BLKÖ:Wastler, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 53 (1886), ab Seite: 146. (Quelle) | |||
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Anton Kerner [Bd. XI, S. 191], dem Geologen Dr. Karl Peters [Bd. XXII, S 78] und dem Topographen Dr. Adolf Schmidl [Bd. XXX, S. 199] auf Kosten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften eine Reise zur Erforschung des Bihargebirges. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Reise veröffentlichte er in Gemeinschaft mit Dr. Schmidl in dem Werke: „Das Bihargebirge an der Grenze von Ungarn und Siebenbürgen“ (Wien 1863) [vergleiche das Nähere über dieses Werk im biographischen Artikel Adolf Schmidl dieses Lexikons, Bd. XXX, S. 204]. Im November 1858 erfolgte seine Ernennung zum Professor der Geodäsie an der damals landwirthschaftlich-technischen Lehranstalt, jetzt technischen Hochschule in Gratz, welche Stelle Wastler zur Stunde noch bekleidet. Außer kleineren Aufsätzen in Fachblättern bearbeitete er im Jahre 1876 auf Wunsch des damals noch lebenden Verfassers die 5. Auflage von Hartner’s „Handbuch der niederen Geodäsie“, welcher nach Hartner’s Tode, im Jahre 1884, die 6. Auflage folgte. In den Jahren 1869 bis 1872 leitete Wastler die Aufnahme der Stadt Gratz, deren Resultat in einem großen Stadtplane in 141 Blättern auf Glas (100 = 1″), einem Schichtenplane in 8 Blättern (400 = 1″) und einem lithographirten Plane in 4 Blättern (100 = 1″) besteht. Von Jugend auf – er besuchte ja die k. k. Akademie der bildenden Künste – große Begeisterung für die Kunst hegend, widmete er seine Mußestunden dem Studium derselben und war neben seinem Hauptfache auch im Gebiete der Kunstwissenschaft thätig. Seit 1861 ist er ständiger Kunstreferent des Hauptblattes von Innerösterreich, der „Gratzer Tagespost“. Außerdem erschienen von ihm noch folgende Arbeiten: in der von Lützow herausgegebenen Zeitschrift für bildende Kunst: „Die Frescomalereien von Giovanni da Udine“ 1877; – „Das Dorische in der Renaissance“ und „Mantegna’s Triumphe des Petrarca“ 1879; – [147] „Giulio Licinio, der Neffe des Pordenone“ 1882; – „Die Stiegengewölbedecoration im Palazzo Grimani in Venedig“ 1885; in den Mittheilungen der k. k. Centralcommission für Künste und historische Denkmale: „Zur Geschichte der Schatz-, Kunst- und Rüstkammer der k. k. Burg in Gratz“ 1880; – „Das Mausoleum des Erzherzogs Karl II. in Seckau“ 1881; – „Der Bildhauer Sebastian Carlon“ 1882; – „Das Mausoleum Ferdinands II. in Gratz“ 1884; in dem von H. Janitschek herausgegebenen Repertorium: „Die landschaftliche Gemäldegalerie in Gratz“ 1882; – „Giovanni Pietro de Pomis, k. Hofkammermaler, Hofarchitect und Festungsbaumeister in Gratz“ 1883. Außerdem Abhandlungen in den Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark u. s. w., welche Arbeiten durchaus auf Quellenstudien in den steierischen Archiven beruhen. Als ein selbständig herausgegebenes Resultat und Frucht langjähriger Studien ist anzusehen sein „Steierisches Künstler-Lexikon“ (Gratz 1883, Druck und Verlag des „Leykam“, IX und 197 S., 8°.). Zur Geschichte und Kritik dieses Buches vergleiche die Quellen. Im Jahre 1864 gründete Wastler mit Dr. Franz Mitterbacher den steierischen Kunstverein, dessen Vicepräsident er zur Stunde ist; im Jahre 1865 nahm er mit Essenwein, dem dermaligen Director des germanischen Museums in Nürnberg, thätigen Antheil an der Gründung des steierischen Kunstindustrievereines, dessen Geschäftsleiter er nach Essenwein’s Abgange ward. Durch seine zahlreichen Artikel über die Kunstausstellungen in Gratz und über die verschiedensten