BLKÖ:Zobel von Giebelstadt und Darstadt, Anna Freifrau
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 60 (1891), ab Seite: 215. (Quelle) | |||
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II. Einige denkwürdige Sprossen der Freiherrenfamilie Zobel.
1. Anna Freifrau von Zobel (geb. 1770, gest. in Würzburg am 13. Jänner 1863). Eine Tochter des großbritannischen Obersten Sir Thomas Evans of Urell, wurde sie schon am 5. Juni 1795 mit dem Freiherrn Johann Philipp von Zobel vermält. Sie verlebte ihre jugendlichen Jahre am Hofe der unglücklichen Königin Maria Antoinette, da ihr Vater damals der großbritannischen Gesandtschaft am Hofe Ludwigs XVI. beigegeben war. Nach ihrer Verheiratung zog sie nach Weimar zu der Zeit, als die größten Koryphäen unserer classischen Literatur daselbst die Welt mit Bewunderung erfüllten. Später theilte sie ihren Aufenthalt zwischen Würzburg und ihren Familiengütern Darstadt und Mespelhausen, wo sie ihre Tage im glücklichsten Familienkreise zubrachte. Sie war 53 Jahre verheiratet, und zwölf Jahre lebte sie im Witwenstande. Ihrem Gatten, der großherzoglich toscanischer Kammerherr und königlich bayrischer Generalmajor war, gebar sie acht Kinder, und zwar drei Töchter und fünf Söhne. Diese Letzteren dienten in Majors- oder Generalscharge in der k. k. Armee, der Zweitälteste war der berühmte Kaiser-Jäger-Oberst und nachmalige Feldmarschall-Lieutenant und Maria Theresien-Ritter Thomas Friedrich. Die Freifrau erreichte das selten hohe Alter von dreiundneunzig Jahren und wurde nach ihrem Tode in der Familiengruft zu Darstadt beigesetzt. Sie war in der Gegend, in der sie lebte, wegen ihrer Mildthätigkeit als Wohlthäterin der Armen allgemein geliebt und verehrt. Die Gemeindeverwaltung des Ortes Darstadt erbat sich, daß ihre Mitglieder die Leiche zu Grabe tragen durften, und zwei protestantische und zwei katholische Geistliche begleiteten dieselbe zu ihrer letzten Ruhestätte, in welche sie nach protestantischem Ritus gebettet wurde. In einem ihr gewidmeten Nachrufe heißt es „die im Nestorsalter verstorbene Freifrau war nach Solon’s Spruch glücklich zu nennen“. –