Zum Inhalt springen

BLKÖ:Vlassits, Franz Freiherr (Sohn)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 51 (1885), ab Seite: 109. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Vlassits in Wikidata
GND-Eintrag: 117448508, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Vlassits, Franz Freiherr (Sohn)|51|109|}}

Vlassits, Franz Freiherr (k. k. Feldzeugmeister, geb. zu Eisenstadt in Ungarn 1827, gest. zu Penzing bei Wien am 16. Juni 1884), Ein Sohn des Vorigen, trat er 1846 in die Ingenieurakademie und 1845, achtzehn Jahre alt, aus derselben als Lieutenant in das Ingenieurcorps. 1848 dem Generalstabe [110] des Feldzeugmeisters d’Aspre zugetheilt, machte er in der Brigade Stadion die Feldzüge 1848 und 1849 in Italien, dabei die Cernirung von Mantua, mit und erhielt für seine Verdienste den Orden der eisernen Krone dritter Classe. 1850 bereits Hauptmann des Generalstabes, wurde er 1851 der deutschen Bundescommission in Frankfurt a. M. zugewiesen. Nach dem italienischen Feldzuge 1859, an dem er Theil genommen, zum Major im Generalstabe ernannt, fand er Verwendung bei der Landesbeschreibung in Böhmen. 1862 zum Oberstlieutenant befördert, 1863 in der Generaladjutantur Seiner Majestät des Kaisers angestellt, kam er bei Ausbruch des Krieges gegen Dänemark 1864 zum Corps des Generals der Cavallerie Baron Gablenz als Generalstabschef und wurde für seine in diesem und dem vorangegangenen Jahre vor dem Feinde geleisteten Dienste mit dem Leopoldorden decorirt und außer seinem Range zum Obersten und Commandanten des Infanterie-Regiments König der Belgier Nr. 27 ernannt, an dessen Spitze er den Feldzug 1866 in ausgezeichneter Weise mitmachte. Mit seinem Regimente lag er dann drei Jahre zu Preßburg in Garnison, bis im Mai 1869 seine Berufung als Sectionschef im Reichskriegsministerium erfolgte. 1871 zum Generalmajor mit Belassung in seiner Anstellung vorgerückt, erhielt er auch in Würdigung seiner in derselben erworbenen Verdienste den Orden der eisernen Krone zweiter Classe. Im April 1875 wurde er in seiner Anstellung zum Feldmarschall-Lieutenant, 1877 zum wirklichen geheimen Rathe erhoben und 1878 in Anerkennung der während der Occupation Bosniens geleisteten außerordentlichen Dienste mit dem Commandeurkreuze des St. Stephanordens ausgezeichnet. In den Jahren 1880 bis 1882 arbeitete er an der Heeresorganisation, wofür er sich den Orden der eisernen Krone erster Classe erwarb. Im Mai 1883 rückte er zum Feldzeugmeister vor und trat gleichzeitig das Commando des zehnten Corps mit dem Titel eines commandirenden Generals zu Brünn an. Schon seit dem Schlußmanöver im September 1883 kränkelnd, versah er doch seinen Dienst, bis sein verschlimmerter Zustand ihn zwang, auf Urlaub zu gehen. Aber noch während desselben starb er nach längerem Leiden im Alter von 57 Jahren. Mit Vlassits verlor die kaiserliche Armee einen ihrer tüchtigsten und angesehensten Führer, der berufen war, im Ernstfalle eine bedeutende Rolle zu spielen. Ein Nachruf schreibt über den General: „Baron Vlassits war nicht nur ein hochgebildeter, leutseliger und charakterfester General, sondern auch eines der wenigen organisatorischen Talente, welche die neue Epoche in unserer Armee gezeitigt hat. Es war ihm vergönnt, seine Befähigung sowohl praktisch auf dem Schlachtfelde zu bethätigen, als auch sich bleibende Verdienste um die Organisation in der Armee in seiner langjährigen Wirksamkeit als Sectionschef im Reichskriegsministerium zu erwerben. Vlassits ist der Schöpfer des Territorialsystems des Heeres und der Löser des schwierigen Problems, eine kriegsbereite Besatzungstruppe des Occupationsgebietes in einfacher und billiger Weise zu schaffen. Zu seinen wirklich bedeutsamen Fähigkeiten gesellten sich ein unermüdlicher Fleiß, rastlose Thätigkeit und eine Gewissenhaftigkeit, welche selten die volle Würdigung genossen.“ So sein Nachruf, dem wir nur hinzufügen, daß die aufopfernde Berufsthätigkeit nicht in [111] geringem Maße dazu beigetragen, die kräftige Körperbeschaffenheit des Generals vor der Zeit zu schwächen und ihn einem frühen Tode entgegenzuführen.

Oesterreichischer Reichsbote (Wien, 4°.) Nr. 78, 21. Juni 1884 und Nr. 81, 12. Juli 1884. – Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch-ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880, Prochaska, gr. 8°.) Bd. I, S. 467; Bd. II, S. 492 und 498.
Porträt. Holzschnitt nach einer Zeichnung von J. W. Unterschrift: „Feldzeugmeister Freiherr von Vlassits“. Im „Oesterreichischen Reichsboten“, Nr. 81, S. 18.