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BLKÖ:Wallis, Franz Wenzel Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 52 (1885), ab Seite: 255. (Quelle)
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Wallis, Franz Wenzel Graf (k. k. Feldmarschall und Ritter des goldenen Vließes, geb. 4. October 1696, gest. zu Wien 14. Jänner 1774), von der jüngeren Linie. Einziger Sohn des Freiherrn Franz Ernst aus dessen Ehe mit Anna Theresia Freiin von Rziczan, trat er in jungen Jahren in die kaiserliche Armee und focht bereits 1716 und 1717 in den Türkenkriegen. In einem Berichte über die Finanzen und militärischen Kräfte Oesterreichs, welchen der englische Bevollmächtigte St. Saphorin, ein strenger Beurtheiler, 1727 an seinen Hof sandte, wurde Franz Wenzel Wallis, wie uns Andreas Graf Thürheim, der berühmte Historiograph der kaiserlichen Armee in ihrer glorreichen Zeit, meldet, als einer der begabtesten und unterrichtetsten Officiere des österreichischen Heeres genannt, der, obwohl damals erst 31 Jahre alt, doch schon die Oberstencharge bekleidete. 1733 zum Generalfeldwachtmeister befördert, stand er bei der Armee in Italien, kämpfte bei Parma am 29. Juni 1734 und trug daselbst eine Verwundung davon. 1735 wurde er Feldmarschalllieutenant, machte den Rheinfeldzug letztgenannten Jahres und unter Feldzeugmeister Seckendorf [Bd. XXXIII, S. 261] einen Streifzug an die Mosel mit. Am 17. April 1736 zum wirklichen Hofkriegsrathe ernannt, kam er zur Armee in Ungarn, welche der Palatin Johann Graf Pálffy [Bd. XXI, S. 218] commandirte. Daselbst that er sich bei der Belagerung von Usitza und in den Feldzügen 1738 und 1739 hervor. Hierauf erhielt er im November letzteren Jahres das wichtige Commando der Festung Glogau in Schlesien, und in dieser Stellung nahm er besonders darauf Bedacht, die verfallenen Festungswerke in möglichst guten Stand zu setzen. Als dann Anfangs Jänner 1741 die Preußen an ihn die Aufforderung ergehen ließen, den Platz zu übergeben, wies er dieselbe entschieden ab, ebenso den zwei Monate später unter vortheilhaften Bedingungen wiederholten Antrag. Da versuchten in der Nacht vom 8. März 1741 die Preußen unter dem Erbprinzen von Dessau einen Sturm, gelangten auch in der stockfinsteren Nacht unbemerkt bis an die Pallisaden und standen bereits auf den Wällen, noch ehe es zu einem ernsten Widerstande gekommen war. Wallis und der unter ihm stehende Generalmajor Reisky eilten auf den ersten Allarm sofort nach den schwächsten Punkten, und [256] um sie sammelte sich der Kern der Besatzung. Reisky wurde sogleich durch zwei Kugeln und einen Bajonnetstich schwer verwundet, Wallis aber nach vergeblichem Widerstande umzingelt und gezwungen, sich sammt der Besatzung zu ergeben. Nach Berlin gebracht, ward er dort mit allen einem tapferen Officier gebührenden Ehren behandelt und dann in Folge des am 10. August abgeschlossenen Cartels wieder auf freien Fuß gesetzt. Im Mai 1742 kam er zur Armee in Bayern, im Juli erfolgte seine Ernennung zum Feldzeugmeister, in den Feldzügen 1743 und 1744 stand er am Rhein, in der Oberpfalz und in Böhmen unter den Befehlen des Herzogs Karl von Lothringen. Als man dann 1744 in Wien Nachricht hatte, daß der König von Preußen einen Einfall in Böhmen beabsichtige, traf man sofort Anstalten, Prag vor einem Ueberfalle zu decken, und bei der zu diesem Zwecke aus Bayern und der Oberpfalz gezogenen Armee befand sich auch Feldzeugmeister Wallis. Die Operationen des preußischen Königs mißglückten völlig, er mußte rasch Böhmen räumen und sich nach Schlesien zurückziehen. Da der Winter allen weiteren Operationen ein Ende machte, bezogen unsere Truppen die Winterquartiere, jedoch wurde an der böhmischen und mährischen Grenze von der Grafschaft Glatz bis zum Fürstenthum Teschen ein Cordon gezogen, in welchem an der böhmischen Grenze und in der Grafschaft Glatz General Wallis das Commando führte. Am 14. Februar 1745 kämpfte er bei Habelschwerdt dem preußischen General Lewald gegenüber und am 4. Juni bei Hohenfriedberg. Am 21. October 1751 wurde Wallis commandirender General in Siebenbürgen und blieb es bis 1760. In der Zwischenzeit war er zum Feldmarschall ernannt und ihm – dem ersten in der Familie – das goldene Vließ verliehen worden. Schon 1731 hatte er das heutige 59. Infanterie-Regiment erhalten, dasselbe aber 1739 mit dem Regimente Haslinger Nr. 11 vertauscht. Aus des Grafen am 23. Juli 1726 geschlossener Ehe mit Maria Rosa Regina Gräfin Thürheim gingen vier Söhne Franz Ernst, Michael Johann Ignaz, Olivier Remigius und Joseph und drei Töchter Antonia, Rosa und Karolina hervor, über welche Näheres in der Stammtafel zu ersehen.

Neue militärische Zeitschrift. Redigirt von Hauptmann Schels (Wien 8°.) 1811, Bd. III, S. 72: „Bericht über die Erstürmung von Glogau“. – Thürheim (Andr. Graf). Feldmarschall Otto Ferdinand Graf von Abensperg und Traun (Wien 1877, 8°.) S. 339 und 379.