BLKÖ:Weilhöfer, Heinrich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 54 (1886), ab Seite: 14. (Quelle) | |||
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Trevany im XLVII. Bande, S. 179], sondern knüpfen nur an das älteren Leuten sicher noch in Erinnerung gebliebene Moment an. als man ein an dem einen Ende mit einem Schwefelköpfchen versehenes Fichtenhölzchen in ein Fläschchen tauchte, das eine mit concentrirter Schwefelsäure getränkte Masse enthielt, worauf das Hölzchen sich entzündete und man es brennend herauszog. Die Erzeugung dieser Fichtenhölzchen aber war eine sehr mühselige. Sie mußten aus Fichtenstäbchen eigens gespalten, dann geschabt und mittels [15] Messer abgerundet werden. Ihre Anfertigung geschah meist in den Versorgungshäusern und im k. k. Invalidenhause zu Wien. Im Jahre 1812 kosteten je hundert solcher Hölzchen nicht weniger als 1 fl. o. W., ein Betrag, den für diesen unentbehrlichen Hausapparat nur Wohlhabende verausgaben konnten. Es galt nun einen Apparat zu erfinden, welcher die Herstellung der Schwefelhölzchen wesentlich vereinfachte und dadurch auch ihren Preis verringerte. Unter den Leuten, welche mit Anfertigung der Zündhölzchen sich beschäftigten, befand sich auch ein im Trattnerhofe wohnender armer Flickschuster, der für je 100 Stück von 12 Zoll Länge 30 Kreuzer ö. W. erhielt. Bei seiner Arbeit ergötzte ihn der Gesang einer Amsel, für welche der Universitäts-Modelltischler Weilhöfer, der längst an ihr Gefallen gefunden hatte, dem Flickschuster vergebens einen bedeutenden Preis bot. Weilhöfer, überhaupt ein sehr erfinderischer Kopf, erfand nun einen Hobel, mit dem man in je 10 Minuten 500 Hölzchen von je 3 Schuh Länge herstellen konnte. Für diesen Kunsthobel gab dann der Schuster seinen Lieblingsvogel hin, und nach fünfviertel Jahren hatte er sich ein nettes Häuschen auf der Landstraße erhobelt. Weilhöfer aber, durch seine Erfindung aufgemuntert, machte deren noch andere in derselben Richtung, so ersann er die einfache Vorrichtung, mittels eingeriefter Brettchen zehntausend Stück Hölzchen auf einmal zu tunken, eine Vorrichtung, die heute noch in allen Zündwaarenfabriken in Verwendung ist. Durch diese Erfindung und nachdem mehrere solche Hobelmaschinen entstanden waren, sank der Preis von hundert Stück Zündhölzchen auf drei Kreuzer herab. Auch der Weilhöfer’sche Hobel ist im Princip der gleiche geblieben, nur hat er die eine Verbesserung erfahren, daß, wenn früher auf jeden Hobelstoß ein Hölzchen nach Länge des Holzes abfiel, jetzt 3–4 Stäbchen mit einem Male gehobelt werden. Die Neuzeit mit dem rastlosen Erfindungsgeiste beginnt auch schon mit Weilhöfer’s Kunsthobel aufzuräumen. denn schon 1865 erfand Fabricant Wrana eine Vorrichtung, den Holzstäbchenhobel durch Maschinenkraft zu treiben, und später beschäftigte sich die Fabrik von Pfannkuchen mit dem Bau solcher Maschinen. Aber der Kunsthobel unseres Erfinders soll darum nicht vergessen sein. Weilhöfer wird übrigens als ein ungemein erfinderischer Kopf geschildert, und steht sein Name mit der Einrichtung und Entwickelung des physicalischen Cabinets der Wiener Universität zu Ende des vorigen und Anfang des laufenden Jahrhunderts in so inniger Verbindung, daß eine nähere Würdigung des tüchtigen Mechanikers am Platze und sehr lehrreich wäre.
Weilhöfer, Heinrich (Mechaniker, geb. in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, Todesjahr unbekannt). Exner nennt ihn J. Weilhöfer, der Civilingenieur Cohn gibt ihm den Taufnamen Heinrich. Ueber Lebens- und Bildungsgang des in Rede Stehenden wissen wir nur sehr wenig. Er dürfte wohl eines Handwerkers Sohn gewesen und dann als solcher zu einem Tischler in die Lehre gegeben worden sein. Zu Beginn unseres Jahrhunderts war er als Modelltischler am physicalischen Cabinet der Wiener Universität angestellt, was schon für eine große Kunstfertigkeit seinerseits spricht. Sein Name steht mit der Erzeugung eines zwar unscheinbaren, doch ungemein wichtigen Gegenstandes, nämlich mit der unserer Zündhölzchen in engster Verbindung. Die Geschichte der Feuererzeugung in der Hauswirthschaft, bevor wir zu den heute im Gebrauch befindlichen Zünd- oder Streichhölzchen gelangten, ist eine ebenso langwierige als lehrreiche. Wir wollen uns nicht näher in diese Geschichte einlassen, in welcher wir gar manchen denkwürdigen Namen begegnen [vgl. die Biographie- Exner, Wilhelm Franz Prof. Dr.). Weltausstellung 1873 in Wien. Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Erste Reihe: Rohproduction und Industrie (Wien 1873, Braumüller, gr. 8°.) S. 409. – Vortrag im niederösterreichischen Gewerbeverein. gehalten von dem Civlingenieur Cohn im Februar 1862 über die Zündhölzchenerzeugung in Wien.