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BLKÖ:Weitersheim, Karl Reichsfreiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weitlof, Moriz
Band: 54 (1886), ab Seite: 197. (Quelle)
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Weitersheim, Karl Reichsfreiherr (Domherr von Olmütz und Humanist, geb. zu Straßburg im Elsaß am 28. November 1780, gest. zu Olmütz am 28. November 1865). Sein Vater Franz Karl Reichsfreiherr von Weitersheim war tribunus primarius in legione regia pedestri Darmstadiensi, die Mutter Marie Josephine Luise eine geborene Baronesse de Gallahau. Als Knabe von neun Jahren verließ Karl sein Vaterland Elsaß und machte in Marburg seine ersten Studien, die er jedoch in Oesterreich, wo er sich dem geistlichen Stande zu widmen wünschte, wiederholen mußte, weil sie ihm daselbst nicht angerechnet wurden. Die philosophischen Studien legte er von 1802 bis 1806 auf dem Gymnasium zu Offenburg und in Wien theils privatim, theils öffentlich zurück, die theologischen an der Wiener Universität von 1805–1808. Die Priesterweihe ertheilte ihm am 29. Mai 1806 in Wien Erzbischof Graf Hohenwart, der ihn auch zum Subdiacon am 17., zum Diacon am 20. und zum Presbyter am 24. August 1808 ordinirte, und zwar aus vorzüglicher Gnade Seiner Majestät auf den Tischtitel aus dem niederösterreichischen Religionsfonde. Im nämlichen Jahre noch erlangte Weitersheim die Bestimmung als Cooperator zu Mannswörth in Oesterreich, wo er in dem ebenso weitläufigen als beschwerlichen Pfarrbezirke zur Zeit einer äußerst gefährlichen Epidemie, welcher sein Pfarrer unterlag, durch mehr als fünf Monate ganz allein die heiligen Tröstungen den Sterbenden mit fast stündlicher Gefahr für sein Leben spendete; dabei traf ihn aber auch noch aus Anlaß der feindlichen Invasion das Unglück, seiner sämmtlichen Habseligkeiten beraubt und dadurch dem größten Nothstande preisgegeben zu werden. Sodann nach Poysbrunn übersetzt, wirkte er daselbst durch zweiundeinhalb Jahre besonders im Unterrichte der Kinder sehr verdienstlich; auf Grund dessen er auch am 31. December 1812 durch Kaiser Franz I. zum Domicellar-Domherrn von Olmütz ernannt wurde, und zwar für die durch Resignation des Erzherzogs Rudolf erledigte Canonicatstelle; nachdem die hiezu nothwendige Verleihung des böhmisch-mährischen Incolates im Herrenstande durch Seine Majestät am 26. Juni 1813 erfolgt war, fand am 13. Februar 1814 seine Installation statt. Am. 21. März 1814 wurde er Consistorialrath und Assessor; am 7. Jänner 1814 aber Pfarrer von Schnobolin bei Olmütz, wo er bis 1826 blieb. Hier erfüllte er die Verpflichtungen als Seelsorger in so opferwilliger Weise, daß noch lange nachher die Pfarrkinder mit besonderer Hochachtung seiner dachten und vornehmlich dessen mit dankbarer Anerkennung sich erinnerten, daß er zur Zeit einer Feuersbrunst durch seinen hingebenden Muth der Einwohnerschaft Vieles rettete, was sonst sicher verloren gegangen wäre. Im Juli 1818 promovirte er in Olmütz zum Doctor der Theologie. Am 30. Juni 1826 auf die Residenz Nr. 35 als Residenz-Domcapitular investirt, bekleidete er später die Würde eines Directors im erzbischöflichen Seminar, wurde 1832 zum Domcustos und Sacrista major ernannt und am 14. April 1843 durch den Erzbischof Cardinal Freiherrn [198] von Somerau zum infulirten Rector von St. Anna bestimmt. Sein Wirken als Domherr war meist der Wohlthätigkeit gewidmet: Gleich beim Eintritte in die Residenz begründete er das Armeninstitut zu Schnobolin mit 600 fl. C. M. und spendete jenem zu Olmütz 400 fl. C. M.; für