwig).

eo6. 24. Juli. Engelhard hilst den Bischof von Würzburg mit der Stadt Würzburg vergleichen (v. Stälin III. 255).

eo6. 1354, s. unt. Konrad VII.

eo6. 1354. Streit zwischen Engelhard und Burkhard von Weiler wegen der Burg Dahenfeld, gegen Weiler entschieden.

1358. Engelhard verkauft an Erzstift Mainz Burg und Stadt Neidenau (Ludw).

1360. Crast von Lochiken verkauft um 10 Pfd. Heller an Engelhard seinen Antheil an Heinberg (Ludwig).

eo6. 1360 vom Bischof von Würzburg mit Zehnden in Brett ach belehnt, woraus die von Hohenrieth resigniren (Ludwig).

1362. König Carl IV. erlaubt dem Erzstift Mainz, die vom Reich an Engelhard (VII.) und Konrad VII. (seinen Nessen) verpfändeten Dörser Ober-, Mittel- und Unter-Schesslenz einzulösen und besiehlt diesen,

1363, 22. Jan., sie dem Erzstift zu übergeben. Carl verpfändet ihnen die Reichssteuer in Heilbronn, uneingedenk des den Reichsstädten gegebenen Versprechens.

eo6. 1363. Engelhard kauft von Reinhard Hofwarten Leibeigene in Aleselt und Krebsbach (Ludwig).

eo<I. 1363, 28. Febr. Das kaiserliche Hofgericht besiehlt verschiedenen Fürsten und Reichsstädten (auch der Reichsstadt Weinsberg), Engelhard bei der Nutzung der Güter in Volkmars und Eichholzheim zu schützen (Lang).

eo6. 1363. Kaiser Carl I V. erlaubt Engelhard, aus dem Dors Segeningen eine Stadt zu machen mit Wochenmarkt (Ludwig); (vielleicht Siglingen?).

1366. Engelhard kanst ein Gut in Degmarn (Ludwig) für 70 Pfd. Heller" und ein Gut, das Löwensteins Gut genannt.

ee>6. 1366. Friedrich und Rudolph von Hohenrieth verkaufen mit Consens des Bischofs von Würzburg Zehnden in Brettach um 150 sl. an Engelhard (Ludw.).

1367. Engelhard von Maiensels verkauft ihm einen Wald, den Prüel, um 17 Pfd. Heller >6.

1367. Engelhard (VII.) mit seinen Söhnen Engelhard Konrad (II.) und Konrad (VIII.) vergleicht sich mit Mainz, das ihn mit der Feste zum Stein belehnt (Ludw.).

Diese beiden Söhne Engelhard's VII. kommen sonst nicht weiter vor. Auch findet sich sonst kein Friedrich von Weinsberg, -welchen Rürner 1373 aus dem Turnier zu Eßlingen erscheinen läßt.

1369. Vergleich mit der Stadt und Bürgern von Heilbronn 6« litiln>», a6 verber» u8yuo »Zit»ti8 (Ludwig), »wobei es bis zur Prügelei gekommen," dura, ein Schiedsgericht zu Eßlingen.

eo6. 1369. Reversalien von Jos. Olter wegen Rückkaufs des halben Dorss Biberach, gegen 450 sl. (Ludwig).

Konrad VI., s. ob. S. 28, hatte ») 2 Töchter: Luitgard und Elsbeth, welche die Urkunde von 1328 (s. oben 1328) nennt, von denen aber sonst nichts bekannt ist, und

b) einen Sohn: Konrad VII., von Luitgarde von Vrenberg.. welchen diese (s. ob. 29. Aug. 1330) zu ihrem Erben einsetzt. (S. auch 1335, 2. Mai.) 1346 bei einer Schenkung an Kloster Schönthal genannt. K»nrad VII. 1352—83.

1352 verkauft dieser Konrad VII. «n Wilhelm von Waldeck für 1600 M. Heller seinen Theil von Gutenberg Schloß, Hüsselhard und Mühlbach aus Wiederlösung (Ludw.).

1354. Konrad VII. verkauft aus Wiederkauf an Engelhard von-Hirschhorn d>« Dorser Seheslenz um 1000 sl. (Ludwig).

1360, wo Kaiser Carl IV. «eine Heersahrt us die von Wirtenberg that,« gegen Graf Eberhard II. »den Greiner" (Zanker) und Ulrich lV., —war auch Konrad VII. im kaiserlichen Heere und erhielt für seine Dienste bei dieser Heersahrt und erlittene Schäden vom Kaiser 12 Pfd. Heller am Zoll in Germersheim und Oppenheim angewiesen, bis er 2000 Pfd. Heller hätte.

1362, s. oben, bei diesem Jahr.

1367, 12. Mai, ist Konrad VII. Bürge für Konrad «en. und M>. von Weinsberg (s. oben).

1367, 25. Mai, wurden er und sein Stiesbruder, Eberhard von Eppenstein mit ihrer Mutter, Luitgard von Breuberg (s. oben 29. Aug. 1330) verglichen, welche lebenslänglich ihre Guter genießt, die sie nach ihrem Tode gleich theilen (.1o»ni>. 55pioi!eZ.). ,

1371 kauft er von Rüdiger von Hornberg Güter in Neuenstadt, Helmbund und Cleversulzbach.

1378. Fürderer von Waldeck verspricht eidlich, mit Konrad Burgsrieden in Schloß Gutenberg (s. 1352) zu halten (Ludwig).

eo6. 1378 verkauft er die Vogtei in Jaxtfeld für 50 Pfd. Heller an Hartmann von Wittstadt (Ludw.).

1381 verkauft er an Wols von Wunnenstein seinen Theil von Gutenberg, Schloß, Hüsselhard und Mühlbach für 1000 sl. (Ludwig).

1382. Vergleich Konrad's und Engelhard's wegen der Burg zum Stein.

Kinder von Engelhard VI. (S. 23), Sohn von Konrad III., der nnn als Stammhalter der Familie erscheint, waren

») 3 Tochter:

Agnes, 1361, Gem. von Hauptmarschall von Pappenheim. (Crus. II. 43.)

Jutta, 1374, f 1412.,

Gem. von Schenk, Konrad

von Limburg; kaufte als

Wittwe von Ellwangen die

HerrschaftAdelmannsfelden.

b) 3 Söhne:

Engelhard VIII.,

(s. unten).

und N. N., 1361. Gem. vom Grafen von Eberstein.

und Konrad, Canonieus in Würzburg, hier aus Mönch in Schönthal.

Konrad, zuletzt Erbischof zu Mainz. 1370, f 1396. K»nrad," Erzbischof, f 1396. Der zweite obiger Sohne, Konrad, hatte von Jugend aus ein stilles, ernstes Gemüth, das ihn für den geistlichen Stand geschickt machte. Schon im Jahr 1370 wurde er in das Mainzische Domkapitel ausgenommen.

1380, 31. Jan. Graf Albrecht von Löwenstein verkauft das Schloß Gleichen für 800 Pfd. an Konrad, Domherrn in Mainz.

1382, 12. Mai, gelobt Konrad als erwählter Schulmeister (Dom-Scholastiens) des Stifts Mainz seine Stelle sestiglich zu handhaben.

1383 brachte er es zur Prälatur; auch hatte er die Probstei von St. Peter in Wimpfen und die Pfarrei Lorch. Nach dem Tode des Erzbischofs Adolph von Nassau wählte ihn das Domkapitel ansangs 1390 nur zum Verweser des Erz stifts, sedoch mit der Zusage des Desinitivums, wenn der Pabst Nichts dagegen einzuwenden hätte. Mit Geld, nm welches damals in Rom Alles feil war, brachten es Conrad's Abgeordnete bald dahin, daß ihn der Pabst (Urban VI.) als Erzbischof anerkannte; woraus das Domkapitel nicht nur alle Vasallen zum Leheusempfängmß beries, sondern auch, zur Erstattung der Unkosten in Rom, den Unterthanen eine Schatzung, des 20sten Psennigs auserlegte.

Im Jahr 1391, wo er die dem Furder von Waldeck verpfändete halbe Burg Gutenberg mit 1600 sl. wieder einlöste (Ludwig), ging Konrad nach Böhmen und wurde vom Kaiser Wenzel wegen der Regalien seines Erzstifts mit dem Seepter belehnt. Seinen feierlichen Einzug in Mainz hielt er aber erst am St. Bartholomäustag 1395. Seine nunmehrige Stellung machte ihn besonders geschickt, für Ordnuna im Reiche zu sorgen, was unter der krastlosen Regierung Wenzel's um so nöthiger war Ruhe und Frieden konnte man sich aber damals nur durch Bündnisse schaffen- darum schloß Erzbischof Konrad mit dem Pfalzgrafen Ruprecht II., Bischof Nieolaus von Speier und Markgras Bernhard von Baden am 23. Mai 1395 ein Trutzbündnis' gegen die sogen. Schlegler (v. Stälin III. 363). Auch mit dem Erzbischof von Cöln, dem Bischof von Paderborn, den Lairdgrasen von Thüringen und Hessen und dem Herzog von Braunschweig verband er sich zu Sicherung des Landsriedens. Den Städten Wimpfen und Heilbronn gab er Schutzbriese. In seinem geistlichen Amte zeigte er nicht geringere Energie. Gegen die Häretiker in seiner Diöeese stellte er Untersuchungen an; gegen die Hessischen und Thüringischen Edelleute erließ er ein Ediet, in welchem er ihnen ihr gewaltsames Versahren in Verlassenschaftsangelegenheiten der Cleriker niederlegte; die Vergehungen der Ordensgeistlichen gegen die Gesetze ihres Ordens wnrd»n ernstlich von ihm gerügt. Gegen Dominikaner, Augustiner und Carmeliter, welche sich in seiner Diöeese einnisten wollten, erließ er ein strenges Ediet. Mit gleichem, grausamem Eiser verfolgte er übrigens die armen Waldenser und ließ deren sogar 36 in Bingen verbrennen.

Am Fuße seiner väterlichen Burg Gntenberg am Neckar ließ er eine Kapelle bauen, die er dem heil. Encharins widmete.

Er bekleidete indessen seine hohe Würde nicht, lange und starb schon im Jahre

1396 zu Aschaffenburg. Ein einsaches Denkmal vor dem Altar der heil. 3 Könige im Chor der Domkirche zu Mainz bezeichnet die Stelle, wo er ruht. Aus dem Grabstein ist neben seinem Bilde auch das des Domprobstes Andreas von Brauneck, zum Zeichen, wie ein Schriftsteller jener Zeit sagt, daß sie als lebenslange Bluts- und Mnths-Freunde auch im Grabe nicht haben wollen von einander getrennt sein.

Der älteste dieser 3 Söhne und Stammhalter Engelhard VUl. 1391—1415.

Engelhard VIII. s. oben S. 32 war vermählt mit Anna von Leiningen, Tochter von Graf Emich von Leiningen 1371.

1371 verkaufte Engelhard mit seinem Schwiegervater die Dörser und Burgen im Elsaß: Rielsels, Ueberlingen, Diesenbach und Nieder-Ingolzau an den Deutsch- Ordens-Commenthur Siegsried von Benmngen.

1372, 27. Oet. belehnt Kaiser Earl IV. diesen Engelhard VIII. mit 300 Pfd. Heller Judensteuer in der Laudvogtei Niederschwaben und K. Ruprecht bestätiget dieses unterm 23. Oet. 1304 (Ludwig, Urk.).

1375. Engelhard verpfändet an Blickard Landschad für 100 fl. einen Hof in Heidelberg aus Wiederlösung (Ludwig).

eo6. Einweisung in Burg Maiensels für 1000 Mark (Ludwig).'

1376. Engelhard war zu Ansang dieses Jahres mit Herzog Lupold von Oest. reich in der diesem vom Bischof zu Basel verpfändeten kleineren Stadt Basel, wo

Dillen>»s, Wein«berg. 3

der Adel die Fastnacht mit großen Freuden und allerhand ritterlichen Solennitäten feierte. Als auch in der größeren Stadt ein Gleiches geschah und aus Gelegenheit dieser Fastnachtsreuden einige Bürger verwundet wurden, erhub sich ein Tumult wider den Adel, in welchem 3 Erellente und etliche Bediente erstochen wurden, woraus sich Herzog Lupold sammt den Vornehmsten von» Adel davongemacht. Diese Sache mißsiel der Obrigkeit daselbst und damit dem tollen Pöbel einige Satissaetion verschafft würde, nahm mau etliche Fürsten und Grasen, den Markgrasen von Hohenberg, den Grafen von Montsort, einen Grafen von Zollern, Engelhard von Weinsberg u.A. gesange n, welche jedoch bald wieder aus freien Fuß gestellt und hingegen einige ausrührerische Bürger aus dem Fruchtmarkt, »der heiße Stein« enthauptet worden (Crusius I. 949 noch Urstisins).

1379. Engelhard erhält von Abtsgmünd Steinbrüche und Fischerei in der Roth (bei Böhringsweiler :e.) (Ludwig).

uo6. 1379. Vergleich Engelhards mit d. Stadt Weinsberg.

1380. K. Wenzel bestättiget Engelhard alle seine Rechte, belehnt ihn mit Burg und Patronatrecht in Weinsberg, Geleit und Zöllen hier im Thal aus der Handelsstraße nach Nürnberg und in Neuenstadt, mit dem Zoll in der sog. Wildenstraße, mit 300 Pfd. Heller Judeusteuer, Vogtei in Kochersteinsfeld und Dahenfeld und mit dem Wildbaun (Ludwig).

1381. 5. Jun. Engelhard leiht Lutz von Neueustein Güter in Oehringen. Konrad, Domherr von Mainz (s. oben) siegelt (Wibel).

1384. Engelhard kauft von Arel von Crailsheim für 50 Pfd. Heller loeum w>-eullu-i8. (Kelter) in Veherberg (Vörreuberg?) (Ludwig).

1388, 24. Jul. Engelhard und seine Gattin, Anna von Leiningen verkaufen Burg und Schloß Weinsberg, pxetu >-eluiliom«, an das Erzstift Mainz. Sein Bruder, Konrad «e»ie>r, der Scholastieus und Konrad. ^uniur siegeln (Lang).

139l. Bischof Gerhard von Würzburg gestattet Konrad IX. (s. unt.) wegen 8000 sl,, die er seinem Schwiegervater Ulrich von Hohenlohe geliehen, die Nachfolge im Lehen der Burg und Stadt Weickersheim. S. unten 1398 (Ludwig).

«n6. 1391, 7. Sept. bestätiget Bischof Gerhard von Würzburg und 1405, 3. Juni der Erzbischof von Mainz die Stiftung einer Messe in Neuenstadt durch Anna von Leiningen, Engelhards VIII. Gattin, und diese stiftet dazu noch '/» pllm8trum v!ni in Brettach 26. April 1408.

1393. Engelhard erhält für 7000 sl. jährl. aus 4 Jahre von den Herzogen von bestreich die Landvogtei in Schwaben, Breisgau und Elsaß und vergleicht^ als deren Landvogt die Klöster Einsiedeln und Scheer (Stälin III. 359 Anm.).

1393. Engelhard belehnt die von Weiler mit einem Theil Gerichts und Zehnden in Steinsfeld.

1396. Das Kloster Homburg verspricht ihm und seinem Sohne Konrad IX. (s. unten) für die Eignung der Vogtei und des Gerichts in Hessenthal einen Jahrstag (Jäger. Ludwig).

1397. Der Bischof vou Worms erlaubt ihm, Gutenberg zu verpfänden (Ludw.). eo6. 1397. Gerhard, Bischof von Würzburg verpfändet ihm für 2300 sl. die

Burg Reigelsberg zur Belohnung der von ihm mit einigen Pferden und Lanzen (Glanen) zu leistenden Dienste (Ludwig). Die Verpfändung wurde nachher zur Belehmmg. Engelhard zog auch eo6. cw. dem Bischof gegen die Stadt zu Hilse.

1398, Engelhard wird mit Beringer von Eindringen wegen Güter in Teg-mingen (Degmarn) und Brettach verglichen (Ludwig).

eo6. Erkaufung von 7 Hohenlohischen Orten Königshofen n. s. s.

1399, 5. Aug. Engelhard verleiht etlichen Bürgern von Heilbronn 2 Huben in Reinoldsburg, 1 Gut in Hertlinshag (Ludwig) und ist mit mehreren Andern Schiedsrichter in den Spänen zwischen HeUbronn nnh Gv<H ^«^«'d h. Nm^temberg aus dem Tag zu Brackenheim. 8im. ^u6. 1399. (^«Mr. heM. S 11^^

1400 u. 1411 belehnen die Bischöse Johann und Albert von Regensbura Engelhard und seinen Sohn, Konrad IX. (s. unt.) mit Oehringen, Neuenstein und Waldenburg (Ludwig); wiederholt 1438 von Bischof Friedrick.

1400, 23. Juni. Engelhard und sein Sohn Konrad (IX.), geben Ulrich „ud Albrecht von Hohen lohe volle Gewalt, sich in Kriegen ihrer Schlösser zu bedienen und verschreiben sich, bei söhnelosem Absterben soll die Herrschaft Weinsberq mit allen Lehen und Eigenthmn an Hohenlohe fallen (Ludwig und Hanselmaun).

(Konrad erhielt aber 2 Söhne. S. unten)

1401, 4. Febr, u. 3. Aug. Kaiser Ruprecht III. nach K. Wenzels Absehuna 1400 erkoren, verleiht Engelhard die Reichslehen, Stälin III. 374.

eo6. 1401, 8 Mai besiehlt er ihm, für ihn in Wasserburg die Huldigung einzunehmen.

ee>6. 1401, 9. Juli übergibt er ihm die Eigenleute (Leibeigene) des Reiches ,u Reigelsberg, Weickersheim und Creglingen.

1402 verpfändet das Erzstift Mainz Burg Weinsberg (s. 1388) für 6000 fl. an Reinold von Thalheim und bekennt 1403, es habe '/< zurückgegeben und Engelharden freigestellt, auch das Uebrige zu lösen.

1404 verleiht der Kaiser Engelharden die Judensteuer in Niederschwaben. 1405. Engelhard und sein Sohn Konrad IX. verpfänden an die von Helmstadt Neuenstadt mit Fugehör, Gochsen :e. (Ludwig).

eo6. werden sie von dem Ordensgeneral der niederen Brüder, Anton in die Ordensgemeinschaft ausgenommen. i6.

eo6. 1405 vermittelt Engelhard, als kaiserlicher Hofrichter, zwischen Hall und dem ihm verwandten Limburg (Prescher).

1405. Coneession Engelhards und Konrads IX. als Lehensherrn zum Verkauf von Äss alt rach durch Wilh. v. Weiler an den Johanniterorden zu Hall.

1407, 5. Sept. Engelhard, als Landrichter, spricht dem Kloster Schönthal ein Vermächtniß zu (Ludwig), kauft den Mönchshof bei Schluchtern um 148 sl. von Maulbronn.

1408, 3. Febr. K. Ruprecht versetzt die von Hohenlohe in Gemeinschaft der Lehen von Weinsberg und vio« ver«a verleiht er Engelhard und seinem Sohne Konrad (IX.) Weinsberg, die Burg und was sie an Rechten und Gütern in der Stadt haben, auch die Vogtei über den Nonnenhof des Klosters Gnadenthal in Kochersteinsfeld, über den Herrenhof des Kl. Lorch in Dahenfeld, über den Hospitalitenhof in Neckarelz, die Bogtei zu Burgheim (Neckarburken) und den Schirm des Klosters Lichtenstern.

eo6. 1408. Engelhard und sein Sohn freien dem Kloster Schönthal einen Thal des kleinen Zehndens in Granzheim (Grantschm), welchen Konrad Adelmann von ihnen zu Lehen trug und seine Wittwe an das Kloster verkauft hatte.

1409. Einweisung in Burg Gleichen und Maiensels für 2000 Mk, (Ludw.).

1411, 19. Apr. Ksr. Sigismund, nach Ruprechts III. Tode 1410 erwählt, ertheilt Engelhard und seinem Sohne Konrad IX. aus ihre Bitten, als Markgras von Brandenburg, das Unter-Kämmerer-Meister.Amt des Reiches lehensweise, wie es die von Münzenberg und von Falkenstein ehemals hatten; die aber unterlassen hatten, um die Belehnung einzukommen (Hanselm.) Stälin III. 398.

1412, 25. Mai verkaufen Engelhard und sein Sohn Konrad (IX.) an Kurfürst Ludwig von der Pfalz die halbe Herrschaft Weinsberg für 6000 Pfd. Heller (Hugo).

eo6. 1412 verschreiben sie sich gegen Schenk Friedrich v. Limpurg von Frau Juttas Erbfall wegen (s. S. 32) um 50 sl. jährl. Gült, mit 1000 sl. abzulesen (Prescher).

1415 belehnt K. Sigmund, Engelhard und seinen Sohn Konrad (IX.) mit den Lehen des Grafen von Münzenberg und von Falkenstein, und bestättigt ihre Privilegien und Pfandschaft (Ludwig).

eo6. besahl K. Sigmund die halbe Judensteuer an Engelhard zu bezahlen (Ludw,).

oo6. verpfändet Albrecht von Löwenstein das Schloß Gleichen an Engelhard und seinen Sohn Konrad; und dessen Sohn und Anna von Löwenstein erlauben Albrecht von Hohenlohe, es einzulösen (Ludwig).

Engelhard Vlll. 1- 1415. hatte 10 Kinder, 7 Töchter und 3 Söhne.

») 7 Töchter:

1) Elisabeth, Gemahlin des Landgrasen Johann von Leuchtenberg (s. unt. S. 39).

2) Sibylla, Gemahlin des Grafen Wolsgang von Erbach.

3) Agnes, Gemahlin des Grafen Friedrich von Helsenstein. Als Wittwe vergleicht sie ihr Bruder Konrad IX. mit ihren Kindern.

4) Ida, Gemahlin des Grafen Friedrich von Waldheim. 1395, 2. Juni versprechen ihr die Herzoge Albrecht, Wilhelm und Leopold von Oestreich, wenn ihr Gatte vor ihr sterbe, sie bei ihren rechtlichen Ansprüchen an ihn zu schirmen. Sie ist 1410 schon f. , , ,

5) Margaretha, Gemahlin von Graf Heinrich von Hohenstein. Auch sie ist 1410 schon f.

6) und 7) Amalia und Dorothea starben nnvermählt vor I4ll).

l») 3 Söhne: , ...

Die 2 jüngeren, Georg und Philipp, kommen sonst nicht mehr vor, als

Georg, 1403 aus dem Turnier zu Darmstadt, wo es zu blutigen Händeln kam,

und Philipp, 1408 aus dem Turnier zu Heilbronn (Jäger).

Desto mehr glänzt der älteste Sohn und Stammhalter,

Konrad IX. 13W-1448. - .

Konrad IX., Reichs-Erbkämmerer, nächst Erzbischof Konrad. S. 32, der Größte seines Hauses, das mit ihm, gleich einem im Erlöschen begriffenen Lichte, noch einmal hell ausloderte und in seinen Söhnen erlosch.

Seine Erziehung undBildung zum Staats- und Hofmann erhielt er wohl durch seinen väterlichen Oheim, den nachmaligen Erzbischof Konrad (s. oben S. 32). An den pfälzischen und badischen Höfen sammelte er sich noch weitere Kenntnisse und Ersahrungen-

1397 vermählte er sich mit Anna, Tochter Krasts von Hohenlohe, Wittwe des Konrad von Brauneck, welcher 1390 verstarb. Sie lebte mit ihm bis zum 2. Jim. 1434,

Ju demselben Jahre vermählte er sich zum 2tenmale mit Anna, Gräsin von

Henneberg, wozu er von dem Coneil zu Basel, unerachtet des Verwandtschaftsgrades Dispense erhielt.

Im Jahr vor seiner ersten Vermählung,

1396 wird er zum Erstenmale mit seinem Vater Engelhard VIII. genannt (s. oben 1396).

1398, 2. Febr. bekennt Konrad IX,, daß seine Schwäger, Ulrich und Albrecht von Hohenlohe, Kö nigshosen, Tauber -Retersheim, Neubronn, Rinderfeld, Dberndors, Streichenthal und Wermuthhausen, die sie ihm für 1200 fl. verkauften, wieder einlosen dürfen (Ludwig).

1398 versprechen Abt und Convent Comburg ihin und seinem Vater einen Jahrstag für die Eignung der Vogtei und des Gerichts Hessenthal (Ludwig).

1398. Hartmann Fuchs übergibt die ihm von den von Hohenlohe verpfändete Stadt Weickersh eim mit Zubehör an Konrad's Gattin, Anna v. Weinsberg (Ludw.).

1399 verkauft er an Johann Truchseß von Baldersheim Nnb und seinen Theil an Goßmannsdors nm 3400 sl. und kauft dasür

eu6. »nno vom Erzbischof Johann II. von Mainz Burg nud Stadt Krauthei!m nebst Ballenberg um 1000 sl. Ebenso kauft er

1400 von Veringer von Mergentheim den Weinzehuten zu Wachbach um 100 si.

In diesem unruhigen Jahre 1400, wo K. Wenzel (20. Aug.) sörmlich abgesetzt und Pfalzgraf Ruprecht IIl. zum römischen König erkoren wurde, verschrieben sich Konrad und sein Vater Engelhard gegen Ulrich und Albrecht von Hohenlohe, Konrads Schwäger (s. oben 1398), daß sie im Fall eines Krieges sich ihrer Schlösser bedienen dürfen; auch sollte im Fall des söhnelosen Absterbens Konrads die ganze Herrschaft Weinsberg mit allen Lehen und üigenthmn an die von Hohenlohe fallen, wogegen die von Hohenlohe, aus den Grund eines vorhergegangenen Erbverbrüderungsvertrags, eine ähnliche Perschreibung ausstellten und die von Weinsberg zu ihren Erben in Lehen, Gütern und Pfandschaften erklärten (s. oben 1400) — Hanselmann.

eo6. 1400 belehnt Bischof Johann von Regensberg Konrad und seinen Vater mit den vom Bischof herrührenden Orten Oeh ringen, Neuenstein und Waldenburg, was wohl hauptsächlich zu vorstehender Verständigung mit denen von Hohenlohe Veranlassung gab.

Der neuerkorene König Ruprecht III. suchte sich zunächst der seiner Heimath, der Pfalz nächstgelegenen Herren zu versichern, und so waren Konrad und sein Vater Engelhard VIII. die Ersten unter den schwäbischen Herren, denen er

1401, 4. Febr. die Reichslehen verlieh und

eo6. 9. Juli alle Leibeigenenen des Reiches zu Reigelsberg, Creglingen und Weickersh eim überließ.

1401 erhielt Konrad von Papst Bonisaz IX. 2 Indulgenzbriese, worin ihm gestattet wird, sich einen tauglichen Beichtvater zu wählen, der ihn anch in reservirten Fällen Einmal von allen Sünden absolvire und seine Reise- und Fastengelübde in andere christliche Werke verwandle; sodann die Vergünstigung, die Messe vor Sonnenausgang zu hören (Ludwig XII. 581).

1402, 20. Juli. K. Ruprecht verschreibt dein Konrad die Reichssteuer in Windsheim für geleistete Dienste — bei seiner Romsahrt? 1401.

eo6. »nno 11. Oet. erlaubt er ihm, in Baldersheim eine Mühle zu bauen (Ludwig).

1403 stiften Konrad und seine Gattin Anna eine Brüderschaft der Geistlichen in Weickersheim, Creglingen, Niederstetten u. a. O. (Wibel).

eo6. 1403 theilt Anna von Hohenlohe, Konrads Gattin, mit ihrer Tochter erster Ehe, Margaretha von Brauneck, Gemahlin Grafen Heinrichs von Schwarzburg die Brannecksche Erbschaft also, daß Anna und ihre Erben: die Burg Reigelsberg, die Hälste von Aub, die Dorser: Baldersheim, Burgenroth, Buch, Biberehren, Hopserstadt, Gelchsheim, Stalldors nebst dem Walde daselbst, den See zu Bickenbach, den Weinzehnden zu Niederbalbach; serner die Pfandschaft zu Weickersheim, Königshofen im Gän, Rinderfeld, Rettersheim, Neubronn und Wermutshausen erhalte. Dasür und für 1400 sl,, um welche sie aus N euenst ein versichert waren, sollten Anna und ihre Erben sa'mmtliche aus 10691 fl. berechnete Schulden bezahlen (Ludwig und Jäger).

Anna eedirte auch ihrem Gemahl alle ihre Rechte und Ansprüche an die Herrschaft Falkenstein (Ludw.).

eo6. 1403 kaufte Konrad IX. von Geyer von Gibelstadt Gesälle und Gülten zu Eierhausen um 110 sl,, und von Konrad Truchseß von Baldersheim 2 Höfe 'zu Baldersheim um 159 fl. (Jäger).

1404, 1. Jan. K. Ruprecht erlaubt dem Konrad Truchseß und Hans von Baldersheim, aus Aub eine Stadt zu machen,

eo6. »nuo 1404 übergab der Vater Engelhard VIII. seinem Sohne Konrad IX. die Herrschaft Weinsberg, deren Verwaltung er müde war (Ludw. Urk.).

e<>6. »nuo 1404 verkaufte Engelhard VIII. und sein Sohn Konrad IX. den Hungerlinshof zu Frankenbach an den Bürger Conz Feurer zu Heilbronn (Jäger. Heilbronn).

1405 verkaufen Engelhard und Konrad an die von Helmstadt Neuenstadt 'am Kocher und die Dörser Gochsen, Kochersteinsfeld, Cleve-rsulzbach und Dahenfeld für 14500 fl. aus Wiederkauf (Ludwig).

eo6. 1405 nimmt der Ordensgeneral der niederen Brüder Konrad IX. in die Ordensgemeinschaft aus (Ludw., s. oben 1405 S. 35).

1406 vergleicht sich Konrad mit Graf Heinrich von Schwarzburg wegen eines Hofes in Möchingen und der Fischerei zu Biberehren.

Seine Gemahlin Anna nimmt er in die Gemeinschaft der Pfandrechte von Aub, Stalldors und Hopserstadt, Königstein und Rettersheim gegen eineGeldsumme von 5950 fl. aus.

Von Friedrich und Leonhard von Ehenheim kauft er einen Hof in Baldersheim für 409 fl.

Die Burg Gutenberg am Neckar löste er von Weitbrecht von Helmstadt wieder ein, woraus v. Helmstadt die Unterthanen der dazu gehörigen Orte des ihm geleisteten Huldigungseides entläßt (Jäger nach Ludwig).

1407 kauft er vom Kloster Maulbronn für 148 fl. den Mönchshof in Schluchtern. i6. Naßkalter Sommer verderbt die Früchte. Theuerung und Hungersnoth (Chroniken).

1408. Belehnung von K. Ruprecht lI. oben 1408, S. 35).

eo6. Engelhard's VIII. Sohn, Philipp, nach Crus. u. Jäger aus dem Turnier zu Heilbronn (s. oben S. 36).

eo6. »uno. Konrad verkauft an Hans von Hirschhorn einen Theil an Dors und Gericht zu Tauberzell (Jäger).

Mit seinem Schwager, Johann von Leuchtenberg, Gemahl seiner ältesten Schwester Elisabeth (s. S. 36) verglich er sich wegen des Schlosses Steinsberg bei Sinzheim, so wie darüber, daß Johann das Schloß Pleystein 7 Jahre lang, die von Weinsberg aber die Burg Gutenberg ebenso lange iuhaben sollen (Jäger).

e<>6. »rwo kauft er von Gotz Weinsberger für 60 sl. einige Güter zu Neuenstadt (Jäger).

1409 vergleicht sich Konrad mit der Stadt Rothenburg wegen einiger Leibeigenen zu Bieberel,reu (Jäger).

141N versprechen ihm. die Mouche des Prediger-Ordens zu Wimpfen einen Jahrstag für ihnen verkaufte Früchte vom Bellinger Zehnden (Ludwig).

1411 belehnt ihn Bischof Johann von Worms mit den Wormser Lehen Gutenberg (s. oben 1406) sammt den dazu gehorenden Dörsern Burg, Schwarzach mit Zugehör, Neckar-, Grosund Kleingartach, Burg und Stadt Winneuden (Jäger). (Von Wiedereinlösung der Letzteren, welche Konrad IV. 1325 (s. oben S. 27) an Graf Ulrich von Württemberg verkauft hatte, und von einem späteren Wiederverkauf an Württemberg, unter dessen Eigeugütern sie 1420 vorkommen (Stälin III. 417), findet sich aber Nichts und es ist hier wohl ein Jrrthum.) Dasselbe ist der Fall bei dem — 1341 an Heilbronn verkauften Neckargartach.

Den 4. Theil der Burg Gutenberg verkauft er mit Conseus des Bischofs von Worms oo6. »nne> um 2000 sl. an Bollmar Lemblin (Ludwig).

Am 21. Juli 1411 war Konrad IX. zu Frankfurt bei der zweiten einstimmigen Wahl Sigmunds zum römischen König.

K. Sigmund belehnte nun — als Markgras von Brandenburg — die beiden Weinsberge, Bater Engelhard VIII. und Sohn Konrad IX. mit dem Reichs- Unterkämmerermeister-Amt (s. oben S. 36), wie es die von Münzenberg und von Falkenstein ehemals hatten, und Markgras Joh. von Brandenburg erließ in Sigmunds Namen mehrere Missive, namentlich an die von Falkenstein, welche es unterlassen hatten, um die Belehuung einzukommen.

Konrads Schwager, Georg von Hohenlohe, Bischof zu Passau, hatte ohne Zweisel als Sigmunds Kanzler, zu Ertheilung dieser Würde an Konrad mitgewirkt, ahnungslos, daß dieses scheinbare Glück der erste Anlaß zum Fall seines Hauses werden sollte. Der Auswand, welchen Konrad bei seiner hohen Stellung machen mußte, namentlich auch als von Kaiser Albrecht ernannter Proteetor der Kirchenversammlung in Basel, die Borschüsse an den ost in Geldverlegenheit besindlichen Kaiser, die Händel mit der Stadt Weinsberg und die vielen Stiftungen, besonders an das Kloster Schönthal, wo er begraben liegt, zerrütteten sein bedeutendes Vermögen so, daß er seinen Söhnen kaum noch einen Schatten davon hinterlassen konnte.

Schon 1412 verkauft Konrad — mit seinem Vater — die halbe Herrschaft Weinsberg um 6000 Pfd. Heller an Churfürst Ludwig von der Pfalz (s. oben S. 36).

1413. Erzbischof Friedriche von Cöln ertheilt ihm und dem Grafen Emich von Leiningen 8imu!t»ne»m invs«titu>»m in Waltersheim, Dulgesheim und Guntersblum (Jäger).

Graf Emich übergiebt ihm die Dörser Waltersheim, Dulgesheim, Ulsesheim und Guntersblum, auch '/< an Schloß und Dors Busenheim, um ihn wegen des noch schuldigen Heirathgutes seiner Mutter (s. oben S. 33) und urelterlichen Wittums zusrieden zu stellen (Jäger).

eo6. »°. wiederholt Bischof Johann von Würzburg die Belehuung der Würzburgischen Lehen und belehnt ihn mit der von Hohenlohe ihm verpfändeten Stadt Möckmühl.

1414 war Konrad mit K. Sigmund zu Nezlar bei der Huldigungseinnahme, desgl. am 8. Deebr. zu Friedberg (Jäg.), wie auch Sigmund am 15. Oet. d, J. die Huldigung im benachbarten Heilbronn einnahm.

1414, 25. Deebr. begleitete er K. Sigmund, der mit glänzendem Gesolg durch das Württemberge r Land kam, (Stälin III. 399) zu dem berühmten Coneil von Co ustanz, wo er sich die Gunst aller deutschen Großen erwarb.

1415 stirbt der Vater Engelhard VIII, während 5t. Sigmund ihn und Konrad IX. mit den heimgefallenen Lehen der Grafen von Münzenberg und von Falkenstein belehnt und ihre Privilegien und Pfandschaft bestätiget (s. oben S. 36).

eo6. 1415, 12. Jan. verpfändet K. Sigmund seinem Reichskammer-Meister Konrad IX. die Reichssteuer in Hall für eine ältere Forderung vou 5000 Pfd. Heller, weil K. Wenzel dessen Vater Engelhard VIII.' mit Gewalt von der Reichssteuer zu Heilbronn und Wimpfen verdrängt hatte (Jäg. nach Wegelin).

eo6. «mno 18. Jan. Anna und Konrad IX. ihr Gatte verkaufen an Konrad von Rosenberg Burg Reigelsberg sammt Zugehör um 7000 Pfd. aus Wiederlösung mit Würzburgschem Consens (Ludwig).

eo6. 6. Juli. Feuertod Hussen's zu Constanz.

ee>6. »nno 4. Dez. verkauft Konrad IX. Güter und Gülten in Reinoldsbronn, Hertwigshofen und Engelbrechthausen,

Der Kaiser gab ihm hier zu Ansang

1416 den Austrag, die Judensteuer einzutreiben, die ältere wie die neue, auch Judenmeister zu setzen und zu entsetzen; womit er auch 1418, 1421 u. 1434 zu thun hatte.

Für die Dienste im Kriege gegen den geächteten Herzog Friedrich von Oestreich und für einen dabei gehabten Verlust von 1114 sl. überließ ihm K- Sigmund

1416 den sogenannten Schinderhof bei Baden im Aargan, welches Gebiet sonst den schweizerischen Eidgenossen zusiel (Ludwig).

In dieser Fehde sordert Konrad

1416, 20. Apr. Regensburg aus, mit Ulm, das er besehdet, allen Verkehr auszuheben (Ludwig).

eo6. muß er aus Sigmunds Befehl jüdische Verbrecher verfolgen, i6.

1416 geht Gleichen an die von Hohenlohe über (Stälin III. 674).

e<i6. Streit des Klosters Schöulhal mit dem Vurgeaplan v. Weinsberg wegen Zehnden in der Glückenhälden bei Weinsberg. Entscheidung, sie zu theilen.

K. Sigmund, der des Geldes sehr benöthigt war — (Stälin III. 404) ließ sich von Konrad

1417, 19. Mai mit ausdrücklicher Beziehung aus gehabte Auslagen in Constanz 10,000 rhein. Goldgulden vorstrecken und verpfändete,ihm dasür die Reichssteuer in Ulm. Stälin III. 404 (Wegelin).

eo6. 1417 vergleicht sich Konrad IX. mit Probst und Capitel des neuen Münsters zu Würzburg über das Dors Hopserstadt (Jäger).

1417. Neue Indulgenzen von Pabst Martin V. zu Mitführung eines tragbaren Altares, zu Früh- und Stillmessen, zu Absolvirung von reservirten Fällen, zu Errichtung von Präbenden :e. (Ludwig). Um diese Zeit begannen die Späne Konrads IX. mit der Stadt Weinsberg, mit welcher ihn

1417, 22. Juli K. Sigmund sammt allen deren Rechten, Gerichten, Herrlichkeiten, Freiheiten, Bauten, Gütern u. s. w. als einem ewigen Mannlehen belehnt hatte, was freilich in großem Widerspruch mit dem Privilegium stand, daß die (Reichs-) Städte nicht mehr verpfändet werden sollten; weshalb die Stadt diese Belehnung wenig beachtete.

1420 erwirkte Konrad von dem Hofgericht zu Prag einen Befehl an Ott von Wurmlingen, Konraden aus alle und jede der Stadt Weinsberg Habe und Güter einzuleiten. Allein Ott wurde von den Weinsbergern gleichgültig angehört und ohne Erklärung entlassen (Jäger).

Der Versolg dieser bis zum I. 1420 dauernden Späne gehört zu der unten folgenden Geschichte der (Reichs.) Stadt Neinsberg, deren Sacke die Reichsstädte zu der ihrigen machten, wobei Konrad Sigmunds Gunst verler.

In diese Zeit Mt wohl die! von Crusins III. 417 erzählte Weinsberger Geistersage von dem Knechte, welchen Konrads Burgvogt erschlagen habe, und welcher dem in der Schloßeapelle betenden Bnrgvogt erschienen sei und nicht nur ihn so geängstigt habe, daß er erkrankte und bald daraus starb; sondern welcher auch bis zu dessen Tode im ganzen Schloß rumorte, die Burgwächter neckte und selbst in die Stadt herabkam. Die Stadt habe zur Eühnung des Geistes eine Fasten und eine Wallsahrt zum Kloster St. Mariä in Heilbronn angestellt und — nach Jäger, Heilbronn — das dortige Karmeliter-Kloster erbauen helsen. Vgl. Kerner's Seherin u. Prevorst, S. 473: So »wandelten also die Geister da" schon im 14. und 15. Jahrhdt. Was Wunder, daß sie im 19. wieder einkehrten!

1418 Konrad vergleicht sich mit Graf Heinrich von Hohenstein über die Hinterlassenschaft der Margaretha von Hohenstein, einer geborenen von Weinsberg (s. oben S. 36) Konrads Schwester.

1419. Konrad wird vom Erzbischof Dieterich von Cöln mit den Lehen belehnt, welche die Grafen von Falkenstein vom Erzstift zu Lehen hatten (Jäger).

Kaiser Sigmund tritt, als sein Schuldner (s. oben 1417) an ihn Alles ab, was die Städte Hamburg, Rostock und Wismar noch zur kaiserlichen Kammer schuldig waren (Ludwig).

Konrad vergleicht sich mit seinem Schwager, Graf Friedrich von Helsenstein und dessen Gemahlin, seiner Schwester Agnes (s. oben S. 36) über deren Erbschaft. i>l.

eo6. »uno 1419 gestattet die Kirchezu Haßmersheim Konraden die Wiederlosung der dortigen Güter der Familie Weinsberg. i<1.

eo6. Die von Goßheim verkaufen ihre Güter zu Brannbach an Konrad für 409 sl. >6.

eo<l. Wilhelm Geyer von Gibelstadt überläßt an Konrad die oben 1403 aus Wiederlosung verkauften Gülten und Gesälle zu Eierhausen für 110 fl. i6.

eo6. Johann Grimm, Schultheiß zu Neidenau, reversirt sich, Konraden die Wiederlosung der jenem verpfändeten Fischerei zu Sickingen jederzeit zu gestatten.

1420. K. Sigmund belehnt Konrad mit den Herrschaften Münz ende rg, Falkenstein und Zönigstein, welche nach Graf Philipp von Falkensteins Tod dem Reiche heimgefallen waren und das Hofgericht in Prag erließ 1422 an Cuno von Gosheim, an Chur-Mainz und Cöln, an die Bischöse von Würzburg und Speier, so wie an den Abt von Fulda, an Churpfalz. den Markgrasen von Baden, den Landgrasen von Hessen und den Herzog von Geldern, an die Grafen von Leiningen, Nassau, Wertheim, Hanau, Kayenellnbogen, Isenburg, an die Edlen von Allesheim, Baldersheim, Crenenberg, Dürn, Frankenstein, Helmstadt, Landschaden, Oberstein, Rosenberg, Thalheim, Weinheim :e, und an die Reichsstädte Trier, Cöln, Augsburg, Speier, Worms, Freiburg, Gelnhausen und Oppenheim besondere Mandate, Konraden wegen einer Forderung von 10,000 Mark Goldes in diese Herrschaften einzuweisen und in deren Besitz zu schützen (Ludwig).

Es erhob sich zwar hierüber ein Rechtsstreit mit den Münzenbergischen Erben, den Grafen Solin und Eppstein, der aber, wiewohl erst 1444, vom Mainzer Hofgericht zu Konrads Gunsten entschieden wurde (s. unten 1444).

1420. Versügungen gegen Hamburg aus Sigmunds Befehl (Ludwig).

1421. Konrad erkauft von Agnes Schreiberin von Mergentheim ihre von Leipold von Seldeneck erkauften Güter zu Adelshausen, Zimmern, Turtel und Wachbach.

eo6. Vergleich mit dem Churfürsten von Mainz, daß es ihm frei stehen sollte, die Burglehen in Schesslenz für 4000 sl. zu kaufen (Ludwig).

eo6. Seysard von Michelfeld übergiebt Konraden alle seine Güter zu Laupach, Neydeck, Weißlinsburg, Mühlbach, Bacherach und Buch für ein jährliches Leibgeding (Ludwig).

1422. Die Burggrasen erlauben Konraden, halb Aub (s. oben 1399) einzulösen (Wibel).

eo6. 1422 verkaufte Konrad die im Jahre 1398 (s. oben dss. Jahrs) von denen von Hohenlohe erkauften Orte Königshofen, Rethersheim, Neunbronn, Rinderfeld, Oberndors, Streichenthal und Wemprechtshausen, serner die halbe Vogtei, Gericht und Leute zu Hollenbach, Adelshausen, Elpersheim, Schestersheim, Staldors, Biberehren, Eierhausen, Queckbronn und Nassau an den Erzbischof Konrad von Mainz und den Bischof Johann von Würzburg, unter Vorbehalt des Wiederkaufs, wozu sich beide Käufer reversirten (Jäger).

1422 verpfändet Konrad an Herzog Erich von Oestreich die Stadt Kenzingen und die Feste Kürnberg im Breisgau für 9200 sl., vorher Besitzthum Hermanns von Landeck (Jäger nach Krautter).

1423 überließ er diese Orte mit Vorbehalt der Losung und des Oeffnungsrechts für Oestreich der Stadt Straßburg.

eo6.1423. — Während der Späne mit der Stadt Weinsberg (s. unten) — verkaufte er an Pfalzgraf Otto von Mosbach »6 6!e» vit»e gegen Revers, daß sie nach Otto's Tode an das Weinsbergische Haus zurückfallen sollten, — was nach dessen Tode 1461 geschehen sollte, wo aber die Herrschaft schon wieder durch Verkauf an Churpfalz (1450) gekommen war — die Dörser Schesslenz, Siglingen, Kresbach, Brettach, Schwabbach, Bitzfeld, Brezfeld, Scheppach, Hohenbuch, Mühlbach, Guttenberg, all sein Gut in der Markung Weinsberg, Eberstadt, Sülzbach, Hölzern, Grantschen, Gellmersbach, Buchhorn und Lenach (Jäg. nach Oehring. Arch. Urk., dsgl. Ludwig).

Es war dieses ein vom Pfalzgrafen Otto angerathenes Auskunftsmittel für Konrad in dem Weinsberger Consliet.

1424, 9. Mai. Konrad IX. verpslichtet sich, in den von K. Sigmund der Ritterschaft im deutschen Lande 1422 von Nürnberg aus angesonnenen Bund einzutreten. Stälin nach Lüuig III. 424.

eo6. 1424, 11. Nov. bevollmächtiget ihn sein Schwager Albrecht von Hohenlohe zur Versolgung der vom Bischof von Passau, Grafen von Hohenlohe herrührenden gemeinschaftlichen Ansprüche an die Burg Tüwingen aus dem Tulnerfelde in Oestreich. — Ohne Ersolg außer Absindungssumme (Jäg. Hanselmann).

eo6. 1424 Schenkung von 160 sl. an Kloster Schonthal, wosür Vigilien und Messen versprochen werden (Ludwig).

eo>I. 1424 stiftet Konrah mit seiner Gattin im Schloß zu Weickersheim eine Pfründe (Wibel).

Um diese Zeit erließ K. Sigmunnd ein Mandat an den Erzbischof Kvnrad von Mainz, Konraden die Erhebung des Zolls abwechslungsweise zu gestatten, desgleichen an den Erzbischof Ruprecht von Trier wegen des Zollturnus in Engers (Jäger) und

überließ ihm den Schlag schatz von der Münze (luo>um >nui>«w>-ium) zu Frankfurt, 1424 (i6. nach Ludwig).

An Hans von Walkenheim aus Basel verkauft Konrad aus Wiederlosung den Zoll zu Frei burg (i>1.).

oo6. kauft er von Konrad von Seckendors das Dors Biber ehren um 700 sl. (Ludwig).

1425 ertheilt ihm K. Sigmund ein Privilegium, für das Hospital in Aub einen Zoll zu errichten (>6.).

eo6. »nno ließ der päbstliche Legate Konraden durch den Bischofs von Würzburg von einem Gelübde, zum heil. Grab, zu pilgeru, unter der Bedingung absolviren, daß er dagegen einen Zug gegen die Husjiten mache, welche K. Sigmund eben damals vergeblich zu unterwerfen suchte.

Konrad war aber theils durch sein Reichsamt, theils durch die Fehde mit der Stadt Weinsberg, deren Sache die übrigen Städte zur ihrigen machten, verhindert, sich selbst an das aus dem Reichstag zu Frankfurt (Apr. 1427) gegen die Hussiten ausgebotene Reichsheer anzuschließen. Man sucht seinen Namen vergeblich unter den von Steinhoser in seiner Chronik II. 749. genannten 232 Edlen und Rittern, oder II. 761. nuter den ihren Verlust bei diesem verunglückten Zug Liquidirenden 1425.

1425. löste Konr.ad die verkaufte Hälste des Schlosses Reigelsberg (s. oben 1415.) von Konrad von Rosenberg wieder ein um 3500 sl., worüber es aber zu einem Streit kam, welchen Pfalzgraf Ludwig vermitteln mußte, woraus er mit dem von Rosenberg einen Burgsrieden schloß (Jäger. Ludwig).

1425. Gegen denselben Pfalzgrafen stellte Konrad eine Urkunde aus über die Wiederlosung der halben Herrschaft Weinsberg. i6.

eu6. 1425. Von Heinrich Fickels erkaufte Konrad seine Güter zu Geiselbrechtshofen (Geisertshofen) für 300 sl.

eo6. von Konrad von Seckendors die Burg Klinge nstein und das Dors Klingen für 380 sl. (Ludwig).

eo6. eignet Konrad dem Kloster Schönthal die demselben von Wilhelm Schloz, Bürger in Hall, seinem Lehensträger, verkauften großen und kleinen Zehendtheile in Sülzbach, Grantschen und Wimmenthal.

1426. 5. Mai. Konrad verbündet sich mit Churpfalz, Baiern, Hohenlohe und dem deutschen Orden — (Hanselmann) — nöthigenfalls einander beizustehen mit einer Zahl wohlbewassneter Reiter und rüstet sich heimlich zur Fehde gegen die Städte.

en6. 1426. Pfalzgraf Otto schließt mit Konrad einen Kauseontraet über den 4ten Theil der Stadt Weickersheim mit mehreren Gütern, welche Konrad nur psandweise von Hohenlohe inne hatte und räumt ihm bis zu Erlegung des Kaussckillings Stadt und Burg Sinzheim ein, läßt auch Konraden von der Stadt feierlich huldigen (Ludw. u. Jag. nach Oehr. Arch.Urkd,).

Hier wurde nun der Anschlag aus die Städte-Bürger und die zur Frankfurter Messe ziehenden Kausleute gemacht und von Konrad 431 Pferde mit einem Auswand von 6580 sl. für den Fang geworben (Jäger).

Es war nicht aus Plünderung, sondern aus Repressalien gegen die Städte abgesehen, welche nach Weinsberg stärkere Besatzung gelegt hatten. Die Zurüstung wurde in Sinzheim so geheim betrieben, daß die Städtebürger ahnungslos daselbst eintrasen, um aus die Messe nach Frankfurt zu reisen und daß hier

1426, 28. August gegen 200 Städter, namentlich Kausleute von Memmingen als Reichsächter angegriffen, in feste Hast gebracht und ihr Handelsgut, Barchent, Gewürze und baares Geld gewaltsam gepfändet-wurde (Stälin III. 429). Mann und Wagen wnrden nach Heidelberg gebracht und von Pfalzgraf Ludwig in Gewahrsam genommen (Jäger nach Oehringer Archivurkd.). Die Karlsruher Handschrist läßt ihn 16,000 sl. an Rossen, Harnischen und baarem Geld rauben (v. Stälin III. 429). Konrad zeigte die Sache sogleich selbst allen Fürsten und Herren des deutschen Reiches an und schickte ein Gutachten mehrerer Rechtsgelehrten über die Rechtmäßigkeit seines Versahrens mit. Er beries sich unter Anderem hiebet aus K- Sigmunds Befehl: Jeden, der mit den ihm damals seindlichen Venetianern Handel treise, was die Städte gethan haben (die ohehin wegen Weinsbergs in der Reichsacht wären), anzugreisen und anzuhalten. Die Fürsten und Erzbischöse von Mainz und Trier nahmen an Konrad Antheil und erwirkten aus einer wiederholten Zusammenkunft beider Parteien in Heidelberg, nachdem die städtischen Abgeordneten bei der ersten Zusammenkunft ohne Einigung abgezogen waren, am Andreastage d. J. 1428 einen gütlichen Vergleich, von welchem Konrad selbst dem Kaiser Anzeige machte. Die Vergleichspunete folgen unten bei der Gesch. der Stadt 1428.

Allein K. Sigmund, von den Städtern gewonnen und Konraden abhold, weil er es in dem Kriege Pfalzgraf Ludwigs gegen den Markgrasen Bernhard von Baden mit Ersterem gehalten und weil er von Sigmunds Kanzler einen Gesammtlehenbries für Herzog Erich von Sachsenlauenburg im Jahre 1422 erschlichen und aus das Jahr 1414 hatte zurückdatiren lassen, besahl

1428 Konraden, daß er die gesangenen Kauslente und die weggenommenen Waaren herausgebe und verbot sogar den Städten, die zu Heidelberg stipulirte Vergleichssumme von 30,000 sl., worüber Briese und Siegel ausgestellt worden waren, (Oehring. Arch.Urk.) zu bezahlen. Weinsberg mußte Konrad zusolge dieses Vergleiches als Reichsstadt anerkennen.

1429 reiste Konrad wegen dieser Angelegenheit selbst zum Kaiser nach Preßburg und übergab ihm, da er ihn krank tras, eine schristliche Note. Weil er sich aber zu Bezahlung von 20,000 sl., welche Sigmund von ihm verlangen ließ, nicht verstehen konnte, so mußte er ungehört wieder abziehen. Konrad kam krank in Weickersheim an und erhielt dort eine von Sigmund gleich nach seiner Abreise erlassene Ladung, worin er beschuldigt wurde: daß er durch den Handel mit den Kausleuten Kaiser und Reich geschmähet, die Messe in Frankfurt gehindert und ein Schreiben des Kaisers, worin ihm Freigebung der Kaufleute und Waaren geboten, und das, worin ihm die Annahme des Gelds verboten worden, nicht befolgt habe. Er solle sich daher am St. Gallustag vor ihm und seinem Hofgericht verantworten :e.

Durch Krankheit am Selbsterscheinen gehindert, schickte Konrad 2 seiner Vasallen Peter von Finsterlohe und Taman von Gottlieben mit einem Attestat von einigen Adelichen und von dem Leibarzt des Bischofs von Würzburg, einer weitläufigen Instruetion und einem Schreiben an den Kaiser (Oehring. Arch.Urk.): worin er sein Ausbleiben entschuldigte und vorstellte, daß er den verlangten Schuldbries nicht bei Handen habe, da er ihn bei denjenigen, die ihm Geld vorgeschossen, hinterlegt welche seine Herausgabe nicht zugeben :e. Zugleich gab er ihnen Briese mit an die Königin Barbara, an Herzog Albrecht von Oestreich, an den Cardinal Heinrich von Winchester, an den Grafen von Schauenburg und andere Herren in deutscher und lateinischer Sprache, wovon theilweise Abschristen im Oehringer Archiv sich sinden. Sigmunds ganze Umgebung sprach für Konrad. Allein dieser beharrte aus der Auslieferung des städtischen Schuldscheins über obgedachte Vergleichssumme, ließ Konrads Abgeordnete abziehen und besahl dem ganzen Reiche, Konraden nicht gegen die Städte beizustehen, sondern den Städten gegen Konrad. Die meisten Stände achteten aber dieses Befehls nur wenig, hielten es mit Konrad, versicherten diesem, daß seine Sache bei dem nächsten Reichstage vorkommen müsse und sorderten ihn aus, sich indessen öffentlich zu rechtfertigen.

Konrad that dies und schickte seine Vertheidigung fast allen Ständen 1430 (Oehr. Arch.), wandte sich aber auch wieder an K. Sigmund, um diesen für sich zu gewinnen. Zugleich sorderte er die Fürsten aus, den Städten, von welchen er in einem neuen Schreiben an sie (St. Agnestag 1430) vergeblich sein Geld verlangt hatte, da sie sich wiederholt aus des Kaisers Verbot beriesen, so lange das Geleit'zu versagen, bis sie ihn bezahlt hätten. Sigmund beschuldigte ihn übrigens zu Preßburg, wohin ihm Konrad die Quittung über die uach Coustanz bezahlten 20,000 sl. und noch baares Geld dazu brachte, wiederholt öffentlich des Eidbruches.

Nun erklärten die Fürsten und Stäude dem Kaiser aus dem Reichstag zu Nürnberg, daß sie sich diesmal mit Konrads Sache nicht mehr abweisen lassen und Sigmund sah sich dadurch veranlaßt, eine Deputation zur Begutachtung dieser Angelegenheit zu wählen, bestehend aus Friedrich von Brandenburg, den Pfalzgrafen Wilhelm und Albrecht, dem Grafen Ludwig von Oettingen und Haupt von Pappenheim.

Aus dieses, im Allgemeinen für Konrad und für seine Forderung günstige Gutachten —. wornach übrigens die Stadt Weinsberg bei dem Reich verbleiben, Sigmund Konrad's gnädiger Herr und Konrad sein getreuer Diener sein sollte — bestätigte Sigmund die oben berührte Heidelberger Richtung (Vergleich) und die Städte sügten sich endlich, nach wiederholten Wendungen zur Bezahlung der stivulirten 30,000 sl., jedoch so, daß sich Konrad 29. Nov. 1430 dazu bequemte, davon noch den Pfandbetrag der ihm versetzten Reichssteuer von Ulm und Hall mit 16,000 sl. zu Gunsten der Einigungsstädte nachzulassen, und zugab, daß Weinsberg bei dem Reiche bleibe (Stälin III. 429 nach Oehring. Arch.Urk.).

Damit war die, so vieles Aussehen machende Geschichte zu Ende und Konrad trat wieder in die Gunst und das Vertrauen Sigmunds ein, dessen unverholene Parteilichkeit für die Städte in den damaligen politischen Conjuneturen, in seiner häufigen Geldverlegenheit, in seiner Abueigung gegen den herrschenden, den Landsrieden störenden Fehdegeist (Stalin III. 445) und in persönlicher Gereiztheit gegen

Konrad, als den Störer des von ihm erstrebten Landfriedens einen gewiß entschuldigenden Grund findet.

1427, 22. Aug. Konrad bekennt, daß Bischof Friedrich von Worms ihn belehnte mit Schloß Gutenberg sammt Zugehör, Vogtei in Hüffelhard, 2/' Vogtei in Kälberbach, Mühlbach unter Gutenberg, 2 Kapellen hier, Neckar- und Klein- Gartach, Schloß und Stadt Winuenden?' S. oben S. 39. J. I4l1.

1428 verpfändet Konrad seiner Tochter Elisabeth, Gemahlin Herzogs Erichs von Lauenburg, Burg und Stadt Weickersheim nebst anderen ihm verpfändeten Hohenloheschen Orten für 14,000 fl. — roas aber bald wieder eingelöst und anderswohin verpfändet wird (f. 1430) und

1429 Burg Gutenberg mit Zugehör, wozu Bischof Friedrich von Worms als Lehensherr seinen Confens gab (Jäger).

eo6. 1429 zieht Konrad dem Bischof von Würzburg zu Hülfe gegen die Stadt Würzburg, welche dem Bischof den Gehorfam aufgekündet hatte. Nach Besetzung der Außenwerke der Stadt brachte er einen gütlichen Vergleich zwischen Beiden zu Stande (Jäger).

e°6. macht der General des Augustinerordens Konraden und seine Gemahlin aller guten Werke dieses Ordens theilhaftig. iäem.

Von einer Belagerung der Bnrg durch den Churfürften von der Pfalz in diesem Jahre (f. v. Martens Gesch. :e. S. 98 mit Beil. XIII.) kann bei dem Verhältuiß Konrads zu diesem Churfürften (f. oben 1.1426) bei der Reife Konrads nach Preßburg und bei dem Zuge Konrads gegen Würzburg in demselben Jahre nicht die Rede fun.

Die mit der Stadt verbündeten schwäbischen Reichsstädte aber legten zwar 1426 wegen Konrads Fehderüstung eine stärkere Besatzung nach Weinsberg, ohne jedoch die Bnrg selbst zu belagern oder anzugreifen. v. Martens findet mit Recht die Erzählung Jägers zweifelhaft. Vgl. über eine frühere Belagerungsfage oben 1.1330.

1430 verpfändet Konrad dem Pfalzgrafen Otto von Mosbach das Dorf Schluchtern, das er nachher förmlich an ihn verkauft haben soll.

Auch verglich er sich mit diesem Pfalzgrafen, dem er in diesem Jahre mehrere Zölle verpfändete, namentlich den in Simringen für 1000 fl. (Ludwig) wegen eines Darlehns von 7000 fl., welche Otto für Konrad in Empfang genommen hatte, und Pfalzgraf Ludig reversirt sich gegen Konrad, der Löfung der von Konrad verpfändeten Weinsberg'schen Güter nach Verfluß von 16 Jahren Statt zu geben (Jäger nach Ludwig).

e»6. verpfändet Konrad an Eberhard von Nippenburg die von seiner Tochter Elisabeth wieder eingelöste Burg und Stadt Weickersheim nebst Neubronn, Streichenthal, Rinderfeld, Oberndorf und Wemprechtshausen (Jäger).

1431 ertheilt ihm Bischof Johann von Würzburg die Erlaubniß, die Stadt Weickersheim an Heinrich und Hartmann von Handschuchsheim für 7000 fl. auf Wiederlofung zu verkaufen (Ludwig).

1431, 3. Mai belehnt der verföhnte K. Sigmund Konraden mit der Reichsmünze in Nördlingen, Frankfurt und Basel für Vorschüffe von 5450 fl., wozu im Jahre 1435 noch weitere 1500 fl. kommen. Das erste Darlehen von 4000 fl. hatte Konrad selbst aufgenommen und hiefür Silbergeschirr verpfändet. Der Rath zu Basel handelte diese Forderung ein, erhielt durch Ablieferung des Silbergeschirrs einen Theil bezahlt und für den Reft eine Verschreibung, welche später durch den Schlagschatz wenigstens theilweise getilgt wurde.

Konrad ließ nun an diesen 3 Orten Gold gulden prägen, auf welchen zwar nicht sein Name, aber das Weinsbergische Wappen sich findet. In Basel stellte er einen Peter Gotz als Münzmeister auf; in Frankfurt einen Stephan Scherff, mit welchen er 1438 Prozeß bekam (Jäger nach Ludwig).

Für einen weiteren Vorschuß von 6850 fl. wies der stets geldbedürftige K. Sigmund Konraden auf die Reichsgefälle in den Niederlanden und Westphalen an und befahl der Stadt Nürnberg, den an Konrad für 1400 fl. verpfändeten Judeuzins diesem zu entrichten (Ludwig).

Ebenfo erlaubte er ihm, den ihm verpfändeten Indeuzins aus der unteren Landvogtei Schwaben an Wigulajus Schenk von Geyern zu verpfänden, den aber Konrad später gegen den von Nürnberg wieder eintauschte.

Auch mit anderen, als Geldangelegenheiten betraute jetzt Sigmund seinen Reichserbkämmerer. Er gab ihm und dem K. Pronotar Wacker den Auftrag, den Streit der Bürger zu Bremen mit dem Rath daselbst auszugleichen 1431 (Ludwig);

den dortigen Erzbischof, den Bischof von Münster und den Bischof Rndolph von Utrecht im Namen des Kaisers mit den Reichslehen zu belehnen; 1431 (Ludwig).

die vernachläffigten Reichssteuern in den niederländischen Provinzen wieder in den Gang zu bringen; 14"/'° (Ludwig, litte,-»« eommissor. 8ißi«,nunäi).

die aus der Stadt Utrecht vertriebenen Bürger wieder zurückzubringen, die Stadt vom Banne loszusprechen und den Streit zweier Domherrn daselbst zu schlichten. 1431 (i6.). ' -

1432. 27. Nov. Konrad und seine Gattin Anna übergeben dem Stift Möckmühl den Kirchensatz in Kochersteinsfeld und verpfänden ihm den Siglinger Wald gegen Wiederlösung, wozu sich das Capitel reverfirt (Ludwig).

1433 verkaufen sie Güter und Zehnden in Sigl ingen an das Stift Oehringen (Wibel).

ee>6. »nn» reverfirt sich Weiprecht von Helmstädt gegen Konrad, ihm jederzeit die Löfung des Jenem verpfändeten Viertels der Stadt Neuenstadt zu gestatten (Jäger nach Ludwig).

eoä. erkauft Konrad von Engelhard von Helmbund seinen Hof Wagenbach für 150 fl. (>6.)

1434 starb seine erste Gemahlin Anna von Hohen lohe und Konrad vermählte sich in demselben Jahr zum zweitenmal mit Anna, Gräfin von Henneberg (f. oben S. 36).

1435 schickt K. Sigmund Konraden in die Bisth'ümer Basel und Straßburg, in das Elfaß, in's Breisgau und in die Schweitz, die daselbst gelegenen Pfandschaften und Reichslehen, welche feither vernachläffiget waren, wieder aufzusuchen (Jäger nach Ludwig).

eo6. 1435 wurde der Pfandschilling der Reichsmünzen zu Nördlingen, Frankfurt und Basel um 1500 fl. erhöht, welche Konrad dem K. Sigmund weiter darauf vorgeschossen hatte (f. oben 1431). Dieser ganze nun 6950 fl. betragende Pfandschilling wurde vom Kaiser nie abgelöst, weßwegen das Haus Weinsberg bis zu seinem Erlöschen, Anfangs des 16. Jahrhunderts, im Besitz der Reichsmünzen blieb (Jäger).

Von seiner Burg Guten berg aus lnd Konrad die Reichsstände zu einem Münzprobationstag nach Frankfurt ein (Jäger).

eo'1. «nno bevollmächtiget ihn K. Sigmund, die Kronstener von den Inden einzuziehen und Rabbiner zu setzen und zu entsetzen;

auch erlaubt ihm der Kaiser, daß seine Beamte peinliche Gerichte mit zwei Beisitzern halten mögen (Ludwig),

-1436 vergleicht sich Konrad mit dem Trnchseß von Baldersheim über die Theilung des Städtchens Aub (s. oben 1399). (i6.)

Von den Jahren 1437 und 1438 eristirt noch ein Einnahmen- und Ausgaben- Register Konrads, des Reichserbkämmerers, welches in der Bibliothek des Literar. Vereins von Stuttgart, Bd. XVIII. durch Hrn. Direetor Albrecht neu herausgegeben ist und.höchst interessante Notizen über den damaligen Haushalt Konrads und seine amtlichen Angelegenheiten enthält. Es findet sich darin ein Verzeichniß von nicht weniger als 58 Personen seiner Dienerschaft, welche ans seine Kosten mit Winterkleidern versehen werden mußte, darunter viele vom niederen Adel, namentlich ans den Geschlechtern v. Finsterlohe, v. Münchingen, v. Crespelbach, v. Nydeck (Neideck), v. Goßheim (Gochsheim), v. Kochendors, Truchsessen v. Baldersheim, v. Ehenheim, v. Lüzenbrün (Leuzenbronn), v. Gattenhosen, Voiten von Saltzbürg (Salzburg); serner Beamte (Keller), Koch, Marstaller, Büchsenmeister, Windhetzer, Barbierer, Seidensticker, Steinmetz, Schneider, Zimmermann u. s. w,, auch sein Caplan. Ebenso interessant sind die von ihm verzeichneten Preise derLebensmittel (s. unten Stadt Weinsberg). Der höchste Preis eines von ihm erkauften Pferdes war 60 sl., der niederste 5 sl., 16 Rinder wurden um 43 sl. erkauft. Seine Knechte hatten jährlich 5 bis 8 fl. Lohn und eine Kleidung. Unter seiner zahlreichen Dienerschaft war um diese Zeit auch der von ihm als Kriegsknecht ausgerüstete Meistersänger Michael Beheim, im benachbarten Sülzbach 1416 geboren, ursprünglich ein Weber, nachher Kriegsmann und Sänger, zuletzt am churpfälzischen Hofe Besinger des Pfalzgrafen und seines Lebens. f »nno 1475.

1437 erscheint Konrad als proteotor et »6vooatu» des Klosters Frauenthal bei Creglingen.

eo<!. nnuo schloß er mit Churmainz, Brandenburg, Würzburg und Hohenlohe zu Bischofsheim a. d. Tauber ein Bündniß gegen Graf Michael von Wertheim.

eu6. »nno wurde ihm sein zweiter Sohn Philipp geboren. Konrad erhielt die Nachricht davon ,,us Samstag vor Sant Maryen Madallenentag zu Nürnberg und gab dem Peter vonEspelbach zu Botenbürg 12 sl." Am St. Peterstag schenkte er des Kindes Amme 1 sl. Sein Caplan war in diesem Jahr Herr Hanns Gerwer, den er auch zu Missionen an den König gebrauchte.

1437, 9. Dee. starb K. Sigmund. Ihm folgte sein Tochtermann K. Albrecht II., Habsburgischen Stammes, der aber schon naeh anderthalbjähriger Regierung im Jahr 1439 starb.

Albrecht II. schenkte dem betagten Reichserbkämmerer Konrad IX. v. Weinsberg, »der zu ihm aus den Osterabend gen Oestreich ritt«, besonderes Vertrauen, nahm ihn (wie Konrad im Eund A-Register S. 112 selbst erzählt),

1438, 2. Mai mit jährlichen 1500 sl. rheinisch zu seinem Kämmerer, Rath und Diener an und bestätigte ihm

19. Mai alle Gnaden, Freiheiten, Rechte und Briese, welche Konrad und seine Vorfahren vom Reiche erhalten hatten;

Ansangs September suhr Konrad »uss dem Wasser den Neckar abe in den Rin und gen Frankenfürt »zur Herbstmesse, aus der er Viel einkaufte, unter Anderem" ein köstlichen Barchent, den Jungsrawen zu Unterröcken 4 sl."

eo6. 2. November ertheilte Albrecht ihm die Vollmacht, alle versessenen Renten, Nutzen, Steuern, Zehnden und Opserbsennige der Judenschaft im römischen Reiche einzubringen und beaustragte ihn,

1439, 28. April, bei den freien Städten des Rheins die HuMaMI im Namen des Königes zu empfangen, welchen Austrag in Beziehung ans 'die schwäbischen Reichsstädte er — 27. April «>«6. seinem Reichsmarschall und Rath Haupt von Pappenheim gegeben hatte (v. Stälin, III. 450, nach Lichnowsky, Ludwig, und Konrads obgen. Einnahme- und Ausgabe-Register von 14°'/»«)-

1439 ernannte K. Albrecht II. seinen betagten Erbkämmerer Konrad IX. v. Weinsberg zum Beschirmer (Proteetor) des —seit 23. Juli 1431 eröffneten— Conci ls von Basel, was vorher Herzog Wilhelm von Baiern gewesen war. Sein Vertreter sollte Graf Hans von Thierstein sein (Stälin III. 441). Nach Albrechts Tod bestättigte ihn der Reichsviear, Pfalzgraf Ludwig in dieser Würde. Das Coneil lud ihn wiederholt ein, so schnell wie möglich seine Stelle anzutreten und besahl Jedermänniglich, die Indulgenzgelder an ihn abzuliefern (Ludwig, Urkunden und Deerele des Coneils, XII. 585, worunter das Entsetzungsdeeret Pabsts Eugen IV. und eigenhändige Briese Pabsts Felix V. an Konrad).

eo6. 1439 besahl K. Albrecht der Stadt Windsheim, die Reichssteuer an Konrad zu bezahlen; auch ließ er durch ihn einen Streit zwischen dem Abt zu Münster im Gregorienthal und der Stadt Türkheim schlichten (i6.).

en6. »nno wurde er vom Bischof Reichard zu Speier mit einem Burglehen zu Weibstadt belehnt und der Abt von Maulbronn nahm ihn in die Brüderschaft seines Klosters aus (ig.).

1440 benachrichtigte Konrad den Pabst Felix V. — von welchem noch 2 Briese an ihn vorhanden sind — von der Wahl Herzogs Friederich von Oestreich zum deutschen König. Auch war er bei dessen Krönung zu Basel zugegen und führte mit dem Markgrasen Wilhelm von Hochberg das Pferd des Pabstes.

K. Friedrich IV. bestätigte ihn in seiner Würde als Proteetor des Basler Concils und das Concil selbst belohnte seine Dienste durch mehrere Indulgenzbriese (wie oben Pabst Martin V. 1417 wegen tragbaren Altares, Früh- und Still- messen u. s. w.), die aber ein sehr magerer Ersatz für den großen Auswand waren, welchen er in seiner Würde machen mußte. Dieser Auswand zerrüttete seine früher glänzende Vermögensverhältnisse so, daß er seinen Söhnen kaum einen Schatten davon zurücklassen konnte.

Schon 1438 hatte er einen Theil von Weinsberg (wahrscheinlich der Burg) um 4000 sl. an Johann von Gemmingen unter Vorbehalt des Wiederkaufs verkauft. An Johann von Ehrenberg verkaufte er einen Theil der Burg Gochsh eim und bald daraus für 1700 sl. einen Theil davon an Eberhard von Gemumigen (Ludwig nach v. Gemmingen'scher handschr. Hausgeschichte).

1440, in welchem Jahr mehrere Fehden zwischen den schwäbischen Städten und dem Adel, namentlich dem Städteseind Hans von Urbach, Statt sanden, belagerte und eroberte ein Schwann von Edeln unter Kunz von Bebenburg die Stadt Weinsberg, wodurch diese ihre Reichssreiheit verlor, jedoch von den Eroberern nicht an Konrad, sondern an die mehrbietende Pfalz um 3000 sl. verkauft wurde (Stälin III. 453 u. A., s. unten Stadt Weinsberg).

1441 räumte Konrad seiner Tochter Elisabeth das Dors Königs hofen im Gau zum lebenslänglichen Genuß ein (Jäger).

«o>1. »„„o ertheilt ihm Bischof Sigmund von Würzburg ein Privilegium «°m-

Dillen>»«, Weinsberg. -4


tioui» von der Centgerichtsbarkeit des Herzogthums Franken (Ludwig) und bewilliget die Ausbewahrung der geweihten Hostie in der Kapelle des Schlosses Weinsberg.

eo6. 18. Juli belehnt ihn Markgras Friedrich von Brandenburg — wie »nteo. 1411 — mit dem Reichs-Unter-Kammer-Meister-Amt (Ludwig u. Hanselm.).

eo6. 1441 belebnt ihn Abt Hermann von Fulda mit der halben Burg und Stadt zum Hayn, dem Dors Götzenheim und der Stadt Vuzbach.

In diesem Jahre singen die erst nach Konrads Tode (1448) beendigten Unterhandlungen über den Verkauf der Burg Gutenberg an Diether v. Gemmingen an(Ludw.).

1442. Konrad war mit K, Friedrich IV. zu Frankfurt und Aachen bei der Kaiserkrönung — und von dem, 2 Jahre später beendigten Coneil zu Basel erhielt er neue Privilegien.

eo6. K. Friedrich IV. verleiht Konraden ein Privilegium, 17. Juni und erlaubt

ihm 1. Sept. die Verpfändung eines Turnus vom Rheinzoll.

sos. 1442 kauftKonrad von Johann v. Ehrenberg die Burg Gochsheim (Ludwig), und 1443 von denen von Bödigheim die Burg Ernstein mit Zugehör um

1000 sl. (Ludwig.)

1443. 3. Mai. Konrad verkauft mit Willen seiner Tochter Ister Ehe, Elisabeth, Gemahlin Herzog Erichs von Sachsen-Lauenburg, Rinderfeld an Konrad von Rosenberg (Ludwig).

1444. Rechtsstreit Konrads mit den Grafen von Solms und Eppstein wegen der Münzenberg'schen Erbschaft, entschieden vom Mainzer Hofgericht (s. oben 1420). Das Hofgericht Rottweil erließ deshalb ein Mandat an Churpfalz, den Markgrasen von Baden u. A., dem Konrad in Besitznahme der Herrschaften Falkenstein, Münzenberg und Königstein behilslich zu sein. Konrad erwirkte die Reichsacht gegen die renit., zu diesen Herrschaften gehörige Städte: Münzenberg, Lich, Buzbach, Königstein und 1445 gegen Weilstadt, Hungen und Laubach (Jäg., Ludw.).

««6. gestattet ihm K. Friedrich IV., die Reichsmüuzen zu Frankfurt, Basel und Nördlingen (s. oben 1431 und 1435) anderwärts zu verpfänden.

1445 verkaufte Konrad an Konrad von Rosenberg die wiedereingelöste Hohenlohe'sche Dörser (s. oben 1430) Neubronn, Streichenthal, Rinderfeld, Oberndors und Wemprechtshausen. Hohenlohe suchte die Wiederlösung geltend zu machen, konnte aber um so weniger dazu gelangen, als Rosenberg diese Güter dem Bisthum Würzburg zu Lehen austrug (Jäger).

Um diese Zeit kam auch Neuenstadt mit Gochsen, Cleversülzbach und Kochersteinsfeld an Churpfalz.

e<>6. 1445 verkauft Konrad an das Kloster Lichtenstern Güter und Gülten zu Ober-Eisisheim und Biberach (bei Heilbronn).

1446 kauft Konrad von Catharina von Sickingen für 1500 sl. Burg und Dors Zum Stein (Ludwig).

eo6. erlaubt K. Friedrich IV. Konraden, die halbe Burg Weinsberg an die Wittwe von Gemmingen zu verpfänden.

1447 vermachte Konrad dem Kloster Schö.nthal den Zehnden zu Sülzbach, Grantschen*) und ein Haus zu Neuenstadt — und (Jäg.)

  • ) Wahrscheinlich auch den Zehnden von seinen in Weinsberger Markung gelegenen Gütern. Denn noch im Jahre 1756 wurde ber Schönthaler Zehnden zu Weinsberg besonders verliehen urld l692 hatte dos Kloster Sehönthal in Weinsberg ein eigenes Hans, das sog. Mönchshaus, welches in diesem Jahre eingetauscht und wo nach dem Brand

eo6. anno stiftete er für seine verstorbene erste Gattin und deren Bruder einen Jahrstag im Kloster En gel sz e ll bei Passau. Schenkung einer kostbaren Insul. (Ludw.)

1448, 18. Jan. starb Konrad und sand seine Ruhestätte neben seiner ersten Gemahlin Anna im Kloster Schönthal, in dessen Klosterkirche neben ihren Bildnissen die Inschrift steht:

lüe>nr8,I) De 'WsIn8berF tkVtar8pellI»I^I» obIVIt, ci^ret In elf^Ie VIrtV8 po«t ?Vner» VIVIt. /^nn» plo plet»te Virn pkr 0880, »s^Vnv» lf°I.eb»t, (üonIVX »b llobenwIOI8 orlVnv».

Schon einige Jahre her kränkelnd hatte er von Papst Felix V. ein eigenes, von Gens datirtes Breve erhalten, worin ihm dieser seine Theilnahme bezeugte (Jäg.).

Auch hatte er in Zeiten seine letzte Willensverordnung gemacht, wie es nach seinem Tode mit seiner 2ten Gemahlin Anna und seinen Kindern gehalten werden sollte.

Außer seiner Tochter erster Ehe, Elisabeth, Gemahlin Herzog Erichs v. Sachsen- Lauenburg (s. oben J. 1428, 1430 u. 1443), welche in der Kirche ihrer Stadt Weickersheim begraben liegt (Wibel), hinterließ er aus 2ter Ehe noch 2 minderjährige Söhne. Philipp «en. 5 1503 et>n. 1- 1515.

Philipp, «en. und Philipp, sun., deren Vormünder Gottsried Schenk von Limpurg, seit 1443 Bischof von Würzburg (Stälin III. 462) wurde.

Dieser ihr Vormünder verkaufte wegen der zerrütteten Vermögensumstände des Hauses

1449 die Burg Gutenberg mit Mühlbach, Hüsselhard. Siegelsbach und Kälberhausen an den reichen Hanns von Gemmingen um 6000 st, rhein.

und 1450, 4. Mai mit Erlaubuiß K. Friedrichs IV. an den Pfalzgrafen Friedrich die Hälste der Herrschaft Weinsberg, weshalb bei dem Angriff Graf Ulrichs von Württemberg aus Burg und Stadt Weinsberg im Jahre 1460 die ohnehin noch minderjährigen Grafen von Weinsberg nicht betheiligt sind (s. unten Abschn. VII.) (Hugo).

1452, 27. Aug. bestättiget K. Friedrich IV. die Privilegien der beiden Brüder, und

1465, 4. April, nachdem sie majorenn geworden, belehnt er sie mit den Reichslehen, Grasschaft Falkenstein, Herrschaften Weinsberg, Münzenberg, Konigst ein, dem Blutbann, dem Turnus am Rheinzoll, dem Wildbann, dem Mnnz- und Bergwerks Regal, Zoll und Geleite.

1464 hielt sich Pfalzgraf Friedrich selbst einige Tage aus der Burg aus.

1467 wurde die Theilung der väterlichen Besitzungen vorgenommen. Philipp der ältere erhielt Königshofen, Rettersheim, die Herrschaft Reigelsberg — wo er residirte — die halbe Stadt Anb, die er nachher dem Stift Würzburg zu Lehen austrug und die drei Reichsmünzen. Zu des Jüngeren Antheil scheint Schloß und Tors Stein gehört zu haben.

Philipp, der Jüngere, erhielt schon als 9jähriger Knabe von den Basler Vätern Dispensation zur Uebernahme von Probenden und Canonieaten selbst in Metropolitankirchen und bald daraus von dem Weihbischof Hugo von Würzburg die erste Tonsur. Im Jahre 1459 erscheint er als Domherr zu Straßburg 1465. Belehnung mit seinem Bruder (s. oben). Er überlebte seinen älteren Bruder Philipp und stirbt 1515-als ultimu» tamilias.

Philipp der Aeltere war vermählt mit Anna von Stosselsheim (Stosseln),

von 1707 der Keller einquartirt wurde, 1743 wurde es sammt Scheuer, Stallung und

Hofqeräthe an Beck Ziegler für 700 st. verkauft.

und folgte seinem Vater in der von dem Hause Brandenburg zu Lehen getragenen Würde einer Reichserbkämmerers, als welcher er bei dem im Jahre 1464 im Kloster Heilsbronn stattsindenden Leichenbegängniß des Markgrasen Johann von Brandenburg das burggräsliche Panier trug (Jäger).

In einer Urkunde von 1465 nennt ihn K. Friedrich IV. als Unterkämmerer des heil, römischen Reiches unter seinen treuen Dienern aus Schwaben (Stälin IIl. 455 ff.).

In der Reichs!n atrikel von 1467 (zum Zug gegen die Türken) waren die von Weinsberg zu 1 Reiter und 1 Fußgänger angeschlagen, welcher Anschlag aber bis 1481 aus 6 Reiter und 6 Fußgänger stieg.

1469 verlieh Philpp die Reichsmünze zu Nördlingen an Hans Schraus, Münzmeister zu Frankfurt, die er jedoch wieder einloste und

1483 an seinen Tochtermann, den Grafen Eberhard von Königstein überließ.

1477, Jan. wohnte er der Leichenfeier des Pfalzgrafen Friedrich in Heidelberg an (Stälin IIl. 572. Anm.).

1486 erscheint Philipp aus dem Reichstag zu Frankfurt, wo K. Friedrich am 16. Febr. die Freude erlebte, seinen Sohn Maximilian zum römischen Kaiser erwählt zu sehen (Stälin IIl. 616).

1487 verbot K. Friedrich dem Philipp, in Nördlingen, Frankfurt und Basel goldene Münzen zu prägen, welches Verbot er aber

1490, 26. April, wieder aushob (Psass). Kaiser Friedrich f 19. Aug. 1493). 1495 war Philipp in seiner Reichswürde aus dem Reichstage zu Worms, wo K. Maximilian den Grafen Eberhard von Württemberg (gen. im Bart) zum Herzog erhob. Der Ausgang des Württemberger Sternes war die Zeit des Untergangs vom Weinsberg'schen; denn Philipp kommt nur noch einmal im Jahre 1503 vor, wo er sich über einen Münzreeeß beschwert, wodurch das zu Nördlingen geprägte Weinsberg'sche Gold ausgeschlossen werden sollte- Nach dem Schönthaler Neerologium starb er im Nov. 1503.

Mit ihm erlischt das Geschlecht, da er eine einzige, an Graf Eberhard von Königsstein verheirathete Tochter Catharina hinterließ.

Wir lassen nun die Stammtasel der Herren von Weinsberg 1. u. II. Linie folgen: ,

Stammtasel der Herren von Weinsberg. (Nach Vorstehendem und nach Dr. C. Psass.) Iste Linie. Jahr 814 bis 1140. Jahr 814. S. oben Abschn. VI. S. 13 N. N. unsicher.

— 942. Johann von Weinsberg (s. S. 13).

— 969. Friedrich von Weinsberg. ib!6.

— 1080. Rudolph von Weinsberg. >t,!6.

Gotthard v. Weinsberg, Turn, zu Nürnberg. Friedrich v. Weinsberg » zu Worms.

— 1094. Cuniza von Weinsberg, Gemahlin, nachmal. Wittwe von Graf

Adelbert von Calw.' Urkdlich.

— 1122. Caisols und Wignand von Weinsberg (Crus., s. oben S. 14).

— 1129. Wolsram von Weinsberg. c<,6. llir«»v. s. S. 14.

— 1140. Derselbe und

Burkhard v. Weinsberg. S. ibi6.

II. Linie: 1140—1515

Nach einer geschriebenen Heilbrunner Chronik soll der Letzte dieses Hauses Konrad 1515 gestorben und im Carmeliter-Kloster daselbst begraben worden sein. Wahrscheinlich'nach Crusins II. 417. So unsicher als Sattler (Topogr,), welcher den Letzten von Weinsberg Engelhard heißen und 1517 zu Wimpfen am Berg begraben sein läßt.

Das Wappen des Hauses Weinsberg war' (nach Crusins) ein rothes Feld mit 3 weißen (silbernen) Schilden; der Helm von Gold; über demselben das Brustbild einer Jungsrau ohne Arme, halb weiß, halb roth. Aus dem Haupt hat sie eine goldene Krone und gelbe (sahle) Haarslechten; an der rechten, weißen Seite einen weißen Fisch, dessen Kops an die Seiten angelegt, der Schwanz aber auswärts gestreckt ist; an der linken rothen Seite einen rothen Fisch in gleicher Gestalt. — Wir müssen es den Heraldikern überlassen, zu entscheiden, ob diese 1270 noch nicht vorkommende Jungsrau aus den Namen der Burg »Weibertreue« hinweist. — Die Helmdecke zur Rechten ist roth, die linke weiß. Konrad IX. führte als Reichserbkämmerer bisweilen im Schilde einen Schlüssel (Hanselmann).

Dieses Wappen ist zu sehen aus dem Grabmal Theodorichs, Schenken von Erbach in der Stiftskirche zu Aschaffenburg und aus dem des Grafen Georg von Erbach in der Kirche zu Michelstadt im Odenwalde.

Das Wappen der Stadt Weinsberg dagegen war (und ist noch jetzt) ein Schild von oben bis unten gleich getheilt. Crus. II. 417. Im Theil zur Linken ist ein halber schwarzer Adler in weißem Feld — Zeichen der Reichsstadt —; im Theil zur Rechten ein grüner Weinrebe mit rothen Trauben, dessen Feld gegen den Adler himmelblau, das Uebrige aber, so hinaussieht, weiß ist. (Aus einer noch vorhandenen alten Münze (v. 1510) ist mit der Umschrist eiv!t. ^Vein8bei-z. nur ein Adler, statt der Weinrebe mit einem Huseisen in der Mitte.)

Das Gebiet der Herren von Weinsberg, von der württemberg. Alb (Neussen) bis zur Wetterau (Münzenberg, Falkenstein und Königsstein) sich ausdehnend, umsaßte 42 Burgen, 36 Städte und Städtchen, 143 Dörser, 25 Weiler und Höfe, mit — nach ungefährer Schätzung — 102,000 Einwohnern. Es übertras an Größe und Ausdehnung die benachbarten damaligen Grasschaften Württemberg und Hohenlohe, welche letztere sich erst aus den Besitzungen des verschwägerten Weinsberger Hauses vergrößerte, wie denn seine bedeutendste Städte Oehringen, Neuenstein, Waldenburg, Langenburg und Weickersheim gemeinschaftlich oder verpfändet, oder verkauft, eine Zeit lang in der Hand der Weinsberger waren. Und Memminger hätte in seiner Beschreibung von Württemberg (S. 34) unter den bedeutendsten Herren in (Schwaben und) Franken neben den Grafen von Hohenlohe die Herren von Weinsberg nicht vergessen sollen. Ihre eheliche Verbindung mit den ersten und mächtigsten Häusern, mit denen der Grafen von Calw, Limpurg, Münzenberg, Löwenstein, Neussen, Brauneck, Hohenlohe, Leiningen, den Markgrasen von Baden, den Landgrasen von Leuchtenberg u. s. s. brachte ihnen bedeutende Erbschaften, wie die Herrschaften in der Wetterau, die Brauneckschen Erbgüter (s. unten); ihre amtliche Verbindung mit den römischen Königen und mit den Bisthümern verschaffte bedeutende Lehen oder Verpfändungen. Hätten sie das Prineip der Württemberger verfolgt, Theilungen möglichst vermieden, wenigere Freigebigkeit gegen Klöster bewiesen, die Zeitumstände und die verliehenen Ehrenämter so weise wie Jene benützt, so wäre hier der Boden gewesen, aus dem ein Herzogthum Franken erblühen konnte, wie kurz vor dem Untergang ihres Hauses aus der Grasschaft Württemberg ein Herzogthum ausging. Aber ihr Reichthum wurde von den stets geldbedürftigen römischen Königen (s. oben) und von dem Auswand, welchen die verliehenen Ehrenämter ersorderten, verschlungen. Burg um Burg, Stadt um Stadt, halbe und ganze Herrschaften mußten verpfändet oder verkauft werden, um Schulden zu bezahlen und Ansprüchen aller Art zu genügen; und der Größte des Hauses, Konrab IX., stand in aller seiner Größe dem Untergange am nächsten. Aus seine Söhne, die Letzten dieses Geschlechtes, geht kaum noch ein matter Schimmer des früheren Glanzes über.

Wir geben nun eine Zusammenstellung der weitläufigen Besitzungen des Hauses Weinsberg, woraus erhellt, wie und wann sie erworben und wieder veräußert worden sind.

^. Ererbt «der Erheiruthet,

(zum Theil mit Belehuung.) 1) Herrschaft Weinsberg. Nach oben errichtet im J. 814, von K. Ludwig dem Frommen; aus Dieport übertragen 1140, neue Belehnung von K. Friedrich IV. l465.

«) Burg Weinsberg, 8l4. 1140. Wiederbelehnung von K- Wenzel 13H0, v, K. Ruprecht 1408.

b) Hof aus der Markung der Stadt

Weinsberg. Die Stadt selbst —

Reichsstadt — denen von Weinsberg

verpfändet ff. unt. Berpsdg.)

von König Albrecht I. 1303

von K. Heinrich Vll. 1313,

von K. Ruprecht 1408,

von K, Sigismund 1417.

Patronatsrecht von K. Wenzel 1380.

als Lehen von K. Ruprecht 1408. r) Assaltrach. Lehensherrn noch 1405.

<t) Bitzselb, ursprünglich zur Herrschaft Weinsberg gehörig.

«) Bohriugsweiler, Burg und Weiler.

Wieder veräuhnl.

1) Halbe Herrschaft verkauft J. !4l2 an Chur-Pfalz.

halbe an Pfalzgraf Friedrich 1450. Verleihung der geistlichen Pfründen in der Herrschaft dem Erzstift Mainz überlassen l338. ») l Theil der Burg an Markgras von Baden verkauft ea. 133l. von diesen zurück eingelöst l34l. an Erzstift Mainz verkauft 1388, aus Wiederlösung, welche erfolgte, desgl. an Joh. von Gemmingen 1438. >/2 an die Wittwe von Gemmingen verpfändet 1446, mit der Herrschaft an Churpfalz gekommen 1450. d) all Gut aus der Warkung Weinsberg an Pfalzgraf Otto von Mosbach, aus Rückfall nach dessen Tod, verkauft 1423. an Churpfalz verkauft 1450 (vor Rückfall 1461).

e) Die von Weiler damit belehnt, die es 1406 an den Johanniter-Orden verkaufen.

6) Zehnden hier und den Kirchensatz hatten die Reichsschenken von Limpurg und schenkten sie 1255 dem Kloster Lichtenstern; mit t>) aus Rückfall verkauft 1423 an Pfalzgraf Otto. (Vor Rückfall 1461 an Churpfalz gekommen 1450.

«) an von Hohenlohe verkauft 1330. von Hohenlohe an Churpfalz l37l,

Grtrbt «der erheirathet.

l) Brettach wie ä) Oberlehensherrn.

ß) Bretzfeld wie ä) und «) (kommt im Oehr. Stiftungs-Brief bei Hanfelmann unter den dem Chorherrnstift in Oehringen zur Hälfte vom Bischof v»n Regensburg 1037 gegebenen Orten vor, aber ebenfo namentlich unter den 1423 verkauften bei Ludwig).

n) Buchhorn, wie vorsieh, .

i) Dimbach, desgl. K) Eberstadt, desgl.

I) Eichelberg, Oberlehensherrlichkeit.

>Y Ell hofen. Oberlehensherr. '/^ gekauft 1356. 1037 an das Chorherrnstift Oehringen vom Bischof von Regensburg gegeben. (Blos V2 Theil davon, wie nach Binder sK. u. 1..^.^ noch bis ins 18. Jahrhundert ander MiMoUnu eiv, das Stift Oehringen ^ und Württemberg nur >/4 hatte.)

m) Gellmersbach,

ü) Grantschen (Granzisheim) schon 1037 vom Bisthum Regensburg an Chorherrnstift Oehringen gegeben (aber nur zum Theil, und bald an Weinsberg übergegangen).

°) Hölzern (Lehen von Würzburg 1323).

I>) Klingen (Klingenhof). Mit Eberstadt K) Wittumgut 1304.

cl) Lenach.

>,q) Maienfels mit Neuhütten. Oberlchnsherren. 13. Jahrh.

r) Rapbach (Rappach) (Erbgut).

») Schepbach. Rückfall 1481.

Wieder vtriinßeit.

l) den Herren von Brettach zu Lehen ge<

gegeben 1276-1479, ß) mit b) und 6) auf Rückfall verkauft

1423 an Pfalzgraf Ott« (Rückfall 1461),

d) wie «) 1423, Rückfall 1461, schon 1412

halb an Churpfalz verkauft mit l). i) an Kloster Lichtenstern verkauft 1311. K) der Wittwe Conrad's III. als Wittum gegeben 1304, Rückfall 1331, 1412 halb an Churpfalz verkauft; an Pfalzgraf Otto auf Rückfall verkauft 1423; an Churpfalz verkauft 1450 (Bor Rückfall 1461). >) Weinzehnde als Lehensherr an die von Weiler, f. Weiler. I>) Die Oberhoheit kam an Churpfalz 1423, von dieser 1504 an Württemberg.

m) halb an Churmainz mit Scheuerberg verkauft 1335, welches diese Hälfte 1484 an den deutschen Orden verkaufte, halb wie b) an Churpfalz auf Rückfall 1423.

n) wie b) namentlich unter den 1423 an Churpfalz verkauften. Zehnden daselbst dem Kloster Schouthal vermacht 1447.

«) wie d) verkauft 1423, Rückfall 1461.

I>) Rückfall 1331. mit 1) halb an Churpfalz verkauft 1412.

q) wie b) verkauft 1423. Rückfall 1461. qq) denen von Maienfels zu Lehen gegeben 1300.

r) wird nicht unter den 1423 verkauften ge. nannt; (an die Herren v. Rappach, welche 1215-1400 vorkommen, zu Lehen gegeben.)

«) wie b) 1423 an Pfalz verkauft. Rugger, Edelknecht von Schepbach schenkt 1366 dem Kloster Lichtenstern Güter in Bretzfeld.

Ererbt «by nheirathet.

t) Schwabbach (Suabach). l) Güter dabei 1037 vom Bischof von Regensburg dem Chorherrnstift Oehringen gegebeu. lt. Güter dabei l254 dem Kloster Lichten, stern gehörig. 2) 1193 noch Besitzthum des Klosters Ebrach, von diesem verkauft?

u) Siebeneich.

v) Steinsfeld mit Lehren. Oberherrlichkt.

v) Sülzbach (gehört »6 0. als Lehen

von Würzburg 1323). «») (Waldbach, Oberlehensherrn wie Maienfels, wozu es gehörte).

x) Weiler (Willare), mit I) Eichelberg 1037 vom Bisthum Regensburg, dem Stift Oehringen gegeben. Oberlehensherrn.

5) Wimmenthal (gehört »ä 0 als Lehen von Würzburg)

i) Wüstenroth, mit Pareellen.

2) Herrschaft Stettenfels. 2) Burg Stettenfels. b) Donbronn. ' e) Ober- und ä) Unter-Gruppenbach. e) Kapfenhard ? Vielleicht eingegangener Ort ?!

(Das im jetzigen Ort Neuenburg gehörte denen von Nippenburg l283.)

3) Herrschaft Scheuerberg.

») Burg Scheu erberg. Wahrscheinlich erst von den Weinsbergern erbaut; gewiß die Burgeapelle l284,

d) Neckarfulm, Stadt.

0) Bin swangeu. Kl, Schönthal besitzt hier und in 6) Güter schon l17S (Stälin), später auch Kl, Lichtenstern.

6) Erlenbach, f. °).

«) Jaxtfeld, Stift Wimpfen besitzt Güter

daf. ea. l236. l) Kocherthüreu. Kl. Schöuthal besitzt

Güter hier 1237. Mühle daselbst.

Wieder veräußert.

t) wie b) verkauft 1423. Rückfall 1461.

°) wie b) 1423. Rückfall 1461. v) Lehensträ'ger die Freiherrn von Weiler und von Gemmingen. 1393. n) wie d) verkauft 1423. Rückfall l46l. Zehnden daf. dem Kloster Schöuthal vermacht 1447. wv) wie Maienfels 1300.

x) Weinzehnden daf. als Lehensherr auf die von Weiler mit I) übertragen.

7) dem Kloster Schönthal «bei lassen 1317

und 1425. l) mit «) Böhringsweiler an die von Hohen-

lohe verkauft 1330, von Hohenlohe 1371

an Churpfalz verkauft.

An Pfalzgraf Ludwig

zu Lehen

gegeben 1377.

Verpfändet an Wilderich von Filmar,

1333, verkauft an Erzstift Mainz 1335. «) an Erzstift Main; verkauft 1335, mit

b) und den anderen Orten und von

diesem an den Deutschorden vertauscht

1484. b) von Konrad IV. seinen Söhnen über-

geben 1323, mit ») an Mainz verkauft

1335. «) Hof, Güter und Weingarten daf. an

Kl. Schönthal verkauft l279. Dorf an

Churmainz 1335. 6) Güter und Weinberge daf. dem Kl.

Hirschau geschenkt schon 1140. Dorf an

Churmainz 1335. «) Vogtei daf. verkauft an von Wittst»dt

1381. l) als Wittum gegeben wie oben 1) K)

Eberstadt 1304.

Ererbt od« erheirathet.

«) Lautenbach, Hof.

d) Böllinger Hof, Zehnden das.

i) Lembach, Vielleicht Hof abgegangener oder — l) , s. Lenach?

K) Oedheim, Güter das, erkauft von Crast Kellner 1346.

I) Böckingen. Zehnden das. früher Reichsdors (Stälin II. 662), wo später Kloster Schönthal, Odenheim, Bisthum Würzburg und Stift Wimpfen Güter hatten, Dors selbst als Reichslehen an Löwenstein 1294 und von diesen 1333 an Heilbronn verkauft.

4) Sindringen. ll40 von dem Grafen von Calw-Löwenstein perimo>>ium 6unr»Hi I. genannt 123 l. Güter daselbst 1037 vom Bisthum Regensburg an das Stift Oehringen gegeben.

») Tiesenfall, wie Sindringen

d) Wollmuthshausen. desgl,

e) Zwieslingen. desgl.

6) Schellenberg, desgl. Hof nicht mehr vorhanden.

«) Holzweiler, desgl.

l) Ernsbach. Zehnden vom Bisthum Regensburg schon 1037 dem Chorherrn- Stift Oehringen bei dessen Gründung gegeben (v. Stälin II. 599).

5) Herrschaft Münzenberg, Fallenstein, Königstein, mit Lich, Götzenheim, Buzbach, Weibstadt, Laupach, Haagen, Assenheim,

Miterben mit denen von Falkenstein l256. Vergleich. Erbrecht gerichtl. anerkannt 1389; von Ann» an Marit. Konrab IX. eedirt 1403.

Nach Falkensteins Tod von K. Sigmund damit belehnt 1420.

Proeeß darüber 1442—1444.

Reichsacht gegen die renitirende Städte.

Neue Belehnung von K, Friedrich IV, 1465.

Wieder verliußert.

s) Güter und Zehnden das. verkauft 1326 und 1346. Mühle dem Prediger Kloster in Wimpfen gegeben 1321.

ß) an Churmainz verkauft 1335,

d) Zehnden »n Stift Wimpfen verkauft 1410.

i) s. oben 1) <z.

K) Kirchensatz das. an Kl. Schönthal geschenkt 1328. Dors an Churmainz ver. kauft 1335.

!) Zehnden das. dem Kloster Lichtenstern geschenkt 1242.

Güter dem Kloster Schönthal geschenkt 1279, welche Heinrich Gribo von Heilbrenn u. Dienemunde Snabel, Schwester einer Jrmengarde von Weinsberg? theilweise von Schönthal zu Lehen trugen 1279 (J«g. Heilbronn,. Güter an die von Böckingen verliehen und von diesen an Kloster Schönthal verkauft 1310. 4) Eindringen. Güter das. mit ») d) e) 6) «) der Kirche zu Würzburg zu Lehen ausgetragen 1231. An Wild Engelhards ux. geb. von Hohenlohe als Morgengale 1328. Kirche daselbst dem Kloster Schönthal geschenkt 1328. »-«) 1231 der Kirche zu Würzburg zu Lehen ausgetragen.

l. An die von Sindringen verliehen und 1298 dem Kloster Schönthal zugeeignet.

Antheil an Münzenberg denen von Falkenstein verkauft 1270, nach Heimfall von diesen neue Belehnung damit von Fulda 1424 (Ludwig). 1269 we:den der Braut Konrad's III, Elisabeth von Katzenellnbogen 1000 Mk. Silbers aus Burg Münzenberg, Assenheim und Hagen angewiesen.

Ererbt oder erheirathet.

6) Braunecksche Erbschaft 1403 von Konrad's IX. Gattin, Ann» v. Hohenlohe, Witwe des Konrad von Brauneck mit ») Aub, hälstig l403.

Mit Antheil »n Goßmannsbors, Erbschaftsantheil von Philipp ««u. 1467.

d) Burgenroth. »°s. »nun Vogtei das. Lehen von Würzburg 1427.

e) Buch 1403. Vogtei Lehen wie in b), it. Baldersheim 1403. Hofkauf 1406. s. unten.

f) Biberehren. en6. »nun später erkauft von Konrad v. Seckendors 14 >4. Vogtei das. Lehen von Würzburg 1427.

«) Hopserstadt, xos. »nun 1409. Vergleich mit Neu-Münster in Würzburg deßhalb 1417.

l) Gelchsheim. euH, 1403.

8) Stall dors wie »uwe. «403.

!>) Birlenbach. See. «06. ,». i) Nieberbalbach. Weinzehnd. l<) Weickersheim. Pfandschaft. e«6. »«. <s. unten).

l) Königs hosen. «<>6. »nun verpfändet schon 1398 von Hohenlohe. Erbschaftsantheil von Philipp 8eu. 1467.

«) Rinderselb, desgl. «o6.

«1 Rettersheim. «n6. verpfänd.schon1398. Erbschaftsantheil von Philipp «»». 1467. u) Neubronn, «u6, desgl.

l>) Wermuthshausen, «o6, desgl, q) Neuenstein verpfändet eo6. »u, r) Tauberzell. „o6.

Wied« Veräußtrt.

») 1399 an von Baldersheim verkauft, halb eingelöst 1422. Theilung mit v, Baldersheim 1436. Anna von Hohenkohe, Konrad's IX. Gattin erhielt die Hälste bei der Thei- lung l403, dem Stift Mainz zu Lehen 1468. ,

b) wie ») Ann» v. Hohenlohe, Konrad's IX. ux.

«) wie »).

6) wie »).

Vergleich deshalb mitSchwarzenberg 1406.

desgl. mit Rothenburg 1409 wegen Leib-

eigener daselbst. «) wie «) 1403.

l) wie 2),

8) wie») verpfändet an Mainz und Würzburg 1422.

n) wie »).

i) wie »).

K) wie »). ^„ . ,

4 Theil an Pfalzgraf Otto verpfandet

1426, an Nippenburg 1430, an von

Handschuchsheim verkauft 1431,

I) wie ») 1441 der Tochter Konrad s IX,

gegeben.

mit ß) verpfändet 1422. n>) wie »). an von Nippenburg verpsandet.

1430.

an von Rosenberg verkauft 1445. n) wie ») mit ß. verpfändet 1422.

o) wie »).

») und p) mit m) verpfändet 1430 und

verkauft 1445. p) siehe o).

,) s. oben 1403. Vgl. unten Lehen, r) Antheil an Dors und Gericht verkauft

an Hanns von Hirschhorn 1408.

Ererbt oder erheirathet.

L) Reigelsberg Burg verpfändet von Würzburg 1397, erworben 1403. Erbschaft von Anna von Hohenlohe, Belehnung von Würzburg 1413, 1427. eingelöst 1425 durch Konrab IX. Belehnung erneuert von Würzburg nach Heimfall von Hohenlohe 1442, Erbschafts, theil und Residenz von Philipp L«n. l467. 7) Herrschaft Neussen. Durch KonradsIV.

ux. Luitgarde von Neussen mit b) Gütern in Nürtingen, e) Gütern «n derCrms, Mit Herrschaft 7.) 8) Herrschaft Minuenden. Wieder Lehen vom Bisthum Worms 141!??? (scheint irrig) s. oben Text bei 1411. 9) Burg Stein, von Conrad III. nx, Elisab. v, Katzenellnbogen ererbt ea, 1277. 10) ». Besitzungen in Bessungen an der Bergstraße.

10) b. Die Dörser und Burgen im Elsaß:

Riesels, l erheirathet von Engel-

Ueberlmgen. ^ ^^^ ^^ ^

D'esenbach » Gräsin von Leiningen.

Niedeungoldsau, ^

11) Burg Limpurg, von Engelhard III. ux. Luitgarde von Limpurg.

12) Antheil an Burg und Stadt Erb ach durch Konrads V. ux.

,«. Durch Kaus erworben oder verpfändet' erhalten

im 13ten Jahrhundert. Buchen, Stadt am Odenwald 1220, '/^ von

Graf von Düren verpfändet erhalten. Buchen, Weinsbergische Zollstätte, Düren, WallWren, mit Patronat, Hiberach < Frnchtzehnden daselbst von und / Bischof von Worms erkauft

Niesern, ! l254,

Güter von Gemmingen übergeben 1344. Wimpfen, Burg das. und Zehnden von

Worms übergeben l254. Landacht und

Mühle, s. 1336. Kocher-Steinsfeld. Patronat von Kloster

Amorbach erkauft 1281.

mitVogtei das. belehnt von K, Wenzel 1380,

mit Pogtei über den Nounenhos, das. belehnt

von K. Ruprecht 1408.

Wieder veräußert.

«) verkauft an von Rosenberg 1416 mit Würzburgischem Consens. ^

7) an Württemberg verkauft 130!.

b) verkauft 1284 durch seinen Schwager,

Bertold von Neussen. e) Fischerei in der Erms bei diesen Gütern dem Kloster Zwiesalten gestattet 1300.

8) »n Württemberg verkauft 1325.

9) Sitz der Wittwe Konrad's III. 1304, Rückfall 1331.

IN) ». Denen von Altenbmg zu Lehen gegeben ea. 1250.

10) b. 1371 verkauft an den Deutschordenseomthur Siegsried von Penningen.

11) 1334 Wiederlösung von Conrad v. Enzberg gestattet.

12) von der Wittwe an Pfalzgraf Ruprecht verkauft.

Unbekannt, wann wieder eingelöst, oder veräußert?

D.

N. W.

vor 1306 an K. Albrecht veräußert und von diesem zur Dotation des St. Annen- Altars im Speyrer Dome gegeben, halb Dors Biberach verkauft an Otter 1369. Güter das. an Kl. Lichtenstern 1445. Burg, Landacht und Mühle an die Stadt Wimpfen verkauft 1336.

KSt. Dors verkauft mit Neuenstadt 1405 an die von Helmstadt.

Kirchensatz an Stift Mckmühl übergeben 1432, verkauft «n Churpsolz 1445.

Erkauft oder verpfändet erhalten.

Westheim und > ^ daselbst. Rieden > "

Güglingen, Stadt, durch Verpfändung

erhalten ea. 1290, wahrscheinlich von denen

von Magenheim. Erns buch. Zehnden daf.

im 14ten Jahrhundert,

Wei usberg, der dem Reich gehörige Theil der Stadt von K. Albrecht verpfändet 1303 und von Heinrich 1312, Lehen von K. Sigmund 1417.

Neipperg, Burg. Antheil daran wahricheinlich von denen von Neipperg verpfändet.

Reichen sie in, Burg. Von K. Heinrich VII, durch Verpfändung erhalten 13l2.

Neckar-Gmünd, Stadt, von «uä. 13I2.

Neckar-Burten, von «»6, 13l2. bestättigt von K. Ludwig 1317, mit Vogtei daf. belehnt von K. Ruprecht 1408.

Obrigheim, Schloß und Dorf von K. Ludwig durch Verpfändung erhalten 1316., Kirch stätter Hof dabei, früheres Eigenthum.

Neckarelz, wie Obrigheim 1316. vgl. 1408.

Mörtelstadt, wie Obrigheim 1316. Diedesheim, desgl. 1316. Rohrbach, desgl. 1316. Sinzheim, Burg und Stadt, desgl. 1316.

von K, Ludwig.

it. von Pfalzgraf Otto 142«. Ein Hof bei Schluchtern.

Mönchhof bei Schluchtern vom Kl. Maulbronn erkauft 1407, f. unten. Schluchtern, Dorf um diese Zeit.

Neidenan, Burg und Stadt.

Heimberg, Antheil daran erkauft von

Lochiken (Hohenlohe?) 1360, 3 Dörfer Schefflenz, Ober-, Mittel-,

Unter- vom Reich verpfändet,

von Hohenlohe gekauft 1344.

(Rückfall 1461.,

Wieder veräußert.

! W. als Lehensherrn sud nexu l«uä»li

!R. an Heinrich von Tullau verkauft 1290.

G. Kirchensatz an Kl. Dinspruck überlassen

1295, kam nachher an die von Neuffen.

E. als Lehensherr, an die von Sindringen

verliehen, später 1298 dem Kl. Schönthal zugeeignet,

W. mit der halben Herrschaft Weinsberg an Churpfalz verkauft 1412, all Gut auf der Markung verkauft an Pfalzgrafen Otto auf Rückfall 1423.

N. 1321 von Engelhard VII. dem Grafen Eberhard von Württemberg versetzt,

R.

u. Beide bald darauf wieder eingelöst.

NG.

NB, An Engelhard von Hirschhorn auf Wiederlösung verkanft 1353.

O. wied'er eingelöst. Wann? unbekannt. Kirch st, Hof kam mit der Wittwe Konrads V. an deren 2ten marit. Gottfried von Eppenstein.

N. von Konrads V. Wittwe, als ihr Widdumgut 1377 an Pfalzgraf Ruprecht verkauft.

M. wie Obrigheim.

Diedesheim mit Neckarelz verkauft 1377.

R. an Reinh, von Sickingen verkauft 1338.

S. kam später an Pfalz.

Wann wieder eingelöst? unbekannt.

Sch. an Sinz Vogten auf Wiederlösung verkauft 131 9.

O

Sch. an Pfalzgrafen Ott« von Mosbach verpfändet 1430, hierauf verkauft.

N. an die von Hohenrieth auf Wiederlösung verkauft 1326, Wiederlösung vom Erzstift Mainz 1335. Verkauft an Mainz 1358.

H. unbekannt, wann?

Sch. Auf Wiederverkauf an v. Hirschhorn verkauft von Konrad VII. 1354, vom Erzstift Mainz eingelöst 1362. Churmainz den Ankauf gestattet 1421, auf Rückfall an Pfalz verkauft 1423, Erlaust oder verpfändet erhalten.

Degmarn. Güter daselbst erkauft 1346

und 1366. Helmbunb, Güter das. erkauft von denen

von Helmbnnd l354 u, 137l. Ellhosen. >/» von Wolst v. Stein erkauft

1356. Alefeld und Krevsbach. Leibeigene das.

gekauft 1363. Kres bach, Weinsbergische Zollstätte. Volkmars u. Eiselsheim (Eichholzheim)

Güter das. gekauft 1363. Siglingen (Segeningen?) 1363. Rückfall

146l, zur Stadt gemacht 1363.

Brett »ch, Zehnden von Hohenrieth 1363.

(Lehen von Würzburg.) Mühle das. schon

1344. Dors Rückfall 1461. Maiensels, früher Reichsgut. Weinsberger

Oberherrlichkeit. Wald, der Prüel erkauft

von denen von Maiensels l367. Burg

1375 und 1409. Heidelberg, Hof daselbst.

Clever-Süljbach, Güt. das. gelauft 1371

von denen von Hornberg. Neuenstabt. Güter daselbst.

von denen von Hornberg 1371.

von Götz Weinsberger 1408.

Stadt wieder eingelöst.

Gochsen. Dors.

Kocher-Steinsfeld. Patronat von Kl. Amorsbach erkauft 1281. Vogtei Lehen von K. Wenzel 1380.

Nahens elb, Vogtei, s. Lehen. Burg das. Ansprüche de» vonWeiler abgewiesen 1354.

Hain, Hof 1375.

In der Roth Steinbrüche und Fischerei bei Böhringsweiler 1379.

Herberts heim, große Wiese daselbst, verpfändet von Mainz 1379. Oeffnungsrecht aus der Burg 1328. /

Gleichen, Burg, von denen von Löwenstein mit Gestaltung der Wiederlösung erkauft 1380.

Wieder veräußert.

D. Vergleich mit v. Eindringen l398, verkauft an v. Helmstadt l405,

H. siehe Neuenstadt.

E. 1412 u. 1450 mit Herrschaft Weinsberg »n Churpfalz verkauft.

Kresbach an Pfalz verkauft 1423. V. u, E. unbekannt, wann?

S. mit Weinsberg an Pfalz verkauft 1423.

Wald dem Stift Möckmühl verpfändet

1423.

Güter und Zehnden an Stift Oehringen

verkauft 1433. B. Vergleich mit v. Sindringen 1398.

Dors 1423 »n Pfalz verkauft, s. Rückfall.

M. lehensträger die von Maiensels. Städtchen und Burg 1441 von den Reichsstädtern, unter Auführung des Hauptmanns Ehinger von Ulm, zerstört,

H. verpfändet an Blickard von Landschaden . 1375.

El.S. verkauft mit Neuenstadt an Churpfalz ea. 1445. .

N. an die von Helmbund verpfändet 1405 aus Wiederkauf.

>/4 verpfändet den von Helmstadt 1431. aus Wiederlösung l433; an Churpfalz verkauft 1445.

G. verkauft mit Neuenstadt 1405, desgl. an Churpfalz l445.

K.St. verkauft mit Neuenstabt 1405.

Kirchensatz dem Stift Möckmühl übergeben 1432.

D. an die von Helmbund verkauft 1405.

H. unbekannt, wann?

Unbekannt, wann? an Hohenlohe.

H. wieder eingelöst, unbekannt, wann?

Gl, an Hohenlohe übergegangen 1416 durch Einlösung.

Grlauft »der verpfändet erhalten.

und l verpfändet von Löwenstein

Herrschaft, j 1415. Vörrenberg. Kelter das. 1384. Weisersheim, Stadt und Schloß 1391

und 1398. (Lehen von Würzburg.) »6 0.

Hessenthal, Vogtei und Gericht.

1398 durch Kaus von Hohenlohe aus Wiederlösung, s. oben Konrab IX. 1398. ») Königshofen an der Tauber, später ererbt 1403, s. oben.

b) Rettersheim, ererbt 1403, s. oben. °) Neubronn

erkauft 1398.

später 1403

mit

6) und ß)

ererbt

von

Brauneck,

s. oben.

(Neunbronn) a) Rinberfeld «) Oberndors l) Streichen-

thal ß) Wemprechts lWehrmuths-)

hausen.

serner um diese Zeit: u) Hollenbach. Y Abolzhausen, >l) Elpersheim, l) Schestersheim, m)Stal(n)dors, u) Queckbronn, «) Nassau.

Frühe« vor 1319 besessen: I>) Reinsbronn (Reinoldsbronn). <;) Hörtighofen (Hertwigshofen). r) Engelbrechtshausen, 8) Hohenbuch, Hof. t) Neunkirchen, vor 1319. Krautheim, Burg und Stadt 1399. miti Ballen berg, vom Erzbischof von Mainz > erkauft. 1

Güter in Reinoldsburg (Reinsberg) und

Hertlinshag (bei Hall).

Im 15. Jahrhundert. Wachbach. Weinzehnden 1400. von Beringer

Reich in Mergentheim erkauft. Eierhausen. Gesälle und Gülten 1403/l9

von Geyer von Gibelstadt erkauft.

Wieder veräußert.

an Hohenlohe 1416.

V. an Hohenlohe übergegangen, wann? W. 4te Theil an Pfalzgraf Otto 1426.

Das Wiedereingelöste an die von Nippenburg verpfändet 1430.

an die von Handschuchsyeim mit Würz-

burgischem Consens verkauft 1431. H. 1396 an Kl. Homburg für einen Jahrstag.

») K. von Konrab IX. 1422 verkauft aus Wiederkauf an Erzbischof v. Mainz und Bischof von Würzburg.

I>) R. wie »).

«) N, o) bis ß) wie »), sodann die wiedereingelöste e) bis e) mit Weickersheim an Eberhard von Nippenburg verpfändet 1430, wieder eingelöst und an Konrab von Rosenberg verkauft 1445.

6) R. schon 1453 an von Rosenberg verkauft.

«) O.

l) St.

e) W.

u) i) K) I) m) u) ») von Konrad IX. aus Wiederkauf an den Erzbischof von Mainz und den Bischof von Würzburg 1422. verkauft.

K) g) r) verpfändet »n Albrecht von Hirschen l319. . Güter und Gülten in ?-r verkauft 1415.

«) an Pfalzgraf Otto verkauft 1423.

t) 1319 an Pfalzgraf Ludwig vertauN-

K, B. unbekannt, wann wieder veräußert. R. u. H. 1399 etlichen Bürgern in Heilbronn

verliehen. W. übergegangenen den Deutschorden,wann?

E. unbekannt, wann?

Erlaust oder verpfändet «halten.

Baldersheim. 3 Höfe das. 1403 und 06,

von Truchseß von Baldersheim erkauft,

Mühle daselbst. 1402. Vogtei das. Lehen

von Würzburg l427. Möchingen, Hof das. 1 406. Vergleich mit

Graf v, Schwarzburg. Mönch hof in Schluchtern 1407, von Maul-

erkauft. Steinsberg bei Sinzheim. Burg 1408.

Vergleich mit Graf von Leuchtenberg, seinem

Schwager. Langenburg, verpfändet 1413 vom Bischos

von Würzburg.

Möckmühl, desgl. von Hohenlohe 1413 mit Würzburgischem Lehenseonsens und Belehnung.

Braunbach. Güter erkauft 1419 von denen von Gosheim.

Sickingen. Fischerei verpfändet l4l9 von Schultheiß Grimm.

Haßmersheim. Güter 1419 wieder eineingelöst.

Abolz hausen. Güter das, erkauft l 42 l von Agnes Schreiberin in Mergentheim, ebenso Güter in

Zimmern, Turtel und Wachbach l42l.

Güter von Sevsard von Michelfeld l42! in

Laupach, Neydeck, (Neudeck)

Mühlbach, für ein jähr.

Bacherach, liches Leibgeding.

Buch und

Weißlensburg.

Biber ehren, schon früher besessen (s. oben Braunecksche Erbschaft), von Konrab von Seckendors wieder gekauft l424.

Geiselbrechtshofen Seifertshofen) l425. Güter von Heinrich Fickel erkauft.

Burg Klingen l425, Dors Klingen erkauft von Konrad von Seckendors.

Hof Wagenbach 1433 von Engelhard von Helmünde lHelmbund).

Burg Gochs he im (wieder 1442 von Joh. v. Ehrenberg gekauft.)

Wieder veräußert.

B. unbekannt, wann?

M. «n v. Schwarzburg. M. s. oben Schluchtern. S. s, unten zum Stein.

L. wieder eingelöst, wann? und von Würzburg an die Grafen von Hohenlohe. Langenburg zurück.

M, wieder eingelöst von Hohenlohe und später 1445 an Churpfalz verkauft,

B. unbekannt, wann wieder verkauft?

S. unbekannt, wann?

G. unbekannt, wann?

A. durch Heirath an die von Hohenlohe gekommen.

Z. unbekannt, wann?

Nach Konrads IX. Tode an die von Hohen-

lohe übergegangen. Weißlensburg mit Vitzfeld — s. oben —

an Churpfalz.

B, 1422 unter den an Mainz und Würzburg verpfändeten genannt ^Ludwig).

G. an von Hohenlohe abgetreten 1429,

Kl. unbekannt, wann und an wen?

W. wiedereingelöst, wann? Eingegangener

H°s. G. 1438 an von Ehrenberg und von Gemmingen verkauft.

c-. Zu Lehen «halten.

Im 12, Jahrhundert. Zehnden in Haltenberg u, Hasfeld, Manse in Bieningen 1186 von Krast von Schweinsberg. Im 13. Jahrhundert: Oberund Untereisisheim e». 1212 vom Bisthum Worms nach deren Heimfall von denen v. Lauffen.

l vom Bisthum Regensburg

^ gemeinschaftlich mit Hohen-

l lohe 1253, wieder belehnt

von Regensburg 1400,

Oehringen, Neuenstein, Waldenburg,

1408 von K. Ruprecht mit den v. Hohenlohe in Gemeinschaft der Lehen versetzt.

Wißloch. Burg. von der Pfalz. Antheil

daran. Grembach, t

Asrenroth. von K. Adolph 1294. Denwangen»

Im 14. Jahrhundert. Haltenb rg, Burg mit Gütern, 1300 vom Bisthum Augsburg. Haltenbergstetten, Güter und Zehnten das. erst l405. Wildbanu von Neckar-Gmünd bis

Lauffen 1302 von K. Albrecht. Dors Attensbach, !303 von Pfalzgraf »Ludwig.

Frauenberg bei Würzburg 1306 vom 1 Vischof von Würzburg, erneuert noch ) 1442. i

Hardtshausen, Güter das. vom Abt von Fulda 1320.

Neckar-Gartach, Dors, !323 vom Vischof von Worms, Wiederholt l4ll, 1427.

Zuzenhausen, Schloß und Stadt, vom Bisthum Speier.

Hungerlins-Hof zu Frankenbach, Lehen vom Reich.

Gutenberg, Burg, vom Bisthum Worms.

eingelöst von Erzbischof Konrad 13!»l. wieder eingelöst von Konrad IX. 1406.

wieder belehnt von Worms 14ll.

Dillenlus, Wemsberü.

Wieder verä'ußert.

Nach Krasts Tobe von Schönthal eingetauscht e». 1320.

O. u. UE, 1354 Unter. Nsishnm Wk ^N

Böckingen verpfändet. 1445 an Kl. Lichtenstern verkauft. Oe. 1253 Vertrag mit Graf Gottsried von Hohenlohe wegen Gemeinschaft von Oehringen. 1381 Güter in Oehringen verliehen an

Lutz von Neuenstein. 1400 Erbvergleich mit Hohenlohe.

W. an Pjalzgras Ludwig verkauft 1277.

i Zurückgezogen ! Eibrach, s

1348; dasür Reichen unten.

und

Heimfall mit Konrads IN. Tod 1304, da keine Wiederbelehnung bekannt ist.

Heimfall mit Konrads III. Tod.

A. Heimfall mit Konrads Tod, da keine Erneuerung bekannt ist.

Heimfall mit Konrads IX. Tod 1448.

H. 1320 dem Abt übergeben und wieder

von ihm zu Lehen erhalten. N.G. an R.Stadt Heilbronn verkauft l44l.

Z. an die von Thalheim übergeben. 1325.

H. an Kon; Feurer , Bürger von Heilbronn

verkauft 1404. G. Antheil verkauft von Konrad Vll. 1352

an v. Waldeck.

an Wols v. Wunnenstein 1381.

Neue Verpfändung an Helmstädt 1387.

der 4te Theil verkauft an Lemblin 14ll.

an Pfalzgraf Otto aus Rückfall verlanst l423.

Zu Lehen «halten.

deßgl. 1427 und 1446 (Ludwig),

Rückfall von Otto 1461 mit Gutenberg von Worms. Schwarzach, Ober- u. Nieder-, mit Burg,

wieder belehnt 1411. 1427. 46 Neckar-Mühlbach, Lehen von Worms wie

Gutenberg. Wieder belehnt 14! 1. 1427.

Rückfall von Otto l46l.

Hüsselhard, Lehen von Worm?, wieder belehnt 1411. 1427.

Kälberhausen, wie das vorhergehende; wieder belehnt 14!l. 1427.

Siegelsbach, Lehen von Worms, wieder belehnt 1411. 1427.

Reichen und Eiberach 1348 von K.KarlIV. bestättiget, von K. Adolph s. Asrenroth :e. gegeben, s. oben.

Zum Stein, Burg, 1367 von Mainz, Steinsberg, Burg und Dors, von CatharinavonSickingen erkauft. 1446.

Gleichen, Herrschaft, mit Ammertsw eilet, Finsterroth, 1375, vonLöwenstein, s, ob. Maiensels, Einweisung in die Burg 1409; verpfändet von Löwenstein 14 l 5 mit Lösungsrecht für Hohenlohe,

Wagen heim, Burg «. d. Hardt, e«ea 1380. von K. Wenzel und schon früher.

Dahenfeld, Vogtei daselbst und in Kochersteinsfeld 1380. von K Wenzel. Vogtei üb. den Herrenhof das. 1408.

Sommershansen 1396. Lehen von Würzburg.

Weickersheim deßgl. 1398.

Im 15. Jahrhundert,

Leibeigene inReiaeisber», . ,^,. i

° .. " °' 1401 von !

Creglingen und „ ^ ^,. >

«« , I «. , K. Ruprecht, <

Weickersheim. ^ >? ^

Lichtenstern, Mit Schirmvogtei belehnt von en6, 1408.

Wieder veräußert.

seiner Tochter Elisabeth verpfändet 1429 nach Konrads IX. Tod an v. Gemmingen von den Vormündern verkauft 1449.

S. an Pfalzgraf Ludwig verkauft 1220. Heimfall mit Konrads IX. Tod 1448.

N,M. Antheil mit Gutenberg verkauft 1352, s. ob. Deßgl. an Wols v. Wunnenstein 1381. Deßgl, mit Gutenberg an Pfalzgraf

Otto 1425. an v. Gemmingen verkauft 1449.

H. Antheil mit Gutenberg verkauft 1352 und 138l. Hüsselh, an v, Gemmingen verkauft 1449.

K. an Hanns v, Gemmingen verkauft 1449.

S. an Hanns v. Gemmingen verkauft 1449.

R. E. Heimfall mit dem Tode Engelhard VII., da keine neue Belehnung erfolgt ist.

Z. St. Vergleich Konrads IX. mit seinem Schwager, Johann v. Leuchtenberg deßh»lb, 1408.

an welches Gleichen 1416 übergeht. < W. denen von Falkenstein verpfändet schon.

1270. D. Rückfall nach Engelhards VIII. Tod 1415.

Deßgl. 1415.

S. Spruch des Provine.Gericht« Würzburg darüber 1396. (Ludwig.)

s. oben 13"/98 von Konrad IX. seiner Tochter, Herzog Erichs von Lauenburg ux. verpfändet 1428, wieder eingelöst 1430 und an Nippenburg verpfändet, s. oben, verkauft 1431.

Heimfall mit Engelhards VIII. Tob 1415. an Churpfalz übergegangen 1450.

1413 vom

^Erzbischof von

Cölln.

Zu Lehen eehalten.

Patronat in Weinsberg. 1408 von K,

Ruprecht. Großgartach von Worms 1411. Waltersheim, Dnlgesheim (Bufenheim)!

und Guntersblum Hopferstadt, Dorf, 1417 von Neu-

Münster zu Würzburg. Limpurg, Burg. 14ll, v. Worms an Kon-

rad IX. Schiudershof im Aargau. 1416. v. K.

Sigmund. Stadt Kinziugen im Breisgau 1422.

und

FesteKürnberg im Breisgau; vorher

den v, Landeck, Tüwiugen, Burg im Tulnerfeld, zwi-

schen Wien und Krems, von Bischof

von Paffan, geb. v, Hohenlohe. Klein-Gartach, v. Worms. 1427. Burgrode, Vogtei, 1427. v. Würzbmg, Buch, Vogtei. von Würzburg, 1427. Weibstedt, Burglehen, 1439. von Speier. Zum Hain, halbe Burg und Stadt, 1441.

von Fulda, mit Götzenheim, deßgl. 1441, u. 44. heimgef.

Lehen v. Falkenstein. Buzbach, von Fulda, 14"»/« Ernstein, Burg, 1442. von Würzburg,

von den v. Bödigheim erkauft 1443,

Eberach, Burg, 1442, v. Würzburg.

Wieder veriiußtrt.

an Churpfalz beim Verkauf der Herrschaft

übergegangen 1452. Gr.G. Heimfall 1415. von Graf Eniich von

keiningen an Kon-

rad IX, übergeben.

Heimfall 1448 bei Konrads IX. Tod.

f. oben X. 6. u. Vergleich darüber mit

Würzburg 1417. L, f, oben ä. II. schon früher erheirathet.

Heimfall mit Konrads IX. Tod. Sch.H. Heimfall mit Konrads IX. Tod 1448.

K. 1422 verpfändet an Herzog Erich v. Oest- reich. 1423 an Stadt Straßburg über, lassen.

Kbg. Heimfall 1448.

T, Ansprüche gemeinsch, mit Hohenlohe gemacht, aber ohne Refultat, außer Abfindungssumme, 1424.

KG. Heimfall 1448.

B. mit Konrads IX. Tod heimgefallen.

B. wie Vogtei Burgrode.

W. wie die vorige.

Z.H. ^

G,

Lehensheimfall mit Tod 1448.

Konrads IX.

f, ob. ä. 5. Herrsch. Müuzenberg.

E, Heimfall jedenfalls mit Konrads IX. Tode, 1448, wenn nicht vorher von ihm wieder verkauft.

E. Heimfall 1448. mit Konrads IX. Tode.

Hiezu unter Konrad III. 1288. die Reichseinkünfte zu Heilbronn ^ angewiesen von K, Adolph für ein Anlehen von 15,000 Pfd. Heller. Hall / wiederholt 1415. dem Konrad IX.

Wimpfen Mosbach

Weinsberg' wiederholt 1301. von K. Albrecht an Konrad-III, Windsheim von K. -Ruprecht verschrb. 1402, an Konrad IX,, von K. Albrecht 1439. Ulm von K. Sigmund 1417. an Konrad IX.

Der Zoll in Andernach vom Erzbischof zu Eolln 1308. an Konrad IV. Wimpfen von Engelhard Vll. verkauft 1334,

Germersheim und Oppenheim an Konrad VII. 1360 angewiesen von K. Karl IV.

Simringen von Konrad IX. an Pfalzgraf Otto verpsandet 1439.

Zoll und Geleit im Weinsberger Thal, und in der Wildenstraße und Neustadt von K. Wenzel 1380

dem Engelhard VIII, verliehen, in Freiburg, verkauft 1424 von Konrad IX. in Aub für das Hospital von K. Sigmund 1425,

Reichsgesälle in den Niederlanden und Westphalen von K. Sigmund dem Konrad IX. 143l. für ein Anlehen von s,8l() sl. augewiesen. Steuerreste in Hamburg, Rostock, Wismar von ebendems. 1419.

Judensteuer in der Landvogtei l von K. Heinrich Vll. Konrad dem IV. verschrieben 1312. Niederschwaben: i von K. Karl lV. 1372, von K. Wenzel 1380, von K. Ruprecht 1404

und !4!5 an Engelhard VIII. in Nürnberg: von K, Sigmund 1431 »n Konrad IX.

Endlich die Reichsmünze in Nördlingen, Fraukfurt und Basel: von K. Sigmund 143! M Vorschüsse von 6950 sl. an Konrad IX, verliehen. Es erhellt auch hieraus, wie weit der Arm derer von Weinsberg, und besonders der kaiserl. Landvögte, Konrads IX. und Engelhards Vlll., so wie des Reichs-Erbkämmerers Konrads IX. reichte; und die Reichsstädte, besonders die benachbarten, Heilbronn, Wimpfen und Weinsberg selbst, sahen den so nahe dominirenden Dynasten höchst ungerne solche Gewalt in ihren Mauern eingeräumt. Daher auch ihre bereitwillige Verbindung mit der Schwesterstadt Weinsberg gegen die Burgherren, s. unten.

Die bedeutendsten Erwerbungen sind: ») Die Münzenberg'sche Erbschaft C. 21. unter Engelhard IV. 1256 und Konrad IX. 1420—1444. t>) Die Brauneck'sche Erbschaft unter Konrad IX. 1403. c:) Die Hohenlohischen Güter, von Konrad IX. erkauft 1398-. Das ganze 14. Jahrhundert hindurch erscheinen als die größten Güterhändler Engelhard VI., Engelhard VIII. und Konrad IX. Aber das Erworbene kommt ost kaum aus die nächsten Erben und es ist ein ewiges Wiederverpfänden und Wiederverkaufen, bis die Herrschaft zusammenbricht.

VII. Äl»schnill.

«) Freie Stadt Weinsberg.

Ursprung.

Von einer «Ansangs großen und volkreichen Stadt Weinsberg, welche Probus Balerins, der römische Kaiser, als er die Gegend des Neckars erobert, ansangs («nun 282) erbaut" (nach dem Privilegienbuch gemeiner Stadt Weinsberg vom 1.1468 p. 152 sg. s. ob.) findet sich, wie wir schon oben i>. 5 bemerkt haben, in der Geschichte

nicht die leiseste Spur. Nur in einer Urkunde des Klosters Ebrach findet sich, daß der Würzburger Sprengel im 9, Jahrhundert in Xll Archidiaeonate getheilt gewesen seie, und daß das Vt° aus den Kapiteln Weinsberg im Deutschorden'schen und Buchen im Mainzischen Gebiet bestanden habe (Bundschuh, Lexieon v. Franken. Würzburg). Würdtwein in s. »ul)«!6. 6iplom. spricht von einem Capitel Weinsberg, aber im VII. Archidiakonat, wozu unter Anderem gehörten Neuenstadt, Oehringen, Weinsberg, Heilbronn, Neuenstein, Lausten, und von den jetzigen Bezirksorten: Bitzselb, Walbach, Brettach, Schwabback, Mainhard, U.-Hambach, Wüstenroth, Assaltrach, Löwenstein, Hohenriedt, Snlzbach, Ellhosen, Eberstadt, Hölzern. Hier erschiene also Weinsberg als Capitel sstadt im 9. Jahrhundert bedeutender, als das jetzt größere Lauffen, Oehringen, Heilbronn.

