BLKÖ:Volta, Leopold Camillo
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 51 (1885), ab Seite: 284. (Quelle) | |||
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[WS 1] auszubilden. Zu diesem Zwecke verweilte er dort drei Jahre, innerhalb deren er manche einflußreiche Bekanntschaft machte, selbst Zutritt[WS 2] bei Hofe erlangte und Gelegenheit hatte sein von früher Jugend gepflegtes Zeichnentalent an der Kunstakademie auszubilden. Um diese Zeit begann er auch, sich mit der Radirnadel zu üben und die Kopfvignetten der beiden Journale, welche er herausgab, sind seine eigene Arbeit in dieser Kunst. Unter den Personen, mit denen er während seines Wiener Aufenthaltes [285] bekannt wurde, befanden sich der päpstliche Nuntius Cardinal Garampi, die Dichter Denis [Bd. III, S. 238] und Metastasio [Bd. XVIII, S. 1] und Minister Freiherr von Sperges [Bd. XXXVI, S. 138]. Durch die Genannten der Kaiserin Maria Theresia empfohlen, erhielt er durch dieselbe im Jahre 1778 die Stelle eines Secretärs der Delegation bei der Rechnungskammer und die eines Präfecten der Bibliothek in Mantua, welch letztere er zeitlebens behielt und welche unter seiner Leitung bis zu einer Höhe von achtzigtausend und mehr Bänden gedieh. In der reichen Muße seiner Beschäftigungen trieb er schöngeistige Studien und gründete, um gleichsam die besseren geistigen Kräfte der Heimat um sich zu schaaren, 1793 zwei Zeitschriften, das „Giornale della letteratura italiana“, wovon in den Jahren 1793–1795 fünf Bände, und das „Giornale della letteratura straniera“, wovon 1793 zwei Bände erschienen. In der Herausgabe beider Zeitschriften, über welche er sich vorher mit Tiraboschi [Bd. XLV, S. 174] ins Einvernehmen gesetzt hatte, wurde er von seinem Bruder Johann Seraphin unterstützt, der besonders in den Naturwissenschaften bewandert war und als Dechant an der Collegiatkirche zu St. Barbara in Mantua fungirte. 1795 erhielt Volta mit kaiserlichem Decrete in Würdigung seiner Verdienste um die vaterländische Literatur die Präfectenstelle am Museum der Alterthümer zu Mantua, welcher er aber in Folge der bald darauf in ganz Oberitalien ausgebrochenen revolutionären Bewegung nur kurze Zeit vorstand. Unter den neuen Verhältnissen hatte er gleich Anderen, welche zur früheren Regierung hielten, viel zu leiden, erst als nach und nach die Verhältnisse sich zu befestigen begannen, nahm er Dienste an, und zwar trat er zunächst in den Municipalitätsrath der Stadt Mantua, ging als Vertreter zu der nach Lyon einberufenen Nationalversammlung und wurde Podestà seiner Vaterstadt; versah aber nach wie vor die Leitung der Bibliothek und des Museums, auch die veränderten Verhältnisse zum Frommen beider Anstalten, so weit es ging, ausnützend. Wie schon früher, beschäftigte er sich auch jetzt mit Forschungen über die Geschichte seiner Vaterstadt Mantua, über welche er dann, so oft sich ihm Gelegenheit darbot, einen und den anderen Artikel in irgend einer Zeitung veröffentlichte. Allmälig hatte sich das Material zu einer förmlichen Geschichte angehäuft, und er schritt zu deren Veröffentlichung. Aber bei der Ungunst der Zeiten gedieh dieselbe nicht über den ersten Band, welcher im Jahre 1807 erschien. Als dann Oberitalien wieder in österreichischen Besitz gelangte, fiel auf Volta die Wahl als Begleiter der nach Wien gesendeten Mantuaner Deputirten. Nach viermonatlichem Aufenthalte in der Donaustadt kehrte er heim und gab sich seinen früheren literarischen Beschäftigungen wieder hin. Bald darauf zum Professor der Geschichte und Redekunst am Lyceum zu Mantua ernannt, übernahm er noch nebstbei unentgeltlich vom Jahre 1816 ab die Direction dieser Anstalt. Da er außerdem neben anderen Aemtern auch noch jenes des Bibliothekars und Vorstehers des Museums versah, so erkrankte er endlich unter der Bürde so