Beim Würfelspiel
[788] Beim Würfelspiel. (Mit Abbildung S. 776 und 777.) Der kleine Gott Hazard ist eine der ältesten Gottheiten, mochte er auch im Olymp nicht hoffähig sein; aber die Römer und Griechen huldigten ihm in der Stille. Im Grunde ist er doch nur ein kleiner Page der großen Göttin Fortuna, der ja bei den Römern prächtige Tempel errichtet worden waren, wie bei der Stadt Präneste. Auch die Weisheit der Auguren hing von den Launen des Zufalls ab. Und ob rechts die Vögel stoßen oder links dahinter steckte doch der kleine Gott Hazard, der die Zeichensprache in den Lüften veranlaßte und den Zeichendeutern erst den Stoff gab zur Ausübung ihrer Kunst. Der glückliche Wurf aber ist nicht bloß im Altertum, sondern zu allen Zeiten die Bürgschaft des Erfolges; ja oft des Ruhmes. „Der Würfel ist gefallen,“ sagte Cäsar, als er über den Rubikon schritt und dies war ein glücklicher Wurf. Dies Würfelspiel aber geht durch die ganze Weltgeschichte und nicht immer steht das Glück im Einklang mit dem Gewinn oder auch nur mit dem Verdienst, und nur allzu oft ist es den Dummen hold. Der erstaunlichste Glückswechsel vollzog sich im Leben der berühmten Männer! Da heißt es: hie Jena und Austerlitz, hie Leipzig und Waterloo im Leben des ersten Napoleon und noch größer war der Schicksalswechsel im Leben des dritten, der von Hause aus ein verwegener Hazardspieler war. Doch mit dem blutigen Würfelspiel der Weltgeschichte haben die Würfel nichts zu thun, die auf unserem Bilde aus dem Becher gerüttelt wurden. Der Könner, der hier im Familienkreis weilte, befaßt sich nicht mit Staatsgeschäften. Ein glänzendes Gastmahl oder ein Ausflug in ein Bad dürfte der ausgesetzte Preis sein, den der Verlierende wird zahlen müssen. Mit leicht erklärlicher Spannung verfolgen darum die Mädchen den Gang des Spieles. †