Was aber das Landbuch vom Jahr 1609, Vtse. I,, 342 von einer einst großen Stadt Weinsberg wissen will, welche in einer Fehde Herzog Heinrichs von Schwaben (1038—1045) zerstört und in der Folge nur kleiner wieder erbaut worden seie, wird durch keinerlei Urkunden bestattiget.

Der Name der Stadt (und Burg) Weinsberg tritt zum Erstenmal aus dem bisherigen geschichtlichen Dunkel an's Licht bei der Schlacht und Belagerung vom Jahr 1140, wo »die Weibertren sürgelossen.« S. oben Abschn. VI. p. 14. Stadt und Burg sind aber von Ansang her geschieden. Die Burg ist nach unserer oben p. 12 ausgesprochenen Vermuthung mit einer kleinen Ansiedlung unsreier Burg- ungehörigen zuerst entstanden. Nach und nach entstand dabei auch eine Niederlassung von freien Leuten, welche zwar von der Burg den Namen annahm, aber von den Burgherrn unabhängig war, wenn sie auch ihren Schutz suchte.

In dem denkwürdigen Jahr 1140 erscheinen Stadt und Burg als zusammengehörig, von Herzog Wels VI. als Calw isches Erbe (durch seine Gattin Uta), von K- Konrad III., als mit Pfalzgraf Gottsrieds von Calw Tode heimgefallenes Reichs lehen in Anspruch genommen. Burg und Stadt wurden von K. Konrad mehrere Wochen belagert — von Martini an bis zur Schlacht bei Ellhofen am Thomastage — s. oben p. 16. Die geschlagenen Wels'schen wurden wieder in die feste Stadt (wie in die Burg) ausgenommen und die Chronik von Sanet Pantaleon, welche die Geschichte der Weiber treue berichtet (s. oben p. I6), spricht von der Stadt als url)5 Welplwni» 6noi» IÜ!^vririorl>>i>, welche Konrad III. vermöge Uebereinkunft in seine Hand bekommen, S. übrigens die Erörterung oben p. 15 sgd.

Die von oftgedachtem Weinsberger Privilegienbuch berichtete Einäscherung und Schleisung der Stadt (s. n. 18) dürfte zweiselhast sein, da es sich für Konrad mehr um Besitzergreisung handelte. Jedenfalls berichtet dasselbe Priuilegienbuch:

,1144 dursten die Herren von Weinsberg wieder bauen, doch kleiner in den Ringmauern."

Und schon 1148 konnte das jetzt hohenstausisch gewordene Weinsberg zum Ort der Zusammenkunft des Reichsverwesers K. Heinrich mit dem Abt von Corvey gewählt werden.

Während die Burg und Herrschaft Weinsberg in diesem Jahr 1140 von Konrad III. seinem Kämmerer Dietport zu Lehen gegeben wurde, erhielt die Stadt Weinsberg von dem Hohenstausen Konrad IV. — 1237 bis 1254 — Rechte und Privilegien als freie Stadt. (Urkunde von K. Rudolph v. Habsburg v. 1287, wodurch Löwenstein dieselbe Rechte erhält, wie sie Weinsberg bisher gehabt.)

Es war übrigens sehr natürlich, daß die Burgherren stetes Gelüsten nach der zu ihren Füßen liegenden Stadt trugen und jede Gelegenheit benutzten, die Städter zu beunruhigen und in ihren Privilegien zu beeinträchtigen, wozu die römischen Könige, wie wir im Versolg sehen werden, östers die Hand boten.

  • 5 *

Wir reihen hier chronologisch ein, was wir bei Crusius, Steinhoser, Memminger, Psass und Andd. über die Jahrgänge hinsichtlich der Witterung, Naturereignisse und der Hauptprodukte :e. unserer Gegend ausgezeichnet sinden.

1140. Außerordentlich frühes Jahr. Erndte im Mai. Neuer Most schon im August. An Frucht und Wein reich gesegnet.

1145 richtete die Winterkälte und auch ein Sturmwind vielen Schaden an. Mißwachs und Hungersnoth. Erscheinen eines Kometen. ,

1146 spürte man, besonders am Rhein, 15 Erdstöße nach einander. Eine hestige Kälte am 22. Mai wurde den Reben, Obstbäumen und der Frucht sehr verderblich. Fast den ganzen Juni Regen. Daher Hungersnoth und Seuchen, die auch noch

1147 und 1148 sortdauerten.

1149. Ende März tobten einige Tage hestige Sturmwinde mit starken Regengüssen. Der Winter 1149—50 war lang und kalt. Nordlichter.

1150. Frühjahr: Überschwemmung bei schnellem Thauwetter. Gewitterreicher Sommer. Gänzliches Mißrathen der Feld früchte.

1152 wuchs eine Menge Weines. Sehr wohlfeile Zeit.

(Friedrich I. von Hohenstausen römischer König.)

1154. Aus den kalten Winter dieses Jahrs folgte

1155 ein trockener warmer Sommer.

1157 siel noch im März bei ungewöhnlicher Kälte ein starker Schnee. Sommer heiß, ansangs, dann aber aus einen verderblichen Sturm am 1. Juli anhaltendes Regenwetter bis Mitte Augusts. Große Sterblichkeit.

1158. Heißer Sommer. (Nachrichten über Wein fehlen.)

1163 und 1165 kalte Winter.

1167 spürte man am 19. Januar um Mitternacht ein Erdbeben. Starkes Erdbeben auch 1170. (Heinrich Vl. ».Hohenstausen römischer König 1169—97.)

1171. Heißer Sommer. (Ueber Wein keine Nachrichten.)

1173. Schon im Januar hestige Gewitter; im Frühjahr durch schnellen Schneeabgang schädliche Uberschwemmungen. Heißer und trockener Sommer. Der Winter begann erst am Ansang Decembers, aber gleich mit großer Kälte, so daß in Deutschland (und Frankreich) ein hestiger Husten ausbrach, welcher eine Menge Menschen wegrasste.

1174. Kalter, regnerischer Sommer. Uberschwemmung; Mißrathen von Frucht und Wein.

1175. Durch häufige Hagelwetter ausgezeichnet. Um Weihnachten begann eine strenge Kälte, bis 1176, I. Februar sortdauernd, woraus ein trockener Sommer folgte. Auch

1177 sehr heißer Sommer, in welchem wenig Frucht und Futter wuchs. (Crus.) 1178. Der Sommer reich an Regen und Gewittern, der Winter kalt und von

langer Dauer.

1180 bis 1182. Drei durch günstige Witterung und tressliches Gedeihen der

Gewächse ausgezeichnete Jahre. Wohlfeile Zeiten. Pestartige Krankheiten.

1183 und 1186. Außerordentlich frühe Jahrgänge. Sehr milder Winter. Baumblüthe schon im Januar, im Februar halbausgewachsene Früchte. Erudte im Mai. Weinlese im August Ansangs.

1187 dagegen vollkommenes Widerspiel. Starker Schneefall noch am 17. Mai und Fortdauer der Kälte bis in den Junins. Erscheinen eines Kometen mit trübem Schweise.

1188. Nasses Frühjahr und Ueberschwemmungen; dagegen große Hitze und Trockenheit des Sommers; ebenso im folgenden Jahr 1189.

1190 folgte aus einen gelinden Winter lange anhaltendes Regenwetter.

1192 aus einen heißen Junius und Julins ein kühler August. Große Sonnenfinsterniß.

1194. Früchte und Weinstock durch Ungewitter zerstört, daher

1195 große Theurung — Crus. — die bei Mißwachs auch 1196 bis 1198 sortdauerte und das Land drückte (v. Stälin II., 135).

(1198. Philipp von Hohenstausen römischer König.)

1201. 12. Mai heftige Erdstöße.

1203. 1—3. April Nachts hellleuchtende Meteore.

1204. Langer und kalter Winter, dagegen der Sommer warm und trocken.

1205. Sommer dürr; Winter hart (Crus.).

1209. (Otto IV, romischer König. Wels'schen Geschlechts.) 1209. Aus einen regen- vm5 gewitterreichen Sommer folgte- ein sehr rauher Winter und

1210 stieg die Kälte im Januar aus einen sehr hohen Grad. 20. Sept. Reben erfroren; schädlicher Sturmwind.

1211 gab es Erdbeben und Stürme.

(1212. Friedrich II. v. Hohenstausen römischer König.)

1214. Im März erschien ein Komet (Crus.).

1215 im August Erdstöße mit folgendem strengen Winter. Theurung.

1217 reichlicher W"einertrag.

1220 bis 1223. Hestige Viehseuche, von Ungarn ausgehend durch ganz Deutschland und Frankreich (Crus.)

(1220. Heinrich VII. v. Hohenstausen römischer Kaiser.)

1224 bis 1226 lange und kalte Wiliter. Zweijährige Theurung.

1236. Reicher Weinertrag, wenn auch nur von mittlerer Güte (Cloß würt. Wein-Chronik), heißer Sommer; kalter Winter.

(1237. Konrad IV. v. Hohenstausen römischer König.) Heinrich Raspe von Thüringen Gegenkönig 1246-47. Wilhelm von Holland Gegenkönig 1247. Allein 1254—56. Schlechte Weinlese wegen ungünstigen Sommers.

Bei den Kämpsen der Hohenstausen in Italien und mit Papst Gregor IX. und Innoeenz IV. blieb Weinsberg mit Hall, Oßlingen, Reutlingen, Ulm u. A. und mit Graf Gottsried von Hohenlohe den Hohenstausen getreu, trotz des wiederholten päbstlichen Bannstrahles.

Und als nach Konrad IV. Tod, während der Kinderjahre Konradins, zu Ausrechthaltung des überall gestörten Landsriedens

1254 der große rheinische Städtebund in's Leben trat (Stälin II. 210), so war auch Weinsberg unter den kleineren Städten, welche sich ihm anschloß«i.

1243, 44, 45 zeichneten sich durch große Trockenheit aus.

1250. Strenger, schneereicher Winter, Ueberschwemmung, regnerischer Sonmer

1255 lieferte ein saures und herbes Gewächs von Wein. Ueberhaupt Mißjahr., Um so fruchtbarer 1256.

(Richard von Cornwallis römischer König 1257—1272.)

1258. Winter sehr trocken; Frühling und Sommer regnerisch; Mißrathen des Getreides durch Nässe.

1259. Mißrathen des Getreides durch Dürre; um so mehr Gedeihen des Weines.

1261. Plötzliches Austreten des Rheines und seiner Nebenflüsse. Ertrinken vieler Menschen und Thiere. Großer Schaden an Gebäuden.

1263. Hestiger Sturmwind.

1264. Im Juli erschien ein großer Komet und stand 3 Monate (Crus.). 1266. Fruchtbares Jahr. In einer, Rappach betressenden Urkunde von diesem

Jahr kommt als Dechant des Capitels Weinsberg: Friedrich Krüger.

1268. (Konradin's Enthauptung zu Neapel 29. Oet.)

1269 stiftete Engelhard IV. v. Weinsberg in der Stadt Weinsberg ein Kloster Dominicaner- oder Prediger-Ordens/ das über der ehemaligen Spital-Kelter (jetzt Fahm'schen Haus) stand und erst in der Zerstörung von 1525 mitverbrannte. Wahrscheinlich verwechselt Oesterlin in seiner (werthlosen) Reim- Chronik von Weinsberg dieses Kloster mit der ossenbar viel älteren Pfarrkirche, die er Engelhard IV. in diesem Jahr erbauen läßt. Oder meint er die Spitalkirche, die in der Nähe dieses Klosters stand. Da Weinsberg nach Obigem (p. 69) schon im 9. Jahrhundert als Capitelssitz erscheint, so hatte es gewiß sckon damals seine Pfarrkirche, wie wir sie auch aus dem Gemälde der Begebenheit von 1140 sinden.

Mit 1270 begann eine dreijährige Theurung, indem das Getreide wegen zu großer Dürre, die dem Wein um so sörderlicher war (Weinpreis 12 Groschen),

1271 und 1272 wegen vieler Nebel, Regen und Kälte mißrieth, daher 1272 Hungersnoth (Crus.),

1273 und 1274 dagegen sielen Erndte und Weiulese um so ergiebiger aus.

(1273. Rudolph v. Habs burg zum römischen König gewählt.)

1275 regnete es so stark und anhaltend vom Mai bis in den Herbst, daß das Getreide aus den Feldern saulte und der Wein ganz ungenießbar wurde.

Mit 1276 begann eine Reihe günstigerer Jahre. Reise Trauben schon um die Mitte Augusts. Große Wohlfeilheit. 1 Eimer Wein galt nur 10 Kreuzer 4Heller. 1 Scheffel Roggen 4 Kreuzer 2Heller. Dinkel 10Psennige. Haber 8 Psennige.

1277 war zwar die Kälte so stark, daß der Vodensee zusror, und

1278 beschädigte noch am 16., 17. und 18, Mai ein Schneefall die Reben; aber in beiden Jahren folgte hieraus eine sehr günstige Witterung und da auch

1279 Getreide und Wein geriethen, wurden die Lebensmittel außerordentlich wohlfeil. 1 Scheffel Dinkel galt 20 Heller.

1279. Die Le»t»e Imoi»e virZlni8 siegeln die eivit»te» in ^V«!n«perF et in Hellbraun, einen Lehensvertrag zwischen dem Kloster Schönthal und zwischen Heinrich Gribo von Heylbronn und Dienemunde Snabel, Schwester einer Jrmengarde von Weinsberg, über einen Theil der von den Dynasten von Weinsberg dem Kloster geschenkten Güter in Bockingen (Jäger, Heilbronn p. 60). Erstes Vorkommen des Siegelrechts. Zeichen einer vollstreckenden Gewalt (Jäger, p. 66).

1280. Gutes Gewächs und wieder große Wohlfeilheit. 1 Scheffel Dinkel galt 3'/« Kreuzer. 7 Eier 1 Heller.

1281. Sehr tiefer Schnee von Lichtmeß an 8 Wochen liegend. Hernach groß Gewässer (Crus.). In mehreren Gegenden Erdbeben.

1282. (Sieilianis che Vesper. Am Ostermontag.)

1283 wirkte Kälte sehr nachteilig aus die Reben.

1284 gab es vielen und guten Wein.

1287. Reichlich Wein. Das Heilbronner Fuder — 2'/». E'nuer winNemberM, galt nur 32 Kreuzer (Württb. Jahrb. v. 1850, S. 142.).

1288. Im März große Kälte und nachher Hagelschlag,

Auch 1289 litten die aus einen warmen Winter im April theilweise schon blühenden Weinberge durch Winterkälte, welche erst im Mai eintrat; doch erholten sie sich, da es noch früh war, wieder, so daß der Ertrag noch befriedigend war und der Eimer Wein wieder nur 10 Kr. 4 Hlr., 1 Scheffel Roggen 12 Ps., Dinkel 10 Ps. kostete. Um's Christsest außerordentliche Wärme (Crus.) (Eteinhoser).

Nicht mehr kostete er auch 1290, wo noch viel Wein wuchs, ungeachtet um den 20. Mai viele Reben erfroren waren,

(1292, Adolph von Nassau, romischer König.)

Strenge Kälte. Im Juli verderbliches Gewitter mit Hagel (Crns.).

1293. Sehr heißer Sommer. Vorzüglicher Wein.

1294. Große Dürre. Tressliche Frucht und-Wein (Crus.).

1295. Reich an gutem Wein. Erdstöße in Constan; und Umgegend. 1297. Gewächs mittelmäßig, Menge ansehnlich. Nach Crus. gab man im

Elsaß ein volles Faß für eines leeres.

  • s

1298. König Adolph, der bei seinem Kampfe mit dem Gegenkönig Alb recht von Oestreich seine Anhänger durch Gnadenbezeigungen fester an sich zu sesseln suchte, that dieß bei seinem getreuen Konrad III. v. Weinsberg aus Kosten der UnabhängigkeitWeinsbergs und benachbarter Reichsunmittelbarer Städte, indem er denselben für schuldige 15,000 Pfd. Hllr. bis zu deren Abzahlung mit jährlich 1500 Pfd. Hllr. aus die Reichssteuer in Weinsberg, Heilbronn, Hall und Wimpfen anwies und den reichen und mächtigen Nachbar damit zu einem sehr unerwünschten Einfluß aus diese Städte privilegirte (Stälin IIl., 722 Anm.). Die Reichssteuer von Weinsberg betrug nach Urkunden aus jener Zeit jahrlich 200 Pfd. Hllr., die von Heitbronn 600 Pfd., von Hall 600 Pfd., woraus wir aus das Verhältniß Weinsbergs zu letzteren beiden Städten nach Größe, Seelenzahl :e. schließen können, daß es '/' der Beiden betrug, was jetzt freilich anders ist, besonders hinsichtlich Heilbronns.

Das Unterliegen Adolphs, der bei Göllheim siel (2. Jul. 1298), das Gesangenwerden Konrads III. veränderte hierin Nichts. Der gleich geldbedürftige K. Albrecht söhnte sich bald mit Konrad aus. Schon im folgenden Jahr wird Konrad Bürge für ihn bei dem Grafen von Nassau; und

1301 weist ihn auch K. Albrecht, bis zur Zahlung von 1500 Pfd. Hllr. für geleistete Dienste, mit jährlich 150 Pfd. aus die Reichssteuer zuWeinsberg an; ja im

August 1303 verpfändete er dem vermöglichen Konrad III. für 3200 Pfd., welche dieser für des Königes und Reiches Nothdurft ausgelegt, den dem Reich gehörigen Theil der Stadt Weinsberg (v. Stälin Hl., 105); womit dieser — der übrigens 1304 starb — und sein Bruder, Konrad IV., kaiserlicher Landvogt, sich bald als die Herrn der Stadt ansahen und gerirten.

Ü!

1301 erschien vom Christsest an ein Oomet, welcher 15 Tage lang gesehen wurde (Crus.).

1302 saurer und herber Wein; aber

1303 ein gar hitzig und trocken Jahr, ohne Regen, also daß in Mühlen Mangel an Wasser erschien. Die Früchte wurden theuer; derWein aber köstlich g ut (Steinhos.).

1305 in der Charwoche erschien ein Komet (Crus.). Sehr harter Winter.

1306. Februar. VerdeMiche Ueberschwemmungen.

Mit 1310 begann eine, nur durch 2 fruchtbare Jahre, 1318 und 1319 unterbrochene 18jährige Periode des Mißwuchses und der Theurung, in welcher zuletzt 1 Scheffel Dinkel 2'/2 Pfd. Hlr., eben so viel, als ein Jauchert Ackers kostete. Daher auch tätliche Krankheiten. S. unten.

1310 und 1311 war ein grimmkalter Winter und nasser Sommer, so daß Wein, Korn und andere Früchte erfroren und verdarben. In Böhmen dagegen war ein hitziger Sommer ohne Regen, so daß die Früchte ausbrannten (Steinhoser).

Als K. Albrecht 1307 zu Speier eine engere Verbindung zwischen Herren und Städten zu Ausrechthaltung des Landsriedens veranlaßt — das erste Beispiel und die Anleitung zu den Bündnissen, welche die Städte bald nachher ohne die Fürsten, aus eigenem Antrieb und zu eigenem Schutze unter sich schloßen — war zwar Konrad IV., als Landvogt in Niederschwaben, unter den Herren, riicht aber das ihm verpfändete Weinsberg, wie die benachbarten Heilbronn, Wimpfen, Mosbach, Sinzheim, unter den 19 Reichsstädten (Stälin III., 114).

Nachdem K. Albrecht durch seinen Nessen 1308, 1. Mai, bei Brugg ermordet worden und se>6. November Heinrich VII. zum römischen König erwählt worden war, schlug Heinrich

1312 noch 1000Pfd.Hlr. aus die Konraden 1303 von K.Albrecht verpfändete Reichsstadt Weinsberg (Stälin III., 131), mit allen ihren Zugehörungen, Rechten und Gesällen.

Ueber diese Anweisung kam es mit der Stadt zum Streit, welcher zwar beigelegt wurde, aber unter Bedingungen, die nur zu deutlich zeigen, daß Konrad der stärkere Theil war (Jäger n, Oehring. Archiv.-Urk.). .

1) Zwischen der Stadt und Burg dars die Stadt keine Mauer ausführen. Sollte es dennoch geschehen, so muß sie Konraden und seinen Erben, nebst der Demolirung in Monatssrist und bei Vermeidung der Psändung an Leib und Seele 2000 Pfd. Hllr. nebst den Kosten der Mauer erlegen.

2) Soll sie Konraden und seinen Erben von jeder Heerdstatt, die jetzt vorhanden seie oder künftig errichtet werden möchte, 2 gute Heller und von gemeiner Stadt wegen 4 Mark Silber jahrlich aus Martini bezahlen. Und da sie

3) wisse, daß all das Gut, das Edelleute in und vor der Stadt haben, von den Herren von Weinsberg zu Lehen gehen, so soll sie nichts davon kaufen und pfänden ohne ihre Erlaubuiß.

4) Soll die Stadt keine edle und arme Leute der Herren von Weinsberg zu Bürgern annehmen. Sollte es aber doch geschehen, so sollten sie Macht haben, die- selbe in oder außer der Stadt wegzunehmen, jene aber die Kosten tragen.

5) Sollen alle Einwohner im Grunde, aus den Weihern und vor den Thoren den Herren von Weinsberg mit Frohnen, Beet und Steuern verbleiben, die Stadt aber Nichts mit ihnen zu schaffen haben.

6) Sollen die Bürger in Weinsberg nirgends als in 5« KeWv der Hnren von Weinsberg ihren Most machen.

7) Sollen die Letzteren das Gericht und Schultheißenamt hälstig besetzen und ihnen auch

8) die Pfarrei und Stiftungen in der Stadt zustehen (Jägern. Oehring. Arch.Urk.) Kein Wunder, daß die Stadt, welche solche Beeinträchtigung ihrer Freiheiten

ersahren mußte, Alles anwendete, das unverschuldet Verlorene wieder zu gewinnen, besonders da sie den vom Pabst Johann XXII. aus ihren Zwmgherrn Konrad, als Anhänger K. Ludwigs 1324 geschleuderten Bann strahl theilen mußte (s. ob. dieses Jahr u. Anni.), von welchen« sie erst nach dem Tode Konrads (1333) und K. Ludwigs (1347) mit der Wittwe Konrads 1348 vom Pabst Clemens VI. losgesprochen wurde.

1312 kommen zum erstenmale Weinberge vor. Konrad Hornich von Weinsberg schenkt dem Kloster Schönthal Weinberge aus dem Nordberg (Jäger, Heilbr. p. 80). Das Kloster hatte übrigens nach der Chronik v. Schonthal schon in Mitte des 12. Jahrhunderts so viele Weinberge in der Umgegend, daß es einen Bürger von Heilbronn mit seinem Ueberfluß belehnte.

1319. 1. Dee. verpachtet das Kloster Schon thal für jährlich 2 Pfd. HUr. 1 Morgen Weingarten im Schimmelsberg und'/« Mrg. in der Ranzenhalde.

^ K ^

Ehe wir jedoch berichten, welche Mittel die Stadt gegen die Dynasten anwendete, haben wir das über die Jahrgänge von 1312 an Ausbewahrte einzuschieben.

1312 und 1313Hungersnoth und Pest allenthalben(Crus.). Wein erfroren.

1314 war ein solcher dürrer Sommer, daß es in 13 Wochen nicht geregne , wodurch die Früchte und Weinberge ausgedorrt und eine protze Theurung erfolgt, also daß, was damals unerhört war, 1 Scheffel, Dinkel, °.ui 1M- H" ' ' 43 kr., gekommen. Daraus dann auch ein mächtiges Sterben eingefallen (Steinhoser). Zu Coln z. B. starben nach Crusius 30,000 Menschen.

1315 dagegen regnete es fast den ganzen Sommer, was wieder Hunger und Pest zur Alge hatte (Crus,).

1316 und 1317 war abermals ein theures Jahr, weil es einen tiefen Schnee gegeben, der langsam abgegangen, worunter die Früchte erstickten. Fast kein Wein. Der Scheffel Dinkel kam aus 1 fl. 33 kr., und weil man solchen im Land nicht haben können, hat man ihn von Worms herbringen müssen.

1318 und 1319 dagegen ist Frucht und Wein so wohl gerathen, daß der Scheffel Dinkel wieder gar wohl um 9 kr., der Eimer Wein um 1 Reichsthaler zu bekommen gewesen (Steinhoser).

1320 war ein schlecht Regenjahr, daß die Früchte niedergefallen und taub worden sind, welches eine siebenjährige Theurung verursachte. 1 Scheffel Dinkel galt im ersten Jahr 25 kr. 4 Hllr. und im siebenten 1 sl. 36'/- kr. Wein sauer. Preis 1 Pfd. Hllr., d. i. 43 kr. (Steinhoser.)

1321 und 1322 sehr nasse Jahre.

1323 erfroren die Reben im Mai.

1325. Die Früchte erstickten unter dem Schnee. Es folgte ein nasser Sommer; daher fortwährende Theurung. Wein ziemlich viel, aber sauer (>6.).

Erst 1328 endete diese Jammerzeit.

1328 war ein so warmer und gelinder Winter, daß die Bäume im Januar und die Reben im April blühten. Um Pfingsten war Erndte, 14 Tage nach Jakobi Herbst. Das Jahr war nach der 7jährigen Theurung (2°/,) so reich, daß an Frucht, Wein — ein Ausbund — allem Obst und anderem Erdgewächs ein großer Ueberfluß erwuchfen. Weinpreis 1 Pfd. Heller, 43 kr. (>6.)

Ungeachtet K, Ludwig nach Friedrichs Tode im Jahr

1330 den Gebrüdern Engelhard VII, und Engelhard Konrad alle Privilegien bestättigte, welche der Vater, Konrad IV., vom Reiche hatte, finden wir

1331 die Stadt Weinsberg unter den 8 Reichsstädten der Landvogtei Niederschwaben, »welche am 29. Juni dieses Jahrs »durch des Kaisers Gunst, Gebot und Willen" für sich in einen Landfriedensbund treten, welcher die Lebenszeit K. Ludwigs über und noch im Jahr darnach beftehen sollte. Die 7 andern Städte waren: Eßlingen, Reutlingen, Rottweil, Heilbronn, Hall, Gmünd und Weil. K.Ludwig verfolgte überhaupt den Plan, sich in den Städten ein Gegengewicht gegen die Fürstenmacht zu verschaffen.

Auf seine Veranlassung traten im Nov. desselben Jahres noch 14 weitere Städte in diesen Bund, nämlich Augsburg, Ulm, Biberach, Memmingen, Kempten, Kaufbeuren, Ravensburg, Pfullendorf, Ueberlingen, Lindau, Constanz, St. Gallen, Zürich und Wimpfen. Diese 22 Städte vereinigten sich mit des Kaisers Söhnen Stephan und Ludwig, mit dem Lande Oberbaiern, den Hauptleuten desselben und dem Bischof von Augsburg, wobei man sich wechfelfeitig zum Recht behülflich zu sein gelobte (Stälin III 188 fg.). Der Kaiser ertheilte von Frankfurt aus die Vestättigung und die Verbündeten heißen in Urkunden »Aydgenoffen und Gefellschaften."

Deffenungeachtet erklärten 1333 Schultheiß, Richter und Bürger der Stadt, daß sie gütlich, willig und ungezwungen sich verbinden, die 75 Pfd. Hllr., womit »ihr lieber, gnädiger Herr, Konrad von Weinsberg,» seine Gattin auf die Stadtsteuer anwies, zu bezahlen.

Diese 75 Pfd. Helttr überließ Konrads Gattin im Jahr 1349 ihrer Tochter Mechtild, Heinrichs von Rechbergs Gattin und noch im Jahr 1405 belehnte K. Ruprecht den Konrad von Rechberg und seinen Tochtermann, Konrad von Hohenrieth mik diesen 75 Pfund.

1336 war die Stadt denen von Weinsberg nicht mehr verpfändet. In diesem Jahr versetzte sie K. Ludwig IV. den Pfalz grafen Rndolph und Ruprecht.

Als hierauf K. Ludwig am 11. Oktober 1347 unerwartet schnell auf der Jagd starb, traten

am 22. Oktober 1347 die Botschafter von 21 Reichsstädten, worunter auch Weinsberg, zusammen und verabredeten, das Bündniß fortzusetzen, bis ein König allgemein anerkannt wäre. Wenn Krieg um das Reich entstände, sollten die Städte in Augsburg zusammenkommen; dort sollte eine Versammlung abgeordneter Rathsherren (aus jeder Stadt 1, aus Augsburg 2) erkennen, welches der rechte König wäre. In Kriegen und Stößen sollten die Städte einander mit Leib und Gut beholfen sein; die Zusammenkünfte sollten in Ulm Statt finden (Stälin III., 233).

Die Wehrverfaffung der Stadt war die der übrigen Reichsstädte. Jeder, der als Bürger aufgenommen wurde, sich verheirathete, oder ein selbstftändiges Gewerbe zu treiben anfing, mußte mit »Wehr und Harnisch" versehen sein. Keiner durfte ohne besondere Erlaubnis in fremde Kriegsdienste treten. Der Verkauf der Waffen war bei schwerer Strafe verboten. Die reicheren Bürger dienten zu Pferd (die fogen. Bürgerglefen), die Uebrigen zu Fuß. Die ärmsten Insaßen gebrauchte man als Schanzgräber. Speere, Hellebarden, Streitärte, Schwerter, Messer, Morgensterne, Armbruft und Bogen waren die gewöhnlichften Waffen. Die waffenfähigen Mitglieder jeder Zunft bildeten eine besondere Echaar, deren Anführer der Zunftmeister war. Den Oberbefehl über die gesammte städtische Wehrmannschaft führte der Bürgermeister oder ein eigener Stadthauptmann. In ihren Kriegen mit den Fürften und dem Adel nahmen die Reichsstädte gewohnlich auch fremde Reifige in ihre Dienfte, die sie reichlich befoldeten, weßwegen selbst Fürften :e. sich nicht schämten, in ihre Dienfte zu treten. Die Mauern, Thürme, Thore und Gräben wurden auch im Frieden von Zeit zu Zeit forgfältig untersucht und die gefundenen Mängel ausgebessert. Die Wehrmannschaft wurde alle Jahre gemustert und fleißig in den Waffen geübt. In allen Städten bestanden Stoß- und Armbrust-Schützengesellschaften mit eigenen Schießstätten und Häusern, wo die Schützen an Sonn- und Feiertagen sich übten. Die Obrigkeit ließ ihnen Wein reichen und ertheilte den Besten Preise. Nach Einführung der Feuerwaffen bildeten sich bald auch Büchfenschützen-Gefellschaften. Einen Zuwachs erhielt die städtische Wehrmannschaft durch Annahme von Ausbürgern — Fremden, welche den Schutz der Stadt genoßen und sich dafür zum Kriegsdienst verpflichteten. Die Anwerbung von Soldnern, Landsknechten, fällt in eine spätere Zeit (v. Stadlinger, Geschichte des württemb. Kriegswesens).

Bei dem neuen K. Karl IV. erschienen im Januar 1348 auf einem Hoftage zu Ulm die Botschafter von 23 schwäbischen Reichsstädten, Augsburg, Ulm, Memmingen, Kempten, Kaufbeuren, Leutkirch, Wangen, Biberach, Ravensburg, Lindau, Buchhorn, Ueberlingen, Pfullendorf, Eßlingen, Reutlingen, Rottweil, Weil, Nörd- lingen, Gmünd, Hall, Heilbronn, Wimpfen und Weinsberg und gaben Karln die Erklärung, ihm als römischem König im Namen der Städte huldigen zu wollen, jedoch nur unter folgenden Bedingungen: der König sollte den Städten ihre Freiheiten und Rechte bestättigen, ihnen die Versicherung ertheilen, daß er sie nie verpfänden oder fonst vom Reiche entfremden wolle. Er sollte ihnen das Recht der Selbsthülfe gegen,jeden Angriff auf obige Freiheiten einräumen (vorausgesetzt, daß Nichts gegen das Reich unternommen werde) und noch dazu gestatten, die Friedenseinigung, welche sie mit der Herrschaft und dem Lande Baiern für die Zeit bis zum 16. Oktober 1349 geschlossen hätten, aufrecht zu erhalten.

Karl gab am 27. Januar 1348 zu Allem seine feierliche Zufage, wobei er rühmte, daß er die Städte so »geneigig, so unterthäuig und auch so geständig an ihm und dem heil. röm. Reich" gefunden habe und erreichte damit, daß die anwesenden Abgeordneten der Städte Nameus derselben fogleich Huldigung leisteten. Solchen Huldigungseid in seinem Namen den Städten Eßlingen, Reutlingen, Rottweil, Hall, Gmünd, Heilbronn, Wimpfen, Weinsberg und Weil in deren Mitte selbst abzunehmen, ertheilte K. Karl den Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg als niederschwäbischen Landvögten am 30. Januar dieses Jahrs bestimmte Vollmacht.

Auf diese Gefügigkeit der Städte erfolgte die daven anhängig gemachte Lossprechung von Kirchen-Banne, welche durch den vom Pabft Clemens VI. hiezu bevollmächtigten Bischof von Bamberg ausgestrochen wurde (Stälin III., 239 fg.).

Uebrigens fand Weinsberg für um so nöthiger, bei einer Besprechung zu Eßlingen am 26. März 1348 mit den Städten »dieffeit der Albe" sich zu vereinigen und sich urkundlich und eidlich Beistand gegen Eingriffe in die ertheilten Freiheiten gegenfeitig zu geloben, als die Herren von Weinsberg sich wegen der Verpfändung vom Jahr 1303 und 1312 (f. oben) nicht beruhigten (vergl. unten 1375) und auch die über Weinsberg führenve Handelsftraße nach Nürnberg durch Auflegung eines Zolls zu beschränken suchten, womit sie 1380 von K. Wenzel förmlich belehnt wurden.

Auch in ein neues Vi! udniß, das 25 Städte aus eigener Macht am 10. Aug. 1349 schloßen, um ihre Gnaden, Freiheiten und Rechte zu behaupten, jedoch mit der Bescheidenheit, daß es auf K. Karls Gnade ausgesetzt sein sollte, trat Weinsberg ein. Karl selbst dachte bei solcher Erstarkung der Städte auf dem Reichstage zu Nürnberg im April und Mai 1350 an die Auflösung derselben als besonderer Vereine (Stälin a. a. O.); und auf demselben Reichstage belehnte er in seiner nur zu oft an den Tag tretenden Unbeständigkeit am 23. April 1350, gegen die Versicherung von 1348, den bei ihm empfohlenen Markgrafen Hermann von Baden mit der Burg und Stadt Weinsberg, dem Schultheißenamt, dem Geleit und Wildbann daselbst für sich und seine Erben; welche Belehnung wohl Hermann verlangte, weil ihn Engelhard VI. für den Fall kinderlofen Ablebens 1329 zu seinem Erben eingesetzt hatte, wovon er aber nur die Hälfte erhielt, während die andere Hälfte durch Vergleich (f. 1329—31) den Gebrüdern Engelhard zufiel. Aebrigens blieb Baden nur kurz im Besitze von Weinsberg (Stälin III., 250 n. Anm.).

Zu Erhaltung der Ruhe in Deutschland mußte der Landfrieden, an welchem Karln so viel lag, immer wieder erneuert werden. Eine Erneuerung vom

7. Nov. 1356 verlängerte ihn bis Georgii 1358. Für die Zwecke dieses Friedens theilten sich die betreffenden 29 Städte in 3 Gefellschaften, in deren dritter Gruppe Weinsberg mit den Städten der oberen und unteren Reichslandvogtei Niederschwaben war. Unternehmend, wie die Städte damals waren, machten sie anf Karls Geheiß um Pfingften 1357 einen Feldzug gegen den Markgrafen Rndolph vou Baden, der sich nicht zum Eintritt in den- Landfrieden bewegen ließ und nöthigten ihn zum Frieden. Die Städte, die dabei Theil nahmen, find nicht genannt, außer Straßburg. Möglich, daß Weinsberg sich besonders anschloß, um von Baden (f. 1350) frei zu werden.

Die Versprechungen des unbeständigen Kaisers schützten wenig gegen die Uebergriffe, welchen die Städte ausgesetzt waren, so sehr es auch dem Kaiser unter Umftänden um diese Städte zu thun war, da sie hauptfächlich den Landfrieden handhabten, dergleichen der Kaiser

am 7. Juni 1359 wieder einen, über welchen ein Eilfergericht gesetzt war und welcher bis Martini 1361 gelten sollte, mit obengenannten 29 schwäbischen Städten, worunter Weinsberg (f, 1356), mit dem Bischof von Augsburg und den beiden Grafen von Oettingen und von Helfenstein abschloß.

Die im Landfrieden verbundenen, im Juli 1360 gegen Graf Eberhard von Württemberg aufgebotenen Städte erhielten einen Schutzbrief, daß weder sie, noch ihre Helfer, noch Beider Nachkommen wegen des Schadens, den sie bei diesem Zuge, oder fonft im Kampfe gegen Landfriedensbrecher anrichten würden, sollten zur

»

Verantwortung gezogen werden können (Stälin III., 266 fg.). Dieser Krieg endete übrigens schon im folgenden Monat August mit dem Vergleich und Frieden von Schorndorf.

Im November 1360 wiederholte der Kaiser Karl das den schwäbischen Reichsstädten schon im Januar vorigen Jahres gegebene Versprechen, die Landvogtei, die Jahressteuer, das Ammanamt, das Umgeld und alle anderen Aemter und Rechte nicht mehr zu versetzen — was aber später in mehreren Fällen nicht gehalten wurde.

So versetzte Karl Weinsberg und Weiffenburg für 28,000 fl. an die Burggrafen von Nürnberg. Beide Städte lösten sich aber wieder selbst von diesen, weßwegen sie dann Karl auf 20 Jahre von Bezahlung der Reichssteuer befreite, was Pfalzgraf Ruprecht den 15. Juli 1360 bestätigte (Hugo).

  • 5 *

Bevor wir jedoch die Entwicklung der politischen Angelegenheiten unserer Stadt weiter verfolgen, holen wir das bei 1329 abgebrochene Merkwürdigere von Natnr-. ereignifsen, Witterung, Fruchtbarkeit :e. nach.

1333 lieferte bei großer Trockenheit einen »Ausbund von köstlichem Wein." Der Eimer galt 8 Batzen, eine Maß auf der Gaffen einen Heller (Steinhofer).

1334. Vorzügliche Ernte.

1335. Simon und Inda. Heftiger Sturm am Rhein und in Schwaben (Eruf.). Wegen vielen Regens gediehen weder Frucht noch Wein.

1336 und 1338 wie 1333 sehr gut.

1337 hat sich — nach Crufins — ein »fürchterlicher" Komet den Sommer über sehen lassen, mit welchem nach etlichen Monaten ein zweiter erschienen. Auch ist mitten im Sommer eine große Schaar Heuschrecken mit 6 Flügeln und Zähnen, die wie Edelgesteine glänzten, vom Orient durch Ungarn, Oestreich, Baiern und Schwaben geflogen, welche wegen großer Menge, gleich einer Wolke, den Sonnenschein aufgehalten und einen Schatten gemacht, auch wo sie sich allweg niedergelassen, Alles abgefressen und zu Nicht gemacht haben.' Der Länge nach soll der Zug 30,000, der Breite nach 10,000 Schritte eingenommen haben. Sie kehrten

1338 und 1339 mit der wärmeren Jahreszeit wieder und verurfachten eine Theurung, auf welche 1340 Hunger und Peft folgten.

1340 grafstrten Pest und Hunger durch ganz Deutschland (Cruf.).

1342, 23. Januar, bei völliger Schneedecke ein ungewöhnlich starkes Gewitter mit heftigem Blitzen, Donnern und Hagel und außerordentlichem Platzregen (Steint).). Im April folgte heftige Kälte und ein nasser Sommer.

1343 im Winter solche Wärme, daß man vieler Orte. die Früchte abmähen mußte; die Trauben verdorrten im Sommer und erfroren im September.

1344 in Schwaben und der Schweiz großer Hunger (Cruf.).

1347. Sehr naß und erfroren die Trauben im Oktober. Völliges Mißrathen des Weins.

1348. 25. Januar, bei hellem Sonnenschein ein sehr großes Erdbeben in ganz Deutsch- und Welschland, das nach Crufins auch Schloß Gutenberg ruinirte, 40 Tage dauernd, mit nachfolgender Peft — dem sogenannten schwarzen Tod — von China ausgehend, welche viele taufend Menschen weggerafft. Auflösung aller Zucht und Ordnung, selbst in den Klöftern. Plünderung, Raub und Schwelgerei von dem Geraubten.

1349. Fortgrafstrende Peft im ganze romischen Reich (genannt der schwarze Tod), die man der Brunnenvergiftung durch die Juden zuschrieb; daher die Juden, »das wuchernde, 50°/» nehmende Volk," allenthalben verfolgt und ihrer über 100,000 verbrannt und hingerichtet wurden. Besonders geschah dieses in Augsburg, Ulm, Constanz, Ehingen, Hall und andern Orten (Steinhoser). Deßgleichen Auskommen der Geißlersekte, die in Schwärmen herumwauderte, bis sie von Kirche und Staat verdrängt wurde.

1350 folgte aus regnerische Witterung eine große Trockenheit.

Die Winter von 1351—1353 waren sehr kalt, der Sommer 1352 aber sehr heiß.

1353 hellleuchtendes Meteor, häufige verderbliche Ungewitter.

1355 schädliches, besonders den schon reisen Trauben verderbliches Hagelwetter.

Um's Jahr 1355 Ersindung des Schießpulvers durch den Mönch Berthold Schwarz, und in Folge dessen der Schießwassen.

1356, 18. Oktober, starkes, bis Ende des Jahres sortdauerndes Erdbeben von Basel bis Franken. Beginn einer Seuche, dauernd bis 1358.

1357 ein ungeschlachtes, sehr unfruchtbares, spätes Jahr. Wenig Frucht; aurer Wein. Neuer Erdstoß am 14. Mai.

1358 wurde fast ganz Deutschland von Ansang Augusts bis gegen das Christsest mit einer grausamen Pest heimgesucht, welche in kurzer Zeit viele tausend Menschen wegrasste, so daß es an Händen zum Feldbau fehlte.

In der Mitte der 1360er Jahre vielsache Störung des Landsriedens durch Räubereien der Ritter, welche gegenuber von den Städten eine Verbindung um die andere schloßen. Ueberfall Grafen Eberhard's von Württemberg im Wildbad durch die sogenannten Martinsvögel. 1367. Ausbietung der schwäbischen Reichsstädte für Grafen Eberhard. Neuer Landsriedensbund unter 31 Städten durch Vermittlung des Kaisers Karl, beschworen Dezember 1370. Fehde der Städter mit Graf Eberhard von Württemberg, April 1372. Blutige Schlacht bei Weidenstetten, (Altheim) 7. April 1372. Friede im August desselben Jahrs. Geldsorderungen des Kaisers an die Städte, Frühjahr 1373, hauptsächlich zu Erwerbung der Mark Brandenburg. Weinsberg hatte dazu 800 fl., Gniünd 1600 sl., Hall 2400 sl. zu zahlen.

K. Karl erließ übrigens 15. März 1373 Weinsberg und anderen Städten den sünsten Theil der aus nächste Pfingsten und Michaelis zu bezahlenden- Summe (Stälin III., p. 311).

1375, 17. Juni, schloß Weinsberg mit 13 anderen in der betressenden Urkunde genannten Reichsstädten der Landvogtei Niederschwaben eine freundliche Vereinigung mit dem »edlen, ihrem gnädigen Herrn und Landvogt, Graf Eberhard von Württemberg, um besseren Friedens willen" und beide Theile versprachen wechselseitig, bei jedem Angriff, nach dem Erkenntniß von 5 im Voraus bezeichneten ehrbaren Männern, 30 wohlberittene und bewaffnete Ritter oder Edelknechte, im Nothfall noch mehrere, einander zu Hilft zu schicken. Diese Vereinigung sollte bis zum 25. Juli 1376 dauern, »es wäre denn, daß K. Karl sie widerriese" (Stälin III., 312).

Während Engelhard VIII. sich in der Herrschaft der unter seinen Fenstern liegenden, vom Kaiser dem Konrad IV,. (s. 1312) verpfändeten Stadt immer fester zu setzen suchte und

1375 seine Forderung von 6000 Mark Silbers dem kaiserlichen Hofgericht einklagte, — das ihn auch aus die Güter der Stadt und ihrer Markung verwies, aber ohne Ersolg: trat Weinsberg zu Wahrung seiner Freiheit in den großen

Vertheidigungsbund, welchen Ansangs nur 14 schwäbische Städte im Juli 1376 geschlossen hatten und welchen nun, nach dem Zusammenstoß Graf Eberhards von Württemberg mit Reutlingen,

am 20.Dezember 1377, 32Reichsstädte beschworen, nebst dem Lande Appen'ell mit der Bestimmung, daß der Bund bis Georgii 1385 verlängert sein solle. Der neue Landvogt, Herzog Friedrich vonBaiern, ertheilte am 10. Oktober 1378 Weinsberg und 12 anderen niederschwäbischen Städten, welche ihm als Landvogt huldigten, die Versicherung, daß er sie bei ihren Freiheiten und Rechten schirmen wolle (Stälin III. 326).

Engelhard VIll. wendete sich nun mit seiner Forderung an die Städteversammlung in Ulm, und es kam demzusolge

1379, Samstag nach Lueä, ein Vergleich durch Schiedsrichter zu Stande wornach Engelhard '

1) den Revers vom Jahr 131,2, keine Stadtmauer gegen die Vuig zu baue» u>id

2) die Urtel des K. Hofgerichts wegen der 6000 Mark Silbers (s. oben 1375), als ungültig herausgeben, hingegen

3) die Stadt ihm und seinen Erben jährlich 150 Pfd. Heller zahlen, er, Engelhard,

4) und 5) den Schultheißen und Meßner setzen,

6) das Badamt und die Badstube haben sollte, auch

7) das Umgeld, — 8) den 4. Theil vom Zoll unter den Thoren,

9) ungehindert seine Gülten und Zinse in der Stadt und den Vorstädten beziehen, -

10) die von Weinsberg in seiner Kelter keltern und

11) statt des Heerdgeldes ihm jährlich 6 sl. zahlen sollen.

Trotz des 1377 gegebenen königlichen Wortes, daß die schwäbischen Städte nicht dnrch Verkauf oder auch nur durch Verpfändung dem Reiche mehr entsremdet «erden sollten :e.. belehnte K. Wenzel 1380 den Engelhard VNI. mit dem Ml un° Hoheit im Weinsberger Thal und mit dem Patronatrecht m der ^>la > wie auch andere Städte des Reiches wieder, um Geld zu bekommen, versetzt wuroen. Weinsberg sah sich hierdurch veranlaßt, ,

1382 nebst 33 schwäbischen, rheinischen und helvetischen Städten am Mittwoch nach Ostern mit den Rittergesellschaften des Löwen, St. Wilhelms und <2t. Georgs in eine Verbindung gegen die Fürsten zu treten (v. Stälin HL 336).

Bei der Heidelberger Einigung vom Juli 1381, welche im Nov. 138? von Wenzels Räthen bis Georgii 1390 verlängert wurde, erscheint Weinsberg in der 4. Gruppe der Reichsstädte mit Eßlingen, Reutlingen, Rottweil, Weil, Hall, Heilbronn, Gmünd, Wimpfen und Aalen.

1388, August, Schlacht bei Dössingen, zwischen den Städtern und Graf Eberhard v. Württemberg, ihrem thätigsten und klügsten Widersacher, mit unglücklichem Ausgang für die Städte, deren Macht damit gebrochen wurde. Ob auch Weinsberg daran Theil nahm und wie viele »Spieße" Weinsberg dabei verlor, ist unbestimmt. Weilderstädter, von wo der Heereszug ausging, sind über 60 erschlagen worden (v. Stälin HI. 347).

e°6. Belagerung der Nachbarstadt Heilbronn durch Pfalzgraf Ruprecht und Markgras v. Baden ohne Eroberung. Verheerung der Reben und Bäume.

K. Wenzel loste aus einem Reichstag zu Eger 1389 die besondern Städte-

Dillen>us, Weinsberg. 6

bündniffe in Schwaben, Franken, Baiern unv Rheinland als gesetzwidrig auf und ließ im folgenden Jahr 1390 einen allgemeinen Landfrieden auf 6 Jahre verkündigen, welchem sich auch die Städte anschließen mußten. Nur 7 Städte um den See wollten dieß nicht und suchten ihren Bund aufrecht zu erhalten.

Auch die schwäbischen Städte fuhren ungeachtet des Landfriedens fort, ihre besondern Verbindungen abzuschließen — 1392 — und mit einzelnen Fürsten und Herren in Sonderbündniffe einzutreten.

Weinsberg finden wir aber nicht in dem Bündniß, welches Graf Eberhard, der Milde, von Württemberg im Jahr 1394 und 1395 mit 13 Reichsstädten für seinen Kampf gegen die Schlegler abgeschlossen hatte.

1400. Nach der Absetzung K. Wenzels, 20. August, bestättigte der neugewählte K. Ruprecht von der Pfalz den 12. Dezember der Stadt Weinsberg, weil sie sich »fo geneigig, unterthänig, auch so geständig an den neuen König gezeigt", ihre frühere Freiheiten, fügte auch die weitere Gnade hinzu, daß sie nie versetzt, verkauft oder verpfändet werden solle, und daß sie sich im Verein mit anderen Städten, welche gleiche Begünstigung erhalten hätten, gegen jede Eingriffe in diese Freiheiten wehren dürfte (v. Stälin Hl. 374),

Als Dekan kommt in diesem Jahr vor: Johann Kaufherr (Pfaff).

1404 befiehlt K. Ruprecht der Stadt Weinsberg, dem Konrad von Ho henri eth die nächfte Jahrssteuer zu geben (Pfaff).

Auch in dem 1405 vom Churfürsten Johann von Mainz mit 17 Reichsstädten gestifteten Marbacher Bund fehlt der Name Weinsbergs, weil dieser eigentlich gegen K. Ruprecht, seinen Gönner (f. 1400), gerichtet war, weßhalb ihn Ruprecht, wiewohl vergeblich, auf dem Reichstag zu Mainz aufzulöfen suchte.

Weins b erg.vertraute auf das königliche Wort Ruprechts, und als dieser im Mai 1410 gestorben war, fagte Einer der 3 Gegenkönige, Sigmund, schon am 5. Aug. 1410 von Ofen aus Weinsberg, wie den übrigen niederschwäbischen Städten die Bestätigung ihrer Freiheiten und Rechte zu, fobald er zum römischen König gewählt sein werde. Es war ihm darum zu thun, sich in Schwaben einen Anhang zu verschaffen (Stälin III. 395).

Deffenungeachtet und trotz der Verzichtung Eugelharos VIII. auf alle Ansprüche an die Stadt, welche K. Sigmund bestätiget hatte, gab sich Engelhards Sohn, Konrad IX,, alle Mühe, die Stadt wieder unter seine Herrschaft zu bringen, weßwegen sich die Stadt Weinsberg

1411 vom Pfalzgrafen Ludwig auf 20 Jahre in Schutz und Schirm aufnehmen ließ Montag vor St. Gallentag (Jäger, Heilbr.), gegen jährlich 200 Pfd. Heller Schutzgeld.

Konrad war ein reicher und mächtiger Herr und erfreute sich geraume Zeit großen Vertrauens bei K. Sigmnnd, der ihn zu seinem Reichserbkämmerer bestellte, vielfach Geld von ihm borgte und ihm

am 22. Mai 1417 unbekümmert um K. Ruprechts und sein eigenes Wort (1410) die Stadt Weinsberg mit allen Rechten und Einkünften verlieh (f. ob. 1.1417).

Als Dekan erscheint im Jahr 1415 Pater Pfeil (Pfaff).

Da die Stadt sich nach obigem Privilegium von K. Ruprecht (f. 1400) gegen diese Eingriffe in ihre Freiheiten wehrte, so bewirkte Konrad einen Befehl des K. Hofgerichts zu Prag (und Landgerichts Würzburg),

Mai 1420 an Ott von Wurmlingen, ihn auf alle Habe und Güter der Stadt anzuleiten. Allein Ott wurde von den Weinsbergern gleichgültig angehört und ohne Erklärung entlassen *).

Jetzt wurde der Streit Konrads mit der Stadt zur gemeinfamen Sache der deutschen Städte gemacht und 33 Reichsstädte — Augsburg, Ulm und Constanz an der Spitze — schloßen ein Bündniß,

27. Nov. 1420. Weinsberg, welches einstmals bei Abwesenheit der Dynasten eine Mauer gegen die Burg aufgeführt hatte, bei seinen Freiheiten zu schützen.

Weinsberg nahm unter der Hand vom Städtebund Besatzung ein und entzog dem Konrad vollends alle seine Rechte (f. 1379 3. fg.), was, wenigftens damals, selbst mehrere Städte, namentlich Eßlingen, Heilbronn und Gmünd mißbilligten. Sie wollten noch immer einen gütlichen Vergleich, wozu auch Konrad geneigt sich zeigte, weil er die Schwierigkeit, in den Besitz dieses Lehens zu kommen, wohl begriff. Konrad ging deßhalb selbst zur Städteversammlung in Ulm, wurde aber, da Weinsberg schon vorgearbeitet hatte, nicht einmal angehört. Auch bei den Fürsten und Ständen des Reiches, denen er seine Sache jetzt vorlegte, traten ihm Schwierigkeiten entgegen.

Da er nirgends Hilfe fand, so wandte er sich an Pabst Martin V., dessen Freundschaft er beim Constanzer Coneil gewonnen hatte. Dieser ließ durch eine eigene Bulle vom Jahr 1424 den Auftrag an den Dechant zu Würzburg ergehen, die Sache zu entscheiden. Sie blieb aber dennoch unentschieden bis zum Reichstag in Wien, 1425, wo Konrad seine Beschwerden gegen Weinsberg und die verbündeten Städte vorbrachte. Auf ernstliche Fürfprache des Cardinals Plaeentinus und Anderer ernannte K. Sigmund den Markgrafen von Baden, den Grafen von Oettingen und Pavpenheim zu Schiedsrichtern. Allein die Abgeordneten der Städte verwarfen diese und entfernten sich schnell in der Stille. Dieses Betragen empörte Sigmund und die Fürsten so sehr, daß der König fogleich,

Montag vor Lichtmeß 1425 durch das Hofgeriebt in Wien die Stadt Weinsberg in des Reiches Acht und Aberacht erklärte, wozu noch der kirchliche Bannspruch, verkündet von dem Bischof von Würzburg, hinzukam5*).

Allein auch diese ernstliche Schritte blieben ziemlich wirkungslos. Es verdient besonders bemerkt zu werden, daß damals Joh. Drändorf, auch von Schlieben genannt, ein fächfischer Edelmann, in Prag zum Priester geweiht, in 3 Schreiben die Stadt Weinsberg aufforderte, dem wider sie verhängten Banne zu trotzen. Er wurde aber deßwegen und weil er zum Genuß des heil. Abendmahls unter beiderlei Gestalt ermunterte, in Heilbronn gefangen genommen, zu Heidelberg vor ein Inquisitionsgericht gestellt und zum Feuertode verurtheilt, den er im Febr. 1425 zu Worms erlitt (v, Stälin nach Ulmann, Reform, vor d. Ref. III. 428 fg.).

1425. 28. Mai ^^lnßl»ter eivium, Lenatu« et Oummunlt»» in 'Wsm»pe-ro thun kund, daß sie die 24 fl. prsenrium, welche das Kloster Schönthal ihnen bisher jährlich aus seinen Gütern in der Mark gab, an's Kloster für 450 fl. verkauften, paeto reluitloni», und versprechen, die Güter getreulich zu schirmen. A. U.

Als Dechant von Weinsberg erscheint im Jahr 1426 Pater Molle (Pfaff).

Da K. Sigmund in den damaligen Unruhen der Huffiten den Beistand der Städte nöthig hatte, so kam es zu keiner Exeeution und Konrad wandte sich deß-

  • ) Oehrmger Archivurkunde,

»*) Nach Stälin und Oehnuger Archivmkimd?n,

halb noch einmal an denPabst Martin, welcher den Dechant Richard von Mosbach mit Vollzug des Weiteren beaustragte. Als die Stadt die Kosten dieses geistlichen Gerichts bezahlen sollte, appellirte sie an den Pabst und verwickelte dort Konraden in einen kostspieligen Prozeß. Nun berieth sich Konrad mit seinem Freunde, Pfalz-, grasen Otto von Mosbach, wie er sich gegen die geachtete Stadt in Vortheil setzen konnte. Man hatte sich zwar gegenseitig reservirt, die Fehde jedesmal ein Vierteljahr zuvor anzukündigen. Allein Konrad glaubte sich durch die über die Stadt ausgesprochene Acht seines Versprechens entbunden und rüstete sich zur Fehde. Als die Städte dieses merkten, so legten sie eine noch stärkere Besatzung von Schützen nach Weinsberg, wodurch sie sich zwar zu Mitgeächteten machten, aber Konreden von ossener Fehde, zu der er sich jetzt zu schwach sühlte, zurückschreckten.

Dasür machte Konrad von Sinzheim, seinem damaligen Pfandbesitze aus, unterstützt von dem rheinischen Pfalzgrafen Otto und mehreren Rittern, am

28. August 1428 ohne vorherige Absage einen Angriff aus Städtebürger, welche aus die Frankfurter Messe vorbeireisten, als aus Reich sachter, brachte 135 derselben in feste Hast und pfändete gewaltsam ihr Handelsgut. Die Fürsten und die Erzbischöse von Mainz und Trier wünschten eine gütliche Beilegung der Sache, beschieden beide Parthieen zu einer Verhandlung nach Heidelberg, wo erst nach einer zweiten Zusammenkunft am Audreastage 1428, bei welcher die städtischen Abgeordneten sich etwas nachgiebiger zeigten (weil sie sahen, welch großen Antheil die Fürsten an Konrad nahmen), folgenderVergleich zu Staude kam:

1) Die Gesangenen sollen gegen Urphede freigelassen werden und Nichts zu zahlen haben.

2) Waare, Schiss und Geschirr soll den Städtern zurückgegeben werden; was jedoch abhanden gekommen, niemals von diesen gesordert werden.

3) Die Städter sollen an Konrad 30,000 sl. in 3 Zielern, zu Mergentheim, Gundelsheim und Bretten bezahlen und ihm darüber Bries und Siegel geben.

4) Dagegen erkannte Konrad die Stadt Weinsberg als freie Reichsstadt und verzichtete aus alle Ansprüche, die er von Sigmund und den Fürsten erworben habe oder noch erwerben möchte, jedoch mit Vorbehalt seiner Rechte, die er nach dem Richtungsbriese zwischen seinem Vater Engelhard und den Städten inne gehabt.

Endlich 5) soll Konrad alle Briese, die er von dem Kaiser und anderen über die Stadt erhalten habe, zurückgeben, sie für krastlos erklären und dieß Sigmunden und dem Hofgericht mit der Bitte anzeigen, die Stadt von der Acht zu besreien und den Prozeß in Rom auszuheben.

Konrad und die Abgeordneten versprachen Alles zu hallen; es wurden Briese darüber ausgefertigt und gesiegelt*).

Die Abgeordneten der Städte stellten auch Konraden den Schuldbries über die 30,000 sl. zu, verbanden darin alle Vundesstädte und versprachen, alles ohne Gefährde zu halten *).

Dagegen ersüllte auch Konrad seine Versprechungen und richtete sogleich die gedachte Anzeige und Bitte an den Kaiser*).

Gesangene, deren es 152 waren und Waaren wurden freigegeben und von den Städten wurde versprochen, die Urphede plötzlich nachzusenden.

Der widerliche Streit schien hiemit erlediget zu sein und die Stadt hatte bereits

') Jäger uach Oehriuger Archivalxrknnden, wor.ms sich auch das Nachfolgende gründet.

die erste Zahlung angekundiget. Konrad erschien in Gundelsheim, um das Geld in Empfang zu nehmen. Allein es kam Niemand mit Geld; und erst nach einigen Wochen erhielt er von der Stadt Ulm die Nachricht: K.Sigmund habe die Leistung der Zahlung unterfagt. (K. Sigmund war von den Städten gewonnen worden und hatte Konraden auch wegen seines Parteinehmens für Pfalzgraf Ludwig in dessen Fehde mit dem Markgrafen von Baden seine Gunst entzogen). Vergebens 'reiste Konrad selbst im Jahr 1429 nach Preßburg zum Kaiser. Vergebens übergab er ihm, da er ihn krank traf, eine schriftliche Note. Vergeblich waren noch manche andere (oben Jahr 1428—1430 erzählte) Schritte Konrads. Erft auf dem Reichstage zu Nürnberg, Nov. 1430, ließ sich Sigmund endlich durch die Reichsfürften bewegen, die »Heidelberger Richtung zu bestätigen, wobei sich aber Konrad bequemen mußte, an den stipulirten 30,000 fl. noch den Pfandbetrag der ihm versetzten Reichsfteuer von Ulm und Hall mit 16,000 fl. zu Gunsten der Einigungsstädte nachzulassen. Die Stadt Weinsberg sollte bei dem Reiche verbleiben.

Ulm loste die Reichsstener später für sich von den Einigungsstädten ein; Hall dagegen zahlte sie an 16 solcher Städte, welche bis Martini 1802 im Bezuge blieben (Stälin III., 429).

Weinsberg suchte sich ahnungsvoll des Bündniffes mit Pfalzgraf Ludwig zu entschlagen, zumal da die Pfalzgrafen Konrads Gewaltthat bei Sinzheim begünftiget und

1426 in ein förmliches Bündniß mit demselben getreten waren. Allein vergebens ergingen

, 1431 klägliche Schreiben um Rath und Hülfe an Heilbronn und Wimpfen. Unaufhaltfam rückte das Ungewitter heran.

Trotz aller Bemühungen K. Sigmunds, seines Nachfolgers Albrechts II., Habsburgischen Stammes, 1438—1439 und dessen Nachfolgers Friedrichs IV., das Reich zu einer Landfriedensordnung zu bringen, und trotz neuer Einigungen der Städte und Fürsten und der Ritterschaft des St. Georgenschildes nahm der wilde Fehdegeist immer mehr überhand und viele Adeliche überließen sich offener Räuberei.

Bald schlug für die Stadt Weinsberg, in dem Kampf der Städte mit den Adelichen die Stunde, wo ihre Reichsfreiheit zu Grabe ging.

144N wurde sie von einem Schwarm Adelicher unter Kunz von Bebenburg und denen von Urbach überfallen und belagert. Die Eroberung gelang ihnen durch die trojanische List, daß sie Mehrere von ihren Leuten in Fäffer versteckt in die Stadt brachten, welche dann einen unerwarteten Angriff von Außen durch Oeffuung des Thores und Niederstechung der Thorwächter unterstützten. Die Stadt kam durch diese Eroberung um ihre Reichs frei heit, die sie über 200 Jahre genoffen hatte und wurde von den Eroberern am 16. Sept. 1440 für 3300 fl., die aber Weinsberg selbst bezahlen mußte (Hugo), an Churpfalz verkauft, dessen Abgeordneten sie der Bebenburger an gedachtem Tag übergab, wobei Weinsberg verfprach, dem Churfürsten getreu, hold und gehorfam zu sein, wie seine eigenen Leute, ihn und seine Amtleute ein- und auszulassen und ihm jährlich 365 fl. zu zahlen, bis es vom Reich mit 7966 fl. eingelöst würde. 11. Oktober. (Hugo.)

Da aber die gehoffte Auslösung nicht eintrat, da das Reich sie eben so vergeblich von der Pfalz zurückforderte, wie später Donauwörth von Baiern, und da der Städtebund anderswo genug zu thun hatte, so ging die Stadt damit ihrer Reichs- unmitttelbarkeit für immer verluftig (Stälin III., i>. 453).

Nicht unwahrscheinlich ist eln anderer Bericht, daß die Eroberer zuerst Konraden von Weinsberg die Stadt anboten und erst, als sie von demselben kein Geld erhalten konnten, weil sein Vermögen bereits zerrüttet war, ihre Ansprüche an den Churfürften Friedrich von der Pfalz verkauften, an welchen in demselben Jahrzehnd, nach dem 1448 erfolgten Tode Konrads, der Vormund der minderjährigen 2 Söhne Konrads, Bischof Gottfried von Würzburg, auch die Stammburg Weinsberg nebft dem Rest der Herrschaft um 24,000 fl. auf Wiederlofung, wenn die Verkäufer noch Söhne bekämen, verkaufte. 1450.

So kamen Stadt, Burg und Herrschaft Weinsberg fast zu gleicher Zeit an die Pfalz, und mit dem Erlöschen der Reichsfreiheit der Stadt fällt auch das Erlöschen des Haufes Weinsberg nahe zusammen (siehe oben Abschnitt VI., Jahr 1450-1503).

  • 5 '

So finden wir nun Burg, Stadt und Herrschaft Weinsberg unter churvfälzischer Hoheit von 1450 bis 1504—12.

Zuvor aber haben wir das bei 1360 abgebrochene Merkwürdigere von Naturere igniffen, Witterung :e. nachzuholen, so weit sich Nachrichten darüber vorfinden.

1362. Der Sommer dieses Jahrs war ü^er die Maßen hitzig und dürr, worauf ein sehr kalter und langer Winter gefolget. Daher das Vieh damalen entweder Hungers gestorben oder geschlachtet, oder mit altem, von den Dächern herabgenemmenem Stroh auf der Alb gefüttert werden müssen (Steinhofer). Neue Erdstöße.

1364—1365 heftige Kälte, bei der der Rhein Frachtwägen trug. Nach Crufins tödtliche Seuche.

1366 neue Heu schrecke nschwärme und in Folge ihrer Verheerungen Theurung.

1368. Getreide und Wein gut gerathen und in Menge.

1370 hat es in dem ersten Wintermonat unerhörter Weife geblitzt und gedonnert, worauf ein schrecklicher Platzregen und Hagel erfolgt, so daß Männiglich vermeinet, der jüngste Tag wäre vorhanden. «1. Weinberge im Herbst erfroren.

1371. Herbstertrag schlecht. Geringer Wein.

1372. Den 1. Juni entstund ein schreckliches Erdbeben in Oberdentschland. Es v5ar in diesem Jahr eine so große Theurung, daß 1 Scheffel Dinkel auf 2 fl. 8 kr. kam. Die Urfache war der innerliche Krieg, das Sengen und Brennen im Städtekrieg, das Rauben und Morden, womit Schwaben um diese Zeit geplagt war (Steinh.). Wein gab es in den nicht lverheerten Gegenden sehr vielen und guten, so daß 6 Maaß 1 Pfenning kosteten.

1373 gutes Weinjahr-

1374 schädliche Ueberschwemmungen. 1375 Komet.

1378 sehr wenig Wein, weil die Reben im Winter erfroren. Regnerischer Sommer.

Von 1379 an mehrere fruchtbare Jahre; aber auch wieder eine verheerende Seuche.

(Um's Jahr 1380 hat der Gebrauch des Geschützes angefangen, ziemlich gemein zu werden.)

1382 ging in vielen Monaten kein Wind, wodurch die Luft so faul und ungefund geworden, daß eine nicht geringe P e st darauf folgte. Die Früchte waren übrigens doch wohl gerathen und sehr wohlfeil. Aber es wuchs saurer Wein. Auf dem Feld war eine so große Menge von Mäufen, daß Männiglich darüber klagte. Doch haben sie sich am h. Christtag alle verloren (Steinhefer).

1383—1387 find Früchte und Wein gar wohl gerathen, weßwegen es eine gar wohlfeile Zeit war. Wein theilweise sehr gut und reichlich, fast bis zur Wertlofigkeit.

1384 am Christtag Abends Erdbeben. Nachts Donnerwetter (Cruf.). Ebenfo 1385, 6. Januar. ei>6. 1385. Wein gut.

1386. Regenwetter bis Ostern, worauf günstige Witterung, wobei Getreide und Wein gleich gut geriethen.

1387. Influenza, allgemeine, die Bürzelen genannt, an der aber nur ältere Perfonen starben. Wein viel und gut.

1393 viel Getreide, aber wenig Obst. Saurer Weiu.

1394 war ein so reich Jahr an Frucht und Wein, bei einem trockenen und heißen Sommer, daß 1 Scheffel Dinkel mehr nicht als 11 kr. und 1 Fnder köftlicher Wein 4 fl. gegolten (Steinh.). Der Eimer des Besten kostete 10 Batzen, die Maas 1 Heller.

1395 im Juni Erdbeben mit nachfolgendem heftigen Sturm.

1398. Menge des Weins groß; Güte mittelmäßig; im Jan. gewaltiger Sturm. 1399 sehr kalter Winter.

1400. Naffes Jahr. Pest.

1401. Ende Februars stand ein Komet (Cruf.). Sehr kalter Winter. Naffes, regnerisches Jahr. Mißwachs.

1402 erfroren die Reben im Mai (Cloß Weinchr.). Es. zeigten sich 2 große und helle Kometen, welche fogar des Mittags gesehen werden konnten. 1. Juni starkes Erdbeben. 28. Auguft furchtbares Hagelwetter, das 3 Meilen um Stuttgart alle Felderzeugniffe zerstörte.

1407 wüthete in unserer Gegend, wie in ganz Deutschland und besonders in Gmünd die Peft so heftig, daß dadurch viele 1000 Menschen hingerafft worden; und folgte ein gar kalter, ein ganzes Bierteljahr währender Winter darauf, worin die Reben erfroren (Steinhofer),

1409—1410 sehr milder Winter. In Böhmen ackerte man im Januar.

1411 reichlicher Herbstertrag. Güte mittelmäßig (Cloß und württemberg- Jahrb. v. 1850). .

(1415, Joh. Huß auf dem Coneil zu Constanz verbrannt. Ebenfo 1416 Hieronymus von Prag.)

1418 wuchs ein saurer Wein (Cloß).

1420 dagegen viel und gut. Anfang der Lefe schon um Bartholomä. Der Winter war so warm, daß die Trauben schon im Avril geblüht, die Erndte war um Pfingften (iä.).

1421—1428 waren 8 äußerst gute Weinjahre. ' 1421 gerieth Alles, Getreide, Obst, Wein:e. gar wohl. 1 Maas 3Pfenninge. Im Jahr 1426 galt 1 Scheffel Dinkel 5 kr.; 1 Eimer guten Weins 13 kr. Im Wirthshaufe konnte man auf Einmal nicht so viel trinken, daß eine Zeche hätte gemacht werden können; man mußte, um nur für I Heller zu trinken, zweimal kommen (Cloß u. Steint).). Oder gingen die Bürger in großen Gefellschaften in's Wirthshaus, da dann an einem Tage dieser, am anderen ein Anderer die Zeche bezahlte (Höslin, württ. Alb. S. 48). Auch Frucht, Obst, Kraut und dergl. geriethen wohl und es war bei diesem Ueberfluß eine gar wohlfeile Zeit und hatte Jedermann genug. Aber das Reich war volley Kriegsflammen durch die Huffiten.

eo6. 1426 war es um Martini so geschlacht Wetter, daß die Bäume aus's Neue wieder ausgeschlagen. Folgenden Frühling aber ist die Pest daraus erfolgt (Steint).),

1428 waren die Feldgüter so wohlfeil, daß Einer vom Adel, Hermann Münsinger, dem Grafen Ulrich von Württemberg 1'/« Morgen wohlerbauten, mit gutem Samen besetzten Weinberg im Reinsburg um 5 sl. verkaufte (ü!.).

1429 war ein so kalter Winter und Frühling, daß Wein und Roggen erfroren; daraus ein nasser Sommer erfolgt, daß wenig Früchte, die ausgeschlagen, auch wenig und saurer Wein gewachsen (>6.). Die Maas galt einen Schilling.

1430 war abermal ein grimmiger Winter und ein sehr kalter Fruhling, also daß der Wein in Württemberg, in der Markgrasschaft und in Franken, neben dem Roggen übel erfroren, weßwegen die beiden nothwendigen Nahrungsmittel sehr gestiegen, daß 1 Scheffel Dinkel von 5 kr. (s. oben) aus 1 sl. 32 kr., 1 Maas bis aus 7 Psenninge gekommen. .

1432 ist Frncht und Wein aus's Allerbeste gerathen und beides köstlich und der Wein in so großem Ueberfluß gewachsen, daß Mangel an Fässern war. Deßwegen und damit dieser köstliche Nein konnte ausgehoben werden, man den alten schlechten Wein ausgeschüttet, oder den Speiß zu den Mauern damit angerühret. Wie in dem Lande der Gebäude noch viele sind, an welchen der Mörtel mit Wein angemacht worden. Der Wein wurde so wohlfeil, daß die Maaß einen Heller go golten; und wenn Jemand eine Maas geholt, hat man ihm zum Andeuken einen rothen Hosennestel dazu gegeben (Steinhoser).

1433 sind den 13. Januar die hohen und niederen Weingärten erfroren, daher es wenig Wein und einen mittelmäßigen HeVbst gegeben. Dann im Sommer war stets Regenwetter und ein groß Gewässer. Doch hat mau noch eine ziemliche Erudte eingethan (><>.). Drei Monat lang stand in diesem Jahr ein großer Komet (Crus.).

1434 ist am 1. Mai der Roggen und Wein erfroren; daher eine schnelle Theurung entstanden, so daß 1 Scheffel Dinkel ans 1 sl,, 1 Limer Wein aus 4sl. gekommen (Steint).).

1435 starke Reisen um Georgii, davon die Reben erfroren (Crus,). 1436. (Guttenberg; Ersindung der Buchdrnckerknnst.)

Ansangs Mai's starke Kälte. Erfrieren der Saaten, Obstbäume und Reben.

1437 ist viele und gute Frucht gewachsen, der Wein aber im Winter und Frühling erfroren; daher es gar wenig, aber bei einem heißen Sommer einen Ausbnnd gegeben. Konrad v. Weinsberg kaufte in diesem Jahr nach seinem Einnahme- und Ausgaberegisier von 143'/« 4 Fuder 2 Eimer Gerlachsheimer um 36'/« fl., 7 Fuder Grünsfelder um 53 fl., 1 Fuder Tauber-Rettersheimer um 11 fl., 1 Fuder Bieberehrner um 10—11 fl. Er zog den Tauberwein dem Weinsberger vor; zumal da er damals mit der Stadt so gespannt war. 1 Malter Korn galt damals I'/« fl., 1 Malter Haber (Mergeutheimer Maaß) 1 sl. 4 Ctr. Butter erkaufte Konrad um 17 fl., 9'/« Ctr. um 38 fl. 3 Pfd. Zucker um 1 fl. 1 Pfd. Zimmt um 8 fl. 4'/< Pfd. Ingwer um 1 fl.

1438 war ein fruchtbar und gesegnetes Jahr, da Alles köstlich und gut gewachsen (56.). (Das Gegentheil berichtet uach Andd. Psass von diesem Jahr.)

1439 sielen im Winter 31 Schnee auseinander, ehe ein einiger abging. Daher eine große Kälte entstanden und alle Gewässer so überfroren gewesen, daß man mit geladenen Wägen über die Donau, den Rhein, Neckar und andere Flüsse sahren können. Und zu dieser Zeit grassirte die Pest fast aller Orten; zu Constanz starben innerhalb 10 Monaten bei 4000 Menschen. Zugleich (nach Crus,) Theurung und Hungersnoth. 1 Malter Roggen galt 7 Pfd. Heller, Waizen 8 sl.

1440—1441 sind ver und nach Weihnachten 37 Schnee aus einander gefallen, ehe einer abging; die lagen 14 Wochen, bis sie schmolzen. Sie waren so ties — auch kalt dabei —, daß man von einem Ort zum andern nicht hat kommen können; und weil auch in dieser Kälte die Mühlen eingefroren, war wegen des Mahlens ein großer Mangel an Arod. Den 2. Juli schreckliches Hagelwetter mit Steinen, die über 1 Psnnd wogen und großen Schaden thaten (i6.).

1442 war ein tresslich fruchtbares Jahr, darin alle Lebensbedürfnisse die Fülle erwachsen, viel und guter Wein geworden (><l ).

1443 abermals ein kalter Winter und tiefer Schnee, Alle Gewässer gefroren wieder so, daß man mit Weinwägen darüber sahren können. Und weil Kälte und Schnee bis zu Ende des April währten, war es ein elender Jammer mit dem Mahlen, bis es ausging; woraus ein langwieriger Regen und kalt Wetter eingefallen, welches Frucht und Wein sehr verhinderlich gewesen, so daß wenig Frucht, wenig und saurer Wein gewachsen (>6,).

1445. Obwohl am Freitag nach Himmelsahrt viele Weinberge erfroren (Crus.), ist in diesem Jahr doch ein Ueberfluß an Frucht und Wein gewachsen. 1 Scheffel Dinkel galt 18 Psenninge, die Maaß Wein des Besten 2 Psenninge (!6,).

1446 ist im FrMmI abermal das Rebwerk von dem Reisen erfroren. Weil es aber noch früh in dem Jahr war, hat es andere Augen getrieben und noch einen mittelmäßigen Herbst und'guten Wein gegeben. Weil auch noch viel alter Wein vorhanden, hat die Maas nur 1 Psenning gegolten. Nicht weniger hat es eine stattliche reiche Erndte gegeben l»

144? hat die Kälte den Aeckern und Weinbergen geschadet und in ganz Deutschland eine Theurung verursacht. Wein wenig und sauer (Crus.).

1448 war abermals ein solch fruchtbares Jahr an Frucht und Wein, als jemalen eines gewesen; also daß zu Ulm über allen Unkosten 1 Maas Wein 2 Psenninge gegolten. Am 5. Tage nach dem Christsest Nachts 7 Uhr hestiges Ungewitter mit

Hagel (i6.).

1449 und 1450 waren 2 fruchtbare Jahre. Wohlfeilheit. 1 Maaß Wein galt 2 Psenninge, 1 Scheffel Weizen 20 Groschen, 1 Scheffel Haber 9 Groschen (>6.).

  • 5 *

b) Stadt und Burg unter churpsiilzischer Herrschaft. 1450—15?Z.

Pfalz gras Fried erich, der Siegreiche, welcher den Städten den Schaden, der "ihnen durch Konrad v. Weinsberg bei Sinzheim (s. ob. 1428) unter pfälzischem Geleite erwachsen war, vergüten mußte, ließ nun durch den Deutschmeister Ulrich von Lautersheim und durch Ludwig von Sickingen Burg, Stadt und Herrschaft Weinsberg (nebst Neuenstadt) in Besitz nehmen und setzte eigene Amtleute daselbst.

Der erste churpfälzische Obervogt zu Weinsberg war Hanns Horneck v. Hornberg. Nach ihm wohnten als pfälz. Vögte aus der Burg: Lutz, Schott, Ritter 1460; Marx von Wollmershausen, 1495; Hanns von Helmstedt, 1497.

Wenn nicht aus Konrads IX. Burgvogi (oben P.34), so bezieht sich vielleicht aus Einen dieser churpfälzischen Obervögte die Gespenstergeschichte, welche Cnisius II,, S. 417 dem Calendarinni von G. Widemann nacherzählt; daß nämlich ein von diesem Vogt erschlagener Knecht demselben beim Gebet in der Schloßkapelle als schwarzer Geist erschienen seie und ihn mit einem heißen Hauch angeblasen habe, so daß er vor Schrecken erkrankte. Daraus habe der Geist auch die Schloß- und Mauerwächter der Stadt durch Wersen, Klopsen n. s. w. beunruhiget, so daß die Ansangs unglaubigen Städter endlich ein Fasten und eine Wallsahrt zur Kirche St. Maria vor Heilbronn angestellt haben. Ruhe seie aber erst geworden, nachdem der erkrankte Vogt gestorben. (S. Kerners Seherin von Prevorst. S. 473.)

Schon im August 1457 kam es zu einer Fehde zwischen obgedachtem pfälz. Obervogt Horneck und Graf Ulrich v.Württemberg, weil ein gewisser Schaashanns und Andere seiner Anhänger sich seindlich in seinem Amt Weinsberg bezeigt und der Graf ihm sein Gut genommen, und im März

1460 entspann sich ein Kampf zwischen Pfalzgraf Friedrich selbst und dem Grafen Ulrich v. Württem berg aus der württembergisch-pfälzischen Grenze, welcher erst 1462 mit dem unglücklichen Tressen von Seckenheim und der Gesangenschaft Ulrichs in Heidelberg endete. Nachdem die württembergische Mannschaft das Kloster Maulbronn überfallen und gebrandschatzt hatte, griff sie das churpfälzische Weinsberg an. Lutz Schott, Ritter, pfälzischer Vogt, vertheidigte sich aber, mit zugezogener Hilse von Wimpfenern und Heilbronnern, so geschickt, daß die Württemberger, aus welche aus einem Hinterhalt geseuert wurde, 2 Ritter und gegen 60 Mann verloren.

Doch bald daraus, am 30. April 1460, erlitt Lutz Schott in dem Tressen zwischen Wüstenhausen und Helsenberg, wo die Psälzer schon gesiegt hatten, durch aus einem Hinterhalt hervorbrechende Württemberger eine gänzliche Niederlage und großen Verlust an Gesangenen, namentlich Edelleuten. Diese Gesangene, worunter der verwundete Lutz Schott selbst, mußten sich Alle in Stuttgart, in der Herberge zur Krone stellen; die wenigeren gesangenen Württemberger in dem Wirthshaus von, Konrad Flor in Heidelberg. Im Chor der Alexanderskirche zu Marbach sind die Grabmale der aus württembergischer Seite gefallenen Edelleute Kaspar von Heinrieth, Hauptmann zu Beilstein und von Caspar Spät, welche »nebst einem erbeuteten wullinen Kappenzipsel" nach Marbach geführt wurden. Der Kappenzipsel wurde bei ihrem Grabe ausgehängt. Es wurde dieß für ein großes Siegeszeichen gehalten. An dem Grabe dieser 2 Cdelleute wird es in der Ausschrift dem Feinde für eine solche Schande angerechnet, als ob sie eine Fahne verloren hätten. Sattler, Gesch. der Grafen, II., p. 233.

Weinsberg blieb aber dennoch für dießmal unerobert, da im Aug. d. J. ein, freilich nicht nachhaltiger Frieden zwischen Württemberg und Churpfalz zu Vaihingen an der Enz zu Stande kam und der später wieder entbrennende Kampf seitabwärts sich zog, bis er bei Seckenheim sich endete, wo Graf Ulrich von Württemberg in pfälzische Gesangenschaft siel. 1462.

1464 hielt sich Pfalzgraf Friederich selbst einige Tage aus der Burg aus, während er durch seine Räthe in Oehringen über die pfälzischen Kirchenangelegenheiten unterhandeln ließ (Jäger).

Vom Jahr 1478 datiren sich nach dem obenged. Weinsberger Privilegienbuch die Jahr- und Wochenmärkte der Stadt.

1482, während der pfälzischen Herrschaft, wurde hier Joh. Oekolampadins (Hausschein) geboren, welcher von seinem wohlhabenden Vater, einem Weinsberger Bürger, frühzeitig nach Heilbrönn, Heidelberg und — wegen seiner ausgezeichneten Anlagen — von da nach Bologna geschickt wurde, um die Rechte zu studireu. Er

kehrte aber nach '/2 Jahr wieder zurück und ging nach Heidelberg, um sich der Theologie zu widmen. Vom churpfälzischen Hof, wohin er als Prinzenhofmeister berufen worden, kehrte er bald wieder nach Weinsberg zurück, um hier eine von seinem Vater gestiftete Pfründe (Caplanei) anzutreten.

Da er hier noch Lücken in seinen Kenntuiffen bemerkte, so reiste er nach Tübingen und von da nach Stuttgart zu Reuchlin, um griechisch und hebräisch zu lernen. Von da kehrte er nach Weinsberg zurück, trat mit vielem Ernst als Prediger auf — eirea 1512, wo Weinsberg an Württemberg überging —, wobei er in öffentlichen Vorträgen und in einer eigenen Schrift: »über das Osternlachen" gegen die Späffe der Prediger auf der Kanzel zur Osternzeit eiferte. 1515 kam er als Prediger nach Basel, wo er, nachdem er wegen seiner freieren Gefinnungen und Aeußerungen eine Zeitlang auf der Flucht und Schlohprediger auf Ebenburg bei Franz von Sickingen gewesen, 1525 Dr, und Professor der Theologie und p«»wr sad«tlwtu» und Einer der Reformatoren Helvetiens wurde und 1531 im 49. Lebensjahre starb. Mit Luthern durch seine Schriften bekannt, neigte er sich mehr auf die Seite seines Freundes Zwingli und wurde durch seinen fanften, friedliebenden Sinn für Zwingli, was Melanchthon für Luther in Wittenberg war.

Sein väterliches Haus i» Weinsberg verfiel 1525 dem allgemeinen Strafurtheile des racheschnaubenden Truchseß. (f. unten J. 1525.)

Herzog Ulrich v. Württemberg besuchte, als er sich auf der Flucht zu Basel befand, die Predigten von Oekolampadins und gewann ihn so lieb, daß er noch 1527 Briefe mit ihm wechfelte. Hierdurch wirkte Oekolampadins mittelbar auch auf die Reformation Württembergs ein.

Die churpfälzische Herrschaft in Weinsberg fand, nach etwas über 50- jähriger Dauer, ihr Ende durch den baierischen Erbfolgekrieg gegen die Pfolz im Jahr 1504.

Der letzte Herzog von Baiern-Landshut', Georg der Reiche, hatte in seinem Testament den Gemahl seiner einzigen Tochter Elisabeth, denPfalzgrafenRuprecht, zu seinem Univerfalerben eingesetzt. Allein die Herzoge Albrecht und Wolfgang von Baiern-München sprachen auf den Grund eines vorangegangenen Vergleichs die Erbschaft an und ein Ausfpruch des Kaisers Maximilian l. erkannte auf eine Theilung. Weil Ruprecht, gestützt auf König Georg von Böhmen, seinen Vater Churfürst Philipp von der Pfalz und einige Reichsfürften, sich diesem Ausfpruch nicht unterwerfen wollte und 1503 sich sein Vater seiner anzunehmen rüstete, so wurde über Vater und Sohn dieReichsacht erkannt und der junge Herzog Ulrich v. Württemberg war Einer der Reichsstände, welche

1504 Kaiser Maximilian zu Vollziehung dieser Acht aufbot.

Ulrich rückte im Juli d. J. mit seinen und des schwäbischen Bundes Soldaten, 21,000 Mann Fußvolkes, worunter 6000 Büchfenschützen und 1500 Mann Reiterei, in's Feld. Die Reichsstädte Gmünd und Reutlingen schicsten einige Truppen, Ulm und Nürnberg je eine große Büchfe (schweres Geschütz). Lehensleute und adelige Dienstleute fanden sich zahlreich bei dem Heere ein*). Herzog Ulrich zog selbst mit; den Oberbefehl aber führte Graf Wolfgang von Fürstenberg. Nachdem mehrere an Württemberg gränzende Orte und Aemter der Pfalz, voran das Kloster Maulbronn,

  • ) v, Etadlinger Gesch. des württ, Kriegswesens, S. 201. Sattlers Gesch. Württembergs. Eisenbach, Herzog Ulrich,

das Städtchen Knittlingen, Besigheim und Löwenstein belagert, beschossen und eingenommen waren, ging es zu Ende des Herbstmonats vor Neuenstadt und Weinsberg, Stadt und Burg.

Während der kurzen Belagerung des benachbarten Neuenstadt, dessen Besatzung darauf gerechnet hatte, daß der Herzog Neinsberg zuerst angreifen werde und die deßwegen überrascht sich nicht lange hielt, streiften die Württemberger eines Montags früh bis vor die Thore von Weinsberg, nahmen eine Heerde von 263 Stücken Rindvieh weg und brachten solche nebst mehreren erbeuteten Pferden ohne Eines Mannes Verluft in ihr Lager vor Neuenstadt, Die Besatzung und Bürgerschaft Weinsbergs, welche dieses zu verhindern suchten, hatten einen Verluft von 40 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen.

So wie Neuenstadt sich ergeben hatte, wurde, Weinsberg berannt, eingeschlossen und nach dem Bericht des Zeugwarts Johann Glafer von Urach, der diesen Feldzug in drolligen Reimen beschrieb (f. Jäger, Burg Weinsberg p. 58 fg. und Anhang. Lieder. 3), die Burg mit 21 Stück groben Geschützes so beschossen, daß ein Thurm, die Mauer .bis an den Graben, der sogenannte Mantel und das Ritterhaus zusammenstürzten. Nun wurde gegen die Stadtthore geschanzt, die Brunnen wurden abgegraben und Feuerbrände in die Stadt geworfen. Dieß hatte die Wirkung, daß die Besatzung einen Waffenftillstand verlangte, der für die folgende Nacht ausgerufen wurde.

Die Besatzung von Möckmühl, welche Nichts hievon wußte und am folgenden Morgen frühe ausgerückt war, um die Belagerer zu überfallen, wurde von der gerade die Wache haltenden Uracher und Rofenfelder Miliz' übel empfangen und nicht nur zurückgeschlagen, sondern auch bis an den Stadtgraben von Mockmühl verfolgt,'wobei'ihrer Viele erstochen wurden. Erft in der 3ten Woche der Belagerung ergab sich Weinsberg und erhielt eine starke württemb. Besatzung.

Trotz aller Bemühungen der Pfalz blieb Stadt und Amt Weinsberg mit der wieder ausgebesserten und befestigten Burg, nebst den übrigen eroberten Oberämtern Manlbronn, Befigheim, Neuenstadt und Möckmühl (nebst Gochsheim und der Grafschaft Löwenstein) auch nach dem Frieden von 1505 im Besitze ven Württemberg, und

1512 verzichteten in- dem am Samstag nach Martini zu Urach geschlossenen Vertrage die Pfalzgrafen Ludwig und Friedrich, Söhne des Churfürsten Philipp, gegen 50,000 fl., die er ihnen bezahlen ließ, auf Alles, was Herzog Ulrich in diesem Kriege erobert hatte.

So war Weinsberg zum. Erstenmale unter Württembergische Herrschaft gelangt.

Wir haben nun noch das Merkwürdigere von Naturereigniffen, Witterung, Fruchtbarkeit u. f. w. aus der pfälzischen Periode nachzuholen, so viel sich in den Chroniken von Crusius, Steinhofer und Anderen finden läßt.

J. 1450—1512.

Im Jahre 1452 regierte abermals in ganz Deutschland die Pest. (Steint),) Kalter Winter.

1453 ist ein ungeschlacht Jahr gewesen, da wenig Frucht und Wein gewachsen und Beides in hohen Preis gekommen (>ä.).

1454 war abermals naß und unfruchtbar, darin die Frucht genau zusammengegangen, also daß 1 Scheffel Dinkel auf 45 kr. 2 hlr. gekommen. Wein ziemlich viel, aber sauer (iä.)

1455 war wieder ein unfruchtbares, nasses und klemmes Jahr, gleich dem vorhergehenden; Wein wenig und sauer. Das Korn ist noch genauer zusammengegangen.

1456 kam wieder ein kaltes und nasses Jahr, da zwar eine seine Erndte gewesen, aber wenig und saurer Wein gewachsen. Preis in Cannstadt 3 Pfd. 12Sch. — 2 fl. 21 kr. 5 hlr.

In diesem Jahr befahl die württembergische Regierung die Anfertigung von Wein-Rechnungen in jeder Amtsstadt, wo Weinwachs war, damit die Streitigkeiten über Schlag und Kauf, und Uebernehmung der Armen von den Weinhändlern aufhörten. Von 1456—62 fand aber Steinhofer nur die Cannstadter Weinrechnung vor. 1462 scheint auch die Reichsstadt Eßlingen die württembergische Einrichtung nachgeahmt zu haben. Die Stuttgarter Weinrechnung beginnt mit 1468; die Waiblinger mit 1470. Die Weinsberger, welche wohl erst nach der 2ten wlirttembergischen Besitzergreifung eingeführt wurde, konnten wir nicht aufsinden. '

Im Juni d. J. erschien ein großer Komet mit einem Schweif von 60 Graden nach damaligen Aftronomen; lang als ein Wiesbaum, fagt Crusius, f. unten J. 1531.

Große Sterblichkeit in Folge der Theurung.

1457 ebenfalls ein unfruchtbares Jahr mit viel Platzregen und darauf folgender Dürre, wodurch das Erdreich ungeschlacht geworden. Die Frucht ging daher nahe zusammen, daß 1 Scheffel Dinkel auf 53'/«- kr. gekommen. Herbst nach Quantität und Qualität mittelmäßig. Preis in Cannstadt 2 fl. 19 tr. (St.)

1458 war ein ziemliches Fruchtjahr; doch blieb es bei dem vorigen Kauf. -Wein wenig und kein Ausbund, weil es den ganzen Sommer viel Regenwetter und

einen schlechten Blühet gegeben, folglich die Träublein abgefallen. Preis in Cannstadt 2 fl. 13 kr. (Sthfr.)

1459 war abermals ein kaltes, unfruchtbares Jahr, darin der Wein im Frühling erfroren und wegen Regenwetters übel geblüht. Es gab zwar eine ziemliche Erndte; doch ist die Frucht naß heimgekommen. Wein wenig und sauer. Preis 4 fl. 4 kr. Obst keines. 1 Echffl. Dinkel galt 1 fl. 38'/2 kr.

1460 erfror im ungemein kalten Winter alles nicht Bezogene, Wegen Regenwetters üble Blüthe. Wein wenig und mittelmäßig. Preis 3 fl. 4 kr. 1 Maas 5 Pfenninge. An Früchten ist eine gute Nothdurft gewachsen. 1 Scheffel Dinkel galt

1 fl. 4 kr. (Steint)., Crnf.)

1461 hatte es ein Ansehen zu einem fruchtbaren Jahr. Im Brachmonat that aber ein Hagelwetter großen Schaden im ganzen Land. Doch gab es wider Berhoffen noch eine seine Erndte und ziemlichen Herbst mit gutem Wein. Preis

2 fl. 10 kr. 1 Scheffel Dinkel 49 kr. 2 hlr. Dabei war ein Land st erben, besonders im Remsthal. (iä.)

1462 abermal ein schrecklich Hagelwetter, welches großen Schaden gethan. Dech hat es noch eine kleine Erndte, einen halben Herbst und ziemlichen Wein gegeben. Preis 3 fl. In Schorndorf graffirte die Pest.

1463 ein kalt und nasses Jahr von vielem Regen, so daß die Waffer immer überliefen. Auch viele Raupen, die an Hecken und Standen Alles abgefressen. Doch ist noch eine mitelmäßige Erndte und Herbst worden. Preis 3 fl. zu

' Eßlingen 3 fl. 34 kr. 3 hlr. 1 Scheffel Dinkel 40 kr.

Vom August bis in den Christmonat regierte die Peft überall in Deutschland (i6.).

1464 war ein mittelmäßiges Jahr, darin die Früchte ziemlich Wohl gerathen, aber wenig, doch guter Wein gewachsen. Preis 1 fl. 47 kr. 1 hlr.

1465 ein herrlich fruchtbares Jahr, darin alle Lebensmittel wohl gerathen und frühe auf der Bahn gewesen. Im Mai hat der Wein aller Orten verblüht gehabt und ist in Stuttgart 1 Eim. Wein um 1 eimriges Faß gegeben worden. Preis 1 fl. 2 kr. 1 Schffl. Dinkel 15 kr.

1466 >:in spätes und nasses Jahr, in welchem der Mühlthau die Früchte sehr verderbte. Schlechte Frucht, saurer Wein. Preis 2 fl. 52 kr. 5 hlr. 1 Scheffel Dinkel I fl. 4 kr. 4 hlr. (St.)

Am 7. des Christmonats ist eine mächtige Winterkälte mit vielem Schnee eingefallen, dadurch viele Leute erfroren und umgekommen find.

1467 ist wieder ein gutes Jahr gewesen, 'darin viel und gute Frucht und kostlicher Wein, aber wegen der'Dürre wenig Rüben und Kraut gewachsen. Weinrechnung von Cannstadt 1 fl. 28 kr. 4 . hlr. 1 Scheffel Dinkel galt 32 kr.

1468 ist erst am 12. Märtz ein Schnee gefallen; spätes Jahr, mittelm. Frucht und Wein. Haber erst in der Christwoche eingethan. 1 Scheffel Dinkel galt 36 kr. Wein 1 Eim. 2 fl. 32 kr.

1469 ein kaltes und nasses Jahr. Traubenblüthe erst nach Ulrichstag. Wenig und saurer Wein. Preis zu Stuttgart 4 fl. 35 kr. Die Früchte giengen nah zusammen. 1 Schffl. Dinkel galt 1 fl.

1470 ein herrlich fruchtbares Jahr, darin gute Frucht und Wein gewachsen.

1 Schffl. Dinkel galt 28 kr. Wein zu Stuttgart 2 fl. 4 kr. 3 hlr.

1471 wuchs wenig, aber ein Ausbund Wein. Wegen Regenwetters in der Blüthezeit viel abgefallen. Preis zu Stuttgart 2 fl. 5 kr. Fruchterndte reich und gut. 1 Schffl. Dinkel galt 30 kr.

'1472 war abermals ein herrlich und fruchtbares Jahr, darin Frucht und Wein auf's Beste gerathen. 1. Schffl. Dinkel galt 19 kr. 2 hlr. Weinrechnung zu Stuttgart 2 fl. 5 kr. 2 hlr. Zu Anfang dieses Jahrs erschien ein Komet, feurig röthlich mit einem langen Schweif, 80 Tage lang sichtbar. Noch vor seinem Verschwinden erschien ein zweiter, dessen Schweif eine umgekehrte Richtung gegen Oft hatte (Cruf.).

1473 erfroren die nicht bezogene Weinberge um Fastnacht. Es fiel aber hernach geschlachtes Wetter ein, daß sich Etliches wieder erholte. Im Sommer ist eine solche Hitze eingefallen, davon die Erde so weit aufgestalten, daß man einen Fuß hinein schieben konnte. In solcher Hitze ist der Bohmerwald von der Sonne angegangen und hat 14 Wochen gebrannt. Auch im Schwarzwald Waldbrände. Es wuchs viel und ein Ausbund von Frucht und Wein. Dinkelpreis wie im vor. Jahr 19 kr. 2 hlr. Weinpreis in Stuttg, 2 fl. ü kr.

1474 ist Frucht und Küchenspeis wohl gerathen. Dinkel 1 Schffl. 17 kr. 2 hlr. Der Wein hat im Frühling vom Reifen Schaden genommen, hat also wenig, aber guten Wein gegeben. Weinrechnung von Stuttgart 1 fl. 48 kr. 3 hlr. An Petri- und Paulitag heftiger, verderblicher Sturmwind (Cruf.).

1475 war abermals ein überaus fruchtbares Jahr, darin alles überflüssig und herrlich gut an Frucht und Wein gewachsen. Dinkel 1 Sch. 13 kr. Wein, Stuttg.

2 fl. 13 kr. in Brackenheim 36 kr. 4 hlr. Cannst. 1 fl. 10 kr.

1476 ist wieder Frucht und Wein wohl und reichlich gewachsen, daß 1 Sch. Dinkel auf 11 kr. gekommen. Wein: Stuttg. 1 fl. 16 kr., Brackenh. 1 fl. 11 kr. .

1477 war ein mittelmäßiges Jahr. Der Wein hat übel geblüht, daher es nur einen halben Herbst gegeben. Dinkel 1 Sch. 21 kr. 4 hlr. Weinrechnung zu Stuttg. 2 fl. 24 kr., Brackenh. 2 fl. 1 kr.

1478 war ein mittelmäßig fruchtbares Jahr an Korn, Wein, Obst und allem Erdgewächs. Dinkelpreis 21 kr. 4 hlr. Weinrechg. Stuttg. 1 fl. 27 kr. Brackenheim 54 kr. 3 hlr.

1479 find die Winterfrüchte wohl gerathen; der Wein aber hat im Frühling vom Reifen Schaden genommen. Doch hat es noch einen halben Herbst und guten Wein gegeben. Preis in Stuttgart 2 fl. 10 kr. 4 hlr. Brackenh. 1fl. 46 kr. Dinkel wie fernd.

1480 viel und köstliche Frucht. Dinkelpreis 24 kr. Der Wein hat im Blühen vom Wetterleuchten Schaden genommen; deßwegen wenig, aber guter Wein. Preis Stuttgart 1 fl. 45 kr., Brackenheim 1 fl. 5 kr.

1481 ein kaltes und nasses Jahr, da Frucht und Wein übel geblüht. Viel Regenwetter und großes Gewässer, wodurch viel Futter verschleimt und verderbt worden. Die Früchte kamen naß heim; wenig und saurer Wein. Preis zu Stuttgart 3fl. 13 kr., Brackenh. 3 fl. 8 kr. Dinkel 1 fl. 11 kr. Ueberschwemmung im Neckar- und Enzthale (Cruf.).

1482 ist an Frucht, Wein, Obst :e. ein Ueberfluß und Ausbund gewachsen. Dinkel 1 Sch. 30 kr. Weinrechg. Stuttg. 1 fl. 47kr., Lauffen 1 fl. 18 kr. Ausbrechende Seuche in Schwaben, besonders in Stuttgart und Tübingen.

1483 ein fruchtbar und gefegnetes Jahr wie das vorige, nach Cruf. außerordentliche, Hitze im Sommer mit Waldbrand. Dinkel 1 Scheffel 30 kr. Weinreckg. Stuttg. 1 fl. 22 kr.' 5 hlr. Lauffen 35 kr. Brackenh. 33 kr.

(Luther's Geburtsjahr "/". Nov.)

1484 ein köstlich fruchtbares Jahr; dürrer und warmer Sommer und doch, wenn es nöthig war, gute Regen. Daher Alles wohl gerathen, gut und ein Ueberfluß worden, daß die Maas des besten Wei ns 1 Pfenning, 1 Scheffel Dinkel 15 kr.- gegolten. Weinrechnung von Stuttg. 47 kr. 1 hlr., von Brackenheim 22 kr., Waiblingen 52 kr. Man konnte ein volles Faß für ein leeres haben, 1 Maas Wein für 1 Ei (Cruf.).

1485 dagegen war ein unfruchtbares, kaltes und nasses Jahr, darin wenig gerathen- Im März viel Schnee, um Georgii Reifen, ein nasses Blühen. Daher wenig Frucht und gar saurer Wein- Dinkelpreis 41 kr. Weinrechg. v. Stuttg. 2 fl. 51 kr., Brackenh. 2 fl. 48 kr. Etatspreise im Stuttgarter Vertrag zwischen Graf Eberhard «on. und ^ui>. 1 Eim. Wein 3 Pfd. Heller — 2 fl. 10 kr. 1 Sch. Roggen 1 Pfd. — 43 kr. 1 Schff. Dinkel und Hafer 10 Schillinge — 21 kr. 4 hlr.

1486 dem vorigen Jahr in Allem gleich; daher Aufschlag von Frucht und Wein. Dinkelpreis 1 fl. 24 kr. Weinrechg. v. Stuttg. 4 fl. 45 kr. 4hlr. Lauffen 5 fl. Brackenh. 3 fl. 56 kr.

1487 abermals ein ungeschlachtes Jahr. Der Wein von Reifen erfroren, wenig, doch an Güte mittelmäßig. Preis in Stuttg. 3 fl. 12 kr. 5 hlr. Laufen 2 fl. 30 kr. Brackenh. 2 fl. 16 kr. Die Früchte find genau zusammengegangen, daher die Theurung geblieben. Dinkel 1 fl. 33 kr. 4 hlr.

1488 wieder ein kaltes und nasses Jahr, daher mittelm. Erndte, ziemlicher

Herbst/ aber saur er Wein. Preis in Stuttg. 3 sl. 20 kr., Cannst. und Lanffen ebenso, Brackenh. 3 sl. 13 kr. Dinkelpreis 1 sl. 35 kr. 3 hlr.

1489 abermals ein schlechtes Jahr. Wenig Frucht und Wein; dazu war er gar sauer. Preis zu Stuttg. 4 sl. 35 kr., Lauffen 4 sl. 6 kr., Brackh. 4 sl. 7 kr. Dinkelpreis 1 sl. 56 kr.

1490. Im Mai viel Schnee; um Johaunis Regenund Hagelwetter; schlechte Traubenblüthe, daher wenig Frucht und saurer Wein gewachsen. Weinpreise: Stnttg. 4 sl. 28 kr. 3 hlr., Lauffen 3 sl. 27 kr., Brackenh. 3sl. 19kr. Dinkelpreis:

1 Scheffel 2 sl.

1491 sielen im Winter 31 Tage Schnee aus einander und war sehr kalt; daher die Wasser überfroren, daß man 10 Wochen lang darüber sahren konnte. Es gab deswegen einen spaten Jahrgang und war abermalen Frucht, Wein, Obst und dgl. übel gerathen. Daher Theurung und Hungorsnoth (Crus.). Dinkelpreis:

2 fl. 5 kr., Weinpreise: Stuttg. 4 fl. 2 kr., Lauffen 4.fl.27kr. 5hlr. Brackenheim 2 sl. 21 kr. 4 hlr. Zu Stuttgart nahm ein Wolkenbruch etliche Häuser weg und viele Menschen ertranken.

1492 wuchs viel und gute Frucht, aber wegen böser Blüthe wenig und saurer Wein. Dinkelpreis 1 fl. 12 kr. Weinpreise: Stuttg. 4 fl. 28kr. 3hlr.

(Jahr der Entdeckung von Amerika durch Columbus, womit eine bedeutende Veränderung in den Preisen der Lebensbedürfnisse)

1493 war wieder ein fruchtbar und geschlachtes Jahr. Obgleich die Weinberge im Winter erfroren, so gab es doch noch einen halben Herbst, guten Wein und viel Frucht. Dinkelpreis 1 Sch. 52 kr. 4 hlr. Weinpreise: Stuttg. 3 fl. 25 kr. 4 hlr., Lauffen 3 sl. 34,, Brackenh. 3 fl, 19 kr, 4 hlr. Wiederausbruch einer ver- heerenden Seuche.

1494 war abermals ein gar fruchtbares Jahr darin Frucht, Wein und Alles wohl gerathen und dessen ein Ueberfluß und gnt worden. Dinkelpreis 58 kr. Weinpreis Stuttgart 3 sl. 12 kr. 5 hlr., Brackenheim 2 sl. 32 kr. Um Weihnachten starke Kälte bis Ende März des folgenden Jahrs.

1495. Alles, wie im vorigen Jahr wohl gerathen. Dinkelpreis 43 kr. Weinpreis Stuttgart 2 fl. 5 kr. 4 hlr., Lauffen 1 sl. 11 kr., Brackenheim 1 fl. 2 kr.

(Erhebung Grafen Eberhards im Bart von Württemberg zum Herzog von Württemberg und Teck 21. Juli,)

1496 abermals ein erwünschtes, fruchtbares Jahr, in welchem Frucht und Wein wie alles wohl gerathen. Dinkelpreis 41 kr. Weinrechnung von Stuttgart I sl. 30 kr., Lauffen 1 sl. 36 kr., Brackenheim 1 sl. 2 kr.

Verbreitung der Lustseuche (ülal <te Mpls») in Deutschland.

1497. Wieder ein herrlich fruchtbares Jahr, dergleichen zuvor schon 3 gewesen. Und obwohl der Wein in der Blüthe Schaden genommen, ist doch noch ein guter Herbst gefolgt. Weinrechnung von Stuttgart 1 sl. 57 kr., Lauffen 1 sl. 12 kr., Brackenheim 1 sl. 11. Dinkelpreis 1 Scheffel 35 kr.

(Geburtsjahr Phil. Melanchthons 16. Febr.)

1498. Ein ungeschlacht — kaltes und nasses Jahr, darin zwar von Früchten, eine seine Nothdurst, aber wenig und saurer Wein gewachsen. Dinkelpr. 35 k>. Weinrechnung von Stuttgart: 3 sl. 12 kr. 1 hlr. Lauffen 2 fl. 31 kr. Bracken- heim 2 fl. 32 kr. In diesem Jahre erschienen in Schwaben sehr viele Wölse, welche großen Schaden anrichteten.

1499. Frucht und Wein, auch andere Erdgewächfe wohl gerathen. Dinkelpreis 26 kr. 2 hlr. Weinrechnung: Stuttgart 1 fl. 40 kr., Brackenh. 1 fl. 1 kr. 5hlr. (Geburtsjahr von Joh. Brenz 30. Juni).

1500 wuchs viele und gute Frucht. Der Wein hatte im Blühen Schaden gelitten, daher wenig, aber gut. Weinrechnung von Stuttgart 2 fl. 20 kr., Lauf- fen 1 fl. 59 kr., Brackenheim 1 fl. 18 kr. Dinkelpreis I Sch. 32 kr. 4 hlr. 1 Pfd. Rindfleisch 1 kr.

Erscheinen eines großen Kometen (Cruf.). Auch merkwürdige Erscheinung von allerlei farbigen Flecken auf Kleidungsstücken; nach der Erklärung von Naturforschern Wirkungen eines aus dem höheren Luftkreife erfolgten Meteorniederschlags.

1501 und 1503 heiße Tropfen, welche tödtlich waren, wenn sie auf die bloße Haut fielen. S. unten 1503.

1501. Ein kaltes, unfruchtbares Jahr mit viel Regen und Nebel, weßwegen an Frucht wenig, und saurer Wein gewachsen. Jst also ein Hunger im Land eingefallen, daß man die Früchte zu Straßburg und an dem Böhmerwald holen mußte. Dinkelpreis 2 fl. 4 kr. 2 hlr. Weinrechnung von Stuttgart 2 fl. 42 kr. 5 hlr., Bracken- heim 2 fl. 9 kr. 3 hlr.

Zu Pforzheim, Sindelfingen, Calw und anderer Orten graffirte die Pest.

1502 war ein mittelm. Jahr, da zwar eine seine Nothdurft an Frucht und Wein gewachsen; es fiel aber ein Sterben im Land ein, daß allein in Stuttgart 4000 Menschen starben. Dinkelpreis 35 kr. Weinrechnung zu Stuttgart 2 fl. 51 kr., Lauffen 1 fl. 9 kr. 4 hlr., Brackenheim 1 fl. 58 kr. 3 hlr.

1503 war ein solch reich gefegnetes Jahr, daß Kästen und Keller gefüllt worden. Der Sommer war ungemein heiß und hitzig. Es fiel 4 Monate lang kein Regen und die Wälder wurden hin und wieder von der Hitze angezündet. Dinkelpreis der Scheffel 24 kr. Weinrechnung zu Stuttgart 1 fl. 22 kr., Lauffen 1 fl. 9 kr. 4 hlr., Brackenheim 54 kr. 3 hlr.

Brennend heiße Tropfen fielen den Menschen in diesem Jahr auf die Kleider oder auf die bloße Haut und brachten die Ruhr und Pest mit sich, die sie alsbald tödtete. Auch unter dem Vieh Krankheiten.

1504 war abermals ein fruchtbares Jahr, dem vorigen gleich. Dinkelpreis pr. Schffl. 24 kr. Weinrechnung zu Stuttgart 1 fl. 25 kr. 4 hlr., Lauffen 57 kr. 1 hlr.

1505 wieder ein gutes und fruchtbares Jahr. Die Reben wurden zur Hälfte winddürr und mußten vielfach abgeschnitten werden. Deßwegen ist wenig, aber guter Wein gewachsen. Weinrechnung zu Stuttgart 2 fl. 8 kr. 3 hlr,, Lauffen 1 fl. 7 kr. 2 hlr., Brackenheim 1 fl. 11 kr. Dinkelpreis 24 kr. pr. Scheffel.

1506 war wieder eine gute Erndte. Dinkelpreis 21 kr. 5 hlr. Es gab aber wenig, doch guten Wein. Preis Stuttgart 2 fl. 25 kr.4 hlr., Lauffen 1 fl. 11 kr., Brackenheim 2 fl. 37 kr.

Erscheinen eines Kometen.

1507 war es im Säen so dürr Wetter, daß die Früchte erst um Weihnachten unter dem Schnee herfürgekommen. Daneben haben die Mäufe viel Saamen abgefressen. Dinkelpreis 35 kr. Wein ist viel, aber ziemlich saurer gewachsen. Preis Stuttgart 2 fl. 15 kr., Brackenheim 1 fl. 18 kr.

. Seuche unter Rindvieh und Schweinen.

1508 ist abermal wegen vieler Mäufe, die den Saamen aufgefressen, wenig Frucht, aber viel und guter Wein gewachsen und ging eine siebenjährige

Dilleniu «, Wei„«ber«. 7

-<

Theurung an. Dinkel pr. Schfl. 50 kr. 2 hlr. Weinpreis Stuttgart 2 fl. 4 kr., Lauffen 1 fl. 20 kr., Brackenheim 1 fl. 15 kr. '

3l. Juli Wolkenbruch im Häßlacher Thal überschwemmt Stuttgart, reißt etliche Häuser und ein Stück Stadtmauer ein. 12 Perfonen ertranken.

1509. Mühlthau in der Blüthezeit machte das Korn taub, deßwegen geringe Erndte. Dinkelpreis 1 fl. 7 kr. 5 hlr. Wein wuchs vieler und guter. Preis Stuttgart 2 fl. 28 kr. 3 hlr., Lauffen 1 fl. 51 kr, Brackenheim 1 fl. 50 kr.

In Schwaben starker Hagel. Auch spürte man ein Erdbeben im Detober.

1510 hat es im März noch alle Tage gefroren, wodurch der Saamen ausgezogen wurde. Es gab daher eine schlechte Erndte und die Theurung stieg immer höher. Dinkelpreis 1 fl. 11 kr. Wein gab es vielen und guten. Weinrechnung Stuttgart 2 fl. 10 kr., Lauffen 1 fl. 38 kr., Brackenheim 1 fl. 26 kr. 4 hlr.

1511 war ein nasses und kaltes Jahr, darin Frucht und Wein übel geblühet. Deßwegen abermal schlechte Erndte und Herbst. Wenig und saurer Wein. Dinkelpreis 2fl. Weinrechnung Stuttgart 3fl. 10 kr., Lauffen 2fl. 21 kr., Bracken- heim 2 fl. 13 kr. 4 hlr.

1512 abermals ein kaltes, nasses, unfruchtbares Jahr. Wenig Frucht. Saurer Wein. Auch brach eine Seuche aus. Dinkelpreis 2 fl. 4 kr. 2 hlr. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 5 kr., Lauffen 4 fl. 10 kr. 3 hlr., Brackenheim 4 fl. 3 kr. 3 hlr.

» ^. -5

c) Stadt und Bnrg zum Erstenmal unter württemb ergisch er Herrschaft. 15?4 bis 15N.

Wie Weinsberg vonChurpfalz durch Eroberung und durch den Frieden von 1505 an Württemberg gekommen, und 1512 vertragsmäßig an dafselbe abgetreten worden fei, ist oben Abschn. b p. 89 erzählt worden.

Württemberg. Herzog Ulrich 15°^ bis 1520.

Der erste württembergische Obervogt allhier war 1516 Georg von Bellberg (sein und des Untervogts Breunings Name steht mit dieser Jahrzahl in einer Urkunde von Bretzfeld). 1518 folgte diesem als Vogt Sebastian von Nipp enburg.

Unt.-Amtmann zu Weinsberg war 1514 Sebaftian Breuning; in Jahr 1517 wegen Berrätherei gegen den Herzog mit seinem Brnder Konrad zu Stuttgart mit dem Schwerdt hingerichtet.

1514. Der Geist der Unzufriedenheit mit verderblichen Finanzmaßregeln Herzogs Ulrich, namentlich mit der Verringerung von Maaß und Gewicht, der Geist des förmlichen Aufruhrs, welcher im Remsthale ausbrach — unter dem Namen des armen Konrads (Keinraths) — verbreitete sich von dort her bald auch in dem neuaequirirten Amtsbezirke Weinsberg. Die Unruhigen des Bezirkes versammelten sich zu Schwabbach, wählten die vermöglichsten Landbewohner zu Hauptleuten und zwaugen sie, mit ihnen zu ziehen, als sie, bei 500 Mann stark, gegen alle Abmahnungen des Amtmanns zu Weinsberg, Sebaftian Breuning, ans dem Thal mit Trommeln, Pfeifen und fliegenden Fähnlein nach Affaltrach (im Weinsberger Thale) vorrückten.

Die Sache wurde bekanntlich durch Zusammenberufung eines Landtages auf den 25. Juni d. J., wozu der Vogt jeder Stadt sammt dem Keller, Einem Gewählten vom Gericht und Einem von der Gemeinde beschrieben wurde, und durch den denkwürdigen Tübinger Bertrag vom 8. Juli d. J. vermittelt. Da dessen ungeachtet die aufrührerischen Bewegungen der Landleute, namentlich im Remsthal, fortdauerten, so rief Herzog Ulrich, nach vergeblichen gütlichen Verhandlungen, die Hilfe seiner Bundesgenoffen an, von welchen der Bischof von Würzburg

den 29. Juli d. J. 300 Mann zu Pferd, unter ihnen 57 vom Adel schickte, welche an gedachtem Tag, angeführt von dem Hauptmann Sigmund von Ehingen, durch Weinsberg nach Lauffen zogen, um dort auf weitere Ordre vom Herzog zu warten*).

Die Bewegung im Weinsberger Bezirk wurde hierdurch unterdrückt und ein Anschluß an die Remsthaler, die sich auf dem Kapellberge bei Veutelsbach sammelten, verhindert. Doch beklagten sich (nach Pfaffs Miseellen) Bürgermeister, Rath und Gemeinde zu Weinsberg über den Tübinger Vertrag, »daß sie dadurch mehr, als kein Ort im Lande, beschwert worden, gegen ihre alte Freiheiten, indem jeder aus der Stadt Wegziehende den 10. Pfenning von seinem Vermögen in die Stadtkaffe nach ihrem vom Reich und der Pfalz erhaltenen Rechte hätte geben müssen. Auch treffe sie die umgelegte beträchtliche Summe zur Tilgung der Schulden des Landes am härtesten, weil sie dem Landesherrn vorhin jährlich 200 fl. zu Beth, 125 zur Königssteuer und 6 Silbergeld geben müssen. Diese Abgabe rühre von jener Zeit her, wo die Stadt eine Reichsstadt gewesen".

1516 wurde Herzog Ulrich von Kaiser Maximilian wegen Ermordung Huttens, wegen Mißhandlung seiner Gemahlin und wegen Ungehorfams gegen die kaiserlichen Befehle in die Acht und Nberacht erklärt — was jedoch durch einen Vertrag zu Blanbeuren vermittelt wurde. ^

Allein neue Gewaltthaten Ulrichs nach dem Tode Kaisers Maximilian, besonders die gegen die Reichsstadt Reutlingen, welche er am 28. Januar 1519 eroberte und zu einer Landstadt machte, fühlten eine Kriegserklärung des schwäbischen Bundes, dessen Mitglied Reutlingen gewesen war, am 25. März 1519 herbei.

Ulrich, der sich von den geworbenen Schweizern und anderen Hülfstruppen verlassen fah, zog sich nach Tübingen zurück und ging von da nach Mömpelgard, um sich zu kräftigerem Widerstande zu rüsten.

Nun nahm das schwäbische Bundesheer unter Anführung Herzogs Wilhelm von Baiern, eines Schwagers von Ulrich, ganz Württemberg ungehindert in Besitz und rückte am 5. April siegreich in Stuttgart ein, woselbst die Bürger dem schwäbischen Bunde huldigten. . - '

Von Cannstadt zog es über Marbach und Lauffen nach Neckarfulm und nahm

am 10. Mai das von Götz von Verlichingen tapfer vertheidigte Möckmühl.

Am 11. Mai 1519 Nachts wurde die Stadt Weinsberg berannt. Die Bundestruppen warfen einige Schanzen auf und die Stadt ergab sich ohne Widerstand, ehe in den folgenden Tagen das ganze Heer in das Lager vor derselben einrückte. Der württ. Obervogt, Sebastian von Nippenburg, zog sich in das Bergschloß

  • ) Steinhofers Chronik, 4. S, 79 und 13l>. Entscheidung bei Schorndorf August l5l4. Hinrichtung der Anführer ?e, -

und ließ von der Burg in das von den Bündischen besetzte Städtchen seuern. Weil aber eine große Büchse darüber zersprang, so kapitulirte er schon

am 12. Mai aus freien Abzug mit seiner Besatzung, obschon er den streitbaren Jörg Rüter aus dem Odenwald«: bei sich in dieser festen Burg hatte. Die Bedingungen der Capitulation waren: 1) Was von Adel und Reisigen in der Burg ist, verspricht aus Rechnung des Bundes in ritterliches Gesängniß zu kommen, dars Familie und Habe mitnehmen. 2) Das Landvolk im Schloß huldigt, zieht hinab. 3) Die Knechte ziehen hinab, aber ohne Wehr und schwören, Herzog Ulrich nicht mehr zu dienen. 4) Alle übrige Habe gehört dem Bunde (Psass).

Nach seinem Abzug zog Hanns von Freiberg, Pfleger zu Schönau, als bündischer Vogt und Psleger mit einer kleinen Besatzung in die Burg Weinsberg ein.

Das Bundesheer aber zog am 13. und 14. Mai zur Belagerung der Festung Asberg ab.

Seines kurzen Ausenthaltes ungeachtet hatte die Umgebung von Weinsberg Vieles von ihm zu leiden; denn die Sickingenschen Reiter trieben im Weinsberger Thale nicht nur das Vieh hinweg, sondern sie schleppten auch mehrere Bauern gesangen mit sort*), weil sie sie bezüchtiget, sie hätten etliche Bundesknechte im Streisen umgebracht.

Als schon im Sommer des nämlichen Jahrs Herzog Ulrich einen Versuch machte, sein Land wieder zu nehmen

und den 14. August in seine Residenzstadt Stuttgart eingezogen war, machten die brandenburg'schen Soldaten, welche zu Weinsberg in Besatzung lagen, verheerende Streiszüge aus seine Anhänger im Lande**).

Das Bundesheer rückte aus's Neue mit 18,000 Mann und 1700 Pferden in Württemberg ein und Ulrich mußte nach der verlorenen Schlacht bei Untertürkheim (Oktober 1519) das Land abermals räumen und in die Schweiz sliehen.

Württemberg wurde nun vom Bunde aus dem Reichstag zu Augsburg

den 6. Februar 1520 um 222,000 sl. (nach Anderen um 320,000 sl.) an Kaiser Karl V. verkauft, welcher es, mit den übrigen östreichischen Ländern in Schwaben, an seinen Bruder, den östreichischen Erzherzog, nachmaligen König Ferdinand abtrat; woraus Ferdinand, als neuer Landesherr, am

25. Mai 1522 die Huldigung in Stuttgart annahm. Kaiser Karl verkaufte 1521 nach einem in obenged. städtischen Privilegienbuch vorhandenen Kausbries eine Behausung, unten an dem Markte gelegen, an die Stadt; vielleicht das nachmalige, im Jahr 1707 abgebrannte Rathhaus, um 142 sl. rhein.

So war also Weinsberg, nachdem es erst 15 Jahre unter württembergischer Hoheit gestanden, mit dem Lande unter östreichische Regierung gekommen, unter welcher es 14 Jahre lang bis 1534 (Cadaner Vertrag) verblieb.

Ehe wir die schweren Schicksale erzählen, welche in dieser 14jährigenPeriode über die unglückliche Stadt ergiengen, holen wir nach Steinhoser, Crusins und anderen Chron. das Merkwürdigere von Naturerscheinungen, Witterung «. aus der ersten württemb. Periode nach. J. 1512—1520.

1513 erfroren nach Georgii die hohen und niederen Weinberge, daher wenig, aber guter Wein gewachsen. Es war auch eine ziemlich gute Erndte. Doch blieb

') Steinhoser Chron. 4, 599. **) Sattler Gesch. II. !9.

noch die Theurung. Dinkelpreis 1 fl. 4 kr. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 51 kr.

2 hlr., Cannstadt 4 fl. 40 kr., Lauffen 2 fl. 31 kr., Brackenheim 2 fl. 21 kr.

1514 war nach einem sehr kalten Winter (Cruf,) ein herrlich fruchtbares Jahr, darin Frucht, Wein und Alles auf's Beste gerathen. Dinkelpreis 1 fl. 32 kr. Weinrechnung: Stuttgart 2 fl. 42 kr., Marbach 2 fl. 34 kr., Bracken- heim 2 fl. 23 kr. 5 hlr.

Am 12. Januar d. J., Morgens 9 Uhr, fah man 3 Sonnen am Himmel (resp. 2 Nebenfonnen), deren jede mit der Figur eines blut- und feuerrothen Schwerts bezeichnet war. Die mittlere war größer als die 2 übrigen. Später fah mau auch

3 Monden. (Daß man dieß auf den bald darauf folgenden Bauernaufruhr deutete, war für jene Zeit sehr natürlich.)

1515 war ein kaltes und nasses Jahr; doch gab es eine seine Erndte und ist auch viel, aber saurer Wein gewachsen. Dinkelpreis 1 fl. 4 kr. Weinpreis: Stuttgart 3 fl. 17 tr. 1 hlr., Marbach 2 fl. 19 kr. 3 hlr., Lauffen 2 fl. 21 kr., Brackenheim 2 fl. 9 kr.

1516 find die Weinberge im Winter erfroren; daher weuig, aber doch guter Wein gewachsen. Früchte und andere Erdgewächfe geriethen wohl. Dinkelpreis 58 kr. Weinpreis: Stuttgart 2 fl. 51 kr., Lauffen 1 fl. 51 kr. 3 hlr., Brackenheim 1 fl. 43 kr. 3 hlr.

1517 waren die Früchte sehr dünn und eine geringe Erndte. Dinkelpreis 1 fl. 33 kr. Der Wrin hat im Blühen Schaden genommen; daher wenig und ein mittelmäßiger Trunk gewachsen. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 14 kr., Marbach 3 fl. 46 kr., Lauffen 6 fl. 32 kr. 2 hlr., Brackenheim 6 fl. 17 kr. Alter Wein kam auf 60—70 fl. Am Palmfonntag zu Calw und Tübingen starkes Erdbeben. Auch gab es in diesem Jahr heftige Sturmwinde, wovon zu Backnang einThurm, zu Hall 11 große Linden, im Rieß mehr als 100 Scheuern und Häuser niedergeriffen wurden. Viele Kranke. (31. Okt. Luther in Wittenberg, Reform.-Anfang.)

1518 war ein fruchtbar gutes, dürres Jahr, darin die Früchte wohl gerathen. Dinkelpreis 44 kr. Der Wein ist im Winter und Frühling erfroren, daher wenig, aber ein Ausbund gewachsen. Weinrechnung: Stuttgart 3 fl. 57 kr., Cannstadt

4 fl. 14 kr., Marbach 3 fl. 3 kr., Lauffen 2 fl. 53 kr., Brackenheim 2 fl. 45 kr.

1519 ist abermal Frucht, Wein, Obst und dergl, wohl gerathen. Dinkelpreis 56 kr. 4 hlr. Weinrechnung: Stuttgart 2 fl. 11 kr., Marbach 2 fl. 2 kr., Lauffen 1 fl. 27 kr., Brackenheim 1 fl. 18 kr. 4 hlr. Vieler Orten graffirende Pest. Im ein- zigen Waiblingen starben 1300Menschen- Ein Baumeister von Weinsberg, Hanns Schweiner, baute in diesem Jahr den Pfarrkirchenthurm in Heilbronn aus (Jäg.). 1507 Riß. 1513 Grundsteinlegung. 1519 Ausbau. Interessant ist die damalige Belohnung. Der Meister erhielt für den Riß und die Aufsicht über den Bau jährlich 6 fl., fodann im Sommer 30, im Winter 26 kr. täglich; ein Gefell im Sommer 26, im Winter 20 kr., ein Poliergehülfe 2 kr. weiter.

1520 war ein naßkaltes und unfruchtbares Jahr, darin zwar ziemlich Frucht, aber wenig und saurer Wein gewachsen. Dinkelpreis 49 kr. 2 hlr. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 42 kr., Marbach und Lauffen 5 fl. 2 kr. 1 hlr. Die Seuche dauerte noch fort.

» ^. -i-

6) Stlldt und Burg unter östreichischer Herrschaft.

1520—1534.

Seit im Jahre 1517 die ersten Strahlen der Reformation von Wittenberg ausgegangen, sielen ihr immer mehrere junge Theologen zu; darunter der aus der Geschichte der Reformation rühmlichst bekannte Theologe, Dr. Erhard Schyeps, ein geborener Heilbronner, welcher sick von der hohen Schule Heidelberg, wo er zuerst Jura studirte und erst später zur Theologie aus Bitten seiner Mutter überging, in seine Vaterstadt Heibronn zurückbegab und

1522 evangelischer Prediger in Weinsberg wurde, bis er von der ostreichischen Landesregierung vertrieben und von dem Freiherrn Dietrich von Gemmingen als evangel. Prediger in Guttenberg angestellt wurde. 1525 kam er in die freie Reichsstadt Wimpfen, 2 Jahre später als Prediger nach Nassau-Weilburg. Von Marburg, wo er Prosessor der Theologie war, beries ihn Herzog Ulrich 1535 als General- Superintendent aller Kirchen des Herzogthums und Hospitalprediger nach Stuttgart, wo er das sogen. Unterland zu resormiren ansing. 1543 wurde er Prosessor der Theologie in Tübingen und Inspeetor des theölog. Stifts. Als Gegner des Interims legte er sein Amt nieder und starb in Jena 1558 als Prosessor der Theologie.

Sein Nachfolger war Johann Gailing v. Jlsfeld, 1530—48, geflüchtet 1548 nach Löwenstein, f als Stadtpfarrer in Groß-Bottwar 1559.

Eine trübere Ostern- und Himmelsahrtswoche hat noch keine Stadt Württembergs gesehen, als Weinsberg im Jahre 1525, dem Jahre des großen Bauernkrieges*).

Der im Hegau und Allgäu ausgebrochene Ausstand hatte sich, weil Noth und Druck überall gleich waren, mit unbegreiflicher Schnelligkeit nach allen Seiten verbreitet. Vom Kloster Schönthal her, wo sich die einzelnen Hausen und Fähnlein in den »Hellen Hausen des Odenwaldes und (unteren) Neckarthales" vereiniget hatten, unter Anschluß der Ausständischen aus den Bisthümern Mainz und Würzburg, aus der Pfalz und dem Rothenburgischen, zog dieser Helle Hausen durch's Hohenlohesche, angeführt von Georg Mezler, einem Wirth aus Ballenberg im Churmainzischen, der zum obersten Hauptmann erwählt worden war.

Florian Geyer von Geyersberg, welcher den Rittermantel abgelegt hatte und freiwillig zu den Bauern getreten war, früher in Diensten des schwäbischen Bundes, führte einen eigenen, kriegerisch geübten Hausen, die sogenannte schwarze Schaar. Jäcklein Rohrbach, Wirth zu Böckingen bei Heilbronn, zog ihnen mit deutsch- ordenschen und Neckarthalbauern zu.

Von Oehringen ging eine Abtheilung von 400 Mann zunächst nach dem Frauen- kloster Lichtenstern, das, weil der Convent geflohen war, geplündert wurde, und von da nach Löwenstein, um die dortigen beiden Grafen zum Eintritt in die »christliche Brüderschaft" zu zwingen.

Der Helle Hausen zog in's Weinsberger Thal und verstärkte sich mit den Bauern der Dörser dieses Thals. Der Punkt, den er zunächst in's Auge saßte, war das deutschorden'sche Städtchen Neckarsulm.

An Weinsberg wurde (am 18. April) vorübergezogen, ohne es anzugreisen.

'1 Nach Zimmermanns allg. Gesch. des großen Bauernkriegs II.

Neckarsulm nahm die Bauern als Freunde aus, da die Deutschherrn hier sv verhaßt waren, als irgendwo; und das Heer der Bauern hatte sich theils im Städtchen einquartiert, theils lag es vor den Mauern aus den Wiesen umher.

Aus der Burg von Weinsberg saß als östreichischer Burg- und Ober- vogt Graf Ludwig Helsrich von Helsen sie in, ein junger Ritter von 27 Jahren, Liebling des Erzherzogs Ferdinand, seit 5 Jahren vermählt mit, einer natürlichen Tochter des vor 7 Jahren verstorbenen Kaisers Maximilian I., Margarethe, genannt von Edelsheim, Wittwe des Johannes von Hillen, gewesenen Forstmeisters der Herrschaft Tyrol.

Schon im Februar d. J. war ihm vom Erzherzog Ferdinand, damaligen Regenten von Württemberg, die Aussicht und Versorgung aller Festungen Württembergs überkragen worden. Im März d. J. bekam er als Oberst den Oberbefehl über 2000 Mann, mit denen er dem Herzog Ulrich, bei dessen damaligem Versuch, vom Hegau aus sein Land wieder zu erobern, den Weg verlegen und ihn in seinem Vorrücken verhindern sollte. Allein als der Herzog den 5. März Herrenberg zur Uebergabe nöthigte und der Graf von Tübingen aus vorrückte, um diese zu hintertreiben, wurde er von Ulrichs schweizerischen Söldnern so geschlagen, daß er auch Tübingen schnell verließ und sich nach Stuttgart zurückzog *).

Als der Helle Hausen in die Nähe von Weinsberg lam, ging der Graf die östreichische Regierung zu Stuttgart dringend um Verstärkung an **). Er wurde mit Dieterich von Weiler in die Rathsversammlung nach Stuttgart berusen. Man hatte beschlossen, dnrch Ludwig Späth von Hopsigheim und etliche Andere 1000 Knechte anwerben zu lassen und Ludwig von Helsenstein als Obersten über diese Knechte zu setzen, weil man höre, daß viele Leute einen Willen zu dem Grafen haben. Nehme man die Reisigen dazu, so werde Widerstand möglich, und wenn die Bauern diesen Ernst hören, werden sie sich, wie sie auch sonst schon gethan, wieder zurückziehen. Die Regimentsräthe hossten auch von Baden und Pfalz eine reisige Hilse zu erhalten ^ welche Hofsnung aber wegen der auch dort ausbrechenden Unruhen unersüllt blieb —; und um einstweilen, bis weiterer Beistand käme, dem Eindringen der Odenwälder Einhalt thun zu können, wurden dem Grafen von Helsenstein gegen 16 Ritter und 60 Reisige (Knechte) zugegeben, die mit ihm nach Weinsberg eilten. 12. April.

Kaum angekommen, schrieb er an die Regierung zurück: daß er mit seinen wenigen Leuten dem mit etwa 6000 Mann eindringenden Bauernhausen aus dem Odenwald und Hohenloheschen in die Länge nicht werde widerstehen können. »Wo mir, schloß er, mit Reisigen oder anderen Knechten nicht Hilse oder Zusatz kommt, so will ich meine Ehre hiemit verwahrt haben; wo einiger Nachtheil oder Schaden daraus erfolgen möchte, will ich daran unschuldig sein; wiewohl ich nichts destowemger, so lange mein Leben währt, alles das thun will, was einem frommen und redlichen Amtmann wohl ziemet.«

Zwei Tage später bat er, ihm doch die hessischen Pferde von Stund an herabzuschicken. Noch dringender schrieb er am Ostersamstag, den 15. April, man möchte doch schleunig die pfälzischen Reiter schicken mit Geld, »damit nicht Nachtheil, Spott oder Schaden daraus ersolge***)."

