- A. Hier setzt die Keys. Bay. Reutterey durch den Neckar darauf allenthalben zum Sturm angetrieben worden.
- B. das alte Schlos wie es befestiget worden.
- C. Der Trutz Keiser.
- D. Das Keys. Bayr. Leger bey Wiblingen.
- E. Das Keys. Bayr. Leger bey Hendschuchsheim.
- F. Das Leger bey Closter Neuburg.
- G. Das Leger gegen dem alten Schlos.
Belagerung und Einnahme Heidelbergs 1622
Am 8. November 1620 unterlag Kurfürst Friedrich V., als Friedrich I. kurz zuvor zum König von Böhmen gewählt, in der Schlacht am Weißen Berg (siehe auch Dreißigjähriger Krieg) den kaiserlichen Truppen unter dem bayerischen Generalleutnant Tilly. Damit endete die Herrschaft Friedrichs in Böhmen. Friedrich floh in die Niederlande. Am 29. Januar 1621 wurde über ihn die Reichsacht verhängt. Somit drohte auch die Kurpfalz verloren zu gehen. Im Sommer 1621 ging Tilly daran, teilweise unterstützt durch spanische Truppen, die Kurpfalz zu erobern. In mehreren Schlachten konnte er die pfälzischen Truppen schlagen und stand am 1. September 1622 vor der pfälzischen Residenzstadt Heidelberg. Die Eroberung gelang nach mehrwöchiger Belagerung am 16. September 1622. Über die Vorgeschichte und die Ereignisse rund um die Belagerung berichtet dieses Flugblatt.
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Überschrift
Kurtzer / jedoch eigendtlicher Bericht vnd Abbildung / von der Belägerung vnd Einnehmung der Churfürstlichen Pfaltzgräffischen Residentz- vnd Häuptstadt Heydelberg / welche vorgangen vnd geschehen im Monat Septemb. des 1622. Jahres. |
Bildunterschrift
Text
Es ist nunmehr Land- ja Weltkündig / welcher gestalt / ein geraume zeit hero / in der vndern Chur Pfaltz am Rhein / zwischen den Käyserischen Bäyerischen vnd Spanischen Armeen / eins Theils / vnd der Manßfeldischen Armada / anders Theils / viel Feindseligkeiten vorgangen / biß endlich der Graff von Manßfeldt[1] mit seiner vnterhabenden Soldatesca, von deß Heyligen Römischen Reichs Boden sich gewendet.
Hierauff hat jhr Hochf. Durchleuchtigkeit Ertzhertzog Leopoldus[2] / mit dero gantzen Armada auß den Obern Elsaß sich herab begeben / die Statt Hagenaw (welche zwar die Manßfeldischen innen gehabt / aber widerumb darauß gewichen) in secundiren der Bäyerischen wider eingenommen / vnnd wol besetzt / darauff mit etlich 1000. zu Roß vnd Fuß / den 9. Augusti sich Speyer bemächtiget / der Statt Soldaten abgeschaffet / hergegen aber mit dero Volck die Wachten versehen / vnd den 11. diß / selbiger Statt Bürger disarmirt[3] / welche jhre Gewehr auff das Rathhauß lieffern / vnnd selbst hintragen müssen.
Den 12. diß hat ihr Hochf. Durchl. Germersheim belägert / vnnd ziemlich starck beschossen / welche Stadt / als die Besatzung vnnd Bürger mehrertheilt / zur anderen Pforten außgewichen / Den 14. diß erstiegen / vnnd mit stürmender Handt einbekommen worden / die Crabaten[4] haben alles / waß sie noch von Bürgern / Soldaten / Weib vnd Kindern antroffen / nieder gehawen / welches als es Ertzhertzog Leopold vernommen / hat er bey Leibesstraffen außblasen lassen / keinen Menschen mehr am leben waß zuthun oder zu beleidigen / darauff sich dieses Bludtbadt geendet.
Als dieses nun vorüber / hat theils Ertzhertzogisch Kriegesvolck zu Roß und Fuß / zu Speyer vber den Rhein gesetzt / sich mit dem Bäyerischen conjungirt, vnnd unter dem Commando des Herrn Generals Mons. Tylli[5] angefangen / mit gantzer Macht vnd grossem Ernst / Heydelbergk anzugreiffen / darauff das grosse Geschütz an bequemen orten (wie in beygesetzer Figur vnnd Kupffer zuersehen) plantirt[6], vnd die Stadt gewaltig beschossen worden. Don Cordova[7] aber ist mit seiner Armada auff 10000. starck durch Sarbrücken dem Manßfelder vnnd Hertzogen von Braunschweig nach gezogen / denselben auff den dienst zuwarten. Kurtz nach diesem / hat Ertzherzog Leopold Hochfürstl. Durchl. der Stadt Wormbs sich auch impatronirt[8], die Bürger haben jhre Soldaten / gleichsfals wie zu Speyer geschehen / auch außschaffen müssen.
