Zum Inhalt springen

BLKÖ:Vrána, Simon Bernhard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Vragnizzan
Nächster>>>
Vrána, Nicolaus
Band: 51 (1885), ab Seite: 311. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Simon Bernhard Vrána in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Vrána, Simon Bernhard|51|311|}}

Vrána, Simon Bernhard (čechischer Schriftsteller, geb. zu Hrachowišt im Budweiser Kreise Böhmens am 27. October 1785, gest. am 6., nach Anderen 10. October 1856). Er besuchte das Gymnasium in Budweis, legte die philosophischen Jahrgänge in Prag zurück und trat dann, dem priesterlichen Berufe sich widmend, in das Budweiser bischöfliche Seminar, in welchem er das Studium der Theologie beendete und am 9. August 1810 die Priesterweihe erlangte. Nachdem er längere Zeit an verschiedenen Pfarren Caplansdienste verrichtet hatte, kam er als Schloßcaplan auf die Fürst Schwarzenberg’sche Herrschaft Worlice. Nach mehrjähriger Thätigkeit daselbst erhielt er die Pfarre zu Mierwitz, wurde bischöflicher Notar und schließlich Dechant, als welcher er, in der letzten Zeit seines Lebens von Blindheit heimgesucht, im Alter von 71 Jahren starb. Vrána war auch schriftstellerisch thätig und gab im Druck heraus: „Biblická historie pro odrostlejší mládež i pro dospělé“ Díl I. i II., d. i. Biblische Geschichte für die reifere Jugend und für Erwachsene, zwei Bände (Budweis 1821); zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage, zwei Bände (Prag 1832, 8°.); von J. Rupert Trinks, Priester aus dem Collegium der frommen Schulen zu Budweis, erschien 1856 eine deutsche Uebersetzung dieses Werkes; – „Řeč pohřební na J. Osv. Karla knížete ze Švarcenberku“, d. i. Grabrede auf Seine Durchlaucht den Fürsten Karl Schwarzenberg (Prag 1821), auf dem Titel erscheint ]Vrána] irrig mit dem Taufnamen Karl; – „Katechismus v rozmluvach k spasitedlnému poučem vzděláni lidu venkovského“, d. i. Katechismus in Gesprächen u. s. w. Nach dem Französischen, zwei Theile (Prag 1830, im Verlag der St. Johannes-Bruderschaft); – „Utrpení a smrt některých svátých mučedlníků prvních století věku křesťanského“, d. i. Leiden und Tod einiger heiligen Märtyrer aus den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeit (Prag 1840, Verlag der St. Johannes-Bruderschaft, 8°.). Mehreres Andere schrieb er in Kirchenzeitschriften, wie: „Hlasatel“, d. i. Der Verkündiger, „Časopis pro katolické duchovenstvo“, d. i. Zeitschrift für die katholische Geistlichkeit. Vrána war nicht nur ein würdevoller Priester, sondern auch ein Mann von umfassendem Wissen und guter Bildung. Ein Gönner und Förderer seiner Muttersprache, bemühte er sich ernstlich für deren Entwickelung und Verbreitung, kaufte Bücher und Zeitschriften und vertheilte sie in seiner Umgebung, unterstützte auch aus eigenen Mitteln ärmere čechische Schriftsteller, regte die Gründung von Land- und Dorfbibliotheken an und eiferte auf das entschiedenste gegen die Entnationalisirung seines Volkes, namentlich in den Schulen, wie solche in übelverstandenem Uebereifer vor 1848 wohl vorgekommen sein mag. Wie echt menschlich er seine priesterliche Stellung erfaßte, davon erzählt man sich Folgendes: Ein čechischer Schriftsteller griff ihn in einem beißenden Epigramm auf das empfindlichste an. Da wurde dieser nämliche Schriftsteller durch eine Wendung des Schicksals nebst seiner Familie in völlige Dürftigkeit versetzt. Nun fanden sich wohl theilnehmende Menschen, die dem sonst verdienstlichen Manne Hilfe darboten. Aber einer [312] der Ersten, welche denselben unterstützten, blieb ungenannt und nur durch einen eigenthümlichen Zufall wurde es entdeckt, daß Vrána dieser stille Wohlthäter seines Vertheidigers war.

Jungmann (Jos.). Historie literatury české. Druhé wydání, d. i. Geschichte der čechischen Literatur (Prag 1849, Říwnáč, 4°.). Zweite, von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 654. – Šembera (Alois Vojtěch). Dějiny řeči a literatury česko-slovanské. Věk novější, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) S. 306 [nach diesem gestorben am 10. October 1856]. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. IX, S. 1275 [nach diesem gestorben am 6. October 1856].