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Bemerkungen zu einem Aufsatz des Hrn. Beetz über die Passivität des Eisens

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Annalen der Physik und Chemie
Band LXIII, Heft 11, Seite 412–414
Martin Martens
Bemerkungen zu einem Aufsatz des Hrn. Beetz über die Passivität des Eisens
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[412]
VI. Bemerkungen zu einem Aufsatz des Hrn. Beetz über die Passivität des Eisens; von Hrn. Martens.

In No. 6 d. J. der Annalen der Physik und Chemie (Bd. 62 S. 234[WS 1]) habe ich mit vielem Interesse einen Aufsatz des Hrn. Beetz gelesen, in welchem dieser Physiker, gleich Hrn. Ryke und mir (Annalen, Bd. 61 S. 125[WS 2] und Bulletin de l’acad. de Bruxelles, T. X p. 86[WS 3]) erkannt hat, daß das Eisen bei Hitze in einem Wasserstrom passiv werden und dieselbe matte oder bläuliche Farbe annehmen kann, die man bisher allgemein einer oberflächlichen Oxydation zugeschrieben hat. Allein Hr. [413] Beetz glaubt, wider meine Meinung, daß dieser Farbenwechsel beim metallischen Eisen noch einer dünnen Oxydhaut, die sich selbst in dem Wasserstoff bilden könne, zugeschrieben werden müsse. Er stützt sich darauf, daß die besagte Farbe sich nur bei Rothglühhitze im Wasserstoff bildet, und daß, seinen Versuchen zufolge, diese Farbe bei einer weniger hohen Temperatur in einer Wasserstoffatmosphäre wieder verschwindet. Dieß rührt, nach Hrn. Beetz, davon her, daß das Eisenoxyd, welches in hoher Temperatur auf Kosten einiger noch im Wasserstoffgas enthaltenen Spuren von Wasser gebildet worden ist, durch dasselbe Gas bei niederer Temperatur zersetzt wird.

Diese Erklärung scheint mir nicht zulässig, weil der Wasserstoff das Eisenoxyd nicht allein bei dunkler, sondern auch bei heller Rothgluth reducirt; und wenn man sie auch als richtig ansähe, bliebe noch zu erklären, warum bei unseren Versuch der Eisendraht, den Hr. Ryke und ich im Wasserstoffstrom erkalten ließen, ehe wir ihn der Luft aussetzten, sich nicht mit seiner ursprünglichen Metallfarbe und in seinem gewöhnlichen activen Zustand darbot.

Um zu beweisen, daß die matte oder bläuliche Farbe, welche der Eisendraht bei Rothglühhitze annimmt, von einer Oxydation herrühre, macht Hr. Beetz uns bemerklich, daß dieses Metall in siedendem Oel oder Quecksilber, wo der Sauerstoff der Luft keinen Zutritt haben kann, immer seinen Glanz und seine ursprüngliche Farbe behält. Allein diese Erscheinung scheint mir leicht begreiflich, weil in den erwähnten Flüssigkeiten die Temperatur lange nicht Rothglühhitze erreicht, welche allein, nach mir, das Metall in seinem molecularen oder physischen Zustand so verändern kann, daß es die in Rede stehende matte oder bläuliche Farbe annimmt. Ueberdieß, könnte nicht der Contact mit einem anderen Metall die Wirkung der Wärme auf das Eisen [414] verhindern? Wenn auch, nach mir, die bläuliche Farbe des bis zur Rothgluth erhitzten Eisens nicht immer das Resultat einer Oxydation ist, so halte ich sie doch nicht für nothwendig, das Eisen in den Passivitätszustand zu versetzen; denn das Eisen, begabt mit der matten oder bläulichen Farbe, die es in der Hitze erlangt, verliert sie in Salpetersäure, und behält dennoch seinen passiven Zustand. Häufig gelingt es, sie ihm durch ein schwaches und gar nicht langes Abreiben mit Sandpapier zu nehmen, ohne daß es dadurch seinen Passivitätszustand gegen Salpetersäure von 38° ganz verloren hat.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. W. Beetz: Ueber das Anlaufen des Eisens und dessen Zusammenhang mit der Passivität. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 138, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1844, S. 234 Quellen
  2. Martens: Ueber die Passivität des Eisens, veranlaßt durch einen Aufsatz des Hrn. Schönbein. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 137, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1844, S. 121 Quellen
  3. Martens: Note sur la passivité des métaux. In: Bulletins de l’Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Bruxelles. Bd. 10 (1843), Teil 2, Heft 10, S. 406 Internet Archive