Mitler zeit hat sich die Belägerung Heydelberg starck continuirt, die Stadt ist auß groben Stücken[9] / sonderlich vom Geißbergk gewaltig beschossen / aber nichts von Junportaun[10] Volck darinnen erschossen worden. Unter andern sein 3. schüß auß groben Stücken / doch ohne sonderbahren schaden / durch die Häupt Kirche: zum H. Geist genandt / geschehen / deren der eine oben durchs Dach gangen / der ander hat in der Kirchen einen Pfeyler verletzt / der dritte aber ein Stück von deß Churfürsten Ludwigs / S. Epitaphis hinweg genommen.
Die Belägerten haben fast alle Gassen mit Tüchern bezogen / damit man von den Bergen nicht darein sehen könne.
Mons. Tilly hat zwar die Statt zu vnterschiedlichen mahlen durch einen Trommeter[11] auffordern lassen / dem ist aber zur Antwort worden / man wehre jhm nichts als Kraut vnd Loth[12] zu willen / vnd solte der Trommeter bey hencken nicht wieder kommen / dann dieses die endtliche Resolution und meinung were.
Hierauff hat nun Herr General Tilly die eusserste Mittel vor die Hand genommen / den 16. September zu 11. Uhr die Vorstatt in Brandt schiessen / vnnd gegen morgen an vnterschiedlichen orthen der Statt einen General Sturm antreten lassen / vnd weilen sein Kriegsvolck einander mit gewalt vnnd grawsam secundirt / als hat die Pfältzische Besatzung / so sich in theils Posto ein weil tapffer gewehrt / endtlich den Muth sincken lassen / das also daß Käyserische Beyerische Kriegsvolck der Statt mächtig worden / vnnd was sich von der Guarnison nicht in das Schloß salvirt[13] / wurde nieder gehawen.
Die Statt ist den Soldaten nach Kriegsbrauch zu plündern preiß geben worden / da dann mancher in den stattlichen Gewandtläden jhme einen schönen Zeug zur Kleydung / ohne Bezahlung außgenommen / neben an Silbergeschirr / Bahrschafft vnnd Geldt ein gute Beuth erobert[14].
Der Bürger sind wenig auff dem Lauff blieben / dann jhrer am Leben verschont vnd Quartir geben / doch ist gleichwol die Vorstatt halber abgebrandt vnnd in die Asch gelegt worden.
Endtlich hat der Gubernator Merven[15] / so sich in Schloß reterirt[16] / weillen er darauß keinen Entsatz zuhoffen gehabt / dasselbig mit accord auch vbergeben[17]. Dem ist mit seinen noch vber gebliebenen Soldaten / mit fliegenden Fahnen / Ober vnd Seytenwehr[18] / Sack und Pack / auß- vnd abzuziehen vergünstiget vnnd zugelassen / auch biß nach Franckfurt convoirt vnd begleitet worden. Darauff die Käyserische Bäyerische Armada vor Mannheim gerucket / vnd solchs belägert / wie sie dann albereit tapffer vnd mit allem Ernst auffeinander starck Fewer geben / was ferner erfolgt / gibt die zeit[19].
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Peter Ernst II. von Mansfeld
- ↑ Leopold V.
- ↑ entwaffnet
- ↑ ältere Form für Kroaten, gemeint sind die in kaiserlichen Diensten stehenden Kroatenregimenter, die in schlechtem Ruf standen
- ↑ Johann T’Serclaes von Tilly
- ↑ eigentlich lat. plantare pflanzen, hier im Sinne aufstellen
- ↑ Gonzalo Fernández de Córdoba, spanischer und kaiserlicher Feldherr
- ↑ sich als Herr und Gebieter (Patron) festsetzen
- ↑ Geschütze, Kanonen
- ↑ Bedeutung ist unklar
- ↑ Trompeter
- ↑ Pulver und Blei
- ↑ von lat. salvare retten, in Sicherheit bringen.
- ↑ Drei Tage lang wurde die Stadt durch die Soldaten Tillys geplündert.
- ↑ der Gouverneur von Heidelberg Heinrich van der Merven
- ↑ zurückgezogen
- ↑ am 20. September
- ↑ an der Hüfte getragene Blankwaffen
- ↑ am 2. November 1622 kapitulierte Mannheim und am 4. November zog Tilly dort ein