BLKÖ:Wörndle von Adelsfried, Philipp
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 57 (1889), ab Seite: 224. (Quelle) | |||
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Wörndle von Adelsfried, Philipp (Tiroler Landesvertheidiger, geb in Tirol um die Mitte des achtzehnten, gest. zu Linz um den Anfang des neunzehnten Jahrhunderts). Er lebte, bevor sein Name unter den Helden Tirols in den Kämpfen des Jahres 1797 aufleuchtete, auf seinem Schloss Weierburg nächst Innsbruck. Er ist wahrscheinlich ein Sohn des 1763 geadelten Sonneburger Scharfschützenhauptmanns Joseph Wörndle; die vorgenannten Maler August und Edmund sind seine Enkel. Philipp tritt erst 1797 in den Vordergrund. 1796 hatten die Landersvertheidiger Tirols die bereits über Trient eingedrungenen Franzosen mit Hilfe der kaiserlichen Truppen in den blutigen Kämpfen am 2. und 7. November aus dem Lande gejagt. Da wurde am 14. Jänner 1797 General Alvinczy bei Rivoli von Bonaparte geschlagen und mußte mit seiner Armee durch das Pusterthal nach Kärnthen sich zurückziehen. Nur ein Corps von etwa 3000 Mann blieb unter Befehl des Generals Liptay zur Deckung Tirols zurück. Da rückte der französische General Joubert mit 13.000 Mann gegen die Grenzen Tirols. Am 30. Jänner zog der Feind in Trient ein. Es folgte Schlag auf Schlag, und in Innsbruck machte sich Alles auf die Beine und floh. In dieser äussersten Noth wurde dies- und jenseits des Brenner und im ganzen Innthal der Landsturm aufgeboten. Nun zogen die Landesvertheidiger unter Anführung des Schützen- und Landsturm-Obercommandanten Dr. Philipp von Wörndle unverzüglich nach Sterzing und von da, während kaiserliche Truppen die Niederungen besetzten, über Schluchten und Gebirge bei dichtem Nebel und frischgefallenem Schnee dem Feinde entgegen. Den kaiserlichen Truppen gelang es, den eingedrungenen Feinden die Verbindung mit Wälsch-Tirol abzuschneiden. Am 2. April 1797 kam es zu dem denkwürdigen in Tirols Leidensgeschichte ebenso mit blutigen als mit goldenen Lettern verzeichneten Gefechte bei Spinges, dessen in diesem Werke schon im XXXVI. Bande, S. 171 [225] in der Biographie des Mädchens von Spinges Erwähnung geschah. Unter dem Rufe „Gott mit uns!“ griff Wörndle mit seinen Leuten den Feind an. Ein mörderisches Feuer begann auf beiden Seiten, aber da ging mitten im heftigsten Gefechte den Tirolern die Munition aus. Auch rückten 2000 Franzosen aus ihrem verschanzten Lager bei Mühlbach heran und erneuerten den Sturmangriff. Die Tiroler hielten sich tapfer wie Löwen, viele sanken erst, nachdem sie eine Anzahl Feinde um sich herum zu Boden gestreckt hatten. Der heftigste Kampf fand bei dem Dorfe Spinges statt, dessen Friedhof die Bauern vertheidigten. Alle Versuche der Franzosen, denselben zu stürmen, scheiterten an dem Löwenmuth der Tiroler. Da hieß es mit einem Male: „Der Commandant ist gefallen!“ und schon wich ein Theil der nachrückenden Landstürmer gegen das Valser Joch zurück. In diesem verhängnißvollen Augenblick riß Wörndle einem Bauern den Streitkolben aus der Hand, befahl dem Trompeter, zum Angriff zu blasen, und auf sein Commando: „Zuschlagen!“ stürzte sich Alles auf den Feind. Vergebens streckten die Franzosen ihre Bajonnete zur Abwehr den Stürmern entgegen. Ein furchtbares Geheul der niedergeschlagenen Franzosen trat an Stelle des Gekrachs von Flinten und von Stutzen. Kaum aber war der Feind zuruckgeworfen und die Wahlstatt von Spinges gesäubert, als zwei neue feindliche Colonnen, eine etwa 800, die andere gegen 1000 Mann stark, nacheinander über den Bergrücken von Aiche den Landstürmern in den Rücken zu kommen suchten. Da feuerte Wörndle seine Leute von Neuem zur Ausdauer an, und beide Colonnen wurden zuruckgeworfen und weit bis in die Ebene verfolgt. Aber die Tiroler hatten große Verluste erlitten. Die Rattenberger Compagnie allein zählte 20 Todte und darunter ihren Commandanten Anton Reinisch [Bd. XXV, S. 230], der Senseler, d. i. Sensenschmied, genannt. Dieser wegen seiner Stärke allgemein bekannte Mann stürzte sich mit einer selbst gefertigten zweischneidigen Sense mitten unter die Feinde und mähte 15 Mann nieder, ehe er fiel. Ein anderer Held, Peter Heider, tödtete 9 Franzosen, dann sank er, von Kugeln durchbohrt, todt nieder. Die Franzosen zogen sich, über solch unerwarteten Empfang erschreckt, alsbald durch das offen gebliebene Pusterthal gegen Kärnthen zurück. Am 18. April kam der Waffenstillstand von Leoben, am 17. October der Frieden von Campoformio zu Stande, der dem Feldzuge des Jahres 1797 ein Ende machte. Nochmals, aber widerwillig übernahm Wörndle 1809 die Intendantur im Pusterthale. Nach seiner Ansicht konnte der Landsturm nur im Vereine mit kräftiger militärischer Unterstützung erfolgreich wirken; sonst ging er einfach zur Schlachtbank. Seine Versuche, Andreas Hofer zum Frieden zu stimmen, scheiterten. Indessen war sein Schloß Weierburg zweimal geplündert und seine Meierhöfe niedergebrannt worden. Der Krieg hatte aus dem wohlhabenden Mann einen Armen gemacht. Es gelang ihm später, eine kaiserliche Anstellung in Linz zu erhalten, wo er jedoch schon nach wenigen Jahren starb. Den Kampf bei Spinges aber hat sein Enkel August in einem Gemälde verherrlicht, welches von dem Museum in Innsbruck erworben und durch einen Holzschnitt in Pustet’s „Deutschem Hausschatz“ vervielfältigt wurde.
- Staffler (Johann Jacob). Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen [226] Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 150. – Lebensbilder aus dem Befreiungskriege (Jena 1844 8°.) I. Ernst Friedrich Hubert Graf von Münster“, 2. Abtheilung, S. 516.