  • ) Stemhoser, 4, 93 l. 938 «.
    • ) Nach Zimmermanns Bauernkrieg II. 284 sg. und Stuttg. Staatsarchiv. "*) Vgl. die VmwNuse, welche die nach der Katastrophe um Hülse angegangenen Bun. desräthe von Ulm dem —' vom Lande abwesenden — Erzherzog, der Regierung und der

Uebrigens hatten Graf Helsenstein und die anderen Ritter, schon als sie von Stuttgart nach Weinsberg hinabritten, alle Bauern, die ihnen unterwegs begegneten, ausgegriffen und erwürgt*).

Bei seiner Ankunft im Weinsberger Thal sand der Graf, daß bereits, mit Ausnahme von Oberstadt, alle Dörser des Amts dem Hellen Hausen zugefallen waren. Als die Bauern — am Charsreitag 14. April — von Lichtenstern nach Neckarsulm zogen, sorderten sie Weinsberg und die Ritter darin aus, in ihre christliche Brüderschaft zu treten. Während der Graf mit ihnen unterhandelte, um Zeit zu gewinnen, bis die erwartete Hilse von Stuttgart käme, unterließ er es dennoch nicht, mit seinen Reitern »den ganzen Tag über ob den Bauern zu halten und ihnen Abbruch zu thun, so vkl ihm immer möglich-war**). Er that sich aus Weinsberg, siel hinten in den Hausen in den Nachtrab, erstach und beschädigte ihnen Biele, wodurch der Helle Hausen erzürnt und bewegt wurde***).

Zugleich kam Botschaft von der Donau, wie der Truchseß gegen die gesangenen Bauern blutig versahren, von der Hinrichtung Meister Jalob Wehes zu Laipheim, von dem Blutbad, das er die Donau hinaus unter ihren Brüdern angerichtet habe, von dem Blutdurst, den er überall gegen die Bauern zeige. Das Alles war Oel in's Feuer. Die Hauptleute der Bauern betrachteten ihre Sache als einen gerechten Krieg des Volkes gegen ihre Herren. Sie wollten aus dem Kriegssuß behandelt sein nach Kriegsrecht und Art. Weder der Truchseß, noch Graf Helsenstein, der während der Unterhandlungen ihre Brüder niederstach, achteten das Kriegsrecht gegen sie, die Bauern. Es schien nöthig, die Herren dazu zu zwingen, zu zwingen Hurch Repressalien, die zugleich eine Blutrache für den frommen Wehe, für die hingerichteten Hauptleute ihrer Brüder zu Laipheim und Langenau, für die Hingeschlachteten von Wurzach, für die soeben aus dem Zug durch's Weinsberger Thal während des Unterhandelns Erstochenen wäre.

Es war Berhängniß, daß Graf Helsenstein und Dieterich von Weiler, der Obervogt von Bottwar, der mit ihm in Weinsberg befehligte, diese Blutrache selbst aus sich herbeiziehen sollten.

Die Bauern, in zorniger Vewegung aus den grünen Wiesen vor Neckarsulm, schickten am Charsreitag Abends ein Schreiben nach Weinsberg, das an den Bürgermeister der Stadt und an den Obervogt Helsenstein gerichtet war; ohne Zweisel ein Ultimatum der Bauern. Der Graf hatte den Hintersaßen seines Amts in's Bauernlager die Drohung geschickt: wenn sie nicht heimzögen, so wolle er ihnen ihre Weiber und Kinder nachschicken und ihre Dörser verbrennen. Hanns Koberer von Bretzfeld ersuhr, daß der Graf solches dem Hauptmann der Weinsberger Fähnlein geschrieben; er kam zu den Bauern im Lager unter den Weiden, wie sie aßen und

Landschaft über ihre unverantwortliche Nachlässigkeit und Langsamkeit, namentlich auch in Beziehung aus Weinsberg machen, Zimmermann B,Kr, II. 306,

') Bericht des Archivars Rüttel in der Helsenst. Chronik von Oabelkoser. Handschr. im Stuttg. Staatsarchiv. .

  • ') Eigenes Schreiben des Grafen an die Stuttg. Regierung.

"*) Thomas Zweisel. Mse. bei Bensen.

tranken und zeigte es ihnen an. Da schrieen die Bauern des Weinsberger Thals: man solle sie heimziehen lassen oder ihnen Frieden machen *).

Als der Graf von dem Angriff aus den Nachtrab des Vauernheeres nach Weinsberg zurückkam, schien es ihm, als sände er die Bürger in der Stadt eines Theils wankelmüthig; sie waren sehr erschrocken — ohne Zweisel, da sie die Stärke des vorbeiziehenden Heeres gesehen und von dessen Erbitterung über Helsensteins Angriff gehört hatten. — Das Vertrauen, das der Graf zu ihnen gehabt, entsiel ihm und er versah sich nichts Gutes mehr zu ihnen.

Er schrieb der Regierung zu Stuttgart: »er halte für gewißlich, wäre er mit den Reisigen nicht hier, so wäre Alles umgefallen. Darum habe er heute (Samstag) mit ihnen gehandelt und es ihnen gleich aus einen Bündel gebunden und so sie wie- der von ihrem Vorhaben ihres Anschlusses an die Bauern abgewiesen."

Noch hosste er, der Helle Hausen werde Weinsberg ungestört lassen und ziehe schou gegen Wimpfen.

In's Lager der Bauern aber kamen zu gleicher Zeit eine trotzige, verächtliche Aulwort des Grafen aus ihr Ultimatum und eine Notschaft einiger Weinsberger Bürger, die es mit den Bauern hielten. So gut der Graf die Thore der Stadt hütete, so gelang es doch eines Weibes List, hinauszukommen.

Wols Nagels Frau von Weinsberg stahl sich durch nach Neckarsulm zum Hausen, ging von Hütte zu Hütte und sagte: »Jörg Ry, der Bretzel Pickel, Melchior Becker und Bernhard Hellermann von Weinsberg habe sie zu ihnen geschickt, sie sollen kommen; sie wollen ihnen die Stadt austhun; sie sollen sie nicht in den Nöthen stecken lassen.

Dazu kam Semmelhanns von Neuenstein, ein Salzführer, in's Lager nach Neckarsulm. Der war in der Weinsberger Burg gesangen gelegen nud ausgebrochen. Dieser zeigte dem Bauernrath, Dionys. Schmid von Schwabbach an: es liegen nicht mehr als 8 Mann oben im Schloß; die anderen Alle seien in der Stadt. Er wolle ihnen den Punkt zeigen, wo das Schloß leicht zu stürmen seie **).

Schmid und der Bauernrath Hanns Koberer von Bretzfeld theilten diese Nachricht den Hauptleuten mit und machten den Vorschlag, 4or Weinsberg zu ziehen und es zu nehmen. Die Antwort des Grafen entrüstete den ganzen Hausen; »die Bauern aus dem Weinsberger Thal waren lustig, Stadt und Schloß zustürmen, damit sie nimmer frohnen dürfen« und der Helle Hausen erhob sich am Osterseste Morgens früh — 16. April — Weinsberg zu »mit großer Furie«. Es ging über Binswangen und Erlenbach aus den der Burg gegenüberliegenden Schemelsberg.

Zu Neckarsulm war am Abend des Beschlusses ein Heilbronner Bürger, Einer von der Ehrbarkeit, im Bauernlager anwesend gewesen. Als dieser hörte, wie die Bauern beschlossen haben, Weinsberg- zu nehmen und dem Adel zu Leibe zu gehen, ließ er heimlich noch in der Nacht den Grafen durch eine» Wächter warnen. Auch durch einen Kundschafter wurde dem Grafen noch vor Tag gemeldet, daß die Bauern bereitsaus ihrem Lager ausgebrochen seien und es geheißen habe: sie wollen bei den Weinsbergern die Ostereier holen ***).

  • ) Urgicht des Dionysins Schmid v. Schwabbach,
    • ) Urgicht des Dionvs. Schmid.

°) Stiittg. Staatsarchiv.

Schon vor Tagesanbruch — 16. April, Ostersest — waren aus diese Nachrichten Ritter und Reisige gerüstet; ihre Pferde in den Stallungen gesattelt und gezäumt, und zur Verstärkung der geringen Besatzung des Schlosses wurden sogleich noch 5 Reisige auch dahin abgeschickt. Mehr konnte man nicht in's Schloß legen, obgleich des Grafen Gemahlin und Kind und Kostbarkeiten darin waren. Der Graf verachtete auch die Bauern zu sehr, als daß er es für möglich gehalten hätte, daß sie ein so festes Schloß erstürmen. Es galt ihm vornehmlich, die Stadt gegen den ersten Angriff zu vertheidigen; er tras die nothigen Anordnungen zu Vertheidigung ihrer Thore und der Wehren.

Hieraus versammelte er seine Ritter und Reisigen und die Bürgerschaft aus dem Markte, wo er sie ermunterte, herzhast zu sein und ihr Bestes zu thun. Sie zeigten allen guten Willen und der Graf gab ihnen auch von seiner Seite die Zusicherung, da er sein Weib und Kind aus dem Schloß verlassen habe, wolle er auch bei ihnen in der Stadt ausharren und Alles für sie thun. Es werde ihnen auch unfehlbar heute noch ein reisiger Zug zu Hilse kommen *).

Die Thore, Mauern und Wehren waren nach der Anordnung des Grafen bereits alle besetzt. Noch zeigten sich keine Bauern .. .

Die Zeit des Morgengottesdienstes, den der Pfarrer abzukürzen ersucht ward, rückte heran. Mehrere Bürger und Reisige begaben sich in die Kirche, um das Sakrament zu empfangen. Auch der Graf und Dieterich v. Weiler waren zu Anhörung einer Messe darin.

Da wurde dem Grafen, noch ehe der Gottesdienst zu Ende ging, um 9 Uhr Morgens, in die Kirche gemeldet, die Bauern seien da; man sehe einzelne Bauern- gruppen aus dem Schemelsberg, denen größere Parthieen nachziehen. Der Thurm- wächter wollte sogleich Sturm schlagen; aber der Graf verbot ihm, Lärm zu machen, um die Einwohner nicht noch mehr zu beängstigen. Den Reisigen und Bürgern, die aus der Mauer zur Wehr gerüstet waren, sprach er zu, muthig und unerschrocken zu sein. Dietrich von Weiler und der Schultheiß Schnabel sorgten dasür, daß Weiber und Mägde ganze Hausen Steine, die von den Reisigen aus dem Pflaster ausgebrochen wurden, aus die Mauer trugen.

Vom Schemelsberg, aus welchem sich die Bauern in Schlachtordnung stellten, schickten sie 2 Herolde, an einem Hute kenntlich, den sie aus einer langen Stange trugen, zur Stadt hinab. Diese erschienen vor dem unteren Thore und sorderten die Stadt zur Uebergabe aus.

»Eröffnet Schloß und Stadt dem hellen christlichen Hausen, riesen sie an die Mauer hinaus; wo nicht, so bitten wir um Gotteswillen, thut Weib und Kind hinaus; denn Beide, Schloß und Stadt werden den freien Knechten zum Stürmen gegeben und es wird dann Niemand geschont werden."

Die innerhalb des Thors ausgestellten Bürger und Reisige wußten nicht, was sie den Abgeordneten antworten sollten. Sie schickten nach dem Grafen und er eilte sogleich selbst dem Unterthore zu. Aber ehe er kam, war (unglücklicher Weise) Dieterich von Weiler an's Thor gekommen.

Dieser, ein übermüthiger Rittersmann, glaubte nicht, daß die »Roßmucken", wie er die Bauern verächtlich nannte, einen ernstlichen Angriff wagen würden, wenn sie entschlossene Gegenwehr sänden. Er hielt es für eine Schande, wenn ein Ritters-

') Stuttgarter Staatsarchiv,

mann mit solchen »Roßmuckeu" verhandeln wollte. Mit Kugeln sich mit ihnen zu besprechen, seie das einzige Würdige und Gescheidte. Aus seinen Befehl wurde von der Mauer und dem Thorhause herab aus die Gesandten der Bauern geseuert. Einer derselben stürzte schwer verwundet nieder, rasste sich aber blutend aus und lies mit dem Anderen, was sie konnten, dem Schemelsberg zu. Dietrich von Weiler freute sich des Lausens — er glaubte aus der Bewegung aus dem Berge schließe!! zu dürfen, daß eine solche Energie den Bauern imponirt habe. »Lieben Freunde! ries er, sie kommen nicht; sie wollten uns nur also schröcken und meinen, wir hätten vom Hasen das Herz.«

Anders dachte der mit dem Grafen herbeigekommene Bürgermeister Pretzel. Er äußerte dem Grafen die Besorgniß, daß es den Bauern, wenn sie, was jetzt wahrscheinlich seie, mit aller Macht heranrücken, eben doch gelingen möchte, durch die Thore einzudringen. Man solle das untere Thor verterrassen und dazu aus dem nahen Spital Fässer und Mist schnell herbeischaffen. Aber der Graf meinte: dadurch würde den pfälzischen Reitern unter dem Marschall von Habern, die er stündlich erwarte, der Weg versperrt; weßhalb er es nicht zugab. Auch er glaubte nicht an den Ernst der Bauern*).

Während der Verhandlung, die sie von ihren Gesandten erwarteten, standen die Bauern in 3 Hausen ruhig, aber in Schlachtordnung; voran Florian Geyer mit der schwarzen Schaar; hinter ihm ein zweiter Hausen —; die größere Zahl hielt noch gegen Erlenbach und Binswangen hin. Die Schüsse von der Mauer und dem Thorhaus, welche Einen der Gesandten blutig niederwarsen, waren das Signal.

Aus Einmal, bewegte sich Florian Geyer mit der schwarzen Schaar gegen den Burgberg; der Hausen hinter ihm eilte vor die Stadt hinab; der noch gegen Erlenbach stehende große Hausen kam im Sturmschritt nach. Die schwarze Hofmännin, eine alte Hexe aus Böckingen, sprach den Zaubersegen über die Bauern, daß die seindlichen Büchsen ihnen nicht schaden.

Während das Schloß angerannt wurde, ergoßen sich die Hausen um die Stadt und der erste Angriff geschah aus das untere Thor, welchem sich die Bauern vom Siechenhaus her in einem Hohlweg mit Leitern und Büchsen genähert hatten.

Die Bürger in der Stadt hielten sich wohl mit dem Grafen **). Bürger und Reisige wetteiserten aus der Mauer. Vom Schloß, wie von den Mauern und Wehren der Stadt wurde ein lebhastes Feuer aus den Schießlöchern unterhalten und, ein hestiges Steinwerfen über die Mauern hinab, um die andringenden Bauernsähnlein abzuhalten. Doch wurden nur 3 Bauern von der Stadt aus erlegt, dagegen Viele mehr oder weniger verwundet, was die Wuth der Bauern noch mehr reizte. Sie schwuren den Weinsbergern Mord und Brand zu. Es war Jäcklein, der hier stürmte. Da gewahrte man plötzlich von der Stadt aus 2 Fahnen aus dem Schloß ausgesteckt. Es waren — Bauernsahnen ***), es waren die Siegeszeichen Florian GeYers und seiner schwarzen Schaar. Diese, meist Bauern der Rothenburger Landwehr, eingelernte Kriegsmänner, die schon mehr dabei gewesen, wo es galt, Mauern zu stürmen und zu brechen, waren mit denen vom Wnnsberger Thal.im Grünen vor das Schloß gezogen und hatten es in Kurzem erstiegen und erstürmt.

  • ) Stuttg. Staatsarchiv.
    • ) Seidler Mse. aus einer Handschrist des Truchseß in der Canzlei zu W«s«gg.
    • ) Roth mit einer schwarzen Pslugschaar in der Mitte.

Schon waren auch am dreisachen unteren Thore der Stadt die 2 äußeren Thore von den Bauern eingehauen. Das und der Fall des Schlosses schlug den Muth der Bürger nieder. Es waren ohuedieß nicht alle Bürger von Ansang an in der Bertheidigung so eisrig gewesen, sondern nur »die Ehrbarkeit", nur die am unteren und oberen Thore. An der nördlichen Seite der Stadt, bei dem kleinen Thor an der Kirche, wo Dionysius Schmid von Schwabbach den Sturm anlies, wehrten sich die Bürger gar nicht. Hier arbeiteten die Freunde Jeicklins und Schmids, namentlich Adam Franz, Wendel Hofmann, Melchior Becker, Jörg Schneiderhänslein und Jörg Ry den Bauern in die Hände. Einer hieb innen am Psörtlein, Einer von außen, um es auszuhauen.

Jetzt, bei der surchtbar anschwellenden Gesahr, als die Sturmblöcke und Balken, die Hämmer und Aerte schon am letzten, innersten Thore des Unterthores schmetterten, entsank auch den ehrbaren, den ergebensten Bürgern der Wille des Widerstandes. Es war umsonst, daß Dietrich von Weiler noch immer in der Stadt herumritt und die Bürger und Reisigen, die zum Theil schon die Wehren verließen, zu unausgesetzter Gegenwehr ausries. Zugleich umringte den Grafen ein Hausen Weiber, welche schrieen und slehten, es doch nicht aus's Aeußerste kommen zu lassen, da ihnen bei längerer und doch nutzloser Gegenwehr mit Mord und Brand gedroht werde. Diese Drohung Jäckleins hatte surchtbaren Eindruck aus die Einwohner gemacht; und während die Ritter noch immer zum Widerstand riesen, beharrten die Bürger aus Ueber- gabe »gegen Sicherheit für Leib und Leben«. Die Bürger entzweiten sich mit den Reitern und der gemeine Mann sing an, die Herren mit Gewalt von den Wehren und Mauern herabzuziehen. Dieß geschah namentlich gegen Hanns Dietrich von Westerstetten, der mit dem Hauptmann Heßlich und dem Amtsknecht von Bottwar die Mauer wieder erstiegen und gerade von dort einen Bauern erschossen hatte. Die Bürger drohten ihm mit dem Tode, wenn er nicht herabginge.

Der Graf sah nun selbst die Unmöglichkeit ein, sich zu halten. »Ihr habt euch wohl gehalten, ihr Weinsberger! und den Bauern genug gethan; das will ich euch vor Gott und der Welt bezeugen!" ries der Helseusteiner und gab es zu, daß Einer der Bürger, der Schwabhannes, mit d«m Hut aus einer Stange den Bauern über eine Zinne der Unterthors hinaus Friede zuries und das Anerbieten machte, ihnen, wenn sie Alles am Leben ließen, die Stadt- zu übergeben. Auch der Priester Franz und noch Mehrere schrieen: Friede! Friede! zu den Bauern hinaus. Diese aber schoßen dem Schwabhannes den Hut von der Stange herab und riesen hinaus: die' Bürger sollen beim Leben bleiben; die Reiter aber müssen Alle sterben. Graf Helsenstein stand daneben, als Schwabhannes wenigstens um eine Ausnahme für den Grafen bat und mußte mit eigenen Ohren die Antwort hören: daß er sterben müsse, wenn er auch von Gold wäre.

Jetzt saßte der Graf, dem es zu grauen ansing, den Entschluß zur Flucht. Er wollte noch einmal die Bürger zu kurzem Widerstand ausmahnen, um während desselben zum oberen Thore auszubrechen. Er theilte diesen Entschluß etlichen Bürgern, die ihm vertraut waren, mit und bat sie, ihm und seinen Reitern zum Thore hinauszuhelsen. Aber auch hier sanden sie die Wehren und das Thorhaus meist von den Bürgern schon verlassen. Nur wenn die Bürger ihn von der Mauer aus krästig unterstützten, war es möglich, sich zum Thore hinaus durchzuschlagen; denn bereits war auch das obere Thor von den Bauern angerannt. »Wo sind meine frommen Bürger?« ries der Graf verzweiselnd. Aber sein Rus wurde übertäubt durch das Jammergeschrei der Weiber, die zu Eröffnung des Thores bereits die Schlüssel in den Händen hatten und von dem Geschrei der Vürqer welche die Besatzung nicht entsliehen lassen wollten. Als sie die Ritter und Reisigen sich aus ihre, aus dem Markt bereit stehenden Pferde schwingen sahen, schrieen sie die es nicht mit den Bauern hielten, in der Angst vor den Stürmenden den Rittern . zu: «wollt ihr uns allein in der Brühe stecken lassen?" Andere schrieen unter Verwünschungen: »durch sie seie die Stadt in's Unglück gekommen; zum Entfliehen sei es jetzt keine Zeit."

Die Uhr war wirklich auch abgelausen; von 4 Seiten zumal ergoß sich der Strom der Bauern in die Stadt. Zuerst sprang das Psörtlein bei der Kirche aushier stürzte im Gedräng Dionysius Schmid und ein Schwarm, der vom Schloß herab kam, in die Stadt herein. Aus einer anderen Seite,' beim Spital, hals ein Spitalpsründner, Hans Mösling, «ein einsältiger Mensch,« einem Bauern ijber die Stadtmauer herein und diesem stiegen die Anderen nach. Mit wüthendem Mord, geschrei wälzte sich die Hauptmasse der Bauern durch das von ihnen vollends ein- > gehauene untere Stadtthor gerade in dem Augenblicke, als sich die Reisigen aus ihre Rosse geschwungen hatten. Man hörte das Geschrei an die Bürger: »geht in eure Häuser mit Weib und Kind, so soll Euch Nichts widersahren!"

Die Bürger slohen in ihre Wohnungen und schloßen Thüren und Läden. Jäck- leins Hause aber schrie nach dem Grafen und den Rittern, man müsse sie durch die Spieße jagen.

Während dessen drangen die Bauern auch vollends zum oberen Thore herein. Es bleibt nach den Zeugenaussagen ungewiß, ob sie es selbst sprengten, oder ob die Bürger es ihnen öffneten.

Alle Ritter und Reisige suchten die höher gelegene Kirche und den Kirchhof zu erreichen, um sich hier noch ihres Lebens zu wehren, oder sich im Inneren der Kirche zu retten. Auch der Graf flüchtete sich dahin. Ein Priester zeigte ihm und mehreren, Rittern eine Schneckenstiege in der Kirche, durch die sie aus den Kirchthunn kommen und sich vielleicht dort noch vor ihren Feinden retten möchten. Etwa 18 Ritter und Knechte slüchteten sich durch diese Schneckenstiege aus den Thurm.

Die Blutdürstigsten unter den Bauern waren die Böckinger (unter Jäcklein), die vom Weinsberger Thal und einige aus der Stadt, wovon 5 schon in Lichtenstern zu den Bauern gefallen, 3 derselben mit nach Weinsberg gekommen und bei Erstürmung der Stadt und des Schlosses thü'tig gewesen waren. Aus dem Schlosse hatte Einer von Oehringen 5 Reiter niedergestoßen. Clemens Pseisser von Weinsberg, der vom Schloß herabgekommen war, ries: «ich habe den Burgpsassen Wols erstochen; hatte ich den Claus Müller von Weinsberg, ich wollte ihn gleich erstechen."

Aus dem Kirchhof wurden Sebastian von Ow, Eberhard Sturmseder und Rudolph von Eltershofen ereilt; sie sielen sogleich unter den Streichen und Stößen der Bauern. Wen diese mit Wassen aus dem Platz sanden, der ward erstochen oder erschlagen. Selbst aus den Bürgern kamen während des Sturms und jetzt im Gedränge des ersten Hereinbruchs 18 um; in die 40 wurden verwundet. Die verschlossene Kirchthüre wurde ausgesprengt; alle Reisigen, die sich im Schiss der Kirche versteckt hatten, wurden erstochen. Einige hatten sich in die Grust verborgen; die Bauern erbrachen die Grust und erschlugen die Ausgesundenen. Nun entdeckten sie auch die Schneckenstiege. Ein wildes Freudengeschrei erscholl: »hier haben wir das ganze Nest beisammen; schlaget sie Alle todt!" Alle wollten sich zugleich hinausdrängen. Es konnte aber hin und her nur Einer um den Andern durchkommen und dadurch, daß sie in einem aus der Treppe erstochenen Reiter das Schwert stecken ließen, wurde der Zugang aus kurze Zeit von ihnen selbst gesperrt.

Jetzt gab Dietrich von Weiler alle Hoffnung aus. Er trat aus den Kranz des Thurmes und ries hinab aus den Kirchhos: sie wollen sich gesangen geben und 30,000 fl. zahlen, wenn man sie am Leben lasse. «Und wenn ihr uns, riesen die Bauern hinaus, auch eine Tonne Goldes geben wolltet, der Graf und alle Reiter müssen sterben.« »Rache, Rache für das Blut unserer Brüder, für die 7000 bei Wurzach Gefallenen!" schrieen Andere; und in demselben Augenblick sank Dietrich von Weiler rückwärts nieder. Ein Schuß von unten hatte ihn tödilich in den Hals getrossen. Und schon stachen auch die Schwerter derjenigen Bauern nach ihm, die jetzt den Thurmschnecken heraus gekommen waren. Dann warsen sie den noch Röchelnden über den Kranz aus den Kirchhof hinab.

Auch andere Ritter theilten sein Loos; darunter der Forstmeister Leonhard Schmelz. Matthias Ritter stürzte ihn und 2 Andere vom Thurm herab. Veckerhanns von Böckingen trat unter gräßlichen Flüchen aus dem Leichnam des Forstmeisters herum. Der junge Dieterich von Weiler, des Erschlagenen Sohn, erkaufte von Beckerhanns sein Leben mit 8 Goldgulden; aber dieser schlug ihn dennoch, wie er sich wandte, von hinten mit der Büchse nieder.

Georg Mezler, der oberste Hauptmann der Bauern und Andreas Remy von Zimmern, ein anderer Anführer, ritten herbei und gaben den Befehl, keinen Ritter und Reisigen mehr zu tödten, sondern Alle gesangen zu nehmen. So wurde Graf Helseustein mit den Anderen vom Thurme herab geführt. Im Durchführen über den Kirchhof stieß ihn ein Bauer mit der Hellebarde in die rechte Seite; auch Georg von Kaltenthal würde am Kops verwundet. Die Gesangenen waren mit Stricken gebunden und wurden in die festen Mauern- und Thorthürme gelegt, Helsenstein wahrscheinlich in den Thurm an unteren Thore, nahe dem nachmaligen Mordplatze. Alles, Sturm, Eroberung, Gesangenschaft, war das Werk einer Stunde. Um 10 Uhr Morgens war Alles vorüber.

Da mehr gesattelte Pferde erbeutet wurden, als den Bauern Reiter in die Hände gefallen waren, so schloßen sie nicht unrichtig daraus, daß noch manche Reisige sich in bürgerlichen Häusern versteckt haben möchten. Unter Trommelschlag wurde sogleich bekannt gemacht, daß jeder Bürger sich in sein Haus begeben und bei Leib- und Lebensstrafe die in den Häusern und Scheuern versteckt liegende Reisigen ausliefern sollte. Nur Wenigen gelang es, durch die Gutmüthigkeit ihrer Hauswirthe zu entkommen. Einer verbarg sich im Backosen und entrann daraus in Weiberkleidung. Ein junger Knecht Dietrichs von Weiler, Marx Hengstein, wurde von einigen Weibern im Heu versteckt und entkam wie der Vorige. Jörg Mezler von Ingelsingen, ein Fähndrich der Bauern, rettete einen Dritten, ihm Besreundeten, indem er ihn für einen Koch ausgab.

Jetzt wollten die Bauern plündern. Da sie die Stadt mit Leib- und Lebensgesahr haben erobern müssen, behaupteten Viele, so gehöre ihnen nun auch Grund und Boden von Weinsberg zu. Nicht ohne großes Murren des Hausens brachten es endlich die Hauptleute dahin, daß nur die Häuser der Geistlichen, des Kellers (Binder), des Schultheißen (Schnabel), des Stadtschreibers (Rößlin) und des Bürgermeisters (Prezel), die sich besonders thätig an die Ritter angeschlossen hatten, der Plünderung preisgegeben, die übrigen Bürgerhäuser verschont wurden. Für die Ver

schonung wurde den Bürgern zur Bedingung gemacht, die vielen Verwundeten sorglich zu pslegen und die Bauern mit Wein und Lebensmitteln zu versehen, so lange sie in Weinsberg lägen.

Auch in der Kirche und Saeristei wurden alle Truchen erbrochen, das Allmosen, die Monstranz, die Kirchengesässe genommen. Die Bauern waren mit ihren Gedanken so sehr nur beim Plündern, daß Wolsgang Schäser, der Schulmeister, ihnen unter dem Geschäft 2 Altarkelche wieder heimlich wegnehmen konnte. In der Stadt plünderten sie jedoch selbst in den preisgegebenen Häusern mit Rücksicht. Als sie ein Trüchlein mit Geld in einer Kammer sanden und Schäser, der Schulmeister, sagte: es gehöre armen Kindern zu Weinsberg, ließen sie es geschehen, daß « es davon brachte.

Im Schlosse sanden sie die reichste Beute. Der Eine trug einen Becher davon ein schönes Silbergesäß, das dem Grafen gehörte; der Andere seidene Decken und seidene Gewande, Zinngeräth und Leinwand. Dionysins Schmid erbeutete allein bei 60 Gulden; Koberer so viel, daß er sagte: Lueas schriebe nicht davon. Es war ein solches Reißen und Zerren um die Kostbarkeiten, daß sie ost das Beste übersahen. So lag ein Futteral am Boden; es sah aus wie ein Lösselsutteral. Einer und der Andere hob es aus und wars es wieder weg. Zuletzt nahm es Einer und öffnete es; »da stack es voller Ring und Ding«. Dionysins Schmid allein verkaufte um 50 fl. Ringe und Kleinodien an einen Nürnberger Goldschmid, sein Bruder Caspar um 25 ff. Der reiche Weinvorrath des Schloßkellers wurde in's Lager geschafft. Beutemeister war Hanns Wittich von Ingelsingen; er vertheilte Früchte und Wein. So verging der Mittag und Abend mit Plündern, Veutevertheilen, mit Wohlsein im Essen und Trinken und dabei ging das alte Welsenschloß in Flammen aus.

Seitdem liegt es in Trümmern (s. unten Jahr 1553 und 1769). Wo war indessen Florian Geyer?

In der eroberten Stadt sinden wir ihn nicht, auch nicht bei der folgenden Blut- that. Er hatte im Bauernrathe den Grundsatz ausgestellt: man solle alle fester Häuser ausbrennen und ein Edelmann nicht mehr denn Eine Thüre haben wie ein Bauer. Die Anderen hatten gerade zuvor den Satz angenommen, daß alle Klöster abgethan, die Mönche hacken und reuten müssen, wie die Bauern. Florian meinte, wenn das Volk frei werden sollte, müsse der Adel wie die Psassen den Bauern gleich gemacht werden, daß nur Ein Stand wäre aus deutschem Boden, der Stand der Gemeinsreien. Darum drang er aus Zerstörung aller Herrensitze, der weltlichen'wie der geistlichen. Demzusolge hielt er sich wohl in der von ihm eroberten Burg mit deren Zerstörung aus. Anderer Ansicht war Wendel Hipler, welcher besonders aus den Oberhauptmann Jörg Mezler Einfluß übte. Dieser wollte den Adel in das Interesse der Bauern ziehen, ihn für die bei der Besreiung des Volkes zu verlierende Rechte aus den säeularisirten geistlichen Gütern entschädigen und in den Bund mit den Bauern eintreten lassen. — (S. die unten folgende Ostermontagsberathung.) — Ties im Grunde seiner Seele wälzte Jäcklein Rohrbach andere Gedanken^ Er war der Mittelpunkt der Schreckensmänner im Bauernheere. Rache war ihre Losung; "dem Adel ein sonderbar Entsetzen und eine Furcht einzujagen« ihr nächstes Trachten*). Aus seinen Antrieb wurden schon V- Stunde nach der Erstürmung Weins-

») Urgicht des Dion. Schmid. Haarer aus späteren Geständnissen.

bergs*), während der größte Theil des Heeres plünderte, oder in den Wirthshäufern »zum Stärlen, zum Rößlen" :e. zechte, in der Mühle beschlossen, die Gefangenen alle zu erstechen.

Jäcklein war es, der die Gefangenen sogleich herausführte auf eine Wiese beim Unterthor. Es waren Graf Ludwig v. Helfenstein, Obervogt zu Weinsberg; Hans Konrad Scheuk zu Winterstetten, Vogt zu Vaihingen und Maulbronn; Burkhard von Ehingen, Sohn des tapfern Rndolphs v.Ehingen; Konrad von Ehingen, deßgl.; Friedrich und Jörg Wolf von Neuhausen; Haus Dietrich von Westerstetten, Vurgvogt zu Hohen-Neuffen; Philipp von Bernhausen, Sohn des Vogts zu Göppingen, Jaeob v. B.; Hans Konrad Spät von Höpfigheim; Bleickhard von Riexingen und Weip- recht v. Riexingen; Rndolph von Hiruheim; Wolf Rauch von Winnenden und Helfenberg; Jörg von Kaltenthal, der Jüngere**).

Auch mehrere Knechte wurden mit ihnen herausgeführt, junge Reitersknaben — mit Stricken gebunden. Man führte sie in einen Ring, nm ihr Urtheil zu hören.

Es war eine alte Strafe, durch die Spieße zu jagen; eine Strafe jedoch, die nur wider diejenige angewendet wurde, welche wider Ehre gehandelt hatten und welche auch dann nur bei Knechten im Brauche war. Diese Todesart wurde den Gefangenen angekündigt, »dem Adel zu Schand und Spott > als ob sie wider Ehre gehandelt hätten" ***).

Da kam die Gräfin von Helfenstein, welche gefangen von der Burg herabgeführt worden war. Sie trug ihr zweijähriges Söhnlein Maximilian auf den Armen; ihr Frauenzimmer folgte ihr. Sie warf sich vor Jäcklein und den Anderen auf die Kniee, hielt ihnen ihr Kind entgegen und bat flehentlich, dem Kleinen den Vater, ihr den Gatten zu lassen. Aber alle Macht ihrer Thränen, ihrer Schönheit, ihres Unglücks rührte die Harten nicht. Jahrelange unmenschliche Behandlung hatte Viele zu Unmenschen gemacht. Sie stießen die jammernd zu ihren Füßen liegende Kaiserstochter zurück und Einer stach mit seinem Spieß »das kleine Herrlein" auf ihrem Arm auf die Brust. Helfenstein selbst bot für sein Leben allein eine Lösungssumme von 30,000 fl. »Und gäbft du uns 2 Tonnen Golds, antworteten sie, so müßtest du doch sterben». Die Rache lechzte nach Blut.

Auf Jäckleins Befehl bildete sich von Bauern eine Gaffe, welche Hans Winter aus dem Odenwalde eommandirte. Wilmerhans von Neckargartach schlug die Trommel, wie es bei Hinrichtungen der Art alter Brauch war. Die Bauern in der Gaffe streckten ihre Spieße vor und der Erfte, der unter Trommelschall in die Gaffe gejagt

  • ) Stuttg. Staatsarchiv Bundesaeten ?»«c!, 99. >>., wornach Zimmermann in seiner Vorrede p. IX. berichtiget, daß die Hinrichtung nicht erst am folgenden Ostermontag geschehen feie, wie er im Tert nach andern gleichzeitigen Berichten erzählt hatte.
    • ) »Selb 14. vom Adel durch die Spieß gejagt.« Schreiben der Stadt Heilbronn an den schwäb. Bund. »Da sie den Grafen und 13 Edle mit ihm durch die Spieß gejagt Hätten." Bericht des Augenzeugen. - Not, 2 von Gemmingen, welche Zimmermann hier nennt, kommen bei Erusius nicht vor. Dagegen berichtet Z. selbst von 2 Söhnen des Ru- dolph v. Ehingen, Thl. III. p. 746. Und ebenfo finden sich 2 von Rieringen in der O.A.Beschreibung v. Vaihingen ?. 213.

Köhler nennt mit Erusius u. Andd. noch einen Götz von Verlingen , Rndolph von Otten- hofen, Felir Eigen von Eigenhofer, fowie die 2 Schmelz, ««n. und^in., (Schmelz, f. oben p. NN), Bezo von Göppingen, Johann Maul, Paul Star und des Grafen Reutknecht Pleyberger.

"*) Nielas Thoman Handschrift.

wurde, in die Spieße der Bauern, war Hans, ein Knecht des Konrad Schenk von Winterstetten. Er wurde sogleich niedergestochen. Der Zweite, an den die Reihe kam, war sei» Herr.

Der Dritte, der zum Eintritt in die Gasse commandirt wurde, war Graf Ludwig von Helsenstein. Jakob Leutz, ein zu Rom geweihter Priester, bei dem Ausbruch des Ausstandes Pfarrverweser zu Winzenhoseri, ietzr tzck^Hn 'dn V.Y^N'K> hörte ihn beichten und empsing von ihm seinen Rosenkranz, 'den er fortan selbst am Arme trug *). Urban Metzger von Waldbach und Claus Schmids Sohn von Rappach führten den Grafen in ihrer Mitte heraus an die Gasse. Es sollte ihm doppelt bitter werden. Melchior Nonnenmacher, ein Pseiser von Jlsfeld, der die Zinke blies, war früher jn seiner Gunst gestanden und mehrtheils zur Tafelmusik bei ihm zu Tisch gesessen**). Diesen aus seinem Dienst entlassenen Nonnenmacher sah der Graf jetzt vor sich aus seinem letzten Gang. Der trat vor ihn, wie sie ihn daher führten, nahm ihm Hut und Feder vom Kops mit den Worten: «das hast Du nun lange genug gehabt; ich will auch einmal ein Graf sein,« und setzte ihn sich selbst aus. Und weiter sagte er: »habe ich Dir lange genug zu Tanz und Tasel gepsissen, so will ich Dir jetzt erst den rechten Tanz pseisen." Damit schritt er vor ihm her und blies lustig die Zinke bis an die Gasse. Urban Mezger von Waldbach stieß ihn gegen die Spieße. Beim dritten Schritte schon stürzte der Graf unter vielen aus ihn hineinstechenden Spießen zu Boden.

Ihm folgte sein Knappe Plevberger und sein Hansnarr ***); dann nach einander kamen die Ritter daran, und wie Einer in die Gasse trat, hörte man Zuruse wie: «Du bist mir über den Saamen geritten; Du hast mir das Schwerdt über den Kops geschlagen; Du hast mir dieß und das gethan." Die jungen Reiterknaben wurden mit Spießen in die Höhe gehoben und so ermordet.

Noch der Leichnam des gefallenen Grafen wurde verhöhnt und mißhandelt. Melchior Nonnenmacher nahm das Schmalz von ihm und schmierte seinen Spieß damit f). Die schwarze Hofmännin stach mit ihrem Messer in seinen Bauch und schmierte sich mit dem herauslausenden Fette die Schuhe. Man sah Einen, der Haut und Haar eines ErmordeKn aus einem Spieß herumtrug.

Andreas Remy von Zimmern steckte die Helmsedern des Grafen aus seinen Hut; Jäcklein Rohrbach legte den Koller und die damastene Schauppen des Grafen sich selbst an, trat damit vor die unglückliche Gräsin und sprach: »Frau, wie gefall' ich Euch jetzt, in der damastenen Schauppe?" Die Gräsin vergieng vor Schrecken und Betrübuiß, »ls sie den Mörder ihres trauten Herrn in dessen Wassenkleidung vor sich sah -f-s-). Den Panzer legte Jäcklein wieder ab und schenkte ihn an Haus Seckler von Neuenstein. Rohe raubgierige Hände nahmen der Gräsin ihr Geschmeide und ihre Kleider und zersetzten ihr noch den Rock, den sie am Leibe hatte. Hieraus setzte man sie aus einen Mistwagen mit ihrem Kind und ihrem Frauenzimmer und schickte sie nach Heilbronn. Spottend riesen sie zu ihr hinaus: «in einem goldenen Wagen bist Du nach Weinsberg eingesahren; in einem Mistwagen fährst Du hinaus". Sie aber dachte der eben verflossenen Leidenswoche des Herrn und sprach: «ich habe viele Sünden. Christus mein Herr ist auch am Palmtag unter dem Jubel des Volks

  • ) Wurde in Neckarsulm gesangen und enthauptet. Z. IN. S. 829. 29, Mai.
    • ) Seidler Handschr. ***) Hofmann Handschr. -f) Seidler Hondschr. ff) Hans Lutz Hanbschr.

Dttlenius, Weiiwberg. 8

eingezogen und bald daraus hat er Spott und Kreuz leiden müssen, nicht um seiner, sondern um Anderer Sünden willen; der tröste mich!« So suhr die edle Dulderin von dannen, ihr verwundetes Kind in den Armen, das noch in späteren Jahren die Narbe behielt; und sie that ein Gelübde, wenn Gott diesem ihrem Sohne aushelse, so wolle sie ihn Gott opsern und er müsse geistlich werden *).

In jungen Jahren Wittwe von 2 geliebten Männern, begab sie sich nach Lüttich, wo ihr Bruder Georg von Oestreich Bischof war und starb dort nach 12 Jahren; ihr Sohn trat, wie sie gelobt hatte, in den geistlichen Stand.

Die Mittagssonne des Ostersestes (des 16. April) beleuchtete die Vollendung des blutigen Drama's**). Jäcklein und seine nächste Umgebung führten die grause Seene für sich aus; der Hauptmann Mezler (s. oben) war, nicht dabei, wohl aber Remy von Zimmern (s. oben); nur eine kleinere Zahl der Bauern halte Theil daran. Neun Zehntheile des Bauernheeres ersuhren erst, als Alles längst vorüber war, etwas von der Blutrache, welche Jäcklein und Andere mit ihm an den Rittern genommen hatten***).

Die Hauptleute und Räthe hielten hieraus am Ostermontage eine Sitzung. Was darin verhandelt, wie Jäckleins That von Allen ausgenommen wurde, darüber ist Nichts überliefert. Nur Eines ist Thatsache: von diesem Augenblicke an wird Florian Geyers Name nicht mehr im Bauernrathe genannt und er trennt sich mit seiner schwarzen Schaar von dem Hellen Hausen.

Das war die eine und wohl die schlimmste Frucht, die aus der Blutsaat Iäckleins ausging. Denn mit Florian verlor der Helle Hausen seine militärische Intelligenz, mit seiner schwarzen Schaar seine besten Kriegsleute.

Auch darüber beriethen sich die Hauptleute und Räthe in dieser Sitzung: ob sie (Sötz von Berlichingen zu einem obersten Hauptmann annehmen wollten? »weil — nach der Urgicht des Dion. Schmid — Götz mit ihnen zu Schönthal geredet: »er vermöge die Edelleute zu ihnen zu bringen.» Es scheint, daß die Mißbilligung gegen Jäckleins Blutthat die Oberhand behielt und daß sie eilen wollten, zwischen ihrer Sache und der des Adels einen Anknüpsungspunkt zu suchen. Merkwürdig ist, daß auch Jäcklein sich gleich daraus von den Odenwäldern trennt und nach einer entgegengesetzten Seite sich wendet.

Der churpfälzische Marschall von Habern, welcher dem Grafen von Helsenstein aus dessen schristliches Ersuchen von Mosbach her mit 20 Reitern zu Hülse zog, kam

  • ) Gabettoser Handschr. Kerler l34.
  • ') Die Nachricht hieven kam noch am nämlichen Nachmittag (16. Avr,) nach Bottwar und wurde eo6, l6. Apr, vom dort. Untervogt nach Stuttgart berichtet.
      • ) Urgicht des Peter Danheim von Burgau. »Als man den von Weiler vom Kirchturm herabgeworsen, sei er dabei gewesen; beim Spießjagen sei er nicht gewesen; kau» der zehnte Mann habe darum gewußt." Ulmer Aet. in Schmids Sammlg.

Hauptquelle für das oben Erzählte ist das Zeugenverhör, das aus Austrag der östreichischen Regierung Eberhard von Karpsen und Johann Kingpach mit den wenigen dem Tod entronnenen Knechten und einigen anderen für unbesangen erklärten Zeugen, zusammen mit 2l Personen, nach abgelegten Zeugeneiden über den ganzen Vorgang vornahmen. Diese Untersuchungsakten besinden sich im Stuttgarter Staatsarchiv, dabei ein tresslicher, aus denselben gearbeiteter Aussatz von Reg.Rath Günzler in Mse. Vergl. Inst. Kerner, die Zerstörung Weinsbergz, aus handschristlichen Überlieferungen.

mit denselben bis auf den Schemelsberg, fah aber von diesem herab, daß er zu spät kam und die Stadt bereits in den Händen der Bauern war. Auf seinem Rückzug nach Mosbach stieß er auf einen Trupp von 60 Bauern, die mit einem Kriegswagen dem Lager zuzogen. Er verrannte ihnen den Weg, siel mit seinen Reisigen in sie und erstach die Meisten, während er nur etliche Pferde verlor. Der Helle Haufen aber drohte, als er's hörte, auf den Namen des Marschalls anspielend: »wir wollen den Haber ausdreschen, und sollte darüber das Heidelberger Schloß zu Grunde gehen."

Wo die Gebeine der Ermordeten begraben wurden, ist nicht zu erheben.

Noch am Ostermontag fah Flux von Heilbronn, der den Bauern Brod hinausführte, mit Entsetzen die Leichname der Erschlagenen am Wege liegen. Z. III. 480.

Von Weinsberg aus zog der Helle Haufen am Osterdienstag (18. April) unter Georg Mezler, Jacklein u. A. — mit Zurücklassung einer Besatzung unter Wagenhanns von Lehren als Hauptmann*) vor die freie Reichsstadt Heilbronn, um sich von dort aus nach Franken zurückzuwenden.

Schon zu Anfang des Monats Mai zog das Rachegewitter in der Perfon des Georg Truchseß von Waldburg, Oberfeldherrn des schwäbischen Bundes — gewöhnlich auch der Bauernjörg genannt — das Württemberger Land herab. Es ereilte zuerst nach der blutigen, unglücklichen Schlacht bei Sindelfingen (12. Mai) den zu Sindelfingen in einem Taubenschlag versteckt gefundenen Melchior Nonnenmacher, den Pfeifer von Jlsfeld, welcher bei der Weinsberger Blutthat den Grafen von Helfenstein mit der Zinke bis vor die Gaffe begleitet hatte. Der Truchseß, der ihn wohl kannte, ließ ihn im Lager unweit Maichingen mit einer eifernen Kette an einen Apselbaum binden, so daß er 2 Schritte weit um denselben laufen konnte, befahl gut Holz herbei zu bringen und dafselbe 1'/« Klafter vom Baum herumzulegen. Er selbst, Graf Ulrich von Helfenstein, Graf Friedrich von Fürstenberg, Herr Frowen von Hutten, Dietrich Spät und die anderen Ritter trugen Jeder ein großes Scheit herzu**); dann wurde es angezündet. Es war Nacht; weithin über's Feld zerstreut standen und lagen verlassene Wagen und Karren, Geschütze, Zelte, Waffen; zwischen hinein lagen die Todten still, röchelten die Sterbenden und Verwundeten. Im weiten Lager lärmte das Zechgelag der Sieger. Um den gefesselten Pfeiffer im Ring frohlockten die Edlen und der Holzstoß schlug in Flammen auf, in dessen Feuerkreis der Unglückliche, den Herren zum Gelächter, immer schneller und schneller umlief, »sein langfam gebraten". Lange lebte er, schwitzend und brüllend vor Qualen. Bilder des Entsetzens, weiß wie Stein, standen die andern Gefangenen umher. Endlich schwieg er und fank zusammen.

Das zweite Opfer war noch unterwegs der aus der Schlacht von Sindelfingen entronnene, bei Hohenasberg vom dortigen Vogt gefangene und dem Truchseß bei seinem Vorüberzug ausgelieferte Jäcklein Rohrbach. Auch er wurde, wie der Pfeifer, im Lager zwischen Neckargartach und Fürfeld am 20. Mai an eine Felbe mit eiferner Kette gebunden und mit Feuer umlegt, daß auch er langfam bratend den gräßlichen Todtentanz in dem Feuerkreis um den Baum tanzen mußte unter Trommeln und Pfeifenschall. Kinder auf den Achfeln der Kriegsknechte fahen zu

»

  • ) Zimmermann III. 490,

") Zimmermann III. nach Hans Lutz, Holzwart u, d. Augenzeugen. Alle 3 fagen ausdrücklich, daß der Truchseß selbst und die Ritter Holz herzugetragen.

und umher standen die Edeln, bis er, nicht mehr er selbst, keine Gestalt mehr, zusammensank *).

Wendel Hipler, welcher damals in Heilbronn lag, war aus die Kunde von der Niederlage bei Sindelfingen nach Weinsberg geeilt, wo er ein Feldlager zum Sammelplatz für die Trümmer des württembergischen Hausens errichten wollte. Er selbst eilte von da nach Würzburg, um die dortigen Brüder zur Hülse herbeizurusen**).

Aber die kaum 2000 Mann starke Schaar, welche er aus dem Schemelsberg und in Weinsberg zurückgelassen, hatte sich vor dem großen Bundesheer eiligst nach Franken zu zurückgezogen, oder sich in die Wälder verlausen. Hunderte von Familien aus Weinsberg oder dem Weinsberger Thal waren, aus die Kunde vom Anzug der Bündischen von Stuttgart her, meist nach Heilbronn, theils nach anderen Orten mit Allem, was sie slüchten konnten, geflohen.

Am Tag nach Jäckleins Feuertod — den 21. Mai — Sonntag vor Himmelsahrt — nachThomann und Holzwart — besahl der Truchseß dem Trautskircher, einem baierischen Edelmann, während von» Lager aus gegen 4—5000 Mann zu Roß, und z"u Fuß in's Weinsberger Thal zogen, die Stadt Weinsberg mit allem Gut darin zu verbrennen und die Weiber und Kinder, die noch darin wären, mit Gewalt herauszuschleppen.

Der Trautskircher erschien vor der Stadt. Er sand Nichts als Weiber, Kinder und Greise darin. Diese ließ er verwarnen, herauszugehen; auch das Saerament ließ er heraustragen. Einen alten Mann, der nicht heraus wollte und 2 Kindbet- terinnen schleppten die Knechte mit Gewalt heraus. Dann wurde das Städtchen an 3 Enden angezündet »und sind da etliche Weiber verbrannt, die aus die Warnung nicht haben von ihrem Gut gehen wollen" ***). Vom Vieh und allem Geruch durfte weder ein Kriegsknecht, noch Eines der Ausgetriebenen das Geringste nehmen. »Und wenn sie voller Nobel gewesen wäre, die Stadt und alles Gut darin war zum Feuer verurtheilt." f). Fürchterlich war das Gebrüll des verbrennenden Viehs und das Geheul der unschuldigen Alten, der Weiber und Kinder, die ihre Wiegen und ihre letzte Habe vor ihren Augen verbrennen sehen mußten. Weithin hörte man es und in der Ferne leuchteten 5 umliegende brennende Dörser: Erlenbach, Binswangen, Gellmersbach, Sülzbach, Ellhofen — welche wie andere im Thal und wie Weinsberg vom Boden weggebrannt wurden. Der Himmel über dem Weinsberger Thal war in jener gräßlichen Nacht Ein Feuermeer. Zehn Häuslein waren nach dem Erlöschen der Flammen von der unglücklichen Stadt allein noch unverbrannt zu sehen. Auch die schöne alte Kirche ward ausgebrannt -j^) und das ältere Archiv der Stadt ging in den Flammen zu Grunde.

Die Brandstätte, so lautete der Spruch der östreichischen Regentschaft, sollte dem Adel zur Genugthuung aus ewige Zeiten wüste liegen und die Stadt nie wieder

  • ) Holzwart, Hbschr. übereinstimmend mit dem Bericht des Augenzeugen. Hans Lutz Hbschr.

") Zimmermann III. ?. 8ll sg.

      • ) Hans Lutz, der als Herold dabei war. f) Ebenderselbe. ,

ff) Mit Thurm und Glocken. Der später restaurirte Thurm bekam keinen Kranz mehr, wie der frühere — s, oben, und die älteste Glocke ist von 1652, nach dem 30jäh- rigen Kriege.

ausgebaut, und alle Freiheiten und Nutzungen aus den Gütern derer zu Wemsberg dem Kammergute überantwortet werden.

Von den 4 Heilbronner Dörsern, welche TheN an dem Anhand genommen verlangte Ferdinand, ostreichischer Regent von Württemberg, Schadenersatz wegen Verbrennung des Schlosses Weinsberg, Plünderung der Kästen, Keller u. s. w. an Geld 500 sl. und hilsreiche Hand zu Abbrechung der Mauern und Gräben von Weinsbera sowie zu Wiederausbauung des Schlosses. 10. Sept. 1526. Nach langen Vergleichsverhandlungen bequemten sich die 4 Dörser zu 6 in Weinsberg Frohnbienst leistenden Bauern und zu Bezahlung von 200 sl. an das Kloster Lichtenstern lio n an Maulbronn und 500 sl an die Regierung Stuttgart (Jäger, Heilbronn II. p. 51 ) Mit Verzweiflung ringend lagen die zurückkehrenden Einwohner nun in Wäldern und Feldern.

Vergebens slehten sie lange Zeit die östreichische Regentschaft an, sie doch nickt ungehört so schwer zu verdammen, sondern mit Ruhe untersuchen zu lassen ob und wie sie schuldig seien. »Es könnten Königl. Majestät — so lauten die Worte einer alten Eingabe — Gott wohl unsere Unschuld ersahren und wo das nicht genuasam kann Christoph von Hasperg, unser Dberamtmann, der gleich nach Vollendung der bäurischen Unruh aus das Ampt kommen, aus den viel gesangenen Personen erkundigen, wie, was und welcher Gestalt wir uns gehalten, ob wir schuldig oder nit seyen. Bitten um Gottes Barmherzigkeit willen, uns nicht ununtersucht also zu verdammen."

Endlich kamen 2 Commissarien, Eberhard von Karpsen und der Lieentiat Königsbach. *)

»Darauf denn auch 14 der obersten und sürnehmsten unserer Mitbürger gesänglich eingenommen, peinlich gesragt und hart gemartert wurden, aber nit anders, denn unschuldig besunden," erzählen sie in einer späteren Eingabe an Herzog Ulrich. »Auch zu Neuenstadt, Marbach und Schorndors hat man Mitbürger von uns mit harter Tortur ersragt; abrr Nichts wurde gegen Uns ersunden. Demuack, auch diese endlich, ohne alle Angabe zu machen, theils mit gebrochenen Leibern ledig gelassen wurden.

Auch durch das gegen die Heilbronner Untergebenen, welche der Weinsberger Mordgeschichtebeigewohnt, vorgenommeneZeugenverhör-Protokoll*^) wurde zwar alsun- läugbar erhoben, daß zwar 5 Bürger von Weinsberg einige Tage zuvor den Bauern in das Kloster zu Lichtenstern zugelossen und 3 derselben mit ihnen nach Weinsberg gekommen und beim Stürmen derselben mit Hand angelegt; auch daß der »einsältige" Spitalpsründner, Hans Möslin, einem Bauern beim Spital über die Mauer hereingeholsen. Aber es wurde auch allgemein bestättiget, daß jene elende Ueberläuser, die mit den Bauern abgezogen und sick indessen flüchtig gemacht hatten, von jeher in schlechtem Ruse gestanden. Daß wahrend des Stürmens aus die Reisigen geschossen und mit Steinen geworsen worden, war nicht zu erweisen. Dagegen wurde von allen Zeugen versichert, daß an Ermordung der Ritter und Reisigen keinWeinsberger Bürger Theil genommen, vielmehr bestättiget, daß sich die Bürgerschaft

') Just. Kerner, die Bestürmung von Weinsberg, 1848. p. 22. 13 Weinsberger wnr- den nach den Proeeßaeten mit dem Schwerdt gerichtet; den Flüchtlingen ihr Vermögen eoussiseirt,

") Hondschr. Aust, des Reg.Raths Oünzler aus archiv, Urkunden, Vgl. v. Martens Kriegsgesch. Beil. XXI. zu S. 2 lg.

bei den Anordnungen des Grafen durchaus bereitwillig gezeigt, die Obrigkeit auch bei den Vertheidigungsanstalten den größten Eiser bewiesen und der Graf selbst während des Stürmens seine Zusriedenheit bezeugt habe. Nur den obenberührten Zurus des Grafen, aus welchen sich die Weinsberger zu ihrer Entschuldigung beriesen, wollte Keiner der Zeugen selbst gehört haben. Uebrigens meldeten sämmtliche Zeugen, daß die Bürgerschaft, so bereitwillig sie sich auch vor dem Anmarsch der Bauern gezeigt, bei der großen Ueberlegenheit des Feindes und der nutzlosen Gegenwehr durch die Drohung der Bauern ganz entmuthigt worden seie und man die Ritter und Reisigen deß- wegen nicht mehr zum oberen Thor hinausgelassen habe, weil sich die Bürger nur um so mehr der größten Wuth der Bauern ausgesetzt haben würden.

In einer anderen Eingabe sagen die unglücklichen Weinsberger: »wir konnten mit Gott und dem Grafen seeliger beweisen, daß wir zu der jämmerlichen Handlung, so sie an dem Grafen und denen vom Adel begangen, weder Rath noch Hülse gethan und uns als fromme Biederleute gehalten. Wie auch gemeldt unser gnädiger Graf noch zuletzt beim Friedesschreien zu uns gesagt: wir hätten uns wohl gehalten und den Bauern genug gethan :e. Doch wollen wir hievon ausgeschlossen haben etlich bös unartig Buben, deren unseres Wissens über 8 nicht sind, die unbedacht vor dem Sturm zu den Bauern gefallen. Aber nichts destoweniger sind wir arme Unschuldige leider mit den Schuldigen verbrannt und verderbt; also daß unsere arme Weiber und kleine Kinder wie das Vieh jämmerlich unter freiem Himmel liegen, weder Scheuern noch Häuser haben und wir auch nicht die edeln Früchte, die der Allmächtige aus dem Felde uns verliehen hat, unterbringen und beheimsen können." *)

Aber das harte Urtheil gegen die Stadt Weinsberg, daß sie aus ewig vertilgt bleiben solle, war nun einmal gesällt und selbst nach dem obgedachten Zeugenverhöre, wodurch man den Erzherzog aus mildere Gesinnungen zu bringen hoffte, blieb noch mehrere Monate alles Flehen und Bitten, sich aus dem verheerten Brand- platz wieder ansiedeln und neue Wohnungen erbauen zu dürfen, völlig fruchtlos, bis ihnen endlich unterm 17. Nov. 1525, aber unter den schwersten Bedingungen, gegen eine von ihnen ausgestellte Urphede oder Abschreibung gestattet wurde, aus der verwüsteten Stätte sich wenigstens wieder ein Dors Weinsberg erbauen zu dürfen. Die von den Städten Stuttgart und Tübingen urkundlich gesiegelte, aus Pergament ausgefertigte Original-Verschreibung und Urvhede der Weinsberger vom 17. Nov. (im Stuttg. Archiv) enthält die harten Bedingungen, denen sich dieselbe für die erhaltene Erlaubuiß unterziehen**).

Alle jährlichen Gesälle und sonstiges Einkommen, so bisher der Stadt Weinsberg und in derselbigen gemeinen Seckel gedient, sollte von nun an dem Regenten und dessen Kammer gereicht werden. Alle Bürger von Weinsberg sollten aller und jeder Aemter zu tragen und zu versehen untauglich sein, ausgenommen die unschuldig ersundenen Keller Binder, Stadtschultheiß Schnabel und Stadtschreiber Rößlin, so wie diejenige, welche zur Zeit der Unthat nicht allda wohnhast gewesen, sondern erst nach derselben dahin zogen waren, oder noch ziehen werden. Alle Freiheiten und Stadtrechte, die sie vor dieser Zeit gehabt, sollen ihnen entzogen und genommen sein, also daß sürderhin Weinsberg ein Dors seie, also geheissen und gehalten und nit anders verwart — dazu die Zwinger, Gräben, so bisher um die Stadt gegangen,

  • ) Kern« im oben anges. Schriftchen p. 20. *') Günzler im obenber. archival. Austatz,

eingezogen, die Zwingelmauern niedergeworsen, auch die Porten, Thurm und Stadtmauer gegen den Porten gänzlich zerrissen und sonst in die rechte Stadtmauer an den Orten, wo die Häuser nit daraus gebaut, große Löcher gebrochen und in Ewigkeit nit mehr erbauet noch gemacht werden. Doch sollen zu dem obgemeldten Abbrechen die Einwohner des Amts Weinsberg mit Frohnsuhren und dergleichen Dienstbarkeit behelsen und solicher Sachen helsen zu vollziehen verbunden sein. Es soll auch kein Rath mehr, sondern allein ein bürgerlich Gericht durch die Einwohner von Weinsberg gehalten und was sich peinliche Sachen hier zutragen und begeben, nit zu Weinsberg, sondern anderer Orten, dahin die Regierung sie bescheiden, gerechtfertiget werden. Da sich aber einige bürgerliche Sachen in Weinsberg verlossen, sollen dieselbige anderer Orten von den Weinsbergern nicht, dann vor dem Flecken Weinsberg unter freiem Himmel und aus dem Platz, da die mörderliche Thnt an denen vom Adel begangen, es sei Winter oder Sommer, Regen oder Schnee, und gar nit anderer Orten gerechtfertigt werden. Alle Wehr und Harnisch sollten dem Oberamtmann überantwortet werden und hinführo Keiner mehr, ausser Degen und lange Messer eine Wehr haben noch tragen.

Und zu ewiger Gedächtnuß sollen die von Weinsberg alle Jahr aus den heil. Ostertag mit Ausgang der Sonne allgemeinlich, alt und jung, reich und arm, Mann, Frauen und diejenige, so zu dem hochwürdigen Saerament gangen, Niemand davon ausgenommen, vor dem Flecken Weinsberg aus oben angezeigtem Platz der Entleibung, ein Nnn und 10 Messen lassen durch die Priesterschaft halten, auch daselbst für 3 sl. Brod armen Leuten geben, für der Entleibten und Abgestorbenen Seelen mit innerlicher Andacht Gott den Allmächtigen bitten, davon damit jährliche Gedächtnis; halten, und also aus solchem Platz bis zu dem Mittag ungefährlich verharren.

Endlich soll aus dem Platz und Malstatt besagter jämmerlicher That von den Einwohnern eine Ca pelle erbaut und dabei ein großes steinernes Kreuz errichtet, in der Kapelle aber eine Tasel angebracht werden, daran mit vergoldeten großen Buchstaben Herkommenheit und Gestalt solcher erbärmlichen und erschrecklichen Handlung in der Form und Verzeichn:s, so ihnen von Fürstl. Durchlaucht oder deren Regiment zugestellt werde, angezeigt werde *). Sollten die von Weinsberg, in dem Allem oder zum Theil nachlässig erscheinen, und das Vorstehende nit halten, so sollen sie fürstl. Durchlaucht für Stras unnachlässig all und' jeder ihrer Hab und Güter, liegend und sahrend, verfallen seyn, das verwirkt haben und in alleweg zu Sr. Fürstl. Durchlaucht Stras, Gnad und Ungnaden stehen.

Notgedrungen unterschrieben die Weinsberger diese Urphede, gaben aber.nachher wiederholte Vorstellungen ein, in denen sie die Härte der Bedingungen und ihren Jammer sehr beweglich — jedoch vergeblich darstellten. Vergebens baten sie 7 Jahre später: «ihnen nur wenigstens zu erlauben, daß sie ihre Thore bei der, besonders durch die Wiedertäuser so unruhigen Zeit wieder einhängen dürfen. Werde es ruhiger, so wollen sie sie wieder getreulich aushängen". Die östreichische Regierung blieb taub gegen alles Bitten und Flehen, und die armen Weinsberger lebten in ihren wiederausgebauten Hütten, bei gebrochenen Thürmen und Mauern, 9 Jahre lang, ihres städtischen Einkommens beraubt, als Geächtete.

Die Güter und sämmtliches Vermögen derjenigen Bewohner von Stadt und Amt, welche an dem Bauernausruhr mehr oder weniger Theil genommen, wurden

  • ) Capelle und Tasel sind verschwunden - wahrscheinlich im 30jährigen Krieg.

mit Consiseation belegt. Der verwittweten Gräsin von Helsenstein sollten hievon 500 fl., ihrem unmündigen Sohne, Marimilian, 4000 sl. als Sühnopser zukommen. Hieran wurde Dionysins Schmid, der alte Schultheiß zu Schwabbach, allein mit 1018 sl. belegt. Bei dem gänzlichen Mangel an Güterkäusern konnte jedoch durch die Beamten für die Helsensteinische Familie kaum etwas über die Hälste in jährlichen Zielern bis zum Jahr 1534 beigetrieben werden, in welchem Jahre sodaun Herzog Ulrich, der indessen wieder in den Besitz seines Landes kam, die sernere Ausbezahlung des Rests einstellte, weil er die Ueberzeugung erhalten hatte, daß bei d« vormals ausgesprochenen Vermögenseonsiskation nur summarisch gehandelt und mancher Unschuldige damit belegt worden seie.

Ueber das Schicksal der bei der Weinsberger Blutthat wirklich Betheiligten haben wir hier noch Folgendes einzuschalten. Ein großer Theil des Weinsberger Hausens, deren Auslieferung der Truchseß vor dem Ueberfall bei Böblingen verlangt hatte, ward in und nach der Schlacht bei Sindelfingen ereilt und niedergemacht. Unter den Entronnenen war Nonnenmacher und der Haupturheber der Blutthat, Jäcklein, welche der Truchseß nach dem oben Erzählten den surchtbaren Feuertod sterben ließ. Georg Mezler und Wendel Hipler, welch Letzterer beim Anzug des Truchseß von Heilbronn nach Weinsberg und von da um Hülse nach Würzburg geeilt war, entrannen aus der großen Niederlage bei Königshofen durch die Schnelligkeit ihrer jungen Rappen. Mezler, dessen Haus zu Ballenberg vom Truchseß ver» brannt wurde, verschwand spurlos, seit er von Königshofen entritt. Hipler irrte lange verstellt und verkleidet umher, wollte aus den Reichstag zu Speier, 1526, um seine Sache gegen die Grafen von Hohenlohe zu führen, wurde unterwegs niedergeworsen und starb in demselben Jahre während der Untersuchung im pfalzgräslichen Gesängniß zu Neustadt. Jakob Leutz, der Feldschreiber und Priester, der den Helsensteiner vor seinem blutigen Tode Beichte gehört hatte, wurde vom Truchseß in Neckarsulm gesangen und mitdem Schwerdte gerichtet. Semmelhans, der Salzführer von Neuenstein, der das Schloß von Weinsberg verrathen hatte, wurde bei Thann gesangen und zu Hall enthauptet, 23. Juni; mit ihm ein Sensenschmid von Hall, der den Bauern Flinten nach Oehringen gebracht und mit ihnen den Zug vor Weinsberg gemacht hatte. Ein Bauer, der damit prahlte, den von Weiler vom Kirchthurm herabgestürzt zu haben, wurde von Wolsgang von Vellberg, Weilers Verwandten, aus seinen Burgthurm von Vellberg geschleppt und von demselben in den tiefen Schloßgraben herabgestürzt *).

Florian Geyer, welcher aus Franken zum Gaildorser Hausen zog, wurde zwischen Vellberg und Limpurg, unweit Hall, von seinem eigenen Schwager, Wilhelm von Grumbach, überfallen, den 9. Juni, und sank mannhast fechtend, und alle die Seinen mit ihm, in hoffnungslosem Kampfe. Der Tod im Felde rettete diesen »schönsten Helden im ganzen Kampfe" vor dem Schaffote.

Ein neuer Hofsnungsstrahl ging dem armen Weinsberg aus im Jahr 1534, in demselben Monat Mai, in welchem es vor 9 Jahren von dem rachsüchtigen Truchseß — der übrigens am Pfingstmontag 1531 als Statthalter Ferdinands in Stuttgart starb — verbrannt worden war. Der vertriebene Herzog Ulrich rückte an der Seite des Landgrasen Philipp von Hessen, während Kaiser Karl V. in Spanien, König Ferdinand von den Türken bedrängt war, mit einem starken Heere vom Odenwalde

  • ) Crusins II. 2l4.

aus an die Gränze seines Stammlandes und sorderte den 10. Mai 1534 von Neckar- sulm aus die Aemter Neuenstadt und Weinsberg aus, sich ihrem alten, rechtmäßigen Regenten zu ergeben. Zaghast, der noch schmerzenden Rache eingedenk, nach »um Gottes Barmherzigkeit willen" erbetener eintägiger Bedenkzeit, huldigte Weinsberg durch eigene Gesandte am 12. Mai in Neckarsulm dem alten Landesherrn und legte ihm dabei seine Klagen über das erduldete Unrecht an's Herz. In Gegenwart des edlen Landgrasen und Vieler vom Adel und vom Volk gab ihnen Ulrich da sein fürstliches Wort: »ich setze Euch ein in Eure alten Rechte, daß Ihr- Euer Stadtwesen von nun an wieder haltet, wie zuvor, auch wieder Thürme und Thore erbauet; und ist Euch darüber Bries und Siegel auszustellen, mein gnädiger Wille."

Es war dieß am Tage vor der siegreichen Schlacht beiLauffen, 13. Mai 1534, welche über das Schicksal Württembergs entschied und den Herzog kurz daraus durch den Cadaner Vertrag — 29. Juni 1534 — in den Besitz seines ganzen Landes setzte. So kehrte auch Weinsberg unter würltembergische Herrschaft zurück.

' 5 *

Naturereignisse, Witterung u. s. s. aus der 14jährigen ostreichischen Periode.

Jahr 1521—1534.

1521 war wieder ein herrlich fruchtbares Jahr an Wein, Obst, Frucht und Allem. Dnckelpreis 43 kr. Weinrechnung: Stuttgart 3 sl. 20 kr., Marbach 2 sl. 15 kr., Lauffen 3 fl. 48 kr., Brackenheim 2 sl. '17 kr.

(April, Luther vor dem Reichstag zu Worms.)

1522 ein gut und fruchtbar Jahr; doch sind um Georgii die Weinberge vom Reisen erfroren, daher gar wenig, aber doch guter Wein gewachsen. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 45 kr., Marbach 4 fl. 5 kr., Lauffen 3 sl. 48 kr., Bracken- heim 3 fl. 56 kr. Dinkelpreis 57 kr.

1523 abermals ein köstlich und gutes Jahr; viel Frucht und Wein. Beide gut. Dinkelpreis 45 kr. per Scheffel. Weinrechnung: Stuttgart 3 fl. 29 kr. 4 hlr., Marbach 2 sl. 32 kr. 3 hlr., Lauffen 2 fl. 21 kr., ebenso Brackeuheim. Am 6. Dez. Nordlicht.

1524 war ein nasser Sommer. An Pfingsten Eis. Bose Blüthe von Frucht und Wein. Beides ging nahe zusammen. Wein sauer. Dinkelpreis 56 kr. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl., Marbach 4 sl. 39 kr., Brackenheim 4 fl. 27 kr. Große Gewässer mit Stürmen (Crus.).

1525 war ein mittelmäßig Jahr; ziemlich gute Erndte; das Rebwerk aber um Georgii erfroren. Daher wenig, doch ein guter Trunk gewachsen. Dinfelpreis 1 fl. 8 kr. Weinrechnung: Stuttgart 4 sl., Marbach 2 fl. 54 kr., Lauffen 2 st. 24 tr., Brackenheim 2 fl. 45 kr. 3 hlr.

1526 ist Frucht und Wein übel gerathen. Die Früchte waren so dick mit Graf, daß gar wenig Frucht in die Garben gekommen. Der Wein hatte übel geblüht, deßwegen wenig und saurer gewachsen. Dinkelpreis 1 fl. 2 kr. 2 hlr. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 45 kr., Marbach 4 fl, 21 kr., Lauffen 3 fl. 48 kr., Brackenheim 4 fl. Erscheinen eines Kometen mit gekrümmtem Schweise (Vanotti in W. J.B).

1527 abermals ein ungeschlachtes Jahr. Die Früchte sehr dünn; schlechte Erndte. Rebwerk im Frühling — und auch im Herbst vom Reisen erfroren. Daher wurde der Most so sauer, daß man ihn nicht trinken konnte. Gleichwohl Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 17 kr., Marbach 3 fl. 46 kr., Lauffen 3 fl. 45 kr., Bracken- heim 3 fl. 44 kr. Dinkelpreis 1 fl. 9 kr.

1528 find die Früchte abermals übel gerathen. Den ganzen April über war es noch immer hart gefroren, welcher Frost die Frucht ausgezogen, daß sie taub geworden. Es siel eine 7jährige Theurung ein. 1 Scheffel Dinkel wurde auf 4 fl, taxirt. Weinrechnung: Stuttgart 2 fl. 29 kr. bei ziemlich gutem Herbst und ausbündigem Wein, Marbach 1 fl. 33 kr., Brackenheim 1 fl. 22 kr.

1529 wieder ein unfruchtbares Jahr. Im Säen so dürr, daß der Samen nicht aufgehen konnte und vieles von den Mäufen gefressen wurde. Dünne Frucht und schlechte Erndte. Schlechte Rebenblüthe. Wein gar sauer und »der Wiedertäufer", auch Türkenwein genannt. Weinrechnung: Stuttgart 2 fl. 22 kr., Marbach

2 fl. 2 kr., Lauffen 1 fl. 9 kr. 3 hlr., Brackenheim 1 fl. 49 kr. 3 hlr. Dinkelpreis 4 fl. 56 kr. 2 hlr.

Viele und große Waffergüffe, so daß der Neckar zu Eßlingen, Cannstadt, Lauffen, Brücken und Häuser eingeriffen.

Um diese Zeit nahm der fogen. englische Schweiß, eine Krankheit, die aus den Niederlanden gekommen, und der 7jährige Hunger seinen Anfang. Die von dem Schweiß Befallenen starben, wenn sie das Gift nicht ausschwitzten, innerhalb 12 Stunden. Es griff die Leute nebft einem großen Schweiß mit Gähnen und Nießen an, daher der Wunsch entstanden: hekfe Dir Gott!

Auch eine andere Seuche regierte, die Schlassucht, an der die Leute innerhalb 24 Stunden starben, wenn man dem Schlaf nicht mit Rütteln, Hin- und Wiederlegen le. wehrte.

1530 um Walpurgitag Reifen, davon Wein und Roggen erfroren. Deßwegen wenig aber guterWein. Weinrechnung: Stuttgart 6 fl. 31 kr., Marbach 5fl.2kr., Brackenheim 4 fl. 51 kr. Theurung. Kernenpreis 1 Scheffel 5 fl. 12 kr. (Reichstag zu Augsburg.) Heftige Pest zu Stuttgart, Tübingen, Calw, Eßlingen «. Erscheinen eines Kometen. 6. August bis 3. September (Cruf.).

1531 sind die Früchte genau zusammengegangen. Dinkelpreis 5 fl. 15 kr., Wein ziemlich wohl gerathen und gut geworden. Weinrechnung: Stuttgart

3 fl. 48 kr., Lauffen 2 fl. 32 kr., „Brackenheim 2 fl. 29 kr. Im August Erscheinen eines Kometen (Cruf.) nach Halley identisch mit dem von 1456 und 1607).

1532 ein klägliches Jahr wegen der Theurung und Ueberdrang der Königl. Soldaten, welche die Unterthanen mächtig quälten. Die Früchte waren überdieß nicht zu bekommen. Kernenpreis 6 fl. per Scheffel. Wein sauer. Weinrechnung:

4 fl. 20 kr., 2 fl. 53 kr. und 2 fl. 41 kr. Im September dieses Jahrs erschien wieder ein großer Komet, der 2 Monate lang stand und fogar den Tag über am Himmel sichtbar war (Cruf. n. Lyeost.).

1533 wieder ein unfruchtbar Jahr; wenig Frucht, schlechter Wein, gar kein Obst. Kernenpreis 6 fl. 15 kr. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 8 kr., Lauffen 2 fl. 42 kr., Brackenheim 2 fl. 17 kr. Im Juli d. J. erschien wieder ein großer Komet (Cruf.).

1534 singen die guten Jahre wieder an. Wein gut, aber wenig. Weinrechnung: 6 fl. 32 kr., Lauffen 5 fl. 2 kr., Brackenheim 5 fl. 10 kr. Kernenpreis 6 fl. per Scheffel.

i

e) Stadt Weinsberg wieder unter württembergischer Herrschaft. 1534—1635.

Wiittt. Herzog Ulrich 1534-1550.

1534, 12. Mai. Hocherfreut durch Ulrichs fürstliche Zufage bauten nun die von Weinsberg ihre Mauern, Thore und Thürme wieder. Noch zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts fanden sich Spuren von diesen an der Stadtmauer stehenden, später allmählig abgetragenen Thürmen; f. unten Oertlichkeit und Bauten. Aeltere Perfonen erinnern sich noch ihres Standorts und der innerhalb der Mauer auf sie hinauffuhrenden steinernen Staffeln. Die stattliche, theilweise, besonders in W., N. und O. noch betrachtlich hohe Ringmauer mit fichtbaren Spuren von Außeu- grähen kann noch jetzt um die ganze Stadt verfolgt werden. Auch ihre alten Rechte genoßen die Weinsberger 7 Jahre lang wieder, ohne jedoch die verfprochene schriftliche Urkunde über ihre Wiedereinsetzung zu erhalten. Die Ausstellung dieser Urkunde war, wie Günzler im oben berührten archival. Aufsatz fagt, »aus erheblichen politischen Gründen" verzögert worden. Wohl möglich, daß Ulrichs finfterer Charakter auch seindfeligen Einflüsterungen und Gegenvorstellungen von Finanz- männern sein Ohr lieh, ungeachtet das kaum wieder erstandene Weinsberg Eine von den 10 Städten war, welche für die Entschadigung Philipps von Heffen mit 250,563 fl. (wegen seiner Beihülfe l534) als Bürgen eintraten*).

In diese Zeit fällt auch die Reformation Weinsbergs, wo der im Auftrage Ulrichs das Unterland reformirende Dr. Erhard Schnepf schon um's J. 1522 (f. oben) gelehrt hatte, und wo ein Schüler Luthers, Johann Gayling von Jlsfeld, vom J. 1530 bis zu seiner Vertreibung durch das fogen. Interim 1548 evangel. Prediger war.

Nachdem die Weinsberger auf die mündliche Zufage Ulrichs 7 Jahre lang ihre alten Rechte genoffen hatten, fiel es

1541 auf Einmal den herzoglichen Beamten ein, vorgeblich auf mündlichen Befehl der Räthe und wegen mangelnder schriftlicher Restitutionsurkunde, ihnen diese Rechte wieder streitig zu machen, und alle städtischen Einkünfte wieder gewaltfam zur herzoglichen Kammer zu ziehen.

Vergebens schickten die Bürger Bittschriften über Bittschriften und eine Deputation nach der andern an den Herzog. »Wir haben," fagen sie in Einer dieser Eingaben, »oftmals mit nit geringen Kosten durch Schicken und Reifen bei fürftlichen Gnaden, auch deren Hofmeister und Räthe um Verfertigung zugefagten Vegnadigungsbriefs angesucht, auch etlichemal die Sachen bei fürstlicher Gnaden eigener Perfon und durch unsere Gefandte, als Ew. Gnaden »nno 43 im Waiblinger Wald geweßt,' und zu Stuttgarten im Schloß selbst mündlich gefagt, auch Ew. Gnaden uns erwiedert: »Sie wissen, daß solches der Canzlei und den Räthen befohlen; da sollen wir anfragen.» Darauf den Gefandten von E. G. Räthen angezeigt worden, daß sie Alles förderlich vorbringen wollen; welches sich abermals eine lange Zeit verzogen und der Keller nichtsdeftoweniger mit Einziehung unseres gemein Nutz fortgefahren. Derohalb wir abermals an Hofmeister und Räthe öftermalen fupplieirt

  • ) Hevd, Markgröningen S. 77.

und unsere Gesandten mündlich ansuchen und anmahnen lassen, da sie erst vor die untere Kammer und von derselben wieder vor die oberen Räthe gezogen. Doch zuletzt aus unser dringliches Begehr und Beschweren dahin gekommen, daß man den Amtleuten zu Weinsberg, wie vormals auch geschehn, wieder um Bericht geschrieben, den sie auch überschickt; aber wir haben abermals keine endliche Abfertigung oder Abschaffung des Einziehens erlangen mögen."

Alle Bitten und Mahnungen blieben so fruchtlos, als die Berusung aus das Zeugniß des Landgrasen von Hessen, wie der Herzog ihnen vor dessen Ohren und vor allem Volk öffentlich sein fürstliches Wort der Begnadigung gegeben.

Die Ersüllung blieb (nach seinem Tode 1550) seinem edeln Regierungsnachfolger, Herzog Christoph überlassen.

Mittlerweile kam zu diesem Jammer der Stadt

im December 1546 auch noch die Drangsal des schmalkaldischen Krieges, an welchem Herzog Ulrich thätigen Antheil nahm und der so unglücklich für ihn aussiel, daß der Kaiser Karl V. von Hall her über Oehringen, wo er übernachtete, durch das Weinsberger Thal in Württemberg einrückte, nach Eroberung Weinsbergs am 21. Dee., wobei nicht einmal die Trümmer der Burg verschont wurden, am 24. Dee. d. J. seinen Einzug in Heilbronn hielt, wo er als krank gegen 4 Wochen verweilte, seinen General, Herzog Alba, mit seinen raubgierigen Schaaren gegen Stuttgart vorschickte, dasselbe besetzen ließ und den Herzog nöthigte, sein Land zu verlassen und aus seine Beste Hohentwiel sich zu slüchten, von wo aus derselbe durch Gesandte den Kaiser um Pardon bitten ließ.

Unter harten Bedingungen, durch den Bertrag von Heilbronn, 3. Jan. 1547, gelangte der Herzog wieder zum Besitz seines Landes, von welchem, nebst Stuttgart, schon 34 Aemter dem Kaiser hatten huldigen müssen. Das ohnehin hart bedrängte Land mußte dem Kaiser 3 Tonnen Goldes (300,000 sl.) bezahlen und die festen Plätze, Asberg, Kirchheim, Schorndors und Weinsberg mußten spanische Truppen des Kaisers als Besatzung ausnehmen. Diese zügellose Besatzung machte den Bürgern Weinsbergs den alten Haß der Oestreicher gegen ihre Stadt aus's Neue dnrch Raub und grobe Mißhandlungen aller Art sühlbar, und sie wurden erst nach vier schweren Jahren, nach Ulrichs Tode, im Oet. 1551 von derselben besreit, wo der Kaiser seiner in Württemberg liegenden spanischen Truppen in Italien benö- thigt war, und wo im Aug.

1552 durch den Passauer Vertrag die Ansprüche König Ferdinands aus das Land, unter Anerkennung der östreichischen Asterlehenschaft und Bezahlung von 300,000 si. ausgegeben wurden.

Im Juli 1548 wurde das aus dem Reichstage zu Augsburg publieirte sogen Interim, zu dessen Einführung Kaiser Karl V. den Herzog Ulrich persönlich aus der Durchreise zu Vaihingen ausgesordert hatte, in Weinsberg um so mehr ein- und durchgeführt, als hier noch eine spanische Besatzung des Kaisers lag. Der treffliche evangelische Prediger, Joh. Gayling mußte die Städt räumen und flüchtete sich nach Löwenstein.

Unter Herzog Christoph. 1550—1568.

Sobald Herzog Christoph, welcher sich nach dem Tode seines Vaters Ulrich

6. Nov. 1550, wegen der Ansprüche Kön. Ferdinands aus das Land, in aller

Eile zu Tübingen und Stuttgart (8. Nov,) huldigen ließ— selbst in Weinsberg, Kirchheim, Schorndorf und Asberg, ohne daß die daselbst liegende spanische Be- satzung es verhindern konnte — etwas Ruhe hatte, um die Klagen und Bitten seiner neuen Unterthanen zu hören, fanden auch die von Weinsberg an ihm einen gerechten Regenten, und es verdient bemerkt zu werden, daß selbst Graf Sebastian von Helfenstein, ein Brnder des bei Weinsberg 25 Jahre zuvor Gemordeten, sich für sie beim Herzog verwendete.

Nachdem Herzog Christoph nach Auflösung der Kirchenversammlung zu Trient

1552. 30. Juni das Interim aufgehoben und die württemb. Confession in seinem Lande allgemein eingeführt hatte, gab er

1553. 66. 18. Mai der Stadt Weinsberg urkundlich, durch einen im oft gedachten Weinsberger Privilegienbuch enthaltenen Begnadigungsbrief von diesem Jahr; alle ihr entzogenen Rechte, Freiheiten und Einkünfte zurück und der erste evangel. Seadtpfarrer nach dem Interim, Johann Dieterich, wurde zugleich Superintendent der Diöeefe Weinsberg.

Der von der östreichischen Regierung beabsichtigte Wiederaufbau der Burg (f. oben s. 117) unterblieb. Dagegen ließ H. Christoph in der Stadt ein kleines Schlößchen bauen, das aber bei seinem Absterben noch nicht vollendet war*). Ueber seine spätere Benützung durch eine fürstliche Perfon läßt sich Nichts ermitteln. Weil aber die Kellereiwohnung 1660 verkauft wurde, so ward es vorläufig dem jeweiligen Keller zur Wohnung eingeräumt. Im Lagerbuch von 1629 ist es folgendermaßen auch nach seiner Lage bezeichnet:

»Es haben auch Se. Fürstl. Gnaden Eine Behaufung sammt einem großen Keller darunter und einem kleinen Gärtlein dabei an dem Kirchhof und der Meß- nereibehaufung gelegen; so ein Keller amtshalber bisher bewohnt."

Diese Behaufung scheint das gedachte Schlößlein gewesen,zu sein. Als »Schloß- lein" erscheint es in der Rechnung von 1707:

»Schlößlein, Keller, Kelter und Kästen sammt Allem verbrennen." (Bei dem großen Brand von 1707, f. unten.)

Mit dieser Zurückgabe ihrer Stadtrechte 1553 begann für die Stadt Weinsberg eine Zeit der Erholung von langem Drucke und Elend, welche beinahe 6 Jahr- zehnde hindurch (unter Herzog Christoph f 1568, Ludwig f 1593 und Friederich I. 1- 1608) von keinen neuen allgemeinen Unfällen unterbrochen wurde, außer von Zeiten der Theurung und von Seuchen, als Folgen der Witterungsverhält- niffe :e., die wir nun hier von 1534 an bis zu Ende des Jahrhunderts mit einigen Zwischenfätzen einschieben.

Die Bevölkerung nahm wieder so zu, daß schon

1555 ein zweiter evang. Prediger oder fog. Diaonun« in der Perfon des M. Christoph Kautz aufgeftellt werden mußte, welcher aber, wie Mehrere seiner Nachfolger, nur 1 oder 2 Jahre hier funetionirte, bis im Jahr

1595 Ellhofen als Filialpfarrei zum Diaeonat kam, von wo an die Dienstzeit der Diaeone in der Regel eine längere ist.

Auch eine lateinische Schule mit 2 Lehrern, Präeeptorat und Collaboratur wurde in dieser Periode ea. 1560 errichtet. Cafpar Breit und Ludwig Schumaier, 2 Lehrer, visitirt 1590 von M. Engelhard. (Cruf.)

  • ) Pfisters Herzog Christoph I, S. 547. und Sattlers topogr. Gesch,

1535 ein gutes, fruchtbares Jahr, an Frucht, gutem Wein, Obst «., weßwegen Alles um den halben Theil abgeschlagen. Kernenpreis 3 sl. 10 kr. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 1 kr,, Marbach 1 sl. 36 kr., Lauffen 1 fl. 52 kr., Bracken- heim 1 fl. 50 kr. 3 hlr.

1536 war ein so heißer Sommer, daß Brunnen und Bache versiegen giengen und ein großer Wassermangel eintrat. Daher standen die Mühlen leer. Es wuchs aber ein Ausbund an Frucht und Wein. Kernenpreis 2 sl. 24 kr. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 3 sl. 48 kr. 3"hlr., Marbach 2 sl. 25 kr., Bracken- heim 2 sl. 29 kr. 3 hlr. .,

1537 war ein gutes Frucht jahr; Kernenpreis 2 sl. 24 kr., der Wein aber hatte übel geblühet; daher wenig, doch guter Wein gewachsen. Weinrechnung Stuttgart 4 sl. 34 kr., Marbach 4fl. 22kr., Lauffen und Brackenheim 3fl. 34-36kr.

1538 ein kaltes und nasses Jahr, darin wenig Frucht und saurer Wein gewachsen. Kernenpreis 3 fl. 20 kr. Weinrechnung Stuttgart 6sl. 47kr., Marbach 7 sl. 38 kr., Lauffen 6 fl. 8 kr., Brackenheim 5 fl. 42 kr. Im Januar d. J. ließ sich ein Komet sehen (Crus.). Hestige Ruhr in ganz Deutschland.

1539 wuchs gute Frucht und Wein, insonderheit des Weins bei s. heißem Sommer ein solcher Ueberfluß, daß man nicht Fässer genug haben konnte und bisweilen ein volles Faß für ein leeres gab. Es wurden daher in Städten, auch aus dem Land Weinkästen zugerüstet. 3 Wochen zuvor hatte sich der älteste und ersahrenste Weingärtner eines solchen überflüssigen Herbstes nicht versehen. 1 Maas Wein galt vorhin 1 Batzen; 6 Wochen hernach gab man 12 Maas um 1 Batzen. Kernenpreis 2 fl. 36 kr. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 25 kr. 4 hlr., Marbach 2 sl. 10 kr., Lauffen 2 fl. 2 kr., Brackenheim 1 fl. 34 kr. 4 hlr.

1540 ein sehr dürrer und heißer Sommer. Ueberflvß und Ausbund an Frucht und Wein. Doch sind von der Hitze viele Trauben eingedorrt. Um Bar- tholomäi hat man die frische Trauben abgelesen und die dürren stehen lassen. Hernach hat es eine gute Durchfeuchte gegeben, wodurch die stehen gebliebene dürre Träublein wieder ausgelossen und frisch geworden, also daß man zum andernmal gelesen, und ist der letzte Wein besser als der erste worden. Dinkelpreis 20 kr. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 2 fl. 40 kr., Marbach 2 fl. 19 kr., Lauffen 2 sl. 26 kr., Brackenheim 2 sl. 5 kr.

1541 heißer Sommer, abermals reiche Erndte. Dinkelpreis 56 kr. pr. Sckss.l Der Wein hat im Frühling Schaden genommen, daher wenig, aber ein guter Trunk. Dinkelpreis 56 kr. Weinrechnung Stuttgart 2 fl. 44 kr. 1 hlr., Marbach 2 fl. 2 kr., Lauffen 1 fl. 56 kr., Brackenheim 1 fl. 37 kr. 5 hlr.

Im Spätjahr Pest in Eßlingen, Tübingen, Bietigheim :e.

1542 ein gar spätes Jahr. Frucht- und Weinblüthe erst um Jaeobi, Erndte um Laurentii, Herbst um Simonis und Judä, und so kalt, daß an den Butten Eiszapsen gehangen, daher der Wein gar sauer geworden. Dinkelpreis 20 kr., Kernenpreis 1 fl. 18 kr. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 10 kr., Lauffen 1 fl. 56 kr., Brackenheim 2 sl. 13 kr. 3 hlr.

In Eßlingen rasfte die Pest in 1'/« Jahren 3500 Menschen weg.

1543 ein mittelm. fruchtbares Jahr. Die Weinblüthe nahm von vielem Regen Schaden. Daher wenig, doch guter Wein gewachsen. Kernenpreis 2 fl. 32 kr. Weinrechnung Stuttgart 7 sl. 2 kr. 5 hlr., Lauffen 6 fl. 21 kr., ebenso Brackenheim.

1544 ein unfruchtbares Jahr. Frühling kalt, windig und frostig. Früchte

vom Gefrieren ausgezogen; Rebwerk winddürr, daher wenig Frucht und saurer Wein gewachsen. Kernenpreis 2 fl. 52 kr. Weinrechnung: Stuttgart 7 fl. 8 kr., Lauffen 6 fl. 6 kr., Brackenheim 5 fl. 44 kr. 4 hllr. Herzog Ulrich lieferte den Wein in das Lager der Fürsten des schmalkaldenschen Bundes, worüber der württ. Proviantmeister, Hanns Wernlin, an die Rentkammerräthe schrieb: »wo ihr nit bessern Wein liefert, so werde ihm das Lager verboten werden, denn man hab, mit Bescheidenheit zu melden, die Sch.,.fend darob getrunken." Ulrich schickte nun bessern Wein. Man brauchte wöchentlich 3—400 Fnder, wobei die herzogl. Kaffe an jedem Fnder 12—14 fl. gewann.

1545. Winterfrucht, Wein und Obst wohl gerathen, Sommerfrüchte aber wegen großer Dürre genau zusammengegangen. Kernenpreis 2 fl. 5 kr. Wein- rechnung: Stuttg. 5 fl. 38 kr., Lauffen 4 fl. 52 kr. 4 hlr., Brackenh. 4 fl. 31 kr. 3 hlr.

1546 abermals ein herrlich fruchtbares Jahr, da in Allem ein Ueberfluß und sehr guter Wein gewachsen. Kernenpreis 1 fl. 48 kr. per Scheffel. Weinrechnung: Stuttgart 3 fl. 27 kr., Lauffen 2 fl. 32 kr. 3 hllr., Brackenheim 2 fl. 13 kr. 4 hlr. (Todesjahr Luthers, 18. Februar 1546.) 23—25. April starker Höhenrauch. Sonne trüb und glanzlos.

1547. Frucht Wein und andere Erdgewächse wohl gerathen. Kernenpreis 2 fl. 28 kr. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 4 kr. 5 hlr,, Lauffen 3 fl. 59 kr. 4 hlr., Brackenh. 3 fl. 44 kr. 3 hlr. Die höheren Preise Folge von Einquartierungen. S. oben.

1548 ein mittelmäßiges Jahr. Dinkelpreis 2 fl. 32 kr. Wein sauer. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 14 kr., Lauffen 4 fl. 50 kr., Brackenheim 4 fl. 35 kr. 22. Mai Sonnenring.

1549 wuchs viele und gute Frucht. Kornpreis 2 fl. 4 kr. Wein litt im Frühling vom Reifen; in der Blüthe von allzuvielem Regen und Wetterleuchten; daher sauer. Nach trockenem Herbst langer, regnerischer Winter.

1550 wieder ein mittelmäßiges Fruchtjahr; ist aber viel und köstlicher Wein gewachsen. Kornpreis 2fl. 36kr. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 45 kr. 4 hlr., Lauffen 3 fl. 5 kr., Brackenheim 3 fl. 12 kr. 3 hlr. Graffirende Pest in Leonberg, Wildbad, Stuttgart:e., weßhalb Herzog Christoph Stuttgart verließ; auch noch im folgenden Jahr. Im Februar heftige Kälte, doch wurde es noch

, 1551 ein ziemlich fruchtbares Jahr. Kornpreis 1 fl. 12 kr. Weinrechnung: Stuttgart 6 fl. 36 kr., Lauffen 5 fl. 42 kr., Brackenheim 5 fl. 33 kr. Im Spätjahr eine Seuche zu Stuttgart :e.

1552. Frucht und Wein auf's Beste gerathen. Es war Anfangs ein kaltes, darauf aber dürres Jahr und Alles früh auf der Bahn. Kornpreis 2 fl. per Scheffel. Wein viel und gut. Weinrechnung: Stuttgart 3 fl. 19 kr. 2 hlr., Lauffen 2fl. 2kr., Brackenheim 1 fl. 56 kr. 1 hlr. Vom Dez. d. J. bis Mitte Februars

1553 ein graufam kalter Winter, worin unbezogenes Rebwerk und Fruchtbäume erfroren; im Frühling und Sommer gab es noch »geschlacht" Wetter, daß noch eine seine Erndte, ein ziemlicher Herbst und ein guter Wein worden. Kernenpreis 1 fl. 52 kr. Weinrechnung: Stuttgart 3 fl. 5 kr. 4 hlr,, Lauffen 2 fl. 2 kr., Brackenheim 1 fl. 50 kr.

1554. Im Januar und Februar große Kälte; mittelmäßiges Fruchtjahr; des Weins wurde, »wegen vieler Anstöße» wenig, aber noch ziemlich gut. Kernenpreis

2 fl. 4 kr. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 50 kr., Lauffen 5 fl. 32 kr., Brackenheim

3 fl. 48 kr. In Tübingen Seuche bis folgendes Jahr.

1555. Augsburger Religionssrieden. Errichtung des Diaeonats. S.-oben. 1555 wieder wie vor. Jahr mittelmäßig. Früchte ziem. Nothdurst. Kernenpreis

2 sl. 20 kr. Wein wegen Regenwetters, böser Blüthe und Frühreifen im Herbst kein Ueberfluß; dazu ein »srischer« — ziemlich saurer Trunk. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 52 kr., Lauffen 2 sl. 42 kr., Brackenheim 2 fl. 33 kr.

1556. Ansangs strenge Kälte; tiefer Schnee, besonders aus der Alb. Dem vorigen Jahr an Früchten gleich. Wein ziemlich viel und gut. Weinrechnung: Stuttgart 4 sl. 24 kr., Waiblingen 4 fl. 8 kr., Brackenheim 3 sl. 4 kr. 4 hlr. Ansangs Märzen bis Mitte Aprils war ein Komet sichtbar, woraus eine große Hitze folgte (Crus.).

1557. Nasser Sommer. Gleichwohl Nothdurst an Früchten. Kernenpreis 2 fl. 12 kr. Wein, weil er spät geblüht, ziemlich sauer. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 49 kr., Lauffen 3 fl. 36 kr., Brackenheim 3 fl. 25 kr. 4 hlr. In den Niederlanden große Theuru ng und Hunger; daher starke Aussuhr aus dem württemberger Land.

1558 ein gutes und fruchtbares Jahr; allein großerRaupensraß, besonders am Capiskraut; Korn in großer Hitze sehr gereist, ehe es zu Krästen gekommen. Wein viel und sehr gut. Weinrechnung: Stuttg. 4fl. 17kr., Waibling. 3fl. 52kr., Brackenheim 3 fl. 56 kr. Es stand ein trüber Komet am Himmel.

1559 ein kaltes, spätes und nasses Jahr. Kernenpreis 3 fl. 24 kr. Wein wenig und sauer. Weinrechnung: Stuttgart 5fl. 21 kr., Lauffen 4fl. 36kr., Brackenheim 4 fl. 17 kr. Zunehmende Theurung. — Emanation der großen Kirchenordnung v. Herzog Christoph. —

1560. Geschlachter Frühling, da Alles schnell gewachsen. Um Johannis lang währendes Regenwetter. Viel Schaden von großem Gewässer; daher ziemlich schwache Erndte und sehr mittelmäßiger Herbst. Ziemlich viel, aber saurer Wein. Kernenpreis 3 fl. 24 kr. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 14 kr., Lauffen 2 fl. 54 kr., Brackenheim 3 fl. 13 kr. 2. Nov. und 28. Dez. Nordlichter. Sehr kalter Winter. (Todesjahr Phil. Melanchthons, 19. April 1560.) Am Ende des Jahres mancher Orten Pest.

1561 spätes, kaltes und nasses Jahr, mit vielen Nebeln und Honigthau, welche die Frucht- und Weinblüthe sehr verderbt; daher beides wenig und der Wein sauer geworden. Kernenpreis 3 sl. 40 kr. Weinrechnung Stuttgart 5 fl. 29 kr., Lauffen 5 fl. 48 kr., Brackenheim 5 sl. 16 kr.

1562. Obwohl Alles früh aus der Bahn war, um Laurentii grausames Hagelwetter aus einem Strich von 18 Meilen (das man damals einer Hexenversammlung aus der Feuerbacher Heide zuschrieb, weßwegen einige alte Weiber zu Stuttgart verbrannt wurden), wodurch Frucht, Wein und Obst, selbst die Vögel in der Lust erschlagen wurden; daher die Frucht noch theurer geworden. Großer Schaden durch Gewässer. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung Stuttgart 6 sl. 11 kr., Lauffen 4 fl. 50 kr., Brackenheim 4 fl. 51 kr.

Herzog Christoph schrieb an die Wand eines Zimmers im Schloß: »Bahlingen hat dieses Jahr mehr Zehndwein geben, als Stuttgart mit synen vielen Reben; Nit Eine Kelter ist ussgangen ob Eva's bösen Weiberschlangen." (Hexen, deren 9 in Stuttgart den Feuertod litten).

1563 ein spätes Jahr, später Schneeabgang. Blüthe erst um Ulrichstag (Juli). Daraus viel Regen und kalt. Daher wenig Frucht und saurer Wein. Kernenpreis 5 sl. 40 kr. Weinrechnung Stuttgart 5 sl. 34 kr., L«lussen 3 sl. 29 kr., Brackenheim 3 sl. 37 kr. Steigende Theurung. Die Armen mischten Eicheu- rinde unter das Brod.

1564 ist das Rebwerk um Georgii so erfroren, daß diesen Herbst keine Keller umgegangen. 1 Maas Wein kam deßhalb in der Herberge aus 5 kr. An Früchten ist eine gute Nothdurst gewachsen. Kernenpreis 4sl. Weinrechnung Stuttgart 7 sl. 15 kr., Lauffen 7 sl. 16 kr-, Brackenheim 6 sl. 37 kr.

Im Oetober grassirende Pest in Stuttgart, vor der der Hof nach Tübingen sloh. In Eßlingen starben 3000, in Waiblingen 700 Menschen.

1565 um Invoeavit hestig anhaltende Kälte, wodurch die grassirende Pest nachließ. Großer Schnee, Ueberschwemmung (Crus,) Erfrieren der Bäume und des Rebwerks. Wenig und saurerWein. An Frucht gute Nothdurft. Kernen- preis 4 sl. 12 kr., Dinkelpreis 1 sl. 52 kr. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 55 kr. Lauffen 7 sl. 7 kr., Brackenheim 7 sl. 20 kr.

Ausgabe des neuen, revidirten Landrechts, der Landes-, Bau-und Forst- Ordnung.

1566 ein kaltes und nasses Frühjahr. Sommer und Herbst trocken. Feine Erndte, auch ziemlich viel, doch saurer Wein. Kernenpreis 3 sl. 48 kr. Alker Wein kostete 10 sl., unerhört. Weinrechnung Stuttgart 4 sl. 56 kr. 3 hlr., Lauffen 3 sl. 23 kr. 2 hlr., Brackenheim 3 sl. 20 kr. 1 hlr.

Im November zog die Universität Tübingen mit 400 Studenten wegen der Pest nach Eßlingen.

1567. Außerord. viel Maienkäser, welche das Laub von den Bäumen fraßen. Dürrer Sommer, der die Wiesen so ausdorrte, daß es wenig Heu und gar kein Oehmd gab. Daher kam die Wanne Heu aus 7 sl. Frucht und Wein ist viel gewachsen und der Wein gut worden. Kernenpreis 3 fl. 8 kr. pr. Schffl. Wein- rechnung Stuttgart 4 fl. 20 kr., Lausten 3 fl. 12 kr., Brackenheim 3 sl. 5 kr. 4 hlr.

Wüettl>g. Herzog Ludwig. 1568-93.

1568 mittelm. Jahr. Frucht ziemlich gerathen, Rebwerk von Reisen erfroren; daher wenig und saurer Wein. Kernenpreis 4 sl. Weinrechnung Stuttgart 5 sl. 3 kr., Lauffen 3 sl. 33 kr., Brackenheim 3 sl. 20 kr.

Herzog Christoph f 28. December.

1569 sehr sirenger Winter, so daß über den gefrorenen Rhein, Neckar, die Donau :e. mit geladenen Wagen gesahren werden konnte. Die Winterfrucht erstickte unter dem spät abgehenden Schnee; die Sommerfrüchte wurden verhagelt. Daher schlechtes Frucht jahr. Auch die erfrorenen Weinberge gaben einen schlechten Herbst; doch war der Wein ziemlich gut.

Die einfallende Theurung dauerte 7 Jahre. Kernenpreis 6 fl. 30 kr. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 15 kr., Lauffen 5 fl. 22 kr., Brackenheim 5 fl. 20 kr.

1570 ein unfruchtbares, kaltes und nasses Jahr. Früchte gar nicht gera- lhen; Wein wenig und sauer. Große Theurung. Roggen, den man von Straßburg holen mußte, galt 7 sl. 30 kr. bis 8 sl. pr. Schffl. Haber 2 sl. 30 kr. bis 3 sl. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 35 kr., Lauffen 7 fl. 13 kr., Brackenheim 5 sl. 14 kr.

Am 1. Advent große Wasse rsnoth im Neckarthale.

1571 war dem vorigen Jahr in Allem gleich. Ende Januars tiefer Schnee Dillen>«s, Weinsberg. 9

und große Kälte. Am 12. März thal ein Hagelwetter großen Schaden. Steigende The urung und Hungersnotl). Pest. Kernenpreis 12 bis 13 fl. Roggen 10 fl., Gerste 8 fl. Wein wenig und sauer; Preis 10 fl. 30 kr.

Im Aug. d. J. mußte sich die Universität Tübingen wegen der Peft abermals nach Eßlingen begeben, wo sie bis zum Mai des folg. Jahrs blieb. Das Hofgericht retirirte sich nach Waiblingen. In Tübingen starben 950 Perfonen an der Pest.

Geboren wurden hier in diesem Jahr 57 Kinder.

1572 war ein so kalter Winter, daß das Waffer in den Brunnen, und am 24. Febr. zu Eßlingen der Wein beim h. Abendmahl im Kelch gefror. Die Weinberge erfroren — und zum zweitenmal am 17. April. Wer die Reben nicht abschnitt, hat noch einen guten Theil und köstlichen Wein gelefen. Die Früchte standen dick mit Graf, daher wenig Erndte und fortwährende Theurung. Kernenpreis 10—12 fl. pr. Schffl., nach der Erndte jedoch 5 fl. — 4 fl. (Cruf,). Weinrechnung Stuttgart 9 fl., Lauffen 7 fl. 41 kr., Brackenheim 7 fl. 20 kr.

Geboren 63 Kinder. (An Bartholomäi Parifer Bluthochzeit.)

1573 Weinberge abermals im sehr kalten Winter und Frühling erfroren. Ueble Blüthe wegen Näffe; daher wenig und saurer Wein, kaum so gut als Effig. Auf den Aeckern wuchs mehr Graf, als Frucht; daher schlechte Erndte. Nach derselben mähte man das Graf ab und machte Heu auf den Aeckern. Haber und Oehmd wurde von der Näffe verdorben. Weil man in Straßburg kein Korn mehr haben konnte, mußte es aus Franken hergebracht werden, welches die Obrigkeiten selbst backen und auf den Rathhäufern nach Bedarf austheilen ließen. Der 4pfün- dige Laib Roggenbrod galt 8 kr. 4 hlr. Weinrechnung Stuttgart 9 fl. 20 kr., Lauf- fen 10 fl. 4 kr., Bracken heim 7 fl. 30 kr.

Vom November d. J. bis Ende Januars des folgenden Jahrs stand ein Komet hellfunkelnd, ohne Schweif, am Himmel (Cruf.). Geboren 45 Kinder.

1574 abermalen ein nasses und klemmes Jahr, darin an Frucht eineziemliche Nothdurft, aber wenig und saurer Wein gewachsen. Der alte Wein von 1572 stieg deßwegen auf 16 fl. 40 kr. Keruenpreis 10 fl. Weiurechnung Stuttgart 9 fl. 32 kr., Lauffen 7 fl. 45 kr., Brackenheim 8 fl.

Zur Herbstzeit wüthete auch die Pest wieder in etlichen Orten in Schwaben, auch in Wimpfen. Sie raffte in Württemberg bei 10,000 Menschen weg. Geboren wurden hier nur 28 Kinder.

1575 endlich wieder ein herrlich fruchtbares Jahr an Frucht, Wein, Obst le. Doch, weil nicht Vorrat!) an Frucht war, wenig Abschlag. Kernenpreis noch immer 9 fl. Wein viel und gut. Weinrechnung in Stuttgart 6 fl., Lauffen 5 fl. 22 kr., Brackenheim 5 fl. 13 kr. Geboren wieder 49 Kinder.

Auffallend ist, daß in der Beschreibung Frischlins von der Hochzeitfeier Herzogs Ludwigs (1575) unter den besten Weinen Württembergs (Gewächswein genannt) neben denen von Lauffen, Beutelsbach, Heppach, Fellbach, Veinstein, Wangen, Stuttgart und Tübingen der Weinsberger nicht genannt wird. Dagegen f. J. 1704.

1576 an Frucht und allem Erdgewächs ein hochgefegnetes Jahr; daher schneller Abschlag. Kernenpreis wieder 2 fl. 30 kr. pr. Schffl. Der Wein wurde am Charfreitag Nachts durch Frost verdorben, daher wenig, aber ein Ausbund. Weinrechnung in Stuttgart 9 fl. 2 kr. 5 hlr., Lauffen 6 fl. 13 kr., Brackenheim 8fl. Die Pest riß in diesem, wie im vorigen Jahr ein und raffte viele taufend Menschen

weg. (Das T<zdtenbuch von W einsberg fängt erst 1589 an.) Geboren wurden 46 Kinder.

1577 war zwar ein kaltes und nasses Jahr, doch gab es eine seine Erndte. Nur mußte das Getraide naß eingesammelt werden, daher es sich nicht aufschütten ließ. Kernenpreis 4 fl. 30 kr. Ueble Blüthe des Rebwerks; daher wenig und saurer Wein. Weinrechnimg Stuttgart 8 fl. 35 kr., Lauffen 8 fl. 21 kr., Brackenheim 7 fl. 25 kr. 4 hlr.

Vom 7. Nov. an 2 Monate stand ein bartiger Komet. (Crus) Vom Sept. bis 16. Jan. folg. J. starben in Reutlingen an der Peft 906 Perfonen. Geboren wurden hier 52 Kinder.

1578 ein gar dürrer Sommer, in welchem Frucht und Wein, eine gute Nothdurft, dazu ein Ausbund gewachsen. Kernenpreis 4 fl. 30 kr. Weinrechnung in Stuttgart 5 fl. 2 kr., Lauffen 4 fl. 39 kr., Brackenheim 4 fl.

1579 ein herrliches Fruchtjahr. Weil es aber im August und Herbstmonat viel Regenwetter gegeben, ist des Weines viel, aber derselbe ziemlich sauer geworden. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung in Stuttgart 4 fl. 45 kr. 4 hlr., Lauffen 4 fl. 9 kr. 1 hlr., Brackenheim 3 fl. 45 kr.

1580 ein unfruchtbares Jahr. Zwar eine seine Erndte, aber gar kein Obst. Ueble Traubenblitthe durch langwieriges Regenwetter; daher wenig und saurer Wein. Kernenpreis 5 fl. 20 kr. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 20 kr., Lauffen 6 fl. 45 kr., Brackenheim 6 fl. 16 kr.

Von Anfang Oet. wieder ein Komet fichtbar 50 Tage laug, minder groß als der von 1577.

1581 warmer Winter, aber kalter Frühling, worauf ein gar nasser Sommer; mittelm. Erndte; wenig und saurer Wein. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung Stuttgart 5 fl. 17 kr. 3 hlr., Lauffen 4 fl. 6 kr. 5 hlr., Brackenheim 4 fl.

2l. Dee. Nordlicht. An manchen Orten des Landes entstand die Pest.

1582 wuchs viel Frucht und Wein; allein die Frucht kam wegen Regenwetters naß in die Scheuern und die Trauben faulten davon. Daher der Wei n ziemlich sauer worden. Frucht in vorigem Kauf. Weiurechnung zu Stuttgart 5 fl. 57 kr., Lauffen 4 fl. 2 kr., Brackeuheim 4 fl. 7 kr.

Im Mai erschien ein großer Komet in NW. (Cruf.) Zu Straßburg starben 2714 Menschen an der Peft. (i>I.) — In diesem J. wurde hier Jfak Volmar, Sohn des damal. Stadtschreibers Volmar, geboren. Er stndirte zuerst Theologie, kam aber nachher zum Grafen Joh. Ludwig von Naffan, mit welchem er eonvertirte. Nun wurde der Theologe Jurist, und als Rath zu Infpruck zum westfälischen Friedenswerke abgeordnet, wobei er durch seine politischen Talente seinen alten Glaubensgenoffen den empfindlichsten Schaden zuzufügen suchte. Nach vollendeter Frie- densexeeution gieng er als Hofkanzler nach Infpruck zurück und starb 1662 als Gefandter auf dem Reichstage zu Regensburg.

1583 wieder ein gutes, fruchtbares Jahr. Wegen Ueberfluß des Weins Mangel an Fäffern, daß man viel Wein in Zuber und Bütten einschlagen mußte. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 42 kr. 3 hlr., Lauffen 1 fl. 49 kr., Brackenheim 3 fl. 24 K. 5 hlr. Qualität des Weins gut.

1584 wieder ein fruchtbares und dürres Jahr. Ueberfluß an Allem. Wegen des großen, schon in Mitte Septembers beginnenden Herbstes ein Faß thenrer als der ziemlich gute Wein, wovon viel in Zuber und Bütten eingeschlagen werden mußte. Mißbrauch dieser Gaben Gottes wegen Unwerths. Man machte sogar Kalk damit an. (Crus.) Kernenpreis 3 sl. 45 kr. Weinrechnung Stuttgart 2 sl. 38 kr. 3 hlr., Lausten 1 fl. 49 kr., Brackenheim 1 fl. 59 kr.

1585 rasches Wachsthum im Frühling, aber Verderben der Blüthe durch Regenwetter um Johanuis. Doch noch seine Erndte, aber schlechter Herbst; Wein zwar ziemlich viel, aber sauer. Kernenpreis 3 sl. 45 kr., Dinkel 1 fl. 8 kr. Wein- rechnung Stuttgart 4 fl. 50 kr., Lausten 2 sl. 51 kr., Brackenheim 3 sl.

Grassiren der Pest in Nürtingen. 500 Menschen gestorben.

1586 so kalt und so viel Schnee, daß die Weinberge übel erfroren. Hernach 3 Monate dürr, großer Wassermangel. Juni und Juli sehr naß. Böse Blüthe. Taube Frucht. Wenig und saurer Wein. Der alte Wein von 84 kostete 25 sl. pr. Eimer. Kernenpreis 8 fl. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 35 kr., Lausten 7 sl. 30 kr., Brackenheim 8 fl. — Pest um Tübingen.

In diesem Jahr kam Weinsberg, das seit dem Interim eine eigene Super- intendenz gebildet hatte, welcher auch Neuenstabt und Möckmühl angehörten, unter die Superintendenz Möckmühl, wo >I. Konrad Weick von 1586 bis 1612 das Amt eines Superintendenten bekleidete.

' 1587 wieder ein unfruchtbar und kaltes Jahr mit viel Mühlthau und Regen. Abfall der Träublein in der Blüthe. Wenig und saurer Wein. Veralte Wein kam deßhalb aus 33 sl. Kernenpreis 7 sl, Weinrechnung Stuttgart 7 sl, 15 kr.. Lausten 7 fl. 7 kr., Brackenheim 7 sl.

27. Dee. große Ueberschwemmung im Neckarthale.

1588 mittelm. Jahr; ziemliche Nothdurst an Korn, aber wenig Wein von mittlerer Güte, weil viel erfroren. Alter Wein galt 33 sl. 20 kr. Kernenpreis 6 fl. Weinrechnung Stuttgart 13 sl. 40 kr., Lausten 12 sl. 12 kr., Brackenheim 12 sl. Im Juni Ueberschwemmung bei Heilbronn. .

1589 wieder ein unfruchtbares Jahr. Im Sommer nahm die Frucht und der Wein durch vielen Regen während der Blüthezeit Schaden; Haber, Heu und Oehmd verdarben dadurch. Winterfrucht schwach und naß eingethan. Wein wenig und sauer. Kernenpreis 7 sl. Weinrechnung Stuttgart 18 fl. 30 kr., Lausten 18 sl. 54 kr., Brackenheim 20 sl. 20 kr. Alter Wein bis 30 sl. (Crus.)

1590 Rebwerk im Winter erfroren, ebenso um Georgii. Dennoch bei nachfolgendem gutem Wetter Beiaugen getrieben, die bei dem dürren Sommer einen so köstlich guten Wein gaben, deßgleichen in 100 Jahren nicht gewachsen. Durch die Dürre des Sommers trockneten etliche Wasser, besonders die Rems, beinahe ein, daß man nicht mehr mahlen konnte. An Kreuzerhöhung (14. Sept.) hat man zu lesen angesangen und an Michaelistag (29. Sept.) wurden die Keltern geschlossen. Kernenpreis 5 sl. 24 kr. Weinrechnung Stuttgart 13 sl. 20 kr., Lausten 14 sl., Brackenheim 13 fl. 30 kr.

Im Febr. d. J. Nordlicht; (Crus.) 25. Sept. Erdbeben.

1591. Die Mäuse, deren es viele gab, fraßen fast allen Saamen, der wegen dürren Wetters in der Saatzeit nicht ausgehen konnte. Der folgende nasse Sommer brachte viel Unkraut. So wuchs wenig Frucht und auch wenig Wein, und dazu saurer. Kernenpreis 7 sl. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 9 fl. 40kr., Lauffen 7 sl. 16 kr. 2 hlr., Brackenheim 7 fl.

1592 erfroren die Reben an Exaudi; um Johanuis siel Regenwetter ein, daher die Trauben in der Blüthe abgefallen. Somit wenig Wein, doch von mittelm. Qualität. An Korn wuchs eine gute Nothdurft. Kernenpreis 5 sl. 20 kr. Wein- rechnung Stuttgart 13 sl. 48 kr., Lauffen 13 sl. 33 kr., Brackenheim 13 sl. 30 kr.

1593 war es um Lichtmeß so warm, daß man ansieng, Haber zu säen und die Weinberge zu hacken. Nach Fastnacht siel aber wieder ein Schnee, woraus es so kalt wurde, daß das Grnudeis 3 Wochen lang gieng und die Weinberge erfroren. Doch gab es eine gute Er ndte und wenig, aber guten Wein. Kernenpreis 5 st. Weinrechnung Stuttgart 13 sl. 10 kr., Lauffen 13 sl, 31 kr., Brackenheim 12 st. 45 w

Herzog Ludwig f 8. Aug.

Herzog Friedrich i. 1593—1608.

1594 ein kaltes und nasses Jahr. Noch am 10. und 11. Mai kalte Tage mit Schnee und Kieseln. Am 12. Mai, Sonntag Exaudi erfroren die Weinberge. Reisen noch vor dem Herbst, Daher saurer und wenig Wein. Auch dieErndte war schlecht. Wegen Einsuhr aus Baieni blieb der vorjährige Preis. Weinrechnung: Stuttgart 10 sl. 40 kr., Lauffen 11 sl. 41 kr., Brackenheim 11 fl. 30 kr. Die Pest währte in Stuttgart bis in den Februar des folgenden Jahrs und rasfte bei 2000 Menschen weg. In Weinsberg keine besondere Sterblichkeit.

1595 ein kaltes und spätes Jahr. Mangel an Viehsutter, vermehrt durch Wassergüsse um Pfingsten, die das Heu verdarben. Doch gab es eine gute und reiche Erndte, ziemlich vielen aber sauren Wein. Weinrechnung: Stuttgart 10 fl. 4 kr., Lausten 8 fl. 30 kr., Brackenheim 9 sl. 15 kr-

(Verbindung der Fil, Pfarrei Ellhofen mit dem Diaeonat Weinsberg.)

1596. Warmer Frühling, aber Monatlicher Regen um die Blüthezeit. Doch siel Nichts ab, aber die Beerlein blieben klein. Nach 2monatlicher Dürre liesen diese aus einen geschlachten Regen noch aus, daß es doch, wider Verhossen, noch einen halben Herbst und gar guten, dem 90er gleichen Wein gegeben, den man »den Beerkeinswein« genennet. DieErndte war auch sehr gut. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung: Stuttgart 15 sl. 20 kr., Lanssen 15 fl. 30 kr., Brackenheim 15 fl.

1597. Vor dem Blühen schädliches Hagelwetter; dann viele Kaywürmer; nasser August und Herbstmonat. Deswegen wenig und saurer Wein. Der alte Beerleinswein galt 34 sl. Korn ist eine gute Nothdurst gewachsen. Kernenpreis 4sl. 12 kr. Weinrechnimg: Stuttgart 9 sl. 15 kr., Lauffen 8 fl. 8 kr. 2hlr., Brackenheim 8 st. 3 hlr. Das Sterben, so im vorigen Jahr ansing, dauerte bis in diesen Herbst.

1598. Um Martini 1597 legte es einen so tiefen Schnee, daß die Früchte darunter erstickten und man das Feld mit Sommerfrüchten besaamen mußte. Um Bartholomäi verdarb durch Hagel und Regenwetter viel Oehmd und H<?^/ 5/e Trauben versaulten, und da 14 Tage vor dem Herbst schön Wetter emfie/, dorrten , sie ein und wurden so schimmelig, daß man im Herbst, wenn man einen Butten in den Tretzuber geschüttet, vor Staub den Treter nicht sehen kennen. Von den Bütten ist der Wein zähe herunter gelossen. Kernenpreis 7 fl. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 38 kr. 3 hlr,, Lauffen 7 fl. 9 kr., Brackenheim 8 fl. 45 kr. Im März d. J starb hier Kilian Prendlin, 97 Jahre alt.

1599. Herrlicher, geschlachter Frühling. Korn und Wein haben nm Pfingsten verblühet. Erdbeeren und Kirschen waren um diese Zeit schon reis. Es wuchs Alles genug, sonderlich viel und köstlich guter Wein. Nach dem Herbst eine solche Dürre, daß man nicht beziehen konnte. Die aber so gut als möglich bezogen, haben sehr gut daran gethan. Denn hernach ist Berg und Thal erfroren. Kernenpreis 5 sl. Wein- rechnung: Stuttgart 7 sl. 6 kr., Lauffen 7 sl. 30 kr., Bietigheim 6 sl. 6 kr. Viel Vieh ging in diesem Jahr an der Uebergälle ab.

1600 war ein unfruchtbares, kaltes und spätes Jahr, da Berg und Thal, weil wenig bezogen war, erfroren. Kein Obst, Kraut u. dergl., aber vieles und gutes Korn. Kernenpreis 5 sl. Wein erst um Michaelis gezeitiget und war ein mittelmäßiger Trunk. Weinrechnung: Stuttgart 9 sl. 15 kr., Lauffen 7 sl. 55 kr., Brackenheim 8 sl. 45 kr.

  • 5 *

, In dieser Periode, von 1553 (der Wiedereinsetzung Weinsbergs in seine Stadtrechte) bis 1618 (dem Ansang des 30jährigen Krieges) lebten zu Weinsberg nach den an der Kirche und um dieselbe vorhandenen Grabsteinen folgende Manner:

als Stadt- und Amtsschreiber: M. Vollmar Renz, f 1617; — als Bürgermeister: Hermann Weimar, 5 1589, 80 Jahr alt; Martin Renz, f 1606, 40 Jahr alt; — als Keller und Hofmeister zu Lichtenstern: Ulrich Renz, 5 1585, 79 Jahr alt; — als Gerichtsschreiber, Schultheiß und geistlicher Verwalter: Johann Rittmüller, f 1596, 83 Jahr alt; — als Schulmeister: Beatus Wild, f 1596, hier seit 1576.

Nach den, erst mit 1571 beginnenden Kirchenbüchern und anderen Nachrichten waren in gedachter Periode 1553—1618 zu Weinsberg,

als Amtmann, 157! und 1575 Oberamtmann genannt: Hanns vonMassenbach, genannt Thalacker, weicht 1583 mit einem Gnadengehalt von 100 sl. dem folgenden; — als Vogt kommt 1583 — 1588, auch Oberamtmann genannt und Ob er vogt: Wolsgang, Graf von Löwenstein; — als Keller: Jerg Renz, 1576; Joachim Bayer, 1610; — als Schultheiß: 1571 Johann Riedmüller; 1594 Heinrich Oelinger; — als evangelische Stadtpfarrer: Johann Dieterich, zugleich Superintendent, s. oben; >I. Wilhelm Vinß, zugleich Superintendent bis 1572; öl. David Vab, zugleich Superintendent 1573 bis 1586, vorher Stifts-Diae. in Stuttgart 1561—1564, Pfarrer in Cnsingen 1564—1573; öl. Jakob Erhard, unter der Superinteudenz Mockmühl 1586, f hier 20. Juni 1596 nach Todtenbuch, ' vorher Stifts-Diae. in Stuttgart 1574—1576, Dechant in Güglingen 1576—1586; öl. Alexander Bauhos, 1596-1617, vorher Stifts-Diae. in Stuttgart, dann Su- perintendent in Waiblingen 1588—1596, f hier 1625, 8 nnno» ru6e6on; öl. Konrad Pfeil, 1617—1636, während des 30jährigen Kriegs, f hier 5. September 1636, vorher Repetent, dann Diae. in Cannstadt 1609 — 1617, siehe unten Reihensolge der Geistlichen; — als Mitglied des größeren Laudschafts-Ausschusses: 1571 Martin Sailer (nach Crus. u. Steinh.); — als Stadtschreiber: N. N. Vol- mar 1582, Vater des nachmaligen, apostatischen Hofkanzlers zu Inspruck, Js. V olmar, s, oben 1582; — Diaeone waren hier von obengedachtem Christoph Kautz 1555 bis 1618 —'- 24, und zwar Christoph Kautz, Schweicker, Werner, Joh. Kautz, Lutz, Kantengießer, Gastspar, Kißmann, Wunderer, Geer, Kneller, Hainlin, Beerlin Jsenmaun, Stecher, Märklin, Christ. Kautz, Beer, Anatins, Braun, Wild, Liliensein, Heß, Bernh. Dieterlein. (Binder Kirch, u. Lehrämter.)

Mehrere derselben waren nur 1 oder 2 Jahre hier, vielleicht als bloße Amtsverweser und es sinden sich ihre Namen nicht in den Kirchenbüchern genannt.

Von dem Letzteren, Bernhard Dieterlein, 1617—1625, welcher zuvor Kloster - priieeptor in Maulbronn gewesen war und von Weinsberg wieder als l. Klosterpräeeptor nach Blaubeuren und von da 1631 nach Vebenhausen kam, bekunden 2 noch vorhandene Epitaphien für Kinder, die er hier verloren, seine Latinität.

I. >I. L. D. »u»e Iteßlu»e. b!e tle»r, Iiio ere»oo; e1ue»,ä»m rsäitur» putre»eo;

I'»rvul» membr» «ero; p««te» M»ior ero. Lim» lu!, vix!, v!6i m»I» plurim», viei.

^uts äism murior, «eä moror »nte äiem. Klmoi 5. II. »I. L. D. »uo Klii>. Ae numeiate meo», Inie i1ni t>»n«id!ti«, »nno»!

l^amizue pusrperü Msn«« puer peiil. Vix munäum inti»vi, »»ero.ms llumins I»v!,

15t>ere ms p»vi; nwr» mibi äix!t: »b!! Unroi 10.

Präeeptoren waren, von der Errichtung der Stelle bis 1618, nur 4'hier: Breit, Lofer, Finger, KI. Joh. Jak. Weiler, f 1635, f. unten. Finger f 1607, prae- tieirte in seinen Freistunden viele Jahre lang Mediein und diente damit vielen Kranken; war 42 Jahre Präeeptor. Als Schulmeister kommt vor 1579 Friedr. Finger.

Collaboratoren dagegen 17: Schmnaier, Albrecht, Frank, Braunfels, Ahe- narins, Stengelin, Knoll, Sturm, Schäufelin, Heinlin, M. Westermaier, Parfimonins, M. Calwer, Kienlin, Matthäus, Hecht. Zu Anfang des 30jährigen Krieges Magirus, 1616—1619.

Unter Herzog Friedrich i. 1593—1608.

In den ersten 2 Jahrzehnten des neuen, 17. Jahrhunderts, dauerte fur Weinsberg die glückliche politische Stille der vorigen Periode (von 1553 an) noch fort — es war die schwüle Ruhe vor einem Gewitter —; und wir haben außer dem Verlauf der Jahrgänge, der Witterung, der Wohlfeilheit oder Theurung :e. wenig besonders Bemerkenswerthes zu berichten.

1601 war ein »ungeschlachter" Frühling; der März gar naß mit Schnee, der April und Mai zu dürr, so daß die Flüchte zurückblieken. Was noch vorhanden, kam naß heim- Demuach wenig und wieder theuer. Kernenpreis 7 fl. Weinblüthe naß, daher wenig und saurer Wein. Nur Obst, Kraut und Rüben ge- riethen. Weinrechnung: Stuttgart 10 fl. 53 kr. 3 hlr., Lauffen 8 fl. 43 kr., Brackenheim 9 fl. 30 kr. Am 8. September um 2 Uhr nach Mitternacht wurde ein Erdbeben im ganzen Lande gestürt.

1602 erfroren am 12. bis 23. April Berg und Thal sammt dem Obst, so daß im folgenden Herbst zu Stuttgart keine Kelter gieng. Probft Magirus beklagte den Schaden in der Freitagspredigt folgenderweise: »Wir haben heute St. Georgentag, da leider! Gott erbarms! der Ritter St. Georg uff einem weißen Pferd mit solch Ungestümm und Graufamkeit bei Uns eingeritten, daß der Türkh, wenn er mit etlich 1000 Pferden in die Christenheit eingefallen, in so kurzer Zeit so großen Schaden nicht hätte thun können." Dagegen wuchs viel und gut Korn, Kraut «. Keruen- preis wieder 5 fl. Weinrechnung: Stuttgart 0, Lauffen 20 fl. 40 kr., Brackenheim 20 fl. 20 kr.

1603. Auf einen kalten Winter folgte ein kalter und strenger Frühling; März trocken, aber 14 Tage dicker Nebel. Noch 4. Mai Frost, nachher aber geschlacht Wetter und wurde-das Jahr noch ein gefegnetes an Frucht undWein. Kernenpreis

4 fl. 12 lr. Weinrechnung: Stuttgart 11 sl. 30 kr., Lauffen it., Brackenheim 11 sl. Am 10. September starkes Erdbeben zu Stuttgart.

1604. Nach einem langen strengen Winter später Frühling. Futtermangel, so daß die Wanne Heu 11 sl. galt. Sehr dürr. Honigthau, der das Obst, und Reisen, die denWein verdarben. Doch noch vollkommener Herbst, aber mit saurem Wein, den man Doppelvierer nannte. Kernenpreis 4 fl. 15 kr. Kein Obst. Weinrechnung : Stuttgart 5 fl. 55 kr., Lauffen 5 fl. 48 kr., Brackenheim 5 sl. 24 kr. 5 hlr.

1605. Januar und Februar viel Regen und Ueberschwemmung; April Frost und Reisen. Mai Hagel und Gewässer. Daraus aber gut Wetter, so daß man vor Kreuzerhöhung lesen konnte, vielen und guten Wein bekam. Der Doppelvierer vom vorigen Jahr galt nur 5 sl. Kernenpreis 4sl. Weinrechnung: Stuttg. 5sl. 55kr., Lauffen 4 fl. 16 kr., Brackenheim 4 sl. ,30 kr. (Am 3. Februar d. J. starb hier Anna, Hans Forchheimers vi6. 95 Jahr alt,)

1606. Ansang Januars viel Schnee aus einander, so daß man überall Bahn machen mußte. Biele Menschen, auch Obstbäume erfroren. An Lichtmeß Schnee- abgang ohne Ueberschwemmung. Im März hestige Stürme. Um Johannis viel Regenwetter und schlechte Blüthe. An Laurentii schon Reisen, Wenig und saurer Wein. In Süddeutschland Seuche. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 17 kr-, Lauffen 3 fl. 56 kr. Brackenheim 5 sl. 20 kr.

1607. Wenig Schnee und warmer Frühling; Mai und Juni schwere Gewit- ter mit großem Gewässer. Ueble Weinblüthe. Würmer. Wenig Wein, aber gut und stark. Gut Obst. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl. 22 kr., Lauffen 12 sl., Brackenheim 12 sl. 15 kr. Erscheinen eines Kometen (nach Halley ident. mit dem von 1682).

Unter Herzog Johann Friedrich 1608-1628.

1608 sehr viel Schnee und so kalt, daß die Weinberge und Bäume erfroren. Anschwellen des Wassers, daß im ganzen Neckarthal Ein Eis von einem Berg zum andern war. Wein und Frucht blühte übel, daher Mißwachs und Ausschlag. Kernenpreis 7 fl. Weinrechnung: Stuttgart 11 sl. 30 kr., Lauffen 12 sl., Brackenheim 12 sl. 30 kr.

Herzog Friedrich I., f 29. Januar. ,

1609 abermals ein kaltes Jahr, mit wundersamem Witterungswechsel. Um Lichtmeß so warm, daß man zeitige Erdbeere sand. Hernach wieder Winter, mit verderbl. Frost für die Reben. Um Johannis wegen vielen Regens schlechte Blüthe. Dann folgten viele, die Winter- und Sommerfrüchte verderbende Hagelwetter. Im Herbst gesror es so hart, daß Eiszapsen von 1^ Länge an den Bütten hiengen. Daher gab es wenig Wein, Kraut :e. und gar kein Obst. Nach der ziemlich guten Erndte kam der Scheffel Kernen aus 5 fl. Weil aber Alles nur über das Brod gieng, kam er bald wieder aus7fl. Weinrechnung: Stuttgart 15 fl. 15 kr,, Lauffen 16 fl., Brackenheim 16 sl.

1610 zu Ende des vor. J. so dürr, daß die Saat erst im Jan. und Febr. d. J. ausgieng bei vielem Regen. Die Kälte im März und April aber zog den Saamen aus. Im Mai groß Gewässer und verderbliche Hagelwetter, besonders um Heilbronn her. Die Frucht mußte also theuer werden. Kernenpreis 8 fl. Der Wein verblühte schon im Mai und die Lese begann schon am 22. Septemb. mit einem ausbündig guten Trunk, aber wenig. Weinrechnung: Stuttgart 9 sl. 55 kr. 4 hlr., Lauffen 5 sl. 20 kr., Brackenheim 9 sl. Vlatternseuche.

1611. Im Winter wenig Schnee; zu Ansang des Frühjahrs viel Regen, daher zweimalige Ueberschwemmung. Um Georgii sand man schon blühende Trauben an den Mauern. Es war so dürr, daß man nicht hacken und erst an Pfingsten, wo eine Durchfeuchte kam, pfählen konnte. Die Blüthe war 14 Tage vor Johannis vorbei. Ende Junii hestige Gewitter, die über 100 Mal einschlugen. Vor Michaelis Reisen, daß alles Laub absiel. Erndte schwach. Wein ziemlich viel, aber sauer. Kernenpreis 9 sl. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 17 kr., Lauffen 7 sl. 30 kr. Brackenheim ebenso. Hin und wieder grassirte im Lande, d'^e, He^ m<d dM Nv^ gieng an der Uebergälle zu Grunde. Der Hof und d've Cemzl,n z'«nz Mnm °dN Pest von Stuttgart nach Urach. 18. September.

1612. (Weinsberg wird in diesem Jahr der Superintendenz Neuenstadt zugetheilt.) Winter so kalt, daß die Weinberge erfroren. Noch an Mattbiä t s Schnee, mit starker Kälte. Schneeabgang durch die Sonne. Hernach qros° >>, "^ Im Mai und Inli Hagelwetter, welche Frucht und Wein verderbet n^ss^5"' und nasse Heuerndte. In den Hundstägen Hitze, welche Alles ausb«m//<. D ^ wegen Sommerfrüchte wenig. Wein desgleichen, wurde aber sehr gut. O^r ^' preis vor der Erndte 12 fl., nachher 9 fl. Weinrechnung: Stuttgart 12 st 22 /»"' Lauffen 14 fl. 30 kr., Brackenheim 14 fl. 28 kr. Am 6. April kam der Hof'und die Canzlei, als die Pest nachgelassen, wieder nach Stuttgart. Hier große Sterblich-, keit. Es starben 276 Personen; im August 53, im Sept. 67, Okt. 29. Ost 5—6 an Einem Tag. Im Todtenbuch die Bemerkung: Es sind über 22 junge Personen nnangezeigt — wegen des Läuterlohns — hinausgetragen worden.

