BLKÖ:Wimmer, Georg
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 56 (1888), ab Seite: 228. (Quelle) | |||
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Georg Wimmer, eine der groteskesten Figuren des alten Wien aus dem ersten Viertel des laufenden Jahrhunderts, von denen uns der alte Gräffer in seinen „Kleinen Wiener Memoiren“ Bd. I, S. 105 u. f. die markantesten aufzählt. Wimmer war seines Zeichens Bäck und wurde nur in dieser Eigenschaft genannt. Den Namen Bäck wandelte man in Begg um, so daß man nicht Wimmeriana oder Bäckeriana, sondern nur Beggiana kannte. Gräffer zeichnete dieses Original, das nur einen Nebenbuhler besitzt in dem verstorbenen Baron Todesco [Bd. XLV, S. 227 in den Quellen), als „einen, was Drastisch-Burleskes betrifft, Alles [229] überragenden Heros, eine Welt von Genie und Originalität, Mikrokosmus von kühner Geisteskraft, gepaart mit der completesten Unwissenheit, kecken Selbstgefühls; mitlachend, wenn man selbst vor Lachen zerplatzte, wohl wissend, das gelte nur dem barocken Ausdrucke, nie dem Geist, den man ehrte und pries, Beides mit hohem Recht. Dieser noch nie dagewesene, immer wiederkehrende Charakter wurde nicht begriffen; ein volles lebendiges Bild muß ihm werden. Material ist da, Saphir hat dessen und ich. Ich (Gräffer) unter Anderem besitze das Idiotikon. Dieses Kraftgenie zu belachen und zu bewundern, fanden Karl Maria von Weber, Saphir, Majláth, Castelli, Kachle, Emil Eyb, Kanne, Jeitteles und Andere sich ein“. So Gräffer, der uns auch einige der köstlichsten Proben von Wimmer’s Wortverrenkungen und Begriffsverstümmlungen, die aber doch wieder auf einen kolossalen Witz auslaufen, mittheilt. So z. B. auf die Neuigkeit, daß die Donau wieder ausgetreten, bemerkte Wimmer: „Sie ist zu nahe bei Wien, man muß sie hinrichten“ (ihr eine andere Richtung geben); übersetzen nannte er überschwadern. Schriftsteller Weltschreiber, Künstler Freilaufer, die Freilaufer sind vogelfrei (so frei wie der Vogel in der Luft); der Mensch ist so mager wie ein Stilet (Skelett) u. s. w. Wir verweisen betreffs des originellen Kauzes auf die Quellen. [Gräffer (Franz). Kleine Wiener Memoiren: Historische Novellen, Genrescenen, Fresken, Skizzen u. s. w. zur Geschichte und Charakteristik Wiens und der Wiener u. s. w. (Wien 1845, Friedr. Beck, 8°.) I. Th., S. 107 (im Artikel „Volks-Plutarch“, S. 102–108); S. 125: „Beggiana“. – Derselbe. Wiener Dosenstücke, nämlich: Physiognomien, Conversationsbildchen, Auftritte u. s. w. Wien und die Wiener betreffend. Zweite Ausgabe (Wien 1852, Groß, 8°.) Bd. I, S. 63: „Beggiana Nr. 2“. – Wiener Courier (Localblatt) 1857, Nr. 276: „Wiener Volksfiguren. 5. Der Begg“.] –
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