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BLKÖ:Vranyczány-Dobrinović, Georg Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vrátný, Karl
Band: 51 (1885), ab Seite: 315. (Quelle)
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Vranyczány-Dobrinović, Georg Freiherr von (croatischer Edelmann, geb. in Croatien 1794, gest. zu Venedig am 22. November 1869). Der älteste Sohn des Simon von Vranyczány aus dessen Ehe mit Rachilla geborenen Vranizan. In Folge der durch die französische Revolution veranlaßten territorialen Veränderungen gelangte Dalmatien in den Besitz der Franzosen, welche im Sommer 1809 auch die Insel Lesina besetzten. Da war es Georg [316] Vranyczány – damals noch Vragnizan – der im Einverständniß mit seinem Vater Simon und im Vereine mit Stephan Botteri, Peter Politeo und Anton Vlahovich eine Erhebung zu Gunsten Oesterreichs plante und zuletzt auch ins Werk setzte. Mit etwa 2000 Mann zog er in die Stadt Lesina, welche die Franzosen, als sie diese Schaar heranrücken sahen, in eiliger Flucht verließen, bemächtigte sich der Festung ohne Blutvergießen und pflanzte auf den Zinnen derselben die Flagge Oesterreichs auf. Mittlerweite hatte Georgs Vater sich nach Spalato begeben, theils um die nöthigen Lebensmittel herbeizuschaffen, damit die Befreier sich nicht genöthigt fänden, gegen die Einwohner zu Erpressungen zu schreiten, welche immerhin wenigstens für den mit den Franzosen haltenden Theil zu besorgen waren; theils um die in Spalato befindliche österreichische Garnison von der gelungenen Besitznahme in Kenntniß zu setzen. Sofort erschien ein von jener Besatzung abgeordnetes Truppencommando auf Lesina, um von Georg Stadt, Veste und Insel zu übernehmen. Bevor dies jedoch bewerkstelligt werden konnte, hielt derselbe unermüdlich Tag und Nacht mit großer Energie, Vorsicht und Klugheit die Ordnung aufrecht und die bei solchen Vorgängen immer zu gewaltsamem Eingreifen bereite gährende Volksmasse derart im Zaum und unter strengster Disciplin, daß keinem der Einwohner ein Schaden zugefügt wurde. Als der zum Aeußersten entschlossene Pöbel das Haus Bonicelli und mehrere Häuser in Città vecchia mit Plünderung bedrohte, stellte sich Georg demselben mit Gefahr seines Lebens entgegen, und als er, nachdem mehrere Schüsse auf ihn gefeuert worden, von denen ihn jedoch keiner traf, ohne zu zagen Stand hielt, da gewannen seine Unerschrockenheit und Tapferkeit solchen Einfluß auf die erregte Menge, daß dieselbe sich allmälig zurückzog und weiter keine Unthaten plante. So gelang es ihm in der bedenklichsten Zeit die Ruhe aufrecht zu erhalten und die Insel in gesetzlicher Ordnung den Oesterreichern zu übergeben. Aber noch war seine Aufgabe nicht zu Ende. Die Franzosen konnten den Verlust nicht so leicht verschmerzen und trafen nun ihrerseits Anstalten, das Verlorene wieder zu gewinnen. Im Herbst desselben Jahres versuchten sie eine Landung auf Lesina. Aber Georg, rechtzeitig von diesem Vorhaben unterrichtet, stellte sich den Franzosen mit einem ansehnlichen Trupp Cattaresen entgegen, während von der Seeseite her sein Vater Simon mit einem Schiffe, welches 60 Streiter und ein Geschütz führte, den Franzosen in den Rücken fiel. Diesem Doppelangriffe hielten dieselben nicht Stand, und so blieb die Insel bei Oesterreich, freilich nur bis zum Wiener Friedensschlusse (14. November 1809), mit welchem ganz Dalmatien an Frankreich abgetreten wurde. Jetzt aber begannen französischerseits die gerichtlichen Maßnahmen. Es wurde sofort ein Kriegsrath aufgestellt, welcher gegen Georg Vranyczány, Stephan Botteri, Peter Politeo und Anton Vlahovich die Untersuchung einleitete und sie sämmtlich unter gleichzeitiger Vermögensconfiscation zum Tode verurtheilte. Georg rettete sich rechtzeitig durch die Flucht nach Agram, wohin ihm auch schleunigst die ganze Familie Vranyczány folgen mußte. Stephan Botteri, dem es bei seinem leidenden Zustande unmöglich war, zu fliehen, wurde 1810 in Folge des gegen ihn gefällten Todesurtheils in Sebenico öffentlich erschossen. [317] Nach 30 und mehr Jahren noch wurden von Augenzeugen dieser Vorgänge obige Angaben über die Familie Vranyczány in einer besonderen Urkunde am 27. Februar 1845 feierlich bestätigt. Georg, dem nun auch sein Vater Simon und dessen Gattin Rachilla geborene Vranizan, dann die Geschwister Matteo, Ambrosio, Nicolo, Giovanni, Francesca, Agnese und Zerolima gefolgt waren, ließ sich in Agram nieder. In Anerkennung ihrer Treue und als theilweise Entschädigung für ihre von den Franzosen confiscirten Güter erhielten Georg und dessen Vater Simon von Kaiser Franz im December 1810 je eine Jahrespension von 500 Gulden. 1842 verzichtete Georg seinerseits auf dieselbe. Mit seinen Brüdern kaufte er 1840 das Gut Rakitje und 1843 die Herrschaft Castua und lebte abwechselnd in Wien und Venedig, in welch letzterer Stadt er auch unvermält im Alter von 77 Jahren starb.

Aus Dalmatien. Von Ida von Düringsfeld. Mit Anmerkungen von Otto Freiherrn von Reinsberg-Düringsfeld (Prag 1857, Karl Bellmann, 8°.) Bd. II, S. 219 und 220.