1613. Warmer Winter, trockener Frühling. Im Mai weitreichendes verderb- liches Hagelwetter mit Gewässer. Wo das Wetter nicht hinreichte, seine Erndte, so daß die Früchte von 9 fl. (vor der Erndte) aus 5 fl. sielen. Wein ziemlich viel, aber sauer. Weinrechnung: Stuttgart 11 fl. 4 kr., Lauffen 8 sl. 20 kr., Brackenheim 8 fl. 28 kr. Seuche, die ungarische Krankheit genannt.

1614 sielen 36 Schnee aus einander und erstickten die Winterfrüchte, weil sie bei 18 Wochen gelegen, daß man Sommerfrüchte nachsäen mußte, welche aber mancher Orten übel geriethen. Die Frucht schlug daher schnell aus; vor Lichtmeß Kernenpreis 5 fl., um Ostern 10—12 fl. Aecker so mit Graf bewachsen, daß man es zu Heu mähte. Man mußte Getreide vom Rhein holen. Wein wenig und sauer wegen nasser Herbstmonate und Reisens. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 27 kr., Lauffen 8 fl. 30 kr., Brackenheim 8 fl.

1615. Große Wärme an Ostern; aber 13. und 18. April und 1—6. Mai so schädliche Reisen, daß das niedere und mittlere Held e^ror. Das nicht erfrorene blühte vom 8. Juni an. Am 6. Juli ^chon Ansang der Roggenerndte. 8 Tage vor Jakobi waren alle Winter- und Sommerfrüchte in den Scheuern, weil es dürr Wetter. Am 22. September war Herbst. Erndte gesegnet; Wein wenig, doch sehr gut. Die Eicheln geriethen so wohl, daß man noch im folgenden Frühling daran zu lesen hatte. Kernenpreis 5 fl. 30 kr. Weinrechnung: Stuttgart 16 fl. 40 kr., Lauffen 16 fl, 30 kr., Brackenheim 16 fl.

1616. Nach Wärme um Weihnachten, bei der man 4000 Klafter Holz den Neckar herabstoßte, im Januar und Februar so große Kälte, daß alles unbezogene Rebwerk ersror. Das bezogene ersror den 1. Mai durch Reisen. 7. Juni Ansang der Heuerndte. Um Johannis Dinkelerndte. Juli und August große Dürre, wovon Bäche und Bronnen versiegen giengen, die Wiesen verdorrten (ebenfo die Trauben an den Stöcken) und großer Waffermangel entftand. Den 4. Oktober sieng mau bei heißem Wetter zu lefen an und war in 3 Tagen fertig. Viel Frucht, aber wenig, doch köftlicher Wein. Kernenpreis vor der Erndte 5 fl., nachher 4 fl. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 40 kr., Lauffen 12 fl. 20 kr., Brackenheim 12 fl.

1617 sehr früher Jahrgang. Pflügen und Hacken schon Lichtmeß. Köftlich Wetter bis zur Blüthe, welche durch veränderlich Wetter und Regen verderbt wurde, daß sie 4 Wochen lang dauerte. Am 1. Oktober fielen Reifen ein. Die Lefe dauerte bei 4 Wochen und des Weins wurde so viel, daß man ihn aus Mangel an Fäffern in die Züber einschlagen mußte. Er war aber auch so sauer, daß er vor 3 Jahren nicht zu genießen gewesen.

Eine große Zahl von Mäufen, von allerlei Farben, that großen Schaden am Getreide, bieß die Halmen entzwei und schleppte die Aehren unter die Erde. Kernenpreis 4fl. Weinrechnung: Stuttg. 6 fl., Lauffen 5 fl. 30 kr., Brackenheim 5fl. 10kr.

Nach der am alten Thor des äußeren Gottesackers stehenden Jahrzahl 1617 wurde dieser Friedhof um diese Zeit angelegt, der um die Kirche herum bestehende jedoch erst später (fiehe 1807—1808) ganz verlassen und theils gepflastert, theils zu einer Baumschule angelegt.

Auf die glücklich^ Stille des letztbeschriebenen halben Jahrhunderts folgten nun die schrecklichen Stürme des 30jährigen Krieges, welcher

1618 in Böhmen zum Ausbruch kam und welchen de» Herzog Johann Friedrich vergebens durch seinen Austritt aus der Union, durch Vertrag mit dem kaiserlich spanischen General Spinola :e. von seinen Grenzen fern zu halten suchte.

1618 bis 1622 blieb noch Ruhe im Lande.

1618 war ein gutes und fruchtbares Jahr, da an Frucht, Obst, Kraut «. eine gute Nothdurft wuchs. Die Weinberge hatten im Winter Schaden genommen und es gab wenig und mittelmäßigen Wein. Kernenpreis 4fl. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 27 kr., Lauffen 8 fl. 30 kr., Brackenhelm 8 fl.

Schon am 5. Oktober der erste Schnee.

Zu Weinsberg wurde am 20. Nov. d. J. Johannes Zecht, gewesener Provifor allhier, mit dem Schwerdte gerichtet und dann auf das Rad gelegt, weil er seine eigene Hausfrau, Columua (f 20. Nov. 1616), vergiftet.

eu6. ä!« ist seine Adhärentin, Maria Schreinerin, so ihm zu dieser That geholfen, hier enthauptet worden (Todt-Bch.).

In diesemJahr stund etliche Wochen ein Komet mit einem langen fächerartigen Schweif von 100 Graden am Himmel; für die damalige Zeit ein böfes Wahrzeichen. (f. Schillers Wallensteins Lager).

1619 erfroren die Weinberge schon am Christfest zuvor und wieder durch einen Reifen am 20. April. Es gab demnach wenig, doch guten Wein; und war ein gefegnetes Fruchtjahr. Kernenpreis 3 fl. 45 kr. Weinrechnung: Stuttgart 9 fl. 12 kr., Lauffen 7 fl. 30 kr., Brackenheim 7 fl. 7 kr.

1620. Um 23. Februar 2 Nebenfonnen am Himmel. Glimpflicher Frühling bis 2. Juni, wo es 30tägiges Regenwetter gab, worauf ein schrecklicher Sturm folgte. Am 19. und 23. Juli Hagel, Sturm, Platzregen, Ueberschwemmungen im Neckar- und Remsthale. Es wuchs übrigens viel gute Frucht und gab einen ziemlich seinen Herbst. Kernenpreis 6—7 fl. Weinrechnung: Stuttgart 10fl. 21 kr., Lauffen 13 fl. 20 kr., Brackenheim 12 fl. Verwirrung beginnt mit dem Steigen der Mlinzforten. R.-Thaler von 1 fl. 48 kr. auf 2 fl. 4 kr., Goldgulden von 2 fl. 8 kr. auf 2 fl. 30 kr.

1621. Erfrieren der Weinberge am 4. Februar. Ziemlich mittelmäßiges Jahr; wenig und ein saurer Wein. Kernenpreis 12fl. Weinrechnung: Stuttg, 14fl. 30kr., Lauffen 15 fl., Brackenheim 13 fl. 20 kr.

Der Krieg nähert sich dem Lande mit der Besetzung der Pfalz durch den spanischen General Spinola und der Eroberung Heidelbergs. Auflösung der Union. Unnatürliches Steigen des Münzpreises, welches bewirkte, daß auch alle Lebensmittel auf's Höchfte stiegen. Leichte und nichtswürdige Münzen von Kupfer. Der Herzog ließ unter anderen schlechten Münzen die berüchtigte ganze und halbe Hirschgulden schlagen, wovon der ganze Gulden kaum einen Werth von 10 kr. hatte. Unfägliche Verwirrung und Noth entftand ans dieser Maßregel, der Verschlechterung der Münze. R.-Thlr. galt im Dez. 6 fl. 30 kr., Goldgulden 8 fl., Dueate 12 fl.

1622 erfroren die Weinberge um Lichtmeß. Die Blühte litt durch Regenwetter. Die Früchte wurden durch Mühlthau verderbt und tanb. Wein wenig und sauer. Kernenpreis vor der Erndte 4, nachher 6 Reichsthaler. Der Reichsthaler galt aber im August 4fl. Weinrechnung in Folge der allgemeinen Geldsteigerung: Stuttgart 58 fl. 40 kr., Lauffen 80 fl., Brackenheim 64 fl.

Weinsberg mußte in diesem Jahre früher als andere Städte des Vaterlandes die Noth des 1618 ausgebrochenen 30jährigen Kriegs erfahren. In der Nahe von zwei Stunden, zwischen Heilbronn und Wimpfen bei Ober-Eifisheim ereignete sich Einer der entscheidenden Aufzüge des großen Trauerspiels. Es war am

26. April 1622, wo Tilly die Schlacht bei Wimpfen schlug und den Markgrafen Georg Friedrich von Baden besiegte; wo die 400 Pforzheimer Bürger unter ihrem Bürgermeister Deimling heldenmüthig gekämpft haben sollen, bis sie Alle gefallen waren*); wo der Brnder des Herzogs Johann Friedrich, Prinz Magnus von Württemberg auf dem Wahlplatze blieb, mit Wunden so bedeckt, daß sein Leichnam nur noch an einem Muttermale erkannt werden konnte. Furchtbar tönte der Donner des Geschützes nach Weinsberg herüber.

Von hier aus verbreiteten sich die Sieger unter Verwüstungen und Gräueln aller Art über die badische und württembergische Umgegend, zu welch letzterer auch Weinsberg gehörte. Insbesondere ging das benachbarte Neckargartach mit 519 Hofftätten im Ranche auf; die wenigen stehen gebliebenen Häuser wurden rein ausgeplündert, die nicht geflohenen Bewohner wurden erschlagen, erschossen, erstochen, die Fliehenden in den Bellinger Bach gestrengt und ertränkt. Und das war ein neutrales, zur Reichsstadt Heilbronn gehöriges Dorf!

Heilbronn sperrte und verschanzte die Thore, vor welchen am folgenden Tag noch eine Menge aus der Schlacht entronnene, verwundete, oder halb verbrannte Soldaten und andere Leute, welche nicht weiter konnten, von den verfolgenden Baiern und Spaniern niedergemacht, oder in den Neckar gestrengt wurden. Viele verwundete, an Heilbronn in jener gräßlichen Nacht vorüberpafstrende Soldaten, welche im Höfenweiler nicht mehr Aufnahme finden konnten, find über das Mühlwehr durchkommen und »uf Weinsberg." »Die Crabaten (Croaten) »dieß verfluchte Volk" ist mit Würgen, Morden und Schänden nit zu erfüllen gewesen." (Heilbr. Arch.)

  • ) lieber diese Sage vgl. v. Martens, Beil. XXV. zu S. 297. seiner Kriegsgesch.

Der lange Ausenthalt großer Heere in der Gegend von Heilbronn, die Plüu- derungen, die Furcht vor Beraubung, welche viele Auswärtige abhielt, Vietualien nach Heilbronn zu bringen, wo eine Garnison von zwei Compagnien schwäbischer Kreistruppen lag, steigerte die Preise der Lebensmittel daselbst aus eine unerhörte Höhe.

Nach den Heilbronner Rathsprotokollen vom Mai bis September d. J. galt das Malter Dinkel 9 und 10 fl. Korn 18-20 sl. Haber 8 s>. Eine Gans am 28. Dezember 6 sl. 1 Pfund Schmalz im Oktober 2 sl. 30 kr. 1 Sri. Salz im November 16 sl. Eine Weinsberg er Frau ließ sich im Oktober für 1 Pfund Schmalz 2 sl. 30 kr. bezahlen, woraus ihr die Marktmeister den Rest wegnahmen und in das Spital trugen.

Der Kriegsschaden Heilbronns in diesem Jahr wurde aus 164,326 fl., der vom verbrannten Necfargartach aus 103,218 st, angeschlagen. Frankenbach wurde zweimal, am 27. April und wieder am 25. Nov. d. J.' geplündert. (Folioband, im Heilbr. Stadtarchiv v. 1631 v. B.-Mstr. Orth.) Ausstellung einer Landmiliz von 4 Regimentern neben den angeworbenen Söldnern. Neutralitätsvertrag mit ^Tilly, 18. Juni, den aber Tilly schlecht beobachtete.

Die obenerrührte, auch ausser Heilbronn herrschende Theurung rührte weniger von Mißwachs und den Kriegsnöthen her, als zugleich von der berührten, ausserordentlichen Geldsteigerung, wobei schon im Dezember 1621 der Reichsthaler von 2 fl. 20 kr. aus 6 fl. 30 kr,, der Guldenthaler von 2 fl. aus 5 fl. 30 kr., der Goldgulden von 2 fl. 30 kr. aus 8 fl., der Dueat von 3 sl. 30 kr. aus 12 fl. gestiegen war, die kupfernen Münzen aber in gänzliche Verachtung kamen, so daß nichts darum gekauft, werden konnte. Diese Geldnoth dauerte noch bis zum Juli des folgenden Jahres, wo der fränkische, baierische und schwäbische Kreis in Augsburg zusammentraten und die bisherige Münzsteigerung abthaten.

1623. Korn in der Blüthe durch Mühlthau verdorben. Raupensraß. Der Wein wurde vieler Orte verhagelt; daher es wenig und nicht den besten Wein gab. Kernen galt 12 fl. gut Geld. Weinrchg. Stuttgart 21 fl. 20 kr., Lauffen 20 fl., Brackenheim 18 fl.

1624 erfroren die Weinberge der Niederung am 9. Januar. Im Juni und Juli viele verderbliche Hagelwetter und Gewässer. Wo die Gewitter nicht hinreichten^ hatte man ein fruchtbares Jahr an Sommer- und Winterfrüchten, Obst «. Weniger an Wein, doch war dieser gut. Kernenpr. 12 fl. Weinrchg. Stuttgart 11 fl. 20 kr., Lauffen 14 fl. 26 kr., Brackenheim 10 fl. Ausserordentliche Menge von Schmetterlingen. Raupensraß.

1625. Gewitter am 5. Januar Morgens 8 Uhr mit Regen und Schnee, wobei der Blitz in den Kirchthurm zu Ebersbach schlug, denselben anzündete und verbrannte. Ueberschwemmung im Neckarthal. Im Februar Erfrieren des Frühobstes. Nachher Mai und Juni Taubwerden der Winterfrüchte. Böse und nasse Blüthe des Weins. Kaiwürmer. Frühe Reisen im September. Nur ein halber Herbst und mittelmäßiger Trunk. Kernenpr. 12^-16 fl. Weinrchg. Stuttgart 14fl. 40 kr., Lauffen 16 fl., Brackenheim 14 fl.

Zu Weinsberg brach in Folge des Kriegsjammers und des Mangels die Pest aus, welche in diesem Jahr 334 Menschen wegrasste. Beginnend im Juli mit 12. August 34, September 111, Oktober 103, November 34, Dezember 20 Personen.

Diae. bemerkt: 17 sollen unangezeigt hinausgetragen worden sein. Diaeon ll. Alt- vatter setzt in dem Todtenregister bei: Zeiüeet Koo nnuo towm ßr»»«»t» per urdem pr»e»elipto» r»pu!t mi»er», inolemeuti», z>e«ti»; >iu»m velit Ä nobi» in po«terum »birs 8upremu», et ä»re äeiunoti» »eteru»« ß»u6i» vitne!

Bürger hatte die Stadt damals 290. Geboren wurden in diesem Jahr 55 Kinder. Früheres und späteres Mortalitätsverhältniß: Gestorben 1620: 41 Perfonen. — 1621: 45 — 1622: 58 — 1623: 49 — 1624: 50 — 1626: 60 — Geboren 56. 1627: 38 — — 70. 1628: 75 — — 63. 1629: 43 — — 75. 1630: 54 — — 64.

1626 war das achte Jahr des Krieges und das fechste der Theurung. Weinberge, Roggen und Gerste erfroren. Der Dinkel kam naß heim, da es 10 Wochen lang, von Medardi bis Laurentii regnete. Daher große Theurung vor der Erndte. Kernenpreis 18—20 fl., nachher 7 fl. Hungersnoth, bei der Viele ihr Leben mit Graf, Disteln, Melten :e. bis zur Erndte zu erhalten suchten. In Folge davon raffte die Pest im ganzen Lande bei 28,000 Menschen weg. Herbstertrag gering und schlecht. Weinrchg. in Stuttgart 17 fl. 30 kr., Lauffen 17fl. 17 kr., Bracken- heim 16 fl.

1627. Schneeabgang erst im März, daher die Winterfrüchte darunter erstickten. Im Mai Erfrieren der niederen Weinberge. Heftige, weit verbreitete Hagelwetter. Im Juli aufferordentlicher Sturm, der Häuser einriß und viele taufend Bäume zu Grund richtete. Lang andauerndes Regenwetter. Daher geringe Erndte. Wenig und saurer Wein. Kernenpr. vor der Erndte 9 fl., nachher 8 fl. Weinrchg. Stuttgart 14 fl. 17 kr., Lauffen 14 fl., Brackenheim 11 fl. 25 kr.

, 1628. Wieder ein kaltes und nasses Jahr; auf der Alb siel noch im Juli Schnee. Die Erndte spät und naß eingebracht, daher Vieles verdarb. Kernenpr. 8 fl. Die Trauben erfroren ehe sie weich wurden, daher man sie mit dem Stempel verstieß und den ganz fauren Wein »den Stöffelw'ein» nannte. Jst vieler ganz abgestanden und schwarz geworden. Weinrchg. Stuttgart 14 fl., Lauffen 17 fl. 30 kr., Brackenheim 14 fl. 40 kr. Der faure Wein des vorigen Jahres galt 30—40 fl., der drei- und vierjährige 105 bis 115 fl.

Am 18. Juli starb der Herzog Johann Friedrich. — Im September d. J. wurde zu Weinsberg ein 27fähriger Mensch von Bretzfeld wegen mit seiner eige- nen Mutter begangenen Blutschande und mit Schaafen getriebener Sodomie enthauptet und sein Körper zu Asche verbrannt. Im November und den ganzen Winter hindurch lagen 40 Compagnien kaiserlicher Völker von Wallensteins ungezügelten Horden im Herzogthum im Quartier. Der gemeine Mann war mit Durchzügen, Schatzungen und Kriegslasten über die Maßen beschwert und die Soldaten trieben allen Muthwillen. /

Unter Herzog Eberhard III. 1628—74. Administr. Vormünder: Lud- wig Friedrich, f 1631 und Julins Friedrich, 1631—33.

1629. 6. März erschien das berüchtigte Restitutionsediet, wornach alle Kir- chengüter, welche durch den Passauer Vertrag und den Augsburger Religionssrieden in die Hände der Protestanten gekommen waren, den Katholiken zurückgegeben werden sollten. Zu dessen Erekution rückte der kaiserliche Feldherr, Wallenstein, Her- zog zu Friedland,

1630. 18. Januar mit 52 Compagnien kaiserlicher Truppen im Lande ein, welche, wo sie hinkamen, Alles aussraßen, "wie die Heuschrecken,« welche jeden Monat 120 bis 160,000 sl. kosteten und daneben sich gegen die »Ketzer" Ausschweisungen aller Art erlaubten. Vergeblich reiste der Herzog Vormünder im Mai d. J. selbst zu dem stolzen Wallenstein. Seine Bitten hatten keinen andern Ersolg, als daß die alten Soldaten abgeführt wurden und neue »Ausgehungerte" dasür in's Quartier kamen, die erst wieder ausgesüttert werden mußten.

Zum Glück war 1629 ein guter Jahrgang, worin es eine tressliche Erndte und einen guten Herbst gab, der vor Matthäi ansing. Kernenpreis deßhalb vor der Erndte 9 fl., nachher 7 sl. Weinrchg. Stuttgart 15 fl. 38 kr., Lauffen 14 sl. 40 kr., Brackenheim 14 fl. Erdstöße am 27. Januar.

(1630 Landung Gustav Adolphs in Pommern) ' >

Auch 1630 war ein frühes Jahr, da gut Korn, auch viel und besserer Wein als 1629 wuchs. Es wurde eine besondere Münze geprägt mit der Umschrift: »In diesem Jahr von Most sehr gut, all Kelter überlausen thut." Kernenpreis 6 fl. Weinrchg. Stuttgart 7 fl. 20 kr., Lauffen 7 fl., Brackenheim 5 fl. 20 kr.

Aber es wäre sonst auch nicht möglich gewesen, den kaiserlichen Truppen monatlich 25,000 fl. zu eontribuiren. An dieser allgemeinen Landeskalamität hatte Weinsberg bald entfernteren, bald näheren Antheil; näheren besonders Ende Novembers 1631 wo von dem kaiserlichen Heere unter Graf Egon von Fürstenberg ein loth- ringisches Regiment in die benachbarte Reichsstadt Heilbronn gelegt wurde, zu dessen Unterhalt die ganze Umgegend beitragen mußte.

'Glücklicher Weise war 1631 abermals ein fruchtbares Jahr, wo vorJakobi Erndte und vor Michaelis Herbst war, wo viele und gute Frucht und die Menge köstlichen Weines wuchs, also daß, wegen der drei auseinanderfolgenden reichen Herbste, 1 Maas Wein, wie ein Ei, 1 kr. kostete und man aus Mangel an Fässern Vieles in Bütten und Zübern einschlagen mußte. Kernenpr. 4 fl. Weinrchg. Stuttgart 5 sl. 4 kr., Lauffen 4 fl. 20 kr., Brackenheim 4 fl.

1631. In den Sommer d. J. siel der spottweise sogenannte »Kirschenkrieg,« der'kurze, vergeckte Feldzug des Herzog Vormünders Julins Friedrich — in Folge Beschlusses des Leipziger Convents gegen den mit 24,000Mann heranrückenden kaiserlichen Feldherrn Grafen Egon von Fürstenberg, beendigt durch einen höchst demüthigenden, kostspieligen Vertrag, in dessen Folge 12 Compagnieen im Standquartier blieben und besoldet werden mußten. Daneben zogen Heeresabtheilungen des Herzogs von Lothringen, die räuberischen Horden des Tilly, Altringer, Ossa durch's Land, welche aus's Schlimmste hausten und die Unterthanen fast zur Verzweislung brachten. Nach der siegreichen Schlacht bei Leipzig (7. Sept. d. J.) zog am 9. Dezember 1631 der, mit seinem großen König Gustav Adolph (24. Juni 1630) herübergekommene schwedische Feldmarschall, Gustav Horn, von Franken her in Weinsberg ein, berannte am folgenden Morgen die Reichsstadt Heilbronn, nöthigte schon am 22. Dezember die dort unter General Ossa liegende kaiserliche Besatzung zur Uebergabe und ließ bei seinem Abmarsch gegen Frankfurt am 25. De- zember eine schwedische Besatzung von 500 Mann unter dem Oberstlieutenant Schmidberger zurück, der die Stadt noch mehr besestigte und alle Vorräthe an Früchten und Wein aus den umliegenden Ortschaften dahin führen ließ*). Einer seiner Soldaten stach einen Weinsberger Bürger zwischen Heilbronn und Wei.nsd«H so gefährlich, daß er zwei Tage daraus starb. 21.—23. Dezember.

1632. 22. Febr. verließen die kaiserlichen Truppen, als der Schwedenkönig vom Rhein aus gegen Baiern sich wandte, das Württemberger Land und ihrem Rückzuge folgten die Mönche und Nonnen, welche seit dem Restituüonsediet die württembergischen Klöster besetzt gehabt hatten.

Der Herzog Administrator verbündete sich nun ossen mit den Schweden, ohne jedoch dadurch sein Land von den Kriegslasten frei machen zu können. Denn die Soldaten des nenen Freundes erlaubten sich nicht weniger Ausschweisungen, als die des Feindes, der aus der westlichen Seite, von Baden her, wieder eindrang und im August d. J. das Gränzstädtcben Knittlingen verbrannte und die Einwohner mordete. Auch hiebei zog sich der Schrecken des Kriegsgetümmels in große Nähe von Weinsberg. (Kampf von G. Horn mit Ossa bei Wießloch.)

Hier, in Weinsberg starb in diesem Jahr ein Soldat vom schwedischen Kanonischen Regiment. (Todtbch.)

Im Juni d. J. wurde ein Corporal unter Bernhards von Gültlingen Comp, zu Pferd im Wirthshaus von einem Soldaten dieser Comp, erstochen und hier begraben.

Gustav Adolph endete am 6. Nov. d. J. sein Heldenleben in der Schlacht bei Lützen.

In diesem Jahr gab es eine gute Erndte. Kernenpreis 5 fl. Wein aber gab es wegen übler Blüthe und frühzeitigen Herbstsrostes wenig und sauren. Weinrchg. Stuttgart 6 fl. 25 kr., Lauffen 7 sl., Brackenheim 6 sl. 40 kr.

1633, wo Herzog Eberhard III. die Selbstregierung antrat, sah Weinsberg in seiner Nähe die große Versammlung von den evangelischen Ständen des ober- und niederrheinischen, des fränkischen und schwäbischen Kreises, nebst den Gesandten von England, Frankreich, Dänemark «., welche der Kanzler des am 6. Nov. v. J. gefallenen Königshelden, Graf Axel Oxenstierna im Saale des deutschen Hauses zu Heilbronn veranstaltet hatte, um mit ihnen gemeinschaftliche Maßregeln gegen den Feind zu berathen und die ersorderlichen Beschlüsse wegen enger Verbindung der vier Kreise mit Schweden zu sassen.

Hier trug Württemberg auch seine Beschwerden über die Ausschweisungen der schwedischen Truppen bei Durchmärschen und Quartieren mit schauderhafter Wahrheit vor. Aus der Weinsberger Chronik ist von diesem Jahr zu berichten, daß am 28. Febr. eine Magd von Widdern, welche zu Schwabbach diente, wegen Ermordung ihres unehelichen Kindes mit dem Schwerdt gerichtet wurde. Auch ward im Februar ein Soldat von Zittlingen, O.-A. Möckmühl, hieher geführt und begraben.

Die Erndte dieses Jahrs war gut. Kernenpreis 7 sl. Die Weingärten aber erfroren am 17. Mai und durch Frühsrost vor dem Herbst, in welchem man wegen Kälte Morgens vor 10 Uhr nicht lesen konnte. Daher gar wenig und saurer Wein. Weinrchg. Stuttgart 10 sl. 17 kr., Lauffen 12 fl., Brackenheim 12 fl.

') I!>e»trum «urs>p, II. 496.

Wie bald zerstoben die schönen Hofsnungen aus Ruhe und Frieden, welche sich an die Heilbronner Zusammenkunft des vorigen Jahres anlnüpsen mochten!

1634. Schon zu Ansang des Augusts d. I, als Ferdinand, König von Ungarn, an der Stelle des zu Eger am 24 Febr. d. J. ermordeten Wallenstein den Oberbefehl über das kaiserliche Heer übernommen, Regensburg erobert hatte und bei Riedlingen stand, kamen nach Weinsberg Flüchtlinge aus der Grasschaft Limpurg, welche vor einem in der Grasschaft eingefallenen Corps Croaten und dessen unmenschlichen Grausamkeiten ihre Heimath verlassen hatten und gegen ein Vierteljahr lang sich im Elend umtreiben mußten, ehe sie wieder mit einiger Sicherheit heimkehren konnten. Das Todtenregister von diesem Jahr zählt zwei Fremde katholischer Con- session «so im Exil umzogen« und ein Kind von Pfarrer Seysserlein zu Sulzbach im Limpurgischen, die hier starben*). '

Nach der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen, 27. Aug. 1634, in wel- cher die Schweden unterlagen und auch gegen 4000 Württemberger sielen, über- schwemmte das siegreiche kaiserliche Heer Württemberg und bezeichnete durch Rauben, Morden und Brennen die Bahn, welche es zur Versolgung seiner Feinde wählte.

Der junge Herzog sloh zu seiner Mutter nach Straßburg; ihm nach alle seine Räthe und Diener mit Weib und Kindern und aller beweglichen Habe. Niemand dachte an Widerstand, oder traetatenmäßige Unterwersung. So hatte das arme Land wehrlos die grausamste und surchtbarste Rache des Siegers zu sühlen.

Während der König Ferdinand über die rauchenden Trümmer der Reichsstädte Giengen und Aalen, der Stadt Waiblingen und vieler anderer Dörser Stuttgart zuzog, wo er am 10. September seinen Einzug hielt und sich huldigen ließ, siel eine andere Heeresabtheilung von Hall her

Mitte Septembers d. J. in Weinsberg ein, plünderte die Stadtrein aus, und es wurden bei diesem Ueberfall zehen wehrlose Menschen ermordet, worunter der CoUaborator öl. Johann Jakob Weissing, dessen Stelle nachher lange unbe- setzt blieb. Nürtingen, Böblingen, Herrenberg, Calw und viele Dörser hatten das gleiche Schicksal und wurden überdieß noch eingeäschert, wobei Männer, Weiber und Kinder schonungslos ermordet wurden.

In dem benachbarten, besestigten Heilbronn lag noch eine schwedische Be- satzung unter dem Befehlshaber Seng er, welcher die Aussorderung zu übergeben abwies, 18. September d. J., woraus die Kaiserlichen die Stadt beschossen, so daß allein in dieser Nacht 100 Gebäude in Rauch ausgiengen. Die sortdauernde Beschaffung nöthigte endlich den schwedischen Befehlshaber, mit den Kaiserlichen in Unterhandlung zu treten und die Stadt am 21. September zu übergeben, wobei die durch das Brückenthor abziehenden Schweden vor ihrem Abzug, ebenso wie die einziehenden Kaiserlichen plünderten. 6 Abtheilungen kaiserlichen Fußvolks blieben in der Stadt und wurden bei den Bürgern, welche entwaffnet wurden und 45,000 sl. Contribution bezahlen mußten, einquartiert. Der Schaden durch die Beschießung belies sich aus 200,000 sl.

  • ) Preschet, Gesch. der Grastchast Limburg I. 355. Sevsserlein schreibt selbst, er habe sich, als kein Mensch mehr im Dors war, nacher Schorndors zu seinem gnädigen Herrn und bann nacher Weinsberg und Heilbronn zu Weib und Kindern begeben und neben an- dern Predigern der Herrschaft Limvurg und Anderen fast ein Vierteljahr lang ausgehalten, bis sie wieder sicher heimreisen könneu.

Mittlerweile setzten sich kaiserliche Truppen auch in das Weinsberger Thal, plünderten Alles rein aus, raubten selbst den Altären und Kanzeln ihre Bekleidungen, ruinirten die Orgeln und nöthigten durch Mißhandlungen aller Art die Einwohner zur Flucht.

Die Erndte war zwar gut gewesen und der Kernenpreis stand aus 4 sl. Die Weinberge versprachen einen herrlichen Ertrag. Aber dieser konnte wegen Mangel an Sicherheit und an Zugvieh nicht eingeheimst werden. Die Felder blieben aus den gleichen Gründen unbebaut, weil den Bauern alle Pferde genommen worden. Kaum daß Einzelne von den Soldaten um geringes Geld einen abgerittenen, krummen, hinkenden Gaul kauften, um mit demselben die Saat einzueggen.

Dieß und die muthwillige Zerstörung der Saaten, die Anhäusung von Menschen in der ausgesogenen Gegend:e. hatten Hungersnot!) und große Theurung zur unausbleiblichen Folge, zumal da auch

1635 die Weinberge an Lichtmeß erfroren, die Vlüthe vom vielen Regenwetter verdorben wurde, sosort wenig und saurer Wein wuchs, und der alte Wein in den Dörsern von den Soldaten ausgetrunken, in den Städten aus Abschlag an der Contribution genommen und weggeführt wurde, so daß den Bürgern gar nichts davon übrig blieb. In mehreren Städten gieng keine Kelter, wie in Tübingen, Waiblingen, Marbach, weil kein Wein gewachsen/ Weinrchg. Stuttgart 16 fl. 7 kr., Lauffen 13 sl. 33 kr., Arackenheim 10 sl. 40 kr. Der Scheffel Kernen stieg aus 20 bis 21 sl.

Eine Folg« dieser Hungersnoth, wobei viele Hunderte sich mit Nesseln, Schnecken, gemahlenen Eicheln, mit dem Fleisch gefallener Soldatenpserde, mit Hunde- und Katzenfleisch nährten, war eine pestartige Seuche, welche im ganzen Lande einrieß und schon zu Ansang des Jahrs 1635 nach Weinsberg kam, und in diesem Jahr 646 Menschen wegrasste. Unter diesen waren übrigens auch hieher geslüchtete Leute aus den benachbarten Orten Ellhosen, Eberstadt (worunter der dortige Schulmeister und ein Töchterlein des Pfarrers), Hölzern, Gellmersbach, Grantschen, Lehrensteinsfeld, Kochersteinsfeld (worunter des das. Pfarrherrn Magd), Eschach (die Frau des dortigen Pfarrers öl. Regulus), Sulzbach im Limpurgischen, s. oben, u. s. s., so wie Soldaten vom Oberst MilheimischenRegiment, »so allhier gelegen,« ein Sattler dieses Regiments, eine Soldatensrau und ein Söhnlein von einem kaiserl. Artillerie-Feldzeugwart. Es starben im Januar 19, Februar 20, März 28, April 19, Mai 28, Juni 35, Juli 75, August 119 (ost 6-9 an Einem Tag), September 147, Oktober 124, November 26, Dezember 6 Personen. Das uneinsletzte Opser dieser Seuche war der Todtengräber. f am 25. Dezember d. J.

Auch der durch bedeutende Stiftungen an Gütern, Geld und Büchern noch im Andenken Weinsbergs stehende, kaum '/« Jahr hier als solcher dienende Diaeo- nus, Äl. Johann Michael Weiler, vorher hiesiger Präeeptor von 1607 an, wurde ein Opser dieser Seuche, -j- 13. Oktober d. J., sowie der Viearins öl. Johann Jakob Engelhard v. Biberach, 26 Jahre alt.

Die Einwohnerzahl, welche im vorhergehenden Jahre noch 1416 betragen hatte, wurde dadurch um mehr als den dritten Theil vermindert. Geboren wurden in diesem Jahr nur 38 Kinder, darunter auch von Auswärtigen, zwei von Soldaten des Oberst Milheimischen Regiments, und eins von Pfarrherrn öl. Engelhard im Kraichgau zu Lichtersheim; während 1631:, 68 und 1632: 54 Geborene vorkommen.

Auch im benachbarten Heilbronn rasste die Pest ost täglich 40—50 Personen weg. Zu Stuttgart starben in diesem Jahr 4379 Menschen. An Geistlichen und

Dillen!««, W«i«sberg, jO

Stipendiaten, die in diesem Jahr gestorben, zahlte man 354, worunter 3 Pröbste, 5 Aebte, 233 Pfarrer, 29 Diaeone, 46 Stipendiaten, 38 Klosteralumni. Die Geist- lichen waren meistens der erste, der gesuchteste Gegenftand der Soldaten, und wer der ersten streifenden Partie entgieng, den traf gewiß die zweite. Jünglinge, welche kaum die Universität gesehen hatten, mußten zu Pfarrern beftellt werden. Innerhalb sieben Jahren, von 1634—1641 verloren sich 345,000 Menschen und das treffliche Land, das ehemals bei '/' Million Einwohner genährt hatte, zählte im Jahr 1641 kaum noch 48,000.

Der Verluft durch kaiserliche Winterquartiere und Brandschatzungen von der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen bis zum Dezember 1638, wo der Herzog wieder nach Stuttgart kam, stieg über 45 Millionen, ohne den Verlust durch Raub, Plünderung und Brand, der auf 60 Millionen geschätzt wurde*).

Von den Brutalitäten, welche sich die zügellofe Soldateska erlaubte, gibt die Weinsberger Chronik folgende Beispiele:

1635, den 26. Mai, als auf dem Rathhaufe eine Amtsversammlung gehalten wurde, feuerte ein Soldat aus des Sattlers Jörg Grimmen Stube mit einer Pistole nach der Rathhausstube hinüber und erschoß den Schultheiß von Böhringsweiler, Paul Rebus.

eo6. »nun den 14. Juli wurde Jakob Mührlein, ein Bäcker von Weinsberg von einem Soldaten bei Neckarfulm erstochen. Auch wurden gegen 30 Gebände hier muthwillig abgebrannt. Aber auch von der Demoralifation des Volks in dieser Zeit der Noth und des Elends liefert die Chronik ein Beispiel.

1635 lag in der Stadt und Gegend das kaiserliche Milheimische Reiterregiment, dessen Oberstwachtmeistern aus seinem Bagagewagen bei Nacht eine große Summe Geldes an Gold und Silber gestohlen wurde. Die beiden Diebe, der Eine von Bretich (Brettach), der Andere ein Knecht des hiesigen Wolf Rietmüller, wurden

am 10. März d. J. zu Weinsberg enthauptet. Durch Ausschließung Württembergs von dem am 30. Mai 1635 mit Churfachfen geschlossenen Frieden zu Prag hatte der Kaiser gezeigt, daß er im Besitz von Württemberg bleiben wolle und bald verschenkte er Theile desselben an seine verbündete Verwandte und an seine Diener, während dem Herzog nur aus Gnaden ein paar Aemter seines angestammten Herzogthums zum Lebensunterhalt ausgesetzt werden sollten.

Am 16. Oktober d. J. schenkte er Stadt und Amt Weinsberg seinem Liebling, dem Grafen Maximilian von Trautmannsdorf, dem er schon den 5. Oktober zuvor ebenfo Neuenstadt gegeben hatte. Wegen der herrschenden P e st- feuche ließen der kaiserliche Statthalter in Württemberg, Graf Ulrich von Wolkenstein und der abtrünnige Professor Befold, welchen seine neuen Glaubensgenoffen nach seinem öffentlichen Uebertritt 1634 mit der Stelle eines Regimentsraths in Stuttgart belohnt hatten, die Bürger und Amtsunterthanen von Weinsberg in einem Garten versammeln, um sie aus den kaiserlichen Pflichten zu entlassen und an den Graden von Trautmannsdorf zu überweien. Auch der Weißenhof wurde an den Grafen in Erbbestand gegeben.

») Spittler Gesch. Württembergs ?, 254 folgd.

t) Stadt und Amt Weinsberg unter (östreich.) gräflich Trantmannsdorf'scher Herrschaft. 1635—1646.

Den evangelischen Pfarrern der neuen Herrschaft wurde der freie Abzug bewilliget, weil die Kaiserlichen überall mit ihrer Herrschaft auch die päbstliche Religion wieder einzuführen im Sinne hatten; wie denn auch bereits nach der Nörd- linger Schlacht alle Stifter und Kloster im Land wieder von den geistlichen Ordensleuten in Besitz genommen waren. Die gedachte Maßregel scheint aber nur bei der Kirche vom vormaligen Kloster Lichtenstern durchgeführt worden zu sein, welche (nach Binders Kirchen- und Lehrämtern I. p. 333) von 1635 bis 1642 »wieder in katholischen Händen war," Der evang. Stadtpfarrer in Weinsberg Kl. Pfeil starb den5, Septmbr. 1636 und wurde 1636 wieder durch den evangelischen Stadtpfarrer KI. Oesterlin ersetzt. Der evangel. Diaeon >I. Weiler starb nach Obigem im Oktober 1635 <und wurde 1636 durch den evangel. Kl. Heß ersetzt. Von 1640 bis 1662 war das Diaeonat mit Christoph Kautz besetzt, welcher den 19. Februar 1662 hier starb. Uebrigens ist es, in Beziehung auf obgedachte Abficht der neuen Herrschaft, nicht unbemerkt zu lassen, daß die Lichtensternsche Pfarrei Obereisisheim (damals Neuenstadter Superintendenz) von 1636—39, Untereifisheim von 1636—49 vaeant, Lampoldshausen von 1636—48 »öde und leer" stand, so wie daß in den Weinsberg- schen Vezirkspfarreien Bitzfeld, Eberstadt, Horkheim, Schwabbach, Waldbach und Willsbach gerade im Jahr 1636 neue Besetzungen, wenn auch mit evangelischen Geistlichen vorkommen, ebenfo bei den Diaeonaten Neuenstadt und Möckmühl und bei den Neuenstadter Pfarreien Cleverfulzbach, Gochfen, Roigheim, Siglingen und Widdern. Indessen kommt hier im Allgemeinen in Betracht, was Spittler in obengenannter Stelle über das sich Verlieren von über 300 Kirchendienern und von ihrer Ersetzung durch junge Leute, die kaum die Univerfität gesehen, und die oft mit einer Poftille unterm Arm ausgefendet wurden, erzählt.

Wie die obengenannten fechs evangelischen Geistlichen der Superintendenz Weinsberg gerade in diesem Unglücksjahre von ihren Stellen weggekommen, was für Drangfale dieser schreckliche Krieg über sie gebracht, davon fnidet sich nur die Spur, daß dem Pfarrer von Eberstadt, KI. Renz, im August d. J. ein fechsjähriges Töchterlein, dem Pfarrer von Obereifisheim, >I. Oesterlin, am 27. Dezember als das letzte Opfer der Pest ein Kind in Weinsberg starb, beide also wohl mit ihren Familien auf der Flucht in Weinsberg waren. Beide verschwinden 1635 von ihren Stellen. Oesterlin kommt 1636 als Stadtpfarrer nach Weinsberg, f. oben.

1636 war abermals ein Hunger- und Theurungsjahr, darin zwar der Wein wohl gerathen, der Ackerbau aber aus Mangel an Pferden größtentheils wüfte liegen geblieben. Denn wegen stetiger Unsicherheit konnte auf dem Lande Niemand Pferde behalten. Was hie und 5a mit der Haue bebaut wurde, war nicht von Bedeutung. Dazu eine neue Plage, zahlreiche Mäufe. Daher schlechte Erndte. Der Scheffel Dinkel galt 10 fl. Aus Hunger zankte man sich um Roß- und Hunde- fleisch; die Armen verzehrten Ratten und Mäufe. Niemand hatte noch Lust zu Feldgeschäften; Weinberge und Aecker blieben fast alle wüste liegen, weil es immer im Winter Quartier, im Sommer Parteien und Durchzüge gab, wo Niemand des letzten Laibs Brod, den er hatte, sicher war. Es starben übrigens in diesem Jahr nur 79 Perfonen, etwas über '/' mehr als in gewöhnlichen Jahren. Dagegen f. 1637. Der Wein gerieth noch am beßten. Weinrechnung: Stuttgart 13 sl., Lauffen 12 fl., Brackenheim 12 fl.

1637. Aus den Hunger des vorigen Jahrs folgte zu Weinsberg in diesem, Jahr eine große Sterblichkeit. Es starben 192 Personen. Viele Fremde wurden todt aus der Gasse gesunden; so im Juli »ein armer Bub von Grantschen todt im Graf gesunden," »eine arme Bettelsrau aus der Gasse todt beim Mist gelegen;" »im April und Juni 2 Arme — Name unbekannt — todt aus der Gasse gesunden;« »im September ein Küser von Beilstein todt aus dem Mist gesunden." (K.-Buch.) Weil die Parteien den Ochsen nicht so gefähr waren, wie den Pferden, so sieng man an, Ochsen zu kaufen, um den Ackerbau zu treiben. Vor der Erndte galt 1 Scheffel Dinkel 11 sl. 15 kr., nach derselben 8 sl. und nach Martini 6 fl. Das Rebwerk hatte gut Wetter zum Blühen und zur Heitigung. In den wüstliegenden Weinbergen hieng Alles voll Trauben. Der Herbst aber war wegen Unsicherheit langwierig, an vielen Orten wurde erst um Martini abgelesen. Wein gab es vielen und guten. Gleichwohl war die Weinrechnung niedrig. Stuttgart 7 sl. 34 kr., Lauffen 9 sl. 20 kr., Brackenheim 6 sl. 40 kr. Aus dem Land galt der Eimer nur 4—5 fl. und doch wollte Niemand kaufen.

Kaiser Ferdinand II. starb am 15. Februar d. J. und sein Sohn Ferdinand Hl., welcher ihm aus dem Thron folgte, versprach dem vertriebenen Herzog Eberhard III. schon

im Mai 1638, daß er inzwischen den nöthigen Unterhalt aus seinem Lande beziehen dürfe, bis es die Umstände gestatten würden, dasselbe wieder in Besitz zu nehmen. Es stand aber noch bis zum

11. Oktober 1638 an, bis der Herzog nach 4jähriger Abwesenheit wieder nach Stuttgart kommen und von den Bevollmächtigten des Kaisers die Regierung über- nehmen durfte.

Weinsberg und Neuenstadt aber blieben noch beinahe 8 Jahre länger im Besitze von Trautmannsdors.

Auch in diesem Jahr dauerte die Noth noch sort. Im April wurde eine Frau von Vorhof todt in einem leeren Hause, eo6. eine Frau von Heilbronn vor dem unteren Thore todt aus dem Mist gesunden.

Die Sommerfrüchte waren in diesem Jahr schlecht, die Winterfrüchte aber, wo Etwas angeblümt worden, gut gerathen. 1 Scheffel Dinkel galt 7—8 sl. Der theilweise im Mai erfrorene Wein hatte wegen Regenwetters um Johannis keine gute Blüthe; daher wenig, aber ein Ausbund gewachsen. Weinrechnung Stuttgart 6 sl. 30 kr., Lauffen 8 fl., Brackenheim 7 fl. 36 kr. (Sieg Herzogs Bernhard von Weimar über die Kaiserlichen am Rhein. Eroberung von Breisach.)

1639 war ein ziemlich nasses Jahr, darin jedoch wieder eine seine Erndte und gute Frucht gewachsen, weil man sich wieder ziemlich mit Ochsen und Pferden versehen und die Felder angebaut hatte. Vor der Erndte DinlÄpreis 4 fl., nachher 2 sl. 30 kr. Wein ziemlich viel, aber sauer. Am 4. Oktober wegen eingefallener Kälte allgemeiner Herbst. Weinrechnung: Stuttgart 12 sl., Lauffen 10 fl. 40 kr., Brackenheim 7 sl. 36 kr. — Herzog Bernhard von Weimar f 8. Juli 1639. Fortdauernde Noth durch Contributionen, Durchzüge und schwere Winterquartiere. Im April starb hier das Kind eines Fouriers von der Koinpagnie Oberst von Reinach.

1640 von Weihnachten bis Lichtmeß gelind und warm; hernach aber wieder Schnee und Kälte, wovon die Reben litten. Nach der Frühlingssaat große Dürre, daher langsames Ausgehen der Sommerfrüchte. Winterfrüchte wohl gerathen. Dinkelpreis 2 fl. 8 kr. Bor Michaelis wieder Frost, daher saurer Wein, aber in ziemlicher Menge. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 35 kr., Lauffen 12 fl., Brackenheim 9 fl. 20 kr. In diesem Jahr ließen sich viele Wölfe sammt ihren Jungen sehen und um Martini war der Boden schon so gefroren, daß man die Weinberge nicht beziehen konnte. Auch in diesem Jahre hörten die Contributionen und häufige Winterquartiere noch nicht auf, wodurch Alles, was im Sommer gewachsen, wieder alsbald aufgezehrt wurde. Am 23. August starb der Diaeonus Gottfried Heß, Sueeeff. Kautz.

1641. Naffer und später Frühling. Noch am 4. Mai Erfrieren der niederen Weinberge dnrch Reifen. Vor Johannis kaltes Regenwetter. Frost im September. Daher wenig und fanrer Wein. Erndte zwar sein, aber naß heimgebracht. Dinkelpreis 2 fl. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 53 kr., Lauften 17 fl. 20 kr., Brackenheim 13 fi, 20 kr.

1642. Erfrieren der Weinberge am 18. April. Regenwetter von Medardi an 4 Wochen lang, daher schlechte Blüthe und viel Futter auf dem Felde verdorben. Nach Kiliani bei warmem Wetter gute Erndte. Dinkelpreis 1 fl. 40 kr. Wein gut, aber wenig. Weinrechnung: Stuttgart 17 fl. 26 kr., Lauften 18 fl. 17 kr., Brackenheim 18 fl. 40 kr. Außerordentlich viele Staaren zum Schaden der Weinberge. Starkes Erdbeben am 18. November.

1643. Nachdem Orenstierna schon im Jahr 1635 Frankreich zum Verbün- deten gegen den Kaiser bekommen hatte, gieng zu Ende des Jahrs 1642 der franzöfische Marschall Guebriant mit einem starken Corps über den Rhein, um sich in Schwaben Winterquartiere zu suchen. Das ganze französisch-weimarsche Heer lag bei 6 Wochen hier und in der Umgegend, wobei Unordnungen aller Art vorkamen und gegen 30 Gebände in Rauch aufgingen (W. J.-B. v. 47.).

Wie die Nähe der damals festen Reichsstadt Heilbronn für Weinsberg so oft unheilbringend gewesen, so auch dießmal. Als das franzöfische Corps im Jan. d. J. von Heilbronn aufbrach und über Lauften landaufwärts zog, wo es bei 3 Wochen lang stille lag, rückten ihm die Baiern nach und in Weinsberg ein, wo der Herzog Carl von Lothringen mit 3000 Lothringern, in 10 Schwadronen Reitern und 20 Compagnieen zerlumpten Fußvolkes bestehend, zu ihnen stieß. Weinsberg, damals noch Trautmannsdorfisch, war wohl für sie Freundesland. Dennoch raubte das Gefindel, wo es einfiel, Alles aus und erst, nachdem Alles rein aufgefressen war, rückten die beiderseitigen Heerhaufen landaufwärts gegen Rottweil, um den Franzofen diese, mit einem bayerischen Magazin in ihre Hände gefallene Stadt wieder zu nehmen, wobei, Guebriant an einer erhaltenen Wunde starb.

Im Januar d, J. soll es hier Blut geregnet haben. Der Winter d. J. war leidentlich, aber der Frühling spät. Rebwerk noch am 6. und 7. Mai, durch Reifen erfroren, ebenfo durch Frühfrost im Herbst. Daher wenig und ein mittelmäßiger Trunk. Weinrechnung: Stuttgart 16 fl. 8 kr., Lauften 17 fl, 20 kr., Bracken- heim 16 fl. 21 kr. Erndte dagegen reich und trefflich. Dinkelpreis 1 fl.

1644 war ein rauher und kalter Winter mit — im Schwarzwald — mannstiefem Schnee, der bis Ende März gelegen. Am 29. und 30. Mai erfror das Rebwerk so, daß man auf Nichts mehr hoffte. Weil aber auf die Kälte gutes Wetter folgte, erholte sich noch Manches, daß man eine reiche Erndte — und zwar wenig, aber einen köstlichen Wein erhielt, Dinkelpreis 1 fl. 30 kr. Weinrechnung: Stuttgart 18 fl. 40 kr., Lauften 10 fl., Brackenheim 18 fl. 40 kr.

1645, wo sich Spnren von einem hier gelegenen bayerischen Regiment im

Todtenbuche sinden — s. unt. — brachte den Kriegsschauplatz wieder in die Nähe ven Weinsberg, indem die mit Schweden verbündete Franzosen vom Rheine her, nach Gewinnung von Mainz, Mannheim, Philippsburg über Weinsberg, wo das Hauptquartier am 21. August blieb*), unter Marschall Türenne am 22. August vor Heilbronn rückten (wo eine kaiserliche Besatzung von e». 1500 Mann lag), sich in den Weinbergen verschanzten, ein Lager schlugen, in der Umgegend unerschwingliche Lieserungen ausschrieben und die Stadt Heilbronn beschossen. Regenwetter, Hungersnoth und das Anrücken eines kaiserl. bayerischen Heers nöthigten sie aber, die Belagerung wieder auszuheben und weiter nach Hall zu ziehen. Am 30. September rückte das bayerische Heer unter General Gallas in die Gegend ein.

Außer einem vielsach verderblichen Sturm am 19. Jan. war es ein gar gutes und fruchtbares Jahr mit viel guter Frucht und einem stattlich guten Wein. Dinkelpreis 1 fl. 30 kr. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 40 kr., Lauffen 10 fl. 40 kr., Brackenheim 9 fl. 20 kr.

1646. Die ungünstige Wendung, welche der, auch während der fast 4jährigen Friedensunterhandlungen sortdauernde Krieg für den Kaiser genommen hatte, ver- anlaßte den klugen kaiserlichen Minister von Trautmannsdors, sich gegen Württemberg nachgiebiger zu bezeigen und noch vor dem westphälischen Friedensschluß Ende Januars 1646 dem württembergischen Gesandten Varnbüler in Münster einen Befehl an seinen Amtmann über Weinsberg und Neuenstadt zuzusenden, daß er beide Aemter mit allen Rechten an Württemberg abtreten sollte, jedoch mit dem Vorbehalte, daß er aus andere Weise dasür entschädiget würde. Die wirkliche Zurückgabe erfolgte am 21. Febr. So kam also Stadt und Amt Weinsberg 1646 wieder

3) unter württembergische Herrschaft.

Unter Herzog Eberhard m. 1646—49.

Noch war aber auch für Weinsberg kein Ende dieses langen, unseligen Kriegsjammers. Denn am 13. August d. J. kam Türenne und der schwedische General Douglas mit 4000 Mann Reiterei in die Nachbarstadt Neueustadt. Bon da aus zogen sie, plündernd und verheerend, über Weinsberg, wobei am 23. August ein schwedischer Soldat und am 24. ein Soldatenweib zu Weinsberg begraben wurde (Todten-Register), vor die Reichsstadt Heilbronn, mit deren Angriff sie sich aber nicht aushielten, da die bayerische Besatzung vorher verstärkt worden war**). Es gieng über Marbach gegen Schorndors :e. Durch diese Plünderungszüge kam die Noth wieder aus's Neue und nicht weniger stark als früher über die Umgegend, um so mehr, als durch die Dürre des Sommers ein Futtermangel eintrat, bei dem man die Wanne Heu um 5 fl. kaufen mußte. Frucht wuchs viele und gute. Dinkelpreis 1 fl. Das Rebwerk hatte um Georgii durch Frost gelitten^ So wuchs wenig, jedoch guter Wein. Weinrechnung: Stuttg. 8sl. 52kr., Lauffen 9 fl. 20kr., Brackenheim 8 fl.

1647 war wieder ein stattlich fruchtbares Jahr an Früchten, Obst, Wein, Futter :e. Dinkelpreis 1 fl. Köstlich Wetter zum Einbringen. Vieler und guter Wein. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl., Lauffen 10 fl., Brackenheim 8 fl. Im

  • ) v. Martens, Gesch. p. 466.

'*) v. Wartens aus Heilbr, Rathsprotokollen gegen Jäger, der Heilbronn ven den Franzosen besetzt werden läßt.

Arg. d. J. starb das hier geborene Kind eines resonnirten Lieutenants, Jerg Beckh, von dem hier gelegenen Rußwurm'schen Regiment. Endlich gab der westphälische Frieden

1648, 24. Okt., dein armen, mit Blut getränkten, mit Trümmern ersüllten, ausgesogenen, entvolkerten und verwilderten Deutschland seine Ruhe wieder und auch Weinsberg konnte sich in den daraus folgenden Jahren allmählig wieder von seiner Verödung und Entvölkerung erholen. Aus der Schweiz kehrten ganze Schaaren slüchtiger Württemberger zurück, welchen sich Mancher der dort Eingeborenen anschloß. Von der schwedischen Armee blieben mit Einemmale 2000 Mann da; denn Weiber und Land mochten sie genug für sich sinden und der lange Ausenthalt in Deutschland hatte wohl dieses Land schon Manchem zu seinem >Va1erlande gemacht *). So gelten noch jetzt namentlich die Bewohner des sogenannten Burgsriedens (Maiensels, Neuhütten, Oberhambach, auch Finsterroth) für Abkömmlinge von hier damals angesiedelten Schweden, wosür zwar keine Urkunde, aber — außer der Sage — die Ra?e derselben spricht. Von der Ab- und nachherigen Wiederzunahme der Bevölkerung zeugt die Zahl der Geborenen: im Jahr 163l. 68; 1635. 38; 1648. 43; 1653. 51; 1656. 56. Die Früchte geriethen in diesem Jahr wohl. Dinkelpreis 1 fl. 5 kr. Wein aber gab es wegen regnerischer Blüthe theils Orten wenig und insgemein sauren. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl. 53 kr., Lauffen 13 fl. 20 kr., Brackenheim 10 fl. 40 kr. Am 10. Dee, hestiges Erdbeben.

I>) Weinsberg unter Württemberg-Neuenstadter niedergerichtlicher Herrschaft. 1649-1742.

1649, 30. Sept. gab Herzog Eberhard III. durch brüderlichen Vergleich seinem jüngeren Bruder Friederich die Städte und Aemter Neuenstadt, Möckmühl und die halbe Kellerei Weinsberg, wodurch dieser die niedergerichtliche Obrigkeit zu Neuenstadt und Möckmühl, an Weinsberg aber den halben Theil bekommen, während Eberhard sich die hohe Obrigkeit vorbehielt (Steint). Chron. I. p. 588). Auch derWeissenhof kam damit an die württ,-nenenstädter Linie (s. unt. J. 1733), Herzog Friedrich, der Sieger bei Kempen (1642) geehrt als tapserer Krieger und als geistvoller Fürst, wählte Neuenstadt zu seinem Wohnsitz und lebte dort den Wissenschaften bis zum 24. März 1682. Er hatte eine Bibliothek von mehr als 20,000 Büchern, auch eine vortressliche Kunst- und Rüstkammer und eine große Münzsammlung. Vom Kaiser und Reich wurde er 1672 zum General-Feldzeugmeister und General der Infanterie bestellt.

Der Jahrgang war kalt und naß mit Früh- und Spätreisen, auch schädlichen Hagelwettern. Die Frucht kam wieder aus 2 fl. Es wuchs wenig und saurer Wein. Weinrechnung: Stuttgart 14 fl., Lauffen 16 fl. , Brackenheim 13 fl. 20 kr.

Am Schalldeckel der Kanzel steht die Jahrszahl 1649, in welchem Jahr demnach die Kirche restaurirt worden. Die Truppen marschirten nach geschlossenem Frieden allmälig ab, namentlich Marschall Tü renne am 6. Februar.

1650, Milder Januar, daß die Weingärtner zu hacken und auszuziehen ansiengen. Aber 19. Febr. wiedereinfallende Kälte und am 17. Mai Erfrieren der niederen Weinberge durch Reisen. Starke Hagelwetter im Juni und Juli. Wo diese nicht hinreichten, reiche Erndte. Dinkelpreis 2sl. Weniger, doch besserer

') Spittler, Gesch, v. Württemberg l>. 274.

Wein als im vor. Jahr. Weinrechnung: Stuttgart 19 fl. 15 kr., Lauffen 22 fl., Brackenheim 20 fl. In Waiblingen ist keine Kelter umgegangen. Weinschätzur^ in den Wirthshäufern zu Stuttgart auf herzoglichen Befehl. Refultat: alten Wein die Maaß zu 14, 15 und 16 kr. in verschiedenen Wirthschaften. Neuen Wein durchweg 9 kr. 1650, 26. Juni, Publikation des Friedens und Friedensdankfest im ganzen romischen Reich mit Predigt über Pfalm 65, 7 fgd.

1651. Auf tiefen Schnee Anfang des Jahres großes Gewässer im Neckarthal :e. am Dreikönigstag. Später Frühling. Frost vom 14—16. April. Doch noch gute Erndte, ziemlich ergiebiger Herbst mit mittelmäßigem Wein. Dinkelpreis 2 fl. 15 kr. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 45 kr., Lauffen 16 fl., Brackenh. 15 fl.

Im März und April starke Erdftöße.

1652 wurden die während des 30jährigen Krieges geraubten und nach dessen Beendigung neuangeschafften 3Kirchenglocken von Weinsberg zum erstenmal bei der Beerdigung des Hanns Jakob Häberlin geläutet. — General-Refeript, die Landesdefension und Auswahl betreffend vom 18. Sept. d. J. Wiederherstellung der Landmiliz. Eintheilung in 4 Regimenter. Weinsberg lieferte zu dem 4. (Pflaumerschen) Regiment 1 Mann zu Fuß.und 1 zu Pferd. Einführung des Büchfenschießens an Sonn- und Feiertagen nach der Predigt zu Hebung der jungen Mannschaft (v. Stadlinger, Gesch. des württ. Kriegswesens. 311). Statt 1416 Seelen, wie im 1.1634 wurden jetzt nur noch 709 Seelen gezählt. Feiner Frühling; im Mai tägliche Gewitter. Frühe Weiublüthe, schon um Pfingsten. Frucht wohl gerathen. Weinlese am 1. Okt. Reicher Herbst und guter Wein. Dinkelpreis 1 fl. 12 kr. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 8 kr., Lauffen 10 fl. 40 kr., Brackenheim 19 fl.

Am 24. Febr. bei Schneien Donner und Blitz. Einschlagen im Kirchthurm zu Eglosheim. Abbrennen desselben.

1653. Blühende Trauben überall am Pfingsttag; am 8, Juli beginnt köstliche Erndte; Weinlese am 26. Septemb., viel und guter Wein. Dinkelpreis 52 kr. Weinrechnung: Stuttgart 7 fl., Lauffen 9 fl. 20 kr., Brackenheim 8 fl.

1654. Nach Weihnachten sein und trocken Wetter. Baldige Feldgeschäfte. 7. März Nachts Erdbeben. Am 19. wieder Schneien und heftige Stürme. Im Brach- monat kalt, Regenwetter. Austreten des Neckars. Doch noch reiche Erndte. Dinkel- preis 48 kr. Wider Verhoffen durch herrliches Septemberwetter viel und noch sehr guter Wein. Weinrechnung: Stuttg. 10 fl. 20 kr., Lauffen 9 fl. 20 kr., Brackenh. 8 fl.

1655. 19., 24. und 30. März starkes Erdbeben, besonders in Tübingen heftig. 6. Mai heftiges Gewitter mit Gewässer. Reiche Erndte 10 Tage vor Jakobi. Dinkelpreis 48 kr. Wo der Hagel nicht geschadet, reicher Herbst, so daß es an Fäffern fehlte und köstlicher Wein. Weinrechnung: Stuttg. 6—7 fl. . Brackenh. 8 fl.

1656. Anfang des Jahrs drei Wochen lang scharfe, trockene Luft und harter Frost, wodurch das Rebwerk erfroren. Im März ungeschlacht Wetter mit Schnee und Frost und Regen. Bei Mannsgedenken währte das Hacken und Habern nie länger. April sein warm. Herrliche Obstblüthe. Wein und Frucht 8 Tage vor Johannis in voller Blüthe. Brachmonat sehr veränderlich, so daß man mit dem Heu einen vollen Monat lang zu thun hatte. Im Juli große Hitze; in 4 Wochen nur 2mal Regen, daher trockene Erndte. Durch viele Nebel in der Weinblüthe fielen die Trauben ab. Doch gab es noch einen Drittelsherbst und mittelmäßigen Trunk. Dinkelpreis 40 kr. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 40 kr., Laufen 10 fl., Brackenheim 9 fl.

1657. Anfangs harter Winter. Hornung gar warm. März gelind bis zum 2l., wo es fast bis zu Ende hart gefroren. Traubeublüthe gar ungleich mit ziemlicher Kälte. Sommer feucht, daher Zuckerndte. September schon am 21. starker Reisen. Schon 25. Sept. Herbst. Rauher und saurer Most, der sich aber wider Verhossen nach dem Ablassen in den Fässern gebessert. Dinkelpreis 32—45 kr. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 48 kr., Lausten 8 fl., Brackenheim 7 fl.

1658 scheint die kleine, während des 30jährigenKrieges verödete Spitalkirche wieder hergestellt worden zu sein. Denn am 30. Nov. d. J. wurde das erste Kind in derselben getaust; Anna Barbara, des Endris Reuh. Sie wurde später bis in die I770er Jahre noch zuweilen, besonders an Jahrmarkttagen, zu Kinderlehren gebraucht, gieng aber noch vor dem 1799 erfolgten Verkauf des städtischen Spitals ein.

Der Jänner ds. J. war sehr kalt mit vielem und tiefem Schnee, der erst am

10 Febr., doch ohne Schaden abgieng. Erfrieren von Wild, Vogeln, von Bäumen und von Rebwerk. Anhalten des Fr o sts bis 22. März. Mai und Brachmoua> noch kalt. Juli starke Hagelwetter. September naß und kalt. 7. Okt. Herbst unter beständigem Regenwetter. Wein wenig, dazu herb und sauer. Dinkelpreis 56 kr. bis

I fl. 4 kr. Weinrechnung Stuttgart 12 fl., Lausten 14 fl.40kr., Brackenheim 13 fl.

1659. Vom Janunr bis Mitte März kalt und naß. Am 12. April noch Frost, schaden am Rebwerk. Honigthau in der Baumblüthe verdarb das Obst. Den Rest verzehrte eine Unmasse von Maikäsern. Im Mai und Juni lheilweise verderbliche Hagelwetter mit Sturm und Gewässer. Gute, trockene Erndte. Din- kelpreis 1 fl. bis 1 fl. 20 kr., Roggen 2 fl., Haber 1 fl. Gute Weinblüthe, aber naßkalter August und Septbr, Wein nach Güte und Menge mittelmäßig. Wein- preis durchschnittlich 7 fl., höchster 16 fl.

1660. Abschaffen des Eintauchens beim Tausen. Der Tausstein ist noch jetzt — zum Zweck des früher üblichen Eintauchens — hohl. Eine Jahreszahl findet sich nicht daran.

1660 gab eben so vielen als guten Wein. Preise durchschnittlich zwischen

11 fl. und 12 fl. 15 kr.

166!. Rheinisches Bündniß. Theiluahme Württembergs. Steinhoser gibt von hier an nur die durchschnittlichen Weinpreise von Waiblingen (Remsthal), Güg- lingen (Zabergäu), und Tübingen (oberes Neckarthal); woraus er den gen. Leser aus andere Städte und Aemter und aus die Beschaffenheit des Jahrgangs schließen lassen will. (Leider hört auch die Angabe der Fruchtpreise aus; wogegen von 1673 an die Fruchtpreise des Stuttgarter Kornhauses gegeben werden können.) Nasser Sommer, daher mißrieth die Erndte. Überschwemmungen, Wein gab es in die- sem Jahre sehr viel; Qualität mittelmäßig. Weinrechnung in Waiblingen 8 fl., Güglingen 6 fl. 40 kr., Tübingen 7 fl. — Türke neinsälle in Ungarn.

1662. Aus einen milden Winter regnerischer Frühling. Erfrieren des Rebwerks im April und Mai; daher wenig und saurer Wein. Mißrathen der Erndte. Theurung. Weinrecknung Waiblingen 12 fl., Güglingen ebenso. In Tübingen ist kein Herbst gewesen.

1663. Regnerischer Sommer. Mißrathen der Erndte und des Weins. Güte so wenig zu loben, als die Menge. Weinrechnung Waiblingen 12 fl., Güglingen

II fl. 15 kr., Tübingen 10 fl, 40 kr.

Württembergische Mannschaft nach Ungarn gegen die Türken, als rheim Allianztruppen.

1664. Wein weder viel noch süß, weil die Reben im September erfroren.

Weinrechn. Waiblingen 8 fl. 40 kr., Güglingen 9 fl. 20 kr.,Tübigen 9 fl. Von Jakob i an Regenwetter — nasse Erndte. 13, Nov. Danksest wegen des Friedens zwischen dem Kaiser und den Türken.

1665. Sehr kalter Winter. Erfrieren der Reben und Obstbäume im Januar. Weinertrag doch nochbedeudend; Güte mittelmäßig. Weinrechnung Waiblingen 8 fl. 15 kr., Güglingen 8 fl., Tübingen 10 fl. 40 kr. In Heilbronn Pestseuche.

1666. Reisen am 16. und 17. Mai. Doch gab es noch ziemlich viel und sehr guten Wein. Weinrechn. Waiblingen 9 fl. 20 kr., Güglingen 10 fl. 40 kr., Tübingen ebenso.

1667. Im Januar starke Kälte; Reisen vom 24. April bis 2. Mai. Wenig Wein und von mittlerer Güte. Weinrechnung Waiblingen 10 fl., Güglin- lingen 11 fl. 20 kr. Tübingen 10 fl. 40 kr. — Angriff König Ludwigs XIV. aus die spanischen Niederlande,

1668. Januar Tripple-Allianz. Mai Aachener Frieden. Warmer Frühling, heißer Sommer. Gedeihen aller Gewächse und aushörende Theurung. Wein Qualität die vormjährige, der Ertrag aber reich. Weinrechnung Waiblingen 6 fl. 13 kr., Besigheim 7 fl. 30 kr., Güglingen 6 fl. 20 kr., Tübingen 7 fl. 28 kr.

1669. Günstiger Sommer. Gute Erndte. Ziemlich viel und sehr guter Wein. Weinrechnung Waiblingen 7 fl. 40 kr., Güglingen 8 fl., Tübingen 7 fl.

1670. Erholung der im December und Januar erfrorenen Reben durch günstigen Sommer. Ziemlich viel und sehr guter Wein, wie im vorigen Jahr. Gute Erndte. Weinrechn. Waiblingen und Tübingen 7fl^ Besigheim und Güglingen8 fl.

1671. Gerathen der Erndte. Nasse Traubenblüthe. Doch noch ziemlich viel Wein, aber von mittlerer Güte. Weinrechn. Besigheim 8 fl. 30 kr., Güglingen 6 fl. 40 kr., Tübingen 6 fl. 30 kr. Am Martini schon so große Kälte, daß sich der Neckar ober der Heilbronner Brücke mit Eis zustellte und am 20. Februar des folgenden Jahrs die Küser aus dem Eis Fässer banden und tanzten. (Heilbr. Chron.)

1672. Angriff Ludwigs XIV. aus die Republik Holland. Conds, Türenne. Vauban. Wilhelm III. von Oranien. Adm. Ruyter. Veranlassung zu dem Bündniß Kaiser Leopolds und Spaniens mit der Republick. Aug. 1673. dem sich das deutsche Reich anschloß. März 1674. So durste Deutschland kaum etwas über zwei Jahrzehnte nach, dem westphälischen Frieden der errungenen Ruhe genießen, als dieser neue Krieg mit Ludwig XIV. entbrannte s. 1674. Günstiger Frühling und Sommer,. Gerathen von Obst und Frucht. Der Jahrgang gab vielen,, jedoch sau ern Wein. Von der Wohlfeilheit der damaligen Zeit zeugt das Rathsprotokoll der Reichsstadt Hall von 1672, demzusolge der Kanzlist Hyrlacher, welcher dem Ruggericht zu Böhringsweiler unmin« eivit»ti8 anwohnte und über Nacht mit dem Pferde zu Bubenorbis 17 kr. verzehrte, wegen dieser großen Zeche einen Verweis erhielt. (Württ. Jahrb. v. 50. p. 144.) Weinrechn, Besigheim 5 fl. 20 kr., Güglingen 4 fl. 30 kr., Tübingen 6,fl. In Schwaben herrschende Ruhr, besonders unter Kindern.

1673. Ziemlich viel Wein von mittlerer Güte. Weinrechn. Besigheim 8 fl., Güglingen 7 fl.40kr., Tübingen 6 fl. Sehr mittelmäßige Erndte. Ueberschwemmun- gen. Fruchtpreise des Stuttgarter Kornhauses an Lichtmeß Kernen 2 fl. 30 kr., Dinkel 48—58 kr., Haber 52 kr. bis 1 fl., an Martini Kernen 2 fl. 10 kr., Dinkel 1 fl. 7 kr-, Haber 48 kr. bis 1 fl. Im Februar d. J. schloß Herzog Eberhard von Württemberg mit dem Churfürsten von Bayern ein Schutzbündnis) wider alle aus Veranlassung des holländischen Krieges zu besorgende Bedrängnisse durch Einquartirung, Durchzüge u. s. w. und Ende Septembers näherte sich schon die dura) die laiser- liche bedrängte französche Armee der württembergischen Gränze. Unter Herzog Wilhelm Ludwig; 1874-1677.

1674, wo auch das deutsche Reich sich dem Bündniß des Kaisers mit Holland anschloß, und wo sich auch Herzog Eberhard mit dem Kaiser verband, standen dem großen franz. Feldherrn Türenwe nach dem Sieg bei Sinzheim (16. Juni) die Gränzen Württembergs ossen, und man zitterte vor ähnlichen Verheerungen, wie Türenne in der benachbarten Pfalz und in Lothringen sich erlaubt hatte, nm den Feind auszuhalten.

Da starb Herzog Eberhard III. am 2. Juli und sein Sohn, Wilhelm Ludwig, welcher ihm in der Regierung folgte, suchte durch strenge Neutralität, ohneVer- letzung seiner Pflichten als Reichsstand, sein Land vor dem Ungemach des Krieges zu bewahren, widersetzte sich auch, wie sein Vater, der Vereinigung der Kreistruppen mit dem kaiserlichen Heere; aber die Truppendurchmärsche und Winterquartiere konnte er dadurch nicht verhindern, und letztere besonders lasteten nun um so schwerer aus dem kleinen Lande.

Hagelwetter zerstörten großentheils die Erndte d. J., daher Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 4 fl. 30 kr./ Dinkel 1 fl. 40 kr., Haber 1 fl. 20 kr., an Martini Kernen 5 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr., Haber 1 fl. 24 kr.,Der Weinertrag war gering, die Qualität aber gut. Weinrechn. Güglingen 10 fl.40kr., Tübingen 6fl,,

1675. Im Mai passirte die aus den Niederlanden kommende kaiserliche Armee bei L'aus.sen den Neckar und marschirte dem Rheine zu. Türenne kam bei Straßburg über den Rhein und stellte sich dem kaiserlichen Feldherrn Graf Monteeueuli gegenüber, wo er bei einer Reeognoseirung des deutschen Lagers bei Saßbach durch eiue Stückkugel sein Leben verlor. — Den 27. Juli. — Sein Nachfolger Lorges wurde von Monteeueuli über den Rhein zurückgetrieben. Doch sengte und brannte noch vorher ein fliegendes Corps im benachbarten Neckargartach und Frankenbach, obgleich der neue Herzog an die Gränzen, wie auch nach Heilbronn, Landesdesensionstruppen abgesendet hatte. Im November d. J. wurde hier das Kind eines Gesreiten vom Mannsfeldschen Regiment getaust.

Wein gab der Herbst dieses Jahrs nicht nur wenig, sondern auch noch sauren. Preis 12 fl. 45 kr. bis 18 fl. 40 kr. Steigende Fruchtpreise: Lichtmeß. Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl. 12 kr., Haber l fl. 48 kr., Marl. Kernen 6 fl. 16 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr. Haber 2 fl. 19 kr. Maximum. Im Sept. d. J. brach die Insluenza aus.

Im Winter 1675—76 hatte das Land wieder die schwere Last von Standquartieren zu tragen und der Herzog willigte jetzt in die Vereinigung des Kreiseontin- gents mit dem kaiserlichen Heere, auch schickte er im Mai 1676 Geschütze zu der Belagerung von Philippsburg, das sich am8. Sept. den Alliirten übergeben mußte, wobei sich Herzog Friedrich Carl, nachheriger Obervormund und Regierungsverweser von Württemberg, als kaiserlicher Oberst auszeichnete.

Am 23. April ist die Frau des Pfarrers von Sulzbach, hie her vor den durch- marschirenden Soldaten sliehend, zu Weinsberg in die Kindbett gekommen. (Tausb.)

Mömpelgard wurde in diesem Jahr von den Franzosen besetzt, geplündert und verheert. Der Jahrgang war an Wein eben so reich, als die Qualität gut. Preis 14 fl. 40 kr. bis 16 fl. 50 kr. Fruchtpreise an Lichtmeß: Kernen 5 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl. 28 kr., Haber 1 fl. 56 kr. Maximum; Martini: Kernen 5 fl., Dinkel 2 A, Haber 1 fl. 48. kr.

1677 stiegen die Kriegslaften Württembergs noch höher als zuvor. Die französische Besatzung von Freiburg brandschatzte das Land und die deutschen Truppen fielen ihm mit Durchzügen und Winterquartieren von 1677—78 äußerst zur Laft. Im Mai marschirte die fächfische Armee durch das Land an'den Rhein.

Tod Herzogs Wilhelm Ludwig, 23. Juni nach nur Zjähriger Regierung.

Der Weinertrag war sehr reich; die Qualität eine mittlere. Weinrechn. Befigheim 8 fl., Güglingen 7 fl., Tübingen 6 fl, Fruchtpreise an Lichtmeß: Kernen 4 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 4 kr., Haber 2 fl. m»limum; an Martini: Kernen 5 fl., Dinkel 1 fl. 44 kr. Haber 1 fl. 36 kr.

7. Dee. Herzog Friedrich Carl, Brnder des verstorbenen Herzogs tritt als Obervormund die Regierung an.

Unter Herzig Eberhard Ludwig. 1677—1733. Administrat«! Obervormund Friedrich Carl. 1677—1693.

1678. 10. August. Frieden vonNymwegen zwischen Holland und Frankreich, welchem 17. Septbr. auch Spanien beitrat und welchem

1679. 5. Febr., auch der Kaiser und das Reich beizutreten sich bequemten. Selbst nach dem Frieden durchzogen noch Marodeure schaarenweise das geplagte Land, plünderten und raubten, bis man die Landwehr aufbot, sie vertrieb und die Gränz- orte und Päffe stark besetzte.

Der Weinertrag war 1678 nicht nur sehr reich, wegen des heißen und trecke- nen Sommers, sondern die Qualität auch gut. Preis 6 fl. 30 kr. bis 7 fl. 10 kr. Viel Getreide. Kernen an Martini 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 30 kr., Haber 2fl. 4kx.

1679 ebenfalls sehr reich, aber das Gewächs sauer. Preis 4 fl. bis 4fl. 30kr. Peft in Stuttgart, Tübingen, Ulm, währenddes kalten Winters abnehmend. Fruchtpreise steigend: an Lichtmeß: Kernen 5 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr., Haber 2 fl. 8 kr.; an Martini: Kernen 8 fl., Dinkel 3 fl. 24 kr., Haber 4 fl.

1680 ließ sich ein Komet sehen, dessen Länge 70 Grade hatte, vom 6. Novbr. bis in den Februar des f. J. Der Komet gieng bald nach der Sonne unter und doch blieb der Schweif noch die ganze Nacht durch über dem Horizonte (soll nach der Berechnung der damaligen Astronomen erst »nnn 2255 wieder erscheinen). Fruchtpreise fallend; an Martini: Kernen 6 fl., Dinkel 2 fl. 38 kr., Haber 1 fl. 44 kr. Wein gab es vielen und guten. Preis 6 fl. 20. kr. bis 7 fl. 30 kr. Starke Kälte von Martini d. J. bis Lichtmeß f. J. Viele Wölfe fanden sich ein.

1681 noch im März täglich Eis, Schnee und Kiefel bis zum 1, April. Vom 16. bis 20. April so warm, daß alles auf Einmal blühte, große Sommerhitze und Trockenheit. Erndte gut. Fruchtpreise am Ende des Jahrs: Kernen 4 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 12 kr., Haber 1 fl. 52 kr. Wein zwar wenig, aber gut und stark. Preis 8 fl. bis 10 fl. 15 kr.

1682. 10. Jan. Erdbeben zu Tübingen verfpürt. 24. März starb Herzog Friedrich von Württemberg-Neustadt, welcher im Jahr 1649 (f. oben) durch fürftbrüderlichen Vergleich die Aemter Neustadt, Möckmühl und die halbe Kellerei Weinsberg erhalten hatte. Ihm folgte sein Sohn Friedrich Angust, welcher bis zum August 1716 regierte (f. unten). Wiedererscheinen des Kometen von 1607 nach Halley, Aftronom. Der Wein ertrag dieses Jahres war reich, aber das Gewächs sauer und herb. Preis 5 fl. 6 kr. bis 6 fl. 20 kr. Obst und Getreide trotz nassen Sommers ziemlich gediehen. Frnchtpreise am Ende d. J. Kernen 2 fl. 18 kr., Dinkel 1 fl. 4 kr., Haber 1 fl. 1 kr. Ludwigs XIV. Reunionsbestrebungen veranlaßten schon in diesem Jahre eine Allianz zur Aufrechterhaltung des Friedens von Nymwegen.

1683 näherten sich 200,000 Türken der Stadt Wien und der Kaiser begehrte auf dem Reichstage zu Regensburg (4. Juli) von den deutschen Reichsftänden Hilfe gegen den Erbfeind. Herzog Vormünder, Friedrich Carl fandte eilends 100 Mann zu Fuß und zwei Reiterhausen. Wien wurde (12. Sept.) entsetzt und die württemb. Truppen zeichneten sich dabei durch große Tapferkeit aus. Prinz Georg Friedrich wurde vor Caschau in Ungarn erschossen. Am 24. Sept. allgem. Dankfest wegen Wiens Befreiung. '

Starker Frost vom 6. Januar an bis fast den ganzen März hindurch. Darauf trockener warmer Sommer. Die Erndte war reich. Daher große Wohlfeilheil. Fruchtpreise am Ende des Jahrs: Kernen 2 fl. 15 kr., Dinkel 52—56 kr., Haber 1 fl. mnximum. Wein nicht nur viel, sondern auch gut. Preis 5 fl. 20 kr. bis 5 fl. 45 kr.

1684. Waffenstillstand mit Frankreich auf 20 Jahre mitUeberlassung von Straßburg le. Harter und kalter Winter mit darauf folgendem hitzigem und dürrem Sommer. Fruchtpreise am Ende des Jahrs: Kernen 2 fl. 56 kr., Dinkel 1 fl.20kr. Maximum, Haber 1 fl. 36 kr. Wein nach Menge und Güte erwünscht. Preis 6 fl. 20 — 40 kr. Kälte im Spätjahr früh anfangend und bis März 1685 dauernd.

1685. Am 5. und 6. März noch grimmig e Kälte. 20. März Erdstoße. Wein nicht viel und dazu sauer und schlecht. Preis 6fl. 40kr. bis8fl.40kr. Fruchtpreise im December: Kernen 2 fl. 32 kr., Dinkel 1 fl. 14 kr. Maximum, Haber 58 kr. bis 1 fl. — Neue Ansprüche Ludwigs XIV. wegen der pfälzischen Erbfolge und Zunder zu neuem Krieg und zu neuen Allianzen gegen Frankreich.

1686. Regnerischer Frühling mit Ueberschwemmungen. Wenig Wein, aber sehr gut. Preis: 6 fl. 30 kr- bis 11 fl. 2. Sept. Dankfest wegen der Einnahme von Ofen. Früchte wohlfeil. Dinkel Ende Dee. 1 fl. 13 kr. ml>x., Haber 1 fl. m»x.

1687. Januar bis April sehr hart gewintert. Noch im April täglich gefroren, geschneit und gekiefelt. Spätes Frühjahr. Wein nach Quantität ebenfo beträchtlich, als nach Qualität mittelmäßig und gering. Preis: 5—6 fl, Getreide mißrathen; doch nicht Theurnug. Dinkel Ende Jahrs 1 fl. 37 kr., Haber 1 fl. 24 kr. m»x.

1688 in den ersten 4 Monaten, insonderheit im April harter Winter. Am 13. Juni folgte eine mittelmäßige Erndte. Daher steigende Preise Ende Jahrs Kernen 5 fl. 45kr., Dinkel 2 fl. 32 kr., Haber 1 fl. 48 kr- m»x. Wein ziemlich viel, minder gut. Preis; 6 fl. bis 9 fl. 20 kr. Im Auguft und Septbr. Ruhrfeuche in Weinsberg. 27 oooubusr« ä^»enteri», i^uae tum tempori» omne» paens <lomo« inte«t»bat. (Todtenbuch.) Im Sept. d. J. brach Frankreich den 1685 geschlossenen Frieden mit dem Reich und griff die Reichsfestung Philipp burg an. Der berüchtigte Mordbrenner, General Melae, brach über den Rhein und im Oet. d. I, wo die Franzofen unter General Montelar die benachbarte Reichsstadt Heilbronn einnahmen, ward diese Nachbarschaft für Weinsberg die Quelle neuen Kriegselendes. 30. Novbr. Besetzung der Festung Asberg. 8. Deebr. Abweifung von Schorndorf durch den Muth ihrer Weiber. 21. Deebr. Einnahme von Stuttgart. Brandschatzung. Plünderung. Bedrohung mit Anzünden. Am 23. Deebr. wurden die Franzofen eiligft durch ein anrückendes Bundesheer vertrieben. Aber die Kriegsbedrängniffe hörten damit nicht auf. Denn die Winterquartire und Durchzüge der verbündeten Heere von O «streich, Bayern und Sachfen beläftigten das Land inden folgenden Jahren auf vielfache Weife.

1689. Im Juli näherten sich die Franzosen von Heidelberg her, dessen Bela- gerung sie ausheben mußten, wieder der Landesgränze unter Verheerung, Sengen und Brennen, wurden aber durch ein allgemeines Landesausgebot abgehalten. Die Reden waren im Winter und Frühling erfroren, daher sehr wenig, doch guter Wein. Preis 13 fl. 30 kr. bis 16 fl. In Tübingen wuchs kein Wein. Erndte un- günstig. Kernen stieg Ende d. J. aus 10 fl., Dinkel aus 3 fl. 50 kr.

1690. Im Juli Durchzug der churs ach sischen Armee, welche bei Lauffen und Heilbronn den Neckar passirte und zur alliirten Hauptarm« stieß. Herbster- trag ziemlich reichlich, doch mittelmäßiger Qualität. Preis: 8—11 fl. 30kr.; ziemlich reiche Erndte, daher Preise sinkend, doch nicht weiter als aus 8 fl. beim Kernen; im Dee. aus 3 fl. 20 kr. beim Dinkel, 2 fl, 40 kr. beim Haber. — Am Aschermittwoch wurde hier in Weinsberg Elisabeth Hansin von Löwenstein, welche ihr IOwöchentliches Knäblein zu Holzern in einer Scheuer aus Ungeduld der Armuth und Kälte ermordet hatte, mit dem Schwerdte hingerichtet.

1691. Im Juli ging derChurfürst von Sachsen mit seinen, wie auch den kaiserlichen, fränkischen, schwäbischen und württembergischen Truppen bei Mannheim über den Rhein. Uebergang der Franzosen bei Philippsburg aus das rechte Rheinuser, weßhalb auch die alliirte Armee sich wieder herüberzog. Schädliche Kälte im Winter und Frühling, regnerische Witterung im Sommer. Daher Wein weder reichlich noch süß und angenehm. Preis 6 fl. 46 kr., 13—17 fl. Sehrmittelm. Erndte. Steigende Theurung; und zwar gegen Ende des Jahrs beim Kernen aus 9 fl., Dinkel 3 fl. 30 kr., Haber 2 fl. 56 kr.

1691. 27. Oetbr. starb zu Heilbronn Tobias Marimilian v. Haugwitz, Oberst eines chursächsischen Reiterregiments, a«t. 50und wurde den 29. Öet. nach Weinsberg geführt, wo er nach einer im Altar gehaltenen Trauerrede, im Chor der Stadtkirche begraben wurde. Seine Erben bezahlten dasür an Weinsberg 60 fl., welche nach der Inschrist der großen silbernen Altarskanne zu deren Anschaffung verwendet wurden. Neben der Inschrist ist das Wappen der Stadt: Adler und Weinstock. Auch im Sept. und Oet. wurde ein in Erlenbach gestorbener Soldat vom fränkisch' Millendors'schen Regiment und ein im Armenhaus gestorbener württembergischer Dragoner hier begraben.

1692. 1. Sept. Uebergang der Alliirten über den Rhein bei Mannheim unter dem Markgrasen von Brandenburg-Baireuth. Dagegen giengen die Franzosen unter dem Herzog von Lorge bei Fort Louis herüber und bedrohten Württemberg aus's Neue. Herzog Friedrich Carl bezog, um sie auszuhalten, mit etlichen Regimentern ein besestigtes Lager bei Oetisheim, wurde aber, nachdem die Franzosen Psorzheim eingenommen hatten, am 17. Sept. von der überlegenen Macht angegriffen, zum Rückzug genothigt und aus diesem von den Franzosen gesangen und nach Straßburg und Paris abgeführt. Mit Feuer und Schwerdt wütheten jetzt die Feinde in Vaihingen, Knittlingen, Neuenbürg, Calw, Liebenzell, Zavelstein und Kloster Hirschau.

Weinsberg wurde nur durch täglich neue Schreckensbotschaften von der Enz her geängstet.

Im April d. J. wurde hier nach empfangenem christlichem Unterricht ein junges Mädchen, eine geborne Türkin getaust, welche Herzog Carl Rudolph von Württemberg-Neuenstadt aus der Stadt Misitra aus Morea mit sich gebracht hatte.' Sie erhielt die Namen Clara Christina, wurde nachmals die Gattin des hiesigen Kausmanns und Gerichtsverwandten Joh. Becker und starb als dessen Wittwe den 25. Jan. 1739 über 60 Jahre alt.

Schädliche Kälte im Winter und Frühjahr und regnerischer Sommer. Daher geringe Erndte und wieder hochsteigende Preise beim Kernen im December 14 fl., beim Dinkel 5 fl. 24 kr., beim Haber 2 fl. 44 kr. Nicht reichlicher Herb st ertrag und kein süßes Gewächs; Preis 6 fl. 40 kr. bis 13 fl. (zu Besigheim).

1693. Herzog Eberhard Ludwig, erst I6jährig, wird vom Kaiser 20. Jan. für volljährig erklärt und tritt die Regierung an, 6. Febr.

In diesem Jahr kamen die Schrecken des Krieges Weinsberg noch näher. Denn am 7. Mai gieng ein französisches Heer von 70—80,000 Mann unter dem Herzog von Lorge 5ei Philippsburg über den Rhein, zerstörte Heidelberg und breitete sich gegen den Neckar aus. Die alliirte Armee sammelte sich bei Heilbronn, unter dem Markgrasen von Baden und Herzog Eberhard Ludwig, mar- schirte am 1. Juni von Heilbronn den Neckar hinaus und stand in einem verschanzten Lager zwischen Lauffen und Heilbronn fast 3 Monate unbeweglich, wobei die streitbare Mannschaft der Aemter Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl ausgeboten und Alles weit umher ausgezehrt wurde.

Am 8. Juni starb allhier an seiner von den Franzosen bei Horken (Horkheini) empfangenen Blessur Jak. Friedrich von Wangenheim, Lieutenant unter dem Sachsen- Gotha'schen Regiment zu Fuß, 28 Jahre alt, und wurde aus dem oberen Kirch- hose begraben.

Auch an Flüchtlingen fehlte es nicht. Am 21. Juli starb einem armen Mann von Walen (Wahlheim), der hier in der Flucht war, ein 8jähriges Töchterlein.

Inzwischen rückte ein zweites französisches Heer unter dem Dauphin von Psorzheim her gegen Württemberg und vereinigte sich am Fuße des Asbergs mit dem früher eingerückten unter de Lorge. Besigheim, das von 300 Kaiserlichen besetzt war, mußte sich ergeben. Das französische Heer gieug bei Neckarbeihingen über den Neckar und bezeichnete seinen Weg durch Raub und Braud. In wenigen Tagen lagen Marbach, Veilstein, Backnang und Winnenden nebst vielen Dörsern in Schutthausen. Das französische Heer stellte sich, 60,000 Mann stark, zwischen Liebenstein und Ottmarsheim dem alliirten Heere gegenüber, wobei der Markgras den General Soyer mit 8 Schwadronen in's Weinsberger Thal zur Beobachtung der Franzosen ausstellte und Löweustein besetzen ließ, verließ aber am 6. Aug. seine Stellung wieder, ohne die Alliirten anzugreisen, zog sich bei Pleidelsheim über den Neckar zurück und lagerte sich wieder zwischen dem Asberg und Kornwestheim. Von hier aus trat der Dauphin mit der Regierung Stuttgart wegen einer Brandschatzung - in Unterhandlung und drohte mit Verbrennung der Hauptstadt und ihrer Umgegend, wenn seine Forderung nicht bewilligt werde. Am 13. Aug. kam endlich ein Vertrag zu Stande, wornach Württemberg 1,200,000 Livres in kurzen Fristen und bis zum Ende des Kriegs jährlich 300,000 Livres bezahlen und zur Sicherheit 6 Geiseln stellen sollte.

Am 18. August begannen die Franzosen, nach einem vergeblichen Angriff aus das Lager des Markgrasen von Baden, nach Verbrennung ihrer Feldbäckerei in Vaihingen (wobei die Stadt selbst in Rauch ausgieng), und nach Einlaus ungünstiger Nachrichten von anderen Gegenden des Kriegsschauplatzes, Württemberg zu räumen, wobei sie statt 6 Geiseln 15 mitnahmen und nach Metz in schwere Gesangenschaft führten. Ein beträchtlicher Theil des Landes hatte schreckliche Verheerungen erlitten, wie im 30jährigen Kriege, die Bevölkerung war von 450,000 Menschen wieder auf 300,000 herabgefunken. Denn zu den Drangfalen des Kriegs gesellte sich dessen gewöhnliches Gefolge, Theurung, Hungersnoth und Pest. Die ohnehin nicht reiche Erndte wurde von den Franzofen völlig aufgezehrt, die Früchte auf den Kästen nahmen sie für sich weg. Das Landvolk, zumal der verbrannten Dörfer, verlief sich und das Feld blieb unbebaut. Der Scheffel Kernen galt in diesem und dem folgenden Jahr 23 fl., Dinkel an Georgii 5 fl. 30 kr., an Martini 7 fl. 15 kr. Die Nolh wurde so groß, als im Jahre 1635. Viele arme Leute mußten unnatürliche Dinge effen, wodurch Krankheiten und Sterben erfolgten. Zu Weinsberg starben in diesem Jahr 121 Perfonen, worunter aber (f. oben) auch Auswärtige. Der Wein wurde vom Feinde weggenommen, oder in den Boden gelassen, so daß auch dieser sehr theuer wurde. Der Herb stertrag war ohnehin auch in diesem Jahr sehr gering, so daß in Stuttgart der Morgen kaum 4—6 Butten voll gab. Die Qualität war aber gut. Herbstpreis 17 fl. 20 kr. bis 22 fl.

Das Land blieb auch nach dem Abzug der Franzofen nicht frei von fremdem Volk. Denn der Markgraf nahm nun eine Stellung bei Herrenberg und verlegte von da aus sein Heer in die Winterquartiere.

1694 am 14. Januar erfroren in Heilbronu drei Soldaten auf der Schildwache. Im Mai sammelte sich die alliirte Armee wieder in Weinsbergs Nähe bei Heilbronn, brach den 2. Juni, als die Franzofen bei Philippsburg über den Rhein giengen, gegen Eppingen anf, und warf die Franzofen den 18. Januar über den Rhein zurück. Am 6. Oktober langte die alliirte Armee wieder in der Gegend von Heilbronn an. Wein brachte dieser Herbst ziemlich viel, ungeachtet die Reben im Winter erfroren waren, und von mittlerer Güte. Preis 17—24 fl. Fortdauernde Theurung und Hungersnoth, weil viele Felder wegen des feindlichen Einfalles ungebaut liegen blieben. Fruchtpresse sehr hoch; noch im Januar Kernen 20 fl. 36 kr., Dinkel 7 fl. 15 kr.; vor der Erndte Kernen 22 fl., Dinkel 7 fl. 20 kr.. Haber 5 fl. 12 kr.; Ende dieses Jahrs Kernen 12 fl., Dinkel 5 fl. 10 kr., Haber 4 fl.

1695, 25. Mai. Uebergang der Franzofen über den Rhein bei Philippsburg und Lager zwischen Unteröwisheim und Bruchfal. Die Alliirten lagerten bei Eppin- gen und Steppach. Im September und Oktober wurden die Linien von Eppingen bis Pforzheim gezogen. Am Rhein blieb man in diesem Jahr auf beiden Seiten nur in der Defenfive. — Vom Oktober 1694 bis März 1695 sehr kalter Winter, . Die Erndte dieses J. siel gut aus. Bedeutender Abschlag. Lichtmeß: Kernen 10 fl. 10 kr., Dinkel 4 fl. 40 kr., Haber 3 fl. 45 kr.; vor der Erndte: Kernen 7fl., Dinkel 3 fl. 8 kr., Haber 2 fl. 8 kr.; Martini Kernen 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 30 kr., Haber 1 fl. 52 kr. Der Herbstertrag war der Ouantität und Qualität nach mittelmäßig. Preis 9 fl. 20 kr. bis 18 fl., Befigheim 17 fl.

"< 1696. Keine besondere Kriegsereigniffe am Rhein, über welchen die Franzofen am 10. Mai giengen und bei Oewisheim sich lagerten. Am 19. Juni aber zogen sie sich bei Philippsburg wieder hinüber. Die Alliirten giengen im Monat Auguft bei Mainz über den Strom, ohne daß es zu einer Hauptaetion kam. Milder Winter und warmer Sommer. Gute Erndte. Preise an Martini: Korn 3 fl. 24 kr., Dinkel 1 fl. 40 kr., Haber 1 fl. 20 kr. Wein gab es wenig und von mittlerer Güte, weil eine starke Kälte am 25. März die Reben verdarb. Preis 14 fl. 40 kr. bis 20 fl. (Besigheim.)

1697. Im September und Oetober d. J. wurde unter schwedischer Vermitt-

lung der Frieden zu Ryßwick geschlossen, jedoch unter lästigen Bedingungen für den Kaiser und das Reich, vbschon Ludwig XIV. gegen früher staunenswerthe Mäßigung zeigte', der man, wie der Verfolg zeigte, nicht ohne Grund mißtraute. Denn die allfeitig erfehnte Ruhe, welche dieser Frieden brachte, war eine nur allzukurz- dauernde.

Im Januar und Februar strenge Kälte. Günstiger Sommer. Gute Erndte; doch erhöhte Preise im December: Korn 4 fl. 18 kr., Dinkel 1 fl. 52 kr., Haber 1 fl. 36 kr. Der Herbstertrag war nach Quantität zufriedenstellend, nach Qualität wegen ungünstiger Blüthe mittelmäßig. Preis 8 fl. bis 14 fl. 40 kr. (Befigheim,)

1698. Kalter Winter. Naffer Sommer. Schlechte Witterung während der Traubenblüthe; wenig Getraide; fast gar kein Obst. Daher steigende Preise. Um Georgii noch Korn 3 fl. 20 kr., Dinkel 1 fl. 32 kr., Haber 1 fl. 28 kr.; nach der Erndte Korn 6 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 44 kr., Haber 2 fl. 40 kr.; Ende Jahres Korn 11 fl. 40 kr., Dinkel 4 fl. 54 kr., Haber 2 fl. 48 kr. Herbstertrag zwar ziemlich reichlich, Qualität aber theils mittelmäßig, theils gering. Preis 9 fl. 20 kr. bis 18 fl. 40 kr. Befigheim 20 fl.

Beibehaltung eines stehenden Heeres von 2000 Mann auch in Friedenszeiten trotz aller Remonstrationen der Landschaft.

,21. Auguft. Allgemeines Dankfest wegen des Friedens zu Ryßwick.

1699. Bevolkerungszuwachs durch die Ansiedlung der vertriebenen Salzburger und Waldenfer im Maulbronner Oberamt. Frieden zu Carlowitz zwischen dem Kaiser und der Ottomannischen Pforte.

Milder Winter; warmer Sommer. Reichliche Erndte. Doch noch hohe Preise: an Lichtmeß Korn 10 fl. 30 kr., Dinkel 4 fl. 56 kr., Haber 2 fl. 48 kr.; Ende Jahres Korn 11 fl., Dinkel 4 fl. 15 kr., Haber 2 fl. 20 kr. Herbstertrag wenig, aber gut. Preis 12 bis 18 fl.

1700. Theilungsverhandlungen zwischen Frankreich, England und Holland wegen der spanischen Succession. Ansprüche Oestreichs, Tod des Königs von Spanien. I. Nov. Teftament desselben zu Gunsten Herzog Philipps von Anjon, Enkels von Ludwig XIV. Veranlassung zum spanischen Sueeeffionskrieg im folgenden Jahr. Affoeiation des fränkischen und schwäbischen Kreifes wegen des bevorftehenden Krieges.

Ziemlich langer Winter; im Sommer oft Regen, doch warm. Herb stertrag nicht fowohl viel, als gut. Preis 8 fl. bis 14 fl. 40 kr. Besigheim. Getraide und Obst gediehen gut. Daher fallende Preise: an Martini Korn 5 fl. 12 kr., Dinkel 2 fl. 28 kr., Haber 1 fl. 20 kr.; während vor der Erndte: Korn 9 fl. 4 kr., Dinkel 4 fl. 4 kr., Haber 1 fl. 44 kr.

Im Lauf dieses unheilvollen 17. Jahrhunderts, vom 1.1618, dem Anfang des 30jährigen Krieges, bis 1700 lebten zu Weinsberg nach den vorhandenen Grabsteinen: .

als Amtsvogt (nach Gemälde rechts von der Kanzel): Johann Iakob Myller, f 1650, alt 40 Jahre. — als Stadt- und Amtsvogt: Joh. Nieolaus Ritter, Neuenstein'scher Hofrath; — als Amtmann: ^ ^ von Maffenbach, um 1670; — als Stadtpfarrer (nach dem allegorischen Gemälde im Chor): KI. Johann Ludw. Neuffer, f 1690.

(Auf diesem allegorischen Oelgemälde, welches Burg und Gegend von Weins-

Dillenius, WeinKberg. 1l

berg^ darstellt, sind die Haupkpersonen des Alten und Neuen Testaments (Adam und Eva, David :e. — Christus — Luther, Constantin :e.) durch die Sulm geschieden. Ueber die Brücke tragen 2 Männer eine Calebstraube an einer Stange und dabei stehen die Worte:

Ein Paar den großen Trauben trägt;

Der vorn geht, trägt und sieht ihn nit;

Der nachfolgt, trägt und sieht ihn mit;

Dieß Alt und Neuen Bund auslegt.

Messias kompt von Jsacks G'schlecht.

Den g'neußt der Heyd und sieht ihn recht.

Gestiftet v. Stadtpfarrer öl. Johann Ludw. Neuffer.

f 30. Mai 1690. »et. 50 J. 14 Kinder.)

nach Grabstein im Chor: öl. Conrad Oesterlin f 1668, s. unt. — als Gerichtsherr und zugleich Almosenpsleger: Johann Michael Äff, f 1685, alt 65 J.

Nach den Kirchenbüchern und anderen Nachrichten waren hier in gedachter Penode 1618—1700 Bögte:

Joh. Jaeob Myller (Müller), 1650 s. oben; Ludwig Albrecht Hauss, jur. utr. I.io. Vogt, kommt vor 1676; Johann Conrad Sti gler, ^. U. I.i«. Vogt, f 1706.

Evangelische Stadtpfarrer zu Weinsberg: unter der Superintendenz Neuenstadt 1612—1710: öl. Conrad Oesterlin, 1636 bis 1668, vorher Ps. in Ober- Eisisheim, f hier 5. Oet. 1668, im Chor der Kirche begraben; öl. Joh. Georg Esen- wein, 1669 bis 1680, kam 1680 als Superintendent nach Markgröningen; öl. Johann Ludwig Neusser (s. oben), 1680—90, f hier Mai 90, im Chor begraben; öl. Joh. Ludwig Hochstetter, 1690—93, f hier 3. Sept. 1693; >I. Alex. Rud. Wolshard, 1694—1703, kam von hier als Stadtpfarrer nach Großbottwar 1703 bis 1715 (s. unten Reihensolge der Geistlichen).

Keller und geistl. Verwalter (beide Verwaltungen waren bis 1807 getrennt): Joachim Baier, Keller, 1610 ss.; Wilhelm Sanwald, Keller, f 1. Nov. 1621; Georg Meißner, Keller, 1622 (Inschrist an der Kirche zu Bitzfeld); Zacharias Bechler, Geistl. Verwalter (nach Inschrist an der Kirche zu Bitzfeld als Bauherr) und Schultheiß zu Eberstadt,,-j- 21. Jan. 1635, 52 J, alt; Hans Jörg Koch, Keller, 1637—60; Hans Jaeob Müller, Ge.istl. Verwalter und Zoller, 1643.

Diaeone waren: 1617 beim Ausbruch des 30jährigen Krieges bis 1625, der obengedachteöl. Bernhard Dieterlen, von welchem die obigen lateinischen Epitaphien für 2 Kinder. Sein Nachfolger war 1623—35 öl. Altvater. 1635 starb nach Obenerzähltem Diaeonus öl. Weiler an der Pest. Gottsried Heß, dessen Nachfolger, 1636—40, stirbt 23. Aug. 1640 unter der Trautmannsdorsschen Herrschaft (s. oben). (Der im J. 1670 als Pfarrer in Birkenfeld, Superintendenz Wildbad, vorkommende Gottsr. Heß war demnach ein Anderer.) Das Diaeonat Weinsberg blieb nicht (wie Binder, K. und Lehr-Aemter) sagt, von 1640—62 unbesetzt, sondern wurde in dieser Periode von Christoph Kautz treulich verwaltet. Die Kirchenbücher dieser Periode sind mit Lust zu lesen wegen Kautz's ausgezeichnet schöner und deutlicher Handschrist. Sein Tod ist im Todtenbuche folgendermaßen ausgezeichnet: 19. I'ebr. 1L62, Ilorum librurum in8oriptorem, 11n. öl. X»u?.inm ?»re», vivorum numero «X8tin<:tum, mortui» rr6«or!p«!t et !n 8»psr»8 8e«ls» immotnmyue «lm«tem vookvlt, Hükm inino in8i«lere «um, I)«»tum inter bs»to», vit2« inte^rit»», ?n>s!ilic) et ««ixlnr «pv>xlsnt.

Von U. Friedrich Schickard, 1662, folgten sich noch 5 Diaeone, nämlich >I. Beyrlin, List, Esenwein, Walliser und Reinfelder, welch letzterer von hier 1708 als Speeial-Superintendent nach Schorndors kam.

Präeeptoren waren in dieser Periode hier 6. öl. Weiler, von 1607—35, der nach Obigem im Jahr seines Vorrückens aus's Diaeonat an der Pest Gestorbene. Nach ihm Werner, welcher 1660 das Amt niederlegte und Mitglied des Stadtraths wurde; Krast, >I. Jäger, Frisen, und Krast zum zweitenmal von 1689 bis 1711, pens, 1715. (Im 81. Jahre tauste man ihm noch 1 Kind. Nomen et omen!)

Collaboratoren: von Ansang des 30 jährigen Krieges — Magirus —bis zu dem nach der Nördlinger Schlacht 1634 ermordeten öl. Weissing — 4. Magirus, Betz, öl/ Hornikel, öl. Weissing. Die Stelle wurde zwar 1634 mit Gmelin wieder besetzt; aber er verschwindet sogleich wieder, wahrscheinlich unter den unglücklichen Flüchtlingen jenes Schreckensjahres und die Collaboratur blieb unbesetzt bis nach dem westphälischen Frieden. Von 1650 an sunetioniren noch 2, Raiz bis 1674 und Druckenmüller; von da bis 1709: Collaboratoren und Organisten.

Als deutsche Schulmeister sinden sich in den Kirchenbüchern: Johann Jaeob Äss, f 18. Juli 1625, «et. 46; Matthias Baum, f 21. Juni 1627; Tobias Gentschops, 1627—40 im Amt; Michael König, f 6. Febr. 1663. «et. 72. im Amt 24 J.; Jörg Vuchhorn, f 26. Nov. 1678. «et. 64,; Jerem. Hartmuth, -s 14. Juni 1685; Joh. Jaeob Luitle, war hier 1686; Simon Jaeob Hammel, war hier 1690, f 1731.

Das neue 18. Jahrhundert begann mit fast gleichen Bedrängnissen, wie das alte geendet hatte, indem nach dem Tode Karls II., Königs von Spanien (s. oben 1. Nov. 1700)

der sogenannte spanische Sueeessionskrieg zwischen Ludwig XIV., König von Frankreich und dem Hause Oestreich ausbrach, 1701—2. Aus die Seite Frankreichs trat Churbayern; aus die Seite des Kaisers traten nach der Zusammenkunft zu Nördlingen (März 1702) die oberdeutschen Reichsstänbe und mit ihnen der junge, 1693 vom Kaiser für volljährig erklärte Herzog von Württemberg, Eberhard Ludwig. Dieser, vom Kaiser zum General-Feldmarschall- Lieutenant-ernannt, zog mit seinen Truppen

schon im Juni 1702 zum kaiserlichen Heere bei Landau, und bewirthete

am 24. Juli 1702 den römischen König, Joseph II,, aus dessen Reise zur Rheinarmee, in Weinsberg, mit seinem Gesolge.

Von seindlichem Ueberzuge der französischen und bayerischen Heere blieb zwar Weinsberg und sein Thal in diesem 13jährigen Kriege verschont; nicht aber von der Furcht vor nahe drohenden Einsällen,

wie gleich im J. 1702, wo die Bayern vom eroberten Ulm und von Heiden- heim :e. her, die Franzosen von Ossenburg her (zur Vereinigung mit den Bayern) gegen das Land andrangen;

ebenso 1703, wo 40,000 Franzosen im Februar bei Neuburg über den Rhein kamen und die Festung Kehl eroberten, und im April die Vereinigung mit Churbayern anstrebten, welche im Mai bei Tuttlingen erfolgte;

serner 1704, wo der Herzog von Württemberg die Franzosen und Bayern bei Tuttlingen schlug und das Silbergeschirr des Churfürsten erbeutete;

1706, wo die Franzosen unter Marschall Villars von Philippsburg her drohten;

ll«

und am meisten 1707, wo nach dem Tode des Markgrafen von Baden, der württembergische Herzog vor dem mit 40,000 Mann anrückenden Marschall Villars über Pforzheim bis Ellwangen sich zurückziehen mußte, die Franzofen im Juni Stutt- gart besetzten, gegen das Remsthal vorrückten, das befeftigte Schorndorf einnahmen und den Nachtrab des deutschen Heeres schlugen; worauf sich das französische Heer fengend und brennend über das unbedeckte Land verbreitete, bis Villars durch eine Seitenbewegung des deutschen Heeres, welches von Ellwangen aus über Gmünd, Hall, Oehringen, Weinsberg, Heilbronn, Sinzheim gegen den Rhein vorrückte, genöthigt wurde, das Lager bei Sontheim, von wo er bereits Heilbronn zur Ueber- gabe aufgefordert hatte, zu verlassen und Württemberg mit der Hauptmacht zu räumen; und bis der Herzog auch einzelne franzosische Streifpartieen vollends, durch Besetzung des Schwarzwaldpasses von Hornberg, aus dem Lande vertrieb.

Noch näher drohte ein franzöfischer Einfall 1712 von Ettlingen her, wo sich aber der Herzog in seiner festen Stellung gegen die feindliche Uebermacht behauptete und

1713, wo Villars mit 100,000 Mann von Mannheim, Landau und Freiburg her gegen Oberschwaben und Württemberg vorrückte.

Der Frieden von Rastadt und Baden, März und September 1714, beendigte den unfeligen Krieg, der das arme Land nur in der Periode von 1702—1709 15'/« Millionen Gulden gekostet hatte.

An Durchzügen fah Weinsberg in der Nähe im Juni 1704 den von dem berühmten Herzog von Marlborough*), welcher mit 30,000 Engländern, Holländern und Deutschen, aus den Niederlanden kommend, von Heilbronn aus in 3 Heerhaufen durch Württemberg zog, um dem verbündeten Heere unter Prinz Engen von Savoyen und Prinz Ludwig von Baden zu Hülfe zu kommen.

1706—7 hatte Weinsberg Winterquartier von einem Dragonerregiments-Stab, welches nur für Stallmiethe die Stadt 150 fl. kostete. Von Flüchtlingen aus Offeuburg und Enzweihingen wurden im Juni 1707 2 Kinder hier getauft.

Ebenfo zog das deutsche Heer — f. oben — im August 1707 von Ellwangen aus über Hall, Oehringen, Heilbreun und Sinzheim gegen den Rhein vorrückend, hier durch.

Wir schieben hier den Weinertrag :e. von 1701—1706 ein.

1701 fiel die Weinlese und Getraide-Erndte nach Meuge und Güte zufriedeu- stellend aus. Preis 8 fl. bis 14 fl. 40 kr. in Besigheim, in Güglingen 8 fl. Langer Winter, trockener Sommer. Fruchtpreise in Stuttgart: an Georgii Kern. 6 fl. 5 kr., Dinkel 2 fl. 44 kr. Haber 1 fl. 52 kr.; Ende des Jahres Kernen 5 fl. 48 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 16 kr.

1702. Wein-Ertrag reichlich, Qualität mittelmäßig. Preis von 4 fl. bis 9 fl. 20 kr. Bestgheim, Güglingen 6 fl. 30 kr. Langer Winter, kühler Sommer. Fruchtpreise Ende Jahres: Kern. 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 36 kr., Haber 2 fl. 30 kr.

") Dieser Herzog, welcher bei seiner Zusammenkunft mit Prinz Eugen und dem Herzog Eberhard Ludwig im Lamm zu Heppach (l3, Juni 1794) den Remsthaler Wein selbst gekostet hatte, bezog in den Jahren 1704, 1705 und 1706 aus Württemberg Wein für sich und die KLuigin Anna von England, Der Herzog von Württemberg ließ für ihn im Oktoder 1704 l0 Eimer, 7 Jmi, 7 Maas bei dem Geistlichen Verwalter Fulda in Weinsberg kaufen, ä 60 fl, per Eimer.

1703 lieferte vielen und guten Wein. Preis von 4 fl. 20 kr., Güglingen, bis 1(1 fl. 30 kr., Vesigheim. Später Frühling, unbeständiger Sommer. Ziemlich gute Erndte. Fruchtpreise December: Kernen 6 fl. 24 kr., Dinkel 2 fl. 44 kr., Haber 2 fl. 12 kr. Marimum.

1704. Wein-Ertrag gering. Qualität lobenswerth. Preis von 13 fl. 20 kr. bis 18 fl., Waiblingen; Vesigheim 16 fl. Ziemlich kalter Winter, warmer Frühling. Nachtfröste im Mai. Obst wenig. Fruchtpreise steigend. Ende des Jahres Kernen 7 fl., Dinkel 3 fl. 8 kr., Haber 2 fl. 20 kr.

Mitten in den Kriegslänsen wurde

1705 den 13. Qetober Dorothea Barbara Reyhin von Willsbach zu Weins' berg »umb begangenen zinritioi6ii willen« (Ehmannsmords) aus der Schleisen an die Malesizstätte geführt und mit dem Schwerste hingerichtet.

Ziemlich strenger Winter, am 25. und 26. Mai noch reichlich Schnee. Günstiger Sommer. Reiche Erndte. Preise fallend. Kernen 5 fl. 10 kr., Dinkel und Haber 2 fl. 24 kr. Wein gab dieser Jahrgang ziemlich viel von mittlerer Güte, Preis von 11 fl., Tübingen, bis 16 fl., Besigheim,

Küser Erni von Eßlingen wurde in diesem Jahr zu Stuttgart deeollirt, weil er den Wein durch Silberglätte — als guter Schöne — versälscht und auch viele ^'eute zu Weinsberg verführt hatte, seinem Beispiele zu folgen, wovon mehrere Personen den Tod getrunken. Man ließ 100 Eimer solchen Weins in den Boden lausen und verbot den Gebrauch der Silberglätte bei Lebensstrafe (W. Jahrb. v. 1850).

1706. Ungewöhnlich trockener Winter. Sehr günstiger Sommer. Reiche Erndte. Preise fallend. Kernen im December 4 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl. 10 kr., Haber 2 fl. Wein der Quantität und Qualität nach ausgezeichnet. Preis 10 fl. 40 kr., Tübingen und Waiblingen; Güglingen 12 fl.; Besigheim 16 fl.

Zu den schweren Bedrängnissen des Krieges gesellte sich' 1707 den 19. August das Unglück eines großen Brandes, welcher die Stadt innerhalb 4 Stunden — bis ans etwa 30 Häuser und die Kirche zerstörte. Manches, was die Landbewohner vor der Ranbsucht der gerade in Stuttgart und im Remsthale hausenden Franzosen (s. oben) in die Stadt geslüchtet hatten"'), gieng bei diesem großen Brände zu Grunde, so namentlich die Bibliothek des Pfarrers öl. Heidegger von Horkheim, damals Weinsberger Enperintendenz**).

Nach den vorliegenden Aeten giengen bei diesen! großen Brande im Rauche aus: 8 herrschaftliche Gebäude, worunter das steinerne Amtshaus, darin der Keller seine Wohnung hatte (das Schlößlein von Herzog Christoph), das Bandhaus mit allen seinen Materialien, der tiefe Keller oder Zehndscheuer, die große Kelter und Fruchtboden an des Kellers Wohnung, die Bogteiwohnung und herrschaftlicher Stall, das Helserathaus mit der Kelter und Scheuern, so der geistlichen Verwaltung (2 Gebäude); 3 städtische Gebäude: das Rathhaus mit der Registratur, weßhalb die städtischen Aeten nur bis 1707 zurückweisen, die Stadtkelter und das Bandhans; 125'/« Bürgerhäuser, worunter Wilhelm Hessen, wo das Feuer entstanden, Herr Hauptzollers Reyschers Haus und Scheuer, H. Avo-

  • ) Auch Flüchtlinge von Ossenburg und Schwieberdingen waren in der Stadt, denen nach dem Tausbuche Ausangs Juniis je l Kind g«t»nst wurde,

") Schesser Ehronolog. Gesch. S, 200. Sattler topogr, Gesch. S, 435.

thekers Schweitzers Haus und Kelter, 2 Häuser und eine Scheune von H. Bürgermeister Bellen, welcher gerade wegen der französischen Contribution nach Frankfurt verschickt war, H. Bürg.Meisters Kilian Haus und Scheuer, 2 Häuser von H. Bürg- Meister Lutz mit Stall, H. Stadtschreibers Epeidel Haus und Scheuer. 1 Kelter des Stifts Oberstenfeld, Organist Trnckenmüllers'Häus, H. Amtspslegers Heyland Haus und Scheuer, 2 Häuser und 2 Scheuern von H. Verwalter Fulda, 1 Haus des Herren von Schmidtberg, damaligem Besitzer von Lehrensteinsfeld, Herr Kammer- raths Hofmann Haus und Scheuer, H. Ur. Biers Haus, 2 Häuser von Frau Psleger Bischer; dazu 48'/2 Scheuern, 8 Ställe, 5 besonders gebaute Keltern, außer 10 Keltern in den Bürgerhäusern, 3 halb abgebrannte Häuser und 1 Scheuer, zusammen 197 Gebäude. Alles Keltern-, Faß- und Bandgeschirr, ein reicher Vorrath an Früchten, Heu, Wein und Branntwein gieug bei der Schnelligkeit, mit welcher das Feuer bei einem ungestümen Wind und bei Wassermangel um sich griff, innerhalb 4 Stun- den unrettbar verloren. (Bericht des Vogts Ritter vom..^AuH^ 1707.) Nur die untere sogenannte Vadstubeukelter blieb verschont.

Ueber die Entstehung des Brandes ließ sich vom Vogte Nichts ermitteln. Ein aus eine Magd von Gruppenbach erhobener Verdacht ergab sich als unbegründet.

Es dürste die jetzige Generation interessiren, aus dem Verzeichniß der Abgebrannten von 1707 die Namen von '/< der damaligen Bürger von Weinsberg zu ersahren, von welchen jetzt nur noch die mit * Bezeichneten vorkommen.

Wilhelm Heß, Husschmidt, wo das Feuer entstanden; Heinrich Taag; Hans Jörg Huber*; Hans Jaeob Häberlen*; Philipp Müller*; Hans Leonhard Wieland*; Hans Martin Gailing; Adam Eckstein; Frau Reyscherin; Hans Peter Bischer; Hans Michel Grimm*; Herr Amtspsleger Heiland; Hans Leonhard Beer- David Majer*; Herr Hauptzoller Reyschev; Martin Seibold; Albrecht Schuh; Elias Ass, Pslegender; Hans Georg Heussen Kinder: Hans Michel Jlg; Matthäus Hamm*; Andreas Netter; Paul Köber; Joh. Fehr, Pslegtochter; Georg Carl Kävplinger*; Leonhard Hüsstlen; Michael Müller*; Hans Raw; Johann Vocher; Johann Ziegler*; Herr Apotheker Schweitzer; Herr Bürgermeister Bellon; Heinrich Pleideckher; Johannes Spatz; Alt Heiligenmauns vl6. *; Herr Scheuermann* (eiugew.); Lorenz Neumann; Hans Leonhard Rness; Michael Bischofs*; David Kurr; Dan. Ziegler*; Conrad Zoller; Abraham Ackhermann; Hans Balthas Renner; Friedrich Krell; Philipp Steinbrenner; Hans Georg Geisselmann; Paul Partsch; Herr Bürgermeister Lutz; Hans Jaeob Hiemer; Herr Bürgermeister Kilian; Gottsried Apell. Chir., s. 1723; Philipp Holzbauer; Herr Stadtschreiber Speidel; Balthas Neess; Hans Ulrich Häberlen*; Ludwig Schreibeisen; Hans Georg Altvatter; Lorenz Döbelin; Augustin Nördlinger; Hans Michel Ritter; Hans Georg Teussel; Organist Druckeu- müller; Hans Leonhard Göttler; Hans Michel Köber; Hans Michel Rauscher; Christoph Hops; Hans Jae. Kützler; Hans Peter Schmidt«; Hans Georg Ahlinger; Michael Dürr (?); Lt. Jäger; H. Verwalter Fulda; Hans Stell; Hans Leonhard Scholl*; Friedrich Ass; Johann Horn; Johannes Beckher; Hans Hohenstein; Hans Michael Naw (Ran); Michael Schweitzer; Hans Georg Schluchterer; Simon Hammel; Hans Jaeob Altvatter; Hans Mich. Straub; Hans Georg Burkhardi*; Adam Schwab*; Hans Michael Leibbrand; Herr Hans Jae. Häberlen*; Michael See- ger* (eingew.); Reichard Rupp*; Ludwig Pretich; Nieolaus Horn; Peter Sammet; Daniel Leibprandt; Melchior König; Joachim Notter; Hans Jerg Rapp; Hans Jae. Wolst v!6.*; Gottl. Engel vi6.; Endriß Blind; Herr v. Schmidtberg; Johannes Dübell; Thomas Kühner*; Christoph Arnold; Veit Bräunlen; Hans Leonhard Walther*; Mattheus Winter * (eingew.); Herr Kammerrath Hofmann*; Elias Beer; Peter Ruess; Vollmar Lang *; Herr Dr. Bier; Hans Georg Koch *; Heinr. Aeckher; Frau Psieger Bischer!n; Herr Weipprecht; David Schultheissen vi6. *

Die ossieielle Schadensberechnung ist nach oberamtlichen Aete.n folgende:

An Gebäuden 97,454 fl. — kr.

1873 Eimer zu Grund gegangenen Weins 60,004 ,, 30 »

Früchte, Heu, Oehmd, andere Vietualien und Mobilien . . 78,026 » 31 » 800 Ctr. Mehl (im Rathhaus), welches Stadt und Amt der

sranz. Armee aus Schorndors liefern wollte, sammt den Stippichen 1,600 ,, — »

237,085 fl. 1 kr.

Viele von den ärmeren Bürgern, welche »Nichts davon gebracht«, verliesen sich — nach obenallegirtem Bericht des Vogts Ritter — und begaben sich aus die benachbarten Dörser, Andere, die sich noch etwa Hofsnung zum Wiederausbauen machen konnten,.räumten den Schutt ab und säuberten die Keller. Die Vermöglicheren beabsichtigten den Neubau noch vor dem Winter unter Dach zu bringen. Vogt, Bürgermeister und Gericht baten deßhalb die Regierung, 2 Bauverständige abzuordnen, damit eine bessere Banordnung, als in der abgebrannten Stadt bestanden, eingehalten würde.

In den ersten Tagen des Septembers erschienen hieraus die Bau-Deputirten, Jenisch und Vögele in Weinsberg, nahmen mit einem Feldmesser die nothigen Abmessungen vor und machten den 19. September Vorschläge, wie »die ehemalige große Jrregularität, als dergleichen anderswo nicht wohl zu sinden, da man nicht 3 Häuser in Einer Linie nennen könne, völlig redressiret, die Haupt- und Nebenstraßen, auch Ab- und Quergassen gerad, gleich und besonders von rechtschaffener Breite angegeben werden möchten.« Sie machten aber zugleich die Bemerkung, »daß sie deßfalls nicht nach Wunsch reussiren können, 1) weil viele, und zwar die vornehmsten Keller, wovon doch Weinsberg alle seine Nahrung habe, hätten zerstümpelt, oder gar ruinirt, mithin den Einwohnern größerer Schaden, als wenn ihr Häuser von Neuem abgebrannt würden, hätte zugesügt werden müssen; 2) weil die vom Brande übergebliebene Quartiers eine vollkommene Reformation nicht gestatten; 3) weil die Stadt an einem hohen, steilen, benebenst höckerigten und ungleichen Berge gebaut seye, so daß vorderist die Haupt- und Nebenstraßen sich nach der Lenkung desselben in die Rundung richten müssen und nicht gerade sortlausen können; serner nm der Aussahrt willen die Querstraßen als eine Steig schräg und schies gehen, mithin die Häuserquartiere sich oben zusammeuspitzen und wenn man solche Quergassen um ein Merkliches hätte erweitern wollen, Schied- und Widerlager- Mauern zum Ruin der Keller hätten angegriffen werden müssen" w.

Sie glaubten deßhalb sich begnügen zu müssen, »vorderist den Markt nicht nur durch Cassirung des ehemaligen RathhausplatM (wozu sich nun das abgebrannte Diaeonathaus zum Beßten schicken würde) raumlich, sondern auch durch Regulirung der daraus künftig zu erbauenden Häuser ansehnlicher, gleichfalls die Hauptstraße und die obere Nebenstraße, so viel es die Lenkung oder Rundung des Berges zugelassen, wenigstens stückweise gerad und ohne schändliche Absätze, die Querstraßen aber durch Zurücksetzung der zu weit hervorgehenden Erker, Thürenstasseln, Kellerhälse :e. zu dem Ausweichen, Ränken und Wendungen der Wägen bequemer anzugeben; welche« sie aus solche Weise geschehen zu sein glauben, daß zwar an Maleontenten, Protestanten und etwaigen Supplieanten kein Mangel — doch Keiner leichtlich sein werde, der über die Maas und Gebühr vernachtheiligt worden zu sein, erweisen könnte."

Die Antrage der Techniker wurden den 27. Sept. von der herzogl. Regierung vorläufig genehmigt und versügt: daß das Rathhaus ausdem Platze, wo das Diaeonat- haus gestanden, erbaut, dessen abgebrannte Hofstatt aber zur Vergrößerung des Markts leer gelassen, zu Wiedererbauung eines neuen Diaeonathauses hingegen der fürstlichen Visitation von der Stadt ein anderer bequemer Platz ausersehen und eingeräumt werden solle. Von denen der fürstlichen Rentkammer zukommenden Gebäuden solle übrigens »wegen der obhabenden vielen und schweren Ausgaben« vorerst nur die Vogteiamtsbehausung und Keller des sogenannten Neuen Baues vor und unter Handen genommen und aus solchen Keller der Fruchtspeicher gemacht, die übrigen Keller aber, so viel deren vor dem Winter nicht überbaut werden können, einstweilen zur Conservirung mit Ortdielen und Schwardten bedeckt werden. Das sämmtliche Bauwesen wurde unter Aussicht des Psleg-Seribenten Lehrens zu Heilbronn gestellt und mindestens alle 14 Tage vom Landbaudireetor Ienisch visitirt. An die benachbarten Vögte zu Neuenstadt, Möckmühl, Brackenheim, Gügliugen, Lauffen, Bottwar und Beilstein ergieng

den 3. Oet. eine Aussorderung, den abgebrannten Nachbarn aus christlicher Liebe — gegen Empsahung eines Gewissen an Brod, Wein und Haber — mit Hand- und Karrensrohnen bei Beibringung der Baumaterialien zu Hülse zu kommen; was auch geschah.

Zum Neubau wurde, aus eingereichte Bittschristen den 9. December gestattet, daß diejenige, so nach dem von gnädigster Herrschaft gemachten Modell bauen würden, die Steine von dem alten Schlosse, außer man selbst zum Herrschaftsbau- wesen benöthigte, nehmen mögen; mit dem Austrag an den Vogt, daraus gute In- sveetion zu tragen. Das benöthigte Bauholz wurde von Euzslößen und aus den benachbarten Forstrevieren abgegeben und den Unvermöglichen dabei von der fürstlichen Herrschaft unter die Arme gegriffen. Das Bogteiamtshaus wurde unter mancherlei Hindernissen im folgenden J. 1708 unter Dach gebracht. Uebrigens sand die Durchführung der vorgeschriebenen Banordnung von Seiten der Abgebrannten vielsache Renitenz, namentlich von dem Bürgermeister Lutz, welcher zu rebelliren drohte und den Vogt Ritter injurirte. Zwei Bürger verließen auch die Stadt, um sich dieser Banordnung zu entziehen und suchten anderer Orten ein Bürgerrecht; weßhalb Vogt Ritter selbst den 11. Oktober aus Modisieation einiger dießfallsigen Vorschristen antrug.

Im Oetober stellte der Magistrat nach dem Stadtraths-Protokoll vor: daß das Amt an hereingeslüchtetem Wein, Früchten und anderen Mobilien durch den hiesigen Brand großen Schaden erlitten, daß keine Fourage vorhanden seye, weil diesen Sommer durch die >1«,robe und Ilomareb«, sonderlich der Reichsarmee, Alles eonsumirt worden. Er bat daher, Stadt und Amt mit Winterquartieren zu verschonen, was aber nicht geschehen zu sein scheint. In der Stadt war es natürlich ansangs fast eine Unmöglichkeit, Quartier zu geben. Dagegen sinden sich schon im Februar 1708 hier einquartierte chursächsische Ossiziere, welchen nach herrschaftlichem Befehl ein Doueeur gereicht werden sollte. (Stadtr.-Prot.) »Dabei Jedem ßilentium auserlegt."

Der abgebrannte Diaeonus, welcher nach Stadtr.-Prot. neW dem Stadtschreiber- interimistisch im Spital eine Wohnung erhielt, nachdem der Antrag, ihn in Ell- hofen unterzubringen, nicht durchgegangen war, war öl. Joh. Leonh. Reinfelder, und kam im folgenden Jahr 1708 als Speeial-Superintendent und Stadtpfarrer nach Schorndorf. Ihm folgte Kl. Joh. Thom. Friedr. Schütz 1708—27. — Stadt- pfarrer war zur Zeit dieses Brandes, ohne davon zu leiden — weßhalb auch die Kirchenbücher bis rückwärts 1571 noch vorhanden find — >I. Jeh. David Her- mann, 1703—1710, von 1710—1714 zugleich Speeial-Superintendent der in diesem Jahr wieder errichteten Diöeefe Weinsberg mit Zugabe des Klosteroberamts Lich- tenstern. ^ Präeeptor war damals, ohne von dem Brande zu leiden, Joh. Paul K raft, II. vioe bis 1711. — Der abgebrannte Organist (und Collaborator) Trucken- Müller (oder Drackenmüller) verschwindet 1709. Ihm folgte Joh, Phil. Wag- ner 1709—14. — Vogt war der gleichfalls mit abgebrannte, oben oft genannte ** Ritter bis 1737. — Die Bürgermeister: Vellon, zugleich Landschaftsmitglied; Kili an, zuweilen Vogteiamtsverweser (Stadtr.-Prot.), und Lutz; der Stadt- schrefbe^:..Sp^idel^ der geistliche Verwalter: Fulda; der Amtspfleger: Heiland; der Arzt: Dr. Bier oder Bürr; der Kammerrath: Hofmann; der Apotheker: Schweitzer; der Liet. Jäger — gehörten Alle zu den vom Unglück des Abbrenneus Betroffenen.

Getraut wurden in diesem Unglücksjahre nur 3 Paare, wahrend im folgenden 1708 10 Paare.

Der Herbst dieses J. 1707 gewährte ziemlich vielen und guten Wein;

. aber es fehlte an Kelkern, Fäffern und Kellern in der abgebrannten Stadt. Preis

anderswo 7 fl. 30 kr., in Güglingen 8 fl., zu Befigheim 10fl. — Fruchtpreise:

im Juli Kernen 6 fl. 32 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 36 kr.; im December

Kernen 6 fl. 12 kr., Dinkel 2 fl. 48 kr., Haber 2 fl.

l7"/»° macht der Stavtrath, unter Berufung auf das große Brandunglück, Vorstellungen gegen den fürstlichen Befehl, »mit den Ludwigsburger Schanzgeld ern zu eontinuiren." Bekanntlich mußten die Städte und Aemter des Landes in dem vom Herzog um diese Zeit gegründeten Ludwigsburg eigene Häuser bauen, welche der Herzog an seine Günstlinge verschenkte,

1708 wurde das jetzige Dekanathaus an dem vergrößerten Markt neuerbaut von Kammerrath Hofmann, aber erst 1742 von den Hofmann'schen Erben zum Dekanathaus erkauft (elr. eiferne Zahlen am steinernen Giebel.)

e»6. 1708 »ist eine Mannsperfon von Waldbach, Namens Würth, die einen Anderen fürsetzlich auf dem Weg erschossen, anhero gebracht, in Ermanglung aber von Gefängniß und Band, die bei der entsetzlichen Brunft von 1707 zu Grund gegangen, in Ketten, welche Hufschmied Heß ino 48 kr. neu gemacht (nach Vogteirech- nung), nacher Großbottwar geführt und daselbst lebendig gerädert worden."

Dinkelpreis nach Stadtrathsprotokoll 1 fl. 52 kr., Roggen 4 fl., Haber 1 fl.

45 kr.; in Stuttgart Martini Dinkel 3 fl. 6 kr., Korn 7 fl. 10 kr., Haber 1 fl. 56 kr, Wein gab es wenig, weil die Reben stark durch den Frost gelitten, aber Qualität gut. Preis 10 fl. 40 kr., Güglingen 12 fl. 40 kr., Vesigheim 15 fl.

1709. Grimmkalter Winter, am stärksten vom 6.-23. Januar. Vögel und Menschen erfroren, auch Wein in den Kellern und nnbezogene Reben. (Eis acht Tage mannshoch an den Ufern). Noch am 10. und 11. März tiefer Schnee. Ueber- schwemmung beim Abgang, Ganz wenig und saurer Wein. Preis: Waiblingen 16 fl., Befigheim 17 fl. 20 kr:, Güglingen 18 fl. Dinkelpreis nach Stadr.-Protoko« 2 fl. 15 kr., Roggen 4 fl., Haber 1 fl. 48 kr.; in Stuttgart Mart. Dinkel 3 fl.

46 kr., Kernen 11 fl. 30 kr, Haber 2 fl. Einführung der Tabacksregie.

1740. Wiedererrichtung einer eigenen Superintendenz Weinsberg mit den damaligen Amtsorten und den Orten des Klosteramts Lichtenstern nebst Löwen- stein. Milder Winter. Hagelschaden im Juni. Wein nach Quantität und Qualität mittelmäßig. Preis: Güglingen 13 fl., Besigheim 16 fl. Fruchtpreise in Stuttgart an Georgii: Kernen 9, fl., Dinkel 3 fl. 24 kr., Haber 2 fl.; an Martini Kernen 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 1 fl. 44 kr.

