BLKÖ:Zerffi, Gustav
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 59 (1890), ab Seite: 337. (Quelle) | |||
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[338] Bauer, Steinitz gab er damals den Ton an, der die Gemüther erhitzte und die Bewegung nährte, welche dann so viel Elend über das Land brachte. Zerffi stand auch 1848 als Hauptmann und Adjutant Schweigel’s in der Honvédarmee. Nach Niederwerfung der Rebellion flüchtete er 1849 zunächst nach Belgrad, wo er in den Dienst des französischen Consuls trat. Im Jahre 1850 übersetzte er für die vom Verlagscomptoir zu Wurzen herausgegebene „Europäische Bibliothek der neuen belletristischen Literatur“ die gesammelten Werke Kossuth’s [Bd. 322, 347, 349] ins Deutsche. 1852 begab er sich nach Paris, 1853 nach London, wurde dort Mitglied des Royal medical college – denn es war damals in England Mode unter Palmerston’s Regime, der eine Oesterreich feindliche Politik einschlug, alle Revolutionäre aus Ungarn, Polen und Deutschland zu feiern und zu ehren – dann Secretär des deutschen Nationalvereines, dessen Präsident Gottfried Kinkel war. Diese Stelle mußte er aber infolge von Enthüllungen, welche seinen Charakter in höchst bedenklichem Lichte erscheinen ließen, niederlegen. Aus einer anläßlich eines Ehrenbeleidigungsprocesses eingereichten Denkschrift erhellt, daß Zerffi, der 1848 eingefleischter Magyar war, in Bukarest unter dem Namen Dr. Fausti gegen Ungarn geharnischte Briefe für die „Allgemeine Zeitung“ lieferte. Es widerstrebt uns, die Wandlungen dieser catilinarischen Existenz ihrem Detail nach zu verfolgen. Er schrieb unter den verschiedensten Namen und Chiffern für Journale, die, sobald sie seinen wahren Namen erfuhren, alle Verbindung mit ihm abbrachen. 1863 befand er sich noch in London; in welche Dienste als geheimer Agent und Spion er später trat, ist uns nicht bekannt.
Zerffi, Gustav (Journalist, geb. in Ungarn um 1820). Er heißt eigentlich Hirsch und ist seiner Confession nach Jude. Wann er den Namen Zerffi angenommen hat, läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben, wann und wo er Doctor (Dr. der Medicin?) geworden, wissen wir nicht. Ob er mit jenem Zerffi in verwandtschaftlicher Beziehung steht, der bereits 1820 in Gemeinschaft mit einem gewissen Habermann den „Vaterländischen Almanach von Ungarn für 1821“ (Pesth) herausgegeben, über welchen die wissenschaftlichen Nachrichten „Tudományos Gyüjteméni“ IV. Jahrgang (1821) S. 85 Näheres mittheilen, ist uns auch nicht bekannt. In Rede Stehender nahm aber nicht, wie die unten verzeichneten Quellen melden, erst 1848 diesen Namen an, denn schon 1844 erschienen von ihm bei Jasper in Wien „Wiener Lichtbilder und Schattenspiele“, mit 12 Caricaturen. Wahrscheinlich ist er auch der Verfasser des Werkes „Kunterbunt“, 2 Theile (Leipzig 1846, Hunger, 8°.). Jedoch machten nicht diese Schriften, sondern das Journal „Der Ungar“, welches 1848 durch seine maßlosen Schmähungen gegen die Deutschen und gegen das Kaiserhaus im Reigen der Schandblätter in Ungarn eine hervorragende Rolle spielt, und an dessen Spitze er sich als Redacteur zeichnete, ihn in weiteren Kreisen bekannt. Im Bunde mit anderen catilinarischen Existenzen, wie Csernatoni, Stancits, Zanetti,- Presse, 1863, Nr. 355, im Feuilleton. – Die Geißel (Wien, 4°.) 3. Juli 1849. Nr. 155: „Beitrag zur Charakteristik des berüchtigten Aufruhrpredigers... Gust. Zerffi u. s. w.“.