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BLKÖ:Witting, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wittig, Karl
Band: 57 (1889), ab Seite: 161. (Quelle)
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Witting, Johann (tirolischer Landtagsabgeordneter, geb. zu Zams im Bezirke Landeck am 12. September 1807, gest. zu Telfs am 10. Juli 1879). Unter zehn Kindern der älteste Sohn eines schlichten Rothgerbers, besuchte er die heimatliche Dorfschule und trat 1822, damals 15 Jahre alt, als Lehrjunge in ein Handlungsgeschäft in Landeck. Für den Handelsstand vorbereitet, diente er an mehreren Orten, verheiratete sich 1828 und übernahm 1832 nach dem Tode Jos. Tammerl’s als dessen nächster Verwandter – seine Mutter war eine geborene Tammerl – das Handlungsgeschäft desselben, welches er im Namen der Witwe und ihrer minderjährigen Kinder fortführte, bis er als Compagnon sowohl in das Hauptgeschäft zu Zams als auch in die Zweighandlungen zu Landeck und Silz aufgenommen wurde. Seit 1844 leitete er auch noch das Gemischtwaaren- und Speditionsgeschäft des im genannten Jahre verstorbenen J. G. Urich in Landeck. 1851 kaufte er sich in Telfs an und eröffnete dort das Handlungshaus „Witting und Comp.“, welches er von [162] 1860 ab auf alleinige Rechnung weiter führte. Witting galt allgemein als ebenso tüchtiger wie rechtlicher Geschäftsmann und erfreute sich eben ob seiner ausgezeichneten Eigenschaften als Mensch und Kaufmann des vollen Vertrauens seiner Mitbürger. In Zams bekleidete er in musterhafter Weise von 1838 bis 1844 das Amt eines Gemeindevorstehers. Bald darauf in den Tiroler Landtag gewählt, befand er sich im April 1854 in der Deputation, welche das Land Tirol abordnete, um der kaiserlichen Braut seine Huldigungen darzubringen. 1848 zum Defensionscommissär gewählt, entwickelte er als solcher eine so energische und verdienstliche Thätigkeit, daß ihm dafür mit ah. Handschreiben vom 22. December desselben Jahres die allerh. Anerkennung bekannt gegeben wurde. Und ebenso erfolgreich wirkte er als Defensionscommissär während der Kriege 1859 und 1866, wofür er in ersterem Jahre das silberne Verdienstkreuz mit der Krone, in letzterem das goldene Verdienstkreuz erhielt. Gute Dienste leistete er auch 1850 angelegentlich der Anbahnung einer österreichisch-deutschen Handelseinigung, für welche er Nachweisungen und Anträge einbrachte, worüber ihm das Handelsministerium seinen Dank aussprach. Eine sehr ersprießliche Thätigkeit entwickelte er auf dem Gebiete der Forst- und Landwirthschaft; durch ihn kam der Telfser landwirthschaftliche Verein zu Stande, dessen Vorsteher er lange Zeit war. Den besonderen Werth der Waldcultur erkennend, kaufte er neue Gründe, bepflanzte sie mit Laub- und Nadelholz und machte auch Versuche mit der Seidenraupenzucht. In den letzten Jahren, nachdem er sich von seinen Geschäften zurückgezogen, widmete er sich noch der Pflege zweier Weinberge, die er selbst angelegt und für welche er Rebsetzlinge aus Brixen, Steiermark, Vorarlberg und Deidesheim zur Bepflanzung hatte kommen lassen, so daß er sich mit seinen Weinproben an der landwirthschaftlichen Productenausstellung in Innsbruck betheiligen konnte. Witting starb im Alter von 72 Jahren. Die allgemeine Theilnahme um den Verblichenen gab sich durch das großartige Leichenbegräbniß – wie es Telfs bis dahin schwerlich erlebt haben dürfte – kund. In den ihm gewidmeten Nachrufen heißt es: „Die Kirche verlor an ihm einen treu ergebenen Sohn, das Vaterland einen edlen Patrioten, einen jener biederen Männer von echtem Schrot und Korn, die Gemeinde Telfs einen ihrer besten Bürger, die Armen einen Wohlthäter, der es – nach christlicher Sitte – im Stillen liebte zu helfen, wo Hilfe Noth that. Mit diesem Biedermann ist ein edles Stück Alttirol von hinnen geschieden.“

Der Bote für Tirol und Vorarlberg 1879, Nr. 252: Extrabeilage. „Wittting’s Nekrolog“. Von dem k. k. Hauptmann Schuler“. – Tiroler Stimmen. 1879, Nr. 159.