1711. Sehr viel und guter Wein. In Stuttgart gab ein Morgen 7—9, sogar 12 Fahrten. Preis wn 6 fl. 40 kr. (Tübingen) 7 fl. 30 kr., Güglingen bis

9 fl. 20 kr. Besigheim. Fruchtpreise an Martini: Kernen 9 fl. 12 kr., Dinkel 4 fl. 20 kr., Haber 2 fl. 44 kr.

1712. Wiederum viel und guter Wein. Preis von 6 fl. 40 kr., (Güglingen) 7 fl. 20 kr., (Waiblingen) bis 10 fl. (Besigheim). Steigende Fruchtpreise in Stuttgart an Georgii Kernen 10 fl. 30 kr., Dinkel 4 fl. 45 kr., Haber 3 fl. 12 kr.; an Martini Kernen 12 fl. 30 kr., Dinkel 5 fl. 20 kr., Haber 3 fl. 12 kr.

1713. Schon die Blüthe schlecht; daher wenig und saurer Wein. Preis von 5 fl. 20 kr., (Tübingen) bis 10 fl. (Besigheim), Desto gesegneter war die Erndte. Die Fruchtpreise an Georgii Kernen 11 fl. 30 kr., Dinkel 5 fl. 2 kr., Haber 2 fl. 56 kr.; fallen an Martini aus Kernen 9 fl. 45 kr., Dinkel 4 fl. 18 kr., Haber 2 fl. 50 kr.

1714. Der Rastatt-Badensche Frieden besreite das Reich für einige Jahr- zehnde von der Furcht vor französischen Einsällen :e.; wodurch auch Weinsberg Zeit zur Erholung von seinem Brandunglück' erhielt. Stadtpfarrer und Speeial- Superintendent öl. Hermann starb hier am 13. April 1714. und wurde im Chor der Kirche begraben. Ihm folgte Joseph Malblank, bisheriger Hofkaplan zu Stuttgart (1706—14). Im Februar hestiger Sturm; kühler, regnerischer Sommer. Fruchtpreise an Martini: Kernen 7 fl. 10 kr., Dinkel 3 fl. 8 kr., Haber 1 fl. 52 kr. Der Herbst dieses Jahrs lieferte nicht blos sauren und rauhen Wein, sondern auch so wenig, daß man ost nur 6—8 Butten vom Morgen bekam. Preis von

10 fl. 40 kr., 12 fl. (Güglingen) bis 16 fl. (Besigheim).

1715. Sehr wenig Wein, weil viele Reben im Winter erfroren waren. Der. Morgen gab ost nur 4 Jmi. »Aber Qualität gut. Preis von 13 fl. 20 kr., 15 fl. Güglingen, 16 fl. Besigheim, bis 17 fl. 20 kr. (Stuttgart). Heißer Sommer. Erndte sehr gut. Frachtpreise von Stuttgart an Georgii: Kernen 5 fl. 22 kr., Dinkel 2 fl. 26 kr., Haber 1 fl. 44 kr.; um Martini Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl. 12 kr., Haber 1 fl. 36 kr.

1716. Sehr kalter Winter, in welchem die Reben Noth litten. Wein wenig, doch nicht schlecht. Preis von 10 fl. 40 kr. (Tübingen), 14 fl. zu Güglingen und Waiblingen bis 16 fl. (Besigheim). Fruchtpreise von Martini: Kernen 6 fl. 30 kr., Dinkel 3 fl., Haber 2 fl. 18 kr. m»x.

Ein württembergisches Regiment tritt vertragsmäßig in kaiserlichen Sold und kämpst gegen die Türken bei Peterwardein.

1717 wurde hier, wie allerwärts im Lande — und auch in der benachbarten Reichsstadt Heilbronn — das Jubelsest der Reformation gefeiert. Fruchtpreise um Georgii: Kernen 5 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 14 kr.; Ende Jahrs Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl., Haber 1 fl. 36 kr. Herbstertrag gering und ungleich; Produet gut. Preis von 12 fl. (Tübingen) 16 fl. Güglingen bis 18 fl. Besigheim. Theilnahme des württembergischen Regiments (s. vor. Jahr) an dem Siege bei Belgrad. Ohne Zweisel waren auch Einige aus Weinsberg und

dessen Bezirk unter diesem Regiment, das in diesem rühmlichen Feldzuge nicht unbedeutenden Verlust erlitt.

1718. Winter mild; Sommer ungewohnlich heiß. Erndte dadurch gefährdet. Fruchtpreise vor der Erndte: Kernen 4 fl. 15 kr., Dinkel 1 fl. 52 kr., Haber 1 fl. 36 kr.; Oktober Kernen 3 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl., Haber I fl. 20 kr., Herbst ausgezeichnet durch Menge und Güte, da neun Monate lang trockenes Wetter war. Gutedel schon am 24. Juli reis; am 8. Oktober waren bereits alle Keltern in Stuttgart geschlossen. Preis von 9 fl. 20 kr. (Tübingen), 12 fl. Güglingen bis 15 fl. (Besigheim).

1719. Ende Mai spürte man ein Erdbeben. Sehr heißer und trockener Sommer. Wenig Heu, aber wieder sehr viel und guten Wein. Die Maas kostete zu Stuttgart 6 kr. Preis von 7 fl. (Tübingen) und Güglingen, 8 fl. (Waiblingen) bis 9 fl. (Besigheim). Getreide und Obst geriethen aus's Beßte. Dennoch Preise am Ende des Jahres steigend, Kernen 6 fl. 7 kr., Dinkel 2 fl. 56 kr., Haber 2 fl. Durch die Hitze entstanden Fieber und andere Krankheiten.

1720 wieder ein ziemlich guter Herbst; doch den zwei vorigen nicht gleichkommend. Obst sehr große Menge. Im März noch tiefer Schnee, doch ohne Schaden abgehend. Weinpreise von 5 fl. 45 kr. (Güglingen) bis 8 fl. (Besigheim).

Heißer Sommer. Fruchtpreise an Georgii: Kernen 7 fl. 30 kr., Dinkel 3 fl. 15 kr., Haber 2 fl. 24 kr,; an Martini Kernen 6 fl. 24 kr., Dinkel 2 fl. 50 kr., Haber 1 fl. 36 kr.

1721. Im Februar und März schönes Nordlicht. Kälte. Herbstertrag nicht reichlich; Qualität mittelmäßig. Weiulese wegen starken Frosts schon zu Ansang des Oktobers. Preis von 7 fl. (Güglingen) bis 10 fl. (Besigheim). Fruchtpreise an Georgii: Kernen 6 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 52 kr. , Haber I fl. 36 kr., an Martini Kernen 4 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 7 kr., Haber 1 fl. 20 kr.

1722 im Febr. ist hier bei der Kopsstatt durch das Schwerdt gerichtet worden )oh. Dieterich ,,umb begangenen p»rrioi6ü willen an seinem Stiesvater Göttler, welchem er vom. I'rln. 1721 eine Schusterkneipe in den Unterleib gestoßen.» — Hans Bernhard Göttler kommt oben unter den Abgebrannten von 170? vor. — Um der an ihm verspürten Schwermuth willen ist der Leichnam aus den äußeren Kirchhof (s. oben 1617) gebracht und am hintern Thor begraben worden.

Herbst: bei mittlerer Güte reichlicher Ertrag. Preis von 6 fl. 40 kr. (Güglingen) 7 fl. 20 kr., (Waiblingen) 8 fl, (Tübingen) bis 9 fl. (Besigheim). Es war ein gesegnetes Jahr. Aus die außerordentlich strenge Kälte des Aprils folgte erwünschte Witterung. Viel gutes Viehsutter, reiche Erndte, viel und köstliches Obst. Fruchtpreise an Georgii: Kernen 4 fl. 4 kr., Dinkel 2 fl., Haber 1 fl. 20 kr.; Ende Jahrs Kernen 4 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 1 kr., Haber 1 fl. 16 kr.

1723 den 16. November wurde Chirurg Gottsried Apell von seinem Sohne Gottsried, 23jährig, mit einer. Holzart erschlagen. Der Thäter starb daraus als ein Wahnsinniger im Spital. (S. oben Verz. der Abgebrannten). In diesem Jahr, am Sonntag Quasimodogeniti wurde auch hier, wie überall im Lande, nach der Verordnung vom 11. Dezember v. J., die Consirmation zum Erstenmale vom damaligen Speeialsuperintenden Joseph Mal blank und Diaeon öl. Schütz mit den 14- jährigen Kindern vorgenommen. Es waren aber nur 5 Knaben und 3 Mädchen, zusammen 8 Kinder.

Erndte bei heißem Sommer sehr gut gerathen. Herbstertrag nicht sowohl viel, als gut. Preis von 8 fl. (Tübingen und Waiblingen) 8sl. 30 kr. (Stuttgart) bis 11 fl. (Besigheim). Erndte herrlich. Preise im September: Kernen 4 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 9 kr., Haber 1 fl. 36 kr. Erdbeben vom 7.-9. Jan. und 9. August.

1724 war bei trockenem heißem Sommer ein ausgezeichnetes Weinjahr; reichlicher Ertrag und gut. Preis von 7 fl. 30 kr., (Güglingen) 8 fl. (Tübingen und Waiblingen) bis 9 fl. (Besigheim). Feldfrüchte vieler Orten durch Hagelwetter erschlagen; dock) wurde dieser Abmangel durch das Heu, Obst, Kraut und durch den edeln Wein etwas ersetzt, daß es keine Theurung gab. Brodtaxe von Weinsberg: 8 Pfund Kernenbrod galten im Juli 9 kr., August 10 kr., Oktober 11 und 12 kr., November 14 kr. (Stadtr.-Prot.) Weinpreis von 7 fl. 30 kr., (Güglingen) 8 fl. (Tübingen und Waiblingen) bis 9 fl. (Besigheim).

2. Oktober Erdbeben mehrerer Orten verspürt.

Consirmirt wurden in diesem Jahr schon 29 Kinder: 13 Knaben und 16 Mädchen. Die Kinderblattern grassirten in diesem Jahr sehr hestig fast in ganz Europa, so daß viele tausend Kinder daran starben.

1725. Aus trockenen Frühling und Sommer im August anhaltendes Regenwetter, daher offentliche Gebete am 7, September. Der Herbst gab ziemlich vielen, aber sauren und rauhen Wein. Preis von 5 fl. 20 kr., (Tübingen) 6 fl. 30—40 kr. (Güglingen und Waiblingen) bis 8 fl. 30 kr. (Besigheim). 8 Pfund Kernenbrod galten im März 14 kr., im April und Mai 16 kr., im Juni 14 kr., nach der Erndte im August und September 8 kr., im Oktober 9 kr-

1726. Aus lang andauernden kalten Winter heißer Sommer. Wenig Wein in Folge weitverbreiteten Hagelschlags, und Erfrierens im Winter, aber Qualität ziemlich gut. Preis von 9 fl. (Tübingen) 10 fl., (Waiblingen und Güglingen) bis 11 fl. (Besigheim). Brodtaxe im Februar 8 kr. per 8 Pfund Kernenbrod Juni 9 kr., August 10 kr., Oktober ss. 11 kr.

1727. An Jakobi erstach Johann Diessenbach, Hauplzoller und Aeeiser, aus der Straße zwischen dem Weissenhof und der Sägmühle, im Trunk mit dem Hirschsänger den Substituten Gideon Fulda und wurde am 3. März des folgend. Jahrs an der Kopsstatt enthauptet.

Am 30. Mai d. J. starb der Speeialsuperintendeut und Stadtpfarrer Joseph Malblank und wurde im Chor der Kirche begraben. Ihm folgte nach öl. Friedrich Wilhelm Schund, bisher (von 1708 an) Pfarrer in Rommelshausen, hier bis 1742. (s. unten.)

Sehr gelinder Winter, aber harter Frost gegen Ende Aprils. 18. Februar starkes Erdbeben um Tübingen verspürt. Gleichwohl noch gutes Wein jahr mit reichlichem Ertrag. Preis von 6 fl. 20 kr., (Güglingen) 6 fl. 40 kr., (Tübingen und Waiblingen) bis 8 fl. (Besigheim). Brodtaxe 8 Pfund Kernenbrod im Januar 10 kr., März II kr., Juni 10 kr., Juli 9 kr., August bis November 8 kr., Ende November 9 kr.

In diesem Jahre verlegte der Herzog Eberhard Ludwig seine Residenz von Stuttgart nach Ludwigs burg.

1728. 5.-6. August starkes Erdbeben durch ganz Württemberg, doch ohne Schaden. Ausgezeichnetes Weinjahr nach Quantität und an Qualität dem von 1718 nicht nachstehend. Preis von 4 fl. (Tübingen und Waiblingen) 6 fl. 30 kr. (Besigheim). Brodtaxe: April 8 kr., erst November und Dezember 9 kr.

1729. Veränderlicher Winter; ziemlich regnerischer Sommer. Herbstertrag ge-

ring mittlere

^^"3" und kalten September die Trauben saulten. Wein von w ^ '""gen und Sestgheim)

1730 We?n"n!ck.t7,° ^"""^ 7 ^'"^n. doch ohne große Sterblichkeit. Kalte ^' Indern auch gering, indem Feuchtigkeit und

(Stuttgart) s/st ^7«.^ ? ^" " "' lGuglingen und Waiblingen) 4sl.30kr. und Kr? Brodt^^?^ r"^ Fruchterudte und vle Obst

März bis No7e„ 'g " i^ü M'77^o'5"^nl> nud Ende des Jahrs 9 kr', kraukheiten ' ^ ^ ^ ^' ^'" ^'"" grassirten viele Bruft-

wie im^e^'^T^Mo^^ ^ri^^-?ubttäums hier 6 ^»n> K <> . ^^«l <,eji^corg.. ^ol, 1,12—14; Abends: Ind. V 2s» f

5?2 wu^"^'"^" ^WH Ludwig'23. November. 20 kr. (Tü^ „)"^ .""^7^ saurer Wein. Preis vou 5 si.

(Besiabein^ Ni.s. ^ . ^ ! ^ ^' lGuglmgen und Waiblingen) bis 8 fl.

s^n o"ch dem Getraide und Obst. Glei^

Wein?rtta53/'"^^ u"' vielseitiger Gewitterschaden. Daher geringer (M liegen? bis i?f^7 ^ vo" ' si. 40 kr. (Tübingen) 8 fl. 30 kr.,

'« ^ ^tV?kr.^ 2?3 W3 ^ ^"' ^' Henoa^'^'^ H'^^s Eberhard Ludwig'am 31. Oktoberd. J. M^mH?^^^^' Neustadt ^, „i W e i ß e n h o f als

I7«l8 ^""? ^"^o^ ^°" Alexander 1733-1737. der Solu> s^I ^3^' ^ ^'" "'"^"' ^ohn schon 1731 gestorben war, (s. oben) scho 17 2 i^W'"^ '" N'ücheren Administrators, F^drich Carl, (s. oben 1677 AleA d ^^ übergetretene Herzog Carl

schen D eMeutt'^"b^ f«"//Jamals als kaiserlicher Feldmarschall in ostreichiug in Stutt ' t be^ '"" ""' "' ^'"ber d. J. seinen feierlichen Ein- '

nstcherie »^ ^! ^'""" Regierungsantritt den Tübinger Vertrag und

de Lm s st^ ^" "' o""'"'""^ ^Nderung i'u Religionszu laude

um so e fren ^ ^'"' "p"bte Kriegsersahrung war sur WürUen^«I

K ie. we/' d ' . r '^'^'^ ^o«'" "or seinem Regierungsantritt ein neu.. re?ck^ck> un^'^^".'^'" Königswahl zwischen Frankreich und Oest- ch v e r ^ .?5 ^o" "'^tober d. J. ein Heer über den Rhein schickte, berq bedr^" D^ 1^""'" ^^ deutschen Reiches Kehl wegnahm und Württem- Mfthr abgewendet "o"r^ no^ ""^ Unterhandlungen und Geschenke die

1734 aber, nachdem das deuksche Reich am 26. Februar aus Andringen Oest- reichs den Krieg an Frankreich erklärt hatte, giengen die Franzosen 100,000 M. stark unter Marschall Berwick über den Rhein und erstürmten den 4. Mai die Linien bei Ettlingen. Großer Schrecken kam über ganz Württemberg, als sich sein tapserer Herzog mit seinem alten Kampfgenossen, Prinz Eugen von Savoyen, bis Heilbronn zurückziehen mußte, wo das kaiserliche Heer im Mai ein Lager bezog und die Erndte verderbte.

Von diesem Lager aus souragirten nach dem Stadtr.-Protokoll »50 Mann Hu- saren und Dolpalschen im Weinsberger Sommerfeld aus Habern und Wicken," wogegen vergebens Beschwerden bei dem Mohrenfeld'schen Provianteommissär in Heilbronn erhoben wurde. Nach ebendemselben Stadtr.-Prot. wird der Stadtmusikus von Weinsberg eonstituirt, daß er der Soldateska an drei Sonntagen zum Tanz im Lager ausspielte. Am 19. Juni wurde hier ein aus diesem Lager krank anhergebrachter, an einer Apoplexie gestorbener Wagenmeister vom Erbprinz!. Württemb. Kaiserl, Infanterieregin«nt »et. 49, begraben. 1'ext. tnnekr. Ps. 24, 1. Johann Werner von Hilburghausen. Am 28. Juni wurde begraben ein katholischer Wagenknecht vom Kaiserl. Rath und Provianteommissario von Mohrenfeld, welcher bei Sperrung eines Wagens beim hiesigen Hochgericht von den Rädern zerquetscht und todt in den hiesigen Spital gebracht worden. (Todtenreg.)

Nach erhaltener Verstärkung im Juni rückte Eugen wieder vor und drängte die Franzosen über den Rhein zurück. Uebrigens wurde das Unterland im Juli d. J. nach der Uebergabe von Philippsburg, aus's Neue von französischen Streiseorps be- droht, denen aber der Herzog durch Verschanzungen bei Vaihingen, Lauffen, aus dem Schwarzwald und durch eine bei Bruchsal veranlaßt« Ueberschwemmung Einhalt that.

Im August d. J. grassirte die Ruhr.

Der Jahrgang gab wenig Wein von mittlerer Güte. Preis von 10 fl. 4L kr. (Tübingen) 13 fl. (Güglingen) 13 fl. 30 kr. (Stuttgart) bis 15 fl. (Besigheim).

Auch mittelmäßige Erndte. Brodtaxe 8Pfund Kernenbrod im Februar noch9 kr. und 18 Lolh Weck 1 kr., März 10 kr., Juni 12 kr., Juli 11 kr., bis September und Oktober !2 kr.

1735 wurden die Oestreicher durch ein, das Land herabziehendes Hülsseorps von Russen unterstützt, wovon 1600 Mann nach Heilbronn in Besatzung kamen; wo auch der Weinsberger dieses noch uie gesehene Volk des Nordens und seine Sitten bewunderte. Im September starb hier ein Dragoner vom Markgräsl. An- spachschen Dragonerregiment Oberst von Linzing, Hauptmann von Wiesen, das hier durchzog. Die stets drohende Kriegsgesahr wurde endlich durch den Wiener Frieden 3. Oktober d. J. (desinitiv aber erst November 1738) beseitigt.

Im Januar ausserordentliche Stürme, schadenbringend. Sehr reiche Erndte, bei trockenem Wetter eingebracht. Weiulese nach Quantität nicht beträchtlich, nach Qualität mittelmäßig. Preis von 12 fl. (Tübingen) !6 fl. (Waiblingen) 17 fl. (Besigheim) bis 18 fl. (Güglingen). Brodtaxe: März 13 kr., April n. s. s. 12 kr.

Im Mai vieler Orten Erdbeben verspürt.

1736. Herbstertrag viel von mittlerer Güte. Preis von 10 fl. 40 kr., (Tü. bingen) 11 fl. (Güglingen) bis 13 fl. 20 kr. (Besigheim). Brodtaxe: Januar 12 kr., Februar II und 10 kr., März u. s. 11 kr., Juli 10 kr.

1737. Drohender Gewaltstreich— unter Veihülse des Indien Süß — gegen Verfassung und— mit Bischof von Bamberg und Würzburg, von Schönborn — gegen protestantische Religion. Dumpse Gahrung im Lande. Von Obenher beseitiget durch den plotzlichen Tod Herzog Carl Alexanders 12. März, in Ludwigsburg.

Unter Herzog Carl Eugen 1737—93. Vormünder: Carl Rudolph 1737—1738 und Carl Friedrich 1738—44.

Da der älteste Sohn Carl Eugen erst neun Jahre alt war, so übernahm Herzog Carl Rudolph — von Neuenstadt, s. J. 1649 — die Vormundschaft und behanptete sich darin, trotz der gegen ihn erhobenen Umtriebe, gab sie aber im folgenden Jahr 1738 wegen hohen Alters, nach ruhmvoller Thätigkeit, an seinen Vetter Herzog Carl Friedrich von Württemberg-Oels ab.

Wein sowohl gut, als ziemlich viel, wo er nicht durch Hagel vernichtet war. Preis von 8 fl. (Tübingen) 10 fl. 40 kr. (Güglingen) bis 13 fl. (Waiblingen und Be- sigheim). Brodtaxe: 8 Pfund im April 9 kr, erst Oktober 10 kr., Dezember 11 kr.

Im Mai an verschiedenen Orten des Landes Erdbeben. Als Vogt kam in diesem Jahr an Ritters Stelle Hochstetter.

1738. 4. Februar. Ind Süß büßt für seine Betrügereien am Galgen. Am 1. Mai Schnee mit folgender Kälte, wodurch die Weinberge ziemlich erfroren. Herbstertrag deßhalb gering, aber Qualität vorzüglich. Preis von 13 fl. 20 kr. (Tübingen) 16 fl. (Waiblingen und Güglingen) bis 18 fl. (Besigheim).

Brodtaxe zwischen 10 und 11 kr. sich bewegend.

1739. Ein württemb. Infanterieregiment wurde in östreichische Dienste gegeben, zum Türkenkrieg. Ob unter den hiezu Angeworbenen auch Leute von Stadt und Bezirk Weinsberg waren, konnte bei der damals unvollständigen Führung der Kirchenbücher nicht ermittelt werden. Einwohner hatte die Stadt in diesem Jahr 1345. Herbstertrag reichlich — in Stuttgart über 12 Eimer per Morgen — Qualität mittelmäßig; doch wurde der Wein noch im Fasse gut. Preis von 5 fl. 20 kr. (Tübingen), 6—7 fl. (Güglingen und Waiblingen) bis 8 fl. (Besigheim). Schneller Ausschlag der Früchte. Brodtaxe: März 10 kr., Mai 11 kr., Juni 12 bis 14 kr., August wieder 12 kr., November 13 kr. Wegen Ausschlags und Brod- mangels beschloß der Magistrat: die Bäcker sollen vor Mittags kein Brod an Auswärtige abgeben, Juden und andere Fremde aber gar abweisen.

Der Winter sing schon an Martini an und dauerte mit der hestigsten Kälte (durch ganz Europa) bis Ende März des folgenden Jahrs, am stärksten vom 24. bis 26 Februar.

1740. Baumblüthe erst Ausgang Mai's. Es bliebaber von da an so gut, daß es fast in dreißig Jahren nicht so viel Obst gegeben, wie in diesem Jahr. Die Dinkelerndte ist erst um Bartholomäi gewesen. (Heilbr. Chron.) Der Wein aber ist im ganzen Lande so erfroren, daß keine Weinrechnung gemackt wurde und an den meisten Orten kein Tropsen unter die Kelter gekommen. Was man noch hin und her gesammelt, war so sauer, daß man es kaum genießen konnte. Nur von Waiblingen ist bekannt, daß daselbst ein Eimer um 4 fl. verkauft wurde. Brodtaxe: Januar 12 kr., Februar 13 kr., März 15 kr., Juni 16 kr., August 14 kr., September bis November 13 kr., Dezember 16 kr.

Am 12. Oet. d. J. wurde beim Galgen und Hochgericht neben der Heilbrenner Straße «ob veneüeium et p»rrio!6ium in -8oeru a6mi88um et in 8oee>e> nttent»tum« (Vergistung der Schwiegermutter und Versuch beim Schwiegervater) deeollirt Michel Wieland von Hinter'Büchelberg. Sein Körper wurde hernach aus's Rad gelegt.

1741. (Im Juli Ueberschwemmung im Neckarthal. August Hagel in Brackenheim.) Wein weniger durch Menge, als durch Güte ausgezeichnet. Preis von 13 fl. 20 kr. (Tübingen), 14 fl. (Waiblingen) bis 15 fl. (Güglingen und Vesigheim). Brodtaxe: Jan. 12 kr., Febr. 11 kr., März 10 kr., 16 Loth-Weck 1 kr., April 11 kr., Mai und Juni 12 kr., Sept. 14 kr., Oet. 15 kr., Nov. 14 kr.

In Folge des in diesem J. ausgebrochenen östreichisch en Sueeessionskrieges, worin Baiern im Bunde mit Frankreich, nachmals auch mit Neapel, Spanien, Preußen und den Churfürsten von Cölln, Pfalz und Sachsen gegen die östreichische Maria Theresia kämpste, marschirten im Aug. d. J. französische Hülsstruppen durch Schwaben und Württemberg in 4 Colonnen dem Chursür- stenthum Vaiern zu und ihr Anzug verbreitete großen Schrecken im Lande, daß Viele ihre Esseeten in benachbarte Städte slüchteten. Der Herzog Administrator beruhigte aber durch ein eigenes Patent die Unterthanen, daß die Franzosen die schärsste Mannszucht halten werden, was denn auch wirklich überall der Fall war. 1 württ. Insant.Regiment und 1 Dragoner-Reg. wurden in preußische Dienste gegeben.

1742. Am 4. Jan. wurde der Churfürst von Baiern unter dem Namen Carl VII. zum Kaiser gewählt.

Zu Ansang d. J. stand ein Komet am Himmel bis zum März. — Strenge Kälte bis in den Februar.

Am 4. März starb der hies. Spee.Sup. ' und Stadtps. «. Friedr. Wilh. Schmid. Ihm folgte der bisherige zweite Stiftsdiaeonus ^. Phil. Gottsried Faber, hier bis 1752. — Erkaufung des jetzigen Teeanathauses, s. 1708. Crndte ziemlich gut. Brodtaxe für 8 Pfd. Kernenbrod Jan. 13 kr., April 15 kr., Juni 14 kr., Juli u. s. s. 13 kr.

Aus Antrag des neuen Spee. Faber wurde die Mauer an der Saeristei durchgebrochen und eine Thüre angebracht, um nicht durch die Kirche gehen zu müssen, sondern von außen in die Saeristei kommen zu konnen.

1742. Am 17. Nov. starb in Neuenstadt, 75'/2 J. alt, der edle Herzog Carl Rudolph, 17"/«» Herzog Vormund für den noch minderjährigen Herzog Carl. Mit ihm starb der Mannsstamm der Württ.Neuenstadt'schen Linie aus und seine Besitzungen, Neuenstadt, Möckmühl und halb Weinsberg, welche seit 1649, also nahezu ein Jahrhundert dieser Linie gehört hatten, sielen wieder an das regie- rende Haus Württemberg zurück. Also

i) Heimfall von Weinsberg an das regierende herzogliche Haus

Württemberg.

Im Nov. d. 1.1742 wurde hier der sogen. Singer-Thomas, «ein Jaunergeselle, pontitio., ob v»ri» erlmin»« lebendig gerädert. (Kirchbücher.)

Wein gab der Herbst nicht nur wenig, sondern auch sauren und herben. Preis von 9 fl. bis 9 fl. 20 kr. (Tübingen und Güglingen), 10 fl. (Waiblingen) und Stuttgart bis 11 fl. (Besigheim).

Die Seelenzahl betrug in diesem Jahr 1350;*) darunter Bürger 216, Beisitzer 18, Ossieianten 18, Wittsrauen 50.

") Communie. 1060, Catechum. lOl, Jusant«s !53, Simpel 33, Papisten 3; nach

osssieieller ZMunMste.

1743. Ende Januars Rückmarsch der geschwächten französischen Armee in 12 Colonnen durch das Reich nach Frankreich; ebenso im Juni, verfolgt von Oestreichern s. Juli.

Im Februar abermaliges Erscheinen eines Kometen, doch nicht von großem Umsang.

8. Mai bedeutender Brand im benachbarten Heilbronn, welcher 50 Häuser zerstörte. ...

Im Juli d. J. näherte sich der Kriegsschauplatz unserer Gegend so sehr, daß 2000 Croaten und 500 östreichische Husaren am 10. in Weinsberg ankamen und am I1. Nachts bei Neckarsulm die dort liegenden Franzosen beschoßen, welche sich hieraus gegen den Rhein zurückzogen.

eo6. Verkauf des alten Dekanathauses an den Kellereiküser Gerock um 600 fl.

Der Herbst gab nicht vielen Wein und von mittlerer Güte. Preis von 10 fl. 40 kr. (Tübingen), 16 fl. (Güglingen), 17 fl. (Waiblingen) bis 18sl. (Besig- heim). Erndte gut, so daß, ungeachtet Württemberg große Armeen mit Proviaut versehen mußte, die Lebensmittel nicht ausgegangen, noch viel theurer geworden. Brodtaxe: Febr. 11 kr. (16 Loth Weck 1 kr.), April 12 kr., Mai 13 kr., Sept. 12 kr., Oet. 13 kr. '

Im Dee. d. J. bezogen die Kaiserlichen in der Umgegend Winterquartiere. Der Winter trocken und sehr kalt.

1744. Im Januar wurde abermals ein sehr bedeutender Komet sichtbar, dessen Licht am 1. Febr. schon heller als Sirins, am 8. Febr. heller als Jupiter und Ansangs März als Venus strahlte und der um 1 Uhr Nachmittags mit bloßem Auge gesehen werden konnte.

Am 17. Jan. erklärte Kaiser Karl VII. den jungen, 16jähr!gen Herzog Carl Eugen für volljährig und derselbe trat die Regierung am 10. März d. J. an.

Im April erhielt Weinsberg unverhosstes Quartier von Kön. Ungarischen Husaren und Croaten unter Commaudo des General von Wipps und Fürst Ester- hazy (Stadtr.Prot.) — Im Mai dieses J., wo der Bogt Hochstetter (nach dem Stadtr.Prot. vom I1. Mai d. J.) wegen des Truppenmarsckes zu Remonstrationen an die schwäbischen Kreiseommissaire nach Hall geschickt wurde, bezog die östreichische Armee unter Feldmarschall Traun ein Lager von Heilbronn über Neckarsulm bis Kochendors, für welches auch in Weinsberg eine Fouragelieferung der Steuer nach eingezogen wurde gegen eine spatere Vouisieation von 2 fl. 30 kr< für 1 Schffl. Haber, 48 kr. für 1'Ctr. Heu und 3 kr. für I Bund Stroh. — Am 29. Juni wurde hier das Kind eines Gesreiten unter Hauptmann v. Bittenfelds Grenadiereompagnie, schwäb. Kreisregiments zu Fuß, das hier durchzog, getaust. Gevatter war der Feldscherer der Compagnie Henrichsen. Diese östreichische Armee schlug hieraus eine Schissbrücke über den Neckar, gieng bei Neckargartach über den Fluß und zog gegen den Rhein.

Aus die Nachricht aber, daß Preußen (10. Aug.) in Böhmen eingefallen seie, zog sie wieder eiligst zurück und that in den Garten bei Heilbronn aus diesem Rückzug vielen Schaden.

Am 3. Juni d. J. entstand in eines Becken, Dalmers Haus aus Achtlosigkeit Mitternachts eine Feuersbrunst, welche gegen das obere Thor sich ziehend 7 Gebäude verzehrte, darunter auch die Behausung des Diaeonus öI. Christlieb — wahrscheinlich da, wo das später Kausmann Liesching'sche, jetzt Dietz'sche

Dillenius, Wrweberg. 12

Haus steht. — Es verunglückten dabei nach dem Stad»r.Protoeoll auch 4 Stück Vieh. Dalmer durste nach dem Stadtr.Prot. nicht mehr aus demselben Platz bauen und buck 1735 im Hause seiner Mutter.

Der abgebrannte Diaeonus ^l. Christlieb war vorher Diae. in Sindelfingen, kam 1740 hieh er, wurde 1752 Dekan Oetingers Nachfolger aus der Pfarrei Walddors und 1760—80 Speeial-Superintendent in Heidenheim.

Im November und December d. 0. logirte hier die verwittwete Herzogin mit ihrem Comitat. Kosten nach Stadtrechnung 234 fl. 25 kr.

Nach Stadtr.Prot. vom 22. Juni 1744 wurde dem ?r«f. ri>ün«. J. U. Steinhoser, welcher 8 gebundene Exemplare seiner, bis 1744 gehenden württ. Chronik den hiesigen Stadt- und Amtsvorstehern dedieirt und zugesendet, aus der Amtspsleg zu einem Doueeur zu übermachen deeretirt 1 Carolin oder 9 fl. 30 kr., »dabei ihm aber zu vernehmen gegeben, wie man wünschen mogen, daß einestheils in solchem Buch die uralte hiesige Historie der berühmten Weibertreue nicht so schlechthin und ohne genügsamen Grund als eine bloße Fabel beschrieben und an- derntheils auch des satalen 1707er Brandes, der ja fast die ganze Stadt Weinsberg in die Asche gelegt, darin gedacht worden wäre."

1745. Nach dem Abschluß des Friedens von Fuessen, 22. April, lagen die aus Bayern zurückkehrenden Franzosen mehrere Wochen lang zwischen Lauffen und Bietigheim und zogen dann durch Heilbronn nach Wimpfen, wobei das Brachfeld von ihnen verheert wurde. Am 25. Dee. d. J. folgte der Frieden von Dresden. Der blutige 8jahrige Krieg endete aber desinitiv erst im J. 1748, s. unt. Wegen obged. französ. Durchzuges lag im Juni, d. J. eine Kreis-Infanterie-Com- pagnie unter Major Hermann zu Weinsberg »aus Postirung" im Quartier.

Am 9. Sept. d. J. rückte Hauptmann von Kechler vom Kreis-Infanterie-Regiment mit seiner Grenadier-Compagnie aus fürstlichen Befehl, zur Bedeckung der Stadt, wegen des baierischen und französischen Durchmarsches unter v. Seckendors und Grafen v. Segur, zu Weinsberg in's Standquartier ein.

Eine Viehseuche richtete großen Schaden an.— Wein gab der Herbst dieses Jahres wenig wegen des harten, lang andauernden Winters, aber die Qualität war sehr gut. Preis bis 45 fl. — Brodtaxe: April 14 kr., Juli 12 kr., Aug. 10 kr. 18 Loth Weck 1 kr.

Ueber diesen Winter bis zum März des solg. J. hatte Weinsberg kaiserliches Winterquartier.

Sommer warm mck trocken; ziemlich gute Erndte. Brodtaxe: Mai 13 kr., Juni 11 kr., Aug. 12 kr., Sept. 13 kr., Nov. 14 kr., Dee. 15 kr. Haberaussuhr verboten. Aber Herbstertrag wenig in Folge der Winterkälte, doch gut. Preis wieder bis 45 fl.

1746. Aus tiefen Schnee und große Kälte bis zum 17. März sehr trockener Sommer, welcher die Trauben so sehr destillirte, daß »der neue Wein wie Oel vom Biet lies." Herbstertrag ziemlich viel und gut. Preis 25 fl. 30 kr. Brodtaxe 8 Pfd. Jan. 16 kr., Febr. 15 kr., bis Juni 16 kr., Juli 17 kr., August 15 kr., Sept. ss. 14 kr.

1747. Weil die Reben im Winter und Frühling erfroren, sehr wenig Wein, aber gut. Preis bis 23 fl. 30 kr. Brodtaxe: Febr. 13 kr.. April 12 kr., Erndte 13 kr., August bis November 12 kr.

Obervogt von Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl, Oberst von Bidenbach stirbt eines plötzlichen Todes aus dem Weißenhof 25. April und wird im Chor der Kirche beigesetzt. ,. . '

1748. Der Frieden zu Aachen endigte den blutigen 8jährigen (östreich. Sueeessions-) Krieg und es folgten nun 8 köstliche Friedeusjahre.

Deponirung des Testaments der "seit 1743 allhier sejournirten Frau Reichsgräsin de la Contrey Ereellenz in dero nächst dem Rathhaus stehenden Logis, obwohl Dieselbe indessen nach dem Willen Gottes in die Ewigkeit abgesordert worden.«

Der Sommer war sehr trocken. Der Herbst gewährte ziemlich vielen Wein von mittler er Güte. Preis bis 10 fl. 30 kr. Im Oetober Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. Brodtaxe: Mai II kr., Juni 10 kr., Aug. 9 kr. (16 Loth Weck 1 kr.)

1749. Starker Frost am 1. Mai, daher äußerst wenig, aber guter Wein., Preis bis 18 fl. Brodtaxe: Juni 12 kr., Juli 13 und 14 kr., August 12 kr., Oetober 13 kr., November 14 kr. , . ,.

Vom 1. Mai bis 30. Nov. lag hier ein Commando von der herzogl. Leibgarde zu Pferd unter Rittmeister v. Wöllwarth mit 1 Corpora! und 6 Gemeinen. Ob Ereeutionsoder Werbeommando, ist unbestimmt. Der Kosten dasür betrug nach Stadtr.Prot, 1086 fl. Große Heuschreckenschwärme in Süddeutschland.

eo6. 1749. Der Weißenhof kommt nach dem Tode der Gräsin de la Contrey (s, ob. 1733) an die württemberg-neuenst. Prinzessinnen Eleonore Wilhelmine Charlotte und Friederike, in deren Besitz er bis zum Tode der Letzteren 1781 blieb.

1750. Anlegung von Kunststraßen und Bepslanzung derselben mit Maulbeer-, später statt deren mit Obstbäumen. Auch kalter Winter, sehr heißer Sommer. Wein sehr gut, aber nicht viel. Brodtaxe März 13 kr., April 14 kr., Juni 15 kr., Oct. 12 kr.

1751. Herbstertrag ziemlich reichlich; Güte eine mittlere, weil Frühling und Sommer kühl und feucht waren. Preis bis 16 fl. Brodtaxe vor der Erndte 13—14 kr. nach derselben 11—13 kr. Tod von Vogt Hochstetter, s, unten Grabsteine.

1752. Der berühmte Oetinger, bisher Pfarrer in Walddors (17-°/««), kommt als Special-Superintendent hieher.— Ziemlich viel und guter Wein. Preis 13sl. 30 kr. Bei günstiger Witterung hatten die Trauben um Johannis verblüht. Brodtaxe Jan. 14 kr., März 13 kr., Juli' 12 kr., August 11 kr.

1753. Quantität des Weins zusriedenstellend, da die im Mai erfrorenen Reben während des heißen Sommers nachtrieben. Qualität ausgezeichnet. Preis bis 20 fl. Brodtaxe März 10 kr., April 9 kr., Aug. 11 kr., Sept. bis Dee. 12 kr.

Vertrag mit Frankreich, 6000 Mann für Frankreichs Dienste bereit zu halten, welche Frankreich besoldete.

1754 gab nicht nur wenigen, sondern auch wegen des regnerischen Sommers und schlechter Blüthe herben und sauren Wein. Preis bis 14 fl. Brodtaxe von April bis Seplbr. zwischen 13 und 14 Ir. schwankend.

Gewaltsame Aushebungen zum Militär. Beschwerden der Landschaft darüber.

1755. Letzter Obervogt vou Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl Oberst Baron v. Spitznas. Aus den bisherigen Vögten wurden nach Aushebung der Obervogtstellen (derenStellung eine ähnliche war, wie die der nachherigen Landvögte, s. 1810) Oberamtmänner gemacht. Letzter Vogt allhier war Rath Hochstetter, s. oben 1737. Als erster Oberamtmann erscheint Malblank, hier seit 1751. — Wein nicht sowohl viel, als gut. Preis bis 18 fl. 30 kr. Brodtaxe Jan. 13 kr., Febr. 14 kr., April 13 kr, Mai 12 kr., Juli ss. 11 kr. Der Winter war sehr hart mit vielem Schnee bis Ende März. Baumblüthe in der Mitte Aprils durch einen kalten, starken Nebel verdorben. '

(1. Nov. surchtbares Erdbeben in Lissabon.)

1756 den 22. Sept. sind hier zwei Jauner hingerichtet worden ob vari» erimin»; 1) Johann Michael Schlag, vulZo Pseisser-Michel, wurde gerädert. 2) Joh. Adam Fröhlich, ?ontil., wurde mit dem Strange hingerichtet. — Zwei Compagnien kaiserl. Infanterie, v. Salm und Carl Lothringen waren in diesem J. aus dem Marsch von den Niederlanden nach Böhmen in Weinsberg über Nacht. — Herbstertrag wenig, weil der Weinstock schon in der Blüthe Schaden litt; mittlerer Güte. Preis bis 13 fl. Brodtaxe Jan, 9 kr., März 8 kr., Juli 10 kr.. Oet. 11 kr., Nov. 12 kr.

Zu Ende d. J. Beginn des blutigen, siebenjährigen Krieges mit Fried- rich II., König von Preußen, welchem

1757, den 17. Jan. auch das deutsche Reich, in Verbindung mit Frankreich, Oestreich, Schweden und Rußland den Krieg erklärte. Herzog Carl mußte die Frankreich versprochenen 6000 Manu (s. 1753) stellen und zur Reichsarmee weitere 1728 Mann. Gewaltsame Aushebungen dazu. Auslehnungen vor und bei dem Ausmarsch. Desertionen. Der Herzog rückt selbst in's Feld. Verluste bei Leuthen 5. Dee., bei Fulda 30. Nov. 1759.

Württemberg mußte zwar seinen Boden nicht zu den siebenjährigen blutigen Kämpsen hergeben, — nur Einmal kam die beunruhigende Nachricht, es ,sei ein preußisches Freieorps in der Nähe — wahrscheinlich Streiseorps von dem in Franken vordringenden Prinz Heinrich, oder Oberst v. Kleist. — Aber das Land litt vielsache Verluste an Leben, Blut und Geld; wozu auch Weinsberg sein redliches Contingent stellte.

Im März Fruchtsperre angeordnet. Brodtaxe stadträthliche: 8 Pfund Kernen- btod März 12 kr., April 13 kr., Mai 14 kr., Aug. 12 kr. Langwierige amtliche Disserenzen zwischen Spee>Suverint. Oe tinger und Vogt Mal blank nebst Magistrat, bis zum folgenden Jahr sich hinziehend, von Oetinger aus die Kanzel und von Vogt an die höchste Behörde gebracht. . , i

Mai. dies. 1,ic Liesching von Marbach als Praetieus reeipirt. Apotheker war hier Jrnsinger.

Am 28. Oetober ist Johann Mich. Müller, Bürger und Bauersmann von Kochersteinsfeld, welcher obiger Jauner (s. 1756) Zutreiber gewesen und ihnen seinen leiblichen Schwager verrathen hatte, hier mit dem Schwerdte hingerichtet worden.

Herbstertrag ein mittlerer; Qualität ziemlich gut. Stadträthl. Weinrechnung 11 fl. 52 kr. Der Winter war gelind, <er Sommer bis Mitte August warm, bann aber kam bis in den Herbst hinein dauerndes Regenwetter, wodurch die Trauben saulten. Hagelschlag im Zabergäu.

1758, Juli. Aus Antrag der Bürgermeister Ziegler und Renner wurde das bisher stücklensweise verpachtete sogenannte grasige Haag zu einem Stadt- und Baumgarten angelegt und ringsum mit Haag und Zaun eingemacht.

eo6. im September schickt Rentkammerseeretarins Oesterlen (als Auetor) seine Weinsberger Reimchronik in 30 Exemvlarien an den Magistrat und erhält dasür „pro 6i8eretion«" 5 fl. aus der Amtspslege. (Stadtr.Prot.)

eo6. wurden die Stadtgräben (aus der Bleiche?) noch gesischt und wieder besetzt.

eo6. Streit mit der Reichsstadt Heilbronn wegen Waidgangs aus der Ebene. Repressalien.» Beschluß: daß kein Bries unter dem Heilbronner Thor zur Bestellung angenommen, keine Heilbronner Advoeaten hier zugelassen werden sollen. 1759 u. 60.

eo6. Juli. Hochfürstl. Befehl, »daß 2 Weibsbilder, Afsin und Grimmin, wegen Verfündigung durch ein gottlofes Pasquill über die hiesige geistliche und weltliche Obrigkeit 8 Tage unter Abfpeifung mit Waffer und Brod ineareerirt und das originaliter remittirte Pasquill durch den Stadtknecht publie« verriffen werden solle." Nach Wiederbeifahung der Entflohenen exequirt (Stadtprot.).

Jahrgang: Sommer kühl und feucht. Erndte mittelmäßig. Stadträthliche Brod- tare: 8 Pfd. Kernenbrod vor der Erndte 13 kr., im September 11 kr. Herbstertrag gering; Prodnkt von mittlerer Güte. Preis bis 15 fl. 30 kr.

1759, März. Nach dem Tode des bisher gemeinschaftlichen Stadt- und Amts- Physikus Dr. Faber in Neuenstadt wurde hier ein eigener Stadt- und AmtsPhyfikus aufgestellt in der Perfon des — oben J. 1757 — aufgenommenen Kle6. I.io. ?r»«t. Lieschina. (St.R.Prot). 12. März. Wiedererscheinen des Halleyschen Kometen vom Jahr 1682. Im Frühjahr wurden auf die fogen. Bleiche Maulbeerbäume gesetzt. Anordnung ron Herzog Carl, um die Seidezucht in Aufnahme zu bringen (ibi6.). Im Mai mußte sich auch die hiesige Jugend vom 16. Jahre an zur Auswahl in Marbach stellen, welche 8ereni»simus in eigener Perfon dort vornahm. Ebendahin mußten die tüchtigen Pferde vom 3. Jahre an gebracht werden.

en6. erscheint hier Oberstwachtmeister, General-Adjutant von Göllnitz — später f. unt. das herzogl. Guide-Corps — um die Gegend aufzunehmen und in eine Charte zu bringen. Von Letzterem hatte die Stadt langes Quartier. Im Herbst Durchmarsch herzogl. Truppen (gegen Preußen), denen Brod bis Möckmühl nachgeführt werden mußte. Fruchtpreise: Roggen 5 fl., Dinkel 3 fl, 20 kr. Stadträthliche Brodpreise: 6 Pfd. Kernenbrod im März 11 kr., Mai—Juni 10 kr., Sept. 11 kr.

Jahrgang 1759. Winter mild; 19. und 20. Mai Frost. 2. Hälfte des Sommers sehr heiß. Daher Wein ziemlich viel und gut. Preis 15 bis 20 fl.

Spee.-Superint. Oe tinger als solcher nach Herrenberg versetzt. Nachfolger der bisherige Pfarrer in Ehningen, Kl. Steinhofer, hier nur 3 Jahre, f. unten 1761.

1760, 26. April. Samstag war allhier von früh 8 Uhr an ein mit Blitz und Donner und dazwischen gefallenem starkem Regen abwechfelndes Ungewitter. Und da es schien, als wäre die Heftigkeit desselben bereits vorüber, ging man um halb 11 Uhr in die gewöhnliche Bibel- oder sogenannte Vefperleetion, welche Kl. Süßkind hielt als Stadtpfarrviearins (wahrscheinlich der nachmalige Diaeon in Löchgau 1767 bis 1775 und Pfarrer daselbst 1775 bis 1791). Da er nun dieselbe fast abfolvirt hatte und wirklich in dem Gebet der gewöhnlichen Colleete vor dem Altar begriffen war, fiel ein ganzer Feuerball mit großen Schlägen und Krachen auf die Spitze des Thurmes. Von da gieng der Schlag mit getheilten Strahlen in das Dach zu beiden Seiten, drang durch den Thurm herab und schlug an der Wand der Saeristei herunter. In die Kirche selbst siel ein Klumpen Feuer bei den Glockenfeilern, gleich hinter den Stühlen der Knaben herab. Gott hielt aber seine bewahrende Hand über ihnen, daß Keiner davon beschädiget wurde.

Ein anderer Feuerstrahl gieng auf die Stühle der 3 Schulbedienten, welche nebeneinander standen und assieirte alle 3 vornehmlich an den Füßen, daß sie fämmt- lich aus der Kirche getragen werden mußten, worauf man an den Beinen rothe und blaue Striemen gewahr wurde. Der deutsche Schulmeister (Johann Lautenschläger, eopul. 20. Nov. 1731, resignirt schon 1774) wurde davon am meisten angegriffen, indem derselbe auch auf dem Rücken viele rothe Striemen hatte, welche ihm bis in den 3. Tag viele brennende Schmerzen verurfachten. Der Viearins (Süßkind), welcher nur 2 Schritte davon an dem Altare stand, blieb ganz unbeschädiget und unter seinem Gebet unerschrocken, daß er unter demüthigem Dank gegen Gott für seine gnädige Bewahrung getrost nach Haufe gehen konnte. Auch die 3 Schulbedienten, ob sie schon nicht auf ihren Füßen stehen konnten, waren bei sich selbst und wohlgefaßt in ihrem Gemüthe. So erzählt die Sache ein altes, in der Stadtpfarr-Registratur vorliegendes Blatt von 1760,

Hiezu eine vorliegende Abschrift der im Jahr 1800, bei Reparatur des Kirchthurms und Knopfes in letzterem gefundenen und wieder dahin deponirten Schrift vom Jahr 1760, abgeschrieben von Spitalverwalter Knaus, viäim. v. Speeial Neuffer.

»Der lieben Pofterität dient zur Nachricht, daß gegenwärtiger Kirchthumsknopf im Jahr nach der gnadenreichen Geburt unseres theuren Herrn und Heilandes Jesu Christi 1760 der Urfache reparirt werden müssen *), weilen derselbe nebst dem Hahnen den 26. April, da ein lang anhaltendes schweres Ungewitter über hiefige Stadt ausgebrochen, durch einen Strahl ziemlich beschädiget worden war, welcher nebft diesem nicht nur die schwersten Quader aus dem alten, mafstven Gemäuer herausfprengte, sondern auch, weil man just in der Betstunde war, den Präeeptor, Provifor, Schul- Meister und Zollbereiter nebst einem Schulknaben theils darniederwarf, theils so betäubte, daß sie nicht von der Stelle gehen konnten, sondern nach Haufe getragen werden mußten, wo jedoch fämmtlich diese Perfonen nach wenigen Tagen reftituirt worden feynd. Bei alle deme hat jedoch der große Gott noch mit sonderlicher Gnade und Verschonen über uns gewaltet, indem das Feuer, welches in dem Kirchthurm einen Balken ergriffen hatte, nicht weiter fortgeloffen, sondern leichtlich wieder zu löschen gewesen ist; wovor auch dieser gnädige Vatter im Himmel herzlich gepriefen und inständig gebeten feyn sollte, hieran ein gnädiges Genüge zu haben und in Zukunft dergleichen Unglück ferne von hiefiger Stadt abzuwenden. Wobei noch als eine göttliche Providenz nicht unberührt zu lassen, daß der dermalige Stadtpfarr-Viea- rins, Herr Kl. Süßkind, bei dem Ausbruch des Ungewitters und geschehenem Strahlstreich noch hinter dem Altar nur etliche Schritt von obbemeldten Schulbedienten geftanden, aber nicht im mindeften beschädiget worden ist."

Zu dieser Zeit waren folgende Geistliche und weltliche Vorsteher allhier bestellt: der Hochedelgeborne und hochgelehrte Herr Carl Ludwig Malblank, Sr. Herzogl. Durchlaucht zu Württemberg hochangesehener Oberamtmann; der Hochehrwürdig und Hochgelehrte Herr Kl. Friedrich Christoph Steinhofer, treueifriger Speeialis und Stadtpfarrer (Nachfolger Oetingers seit vor. Jahr); der Hochwohlehrwürdig und Hochgelehrte Herr KI. Johann Friedrich Baumann, Diaeonus und zugleich Pfarrer zu Ellhofen; der Hochedelgestrenge und Rechtsgelehrte Herr Johann Eberhard Renz, not. o»e«. publ. auch Stadt- und Amtsschreiber. — Sodann beede Burg er meister und zwar Herr Johann Dan. Ziegler, Amtsburgermeister und Herr Johann Georg Renner, Bauburgmeister. — (^ä>1. Präeeptor war: Gottl. Adam Holland, 17°'/«>, vorher Präeeptor in Rofenfeld 17'°/««, nachmals Pfarrer in Lichtenftern 17°'/««- — Collaborator: Johann Schwan 17"/««. - Schulmeister: Joh. Lautenschläger, f. oben).

  • ) Schon im Stadtr.Prot, von 1760 ist gerügt, daß der Schieferdecker das Kreuz auf den durch Blitzstrahl beschädigten und revarirten Thurm nicht ger»d und fenkrecht hinauf- gemacht. Der Meister verfprach auch, denselben recht zu stellen. Aber die fenkrechte Linie der Thurmfpitze wird noch heutiges Tages vermißt.

»Obwohl der seit »nno 1756 sich in Europa entsponnene schwere Krieg, wobei das K. K. Haus Oestreich, die Krone Frankreich und Schweden, die Kaiserin Elisabeth« von Rußland, das Churhaus Sachsen und das ganze römische Reich sich gegen die beede königliche und churfürstliche Häuser Brandenburg und Braunschweig verbunden hatten, bis 6»to noch sortdauert und unter ernstlichen Zurüstungen sortgesetzt wird: so ist doch (dem Höchsten sei es gedankt!) nicht nur rieß Herzogthum Württemberg bis daher von allem seindlichen Ueberzug in Gnaden verschont geblieben, sondern auch hiesiger Enden noch keine sonderliche Theurung entstanden, massen ein spsündiger Laib Brod aus den heutigen Tag theurer nicht als vor 14 kr. (im Juni stieg der Preis aus 15 kr., siel aber nach der Erndte aus 14 kr.), 1 Schffl. Dinkel 3 fl. 40 kr., 1 Schffl. Haber 3 fl. bezahlt wird. Der Wein hingegen ist in folgendem Preis: 1 Eimer guter Qualität 70 fl., 1 Eimer mittlerer Gattung 30—40 fl., 1 Eimer geringerer Gattung 20—24 fl.

Vorstehendes rromsmori» hat aus oberamtlichen Befehl entworsen der allhiesig gemeiner Stadt viel wahres Glück, Heil und Segen anwünschende derzeitige Stadt- und Amtsschreiberei 3ut>stitutu8 Hiatu8 Friedrich Christoph von Berg, gebürtig von Gemmingen."

Im Sommer dieses J. Quartier von 1000 Mann Wallonen, welche aus den Niederlanden nach Böhmen marschirten. Desgleichen Quartier von Baron Glasenapp- schen Husaren, wozu Abstatt Haber, Heu und Brod liefern mußte. Im Juni d. J. Sammlung der herzog!, württemb. Truppen' in einem Lager bei Heilbronn, welches am 29. Juli ausbrach und durch Weinsberg und Neuenstadt über Oehrin- gen «. — trotz des früheren ungünstigen Feldzuges — nach Sachsen gegen die Preußen zog. Erndte- und Herbstertrag ein reichlicher; Qualität sehr gut in Folge eines heißen und trockenen Sommers. Preis des neuen Weins bis 18 fl.

1761. Tod des Spee.-Superint. öl. Stei nhoser (s. unt. Grabst.). Nachfolger: >I. Kaps, Diae. in Winnenden. Anschaffung der neuen Kirchenuhr um 500 fl. (6o6. 30 fl. für die alte) von Hofund Stadtuhrmacher Hasner in Stuttgart. Bei ziemlich reichlichem Weinertrag mittlere Güte. Preis 19 fl. Obst durch Raupensraß verdorben, Reben durch Frost am 30. April. Brodtaxe stadtr. 8Pfd. Kernenbrod durchweg 13 kr. trotz Frost-, Wasser- und Hagelschadens; steigend aus 14 und 15 kr.

1762. Einrücken eines Dragoner-Regiments zu Besetzung der Landesgränze wegen Einfalls des preußischen Obersts von Kleist in Franken. Steuernachlaß von 2500 fl. wegen vorjährigen Hagelschadens. Kirchenrathsrenovator Senkeisen zum Stadt- und Amtsschreiber ernannt mit Bedingung, dem bisherigen Stadt- schreiber Renz den halben Theil von allem Verdienst zukommen zu lassen. In Folge der Promotion des Stadt- und Amtsphysikus Liesching aus das Landphysikat Bietigheim wurde die Stelle dem öle6. I^ioent. Harsch von Kirchheim übertragen, welcher sie 44 Jahr lang bis zu seinem Tod im Jahr 1806 bekleidete.

Jahrgang: Jan. und Febr. sehr kalt. Nachtsrost vom 6—7. Mai. Im nachfolgenden sehr heißen Sommer zweimonatliche Dürre; ziemlich viel Wein von mittlerer Güte. Preis bis 16 fl. Dinkelpreis 4 fl. Stadträthliche Brodtaxe 8 Pfd. Kernenbrod im Okt. 15 kr., im Nov. 16 kr.

1763. 15. Februar endete der Frieden zu Huberts burg den blutigen 7jährigen Krieg, aus welchem die Württemberger schon 1761 zurückkehrten. Von den nächsten 3 Decennien, während welcher Ruhe in Deutschland war, gibt es — außer dem Herbstertrag :e. — wenig Erhebliches zu berichten. Weinsberg theilte das damalige allgemeine Loos des Landes und die Beschwerden des Landtages über Verfassungsverletzung, gezwungene Anlehen, Diensthandel u. s. w. und mußte sich insbesondere im April des Jahrs 1763 mit Stadt und Amt Neuenstadt und Möckmühl zu einem ihm vom Herzog angesonnenen Anlehen von 30,000 fl. verstehen, wozu Stadt und Amt Weinsberg selbst in Ermanglung von Geldmitteln für seinen Theil 15,000 fl. auszunehmen genöthigt war. Für den Zins wurden ihm die Zollrevenüen des Bezirkes angewiesen.

Trotz der hier gezeigten Dienstwilligkeit bekam die Stadt eine Schwadron vom herzoglichen Gensd'armes-Corps in's Winterquartier, zu welcher im folgenden Frühjahr auch das zu Ausnahme der Gegend eommandirte herzogl. Guide-Corps mit Ossieieren, Weibern und Kindern kam, und welche den Winter 1765 über noch hier lagen; wogegen dann doch die Gensd'armen-Schwadron aus Vorstellungen des Ma- gistrats im Novbr. 1764 der Stadt abgenommen wurde. Uebrigens kam drei Jahre später 1766 ein zweites Anlehens-Ansinnen von 25,000 fl., welchem die Stadte und Aemter Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl abermals nicht ausweichen konnten, ungeachtet die Landstande dagegen protestirten — wogegen die Hauptzölle der Bezirke und von Lausten angewiesen wurden. Wiederholte Capital-Ausnahme. (Stdtr.Prot.)

Hoftammerath Bürgermeister Ziegler wurde 1763 zum Landtags-Abgeordneten für Stadt und Amt gewählt.

Der Januar und Februar von 1763 war zum Erstaunen kalt. Am Fastnachtstage so kalt, daß die Ziegel aus den Dächern zersprangen. Am 12. Febr. gieng das ellendicke Grundeis mit vielem Schaden. Heizen der Stuben fast bis Pfingsten nöthig.

Erndte und Herbstertrag wenig in Folge von kaltem Winter, Frühlingssrost und Hagelwetter. Brodtaxe 8 Pfund Kernenbrod Jan- bis Mai 15 kr., Nov. 16 kr. Wein nur durch Mischung mit Obstmost trinkbar. Preis bis 14 fl. (Heilbr. Chron.)

1764. Kalt und naß während der Traubenblüthe. Daher Erndte- und Herbst- ertrag nicht viel und von kaum mittlerer Güte. Weinpreis bis 27 fl. Brodtaxe 8 Pfund vor der Erndte 18 und 19 kr., Aug. 17 kr., Sept. 16 kr., Nov. 15 kr.

1765. Oet. Trauergottesdienst wegen des Todes von Kaiser Franz I. Ansang Februar kaltes Wetter; es gesror alle Tage bis Ende des Monats. Die

härteste Kälte etliche Tage vor Fastnacht. Der Neckar fror zu; doch brachte der allmählig erfolgende Eisgang keinen Schaden. (Heilbr. Chron.) Herbst nach Menge und Güte mittelmäßig. Preis 28 fl. Besser gerieth das Getraide. Erndte ergiebig. Brod- tare Jan. 13 kr., Mai 14 kr., Nov. II kr.

1766. Station eines Unterossieiers vom herzog!. Werbe-Commando in hiesiger Stadt, zugleich zu Desertions-Observation, zu welch letzterem Zweck in hiesigem Gränzbezirke 11, von Bürgern ost 5—6 Tage und Nächte lang zu besetzende Desertions-Observations-Posten waren. (Stdtr.Prot.)

April. Suspension des Oberamtmanns Malblank wegen verschiedener De- latorum. Untersuchungs-Commission. Amtsverweser Amtskeller von Olnhausen bis 17. Nov. d. I. wo Malblank wieder eintritt, (ibi6.)

Frühjahr: Setzen wilder Bäume, an die Straße unter den Schimmelsberg- Weinbergen zum Oehmden. (ibi6.)

Beschluß: von jedem Stück Tuch, das aus der sogenannten Bleiche gebleicht wird, 2 kr.'für das Bürgermeisteramt zu erheben. Als Einnehmer ausgestellt Unter- Thorwart Blum. (ibi6.)

Abbruch des bisher unbewohnbaren Schulhauses aus Andringen des bisher ein eigenes Haus bewohnenden Schulmeisters Lautenschläger. Neuerrichtung desselben (der Mädchenschulmeisters-Wohnung) mit einem kirchenräthlich nroderirten Kosten von 326 fl. In Aeeordsbedingungen je 1. Jmi Wein aus dem Stadtkeller von den Hand. werkern einbedungen.

Im Juli Durchmarsch k. k. Truppen von Luxemburg her, des Regiments von Plunquet und Baden-Durlach; nur über Nacht. Stadt- und Amtsschreiber Senk- eisen Miethet das Hofpitalverwaltungshaus ohne Kelter und Kelterstübchen nm 25 fl. (Stdtr.Prot.)

Herbstertrag reichlich. Gewächs sehr gut. Preis bis 23 fl. Winter zwar sehr kalt und Frühling regnerisch; aber von Ansang Aug. bis Ende December große Trockenheit; Brodtaxe 8 Pfund Febr. 12 kr', April 10 kr., Nov. 11 kr.

1767. Conflikte wegen einer damals noch vor dem oberen Thor aus einem freien Gemeindeplatz stehenden Linde. (Stdtr.Prot.) Tod von Amtsbürgermeister, Hofkammerrath, Landschaftsmitglied Ziegler.

Wein nicht nur wenig, sondern auch sauer, da die Trauben kaum zur Halste reisten. Preis dennoch bis 22 fl. 30 kr. Winter streng, starker Schnee vom 19—21. April. Ungünstiger Sommer. Mittelm. Erndte. Brodtaxe: 8 Pfund März bis Mai 10 kr., Juni 11 kr-, Sept. 13 kr., Nov. 14 kr.

1768. Wein nicht nur wenig, sondern auch gering. Preis bis 26 fl. Strenger Winter und regnerischer Sommer. Brodtaxe 8 Pfd. März 15 kr., April 16 kr., Juni 17 kr., Juli 16 kr., Sept. 14 kr., Nov. 15 kr. 1. Sept. bedeutenden Wetterschlag. Steuernachlaß 600 fl. Mittelm. Erndte.

1769. Erbauung eines Bettelhauses für Leprosi, epidemisch Kranke :e. — da der alte Spital nicht mehr Raum genug hatte — an der südwestlichen Stadtmauer, oberhalb des nachmaligen neuen unteren Thores (wurde nach Errichtung des neuen Spitals i. J. 1829 an einen Bürger verkauft). (Stdtr.Prot.)

Im Nov. Hofhaltung Herzog Carls allhier. Ehrenpsorten. Auswartung. Quartier von Leibhusaren und sonstiger Suite.

4. August Erdbeben. Erscheinen eines Kometen mit einem über 90 Grad langen Schweise.

Wein wenig und sauer, da die Trauben'nicht gehörig reisten. Preis 20 fl. Brodtaxe stadträthl. 8 Pfd. Kernenbrod Febr. bis Mai 14 kr., Juni 15 kr., Aug. 12 kr., Nov. 13 kr.

Der Schloßberg gehörte in diesem Jahr durch Kaus dem Hofkammerrath Ziegler und seinem Vater. (Stdtr.Prot.) Die links vom alten Burgthor gelegene Wüstenei war zu Ansang dieses Jahrhunderts zu einem Weinberg angelegt und dem Unternehmer gestattet worden, einen Steinbruch innerhalb der Räume anzulegen, wobei aber auch Steine von der Burgruine zu den Weinbergmauern verwendet wurden.

1770. Tod des Spee.-Superintendenten Kaps; Nachfolger öl. Klüpsel, bisher Pfarrer in Eberstadt. Erbvergleich zwischen Herzog Carl und dem Lande. Januar Beschluß, das Collaboraturhaus abzubrechen und neu zu bauen. (Stdtr.Prot.)

Witterung während der ersten 7 Monate sortwährend unsreundlich, naß und kalt. Daher geringer Herbstertrag und von mittlerer Güte. Weinpreis bis 25 fl. 30 kr. Schlechte Erndte. Brodtaxe 8 Pfund im Febr. 12 kr., Mai 14 kr., Juni 16 kr., Juli 17 und 18 kr., Aug. 20 kr., Sept. und Okt. 22 kr. Nov. 23 und 24 kr. Taxation der Früchte, von denen die Stadt 100 Scheffel auflauste:

1 Schffl. Roggen nach Prep, des Dinkels 10 fl., 1 Schffl. Einkorn b fl. 15 kr., 1 Schffl. Gerste 8 fl., 1 Schffl. Haber 3 fl. 30 kr., 1 Schffl. Erbsen und Linsen 10 fl., 1 Schffl. Grundbirnen 4 fl.

Zur Sittengeschichte und zur Geschichte der Strasrechtspflege in diesem Jahr- hundert gehört hieher: den 16. November wurde hier Eva Catharina Kühnölin von Willsbach, 26jährige Waise, wegen Kindsmords mit dem Schwerdte gerichtet.

Die allgemeine Theurung, eine Folge des Mißwachses in den vorhergegangenen nassen Jahren, drückte auch Weinsberg und die Umgegend so sehr, daß im Oktober eine Brodsperre gegen Heilbronn und sonstiges Ausland angeordnet und

1771 der aus Johannis fallende Krämermarkt nicht gehalten wurde. Uebrigens jetzt häufigerer Anbau der bisher verachteten Kartoffel. Im März großer Brod- und Früchtemangel. Stadträthliche viele Verhandlungen zu Abstellung der Noth. Hülserus an die herzogl. Früchte-Deputation um Anweisung von Flüchten, etwa bei dem Heilbronuer Pslegehos. Beschluß vom 20. März: Früchte von Oberstenfelder Stiftungspslege zu erkaufen und solche durch je zwei Becken verbacken zu lassen, so daß sie je für 1 Malter Dinkel 15 Leibe Brod aus das Rathhaus liefern, welche durch das Bürgermeisteramt bloß an hiesige Einwohner vertheilt werden sollten. Bitte an benachbarte Aemter um Verkauf von Früchten an hiesige Becken. Häufige Sitzungen und Deputationen an von Geinmingen, nach Stuttgart u. s. w. Sammlung bei hiesigen Einwohnern. Ausnahme von 8000 fl. hiezu. Weitere Ausnahmen, um von den im Juni aus der Pfalz und von Holland kommenden und in Heilbronn gelagerten Früchten kaufen zu können.

Brodtaxe sistirt bis nach der Ernde. Erst im Sept 8 Pfund Brod wieder tarirt zu 20 kr., Ende Sept. 18 kr., Ende Okt. 20 kr. (Stdtr.Prot.)

Im Mai d. J. rückte das k. k. Lothringsche Insant.-Regiment und das Schog- rische Grenadier-Bataillon, aus den Niederlanden kommend, in die Gegend ein. Weinsberg bekam aber, nach der Conserenz des Oberamtmanns Malblank mit dem Kreismarsch-Commissär, Hofrath Heugelin von Heilbronn, lein Quartier, sondern mußte nur starke Vorspann stellen. 11. August Erdbeben.

Herbstertrag nach Quantität gering, nach Qualität etwas besser als im vorigen Jahr. Preis bis 37 fl. Seelenzahl in diesem Jahr 1,261.

1772. Epidemische Fi eber in Folge der vorangegangenen Theurung. Gestorben 85/ Brodtaxe für 8 Pfund Kernenbrod Jan. 21 kr., Febr. 22 kr., März 28 kr., Mai 19 kr., Juni 20 kr., Juli 22 und 21 kr., Aug. 20 kr., Sept. 19 kr., Oet. 20 kr., Dee. 19 kr. Herbstertrag ziemlich reichlich; Güte mittlere. Ossie. Weinrechnung von Weinsberg 27 fl. 12 kr. Preis bis 34 fl. Aus einen kalten Winter folgte ein heißer Sommer. Erndte, gut. Apotheker war um diese Zeit Irnsinger.

1773. Im August d. J. wurde hier ein eoneessionirter Frucht-, Psahl- und Holzmarkt errichtet und ein vereideter Fruchtmesser ausgestellt. Zum Meßplatz wurde der untere Rathhausöhrn, zu Ausstellung des Unverkauften die nächste Material-Kammer bestimmt. Beschluß: die Errichtung in die nächsten »ausländischen« Orte: Heilbronn, Wimpfen, Kochendors, Kirchhausen, Schwaigern, sodann nach Hall und Oehringen, und ausser dem hiesigen Oberamt in die benachbarten »ausländischen" Orte: Weiler, Aichelberg, Assaltrach, Eschenau und Lehrensteinsfeld auszuschreiben.

Erndte zieml. gut. Brodtaxe 8 Pfund Kernenbrod Januar bis April 18 kr., Juni 17 kr-, Juli und Aug. 18 kr., Sept 16 kr. Weit um Stuttgart herum verderblicher Hagel am 16. Juni. Im Zabergäu Schaden durch viele, außerordentlich große Mäuse. Wein wegen regnerischer Blüthezeit wenig und von mittlerer Güte. Preis wie im vorigen Jahr 34 fl.

1774. Im Jan. übergibt Lieent. und Hofgerichtsadvokat Malblan! »seine jüngst eum m»ximo »ppl»u«u abgelegte Dissertation der magistratischen Gewogenheit" und erhält dasür „un»n!miter" deeretirte eommunordnungsmäßige 2 Dueaten.

Vermöge Beschlusses vom Februar d. J, wurde das schadhaste Langhaus der Kirche reparirt und'der Boden ob dem Kirchengetäser neu belegt. Im März wurde der obere Kirchhof »gegen Eindringen der Schweine und Turbirung der Gräber" sowohl vorn als hinten mit einem Gatter versehen.

Trockener heißer Sommer. Ergiebige Erndte; aber in Weinsberg und Amt Wetterschlag, weßwegen Stadt und Amt im folgenden Jahr 1,440 fl. Steuer-Nachlaß erhielten. Brodtaxe Jan. 15 kr., April 13 kr., Mai bis Juli 12 kr., August 13 kr., September 12 kr. Wein: Vei einem kleinen Ertrag ein gut Gewächs. Weinrechnung ossie- 27 fl. 12 kr.; andd. Orte bis 31 fl. — Am 10. Sept. verspürte man ein Erdbeben. — Im December wurde das Collabor.Haus vollends ausgebaut.

1775. Im März Regulirung der Preise von den Stadtfrüchten des vor. J. 1 Malter Roggen 4 fl. 45 kr., 1 Malter Dinkel, wettergeschlagener 2 fl. 45 kr., nicht vom Wetter geschlagener 3 fl., 1 Malter Haber 2 fl. — Kalter Winter; Schnee noch am 20. Mai. Sommer veränderlich. Frucht brandig. Brodtaxe: 8 Pfd. Kernen- brod im Mai 14 kr., Juni 16 kr., Juli 14 kr., nach der Erndte August 12 kr. Herbstertrag sehr reichlich; Qualität mittelmäßig. Weinrechnung ossie. von Weinsberg v. 29. Nov. 26 fl.

Im Juli Reparatur des Schieserdaches vom Kirchthurm. Im December verkauft Apotheker Jrnsinger seine Apotheke an Apotheker Salzer.

1776. Juni. Errichtung einer Bleiche und Baumwollensabrik nebst Walke aus der Herrschaftwiese unter dem Schemmelsberg durch den Handlungsbeslissenen Kleinknecht von Hölzern. — Das Gebäude des jetzigen neuen Spitals s. unt. 1.1828. — Die Fabrik hatte bald in vielen, selbst ausländischen Orten Faetors.

eo6. wird Ludwig Spring, Eberstatter Bürgerssohn, hier ansässig, erhält Coneession zu Errichtung einer Tabakssab rik und 6jährige Aeeisesreiheit I1. Nov.

2. Sept. wird das der Stadt zugestandene Privilegium eines Frucht-, Psahl- und Holzmarktes (s. ob. 1773) aus 3 Jahre verliehen und bleibt dem Gerichtsverwandten Käpplinger um jährliche 17 fl. 30 kr.

Jahrgang: strenger Winter; ungünstige Witterung im Frühling und Sommer. Wetterschlag. Mißrathen von Obst und Wein. Wein wenig und schlecht. Weinrechnung ossie. vom 29. Nov. I Eim. 16 fl., anderswo 18 fl. Brodtaxe: 8 Pfd. Mai 11 kr., Juli 10 kr., August 9 kr., September 10 kr., November 11 kr.

1777. Am 3. Febr. präsidirt dem Stadtgericht zum Letztenmal« Oberamtmann Malblank (f hier 1785). Als Oberamtsverweser erscheint Amtskeller von Olnhausen. Am 22. Sept. der neueingetretene Oberamtmann Hofrath Fetzer.

Am 3. März erhält die Stadt wegen im vor. J. erlittenen Wetterschadens 230 fl. Nachlaß von der Ordinaristeuer.

Am 17. Nov. ist Johann Peter Leisterer, 27jähriger Weingärtnerssohn von hier, welcher am 2. Juni 1774 eine ledige Dienstmagd, Catharine Dieterich in einem Weinberge mit einer Reuthaue umgebracht, und am 15. Juni ». o. an einer Bürgerstochter zu Hinterbüchelberg einen Mord versucht hatte, nach seiner Beisahung mit dem Schwerdte hingerichtet, der Kops aus einen Psahl gesteckt und der Leib aus's Rad gestechten worden.

Jahrgang: Heißer Sommer. Gedeihen von Heu und Frucht. Herbstertrag ein mittlerer; das Gewächs aber ausgezeichnet, da die wässerigen Theile durch starke Kälte am 9. Ott. ausfroren. Weinpreis bis 28 fl. 30 kr. Brodtaxe: 8 Pfd. Mai 12 kr., Juni 13 kr., September 14 kr-, November 15 kr.

1778. Am I1. Febr., dem 51. Geburtstage Herzog Carls, Verlesung seines merkwürdigen Bußreseripts vou der Kanzel (durch Spee.Sup. Klüpsel), wie von allen Kanzeln des Landes.

eo6. m»e. werden die 3, zur Fischzucht taugliche Stadtgräben aus 9 Jahre (später aus 18 Jahre prolongirt) gegen ein Pachtgeld von 32 fl. an David Hardten verpachtet. Derselbe besteht den sog. Stadtsee aus 18 Jahre bis 1796.

Die noch vorhandenen vielen Zieh- und Schöpsbrunnen werden mit bretternen Deckeln verwahrt- — Die durch das Gewässer gebrochene, in den unteren Stadtgraben gefallene Mauer am untern Thor wurde mit einem Kosten von 31 fl. wieder hergestellt.

Am 8. Mai sind puneto r»pin»« (Raubs) Johann Busch von Poppenweiler und Joh. Heinrich Müller von Oehringen mit dem Schwerdt hingerichtet und ihre Körper aus's Rad geflochten worden. Im Ganzen wurden in diesem 18. Jahrhundert hier hingerichtet: 11 Männer, 2 Weiber. 13 Personen.

Heu und Obst geriethen gut, minder die Früchte. Brodtaxe: April 16 kr., August 14 kr., September 13 kr., Oetober 14 kr., November 15 kr. Im Ottober große Ueberschwemmung im Neckarthale. Wein gab es nicht vielen wegen Trauben- säulniß, doch ziemlich guten. Preis bis 28 fl.

> 1779. Im April starb der Metzgerzunstmeister Sieb er am Biß eines wüthigen Hundes. Im Mai besaß die Stadt noch eine Gerbhütte vor dem unteren Thore, welche an einen Gerber verpachtet war. Weil dieser das Handwerk nicht mehr trieb, so wurde sie ihm abgenommen und dem Thorwart zu einem Stalle gegeben gegen Miethzins. Im September wurde die Verleihung des Psahlmarkts an Rathsverwandten David Hardten aus 3 Jahre um jährliche 10 fl. genehmiget.

Oetober. Das nachmals sog. Wolss hosle gehörte in diesem Jahre noch der Stadt und wurde unter dem Namen Stadthösle für Rechnung der Stadt verpachtet.

eo6. wurden die »Seidenbäume" (Maulbeerbäume, s. oben 1759) als abgängig abgehauen, um fruchtbaren Bäumen Platz zu machen. Bei ziemlich heißem Sommer geriethen Heu, Obst und Früchte. Spärlicher war der Herbstertrag, aber das Produtt gut. Weinpreis bis 28 fl. Brodtaxe: März 15 kr., Mai 14 kr., Juni 13 kr., Juli 12 kr., August 11 kr., September 10 kr.

1780. Januar. In Folge der vorangegangenen guten Erndte galt der Scheffel Dinkei zu Ansang d. J. 1 fl. 52 kr., 8 Pfd. Kernenbrod 9 kr., April sogar 8 kr., 16 Loth Weck 1 kr. (ein Gewicht, das von nun an nie mehr vorkommt) Juli schon wieder 10 kr., September 11 und 12 kr. Veränderlicher Frühling. Heißer Sommer. Ungeachtet der ergiebigen Erndte stieg der Dinkelpreis im September wieder aus 3 fl. 15 kr., das Brod wie oben aus 12 kr. .H erbstertrag ziemlich viel von mittelmäßiger Güte. Weinrechnung ossie. v. 29. Nov. 18 fl. pr. Eim., anderswo bis 20st.

Im April wurde die Bleiche von der Stadt um 4 fl. an einen Bürger verliehen. Amtsbürgermeister war: Auer. Stadtrechner: Käpplinger. Schulmeister, zugleich Meßner: Valet. — Ob die in diesem J. unter dem Namen »des Bundes der Rechtschaffenheit« zu Heilbronn sich bildende geheime Gesellschaft, wegen welcher Herzog Carl ein scharses Deeret in sein Land ergehen ließ, sich auch im benachbarten Weinsberg, wie bei anderen württemb. Unterthanen, Anhänger zu erschaffen und ihnen Geld abzuschwatzen wußte, — Jäger, Gesch. der Stadt Heilbronn, p. 263 — ist um der Nähe willen nicht unwahrscheinlich, kann aber nicht sicher er- mittelt werden. Aus die Klage des Herzogs bei dem Rath Heilbronn wurden die Anführer eingethürmt und mit ihrem Anhange verjagt.

1781. Bei einem anhaltend warmen, gewitterreichen Sommer gab es nicht nur sehr vielen, sondern auch guten Wein. Weinrech un na,, ossie. vom 29. Nov. 34 fl. per Eimer, anderswo 20 fl. — Heu- und Getraide-Erndte gut. Brvdtare: August 11 kr., Oetober 12 kr. — Am 5. Deebr. Erdstöße — unschädlich.

1782. Der nach dem, zu Neuenstadt im J. 1781 erfolgten Tode der Prinzessin Friederike von Württemberg-Neuenstadt, dem regierenden herzoglichen Hause als Familiengut heimgefallene Weissenhof bei Weinsberg mit 270 Morgen Gütern wurde in diesem Jahre zum erstenmal« von der Kellerei Weinsberg verpachtet.

Im März wurden die der Stadt gehörigen, einige Zeit her meist öde und wüst gelegenen Rappenwaidegüter, 48V« Morgen, und 1 Morgen Stadtacker um 1663 fl. 30 kr. an den Hospitalbeständer Kolb verkauft. Kolb wurde sosort mit Weib und Kindern in's Bürgerrecht ausgenommen und erhielt zu Erbauung eines Hauses und einer Scheuer, denen vom Magistrat der Name Rappen hof beigelegt wurde, eichene Schwellen, aus dem Stadtwalde. Vom Erlös wurde ein bleibendes Kapital von 1000 fl. für die Stadt angelegt und der auch sonst vielsach um die Stadt verdiente Oberamtmann Fetzer erhielt für seine vielen Bemühungen mit höchster Genehmigung 4 Dueaten aus der Stadtkasse.

Der am 25. August durch Blitzstrahl abgebrannten Stadt Göppingen wurden am 4. September durch einen eigenen Wagen 2 Eimer 81er Wein und das Mehl von 10 Malter Früchten geschickt. Das Rathhausthürmchen wurde in diesem Jahr reparirt. — Ertrag des Herbstes ziemlich viel, aber Qualität gering. Weinrechnung, offie. vom 29. Nov. 12 fl. 48 kr. Anderswo bis 17 fl. Obst gab es nicht viel. Heu und Frucht geriethen besser. 1 Schffl. Dinkel galt zwischen Martini und Lichtmeß 3 fl. 30 kr. Brodtaxe im September 13 kr., November 14 kr. — Seelenzahl in diesem Jahr 1314.

1783. Bauten: Im Januar wurde mit einem Pslästerer aeeordirt, unter der Glückenhälden nach einem Steinbruch von harten Kalksteinen, zum Pflästern und zu Wegen nöthig, zu suchen. — Im Mai wurde aus Veranlassung des Göp- pinger (und Neuenbürger) Brandes beschlossen, da die vorhandenen 2 einzigen Thore nicht genügen, oben beim Kirchhof ein Loch in die Mauer zu brechen und ein Noth- th or einzusetzen; daher die noch jetzt übliche Benennung »Feuerthor«. Der Beschluß wurde im Juni folgenden Jahres abgeändert und ein solches Thor in die untere Stadtmauer, unweit des Säuthurmes, hier Kühthurm genannt, eingesetzt. Das obere Feuerthor (bei der Kirche) wurde erst später, im Jahr 1811, doch auch ausgeführt, s. unten. Zugleich wurde dem Stadschreiber Zeller gestattet, in seinem Garten hinter seinem Hause (jetzt Diaeonathaus) eine Oeffnung machen und eine starke Thüre einsetzen zu lassen, mit der Bedingung, daß er den Schlüssel wohl verwahre und keinen Mißbrauch gestatte.

Jahrgang: warmer Frühling; heißer und gewitterreicher Sommer. Besonders starker Höhenrauch um den 19. Juni bei schwüler Hitze. Viel Obst und Getraide. Tressliches Weinjahr. Nicht nur reichliche Menge, sondern auch ausgezeichnete Güte. Weinrechnung vom 29. Nov. 1 Eimer 13 fl. Anderswo bis 16 fl. Fruchtpreisregulirung im Nov. 1 Tchssl. Roggen 4 fl. 30 kr., Dinkel 3 fl., Haber 2 fl. 30 kr. Brodtaxe: 8 Pfd. Kernenbrod im Februar 13 kr., im September 12 kr. Ruhr und hitzige Fieber folgten der Sommerhitze. Die Einwohnerzahl betrug in d. 1.1314.

1784. Der Zug einer östreichischen Armee gegen Holland äußerte nur insosern eine Rückwirkung aus Weinsberg und seinen Bezirk, als in der benachbarten Reichsstadt Heilbronn für diese Armee ein großes Fruchtmacftizin von eirea 300,000 Maltern Früchte angelegt wurde, was die Preise steigern mußte, aber auch viel Geld in's Land brachte. Doch stieg die Brodtaxe nur um 1 kr. über die vorjährige. Sie war im März 12 kr., April 13 kr., Mai 14 kr., Juni 13 kr., September 12 kr., November 13 kr., December 14 kr.

Aus einen sehr kalten Winter vom 23. December vor. Js. bis 24. Febr. dss. Js. folgte eine Ueberschwemmung beim Thcmen, aber ein trockener, warmer Sommer mit einer guten Erndte. Der Herbst ertrug vielen Wein von mittlerer Güte. Wein- rechnung ossie. vom 29. Nov. 13 fl. per Eimer. Anderswo 16 fl. — Am 29. November unschädlicher Erdstoß.

Am 1. December stürzte J. G. Eckard von Gellmersbach, Dienstknecht hier, in der Scheune, wo er Garben herabwerfen wollte, aus die Tenne herab, wurde wegen schwerer Kopsverletzung gleich sinnlos und starb nach 6 Stunden.

1785. Starke Winterkälte, mit Unterbrechung bis in den April dauernd. Nasser und kalter Sommer. Erndte spät, erst im September und schlecht. Wein eben so wenig als schlecht- Weinrechnung vom 29. Nov. 1 Eimer 12 fl., anderswo 14 fl. 30 kr. Brodtaxe: 8 Pfd. Februar 13 kr., April 14 kr., Juli 13 kr., August 14 kr. September bis December 13 kr.

Tod des quieseirten Oberamtmanns Malblank (s. unten Grabsteine).

1786. Winter kalt, schneereich, den Reben verderblich; Frühling spät; Sommer regnerisch. Erndte nur mancher Orten gut. Herbstertrag unbedeutend. Qualität gering. Preis bis 23 fl. — Im September einreißende Viehseuche. — Tod von Stadt- und Amtsschreiber Renz (s. unten Grabsteine). Seelen zahl in d. J. 1353.

1787. Unter den 2 Bataillonen, welche nach Vertrag des Herzogs Carl mit der holländisch-ostindischen Compagnie Ende Februars zur Besetzung des Caps der guten Hoffnung nach Vliessingen abmarschirten, war auch ein Freiwilliger (oder Angeworbener) aus Weinsberg, Namens Hamm. Aus dem Oberamtsbezirke war als Lieutenant darunter Gerold von Böhringsweiler, Sohn des dortigen Amtmanns. Jedenfalls machte die Sache auch hier, wie im ganzen Lande, großes Aussehen. Schuberts Caplied wurde Volkslied.

Kälte vom Oetober vor. Js, bis Februar dss. Is. Sommer heiß. Ziemlich gute Erndte. 26. August Erdbeben. Herbstertrag nicht viel, aber ziemlich gut. Preis 29 fl.

1788. Sehr warmer Frühling mit vielen Gewittern. Günstiger Sommer. Obst in Ueberfluß. Erndte und Weinlese ausgezeichnet gut. Tressliches Weinjahr. Herbstertrag nicht blos in reicher Menge, > sondern auch bei vollkommener Zeitigung der welschen und anderer rothen Traubensotten von vorzüglicher. Güte. Preis 18 fl. Sehr kalter Winter vom November an. S. solg. J.

1789. Gegen den Ausstand in Belgien sah man östers östre ich ische Truppen, besonders auch Ungarn, durch Heilbronn nach den Niederlanden ziehen.

Ausbruch des Revolutions-Sturmes in Paris. Eroberung der Bastille 14. Juli u. s. s.

Jahrgang: Strenge Kälte vom November vor. Js. bis in den März dss. Js. Erfrieren der Reben und Obstbäume. Sommer kühl und regnerisch. Verderbliches Hagelwetter in Weinsberg am 20. Juni. Ueberschwemmung bei Heilbronn. Mißrathen von Frucht und Wein. Herbstertrag weder reich noch gut. Preise des Weins 24-25 fl. ., ^ '

1790. Januar. Der Magistrat nimmt 8-9000 fl. zu Früchteeinkauf aus, weil der vorjährige Wetterschlag eine Theurung veranlaßt hatte. Im Febr. Abgabe dieser Früchte an die Bürger gegen 6 fl. 24 kr. für Dinkel, 12 fl. für Roggen, 16 fl. für Kernen, 12 fl. für Erbsen per Schffl. Im März erhält die Stadt wegen dieses vorjährigen Wetterschlages 830 fl. Steuernachlaß. Juni. Vierwöchiges Trauerläuten wegen Kaiser Josephs II. Tod. — Jahrgang: Winter mild, im Januar schon begannen die Bäume zu blühen. Sommer warm, Erndte gut. Brod preise: 8 Pfd. Januar 20 kr., März 21 kr., April 23 kr. Nach der Erndte August 19 kr., September 18 kr., Oetober 17 kr., November wieder 18 kr. Herbst: Bei etwas mehr als mittelmäßigem Ertrag ein gut Gewächs. Weinrechnung ossie. v. 29. November 28 fl. per Eimer. — Seelen zahl in diesem Jahr 1348.

1791. Die bisherigen Allmandplätze an der Chaussee unter dem Schemmelsberg werden zu den Weinbergen hinzugesügt und am Chausseegraben mit Mauern versehen.

Herb stertrag in Folge von Frühlingssrost wenig. Qualität wegen später folgender naßkalter Sommerwitterung nur mittelmäßig. Weinrechnung, ossieielle per Eimer-30 fl., anderswo bis 36 fl. Obst mißrieth. Getraide-Erndte nur ziemlich gut. Reiche Kartoffelerndte. Brodtaxe: Januar 16 kr., Februar 15 kr., Mai 14 kr., Juni 16 kr., nach der Erndte: August 13 kr.; September 12 kr.

1792. Der Revolutionssturm von 1789 und seine Folgen brachten am 27. Febr. dieses Jahres 400 emigrirte Franzosen, ausgewanderte Edelleute, nach Heilbronn, welche im benachbarten Flein und Böckingen untergebracht wurden, hernach Ansangs März weitere 1500 Mann, welche Alles baar bezahlten und gute Mannszucht hielten. Bereinigt unter dem Prinzen von Conds — daher auch Cond^er genannt — wollten sie unter der weißen Fahne Frankreich wieder erobern. Von Heilbronn aus zogen sie über Weinsberg in das benachbarte Hohenlohe-Wal- denburg, dessen Fürsten eine treue Anhänglichkeit an das bedrängte Haus Bourbon bewährten und die Emigrirten gastsreundlich ausnahmen. Hier organisirten sie sich zu einer Legion Mirabeau in Compagnieen von Jägern, Husaren, Dragonern und Lb»u«8eu>'« K ebev»I -7- welch letztere in der Gegend von Neudenau von einem Grafen Bissy gebildet wurden — und verstärkten sich mit 2 unter den Hohenlohern selbst angeworbenen Regimentern. Am 2. August zog dieses Corps, 1800 Mann und 400 Pferde stark, aus dem Hohenlohe'schen zurück nach Heilbronn und von da an den Oberrhein, wo sich die Schaaren der französischen Auswanderer so sehr ver- mehrten, daß bald hier und in den Niederlanden bei 60,000 Mann bereit standen, mit Hülse der europäischen Machte in Frankreich einzufallen. — 20. April Kriegserklärung der Franzosen gegen Franz II., Kaiser von Oestreich. Kriegserklärung Preußens an Frankreich. 19. August Einrücken der beiden Verbündeten in Frankreich. Rückzug Oetober. — Schon im September d. Js. verbreitete der Einfall des französischen Generals Custine mit 15,000 Mann und seine Eroberung von Speier, Mainz und Frankfurt um so mehr Schrecken in unserer Gegend, als die Kaiserlichen in Heilbronn Magazine hatten und bei der Nachricht von Custine's Vordringen abzogen. Es blieb aber für dießmal bei dem Schrecken, da Custine von den Preußen wieder über den Rhein zurückgeworsen wurde.

Jahrgang: Frühling warm, aber wieder Frost am 21. und 22. April. Sommer heiß; häufiger Hagel. Deßwegen Brodtaxe steigend: März 13 kr., Juni 15 kr., Juli 16 kr., August 15 kr., September 14 kr., December 15 kr. Der Herbst gab sehr wenig und schlechten Wein. Weinrechnung ossie. 34 fl., besser in den vom Hagel verschonten Gegenden. Preis bis 42 fl. 30 kr. — Seelenzahl in diesem Jahr 1417.

1793. Im Januar und Februar zog eine kaiserlich königliche Armee durch die Umgegend von Heilbronn an den Mittelrhein und auch die Conds'sche Legion, gegen 800 Mann staek, zog im April hier durch — dem kaiserlichen Heere zu. — Das deutsche Reich erklärte am 22. März — nach der Hinrichtung Königs Ludwig XVl. am 21. Jan. d. Js. — dem nunmehrigen französischen Freistaate ebenfalls den Krieg und die württembergischen Truppen stießen zu denen des schwäbischen Kreises im Frühjahr d. Js. unter General von Stein. Gegen Ende dieses Jahres drohte ein neuer Einfall der seindlichen Republikaner, welche am Christsest die Rheinschanze, Mannheim gegenüber genommen hatten. — Am 24. Oetober T o d des Herzogs Carl in Hohenheim nach nahezu 50jähriger Regierung.

Unter Herzog Ludwig Eugen 1793—1795.

Ihm folgte nach in der Regierung sein Bruder: Ludwig Eugen, schon 63jährig, verheirathet, Vater von 2 Töchtern. Aushebung der hohen Carlsakademie :e.

Jahrgang: Schnee noch im Mai und am Ansang Juni's. Doch der nachfolgende Sommer heiß und trocken. Herbst kühl. Obst und Getreide geriethen mittelmäßig. Daher steigende Preise. Brodtaxe 8 Pfd. Kernenhrod: Januar 16 kr., Februar 18 kr., März 19 kr., April wieder 18kr., August 16 kr., September 17 kr., Oetober 18 bis 20 kr., November 21 kr. — Herbstertrag nicht bedeutend; Qualität aber recht gut. Weinrechnung ossie. am 29. November 1 Eimer 52 fl. In anderen Weinorten des Landes bis 58 fl. 30 kr.

1794. Januar. Stadt und Amt Weinsberg hat zur Auswahl, wegen der französischen Vorschritte am Rhein, 35 Mann zu stellen. Aus den Beschluß des schwäbischen Kreises, ein allgemeines Ausgebot zu veranstalten, wurde von Herzog Ludwig Eugen, neben der eingeführten Auswahl zum Militair, im Februar eine Land- miliz (von 14,000 Mann) errichtet, welche auch Stadt und Amt Weinsberg in große Bewegung setzte und häufige Wassenübungen veranlaßte. Das 10. Bataillon der 2. Brigade, unter Commando des Oberstlieutenants v. Buttler, führte den Namen: Bataillon Weinsberg. Der Brigadier v. Buttler wurde nach dem Stadtprotokoll vom Juli d. J. bei der Inspeetion des Bataillons freigehalten. Der Hauptmann von Weinsberg hieß Reinhard; Lieutenant war der nachmalige Notar Fr aas. ^- Unter dem östreichischen Heere von 100,000 Mann, welches von der türkischen Grenze an den Rhein geschickt wurde und von welchem mehrere Abtheilungen auch durch Heilbronn und Umgegend zogen, machten sich besonders bemerklich die sogenannten Rothmäntel (Seressaner) durch Kleidung und Bewaffnung, sowie durch ihre Rohheit und Habsucht, so daß überall Schrecken vor ihnen hergieng, da die Mannszucht auch in Freundesland kaum bei ihnen zu handhaben war. — Am 14. Februar kam (nach Stadtrathsprotokoll) der k. k. Hauptmann v. Schell en- hof mit einem herzoglichen Anweisungsbefehl hie her und verlangte erst für 6 bis 700 Mann, dann aus dringende Gegenvorstellungen für 250 Mann ein Lazareth einzurichten, für welches man in gänzlicher Ermanglung anderer Räumlichkeiten die von ihm ausgewählten Häuser, das Rathhaus, das Dekanathaus, Präeeptorat- und deutsche Schulhaus einräumen mußte. Es war dieß eine Abtheilung des Lazareths am Oberrhein. Unterabtheilungen desselben lagen in Neuenstein und anderen Orten der Gegend. Das Haupt-Feldspital-Commando lag in der Stadt Weinsberg. Mit ihm kam ein Feldpater mit 2 Pferden und Kalesche. — Dekan Klüpsel wurde in dem besonders dazu eingerichteten Hospital-Niddumshaus, der Kellereiamtsverweser Bauer in einem kleinen Sommerstübchen des Oberaeeisers v. Olnhausen'schen Hauses, die Registratur in der Oberamtei, Präeeptor Benz, Collaborator Rocker in Privat- häusern gegen Hauszins untergebracht. Das Ausräumen der betressenden Häuser hatte aus Kosten der Stadt zu geschehen, welche auch 2 besonders verlohnte Wasserträger auszustellen hatte. Die Gegenvorstellungen durch eine eigene Deputation waren fruchtlos. Die deutsche Schule war während 18 Monaten in einem Saal von Conrad Kistuers vi6. Haus, der deutsche Schulmeister in Conrad Bipsen Haus, Präeeptor Lang bei Fabrikant Kleinknecht außerhalb der Stadt. Da gleich im März 17 Soldaten starben, so wurde der äußere Kirchhof (n. Prot. v. 10. März) durch Ankauf von 16'/< Rth. von Beck Huberlen erweitert (s. ob. 1617). — Dem Spitoleommando, Rittmeister, Hauptmann, Kriegseommissär und Stabschirurgen wurden, »um sie bei gutem Willen zu erhalten (nach Prot, vom 25. April) je 12 Flaschen Beerwein« zum Präsent gemacht. — Vom April bis Juni sind noch 11 gestorbene kaiserliche Soldaten im Todtenbuch eingetragen, die übrigen aber nicht mehr verzeichnet und nur am Schluß von 1795 bemerkt, daß im Ganzen 120—130 k. k. östreichische Soldaten in diesem Lazareth gestorben und hier begraben seien. Erst Ende Augusts des folgenden Jahres 95 wurden die noch übrigen Kranken nach Heidelberg gebracht, das Canzleipersonale aber und die meisten Chirurgen nach Villingen verlegt.

Seelenzahl in diesem Jahr 1418. — Der Herbst dieses Jahres 1794 lieferte vielen und guten Wein. Weinrechnung, ossie. 29 fl. Anderswo bis 39 fl. Auch die Erndte siel gut aus. Dennoch war die Brodtaxe im Mai 20 kr., Juni 21 kr., August 22 kr., September 23 kr., Oetober 26 kr., November 27 kr., December 28 kr.

1795. April. Preußen sagt sich von der Coalition los und schließt Frieden mit der Republik Frankreich. — Amtmann Ans von Prestenek kauft den Rappenhof und wird Weinsberger Bürger. — Im März dieses Jahres wurde der sogen. Güßübel am verkauften Stadtzeughaus abgebrochen und an eine Stadtb, ütte angebracht. — 20 Mai. Plötzlicher Tod des Herzogs Ludwig Eugen in Ludwigsburg durch Schlag. — Ihm folgt sein Bruder Friedrich Eugen, 63 J. alt, Gemahl einer Nichte Friedrichs d'es Großen, Stammhalter des württembergischen Hauses. , Unter Herzog Friedrich Eugen 1795—1797.

Gegen Ende dieses Jahres kamen gesangene Franzosen, von den für sie unglücklichen Assairen bei Handschuchsheim, Heidelberg, Höchst, Mainz und Mannheim her, nach und durch Weinsberg und Neuenstadt. Die Durchziehenden eam- pirten aus dem Markt und um das Rathhaus, von wo — nach den Rechnungen — «der Unrath aus öffentliche Kosten aus der Stadt geschafft wurde.« Ein gesangener Franzose starb aus dem Rathhause und wurde, in Stroh eingebunden, aus den äußern Kirchhof gebracht. Die Bleibenden lagen im Stadtmagazin und halsen (nach Titot) die Chaussee gegen Heilbronn anlegen. Der in Mannheim gesangene französische Divisionsgeneral Montaigu und einige andere Ossiziere dursten in Heilbronn bleiben. Ende Decembers trat Wassenstillstand ein. Durch die Anlegung östreichischer

Dttlenins, Weinsberg. ' 13

Magazine in Heilbronn, wobei nach Titot mit östreichischen Mehlwagen aus Ungarn die Wanderratte (mu« «leoum»nu») als bleibender Gast bei uns eingeführt wurde, entstand eine außerordentliche Theurung der Früchte, so daß im Juni dieses Jahres ein Heilbronner Malter Korn (etwas weniger als 1 württ. Scheffel) 18 fl., Dinkel 12 fl., Haber II fl. galt. Daher sortwährend steigende Brodtaxe. Im Januar 29 kr., Februar 30 kr., März 32 kr., April 33 kr., Juni 36 kr., Juli 38 kr., September und Oetober 36 kr., November 38 kr. Da die Oestreicher damals noch Vieles baar bezahlten, so bereicherten sich dabei viele Lieseranten, Fuhrleute und Bauern und die Feldgüter erlangten einen nie erhörten Preis. Aus der andern Seite aber flößte die Nähe des Kriegsschauplatzes, von welchem man bei Westwind den Donner des Geschützes hören konnte, um so mehr stete Besorgnisse ein, als man von den republikanischen Heeren, ihren maßlosen Requisitionen und Plünderungen und Gewaltthätigkeiten aus den von ihnen besetzten Rheingegenden hörte. Im Oetober hatte Weinsberg 77 Frohnsuhren zu Abführung des k. k. Monturdepots nach Heilbronn zu stellen.— Zu verwundern ist, daß dasLazareth von 94/95 nicht wie gewöhnlich mehr Seuchen mit sich brachte. Es starben in diesem Jahr nur 60 Personen, darunter besonders viel im Sommer an der Ruhr, und erst im folgenden Jahr 1796, wo die Blattern einrissen und vom Oetober an 31 Personen wegrafften, 111 Menschen. Indessen kam mit diesen Durchzügen, bei welchen Weinsberg im November Ein- quartirung vom Depot des k. k. Regiments Erzherzog Carl hatte, ein anderes Unglück, die Viehseuche, welche durch ungarische, der kaiserlichen Armee zugetriebene Ochsen eingeschleppt wurde und sich so verbreitete, daß der Viehmarkt zu Heilbronn in den folgenden Jahren 96, 97 und noch 99 nicht gehalten werden konnte, und daß es nicht möglich war, die Vorspann von 1080 paar Ochsen zu stellen, welche die Oestreicher im Juli 96 zum Weitertransport eines kaiserlichen Artillerie- Parks und einer Menge von eisernen Kugeln von Heilbronn nach Hall — neben 576 Pferden verlangten. — Strenger Winter bis Ansang Februar. Frostnacht 14/15. Mai. Sommer ziemlich warm. Mittelmäßige Erndte. S. oben Brodtaxe. Der Herbstertrag dieses Jahres war gering, din Qualität aber noch besser als voriges Jahr. Weinrechnung gestiegen. Preis 72 fl. bis 79 fl. 50 kr. — Dekan M. Klüpsel -j- 10. Mai. 8uee. Ps. Gratianus v. Osterdingen.

1796. Im milden Winter von 95/96 lag hier 1 Compagnie vom Fürstenberg- schen Kreis'Jusanterieregiment nebst einer vom Regiment Wolsegg, um das zu Heilbronn stehende Belagerungsgeschütz zu bewachen. Von Ersterer starb hier den 27. Februar ein Soldat Kohn; und da — bemerkt das Todtenbuch — der katholische Hauptmann v. Braun beide Compagnieen, fast lauter Katholiken, den ganzen Winter alle Sonntage mit einer Wachtparade in die Predigt geführt, so wurde auch dieser Soldat ritibu» ne>8tr»e eede«!»« mit Ehren beerdiget. Sie lagen noch am 2. Mai hier. — Die Theurung der Früchte hielt noch an, so daß an Georgii 1 Heilbronner Malter Korn 15 fl. 44 kr., Dinkel 9 fl., Haber 10 fl. 40 kr. kostete. Brodtaxe: Februar 37 kr., März 36 kr., Mai 34 kr., Juni 32 kr., August 26 kr., September 24 und 22 kr., Oetober 24 kr., December 26 kr. — Vom 17. bis 21. Mai lag hier 1 kais. kon. Exeeutionseommando von 1 Ossieier und 34 Mann wegen nicht geleisteter Holz- und Strohlieferung, was ausserordentliche Kosten verursachte.

Nach Auskündigung des Waffenstillstandes (21. Mai), wo Erzherzog Carl 20,000 Mann von seinen Kerntruppen gegen Bon aparte nach Italien schicken mußte, und die dadurch geschwächte deutsche Armee am Rhein sich nur desensiv verhalten konnte, brach General Moreau —den 24. Juni —bei Kehl über den Rhein, stürmte den 2. Juli den Kniebis und drängte die Oestreicher und die Reichsarmee nach Schwaben zurück. Aus die Nachricht davon mußte auch die Landmiliz (s. 1794) mit den württembergischen Truppen gegen den Schwarzwald marschiren, erhielt aber schon im Hinmarsch die Nachricht, daß die Franzosen die Kniebisschanze genommen und die Oestreicher ihnen Freudenstadt überlassen haben; woraus sich der sie eommandirende General ooNtzHügel nach Stuttgart zurückzog (7. Juli). Sie wurde in Folge des vom Herzog mit den Franzosen geschlossenen Wassenstillstandes (17. Juli) nach Hause entlassen und versah während des Wassenstillstandes und während der Durchmärsche fremder Truppen durch das Herzogthum in den Städten und Dörsern die Wachen. Diese Anstalt wurde aber im December 1799 wieder ausgelost und ihre Waffen wurden dem regulären Militär übergeben, (v. Stadlinger, Gesch. des württ. Kriegswesens. 1856. S. 468 ss.) Der Wassenstillstand mußte von Württemberg mit 4 Millionen Franken, 100,000 Ctrn. Brodfrüchten, 50,000 Säcken Haber. 50,000 paar Schuhen, 100,000 Ctrn. Heu und 4200 Pferden erkauft werden. An den Schuhen hatte das Oberamt Weinsberg im Oetober 400 Paare zu liefern. Auch Baden und die übrigen Stände des schwäbischen Kreises erhielten um noch theureren Preis Wassenstillstand. Aber der Krieg zwischen den Oestreichern und Franzosen dauerte noch sort. Doch zog sich Erzherzog Carl vor Moreau von Psorzheim aus nicht über Heilbronn und unsere Gegend, wie man sürchtete, sondern über Vaihingen, Cannstadt, Cßlingen, Geißlingen — sechtend nach Nördlingen und über den Lech zurück, woraus er sich gegen den, über Würzburg und Nürnberg vorrückenden General Jourdan wandte und diesen bei Amberg (24. August) und Würzburg (3. Sept.) zurückschlug, so daß sich auch Moreau aus Schwaben zurückziehen mußte.

Aus diese Art wurde unsere Gegend, deren Bewohnern das Oberamt bei vorkommender französischer Einquartierung »Geduld und Klugheit« empsahl, in diesem Jahr von keinem Haupteorps berührt und die Kriegsdrangsale, welche die plündernden Republikaner brachten, wurden nur vom Mittel- und Oberlande her vernommen, wo es selbst bei der Hauptstadt und noch mehr bei Cannstadt zu einem Zusammentressen beider seindlichen Heere kam (13, und 21. Juli). — Im August grassirte hier das Schleim- und Nervensieber. Herzog Friedrich Eugen, dessen ganzes Land nach dem Rückzug der Oestreicher von französischen Truppen besetzt war, schloß am 7. August einen besonderen Frieden mit Frankreich, was sodann die im Oe- tober wiederkehrenden und das Land überschwemmenden kaiserlichen Heere veranlaßt«, das Land durch unerschwingliche Forderungen zu drücken. Sie hatten das Requiriren von den Franzosen gelernt, bemerkt Titot, auch in Beziehung aus die Reichsstadt Heilbronn, in seinen Beiträgen zur Geschichte Heilbronns, S. 26. — Im September d. Js. wurde Amtsbürgermeister Käpplinger als Deputirter zum Landtag gewählt. — Einwohnerzahl 1398. — Die Reben litten durch Frost im April. Im Mai deßhalb aus herzogliches General-Reseript Räuchern der Weinberge mit 10 Büscheln Rebholz per Morgen angeordnet. Sommer warm und trocken. Der Herbst dieses Jahres gab ziemlich vielen Wein von mittlerer Güte. Weinrechnung vom 20. Nov.'72sl. Preis bis82sl. Reichliche Getraide-Erndte. Daher Sinken der Preise.

1797. Rückwirkung der großen Mund- und Futtervorrähe, welche die Oestreicher schon im Januar zu Heilbronn anlegten, aus Weinsberg und seinen Bezirk. Früchte, auch Schuhe, Hosen, Holz :e. wurden nach Mannheim hinab ge

liefert. — Brodtaxe: Februar 24 kr., Mai 23 kr., Juni 22 kr., Juli 24 kr, August 22 kr., Oetober 23 kr., December 22 kr. — Einige 100 kraule und blessirte Oestreicher kamen im Januar und Mai nach Heilbronn und wurden dort im Waisenhaus untergebracht. Aus östreichische Requisition wurde eisrig am Chausseebau von Heilbronn nach Weinsberg gearbeitet, so daß Heilbronn vom 14. Februar folgenden Jahres aus dieser Straße Chausseegeld erhob. April. Schulwesen: Nach dem Tode des Schulmeisters Valet Trennung der Knaben und Mädchen. Collaborator Rökher neben seiner Collaboratur zum Knabeuschulmeister gewählt mit Austrag, die älteren deutschen Knaben in Realkenntnissen zu unterrichten. Zugleich Beschluß: einen deutschen Provisor, der zugleich Meßner und Cantor ist, zu den jüngeren Knaben zu berusen; einen besonderen Mädchenschulmeister, der zugleich Musik und Orgel zu versehen hat, anzustellen; daneben eine Industrieschule zu errichten. (Gemeinschaftliches Oberamt. Fetzer. Gratianus.) Genehmigt vom Consistorio im Dezember l. J. — Im April bedrohte Moreau, nach seinem Rheinübergang bei Bischoffsheim, das Land mit einem neuen (wenn auch nach geschlossenem Frieden vom vorigen Jahr nicht seindlichen) Einfall und sein Vortrab unter General Vandamme stand schon an den Glänzen, als die Nachricht von dem durch Bonapartes siegreiche Fortschritte in Italien erzwungenen Präliminarsrieden von Leoben (18. April) eintras, welchem der Frieden von Campo -Formio (17. Okt.) folgte, vermöge dessen die Oestreicher Ansangs Dezember Württemberg, die Franzosen das rechte Rheinuser räumten. Der Schaden, den das Land nur in diesen 2 Jahren 96 und 97 erlitten, wurde aus nicht weniger, als 18 Millionen Gulden berechnet.

Jahrgang: Kalter, lange dauernder Winter; unsreundlicher Frühling. Nasser Sommer. Uberschwemmungen. Herbstertrag ziemlich reichlich, Güte sehr mittelmäßig. Preis bis 77 fl. Weinrechnung hier 66 fl. — 23. Dee. Plötzlicher Tod des Herzogs Friedrich Eugen zu Hohenheim durch Schlag.

Unter Herzog Friedrich n, 1797-1803. Churfürst 1803-1806. König 1806-18l6.

Regierungsantritt seines ältesten evangelisch erzogenen Sohnes, Friedrich IL, Stifters des württ. Königshauses. — Eröffnung des Friedens-Congresses zu Rastadt für das deutsche Reich. Unglückliches Ende desselben erst im April 1799.

1798. Im Januar d. Js. Schulwahl hier. Unter 3 Competenten Weiß zum Mädchenschulmeister, Reuther zum Stadtprovisor, Cantor und Meßner gewählt. Ruhe in Deutschland, während Bonaparte in Aegypten und Syrien kämpste und im November der Krieg wieder in Italien ausbrach. Neue Coalitionen gegen Frankreich. Schon hörte man vom Anzug Suwarows mit 60,000 Russen (Dezember) und mit Zagen sah man dem Schlusse des verhängnißvollen Jahrhunderts entgegen. — Im Dezember läßt Oberamtmann Fetzer die Heilbronner Chaussee mit Obstbäumen besetzen. Herbst: ziemlich viel und recht guter Wein. Preis 55 fl. Weinrechnung hier: 42 fl. Vom 9. Dez. an große Kälte. Erfrieren der unbezogenen Reben. Brodtaxe: Januar 20 kr., Februar 18 kr., April 20 kr., Mai 19 kr., Juni 20 kr., August u. s. s. 18 kr.

1799. 6. Jan. Tod des Spee.-Sup. öl. Gratianus, s. 1795. — Im April dieses Jahres erbaut Schlossermeister Mall ein Haus vor dem obern Thore (Vorstadt), nunmehr Gasthof zur Traube, aus einen Gemeindeplatz von 12 Ruthen, wosür er 108 fl. bezahlt, it. im April wurde beschlossen, zu Abzug des stinkenden Wassers in den Stadtgräben, einen Graben von 8—12' Breite zu ziehen, um das Wasser in Fluß zu bringen. — Stadtviear war nach dem Tode des Dekans Gratianus öl. Klein; Diaeonus öl. Neusser rückt als Dekan vor im Mai. eo6. zieht der neue Diaeonus, Repetent Bischer aus.

Der neuentbrannte Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, an welchem jetzt auch Württemberg thätigeren Antheil nahm, begann im März d. Js. zwischen der oberen Donau und dem Bodensee, wo die Heere des bei Straßburg über den Rhein gegangenen französischen Generals Jourdan und des von Augsburg herziehenden Erzherzogs Carl aus einander stießen. Jourdan wurde bei Ostrach, Stockach und Tuttlingen geschlagen und mußte sich mit den Trümmern seines Heeres hinter den Rhein zurückziehen. Aber als Erzherzog Carl sich, mit Zurücklassung eines Beobachtungseorps unter General Sztarray, meist aus schwerer Cavallerie bestehend, gegen die Schweiz wandte, gieng eine französische Heeresabtheilung am 26. Aug. bei Mannheim über den Rhein und rückte schnell gegen Heilbronn vor, wo ein Bataillon Würzburger Infanterie (über 1000 Mann stark),und eine Abtheilung östreichischer Cürassiere und Husaren lagen. Es war am 28. Aug. gerade Krämer- und Roßmarkt aus dem Schießplatze (der Rindviehmarkt war wegen der Viehseuche abbestellt worden), als sich aus einmal Vormittags das Gerücht vom Anrücken der^Franzosen verbreitete. Da entstand eine beispiellose Verwirrung. Die Krämer packten eiligst ein; die Obsthändler stürzten ihre Körbe um, um desto leichter sortzukommen; das Zugvieh wurde mit Schreien und Schlagen sortgetrieben. Die Fremden, worunter natürlich auch Viele von Weinsberg, drängten sich durch die damals sehr enge Thore hinaus und brachten die Schreckensbotschaft mit in ihre Heimath. Die Einwohner von Heilbronn flüchteten in ihre Häuser und verschleßen alle Läden und Thüren. Die ausgeschickten östreichischen Husaren zogen sich nach kurzem Plänkeln in die Stadt zurück. Die Würzburger Infanterie gerieth so in Angst, daß ihr Commandant es nicht wagen konnte, sie dem Feinde entgegenzuführen. Unter dem Gespött der Czeckler, die sie »Herrgottssoldaten» nannten, marschirten sie eiligst ab. Der östreichischen Cavallerie, die sich von der Infanterie verlassen sab, blieb nun nichts übrig, als die Stadt ebenfalls zu räumen, woraus General Ney mit seinem kleinen sliegenden Corps, aus elsässischen blauen Husaren, Grenadieren und Voltigeurs bestehend, Mittags zwischen 11—12 Uhr vor dem Brückenthor erschien und überrascht, daß man das Thor sogleich öffnete, vorsichtig und einen Hinterhalt sürchtend, in ganz kleinen Abtheilungen mit gespanntem Hahnen in die Stadt einzog. Ney quartierte sich im Gasthof zur Rose ein, legte 160 Grenadiere in die Schulen, die Ossieiere in Bürgerhäuser, und ließ seine Truppen an der Frankenbacher Höhe lagern. Nun gieng es an's Requiriren. Außer Unisormen, Schuhen, Weißzeug :e. für die Soldaten, mußten 130,000 Frks., dem General selbst 5000 Frks., seinem Kammerdiener 10, dem Commissä'r 16, dem Commandanten 15 Louisdor bezahlt werden. Daneben erlaubten sich die Soldaten alle möglichen Bedrückungen und Gewaltthaten gegen die Einwohner und ihre Wirthe. Weinsberg sah nur einzelne Vorposten, welche gegen die Nachhut der abziehenden Szeckler-Husaren durch die Stadt plänkelten, aber sich gleich wieder aus Heilbronn zurückzogen, da Ney schon nach 2 Tagen (am 30. August) wegen des Vorrückens der württembergischen Truppen bis Laus sen (4 Infanteriebataillons, 1 Detachement Chevaurlegers und 1 Batterie von 8 Dreipsündern) unerwartet schnell über Frankenbach und Fürfeld nach Kirchhard abmarschirt war, wo er 8 Tage mit seinem Corps stehen blieb und von dort aus andere Gemeinden in Contribution setzte. Am 7. September griff er, von Frankenbach über Böckingen ziehend, bei Nordheim undLauffen die Württemberger an, die sich mit den unter Oberst Wolsskehl stehenden Oestreichern und den obgedachten Würzburgern vereinigt hatten, wurde aber tapser von ihnen empfangen und zog sich nach kurzem Gefecht wieder zurück, Heilbronn zum zweitenmal heimsuchend, wo er zum zweitenmale eine Contribution von 100,000 Fres. in Geld, 5000 Ellen seine Tücher, 5000 Ellen Leinwand, 4000 Pfd. Brod, 4000 Pfd. Fleisch, 4000 Ctr. Heu, 4000 Rationen Haber, 50 Reit- und 100 Zugpserde binnen 24 Stun- den verlangte; sonst lasse er 8000 Mann einmarschiren. Aus die Gegenvorstellungen des Senats wurden 9 der ersten Bürger um Mitternacht mit 1Ossieier und 14 Mann in ihren Häusern abgeholt und als Geisel in einem Zimmer der Rose festgehalten mit der Bedrohung, wenn die ganze Requisition nicht bis Morgen geliefert sei, sie nach Landau abzuführen. Endlich hatte man 35,000 Frks. theils haar, theils in Silbergeschirren («, 1 fl. 12 kr. per Loth), theils mit Wechseln aus Mannheim, Straßburg und Frankfurt beisammen. Den Adjutanten und Ossieieren mußten überdies) gegen 400 Ellen blaues Tuch zu Röcken und Mänteln und dem General Ney 2 Zugpserde nebst einer Chaise geliefert werden. Was diesen williger machte, sich statt der verlangten 100,000 Franks mit 35,000 Frks. zu begnügen, war die in der Nacht vom 7/8. Sept. erhaltene Nachricht von dem Heranrücken des ans der Schweiz herbeieilenden Erzherzogs Carl, vor welchem er zurückweichen mußte und deßhalb in der Nacht vom 7/8. Septbr über Neckarsulm und Kochendors, andererseits über Fürfeld und Sinzheim Heidelberg zu abmarschirte, wobei überall noch so viel als möglich erpreßt wurde; so in Kochendors gegen 3 Geisel 1500 fl., in Bonfeld gegen 1 Geisel 440 sb. Zu Nord he im wurden viele Häuser geplündert und die Einwohner mißhandelt. Als hier die Reihe auch an das Pfarrhaus kam, und die Plünderer Alles, was Werth hatte, zusammenzurassen ansiengen, that Pfarrer Hof er ganz dasselbe und plünderte für sich selbst; welcher originelle Einfall den Franzosen so wohl gesiel, daß sie lachend dem Pfarrherrn Alles ließen, was er einmal weggenommen hatte*). Der Erzherzog tras am 11. September in Baihingen ein, entsetzte hieraus das schwerbedrängte Philippsburg, stürmte am 18. das verschanzte Lager der Franzosen bei Mannheim, drang mit diesen in Mannheim ein und jagte sie wieder über den Rhein; wobei sich die durch das Zusammenschießen der Schissbrücke abgeschnittenen 1800 Mann mit 2 Generalen, 65 Ossizieren und 23 Kanonen sammt vieler Bagage ergeben mußten. Von diesen Gesangenen kamen schon am 20. Sept. die 65 Ossieiere und am 22. September 1600 Soldaten nach Heilbronn zurück, worunter Viele, welche wenige Tage zuvor die Städter mit Siegesübermuth geplagt hatten. Doch hatten die Heilbronner Achtung vor dem Unglück und ein Knabe, der aus Franzosenhaß vor einem solchen Gesangenen ausspuckte, wurde sogar in der Schule dasür gezüchtiget. — So nahe dießmal das Ungewitter Weinsberg gestanden war, so kam . die Stadt doch mit dem aus dem Heilbronner Markt am 28. August geholten Schrecken und einer leichten Vorpostenplänkelei durch die Hauptstraße (s. oben) davon, da der Verlaus ein so rascher war, und da die Franzosen sich beidemale nur 2 Tage in Heilbronn oder jenseits Heilbronn ausgehalten hatten, so daß der besürchtete seind-

  • ) Titot, Veiträge :e, S. 47. Wer den Franzosen zum Lachen bringen kann, hat ihn gewonnen. Es mahnt dieß übrigens an eine andere Plünderungsgeschichte in Schwaben, wo ein gutmüthiger Republikaner den stumm und betrübt dem Plündern zusehenden Hausvater selbst freundlich einlud: »Bauer, gripp an mit!"

liche Besuch unterblieb. Dagegen war im September dieses Jahres bereits Ordre gegeben, das königl. kaisert. östreichische Hauptfeldfpital wieder hier einzurichten. Der k. k. Spitalverwalter Glöckner, der Regimentsarzt und der Spital- eommandant trugen aber, nach genommenem Augenschein, Vieles zur Abwendung bei und änderten das schon anbefohlene Einrücken des Spitalperfonals und der Spital- requifiten ab. Der östreichische Feldfpital wurde ohnehin plötzlich nach Rottenburg am Neckar zurückgezogen, weßwegen das schon beschlossene Weinpräfent an obige Perfonen von je 1 Dutzend Bonteillen unterblieb. — Aber die Niederlage des ruffischen Generats Korfakow bei Zürich (25. September) nöthigte den Erzherzog Carl, von Mannheim wieder der Schweiz zuzuziehen mit Hinterlassung eines schwa- chen Beobachtungseorps unter General Fürften von Schwarzenberg. Diesen Abzug benützte der französische General Leeourbe, am 4. Okt. über den Rhein zu gehen, das Schwarzenberg'sche Corps zurückzudrängen, Mannheim und Heidelberg zu besetzen, Philippsburg zu blockiren und den General Ney wieder mit 6000 Mann gegen Württemberg vorzuschicken, um die östreichischen Magazine zu zerstören, Württemberg zu brandschatzen und das öftreichische Heer in Oberschwaben in seinem Rücken zu bedrohen. Ney's Colonne rückte am 31. Oktober von Fürfeld her (zum drittenmal in diesem Jahr) in Heilbronn ein, während viele Einwohner gerade mit der Weinlese beschäftigt waren. Abermals wurde fogleich eine Contribnticn von 150,000 Frs. und vielen Naturalien verlangt; abermals 12 Kaufleute als Geifel ausgehoben und in einem Zimmer des Gasthofs zum Falken eingesterrt. Die Contribution wurde aber von dem eommandirenden Brigadegeneral Rouyes endlich auf 10,000 Franks, ermäßigt, weil sich die Franzofen abermals nicht lange hier behaupten konnten und Ronyes auf die Nachricht von Ney's Unterliegen und Rückzug in der Nacht vom 3/4. November abmarschiren mußte. Ney war nämlich bereits an die Enz bei Bie- tigheim vorgedrungen, als sich ihm die Oestreicher unter dem Prinzen von Hohen- lohe-Waldenburg-Bartenstein (demselben, der früher eines der Regimenter Hohenlohe bei dem Conds'schen Corps eommandirte) mit den württembergischen Hülfstruppen unter den Generalen von Phull und v. Seeger entgegensetzten und ihm am 3. November bei Löchgau, Erligheim und Bönnigheim ein Treffen lieferten, in dessen Folge Ney (und der von ihm durch das Bottwarthal gegen Ludwigsburg detaschirte General-Adjutant Ruffin) mit großem Verlust gegen den Rhein fliehen mußten. Während die Franzofen bei diesem letzten, dritten Einfall Heilbronn schonender behandelten als früher, suchten sie um so mehr die benachbarten Orte, Neckarfulm, Wimpfen, Veilstein, Oberstenfeld, Großbottwar, Lauffen heim. Aus beiden letzteren Städten schleppten sie Geifel mit sich fort, bis diese von ihren Gemeinden mit Geld ausgelöst wnrden. Das Bottwarthal lag ihnen — auf dem Zuge Ruffins gegen Ludwigsburg, wo er sich mit Ney wieder vereinigen wollte — auf dem Wege. Weinsberg war feitwärts gegen Franken und außerhalb ihres Strebeziels, das diesesmal im Herzen von Württemberg lag. So hieng bei dieser, von jeher gefährlichen Nachbarschaft das Damoklesschwerdt mit allen seinen Schrecken dreimal über dem Scheitel von Weinsberg, ohne verderbend niederzufallen. Doch wurden, außer der täglichen Angst, die Rückwirkungen, wie oben bemerkt, mehr oder weniger fühlbar. — Noch im November dieses Jahres, wo der französische General Leeourbe mit Verstärkangen die Oestreicher unter 'Prinz Carl von Lothringen bei Bruchfal zurückdrängte und Ney fechtend nach Sinzheim und Eppingen zog, drohte die Gefahr eines vierten Einfalls. Aber der östreichische

Feldmarschalllieutenant Graf Sztarrai rückte von Oberschwaben mit einem starken Corps den Franzofen entgegen und schlug sie in den Gefechten bei Sinzheim und Nußloch (2. und 3. Dee.), von wo der Kanonendonner schreckend herüberscholl, so daß Württemberg von der Gefahr einer feindlichen Besetzung am Schluß des Jahrhunderts abermals befreit wurde. Seit dem 5. Nov. hatten die Oeftreicher Heilbronn wieder in Besitz genommen, wobei ein Commando Szecklerhufaren 12 Tage zu Weinsberg auf Vorposten lag. Die Stadt Heilbronn hatte die Magazine derselben zu füllen, ihre Kranke und Bleffirte zu pflegen und zum Schleifen der Festungswerke von Mannheim 50—ION Handarbeiter zu stellen. Dee. 7. Abds. und 8. Einrücken eines fogen. Affistenz- eommandos von k. k. Cürassieren in Weinsberg behufs der Einlieferung des neulich angesetzten Mehls und Fonrage nach Cannstadt, welches sich als Ereeutionseommando betrachtet. —Dee. Einführung der Sonntagsschulen auch im Winter. Heizung und 1 fl. Zulage für den Lehrer von der Stadt beschlossen. — Dee. Starke Spuren von der Viehfeuche (Uebergalle). Obrigkeitliche Maßregeln. Unkoften davon noch im August folg. Js. deeretirt. Vom Dee. dfs. Js. bis Mai folg. Js. hatte Weinsberg Standquartier von ohgedachten Kaisereüraffiren. — Jahrgang: Schnee und Frost noch im April. Sommer naßkalt mit wenig heißen Tagen. Der Herbst d. Is. gab nicht sehr vielen und sehr schlechten Wein. Weinrechn. hier: 38 fl. Sonstiger Preis 44 fl. Beffer geriethen Frucht und Obst. Brodtaxe: 8 Pfd. Mai 22 kr., Juni 28 und 30 kr., Juli 28 kr., erst im December fallend auf 26 kr. .

s ^. s

Im Laufe dieses denkwürdigen 18. Jahrhunderts lebten zu Weinsberg nach den noch vorhandenen Grabsteinen: als Obervogt in den drei Städten und Aemtern Neuenstadt, Weinsberg und Möckmühl: Herkules Felir v. Bidenbach von Treufels, fürstl. württemb. Oberst, Herr zu Osweil (inftallirt 31. Auguft 1744), f 25. April 1747 auf dem Weißenhof (Grabstein im Chor); als Stadt- und Amtsvogt: Ferdinand Conrad Hochstetter, geboren 1692, 1- 1751; als Vogt, nunmehr seit 1755 Oberamtmann: Carl Ludwig Malblank, geb. in Stuttgart 1708, f 1785, (Grabstein im Chor.) Nach Kirchenbuch: »vir inßsnio, eruäitione, worum «uavitate et »niini Iiber»litkt« »ä »Uorum u«^uo inviäium pi'»s»t»n»." Als Speeial- Superintendent und Stadtpfarrer: ül. Jofeph Malblank, f 1727, 16. Ferd. Christ. Steinhofer, f 1761, f. das Verz. der Geistlichen; als Stadt- und Amtsschr eiber: Johann Eberhard Renz, geb. 1708, 1- 1786; als Kellereigegenschreiber und Amtsbürgermeister: Georg Jakob Kümmerlin, geb. 1708, f 1742; als Amtsbürger meist er, zugleich Hauptzoller, Hofkammerrath, Landschaftsmitglied: Johann Dan. Ziegler, geb. 1710, f 1767; als Verwalter des Stifts Obersten- feld: Georg Friedr. Mofer, geb. 1713, 1- 1750; als Bürgermeister und zugleich Apotheker: Johann Georg Werner (nach Epitaph, fr. Frau. Jahr fehlt); als Ge- richtsherren: Johann Michael Reyscher, geb. 1654, f 1726, Johann Friedrich Auer um 1733, Johann Friedrich Scheuermann, zugleich Handelsmann, f 1735, alt 44 Jahre; Johann Renner, zugleich Sonnenwirth, geb. 1716, f 1776.

Nach den Kirchenbüchern und anderen Nachrichten waren in diesem 18. Jahrhundert evangel. Stadtpfarrer, von 1710 zugl. Speeialfuperintendenten: (Ueber ihre frühere Anstellung f. unten Reihenfolge «.) 1) U. Joh. David Hermann, 1703—10, Speeial 1710—14, im Chor der Kirche nach Grabstein begraben 1714; 2) Jofeph Malblank. 1714-27, stoben; 3) U. Friedr. Wilhelm Schmid, 1727—42, f hier 1742; 4) Kl. Philipp Gottfried Faber, 1742-52, verschwindet

1752, scheint anderswo rndedonirt gestorben zu sein; 5) U. Friedr. Christoph Oetin- ger 1752-59, der Theo so ph, kam von hier 1759 als Superintendent nach Herrenberg und starb 1782 zu Murrhard, wo er von 1765 an Abt (Prälat) gewesen war; 8) U. Friedrich Christian Steinhofer 1759—61, f hier 11. Febr. 1761. 7) >l. Sirt Jakob Kapf, 1761-70, f hier 24. August 1770; 8) >l. Johann Albrecht Klüpfel, 1770-95, f hier 10. Mai 1795; 9) Kl. Philipp Christian Gratianus, 1795—99, f hier 6. Januar 1799; 10) Kl. Franz Christ. Neuff er, 1799-1812 (war vorher Diaconus allhier, 1786—99).

Diacone waren zu Anfang des Jahrhunderts bis 1708: Reinfelder, f. oben 1707 unter den Abgebrannten. Dann: Kl. Johann Thomas Friedrich Schütz, 1708 bis 1727; Kl. Georg Friedrich Hopfer, 1727—40; «.Wilhelm Bernhard Christlieb 1740—52; Kl. Johann Friedrich Baumann, 1752-86 (Viear bei diesem war Kl. Stang 1770, welcher nach dem Tode des Decans Kapf 1770 mit Baumann die Amtsverweserei hatte); il. Franz Christian Neuffer, 1786—99, f. oben Nr. 10; >1. Christian Friedrich Benjamin Bischer 1799—1806.

Präeeptoren waren in diesem Jahrhundert zu Anfang: Johann Paul Kraft »eouml» vir«; nach ihm noch 7: Frank; «. Weiß; Speidel; Kl. Oeffinger; Holland; Benz; Kl. Joh. Georg Adam Müller. 1796-1802.

Collaboratoren: von Druckenmüller an (abgebrannt 1707) noch Th. Wagner; Schwan; Lautenschläger; Röcker, 1785—1814. Letzterer zugleich von 1797 an Lehrer der deutschen Knaben.

Stadt- und Amtsphyfikus: Liesching von 1759—62. Nach ihm »le6. I^io. Harsch von Kirchheim bis 1806.

Von anderen weltlichen Beamten finden sich in den Kirchenbüchernetc.: Als Obervogt: Baron von Spitznas, Kammerherr, Oberst, Commandant des schwäbischen Kreisinfanterieregiments, siehe oben 1747, der letzte Obervogt; als Bogt: Johann Conrad Stigl er, ^ur. utr. I,!e., gestorben 30. Oktober 1706, Zur Zeit des großen Brandes 1707; Ri,tter von 1707—37 (Stadtraths-Protokolle); nach obenged. Grabmonument und Stadtrathsprotokoll: Hochste tter von 1737—51, f hier 1751; von 1751—85 Malblank, f hier 1785 (feit 1755 statt »Vogt" Oberamtmann genannt), Vater des bekannten Professors der Rechte Dr. Malblank; von 1785 an 24 Jahre bis 1809: Oberamtmann Hofrath Fetz er, in den 1790er Jahren zugleich geistlicher Verwalter; als Stadt- und Amtsschreiber: Senkeifen 1762 (Stadtr.Prot.) neben dem bisherigen Renz, f. oben Grabstein; als Spitalhausmeister: Leonhard Kistner, 1759; als Keller: Carl Hofmann, Kammerrath, f 1714, Stifter des Abendmahlskelches nach Inschrist daran; Ludwig Friedrich von Ollnhausen, herzogl. Amtskeller, 1- 20. Dee. 1782; als geistl. Verwalter: Rentkammerrath Oesterlen um 1750 (wahrscheinlich Verfasser der Weinsberger Reimchronik (f. ob. 1758); als Apotheker: Dietrich Haffe, 1735, der Stifter einer großen Abendmahlskanne, nach Inschrift tzaran.

Als deutsche Schulmeister finden sich in den Kirchenbüchern und anderen Registern: Buhl, hier im December 1708; Wagner, Februar 1714 und noch März 1731, 1- 8. August 1732, eaffirt, stockblind, in bitterster Armuth; Lautenschläger, eop. 20. Nov. 1731,resignirt im Herbst 1774; Valet, eop. 8. Oet. 1774 mit der Tochter seines Vorgängers; Weiß, eop. 3. Juli 1796, f 25. Nov. 1818.