Gegenstände der bildenden Kunst in der „Tagespost“ – über 200 – durch seine Vorlesungen über Geschichte der Architectur an der technischen Hochschule und andere öffentliche Vorlesecyklen, gehalten zu Gunsten des Kunstindustrievereines, des Mädchenlyceums, des akademischen Lesevereines u. a. hat er in nicht geringem Maße zur Bildung des Geschmackes in Steiermark beigetragen. Auf seine in der „Tagespost“ veröffentlichte Anregung: die von dem jungen talentvollen Bildhauer Brandstetter modellirte Figur „Die Waldlilie“ aus Rosegger’s Dichtung in Bronce ausführen und im Stadtparke zu Gratz aufstellen zu lassen, flossen die Beiträge so zahlreich, daß nach Jahresfrist der Vorschlag verwirklicht werden konnte. Als 1883 zur Feier der 600jährigen Regierung des Hauses Habsburg in Steiermark eine culturhistorische Ausstellung in [WS 1] Gratz stattfinden sollte, fiel die Wahl zum Vicepräsidenten auf Professor Wastler, und gelang es ihm, als Vorstand der Section für bildende Kunst ein überraschendes Bild der steierischen Kunstthätigkeit seit dem Mittelalter durch Werke der Architectur, Plastik und Malerei zusammenzustellen, wozu das zu gleicher Zeit erschienene schon erwähnte „Künstler-Lexikon“ als Erläuterung diente. Wastler’s Verdienste um seine engere Heimat auf dem Gebiete der Kunst und im Lehramte fanden ah. Würdigung durch die im Jahre 1883 erfolgte Verleihung des Titels eines k. k. Regierungsrathes.
Wastler, Joseph (Schriftsteller, geb. zu Heiligenberg in Oberösterreich am 20. Februar 1831). Sein Vater Matthias war Schullehrer; Joseph besuchte die Schulen in Linz und bezog im Jahre 1846 das polytechnische Institut in Wien, an welchem er bis 1852 verblieb, worauf er an die Architecturschule der k. k. Akademie der bildenden Künste kam, die er aber schon im folgenden Jahre verließ, da er die Assistentenstelle der praktischen Geometrie an der Technik bei Professor Hartner erhielt. October 1855 wurde er Lehrer der geometrischen Fächer an der neu errichteten, damals noch deutschen Oberrealschule in Ofen, an welcher er bis November 1858 wirkte. In den Ferien des letztgenannten Jahres unternahm Wastler in Gemeinschaft mit dem Botaniker Dr.- Zur Geschichte des „Steirischen Künstler-Lexikons von Prof. Joseph Wastler“. Dieses verdienstliche Buch, dessen Werthe auch der Umstand nicht Abbruch thut, daß z. B. ein Künstler wie Joseph Tunner doch zu sehr obenhin dargestellt wird, hat eine kleine Vorgeschichte, welche auch den aggressiven Artikel eines Dr. Albert Ilg in der Zeitung .Die Presse“ erklärt. Zuerst fragen wir, [148] wer ist Albert Ilg? In welchem Winkel der Literatur steckt Albert Ilg? Woher seine Berechtigung. Alles, was nicht in seinen Kram paßt, schlecht zu machen? Es ist uns über ihn von glaubwürdiger Quelle erzählt worden, daß er der Entdecker zweier Künstler sein soll, von denen die Kunstgeschichte bis heute auch nicht eine Ahnung hatte. Die Namen dieser zwei Künstler sind Adam Laps und August Vindel. Mit beiden hat es folgende Bewandtniß. Albert Ilg war mit dem Beschreiben von Kupferstichen beschäftigt. Da fand er eines Tages ein Blatt, an dessen unterem Rande Aug. Vindel. eingeätzt zu lesen war. Er forschte mit Eifer in allen lexikalischen Werken und Handbüchern, vergebens! Ein Aug. Vindel fand sich nicht. Sofort proclamirte Dr. Ilg den neugefundenen Künstler August Vindel, der sich später zum Druckort des Kupferstiches Augusta Vindelicorum metamorphosiren lassen mußte. Ein anderes Mal soll er wieder einen Kupferstich beschrieben haben, den er, da unten am Rande Ad. Laps. zu lesen war, einem Maler Namens Adam