vieler Geschäfte, welche seine ganze Thätigkeit in Anspruch nahmen, und erlag im Alter von 71 und einem halben Jahre seinem Leiden. Volta hat folgende theils selbständige Schriften, theils in gelehrten Fachwerken [286] abgedruckte Abhandlungen veröffentlicht: „Panegirico in versi a Maria Teresa“ (Mantova 1774); – „Notizie intorno alla vita di S. Giovanni Buono, Mantovano“ (ib. 1775); – „Osservazioni storico-critiche sopra una chiave di bronzo dissoterrata in Mantova nel 1730“ (Venezia 1782); – „Dell’origine della zecca, di Mantova e delle poche monete di esse“ (Bologna 1782); – „Descrizione storica delle pitture del R. Palazzo del Te“ (Mantova 1783); – „Saggio storico sulla tipografia Mantovana del secolo XV.“ (Venezia 1786); – „Compendio cronologico-critico della storia di Mantova, tomo I.“ (Mantova 1807) und „Saggio storico sull’insigne reliquia del preziosissimo sangue di Gesù Cristo“ (Mantova 1820). In Zeitschriften zerstreut: „Elogio dell’abate Pellegrino Salandri“ in der „Europa letteraria“ (1772, tomo II, p. 1); – „Memoria intorno alla vita e agli scritti di Bonifazio Vitalini leggista Mantovano del secolo XV.“ in der „Nuova raccolta d’opuscoli scientifici e filologici“ (Venezia 1776, tomo 29); – „Lettera scritta da Vienna a Francesco Antonio Coffani intorno la suddetta Memoria“ in der „Nuova raccolta etc.“ (1778, tomo 35); – „Osservazioni sopra lo stile del Metastasio“ im 11. Bande der zu Nizza 1783 erschienenen Ausgabe der Werke Metastasio’s ; – „Notizie storiche sull’Abate Salandri“ vor der 1783 zu Mantua veröffentlichten Ausgabe der „Poesie scelte“ desselben; – „Elogio del Consigliere Giovanni Antonio Scopoli“ in den von Lami zu Florenz 1788 herausgegebenen „Novelle letterarie“; – „Lettera intorno la Laurea di Filippo Vagnone poeta piemontese del secolo XV.“, im dritten Bande der „Biblioteca di Torino“ (1792). Außerdem seien noch erwähnt: seine „Canzone petrarchescha“, anläßlich des Besuches, welchen Erzherzog Ferdinand d’Este mit seiner Gemalin Beatrice im Jahre 1772 der Stadt Mantua abstattete; mehrere Sonette, abgedruckt in den „Rime degli Arcadi“ 1781, 14. Band; ein Vortrag über mehrere Denkmäler, die sich im Museum von Mantua befinden; eine Gedächtnißrede auf Metastasio; seine „Memorie sugli scrittori Mantovani“; seine Materialien zu einer Geschichte Mantuas und seine ungedruckt im Nachlasse vorgefundenen kritischen Glossen und Bemerkungen zu mehr denn tausend Manuscripten des fünfzehnten Jahrhunderts. Auch stand Volta in gelehrtem Briefwechsel mit hervorragenden Männern seiner Zeit, wie mit Denis, Garampi, del Affò, Zanetti, Lanzi und Tiraboschi, und war Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, so jener seiner Vaterstadt, dann von Siena, Palermo, der Arkadier in Rom und jener der Inschriften und schönen Wissenschaften in Paris. Im vorgerückten Alter, 1804, vermälte er sich zum ersten, als Greis, 1822, zum zweiten Male, doch blieben beide Ehen kinderlos.
Volta, Leopold Camillo (Schriftsteller, geb. in Mantua am 23. October 1751, gest. daselbst am 23. April 1823). Seine frommen Eltern ließen ihn die Jesuitenschulen in Mantua besuchen, in welchen sich bald seine Talente für die schönen Wissenschaften entfalteten. Im zarten Alter legte er eine Sammlung von trefflichen und gedankentiefen Stellen der italienischen und lateinischen Poeten des Alterthums an und vermehrte dieselbe fortwährend. Als Jüngling von kaum 20 Jahren stiftete er eine Privatakademie zur Pflege seiner schöngeistigen Neigungen. Um dem Willen seines Vaters zu genügen, widmete er sich dem Studium der Rechtswissenschaften, erlangte daraus die Doctorwürde und zuletzt eine Advocatur. 25 Jahre alt, ging er auf den Wunsch seines Vater nach Wien, um sich an der Hochschule daselbst noch gründlicher in den politisch-staatswissenschaftlichen Fächern