Benno von Kirchberg
Ritter Benno liegt gebunden
In des Kerkers ödem Grab,
Fleht um Tod im Schmerz der Wunden,
Die des Bruders Hand ihm gab,
Um der Schönsten Liebesblick,
Seines Lebens Reiz verschlungen,
Seiner Hoffnung stilles Glück.
Horch! es hallen tiefe Glocken
In der Chöre Festfrohlocken
Und der Liebe Morgen tagt:
„Macht mich frei, ihr Himmelsworte,
Liebe, Liebe, brich mir Bahn!“
Schreitet zu dem Dom hinan.
Hingegossen auf die Stufen
Sieht er die Beglückten knie’n,
Hört ihr ewig Ja sie rufen, .
„Ja und Ja! du Donnerstimme,
Ja, ach Ja, du richtest mich!
Brich mein Himmel denn im Grimme,
Und mein Engel berge sich!“
Schwelgt im Fackeltanz das Paar.
Wer erscheint mit dem Pokale,
Beut ihn der Vermählten dar?
„Nimm ihn hin, den Trank, den herben,
Leer’ ihn froh auf mein Verderben,
Wie dein Gatte trank mein Blut!“
Ueber seine Schwelle leise
Tritt die Auserwählte ein;
Will er sich in Wonnen weih’n.
Aber, – wie vom Schreck Gemähte,
Taumeln sie vom Kuß zurück.
Er ist hier auch, der Verschmähte,
„Zu ermessen was mir fehle,
Sah ich tief das Glück, die Lust;
Doch gestillt ist meine Seele,
Ausgerungen hat die Brust.
Wo von Liebe Liebe litt,
Bau ich meine Himmelsschwelle,
Fleh’ um euren Eingang mit!“
Süßer als der Lieb’ Erwarmen,
Lohnt es ihn in Bruderarmen;
Er verzeiht im Friedenskuß.
An des Felsenstroms Gebrauße,
Auf des Tannenthales Strand,
Vom Gestein der Kerkerwand.
Der Gebirge Häupter schauen
Um ihn her, sein Friedensschild,
Bergen jenseits helle Auen,
Herzen, die verrathen trauern,
Von des Jammers Macht umtost,
Pilgern hin, zu Benno’s Mauern,
Und er spendet ihnen Trost.