BLKÖ:Wurmb, Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 58 (1889), ab Seite: 286. (Quelle) | |||
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Anton, dessen Lebensskizze voranging. Auch er studirte in Kremsmünster, und nach beendigtem Gymnasium 1823 begann er an der Hochschule Wien das Studium der Arzeneiwissenschaft. Den zweiten Jahrgang hörte er, um sich die italienische Sprache anzueignen, in Padua; ging aber dann wieder nach Wien zurück, wo er die medicinischen Studien beschloß, sich mit mehreren später berühmt gewordenen Collegen, mit Kolletschka, Skoda, Schuh, befreundete und 1831 das Doctorat der Medicin und Chirurgie [287] und das Magisterium der Geburtshilfe erlangte. Im folgenden Jahre begleitete er auf Dr. Wierer’s Empfehlung den Freiherrn von Sina als Choleraarzt nach Rippolden, wo er während der Epidemie, die jedoch den Ort verschonte, bei Sina verblieb. Nach Wien zurückgekehrt, wurde er Assistent Wierer’s. Gerade zu jener Zeit entbrannte, wie Wurmb’s Biograph schreibt, der Kampf zwischen der neuen physiologischen Schule und den privilegirten und patentirten Kreuzpredigern des alten Schlendrians, zwischen kaum dem Katheder entwachsenen Schülern und bemoosten Professorenhäuptern. Hahnemann war um diese Zeit eben aufgetreten, noch aber war seine Schule zu jung, und hatte er auch auf dem neu gewonnenen Gebiete ein reiches Material aufgespeichert, so gab es doch immer noch viel zu thun, um den Werth und die Brauchbarkeit des „Aehnlichkeitsgesetzes“; auf welchem das Hahnemann’sche Heilverfahren beruht, zu einem allgemein giltigen dynamischen Heilprincip zu erheben. Wurmb trat aber offen zur Fahne Hahnemann’s über und leistete somit Verzicht auf die glänzende Zukunft, die ihm als Wierer’s Assistent gewiß war. Getrost und guten Muthes tauschte er das bescheidene Loos dafür ein, das einem einzig auf seine eigenen Füße gestellten jungen Praktiker neben einigen hundert älteren Collegen erwartet. Aber glückliche Curen mit der neuen und viel einfacheren Heilmethode verschafften ihm bald einen bedeutenden Ruf, und schon nach wenig Jahren zählte er zu den beschäftigtsten homöopathischen Aerzten Wiens und fand sich für das seiner Ueberzeugung gebrachte Opfer hinlänglich entschädigt. Dabei beschränkte er seine Thätigkeit nicht ausschließlich auf die Praxis; er setzte vielmehr sein besseres Theil darein, nach Kräften zu dem wissenschaftlichen Ausbau der neuen Heillehre beizutragen. Bereits 1839 veröffentlichte er im 9. Bande der von dem homöopathischen Vereine im Großherzogthum Baden 1834 begründeten „Hygiea. Zeitschrift für Heilkunde“ eine von der Kritik beifällig aufgenommene Abhandlung über Pneumonie. Dann gab er im Vereine mit seinen Freunden, den Doctoren W. Fleischmann, Cl. Hampe und Ph. Ant. Watzke unter Redaction des Letzteren von 1843 ab die „Oesterreichische Zeitschrift für Homöopathie“ heraus, welche bis 1849 erschien. Im zweiten Bande derselben befindet sich seine von Fachmännern als trefflich bezeichnete Abhandlung über den Arsenik; deren über andere in ähnlicher Weise behandelte Heilmittel, wie Belladonna, Ignatia, China, Nux vomica, Pulsatilla, befanden sich in seinem Nachlasse. Außerdem gab er mit Dr. Caspar gemeinschaftlich „Homöopathisch- klinische Studien“ (Wien 1852, 8°.) heraus, in denen er und sein Genosse einen Theil der im Spital der barmherzigen Schwestern in der Leopoldstadt gesammelten Erfahrungen und das Wichtigste aus den klinischen Vorlesungen, die er einige Jahre hindurch daselbst fast täglich am Krankenbette gehalten, niederlegten. Es findet sich in diesen „Studien“ neben mehreren interessanten Heilungsgeschichten auch eine große Zahl von für angehende homöopathische Aerzte wichtigen praktischen Winken und Heilanzeigen. Noch aber erwarb sich Wurmb nach zwei Seiten hin ein Anrecht auf ein dauerndes Andenken. War der Gedanke zur Bildung eines Vereines der homöopathischen Aerzte Oesterreichs für physiologische Arzeneiprüfung auch von mehreren Seiten angeregt worden, so machte doch vorzugsweise Wurmb [288] diese Idee zur That, und den Bemühungen unseres Arztes verdankt der Verein in erster Linie seine Existenz. Für den selben entwickelte Wurmb eine rastlose Thätigkeit, warb Mitglieder für ihn, ermunterte sie zu den ebenso schwierigen als nicht immer ungefährlichen Versuchen mit den zu prüfenden Heilmitteln und ging dabei in Allem mit gutem Beispiel voran. Das Zweite, was ihm ein bleibendes Andenken sichert, ist die von ihm 1850 ins Leben gerufene homöopathische Heilanstalt, hinsichtlich deren sein Biograph ausdrücklich bemerkt: daß dieselbe ohne Wurmb’s Ehrgeiz und Feuereifer wohl noch sehr lange auf sich hätte[WS 1] warten lassen können, so daß ihm der volle Anspruch auf den Ruhm des Gründers gebührt. Ungeachtet einer ausgebreiteten und sehr anstrengenden Praxis vertrat er doch von 1850–1862 in dem von ihm gegründeten Spitale die Stelle eines Ordinarius, und die in dieser Anstalt aufgenommenen beinahe ausschließlich der niederen und armen Volksklasse angehörenden Kranken hatten an ihm einen sorgfältigen, gewissenhaften und humanen Arzt. Schon im December 1862 wurde er von einem Leiden befallen, das er gar nicht beachtete; wohl suchte er auf Zureden seiner Freunde dagegen Hilfe in wiederholtem Sommeraufenthalt zu Ischl, aber er pflegte sich doch nie, wie es nöthig war, sondern gab sich immer wieder den aufreibenden Anstrengungen seines ärztlichen Berufes hin, so daß das bei gewissenhafter Schonung heilbare Leiden einen tödtlichen Ausgang nahm und ihn im Alter von 59 Jahren dahinraffte. Aus seiner 1832 mit Luise Waldmüller geschlossenen Ehe hinterließ er zwei Töchter, Cornelia vermälte Edle von Kendler und Bertha und drei Söhne: Heinrich, Architect, Julius, der in Seiner Majestät Marine diente, und Rudolf.
Wurmb, Franz (Arzt und Homöopath, geb. zu Neumarkt in Oberösterreich am 22. Juni 1805, gest. in Wien am 10. October 1864). Wir vermuthen in unserem Arzte, dessen Vater einen bedeutenden Leinwandhandel in Neumarkt betrieb, einen älteren Bruder des unglücklichen Industriellen- Watzke (F. Ant. Dr.). Dr. Franz Wurmb. Biographische Skizze. Ein Stück Geschichte der Homöopathie in Wien (Wien 1865, 8°.).
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: hättte