Studirende der Rechte errichtete er ein Stipendium von 1000 fl. C. M.; als Director des erzbischöflichen Seminars gab er für arme Studenten der Theologie 1000 fl. C. M.; zur Gründung des katholischen Gesellenvereines 100 fl. C. M.; zur Speisung der zugereisten Mitglieder desselben 500 fl. C. M.; der Kleinkinderbewahranstalt in Olmütz schenkte er 2700 fl. C. M.; im Waisenhause zu Neustift errichtete er drei Stiftungsplätze zu je 2000 fl. zur Unterbringung von drei Waisenmädchen; zum Gründungsfonde der Universität in Olmütz schenkte er 600 fl. C. M., und mit großen Summen ließ er als infulirter Rector der Sanct Annenkirche die Ausschmückung derselben ausführen. Außer diesen größeren Humanitäts- und Wohlthätigkeitsspenden ertheilte er viele, mitunter namhafte[WS 1] permanente Unterstützungen an arme Witwen und Waisen, dann an mittellose Studirende besonders in jener Zeit, als er dem erzbischöflichen Seminar als Director durch fünf Jahre vorstand, wo er die in die Seelsorge abgehenden Priester mit Geld und Büchern zu versehen pflegte. Auf seine Kosten ließ er, als das Waisenhaus in Neustift noch nicht bestand, arme verwaiste Mädchen mit Kleidung, Nahrung und Wohnung versehen und sie erziehen, bis sie in der Lage waren, sich selbst den Unterhalt zu erwerben. Bei jeder Sammlung betheiligte er sich mit Beiträgen und theilte an Arme bedeutende Unterstützungen – oft ungenannt – aus. Freiherr Karl Weitersheim, welcher das 50jährige Jubiläum als Priester und Domherr erlebte, starb als Senior des Dom- und Metropolitancapitels von Olmütz, wo er am 30. November 1865 auf dem St. Wenzels-Friedhofe in dem ihm von dem Armeninstitute dieser Stadt erbauten mit einem Monument geschmückten Grabe beigesetzt wurde. Aber wie der würdige Priester hochherzig im Leben durch Werke der Menschenliebe und Wohlthätigkeit gewesen, so hat er auch in seinem Testamente großmüthige Geschenke auf den Altar der Nächstenliebe niedergelegt und so den Samen gestreut, aus welchem die Frucht zahllosen Menschenheils entsprießen wird. In diesem Testamente setzte er das Olmützer Armeninstitut zum Universalerben seines auf 250.000 fl. sich belaufenden Vermögens ein. Am Begräbnißtage wurde unter Leitung und Ueberwachung der Gemeindebehörde eine Summe von tausend Gulden an die Armen vertheilt. Außerdem bestimmte er für Wohlthätigkeits- und Humanitätszwecke folgende Legate: je viertausend Gulden für das Waisenhaus auf der Vorstadt Neustift nächst Olmütz und für die Kleinkinderbewahranstalt in Olmütz; ebensoviel für das Brünner Blindeninstitut, und zwar mit dem Beisatze, daß insbesondere blinde Kinder aus Olmütz zu berücksichtigen seien. Ueberdies bedachte er die Kirche und die Armen in Schnobolin mit je tausend Gulden. Für die würdigsten Priester der Olmützer Erzdiöcese verfügte er eine Summe von zweitausend Gulden, für die Armen aus Keltschitz zweihundert Gulden und zu einer Stiftung für die Metropolitankirche zu St. Wenzel in Olmütz ein Legat von eintausendzweihundert Gulden. Auch wurden die Verwandten, die Dienerschaft [199] und der Hausarzt des Verstorbenen reichlich bedacht.

Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 333 [diese drei Zeilen lange Notiz wurde durch eine Abschrift des Testamentes ergänzt. Der liebenswürdigen, nicht genannt sein wollenden Copistin meinen herzlichsten Dank]. – Handschriftliche Notizen des P. Anton Kobliha, Domvicars und zur Zeit Capitulararchivsadjuncten in Olmütz, dem ich hiermit meinen Dank für diese Gefälligkeit ausspreche.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nahmhafte.