1800. Im März. Starke Nalurallieferung an Mehl, Haber und Heu in die kais. lon. Magazine zu Bruchsal und Cannstadt. so6. müssen 10 Mann Handlanger zum Ausund Abladen bei dem kaiserlichen Magazin in Heilbronn — unter angedrohter Militärexeerchon gestellt werden gegen täglich 24 kr. per Mann. Kosten für Stadt und Amt durch Zulage 109 fl. 21 kr. und Verlust an den erhaltenen Vankozetteln 5 fl. 53 kr. —April d. 28. Beschluß: den alten Spital zu verkaufen. Anschlag 1500 fl. Vorbehalt: die Weingesälle des Spitals im dortigen Keller auszuheben; die dortige Kelter nicht eingehen zu lassenetc. Verkauf den 5. Mai mit den Hospitalweinbergen an Leonhard Carl Lauer, Vater und Sohn, welche später (1805) eine halbe Stallung sammt Ueberbau an der Wette im Spitalhose, so jetzo zu einer Wohnung eingerichtet, nebst Dunggrube und Hofraite an der Eich (Spitalbrunnen) an J. G. Eisenmann und Joh. Hieber verkaufen, eo6. Das Oberamt läßt zu einer Exeeution bei Felddiebstahl einen Malesizstein statt eines Prangers, an das Rathhaus machen, dessen Kosten, nach Abweisung von Seiten des Magistrats, der herzogliche Fiseus übernimmt. August. Das obere Thorhäuslein mußte wegen des dahin gesetzten Mall'schen Hauses um 25" vorwärts gewälzt werden. Kosten 17 fl. — Während Bonaparte, nun erster Consul, über die Alpen nach Italien zog, gieng Moreau im April d. Js. mit 100,000 Mann aus 6 Punkten über den Rhein gegen Deutschland und trieb die mit den Bayern, Württembergern und Mainzern verbundenen Oestreicher durch mehrere glückliche Gefechte bei Engen, Stockach und Mößkirch 3. und 5. Mai, bei Biberach und Memmingen 9. und 10. Mai, und zum zweitenmal bei Biberach gegen General Kray, 5. Juni, vom Schwarzwald bis nach Bayern zurück. Vom kais. Magazin in Heilbronn wurden 500 Ctr. Heu hieher geflüchtet, welche die Stadt aus ihre Kosten abholen und ausbewahren mußte. Nach der Schlacht von Biberach mußten sich die Württemberg er gegen Blanbe uren zurückziehen, von wo sie durch ein Gefecht mit den Franzosen nach Günzburg, Höchstädt, und von da durch das unglückliche Treffen vom 19. Juni bis Ingolstadt zurückgedrängt wurden, von wo sie sich mit den Qest- reichern nach Oestreich zurückzogen. Während dessen überschwemmten die Franzosen mit einer Heeresabtheilung auch Württemberg und schrieben eine Brandschatzung von 6 Millionen Frs. aus, an welcher Stadt und Amt Weinsberg im August innerhalb 12 Tagen 20,750 fl. abschläglich einzusenden hatte. Vom August an, wo ein neues Corps unter dem Divisionsgeneral Colleaud vom Rhein her gegen Heilbronn zog, hatte diese benachbarte Reichsstadt und mit ihr jetzt auch Weinsberg, nachdem am 30. September noch das k. k. Graf Mikrische Streiseorps durchgezogen war und starke Vorspann in Anspruch genommen hatte, französische Besatzung und besonders vom 5. bis "7. September, Quartier und Durchzüge bis zum, Frieden. Im Oetober lag hier französische Artillerie 5 onev»! in Cantonirung, für welche 600 Schffl. Haber, 600 Ctr. Heu, 2400 Ctr. Stroh umgelegt wurden. Viele Verdienste erwarb sich dabei um die Stadt der der französischen Sprache ganz mächtige vormalige Prinz Conds'sche Kapellmeister Ehrenfeld. Und wenn auch von den Franzosen da, wo keine Gefechte vorsielen, nicht gesengt, gebrannt und geplündert wurde, wie im vorigen Jahrhundert, so wußten es doch die Einquartierten durch Requisitionen und Ansorderungen und Erpressungen aller Art sühlbar genug zu machen, daß sie in Feindesland standen,

Jahrgang: Sommer ausgezeichnet trocken und heiß. Futtermangel. Heuauskauf für die Franzosen um 313 fl. Der Herbst d. Js. gab nicht viel, aber guten Wein. Weinrechnung 77 fl. Sonstiger Preis 84 fl. Niederste Temperatur im Januar —16,°, höchste im August ->- 26,». Eistage mit 0 und —0 hatte der Jahrgang 65, Sommertage mit -1- 20 und darüber 57. Brodtaxe: Januar 24 kr., April 22 kr., Mai 20 kr., Juli 20 kr., September 18 kr., November 16 kr.

Nach einem 45tägigen Waffenstillstande richtete Moreau bei Hohenlinden, 3. Dezember — in welcher Schlacht König Wilhelm, damals Erbprinz von Württemberg als Freiwilliger unter der Fahne des öftreichischen Erzherzogs Johann mitfocht — das östreichische Heer zu Grunde, so daß es in wilder Auflösung in's Innere des eigenen Staates floh, nachdem es 7000 Todte auf dem beschneiten Schlachtfelde liegen gelassen und 11,000 Mann an Gefangenen verloren hatte. Drei Wochen nach diesem Siege stand Moreau nur noch 20 Stunden von Wien, während das zweite Heer von Italien her andrängte. Oestreich fah sich, da auch Erzherzog Carl die Unmöglichkeit ferneren Widerstandes erkannte, zu Unterhandlungen gezwungen, in deren Folge ein Waffenftillstand zu Steyer (25. Dez.) und mit dem Kaiser

1801 am 9. Febr. der Friede zu Luneville, zugleich im Namen des deutschen Reiches zu Stande kam. Hierdurch wurde zwar dem Blutvergießen, aber noch lange nicht den Bedrückungen der langfam zurückziehenden Sieger Einhalt ge- than. Im Januar lagen noch 2 Compagnieen der 95. franzöfischen Halbbri gade hier in Cantonirung. Wegen einer Rauferei mit einem französischen Soldaten dieses Corps wurde ein Bürger vom Oberamt in den fogen. Malefizthurm auf dem oberen Thor eingefteckt, der bei dieser Gelegenheit für ein bürgerliches (nicht infamirendes) Gefängniß erklärt wurde. Die Durchzüge begannen zu Weinsberg zu Ende März dfs. Js, Am 24. März war viele Artillerie und Munition über Oehringen und Neuenstadt gegen Heilbronn gezogen. Dieser folgten am 30. März über Weinsberg 4 Compagnieen der 89. Halbbrigade nebst vielem Fuhrwesen, am 1. April etliche Compagnieen der 53. Halbbrigade. Vom 15. April an rückte die 10. Halbbrigade leichter Infanterie von der Division Molitor unter General Hndelats Befehl, von Füffen und Kempten her, größtentheils durch Stadt und Amt Weinsberg nach Heilbronn und Mannheim und dort über den Rhein. Charakteristisch ist, daß am 16. April statt des angefagten Stabs des 1. Bataillons dieser Halbbrigade mit 5 Compagnieen Lliassour» » pisä nach magistratischer Verhandlung mit dem quartiermachenden Adjutanten und Bezahlung von 6 Lonisdors an ihn und dessen Bataillonschef kein Stab und nur 2 Compagnieen nach Weinsberg kamen. Vom 20. bis 23. April lag dasjenige Bataillon der 84. Halbbrigade, welches im J. 1796 unter General St, Cyr Stuttgart besetzt hatte, in Weinsberg und den nächsten Dörfern im Quartier und marschirte von da heimwärts dem Rheine zu. Der Zahlungen an der Landeseontribution und der Requisitionen von den heimwärts marschirenden franzöfischen Truppen (auch nach geschlossenem Frieden) war kein Ende. Stadt und Amt Weinsberg traf im Aug. eine Umlage von 83,000 fl. an Kriegskoften und 40,000 fl. an Kriegsschulden. Aufrechterhaltung der Mannszucht oder Quartiererleichterung (wie oben) mußte gar oft mit Geschenken an die Commandirenden erkauft werden. Besonders drückend waren die geforderten Vorfpannen, welche oft auf 12—20 Stunden gewaltfam mit fortgeschleppt wurden, so daß mancher Vorfpanner am Ende lieber sein Gefpann zurückließ und sich heimftahl. Heilbronn blieb noch das ganze Jahr hindurch von Franzofen besetzt. Am 11. Mai kehrten die württ. Truppen unter General v. Hügel nach Stuttgart zurück und bezogen ihre Garnisonen. 2 Tage darauf (13. Mai) kehrte der Herzog von Erlangen nach Ludwigsburg zurück. — Im Frühjahr d. J. bösartige Masernepidemie. — Am 25. Mai wurde im ganzen Laude eine Friedens feier veranstaltet und dabei zum Predigttext gegeben Ps. 147, 1—3. Hier wurde zur Festfeier in dem Spitalgarten vor dem obern Thore eine allgemeine Volkslustbarkeit gehalten, Sitze und Tische daselbst ausgeschlagen, Brod und Trunk gegeben, und die Kosten derselben übernahm die Stadtkasse.

Jrrungen zwischen dem Herzog und den Landständen wegen Theilnahme des Herzogs an der französischen Kriegsschatzung.

Juni. Vor dem oberen Thore stand ein städtisches Pfahlmagazin, woran die Palisaden in diesem Monat reparirt werden. — Im Juli gründliche Reparatur des unteren Thorbrunnens. — Im Sept. gründliche Reparatur der Orgel. eo6. Durchreise Herzogs Friedrich II. mit dem Erbprinzen zu einem eingerichteten Jagen bei Kochersteinsfeld. Ehrenpsorte, Musik, Frühstück, Kosten 213 fl. 4 kr. — Im Nov. Viehwaiden gänzlich verboten, aus eigenen, wie aus fremden Gütern.

Jahrgang: Milder Winter. Frühling, außer den letzten Apriltagen, warm. Sommer ziemlich heiß und trocken, mit einigen verderblichen Hagelwettern. Brod- taxe: Jan. 15 kr., April 14kr,, Juni 13 kr., Juli14kr., Nov. 16 kr., Dee. 18kr. Der Herbst d. J. gab zwar sehr vielen, aber der Qualität nach sehr mittelmäßigen Wein. Weinrechnung v. 29. Nov. 40 fl. Preis pr. Eim. 54 fl. 1 Heilbronner Fuder (— 2'/« Eim. 8 Maas württ.) 86—90 fl. Höchste Temperatur im Juli -!- 27°, tiesste im Febr. und Dee. — 9°. Sommertage 37, Eistage 33.

1802 war endlich einmal wieder ein Jahr der Ruhe und Erholung von langen Kriegsbedrängnissen, nachdem am 27. März d. J. noch ein besonderer Friedensvertrag zwischen Frankreich und Württemberg zu Paris abgeschlossen war, nach welchem Würtemberg sürMömpelgard und die aus französischem Boden gelegenen Herrschaften ansehnlich entschädigt wurde.

Zu diesen Entschädigungen gehörte auch die benachbarte bisherige Reichsstadt Heilbronn, welche am 9. Sept. d. J. — wie Eßlingen, Reutlingen, Weil, Gmünd, Giengen, Aalen und' Hall — vom Herzog militärisch besetzt wurde, noch ehe der Reichsdeputationsschluß von Regensburg (25. Febr. folgenden Jahrs) erfolgt war.

So war denn Weinsberg mit der Reichsstadt Heilbronn, mit welcher es in reichsstädtischer Zeit manche kleine Späne gehabt hatte, unter Einem Landesherrn vereiniget. Doch wurden die neuerworbenen Besitzungen dem alten Lande nicht einverleibt, sondern unter dem Namen Neu-Württemberg zu einem besonderen, vom alten Herzogthum und seiner Verfassung völlig geschiedenen Staate, unter einer besonderen Regierung, welche ihren Sitz in Ellwangen hatte, verbunden; s. unten Churfürstenthum. 1803.

Juli. Beschluß, den oberen Stadtgraben (d. i. von der Stadtmühle an) abgehen zu lassen und dasür einen 20' breiten Graben bis zur Linde zu ziehen — den Arbeitern aber dazu die vorräthige Stadtstiefel zu geben.

so6. m. Einrichtung eines bürgerlichen Gesängnisses bei dem vorhabenden Thor- und Wachthausban vor dem unteren Thor (Antrag des O.A.M. Fetzer). Kosten 318 fl., Rentkammerbeitrag 230 fl.

Oetober. Rohrbrunnen am Adler mit Wasserreservoir errichtet.

Zur Partie.Geschichte der Stadt gehört noch das Aussehen, welches am 13. Nov. d. J. der Selbstmord des schon betagten Regimentsquartiermeisters und Hauptmanns bei dem Besitznehmungseorps von Heilbronn Beutel verursachte, der sich im Walde am Galgenberg mit einer, mit Pfosten so voll geladenen Pistole er- schoß, daß diese zerfprang und der Schuß ihm den ganzen Kopf zerschmetterte.

Nov. Tod Präeeptors >I. Müller; Kl. Becher von Eßlingen Nachfolger.

Der Herbst dieses Jahres gab sehr vielen und guten Wein. Weinrechnung von Weinsberg v. 29. Nov. 42 fl. pr. Eim. Das Heilbronner Fnder (— 2'/2-E!m. Wilrttemb.) galt 200 bis 204 fl. Aber auch das Malter Korn (--- mehr als 7 Sri. Württemb.) kam im Oetober auf 12 fl. Dinkel auf 7 fl. 6 kr., Haber auf 4 fl.

Auf ziemlich strenge Kälte folgte am 20. Febr. Thauwetter mit Austreten der Gewässer. Sonnner heiß mit vielen Gewittern. Obstertrag mittelmäßig. Getraideerndte vorzüglich. Brodtaxe: März 19 kr., April 20 kr., Mai 21 kr., Juni 24-26 kr., Juli 28 kr., Auguft 26 kr., September 29 kr.

Höchfte Temperatur im Auguft ->- 28°, tiefste im Januar — 20°. Sommertage 78, Eistage 49.

Weinsberg unter chnrfürstl. umrttemb. Regierung 1803—06.

1803. Durch den Reichsdeputationsschluß vom 25. Febr. d. J. wurde det Herzog von Württemberg zum Churfürsten des Reichs erhoben (wie auch Salzburg, Heffen-Caffel und Baden). Sie kamen aber niemalen in den Fall, ihr Churrecht zu üben, da das deutsche Reich schon 3 Jahre später — Aug. 1806 — nach beinahe eintaufendjährigem Bestand (von 843 bis 1806) zusammenstürzte. Die neue Würde wurde am 4. April d. J. dem Lande bekannt gemacht und eine allgemeine Feier dieser Begebenheit unterm 30. April angeordnet. Am 6. Mai Vorm. vor der Kirche Versammlung der Bürgerschaft auf dem Rathhaus. Rede des Oberamtmanns. Verlefung des churfürstlichen Manifestes. Huldigung der jungen Mannschaft.

Außer obgenannten Reichsstädten erhielt Württemberg durch diesen Reichsdeputationsschluß auch das benachbarte Stift Oberstenfeld, welches bisher einen eigenen Pfleger in Weinsberg gehabt hatte. Die Verwaltung wurde mit der churfürstlichen Kellerei verbunden. . . .

Frühjahr: bedeutende Vergrößerung des städtischen Schaafhaufes durch 50" langen, 33" breiten Anbau.

Im Juni d. J. wurde der Abbruch des Ueberbaus auf der Stadtmauer (bedeckten Ganges), wo er noch stand, beschlossen. Holz und Ziegel von diesem Abbruch wurden zu Erbauung einer Brechhütte mit 2 Dörröfen vor dem unteren Thor hinter der Linde verwendet. (Längst wieder abgebrochen und nun auf der Bleiche errichtet.)

«oci. m. Juni 1803 wurde auf Antrag des thätigen Oberamtmanns Fetzer die Errichtung des Marktbrunnens beschlossen, Major Duttenhofer zu einem Gutachten beschieden, und seinem Rathe gemäß bestimmt, die Quelle des Stämmlensbrunnen an den Brunnen beim Adler und von da durch die mittlere Gaffe in eifernen Deicheln zum Marktbrunnen zu führen. Ein eiferner Brunnenkasten und Stock wurde in Königsbronn bestellt mit Kosten von 1147 fl., Kitt 188 fl., eiferne Deichel 1100 fl. Die Ausführung wurde auf's Frühjahr 1804 verschoben. - .

Im September erstmalige Anschaffung eines Trauerwagens (Chaisengestell) pr. 40 fl.

4. Oet. Trauung des Stabsamtmanns Fetzer von Plochingen, nachmals Came

ralverwalters — Quieseenten in Weinsberg — mit der Tochter des Oberamtmanns Hofraths Fetzer.

Jahrgang: Schneereicher, nicht besonders kalter Winter; anhaltend warmer Sommer mit häufigen Gewittern. Höchste Temperatur im August -^ 27 °, Sommer- tage 61. Niederste im Februar — 15°; Eistage 50. Schädlicher Nachtsrost im September. Herbstertrag gering, Qualität mittelmäßig. Weinrechnung 52 fl. Getraide wuchs nicht so ergiebig, wie im vor. J. Brodtaxe: Jan. 26 kr., Febr. 24 kr., März 25 kr., April 26 kr., Juni 24 kr.. Aug. 20 kr., September bis December 19 kr.

1804 wanderten 3 Bürgersfamilien in das rauhe Podolien aus, ohne an den Abstand seines Clima's und seiner Cultur von der schonen Gegend um Weinsberg zu denken, um welcher willen von jeher manche Adeliche und reiche Privatleute Weinsberg zu ihrem Wohnort wählten. Noch in diesem Jahre wohnte ein Fräulein Juliane Sabine von Degenfeld-Neuhaus hier. Auch die Armuth war nicht der Grund dieser Auswanderung, weungleich die Lasten eines langen vorangegangenen Krieges den Wohlstand sehr herabgedrückt hatten. Denn aus Stadt und Amt Weinsberg erhielt die abgebrannte Stadt Tuttlingen neben mehreren Naturalien an baarem Geld eine Beisteuer von 705 fl. Mehrere der zur Auswanderung Entschlossenen kam übrigens die Reue wieder an und sie suchten und erhielten neue Bürgerannahme.

Am 18. Mai d. J. hatte sich der erste Consul Bonaparte unter dem Namen Napoleon die Kaiserkrone von Frankreich ausgesetzt und sich am 2. Dee. d. I. von Pabst Pins VlI. salben lassen. — Der Krieg zwischen England und Frankreich hatte schon seit dem 18. Mai vor. J. wieder begonnen, und nun ward auch ein Bündniß zwischen Schweden, England, Rußland und Oestreich gegen Frankreich geschlossen.

Jahrgang: Milder Januar und Februar, heißer Juni, Juli und September, Oetober feucht und kalt. Herbstertrag ziemlich reich, bei guter Qualität. Wein- rechnung 24 fl. Sonstiger Preis bis 29 fl. Hochste Temperatur im Juli -j- 27", Sommertage 60. Tiesste im März — 11°, Eistage 46. Brodtaxe: Febr. 18 kr., April 19 kr., Mai 18 kr., August 19 kr., Sept. und ss. 20 kr.

1805. Napoleon eilte von der Küste von Boulogne mit dem großen, zur Landung in England bestimmten Heere gegen das südliche Deutschland, erklärte dem bereits in Italien und Baiern eingerückten Oestreich den Krieg (1. Oet. 1805), überschwemmte Württemberg nach seinem Rheinübergang mit seinen Heeren, überraschte den Kurfürsten Friedrich in Ludwigsburg, 4. Oet., und nöthigte ihn mit einem »sür oder wider mich!" zu einer Allianz mit Frankreich und zur Stellung von 8 — 10,000 Mann, wie denn auch Bayern bereits aus seine Seite getreten war. Nach geschlossenem Bündniß zog das französische Heer durch das Fils- und Remsthal und von Heilbronn (wo aus dem Galgenberg bis gegen Neckarsulm ein paar Tage ein Lager war, in welches auch die Stadt Weinsberg Brod und Wein liefern mußte, während die als Borposten im jetzt Kerner'schen Garten liegen- den Chasseurs von der Stadt zu verpslegen waren), durch das Kocherthal (wobei der Durchzug durch Weinsberg ununterbrochen von Morgens 8 bis Abends 3 Uhr dauerte und alle Wassengattungen durchkamen) gegen Ulm, wo der östreichische Ober- feldherr Mack am 17. Oet. mit 25,000 Mann die Wassen streckte und von wo nur Erzherzog Ferdinand mit dem größten Theil der Reiterei nach Böhmen entkam. Etliche andere slüchtige Heerhausen unter Werneck und Jellachich geriethen ebenfalls in Gefangenschaft. 4 Abtheilungen gefangener Oestreicher zogen durch unsere Gegend nach Frankreich. Das württemb. Corps folgte den Franzofen auf ihrer Siegesbahn nach, ohne früher als bei Linz einen Feind anfichtig zu werden. Na- poleon aber rückte schon am 13. Nov. unaufhaltfam in Wien ein. Vergeblich war der Heranzug der Ruffen. Die Niederlage von Aufterlitz, 2. Dee., entschied das Schickfal des Feldzuges. 20,000 Gefangene zogen bald darauf durch unser Land nach Frankreich und verbreiteten peftartige Krankheiten. — Zahl der hier Geftorbenen J. 1805. 58, dagegen J. 1806. 76, worunter aber 50 Kinder an rothen Flecken oder Halsentzündung. — Am 26. Dee. d. J. wurde derFrieden zu Preßburg geschlossen. Württemberg erhielt einen Länderzuwachs von 105,157 Seelen. Bauten in d. Jahr 1805. Februar: Oberamtmann Fetzerträgt auf Erbauung von Scheuern an der unteren Stadtmauer an. — April: Abbruch des unteren, gefahrdrohenden Thorthurmes. eoä. Abbruch des Thurmes hinter der Stadt- schreiberei (Wolfthurmes) dem Stadtschreiber überlassen. eoä Schlossermeister Mall erhält zu einem Flügelbau unterhalb seines Haufes (f. 1799) eine Eiche. — Mai: Verkauf der städtischen Brennhütte vor dem unteren Thor, wo gegenüber dem Wachlhaufe Gerber Haug hinbaut. Einrichtung eines Waschhaufes im Säuthurme, wohin Waffer vom Brunnen in der unteren Gaffe geleitet wird. — August: Abbruch von 18—20' Stadtmauer gegen den Adler hinunter.

(Im Mai zeigten sich Spuren von Pferdefeuche, Rotzkrankheit.) Jahrgang: Später kalter Frühling, kühler Sommer. Herbstertrag sehr wenig und sauer in Folge wiederholten Frosts im Oetober. Höchste Temperatur im Juni -^ 25°, Sommertage nur 30. Tiefste im Januar — 13°, Eistage 58. Weinrechnung 12 fl. Brodtaxe: Jan. 21 kr., Febr. 22 kr., April 23—24 kr., Mai 26-28 kr., Aug. 31 kr., Ende 26 kr., Sept. 24 kr., Oet. 30 kr., Nov. 28 kr.

Weinsberg unter königl. württemb. Regierung von 1806 an.

1806. Vermöge des Staatsvertrags mit Frankreich vom 12. Dee. d. J. und der Anerkennung Oeftreichs im Preßburger Frieden nahm der Churfürst am 1. Jan. d. J. die Königswürde an und ließ diese Erhebung des Landes zu einem Königreich im ganzen Lande proelamiren.

Mit der Sonveränetätserklärung des Fürsten verlor Württemberg das theure Kleinod seiner ständischen Rechte und Freiheiten und gleich am 2. Jan. ward das Kirchengut eingezogen, in dessen Folge 1807 die hiesige geistliche Verwaltung aufgehoben und mit der Kellerei vereinigt wurde. Nach Aufhebung der Verfassung des alten Landes stand der Vereinigung von Alt- und Neu-Würt- temberg Nichts mehr im Wege, welche dann auch am 18. März ausgestrochen und am 1. Mai vollzogen wurde. Das Königreich wurde in 12 Kreife eingetheilt und erhielt in jedem Kreis einen adeligen Kreishauptmann mit einem rechtskundigen Actuar. Weinsberg ward dem Kreife Heilbronn zugetheilt, welchem Geh.Rath von Vonwinghausen als Kreishauptmann vorstand.

Auf dem Rückzug der Franzofen starb hier am 9. Juni am Faulfieber rierrs ^o«spn I^aeroix, LKel 6e» Willem-» 6'K»bit beim 12. franz. Lin.Infant.Regiment. Oberst Ver^s; begraben am 10. ohne geistliche Begleitung. "

Am 12. Juli d. J. stiftete Kaiser Napoleon den rheinischen Bund, von welchem Württemberg unter den 13 deutschen Staaten desselben das zweite Mitglied wurde und ein Bundesheer von 12,000 Mann aufzuftellen hatte. Napoleon erklärte sich am 1. Aug. für den Proteetor des Rheinbundes; die Mitglieder des Bundes sagten sich vom deutschen Reichsverbande los; Kaiser Franz II. verzichtete am °/>». Aug. aus die deutsche Kaiserkrone und so nahm das deutsche Reich nach beinahe eintausendjährigem Bestand ein Ende.

Die in den Landern des Bundes gelegenen Besitzungen anderer kleinerer Reichsstände, worunter das benachbarte Hohenlohe, wurden dem Bunde einverleibt, beziehungsweise der Landeshoheit der 13 Bundesglieder unterworsen; und die Gränz- pfähle, zwischen welchen der Bezirk Weinsberg zur Zeit des deutschen Reiches gele- gen, von Heilbronn, Neckarsulm (Deutsch-Ord.) (1809), Hohenlohe und Hall, stürzten um. Die Reichsritterschaft hatte schon 1805 ihr Ende erreicht. Fortan stieß die Stadt nicht mehr wie bisher an ihrer Markungsgränze aus »Ausland.« (S. oben 1.1773,)

Eine Folge der Vereinigung von Alt- und Neu-Württemberg, in welch letzterem sehr Viele katholischer Consession waren, war das Religionsediet vom 15. Oet., wodurch jeder christlichen Kirche freie Religionsübung gestattet wird.

Auch erschien für die vereinigten Landestheile eine neue Milit. Conserip- tions-Ordnung.

Vom nordischen, preußisch-russischen Kriege gegen Napoleon, der aus die vergeblichen Friedensunterhandlungen zwischen Rußland, England und Frankreich entbrannte — Kriegserklärung Preußens vom 8. Oet. d. J. — wurde Württemberg nur in so weit berührt, als es 12,000 Mann zum französischen Heere in der Eigenschaft eines Rhein-Bundes-Mitgliedes stellen mußte, die aber erst in denselben Stunden, in welchen das preußische Heer aus den Gesilden von Auerstädt und Jena gänzlich geschlagen und zertrümmert wurde — 14. Oet. — von Stuttgart ausmarschirten. Weinsberg hatte einen Theil dieser vaterländischen Truppen, welche über Heilbronn, Oehringen, Künzelsau, Langenburg, Rothenburg a. d. Tauber u. s. s. Dresden zuzogen, am 15. Oet. sgd. im Nachtquartier, wobei ein krank zurückgelassener Fußjäger von der Compagnie v. Hügel am 18. Oet. hier starb, und vernahm bald von ihnen, daß sie schon am 3. Dee. d. J. die Festung Groß-Glogau eroberten, von wo sie gegen Breslau rückten, die zum Entsatz andringenden Preußen in den Gefechten bei Strehlen (23. Dee.) und Ohlau (28. Dee.) zurückschlugen und auch diese Festung (4. Jan. solg. J.) zur Uebergabe nöthigten. —

An die Stelle des nach Ludwigsburg versetzten Diaconus öl. Fischer rückt als Diacon ein öl. Binder 1806—14.— Im Juni Tod von Dr. Harsch, Ober- amtsphysikus seit b. J. 1762. Wahl des seit 4 Jahren hier thätigen Praetieus Dr. Wols an seine Stelle.

Bauten des J. 1806. Februar: Abbruch des Thurms an der nördlichen Stadtmauer beim herrschaft!. Bandhaus. (Im J. 1725 Weibergesängniß.)

Juni. Schlossermeister Mall erkauft noch einen Streisen Allmandplatz längs seines neuen Baues vor dem oberen Thor (jetzt Gasthof z. Traube) um 10 fl. pr. Rth.

September. Oberamtmann, Hofrath Fetzer erkauft 25 V< Ruthen Allmandboden 5 8 fl. pr. Ruthe vor dem oberen Thore, um ein Haus dahin zu bauen.

Jahrgang: Aus gelinden Winter kalter Frühling, heißer, gewitterreicher Som. mer. Höchste Temperatur im Juni, Juli und September 4- 24°, Sommertage 47, niederste im März — 7, Eistage 21. November und December so mild, daß Blumen und Bäume blühten, Erdbeeren reisten etc. 17, Dee. Erdbeben, in Ulm verspürt.

Erndte,ergiebig. Brodtaxe: Juni 22 kr., Oetober 19 kr., November 20 kr., December Ansangs 18 kr. . -

Herbstertrag ziemlich viel und von mittlerer Güte. Weinrechnung hier 42 fl., anderswo 54 fl. — Die Seelenzahl der Stadt betrug in diesem Jahr 1517, wor- unter ein Katholik und zwei Reformirte.

1807. Nach der blutigen, aber unentschiedenen Schlacht bei Eylau gegen die Russen, 7. und 8. Februar, ergab sich die von den Württembergern belagerte Festung Schweidnitz (15. Febr.), woraus sie (am 22. Febr.) vor die Festung Neisse rückten und sie durch Muth, Geschicklichkeit und Ausdauer zur Capitulation zwangen (1. Juni). Durch den Sturm aus das verschanzte Lager bei Glatz nöthigten sie den Befehlshaber (23. Juni) zur Capitulation dieser Festung. Mittlerweile hatte eine detaschirte Abtheilung der Württemberger auch an dem hestigen Kampfe bei Heilsberg gegen die Russen und Preußen (10. Juni) und an dem hier errungeuen Siege Theil genommen. Zuletzt ersocht Napoleons überlegene Kriegskunst am 14. Juni einen so entscheidenden, wiewohl theuer bezahlten Sieg über die Russen beiFriedland, daß Kaiser Alexander Waffenstillstand und Frieden begehrte. Der Friedensschluß wurde zu Tilsit mit Nußland am 7., mit Preußen am 9. Juli d. J. unterzeichnet. Nur mit England dauerte derKrieg sort und Napoleon verbot allen Handel und Brieswechsel mit ihm.

Im Juni d. J. wurde die Diöeese Weinsberg mit 15 Orten dem Generalat Adelberg zugetheilt, daher noch jetzt ihr Antheil an der Adelbergischen Stiftung.

Nov. Einführung der Familienregister im ganzen Lande. Einwohnerzahl 1,434. — König Friedrich errichtete in diesem Jahr zu besserer Handhabung der Polizei ein Landreiter-Corps, welches in die verschiedenen Oberämter vertheilt wurde, und wovon im Mai folgenden Jahrs 2 Mann hieher kamen, mit freiem Dach und Fach und freier Stallung für die Pferde. Ansangs waren sie von der Stadt im Gasthaus zur Sonne untergebracht; nachher wurde ein Contraet von 44 fl. pr. Mann mit Bäckermeister Häberle geschlossen. — Es tritt zu Ausang d. J. eine Gypshandelsgesellschaft aus, welche um einen Allmandplatz unter ihrem Garten am Burgberg anhält; bei der aber nicht mehr von einer Caution von 700 — 1000 fl. für Wiederanlegung eines Weinbergs die Rede ist, wie noch im vorigen Jahr bei Commerzienrath Merklen von Neckarsulm, (s. dagegen Jahr 1811.) Kausmann Plan! und seine Gypshandelsgesellschaft erhält einen Allmandplatz beim Schützenhäusle unter dem Burgberg zum Hinlegen des Gypses gegen Ijährl. Reeognitionsgeld von 1 fl.

Der Kirchhof an der Kirche wurde 1807—8 desinitiv verlassen; die Gebeine wurden ins grasige Haag transportirt — eine Baumschule angelegt und die Mädchenschule aus dieser Stelle an der westlichen Stadtmauer erbaut (s. 1808).

Jahrgang: noch bis Georgii Schnee; heißer und gewitterreicher Sommer. Höchste Temperatur im Juli -^ 30°. Sommertage 81. Niederste Temp. im Februar und Dee. — 11°. Eistage 55. Brodtaxe: Mai Ende 16 kr., Okt. 17 kr. Herbst- ertrag reichlich und sehr gut. Weinrechnung hier 42 fl. anderer Orte bis 48 fl.

1808. Während der hestigen Kämpse in Spanien Ruhe in Deutschland. — Erbauung der Mädchenschule an der Kirche. Im Febr. d. J. will Oberamtmann Fetzer einen Viehmarkt in hiesiger Stadt erzwingen. Die Amtsuntergebenen sollten »bei Strase« ihr verkäusliches Vieh hieher treiben. Nach seinem Abgang schlies die erzwungene Sache wieder ein. — Großer Fürst eneongreß in Erfurt Ende Septembers und Ansang Oktobers, welchem auch König Friedrich anwohnte, wo er die Sendung seiner Truppen nach Spanien ablehnte. Die Nachgiebigkeit Napoleons gegen diese Weigerung mochte wohl zum Theil auch daher rühren, weil er bereits aus

Dillen!»s, Wemsberg. , 14

den Rüstungen Oe streichs einen neuen Krieg mit dieser Macht voraussah und die tapsere Vorhut der Württemberger für diesen neuen Kampf aussparen wollte.

Jahrgang: Sommer veränderlich; abwechselnd heiß und kalt. Höchste Tempe- ratur im August -^ 28°. Sommertage 68. Niederste im Dee. — 16°. Eistage 80. Brodtaxe Febr. 16 kr., März 17 kr., April 19 kr., Aug. 17 kr., Novbr. 16 kr., Dee. 15 kr. Weinrechnung vom 29. Nov. 20 fl. sonstwo 28 fl. Herbstertrag reichlich, weniger gut als 1807. — Seelenzahl d. J. 1,578, worunter 12 Katholiken.

1809 den 15. April erfolgte wirklich die Kriegserklärung Oestreichs, das schon am 6. April mit 220,000 Mann unter Erzherzog Carl in Baiern eingefallen war. Beim Auszug des württemberg. Corps (von 13,000 Mann mit 2600 Pferden und 22 Kanonen) wurde dießmal Weinsberg nicht berührt — wie auch keine Durchzüge von dem aus dem Innern Frankreichs und aus Spanien nachrückenden französ. Heere vorkamen. Wohl aber hatten 10 Mann Veteranen von dem einberusenen Landbataillon an dem, im Juli d. J. unternommenen Zug gegen die von der neuen württemb. Herrschaft abfallenden, bis zum April d. J. deutschorden'sche Mergent- heimer — und gegen die von dem Bodensee vordringenden Vorarlberger Theil zu nehmen. Die hinterbliebenen Familien der Einberusenen wurden mit wochentlichen 4 fl. ex »ei-»»-!« pul,!««, eine Braut mit 2 fl. 30 kr. unterstützt. Gegen Mergentheim marschirte ein Infanterieregiment hier durch.

April. Napoleon hatte mittlerweile mit den Württembergern und Bayern am 20. April die Oestreicher bei Abensberg angegriffen und geschlagen, ebenso am 22. April bei Eckmühl. Nach dem blutigen, siegreichen Kampfe bei Ebersberg (3. Mai) — einen Monat nach dem Ansang des Krieges — zog Napoleon in Wien ein (13. Mai). Er wurde zwar von Erzherzog Carl am 23. Mai bei Aspern mit großem Verlust geschlagen (woraus eine 6n,'öchige Wassenruhe folgte, welche auch den siegenden Oestreichern ein Bedürfnis) war), gewann aber dagegen mit wieder gesammelten Krästen am 6. Juli die Schlacht bei Wagram, wornach Oestreich Nichts übrig blieb als um Frieden zu bitten, welcher am 14. Oet. —unter sehr harten Bedingungen — zu Wien geschlossen wurde. Napoleon reiste am 23. Oet. über Stuttgart nach Paris zurück. Am 5. Novbr. d. J. wurde auch hier, wie im ganzen Lande, das Friedenssest gefeiert und über Lue. 2, 14. geprediget. Unsere Truppen kamen aus diesem für sie glorreichen Feldzuge erst am 7. Jan. solg. J. über Göppingen zurück.

In den December dieses merkwürdigen Jahres sällt die dem Vaterlande drohende Gesahr, seine angestammte Fürstenfamilie zu verlieren, indem Napoleon dem nach Paris eingeladenen Könige Friedrich anbot, gegen Abtretung seines väterlichen Erbes die glänzendere Krone Portugalls anzunehmen, was aber dieser eben so beharrlich ausschlug, wie er früher die Vertauschung seines Erblandes gegen das Churfürstenthum Hannover ausgeschlagen hatte.

Oertliches von 1809. Jan. Versuch des Oberamtmanus Fetzer mit Einrichtung des untern Thorhauses zu einem Arbeits- und Lehrinstitut im Wollenspinnen unter Leitung eines Spinumeisters und Inspeetors. — Nach seinem Abgang bald wieder erloschen.

Februar. Anlegung der neuen Straße nach Oehringen, in dessen Folge Abbruch des oberen Thorthurmes und des Hauses von J. G. Kolb.

März. Verkauf der unbrauchbaren Uhr des abzubrechenden oberen Thorthurms, »da die des unteren gut seie." — Benützung der untern Etage des Fetzer- sehen Hauses vor dem oberen Thore (welches wegen der neuen Chausseelei

tung abgebrochen werden mußte, da es, statt in der Mitte, auf der linken Seite der Straße stand) für den Thorwächter. — Der Ankauf des Fetzer'schen Haufes für die Stadt um 2600 fl., wie Fetzer anbot, wurde höheren Orts nicht ratifieirt. Juli. Commerzienrath Merkle von Neckarfulm überläßt seine Gypsgrube an Amtsschreiber Lang von Maulbronn.

December 4. nimmt Oberamtmann, Hofrath v. Fetzer, feit 30. November 1803 Ritter des Civilverdienstordens, schriftlichen Abschied vom Magistrat, weil er um seine Entlassung gebeten, sie in Gnaden erhalten habe und bald (nach Stuttgart) abziehen werde. — Nachfolger: Oberamtmann Dapp, f. Organifation des folgenden Jahres. AlsPräeeptor kam in diesem Jahre an KI. Bechers Stelle U. Liesching 1809-1813. Jahrgang: nasser und kalter Sommer. Höchste Temperatur im Mai ->- 26 °. Sommertage 58. Niederste Temperatur im Januar —16°. Eistage 49. Brodtaxe Jan. 16 kr., Auguft 16 kr., Sept. 14 kr., Oet. 15 kr. Herbstertrag nach Quan- tität nicht bedeutend, nach Qualität gering. In diesem Herbst wurden bei der Weinrechnung zum Erstenmal dreierlei Preise nach drei Klassen gemacht und Weinsberg mit Eberstadt, Grantschen und Sülzbach in die erste Klasse gesetzt; Affaltrach, Eichelberg, Eschenan, Bitzfeld, Bretzfeld, Gellmersbach, Hölzern, Lenach, Willsbach und Weiler in die zweite Klasse; Lehrensteinsfeld, Reifach, Waldbach, Dimbach, Wimmenthal, Schwabbach, Siebeneich, Weiflensburg, Rapbach, Scheppach, Ellhofen, Lichtenstern und Höslenfülz in die dritte Klasse. Jetzt nach 50 Jahren, dürfte diese Clafstsieation eine große Modifieation erleiden. Preise der I. Klasse 24 fl., der II. 22 fl., der III. 20 fl. 1810. Aeßerliche Ruhe nach den Stürmen des vorigen Jahrs. Am 20. März Reife der neuen Gemahlin Napoleons, Erzherzogin Marie Luife, durch Württemberg und Stuttgart nach Paris unter großen Festlichkeiten. Vereinigung Hollands mit Frankreich 9. Juli.

Staatsverträge zwischen Württemberg, Bayern und Baden, wegen der durch den Wiener Frieden erhaltenen Gebiete. In deren Folge neue Eintheilung des Landes (66. 27. Oet.) in 12 Landvogteien mit einem Landvogt (statt des bisherigen Kreishanptmanns fiehe 1806) an der Spitze.

Das Oberamt Weinsberg (Oberamtmann Dapp) mit zwei Unterämtern, Main- hardt und Böhringsweiler (Amtmann Schäfer und Gerold) wurde der Landvogtei am untern Neckar zugetheilt, dessen Landvogt seinen Sitz in Heilbronn hatte. Landvögte waren daselbst v. Bonwinghausen, Graf Waldeck, Graf Biffingen, v. Welden. Die übrigen Landvogteien waren:

am oberen Neckar Sitz Rottweil.

am mittleren Neckar » Rottenbnrg.

Schwarzwald ,, Calw.

Rothenberg » Stuttgart. ,

an der Enz » Ludwigsburg.

an der Jart ,, Oehringen.

am Kocher »' Ellwangen.

an der Rems und Fils » Göppingen.

auf der Alb » Urach.

an der Donau » Ulm.

am Bodenfee ,, Weingarten.

Dem Landvogt war beigegeben 1 Landvogtei-Steuerrath (in Heilbronn, Müller) und 1 Landvogteiactuar (in Heilbrenn, Hauff).

Die Diöeese Weinsberg wurde bei der kirchlichen Organisationds. J. dem Generalat Heilbronn zugetheilt. General-Superintendent von Heilbronn war Prälat Duttenhoser 1810—1814.

Aug. Pumpbrunnen statt bisherigen Stangenbrunnens beim Schaashaus errichtet.

Novbr. 8. Aussuchung von Colonialwaaren und englischen Fabrikaten durch eine eigene, vereidete Commission in allen Häusern. Bei Verdacht Haussuchung. Untersuchung der Handelsbücher durch einen eigenen Commissär. Verbrennung englischer Waareu.

Jahrgang: Jan. und Febr. ziemlich kalt mit viel Schnee; Frühling rauh, Sommer kühl. Höchste Temperatur im Juli -^ 27". Sommertage nur 49. Niederste Temperatur im Jan.— 14°. Eistage 35. Erndte und Weinlese mißrathen. Brod- tare Mai 14 kr., Aug. 16 kr., Sept. 15 kr. Oet. 16 kr. Herbst bei einem geringen Ertrag mittlere Qualität. Preis des Weins bis 59 fl. .

1811. Ruhe, jedoch schon drohende Gewitterwolken am politischen Himmel von Norden her.

Oertliches: Jan. Erweiterung des Friedhoses — außer obigen 16 Ruthen s. 1794 — um weitere 5 Ruthen und Mauerversetzung beschlossen. (Stdt. Prot.)

Im März stellen die Gebrüder Plank und Comp. 1200 fl. Caution wegen Wiederanlage der Gypsbrüche zu Weinbergen, deßgleichen Friedrich Bitzer 1000 fl.

April. Anlegung einer Chaussee nach Willsbach, deßgleichen einer neuen durch die untere Stadt nach Heilbronn, wo im Juni Mauer und Stakete nthor am unteren Thor gegen Heilbronn, zwischen Armenhaus und Weingärtner Greiners Haus gemacht wurde. Erbauung eines kleinen Thorhauses mit 966 fl. Kosten.

August. Eisengeländer an die Rathhausstassel gemacht. Am 26. August d. J. wurde der bisherige Oberamtmann Dapp zum Provineial - Justizdirektor bei dem Justizeollegium in Ludwigsburg, und am 13. Sept. der bisherige Oberamtmann von Neresheim Dr. Spittler zum Oberamtmann in Weinsberg ernannt. Camer al- ver walter ist in diesem Jahr Hofrath Wullen. — 15. Aug. Bü«geranuahme des Werkmeisters Hildt, gebürtig von Oppelsbohn mit 1200 fl. Vermögen. Sein Geschick als Werkmeister und Oekonom, sein vom Glück begünstigter Unternehmungsgeist, sein ossener Sinn für Bildung und jeden Fortschritt, wie seine Rechtlichkeit und seine früheren merkwürdigen Lebensschicksale weisen ihm noch jetzt einen Ehrenplatz unter den ausgezeichneteren Bürgern Weinsbergs an.

Sept. Verhandlungen wegen Errichtung neuer Criminalgesängnisse nach Abbruch des oberen Th orthurmes (s. J. 1809). Ansinnen des Staats an die Stadt, abgewiesen. ,

eo6. Einrichtung einer Wohnung für den Hochwächter ausdem Säuthurm, wo derselbe Uhr und Glocke zu versehen hat. Wachtstube für die Nachtwächter ebendaselbst.

eo6. Beschluß, Thor- und Wachthaus am oberen Thor zu erbauen. Vollendet erst 1813.

Novbr. Stadtmusikus Zinkenist Ehrenfeld f. Wahl eines neuen: Mensch von Marbach.

eo6. Wiederherstellung des Badstubenbrunnens, »als des beinahe wasserreichsten der Stadt, der immer gut und brauchbar seie." Kostenanschlag 44 fl.

Ausgezeichneter Jahrgang in Rücksicht aus Witterung und Fruchtbarkeit. Aus mäßig kalten Winter schon im Februar Frühlingswärme bis Mai, wo schon voller Sommer war. Höchste Temperatur im Juli -^ 25 °. Sommertage 47. Niederste im Januar — 12°, Eistage 59. Im December trat ziemliche Kälte ein. Der im Oktober dieses Jahres erschienene große Komet erhellke die Nächte der schon am Matthäifeiertage beginnenden Weinlese, welche den beßten Wein dieses Jahrhunderts lieferte. Ertrag reichlich, Wein ausgezeichnet füß und geistreich. Weinrechnung I. Cl. 48 fl., III. Cl. 40 fl. Sonstiger Preis 56 fl. Die Getraide- Erndte fiel gut aus; doch wegen anhaltender Dürre Getraide weniger ergiebig, ebenfo die Kartoffeln. Daher steigende Brodtaxe: Januar 15 kr., März 16 kr., Juni 17 kr., Juli 21 kr., August 23 kr., September 24 kr., Oktober 26 kr., Nov. 27 kr., Dee. 28 kr. — Im Herbst in mehreren Gegenden ansteckendes Nervenfieber. 1812. Mit trüben Ahnungen fah Weinsberg und Umgebung Anfangs März das vaterländische Heer, bestehend in 4 Reiterregimentern, 4 Infanterieregimeutern, 2 Fußjäger- und 2 leichten Jufanteriebataillonen, 2 reitenden und 2 Fußbatterien mit 30 Geschützen, zusammen 15,800 Mann und 3400 Pferden, bei Heilbronn sich sammeln, wobei Weinsberg die fogen. Königsjäger 1 Woche lang im Standquartier hatte. Nach einer vom Könige daselbst gehaltenen Heerschau brachen die Truppen in 4 Zügen am 11. März gegen Mergentheim auf, um mit dem großen Napoleon'schen Heere von einer halben Million Kriegern den denkwürdigen ruffischen Krieg zu beginnen. Am 25. Juni betrat das württembergische Corps den ruffischen Boden. Durch starke, anstrengende Märsche auf abscheulichen Wegen, große Hitze bei Tag, kühle Nächte ohne Obdach, Mangel an Lebensmitteln etc. vermehrte sich der Krankenstand und verminderte sich der ausrückende Stand so sehr, daß die württembergische Division schon beim ersten Zusammentreffen mit den beharrlich zurückweichenden Ruffen — bei Smolensk 17, Aug. — nicht viel über 3000 Mann zählte. Selbst der fürftliche Führer der Divifion, der Kronprinz, war von der Ruhr ergriffen worden und fah sich genöthigt, am 19. Juli zurückzukehren. Die heißen Tage von Smolensk lichteten die Reihen noch mehr, so daß an der Schlacht von Mojaisk im Ganzen nur noch 2636 Mann teilnehmen konnten. Die Schlacht verminderte diese kleine Zahl um 632 Mann. Während. die Ruffen immer weiter zurückwichen, rückte das franzöfische Heer am 15. Sept. in Moskau ein. Vonden Anhöhen nm diese Stadt, auf denen sie lagern mußten, fahen hier die württembergischen Truppen das gräßliche Flammenmeer, das von Graf Rostopschin angeschürt, </ü der Czaarenstadt verzehrte. Erst am 19. September durften auch sie, aber nur noch 900 Mann Infanterie und 245 Reiter stark, in die verheerten Trümmer einrücken. Hier in Moskan, wo der Aufenthalt einen vollen Monat dauerte, wuchs die Division durch Reeonvaleszenten wieder auf eirea 2400 Mann an. Dagegen erlitt das dritte Reiterregiment, welches den Ruffen gegen Kalngha gefolgt war, am 3. Okt. in einem Treffen bei diesem Ort einen solchen Verlust, daß es nach demselben nur noch 5 Offieiere und 27 Mann zählte. Am Tage nach dem letzten vorwärts gelieferten Treffen bei Tarutino, am 19. Oktober, begann der allgemeine Rückzug von Moskau und mit ihm, beim Mangel an Lebensmitteln, bei eingetretenem ungewöhnlich strengem Winter, bei unaufhörlichen Angriffen der verfolgenden Feinde, mit welchen die Reiterei noch am 5. Nov. ein Gefecht bei Wiazma, das Fußvolk am 15. Nov. ein Gefecht bei Krasnoj hatte, das höchste Uebermaß von Leiden. Am 26/27. Nov. überschritt der Rest der Divifion, nur noch 80 bewaffnete Mann, die Berezina und erreichte ebenfalls durch Kälte und Hunger seine Auflösung. In der Provinz Pofen sammelten sich nach und nach 4—500 Mann, wovon 182 noch dienstfähige Mann in Pofen als Besatzung zurückgelassen wurden. Der Rest und die Ubriggebliebenen kehrten in's Vaterland zurück und wurden bei den neugebildeten Regimentern eingetheilt. (Nach v. Stadlinger, Gesch. des württ. Kr.Wesens,) — Auch Weinsberg, wie jede Stadt und fast jedes Dors des Landes ward voll Trauerns durch die Kunde, daß fast Keiner seiner Söhne aus diesem unseligen Feldzuge zurückkehre, ja daß man von Tausenden nicht einmal wisse, wann, wo und wie sie gestorben. (Bon 14 Söhnen der Stadt kam nur Einer, Namens Veit, zurück.) Aber so fest waren damals die französischen Fesseln noch angezogen, daß man nicht wagte, laut über Denjenigen zu klagen, der die Blüthe unserer Jugend aus den Eisfeldern Rußlands hingeopsert hatte. Karrikaturen wie diejenige, wo dem aus einem Schlitten allein und verlassen heimeilenden Feldherrn von '/- Million ein Kosack an der Schneegrenze ein Vergißmeinnicht darreicht, liesen nur heimlich von Hand zu Hand, weil man noch immer vor Demjenigen bebte, der bereits neue surchtbare Streitmassen sammelte und von seinen Bundesgenossen die Stellung neuer Contingente verlangte.

Jahrgang: Später, veränderlicher Frühling; Juni und Juli rauh, erst August bis Oetober warm. Höchste Temperatur im Juli -j- 25. Sommertage 39. Niederste im Januar und December — 16,°. Eistage 62. Der Herbst dss. Js. gewährte einen ziemlich bedeutenden Ertrag, aber das Gewächs war von nur mittlerer Güte. Weinrechnung I. Cl. 24 fl., III. Cl. 18 fl. Sonstiger Preis 34 fl. Die Erndte mißrieth. Brodtaxe: Februar 30 kr., April 32 kr., Mai 34 kr., Juni 31 kr., Juli 28 kr., August 29 kr., September 25 lr., Oktober 24 kr., November und Dezember 26 kr. — Die Seelenzahl betrug im 1.12: 1681, worunter 9 Katholiken. — An die Stelle des nach Hall beförderten Decans >I. Neusser kam in diesem J. der bisherige Speeial-Superintendent von Markgröningen, öl. He yd.

1813. Nachdem zu Ansang dieses denkwürdigen Jahres Preußen abgefallen, mit unbeschreiblicher Begeisterung gegen Napoleon sich erhoben und (d. 28. Februar) zu Kalisch mit Rußland ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen, den 16. März eine sörmliche Kriegserklärung an Frankreich erlassen hatte: sah Weinsberg das mit bewundernswerther Schnelligkeit neuausgestellte vaterländische Heer von 11,617 Mann und 2724 Pferden mit 24 Geschützen im März und April an die Gränze bei Mergentheim ziehen, von wo sie mit dem 4. französischen Armeceorps unter General Bertrand gegen Dresden rückten, wo sie Napoleon am 11. Mai aus der Elbbrücke Revue passiren ließ. Am 21. Mai halsen unsere Truppen den Sieg bei Bautzen über die Russen und Preußen erkämpsen, mit einem Verlust von 1211 Mann. Am 31. Mai hatten sie noch in Folge dieser Schlacht ein bedeutendes Gefecht bei Gros- Rosen zu bestehen, woraus sie während eines zweimonatlichen Wassenstillstandes in der Lausitz Cantonirungsquartiere bezogen. Wenige Tage nach Auskündigung des Wassenstillstandes erklärte auch Oestreich Napoleon den Krieg, 19. August, erlitt aber gleich am 26. und 27. Aug. bei Dresden eine empsindliche Niederlage. Nach diesem letzten Lächeln des Glückes ersuhr Napoleon dessen nunmehr entschiedene und beharrliche Ungunst — bei Großbeeren, 23. Aug.; an der Katzbach, 26. Aug.; bei Culm, 30. Aug.; wovon aber die württembergische Division nicht berührt wurde. Desto unglücklicher siel für sie die Schlacht bei Jüterbock (Dennewitz), 6. Sept. aus, wo sie 2259 Mann verlor und sich in zerstreuten Hausennach Torgau zurückzog. An der großen Völkerschlacht bei Leipzig (18. Okt.) nahm die aus 900 Mann zusammengeschmolzene württ. Division einen mehr untergeordneten An- theil, indem sie nach Weissensels zu marschiren beordert wurde, um sich des Uebergangs über die Saale zu versichern. Nur die Reiterbrigade des Generalmajors Grafen v. Normann gieng am 18. Oktober aus dem Schlachtfelde zu der deutschen alliirten Armee über. Nach dem Einzug der Alliirten in Leipzig (19. Okt.) und bei dem Rückzuge Napoleons mit dem Rest seines geschlagenen Heeres hatte die würt- tembergische Division den Artillerievark das 4. Armeeeorps zu decken, welchen General Franquemont am 27. Okt. bei Fulda einem französischen Ossizier übergab, um mit seinen etwa 900 Mann in's Baterland zurückzukehren, wo sie am 31. Oktober bei Mergentheim ankamen und am 2/3. November durch unsere Gegend heimzogen. Es trat hier der eigenthümliche Umstand ein, daß das rheinische Bundeseontingent noch in den franzosischen Reihen socht, während schon am 26. Okt. einige württembergische Truppen, 1 Reiterregiment, 2 Linieninsanterieregimenter, 2 Compagnien leichte Infanterie und 1 Fußbatterie nach Aschaffenburg marschirten, um sich dort mit dem östreichisch-bayerischen Heere zu vereinigen. Denn der Konig von Bayern hatte sich schon vor der Schlacht von Leipzig am 8. Oet. vom rheinischen Bunde losgesagt, durch den Vertrag von Ried mit Oestreich, dem es bisher am Inn seindlich gegenüber gestanden, vereinigt und am 14. Oktober Napoleon den Krieg erklärt. König Friedrich hatte beim Anzug der seindlichen Heere an Napoleon das Ansuchen gestellt, die von allem Militär entblößten Gräuzen zu schützen. Da er ohne Autwort blieb, und die verbündeten Heere sich den Gränzen immer mehr näherten, so sagte auch er sich vom rheinischen Bunde los, ließ am 26. Okt. von seinen Truppen einen Theil zu dem östreichisch-bayerischen Heere stoßen und schloß, 2. Nov., zu Fulda einen vorläufigen Friedens- und Bundesvertrag mit Oestreich, welchem Bündnisse Kaiser Alexander, den 14. Nov., und der König von Preußen, 21. Nov., beitraten. Bei Hanau wollte das dahin gezogene östreichisch-bayerische Heer Napoleon den Rückweg versperren; aber er wars sich mit Löwengrimm und Löwenstärke aus sie (29. und 30. Okt.) und bahnte sich sieghast seinen blutigen Weg, gieng sodann über den Rhein und betrat den deutschen Boden nicht wieder. Das zu der verbündeten Armee zu stellende Truppenevrps wurde nun schleunigst organisirt. Nach Bollzähligmachung der Feldregimenter erfolgte die Ausstellung von 8 Landregimentern, jedes zu 5 Compagnien und 1019 Maun stark- Sie waren: Nr. 1 Ulm, Nr. 2 Hall, Nr. 3 Hohenlohe, Nr. 4 Ellwangen, Nr. 5 Schorndors, Nr. 6 Heilbronn, Nr. 7 Stuttgart, Nr. 8 Ludwigsburg. Dann trat die Ausstellung eines Landsturms von 110,000 Mann Infanterie und 2000 Mann Reiterei ein.' Oberbefehlshaber war Generalfeldzeugmeister von Cammerer. Zu Compagnieossizieren wurden die in den Landvogteien angesessenen Fürsten, Grafen und Edelleute, sowie die Oberamts- und Cameralamtsaktuare und Substituten bestimmt. Die Bewaffnung bestand aus einer 8' langen, mit einer 6" langen eisernen Spitze versehenen Pike. Besondere Unisorm war nicht vorgeschrieben. Eine handbreite gelbe Binde um den Arm, aus welcher der Name des Bataillons stand, diente zum Abzeichen *).

Compagnie-Commandant von Weinsberg war Baron von Weiler zu Weiler. Es blieb aber bei der Eintheilung ohne Ausrücken. Piken kamen nicht hieher, wohl aber die gedachten gelben Binden. Die Fortschritc der Alliirten machten ein Ausrücken überslüssig. — Am 19. und 20. Dezember dss. Js. marschirte das Hauptquartier der württembergischen Truppen von Stuttgart ab — über Vaihingen, Psorzheim, das badische Land auswärts bis Freiburg, Mühlheim, Schliengen. Am 31. Dez.

  • ) Stadlinger, Gesch. d. württ, Kriegswesens, p. 498.

dieses ewig merkwürdigen Jahres überschritten sie bei dem Dorse Markt, unterhalb Hüningen, aus einer Schissbrücke den Rhein, um unter dem Oberbefehl ihres Kron- prinzen, als Feldmarschall, den Feind aus seinem eigenen Boden zu bekämpsen. Sie waren nach all dem bisherigen großen Verlust doch wieder 24,500 Mann und 2900 Pferde stark mit 24 Geschützen und bildeten mit einer östreichischen Heeresabtheilung das 4. Armeeeorps des großen verbündeten Heeres, welches die Feldherrn Schwarzenberg, Barelay de Tolly und Blücher unter den Augen der beiden Kaiser, von Oest- reich und von Rußland und des Königs von Preußen über den Oberrhein, Mittel- rhein und von Holland her nach Frankreich führten. — Im November und Dezember hatte Weinsberg sortwährende Durchzüge von Oestreichern, Bayern und Russen, welche gegen Frankreich marschirten. Es war für diese ein Etappenplatz, wo Major von Reitzenstein als Commandant stationirt war. Am Advent dss. Js. mußte sogar der Gottesdienst wegen der einrückenden, übel hausenden Russen eingestellt werden. Eine von Heilbronn detaschirte Sauvegarde stellte die Ruhe her. Besser benahmen sich die nachrückenden, hier einquartirten Ko sacken. Auch Kaiser Franz kam hier durch, wobei Feuer an der Landstraße brannten.-Er übernachtete in Besigheim. — Zur Partikular-Geschichte dieses Jahres gehört: Am 6. Juni Nachts II Uhr wurde '/< Stunde von hier der Landjäger Bort von Bretzfeld ermordet gesunden. Der Thäter wurde aller Bemühungen ungeachtet nicht ermittelt.

Im Juli überhandnehmender Wildschaden durch Sauen. Anordnung einer allnächtlichen Feldwache von 24 Mann unter 3 Obleuten. Eingestellt erst nach Leerung des Sommerfeldes am 6. Sept. Am 28. Oktober wurden zum Dienst, der eombinirten kaiserlichen und bayerischen Armee 100 Borspann pserde gestellt, wovon 22 ver- loren giengen. Unter den Verlorenen waren 4 Pferde von Weinsberg, wosür die Stadt Entschädigung zahlte 473 fl.

Jahrgang: Strenger Winter bis Mitte März; naßkalter Sommer. Schlechte Traubenblüthe. Der Herbst war deshalb nach Menge und Güte sehr mittelmäßig. Weinrechnung I. Cl. 12 fl., III. Cl, 16 fl. Sonstiger Weinpreis 33 fl. 30 kr. — Höchste Temperatur im Juni, Juli und August -^ 23". Sommertage nur 27. Tiesste Temperatur im Januar —14°. Eistage 59. — Brodtaxe: 8 Pfd. Kbr. im Januar 25-26 kr., Februar 28 kr., März 27 kr., Mai 28 kr., Juni 29 kr., August 26 kr., sinkt aus 22 kr., September 21 kr., Oktober 22 kr., November 23 und 24 kr., December 26 kr.

1814. Nach unbedeutenden Gefechten zwischen dem Rhein und der JII überschritten die Württemberger die Vogesen und lieferten am 11. Januar d. J. dem französischen General Rousseau das erste Treffen bei Epinal, schlugen ihn in die Flucht und nahmen die Stadt. Auch der General Mortier mit Napoleons alter Garde wurde am 18. Januar bei Chaumont, und am 24. Januar bei Bar sur Aube zurückgeschlagen. Gegen Ende Januars übernahm Napoleon selbst den Oberbefehl, nachdem er seine Gemahlin, Marie Luise, zur Regent in ernannt hatte, zwang durch hitzige Gefechte bei Brienne die Preußen unter Blücher ansangs zum Rückzuge, wurde aber am 1. Febr. nach hestigem Kampf bei Brienne vom Kronprinzen von Württemberg hinter die Aube zurückgeworsen, woraus Troyes, die Hauptstadt der Champagne, den Württembergern in die Hände siel, 7. Februar. Neue Lorbeeren erwarben sie sich am 10/11. Febr. durch Erstürmung der von Ge- neralAlix besetzten Stadt Sens; mußten aber bei Moniere«n vor dem mit großer Uebermacht andringenden Napoleon — 18. Febr—nach bkutigem Kampfe zurückweichen, wobei sie einen Verlust von 90 Todten, 716» Verwundeten und gegen 2000 Gefangenen hatten. Auch die mitkämpfenden Oestreicher verloren gegen 2000 Mann an Gefangenen. Die Tapferkeit des Regiments Kronprinz als Nachhut rettete das Corps vor gänzlichem Untergange. Nach der Affaire bei Montereau zog sich das ganze Heer unter Schwarzenberg hinter die Aube zurück. Die Alliirten schloßen ein engeres Bündniß zu Chaumont (1. März). Die Unterhandlungen zu Chatil- lon wurden abgebrochen (19. März). Dem Kronprinzen gelang es, beim Vordringen Napoleon mit seinem Heere bei Areis (20. März) über die Aube zurückzuwerfen. In diesen Tagen der steigenden Gefahr faßte Napoleon den kühnen Entschluß, den Krieg in den Rücken der Verbündeten, in die Länder zwischen der Mofel und dem Rhein zu spielen. Aber die Verbündeten, durch die neueren Ereigniffe ennuthiget, folgten ihm nicht, wie er erwartet hatte, gegen die Gränze, sondern zogen vorwärts gegen Paris. Auf diesem Zuge stieß der Kronprinz (25. März) bei l» ?öre On»mps. noise auf eine Abtheilung des franz. Heeres unter Marmont und Mortier und schlug dafselbe, worunter die junge franzöfische Garde war, mit einem Verluft von 4000 Gefangenen zurück, worauf die Straße nach Paris den Verbündeten offen stand. Noch in der Nähe von Paris hatten die Württemberger hitzige Gefechte bei Cha- renton, St. Maure und Vineennes zu bestehen, wobei sie 19 Todte, 126 Ver- wundete und 26 Vermißte hatten (30. März). Marmont bot einen Waffenstillstand an und die Verbündeten hielten am 31. März ihren siegreichen Einzug in Paris mit dem Kaiser Alexander, dem König von Preußen und dem Kronprinzen von Württemberg an der Spitze, Von den Württembergern rückte nur das Regiment Prinz Friedlich mit ein; das übrige Corps zog am 2. April durch die Vorstadt St. Antoine und lagerte sich in der Umgegend von Paris. Napoleon, zu spät in Fontainebleau angekommen, wurde vom Senate des Reiches entsetzt — Talley- rand und die Bevollmächtigten der Monarchen an der Spitze (2. April) — die Krone Frankreichs wurde »durch freie Wahl des Volkes" dem Brnder Ludwigs XVI. übertragen und dieser nahm als Ludwig XVIIl., von England zurückkehrend, am

.' «« , von dem Throne Besitz. Napoleon, endlich in die unbedingte Abdankung sich fügend, gieng auf die ihm als fonveränes Fürstenthum mit Beibehaltung des Kaisertitels bewilligte Infel Elba ab und. am 30. Mai wurde der Frieden von Paris geschlossen. Das württembergische Corps trat in der Mitte Mai's den Rückmarsch in das Vaterland an, gieng bei Straßburg über den Rhein und wurde bei Vaihingen vom König gemuftert. Der Kronprinz kehrte am 11. Juli über London zurück. — Zu Festsetzung der neuen Ordnung der Dinge trat zu Ende Septembers der Wiener Congreß zusammen, zu welchem die Kaiser von Rußland und Oestreich, die Könige von Preußen, Dänemark, Bayern und Württemberg, viele Fürsten, Feldherrn und Staatsmänner zusammentraten. König Friedrich verließ Wien noch vor dem Schluß der langwierigen Verhandlungen und kehrte am Ende dieses Jahres in sein Land zurück.

Oertliches: Diacon Kl. Binder kommt als zweiter Helfer nach Ludwigsburg; an seine Stelle rückte Pfarrer!«. G und er t von Jlshofen, 1814—22. An die Stelle des im März dieses Jahres gestorbenen Generalfuperintendenten Duttenhofer von Heilbronn rückt Decan Prof. Müller von Tübingen. — Erbauung des Stadtstalles an der Bleiche mit eirea 1300 fl. Kosten < ursprünglich zu Unterbringung von Kriegsgefangenentransport. — An Collaborator Röckers Stelle kommt Collaborator Beyttenmüller 1814—23. — Der Herbst gewährte nicht blos sehr wenig Wein in Folge von Frühlingssrost, sondern auch herben und sauern. Weinrechnung I. Cl. 48 fl., III. Cl. 44 fl. — Niederste Temper. im Jan. — 17°, höchste im Aug. -^ 26°. Eistage (mit 0 u. —0) hatte der Jahrgang 67, Sommertage (mit -^ 20° und darüber) 53. Der Winter war zwar nicht sehr kalt, aber durch lange Dauer ausgezeichnet. Noch zu Ausang des Mai Frost, Juni und Juli meist heiter, aber erst im August und September recht warm. Im Oktober schon empsindliche Kälte mit starken Nebeln. Brodtaxe: Januar 24 kr., März 22 kr., April 20 kr., Mai 21 kr., Juni 22 kr., Juli 23 kr., August 19 kr., Sept. 18 kr., Okt. 19 kr., Nov. 18 kr., Dez. 17 kr.

1815. Am 11. Jan. d. Js. wurde Weinsberg, wie das ganze Land durch das Manisest des Königs überrascht und ersreut, worin er, den Congreßbeschlüssen zuvorkommend, die Einführung einer landständischen Verfassung und die Vorlegung derselben bei den aus den 15. März einberusenen Ständen zusagte. Weinsberg war dabei vertreten durch Consulent Fetzer, einen Sohn des hiesigen vieljährigen Oberamtmanns Fetzer, und da Fetzer für einen andern Bezirk sich entschied, durch Stabsschultheiß Mauchard von Eberstadt (welcher die Verfassungsurkunde von 1819 unterzeichnete). Da aber die Stände aus Wiedereinführung der altwürttembergischen Verfassung beharrten, so wurde die Versammlung am 5. August ent- lassen. — Ihre Verhandlungen waren ohnehin, wie auch die des Wiener Congresses unterbrochen worden durch die unerwartete Rückkehr Napoleons von Elba (d. 1. März) und seinen Triumphzug nach Paris, 20. März, von wo Ludwig XVIII. nach Lille und Gent entfloh. Die noch in Wien versammelten Monarchen sprachen eine surchtbare Acht gegen Napoleon aus, erneuerten das Bündniß von Chaumont und boten eine Kriegsmacht von 1,365,000 Streitern gegen ihn aus. Der Congreß beschleunigte seine Geschäfte und beendigte sie am 11. Juni, nachdem am 8. Juni die deutsche Vundesaete unterzeichnet worden war. — Württemberg ließ zwischen dem 28. April und 10. Mai ein Heer von 29,766 Mann mit 3334 Pferden und 30 Geschützen über die Gränze gegen den Rhein rücken, welche zum 3. Armeeeorps der Verbündeten unter dem Oberbefehl des Kronprinzen stießen. Auch die Ausstellung einer allgemeinen Landmiliz von 64,000 Mann wurde angeordnet. Im benachbarten Heilbronn kamen der Kaiser von Oestreich und der von Rußland zu Ansang Juni's mit dem Kronprinzen von Württemberg und den übrigen Feldherrn zusammen, um den Feldzugsplan zu verabreden. — Von hier aus kam Kaiser Franz ineognito auch nach Weinsberg und besuchte mit einigen Adjutanten, worunter ein junger Graf v. Trautmannsd ors, ein Nachkomme des ehemaligen Landesherrn, s. 1635, welchem der Kaiser scherzend sein früheres Erbgut zeigte, die Burgruine. — Aber noch ehe die Württemberger den Rhein überschritten, hatten in Belgien die Schlachten bei Ligny (16. Juni) und bei Belle Allianee (oder Wa- terloo) 18. Juni unter Wellington und Blücher den Kampf entschieden. In wilder Flucht zerstreuten sich die geschlagenen Franzosen. Napoleon entsagte dem Throne zu Gunsten seines Sohnes, 22. Juni, was aber nicht angenommen wurde. Von allen Seiten her rückten die Verbündeten wieder gegen Paris — der Kronprinz von Württemberg nach einem siegreichen Tressen bei Straßburg (Susselweihersheim) am 28. Juni — und hielten nach geschlossenem Waffenstillstand am 7. Juli ihren zw eiten feierlichen Einzug in Paris; während die württemb. Truppen am 5. Juli über die Vogesen in's Innere von Frankreich rückten und bei Nevers in Cantonirungen kamen. Die 3 Landwehrregimenter mußten mit einem hessischen und 2 öftreichischen Bataillonen den Rücken der Armee decken und die festen Plätze im Elfaß blokiren, wobei sie sich am 11. und 16. Juli vor Schlettstadt auszeichneten.

Ludwig XVIII. kehrte am 8. Juli in die wieder eroberte Königsstadt zurück. Napoleon aber schiffte sich an demselben Tage zu Rochefort ein und wurde als gemeinschaftlicher Gefangener aller Verbündeten von den Engländern in das ihm bestimmte Felfengrab von St. Helena gebracht, wo er am verhängnißvollen 18. Oet. eintraf und am 5. Mai 1821 sein thatenreiches Leben endete.

Umtriebe der ber. Frau v.Krüdener auf dem benachbarten Rappenhof. Verhältuis; derselben zu Kaiser Alexander. Veranlassung zur heil. Allianz. (Sie zog i. J. 1824 von Liefland mit den 1hrigen nach der Krimm und starb daselbst zu Ende desselben Jahrs.)

1815. Während ihres damaligen Aufenthalts in Paris und der Fiedensunterhandlungen schloßen die Monarchen von Rußland, Bestreich und Preußen einen Bund, der auf den Grundfätzen des Christenthums beruhen sollte und deßwegen der heilige Bund genannt wurde, zu welchem alle europäischen Monarchen, außer dem Papst und Großfultan, eingeladen wurden und welchem Alle, außer England und den gleichfalls geladenen nordamerikanischen Freistaaten, beitraten.

Am 20. Nov. wurde der zweite Frieden von Paris geschlossen. Vermöge desselben blieben 3 württ. Infanterie- und 1 Reiter-Regiment mit einer Fußbatterie bei dem für 5, oder nach Umständen 3 Jahre in Frankreich stehenden Oeeupationsheere von 150,000 Mann, während die übrigen Truppen schon am 21. Oet. über Dijon, Epinaletc. zurückzogen und am 16. Nov. bei Enzberg den vaterländischen Boden betraten. Die obged. Landwehrregimenter waren aus ihren Standquartieren im Elfaß schon am 19. Oet. über Rottweil heimgekehrt und wurden fofort entlassen.

Von den 700 Millionen Fres., welche Frankreich zufolge dieses Friedensschlusses als Kriegssteuer bezahlen mußte, erhielt Württemberg für seinen Theil 1,200,000 fl. Entschädigungs- und 3,947,284 fl. Brandschatzungsgelder.

So trat endlich die lang erfehnte Stille auf den furchtbaren Sturm ein, der feit etlich und 20 Jahren über Europa hingebraust und auch Weinsberg bald näher, bald entfernter, bald unmittelbar, bald mittelbar berührt hatte. An junger Mannschaft stellte die Stadt zu diesen Kriegen ein starkes Contingent, von welchen nur im rufstschen Feldzug blieben 14 Mann, während nur ein Einziger (Veit) zurückkam. Dierolf (f. unten 1840) war unter dem nachgeschickten Ergänzungs- Regiment und kam nur bis Thorn.

Angestellt waren hier in diesem Jahr: Oberamtmann Spittler, .I. 15. D.; Cameralverwalter: Götz; Stadt- und Amtsschreiber Endres; Stadt- und Amtspfleger: v. Olnhausen; Commun-Rechuungs-Revifor: Fraas, Notar; Oberamtsarzt: Dr. Niethammer; Oberamtschirurg: Knaus; Decan: Kl. Heyd; Diacon: KI. Gundert; rr»«e«pt. Vie.: KI. Oetinger; Collaborator: Beutenmüller; Bürgermeister: Plank; Stiftungspfleger: Walther; Schullehrer: Weiß und Reuter.

Jahrgang: Winter kalt vom Januar bis Mai. Mitte Aprils erfroren die Reben. Erndte mißrieth. Der Herbst dieses J. gewährte nnr wenig und sehr geringen Wein. Gleichwohl stellte sich der Preis I. Kl. auf 80 fl., II. Kl. 72 fl. Niederste Temperatur im Januar — 16", höchfte im Juni, Juli und August > 23». Eistage (mit 0 und — 0) 56, Sommertage mit -»- 20° und darüber 43.

Brodtaxe: Januar 16 kr., Februar 16 kr., April 18-20 kr., Mai 21 kr., Juni 23 kr., Juli 22-20 kr., August 21 kr., September 19 kr., Oetober 21 kr.

1816. Fortdauernde, fruchtlose Verhandlungen über eine ständische Verfassung — unterbrochen durch den am 30. Oet. d. J. unerwartet erfolgten Tod des Königs Friedrich, 7 Tage vor seinem 62. Geburtstag.

Unter König Wilhelm. 1816 bis jetzt.

Regierungsantritt Königs Wilhelm, vermählt am 24. Januar ebendieses Jahrs mit Katharina, Großfürstin von Rußland, Wittwe von Prinz Georg von Holstein-Oldenburg.

Der Sommer dieses Jahres war so permanent regnerisch und naßkalt, daß schon die Heuerndte fast nicht eingethan werden konnte und auch für die übrigen Feldfrüchte gänzlicher Mißwachs zu besorgen war, wozu auch noch der Bezirk am 8. August von Hagelschlag betrossen wurde, dessen Schaden in der Stadt aus 49,148 si., im ganzen Bezirk aus 102,212 fl. geschätzt wurde. Zugleich verderblicher Sturm und heftige Gewitter nach jedem Sonnenblicke. — Der Herbst mißrieth gänzlich, da die Trauben nicht zur Reise gelangten. Der aus den ausgeschnittenen, weniger harten und sauren Trauben gewonnene Wein war nur durch Vermischung mit Obstmost trinkbar. Dennoch stellte sich die Weinrechnung vom Wein I. Kl. aus 40 fl., III. Kl. aus 30 si. und der Preis zu Stuttgart aus 70—80 si. Alter Wein stieg aus 100 fl. bis 250fl. — In Folge hievon außerordentliche Theurung und Hungersnoth bis 1817. Fruchtpreise: Lichtmeß Kernen 15 si., Haber 4 si.; Martini Kernen 34 fl., Haber 7 fl. 15 kr.

Brodtaxe: 8 Pfd. März 24 kr., April 26 kr., Juli von 33 kr. aus 36 und 38 kr. steigend. Nach der Mißerndte: August 40 und 42 kr., September 40 und 48 kr., Oetober 38 und 44 kr.. December 43 und 46 kr. 3 Loth Weck 1 kr.

Im Juli wurden von der Stadt 100 Scheffel Dinkel angekauft und an die Bäcker allmählich abgegeben, welche von 1 Scheffel 120 Laibe 5 8 Pfd. liefern mußten. Nach geschehener Ausnahme der hülfsbedürftigen Armen wurde 1 solcher Laib 5 8 Pfd. abgegeben: an ganz Arme um 12 kr-, an Mittelarme um 24 kr.

Zu Unterstützung der Armen und Verhagelten des Bezirkes kam im Aug. d. J. eine Anweisung von 218 Scheffeln Dinkel, 50 Schffl. Gersten, 20 Schffl. Roggen in gemindertem Preise, und für arme Weingärtner ein Stenernachlaß von 5000 si.

Wegen der Theurung wurde schon am 8. Aug. der Aussuhrzoll von Früchten erhöht und die Fruchtverkaufspreise ausgehoben.

5. Nov. Eröffnung des deutschen Bundestags in Frankfurt.

Württemb. Bundeseontingent sammt Reserve 20,934 Mann.

Niederste Temperatur im Februar — 17°, 77 Eistage; höchste im Juli und August -5- 23° Reaumur. Nur 15 Sommertage mit -^20°.

1817. Durch vorangehenden Mißwachs sortdauernde außerordentliche Theurung undHungersnoth. Der Preis von 1 Scheffel Dinkel stieg aus 40 fl., Gersteaus 52 fl., Haber aus 24 fl.,1 Sri. Erbsen galt 7 fl., i Sri. Kartoffeln4 fl., 1 Pfd. Brod 18 kr.

Die Brodtaxe für 8 Pfd. Brod war: im Januar 54 kr., Februar 56 kr., März 58 kr. bis 1 si., April 1 fl. 2 kr., Mitte 1 fl. 4 kr., Ende 1 fl. 8 kr-, Mai Ifl.lOkr., Isi.8kr., Juli 1 fl. 12 kr., nach der Erndte Aug. wieder 54 kr., September 36 kr., Oetober 40 kr., November 44 kr. — Ochsenfleisch im Juli 15 kr. pr. Pfd., Rindfleisch 12 kr.

In dieser Zeit der bittersten Noth hals die Königin Katharina (s. 24. Jan. 1816) durch eigene reichliche Gaben, durch Stiftung von Wohlthiitigkeitsvereinen im

ganzen Land unter einer Centralleitung, an deren Spitze sie trat, durch Beschäftigung-und Speisung der Armen, durch Sorge für die Erziehung armer Kinder, durch Gründung von Industrieschulen u. s. w.

Am 17. April wurde eine eigene Commission zu Ankauf ausländischer Früchte niedergesetzt.

Aus Veranlassung der Centralleitung wurde auch hier eine Kinder-Industrieschule und eine ausgezeichnete Suppenanstalt aus öffentliche Kosten errichtet, welche letztere ihren Sitz in einem Hause an der Bleiche hatte.

Berechnung der Kosten für täglich 100 Portionen Suppe aus 25 Wochen eirea 1872 fl. — Berechnung der Kosten der zugleich errichteten Spinnanstalt: Einkauf von 281 Pfd. Hans, 50 Pfd. Flachs,- Spinnerlohn für Hans 20 kr., für Flachs 28 kr., 304 fl. — Zugleich wurde eine öffentliche Backanstalt errichtet und der Antheil daran nach 3 Klassen folgenderweise bestimmt: Kl. I. erhielt den 8psündigen Laib Brod 5 1 fl. gegen 36 kr. baar, 24 kr. aus Rechnung, 39 Pers.; Kl. II. erhielt den Lpsündigen Laib Brod 5 1 fl. gegen 24 kr. baar, 36 kr. aus Rechnung, 80 Pers.; Kl. III., 11 ganz arme Personen, erhielt einen oder '/« Laib ganz frei.

Die Regierung öffnete ihre Kästen und verkaufte den Schffl. Dinkel zu 10—12 fl. Schon im Mai wurden dem Oberamtsbezirk bei dem Camera lamt Heilbronn an sog. Sustentationsfrüchten angewiesen 11 Schffl. Kernen, 29 Schffl. Waizen, wovon die Stadt erhielt 11 Schffl. Kernen, 9 Schffl. Waitzen; sodann bei dem Came- ralamt Vaihingen: 10 Schffl. Roggen und 110 Schffl. Dinkel; endlich bei dem Cameralamt Weinsberg: 15 Schffl. Roggen, 70 Schffl. Dinkel. Noch wurden von der Privatgesellschaft in Heilbronn erkauft: 100 Schffl. Waitzen. (Stdt. Prot.)

Die Preise der Lebensmittel wurden im Juni d. J., wo der Scheel Dinkel aus 35 fl., der Kernen (zu Lauffen) aus 80 fl. gestiegen war, ossieiell folgendermaßen tarirt und dursten nicht höher verkauft werden, als: 1 Scheffel Dinkel im Haus zu 14 fl. aus dem Markt 16 fl.

1 ,, Roggen und Gerste » ,, ,, 24-sl. » » » 27 fl. 1 » Kernen und Waizen « ,, » 38 fl. » » ,, 42 fl. I » Haber ' « « « I0 fl. ,, » «12 fl.

1 Simr! Erbsen, Linsen «. " » » 4 fl. ., » » 5 fi. 1 « Kartoffel » ,, " 2 fl. .. .. » 2 fl. 30 kr.

Die besonders reiche Kartoffelernlte dieses Jahrs machte im September die Fruchtpreise sinken. Fruchtpreise an Lichtmeß 1 Scheffel Dinkel II fl. 10 kr., Roggen 24 fl., an Martini 1 Schffl. Dinkel 9 fl. 52 kr., Roggen 23 fl., Mittelpr. Gerste 18 fl. 28 kr. — Der Ertrag des Herbstes war gering; das Gewächs, wenn auch nicht gut, doch wenigstens trinkbar. Weinrechnung in Weinsberg I. Kl. 60 fl., III. Kl. 50 fl. Sonstiger Weinpreis 70 fl. — Niederste Temperatur im Dee. — 9°. Höchste im Juni -I- 25". Eistage 52. Sommertage 39. — Außerordentliche Ueberschwemm ung gegen Ende Mais, so stark wie im Oetober 1778.

Am 23. Juli wurde endlich der erste Erndtewagen am Stadtthor von der Bürgerschaft und der gesammten, mit Blumen bekränzten Schuljugend empfangen und unter Musik und religiösem Gesang vor das Rathhaus begleitet, wo Decan öl. Heyd eine feierliche Dankrede hielt und die Gemeinde ein fröhliches «Nun danket Alle Gott" anstimmte. In einem wegen der vorjährigen Noth unbesäeten Felde war ein reicher Segen aus Demjenigen ausgewachsen, was in der vorigen nassen Erndte ausgefallen und aus dem Boden zurückgeblieben war, in ungewöhnlicher Körnersülle. Neue Verfassungsverhandlungen ohne Resultat.

Im Sommer d. J. wurde die Kirche wegen des eintretenden Reformations- Jubiläums unter Leitung des Landbaumeisters Abel restaurirt, neugeplattet, ge- weißnet. Derschadhaste westliche Giebel ward wieder hergestellt. Die Stühle wurden reparirt. Mittlerweile ward in der Schule gepredigt. Neue Einweihung am Jubiläum, wobei 282 Stücke Reformationsmedaillen, gefertigt von Bruckmann und Comp. K 20 kr. an die Schuljugend vertheilt wurden. Kosten 94 fl., woran freiwillige Beiträge 31 fl., Stiftungspstege 64 fl. (Stdt. Prot.)

Im Juli d. J. wurde der seitherige Oberamtmann Dr. Spittler pensionirt und im August der Oberamtmaun von Tübingen, v. Wols, nach Weinsberg verfehl. An die Stelle des Präe. Laux -j- pens. 2. Oet. kam «. Oettinger bis 1818.

Das vormals Stadtschreiber Zeller'sche Haus an den Kirchenstasseln (1816 von Bürgermeister Plank erworben) wurde in diesem Jahr vom Staate zu einer Dia- eonatswohnung erkauft und von Diacon öl. Gundert bezogen. .

1818. Jahrgang: milder Winter; baldiges Frühjahr; schon im April ein Sommertag mit -j- 22 °, aber am 30. und 31. Mai schädlicher Frost. Im Juni Steigen der Temperatur bis-^ 25°, im Juli bis-i- 28°. Sommertage 67. Eistage 59. Tiesste Temperatur im Dee. — 10°. — Die Noth gemildert durch diesen bessern Jahrgang. Brodtaxe sinkend: Jan. 36 kr., Febr. 32 kr., Mai 28 kr., Juni und Juli 28 kr., Aug. 26—24 kr., Oet. 22 kr., Nov. 21. kr. Preise der Lebensmittel herabgehend: an Lichtmeß Kernen Mittelpreis 22 fl. 17 kr. pr. Schffl., Dinkel 9 fl. Haber 5 fl. 27 kr.; an Martini Kernen 12 fl. 18 kr., Dinkel 5 fl. 18 kr., Haber 4 fl. 38 kr. Herb st er trag ziemlich viel und Qualität sehr gut. Die Weinlese begann am 9. Oetober. Weinrechnung I. Klasse 68 fl., IIl. Klasse 60 fl., anderswo höchster Preis des Weins pr. Eimer 130 fl. Mittelpreis 60 fl.

Im Februar Ausstellung einer täglichen Botin nach Heilbronn.

Im November'd. J. erschien eine neue Organisation der Staatsverwaltung. Eintheilung des Landes in vier Kreise: Neckar-, Donau-, Schwarzwald- und Jartkreis mit vier Kreisregierungen, vier Gerichtshösen und vier Finanzkammern. Trennung der Rechtspflege von Verwaltung und Polizei. Aushebung der bisherigen Unterämter des Bezirkes, (s. oben 1810.)

In Folge dessen erhielt Weinsberg ein Oberamtsgericht und Oberamt und wurde dem Gerichtshof für den Neckarkreis (in Esslingen) und der Regierung des Neckarkreises (in Ludwigsburg) untergeordnet; das Cameralamt (srüher Kellerei) der Kreissinanzkammer (in Ludwigsburg).

Erster Oberamtsrichter (vorher Regierungs-Assessor in Ulm) wurde im März folgenden Jahrs: Vöcklen, in Ansangs gemiethetem Loeale. Später (im J. 1821) wurde die Behausung des früheren Lichtenstern'schen Kellers Holzwarth am oberen Thor erkauft und zur Oberamtsgerichtswohnung eingerichtet.

Oberamtmann blieb der seitherige Oberamtmann von Wolss, März 1819. — Die Aushebung der Stadt und Amtsschreiberei erfolgte erst» im Juni 1821 und die Organisation der Gerichts- und Amtsnotariate dasür erst 1826 s. u.

Freiere Gemeindeverwaltung durch Stadtrath und Vürgerausschuß 31. Deebr. d. J. und 1. März 1822.

Präeeptor Oetinger als Pros. nach Ulm befördert. Nachfolger Walker. Sept. d. J.

Novbr. Tod des Mädchenschulmeisters Weiß. Amtsverweser resp. Nachfolger Winter.

Am 11. Deebr. d. J. wurde der seitherige Oberamtsarzt von Gaildors Dr. Ju- stinus Kerner, der gemüthliche schwäbische Dichter und geistreiche Geistermann zum Oberamtsarzt in Weinsberg ernannt. Ansangs in Miethwohnungen sich behelsend, erbaute er sich später, s. 1822, das von L. Uhland besungene Dichterhaus am Fuße der Weibertreue, dessen getreues Bild in G. Schwab's Schwaben (das malerische und romantische Deutschland. I. Leipzig 1847. p. 36.) zu sinden ist. Das Areal dazu und zu einem kleinen anstoßenden Garten erhielt er von der Stadt, (s. unten 1822.)

Seiner Einbürgerung verdankt Weinsberg, daß es in den letzten vier Jahrzehnten, für längere oder kürzere Zeit, der Ausenthaltsort von berühmten Männern und Frauen aller Stände, von Dichtern, Gelehrten, Künstlern u. s. w. geworden ist, für welche seine Muse, seine liebenswürdige Persönlichkeit, sein Humor, sein idyllischer Sitz, seine magisch-magnetischen Kuren, s. unten 1.1826—33, u. s. w. ein weithin anziehender Magnet wurden. Wir nennen unter den öster und ost für längere Feit Wiederkehrenden: L. Uhland (seinen Jugendsreund), G. Schwab f, Carl Meier, Niembsch Lenau f, Graf Alexander von Württemberg f, G. Psitzer, Ed. Mörike; unter den ephemeren: Tieck, Fouqus, Ladisl. Pyrker, (Patriarch, Dichter), Matthison, Wilhelm Müller (Verfasser der Griechenlieder), Mosenthal, Graf v. Allersberg (Anast. Grün), Achim v. Arnim (Gatte der Bettina), Willibald Aleris, Varnhagen, Rückert, Kobell, Lamey (sranz. Dichter), James Henry (irischer Dichter), A. Knapp, Mor. Hartmann, Freiligräth, Geibel; die Frauen Rosa Maria, Amalia Schoppe, Helmina v. Chezy, Emma v. Nienders, Ottilie Wildermuth. Sodann Dr. Schleiermacher, Schubert, Sternberg, Görres mit Familie, Frhr. v. Wangenheim, vi-. Eschenmaier, Dr. Wolsg. Menzel, vi-. David Strauß, Parrot, Dingelstedt, Berthold Auerbach, Franz Kugler, Fr. List (Staatsökonom), Dr. Passavant, Ennemoser, vr. Schönlein, Friedrich v. Maier (von Frankfurt), Loben, Moysen, Graf Pozzi, Rugendas, Nägeli (der Schweizer Musikmeister), Fürst Pückler-Muskau, Rybinsky, (letzter Generalissimus der Polen), Herzog Mar von Bayern (Bater der östreich. Kaiserin), Prinz Adalbert von Bayern, Gustavson, (vorm. König von Schweden), Löwe, Abert, Teures Bruckmann u. U. m., besonders Künstler und Schauspieler.

1819.9. Jan. unerwarteter Tod der allverehrten Königin Katharina (s. oben 1817). Große Landestrauer. Tranerläuten.

Im Juni wurde der bisherige Bürgermeister Plan! als Stadtschultheiß (nach der neuen Organisation) von Oberamtmann v. Wolff aus dem Rathhause beeidiget, erkrankte aber schon im Juli d. J. und starb am 13. Aug.

Wie der bisherige Amtsbürgermeister von nun an Stadtsckultheiß, so heißen die bisherigen Gerichts- und Magistrathsverwandte nun Stadträthe und das bisherige Stadtgericht hat ein Ende. Damit endigen auch die seit 1708 vorliegende Stadtgerichts ^Protokolle.—Am 8. Sept. wurden die gewählten Bürger- Deputirte beeidigt.

Im Juni Finanzkammer-Assessor Dornfeld (I.) zum Cameralverwalter hier ernannt.

13. Juli Einberusung einer neuen Ständeversammlung nach Ludwigsburg, mit welcher der Abschluß des Verfassungs-Vertrags am 23. Sept. glücklich zu Stande kommt. (Ständ. Prot, vom 23. Sept. d. J.)

Unterzeichnung und Ueberreichung der Verfassungs-Urkunde am 25. Sept. Von Seite Weinsbergs unterschrieb der Abgeordnete Mauchard »en. von Eberstadt. Ver- kündigungs-Manisest vom 27. Sept. als dem Geburtsseste des Königs.

Feierliche Begehung des Verfassungssestes im ganzen Land am 24., 28. und 31 Oetober.

Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 9 fl. 40 kr., Dinkel 4 fl. 44 lr., Haber 3sl. 56 kr.; an Martini Kernen 8 fl. 6 kr., Dinkel 3 fl. 46 kr., Haber 3 fl. 8 kr. Brod- taxe Febr. 18 kr., März20kr., Novbr. 15 kr., Dee. 14 kr. Der Herbst d. J. gab vielen und guten Wein. Weinrechuung osfie. IKl. 36 fl., IIl. Kl. 28 fl. Anderer Orte Mittelpreise: 50 fl., theilweise aber auch verkauft zu 100 fl. und drüber. Niederste Temperatur im Jan. — 8 °, höchste im Juli > 29 °. Eistage 54. Sommertage 72.

Von 1820—30. Politische Ruhe und glückliche Friedensjahre. Ausbau der württemb. Landesversassung. Der erste Landtag nach der Verfassung vom Jahr 1819 wurde gehalten vom 15. Jan. 1820 bis 26. Juni 1821. Abgeordneter für Stadt und Amt Weinsberg war aus diesem und dem zweiten Landtag Fetzer, Dr. Jur. in Stuttgart, Sohn des frühern hiesigen Oberamtmanns (nach Z. 157. der Verfassung aus 6 Jahre gewählt.)

13. Febr. Oberamtgerichtsactuar Psass wird als gewählter Stadtschultheiß beeidigt; schon am 30. Sept. vorig/n Jahrs zum Bürger angenommen.

Seelenzahl von 1820 1,744 worunter 29 Katholiken.

Herbstertrag von 1820 wenig und sehr schlecht in Folge anhaltender un. günstiger Witterung. Weinrechnung I. Klasse 36 fl., III. Klasse 28 fl., anderswo Preis bis 51 fl. — Niederste Temper. im Jan. — 15 °, höchste im Aug. - ^ 27 °. Eistage 72. Sommertage 58. — Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 8 fl. 6 kr., Dinkel 3 fl. 44 kr., Haber 3 fl., Gerste 4 fl. 18 kr.; an Martini Kernen 8 fl. 2 kr., Dinkel 3 fl. 14 kr., Haber 2 fl. 34 kr., Gerste 3 fl. 36 kr.

1821. An die Stelle des im Sept. vorigen Jahrs gestorbenen General-Superintendenten Müller von Heilbronn tritt als solcher der bisherige Decan von Neuenstadt öl. Märklin.

Seelenzahl in diesem Jahr 1751 Evangelische und 32 Katholiken, zusm. 1,783.

Herbstertrag weder der Quantität noch der Qualität nach zusriedenstellend. Durchschnittspreis des Weins im Oberland 10 fl,, im Unterland 25 fl. Letzte gerichtliche Weinrechnung I. Kl. 26 fl., III. Kl. 18 fl. — Niederste Temp. im Febr. — 8 °, Eistage 67, höchste im Juli und August -j- 25°. Sommertage nur 37. Frucht- peise an.Lichtmeß Kernen 8 fl. 16 kr., Dinkel 3 st. 25 kr., Haber 3 fl. 40 kr.; an Martini Kernen 8 fl. 16 kr., Dinkel 3 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 24 kr., Gerste 5 fl.

1822. Diacon KI. Gundert kommt als Stadtpfarrer nach Murrhard; an seine Stelle rückt Repetent Süßkind 1822-29.

Im Mai dieses Jahr wird die vorher verpachtete Bleiche den Einwohnern zum Selbstbleichen ihres Tuches unentgeldlich überlassen.

Am 31. Mai gibt die Stadt dem Oberamtsartzt Dr. Kerner ungefähr ein Vrtl. Boden im grasigen Haag zu Erbauung eines Wohnhauses unentgeltlich ab und schreibt es ihm als Eigenthmn zu. Die nöthigen Schwellen dazu erhält er um die hälstige Tare aus dem Stadtwalde.

eo6. ertheilt sie ihm und seiner Gattin und Familie unentgeldlich das Bürgerrecht. (Stadt-Prot.) ' .

Im Juli wurde beim Pslästern des Marktes an Hutmacher Schultheiß Haus ein vormaliger Pumpbrunnen ausgesunden und einstweilen mit einer Platte bezeichnet und hernach im August wieder als solcher eingerichtet.

Ein ausgezeichnetes Weinjahr. Reichlicher Ertrag und an Güte dem Gewächs von 1811 nicht viel nachstehend. Niederster Preis 50 fl. , höchster 100 fl. Mittelpreis 55 fl. Herbstsatz schen den 13. Sept.; am 1. Oet. alle Keltern geschlossen. Höchste Temperatur im Juli 4- 28 °. Sommertage. 80. Tiesste im Dee. — 13 °. Eistage 58. — Fruchtpreise: immer noch große Wohlfeilheit und Uuwerthe. Landes- Durchschnitt Roggen 5 fl., Dinkel 3 fl. bis 3 fl. 30 kr., Haber 3 fl., Gerste 4 fl. Heilbronner Durchschnitt, Roggen 3 fl. 56 kr., Dinkel 3 fl. 3 kr., Haber 2 fl. 10 kr., Gerste 3 fl. 48 kr.

1823. 6. März Geburt des Kronprinzen Karl. Auch hier wie im ganzen Lande Dankgottesdienst. — Oberamtsrichter Böcklen wurde nach Backnang versetzt und am 25. Oktober Oberjustizassessor He yd, bisheriger Oberamksgerichtsverweser in Oehringen, zum Oberamtsrichter in Weinsberg eruaunt.

Nov. Collaborator Veyttenmüller zumPräeeptor in Murrhard befördert. Nachfolger s. solg. J. — Aus der Collaboraturschule wird bald eine Realschule.

Herbstertrag ziemlich viel, aber von geringer Qualität, da die Trauben nicht überall zur Reise gelangten. Niederster Preis 7 fl., höchster 50 fl. Mittelpreis 23 fl. — Höchste Temperatur -> 26". im August, Sommertage 5l. Niederste Temv. — 15". im Jan. Eistage 67. Fruchtpreise aus den herrschaftlichen Kästen Roggen 6 fl. 11 kr., Dinkel 3 fl. 28 kr., Haber 3 fl. 58 kr., Gerste 5 fl. 30 kr.

1824. Ans Anregung Dr. Kerners Bildung eines Frauen- (Weibertrene)- Vereins zur Restauration der Burgruine. Ankauf des innern Weinbergs. Ve- setzung mit Gesträuchen und Bäumen. Wege. Die zwei Thürme werden zugänglich gemacht. Aeols harsen in die Oeffnungen des runden Thurmes. Ringe mit geschlissenen St ein chen ans den Mauerruinen zum Verkauf.

Im Sept. kauft Dr. Justinus Kerner vom Cameralamt 1°/>° Ruthen Platz, woraus der sogenannte Diebsthurm steht, nm 7 fl. Dichterischer Einbau und Restauration desselben (s. unten Oertlichkeit).

Septbr. Tod Ludwigs XVIII. in Frankreich. Suee. Carl X. sein Bruder. — Emanation des neuen Pfandgesetzes und der Strafproeeßordnung. — Collaborator an Veyttenmüllers Stelle Maute, nachmals Reallehrer hier.

Herbstertrag der Menge und Güte nach äußerst gering, da es an beständiger heiterer Witterung fehlte. Mittelpreis 21 fl. — Höchste Temperatur -l- 27» im August. Sommertage 56; niederste — 9 °. im Januar. Eistage 52. — Frucht- preise im Oktober Kernen 6 fl. 25 kr., Dinkel 2 fl. 42 kr. bis 3 fl., Haber 2 fl., Gerste 3 fl. 19 kr. — Außerordentliche lleberschwemmung im Neckarthal und in anderen Thälern; in Heilbronn 10—12" höher als im I. 1817.

1825. Bauer Eytel vom Scheuernboden herab todtgefallen. — Zur Vollziehung des Pfandgesetzes vom vorigen Jahr wurde den 12. Deebr. als Pfand- Commissär für Weinsberg ausgestellt: Stadtschultheiß Psass. Für ihn den 4. März solg. Js. Kleinknecht, bisheriger Oberamtsactuar allhier.

Herbstertrag wenig, aber noch über Erwarten gut. Mittelpr. 21 fl. 24 kr. Fruchtpreise der Finanzkammer im Oktbr. Roggen 4 fl. 27 kr., Dinkel 2 fl. 50 kr., Haber 2 fl. 30 kr., Gerste 4 fl. 27 kr. — Höchste Temperatur -r- 26° im Juli. Sommertage 48.; tiesste im Febr. — 10, 4". Eistage 56.

1826. Bildung der Gerichts- und Amtsnotariatsbe'irke. Weinsberg Ger.- Not. II. Klasse. Amts-Not. Löwenstein und Eschenau. Ger.-Notar in Weinsberg: Endres, bisheriger Stadtschreiber. — Dritter ordentlicher Landtag. 1. Dee. Abgeordneter für Weinsberg Dapp s. 1809. Einwohnerzahl 1870.

Tillen>»s, Weinsberg. 15

Herbstertrag sehr viel von mittlerer Güte. Mittelpreis 21 fl. 24 kr.

— Höchste Temperatur -j- 26/ im Juli. Sommertage 57. Tiesste im Jan. — 13,'. Eistage 66. Der Januar allein 31. — Fruchtpreise am Ende des Jahrs 1 Schffl. Dinkel nur 2 fl. 17 kr., Landes-Durchschnitt 1 Schffl. Roggen und Gerste 4 fl. 27 kr.

Am 25. November dieses Jahrs kam Frau Hausse die «Seherin von Prevorst« (nach der bekannten Schrift von Dr. Kerner) nach Weinsberg und in die Behandlung des I)i-. Inst. Kerner. In den Schluß dieses und den Laus der zwei solg. Jahre fallen die in gedachter Schrist erzählten, Weinsberg damals zu einem'Wallsahrtsort Glaubiger und Unglaubiger machenden Erscheinungen und Geistergeschichten.

1827. Stadtschultheiß Psass wegen Besorderung der Reinlichkeit in den Straßen und Gassen, namentlich für Anlegung von Misthausen, Gruben etc. im Regierungsblatt öffentlich belobt, — 4, April. Hinrichtung des Raubmörders Bauer von Ramiuingen, O.A. Ulm, kathol. Cous. wegen eines den 9. Okt. vor. J. an Friedr. Knapp von Knittlingenz seinem Reisegefährte!!, beim steinernen Tisch durch Erschießen begangenen meuchlerischen Raubmords.

Herbstertrag nach Quantität nicht bedeutend, nach Qualität gut. Höchster Preis 66 fl., Mittelpreis 20 fl. 13 kr. Höchste Temp. im Juli -^ 27,'. Semmertage nur 37. Niederste im Febr. — 20,". Eistage 70. im Februar allein 26. — Fruchtpreise: Ldsdurchschn. Dinkel 3 fl. 58 kr., Roggen und Gerste 6 fl.. 1 kr., Haber 2 fl. 42 kr.

Am 31. Deebr. wurde der neue Spital — unterhalb der Stadt — aus der Masse des Fabrikanten itleinknecht nm 1800 fl. vom Slistungsrathe erkauft und später, Jahr 1828—29, ein Stock ausgebaut.

1828.Außerordentlicher Landtag sürGesetzesentwürsevom 15.Jan.bis4.Aprild.J.

— Der verdiente Präeeptor Walker wird den 25. Oktbr. als Oberpräeeptor an das Gymuasium Heilbronn versetzt.

Herbstertrag über alle Erwartung und der reichste seit langen Zeiten. Güte des Weins mittelmäßig, doch im Keller noch gewinnend. Durchschnittsertrag des Morgens nahe an 5 Eimer, Niederster Preis 4 fl., höchster 50 fl. Mittelpreis 10 fl. 51 kr. — Höchste Temp. im Juli -^ 26/. Sommertage 40. Tiesste im Jan.

— 8,'. Eistage72. Die meißten im Febr. 18. — Fruchtpreise: Durchschnitt Roggen 12 fl. 47 kr-, Dinkel 5 fl. 42 kr., Haber 3 fl. 7 kr. In Heilbronn Roggen 12 fl. 35 kr., Dinkel 5 fl. 26 kr., Haber 3 fl. 43 kr.

In diese Jahre sällt der von Instinus Kerner in seiner »Seherin von Prevorst p. 472« erzählte Geisterspuck in dem (vormaligen) Gesängnißzimmer des Ruth- hauses, von dem aber später — von 1836 an — nichts mehr verlautete; ebenso der Kelterspuck vor einer reichen Weinlese. i>. 470,

1829. Präeeptor Stoll von Güglingen den 18. Febr. an Walkers Stelle zum Präeeptor in Weinsberg ernannt. — Im Aug. d. J. starb die Seherin von Pre- vorst (s. oben 1826) in Löwenstein. — Im Okt. d. J. wurde das Pfandbereinigungsgeschäft in der Oberamtsstadt Weinsberg — nach Reg.-Bl, — vollendet. — Am 9. Deebr. wurde der bisherige Diaconus Süßkind aus das Diae. Ludwigsburg befördert. An seine Stelle trat am 14. Juli des solg. J. als Diaconus der bisherige Repetent Mai er. — Das im Jahr 1769 erbaute und nach Verkauf des alten Spitals (s. oben 1800) gebrauchte kleinere städtische Armenhaus zwischen dein neuen Heilbronner und dem unteren Thor wurde nach Aequisition des neuen Spitals in diesem Jahr an Weingärtner Bauer verkauft.

Der Herbst gab weder vielen noch guten Wein, da die Trauben bei der nassen Herbstwitterung nicht ganz reis wnrden. Höchster Preis 36 fl.; niederster 3 fl. Mittelpreis 9 fl. 57 kr. — Höchste Temperatur im Juli -j- 28. Sommertage nur 26. Niederste Temp. im Febr. — 16,°, Eistage 121, die meißten im lausenden »ee. — Fruchtpreise: Durchschnitt Kernen 11 fl. 50 kr., Dinkel 4 fl., Haber <3 fl. 35 kr., Gerste 6 fl. 52 kr. In Heilbronn Kernen 9 fl. 13 kr., Dinkel 3 fl. 59 kr., Haber 3 fl. 20 kr., Gerste 5 fl. 5 kr.

Mit 1830 Beginn neuer unruhiger Jahre, wenn auch ohne Krieg. — 27—29.JuliJuli-Revolution inParis. Absetzung undVertreibungKönigs Carl X. Louis Philipp von Orleans, Regent 3°/'. Juli, besteigt aus Aussorderung der Kam- mer den Thron. 9 August. — Rückwirkung aus deutsche Stimmung und Zustände. — Vierter ordentlicher Landtag vom 15. Januar bis 7 April.

Besonders strenger, langedanernder Winter; stärkste Kälte am 2, Febr. mit —25 bis 26°. Guter Frühling; kühler Sommer, günstiger Herbst; mittelmäßige Fruchtbarkeit, ausgezeichnete Menge von Aepseln. Wein nicht viel und von mittlerer Güte. Niederster Preis 10 fl., höchster 70 fl., Mittelpreis 30 fl. — Höchste Temperatur im August - ^ 27/. Sommertage 45. Niederste Temp. im Febr. — 25. Eistage 96, im Jan. allein 31. — Fruchtpreise (Landesdnrchschu.-Preise), 1 Echssl. Kernen II fl. 12 kr., Roggen 7 fl. 40 kr., Gerste 5 fl. 36 kr., Dinkel 4 fl. 32 kr., Haber 3 fl. 36 kr. — Seelenzahl von 1830 1,887, worunter, 31 Katholiken.

1831. Januar. 19. Neckaraustritt bei Heilbronn. — Bewegungen — in Folge der vorj. Juli-Revolution — bei den Neuwahlen für den nächsten Landtag. — Vaterländische Vereine. — Wahlausschüsse.

Septbr. Verhandlungen wegen Maßregeln für den Fall des Eindringens der Cholera. — Anschaffung von 10 weiteren Bettstätten im Armenhaus. — In dem neuen Spital wurde aus Antrag des Stadtschultheißen Psass in diesem Jahr eine Armenversorgungs- und Armenbeschäftigungsanstalt gegründet und die von Psass sorgsältig entworsenen Statuten von den betressenden höheren und niederen Aussichts-Behörden genehmigt.

Jahrgang: mäßig kalter Winter; ziemlich nasser Frühling. Sommer viel Regen, viele Gewitter. Herbst gut und heiter, zur Weinlese tressliche Witterung. Herbstertrag ein mittlerer nach Quantität und Qualität; letztere zum Theil sogar gering. Niederster Preis 10 fl., höchster 78 fl.. Mittelpreis 34 fl. — Höchste Temp. im Juli -> 23,'. Sommertage 46. Niederste Temp. im Jan. — 17/. Eistage 64. im Januar 26. Fruchtpreise gegen Ende des Jahrs Kernen 20 fl., Roggen 13 fl. 38 kr., Dinkel 7 fl. 32 kr., Gerste 10 fl. 45 kr., Haber 5 fl. 12 kr.; frühere herrschaftliche Durchschnittspreise Kernen 20 fl., Roggen 8 fl. 36 kr., Dinkel 4 fl. 57 kr., Gerste 5 fl. 53 kr., Haber 3 fl. 53 kr.

1832. Fortdauernde Bewegungen der patriotischen Vereine. — Große Versammlung zu Voll im April dss. Js. — Bundestagsbeschluß gegen diese Vereine vom Juni d. J. — Wahl des (liberalen) Stadtschultheißen Psass zum Abgeordneten des Oberamtsbezirks Weinsberg.

Am 26. Nov. wurde Schwarz in, ux. des Bürgers Schwarz von Gellmersbach, welche ihren unehelichen fast 5jährigen Knaben ertränkt hatte, hier mit dem Schwerdte hingerichtet.

Jahrgang: maßig kalter Winter mit wenig Schnee, erste Hälste des Sommers viel Regen mit Gewittern und starker Abkühlung; zweite, gleichsörmige warme Witterung ; mancher Orten verderblicher Hagel. Herbst größtentheils heiter, aber für Traubenreise nicht hinreichend lang gelind. — Ausgezeichneter Obstsegen fast überall. Herbstertrag ziemlich viel, aber gering, kaum trinkbar. Mittelpreis 19 fl. 30 kr, — Höchfte Temperatur im Juli ->- 29 °. Semmertage nur 36. Niederste Tenlp. im Januar — 7,<. Eistage 108, im Jan. 24, im Febr. 21, im Deebr. wieder 20. — Fru chtpre ife, Landesdurchschnitt nach württemb. Jahrbüchern, Kernen 20 fl., Dinkel 7 fl. 32 kr.. Roggen 13 fl. 38 kr., Gerste 10 fl. 45 kr., Haber 5 fl. 12 kr. Schranne in Heilbronn 1832-33. Kernen 13 fl. 2 kr., Dinkel 5 fl. 10 kr., Roggen 8 fl. 21 kr., Gerste 7 fl. 40 kr., Haber 4 fl. 33 kr.

1833. Eröffnung des neuen Landtags im Jan, dieses Jahrs. — Auflösung der Kammer schou am 22. Mar; wegen des Psitzerschen Antrags gegen die Vun desbeschlüffe vom Juni vorigen Jahrs. — Neuer Landtag eröffnet'am 20. Mär; dieses Jahrs, bezeichnet als Steuerverwilligungs-Landtag. Oppofition Römer etc. — Militair-Complott von Lieutenant Koferitz etc. 1833—35.

Herbstertrag: ziemlich viel, aber gering. Mittelpreis 19 fl, 30 kr. Jahrgang: mäßig kalter Winter, ziemlich guter Frühling, warme Sommerwitterung; bald aber zu viel Regen und kühl; Oktober wieder besser, Dec. gelind viel Regen. — Höchste Temperatur im Juni -^ 26,2. Eonimerlage 34, im Mai und Juni 15. Niederste Temp. im Jan. — 12,^. Eistage 67 , darunter im Jan. 26. — Neckaraustritt den 19. Dee. — Stetiges Wanken der Fruchtpreise, Landesdurchschnitt Kernen 10 fl. 35 kr., Roggen 7 fl. 40 kr., Dinkel 4 fl. 41 kr., Haber 4 fl. 19 kr., in Heilbronn 1833—34 Kernen 8 fl. 57 kr., Roggen 5 fl. 36 kr., Dinkel 3 fl. 49 kr., Haber 3 fl. 40 kr,

4. Juli. Gerichlsactuar Straub zum Assessor des Gerichtshofs Ellwangen, — Justiz-Referendär Eckard den 20. August zum Gerichtsactuar hier ernannt.— Andrang von sogenannten »dämonisch-magnetischen" oder »Besessenen" zur »magischmagnetischen" Heilart Dr. Kerners *).

1834.1. Jan. Beitritt Württembergs zum deutschen Zollverein. —Vorzügliches Weinjahr in Folge trockenen, heißen Sommers. Ertrag außerordentlich reich und vorzügliches Produet. Mittelpreis 32 fl. 12 kr. — Höchste Temperatur im Juli - ^ 28 ". Sommertage 88, darunter im Juli 28, im August 21. Niederste Temp. im Deebr. — 10 °. Eistage 90, darunter im Febr. 23, im März 17, im Deebr. 20. — Vom Mai fast bis zum Okt. feltene Sommerhitze nach mildem Winter. — Frucht preise, Landesdurchschnitt Kernen 10 fl. 10 kr., Roggen 7 fl. 10 kr., Dinkel 4 fl. 25 kr., Haber 4 fl. 3 kr. Heilbronn 1834-35 Kernen 10 fl. 32 kr., Roggen 7 fl. 4 kr., Dinkel 4 fl. 46 kr., Haber 4 fl. 36 kr.

Auch in diesem und dem folgenden Jahr mehrere sogenannte Besessene von allen Gegenden her in der ärztlichen Behandlung (magisch-magnetischen Heilart) des Oberamtsarztes Dr. Kern er. u. A. das Mädchen von Orlach.

1835. JmSeptbr. Decan K1. Heyd aus Veranlafsung seines 50jährigen Amtsjubiläums zum Ritter der württembergischen Krone ernannt.

Jahrgang. Winter mit mäßig andauernder Kälte. Frühling in zweiter Hälfte Aprils; bald mit Sommertagen; Juni Stillstand der Vegetation; Juli starke Hitze bis Septbr.; zweite Hälfte Oktbrs. Winterkälte. — Herbstertrag viel und gut, doch dem vorjährigen nachstehend. Höchster Preis 75 fl., Mittelpreis 22 fl. — Höchste Temperatur im Juli -^ 28 °. Sommertage 61, darunter im Juli 25. Niederste Temp. im Deebr. — II, 8. Eistage 99, darunter im Jan. 22, Novbr. 22. Deebr. 20. —

-) Siehe dessen Geschichte Besessener neuerer Zeit und Nachrichten vom Vorkommen "des Besessenseins. l836.

Getreide reichlich. Fruchtpreise: Kernen 10 fl., Roggen 7 fl. 22 kr., Dinkel 4 fl. 23 kr., Haber 4 fl. 22 kr. (Landesdurchschnitt) Heilbronn 1835—36 Kernen 8fl. 12 kr., Roggen 6fl. 12 kr. Dinkel 3 fl. 34 kr., Haber 3 fl. 36 kr. Vom 12. Sept. d. J. an bis zum Febr. des folgenden Jahres spielt die so vieles Aufsehen machende, von Dr. Kerner in der Schrift: Line Erscheinung aus dem Nachtgebiete der Natur, beschriebene Geiste rge schichte im hiefigen Gefängnif). Mittrlebtes. Von 1836 bis 1857.

1836. Landtag vom 30. Jan. bis 18. Jul. Schulgesetz. Frohnablösungsgesetz. 27. Jan. Pensionirung des Decans von Heyd auf Ansuchen. Nachfolger 25. Aug. Decan von Blaufelden, Kl. Dille nins. Aufzug desselben am 29. Sept. Investitur am 9. Okt, (Sonntag Vormittag) durch Prälat v. Märklin. 'le«te«: Decan v. Heyd, Ephorns Hanber. — Dermalige Angestellte: Oberamtsrichter Heyd, Oberamtmaun v, Wolff, Cameralverwalter Dornfeld l., Gerichtsnotar Endres, Ober- amtspfleger v. Olnhausen, Oberämtsarzt I)>-. Kerner, Diae. Maier, Stadtschnltheiß Pfaff, Präe. Etoll, Reallehrer Mante, deutsche Schullehrer: Winter und Reuther, Stiftungspfleger Weber. — Im Nov. wegen Ausbruchs der Cholera in München verschiedene Regierungserlasse und Vorbereitungen; doch zum Glück vergeblich. Jahrgang: Viele Ahnlichkeit mit 1834. Lange anhaltende Semmerwärme. Ungewöhnlich große Echneemeuge zu Ende des Jahrs. Geringe Gewitterzahl. 2. Dezember Neckaraustritt bei Heilbronn. Herbstertrag nicht nur nicht viel, sondern auch schlecht. Miltelpreis 23 fl. I7 kr. Hochste Temperatur im Juni -i- 26,». Sommertage 50, im Juli 19, im August 18. Niederste im Jan. —16,<. Eistage 72, darunter im Jan. 23, Febr. 21, Dez, 11. — Getreide sehr gut gerathen. Fruchtpreise nach Landesdurchschnitt. 1 Scheffel Kernen 9 fl. 27 kr., Roggen 6 fl. 22 kr., Dinkel 4 fl. 4 kr., Haber 3 fl. 59 kr. In Heilbronn 1636—37 1. Juli 1 Scheffel Kernen 8 fl. 32 kr., Roggen 5 fl. 52 kr., Dinkel 3 fl. 44 kr., Haber 3 fl. 48 kr.

Seelenzahl von 1836 —'- 1807, worunter 30 Katholiken.

1837. Im Febr. Versuch mit einer nächtlichen Fortbildungsschule für confirmirte Jünglinge, wo;u sich 40 freiwillige Theilnehmer meldeten. Daner bis zum Anfang der Feldgeschäfte, — Reorganifation des städtischen Schulwesens nach dem neuen Schulgesetze. Pensionirung des bisherigen zweiten Mädchenlehrers Reut her wegen hohen Alters. — Aufstellung eines Unterlehrers an der zweiten Mädchenschule: Frohumaier, bisher Lehrer in Lichteustern. Juni. Combinirung der beiden Knabenschulen mit einer definit. Knabenschulmeistersstelle, wozu ernannt wurde Unterlehrer Lumpp von Eßlingen. 24. Okt. — Trennung der Meßnerei von der zweiten Mädchenlehrersstelle. Uebertragung derselben an den Sohn des vorigen Meßners (und zweiten Mädchenlehrers), Buchbinder Reut her. 11. Nov. — Gründung eines Frauen- und Jungfrauenvereins zu Beauffichtigung und Unterstützung der Mädchenindustrieschnle und ihrer Lehrerin Reuther. März. — Restaurirung der Kirche, Weißnen, Erweiterung der Orgel für die Kirchenmusik. Verbesserte Heizeinrichtung in der Saeristei. — Wiedereinführung des Abblafens vom Thurme. — Conftituirung eines Hülfsbibelvereins für Stadt und Amt. Vorstand: Decan Dilleninö, Seeretär: Diae. Maier, Kaffier: Kaufmann Hardten. — Einführung eixes Abendgottesdienstes am Eylvesterabend bei beleuchteter Kirche mit Altar- rece von Decan.— Sept. Tod des Gerichtsnotars Endreß. Kath. Nachfolger im Nov. Oberamtsgerichts-Actuar Stierlen von Gaildorf. — 6. Sept. Neckaraustritt bei Hettbronn. — Jahrgang: Winter sehr lang, wenn auch nicht besonders kalt. Gründonnerstag (23. März) und Ostern (26. Mär;) noch weiß. Noch nach Belaubung der Gesträuche (7—10. April) Alles weiß. Tieser Schnee noch am 17. April. Traubenblüthe zwar sehr gut, aber nachher minder günstige Witterung. Daher Wein zwar viel, aber sehr herb und sauer. Mittelpreis 12 fl. 38 kr. Brodfrüchte brandig. Obst meißt von Raupen zerstört. Landesdurchnittspreise: Kernen 10 fl. 58 kr., Roggen 7 fl. 6 kr., Dinkel 4 fl. 54 kr., Haber 4 fl. 8 kr. In Heilbronn 1837—38 1. Juli Durchschnitt: Kernen 12 fl. 56 kr., Roggen-8. fl. 1 kr., Dinkel 5 fl. 21 kr. , Haber 4 fl. 45 kr. Höchster hier beobachteter Thermometerstand -j- 25° I1. Aug. Sonunertage 48, niederster — 13,s am 5. Jan. Eistage 97 (Stuttgart sogar 101). Tressliches Nordlicht am 18. Februar Abends 8- 12 Uhr. Höhenrauch vom 25—30. Juni und am 1. Juli.

1838. 17. Jan. bis 22. Okt. Außerordentlicher Landtag. Strafgesetzbuch. Eröffnung einer Kleinkinderschule für das Sommerhalbjahr vom 20. April bis 20. Okt. in der unteren Rathhemsstube. — Mai 19. Tod des Cameralverwalters Dornfeld I. Nachfolger gegen den Herbst hin Cameralverwalter Lutz vou Waiblingen. — Juni 1. Tod des seit einiger Zeit gemüthskranken Stadtraths und Feldwebels bei der hiesigen Bürgergarde, Esenweiu, Küsermeisters. Militärischer Leicheneonduet. — 16. Juni. Tod des resignirten Oberamtspsleger v. Olnhansen, an dessen Stelle schon vor Jahressrist Oberamtspfleger Würth getreten war. — 23. Juni. Tod des Oberamtsdiener Mai er. an dessen Stelle Oberwachtmeister Bechter trat. — September. Verlegung des Schuleonserenzsitzes von Willsbach in die Amtsstadt. Conserenz-Direetor wird für den Bezirk Weinsberg Pfarrer Schiller v. Bitzfeld. — Dezember. An die Stelle des austretenden Land- tagsabgeordneten Stadtschultheißen Psass (s. 1832) wurde zu Ansang dieses Monats für die nächsten 6 Jahre gewählt Oberamtsrichter Rümelin von Heilbronn.

— Jahrgang: Winter nicht sehr streng, aber lang; noch nach Ostern am 18. März Morgens Alles weiß. Selbst am 29. April Schneegestöber. Heuerndte Ende Junins. Getreideerndte 6. Aug., ziemlich reichlich und gut. Herbste sansang 18. Okt. Quantität und Qualität ziemlich gering. Preise20—30 fl. Obst strichweise reichlich. Fruchtpreise im Landesdurchschnitt: Kernen 13 fl. 18 kr., Roggen 9 fl. 31 kr., Dinkel 5 fl. 22 kr., Haber 4 fl. 41 kr. Heilbronn 1838-39, 1. Juli, Kernen 13 fl. 49 kr., Roggen 8 fl. 38 kr, Dinkel 5 fl. 18 kr., Haber 4 fl. 2 kr. Höchster Thermometerstand hier -i- 26,5 14. Inli. Sommertage 45, in Stuttgart 47; niederster — I8,s 16. Jan. Eistage 93 (in Stuttgart 103). Früher Eintritt des Winters.

Einwohnerzahl mit Fil. 1912,

1839. Neuer Landtag vom 1. Febr. bis 9. Inli. Budget. Polizeistrafgesetz. - Jan. Tod des kaum eingetretenen Oberamtsdieners Bechter. Nachfolger Wachtmeister Merk. Beide kathol. Cons. — Febr. 7. Erderschütterung — auch in Heilbronn, Besigheim, Leonberg und aus dem Schwarzwalde wahrgenommen. 25. Ueber- schwemmung bei Heilbronn. — April. Unterlehrer Frohnmaier kommt als Lehrer an das K. Arbeitshaus Ludwigsburg. Nachfolger Unlerlehrer Gnßmann,

— Mai. Der led. Fuhrmann Küstner verunglückt aus der Löwensteiner Steige und wird todt hierher gebracht. — Juni. Theilnahme des hier neugebildeten Gesangvereins (Liederkranzes) an dem Oehringer Liederseste. 24. Juni. Auszug dazu mit der ihm gestiftetei!, von Jungsrauen gestickten neuen Standarte. — Sept. Dr. Krell, prakt. Arzt, zieht ab nach Plieningen. — Okt. Tod des bisherigen Oberamtsgerichtsdieners Maier. Nachfolger desselben Dannenhauer. —

Nov. Oberamtsrichter Heyd als solcher nach Ludwigsburg befördert, zu großem Bedauern des Bezirks. Abreise am 8. Deebr. Oberamtsgerichtsverweser: Akt. Eckard. Nachfolger Rom er, s. Aug. solg. Jahrs. — Herb st durch regnerische Witterung und Fäulniß beschleuniget. Beginn 11. Okt. Quantität ziemlich stark. Qualität gering. Es fehlte an Geist. Preis niedriger als in der Umgegend, zwischen 19—27 fl. Mittelpreis 24 fl. Frucht preise nach Landesdurchschnitt: Kernen 14 fl. 50 kr. bis 15 fl. 25 kr., Roggen 10 fl. 34 kr., Dinkel 6 fl. bis 6 fl. 12 kr., Haber 4 fl. 10 kr., gefallen aus 3fl. 38 kr. Heilbronn 1839—4N: Kernen 14 fl. 41 kr., Roggen 9 fl. 34 kr., Dinkel 5 fl. 45 kr., Haber 3 fl. 56 kr. Im Winter starker anhaltender Frost mit bedeutendem Schnee. Spätes Frühjahr und ziemlich anhaltende Sommerhitze. Höchster Thermometerstand hier -^ 28, den 18, Juli. Sommertage 63, 10 mehr als in Stuttgart, im Juli 22; tiesster — 14 den 28. und 29, Jan. Eistage 69, in Stuttgart 81. I840. März 12. Tod des pensionirten Decans, Seniors der evang. Geist- lichkeit, Ehrenbürgers von hier, öl. von Heyd, Ritter des Kronordens im 91. Lebensjahre. — Mai 25. Durch Oberamtmann v. Wolst Constitnirung eines landwirth- schaftlichen Bezirksvereins, welcher zu seinem Vorstand wählte den Decan Dil- l e n i u s, zum S e e r e t a i r Eameralanttsbuchhalter Pahl, zum Cassier Oberamispsleger Würthi neben diesen einen Ausschuß (von 12 Personen), welcher die Statuten und eine Gesindeordnung zu entwerfen hatte, — Inni 7. und 8. Theilnahme des hiesigen Liederkranzes an dem großen Lieder fest in Heilbronn; mit Nachfeier in Neckarsulm am 12. Juli Nachmittags. — Angust 14. Durchzug eines baierischen Linien-Insauterie-Regiments Herdtling, 1280 Mann, nach Rheinbaiern zur Ablösung des dort liegenden, in das Uebungslager bei Nürnberg einberusenen Regiments. — Ankunft des zum Oberamtsrichter allhier ernannten Oberjustizassessors Römer von Eßlingen. — 24. Durchzug eines baierischen Jäger- Regiments von Landau nach dem Uebungslager bei Nürnberg. — 25. Durchzug des baierischen Linien-Regiments Herzog Wilhelm, 1460 Mann, von Rheinbaiern ebendahin. — September. Mißlingen des vom Liederkrauze beabsichtigten Sing- festes am 6. Sept. zur Seeularfeier der Weibertreue, weil die Kreisregierung ein solches am Sountag nicht gestaltete. — Beginn des großen Manövres des 8. Armeeeorps bei Heilbronn mit einem Feste, das König Wilhelm im Saale des Aktiengartens am 7. gab. — 10. Sept. Einrücken des 1. badenschen Infanterie- Regiments und einer badenschen Fußbatterie in's hiesige Quartier mit Rasttag am 11. Durchzug des 2. bad. Jusanterie-Regiments in's Weinsberger- und eines Dragoner-Regiments in's Eberstadter Thal. — I1. Sept. Großes Feuerwerk aus dem Exereierplatz in Heilbronn in Anwesenheit König Wilhelms, des Großherzogs von Baden und des Erbgroßherzogs von Darmstadt, Ein württembergischer Soldat durch eine horizontalstiegende Rakete getödtet. — Sept. 12. Abzug des hiesigen badenschen Quartiers. Beginn des großen Manövres mit einem Neckarübergang oberhalb Heilbronn. Das sogen. Rheineorps wurde nach dem Plane vom sogen. Neckareorps bis Frankenbach zurückgedrängt. Abends kam das 6. württ. Infanterie-Regiment und einige Schwadronen des 3. Reiter-Regiments mit der badenschen Fußbatterie wieder Hieher in's Quartier, um am 13. frühe zu Fortsetzung des Manövres von Frankenbach an wieder auszurücken. Abends Rückkehr des Hauptquartiers nach Heilbronn, wo dem König Wilhelm ein großer Fackelzug aus dem Markte gebracht wurde. Truppen kamen nicht mehr über den Neckar herüber und das Hauptquartier'rückte am 14. nach Sinzheim. — 21. Sept. Erstes landwirthschaftliches Fest im grafigen Haag >uit Preisvertheilung durch den Bereinsvorstand Decan Dillenius. — Das an diesem Morgen vom Nürnberger Lager zurückziehende baierische Jäger- Regiment (f. 24. Aug.) begrüßte die am Hagthore aufgesteckte blau und weiße Stadlflagge — auch baierische Landesfarbe — mit einer Fanfare. — 23. Sept. Durch- zug des 2. württ. Juf.Regiments auf der Rückkehr vom großen Manövre in seine Garnison Ulm. — eo6. Durchzug des vom Nürnberger Lager zurückkommenden baierischen Regiments Herzog Wilhelm (f. 25. Aug.) nach Rheinbaiern. Quartier in Heilbronn und Umgegend. — Okt. 3. Veteranen fest. Ueber 300 Mann Be- terauen des Bezirks erhalten auf dem Markt die vom König neugestiftete Krieg«- Denkmünze. Von hiesiger Stadt wurden damit deeorivt 27 Mann: Biber, Färbermeister, gewef. Unteroffizier, jetzt 1859 f; Wolpert, Kübler, jetzt f; Hell, Unteroffizier, jetzt f; Stricker, Schreiner, ausgewandert; Müller, Weingärtuer, jetzt f: Preffel, Kupferschmid, jetzt f; Scholl, Bäckermeister; Debeld, Weingärtuer, jetzt 1-; Merk, O.A.-Diener; Unteroffizier Dierolf, Weingärtuer (kam1312imruff. Feldzug bis Thorn); Vetz, Weingärtuer, jetzt v; Hofmann, Ehir. Unterarzt, jetzt f; Bischof, Stadtbcte; Müller It., Weingärtuer, jetzt f; Simon, Bauer, jetzt f; Hamm, (Feldzug von 1794,) jetzt f; Ihle, Tedtengräber; Greiner, Weingärtuer, jetzt f; Greineck, Weingärtner, jetzt f; Geiger, Weingärtuer, jetzt v; Wirth, Weiugärtuer, jetztf; Bernecker, Weingärtuer und Bauer; Weiß, G., Zimmermann, jetzt f; Steck, Dreher, jetzt f; Paule, Weingärlner, jetzt f; Speckmaier, Weingärtuer, jetzt f; Vetz, Stadtrath, Waldmeister. Es leben also von diesen i. J. 1859 nur noch 8 Mann. — 4. Okt. Durchzug des baier. Regiments Herdtling (f. 14. Aug.) aus der Pfalz, nach seiner Garnison Neuburg zurückkehrend. Letzte Kriegsspielfpur. — An Unterlehrers Gußmanns Stelle Greiß. — 13. Dee. Zahlreiche Theiluahme an dem Abschiedsfeste, das der Lieder- kranz dem nach Eßlingen beforderten Knabenschnlmeister Lumpp (siehe 1837) giebt. — 25. Dee. Einweihung des in diesem Jahr erweiterten, zu Familiengräbern eingerichteten, äußeren Gottesackers bei der Beerdigung eines lateinischen Schülers, des älteren Sohnes von Kaufmann Knorr. — 31. Dee. wie feit 1837 gewöhnlich, Abendgottesdienst beim Jahresschluß. Der Herbst, für welchen vom Frühjahr her allerlei fanguinische Hoffnungen rege geworden und wieder verschwunden waren, begann am 18. Okt. Einige Reifen hatten in der vorhergehenden Woche das Laub und die unreifen Trauben geuommen und nun trat häßliches Regeuwetter und Fäulniß ein. Bei ziemlicher Quantität großer Mangel an Käufern. Qualität bei forgfältiger Auslefe nicht übel. Preis 20—26 fl. Landesdurchschuillspreise der Getreidefrachter (Ungewöhnliche gute Qualität.) Roggen 9 fl. 12 kr., Kernen 13 fl. 24 kr., Dinkel 5 fl. 21 kr., Haber 3 fl. 59 kr.; hier Roggen 6 fl. 30 kr., Kernen 9 fl. 53 kr., Dinkel 4 fl. 30 kr., Haber 3 fl. 45 kr. — Höchste Temperatur hier - ^ 24^ den 22. Juni und 19 Juli; Sommertage 42, im Juli nur 9, im Sept. 4, im Aug. 20; niederste — 15 den 16. Dez. Eistage 93 (in Stuttgart 102), die meißten im Dez. 29, März 23. — Obst gab es außerordentlich viel und gutes. Preis per Simri 16 tr. Heu wegen trockenen Aprils geringere Quantität. Preis 1 fl. 40 kr. per Ctr. Kartoffeln gut gerathen. 240 Sri. per Morgen. Preis 15 kr. per Sri. Winter mit stark anhaltendem, bis in den Mai dauerndem Frost — wenig Schnee; später Früh- ling. Wechfelnde Sommertemperatur. Regnerischer Herbst. Anfang Dez. wieder starker, anhaltender Frost. Gewitter nur 23 und ohne Hagel.

1841. März. Eintritt des zum Knabenschulmeister ernanuten bisherigen Schulmeisters von Abstadt, Bauer. — April. Staats-Chemiker Salzer baut und bezieht eine an die Kirchhosmauer angelehnte Bretterbude, um dort zu laboriren, Alkohol aus Weintrestern zu bereiten «. Das Geschäft kommt aber noch vor dem Herbst in's Stocken und die Bude wird wieder abgebrochen. — 16. April erhängt sich der irrsinnige Sattler Bucher im oberamtlichen Verwahrungsgesänguiß. — Mai 31. (Pfingstmontag.) Theilnahme des hiesigen Liederkranzes am großen Liederseste zu Ludwigsburg. — JuniI8. ToddesGeneral-SuperintendentenPrälatv. Märklin zu Stuttgart bei der Gesangbuchssynode. Nachfolger im September Decan von Backnang, öl. Geh. — Juli 19. Abends schlug der Blitz in den Giebel des Kausmanns Müller am Markt, lies aus der Dachrinne vor, sprang am anstoßenden Hause des Bäcker Weber im Zickzack hin und her, riß Löcher in die Verblendung, suhr an einem Drath neben der Hausthüre herab, zerriß deren Verkleidung nno sprang von dem Schuheisen aus der Stassel in die Straße und den benachbarten Marktbrunnen. Glücklicher Weise war es ein sogenannter kalter Streich, der nicht zündete, was bei mehreren Pfunden Schießpulvers, welche unter Müllers Dache lagen, höchst gefährlich werden konnte. Im Lause dieses Monats lagen sehr viele Kinder an den sogenannten rothen Flecken und mehrere wurden auch ein Opser davon.— Sept. Manövre der hiesigen Vürgergarde an der Sulm hinaus bis Willsbach. — 21. Feier des landwirthschaftlichen Vezirkssestes in Willsbach, mitten im Dorse vor der Kelter. Entsaltung der für das bevorstehende Königl. Regierungs-Jubiläum auge- schafften Festsahue des Vereins. Erstmalige Vertheilung von Prämien an treue Dienstboten. Großes Mittagessen im Freien, im Garten des Gasthoss zur Linde. — Am 28. Sept. großes Regierungs-Jubiläumssest zu Stuttgart, an welchem von hier aus Theil nahmen: der Oberamtsrichter und Eameralverwalter, im Zuge der Beamten; der Decan, als Vorstand des landwirthschaftlichen Vereines mit einer Deputation des Vereins von 10 Mann und der Festsahue, getragen von alt Schultheiß Häusermann; der Liederkranz in einer Deputation von 10 Mann; mehrere Gewerbsleute als Vertreter der Zünste. Festwagen gemeinschaftlich mit Heilbronn — mit Wein und anderen landwirthschaftlichen Produkten.

Der landwirthschaftliche Verein nahm auch an dem landwirthschaftlichen Feste zu Cannstadt am 29. Sept. Theil und war mit seiner Fahne im Zuge und aus der eigenen Tribüne. — Okt. 31. Inbilämnspredigt wie im ganzen Lande.