Laps zuschrieb, welchen er, da er nirgends eine Notiz über ihn vorfand, gleichfalls für die Kunstgeschichte entdeckt zu haben vermeinte. Bei genauerer Nachforschung eines Kenners in dergleichen Dingen stellte es sich heraus, daß Dr. Ilg die Abkürzung Ad. Laps., welche Adami Lapsus (Adams Sündenfall) bedeutet, den der Kupferstich darstellte, für einen neuen Künstler angesehen habe. Verschwunden war der Künstler, geblieben ist der – Laps. Man erzählt uns von glaubwürdiger Seite noch mehrere solche Entdeckungen des gelehrten Doctors, dem in einer seiner künstlerischen Monstrositäten mein Sohn Alfred von Wurzbach ein Licht aufgesteckt, das aller kritische Cynismus, mit dem Dr. Ilg in seinem Größenwahne vorzugehen pflegt, nicht zu ersticken vermag. Auch den Verfasser dieses Lexikons fiel er, wahrscheinlich um sich für die von dem Sohne ihm beigebrachte Niederlage zu rächen, in seiner gewohnten Weise an, die allen – wir sagen nicht kritischen, sondern schriftstellerischen – Anstand außer Acht läßt. Es verzeichnet der Herausgeber dieses Lexikons für alle seine Angaben die Quellen, aus denen er schöpft und deren eingehende Prüfung bei einem lexikalischen Werke wie das vorliegende, als geradezu unausführbar, ganz außerhalb seiner Aufgabe liegt. Fühlte Dr. Ilg schon das dringende Bedürfniß. sein kritisches Gewitter über irgend einem Haupte entladen zu lassen, so konnte er über die im Lexikon genau bezeichneten Quellen herfallen; aber auch dann dürfte er als Mann gesellschaftlichen Anstandes nie über die Stränge hauen. Ein hoher Gönner des Herausgebers hat ihm, seinem ehemaligen Untergebenen, diese Verletzung des Anstandes gegen einen älteren Collegen vorgehalten und den Standpunkt, auf dem er zu verbleiben habe, klar gemacht. – Nun. um nach diesem nöthig gewesenen Excurse zu Wastler’s Künstler-Lexikon zurückzukehren, welches Dr. Ilg auch schlecht gemacht, sei Folgendes erwähnt: Professor Wastler hatte genannten Ilg, wie noch viele Andere, um eventuelle Beiträge für sein Lexikon ersucht. Dr. Ilg sagte dieselben zu, rückte aber später mit dem Antrage heraus: Wenn er Vieles beitrage, ob er nicht auf dem Titel des Buches als Mitarbeiter genannt werden könne? Nach langer Correspondenz erhielt Professor Wastler zwar wunderschöne Phrasen, aber immer keine Beiträge. Darauf erklärte er nun, daß er bezweifle, ob Ilg in Wien überhaupt über namhafte und ihm selbst unbekannte Beitrage verfügen könne, da das Wenige, was über steierische Kunst geschrieben wurde, doch vorzüglich[WS 2] im Lande selbst geschah. Darauf verzichtete Dr. Ilg plötzlich auf den Titel eines Mitarbeiters und schickte auch nicht einen einzigen Beitrag. Daß es nun Jemand gewagt, ohne ihn ein Werk über Kunst in Oesterreich herauszugeben, das war dem gefürchteten Kritiker wider den Strich, und als das Lexikon Wastler’s herauskam, fiel er mit Keulenschlägen darüber her. Wenn nicht andere Kritiken, und zwar von Fachgelehrten, so unter Anderen von Director Zahn, den Herr Ilg denn doch gelten lassen muß, über Wastler’s Werk erschienen wären, so würde man nach Ilg’s Diatribe an dem wirklichen Werthe dieses Buches zweifeln und an der ganzen Arbeit irre werden können. So aber beruhigt uns der mit sachlichen Gründen belegte Ausspruch des Herrn Director Zahn vollkommen darüber, indem derselbe gleich im Eingang seiner Besprechung bemerkt, daß das Wastler’sche Künstler-Lexikon eine für die Steiermark neue und erfreuliche Erscheinung sei. Und Herr Director Zahn pflegt literarische Arbeiten nicht eben mit Glacéhandschuhen, wenn gleich immer mit kritischem Anstande, anzufassen.