Jahrgang: Starker, anhaltender Wintersrost. Im April rasches Steigen der Temperatur bis zur Sommerwärme. In den Sommermonaten Nachlassen derselben, dennoch häufige Trockenheit, Im Okt. rasches Sinken, Nov. und Dez. anhaltende milde Witterung. Höchste Temperatur -^ 26» am 24., 25., 26 und 27. Mai; Som- mertage 68, Stuttgart 60; tiesste — 12° am 6. Febr. Eistage 47 (in Stuttgart 63), die meißten im Jan. 18. und Febr. 19. Nov. nur 3 und Dez. 2. Herbst wegen Nässe am Ansang Okt. und wegen Fäulniß beschleuniget. Weinlese recht mühevoll. Quantität gering; nur 2 Eimer per Morgen. Qualität bei sorgsamer Auslese noch ziemlich gut, besser als 1840. Mittelpreise hier zwischen 26'/« und 33'/« si. Getreidefrüchte hier: Roggen 6 fl. bis 7 fl. 24 kr., Dinkel 5 fl. 12 kr., Qualität mittlere, Gerste 5sl. 30kr,, Haber 2sl. 42 kr. bis 3sl., Kartoffeln sehr gut gerathen, 250 Sri. per Morgen, Preis 20 kr., Heu Quantität gering, 1 fl. 12 kr. per Ctr.

1842. Febr. Gerichtsactuar Eckard wegen Kränklichkeit als Gerichtsactuar nach Brackenheim versetzt. Nachfolger Gerichtsactuar Fecht von Oehringen, als erster, und im Juli d. I. Justizreserendär Kleinmanu als zweiter Oberamtsgerichts- Aktuar. — e>o6. Febr. An die Stelle des entlassenen Meßners Reuther wurde Schueidenneister Wörner stiftungsräthl. zum Meßner gewählt. — April. Errichtung einer eigenen Posterpedition zu Weinsberg. Traubenwirth Maier zum Post- expeditor ernannt. Eröffnung der Post mit dem 1. Juli zu großer Bequemlichkeit des Publikums - Mai. Zweimaliger Feuerlärm von Waldbach her. 8 Gebäude.

— Juli. Dr. Lutz, Sohn des Cameralverwalters, setzt sich hier als praktischer Arzt.

— Sept. 4—9. General-Visilatiou durch Prälat v, Geß. — 21. Feier des land- wirthschaftlichen Bezirkssestes zu Schwabbach unterTheilnahme einer Oeh- ringer Deputation, — Okt. Der vieljährige Oberamtmann v. Wolf wegen Kränk- lichkeit in den Ruhestand versetzt. Oberamtsverweser der bisherige Oberamtsactuar Hang. Nachfolger: Regierungsassessor Zais vou Ulm, zur Zeit Abgeordneter für das Oberamt Blaubeuren, in welcher Eigenschaft er nach Uebergabe des Amts durch Regierungsrath von Schmirlin — im Dez, d. J. — zum Landtag nach Stuttgart zurückkehrte. — Dez, 2. Tod der Frau des Cameralverwalters Lutz — und 15. des Kaminsegers, Oberamtsgerichts-Beisitzers Th eurer.

Jahrgang: In den Wintermonaten stark anhaltender Frost. Ende Aprils rasche Erhebung bis zur Sommerwärme; im Sonnner nachhaltige Hitze. Große Trockenheit und Wassermangel. Sept. noch trocken; zweite Hälste schon Frost. Außerordentlich viele Mäuse im Sommer. Dez, ganz ohue Schnee. Höchste Temperatur hier -j- 27" am 18, Aug. Sommertage 85, die meisten im Aug. 28, in Stuttgart 76; niederste — 10 am 13, Jan. Eistage 98 (in Stuttgart 107), die meisten im Jan. 26 und Febr. 24, im Dez. 19. Allgemeiner Charakter: außerordentliche Dürre, daher großer Futtermangel. Herbstesansang nach einigen Reisen am 12, Okt. Wein Quantität nur 2^—3 Eimer ner Morgen. Qualität recht gnt. Durchschnittspreise hier 30—35 fl. Absatz gnt,

Wegen der außerordentlichen Dürre und Trockenheit höchst geringe Heu- und Klee-Erudte und wegen Ausbreunens der Wiesen fast gar kein Oehmd. Daher großer Futtermangel; allgemeines Verkaufen und Schlachten des Viehs. Ties sin- keude Fleisch- und steigende Milchpreise. Heupreise 2 fl. 10 kr. per Centner, Stroh 100 Bund 18—25 fl. Winterfrüchte mittelmäßige Quantität. Qualität gut. Sommer- früchte gering. Kartoffeln kaum die Aussaat. Preis 36—48 kr. Getreidepreise hier: Roggen 9 fl. 33 kr., Landesdurchschnitt 7 s!. 45 kr.; Dinkel 6 fl. 20 kr., Landesdurchschnitt 6 fl. 14 kr.; Gerste 9-10 fl., Landesdurchschnitt 7 fl. 14 kr.; Haber 1 Schffl. pr. Morg. Preis 6 fl. 20 kr., Landesdurchschnitt 4 sl 51 kr.

Seelenzahl von 1842: 2028, worunter 22 Katholiken.

1843. März. Am 17, ff. herrlicher Lichtstreisen am westl, Himmel, als Schweis eines großen Kometen erkannt, dessen Kern am oder unter dem Horizonte liegt. — 25. Bei der Plenarversammlung des landw. Bezirksvereins in Willsbach Rücktritt des bish. Vorstandes Dee. Dillenius und Ubertragung der Vorstandsstelle aus den neuen O.Amtm. Zais. — 29. Ein junger Mensch erschießt sich aus der Burg im Verließ, wn"d noch lebend in den Spital getragen und stirbt dort nach 3-.-4 Stunden, ohne über seinen Namen und seine Verhältnisse Auskunft zu geben. Am folgenden Tag kommt sein Bruder von Eßlingen und erkennt ihn als seinen Bruder, Buchbinder- gesellen und Soldaten Bodmer in Heilbronn. Liebschaft und Schulden bestimmten ihn zur unseligen That. — April. 29. Mittags geräth das jüngere Kind des Ober- amtsrichters Römer, ein herrlicher Knabe, vor dem Hanse unter einen schwerbeladenen Bretterwagen, während der Fuhrmann hinten sperrt und wird seinen Eltern zu deren unendlichem Jammer todt hinausgebracht. — Mai. Großes Reparationsbau wesen am Decanathaus. Verblendung desselben, sowie der Oberamtei und de« Rathhauses. — Juni. Der bish. Cameralamtsbuchhalter Pahl kommt als fürstlicher Domänen-Assessor und Cassier nach Waldenburg. An seine Stelle rückt als Cameralamtsbuchhalter ein: Hintrager. Der bisherige Oberamtsactuar Hang kommt als Canzleiassistent zur k, Kreisregierung nach Ludwigsburg. An seine Stelle kommt 23. Aug. Reserendar Hops aus Balingen. — Apotheker Maier hat seine vor etlichen Jahren von Schnitzers Wittwe übernommene Apotheke an Apotheker Magenau von Ingelsingen verkauft, der.jetzt hieher zieht. — September 18. Feuerlärm vom Gäßchen bei Theurers her. Das Feuer kommt aber nicht zum volligen Ausbruch. — 21. Bei der Pleuarversammlung des landwirthsch. Vereins in Löwenstein Schultheiß Kleinknecht von Willsbach an Pahls Stelle zum Sekretär des Vereins gewählt. —23. Durchzug des Heilbronuer Regiments Nr. 8 aus der Heimkehr vom diesjährigen Herbstmanöver. — 25. Tod der erst 29 jähr, tresslichen Gattin von Oberamtmann Zais, Luise, geb. Drescher, an Halsentzündung. — Deebr. 14. Vortrag des aus Besuch im Vaterlande anwesenden ostindischen Missionärs Weitbreckt in hies. Kirche. — 30. Tob des 12'/«jähr. Töchterleins von Diae. Majer nach nur 30stünd. Kranksein an Rückenmarksentzündung und Starrkramps. — Beschluß der Ständeversaiumlung, aus Staatskosten eine Eisenbahn zu bauen.

Jahrgang: Wintennouate stürmisch und wechselnd ohne andauernde Schneedecke. Bis Mitte Aprils frostig; dann rasche Erhebung bis zur Sommerwärme, aber nicht nachhaltig. Häusige Abkühlung durch Gewitter. Herbst ziemlich mild ohne hohe Temperatur. Winter nicht andauernde Kälte. Herbstesansang wegen eintre- 'tenden Frostes 18. Oetober. Häßliches Wetter, Quantität mittelmäßig, Qualität sehr gering selbst bei Auslese. Wenige Käufer, Preis vou den beßten Lagen 28 fl. Sonst 20 fl. bis 18 fl. Gctreide durch lange anhaltenden Regen gelagert, brandig, rußig, taub. Daher geringe Ergiebigkeit; nur ausgezeichneter Strohertrag. Mittelpreise hier am Schluß des Jahres: Dinkel 6 fl. 14 kr., Landesdurchschnitt 7 ss. 15 kr.; Gerste 9 fl. 10 kr., Landeslurchschuitt 10 fl. 23 lr.; Haber 4 fl. 37 kr., Ludsdrchschn. 6 fl. 43 kr. — Höchste Temp.: -^24» im Juli. Sommertage nur 27. Stnttg.; niederste: — 8,s° im Febr. Eistage: 73., die meisten 19. Jan. und Dee.

1844. Jan. 27. Tod des Geueralsuperintendenten Prälat v. Geß in Heilbronn. Nachfolger im März Decan Kl. Hasner von Knittlingen. — Febr. 28, Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. — März 4, Ansang mit Häuserabbruch für die neue Straße nach Heilbronn zu Umgehung des Stichs beim Stern. — 7. Tod des Stadtraths und Geometers Glessing im 46. Lebensjahre; für den Stadtrath ein bedauerlicher Verlust. — II. Gefährliche Feuersbrunst in Heilbronn Nachts 11 Uhr beim Gasthof zur Rose bei hestigem Sturm. Doch wird man bald des Feuers Meister. — Oberamtswerkmeister wird in diesem Monat Bürk von Balingen. — Mai. Am 16. (Himmelsahrtss.) Störung des Morgengottesdienstes durch Feuerlärm. Abbrechen, weil man ansangs glaubt, es brenne hier, und Alles hinausströmt. Bei der Nachricht, daß es in Fl ein brenne, Wiedereintritt und Fortsetzung. — Juni. Apotheker Magenau wird an des austretenden Stadtraths Mall Stelle Hauptmann der Vürgergarde; Lieutenant O.A.-Pfleger Würt'h, nach ihm Stadtrath Fahm. - Juli. 3. Visitation der latein. Schule durch Pros. Klumpp; Zusriedenheit mit bravem Ansang der Schüler im Turnen unter Unterlehrer Greiß. — 5. Tod des hier lebenden pensionirten Oberamtmanns von Wolss. Beerdigung am 8. Mrgs. — Sept. 1. Erschlichenes Liedersest am Sonntag,

gegen klare Regierungserlasse (s. ob, 1840) »ub tiwlo einer Pri vatzusammenkunft von Liederkränzen nach den Gottesdiensten. R,C. Fraas. — 21. Solennes landwirth - schaftliches Bezirkssest in der Stadt mit Festsäule und Festtribüne aus dem Markt; Rede und Preisvertheilung vom Vorstand, Oberamtmann Zais. — 26. Tod der Nählehrerin Caroline Maier, led. einzigen Tochter der Oberamtsdieners- wittwe Maier. — Oet. 18. Tödtliche Erkrankung des Decan Dillenius an einer Rückenmarksentzündung, die ihn für den Rest des Jahres und noch bis in die Hälste des nächsten vollkommen dienstuntüchtig macht, weßhalb er einen Viear annehmen mußte, der in der Person des Predigtamtseaudidaten Wächter von Stuttgart in der Mitte des Novembers eintrat, — Nov. 21. Neuwahl eines Landtags- abgeordneten für die nächsten 6 Jahre. Bewerber: der bisherige Abgeordnete' Stadtschultheiß Psass, Rechtseons. Fraas, Oberamtsrichter Heyd von Ludwigsburg, welch Letzterer mit großer Stinimenmehrheit gewählt wird. — Dee. 24. Eröffnung der neuen Straße nach Heilbronn vom Markt aus bis zum Jpser Wägel'schen Haus durch einen eigenen Festzug von Wagen. — 31. Der gewohnliche Jahresabend- gottesdienst unterbleibt wegen Erkrankung auch des Viears. >

Jahrgang: Wintermouate rauh mit häufigem Temperaturwechsel und nicht unbeträchtlichem Schneefall. April gleichmäßige Hebung. Mai warm. In den Sommermonaten häufige Gewitter. Juli und August kühl. Herbst sehr mäßige Temperatur. Erster Frost am 30. Oetober. — Höchste Temperatur -j- 25,« im Juni. Sommertage nur 20 (Stuttg.), niederste —10,« im Januar. Eistage 80. Die meißten Februar und December 25. — Herbstesansang 21. Okt. Quantität ziemlich gering. Qualität noch besser als man erwartet, dem von 1840 gleichgehalteu. Verkauf laugsam, Preise hier 38—44 fl. Durchschnittspreis 42 fl. Getreidepreise hier am Schlusse des Jahres: Dinkel Mittelpreis 4 fl. 58 kr., Landesdurchschnitt 6 fl. 31 kr.; Gerste Mittelpr. 6 fl. 46 kr., Landesdurchschn. 10 fl. 37 kr.; Haber Mittelpr. 3 fl. 29 kr., Landesdurchschn^ 4 fl. 57 kr.; Roggen nach dem Landesdurchschuitt 11 fl. 33 kr.

1345. Februar. Der bisherige Diaconus Majer — hier seit 1830 — zum Decan und Stadtpfarrer in Geißlingen ernannt, zieht am 5. April dahin ab. Nachfolger: Repetent Schelling, der von einem Besuche seines Vaters in Berlin, am 14. April ankommt und am 27. April (für den kranken Decan) durch Decan Denzel von Heilbronn investirt wird. — März 29. Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. Juni. Während der Wildbadkur des Decans Viear Wächter als Stadtviear nach Stuttgart berusen und durch Predigtamtseandidaten Stählen von Eberdingen ersetzt. — eo<>. Der zweite Gerichtsactuar Kleinmann als Gerichtsactuar nach Neckarsulm versetzt. An seine Stelle kam provisorisch Justizreserendär Hörn er von Ludwigsburg, nach ihm desinitiv Gerichtsactuar Weizsäcker von Langenburg.

30. Bei dem Liederseste in Künzelsau verunglückte daselbst durch Umstürzen des Gesellschaftswagens der hiesige Knabenschulmeister Bauer, so daß er in der folgenden Nacht starb. Amtsverweser wurde a. A. der hiesige Unterlehrer Greiß. Als Unterlehrer kam hieher Sannwald, bis zur Wiederbesetzung der Knabenschul- stelle — s. Okt. — wo Greiß wieder als Unterlehrer zurücktritt. — Juli. Am Jaeobitag Beerdigung des vieljährigen verdienten Stadtraths Hardten. — eo6. Nachm. aus der Burg F a h n e n w e i h e des U r b a n e r (Weingärtner-) Singvereius mit Rede von Decan und Oberamtsrichter Romer in Versen. — Septb. 19. Land- wirthsch. Bezirkssest in Willsbach unter dem neugewähltm Vorstande, Gerichtsactuar Fecht mit Rede und Preisvertheilung. — Oet. Am 5. hielt Decan, nach Entlassung des Viear Stählen und nach gerade einjährigem Aussetzenmüffen, wieder seine erste Predigt und übernahm damit wieder das ganze Kirchenamt in der Stadt. — Schulmeister Wegmann von Friedrichshall wird auf die hiesige Knaben- schulstelle befördert. — Novbr. 5. Der ber. Deutschkatholik Ronge besucht von Heilbronn aus Juftinus Kernern und die Burg. — 19. Wegen Ueberfüllung fämmt- licher deutscher Schulen Anordnung des Ab theilungs unterrichts in der Elementarschule des Unterlehrers Greiß für beide Geschlechter. — 23. Tod des verdienten Stadtschultheißen Pf aff nach kurzem Krankenlager. Großer Verlust für die Stadt, für seine Familie und für seine Freunde. 25. Beerdigung. Amtsverweser Rathsschreiber Käpplinger. Bald beginnen die Wahlumtriebe und Wahlversammlungen. Bewerber: Rechtseonfulent Fraas, Oberamtsactuar Hopf. Andere in's Auge gefaßte Männer: Kaufmann Plank desaveuirt die Wahl. Stadtrath Mall desavonirt sie uicht, aber will sich nicht bewerben. Ebenfo Rathsschreiber Kävvlinger. Dee. 9. Stadtschultheißenwahl. Rechtseonfulent Fraas, durch die Rührigkeit seiner Partei, mit großer Majorität gewählt, aber erst im März folgenden Jahres von der Kreisregierung bestättiget, bis wohin Rathsschreiber Kävvlinger die Amtsverweserei beibehält (f. März 1846 unten).

Jahrgang: Kalter Januar mit —15° bis —19° am 20. Andauernde sehr gute Schlittenbahn bis Ende Januars. Noch im März —10°—11°, am 14. fogar — 14° und Schlittenbahn. Am 16. (Palmtag) geht der Bahnschlitten. Am 20. (Gründonnerstag) neuer Schnee und Schlittenrollen. Am 22. —10°. Erft am 28. starkes Thauen und Ueberschwemmung. Erft mit dem I. April Beginn trefflichen Frühlingswetters. Kühler Mai. Juni häufige Gewitter mit vielem Regen. Juli anfangs ungewöhnliche Höhe der Temperatur. Auguft nur 4 Sommertage. Sep< tember günstig, 14 Tage mit ^-15 und darüber. Am 15. Okt. erster Frost. Die Weinlese begann am 21. Oktober. Quantität eirea 2 Eimer 4 Jmi vr. Morgen. Qualität gleich dein von 1836 und 38. entschieden besser als 1840. Preis 42—50 fl. Steigen der Fruchtpreise wegen unergiebiger Erndte und einreißender Kartoffel- krankheit. Landesdurchschnittspreise von Kernen 15 fl. 15 kr., Roggen 11 fl. 38 kr., Dinkel 6 fl. 16 kr., Haber 5 fl. 16 kr. Heilbronn Durchschnitt von 18"/": Kernen 17 fl. 36 kr., Roggen 12 fl. 27 kr., Dinkel 7 fl. 2 kr., Haber 5 fl. 38 kr. Mittelpreis am Schluffe des Jahres hier vom Dinkel 7 fl 23 kr., Gerste 11 fl. 28 kr., Haber 5 fl. 9 kr. — Höchste Temp. des Js. -^26° im Juli. Sommertage nur 29.

1846. 12—19. Jan. Generalatsvifitation durch Prälat v. Hafner. — Der bisherige Präeeptor Stoll, zum Pfarrer in Friolzheim ernannt, zieht am 24. Febr. dahinab. Als Amtsverweser kommt Cand. Schmoller, bish. Privatlehrer. — Mufikdirektor Ritter kommt als Kapellmeister zu der Brigademufik in Ludwigsburg. Der Stadtrath spricht das Recht der Wiederbesetzung an, welches aber die Kreisregierung dem Stiftungsrath zufpricht, worauf am 17. April öffentliche Prüfung durch eine Commiffion und Nachmittags Wahl durch den Stiftungsrath stattfand. Ran, Trompeter bei der Artillerie mit 7 gegen 3 Stimmen gewählt. — Am 18. Febr. Luthers 300jähriger Todestag, wie überall im Lande bei festlich gefüllter Kirche gefeiert. —11. März. Einsetzung des von der Regierung bedingt (wegen der Rechtspraxis) bestättigten Rechtseonfulenten Fraas (f. oben) in das Stadtschnltheißen- amt. — Mai. Vifitation des Oberamts durch Regierungsrath Ehrmann. — Cameral- amtsbuchhalter Hintrager a. A. als solcher nach Göppingen versetzt. A-Berweser Reser. Böhm. Nachfolger desinitiv Res. Schweickle von Stuttgart. — Der zweite Gerichtsae>tuar Waizsäcker wird a. A. als Gerichtsactuar nach Ellwangen ver- setzt. Nachfolger 6. 6. 18. Juni Res. Heim. —24. Jun. Das erledigte Präeep-

torat wurde dem Helserats- und Präeeptoratsverweser Jrion von Leutkirch über- tragen, der nach der Erndtevakanz in's Amt eingewiesen wurde. — Steigende Theu- rung der Lebensmittel wegen um sich greisender Kartoffelkrankheit, weßhalb man der Erndte und mit ihr einem Abschlag der Früchte sehnsüchtig entgegenblickt. Die Erndte sällt bei einem heißen und trockenen Sommer frühe ein und ist nicht unergiebig. Aber die Preise halten sich in der Höhe. Daher Maßregeln zu Einführung ausländischen Getreides. Vom Staate kommen 430 fl. außerordentliche Unterstützung an Mehl und Brod für unsere Arme, besonders für die Mainhardter Waldorte. — Landesdurchschnittspreise von Kernen 21 fl. 22 kr., Roggen 16 fl. 12 kr., Diukel 8 fl. 47 kr., Haber 6 fl. 20 kr , Gerste 14 fl. 17 kr.; in Heilbronn 18"/" über denselben: Kernen 24 fl. 9 kr., Roggen 18 fl. 16 kr., Dinkel 9 fl. 40 kr., Haber 7 fl. 8 kr., Gerste 17 fl. 1 kr. — 24. Juli Abds. 10-11 U. bei ruhiger Lust Erderschütterung. — August d. 2. Beginn des großen Heilbrenn er Turnsestes mit Turnsahrt aus hiesige Burg, die aber verregnet wird. Am 3. Turnsest in Heilbronn, zu welchem auch eine Partie hiesiger kleiner Turner geladen ist. Am 4. Vor- und Nachmittags Partie von fremden Turnern aus hiesige Vurg. Gesang, Toaste. — Am 24. solennes lanwirthschaftliches Fest in Schwab bach. präs. G.Aet. Fecht. — September. Rüstungen für den Einzug des vou Petersburg zurückkehrenden Kronprinzen mit seiner neuen Gemahlin, Großfürstin Olga. Erbauung einer geschmackvollen Ehrenpsorte durch Oberamtswerkmeister Vürk am oberen Thore mit einer großen, schwarzen Calebstraube, Decoration der Straßengasse. Am 22. Sept. Nachmittags Empsang an der Ehrenpsorte durch Bezirksbeamte, Decan mit 5 Diöeesangeistlichen, Stadtrath und Bilrgerausschuß, Deputation von Schultheißen des Bezirks, BürHergarhe, Liederkranz und Turner. Glockengeläute und Böllerschüsse, Anrede von Oberamtmann, Decan und Stadtschultheiß. Festsräulein überieichen einen Weibertreu-Ring und Kerner'sches Gedicht, s. Anhang 4. Sie verweilen freundlich über '/< Stunde vor dem Thore, ehe sie nach Heilbronn weiter ziehen, wo übernachtet wird. — Am letzten September und in den ersten Tagen des Oktobers war in Heilbronn die Versammlung der deutschen Wein- und Obstproduzenten unter dem Präsidium des Oberamtsrichters, Oberjustizrath v. Rümelin, die am 2. Oktober mit einem Banket aus dem Wartberg schloß. — November. Gerichtsuotar Stierlen aus das Gerichtsnotariat erster Classe in Heidenheim befördert. Abzug erst im Mai folgenden Jahres. Jahrgang: Januar ziemlich kalt mit 17 Eistagen bis — 11°. Ende Februars schon sehr milde Witterung zu Arbeit in Gärten und Weinbergen. Am 1. März schon blühende Veilchen, Schneeglöckchen, Croeus etc. Am 28. April nach Gewittern und Tagen mit -j- 16 und 17° Morgens Reisen mit O, der aus die tressliche Baumblüthe und selbst aus niedere Weinberge verderblich wirkt. Ansang Juniis sehr gute Traubeublüthe. Sehr heißer und trockener Sommer mit seltenem kurzen Regen. Am 19. Juni -^ 26°, desgleichen am 9. Juli. In der Mitte Juliis schon die erste weiche Trauben. Am 24. Juli -j- 26,° °. Anhaltende Trockenheit bis zum 30. Aug., wo ein starkes Gewitter einen erqnickenden, reichlicheren Regen brachte, als den ganzen Sommer über gefallen war. Von da schnelles Schwellen und Reisen der Trauben, so daß am 12. Sept. schon neuer, tresslicher Clevnermost zu haben war, und in die letzte Woche des Septembers die allgemeine Clevnerlefe siel. Die Behörden wollten, da jeder der fortwährend schönen Tage eine Zunahme an Gewicht verfprach, die allgemeine Weinlese weiter hinausschiebeu. Die Produeeuten ruhten aber nicht, weil Ueberreife und Fäulniß drohe, biL die Vorlefe auf den 5. Oktober anberaumt wurde. Trotzdem zeigte sich die Wirkung des trockenen heißen Sommers in dem Gewicht auch des früher Gelefenen. Ruländer 102°, Clevner 98°, Sylvaner 96°, Trollinger 96°, gemischtes Zeug 92.". Noch am Stock wurde eine Menge verkauft von 46 bis 60 fl. Beim Beginn der Weinlese war schon das Meiste verkauft mit täglichem Aufschlag. Hier und im Thal gieng Alles reißend ab, so daß der Herbst im Fluge vorüber war. Was an Quantität fehlte, die übrigens auch uicht gering war, wurde reichlich ersetzt durch die ausgezeichnete Qualität und die hohen Preise, so daß man überall trotz der Getreidetheurung fröhliche Gesichter fah. Mittelpreise 53—54 fl. Sommertage hatte der Juni 25, Juli 20, August 13, September 9, zusammen 67. Eistage: Januar 17, Februar 8, März 5, November II, December 25, zusammen 66, Am 12. December fiel schon tiefer Schnee, so daß am 13. Alles in Schlitten fährt und der Morgen des 14. —13° Kälte bringt. Am 17. bei 0° tiefer Schnee. Bahnschlitten am 17. und 18. bei — 12°. Am 21. (Thomastag) starkes Thauen und schneller Schneeabgang. Regen und Stürme folgen vom 22. bis 24. December. — Am Schluffe des Jahres Dinkelpreis bis 9 fl. 48 kr., Kartoffel, nicht kranke, bis 1 fl. 12 kr. pr. Simri steigend.

1847. Januar. !)>-. Betz, hiesiger Bürgerssohn, setzt sich hier als praktischer Arzt im elterlichen Haufe. — Februar. Wegen fortwährender Theurung wird auch in hiesiger Stadt, wie anderer Orten, eine Suppenanstalt für Arme errichtet, wozu freiwillige Subfeription gesammelt wurde. Die Köchin war die Frau des Küfermeisters Wörner, die Küche ein gemiethetes Loeale bei Kaufmann Lieschings Haus. Oberaufsicht, mit Hülfe eines Franenvereins, und Verrechnung führte Stif- tungspfleger Weber. — 19. Febr. Neckaraustritt bei Heilbronn. —März. Conflituirung eines Bezirkswohlthätigkeitsvereins in Willsbach, wozu Stadtpf. Maier von Löwenstein als Vorstand gewählt wird und das gemeinfck, O.A. mit dem Oberamtsrichter im Ausschuffe mitwirkt. Ende Aprils von einem eigenen k. Armeneommiffär, Direktor von Mohlvifitirt. — April. Am 24., dem Charfreitag, Abends 6—7 Uhr, bei-»-'8'/»° ungewöhnlich heftiges Gewitter mit anhaltenden, stark rothlichen Blitzen, heftigen Donnerschlägen und sehr starkem Regenguß, doch ohne Schaden. — Mai. Nachricht von anderweitigen Korntheurungs unruhen und Cravallen in Ulm, Stuttgart, Tübingen. Organifation einer Sicherheitswache von täglich 4 Mann. — Am 8. Abzug des Gericktsnotars Stierlen (f. oben Nov. 46) und Eintritt des neuen Gerichtsnotars Bröhm von Welzheim. — In der Mitte dieses Monats wunderherrliche, noch nie so gesehene Baumblüthe, welche einen reichen Obstfegen verfpricht und die Hoffnung im Sept. auch erfüllt. Daher eine Fülle von Obstmoft 5 8fl. per Eimer. — Juli. Am 2l. Abends nach glücklich überstandenem Mangel Empfang der ersten, bekränzten Erndtewägen am oberen Thor von Geistlichen, Lehrern, Stadtrath, Bürgerausschuß, Bezirksbeamten, Schuljugend, Turnern und Liederkranz mit Fahnen. Einzug unter Glockengeläute und mit Mnsik auf dem Markt. Nach Chorälen Dank- rede des Decans von der deeorirten Rathhausftaffel aus mit Refponforien nach Pf. 136. Schluß mit einem allgemeinen »Nun danket Alle Gott!" «. August. Am 15. konnte denn anch die bisher so wohlthätige Suppenanftalt wieder geschlossen werden. — Oberamtsgerichtsactuar Fecht kommt als Oberamts geri cht sverw ef er nach Backnang, woraus Oberamtsgerichtsactuar Heim die Stelle eines Borstands des landwirthschaftlichen Vereins von ihm übernimmt und das landwirth- schaftliche Fest in Löwenslein am 27. September präsidirt. Als provisorischer Ge- richtsactuar tritt ein Reserendär Wunder. — September, Der praktische Arzt, vr. Betz (s. oben Januar) kommt sort als Assistent am Cliniknm zu Tübingen. Oktober. Am 3. Orgeleoneert von Schulmeister Rinker vom Vorhof zum Besten der Armuth, besonders für die vielen Hagelbeschädigten dieses Jahres.— Am 4. wird die in Stuttgart verstorbene 18jährige Tochter des vormaligen Ttadtschultheißen Psass von den Ihrigen hieher gebracht und neben ihrem Vater beerdigt. — Finanzreserendär Jaritz, bisher Amtsverweser an des abgekommenen Schweickle's Stelle, wird desinitv Cameralamtsbuchhalter allhier. — November. Gerichtsactuar Heim zum Gerichtshof nach Ulm als Assistent, resp. Assessoratsverweser abberusen. Abgang 19. November. An seine Stelle rückt als provisorischer Gerichtsactuar ein Ropsy von Altona. — Errichtung einer Winterabendschule für ledige Burschen unter Unterlehrer Greis; in wöchentlich 4 Stunden findet Anklang und viele Theilnahme. Von Decan eröffnet und sortwährend beaussichtigt.— Die Vorstandsstelle des landwirthschaftlichen Vereins übernimmt Rentamtmann Höring von Löwenstein.

Jahrgang. Rauhe Winde im März. Regnerischer April und naßkalt. Mäusefraß. Nur Roggen gute Erndte; weniger günstig der Dinkel. Kartoffeln V< krank. Obst dagegen, s. oben Mai, ausgezeichnet. Ertrag des Roggens 2'/« Schffl. pr. Mrg. mittelm., Dinkel 5'/- Schffl. mittelni., Gerste 3'/« Schffl. gut, Haber 4'/2 Schffl. gut. Obst eirea 450,000 Sri. vorzüglich. Landesdurchschn. Preise von Kernen 24 fl. 35 kr., Roggen 17 fl. 34 kr.. Dinkel 10 fl. 16 kr., Gerste 15 fl., Haber 6 fl. 59 kr.; sällt in Heilbronn 1. Jan. 18"/<» Kernen I2fl. 28kr., Roggen 7 si. 31 kr., Dinkel 4 fl. 57 kr., Gerste 6 fl. 47 kr., Haber 4 fl. 5 kr.

Herbstes Ansang: 25. Oet. Gewicht: Clevner 90°, Traminer 85°, weiße Gutedel 76°, Trollinger 72 °, Gemischtes 78°. Wein viel, aber gering, sauer. Preis 19 fl., 28 fl. bis 30 fl. Der Verkauf ging aber vortresslich. Schneller Absatz.

Höchste Temp. des J. -j- 26,1°. Sommertage 46.

1848. Febr. Eintritt eines neuen praet. Arztes, Hr. Schöner von Lud- wigsburg, derzeit beurlaubten Bataillonsarztes.

26. Febr. Erste Nachricht von der Pariser Revolution, von provisorischer Regierung, Vertreibung des Königes Louis Philipp und Constituirung einer französischen Republik.

5. März. Manisest unseres Königes an sein Volk, hier wie aller Orten von den Kanzeln verlesen. Aushebung der Censur.

10. März. Nachricht von Ministerwechsel und liberalem Ministerium: Römer, Goppelt, Pfitzer, Duvernoy.

Unruhen im benachbarten Odeuwalde, Brandstiftungen, Vertreibung der edelmännischen Rentbeamten.

Den 12. Ausregung im Hohenlohe'schen gegen die Fürsten und ihre Beamten, Brandstiftung zu Niederstetten. Ankunft des 7. Ins.Regiments zu Heilbronn zum Marsch in's Hohenlohe'sche.

Den 13. Morgens 5'/« Uhr Feuerlärm von Weiler her, wo 4—500 rebellische Neuhütter Amthaus und Schloß nach dem Beispiel der Odenwälder überfallen und die Aeten verbrannt haben, nachdem sie am Abend zuvor die Aeten des v. Gemmingen'schen Beamten im Kreuzle erpreßt und verbrannt hatten. Gleich

daraus fährt das 7. Regiment aus Wagen hier durch gegen das Hohenloh'sche. Zurückbehalten einer Compagnie für Weiler. Nachrücken von Reiterei. Die Compagnie rückt nach kurzem Ausenthalte gegen Weiler und von da, den heimgekehrten Bauern nach aus den Berg, nach Neuhütten. Neues Militär von Heilbronn her in der Nacht durchziehend gegen i'öwenstein, wo der Rentamtmann verjagt worden ist. Große unruhige Ausregung auch hier in der Amtsstadt.

Dberamtsrichter aus Untersuchung in Neuhütten, wo trotz des ausgestellten Militärs ohne Feuern leine Verhastung moglich ist, weßhalb der selbst insultirte Ober- amtsrichter abgeht und aus seinen Antrag ein anderer, eigener Commissär dahin- geschickt wird, während der Ort von der Compagnie besetzt bleibt, bis zum 4. April.

Ili. März Ueberschwemmung bei Heilbronn durch Eisgang.

21. März. Nachricht von Unruhen in Wien und Verlin. Kammerauslösimg vom 27. März. Gesetz über Volksbewaffnung. Errichtung einer Bürger wehr, welche am 2. April mit der bisherigen Bürgergarde zu den ersten Erereitien ausrückt. Spannung aus Republik, welche ein gewisser Maier von Stettensels in Heilbronu preelamiren will, der aber nnverrichteter Dinge sliehen muß. Ueberall Geme inde- raths-Cravalle zu Vertreibung der alten Gemeinderathe und Einsetzuug neuer. Auch hier Neuwahlen. Theobald Kerner «. zum Stadtrat!) gewählt.

3. April. Gerüchte von Attentaten nnruhiger Wälderbauern (Burgsrieder) aus hiesige Stadt wegen vorliegender Fendalaeten. Nachtwachen der Bürgerwehr deßhalb. Truppenmärsche vom Hohenloh'schen zurück. Bewegungen durch die Frankfurter Verhandlungen. An jedem Sonntag früh Ausrücken der 4 Bürgerwehreompagnien unter den gewählten Hanptleuten Magenau, Apoth.; Wirth, Adlerwirth; Hang, Waldmstr.^ Th. Kerner, Arzt. Trommelgelärnl. Exereieren.

16. April. Aus den Palmtag große Volksversammlung aus hiesigem Marktplatze veranstaltet, Rathhaus mit Fahnen deeorirt. Rathhausstassel als Rednerbühne. Einzug von Heilbreunern mit Fahnen. Wohl 3000 Menschen aus dem Markte mit der Intention, wenn es regne, in »unsere" Kirche zu ziehen. Rede Th. Kerners mit Erinnerung an den hiesigen Bauernkrieg von Ostern 1525. Ankündigung einer neuen Versammlung ans den Ostermonntag wegen Wahl eines Abgeordneten zur Frankfurter Nationalversammlung. Rede des Heilbronner Hentges.

18. April. Bnrgerversammlung aus dem Rathhaus wegen Parlamentswahl. Tumultuarisch wegen vorgeschlagener Abgeordneten Rob. Mohl, Pros, Märk- lin etc. Abhebung aus Pros. Fischer von Tübingen.

20. April. Volksversammlung in Spiegelberg zu Besprechung mit dem zum hiesigen Wahlbezirke gehörigen Backnang, wo sich das Zünglein für Schlosser< meister Nägel in von Murrhardt neigt.

24. April. Wieder große Volksversammlung aus hiesigem Markte, Präsid. Präe. Jrion. Reden der Wahleaudidaten aus deeorirter Rathhausstassel. Ps. Bruckmann von Weissach (vorher Wnsteuroth) kühl ausgenommen. Schmückle Stadtschultheiß von Backnang, deßgl. Gutsbes. Käser — Schimpserei. Schlosser Nägelin — ernst, ansprechend. Ps. Krais von Steinsfeld, zurücktretend und Nägelin empfehlend. Inst. Kerner tritt aus dem Rathhanse mit dem Vers hervor: »Nicht Doetors, nicht gelehrte Geister, Wir wählen einen Schlossermeister; Der reckt die Hämmer klein und groß, Schlägt mächtig Deutschlands Fesseln los."

LilleniuK, Weinsberg. lß

Das neigt das Zünglein vollends ganz für Nägelin. Umtriebe wegen eines Stellvertreters. Fraas, Candid., ohne Resultat.

26. April. Wahl eines Abgeordneten für die Nationalversammlung in Frankfurt, wo der Bundestag abgetreten. Die Stimmen werden in Backnang abgezählt nud ergeben Nägelin als Abgeordneten, Schmückle als Stellvertreter. '

Mai, den lt. Neue Auslehnung der Neuhütter gegen den Untersuchungs- Commissär, Ger.Aet. Klemm von Canstatt, dem sie die Untersuchungsaeten abueh- men nud der sich hieher retiriren mich, weßhalb am 13. spät Abends ein ganzes Bataillon vom Ins.Regiment Nr. 4 von Heilbronn aus im Stillen hier durchwar- sckirt, um am Sonntag den 14. früh 4 Uhr Neuhütten zu überrumpeln und die Rädelsführer zu verhasten, welche oo6. nach der Morgeukirche mit einein militärischen Detachement in das hiesige Criminalgesäugniß gebracht werden. Als neuer Untersuchungsrichter rückt dort ein Ob.Just.Rath, Oberamtsrichter Hammer von Esslingen mit bleibender Milit.Vesatzung.

25. Mai. Schlossermeister Nägelin — s. ob. 26. April — auch zum Abgeordneten in die neue württemb. Kammer für den hies. Oberamtsbezirk — contr» Mitbewerber Stodtsch. Fraas — gewählt.

Juni, den 1. Hinnuelsahrtssest. Große Volksversammlung beim Schieß- hause zu Heilbronn mit Volksreden. Zeit der Fahnenweihen beginnt.

Den 15. Abends Allarm durch Heilbronner Soldaten vom 8. Regiment und einen Hansen Arbeiter, welche die Freigebung der Neuhütter Gesangenen verlangen. Ausstellung der Bürgerwehr aus dem Markt. Zweideutige Haltung besonders der 3. Compagnie. Parlamentiren der beiden Bezirksbeamten mit ihnen. Th. Kerner bestimmt den Oberamtsrichter zu Freigebung der Gesangenen, während eben die 4. Compagnie Hang das Gesängnch besetzen will. Kerner eseortirt die Freigelassenen selbst und allein in der Nacht nach Neuhütten, läßt dort früh Mor- gens Einen springen und die Anderen in ihre Wohnungen gehen, wo sie von dem wachehabenden Militär wieder arretirt und sodaun aus den Asberg gebracht werden.

Der Zuzug der Erlenbacher Bmgerwehr beschämt die Weinsberger, die am folgenden 16. durch Gerüchte von neuem Anzuge der Heilbronner allarmirt wird und Pikete ausstellt; wo aber, nach erreichtem Zweck der Besreiung, kein Feind mehr kommen will.

Den 17. Das eravallirende 8. Ins-Regimeut wird durch ein anderes Regiment von Heilbronn nach Ludwigsburg abgeführt. Unruhige Schwingungen bis hieher.

Den 29. Der Ausschuß des landwirthsch. Vereins überträgt dem Decan Dillenius die durch die Vertreibung des Vorstandes, Rentamtn!. Horing — s. ob, 13. März — erledigte Vorstandsstelle provisorisch, und die von diesem berusene und geleitete Generalversammlung beschließt das Fortleben des durch die bisherigen Bewegungen gelähmten landwirthsch. Vereines und wählt aus dessen Antrag den Gerichtsnotar Bröhm zum Vorstand.

30. Juni. Nachricht, daß Erzherzog Johann von Oestreich von der Nationalversammlung zum Reichsverweser gewählt ist — von der Demokratie kühl ausgenommen.

9. Juli. Feuer aus den Bergen, Steinkniggle, Gaißhölzle etc., zu Ehren des neugewählten Reich sverwesers. Hier aus der Burg soll dabei — von einem Republikaner — statt der deutschen, eine schwarze Fahne eingeschwärzt und eine Zeitlang ausgesteckt worden sein. — Gründung eines im Gasthof zur Sonne unter Präsidium von R.Cons. Plank tagenden Volksvereins — nach Heilbronner Muster.

An die Stelle des krank in einen Kurmonat gehenden Ger.Actuars Ropsy von Mona wird Just.Reserendair Husnagel als provisor. Gerichtsactuar hieher beordert. Ropsy -s- einen Monat später in der Schweiz.

Den 27. Juli Nachmittags erste feierliche Probesahrt aus der neugebauken Eisenbahn von Heilbronn auswärts.

August, 24. Landwirthschaftl. Bezirkssest in Eberstadt unter Präsidium von Gerichtsnotar Bröhm.

September. Durch die neuen Collegialmitglieder veranlaßte r Beschluß: den von -j- Stadlsch. Psass errichteten Spital wegen Kostspieligkeit auszuheben und die Hospitanten in Privatkost zu geben.

10. Sept., Sonntag Nachmittag. Wieder Volksversammlung zu Heilbronn. Die hies. 3. Comp. (Kerner) rückt, in französische Blousen (blau mit roth) gekleidet nud bewassnet — trotz der hies. obrigkeitlichen Abmahnung — dazu hinein, muß aber am dortigen Thore die Wassen ablegen.

Viel Stadtgespräch macht in diesem Monat ein lljähriger, armer, in die Kost gegebener Knabe, welcher behauptet, heren lernen und allnächtlich zu Hexen- Rendezvous aus's Feld ausrücken zu müssen, wobei er bestimmte Personen namhast macht. Decan, welcher Albdrücken, vielleicht sogar Onanie dabei vermuthet, verwendet sich für seine Ausnahme in die Rettungsanstalt Lichtenstern aus Kosten der Stiftungspslege und dort hört die Geschichte sogleich aus. Aber es ossenbart sich hier noch eine Masse von Aberglauben, der in der Gemeinde spuckt.

Sonntag 17. Sept. Große Volksversammlung in Hall, zu welcher auch der Hauptmann der 3. Comp, mit Heilbronnern zieht. Die nene Ausregung datirt sich von dem Wassenstillstande von Malmöe mit Dänemark.

Sonntag 21. Sept. Fahnenweihe der hiesigen Bürgerwehr aus dem Markte, wozu 300 Mann der Neckarsulmer Bürgerwehr kommen. Musikdireetors Frau übergibt die Fahne der 1. Compagnie, Festsräulein den übrigen Comp, mit Rede. Gegenrede der Hauptleute. Trinkgelag im grasigen Haag, wo die Sache im Kleinen , von Schülermadchen gegen Turnschüler nachgespielt wird. Abends Festball der 4. (Jugend-) Compagnie. Brüllende »Hecker-Hoch's!" vor der Oberamtei Nachts zum Schluß. — Montag den 25. Schützenball in der Post, wo laut von einer entdeckten Proseriptionsliste die Rede ist, aus welche die sogenannten Aristokraten, die Beamten der Stadt und Glieder der 1. Comp. (Conservative) gesetzt worden seien, voll Hofsnung aus das Gelingen des Struve'schen Zugs in Baden Die Schützen hatten zur Versicherung ihrer treuen Gesinnungen auch die Beamten und sogar die Geistlichen geladen. — Th. Kerner ist an diesem Tag vor der ihm drohenden Untersuchungshast entwischt und nach Straßburg geflohen. Er wird kurz daraus mit Steckbriesen verfolgt. — Am 27. Oberamtmann warnt die aus's Raty- haus berusene Bürgerschaft vor Theilnahme an dem projeetirten Zuge des G. Ran von Rottweil nach Cenistadt am Volkssesttage, da die Regierung zu krästigen Maßregeln gerüstet seie. — 29. Sept. Nachricht von vergecktem Struve'schen und Rau'schen Zug und von ruhig vorübergegangenem Canstadter Volksseste.

Nov., den 21. Zu der Todtenfeier für den in Wien standrechtlich erschossenen Robert Blum, ParlamGlied, welche diesen Abend in Heilbronn mit Glockengeläute, Trauermarsch, Fackelzug und Rede ansdem beleuchteten Markte gehalten wird, rücken eirea 80 Mann der hiesigen Bürgerwehr aus und viele Andere als Zuschauer. — Den 24. Wieder Winterabendschule für die ledigen Söhne.

Dee. den 1. Militär. Leiche des led. Fritz Eseuwein, als Mitglieds des bürgerlichen Jägereorps — mit Trauermarsch. — Den 13. An die Stelle des nach Balingen bestimmten provisor. Ger.Aetnars Husnagel rückt als neuer Gerichtsactuar ein InstReferendair Pfeilsticker.

Jahrgang. Mai und halber Juni für Weinberge günstig; zweite Hälste des Juni dagegen regnerisch. Juli bis September dem Wachsthum nicht sorderlich. Herbstes-Ansang den 10. Oet. Produet übrigens nach Quantität und Qualität besser als im vor. J. Mittlere Güte. Gewicht 60 bis 70°. Preise 16 bis 24 fl. Mangel an Käufern wegen der unruhigen Zeiten. Daher vieler Wein eingekellert. Höchste Temperatur: -j- 25,2. Semmertage: Mai 5, Juni 10, Juli 15, Aug. 9, Sept. 5, zusammen 44. Eistage: Jan. 30, Febr. 11, März 6, Nov. 11, Dee. 16, zusammen 74. — Landes-Durchschn.Preise vom Kernen 13 fl. 29 kr., Roggen 8 fl. 25 kr., Dinkel 5 fl. 27 kr., Haber 4 fl. 23 kr., Gerste 7 fl. 15 kr., Heilbronn s. eben 1. Jan, 18"/«. Mittelpreise am Schluß d. J. hier: Roggen 5 fl. 13 kr. Dinkel 4 fl. 36 kr., Haber 3 fl. 31 kr., Gerste 5 fl. 3 kr.

Als Seelenzahl wird in diesem J. angegeben: 2,127, worunter 24 Kathol.

1849. Jan. den 3. Militär. Leiche eines an Schlundverengerung gestorbenen Land- wehrmanns, Eailers Graf, mit Tambours und Leichen-Piket und Geleit von sämmtl. 4 Compagnien. Grabrede v. Decan. — Das Reichsgesetzblatt promulgirt die in Frankfurt erschienenen Grundrechte des deutschen Volkes.— 15. Neckaraustritt bei Heilbronn. — Febr. den I1. Dilettanten-Coneert in der Post für dieArmen, bes. Hagelbeschädigten. Chor von Männern und Frauen der Stadt ausgeführt unter Mus.Dir. Rau. — März den 5. Beerdigung des mich langer Krankheit gestorbenen, älteren, 12jährigen Knaben von Oberamtmann Zais. — Den 29. Nachricht von der in Frankfurt geschehenen Wahl eines deutschen Kaisers in der Person des Königs von Preußen, — der aber die Wahl nicht annimmt. — April, den 7. (am Charsam- stag) Th. Kerner kehrt von der Flucht nach Straßburg zurück und wird gegen Caution aus freiem Fuß gelassen. UntersuchungsrichterOleramtsger.Aetnar Rnoss inBesigheim. S. Aug. v. 1850, — Neue Ausregungen in Stadt und Land wegen Anuahme oder Nichtannahme der in Frankfurt erschienenen Reichsversassung. Ständische Ver- handlungen darüber. Ministerkrisis. — 22. April, Sonntag. Die eomplet aus dem Markt ausgerückte Vürgerwehr erklärt sich — nach Anrede des Commandanten Magenau — für die Reichsversassung und bringt ihr ein stürmisches Hoch! — en6. Beerdigung der verwittweten Oberamtmaun Wolst. — 25. «ju«6. Nachricht von Annahme der Reichsversassung durch unsern König beschwichtigt die neue allgemeine, in Adressen und Deputationen sich kundgebende Ausregung bei uns, während in Dresden und bald in Baden darüber nene Unruhen ausbrechen. — Mai, den 13. Der bisher. Unterlehrer Greiß wird aus die Schulstelle Lehrensteins- feld nominirt und bestättiget. An seine Stelle rückt der von hier gebürtige Provisor Frank. — Den 28. Pfingstmontag. Neue Bewegungen durch die heutige große Volksversammlung in Reutlingen, von den demokrat. Vereinen beschickt, wo Allianz mit dem insurgirten Baden u. dgl. verlaugt wird. Versendung dieser Beschlüsse auch hieher. Terrorismus der Meinungen. Zerrissenheit. — Inni, den 2. Von dem nach Stuttgart übersiedelnden Frankfurter Rumpfparlament passiren 7 Reichstagsdeputirte auch hier durch — zu nicht geringer Bewegung der Stadt. — Den 6. Man hört aus unserem Gebirge (beim Kreuzle) Kanonendonner von dem Gefechte der Hessen gegen die badischen Insurgenten und Freischaaren. — Den 9. Kunde vom Treiben des Rumpfparlaments in Stuttgart, das eine Reichsregentschaft einsetzen will. Erklärung des Ministeriums dagegen. Die Heilbronn er Demokratie erbietet sich zur bewassneten Unterstützung des Stuttgarter Rumpfparlaments, woraus am 12. Militär dort einrückt, das 4. und 7. Ins.Regiment, das 4. Reiterregiment und '/» Batterie Artillerie, nm die Bürgerwehr zu entwassnen. Abends 6 Uhr zog sich das Militär von Heilbronn wieder zurück, noch bevor die Entwaffnung vollzogen war, was die Wehrmannschaft benützte, indem sie sich aus Generalmarsch sammelte und gegen 9 Uhr Abends über die Neckarbrücke der badischen Gränze zu marschirte.

Im Lause der Nacht änderte sie jedoch ihre Richtung und rückte theils gegen Wimpfen, theils früh Morgens 3—4 Uhr durch hiesige Stadt gegen Löwenstein.

eo6. Nachts gegen 12 Uhr wurde, aus erhaltene Betschaft von Heilbronn, allhier plötzlich — ohne Wissen und Ordre des Bataillons Commandanten Magenau — Ge neralmarsch geschlagen, der Bataillons^Commandant, welcher die Tambours zur Rede stellte, insullirt und bedroht und die Sammlung aus dem Marktplatze soreirt. Die 1. und 2. Compaguie (Bürgergarde und ältere Bürger), verlies sich nach einer Stunde wieder, ohne anzutreten, indem sie keine Lust zeigte, ihre Familien zu verlassen und' wie es hieß, »den Heilbronuer Brüdern gegen das Militär zu Hülse zu ziehen." Die 3. Compagnie dagegen in ihren republikanisehen Vlonsen und die 4. (der Ledigen, zum Theil Turner) verlaugte mit Ungestüm und Drohungen aller Art von dem, zum Fenster herausschaneuden Hauptmaun der 4. Compagnie, Waldmeister Haug, die Herausgabe von scharsen Patronen (der 3. wurden sie von der Fran des abwesenden Hauptmanns ausgefolgt). Nach fast zweistündigem Getümmel, bei welchem der abmahnende Oberamtmaun insultirt und in sein Haus zurückgedrängt wurde, zogen die 4, und Mehrere von der 3. Compagnie unter Trommelschlag ohne Hauptmaun Heilbronn zu ab. Was von der 3. Compagnie da blieb, oder von der 1. und 2. aus Neugierde noch zusah, parlameutirte noch lauge unentschieden mit dem wieder unter sie getretenen Oberaiutmaun, bis sich endlich bei Tagesgrauen die Menge verlies.

Am 13. früh nach 3 Uhr bei Tagesanbruch und Nebel rückten, mit der jetzt zurückkehrenden 4. hiesigen Compagnie, gegen 4M Mann der Heilbronner Bürge rw ehr in geschlossenen Gliedern hier durch vor das obere Thor. Dort wurden die Gewehre in Pyramide gestellt, hier in der Stadt neuer Generalmarsch durch die Straßen geschlagen (wobei aber sehr wenige neue Mannschaft erschien), von den Führern Kriegsrath gehalten, und endlich mit den sich anschließenden Hiesigen das Thal entlang Löweustein zu marschirt, indem sie in den Thalorten neuen Zuzug zu, erhalten suchten — was aber fast überall gänzlich mißlang — auch nach Oehringen Deputirte sandten, um von dort Verstärkung aus den Mainhardter Bergen zu erhalten. Durch die Oehringer, Burgsriedler, Neuhütter und andere Wäldler und durch die Haller verstärkt — beabsichtigte man, im Rücken des Militärs über Backnang gegen Stuttgart zu ziehen, dem Parlament zu Hülse etc. Der Zug kommt aber nur bis Löwenstein, wo ein Versuch, die Bürgerwehr an sich zu ziehen, mißlingt — und gedenkt Ansangs, aus der bezogenen Burgruine sich zu halten.

Gegen 7 Uhr Morgens zieht ein Cavalleriepiket von den, diesen Morgen wieder in Heilbronn eingerückten Regimentern hier durch gegen Ellhofen u. s, s. Aus den

Mittag rücken vom Galgenberg, wo sie auf Piket gestanden, 2 Compagnien Infanterie und eine Schwadron Cavallerie hier ein, ziehen Nachmittags wieder auf's Piket und kommen zum Uebernachten im Rathhalls und in den größeren Wirthshäufern hieher zurück, mit Ausfendung von Patronillen gegen Ellhofen und den Jägerhausberg. Heilbronn ist in Belagerungsstand erklärt und die Waffen müssen abgeliefert werden.

Bald nach Mittag kehren, von der durch den Nachtmarsch und Nahrungsmangel erschöpften, auf Burg Löwenstein, beim Anblick der anrückenden Reiter entmuthigt sich auflöfenden Heilbronner Bürgerwehr Einzelne, ohne Waffen, ohne Uniform, zum Theil verkleidet und entbartet, durch hiesige Stadt zurück in die Heimath, oder werden von Militär-Patronillen als Gefangene — Einer, der noch das Gewehr angelegt hatte, fogar am Strick — eingebracht. Andere suchen waffenlos Umwege über Waldbach, Eberstadt, Erlenbach. Die hiefigen Turner etc. schleichen sich, nach Wegwerfung oder Versteckung der Gewehre, durch Weinberge, Garten und Nebenthore in die Stadt ein- Das Drohende des frühen Morgens löst sich in ein Ridieule des Abends auf; und von diesem Tage an wird auch hier keine Trommel mehr gehört.

Ani 14. Morgens. Das hiefige Militär rückt wieder auf's Piket. Weitere Einbringung von Gefangenen und von Gewehren, welche in Kartoffeläckern weggeworfen oder versteckt waren. Ein Bäuerlein bringt ein einfpänniges Wägelchen voll solcher Gewehre vor die Hauptwache im Rathhaus, obenauf die Lanze, Sattel und Zeug eines bürgerlichen Uhlanen, und an der Seite dessen Säbel tragend, mit dem er zum Gandium der Soldaten das Pflafter wetzt, Nachricht vom Vordringen badischer Freischaaren bis Wimpfen und Rappenau - gegen welche aber unsere Gegend durch das vorhandene Militär gedeckt ist. eo6. 14. Beerdigung des resignirten Cameralverwalters Fetzer, in Anwesenheit Eines der milit. Pikets, das beim Kirchhofe lagert und den Jagerhausweg beobachtet. Der Sohn, Pfarrer Fetzer von Atolzfurth, resignirt und zieht hieher zur Uebernahme seines Erbes. — Untersuchung wegen des obenged. Auszuges. Mittlerweile bleibt eine Compagnie Militär noch hier bis zum 18 Mittags, wo sie in die Gegend von Vaihingen zu ihrem Regiment abzieht, das die Grenze gegen Einfalle der badenschen Freischaaren deckt. — 18. Abends. Nachricht von heutiger Sprengung des Rumpf-Parlaments in Stuttgart und Ausweifung der Reichs-Regentschaft, welche das Volk für die Badener bewaffnen wollte. — Einführung der Geschworenen - Gerichte. Weinsberg zum Bezirk Ludwigsburg. — 2l. Juni folgd. Man hört, fogar in der Stadt, Kanonendonner von den im Badischen bei Hirschhorn, Aglafterhausen etc. vorrückenden Heffen und Baiern, von Waghäufel — Preußen. Nachricht von Abreife des Rumpfparlaments. — 24. Nachricht vom Einrücken der Preußen in Heidelberg und Mannheim ohne (die befürchtete) Schlacht. — Am 25. Einzug der Preußen in Carlsruhe. Das badische Drama naht seinem Ende. — Juli 1. Gesetz wegen Creiirung von 3 Mill. Papiergeld. — 2. Erscheinen eines demokratischen Wahlgesetzes für eine neue eonftituirende Landesversammlung. — 25. AlsWahleandidaten treten bei Wahlversammlungen in Willsbach le. auf: Theob. Kerner, Gegeneandidat Stadtschultheiß Fraas. Die Lichtensterner operiren für Weingärtuer Stöckle von Stuttgart. Wahl- eandidat auch Revierförster Kommerell, Vorstand des Mainhardter Volksvereins. — Aug. 1. und 2. Wahltage. Umtriebe zu Stimmenzerfplitterung gelingen, so daß Fraas Majora, aber nicht das vorgeschriebene '/» der Stimmen erhält, daher 10. Sept. wiederholte Wahl, bei welcher Fraas siegt. — 21. Sept. (Matth.-Feiertag.) Land- wirthschaftliches Bezirksfest hier bei den Linden unter Leitung des Vorstandes Gerichtsnotar Bröhm. — 25. Sept. Abzug des nach Gmünd beförderten Oberamtsrichters Römer (s. Aug. 1840). Amtsübergabe an den ven Nagold hieher versetzten Oberamtsrichter Berner. — Vom 24. Sept. bis 4. Okt. General- Visitation durch Prälat v. Hasner. — Okt. 28. Abtritt des sogen. März-Ministeriums. Neues Ministerium: Schlayer, Inneres; Herdegen, Finanz; Bauer, Krieg; Häulein, Justiz; Wächter-Svittler, Aeußeres. — Nov. 20. Beerdigung der verwittweten Oberanttspslegerin v. Olnhausen. Wiedereröffnung der Winterabendschule für ledige Söhne- — Dez, 1. Eröffnung der neuen Landesversannnlung unter ungünstigen Auspieien. Alsbaldige Reibungen wegen Eidesleistung. Auslösung derselben schon nach 23tägigem Leben am 23. Dez. Amtsverweser für den dazu abgereisten Stadtschultheiß Fraas ist für diese kurze Zeit Verwaltungsactuar Oesterlen. Trennung der republikanischen und eonstitutionellen Partei.

Die Koch'sche Schauspielergesellschaft gibt diesen Winter über Theater, erst im Stern, dann in der Post — wobei auch hiesige junge Dilettanten mit austreten.

Jahrgang: Januar und Februar mild. Frühlingsmonat frostig; erst Ende Mai's Somuierteiureratur; in den Commermouaten häusig durch Gewitterregen erniedrigt. Ende Oktobers Frost, der im November und December anhielt. Starke Ueberschwemmung 14, Jau. u, s. bei raschem Thauen. — Höchste Temperatur -^ 25," den 9. Juli. Sommertage nur 36.; tiefste Temp. — 12/ den 29. Nov. Eistage 84. Außerordentlicher Obstertrag, an Qualität über 1847. Winterfrüchte gut bis sehr gut. Sommerfrüchte befriedigend, Kartoffelkrankheit bei andauernder trockener Witterung im Juli und August nachlassend. Preis pr- Sri. 18 — 30 kr. Landesdurchschnittspreise: Kernen 10 fl. 41 kr., Roggen 6 fl. 41 kr., Gerste 5 fl. 47 kr., Dinkel 4 fl. 19 kr., Haber 3 fl. 46 kr,; hier am Schlusse des Jahrs Gerste 4 fl. 56 kr., Dinkel 3 fl. 32 kr., Haber 3 fl. 13 kr. — Wein: Traubenblüthe Ende Juni, Ansangs Juli schöne Hofsnungen; aber Juli und August unbeständig, rauh, Kühle Nächte. Langsames Reisen. 20. Oktober Beginn der Weinlese. Gewicht 66 bis 70 und 77°. Qualität zwischen dem I847r und 48r in der Mitte. Mangel an Käufern, deßwegen Sinken der Preise von 20 aus 18, 17 bis 12 fl. Verkauf stockt am Ende ganz. Vieles eingekellert.

1850. 20. Jan. 'Neue Abgeorduetenwahl ausgeschrieben. Neue Agitation. — Posthalter Maier verkauft den Gasthof zur Traube an August Esenwein und kauft dagegen das neue Haug'sche Haus an der Marktecke und Heilbronner Straße. Der Umzug mit der Post in die Stadt erfolgt erst am 2. April. — Febr^3. Gegen die demokrat. Partei vereint sich eine Wahlerversammlung in Löwenstein für die Wahl des Reviersörsters Kommerell. — eo6. Neckaranstritt bei Heilbron. — 20. Etadtschultheiß Fr aas mit 1900 Stimmen gegen 900 von Kommerell wieder zum Abgeordneten gewählt. — Nachtmusik etc. — Von Heilbronn her lange Böllersalven für Ruoss. — März. Aus den 15. die neue- — eigentlich alte — Kammer einberusen und vom Könige selbst eröffnet. — 25. Tod des Stadtraths und Schaumweinsabrikanten Mall, eines der ersahrensten und einsichtsvollsten Mitglieder des Stadtraths, ehemaligen Hauptmanns der Bürgergarde. Beerdigung am 27. mit Trauermusik. — 27. Oberamtsarzt l)r Just. Kerner aus Ansuchen wegen Augenleiden in den Ruhestand versetzt und mit dem Orden der württemb. Krone deeorirt. Als Amtsverweser für die Oberamtsarztstelle rückt bald daraus ein Nr. Paulus, praet. Arzt. — Auch Kameralverwalter Lutz a. A. pensionirt, muß aber bleiben, bis sein Nachfolger ernannt ist und einrückt. — Mai. 13. Aus Rath- haus erstes öffentliches Gerichtsversahren in hiesiger Stadt gegen vi-. Elsner, Redakteur der Ulmer Chronik wegen Preßvergehen. — 16. Nach vielen un- erquicklichen Verhandlungen Errichtung einer viertln deutschen Schule für die jüngste Klasse (Elementarschule) in dem Loeale der bisherigen Realschule (unter Mädchenschulmeister Winter's Wohnung). Für die Realschule wird ein Loeale bei Bauer Sigle gemiethet. Provisor Schäser tritt bei dieser vierten Schulklasse ein. — Juli 4. Abermalige Auslösung der versassungsrevidirenden Kammer; sog. Restaurations-Ministerium: von Linden, Inneres; v. Miller, Krieg.; Knapp, Finanz.; v. Plessen, Justiz. Anklage bei dem Staatsgerichtshose gegen Minister von Wachter^Spittler; freigesprochen. — 22.Abgang des peusionirten Kameralverwal- ters Lutz. Ankunft des neuernaunten Kameralverwalters Dornfeld II., bisher in Heidenheim, hier schon seit längerer Zeit begütert. — Nachrichten vom Krieg in Schleswig-Holstein. — August. 21. Anordnung einer neuen Abgeordneten- wahl für den 20. Septbr. nach dem neuen Wahlgesetze. Neue Wahlbewegungen. — Bruckmann von Eisenlautern wird als Gegeu-Candidat gegen Fraas ausgestellt. — Sept. 7. Theol. Kerner, »wegen Aussorderung zum Hochverrath" vor das Schwurgericht in Ludwigsburg gestellt, erhält ein »Schuldig« und wird zu I0 Monaten Festungsarrest verurtheilt, den er sodann am 1. Novbr. d. J. antritt. — 20. Abgeordnetenwahl: Stadtschultheiß Fraas siegt abermals mit 1,396 gegen 340 Stimmen (Bruckmann), und der Sieg wird am 21. Abends durch eine Istüudige Böllerkanonade der Stadt und Umgegend angekündigt. —Am 21. Landwirthschaft- liches Bezirkssest in Willsbach unter Leitung des Vorstandes Gerichtsnotars Bröhm. Reserend. Horlin als Kameralamtsbuchhalter eingetreten. — Oktbr. Aus den 4. Einberusung der neuen Landesversammlung, die aber, wegen Nichtvereinbarung mit der Regierung — Novbr,, am 6. abermals ausgelöst wird. Conslikt wegen Nichtanerkennung des gewählten Ausschusses etc. §. 89. — Marsch der Oest- reicher und Bai ern nach Kur hessen. Einberusung und Rüstung auch in Württemberg. Große Spannung, bis Bereinigung zwischen Oestreich und Preußen erfolgt ist. Neuerwachter Bundestag. Dresdener diplomatische Conserenzen. — Nov. 22. Diaconus Schilling eröffnet im Loeale der Mädchenschule eine Privaterbauungs- Stunde (Bibelstunde) Abends 7—8 Uhr, mit eirea 40—50 ?heilnehiuenden, vorzüglich vonl weiblichen Geschlechte. Winterabend schule für ledige Söhne wie bisher von Deecm. —Deebr. 16. Amnestirung der minder Gravirten vom Heilbron- ner Auszug und von der Reutlinger Versammlung. s. oben. Wegen vom Stadtrathe (in Opposition des Vorstandes mit dem Studienrathe) beschlossener Aushebung der Sonntagsgewerbeschule des Reallehrers, Eintheilung der Gewerbeschüler in die gewöhnliche Sonntagsschule bei Kuabenschulmeister Wegmaun und bei den Provisoren. Jahrgang: Winter wechselnd. Aus anhaltende Kälte im Jan. ungewöhnlich mild im Februar. Zweite Hälste März wieder winterlich. April, erste Hälst« mild, zweite merkliche Temperaturerniedriguna. Mai noch nicht bis zur Höhe der Sommer- tage. Im Sommer häufige Gewitter" mit schrosser Abkühlung. Der Herbst erhob sich nicht mehr zur Sommerwärme. Ende Oktobers schon erster Frost. Novbr. mild, Deebr. nicht andauernde Kälte. — Höchster Therm.-Etand -j- 24/ am 6, August. Sommertage nur 25 in den drei Monaten, Juni 10, Juli 8, August 7. Niederste Temp. — 15 », den 22. Jan. Eistage 82. — Ertrag des Winterselles gnt, mittelmäßig; Sommerfeld befriedigender. Kartoffelkrankheit bei den im Juli eingetretenen Regentagen fast allgemein. Landesdurchschuittspreise von Kernen 10 fl. 45 kr., Roggen 7 fl,, Gerste 6 fl. 6 kr., Dinkel 4 fl. 17 kr., Haher 3 fl. 13 kr.; hier am Schlusse des Jahres Mittelpreise, Kernen 9 fl. 58 kr., Gersie 6 fl. 25 kr., Dinkel 4 fl. 25 kr., Haber 3 fl. 40 kr. Wein: sehr ungünstige Vlüthe, spät und ungleich. Weil die Trauben wegen ungünstiger wechselnder Witterung nicht reisten, Verschiebung der Lese bis 27. Oktober, nachdem am 24. Nachts schon Schnee gefallen war. Gewicht von 50 bis 71 °. Rückschlag der Ertragsschätzung fast um die Hälste. Qualität sauer. Fast gar kein Verkehr. Vieles eingekellert wegen Mangels an Absatz. Käuse von 10—11 fl., anderswo 8—12 fl. — Seelenzahl 1,951, worunter 24 Katholiken.

1851. Januar. 1. n. solg. Stadtmusikus Rau, bisher als solid wohl- gelitten, geht, wegen Schulden und mit Contrahirung neuer zur Reise, unter Zurück- lassung seiner Fran und Kinder durch — über Mainz nach Amerika. Versolgung mit Steckbriesen. Gant. Buchbinder Hardten von hier wird Amtsverweser und später Stadtmusikus. — Baptist! sehe Seetirerei reißt, außer in Eberstadt, auch in Brettach und Neuhütten ein. - Februar. Der bisherige Rechtskonsulent Plank zieht ab nach Ludwigsburg, wo er sich setzt und verheirathet. — März. Am 23. (Sonntag Oeuli). Nach vorangegangenen Vorarbeiten und Vortrag des Decans im Altar Wahlhandlung für den nenerrichteten Pfarrgemeinderath, an der sich aber die Demokratie nicht betheiligt, wie auch Stadtschultheiß F. dieses Collegium als ineonstitutionell! — nicht anerkennen will. Die Wahl sällt dessenungeachtet aus tüchtige, kirchliche Männer. — April den t>. (Sonntag Judiea). Oessentliche Verpslichtung der neuen Kirchenältest en. Erste Sitzung in der Caeristei. — Fröhlich desinitiver Oberamtsgericht sa etuar. — 17. Für den schwererkrankten Präeep- tor Jrion tritt als Amtsverweser Cand. Gueiting ein. — 23. Theob. Kerner aus Vaters Fürsprache vom Könige begnadigt und des Asbergs entlassen.

— 25. Bei der Wahl für den neuberuseuen Landtag wird Stadtschultheiß Troll von Löwenstein zum Abgeordneten des hiesigen Bezirks gewählt. Znsammentritt des Landtags am 6. Mai. — Juni. 3. Tod des Präeeptors Jrion. Amtsverweser der bisherige Cand. Gneiting s. oben. — Unteramtsarzt Nr. Maurer von Löwenstein zum hiesigen Oberamtsarzt ernannt: zieht mit Jakobi ans. — 9. Großes Liedersest im benachbarten Heilbronn. — 30. G. Schwab zum letzten Mal aus Besuch bei J. Kerner und Use. 1)8. f 14. Nov. dss. Js. — Ein Sprachlehrer Rehsnß von Heilbronn hält diesen Sommer an Sonntag Nachmittagen ans der sogenannten Viehwaide (gegen das Jägerhaus hin) Waldberg predigten in methodistischem Geiste, wozu viel Volks aus der Umgegend, mit Versäumung des Sonntagnachmittagsgettesdienstes zusammenströmt und wobei bald gar uichtgeistliche Rendezvous stattsinden. Schritte dagegen mit Heilbronn, s. Mai folgenden Jahrs.

— Inli 24. Der sogen. Reiseprediger, G. Werner von Reutlingen, welchem ein Cous.-Reseript vom 31. März vor. Is. wegen verweigerter Unterzeichnung der symbolischen Bücher etc. die Einräumung der ev. Kirchen zu seinen Vorträgen untersagte, kommt durch eine eigene Adresse von hiesigen Demokraten und Antikirchlichen berusen — von Heilbronn aus auch hieher und prediget in dem ihm vom demokratischen Theile des Stadt- raths eingeräumten und deeorirten Rathhaussaale in einer Abendstunde vor einer Versammlung von eirea 100 Neugierigen und Oppositionellen. Sein Kommen soll von 4 zu 4 Wochen wiederkehren. — August 2. Neckarüberschwemmung bei Heilbronn.

— Septbr. Aushebung der Grundrechte, s. Juni 1849. — Die Missionspredigten von Pater Roder, Schlosser und Fürst Zeil ziehen in diesem Monate auch eine Menge von Protestanten nach dem benachbarten Neckarsulm, das in großer

Bewegung und religiöser Aufregung ist. – Das erledigte Präceptorat mit Lehramts' Candidat Müller wieder besetzt. Einführung desselben am 10. Nov. – Reallehrer Maute hat wieder, als Collaborator, neben den Realien, lateinischen Elementar- unterrichtzu ertheilen. – Okt. Am20. Beerdigung des alten Revisors und Notars Fraas, Eines der ältesten Bürger. – Novbr. Am 8. erhängt sich der langjährige Wachtmeister Haag, dem am 9. Morgens seine Entlassung angekündigt werden sollte wegen in der Noth begangener Unterschlagung einiges Geldes. – 25. Wiedereröffnung der Winterabend schule. – Dec.r. 4. Telegraphische Botschaft von Pariser Eon- tre-Revolntion, (?c»,p 6« m»!n von Napoleon. –10. Nachts erhängt sich in einem Anfall von Tiefsinn der geachtete Apotheker Magenau an seinem Gartenhäuschen und wird am 13. mit Grabgebet beerdigt, – Die steigende Theurungsnoth macht viele Arbeit zur Armenfürsorge. Der Pfarremeinderath will sich der Sache thätig annehmen, wird aber desavouirt, f. März.

Jahrgang. Auf ziemlich gelinden Winter im März noch empfindliche Kälte. April mild, aber Mai kalt und naß. Am 31. Juli und 1.Auguft starke Überschwem- mung im Neckarthale durch Wolkenbrüche; wiederholt in zweiter Hälfte Septembers, welcher, wie der August für den Nein sehr ungünstig war. Nov. und Dec. mild. – Wegen häufig regnerischer Witterung heftige Kartoffelkrankheit und Kartoffelmißwachs. Der Morgen gab circa 32 Simri, worunter 18 Eimri gefund, 14 Simri krank. Getreide-Erndte nur mittelgut. Steigen der Fruchtpreise. Ertrag: Dinkel 4,Schffl. 6 Sri., Haber 4 Schffl. 4 Sri. per Morgen. Landes-Durchschnittspreise von Kernen 14 fl. 45 kr., Roggen 10 fl. 40 kr., Gerste 9 fl. 7 kr., Dinkel 5 fl. 49 kr., Haber 4 fl. 27 kr.; hier am Schluße des Jahrs Mittelpreise Gerste 11 fl., Dinkel 6 fl. 34 kr., Haber 4 fl. 33 kr. – Höchste Temp. -^ 23/ den 21. Juni. Sommertage nur 23. Juni 7, Juli 6, August 10. Tiefste Temp. – 11, 8. den 3. März. Eistage 54, im Nov. und Dec. 0. – Wein nach Quantität seit 1847 am dürftigsten; Qualität kaum dem vom vorigen Jahre gleich. Clevnerlefe beginnt am24. Qkt. Gewicht 63 – 70°. Preis 3 kr. pr. Pfund. Gewicht des gewöhnlichen Gewächses 50-66». Mangel an Absatz, Verkäufe (bei Tranbeuleltern) von 16 fl., 17 fl, bis 20 und 23 fl., wegen fehlender Käufer viel eingekellert.

1852. Jan. Wegen steigender Theurung statt Suppeuaustalt, wie 1847, wird Vertheilung von Reis und Gerste– im Ankaufspreise des p. 6. und bei minrer Armen auf späteren allmähligen Ersatz beschlossen und ausgeführt. Verwalter Stiftungspfleger Weber unter Kirchenconvent. Die Kinderindustrieschule wird erweitert, mit Zwang für arme Kinder zu Abstellung des Kinderbettels, auch arme Knaben zum Stricken aufgenommen. Die Fabrikate werden den Kindern mit Brod oder Geld bezahlt. Frauen und Jungfrauen der Stadt übernehmen die In- spection. Monatliche Beiträge von Vermöglichen zu Brodvertheilung. – Febr. 16. und 26. Regierungs- und Gerichtshofs-Commiffär, Reg.-Rath Ehrmann und Ober- Justizrath v. Seybothen hier zur Untersuchung gegen Oberamtmann Zais und Ober- amtsrichter Berner, in dessen Folge – April 18. und 20, Oberamtmann Zais aufdasOberamt Spaichingen, Oberamtsrichter Berner auf das Oberamtsgericht Frendenstadt, Oberanusger.-Actuar Fröhlich auf das Oberamtsger.-ActuariatRiedlingen versetzt werden. Abzug derselben am 22. und 24. Mai. – März 25. Bei der Plenar- Versammlung des landwirtschaftlichen Vereins in Eberstadt tritt Gerichts- Notar Bröhm als Vorstand ab und Cameralverwalter Dornfeld wird zum Vorstand, Decan Dillenius zum Vicevorstand gewählt. – April 27. Mädchen

schulm eist er Winter erhält wegen verminderter Diensttüchtigkeit einen Hülfslehrer in der Person des Lehrgehülfen Blöth und tritt damit in den Quieseenten- stand. – Mai. 1. Oberamtsrichter Zimmerle von Gaildorf auf das hiesige Oberamtsgericht ernannt. Eintritt am 21. – Als Oberamtsverweser tritt eod. ein Oberamtsverweser Drescher, verheirathet. Als Oberamtsgerichtsaetnar kommt Oberamtsgerichtsactuar Fischer. Als Oberamtsactuar an die Stelle des als Ablösungscommissär nach Heilbronn gezogenen Actuars Hopf Oberamtsactuar Schmidt von Hall. – Juni. Methodist Nippert sucht hier und in der Gegend einzuschleichen. Sprachlehrer Rehfuß beginnt seine Waldvredigten wieder (siehe oben Juni 1851) mit Zuziehung Nipperts. Abtreibung derselben in Gemeinschaft mit Pfarrgemeinde- rath Heilbronn. – Juli am 24,, nach überstandener Theurungsnoth, Einfuhrung des ersten Erndtewagens vom Thor an mit Procession, Fahnen und Kränzen auf den Markt. Von Rathhausstafel (wie 1817) Rede von Dek.ni mit Refponforien. Gebet von Diaconus. Schluß, allgemeiner Gefang: »Nun danket Alle Gott." – August. Es setzt sich hier ein neuer Rechtsconsulent, Gmelin von Tübingen. 24. Missions- und Dankfest in Waldbach. – Eeptbr. 9, Beerdigung des alten Stadtraths und Stadtpflegers Müller. 12. Sonntag. Nach Trauung von drei nach Australien auswandernden Paaren Privat-Communion derselben in der Saen- stei. 19–25. General-Visitation durch Prälat v. Hafuer, – 21. Landwirthschaftliches Bezirksfest in Eberstadt, Präsident C.V. Dornft. Ankunft des hieher ernannten Oberamtmanns Bürger von Aalen. Vorstellung desselben bei dem Festmahl im Hirsch durch den von Jartfeld her anwesenden Regierungsdirektor, Frhr. v. Linden. Oberamtsverweser Drescher kommt in gleicher Eigenschaft nach Leonberg. – 30. Aus Veranlassung der Generalvisitation Synodalgottesdienst mit Altargebet von Pfarrer Naumann; Predigt von Stadtpfarrer Maier. Pfarrgemeinde- raths-Versammlung auf dem Rathhaus. 32 Kirchenältesie. Festessen mit den weltlichen Beamten in der Traube. – Oktober. Sonntag den 3. Decan wegen eines an seinem Schwager, dem pensionirten Major von Glafer, durch einen ehemaligen Bedienten auf seinem Zimmer geftern Nacht begangenen Raubmords zu dessen Leiche uach Stuttgart berufen. – Novbr. 5. Gen.-Suverint. Prälat v, Hafner »wegen vorgerückten Alters» pensionirt; tritt schon am 8. aus. 10. Garnisonsprediger Sigel von Stuttgart zum Prälaten und General-Superintendenten von Heilbronn ernannt; vorerst bei Landtag und Sunode in Stuttgart bleibend, – 8. Bezirkspolizeiliche Ausweifung eines in Eschenau verhafteten 19jährigen methodistischen Predigers Wallon aus Heffenhomburg, der in Wißlensdorf nächtliche Versammlungen, besonders mit jungen ledigen Mädchen (hinter dem Pfarrgemeinderath) hielt. – 22. Die treffliche Frau des neuen Oberamsrichters Zimmerle stirbt in Folge der Geburt eines todten Knäbleins am Kindbettfieber und wird am 24. unter allgemeiner großer Theilnahme beerdigt. – 3, Dec. Wiedereröffnung der Winterabend schule im neuen Locale der Realschule. – Nachricht vom neuen Kaiserthuzue Napoleons III- 21. Thomasfeiertag. Die beabsichtigte, auf profelytenmacherische Conscription angelegte Methodisten-Versammlung in Eichelberg wird vom Oberamt durch abgeordnete Landjäger verhindert.

Jahrgang. Jan. bald nachlassender Frost, am Ende Febr. wieder eintretend und durch den März fortdauernd; April kühl. Erst in Mitte Mai's Sommerwärme; unterbrochen bis Ende Juni durch häufige gewitterartige Abkühlungen. Bios Juli eonftante Sommerwärme. Auch viele gewitterartige Abkühlungen. Sept. nicht mehr Sommerwärme. Oktbr. schon erster Frost. Novbr. und Dec.r. ungewöhnlich mild. Höchster Thermometerstand - ^ 86,7. Sommertage 40; niederster – 7,5. Eistage 62. – Erndteertrag: Roggen 3 Schffl., Gerste 5 Schffl., Dinkel 8 EM., Haber 7 Schssl per Morgen. Landesdnrchschnittspreise von Kernen 17 fl. 19 kr., Roggen 13 fl. 52 kr., Gerste 11 fl. 12 kr., Dinkel 6 fl. 39 kr., Haler 5 fl. 5 kr.; hier am Schlusse des Jahrs, Durchschnittspreise: Gerste 7 fl. 22 kr., Dinkel 5 fl. 46 kr., Haber 3 fl. 55 kr. Wein: Clevnerlese beginnt am 12. Oktbr. Gewicht 80 – 83°. Kause 50 fl. Auch 3 kr. per Pfd. Stockender Verkauf des übrigen Gewächses. Preise von 26 fl. bis 19 fl. Im Allgemeinen weder reicher Ertrag, noch viel bessere Qualität als im vorigen Jahre.

1853. Brandjahr mit drei Brünsten am 17. Jaunar, 5. Mai und 22. Sept. Jan. den 17., Abends 8 Uhr Feuersbrunst in der Scheuer der Wittwe Glessing, hinter dem vormaligen Psauschen Hause; gefährlich zwischen zwei Wohnhäusern. Dech wird man des Feuers Meister, daß es nicht weiter greist. Um 10 Uhr gelöscht. Veranlassung unbekanut. Man vermuthet Brandstiftung. – März, 15. Constituirung eines Eeidenbauvereins mit Aetien aus Veranlassung des Vorstandes vom landwirthschaftlichen Bezirksverein, Cameralverwalter Dornfeld. 24. Gründonnerstag. Leiche des Kausmanns Liesching, gestorben am 22. d. M. Morgens.

April, 17. Zur Eousirmation wird von Frau Postmeister Wirth v!6. ein von den älteren Fraas'scheu^öchtern sehr kunstreich gearbeitetes weißes Altartuch, von Mathilde Niethhammer ein desgleichen Taussteintuch, von Gerichtsnotar Bröhms ux. ein Fußteppich in den Altar gestiftet. – 21. Der provis. Oberamtsactuar Schmidt kommt als Counnissär nach Gmüud; der frühere, bisher als Ablösungs- Commissär in Heilbronn sunetiouirende und daselbst verheirathete Oberamtsactuar Hops tritt in seine hiesige Stelle als Oberamtsactuar zurück. – Mai. Am 5. (Himmelsahrtssest) gleich nach der Abendkirche Feuerlärm von einem Waldbrande bei Hölzern, fast an gleicher Stelle, wie am Sonntag den 25. April vor. Jahrs, eod. Abends 8 Uhr, nach dem Nachtessen zweiter Feuerlärm, mit welchem sich Tageshelle über die obere Stadt und Kirche und Burg verbreitet. Das städtische Holz magazin an der Bleiche und untern Stadtmauer, 300' lang steht zu beiden Seiten der ganzen Lauge nach zugleich in lichten Flammen, so daß mau nicht mehr dazwischen hineinkommen kann und sich begnügen muß, von innen innerhalb der Stadtmauer die anstoßenden Gebäude zu schützen. Die Flammen lecken bald über die Mauer herein und ergreisen die untere Stasselthüre des Wachthnrms, so daß die armen Bewohner desselben zu den Fenstern heraus an Leitern in die Stadt herabsteigen müssen unter Zurücklassung ihrer Habseligkeiten. Sodann ergreisen die von außen höher steigenden Flammen das hervorstehende Dach des Thurmes und er brennt nun von oben herab, so daß das obere brennende Stockwerk mit der Stiege aus das innere zweite und so sort sällt, wie auch das weißglühende Glöckchen im Herabstürzen durchschlägt und weiter zündet. Das Spritzen von einem benachbarten Dacke a.ns durch die ausgebrannten Fensteröffnungen will wenig wirken. Eine kleine, aus der unteren Stadtmauer stehende Scheuer wird gleichfalls ein Raub der Flammen; ebenso ein angränzendes Haus halb. Zum Glück gieng der Wind von Norden gegen Süd-Süd-Westen, also von der Stadt nach außen. Bei umgekehrter Richtung hätte diese bei 300 Fuß breite, fast '/» der Stadt eingränzende Flamme den größten Theil der untern Stadt zerstört, da Alles so eng zusammenhängt. Aus der Bleiche, jenseits des Baches, war vor Hitze kaum zu passiren, Pfähle, Brennholz, Bauholz, Latten, Bretter, Pflüge, Eggen, auch Heu und Stroh, die da miethweise aufbewahrt wurden, loderten mit reißender Geschwindigkeit in die Höhe. An ein Retten und Löschen war nicht mehr zu denken, da man nicht beikommen konnte. Und hoch in der Mitte des Feuermeers, aus den Steinmauern heraus fandte der brennende Thurm seine Flauimen in den Nachthimmel. Erst gegen Mitternacht wurde man des Feuers so weit Meister, daß keine weitere Gefahr für die Stadt zu fürchten war. Die Löschwerk- zeuge mußten aber bis Tagesanbruch fortarbeiten, da aus dem außerhalb der Stadtmauer Niedergebrannten und aus dem Innern des Thurmes immer wieder neue Flammen aufloderten. Die Angst der unteren, von einem so breiten Feuerwall um- lagerten Stadt war groß. Die Feuerwehr von Heilbronn leistete wesentliche Dienste, was denn auch Veranlassung gab, daß von da an auch in hiesiger Stadt sich eine Feuerwehr nach dem Heilbronner Muster bildete. Daß hier eine Brandstiftung stattfand, lag, da die beiden Gebände der ganzen Länge nach zugleich in Flammen standen, ziemlich klar am Tage und es wurde auch ein derselben wegen geführter zweideutiger Reden verdächtiger, junger Bursche verhaftet. Die Untersuchung mnßte aber wegen fehlender zureichender Indieien eingestellt werden. Andere sprachen von, mit Zündhölzchen an dem Lattenverschlage spielenden Kindern, was aber nicht erhoben werden konnte. Den größten Schaden hatte bei diesem Brande das städtische Gemeindewesen, dessen Eigenthum die Magazine waren und das erst vor einem Jahre den Wachthnrm mit einem Kosten von 4–50M fl. neneingebaut hatte, ohne daß der neue Thurm höher in die Brandversicherung gelegt worden war als der alte. Der Verlust der den Wachthnrm bewohntl)abenden Armen wurde durch eine Colleete des gem. Amts für sie gedeckt. Da viele Bürger Raum in den Magazinen gemiethet hatten, so war der fonstige Verlust auf Viele vertheilt. Noch am 6. Qualm und Epritzenarbeit am Innern des Thurmes den ganzen Tag bis in den späten Abend.

13. Mai. Beerdigung des hochbetagten resignirten Schultheißen und Chirurgen Höring von Willsbach, Schwagers des 1- Not. Fraas f. Okt. 1851. – 16. Provisor Schäfer versetzt. Nachfolger an IV. Schule Babel von Bitzfeld, interimistisch bis zu seinem Eintritt der an dessen Stelle beorderte Prov. Häußler. – 21. Kaufmann Kn orr erschießt sich imDelirium und wird am 23. mitGrabgebet beerdigt.– Juli9. Land- w irthschaftli che Ereurfion von einer Partie Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins mit dem Vorstande desselben nach Hohenheim, Scharnhausen und Weil. –

14. Stilles Durchpassiren Sr. Majestät des Königs von Wasseralfingen her. – Cameramtsbuchhalter Hörlin als provis. Bahnhofinfpeetor nach Bruchfal versetzt. Abgang am 10. Provisorischer Nachfolger in Bnchhaltersstelle Ref. Grnusky. – 16. Stadtschultheiß Fraas abdient in Stadtrathssitzung, kommt aber schon am folgenden Morgen im Staatsanzeiger als – vom geheimen Rath nach ß. 87. der Verfassung von seinem Amt entlassen. Amtsverweser Stadtpfleger Eifele. 21. Mathäusfeiertag. Landwirthschaftliches Bezirksfest hier. Mufterung bei den Linden. Preisvertheilung von Tribüne vor dem Rathhaufe. Rede vom Vorstand, Cameralverwalter Dornfeld und vor Preisvertheilung an Dienstboten vom Viee-Vor- stand, Decan Dillenius. Festmahl in der Traube, – 22. Morgens 2 Uhr Feuer- lärm. Die große Hildt'sche Scheuer in der untern Gaffe steht schon in vollen Flammen. Gefahr für die anstoßenden Häuser durch Windstille und Emfigkeit der neuen Feuerwehr glücklich beseitiget. Gegen Tagesanbruch wird man des Feuers ohne weitere Verbreitung Meister. Der Verdacht einer Brandstiftung steht, bei diesem nun dritten Brand innerhalb 8 Monaten, so nahe, daß der Stadtrath und Werkmeiste r Hildt 250 fl. aus sichere Anzeigen aussetzen, jedoch ohne Ersolg. – Oktober. 17. Nachts Feuerlärm von Waldbach her. – Novbr. 3. Nachts reist der vor- malige Stadtschultheiß Fraas, bei welchem eine Vermögens«. Untersuchung angeordnet ist, in aller Stille «<>I»8 nach Amerika ab. Steckbries erscheint erst, nachdem er sich in Havre eingeschisst hat. Vergantung »b«enti». – 25. Wiedereröffnung der Winterabend schule, deren Inspektion jetzt dem Diaconus übertragen ist. – 28. Stadtschultheißenwahl. Parteiungen. Die Weingärtner für den früheren Waldmeister, nun Schultheißen in Dössingen, Hang, der denn auch vier Stimmen über V' erhält. 2, Compet. Rathsschreiber Käpplinger; 3. A.Verw. Stadtpfleger Eisele. 4. Verwaltungsactuar Oesterlen. – Dec. In der vierten Woche rückt als Rechtsconsulent an die Stelle des entwichenen Fraas hier ein Theodor Tasel, von Öhringen, Sohn des dortigen Rechtsconsulenten Dr. Tasel. – Die zunehmende Theurung macht wieder außerordentliche Maßregeln für Armensürsorge nöthig. Theilung der Stadt in vier Quartiere zu Beaussichtigung der Armen durch die Kir- cheuälteste: Vorberathungen wegen Suppenanstalt etc.

Jahrgang: Jan, sehr gelind. Febr. kalt. März kalt – viel Schnee, Schlittenbahn vom 20-27. Febr. dßgl. 3 März solg. Am 20. März (Palmtag) empsindliche Kälte mit – 4'/«". Frühling erst am 88. April nach vielem Regen. Mai und Juni viel trüb und Regeu. Wolkeubruch im Filsthale, verheerend in Rechberghausen. Erst Juli trocken und warm. August und September sehr günstig für Erndte und Reisen. Okt. günstig. Novbr. Große Trockenheit und Wassermangel bis zweite Hälste Dec.r. Leichte Schneedecke. – Getreide: viel Stroh, aber weniger Körner. Obst guter Ertrag. Kartoffeln meißt krank. Mittelpreise vom Hellbronner Fruchtmarkt: an Martini Kernen 23 sl 13 kr., Gerste 14 fl. 10 kr., Dinkel 9 fl. 15 kr., Haber 6 fl. 17 kr., Kartoffeln 1 Sri. 38 kr.; am Schluße des Jahrs Kernen 24 fl. 59. kr., Gerste 14 fl, 25 kr., Dinkel 9 fl. 42 kr., Haber 6 fl. 16 kr., Kartoffeln 50 kr. – Wein: gute, schnelle Blüthe, daher viele Hofsnung, aber ungünstiger Vorsommer – Brenner – theilweise auch Traubenkrankheit. Langsames und ungleiches Reisen. Clevnerlese den 10. Okt. Gewicht 74-76°. Ausländ. Fabrikanten zahlen pr. Psd 3'/« bis 4 kr. Der übrige Herbst wird, wegen mangelnder Reise, bei tresslicher Witterung verschoben bis 25. Okt. Bei sorgsältiger Auslese der vormjährigen Qualität nahekommend. Preise 30 bis 32 fl.

1854. Januar d. 2. Installation des neugewählten, von Kreisregierung bestät- tigten Stadtschultheißen Hang. – Wegen steigender Theurungsnoth Kernenpreis 26 fl. 7 kr., Dinkelpreis 9 fl. 52 kr. Errichtung einer Suppenanstalt durch Aeeord mit Lindenwirth Christ. – 16. Abends spät Feuerlärm von Lehrensteinsfeld her.– Reiseprediger G. Werner stellt seine hiesigen Besuche ein,

25. Das hiesige Oberamtsgericht wird in die erste Besoldungsklasse vorgerückt.

26. Beerdigung des vieljährigen Oberamtswundarztes Kreuser, f an den Folgen eines unglücklichen Falles vom Wagen und Verletzung der Zehen. Von seiner Leiche hinweg bricht Wundarzt Hofmaun aus dem Eis den Schenkelknochen und stirbt an dessen Folgen ebenfalls am 8. Februar ». <:. – März. Mittelpreis vom Kernen 25 fl. 29 kr., Dinkel 9 fl. 28 kr. - 10. Fraueulotterie zum Besten der Armen in der Traube gezogen, deren Ertrag zur Abreichung einer Morgensuppe für arme Schulkinder verwendet wird. Aeeord mit Lindenwirth Christ. – Prälat v. Kaps sendet ein Geschenk von 4 Ctr. Linsen für die Armen des unteren Bezirke«, Für die des oberen Bezirkes (Mainh. Waldes) reichliche Unterstützung von Centralleitung.– 17.März. Abds. Neue Feuersbrunst allhier. Eine Scheuer unterhall, des Sterns steht in Flammen und brennt mit einer zweiten nieder. Das anstoßende Grav'sche Wohnhaus halb zerstort. Nachts 11 Uhr ist gelöscht. Auch hier Brand- siistungsverdacht. Untersuchung ohne Resultat. – 20. Decan feiert im Stillen mit einigen Nachbarkollegen seine nun 40jährige Amtsführung. – 25. Landwirthschaftliche Plenarversammlung in Ellhosen. – April. Der Frauenverein veranlaßt, behuss der Beschäftigung der Armen, Reparatur der Wege, Stasseln etc. aus der Burg. 4. Sichtbarwerden eines Kometen am westlichen Himmel, nur wenige Tage dauernd. 16. Am Ostersest Morgens 1 Uhr stirbt Dr. Justinus Kerner's Frau, Friederike, geb. Ehmann und wird am Osterdieustag Morgens 7 Uhr in der Stille mit Grabgebet beerdiget. – 17. (wie auch früher) Versammlung des Bezirksarmen - vereins in Willsbach, in Anwesenheit des Armeucommissärs, Assessors Claußnitzer. Vertheilung von Unterstützung für verschämte Armen. Überhaupt bringt dieser Winter endlose Berathungen und Geschäfte im Armeuwesen. An Georgii Mittel- preis von Kernen 25 fl. 38 kr., Dinkel 9 fl. 31 kr., Heilbronn.'– 23. Mit Georgii tritt an die Stelle des bisherigen, jetzt pensionirten Reallehrers und Collaborators Maute als Collaboratur-Amtsverweser Lehramtscandidat Vaemeister von Eßlingen.– Der provisorische Buchhalter Grunsky kommt nach Güglingen. Als desinitiver Buchhalter kommt zumCameralamt Res. Rümelin. –25. Beerdigung der Frau des alten Stiftungspslegers Weber, welcher aus sein Amt resig- nirt und mit dem 1. Juli davon abtritt. – Juni 15. Der pensionirte Reallehrer Maute wird aus 3 Jahre zum Stiftungspsleger gewählt und tritt 1. Juli ein. – Mittelpreise des Kernen in der Mitte Juniis zu Heilbronu 32 fl. 12 kr., des Dinkels Hfl. 27kr. –Juli 31. Einholung des ersten Erndtewagens wie 1852. Aussahrt aus dem Markte vor Rathhausstassel. Rede von Decan. Gebet von Dia- eonus. Allgemeiner Gesang: Nun danket Alle Gott. Mittelpreise noch am Ende Juliis von Kernen 23 fl. 19 kr., von Dinkel 8 fl. 49 kr. –August. Abschaffung des Klingelbeutels in der Kirche. Eiuführung der Op serbüchsen an den Thüren. – Am Schluß dieses Mouats Herabgehen der Mittelpreise von Kernen aus 18 fl. 13 kr., vom Dinkel aus 7 fl. 3 kr. Dagegen wieder Steigen derselben am Schluße des Sept. aus 20 fl. 12 kr. von Kernen und 8 fl. 35 kr. vom Dinkel. – 21. Land- wirthschaftliches Bezirkssest in Willsbach mit Preisvertheilung und Rede - des Borstandes C.V. Dornfeld und vor der Preisvertheilung an treue Dienstboten mit Rede des Vieevorstandes Decan Dillenius. – Vom 30. September bis 10. Okt. Generalvisitation durch den nenen Geueralsuperintendenten Prälat v. Sigel, wobei den 3. Oktober solenner Visitationsgottesdienst mit Procession vom Rathhaus aus von Geistlichen (in Chorröckeu) und Kirchenältesten. Altar-Rede vom Visitator. Durchgang aus Rathhaus. Gemeinschaftliches einsaches Mahl in der Traube. – 21. Unglücklicher Fall des Unterlehrers Frank bei einem Herbst in Heilbronn, macht die Ausstellung eines Hülfslehrers für ihn nöthig. Als solcher rückt am 6. Nov. ein Hülfslehrer Schottle. – Am Schluße des Oktobers Mittel- preise aus Heilbronner Fruchtmarkt von Kernen 20 fl. 12 kr., vom Dinkel 8 fl. 35 kr., vom Haber 6 fl. 7 kr., Kartoffeln 48 kr. per Sri. – November 12. Pfarrge- meinderathsernenerungswahl günstig. – 16. Diae. Schelling erhält aus sein Ansuchen zur Herausgabe von seines Vaters schriststellerischem Nachlaß I jährigen Urlaub gegen Bezahlung eines Diaconatsverwesers, als welcher am 29. Nov. an seine Stelle einrückt Diaconatamtsverweser Fleischmann von Oberstenfeld.

26. Zum Oberamtswnudarzt wird ernannt der israelitische praktische Arzt, Dr. Mainzer vonWeikersheim, welcher am Ende dieses Monats einrückt. – 30. rückt ein dem Decan aus sein Ansuchen (mit Bieariatsbeitrag) beigegebener Vi eor, Cand. Schleich ein.

Mehrere Auswanderungen nach Australien machen wieder Heirathsdispensatiouen und frühere Consirmation nöthig. Privateomlunniou der Auswandernden vor Abreise in der Saeristei.

Mittelpreise am Schlusse Novembers aus Heilbronuer Schranne von Kernen 22 fl. 46 kr., Gerste 13 fl. 14 kr., Dinkel 9 fl. 37 kr. Haber 7 fl. 20 kr., deßgleichen am Schlusse Decembers Kernen 21 fl. 33 kr., Gerste 11 fl. 58 kr., Dinkel 8 fl. 59 kr., Haber 6 fl. 33 kr.

Erndteertrag: Roggen 2'/< Schffl. pr. Mrg. gefallen, mittelmäßig; Dinkel 7'/2 Schssl,, gut, 1 Schffl. gibf 3'/< Sri. Kernen; Gerste 4 Schffl., gut; Haber 5'/« Schffl., sehr gut; Heu und Oehmd 30 Ctr., gut; Klee 36 Ctr. pr. Morgen, mittelmäßig.; Kartoffeln 75 Sri., mittelmäßig. Obst fehlte gänzlich. – Herbst - ertrag: sehr gering, 3–4 Butten vom Morgen. Qualität etwas unter mittelmäßig. Preise 52 fl. Wegen des geringen Ertrags war der Herbst stiller und freudenloser als seit Langem; und zu dem Wenigen fehlte es noch an Käufern.

Jahrgang: Januar gelinder Frost; Ende Thauwetter. Februar Frost mit Schnee, Ende Thauwetter. März Nachtfröste, selbst noch am Ende des Monats April mit Schaden an Frühobst nur Reben. Mai. Mehrsache Abkühlung durch Gewitter, daher noch keine Sommerwärme. Auch Juni kaum 3 Sommertage. Juli und August durchaus gewittriger Charakter. Erst September und Ansang Oktobers eenstant wärmere Witterung. 7. Oct. letzter Sommertag. Höchste Temper. -j- 25 " 25. und 26. Juli. Sommertage 30. Tiesste –15 ° den 15. Febr. Eistage 77.

1855. Januar. Am Schluß desselben noch immer hohe Mittelpreise in Heilbronn von Kernen 21 fl. 7 kr., Gerste II fl.,57 kr., Dinkel 9 fl. 10 kr., Haber 6 fl. 36 kr.

Februar 3/16. Abkommen des Vikars Schleich. Nachfolger Theol. und Lehr- amtscandidat Wintterlin von Stuttgart, der am 27. März eintritt und als Stadtps.-Vikar den 5. April nach der neuen Ordinationsordnung am Altare von Decan ordinirt wird. Zeugen: Diae. Schilling und Diaconatamtsverweser Fleischmann. Auch das Kirchenältesteneollegium um den Altar stehend.

März d. II. Außerordentliche Cousirm.ition von 4 mit ihren Eltern nach Neubraunschweig auswandernden Kindern. Nachher Privateommnnien der Auswanderer , welche die Stadt zur Auswanderung unterstützt. – 25. Unterbringung von 12 bettelnden Kindern in ehrbaren Familien gegen ein kleines, von freiwilligen Beiträgen zu bestreitendes Kostgeld, womit der verderbliche Kinderbette! abgestellt wird. – Mittelpreise am Schlusse des März noch immer Kernen 20 fl. 34 kr., Gerste 12 fl. 15 kr., Dinkel 8 fl. 46 kr., Haber 7 fl. 4 kr.

Juni. Durch Prosessor Heideloss Plan zu einer weiblichen Walhalla in der zu restaurirenden Burg Weibertreue, von Dr. Justinus Kerner ergriffen und in öffentlichen Blättern ventilirt. Schläft allmählich wieder ein, da es an Nichts fehlt, als am – Geld.

Juli. Ansangs dieses Monats Abzug des zun» Pfarrer in Reichenbach im Schwarzwald ernannten bisher, resiguirten Pfarrers Fetzer aus seine neue Stelle (s. Juni 1849). – Rechtskonsulent Dr. Bier er von Tübingen als Assistent zum Oberamt, später als provisorischer Oberamtsactuar an die Stelle des zum außerordentliehen Commissär für Untersuchung von Capitalsteuerdesraudatiou verwendeten Ober- amtsactuar Hops. – Den 25. u. 26. Erderschütterung, nach öffentl. Blättern von Friedrichshasen an durch's ganze Land beobachtet, auch hier in höher gelegenen Häusern wahrgenommen. – 27. An die Stelle demnach Vöckingen als Unterlehrer versetzten bisherigen Hülfslehrers an der Mädchenschule Vlöth rückt ein: Hülfslehrer Essig.

August 24. Große Wein gär tnerversammlung aus dem Rathhause pr»e- «i6e C.V. Dornfeld. Nachher Mahl in der Traube. – Das vormals Mall'sche Haus vor dem obern Thore wird vom Staate zum Oberamtsgericht angekauft und eingerichtet; wogegen Kausmann Ruthard, bisher Pächter der Liesching'schen Handlung, das bisherige Oberamtsgerichtsgebäude ankauft, um daselbst unten einen Kausladen einzurichten- – Auch nach der Erndte am 29. August noch Mittelpreise von Kernen 22 fl. 56 kr., Gerste 12 fl. 44 kr., Dinkel 9 fl. 11 kr., Haber 6 fl. 20 kr.

Sept. 6. Visitation der 2 lateinischen Schulen durch Ephorus v. Bäumle in von Maulbronn, der aber erkrankt. – 2l. Landwirthschaftliches Bezirkssest in Eschenau mit Preisvertheilung vom Vorstande, Cam.-Verw. Dornfeld. Bor Vertheilung der Dienstbotenpreise Rede vom Vieevorstande, Decan Dilleuins. Visitation des Cameralamts durch Finanzrath Greiß. – 25. Schulfeier des Augsburge r Religionssriedens, Vorm. in der Kirche; Nachmittags Kindersest im grasigen Haag. Wettlaus. Preisvertheilung. Speisung. Die Stadt gibt mehrere Korbe von dem reichlichen Aepselertrage des Platzes Preis. Alles vergnügt und zusriedengestellt. – 26. Stadtviear Wintterlin geht, nach erlangter Würde eines Doetors pKilo». von hier ab, um den Winter über in Berlin Philologie sortzu- stubiren. An seine Stelle rückt am 28. als Viear des Dec. und Stadtvs. hier ein tbsul. (!»i>6. Lössler von Tübingen, welcher am Sonntag den 30. in hiesiger Kirche vom Decan ordinirt wird. Zeugen: Diaconus Schelling, Diaconats-Verweser Fleischmaun und der Pfarrgemeinderath.

Oktober. Am I. Diöe.-Disputatiou und am folgenden 2. erste Diöeesan- synode allhier. Versammlung aus dem Rathhause. Proeessi«n in die Kirche. Chor- gesang von benachbarten und hiesigen Schullehrern. Eingangsgebet von Diaconat- amtsverweser Fleischmaun. Synodalpredigt von Diöeesansenior Ps. Schiller von Vitzfeld. Verhandlung aus dem Rathhause pr»e8i6o veeano. Synodalausschußwahl: Pfarrer Wols von Eberstadt, Stadtschultheiß Haug von hier. Gemeinschaftliches einsaches Mittagsmahl in der Traube. – 19. Unglücksfall mit einem armen, 7jährigen Schulkind, welches übersahren wird und todt ist. – 23–25. Minister des Innern, Freiherr v. Linden, hier. Auswartung sämmtlicher Behörden in der Traube. Erkundigung über die Zustände des Bezirkes. – 28. Diae. Schelling erhält a. A., unter Resignation aus seine hiesige Stelle, einen weitern 3jährigen Urlaub zu seinem literarischen Geschäfte (s. Nov. vor. Js,), bleibt aber noch hier bis Lichtmeß k. J.

November I1. und 12. Abgeordnetenwahl für die bevorstehende Stände- versammlung. Oppositionseand. gegen das vorliegende sogenannte Millionengesetz (Adelsentschädigung wegen Ablösung) Gutsbesitzer Walther vom Zeilhos; Reg.Cand. der bisherige Abgeordnete, Stadtschultheiß Troll von Löwenstein, der mit 246 Stimmen mehr siegt. – Winterabendschule, wie seit 1847 alljährlich.

December 30. Diae. Schelling hält seine Abschiedspredigt. Religionsunterricht bei latein. Schülern von den Geistlichen aus Präceptor übergetragen durch den Studienrath mit Zustimmung des Consistoriums.

DillrNiu«, Weinsberg. 17

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Erndte-Erkrag nach Schätzung des landwirthschaftlichen Vereinsausschuffes: Roggen 2'/« Schffl. pr. Mrg., gut; Gerste 3 Schffl., gut; Dinkel 5'/« Schffl., sehr gut; Haber 6 Schffl., sehr gut; Erbfen und Linfen 2 Schffl., sehr gut; Kartoffeln 150 Sri., mittelmäßig; Klee 40 Ctr., gut; Obst, Mittelerndte, sehr gut. – Mittelpreise der Heilbronner Schranne: an Martini Kernen 22 fl., Gerste 12 fl. 10 kr., Dinkel 8 fl. 54 kr., Haber 6 fl. 17 kr.; am Schluffe des Jahres Kernen 20 fl. 33 kr.. Gerste 11 fl. 8 kr., Dinkel 8 fl. 30 kr., Haber 6 fl. 8 kr.

Wein. Der mit dem 23. Oct. beginnende Herbst war ein sogenannter Glücksherbst. Einzelne Weinberge standen sehr voll; andere hatten ganz wenig Trauben. Die Qualität war entschieden besser, als im vorigen Jahr und kann als »gut" bezeichnet werden. Die Preise wurden anfangs zu hoch gehalten; daher Mangel an Käufern. Der Stadtrath beschloß daher, Jedem seinen Most abzukaufen, der nicht über 42–45 fl. verkaufen könne. So wurde Vieles im Stadtkeller eingekellert und im folgenden Frühjahre, statt mit Verlust, fogar mit einigem Gewinn verkauft. Der Mittelpreis stellte sich hier auf 52 fl. 30 kr.

Jahrgang: Januar und Februar anhaltender Winterfrost mit Schnee. Im März noch Frost, der die Vegetation zurückhält. April. Warme Frühlingswitterung, aber am 29. April Frostschaden an Obstblüthen, Reben und Gartengewächfen. Auch im Mai wiederholte Froste. Erst Ende Mai's Semmerwärme, durch den Juni anhaltend; 20. Juni Gewitterabkühlung, auch im Juli und August fortdauernd. September und Oktober mild außer 2 Frösten am 26, und 28. September und am 17. Oct.ber. Höchste Temperatur: ->-25° den 8. Juni und 24. August. Sornmer- tage 40. Niederste – 15 ° am 29. Januar. Eistage 89.

1856. Jan. 6. Erscheinungsfest. Morgens Feuerlärm von Affaltrach, wo dem armen Amtsboten seine Wohnung abbrennt. – 26. Scheinbar wiedergenesener Unterlehrer Frank wieder eingesetzt. Sein bisheriger Hülfslehrer Schot tle kommt als Lehrgehülfe nach Canustadt. – Februar 12. Sämmtliche hiesige Beamte bei der Leiche des beliebten katholischen Pfarrers Eberhard in Binswangen. – Mit Erscheinen der neuen Vegräbnißordnung Einrichten des Gebets bei stillen Kindsleichen im nächstfolgenden öffentlichen Gottesdienste fl.det allgemeinen Beifall. – 25. Diaconus Schelling zieht ab nach Eßlingen, wo er einstweilen privatisirt, f. oben 28. Oct. – Oberamtsgericht in's vorm. Mall'sche Haus übersiedelt. – März 28. Repetent, Stadtviear Heyd zum Diaconus allhier ernaunt. Aufzug und Inveftitur den 3. und 8. Juni. – 31. März. Extrablatt bringt den Pariser Frieden zwischen Rußland, Frankreich und England. – Mittelpreise von Heilbronner Schranne am Schluße des März von Kernen 16 fl. 58 kr., Gerste 10 fl. 8 kr., Dinkel 7 fl. 16 kr., Haber 4 fl. 59 kr, – April, Anfgs. Mon. Kämpfe wegen Correetion der Heilbronner Straße – Galgensteige; für Weinsberg entschieden durch Bemühung des Stadtfck,. Hang, so daß das Projeet über Neckarfulm verlassen wird. Anfang der Straßeneorreetion. – Mai den 14. Eintritt des neuen Collaborators Wolpert von Metzingen. A.Verw. Baemeister kommt als Vikar an Gymu. Ulm. Stiftungspfleger Weber refignirt wegen hohen Alters auch auf die Schulfonds-Verwaltersstelle, wozu Stadtrath und K.Aeltester Betz gewählt wird. – 12. Bezirks-Missionsfest in Waldbach. – 22. Oberamtsrichter erhält außerord. Affistenz in der Person des Referendär Kotze l. – Juni 2. Abzug des bish. Diae.Verw. Fleischmann.– 3. Aufzug des neuen Diaconus Heyd, verheir. – Leiche der schnell gestorb. Poftexped. Maiers Frau. – 8. Investitur des neuen Diae. Heyd. Zeugen: Dec. Heyd von Heilbronn, 8e>o., u. Stadtpf. Reiff von da. eoä. Eintritt des neuen Unt.Lehrers Häußler vom Tempelhof, nachdem Frank a. U. seine Entlassung erhalten. – Juli 5. Beerdigung des refign. alten Schultheiß Kreh in Lehrensteinsfeld, Mitgl. des landw. Ver.Aussch. u. Bez.. Arm.Vereins. – Mittelpreise am Schluffe des Juli von Kernen 22 fl. 33 kr., Gerste 9 fl. 59 kr., Dinkel 9 fl., Haber 6 fl. 17 kr. – Aug. 4. Turnfest inHeilbronn, zu welchem auch die hief. lat. Schüler ziehen und wovon 2 einen Preis erringen. – 9. Visitation des hief. Oberamtsgerichtes durch Ob.Justizrath Breitling. – 14. früh 3 Uhr Feuerlärm von Chir. Hohnanns Haus, hinter dem Decanathanfe, wo Asche glühend geworden ist bei f Wachtmeister Haags viä. Es kommt aber nicht zum Ausbruch und ist in '/< Stunde wieder Ruhe. – Rathsschreiber Käpplinger an die Stelle des am 18. Febr. beerdigten vieljähr. Seeretärs des landw. Vereins, Schulth. Kleinknecht gewahlt. – Sept. 4. R.Confulent Bogt übersiedelt (auf die Nachricht von R,C. U>'. Tafels in Öhringen rettungslofer Krankheit und seines Sohnes, des hiesigen R.Conf. Tafels wahrscheinlichem Umzuge nach Öhringen) von Gaildorf hieher als R.Confulent. – 16. Dieeefan-Disputation und am folgenden 17. zweite Diöcesan-Tynode allhier. Sammlung aufdemRathhaufe. Proeefston in die Kirche. Empfangen von Lehrergefang. Eingangsgebet von Pf. Schiller, »en. Synodalpredigt von Pf. Mofapp von Mainhard. Echlußgebet von Diaconus Heyd. Verhandlungen im Rathhausfaale bis Nachmittags 3 Uhr. Gemeinschaftliches ein- faches Mahl im Adler. – 22. Landwirthsch. Bez.Fest in Schwabbach, mit einer landw. Lotterie und Preisvertheilung, mit Rede vom Vorstande Cam.Verw. Dornfeld und vor Preisvertheilung an Dienstboten mit Ansprache des Viee-Vorstands Decan Dillenius an sie. – 26. Übersiedlung des bisher. R.Conf. Tafel von hier nach Öhringen. – Mittelpreise Ende Sept. vom Kernen 18 fl. 45 kr., Gerste 12 fl. 10 kr., Dinkel 7 fl. 51 kr., Haber 5 fl 16 kr. – Oct.ber. Die unpassenden großen Registraturkästen werden aus dem Cher der Kirche entfernt und das Weibertreugemälde aus der Thurmecke an die nördliche Seite des Chors verhängt. Das Malen des Chors wird auf's Frühjahr verschoben, f. unten. –

November. Statt der bisherigen Winterabendschule wird auf Antrag des Decans eine Sonntags-Gewerbe- und Abend-Fortbildungsschule unter Leitung des neuen Cellaborators Wolpert errichtet, zu welcher sich 67 junge Leute melden. Es wird ein Staatsbeilrag von 35 f!. verwilliget. – Als Industrie-Leh- rerin tritt an die Stelle der bisherigen, nach Heilbronn gezogenen, Schreiners Widmaiers nx., die ledige Ottilie Holl von hizr. – Mittelpreise an Marti»i vom Kernen 18 fl. 35 kr., Gerste 11 fl. 6 kr.. Dinkel7 fl. 20 kr., Haber 4 fl. 51 kr.

December. Mädchenschulmstr. Winter wird auf 1. Jan. k. J. in den Pensionsstand versetzt. Als einstweil. Amtsverweser tritt ein sein bisheriger Hülfslehrer Effig, f. Juli 1855. – Große Senfation erregt in den letzten Wochen dieses Monats die Einlieferung einer Kindsmörderin, eines 22jährigen Mädchens von Unterhambach, Catharine Wirth, welche die beichtväterliche Behandlung des Decans fogleich selbst nachsucht. (Im folg. März vom Schwurgerichte zu 13jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt.) – 12. Große allgemeine Theilnahme fl.det der Tod des ältesten, bald 13jährigen, blühenden Mädchens von Oberamtmann Bürger, Julie. Opfer des Scharlachfiebers. – 26. Von der Strickschule der älteren Frl. Fraas ausgegangene Weihuachtbescheerung für 60arme Kinder in der Mädchenschule mit 4 Weihnachtbäumeu. – 31. Wie bisher alljährlich Jahresschluß in beleuchteter, sehr zahlreich besuchter Kirche mit (letzter) Altar-Rede von Decan.

Mittelpreise der Heilbr. Schranne am Schlusse dieses Jahres von Kernen 17 fl. 2 kr., Gerste 10 fl. 22 kr., Dinkel 6 fl. 58 kr., Haber 5 fl. 23 kr.

Erndteertrag dieses J. nach der Schätzung des landw. Ver.Ausschusses: Roggen 3 SM. pr. Morg. gut; Dinkel 6 Echssl. gut; Gerste 4 Schffl. gut; Haber 5'/» Schffl. ziemlich gut, Erbsen und Linsen 2 Schffl. gut und mittelm., Kartoffeln 120 Sri. pr. Morg. mittelm., Heu und Oehmd. 36 Ctr. gnt 1 fl. 12 kr. 1 Schffl. Dinkel gibt 3 Sri. Kernen 5 32 Pfd.

Kernobst '/° Erndte; Steinobst '/» Erndte. 1 Tri Kartoffeln 30–32 kr.

Wein: Ansang der Lese am 27. Qet. bei günstiger Witterung. Die Quantität hat sehr durch den Brenner gelitten. Qualität durch die letzte günstige Witterung besser, als man zu hoffen wagte. Gewicht 71" und darüber. Bei guter Auslese ohne Säure, zum Theil besser als im vor. J. An Käufern nicht der frühere Mangel. Preise von 46 fl. bis 66 fl. Mittelpreis hier 53 fl.

Seelenzahl 1856. Evang. 1831, Kathol. 41, zus. 1872; Zuwachs seit 1806. 355 Seelen. Echülerzahl 342: Knaben 159, Mädchen 183, in 4 Schulen mit 2 Schulmeistern, 1 Unterlehrer, 1 Gehülsen. -- Unter 51 Geborenen 8 Unehliche. Verhältniß – 1 . 6'/-.

Jahrgang. Januar bis März meist frostige Witterung mit einzelnen milderen Tagen. Mit April anhaltende Frühlingswitterung, unterbrochen durch häufige Abkühlungen von Gewittern und Gew.-Regen. Mai kühl mit Morgensrosten. Auch in den Sommermonaten folgte aus Sommerwärme starke Abkühlung durch Gewitter und daraus folgendes Regenwetter. Im September nur noch 1 Sommertag. Allm. Abuahme. Hochster Thermometerstand - ^ 27. den 11. Aug. Sommertage: Mai 1, Juni 10, Juli 8, Aug. 19, Sept. 1, zusammen 39. Niederster: – 10. den 13. Jan. Eistage 89, darunter im März 23.

1857. An Lichtmeß Mittel preise von Kernen 17 fl. 9kr., Gerste 10 fl. 2kr., Dinkel 7 fl. 14 kr., Haber 5 fl. 14 kr. – März 1. Schluß der gewerbl. Abendfortbildungsschule wegen beginnender Feldgeschäfte. Die Zeichnungsstunden am Sonntag dagegen dauern auch über den Sommer sort. – 10. Kön. Entschließung vom 10. März, den Decan >l. Dillenius aus sein Ansuchen wegen vorgerückten Alters in den Ruhestand zu versetzen und ihm in Anerkennung seiner 43jäh- rigen trenen Dienste das Ritterkreuz des Friedrichsordens zu verleihen. (StaatsAnzeiger vom 14. u. 15. dieses Mon.) – 20. Nachts. Küser Erhards 2>/«jähriges Kind Hot sich verlausen, wird ausgeschellt und überall mit Laternen gesucht, aber erst am 21, Morgens von ausgeschickten Schulkindern in einem Weinberge am Burgberg todt (bei – 2° und einem hestigen Nordostwind erfroren) gesunden. Wiederbelebungsversuche vergeblich. – April. In der ersten Woche dieses Monats wird der Chor der Kirche (s. Oct. v. J.) gemalt und der dortige Altar für Qstern neubekleidet. Die abgestorbenen Fenster werden gründlich geputzt, die Gemälde symmetrisch geordnet. – Aus den 23. (Georgii) hat der nen ernannte Mädchen- Schulmeister Notier von Groß-Asbach hier einzutreten. Er wird an diesem Tag in die Mädchenschule, welche zugleich visitirt wird, eingeführt. Unterlehrer Häußler von hier (s. Juni vor. J.) wird aus sein Ansuchen als solcher nach Back- > nang versetzt und reist mit Georgii ab. An seine Stelle tritt aus 8 Tage der bisherige Mädchen-Schul-A.Verweser Essig und macht – nach Neidlingen verseht –

aus den 1. Mai dem bisherigen Präparandenlehrer Neuschler von Nürtingen Platz, welcher als Unterlehrer eintritt. – Die erledigte Stelle eines hiesigen Decans und Stadtpfarrers wurde unterm 21. April dem Decan Hegelmaier in Sulz gnäd. übertragen, welcher aber erst nach Abgang des peus. Decans Dillenius am 4. Juni auszieht. Am 26. April, bei der ersten Cemmunion der Neueonsirmirten, Abschieds- Predigt des pensionirten Decans Dillenius; am 30. Rücktritt vom Stadtpsurramt, dagegen Fortversehung des Decanatamts bis 16. Mai, Mai 14. Abschiedsmahl für Decan Dillenius im Saale der Traube mit 70 Couverts. Decoration des Saales mit Inschrist: „per»eti I«bor«8 ^j>ieun<li." Die Stadt überrascht ihn mit Überreichung eines prachtvollen silbernen Pokales. Den 26. Abzug des pensionirten Decans nach Stuttgart, seinem künftigen Domieil. Amtsoerweser Diae. Heyd mit Bei- gebung des Viears Lössler für das Stadtpfarrliche.

Juni. Den 4. Auszug und den 7. Investitur des neuen Decans und Stadt- pfarrers Hegelmaier. Abzug des Bie. Lössler. Den 19. Diae. Heyd mit dem Titel und Rang eines Prosessors zum dritten Bibliothekar an derK. offentlichen Bibliothek Stuttgart ernannt, zieht Ende Juli's nachStuttgart ab. Nach- solger Jäger,

Mittelpreise der Heilbronner Schranue am 1. Juli dieses Jahrs von Kernen 19 fl., Gerste 11 sl 10 kr., Dinkel 7 fl. 30 kr., Haber 7 fl. 30 kr. Nach der Erndte in Mitte des August: Kernen 17 fl. 52 kr., Gerste II fl. 49 kr., Din. kel 7 fl. 31 kr-, Haber 8 fl. 26 kr. An Martini I1. Nov.: Kernen 13 fl. 54 kr. Gerste 9 fl. 49 kr., Dinkel 6 fl. 20 kr., Haber 6 fl. 44 kr.

Kartoffeln 1 Sri. 20–22 kr.

Milder Winter mit seltenem Schnee. Niederste Temperatur – 9. am 7. Febr. Das Jahr hatte Sommertage 70.

Einen trefflichen Schlußstein dieser Chronik gibt der vom Vers. nur noch im Vorüberreisen gesehene frohliche Herbst dieses Jahres, der an Quantität und Qualität alle Erwartungen weit übertras, weßwegen man überall heiteren Gesichtern und jubelnden Kehlen begegnete. Von 440 im Ertrage stehenden Morgen Weinbergen erhielt Weinsberg nach amtlich erhobenen Notizen 2747 Eimer 9 Jmi Most, wornach im Durchschnitt aus 1 Morgen kommen 4 Eimer 14 Imi 3 Maas Most. Im ganzen Oberamtöbezirke wurden von 3532 im Ertrage stehenden Morgen Weinbergen erzeugt 16,193 Eimer 7 Jmi 9'/« Maas Most, wovon 12,823 Eimer 10 Jmi verkauft wurden, was bei einem Durchschnittspreise von 48 fl. pr. Eim. einen Gesammterlös von 615,534 fl. ausmacht, wozu noch 3369 Eimer 14 Jmi kommen, welche von den Eigenthümern eingekellert wurden. Mit diesen stellt sich ein Gesammtwerth von 777,288 fl. heraus.

Die Weinpreise stellten sich nach dem schwätz. Merkur am 21, Oct. zwischen 42 und 52 fl., am 23. Oct. ebenso, Rothes zwischen 55 und 70 fl., am 27. Oct. (letzte Anzeige) zwischen 46 und 50 fl. – Gewicht der Hildtschen Weine 85–95 °. Quellen, welche zu vorstehender Geschichte benützt wurden: Aeten aus dem Staatsarchiv in Stuttgart, besonders über den Bauernkrieg etc. – Archival-Mse. von f Reg.Rath Günzler üb. d, Bauernkrieg. - Chronik v. 1836–57. Weins» berger, v. Vers, geführt. Miterlebt. - Cleß, Cnlturgelch. 1806. – Cloß, Wein-Chronik v. 9. See, bis 1857. – Crusins, Marl., schwäb. Chronik bis 1596. – Konrads v.Weins. berg Einnahmen- u. Ausgaben-Register v. 1437 u. 33. (Herausg. v. vir. Albrecht) – Elben, schwäb. Chronik seit 1785. – Faber, Gesch, Württembergs 1831. – Griesinger, Univ.Ler. v. Wttbg. 1841, - Hanselmanu, Römer im Ostsränkischen ?e, u. Hohenlohe, – Jäger, Burg Weinsberg etc. 1825. u, in Gottschalk» Ritterburgen. – Jäger, Gesch. v. Heilbronn, 1828. – Köhler, Mse. üb. Weinsberg. - Kerner, J., Bestürmung v. Weinsberg u. im Morgenblatt v, 1820. – Jahrbücher, württemb. v, Memminger, seit 1818. – Ludwig, lisliWiH« – v. Martens, Gesch. der krieg. Ereignisse in Württemberg. 1847, – Memminger, Beschreibung v, Württemberg. 1841. – Nott, v. stallst- tovograph. Bureau Stuttgart. - Pohl, Gesch. v, Wrttbrg. 1828. - Psass, deßgl. 1839. u, Mse. üb. die Herren v. Weinsberg. – v. Rotteck, allgem. Geschichte, 1834. – Sattler, topogr. Gesch. des Herzogth. Württemberg. 1784 etc. – Schwab's, G., Schwaben, II. Ausl. 1847. – Sevbold's vaterl, Histor.Büchlein 1801. – Spittler's Gesch. Württembergs. 1783. – v, Stä. lin, Wirtemb. Geschichte. 1841. – v. Stadlinger, Württemb. Kriegswesen. 1850.– Stein- hojer, Württemb. Chronik, 1744? – Stuttgarter Kernhaus-Register v. 1673 bis 1723. – Titot, Beitr. zur Gesch. Heilbronns, 1841, – Weinsberger Kirchenbücher von 1571 an. – Weinsberg« Stadtgerichtsprotoeolle von 1707 an, - Zimmermann's Bauernkrieg. 1842,

Anhang.

Lieder.

1) Die Weibertreue, aus dem Prolog zum Schauspiele: »Wemspergige Belägerung vor etlich hundert Jahren von ehelicher Weibertrew" durch I^strum ^iol>tbonium, Vinolnont»nnm. Nürnberg ölI)XIV.

Zu Seite 17.

Es ward zum Keyserthumb erwählt Konrad der Dritt', ein Mann ins Feld, jedoch ganz milt, barmherzig, gütig, zu solcher Herrschung auch saustmüthig, christlich, gottssörchtig, g'recht und fromb, deß hat er ewig Lob und Ruhm; ja, wegen dieser seiner Tugend, die er bewies schon in der Jugend, ward er von Churfürsten erwählt, daß ihm der Zepter zu ward g'stellt, zu herrschen das ganz römisch Reich.

Als dieß vernahm Herzog Heinrich, ward er so in ein Zorn bewegt,

daß er sich wider'n Keyser legt, denn er vermeint, dieweil es wär Lothar, ter Keyser, ja sein Schweer, so g'hör billich nach fei'm Verfallen die Kron' ihm, Heinrichen, vor Allen; fieng auch darüber an zu kriegen, doch thät der Keyser wid'r ihn siegen, daß auch Heinrich thät drüber sterben, die Keysers-Kron doch nicht erwerben.

Doch Herzog Wolf nach diesem kam, desselben Kriegs sich unternahm, als seinem Brnder zu fneeediren, ob ihm etwan die Kron möcht gebüren, aber das Glück – eontrari das begegnet ihm in glei<her Maß; denn er innerhalb kurzer Tagen vom Keyser zweimal*) ward geschlagen, daß er auch endlich drüber mußt davon ablassen mit Verlust, Und gab sich nach Weinspera, hinein, nam Stadt und Schloß von ersten ein zu fei'm Vortheil, indem er sucht auf dießmal hier seine Ausflucht.")

Darauf sich dann auch bald hinnäh'rt der Keyser und belagert härt die Stadt und Schloß in großer Summ seines Kriegsvolks ganz um und um, daß auch kein Mensch draus oder drein ohn Lebensg'fahr möcht kommen feyn. Jedoch übt er kein sonder Macht, dann Ihre Majestät gedacht die Stadt damit nur auszuhüngern und als sich zu ergeben zwingen' dieweil ohn' das zum Krieg die Stadt sich gar nicht proviandiret hat.

Und wie er ihm aber fürgenommen. so hat« den Ausgang auch gewonnen.

  • ) Die Geschichte weiß unr von Einem Siege des Kaisers, bei Ellhofen; denn der bei Neresheim erfolgte l(> Jahre später, S. oben?. 17.
    • ) Welf war erwiesenermaßen zwar »der Schlacht entronnen," f. ob. p. l6. (Kaif. Lhron.), aber nicht im belagerten Weinslerg, so wenig als seine Gemahlin, die Herzogin, die also »ihren lieben Herrn, den Herzog," in Wahrheit nicht vorantrug, wie Nichthonius und später nach ihm der Maler Bruckmanu dichten. In der Sage haben sich übrigens der Herzog und die Herzogin an der Spitze erhalten. Denn auf dem oben?. l5 erwähnten alten Oelgemälde von 1659 hat der Erfte des getragenen Zuges einen Herzogshut auf dem Haupte. Die zweifache Deputation und die kluge Oberhofmeisterin gehören ebenfalls nur der Dichtung an, was in der That recht Schade ist.

Denn die daroben in dem Schloß

trieb endlich Hunger lang und groß,

daß sie Klein, Groß, sambt Alt und Jungen,

sich zu ergeben wurd'n gezwungen; -

doch wolltens ein Legation

zuvor hinab ins Lager thun,

mit einem demüthigen Fußfall,

ob sie doch könnten aus dießmal

der Stadt und Schloß erlangen Gu»d,

weil Ihr Keyserlich Majestat

ergrimmet und erzürnet syn

über das Schloß samt allen drin,

wie auch der Stadt. Drum sie dießmal

dem Keyser thaten den Fußfall.

Ihr Majestät aber gar nit wollt,

daß ihn'n Gn»d widersahren sollt;

denn er kurz rund in dreien Tageu

die Stadt und Schloß und wa» sie habeu

samt allem drin ausheben wollt,

dasür denn gar Nichts helsen sollt.

Wollt also aus ihr Supplieiren

vom Keyser keine Gnad gebühreu.

Endlich wurd' auch zum Ander nmal der edlen Frauen eine Zahl samt hochgeborner Herzogin und kluger Ober-Hofmeisterin vom Schloß hinab ins Lager gesandt, die sich so krästiglich verwandt, daß sie bald durch Fürsichtigkeit, wie durch Verstand und Freundlichkeit beim Keyser brachten doch zuwegen, daß sich sein Zorn thät etwas legen.

Von diesen Frauen ward vollbracht, was Niemand wohl zuvor gedacht, und lautet also fest ihr Flehen: der Keyser soll sie nicht verschmähen, weil ihn ein Weib mit Angst und Plagen hält unterm Herzen auch getragen, mit Schmerzen (nach der Schrist Bericht) gekommen an das Tageslicht, mit großer Fahr dann ausgezogen, Nahrung von einem Weib gesogen; drum wieder lassen Huld genießen, soll uns sein Herz nit gar verschließen, sondern um dieser Weiber willen den Zorn in Saustmuth lassen stillen. Weil aber Ihre Majestat den Männern schon Geleit versagt

bei der ersten Legation bleibt auch die Konfirmation, daß, was zu thun Sie vor geruht, Sie fand hier keine Aendrung gut.

Den Weibern doch auf ihr Begehren wollt er die Gnade frei bescheren, (weil sie so mächtig Jhn gebeten) daß Jeder ihre Kleinodketten von Gold und Silber, Sack und Pack und was sie lieb' und tragen mag, geschenkt fehn soll, auch' ziehen sollen ohn Hinderniß, wohin sie wollen; und daß sie zögen all in Ruh fagt sicheres Geleit Cr zu.

So weit verfprach der Keyser sich; die Weiber drehten's liftiglich. Als nun der Tag sich nähern wollte, daß man die Stadt aufgeben sollte, die Schlüffel liefern zu dem Thor den Keiferischen, so davor gewartet und gestottet viel: sieh', da begann ein feltfam Spiel,

Denn alle Weiber haufenweis gesammelt standen drin mit Fleiß, und all zusammen beschworen hatten, ihr Leben zu lassen bei ihren Gatten; welches die klug Hofmeisterin, ein Weib voll Witz, Verstand und Sinn, durch ihre Weisheit ausgedacht, mit der sie auch zu Wegen bracht, daß sie so wunderlich bekommen des Keyiers Huld und angenommen ohn all Entgeltniß, Schuld und Pön; sie wußten dießmal zu entgeh'n. Denn die verständige Matrone, wohl aller frommen Frauen Krone, die man doch billig loben muß, vom Scheitel an bis auf den Fuß, wiewohl sie auch ein Menschenkind, bei dem gewiß Gebrechen sind, thät doch mit ihrem weisen Rath hier eine löblich schöne That, und war der Nutzen wundergroß für Mann und Frau in Stadt und Schloß.

Denn sie erinnert unverzagt, was laut der Kevfer zugefagt, nämlich, daß alle sie, die Frauen, ganz wohl versichert, voll Vertrauen

und ohne Schuld abziehen sollten nnb Jeder auch, w»s sie nur wollten, und tragen könnten von edlem Gestein, was ihnen lieb, soll ihre feyn. Nun wüßten sie auf dieser Welt j» Liebrer» Nichts, w»s ihnen g'fällt, denn ihre Männer fortzutragen, weil j» der Keyser zuzufagen geruht, daß Jede tragen möchte, was Lieb- und Theures sie gedächte,

Dieß wollten sie, »ls Ehrendamen, zusammen thnn in Gottes Namen, ihre Männer auf ihren Rücken nehmen, und sich der Last mit Nichten schämen; auch sie voran, die Herzogin, auf ihrem Rücken tragen hin ihr'n lieben Herrn, den Herzog Wolfen; vielleicht mit Gott würd' ihr geholfen, daß er doch Gnad erlangen thät bei Keyserlicher Majestät,

Nun sollten Alle mit ihr wallen; wie's dann Ihr gienge, geh' es Allen. Alfo die fromme Fürstin zart Anführerin der Frauen ward.

Als »us den Thoren zog der Haus, da ward ein starkes Zugelauf von Männern und Weibern draus im Feld und Keyserischen au« jedem Zelt.

D» Keyserlich« Majestät die Mähr' auch bald vernehmen thät, erblickte selbst mit Augen Sie ein solch Speetakel, welches nie seit Weltbeginn geschehen war; was auch Sie gleich bewegte gar aus Grimm und Zorn in Freundlichkeit und preisliche Barmherzigkeit durch dieser weisen Weiber That, furch die Gott zeigte Hülf und Rath, daß dießmal Beide, Frau und Mann, Er nahm zu Huld und Gnaden an.-)

Da mag der Lefer denken frei, Was Frohmuth d» gewesen fey.

') Nichthonius schöpfte wohl nicht aus, der Pantaleon schen Chronik (i, ob. J. l lM sondern aus der vorgefundenen Volksf»ge. Sonst hätte er gewiß das Kaiserwort: «zwm vsrbum nun 6»oer« immnt»ri, nicht unbefungen gelassen. ,

2) Die Weibtr von Weinsbtrg von Aiirgrr. 1774.*)

Zu Seite 14,

Wer fagt mir an, wo Weinsberg liegt? Soll feyn ein wackres Städtchen, soll haben, fromm und klug gewiegt, viel Weiberchen und Mädchen. Kömmt mir einmal das Freien ein, so werd' ich Eins aus Weinsberg frei'n.

Einsmals der Kaiser Konr»d war

dem guten Städtlein böfe,

und rückt' heran mit Kriegesschaar

und Reifigengetöfe,

umlagert' es mit Roß und Mann

und schoß und rannte drauf und drau.

Und als das Städtlein widerstand

trotz allen seinen Nöthen,

da ließ er, hoch von Grimm entbrannt,

den Herold 'nein trompeten:

ihr Schurken, komm ich 'nein, so wißt,

soll hängen, was ein Mannfen ist.

Drob, als er den Avis also

hinein trompeten lassen,

gabs lautes Zettermordio

zu Haus und auf den Gaffeu.

Da» Brod war thener in der Stadt;

Doch theurer noch war guter Rath.

»O weh mir armen Korydon!

o weh mir!" die Pastores

schrie'n: Kyrie eleyfon!

wir geh'n, wir geh'n kapores!

o weh mir armer Korydon!

es juckt mir an der Kehle schou."

Doch wenn's Matthä' am Letzten ist, trotz Rathen, Thun und Beten, so rettet oft noch Weiberlist aus Aengsten und ans Nötheu. Denn Pfaffentrug und Weiberlist geh'n über Alles, wie ihr wißt.

  • ) G. Schwab fagt (in »Schwaben" o. 38) von diesem Gedichte: Hätte Bürger, der lebenskräftige und für ächtes Gefühl fonst so offene Dichter, die Sagenpoesie auf der Stufe ihrer jetzigen Bildung angetroffen, so würde er den rührenden Stoff nicht zu einer feurrilen Romanze verarbeitet und schwerlich im Bänkelfängertone begonuen haben: »Wer fagt mir an, wo Weinsberg liegt?" u. f. w. Doch gehört diese Verirrung mehl seiner Zeit, als feinem oft über solche Jrrthümer erhabenen Genius an.

Ein junges Weibchen Lobes«n,

seit gestern erst getrauet,

gibt einen klugen Eiufall an,

der alles Volk erbauet,

den Ihr, sosern Ihr anders wollt,

belachen und beklatschen sollt.

Zur Zeit der stillen Mitternacht die schönste Ambassade von Weibern sich ins Lager macht und bettelt dort um Gnade. Sie bettelt saust, sie bettelt süß. erhält doch aber Nichts, als dieß:

»Die Weiber sollten Abzug hau

mit ihren besten Schätzen;

was übrig bliebe, wolle man

zerhauen und zersetzen,"

Mit der Kapitulation

schleicht die Gesandschaft trüb davon

Draus, als der Morgen bricht hervor,

gebt Achtung! was geschiehet?

Es öffnet sich das nächste Thor

und jedes Weibchen ziehet

mit ihrem Männchen schwer im Sack,

so wahr ich lebe! Huckepack!

Manch Hofschranz suchte zwar sosort , das Knischen zu vereiteln. Doch Konrad sprach: »ein Kaiserwort soll man nicht dreh'n noch deuteln. Ha bravo! ries er, brav« so! Meint' uns« Frau es auch nur so!"

Er gab Pardon und ein Bauket

den Schönen zu gefallen;

da ward gegeigt, da ward trompet't

und durchgetanzt mit allen,

wie mit der Burgermeisterin,

so mit der Besenbinderin. –

Ei, sagt mir doch, wo Weinsberg liegt?

Jst gar ein wackres Städtchen;

hat treu und fromm und klug gewiegt

viel Weiberchen und Mädchen.

Jch muß, kommt mir das Freien ein,

sürwahr! muß Ein's aus Weinsberg frei'u. 3) Die Belagerung uou Weinsberg, im pfälzischen Kriege 1504, durch

Herzog Ulrich, beschrieben durch dessen Zengwart, Johann Glafer von Urach

Zu Seite 92,

Darnach (von Neustadt) man weiter gerüekt hat

gehn Weinfperg für die hohen Best;

felzam waren ihn'n solche Gast,

Den Berg belagert man überall

zu beiden Seiten bis ins Thal,

Die Mnett er ist da uf die Kirchwyhe kommen

hat Schwefter und Brnder mit ihr g'nommen,

die habend da ein Hofrecht g'macht

und fechs von Ulm mit ihnen bracht,

auch den Trochen von Hall,

und Aine heißt die Nachtegall;

vier Korthonen richt man darzu ,

und Aine die haißt die Unruh.-)

Der Narre wollte auch feyn im Spiel, derselb der gab der Würff so viel, hat die von Weinfperg übel verdroffen - vier, die habend Eisen geschossen.

Die Schlangen habend» auch übel gebiffen, das ist manchem Mann wohl zu wissen.

Ain Thurn den schoß man oben ab und auch die Mauer bis i^f den Grab. Man zerschoß den Mantel und das Ritterhaus, Die Stain, die witschten hinten hinaus. Das Schloß ward beschossen nach aller Not.

Darnach schanzt man für die Statt drot (dort) zu allernächft für die Porten (Thore) man hat sie geängst an allen Orten; man nahm ihn'n den Brunnen mit Abentheur und warf hinein mit brennendem Fewr. Daß Nachts ward ufgeruft ein Frid; das wußten die von Meckmülen nit, sie wollten Morgens in G'hülf her kommen, deß hand sie grossen Schaden g'nommen. Sie wurden trieben bis an den Graben, die von Urach ihr'r viel erstochen haben und auch die von Rosenfeld, darum ichs jetzund billich meld, dieselbe Nacht hand sie gewacht.

Hett man sie bei Zeit laufen lon, so wär ihr'r Kainer kommen davon.

') Der Zeugwart (Büchfenmeister) nennt nach der Sitte seiner Zeit das hiebei ver« wendete Geschütz mit dem eigenen Namen, den man ihnen gegeben.

Doch hab ich selbs müntlich hören sagen: »man gewinns lWeinsberg! uit inn Jar und Tagen, man müeß davon ziehen abe". Jch lob Gott, daß sie g'logen haben und »>" Wahrheit nit gesprochen –. Er gewanns em dann in drei Wochen, und rückt in der dritten Wochen darvon; «in andern Ort nam man on.

Jch mein Widdern, die alte Statt,

4) Willkomm für die neuvermählte Kronpriuzessin U, Württemberg,

Großfürstin Olga,

an Fuße der Weibertreue mit einem Weibertreu.Ringe

ven Justin. Kern er, 22. Sept. 1846.

Seht Ihr vom Berg des Schlosses Trümmer ragen? Hier war es, wo in starker Vorzeit Tagen errettend aus der seindlichen Gewalt die Frauen ihre Männer treu getragen. Und hier macht trene Liebe gerne Halt.

Hier, Lieblichste! laß eine Bitte wagen: Nimm zu des Nordens reichem Diamant, gedenkend unsrer Burg der Frauentreue, >> aus ihr ein Steinchen an die schöne Hand! >

Ob glanzlos auch, wirds nicht von Dir verkannt.

Fahr freudig weiter in Dein schönes Land, wo immer Berge grüßen Dich auss Neue mit goldnen Trauben von der Felsenwand, hin, wo der Fruchtbaum seinen grünen Bogen zum Schottendach Dir wölbt an Neckars Strand, der zu Dir eilt in himmelblauen Wogen, ins Land, wo Bürgerherzen hell gezogen um's Königshaus ein diamantnes Band,

Und wer hat Dich, du Liebliche! gesandt?–' der Engel, der zu früh sich sern gewandt,") der Engel, der wie Du, ein Stern aus Norden, zum Liebessterne unser'm Land geworden,

J. Kern«, Ged. 5, Aufl. p. 307.

") Königin Catharino, s. oben Jan. 18l9. Weibertreu-Ringe s. J, 1824,

5) Die Ringe von der Weibeetreue,

S. oben J. 1824. Von N. G.

Von ollen Ringen hier aus Erden sagt! welche sind am meisten werth, durch Lied und Sang erhöht zu werden daß sie der deutsche Sinn verehrt, werth, daß wir sie an allen Frauen an aller Mädchen zarter Hand als schönsten Schmuck und Kleinod schauen im ganzen deutschen Vaterland? - Es sind, ich sag' es ohne Scheu die Ringe von der Weibertreu.

Und wenn auch and're Ringe glänzen

mit Steinen aus dem Morgenland,

mit Saphir aus Brasiliens Gränzen

und mit dem seltnen Diamant:

dieß Ringlein glänzt mit edlern Steinen

als jener fremde Flittertand;

und doppelt schön muß uns erscheinen

der Edelstein ans deutschem Land.

Und fragt ihr, welcher Stein dieß sey? Es ist ein Stein der Weibertreu,

Ein Stein, aus jener Burg gehauen, wo aus dem frommen Alterthum die edle That von Weinsbergs Frauen herüberglänzt mit ew'gem Ruhm. Vor's Städtchen zog zur blut'gen Rache der Kaiser einst mit starkem Heer; vergeblich wurde bald die schwache, doch heldenmülh'ge Gegenwehr, und ohne Weiber-List und Treu wär's mit dem Städtchen schon vorbei,

»Die Weiber, und was aus dem Rücken sie retten, das nur schone ich," so sprach der Kaiser. Mit Entzücken lud Jede schnell den Mann aus sich. Und seltsam zieh'n sie so von hinnen durchs Lager durch mit Bangigkeit. Der Kaiser sieht's – traut kaum den Sinnen - erstaunt und - lächelt und verzeiht.

Errettet waren nun und frei die Männer durch die Weibertreu.

Drum wenn in einer sel'gen Stunde der Jüngling die Geliebte wählt,

und zu der Liebe ew'gem Bunde

das Her; dem Herzen sich vermählt,

dann soll sie dieser Ring verbinden

– nicht mehr ein Ring aus fremdein Land,

und Jedem sinnvoll es verkünden:

er sey der Treue Bild und Pfand,

Und fest und unerschüttert sey in ihrem Bund die deutsche Treu,

Und prahlt der Manu mit seinen Schlachten

mit Männerthat und Heldenmuth,

will er das schwäch're Weib verachten

wie Mancher thut im Übermuth,

bann ohne Streit – statt aller Klage –

statt aller Autwort hebe sie

den Finger in die Höh' und sage

dem übermütigen Manne- sieh!

sieh hier zu Deiner Schaam und Reu das Ringlein von der Weibertreu.

So geht denu hin nach allen Zonen,

ihr Ringe mit dem edlen Stein!

Kehrt ein, wo treue Weiber wohnen

vom Donaustrome bis zum Rhein! >,

Und möchten wir an allen Frauen

an aller Mädchen zarter Hand

Euch bald als Schmuck und Kleinod schanen

im ganzen lieben Vaterland!

Und wo Ihr hinkommt, blüh' auss Neu die alte deutsche Weibertreu!

Jan. 1824.

6) Die Stiftung des Frauenllosters Lichtensterlt durch Luitgardis von Weinsberg. S. ob. I. 1242. Von J. Kerner.

Zu Weinsberg steht ein Hügel, der grauer Vorzeit Trümmer trägt, in denen Westhauchs Flügel in stiller Nacht die Harse schlägt.')

Hörst Du dieß fremde Klingen , . vom Berge durch die Rebeuslur: sragst Du: woher dieß Singen? singt ihren Kummer die Natur?

  • ) S. oben J, 1824. Aeolsharsen in den Oeffnungen des runden Thurmes.

Jch Armer, halb erblindet,

saß jüngst dort auf bemoostem Stein:

da hat der Klang entzündet

im Innern mir den hellsten Scheiu.

Ja, Dank dem Traumgesichte, i« mir die äuß're Nacht zerstreut! In mir im hellsten Lichte fteht dieses Berges alte Zeit.

Da ragen hohe Thürme,

da steht ein langes Ritterhaus,

Ringmauern, felf'ge Schirme

die blicken stolz das Thal hinaus.

Da reiten kühne Ritter

durch's Eisenthor im Kleid von Stahl;

doch aus Verließes Gitter

ftatt Harfenlaut – tönt Laut der Qual,

Und in der Burgkapelle

da kuiet in tiefer Finsterniss

beraubt der Augenhelle

die fromme Gräfin Luitgardis.')

Sie spricht, und Thränen stoßen: »bekranzt hat heut mein Kind Dein Bild mit Lilien und Rosen, o Mutter Gottes, reich und mild!"

»Nur Einmal noch laß sehen den Gatten mich, da» füße Kind! dann werd' ich, soll's geschehen nach Gottes Rath, gern wieder blind."

Lang fleht sie so in Nächten, bis draußen auch erstirbt das Licht; als plotzlich ihr zur Rechten , Maria strahlend steht und spricht:

»o Menschenleid! hast Gräuzen!

Dir werde Mehr, als Du gefleht!

Blick auf und sieh erglänzen

den Stern, der licht gen Morgen steht!"

Das Fenster der Kapelle aufwehet Paradiesesduft; aufblickt die Gräfin helle und sieht den Stern in blauer Luft;

  • ) Luitgardis, geb. Gräfin von Limpurg, Gemahlin von Engelhard III., Freiherrn von Weinsberg l 193–1242. Urkundlich Stifterin des Klosters Lichtenftern. Ihre Blind- heit ist nicht urkundlich, aber der Name de« Klosters »ciar» st«I>»" köstlich durch obige Dichtung motivirt. Ihre Schwester Burcksindis von Limpurg war erste Aebtissin des Klosters. Grabmal. S. oben Seite 2l.

Dilleniu«, Weinsberg. 18

Sieht hoch aus goldnen Lüsten die Mutter Gottes lächeln mild; ein wundersüßes Düsten ringsum das Rebenthal ersüllt.

Des Dankes Thränen sloßen

aus Augen klar, nie wieder blind,

aus des Altares Rosen

und die der Lust – aus Mann und Kind,

Und dort, wo sie erschaute

den lichten Stern, am Walde sern,

ein Kloster sie erbaute,

das hieß zum Dank sie: Lichtenstern.

Die Glocken hör' ich klingen,

hör' in des Chores Heiligthum

viel zarte Stimmen singen:

»der Mutter Gottes Preis und Ruhm!"

Des innern Schauens Schimmer ungern aus meiner Seele schwand. Da lag die Burg in Trümmer und die Kapelle nicht mehr stand;

Und wehmuthsvoll aus Mauern

klang mir der Aeolsharse Laut,

als hätt Natur zum Trauern

sich ein Asyl hier ausgebaut. ° '

Jch ries: »o du Kapelle!

zeig mir von Dir noch einen Stein!

Um meiner Augen Helle

soll heiß aus ihm gebetet seyn!

»Und Du, Maria, Reine!

Kommts, daß mein Auge decket Nacht,

hier mir in Lieb erscheine

und zeig mir eines Sternes Pracht!

»Kein Kloster kann ich banen;

doch, Mutter Gottes! mein Gesang

soll tönen lieben Frauen

zum Preis und Ruhm mein Leben lang!"

J. Kerner's Ged. 5. Ausl. p. 12l.

Reihenfolge der Superintendenten und Vtadtpftrrer M Weinsberg

seit der ReformatioU. Vor dem Interim.

1, Erhard Schnepf, geb. in Heilbronn 1. Novbr. 1495, stndirte in Heidelberg 5ur»,

wurde 5. v. Dr., wandte sich nachher auf Bitten seiner Mutter zur Theologie, pflich- tete Luther's Lehre bei und wurde hier als ev. Prediger um 1520 angestellt, 2 Jahre; in WiMpfen 1522; Prof. in Marburg'1526; Spitalprediger in Stuttgart 1535–38; vr. u, l>rol. Ideal., zugleich Superatt, im Stift und Superint. in Tübingen 1544 bis 1548; ?wl. ln«ul. in Jena 1548, f daselbst 1. Nov. 1558.

2. Johann Gailing, geb, in Jlsfeld; Pfarrer in Jlsfeld ea. 1523; hier 1530–48,

l8 J.; hielt sich von 1548-51 in Löwenstein auf; Stadtpf. in Beilstein 1551–52; in OrVottwar 1552-59, -j- daselbst 1559.

Nach dem Interim:

Superiniendenz bis 1586.

1. Johann Dieterich, Geburt unbekannt; hier Superint.; Todesjahr nnbekannt.

2. IU. Wilhelm Binß, Geburt unbekannt; hier Superint. 155...72; Todesjahr un-

bekannt.

3. «. David Bab, Geburt unbekannt; zweiter Stiftsdiaeon in Stuttgart 156>/ß erster

ib. 15c«/ß4; Pfarrer in Enfingen 1564-73; hier Superint. 1573-86, 13 Jahre; kommt später nirgends vor. Das hiesige Todtenbuch beginnt aber erst mit 1589. Bon 1586 bis 1612 unter der Superintendenz Möckmühl; von 1612 bi61710 unter der Superintendent Neuenstadt.

4. «, Jaeob Erhard, Geburt unbekannt; erster Stiftsdiaeon in Stuttgart 15^/75,

Pfarrherr und Dechant in Güglingen 1576-86; hier Stadtpf, 1586–96, 10 Jahre; -j- hier 20. Juni 1596.

5. KI. Alexander Bauhof, Geburt unbekaunt; Diae. in Waiblingen 1569–71; erster

Stiftsdiaeon in Stuttgart 1571–73; Pf. in Höpfigheim 1573-88,- Superint. und Stadtpf. in Waiblingen 1588-96; hier Stadtpf. 1596–1617, 21 Jahre; f hier «meritu« ruä« äonutu« 20. Juni 1625.

6. !U. Johann Conr. Pfeil, Geburt unbekannt; Repet. 1606-09; Diae. in Canstadt

1609-17; hier Stadtpf, 1617-36, 19 Jahre; f hier 5. Sept. 1636.

7. IU. Conrad Oeft erl in, Gebnrt unbekannt; Pf. in Ober-Eifisheim 1626-36; hier

Stabtpf, 1636-68, 32 Jahre; f hier 5. Oct. 1668. (Hat die höchste Zahl hief. Dienstjahre,)

8. !U. Johann Georg Efenwein, Gebnrt unbekannt; erster Stiftsdiae. in Stuttgart

1656-59; Stadtpf. bei St. Leonh. id. 1659-69; hier Stadtpf. 1669-80,11 Jahre; Superint. in Markgröningen 1680–84.

9. >I. Johann Ludwig Neuffer, Geburt ea. 1640; Diae. in Marbach 166>/ßg; Pf. in

Munfter 1669 – 75; Stadtpf. in Beilstein 1675-80; hierStadtpf. 1680-90, 10 Jahre; f hier 30. Mai 1690, f. »llegor. Gemälde im Chor, oben S. 161 fgd.

10. «. Johann Ludwig Hochstetter, Geburt unbekannt; Repet. 1668-74; Pf. in Lam-

poldshausen 1678-80; Diae. in Neuenstadt 1680–90; hier Stadtpf. 1690-93, 3 Jahre; f hier 3. Sept. 1693.

11. !U. Alex. Rndolph Wolfhard, Geburt unbekannt; Pf. in Clever- Sülzbach 1667-74;

in Ottmarsheim 1674–93; hier Stadtpf. 1694-170H, 9 Jahre; Stadtpf, in Groß. Bottwar 1703–15.

12, refp. 1. Sup. KI, Joh, David Hermann, geboren Bietigheim 14. Febr. 1667; Re- petent 1691–99; Kloster-Präe in Blaubeuren 1699-1703; hier Stadtpf. 1703-1«, zugleich Superint. 1710-14; 1' hier 13. April 17I4,

Von 1710 an wieder eigene Snp erintendenz.

2. Snp. Jofeph Malblank, Geburt unbekannt; ev. franzöf. Prediger in Stuttgart

1699-1702, Hofeaplan daf. 17c«/„; hier Snp. 1714-27, 13 Jahre; f hier 20. Mai 1?27.

3. N. Friedr. Wilh. Schmid, Geburt unbekannt; Repetent 1707–08; Pfr. in Rommels.

hausen 1708–27; hier 1727-42, 15 Jah«; 7 hier 4. März 1742.

4. «. Phil. Goltfr.Faber, Gebnrt unbekannt, Diae. in Besigheim 17>^H>; Di>»:. «xtr»»^.

in Stuttgart l7^,; Diae. bei St. Leonhard ib. 172'/^,. Spital-Diae. ib. 1733-41; zweiter Stifts-Diae. 17"/^,; hier 1742–1752, 10 Jahre; verschwindet 1752, scheint anderswo ru6sä. gestorben zu sein.

5. N. Friedr. Christian Oct.nger. geboren Göppingen 6. Mai 1702; Repet, 1732-38:

Pf. in Kl.Hirfan 1738-43, in Schnaitheim 1743-46. in Walddorf 1746-52, hier 1752-59, 7 Jahre; Superint. in Herrenberg 1759-65; Abt (Prälat) in Murrhard 1765-82; f daf. 10. Febr. 1782,

6. !U. Friedr. Christian Steinhofe r, Geburt unbekannt; Repetent 1733; Pfarrer in

Dettingen 1749–53; in Ehningen 1753–59; hier 1759-61, 3 Jahre; f hier 11. Febr. 1761.

7. »1. Sirt Joe. Kapf, geboren Schorndorf 1714; Pf. in Ebhausen 17«/«; Diae. iu

Winuenden 1749-61; hier 1761-70, 9 Jahre; f hier 24. Aug. 1770.

8. «, Joh. Albrecht Klüpfel, geboren Unt.Ensingen 1727; Diae. in Weilheim 17«/^:

Pf, in Eberstadt 1756-70; hier, 1770-95, 25 Jahre; s hier 10. Mai 1795,

9. IU. Phil. Christian Gratian n s, geboren Oberroth 1742; Diae. in Neuenstadt 1773–82;

Pf. in Ofterdingen 1782-95; hier 1795-99, 4 J.; f hier 6. Jan. 1799.

10. U. Frau; Christian Neuffer, geboren 9. Nov. 1755 , Diaconus allhier von 1786–99;

Dec. hier 1799-1812, 13J.; Decan u. Stadtpf. inHall 1812; penf. 1830, 1- 1835,

11«. Frdr, August v. He yd, geboren in Biffingen 1. Dec. 1749; Prediger an der hohen

Carlsschule 1779; Diae. in Calw 1781–98; Decan u. Stadtpf. in Markgröningen

1798-1812; hier 1812-36, 24 Jahre; Ritt, d. O. der württ. Krone 1835; penf.

1836; f allh. 12. März 1840.

12, ll. Ferdinand L. J, Dillenius, geboren in Urach 2, Jan. 1791, Garnisonspredigt

in Gmünd und Zuchthauspf. in Gotteszell 1814-17; Pf. in Obe»Bebingen 181? bis 1824; Pf. in Eteinenberg 1824-29; Decan u. Pf. in Blaufelden 1829-3«! hier 1836–57, 21 Jahre; A. A. pensionirt 10. Marz 1857 und Ritter des «, württ. Friedrichs-Ordens. Zieht nach Stuttgart, Mai 1857.

13. Dr. xlnl. Carl G. Fr. Hegelmaier, geboren in Pfeffingen 24. Dec. 1804; !>,,

pbil. 1827; Rep. 1829; Pf. in Sülzbach 1832; Decan und Stadtpf in Sulz 1843, Ritter des Friedrichs-Ordens 1856; hier 1857. 21. April.

tieihensolge der Vberuögte, Vögte und Vberamtleute von Weinsberss.

1) Churpfälzische – »uf Burg Weinsberg: Hans Horneck von Hornberg. 1450.–

Lutz Schott. Ritter. 1460. - Marx von Wollmarshausen. 1495.– Hans von Helmstadt. 14Z7,

2) Herzogl. Württembergische: Georg von Vellberg, 1516, – Sebastian von

Nippenburg. 1518. – Unteramtmann: Sebastian Breuning 1516. S. oben S. 98.

3) Oestreichische: – (der Letzte auf der Burg) Obervogt: Graf Ludwig Helftich

von Helfenstein. 1525. S. oben Seite 103 – 114.

4) Wieder Herzogl. Württembergische, in der Stadt,: Christoph von Hafperg, O,A.M. 1526, nachdem Bauernkrieg, – Hans von Maffenbach, genannt Thalacker. 157l. – Wolfgang, Graf von Löwenstein. 1583.

5) von Trautmanusdorf'scher: NN. 1635-46,

6) Wieder Herzogl. Württembergische: Johann Jaeob Myller (Müller), Amts- vogt 1650, – Johann Nieolans Ritter, Stadt- u. Amtsvogt, Neuenstein. Hofrath. 1670. – Ludwig Albrecht Hauff, 5. U. I.i«., Vogt, 1676. – Johann Conrad Stigler, 5, v. 1.ie., Vogt, 1706. - » * » Ritter, Vogt zur Zeit des großen Brandes , 1707-37.– Herkules Felir von Bidenbach, Obervogt, 1744-47. – Baron von Spiznas, letzter Obervogt, 1747–55, - Ferdinand Conrad Hochstetter, f l 751. Letzter Vogt, – Carl Ludwig Malblauk, f 1785, Oberamtmanu. – O,A.Mann Hofrath Fetzer, R.d. L.V.O., I785-1809. – Kön. O.A.M. Dapp, 1809-1l. - O.A.M. vr. Spittler 18I1-I7. - O.A.M. v. Wolff. R. d. C.P.O., 1817-42. - O.A.M. Zais, 1842-52. - O.A.M. Bürger 1852.

Nach Trennung der Justiz und Verwaltung. O,A,Richter: Bockten 1818-23. – O.A,R. Heyd 1823-39. - O.A,R, Römer 1839-49. – O.AR. Beruer 1849-52. - O.A.R, Zimmerle 1852.

G c r t 1 i ch K t i t.

Die hübsche Anficht von Stadt und Burgruine Weinsberg, welche wir dieser Chronik beigeben, verdanken wir der Güte des Herrn Oberamtsgerichts-Actuars Freiherrn von Breitschwert, welcher sie vom Rappenhofer Weg und der künf- tigen Bahnlinie aus aufgenommen hat und. damit den Weinsberger Freunden auch ein Andenken stiften wollte.

Weinsberg liegt im nördlichen Theile des württemb. Neckarkreifes, 14 geometr. Stunden nördlich von Stuttgart, 1'/« geometr. Stunden nordöstlich vom Neckar und Heilbronn. Über das Mittelmeer erhebt sich die Erdfläche an der zu oberst gelegenen Kirche 764/ württemb., die am ehemaligen Rofenwirthshaus in der mittleren Stadt 708' württemb.; die Erdstäche am Thurme der Burgruine 946 württb., der Rand des Thurmes 976'; die Kirche liegt also 56' und die Burg 238' höher, als die Mitte der Stadt.

Die ziemlich kleine, ohne die zugeteilten Mühlen le. dermalen nur 1853 Seelen zählende Stadt ist amphitheatralisch um den füdöstlich vorfpringenden Fuß des fogen. Burgberges angebaut, gegen Süden in das Thälchen des sogen. Saubachs bis an dessen Rinnfal sich herabfenkend, während der gedachte Fuß des Burgbergs vor der Stadt draußen nördlich in das eire» 60–70' tiefere Sulmthal, genannt Weinsberger Thal, hinabfpringt. So ist sie gegen Nordwest und Norden durch den Burgberg gedeckt, gegen Süden den Sonuenstrahlen offen, vor den Nebeln des Neckarthales in Nordwest, West und Südweft durch den dazwischen liegenden Jägerhaus-, Galgen- und Wartberg geschützt. Vom gedachten Jägerhausberge aus bietet dieselbe in ihrem amphitheatralischen Ansteigen gegen den Burgberg hinauf, mit dessen Ruinen hoch über ihren Giebeln, eine sehr malerische Anficht.

Da die Stadt, als freie Reichsstadt, von der hohenstauffenschenZeit (oire»1240) her bis 1440, nicht zur Burg gehörte, obwohl sie gleichen Namen trugen, so stand auch ihre einstige Besestigung mit der der Burg in keiner Verbindung; vielmehr mußte sie sich in dem Streite mit dem Burgherrn Konrad IV. im Jahr 1312 sogar vertragsmäßig verpflichten, zwischen Stadt und Burg keine Mauer auszuführen und, sollte es dennoch geschehen, Konraden nächst der Demolirung 2000 Pfund Heller erlegen; welcher Revers aber, nach dem Eintritte Weinsbergs in den großen Städtebund, von Engelhard VIII. im Jahr 1379 als ungültig zurückgegeben werden mußte. Die hiernach rundum ausgeführte, dicke und hohe Stadtmauer umgibt noch jetzt die Stadt, wenn auch mit bedeutender Erniedrigung und Abtragung des ehmaligen bedeckten inneren Ganges aus derselben, ») aus der ganzen Nordseite – also gerade gegen die Burg hin – vom noch stehenden nordöstlichen Eckthurme, früher Gesängniß – jetzt Kerner'schen Thurme bis zu dem im Jahr 1805 abgetragenen sogen. Wolssthurme in der nordwestlichen Ecke bei der Kirche, wo noch ein neueres, jetzt zugemauertes Vogenthörlein sichtbar ist. Ziemlich in der Mitte zwischen beiden, nahe bei der Kirche, stand ein jetzt gänzlich abgetragener dritter fester Thurm, in welchem noch im Februar 1725 bei dem Abbrennen des benachbarten Bandhauses das Weiberge- sängniß und über demselben die Wohnung des Schweinhirten war. Hier ist wohl das Psörtlein zu suchen, durch welches im Jahr 1525 die von der eroberten Burg herabkommenden Bauern unter Dionys Schmid eindrangen. Das dortige sogenannte obere Fenerthor gehört einer neueren Zeit an. s. J. 1811.

b) Aus der Westseite zieht sich die Stadtmauer von obgedachtem nordwestlichem Eckthurme (Wolssthurme), von außen durch einen hohen, jetzt mit Obstbäumen besetzten Damm gedeckt und innen durch ziemlich hohe Strebepfeiler gestützt, bis zu dem Durchbruch, welcher im Jahr 1844 wegen Anlegung der neuen, ebenen Straße nach Heilbronn gemacht worden ist. Unterhalb dieses Durchbruches senkt sie sich bis zu einem früheren, oire» 1809 gemachten Durchbruche, dem vormaligen Heilbronner Staketenthor, wo ein fester, längst abgetragener Thurm stand und von da in südlicher Richtung hinter dem alten Spital bis zu der Ecke am Stadtbach herab.

e) Nahe an dieser südwestlichen Spitalecke, an der Südseite der noch jetzt in einer Höhe von ungefähr 5–6^ die Stadt hier umschließenden Mauer, stand das im Jahr 1525 von den Bauern erstürmte dreisache untere Thor mit einem festen, im Jahr 1805 abgetragenen Thorthurme, damals der einzige Ausgang aus der unteren Stadt. Der aus die sog. Bleiche führende Durchbruch durch dies5 südliche Stadtmauer, das nicht mehr verschließbare sogen, untere Feuerthor, seinem Namen nach ein Rettungsthor bei Feuersbrünsten, gehört einer neueren Zeit an (s. J. 1783). Noch erhalten, im Jahr 1853 bei dem Brand des dortigen Stadtmagazins völlig ausgebrannt, aber im nämlichen Jahre wieder restaurirt, ist der an dieser südlichen Stadtmauer stehende, von dem an ihm vorübersließenden Saubach benamste Sau- thurm, mit Uhr und Glocke zu einem Wachtthurme eingerichtet. Von ihm aus zieht sich die Mauer bis an die Stadtmühle ostwärts.

6) Von dieser südöstlichen Ecke steigt sie an der Ostseite der Stadt bis zum oberen Thor, dem früher einzigen Ausgange aus der oberen Stadt, mit einem im Jahr 1809 abgetragenen, mit einem Säulen- und Staketenthore vertauschten, festen Thorthurme. Denn der Durchbruch am östlichen Ausgang der nnteren Gasse, dessen hölzernes Thor längst verschwunden ist, wie die Staketen und Säulen des oberen Thores, gehört einer viel späteren Zeit an, eire» dem Schlusse des vor. Jahrhunderts. Von diesem oberen There erhebt sich die Mauer vollends bis zu dem unter ») genannten nordöstlichen (Kerner'schen) Eckthurme, womit die besestigte Umsassung der Stadt vollendet war.

Außerhalb der Stadtmauer war die Stadt rundum mit einem Graben umgeben, welcher jetzt aus der Ostseite ausgesüllt und überbaut – nachdem sein letzter Rest, ein kleiner ausgemauerter Feuers« «Ire» 1800 verschwunden – aus der Nordseite planirt und im Jahr 1758 unter dem Namen des grasigen Haags zu einem Stadt- Baumgarten angelegt ist. Aus der Westseite ist er in einen, gegen die Burg ansteigenden Weg und in einen mit Obstbäumen besetzten Mauerdamm verwandelt. Die Südseite (Thalseite) war wohl durch einen vom sogenannten Saubach gespeisten und geschwellten Kanal mit Ziehbrücke verwahrt. Noch im Jahr 1758 wurden die Stadtgräben nach dem Etadtprotokoll gesischt und neu besetzt. S. oben Seite 180.

Jenseits desselben, vor dem unteren Thor (s. oben b), liegt die Wiese, aus welcher im Bauernkriege am Ostersest 1525 die gesangenen Ritter und Reisige durch Spießjagen hingerichtet wurden und wo nachher eine Sühne-Kapelle erbaut werden mußte (s. die Gesch. v. 1525). Diese Kapelle stand bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, wurde zuletzt als Rumpelkammer, Wageuremise «. benützt und im Jahr 1800 an einen Gerber verkauft, der sie theilweise abbrach und ein neues Haus daraus setzte. Der jetzige Bewohner hat beim Neubau die achteckigten Fundamente derselben, das Fundamentsgemäuer von einem Altare gegen Osten und aus der Nordseite einen Bogen von der Eingangsthüre gesunden.

Die in der Nähe stehende alte Linde verdankt ihr Dasein ebenfalls jener unglücklichen Katastrophe. Sie wurde gesetzt, weil die Gerichte des wiederausgebauten Dorses »nur vor dem Flecken unter freiem Himmel und aus dem Platz der mörderlichen That gehalten werden dursten," Ihre Aeste wurden später mit Säulen unterstützt, an denen außer den Namen von Gerichtsherren die des Vogts Malblank, Oberamtmanns Hochstetter und Oberamtmanns Fetzer zu lesen sind. Im Jahr 1809 von französischen Cuirassieren, die ihre Pferde daran anbanden, umgestürzt, wurden sie oire» 18'°/»2 wieder ausgerichtet. Im Jahr 1813 wurden 3 nene Linden dazu gesetzt.

Auch vor dem oberen There stand noch im Jahr 1767 bis in's lausende Jahrhundert eine Linde aus einem freien Gemeindeplatze, da, wo jetzt das Oberamtsgerichtsgebände steht.

Die ziemlich unregelmäßige Aulage der Stadt konnte auch nach dem großen Brande von 1707 nicht wesentlich verbessert werden (s. d. Gesch. v. 1707), nnr daß der gegen Süden stark abhängige Marktplatz bedeutend vergrößert und mit neuen ansehnlichen Gebäuden besetzt wurde. Die die Stadt von Westen nach Osten durchschneidende Hauptgasse, Mittelgasse genannt, zugleich Poststraße von Heilbronn nach Öhringen und Hall, welche in den Wintermonaten schwach beleuchtet wird, ist nicht geradelinig und besonders in der Mitte der Stadt sehr enge. Eben so wenig hält die zweite, tiefer liegende, parallel mit ihr von West nach Ost lausende untere Gasse eine gerade Linie ein, wenn sie auch, aber nur theilweise, weniger eng ist. Die größte Enge hat die dritte, vom obern Markt aus parallel mit den beiden ersteren gegen Osten lausende sogenannte rubere Gasse, welche durch Sticke am Ein» und Ausgang schwer besahrbar ist.

Die Hauptstraße sand ihren Eingang ursprünglich durch das einzige untere Thor aus der Südseite der Stadt beim alten Spital (s. oben e); später, im Jahr 1811 durch einen Durchbrnch aus der Westseite, an welchen ein Staketenthor mit Thorhäuslein gesetzt wurde. Im Jahr 1844 wurden, um den bedeutenden Stich von diesem Thor heraus bis zum Markt zu umgehen, mehrere Häuser ab- und die obere westliche Mauer durchgebrochen, so daß man jetzt durch eine breite und ebene Straße von Westen her bis aus den Markt gelangt. Der einzige Ausgang aus der Stadt war – s. oben 6) – das obere Thor.

Die übrigen Nebengassen steigen von der tieferen Südseite gegen Norden zum Theil unsahrbar, krumm und sehr eng zur Mittelstraße, und von da mehrere mit Stasseln zur oberen Gasse und Kirche aus, wohin vom Markt aus etliche und 80 oii-e» 12" breite Staffeln, mit Absätzen bei den zu beiden Seiten liegenden Amtsgebäuden, führen.

An Staatsgebäuden sind hier zu nennen:

Das Oberamtsgerichtsgebände vor dem oberen Thore, wo früher eine Linde aus einem freien Gemeindeplatz stand (1767), von Stadtrat!), vormaligem Traubenwirth Mall aus diesem Platze als Chamvagnersabrik (Ende der 1830er Jahre) neuerbant, von dessen Erben im Jahr 1855 erkauft, an der Stelle des, innerhalb des oberen Thores stehenden, an Kausmann Ruthard verkauften früheren, 1821 erkauften Oberamtsgerichtsgebäudes.

Das Oberamtsgebäude an der unteren östlichen Ecke des Marktes und am Ansang der Mittelstraße, nach Abbrennung des Vogteigebeindes bei dem großen Brande von 1707 von den Kilianschen Erben und der Gräsin de la Contrey in Jahr 1730 erkauft, wogegen das im Jahr 1708 »am Kirchhos" wieder ausgebaute Vogteigebäude dem Keller überlassen wurde.

Das Decanathaus, an der oberen östlichen Ecke des Marktes, am Eingang der oberen Gasse gelegen, nack dem großen Brand im Jahr 1708 von einem Privatmann erbaut und im Jahr 1742 von den Hofmann'schen Erben zur Wohuung des Decans und geistlichen Verwalters erkauft an der Stelle der früheren Wohnung, welche im Jahr 1743 an den KeUereiküser Gerock um 600 fl. verkauft wurde, mit – jetzt abgegangenen dreisachen herrschaft!. Fruchtkästen unter Dach, einem großen, zu '/' ver- mietheten Keller und einer kleinen Scheuer und Stallung in geschlossenem Hinterhose (gem. mit O.A.M).

Das Cameralamtsgebände, quer aus der halben Höhe des Kirchbergs und an einem Absatze der obgedachten Kirchenstasseln gelegen; an der Stelle der 1707 abgebrannten, bei der oberen Thorkelter gelegenen Kellerei, deren Scheuerlein an die gedachte Thorkelter angebaut war, wovon noch jetzt Spuren sichtbar sind. Hier war die 1708 wieder ausgebaute Vogtei, welche zur Zeit Vogts Hochstetter leer stand, weil dieser ein eigenes Haus besaß. Nach Erkaufung der Wohnung der Gräsin de la Contrey für den Vogt, blieb dieses Haus Kellerei, nachher Cameralverwaltung.

Das Diaconathaus, oberhalb des Marktes, am ersten Absatze der obengedachten Kirchenstaffeln gelegen, hinten von der hier noch hohen westlichen Stadtmauer gedeckt; an der Stelle der ») 1707 mit Scheuer und Kelter und wieder l») 1744 abgebrannter Helserhäuser (welche, und zwar ») am unteren Markt, d) in der mittleren Gasse, nahe beim oberen Thore, standen), im Jahr 1817 von Bürgermeister Plank erkauft, der es kurz zuvor vom Stadtschreiber Zeller erworben hatte. S. oben 1744.

Das Präceptoratshaus, oberhalb des Diaconathauses am 2. Absatze der Kirchen- stasseln gelegen; unter den 1707 abgebrannten herrschaftlichen Häusern nicht mitge- nannt, also damals nicht mit verbrannt, gehörte nach den Lagerbüchern von jeher der geistlichen Verwaltung.

Das nach der Zerstörung von 1525 (zusolge einer noch vorhandenen Jahrszahl)

1527 wieder ausgebaute Bandhaus mit einem großen Keller darunter, über dessen Oeffnungsbogen die Jahrszahl 1626 steht; bei dem Brand von 1707 mit allen seinen Materialien verbrannt; von Stein bis zum Dachstock, in welchem ein Frnchtkasten eingerichtet ist; im Jahr 1725 abermals abgebrannt und nach der Jahrszahl über dem Bogenthore wieder ausgebaut im Jahr 1755 (von der Herrschaft aber jetzt an die Stadt verkauft). Es steht aus dem Niveau der Kirche, innerhalb der nördlichen Stadtmauer.

Die 1707 ebenfalls abgebrannte und in den folgenden Jahren wieder ausgebaute Zehndscheuer mit dem sogenannten tiefen Keller darunter, unweit des vorgedachten Bandhauses an der sogenannten Burggasse gelegen. 'Jst erst im letzten Jahr- zehnd durch Verkans in das Privateigenthum eines Bürgers übergegangen.

Die Kelter am oberen Thore, genannt Bauleiter, mit einem großen Fruchtkasten darüber, abgebrannt 1707 und in den folgenden Jahren wieder ausgebaut und

die Badstubenkelter in der unteren Stadt, unweit der südlichen Stadtmauer, waren früher ebenfalls herrschaftliches Eigenthum, wurden aber im letzten Jahrzehnd bei Pachtung des Zehndens von der Stadt erworben, wozu 1859 auch der noch verbehaltene Fruchtkasten aus der ersteren (der Baukelter) kam.

An öffentlichen, städtischen und Stiftiuigsgebäuden sind zu ueunen:

Die die ganze Stadt überragende, die Spitze der Anhöhe, um welche die Stadt gebaut ist, krönende Pfarrkirche.

Ihre Erbauung müssen wir wohl in's 9. Jahrhundert versetzen, da Weinsberg schon damals erweislich Capitelssitz des V. (oder nach Würdtwein des VII.) Archidiaeonats vom Würzburger Sprengel war, also wohl auch seine eigene Pfarrkirche hatte. (Das jetzt so viel größere Heilbronn, Öhringen, Lauffen etc. gehörte zum Weinsberger Capitel.) S. oben S. 69.

Andere glauben sie von den alten Grafen von Calw im I1. Jahrhundert erbaut. Manch, in seiner Abhandlung über die mittelalterlichen Baudenkmale, will die Erbauung des Thurmes seinem Style nach in die spatere Zeit des 12. Jahrhunderts verweisen, hält übrigens die Erbauung der Kirche vor dem Jahr 1140 für wahrscheinlich. Am unwahrscheinlichsten ist die Behauptung der, auch sonst werthlosen Oesterlin'schen Reimchronik von 1758, welche Engelhard IV. v. Weinsberg im Jahr 1269 die Kirche in der ihn nichts angehenden Reichsstadt bauen läßt; wahrscheinlich eine Verwechslung mit der kleinen Svitalkirche bei dem in diesem Jahre von Engelhard IV. gestifteten Dominieanerkloster. Die von Weinsberg hatten ihre eigene Burgkapelle mit mehreren Priestern aus der Burg. Die Kirche hatte 8 Altäre: St. Ca- tharinä, St. Magdalenä, St. Petri, St. Nieolai, St. Johannis Ev., St. Jakobi, St. Crueis, N. V. Maria (Würdtwein).

Eigenthümlich ist die Stellung des Thurms über dem Chore. Besonders bemerkenswert!) nennt Manch das Gewölbe über dem quadraten Chorraum in der unteren Thurmeshalle, welche außer dem halbkreissörmigen Kreuzgurten auch noch Scheitelrippen hat, die von einem Ring in der Mitte ausgehen, weßhalb die Stirnen spitzbogig sind. Sämmtiiche Rippen zeigen von vorn eine breite Einziehung, die mit Rosetten ausgesüllt ist. Die eigenthümliche Eintheilung dieses Gewölbes und die reiche Verzierung seiner Rippen vereinigen sich zu einer vortresslichen Wirkung, wie man sie selten antressen wird (Manch, in obged. Abhandlung von 1849). Aus der Ostseite schließt diese Thurmhalle mit einem hohen Spitzbogen, über welchem 3 schmale, lange Fensteröffnungen mit Halbkreisbögen sind; das mittlere höher als die 2 anderen. Die ohne Zweifel halbrunde Absis mußte einem östlich angebauten längeren, spitzbogig gewolbten Chore Platz machen, in welchen der, in romanischem Styl ausgehauene Altartisch mit schlanken Säulen an den 4 Ecken, ohne Zweifel vom früheren Chore her versetzt wurde.

Mauch setzt die Erbauung dieses zweiten Chores in das 15. Jahrh. Dem widersprechen aber die in den Rosetten der Spitzbogen sichtbare Wappen von Württemberg und Weinsberg, weun man nicht annimmt, sie seien erst in späterer Zeit eingefügt worden, was unwahrscheinlich ist. Denn im 15. Jahrhundert stand Weinsberg noch nicht unter Württemberg, sondern in dessen zweiter Hälfte unter Churpfalz. Woher sollte da das württembergische Wappen kommen? In der ersten Hälfte aber war Weinsberg noch Reichsstadt und doch hat das Stadtwappen in der Rofette nicht wie früher den halben Adler, fontern nur die Rebe mit Trauben durch beide Felder geschlungen. Weist der fehlende Reichsadler auf die Nach-Reichsstädtische Zeit und das württembergische Wappen auf die württembergische Herrschaft, so kann die Erbauung nur entweder in die Periode von 1512 bis 1520, oder von 1531 und folgende fallen. In letztere Zeit aber fällt die Reformation Weinsbergs, und der Chor ist offenbar für den katholischen Cultus angelegt.

Nach diesem ist wohl anzunehmen – wenn die Rosetten nicht einer späteren Zeit angehören – der neue Chor feie, mich der gräßlichen Zerstörung und Ausbrennung der Kirche im Jahr 1525, bei der Restauration der Kirche angesetzt worden, als man im Jahr 1531 auf Herzog Ulrichs mündliches Wort wieder baute, kurz ehe die Reformation durch den früheren hiesigen evangelischen Prediger, Dr. Erhard Schnepf im Unterlande vorgenommen wurde. Das sogenannte Interim von 1548 wurde ohnehin in Weinsberg, wo damals eine kaiserlich spanische Besatzung lag, strenger als irgendwo durchgeführt und der evangelische Prediger Gailing mußte die Stadt räumen. S. oben S. 124. Der angebaute Chor ist eire» 60–80' lang, gegen 50' hoch und durch seine 7' hohe und lange Bogenfenster (3 zu beiden Seiten und 1 doppeltes in der Ostseite) sehr hell; aber wegen seiner Entfernung vom Schiff der Kirche und wegen der verhältuißmäßig zu niedrigen Vögenöffnung im öftlichen Funda- ment des Thurms für den protestantischen Gottesdienst leider! nicht branchbar. Bemerkenswerth fl.d im Plafond, wo die Spitzbogen zusammenlaufen, die obgedachten 4 Rc- fetten, 1) mit dem Haupte Johannis des Täufers, dem wohl früher die ganze Kirche geweiht war, da auch an einer Säule, des Schiffes ein altes Gemälde vom Täufer aufgehängt ist, wie er Jefum tauft; 2) mit dem obgedachten württembergischen Wappen; 3) mit dem Weinsberger Stadtwappen, ohne den halben Reichsadler; 4) mit dem Bilde eines Männleins, wahrscheinlich des Erbauers mit einem Steinmetzzeichen. Auf dem Boden des Chors fl.den sich, außer einigen nicht mehr lesbaren, ausgetretenen, noch die Grabsteine von Obervogt Herkules Felir Bidenbach von Treufels, württemb. Oberst, f 1747; von Jofeph Malblank,»Superintendent, f 1727; von Conrad Oefterlin, Superintendent, i 1668; von U. Joh. Dav. Hermann, Superintendent, s1714. Neben dem Hochaltare: von Friedr. v. Gemmingen-Bürg, Kind, mit der Mutter: Anna Rofine v. Gemmingen-Bürg, s- 1622. Im Jahr 1691 wurde ein churfächsischer Reiteroberst v, Haugwitz, welcher in Heilbronn starb, hieher gebracht und in diesem Chore beigesetzt.

In der südöstlichen Ecke der gedachten Thurmhalle ist die im Bauernkriege genannte, auf den Thurm hinaufführende verhängnißvolle enge Schneckenstiege, durch welche die Bauern den sich auf den Thurm hinauf flüchtenden Rittern nachdrangen. Zu beiden Seiten, aus der nördlichen und südlichen, sind Gewölbe angebaut, welche als seuersestes städtisches Archiv dienen; das südliche hängt durch eine jetzt vermauerte runde Fensteröffnung mit der angebauten, spitzbogig gewolbten Saeristei zusammen. Unter dem südlichen ist ein Sousterrain, wahrscheinlich die im Bauern- kriege genannte Grust, vom Volke das Psassenloch genannt.

Die Sage will von einem unterirdischen Gange wissen, der einst von hier aus aus die Burg geführt habe, was wir aber bei dem notorisch stets unsreundlichen Verhältnisse zwischen dem Burgherrn und der Reichsstadt sehr in Zweisel ziehen müssen. Auch die Begräbuißstätte der Burgherrn war auswärts in Wimpfen, Schonthal, Lichtenstern, Heilbronn n. a. O. (Der Gang wäre 1525 gewiß gesucht worden.)

Verschöne, achteckigte Thurm ist (nach Manch) im Aeußeren dem der Johanniskirche in Gmünd ähnlich, doch nicht eben so elegant. Er hat Lisanen an den Ecken und romanische Rundbogensriese. Wahrscheinlich früher um einen Stock höher und über das Kirchendach sich erhebend, erhielt er (bei der Zerstörung durch den Truchseß im Jahr 1525 als Mordschauplatz mit der Kirche, aus welcher das Venerabile vorher weggetragen wurde, ausgebrannt) später oben eine andere Gestalt. Denn er hat keinen Kranz mehr, aus welchen damals Dietrich von Weiler heraustrat und von welchem derselbe nach dem von unten erhaltenen Schusse herabgestürzt wurde. Mau wollte wohl bei der späteren Restauration das Andeuke>» hieran vertilgen. Das neu- ausgesetzte spitzige Schieserdach hat eine bemerkbare Senkung gegen die Stadt herab – da das Kreuz nach dem Blitzschlage vom Jahr 1760 nicht senkrecht ausgesetzt wurde (Stadtprot.). Die 3 Glocken datiren vom Jahr 1652, da die alten im 30jährigen Kriege geraubt worden waren. S. oben E. 152.

Die Kirche selbst ist eine Säuleubasilika; ihr Styl ist der romanische, wie er sich zur Zeit der fränkischen Kaiser in Deutschland ausgebildet hat. Die Feuster sind noch nicht gedoppelt, sondern einsach, enge, nach innen sich erweiternd, theils eirkel- rund, theils länglicht viereckig und schmal mit einem Halbeirkelb^gen. Einige größere viereckige Fenster gehören der neueren, Lichtsuchenden Zeit an. Die Dachsriese haben rundbogige Verzierungen, unter welchen sich hie und da Lilien, Larven und phantastische Thiergestalten sinden, sehr roh ausgehauen. Die westliche Giebelseite ist sichtbar schon zweimal restaurirt, beziehungsweise bis nahe an die westliche Stadtmauer ver- längert worden – im vorigen Jahrhundert und schon früher. Unter einem einzigen, großen, langen und breiten Rundbogensenster in der Mitte, durch welches der Blick von der Kanzel etc. aus gerade aus die Burg hinaussällt, hat sie ein Portal mit je 2, zu beiden Seiten aus niedrige Sockel gestellten, «irea 10–12' hohen Säulen. Um die 4 Säulenschafte schlingen sich mit gekreuzten Bändern Epheu- und Rebenblätter; an den Kapitälen sieht man eine große Larve mit Schnörkeln und Verzierungen, Raub- vogelsüße, Bockssüße und einen kleinen Bären. Der Halbkreis über dem Thüren- sturz ist in 2 gleiche Theile getheilt; in jedem Feld ist ein Kreuz in der Form des Deutschordenskreuzes. Neben dem nördlichen Kreuz ist eine Lilie und ein Spaten; das südliche steht zwischen 2 Lilien. Aus dem Thürensturz und um den Portalbogen herum steht in Unzialbuchstabeu:

o qui terreni» inbi»» Iiomo «ls8ipul8ti. Ui» qui«l In «b8c:sii!« Z»u<!e«? tot»

wumin» lÜI>ri«li oon»n6». Zu Deutsch etwa: "Sinnlos bist Du, o Mensch! wenn das Jrdische gierig Du haschest. Wie magst freu'n Du des Unslaths Dich? Nein, Wesen und Willen Christi such'!«

Bei der früheren Restauration der Giebelseite wurden Steine mit Mönchsgothiscker Schrist und Wappen hier eingemauert. Am Weilerschen Wappen steht: Geb- win von Weiler; am Enzberg'schen: Albrecht von Enzberg. Beide waren Dienst- mannen der uralten Grafen von Calw, wie vielleicht auch das frühere Geschlecht der Herren von Weinsberg vor dem Jahr 1140 (S. Abschn. V.).

Wenn der Anonymus im Morgenblatt von 1819 bei diesen Epheublättern und Weinlaub und Larven an die Attribute des Silen und Baechus und Komus denkt und von einem vielleicht hier früher gestandenen Römertempel träumt: so bemerkt Stieglitz, daß die Baumeister bei solchen Zierrathen gerne das eigenthümliche Erzeug- niß der Gegend, Weinranken, Trauben und Epheü benützten und die Friese mit Larven besetzten, um an die Bermummung zu erinnern, welche bei Freudensesten dem Bolke zur Belustigung dienten. Eher möchten die Wappen von Grabsteinen der Dienstmannen herrühren.

Im Innern der Kirche trennen spitzbegige Arkaden das Mittelschiss von den Seitenschissen. Die Säulen der Arkaden stehen aus Sockeln; die Schafte sind gleich dick, zum Theil achteckig; darüber eine Wulst (Kranz). Das Kapitäl ist würselsörmig, doch breiter als hoch, mit Muscheln, Korallen, verschlungenen Rauken, mit Blättern, Palmzweigen etc. An Einem der Kapitäle erscheinen 2 Fuchsköpse. Alles ist übrigens im Lause der Jahrhunderte mit ostmaliger Tünche überschmiert, Manches darunter wohl auch bei den Zersiörilugen von 1525 und im 30jährigen Kriege muthwillig abgestoßen, wie bekanntlich die Schweden in Letzterem den geschnitzten Holzbildern die Nasen abhieben. Da wo die Kirche verlängert ist, stehen statt der Säulen plumpe viereckige Pfeiler (zum Tragen der ausgesetzten Emporen benütz!).

Diese Säulen und Pfeiler tragen Halbkreisbögen, welche nur wenig in Spitzbögen übergehen. Darüber sind Rundbögen, durch welche das Licht in das Mittelschiss sällt. Hochoben, zunächst unter dem Dache, ist aus der nördlichen und südlichen Seite eine Reihe von kleinen, schmalen, kaum 4" hohen, nach innen sich verengenden Rnndbogensensterchen.

Aus der Nordseite sind vor, über und aus den gedachten Arkadensäulen und aus, in das Schiss vorstehenden runden hölzernen Säulen bretterue Emporen für die Männer angebracht. Aus der Westseite des Mittelschisses ist dieses von einer terrassenmäßig gegen das obgedachte westliche Bogensenster ansteigenden Mannerempore der ganzen Quere nach bedeckt. Ebenso ist seine Ostseite querüber, vor der obenbeschriebenen schönen Chorhalle des Thurmes, durch eine hohe Empore bedeckt, aus welcher die Orgel und Bänke für die Kirchenmusik angebracht sind.

. Die Decken sind slach, aus übertünchten, verschaalten Brettern bestehend; das Mittelschiss hat ein Satteldach; die Seitenschisse sind durch sogen. Nähladendächer bedeckt. Die Kanzel ist an Einer der südlichen Arkadensäulen des Mittelschisses und stammt nach der Jahrzahl am Kanzeldeckel (1649) aus der Restauration der Kirche nach dem 30jährigen Kriege; vielleicht aus dem gleichen Jahre auch der protestantisch einsache große Altar unweit der Thurmhalle, unter der Orgelempore, und der, zum Zweck des ehmaligen Eintauchens hohle, kelchartig gehauene Tausstein vor dem Altare.

Die ehemalige Spitalkirche war in der nördlichen Ecke des alten städtischen Spitals in der unteren Stadt, zunächst an dem früheren einzigen unteren Thore, (s. oben o), welcher, noch jetzt an steinernen Bogenthoren erkennbar, im Jahr 1800 von der Stadt verkauft und zu Privatwohnungen eingerichtet wurde. Spuren von ihr sind außen noch wahrzunehmen in 2 länglicht schmalen, halb zugemauerten Bogen- ienstern. Sie scheint die im Jahr 1269 von Engelhard IV. v. Weinsberg, mit dem Dominikaner- oder Predigerkloster gestiftete, jedenfalls in dessen Nähe stehende kleine Kirche gewesen zu sein, welche die Oesterlin'sche Reimchronik irrig für die Hauptkirche nimmt. 1424 hatte sie 2 Altäre, St. Nieolai und St. Michaelis. Bei der Zerstörung der Stadt im Jahr 1525 verbrannte sie auch mit, »da nach dem Brand nur noch 10 Häuslein unverbrennt zu sehen waren«. Nach ihrer Wiederherstellung verödete sie im 30jährigen Kriege dermaßen, daß erst im Jahr 1658 wieder das erste Kind darin getaust wurde (Bemerkung im Tausbuch). Sie wurde später uoch bis zu den 1770er Jahren zuweilen, besonders an den Jahrmarktstagen zu Kinderlehren gebraucht, gieng aber noch vor dem im Jahr 1800 erfolgten Verkauf des alten Spitals ein. S. oben Seite 153.

Dieser alte Spital hatte eine eigene Kelter mit «elterstübchen und eine eigene anständige Wohnung für den Hospitalverwalter, welche im Jahr 1766 der damalige Stadt- und Amtsschreiber Senkeisen um 25 fl. miethete (Staotprot.) und wo Decan Klüpsel im Jahr 1794, bei Berwendung des Dec.anathauses zu einem östreichischen ^azareth, einstweilen untergebracht wurde. S. oben Seite 193.

Das im Jahr 1769 neuerbaute Bettelhaus für Leprosi, epidemisch-Kranke etc., an der westlichen Stadtmauer, wurde nach Errichtung des neuen Spitals im Jahr 1829 an einen Privatmann verkauft. S. oben Seite 185.

Der neue Spital, '/2,Viertelstunde unterhalb der Stadt, eine vormalige Gyps- und Oelmühle an dem sogen. Sanbach, wurde im Jahr 18^'/«« ans der Berlassen- schaft des Fabrikanten Kleinknecht von der Stadt erkauft und um einen Stock erhöht. Die jetzt dreistockige Behausung enthält 3 heizbare Säle, 8 heizbare und 2 n»heizbare Zimmer und 2 Küchen. Unter den 8 heizbaren Zimmern ist 1 Kranken- und 1 Krätzeziiumer für Mannspersonen, 2 gleiche für Weibspersonen, 1 Seetions- und zugleich Badezimmer für iirätzlranke. 2 Zimmer werden, vom Armenoater bewohnt. Hinten ist eine Holzremise angebaut. Ein an den Hofraum anstoßender Baum- und Grasgarten werden vom 1'. L. verpachtet.

Das im Jahr 1707 abgebrannte Rathhaus wurde in den folgenden Jahren aus der östlichen Seite des, nm den Platz des hier abgebrannten Diaconatshauses etc. vergrößerten Marktes neuerbaut, mit Aussetzung eines Thünnchens, in welchem Glocke und Uhr ist. Es besteht ans 2 Stockwerken, von denen das obere einen sehr geräumigen und hellen Saal mit Borplatz, die Kanzlei und Registraturzimmer, das untere ein Musikzimmer, ein Gesängniß, einen geräumigen Oehrn zu Ausbewahrung von Löschgeräthschaftenetc. und ein großes Zinmier z» Äusbewahrung von Markt- und anderen Utensilien enthält. Unten ist eine Reiuise für die Feietc.spritzen ,e. angebaut. Unter der hohen Frontstassel ist ein mit einem eisernen Thor verschlossenes, ossenes Gewölbe, in welches früherer Zeit Felddiebe zun! allgemeinen Anblick einge- schlossen wurden, was natürlich in neuerer Zeit abgieng. S. oben Seite 167 sgd.

Sonstige städtische Gebäude sind jetzt: die oben genannte Kelter mit Frucht- speicher; – die Stadtkelter an der oberen Gasse hinter dem Rathhause mit dem Stadtmagazin daneben; – das steinerne Backhaus an dem sogen, unteren Feuerthore (der südl. Stadtmauer) aus der Bleiche, im Jahr 1837 mit einem Auswand von oire» 2900 fl. erbaut; – der lange, einstockige Stadtstall längs der südlichen Stadtmauer an der Bleiche, erbaut im Jahr 1814; – ein Brech- und Darrhaus aus der Bleiche, an der Stelle der 1853 abgebrannten Stadtmagazine, im Jahr 1858 von Stein erbaut; – das Collaboraturgebäude aus der zur Kirche hinaussteigenden Anhöhe links von den ilirchenstasseln an einem Absatze derselben, hinten von der westlichen Stadtmauer ge

deckt; im Jahr 1770 nach Ttadtprot. als baulos abgebrochen und neuerbaut. Das Schulgelaß wurde erst in den 1840er Jahren zu ebener Erde eingerichtet, da früher von 1797 an der Collaborator auch deutscher Knabenlehrer war; ^ die Wohnung des Mädchenschulmeisters mit dem Schulzimmer der Elementarelasse zu ebener Erde, oberhalb des vorgedachten Collaboraturgebäudes, an einem weiteren Absatze der Kirchen- stasseln, nahe bei der Kirche; – das Mädchenschulgebäude oberhalb dieses Wohnhauses, hinten aus der westlichen Stadtmauer ruhend, aus gleichem Niveau mit der Kirche, einstockig. In der Mansarde das Lehrzimmer des deutschen Unterlehrers, für welchen hier auch ein Wohnzimmer eingerichtet ist; – das Echashaus am Fuße des Jägerhausberges, mit Wohnung für den Stadtschäser (Pächter) und Schasstall; – der oben berührte Wachtthurm an der südlichen Stadtmauer mit Uhr und Glocke, Wohnung des städtischen Hochwächlers, Zimmer für Jrre und Geisteskranke, bürgerlichem Gesängniß und Wohugelassen für Arme. Ausgebrannt im Jahr 1853 und eod. wieder restaurirt. S. oben J. 1853.

Noch ist unter den öffentlichen Gebäuden zu nennen das Gesängnißgebaude am allen unteren Thor, an der südlichen Stadtmauer und der sogenannten Bleiche. Es wurde nach Abbruch des alten unteren Thorthurmes aus Kosten von Stadt und Amt unter Oberamtmann Fetzer eile» 180°/« erbaut, aber kleiner als jetzt und enthielt nur etliche oberamtliche Gesangnißzimmer neben der Wohnung des unteren Thor- warts. In dem zweiten Stock errichtete Oberamtmann Fetzer eine Industrieschule. Nach Errichtung eines Oberamtsgerichtes wu«de das Gebäude mit Anschissungen aus herrschaftliche Kosten vergrößert, die oberamtlichen Arrestlokale zu ebener Erde und . die festen oberamlsgerichtlichen Gesängnisse im zweiten Stock eingerichtet, das Gebäude mit einem Thürmchen und Glocke versehen und dem Oberamtsgerichtsdiener als Gesangenwärter seine Wohnung darin angewiesen. Seine Entsernung vom Oberamtsgerichte etc. läßt aber längst an eine Aenderung denken, welche demuächst erfolgen soll. Vom ersten Bewohner führt es den Namen Aloysle. S. ob. Seite 207 u. 210.

Endlich sind hier die noch vorhandenen Reste von der ehemaligen Burg Weinsberg, genannt Weibertreue, zu erwähnen, zu welchen, seit der Restauration durch den von Just. Kerner angeregten Weibertreuverein im Jahr 1824, ein bequemer, nicht steiler, theilweise durch Stasseln gangbar gemachter Weg vom grasigen Haag aus durch die Weinberge hinausführt. Ein zweiter, breiterer, zur Noth sahrbarer Weg, der sogenannte Frauenweg, führt, den Bergsuß umgehend, von Norden her durch die ehmalige Burgthore in die Ruinen hinaus. Die Entsernung beträgt aus Ersterem >/», aus Letzterem '/< Stunde.

Die Burg, vormals der Sitz der Freiherrn v. Weinsberg, nach dem Erlöschen dieses Geschlechts der sich folgenden churpfälzischen und württembergischen und östreichischen Obervögte von Stadt und Amt Weinsberg, wurde im Jahr 1525 von der schwarzen Schaar des Bauernheeres erstürmt, verbrannt und zerstört. Der «Schloßberg" (Weinberg innerhalb und um die Mauern herum) gehörte vor demJahr 1777 dem Hofkammerrath Ziegler und dessen Vater. (Stadtrathsprot.) Von diesen gieng er in andere Privathände über, von welchen der gedachte Weibertreuverein ihn im Jahr 1824 ankaufte, den inneren Raum abräumte, mit Bäumen und Gesträuchen besetzte und Wege durch die Gesträuche und Rasenplätze anlegte. Viele der schönen Vurg- steine waren nach dem Brande vom Jahr 1707 theils zu den neuauszuführenden herrschaftlichen Gebäuden, theils mit herzoglicher Erlaubuiß zu Privatbauten herabgeholt worden. Was noch steht und mit merkwürdiger Zähigkeit dem Zahne der Zeit trotzt, ist, wenn auch bedeutend erniedriget, die äußere ostliche und südliche Umsassungsmauer, welche die ganze obere Fläche des schönen Bergkegels umschloß. Auch von den beiden Thoren und dem zwischen einer zweisachen Mauer herabführenden Thorwege (Frauenweg), so wie von den gebrochenen kleineren runden Thürmen zu beiden Seiten des äußeren Thores sind noch die Spuren recht sichtbar. Größere Zerstörung zeigt sich an der Nord- und einem Theile der Westseite dieser äußeren Mauer. Tritt man von dem erstgedachten Wege heraus durch eine enge, 8' hohe, 3' breite Mauerpsorte oberhalb des (zweiten) Thorweges in den inneren Burgraum, so stößt man zuerst aus einen noch gut erhaltenen, unten runden, gegen oben beim dritten Stock in's Achteck übergehenden Eckt hur m des zerstörten Schlosses, welcher seit der Restauration von 1824 mittelst einer hölzernen Wendeltreppe wieder besteigbar ist und oben einen Überblick über den Raum gibt, den die Burg einnahm. Von ihm aus zogen sich die Grundmauern des Ritterhauses in gerader Linie gegen Norden bis zu dem noch stehenden großenrunden, gegen 60' im Durchmesser haltenden Eckthurm, unter welchem das hoch und spitzbogig gewölbte Burgverließ war. Bei der Restauration von 1824 wurde die 18' dicke Mauer dieses Verließes von Außen durchbrochen, so daß man jetzt durch diese Oeffnung ans Stusen in dieses vormalige Grab von Lebendigen hinabsteigen kann, wohin die Gesangenen nur durch eine noch vorhandene, mit einem Eisengitter verwahrte Bodenössuung in der Spitze des Gewölbes hinabgelassen wurden. Ein gegen 2N' langer, gewölbter Eingang führt weiter oben aus der Südseite in den mit Steinplatten bedeckten, gegen den Himmel offenen Thurmstock über diesem Gewölbe, und in den nach außen sich verengenden Maueröffnungen dieses Stocks (Schießscharten nach 3 Seiten hin), hat man im Jahr 1824 solgd. Aeolsharsen angebracht.

Aus Stusen von außen, bei einem verschütteten rundgewölbten Brunnen (oder Cisterne) ohne Wasser *) steigt man endlich aus den abgetragenen und geebueten oberen Rand des Thurmkolosses, dessen Mauern so breit sind, daß der f ritterliche Graf Alerander von Württemberg mit dem Pferde rings daraus herumritt.

Hier hat man einen herrlichen Überblick über die zu Füßen der Burg liegende Stadt, über das gesegnete, milde Weinsberger Thal, in Südost und Ost begranzt von den Löwensteiner und Mainhardter Waldbergen bis zu den Höhen von Waldenburg; gegen Norden in das Eberstadter Thälchen mit dem Weissenhof und der Straße nach Öhringen; gegen Nordwest durch das Eulmthal über das untere Neckarthal hinüber aus den Odenwald bis zum Katzenbuckel und westlich aus den Wartberg bei Heilbronn und aus Burg Weiler zum Stein.

Von einem dritten, dem ehmals höchsten und Hauptthurm e in der nordwestlichen Ecke des inneren Schloßhoses steht nur noch eine gegen 36' hohe, circa 24' .breite Ruine, aus dessen Gemäuer die Steinchen für die Weibertreuringe gesammelt werden und in deren Mitte die Restauration von 1824 einen steinernen runden Tisch mit einer solchen Bank unter ihrem Schutze augebracht hat. Zu seinen beiden Seiten sind die bedeutendsten Durchbrüche der Ringmauer.

Die aus der Südseite des inneren Burgraumes, an einem durch das Gebüsch führenden Psade noch wahrnehmbare kleine Felsen wand rührt von einem Steinbruche her, welcher zu Ansang des vorigen Jahrhunderts, als die »bisherige Wüstenei zu einem Weinberge angelegt wurde", dem Unternehmer hier zu errichten gestattet

') In welche ein vom benachbarten Gellmersbach zu haltender Esel täglich das benoethigte Wasser «us die Burg schleppen mußte.

ward, wobei er aber auch Steine von der Burgruine zu den Weinbergsmauern der- wendete. Dieser Weinberg wurde, wie oben bemerkt, im Jahr 1824 vom Weibertreu- verein angekauft und in Anlagen verwandelt. T. Jahr 1824.

Nahe am gebrochenen Ecke der südwestlichen Ringmauer steht noch von außen sichtbar der Fuß eines runden Thurmes in einer Hohe von 10–12' über die Fläche der Ringmauer vor, die hier Spuren eines ehmaligen gewaltsamen Durchbruches und einer späteren Wiederaussüllung tragt. Innerhalb des stumpfen südwestlichen, aus trefflichen Quadern bestehenden, noch 30–40' hohen Mauerecks stand wohl ein viereckiger fester Thurm, durch welchen mau zu dem, jetzt von innen verschütteten, außen am Fuß der Mauer wahrnehmbaren, rundbogig gewölbten Ausfallthörchen hinabgelangte. Die Maueröffnung dieses von innen unierirdischen Vogenthörchens ist 6' dick und der Einschnitt für einen Schließbalken, mit welchem die wohl eiserne oder eisenbeschlagene Thüre geschlossen wurde, ist noch deutlich erkennbar.

Von der ehmaligen Burgkapelle sinden sich keine Spuren mehr. Denn das, ohnehin jetzt wieder verfallene sogen. Kapellchen ist ein Werk der Restauration von 1824.

Der Begräbuißplatz war in früheren Zeiten (als eigentlicher Kirchhos) rings um die Kirche herum, woher noch viele an der südlichen und östlichen Außenwand an der Kirche und an der inneren Seite der westlichen Stadtmauer festgemachte steinerne Grabdenkmale rühren. Er wurde aber, nach der an einem steinernen Bogenthore des neuen Friedhoss besindlichen Jahrszahl 1617, wahrscheinlich in Folge der Pest von 4612, an den Jägerhausweg außerhalb der Stadt verlegt und der bisherige Kirchhof diente wohl nur hauptsächlich für Familiengräber, während die geistlichen und weltlichen Beamteten bis zum Jahr 1785 im Chore der Kirche beigesetzt wurden. Erst im Jahr 180'/» wurde er desinitiv verlassen und theils gepslastert, theils zu einer Baumschule angelegt, nachdem die Gebeine in's sogenannte grasige Haag versetzt worden waren. E. oben Seite 209.

Der äußere Friedhos, '/' Stunde von der Kirche entfernt, südlich, zwischen der Stadt und dem Echashaus gelegen, wurde im Jahr 1794 wegen des damals hier besindlichen östreichischen Lazareths erweitert und es haben gegen 130 Mann desselben hier ihre Ruhestätte gesunden. Eine zweite Erweiterung sand man im Jahr 1840 nöthig, wo die äußeren Felder an der südlichen Mauer zu Familienbegräbuissen bestimmt wurden, während die anderen Felder zu sogenannten Reihengräbern dienen. Eine eigene Commission des Stiftungsrathes wacht über die damals festgesetzte Begräbuiß- ordnung, über die Erhaltung der regelmäßigen Wege, der Gräber, der Gesträuche und der Monumente, von welchen schon manche geschmackvolle jetzt den Platz zieren.

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Benachbarte interessantere Höhenpunkte:

») Der Schemelsberg, nordwestlich vom Burgberg, in der Mitte die Wanne und aus der nordwestlichsten Seite der Geiselsberg genannt – südlich und südwestlich mit tresslichen Weinbergen, aus der nördlichen Seite mit Wald bewachsen. – Spuren von Batteriebau zu Beschießung der Burg im Kriege vom Jahr 1505, s. oben p. 92. Haltpunkt des Bauernheeres im Jahr 1525 (ohne Beschießung), s. oben p. 106.

b) Der Jäger hausberg – im Paradies – südlich von Burg und Stadt – mit der schönsten Ansicht von der amphitheatralisch um dm Burgberg liegenden Stadt und mit einem Durchblick durch das Sulmthal aus den Neckarspiegel bei Jaxtfeld.

e) Der Wildenberg, nordöstlich von der Stadt, °/» Stunden entfernt, zwischen dem Eberstadter- und Sulmthale mit reizender Aussicht.

Chronologische Zusammenstellung der Hauptereignisse.

Jahr nach Chr. eiro» 276–80. Römisches Castell auf dem Burgberge (unsicher), zerstört von den Alemannen. Erbauung der Burg auf dessen Trümmern später.

814. Aufrichtung der Freiherrschaft Weinsberg. (Unsicher.)

8-900. Weinsberg, Stadt, Capitelsstadt im V. Archidiaeonat des Bisth. Wurzburg.

4140. Burg und Stadt von K. Konrad Hl. belagert und erobert. Weibertreue. Burg und Herrschaft dem Kämmerer Dietport verliehen.

1237. Stadt von den Hohenstaufen zur Reichsstadt gemacht.

1254. Weinsberg im großen rheinischen Städtebunde.

1269. Dominikanerkloster in der Stadt gestiftet von Engelhard IV.

1310–12. Konrad IV. v. Weinsberg; schwäbischer Reichslandvogt, Heerführer gegen Grafen Eberhard von Württemberg.

1303. Reichsstadt Weinsberg von K Albrecht dem Konrad III. v. Weinsberg verpfändet.

1312. Deßgl. von Heinrich VII. Streit darüber mit Konrad IV. Vergleich.

1324–48. Konrad IV. mit Stadt Weinsberg im päbstlichen Banne.

1348 und 49. Weinsberg im neuen Bündniß mit den schwäbischen Reichsstädten.

1350. Velehnung des Markgrafen von Baden mit Burg und Stadt Weinsberg (kurzdauernd).

1375. Schutz- und Trutzbündniß der Reichsstadt mit Graf Eberhard v. Württemberg.

1379. Bündniß mit den Rittergesellschaften St. Georg etc.

1390. Konrad von Weinsberg Erzbischof zu Mainz.

1400. Erbvertrag der Herren von Weinsberg mit denen von Hohenlohe.

1411. Konrad IX. Reichserbkämmerer.

1417–30. Späne der Reichsstadt Weinsberg mit Konrad IX., dem sie K. Sigmund verpfändet.

1420. Bündniß mit 33 Reichsstädten; deßhalb Besatzung von denselben.

1425. Reichsstadt Weinsberg in des Reiches Acht und Aberacht erklärt. Bann.

1428. Heidelberger Vergleich mit den Städtern,

1439. Konrad IX. von Weinsberg Proteetor des Coneils zu Basel.

1440. Eroberung der Reichsstadt Weinsberg von Adelicheu. Verkauf derselben an Churpfalz und Erlöschen ihrer Reichsfreiheit.

1450. Verkauf auch der Herrschaft Weinsberg an Churpfalz.

1460. Württembergischer – vergeblicher – Angriff auf Weinsberg.

1482. Oeeolamvadins Geburt. (Caplan in Weinsberg ea. 1512.)

1503–15. Erlöschen des Geschlechts der Freiherren v. Weinsberg.

1504. Weinsberg von Herzog Ulrich belagert und erobert.

1512. Weinsberg durch Friedensvertrag an Württemberg abgetreten.

1514. Unruhen in Schwabbach etc. in Folge des sogenannten armen Konrads.

1519. Eroberung Weinsbergs durch das schwäbische Bundesheer.

1520. Weinsberg unter östreichischer Regierung. Erzherzog Ferdinand. 1522. Dr. Erhard Echnepf, evangel. Prediger hier.

1525. Osterfest. Erstürmung von Burg und Stadt durch die Bauern. Verbrennung der Burg. Adeliche durch die Spieße gejagt. Mai. Verbrennung der Stadt durch den Trnchfeß von Waldburg. Dillenius, Wlinsberg, l9

1526, Wiederausbau eines Dorss aus den Ruinen der Stadt. 1530. Johann Gayling, evangelischer Prediger in Weinsberg. 1534. Huldigung dem wiederkehrenden Herzog Ulrich. Wiederausbau der Mauern,

Thore und Thürme. Reformation durch den hier seit 1522 wohlbekannten

Dr. Schneps. 1546. Einnahme Weinsbergs ini schmalkaldischen Kriege. Epanische Besatzung bis 155l. 1548. Einführung des Interims durch die Spanier.

1552. Aushebung des Interims durch Herzog Christoph.

1553. Begnadigungsbries von Herzog Christoph. Zuruckgabe der entzogenen Stadtrechte und Privilegien.

1555. Ausstellung eines zweiten evangelischen Predigers – Diaconus.

1560. Errichtung einer lateinischen Schule mit 2 Lehrern.

1612. Große Sterblichkeit durch die Pest.

1622. Schlacht bei Wimpfen. Till». 30jähriger Krieg seit 1618.

1625. Große Sterblichkeit durch die Pest.

1631. Schweden unter Gustav Horn in Heinsberg.

1634. Einbruch der Kaiserlichen nach der Schlacht bei Nördlingen. Plünderung der

Stadt. Ermordung von Einwohnern. Theurung und Hungersnoth, daher 1635 große Sterblichkeit durch die Pest. Weinsberg, Stadt und Amt, an Grafen

v. Trautmannsdors verschenkt. 1637. Wieder große Sterblichkeit durch die Hungersnoth.

1639–46. Fortdauernde Noth durch Contributiou, Durchmärsche, Winterquartiere etc. 1646. Zurückgabe Weinsbergs vou Graf v. Trautmannsdors an Herzog Eberhard Hl,

v. Württemberg. 1618. Westfälischer Frieden; Rückkehr der Geflohenen. 1649. Halb Weinsberg durch fürstbrüderlichen Vergleich an Herzog Friedrich von

Württemberg-Neueustadt gegeben. , < l ,

1674. Neue Durchmärsche und Winterquartiere im zweiten niederländischen Kriege

von Ludwig XIV. bis 1678. Frieden von Nymwegen. 1688. Einfall der Franzosen unter dem Mordbrenner General Melae. 1693. Französisches Heer im Neckarthale. Brandschatzungen. Vertrag. Theurung.

Hungersnoth. Große Sterblichkeit. 1697. Frieden zu Ryswick.

1701–2. Spanischer Sneeessionskrieg. Joseph II. in Weinsberg.. 1707. Durchzug des deutschen Heeres vou Ellwangen her gegen den Rhein

eod. Großer Stadtbvaud zerstört über ^/« der Stadt. 1714. Rastadt-Badenscher Frieden. 1723. Einführung der Consirmation.

1733. Neuer Krieg wegen der polnischen Königswahl. Durchzüge. 1735. Wiener Frieden. . -

1741. Oestreichischer Sueeessionskrieg. Französische Durchmärsche.

1742. Rückfall von Weinsberg an das regierende Haus Württemberg, mit Aussterben der Württemberg-Neuenstadter Linie.

1744. Durchmarsch der östreichischen Armee, Brand von 7 Gebäuden.

1745. Frieden von Füeßen und Dresden. Durchmärsche von Franzosen. 1748. Frieden von Aachen.

1752. Oct.nger in Weinsberg, Superintendent und Stadtpfarrer.

1756. Siebenjähriger Krieg. Friederich d. Gr. von Preußen. 1760. Blitzschlag aus Thurm und Kirche von Weinsberg. 1763. Frieden von Hubertsburg.

1770. Große Theurung wegen vorangegangenen Mißwachses. 1785. Oberamtmann Hofrath Fetzer in Weinsberg bis 1809. 1789. Ausbruch des Revolutionssturmes in Frankreich.

1792. Durchzug der französischen Emigranten – Condser.

1793. Kriegserklärung des deutschen Reichs an die französische Republik.

1794. Errichtung einer Landmiliz. Einrichtung eines östreichischen Lazareths in Weinsberg; bleibt bis Ende Aug. solg. J.

1795. Theurung. Oestreichische Durchmärsche. Viehseuche.

1796. Württembergischer Wassenstillstandsoertrag; theuer erkanst, und Separatsrieden mit Frankreich. Wiederkehr der Oestreicher. Oct.

1797. Frieden von Campo Formio.. Congreß in Rastadt. Regierungsantritt, Herzog Friedrichs II. (Churfürst 1803. König 1806.)

1799. Neuer Krieg zwischen Deutschland und Frankreich. Franzosen zu Heilbronn unter Ney. Dec. bis Mai solg. I. östreich. Standquartier.

1800. Vom August an französisches Standquartier. Schlacht bei Hohenlinden. 1301. Friede zu ^uneville. Französische Durchzüge.

1802. Friede zwischen Württemberg nud Frankreich. Abtretung von Mömpelqard. Heilbronn württembergisch.

1803. Württemberg Churfürstenthum mit Gebietsvergrößerung.

1805. Krieg des Kaisers Napoleon mit Oestreich. Erzwungene württemb. Allianz. Ulm. Einzug in Wien. Schlacht bei Austerlitz. Friede von Preßburg.

1806. Württemberg Königreich. Aushebung der Verfassung. Mediatisirung von Hohenloheetc. Rheinbund. Erlöschen des deutschen Reichs. Durchmarsch des württembergischen Heeres in den preußisch-russischen Krieg.

1807. Die Württemberger in Schlesien. Nach der Schlacht bei Friedland Frieden zu Tilsit.

1809. Neuer Krieg gegen Oestreich. Zug gegen Mergentheim. Nach der Schlacht bei Wagrain Friede von Wien. »

1810. Einteilung des Landes in 12 Landvogteien. Weinsberg zur Landvogtei am am untern Neckar. Landvogteisitz Heilbronu.

1812. Russischer Krieg. Brand vou Moskau. Unglücklicher Rückzug. Auslösung des württembergischen Heeres. Heyd, Superintendent und Stadtpfarrer in Weinsberg.

1813. Verbindung Preußens mit Rußland, dann Oestreichs. Sieg bei Leipzig. Verbindung Württembergs mit Oestreich, Rußland, Preußen und Baiern. Ausstellung eines Landsturms, Übergang über den Rhein.

1814. Schlachten und Gefechte der Württemberge r bei Epinal, Chaumont, Bar snr Aube, Brienne, Troyes, Montereau, Areis, Vineennes. Einzug in Paris. Abdankung Napoleons. Versetzung aus Elba. Frieden vou Paris. Wie,ner Congreß.

1815. Verfassungs- Verhandlungen. Bundesqete von Wien. Rückkehr Napoleons von Elba. Neuer Krieg gegen ihn. Sieg von Waterloo. Zweiter Einzug in Paris. Zweiter Frieden. Verbannung Napoleons aus St. Helena, wo er 1821 f. Schließung der heiligen Allianz.

1816. Tod König Friedrichs. Regierungsantritt König Wilhelms. Eröffnung des deutschen Bundestags.

1817. Durch Mißwachs vom vorigen Jahr Theurung und Hungersnoth. Königin Catharina. Wohlthätigkeitsvereine. Sparkasse etc.

1818. Neue Organisation der Staatsverwaltung. 4 Kreise. Weinsberg zum Neckar- kreis. Trennung der Rechtspslege von Verwaltung und Polizei. Oberamt und Oberamtsgericht, J. Kerner in Weinsberg Oberamtsarzt.

1819. Tod der Königin Catharina. Verfassungs-Vertrag. Verfassungs-Urkunde.

1820. Stadtschultheiß Psaff in Weinsberg bis 1845.

1823. Geburt des Kronprinzen Carl. Heyd, O.A.Richter in Weinsberg bis 1839.

1824. Weibertreue-Verein. Restauration der Burgruine.

1826. Bildung des Gerichtsnotariats-Bezirks Weinsberg und der Amtsnotariate Eschenau und Löwenstein. Die sogenannte »Seherin von Prevorst", Somnambule in Weinsberg bis 1829.

1830. Juli-Revolution in Paris. König Louis Philipp v. Orleans.

1833–35. Magisch-magnetische Heilart von Dr. Kerner an sogenannten dämonisch- magnetischen oder Besessenen.

1835. Geistergeschichte im hiesigen Gesängniß.

1836. Pensionirung des Decans v. Heyd. Nachfolger Decan Dillenius bis 1857.

1840. Constituirimg des landwirthschaftlichen Bezirksvereins. Erstes Fest desselben. Großes Mannöver des 8, Armeeeorps bei Heilbronn. Bad. u. württemb. Quartier.

1841. Regierungs-Jubiläum König Wilhelms in Stuttgart. Deputationen.

1842. Errichtung einer Postexpedition in Weinsberg.

1844. Neue Straße nach Heilbronn durch den mittleren Stadttheil. 1846–47. Theurung in Folge der Kartoffelkrankheit. Suppenanstalt. Durchreise des Kronprinzen mit seiner neuen Gemahlin, Großfürstin Olga.

1848. Revolution in Paris- Constituirung einer Republik. Unruhen im Hohenlohe'schen etc. Aetenverbrennung in Weiler durch Neuhütter. Errichtung einer Bürgerwehr. Volksversammlungen. Abgeordnetenwahl zur Frankfurter Nationalversammlung. Besreiung der Gesangenen von Neuhütten. Erzherzog Johann, Reichsverweser.

1849. Emanation der »Grundrechte" und »derReichsverfassung." Unruhen und Kampf in Baden- Preußen vor Rastadt. Rumpfparlament in Stuttgart. Heilbronner Unruhen. Durchzug der Heilbronner Bürgerwehr vom Militär verfolgt. Sprengung des Rumpfparlaments. Vertreibung der Reichsregentschaft. Einführung von Schwurgerichten. Papiergeld.

1850. Justinus Kerner aus Ansuchen pensionirt.

1851. Errichtung eines Pfarrgemeinderaths. December: Pariser-Contrerevolution. Louis Napoleon. Theurungsnoth bis zur Erndte solg. Jahrs. Wohlthätigkeits-Anstalten. Aushebung der «Grundrechte."

1852. Oberamtsrichter Zimmerle und Oberamtmann Bürger in Weinsberg. Louis Napoleon als Napoleon III. Kaiser von Frankreich.

1853. Drei Feuersbrünste in Weinsberg, die stärkste am 5. Mai.

1854. Hang, Stadtschultheiß in Weinsberg. Pfarrgemeinderaths-Erneuerung. 1855–56. Verlegung des Oberamtsgerichts in das angekaufte vorm. Mall'sche Haus.

Erste Diöeesan-Synode in Weinsbergetc.

1856. Errichtung einer Sonntags-Gewerbe- und Abend-Fortbildungsschule.

1857. Decan Dillenius pensionirt. Nachfolger Decan Hegelmaier. Diae. Heyd Profess., Bibliothekar in Stuttgart. Nachfolger Jäger.

Ausgezeichnetere und gute Weinjahre.

(.* Vorzügliche Qualität.)

J. 1140. (J. der Weibertreue.) 1152. 1183. 1217. 1236. 1270. 1274. 1276. 1279. 1280. 1287. 1^293.* 1294.* 1295. – 1303.* (köstlich). 1318. 1328.* 1333.* (Ausbd.) 1336.* 1338.* 1368. 1372. 1383.* 1385. 1386. 1387. 1394.* 1398. – 1411. 1420. 1421.* 1426. 1428. 1432* 1437.* 1438. 1442. l444. (viel.) 1446. 1448.(viel.) 1449. 1450. 1461. 1464. 1465. viel. 14 67.* 1470. 1472. 1473.* 1475.* 1476. 1479. 1480.* 1482.* 1483.* 1484.* 1493. 1494* 1495. 1496. 1497. 1499. – 1503.* 1504. 1505. wenig. 1506. wenig, doch gut. 1508. 1510. 1514. * 1516. wenig, aber gut. 1518. wenig, aber Ausbd.*' 1521.* 1522. w. a. g. 1523. 1525. w. a. g. 1530. w. a. g. 1531. 1534. w. a. g. 1535. 1536.* 1537. w. a. g. 1539. reich* 1540.* 1541. w. a. g. 1543. w. a, g. 1546.* 1547. 1550.* köstlich. 1551. 1552. 1558.* 1567. 1572.* wg. ab. köstl. 1575. 1576. wen. ab. Ausbd.* 1578.* 1583. reich. 1584. reich. 1590.* 1593. w. a. g, 1596. Beerliswn.* 1599. * deßgl. – 1603. gut. 1605. 1607. w, a.g. 1610. Ausbd. * ab. wg. I612.wg. aber sehr gut* 1615. ebenfo.* 1616. köstlich* ab. wg. 1619. wg. ab. g. 1629. 1630. * 1631. * 1634. viel u. gt, ab. v. Kriege verdorben. 1636. gt. u. zieml. viel. 1637. deßgl. 1638. wen. ab. Ausbd.* 1642. w. a. gt. 1644.* w. ab. Ausstich. 1645. viel u. stattlich gt. 1646. w. a. g. 1647. 1652. 1653. v. u. gt. 1654^ deßgl. 1655. viel u. köstl.* 1660. 1666. *f. gut. 1669.* 1670.* 1676. v. u. gt. 1678. 1680. 1681. w. a. gt. 1683. 1684. 1686 w. a. f. gt. * 1689. w. a. gt. 1699. deßgl. – 1700. w. a. gt. 1703. 1706. ausgez.* 1707. v. u. gt. 1711. deßgl. 1712. deßgl. 1718.* 1719. 1723. w. a. gt 1724.* 1727. gt. 1728. ausgez. * 1731. 1737. 1738. wen. ab. vorzügl.* 1739. reichl. ab. mittelm. 1741. wenig, ab. ausgez. gut.* 1744, wen. ab. f. gt.*) 1746.* 1747. w. a. gt. 1749. deßgl. 1750. w. a. f. gt.* 1752. zieml. viel u. gt. 1753. ausgez.* 1755. w. a. gt. 1759. zieml. v. u. gt. 1760.* 1766.* 1774. w.a.gt. 1777. wg. ab. ausgez.* 1781. 1783.* 1788. vorzügl.* 1793. wenig aber recht gut.* 1794. 1798. r. gut.* – 1800. w. a. gt. 1802. u. 1804. v.u.gt. 1807.* 1808. viel. 1811. ausgez.* 1818. f. gt.* 1819. viel u. gt. 1822. ausgez.* 1828. f. reich. mittelm. 1834. ausgez.* 1835. viel u. gt. 1842. wen. ab. recht gut.* 1846. ausg.* 1848. 1855. 1857. ausg.*

Theurungs- und Hunger-Jahre.

1145. 1146-48. 1196-98. 1224–26. 1270–72. 1310. 11. 12. u. 1313. 14. 16. u. 17. 1320–27. inel. 1338–40., 1344. 1348. mit folgender Pest. 1372. – 1430. 1434. 1439. 1447. 1453–55. 1457. 1469. 1485–87. – 1501. mit solg. Pest. 1508–13. ine,. 1528–33. inc-I. 1559. 1562. 1569. 70. 71. 72. 1573. 74. mit Pest. 1589. – 1608. 10. 12. mit Pest. 1614. 1622–26. mit Pest. 1627 u. 28. 1634 und 35. mit Pest. 1636 und 37. mit.Pest. 1638. 1693. 94. – 1770. 1795. 96. 1816 u. 17. 1846. 47. 1852. 1854.

Kometen in den Jahren:

1145. 1187. – 1214. 1264. – 1301. 1305. 1337.(2.) 1375. – 1401. 1402.(2.) 1433. 1456. 1472.(2.) – 1500. 1506. 1526. 1530. 1531. 1532. 1533. 1538. 1556. 1558. 1573. 1577. 1580. 1582. – 1607. 1618. 1680. 1682. – 1742. 1743. 1744. 1759. 1769. – 1811. 1835. 1843. 1854.

Der Halley'sche: 1456. 1531. 1607. 1682. 1759. 1835. S. oben. Die meisten im 16. Jahrhundert. Die wenigsten im 13. Jahrhundert.

Erdbeben in de» Jahren:

1146. 1167. 1170. – 1201. 1211. 1215. 1281. 1295. – 1348. 1356. 1357. 1362. 1372. 1384. 1395. – 1402. – 1509. 1517. 1590. – 1601. 1603. 1630. 1648. 1651. 1655. 1682. 1685. – 1719. 1724. 1727. 1728. 1735. 1737. 1755. (Lissabon.) 1769. 1774. 1781. 1787. – 1806. 1839. 1846. 1855.

Die meisten im 18. Jahrhundert. Die wenigsten im 15. Jahrhundert.



erblühen konnte, wie kurz vor dem Untergang ihres Hauses aus der Grafschaft Württemberg ein Herzogtbnm ausging. Aber ihk Rekchkhum wurde von de? ste? v geldbedürftigen römischen Königeit (f. oben) und von dem Aufwand, welchen M c liehenen Ehrenämter erforderten, verschlungen. Burg um Burg- Stadt um SK ’ halbe und ganze Herr schaften mußten verpfändet oder Verkauft werden- um Schu ex szu bezahlen und Ansprüchen aller Art zu genügen; und der Esbßte des Hank L u Konrad 11, stand in aller seiner Größe dem Untergange am nachsten. AUk le .xs Söhne, ze Letztetö dieses Geschlechtes, geht kaum noch ein matter Schlmmer e früheren lanzeö ü er. en des . . Wir geben null cillc Zusamnlclzstcllllug der wettläuflgen Besltzutzg Hauses Weinsberg, woraus erhellt, wie und wann sie erworben und wieder ver- äußert worden sind. W Wieder vetaußert. Ererbt oder Erheirathet, (zum Theil mit Belehuung.) 1) Weinsberg. Nach er- Herrschaft J-- richtet im –J. 8t4, von K. Ludwig dem Frommen; aus Dieport übertragen 1140, neue Belehnung von K. Friedrich 17. 1465. z) Burg Weinsberg, 814. 1140. Wiederbelehnung von K. Wenzel 1380. v. K. Ruprecht 1408. b) Hof aus der Markung der Stadt Weinsberg. Die Stadt selbst Reichsstadt – denen von Weinsberg verpfändet (s. unt. Verpsdg.) von König Albrecht 1. 1303 von K. Heinrich 711. 1313, von K.- Ruprecht 1408, von K. Sigismund 1417. Patronatsrecht von K. Wenzel 1380, als Lehen von K. Ruprecht 1408. o),Assaltrach. Lehensherrn noch 1405. C) Bitzfeld, ursprünglich zur Herrschaft Weinsberg gehörig. sz) Böhringsweiler, Burg und Weiler. Chur-Pfalz. halbe an Pfalzgraf Friedrich 1450. Ver- leihung der geistlichen Psrüuden in der Herrschaft dem Erzstift Mainz überlassen 1338. 1 Theil der Burg an Markgraf von Baden verkauft ca. 1331. von diesen zurück eingelöst 1341. an Erzstift Mainz verkauft 1388, auf Wiederlösung, welche erfolgte. desgl. ein Joh. von Gemmingen 1438. 1,2 an die Wittwe von Gemmingen ver- pfändet 1446, mit der Herrschaft .an Churpfalz gekommen 1450. all Gut aus der Marlung Weinsberg an Pfalzgraf Otto von Mosbach, uf Rückfall nach dessen Tod, verkauft 423, .an Churpfalz verkauft 1450 (vor Rückfall 1461). Die von Weiler damit belehnt, die es 1406 an den Johanniter-Orden verkaufen. Zehnden hier und den Kirchensatz hatten die Reichsschenken –von Limpurg und schenkten ste 1255 dem Kloster Lichten- stern; mit b) auf Rückfall verkauft 1423 an’ Pfalzgraf«Otto: (Vor Rückfall 1461 an Churpfalz gekommen 1450. an von Hohenlohe verkauft 1330, von Hohenlohe an Chutpfalz 1371, SE Ctetbt oder etheirathet.. t) Brettach wie C) Oberlehenshettu. Z) Btetzfeld wie C) und O) (kommt im Oehr. Stiftunge-Brief bei Haufelmamt unter den dem Chorherrnstift in Oehrin- gen zur Hälfte vom Bischok von. Regensburg 1037 gegebenen Orten vor, aber ebenso namentlich unter den 1423 verkauften bei Ludwig). 11) Buchhorn, wie versteh. . i) Dimbach, desgl. 8) Eberstadt, desgl. 1) Eichelb er g, Oberlehensherrlichkeit. 11) Ellhofen. Oberlehensherr. kfz gekauft 1356. 1037 an das Chorherrnstift Oeh- ringen vom Bischof von Regensburg ge- geben. (Blos M2 Theil davon, wie nach Binder [I. u. 1..4.] noch bis ins 18. Jahrhundert ander juri8Cicti0n civ. das Stift Öhringen IX; und Württemberg nur ls; hatte.) to) Gellm ers bach. Ca) Gr antschen (Granzisheim) schon 1037 vom Bisthum Regensburg an Chor- herrnstift Öhringen gegeben (aber nur zum Theil, und bald an Weinsberg übergegangen). Hölzern (Lehen von Würzburg 1323). Klingen (Klingenhof). Mit Ebersiadt K) Wittumgut 1304. Lenach. Maienfels mit Neuhütten. Ober- lehnsherren. 13. Jahrh. R a p b a ch (Rappach) (Erbgut). Schepbach. Rückfall 1461. Wieder veräußert. den Herren von Brettach zu Lehen ge- gegeben 1276-1479, mit b) und C) aus Rückfall verkauft 1423 an Pfalzgraf Otto (Rückfall 1461), wie s) 1423, Rückfall 1461, schon 1412 halb an Churpfalz verkauft mit 1). an Kloster Lichtenstern verkauft 1311. der Wittwe Conrad’s 111. als Wittum gegeben 1304, Rückfall 1331, 1412'halb an Churpfalz verkauft; an Pfalzgraf Otto auf Rückfall verkauft 1423; an Chur- pfalz verkauft 1450 (Vor Rückfall 1461). Weinzehnde als Lehensherr an die von Weiler, s. Weiler. 11) Die Oberhoheit kam an Churpfalz 1423, von dieser 1504 an Württemberg. rn) halb an Churmainz mit Scheuerberg verkauft 1335, welches diese Hälfte 1484 an den deutschen Orden verkaufte, halb wie b) an Churpfalz auf Rückfall 1423. 11) wie b) namentlich unter den 1423 an Churpfalz verkauften. Zehnden daselbst dem Kloster Schbnthal vermacht 1447. 0) wie b) verkauft 1423, Rückfall 1461. p) Rückfall 1331, mit 1) halb an Churpfalz verkauft 1412. q) wie b) verkauft 14231 Rückfall 1461. ga) denen von Maienfels zu Lehen gegeben 1300. rs) wird nicht Unter den 1423 verkauften ge- nannt; (an die Herren v. Rappach, welche 1215-1400 vorkommen, zu Lehen gegeben.) 8) wie b) 1423 an Pfalz verkauft. Rugger, –Edelknecht von Schepbach schenkt 1366 dem Kloster Lichtenstern Güter in Brehfeld. 37. Gtetbt UH ethektsthet. t) S ch w a b bach (Suabach). 1) Güter das bei 1037 vom Bischof von Regensburg dem Chorhetrnstift Oehtiugen gegeben. tt. Güter dabei 1254 dem Kloster Lichten- stern gehörig. 2) 1193 noch Besttzthum des Klosters Ebrach, von diesem verkauft? n) Siebeneich. 7) Steinsfeld mit Lehren. Oberherrlichlt. vv) Sttlzbach (gehört es 0. als Lehen von Würzburg 1323). vv) (Waldbach, Oberlehensherrn wie Muiensels, wozu es gehörte). 1) Weiler (Willäre), mit 1) Eichelberg 1037 vom Bisthum Regensburg, dem StiftÖhringen gegeben.Oberlehensherrn. F) Wimmenthal (gehörtssck 0 als Le- hen von Würzburg.) t) Wüstenroth, mit Parcellen. 2) Herrschaft Stettensels. H) Burg Stettensels. b) Donbronn. o) Ober- und z) unter-Gruppejtbach. o) Kapsenhard 2 Vielleicht eingegangener Ort 2 (Das im jetzigen Ort Neuenburg gehörte denen von Nippenburg 1283.) 3) Herrschaft Scheuerberg. A) Burg Sch euerberg. Wahrscheinlich erst von den Weinsbergern erbaut; ge- wiß die Burgcapelle 1264. b) Re ckarsulm, Stadt. c) Binswang en. Kl. Schöuthal besitzt hier und in s) Güter schon 1176 (Stälin), später auch Kl. Lichtenstern. C) Erlenbach, s. c). c) J a xtfeld. Stift Wimpfen besitzt Güter das. ca. 1238. 1) Kocherthüren. Kl. Schönthal besitzt Güter hier 1237. Mühle daselbst. Wieder veräußert. t) wie b) verkauft 1423. Rückfall 1461. u) wie b) 1423. Rückfall 1461. 7) Lehenstrüger die Freiherrn von Wei- ler und von Gemmingeu. 1393. vv) wie b) verkauft 1423. Rückfall 1461. Zehnden das. dem Kloster Schönthak vermacht 1447. UN) wie Maiensels 1300. 1) Weinzehnden das. als Lehensherr aus die von Weiler mit 1) übertragen. y) dem Kloster Schönthal überlassen 1317 und 1425. mit o) Böbringsweiler andie von Hohen- lohe verkauft 1330, von Hohenlohe 1371 an Churpfalz verkauft. An Pfalzgraf Ludwig zu Lehen gegeben 1377. Verpsündet an Wilderich von Filmar, 1333, verkauft an Erzstift Mainz 1335. an Erzstift Mainz verkauft 1335, mit b) und den anderen Orten und von diesem an den Deutschotden vertauscht 1484. von Konrad 17. seinen Söhnen über- geben 1323, mit a) an Mainz verkauft 1335. Hof, Güter und Weingarten das. an Kl. Schönthal verkauft 1279. Dots an Churmainz 1335. Güter und Weinberge das. dem Kl. Hirschau geschenkt schon 1140. Dorf an Churmainz 1335. O) Vogtei das. verkauft an von Wittstadt 1381. 1) als Wittum gegeben wie oben 1) 1:) Eberstadt 1304. M Gtetbt oder erteiuthet.– 8) Lauteubach, Hof. b) Böllinger Hof. Zehnder: das. 1) Lemb ach. Vielleicht Hof abgegangener oder – 1) tz s. Lenach? 1) Oedheim. Güter das. etkanft von Craft Kellner 1346. 1 Böckingen. Zehnden daf. früherReichs dorf CStälin ll. 662), wo später Kloster Schönthal, Odenheim, Biethmn Würz burg und Stift Wimpfen Güter hatten. Dorf selbst als Reichslehen an Löwen stein 1294 und von diesen 1333 an Heilbronn verkauft. 4) Sindringen. 1140 von dem Grafen von Calw-Löweustein pstrimvnium Con tsdi 1. genannt 1231. Güter daselbsi 1037 vom Bisthum Regensburg an das Stift Öhringen gegeben. s) Tiesenfall, wie Sindringen. b) Wollmuthshausen. desgl. c) Zwieflingen. detzgl. C) Schellenberg, desgl. Hof nicht mehr vorhanden. O) Holztveiler, desgl. t) Erusba ch. Zehnden vom Bisthum Regensburg schon .1037 dem Chorherrn Stift Öhringen bei dessen Gründung ge geben (v. Stälin 11. 599). 5) Herrschaft Münzenberg, Falken stein, Königstein, mit Lich, Götzen heim, Buzbach, Weibstadt, Laupach, Haa gen, Assenheim. Miterben mit denen von Falkenstein 1256. Vergleich. Erbrecht gerichtl. aner kannt 1389; von Anna an Marit. Kon rad 11. eedirt 1403. Nach Falkensteins Tod von K. Sigmund damit belehnt 1420. Proceß darüber 1442-1444. Reichoacht gegen die renitirende Städte. Neue Belehnung von K. Friedrich 17. .1465. S) Meter rerssßett. Güter und Zehnden das. verkauft 1326 und 1346. Mühle dem Prediger Kloster in Wimpfen gegcken 1321. an Churmainz verkauft 1335. Zehnden an Stift Wimpfen verkauft 1410. s. oben 1) g. Kitchensatz daf. . an sl. Schbnthal ge schenkt 1328. Dorf an Churmainz ver kauft 1335. Zehnden. das. dem Kloster Lichtenstern geschenkt 1242. Güter dem Kloster Schbnthal geschenkt 1279, welche Heinrich Gribo von Heil- bronn n.Dienemnnde Snabel, Schwester einer Jrmengarde von Weinsberg? theil weise von Schbnthal zu Lehen trugen 1279 (Iäg. Heilbronn). Güter an die von Bückingen verliehen und von diesen an Kloster Schbuthal verkauft 1310. 4) Sindringen. Güter das. mit O) b) O) 6) O) der Kirche zu Würzburg zu Lehen auf getragen 1231 An Wild Engelhards nt. geb. von Ho henlohe als Morgengabe 1328. Kirche daselbfi dem Kloster Schbnthal geschenkt 1328. s–·-O) 1231 der Kirche zu Würzburg zuLehen aufgetragen. t. Au die von .Sittdtittgen verliehen und 1298 dem Kloster Schiinthal zugeeignet. Antheil an Münzenberg denen von Fak kenstein verkauft 1270, nach Heimfall von diesen neue Belehnung damit von Fulda 1424 (Ludwig). 1269 werden der Braut Konrad’s lll. Elisabeth von Katzenellnbogen.1000 Mk. Silbers aus Burg Münzenberg, Assen- . heim und Hagen angewiesen. Ererbt oder etheiutbeks )Braunecksche Erbschaft1403 von Konradtz 11. G a ttin , Anna v. hohen lo he, Wittwe des Konrad von B raun c ck mit st) Aub , hälftig 1403. Mt Antheil an Go ßm anuodor f- 'Erbschafwantheil von Philipp son. 1467. b) B n t g en r o t b. soc. anno Vogtei das. Lehen von Würzburg 1427. c) Buch 1403. Vogtei Lehen wie in b). it. Baldersheim 1403. Hofkanf 1406. s. unten. ) Biberehren. cod. anno später erkauft von Konrad v. Seckendors 1424. Vogtei das. Lehen von Würzburg 1427. O) Hopfetstadt. secs. untzo 1409. Ver gleich mit Neu-Münster in Würzburg dtzßharb 1417. t) Gelchsheim. cock. 1403. 8) S t all dorf wie sutsc.- 1408. 11) Bvkrkenbach. See. soz. so. 1) Niederbalbach. Weinzehnd. eco. so. K) W ei cke rshe im. Pfandschaft. cs. unten). ) Königshofen. cock. anno verpfändet schon 1398 von Hohenlohe. Erbschafts antheil.von Philipp sen. 1467. tn) Rindetfeld. desgl. cock. ) R ett e r sh e i nt. cock. verpfänd. schon1398. Erbsch aftsantheil von Philipp son. 1467. o) N e ub r o nn. ooe!. desgl. 11) Wermuth shans en. cos. desgl. C) Neuenstein verpfändet cock. eo. )Tauberzell. cock. Wieder veräußert. 1399 an von Baldetsheim verkauft, halb eingelöst 1422. Theilung mit v. Baldersheim 1436. Anna von Hohenlohe, Konrad’s 11. Gattin erhielt die Hälfte bei der Thei lung 1403, dem Stift Mainz zu Lehen 1468. wie z) Anna v. Hohenlohe, Konrad’s 11. U1. wle O). wie O). Vergleich deshalb mitSchwarzenberg 1406. desgl. mit Rothenburg 1409 wegen Leib- eigener daselbst. wie O) 1403. 1) wie O). Z) wie 11) verpfändet *an Mainz und Würz- burg 1422. 11). wie O). 1) wie O). 1:) wie O). 4. Theil an Pfalzgraf Otto verpfändet 1426, an Nippenburg 1430, an von Handschuchsheim verkauft 1431 1) wie O) 1441 der Tochter .Konrad’s llc. gegeben. mit Z) verpfändet1422.. rn) wie O). an von Nippenburg verpfände « 1430. an von Rosenberg verkanst 1445. 11) wie O) mit g. verpfändet 1422. O) wie O). O) und p) mit 111) verpfändet 1430 und verkauft 1445. ls) stehe 9)- g) s. oben 1403. Vgl. unten Lehen. t) Antheil an Dorf und. Gericht verkauft an Hanns von Hirschhorn 1408. Etetbt oder ethetyuthet. Reigeleberg Burg verpfändet von Würzburg 1397, erworben 1403. Erb- schaft von Anna von Hohenlohe. Belehnung von Würzburg 1413, 1427. eingelöst 1425 durch Konrad 11. Be- lehnung erneuert von Würzburg nach Heimfall von Hohenlohe 1442. Erbschafts- theil und Residenz von Philippzsu. 1467. Herrschaft N eu f fe n. Durch Konrads 17. ut. Luitgarde von Neuffen mit b) Gütern in Nürtingen, c) Gütern an der Grmo, Mit Herrschaft 7.) 8) Herrschaft Win n e nd e n. Wieder Lehen vom Bisthum Worms 1411 ??? (scheint irrig) s. oben Text bei 1411. 9) Burg Stein, 'von Conrad 111. ut. Elisab. v. Katzenellnbogen ererbt ca, 1277. 10) a. Besitzungen in Bessungen an der Bergstraße. 10) b. Die Dörfer und Burgen im Elsaß: Riekelch er eirat etvou En el- tzx- Uebs«k«9ek’- had r11. durch Ht:. »Eö::: Gräfin von Leiuingen.

tKidsau,

11) Burg Limpurg, von Engelhard lll. ut. Luitgatde von Limburg. 12) Antheil an Burg und Stadt Erbach durch Kotlrads 7. ux. »u. Durch Kauf erworben oder verpfändet erhalten im 13ten Jahrhundert. Buch e n , Stadt am Odenwald 1220, st; von Graf von Düren verpfändet erhalten. Buchen, Weinsbergische Zollstätte. Düren, Wallsren, mit Patronat. Biberach Frnchtzehuden daselbst von und Bischof von Worms erkauft Niefern, 1 1254. Güter von Gemmingen übergeben 1344. Wimpfen, Burg das. und Zehnden von Worms übergeben 1254. Landacht und Mühle, s. 1336. Kocher-Steinsfeld. Patronat von Kloster Amorbach erkauft 1281. mit Bogtei das. belehnt von K. Wenzel 1380. mit Bogtei über den Nonnenhos, das. belehnt von K. Ruprecht 1408. Wieder veräußert. verkauft an von Rosenberg 1416 mit Würzburgischetn Eonsens. an Württemberg verkauft 1301. verkauft 1284 durch seinen Schwager, Bertold von Neuffen. Fischerei in der Erms bei diesen Gütern dem Kloster Zwiefalten gestattet 1300. 8) an Württemberg verkauft 1325. 10) 10) 11) 12) Rückfall 1331. geben ca. 1250. berg gestattet. Sitz der Wittwe Konrad’s 111. 1304, a. Denen von Altenburg zu Lehen ges b. 1371 verkauft an den Deutschordens- comthur Siegfried von Venningen. 1334 Wiederlösung von Conrad v. Enz- von der Wittwe an Pfalzgraf Ruprecht verkauft. Unbekannt, wann wieder eingelöst, oder veräußert vor 1306 an K. Albrecht veräußert und von diesem zur Dotation des St. Annen- Altars im Spehrer Dome gegeben. halb Dots Biberach verkauft an Otter 1369. Güter das. an Kl. Lichtensteru 1445. Burg, Landacht und Mühle an die Stadt Wimpfen verkauft 1336. KSt. Dorf verkauft mit Neuenstadt 1405 an die von Helmstadt. Kirchensatz an Stift Möckmühl übergeben 1432, verkauft an Churpfalz 1445. Etmst oder vetpstrdet erhalten. . . Iöszjxsm und Eütet dascthst. Gügliugen, Stadt, durch Verpfändung erhalten ca. 1290, wahrscheinlich von denen von Magenheim. Ernsbach. Zehnden das. im 14ten Jahrhundert. Weinsberg, der dem Reich gehörige Theil der Stadt von K. Albrecht verpfändet 1303 und von Heinrich l3l2. Lehen von K. Sigmund 1417. N eipperg, Burg. Antheil daran wahr scheinlich von denen von Neipperg verpfändet. Reichenstein, Burg. Von K. Heinrich 711. durch Verpfändung erhalten 1312. Neckar- Gmünd, Stadt, von cock. 1312. Neckar-Burlen, von soo. 1312. bestättigt von K. Ludwig 1317, mit Vogtei daf. bez lehnt von K. Ruprecht 1408. Obrigheim, Schloßund Dorf von K. Ludwig durch Verpfändung erhalten 1316. Kirchstätter Hof dabei, früheres Ei genthum. Neckarelz, wie Obrigheim 1316. vgl. 1408. Mbrtelstadt, wie Obrigheim 1316. Diedesheim, desgl. 1316. Rohrbach, desgl. 1316. Sinzheim, Burg und Stadt, desgl. 1316. von K. Ludwig. tt. von Pfalzgraf-Otto 1426. Ein Hof bei Schluchtern. Mönchhof bei Schlnchtern vom Kl. Maul bronn erlanft 1407, f. unten. Schluchtern, Dorf um diese Zeit. Neidenan, Burg und Stadt. Heimberg. Antheil daran erlaust von Lochilen (Hohenlohe?) 1360. 3 Dörfer Sch esslenz, Ober-, Mittel-, Unter- vom Reich verpfändet. von Hohenlohe gekauft 1344. (Rückfall 1461 –) 61 G. W. Wiedersnetcußert. als Lehensherrn sub uam toutlsli an Heinrich von Tullan verkauft 1290. Kirchensatz an Kl. Dineprnck überlassen 1295, kam nachher an die von Neuffen. als Lehenoherr. an die von Sindringen verliehen, später 1298 dem Kl. Schön thal zugeeignet. mit der halben Herrschaft Weinsberg an Churpfalz verkauft 1412, all Gut auf der Marlung verkauft an Pfalz grafen Otto auf Rückfall 1423. 1321 von Engelhard 711. dem Grafen Eberhard von Württemberg versetzt. Beide bald daraus wieder eingelöst. NG. NB. Au Engelhard von Hirschhorn aus Wiederlösung verkauft1353. wieder eingelöst. Wann? unbekannt. Kirchst. Hof kam mit der Wittwe Konrads 7. an deren 2ten markt. Gott fried von Eppensiein. von Konrads 7. Wittwe, als ihr Wid dnxngut 1377 an Pfalzgraf Ruprecht verkauft. wie Obrigheim. Diedesheim mit Reckarelz verkauft 1377. an Reinh. von Sickingen verkauft 1338. kam später an Pfalz. Wann wieder eingelöst? unbekannt. an Sinz Vogten aus Wiederlösung ver kauft 1319. an Pfalzgrafen Otto von Mosbach ver pfändet 1430, hieraus verkauft. an' die von Hohenrieth aus Wiederlösung verkauft 1326, Wiederlösung vom Erz stift Mainz 1335.- Verkauft an Mainz1358. unbekannt, wann? Aus –Wiederverkauf an v. Hirschhorn verkauft von Konrad 711. 1354, vom Erzstift Mainz eingelöst 1362. Churmainz den Ankauf gestattet 1421 aus Rückfall an Pfalz verkauft 1423. E Etlaust oder vetpsimt erhalten. Degmarn. Güter daselbst erkauft 1346 und 1366. Helmbund, Güter daf. erkauft von denen von Helmbnnd 1354 u. 1371 Gllhofen. Ps von Wolff v. Stein erkauft 1356 Alefeld und Ktebsbach. Leibeigene das. gekauft 1363 Kees b a ch, Weinsbergische Zollstättc Boltmats n. Eifelsheim (Eichholzheim) Güter das. gekauft 1363 Siglingen (Segeningen ?) 1363. Rückfall 1461, zur Stadt gemacht 1363. Brettach, Zehnden von Hohentieth 1363 (Lehen von Würzburg.) Mühle daf. schon 1344. Dorf Rückfall 1461 Maienfele, früher Reichegut. Weinsberger Oberherrlichkeit. Wald, der Prüel erlauft von denen von Maienfels 1367. Burg 1375 und 1409 Heidelberg, Hof daselbst. Clever-Sülzbach, Güt. daf. gekauft 1371 von denen von Hornberg Neuenstadt. Güter daselbst. von denen von Hornberg 1371. von Götz Weinsberger 1408. Stadt wieder eingelöst. Gochfen. Dorf. Kocher-Steinsfeld. Patronat von Kl. Atnorsbach erksrft 1281 Vogtei Lehen von K. Wenzel 1380. Dahenfeld, Vogtei, f. Lehen. Burg daf. Ansprüche der von W ei ler abgewiesen 1354. Hain, Hof 1375 In der Roth Steinbrüche und Fischerei bei Bbhringeweiler 1379 Herbertshe im, große Wiese daselbst, ver pfändet von Mainz 1379. Oefsnungstecht aus der Burg 1328. Gleichen, Burg, von denen von Löwen stein mit Gesiattung der Wiederlösung er kauft 1380. Wieder veräußert. D. Vergleich mit v. Sindringen 1398, ver kauft an v. Helmstadt 1405 H. siehe Neuenstadt. G. 1412 n. 1450 mit Herrschaft Weinsberg an Churpfalz verkauft. Kresbach an Psal z verkauft 1423. B. u. G. unbekannt, wann? mit Weinsberg an Pfalz verkauft 1423 Wald dem Stift Mbckmühl verpfändet 1423 Güter und Zehnden an Stift'Öhringen verkauft 1433 Vergleich mit v. Sindringen 1398. Dots 1423 an Pfalz verkauft, s. Ritckfall. Lehensträger dievon Maienfels. Städt chen und Burg 1441 von den Reiche- städtern, unter Anführung des Haupt manne Ehinger von Ulm, zerstört. verpfändet an Blickard von Landschaden 1375 Cl.S. verkauft mit Neuenstadt an Churpfalz N. ca. 1445 an die von Helmbund verpfändet 1405 auf Wiederkauf. sl; verpfändet den von Heltustadt 1431 aus Wiederlösung 1433; an Churpfalz verkauft 1445 verkauft mit Neuenstadt 1405, detgl. an Churpfalz 1445 K.St. verkauft mit Neuenstadt 1405 Gl. Kirchensatz dem Stift Möckmühl über geben 1432 andie von Helmbund verkauft 1405 unbikannt, wann? Unbekannt, wann? an Hohenlohe. wieder eingelöst, unbekannt, wann an Hohenlohe übergegangen 1416 durch Einlösung Gtknst ster lletsfätset Erhalten. und verpfändet von Lsweustein Herrschaft, H 1415. Vörrenberg, Kelter das. 1384. Weicketsheim, Stadt und Schloß 1391 und 1 398. (Lehen von Würzburg.) sz O. H essenthal, Vogtei und Gericht. 1398 durch Kauf von Hohenlohe auf Wieder lösung, s. oben Konrad 11. 1398. z) Königshofen an der Tauber, später ererbt 1403, s. oben. d) Rettersheim, eretdt 1403, s. oben. 0) Neudronn später 1403 (Neunbronn) 4) Rinderfeld )Oberndors f ettattft si) und 8) ererdt 1) Streichen 1398. von thal Brauneck, 8) Wemprechts (WehrmuthO-) s. oben. hausen. ferner um diese Zeit: 11) Hollenbach. 1) Adolzhausen, 1:) Elperoheim, 1) Schestersheim, m) Stal(n)dors, 11) Queckbtonn, 0) Nassau. Früher vor 1319 besessen: p) Reinsbronn (Reinoldsbronu). cz) Hörtighofen (Hertwigshofen). r) Engelbtechtshausen. 8) Hohenbuch, Hof. t) Neunkirchen, vor 1319. Kr autheim, Burg und Stadt 1399. mit Ballen berg, vom Erzbischof von Mainz erkauft. Güter in Reinoldsbu rg (Reinsberg) und H ertlinshag (bei Hall). Im 15. Jahrhundert. W achb ach. Weinzebnden 1400. von Beringer Reich in Mergentheim erkauft. Ei e r h a u s en. Gefälle und Gülten 1403Z19 von Geyer von Gibelstadt erkauft. V. W. Wieder verändert. an Hohenlohe 1416. an Hohenlohe übergegangen, wann? 4te Theil an Pfalzgraf Otto 1426. Das Wiedereingelötzte an die von Nip penburg vetpfändet 1430. an die von Handschuchsheim mit Würz? burgischem Consens verkauft 1431. 1396 an Kl. Homburg für einen Jahre tag. u) K. von Konrad 11. 1422 verkauft auf Wiederkauf an Erzbischof v. Mainz und Bischof von,Würzburg. d) R. wie O). o) N. O) bis S) wie 8), sodann die wieder- eingelöste c) bis Z) mit Weickers- heim an Eberhard von Nippenburg verpfändet 1430, wieder eingelöst und an Konrad von Rosenberg verkauft 1445. ) R. schon 1453 an von Rosenberg verkauft. S) O. 1’) St. Z) W. 11) i) 1:) 1) m) 11) o) von Konrad ll- aus Wiederkauf an den Erzbischof von Mainz 1422. und den Bischof von Würzburg verkauft. p) g) t) verpfändet an Albrecht ZVVU Hirsch horn 1319 . Güter und Gülten in 1-––t verkauft luz- ) an Pfalzgraf Otto verkauft U23- .) 1319 an Pfalzgraf Ludwig des-ksmkts B. unbekannt, wann wieder veräußert. R. u. H. 1399etlichen Bürgern in heilbronn verliehen. G. unbekannt, wann? Ettapst oder Oct.siudet erhalten. Valdersbeim, 3 Höfe das. 1403 und 06, von Truchseß von Baldersheim etkauft. –Mühle daselbst. 1402. Vogtei das. Lehen von Würzburg 1427. M och i ng e n, Hof daf. 1406. Vergleich mit Graf v. Schwarzburg. M ö nchho f in Schluchtern 1407. von Maul- erkauft. Stein S b e r g bei Sinzheiut. Burg 1408. Vergleich mit Grafsvon Leuchtenberg, seinem Schwager. L an g e nb u r g , verpfändet 1413 vom Vischof von Würzburg. M 3 ckm li hl, deogl. von Hohenlohe 1413 mit Würzburgischem Lehenscoufene und Ve- lehnung. Br aunbach. Güter etkauft 1419 von denen von ’Gotzheitn. S i cking en. Fischerei verpfändet 1419 von Schultheiß Grimm. Haß m er sh eim. Güter 1419 wieder ein eingelöst. Adolzhausen. Güter das. erlaust 1421 von Agnes Schreiberin in Mergentheim, ebenso Güter in Zimmern, Turtel und Wachbach 1421 Güter von Sehfard von Michelfeld 1421 in Laupach, Nehdeck, (Neudeck) für ein jähr- Mühlbach, liches Leibgeding. B tt ch e t a ch , Vu ch und Weiß l ensbur g. Vib er e h r en, schon früher besessen (s. oben Brannecksche Erbschaft), von Konrad von Seckendorf ' wieder gekauft 1424. Geiselbrechtshofen (G e i s e r ts h o fe n) 1425. Güter von Heinrich Fickel erlaust. Vurg Klingen 1425, Dorf Klingen erlauft von Konrad von Seckendorf. Hof W a g e n b ach 1433 von Engelhard von Helmünde chelmbund). Vurg Go che heim (wieder 1442 von Joh. v. Ehrenberg gekauft.) M. G. Meter verllnßnt. unhelaunt, wann 2 an v. Schwarzburg. s. oben Schluchtern. s. unten zum Stein. wieder eingelöst, wann? und von Würz burg an die Grafen von Hohenlohe Langenburg zurück. wieder eingelöst von Hohenlohe und später 1445 an Ehnrpfalz verlaust. unbekannt, wann wieder verkauft 2 unbekannt, wann? unbekannt, wann 2 durch Heirath an die von Hohenlohe gekommen. unbekannt, wann? Nach Konrads 1X. Tode an die von Hohen lohe übergegangen. Weißlensbnrg mit Vihfeld sz s. oben an Churpfalz. Kl. 1422 unter den'an Mainz und Würz burg verpfändeten genannt (Ludwig). an von Hohenlohe abgetreten 1429. unbekannt, wann und an wen? wiedereingelöst, wann2 Eingegangener Hof. 1438 an von Ehrenberg und von Gem miugen verkauft. 65 O. Zu Lehen ersetzen. Wieder veräußert. Im 121 Jahrhundert. e . Zehnden in Haltenberg u. Hasfeld, Maxtse in . Nach Krafte Tode von Schönthal etntzsksklsch ca. 1320. Bieniugen 1186 von Krast von Schweinsberg. Jur-13. Jahrhundert: . . Ober- und Untereisisheim ca. 1212 O. u. UE. 1351 Unter-Etsishelm dell WU vom Bisthum Worms nach deren Heim Böckingen verpfändet. fall von derfen v. Lauffen. . 1445 an Kl. Lichtenstern verkauit. vom Bisthum Regensburg ss gemeinschaftlich mit Hohen lohe 1253, wieder belehnt W 1 d b ' sa en Mg ’ von- Regensburg 1400. 1408 von K. Ruprecht mit den v. Hohen lohe in Gemeinschaft -der Lehen versetzt. Wißl och. Burg. von der Pfalz. Antheil daran. G r e m b a ch , 1294. Asrento th , I von K. Adolph .D e n tv a n'g e n Im 14. Jahrhundert. . halt en b. rg, Burg mit Gütern, 1300 vom Bisthum Augsburg. – Haltenbergstetten, Güter und Zehnten daf. erst 1405. g Wildbann von Neckar-Gmünd bis La uf fen 1302 von K. Albrecht. Dorf Attens b a ch , 1303 von Pfalzgraf Ludwig. Frauenberg bei Wilrzburg 1300 vom Bischof von Würzburg , erneuert noch 1442. , Hardtushaus en , Güter das. vom Abt von Fulda 1320. Neckar-Gartach , Dorf, 1323 vom Bischof von W o r m S. Wiederholt 1411 , 1427. Zuzenh a ufen, Schloß und Stadt, vom Bisthum Speier. Hungerline-Hof zu F r a n l e n b a ch , Lehen . vomReich. Guten b er g, Burg , vom Bisthum Worms. eingelöst von Erzbischof Konrad 1301. wieder eingelöst von Konrad 1X. 1406. wieder belehut von Worms 1411. Dillenius, Weinsberg. Oe. 1253 Vertrag mit Graf Gottfried von Hohenlohe tvegen Gemeinschaft von Öhringen. 1381 Güter in Öhringen verliehen an Lutz von Neuenstein. 1400 Erbvergleich mit Hohenlohe. W. an Pfalzgraf Ludwig verkauft 1277. Znrückgezogen 1348; dafür Reichen und Eibrach, s. unten. H. Heimfall mit Konradis 111. Tod 1304, da keine Wiederbelehnung bekannt ist. Heimfall mit Konrads 111. Tod. A. Heimfall mit Konrads Tod, da keine Er neuerung bekannt ist. Heimfall mit Konrads 11. Tod 1448. H. 1320 dem Abt übergeben und wieder von ihm zu Lehen erhalten. .G. an R.Stadt Heilbronn verkauft 1441. Z. an die von Thalheim übergeben. 1325. H. an Konz»Feurer, Bürger von Heilbronn verkauft 1404. G. Antheil verkauft von Konrad 711. 1352 an v. Waldeck. an Wolf v. Wunnenstein 1381. Neue Verpfändung an Helmstädt 1397. der 4te Theil verkauft an Lembliu 1411. an Pfalzgraf Otto auf Rückfall ver kanst 1423. 311 Lehe: ertsltes- deßgl. 1427 und 1446 (Ludwig). Rückfall von– Otto 1461 mit Gutenberg von Worms. Sch warz ach, Ober- u. Nieder- , mit Burg, wieder belehnt 1411. 1427. 46 Neckar-Mühlbach, Lehen von Worms wie Gutenberg. Wieder belehnt 1411, 1427. Rückfall von Otto 1461. Hllsfelhard, Lehen von Worms, wieder belehnt 1411. 1427. . Keil b erh aus en««, wie das vorhergehende; wieder belehnt 1411. 1427. Sie g eltz b a ch , Lehen von Worms , wieder belehnt 1411. 1427. Reichen und Eiberach1348 von K.Kar117. bestättiget, von K. Adolph f. Afren- roth ec. gegeben , s. oben. Zum Stein, Burg , 1367 von Mainz, Ste insberg, Burg und Dorf, von Catharina von Sickingen e r k a u st. 1446. Gleichen, Herrschaft, mit Ammertsw ei ler, Fin fl.rr oth,1375, von Löwen stein , s. ob. Maienfels, Einweisung in die Burg 1409; verpfändet von Löwen stein 1415 mit Lösungsrecht für Hohenlohe, W a g e n h eim , Burg a. d. Hardt, ci-rca 1380. von K. Wenzel und schon früher. Dah enfeld , Vogtei daselbst und in Ko chersteinsfeld1380. von K. Wenzel. Vogtei üb. den Herrenhof das. 1408. Sommershausen1396. Lehen vonWürz b u r g. We i ckersheim deßgl. 1398. Im 13. Jahrhundert. 'Leibeigene in R ei g ete b e r g, 14?1 don Creg ling en und K9t ' uprech« Weickersheim. L ichtenstern. Mit Schirmv ogtei be lehnt von soc!. 1408. sMeder rerkusert. seiner Tochter Aifabeth verpfändet 1429 nach Konrads 11. Tod an v. Getmningen von den Vormündern verkauft 1449. S. an Pfalzgraf Ludwig verkauft 1220. Heimfall mit Konrads 11. Tod 1448. N.M. Antheil mit Gutenberg verkauft 1352, s. ob. Deßgl. an Wolf v. Wunnenstein 1381. Deßgl. mit Gutenberg an Pf al zgraf Otto 1425. an v. Gemmingen verkauft 1449. S. an W. S. Antheil mit Gutenberg verkauft 1352 und 1381. Hüfselh. an v. Gemmingen ver kauft 1449. an Hanns v. Gemmingen verkaufts 1449. an Hanno v. Gemmingen verkauft 1-449. E. Heimfall init dem Tode Engelhard 711., da keine neue Belehnung erfolgt ist. St. Vergleich Konrads 11. mit seinem Schwager, Johann v’. Leuchtenbergs deß halb, 1408. welches Gleichen 1416 übergeht. denen von Falkenstein verpfändet schon. 1270. Rückfall nach Engelhards 7111. Tod 1415. Deßgl. 1415. Spruch des Proviuc.Gerichts Würzburg darüber 1396. (Ludwig.) s. oben 139slgz. von Konrad 11. seiner Tochter, Herzog Erichs von Lauenburg ut. verpfändet 1428, wieder eingelöst 1430 und an Nippenburg verpfändet, f. oben, verkauft 1431. Heimfall mit Engelhards 7111. Tod 1415. an Churpfalz übergegangen 1450. EJ Zn Lehen erwies. Patronat in Weinsberg. 1408 von K. Ruprecht. Großgartach von Worms 1411 Waltertzheim, zot Du lg ejtzeim (Bnfenbeim) Erxzzotzkon ul CMT Guntersblnm Hopferstadt, Dorf, 1417 von Neu Münster zu Würzburg. Lirnpurg, Burg. 1411. v. Worms an Kon rad 1X. Schindershof im Aargau. 1416. v. K. Sigmund. Stadt Kinz ingen im Breisgau 1422. und Feste Kürnberg im Breisgau; vorher den v. Landeck. Tüwingen, Burg im Tuluerfeld, zwi schen Wien und Krems, von Bischof von Passau, geb. v. Hohenlohe. Klein-Gartach, v. Worms. 1427. Burgrode, Bogtei. 1427. v. Würzburg. Buch, Vogtei. von Würzburg. 1427. Weibstedt, Burglehen, 1489. von Speier. Zum Hain, halbe Burg und Stadt, 1441 von Fulda, mit Götzeuheim, deßgl. 1441, u. 44. heimgef. Lehen v. Falkenstein. Buzbach, von Fulda, 14spz; Crnsteiir, Burg, 1442. von– Würzburg, von den v. Bödigheim erkauft 1443. Eberach, Burg, 1442, v. Würzburg. Wieder veräußert. an Churpfalz beim Verlauf der Herrschaft übergegangen 1452. Gr.G. Heimfall 1415. WSms Emich M

Heimscu 1448 bei emmaen an

Kon- Komads E Tod ’ ’ rad 11. übergeben. s. oben A. 6. 0. Vergleich darüber mit Würzburg 1417. L. s. oben 11.11. sschou früher erheirathet. Heimfall mit Konrads 11. Tod. Sch.H. Heimfall mit Konrads 11. Tod 1448. K. 1422 verpfändet an Herzog Erich v. Oest reich. 1423 an Stadt Straßburg über lassen. Kbg. Heimfall 1448. T. Ansprüche gemeiusch. mit Hohenlohe ge macht, aber ohne Resultat, außer Absin-. dungssumme. 1424. KG. Heimfall 1448. B. mit Konrads tz. Tod heimgefallen. B. wie Vogtei Burgrode. W. wie die vorige; Z·H- Lehensheimfall mit Konrads 11. Tod 1448. s. ob. 4. 5. Herrsch. Münzenberg. E. Heimsaü jedenfalls mit Konrads 11. Tode. 1448, wenn nicht vorher von ihm wie der verkauft. E. Heimfall 1448. mit Konrads 11. Tode. Hiezu unter Konrad H11. 1298. die Reichseinkünfte zu Heilbronn Z angewiesen von K. Adolph für ein Anlehen von 15,000 Pfd. Heller. Hall wiederholt 1415. dem Konrad 11. Wimpfen Mosbach Weinsberg] wiederholt 1301.von K. Albrecht an Konrad .111. Windsheim von K. Ruprecht verschrb. 1402. an Konrad 11., von K. Albrecht 1439. Ulm von K. Sigmund 1417. an Konrad 11. Der Zoll in Andernach vom Erzbischof zu Cölln 1308. an Konrad 17. Wimpfen von Engelhard 711. verkauft 1334 Germersheim und Oppenheim an Konrad 711. 1360 angewiesen von K. Karl 17.