BLKÖ:Viták, Anton Constantin
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 51 (1885), ab Seite: 71. (Quelle) | |||
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[72] unsympathisches Idiom gegen das edlere deutsche doch nicht aufdringen lassen wollte. Was nun Viták’s schriftstellerische Thätigkeit betrifft, so sind folgende Schriften von ihm zu verzeichnen: „Dějiny král. věnného města Dvora Králové nad Labem“, d. i. Geschichte der königlichen Leibgedingstadt Königinhof an der Elbe (Prag 1867), zur fünfzigjährigen Feier der Auffindung der Königinhofer Handschrift[WS 1]; – „Dvě písně o blahosl. Janu Sarkandrovi“, d. i. Zwei Lieder von dem seligen Joh. Sarkander (1860); – „Patero úvah o školství Brněnském“, d. i. Fünf Betrachtungen über das Brünner Schulwesen (Brünn 1861, Rohrer); – „Nejstručnejší mluvnice česká v nížto jest možno české dobropísemnosti snadně, rychle a náležitě se naučiti“, d. i. Kurzgefaßte böhmische Grammatik, mit welcher man im Stande ist, gut, schnell und richtig böhmisch zu erlernen (Prag 1864; 2. Aufl. 1865; 3. Aufl. 1867, 8°.); – „Školní Museum. Milým občanům králodvorským na památku“, d. i. Schul-Museum. Den lieben Bewohnern von Königinhof zum Andenken (Prag 1868, 8°.); – „Václav Hanka a Rukopis králodvorský. K oslavě padesátileté památky nalezení rukopisu králodvorského“, d. i. Wenzel Hanka und die Königinhofer Handschrift. Zur Festfeier des fünfzigjährigen Andenkens an die Auffindung der Königinhofer Handschrift (Prag 1870, 8°., mit 2 Holzschnitten und 1 Steindruck), der Reinertrag war zum Besten des Hanka-Theaters gewidmet. Auch gab er noch den Lehreralmanach für 1863: „Zápisky učitelské s kalendářem na rok 1863“ (Prag, Kober) heraus. Ueberdies ist er Mitarbeiter der čechischen pädagogischen und verschiedener anderer Zeitschriften, als: „Škola a život“, d. i. Schule und Leben, „Hvězda“, d. i. Der Stern, „Moravské Noviny“, d. i. Mährische Zeitung, „Moravská Orlice“, d. i. Der mährische Adler, „Národné listy“, d. i. Volkszeitung, „Pokrok“, d. i. Der Fortschritt, und „Učitelské listy“, d. i. Lehrer-Zeitung. Viták stellt uns ganz das Musterexemplar eines für sein Idiom begeisterten Schulmannes dar, und gewiß ist dasselbe durchaus nachahmenswerth; behördliche Eingriffe, priesterliche Verfolgungen sind unter solchen Umständen nicht am Platze und machen die Sache nicht besser, eher schlimmer; nur den Deutschen an jenen Orten, wo solche Escamotirungsversuche des deutschen Idioms vorkommen, wäre gleiche Zähigkeit, gleiches Gebaren dringend zu empfehlen. Denn gleiches Recht für Alle, weder die Deutschen sollen von den Čechen, noch die Čechen von den Deutschen an die Wand gedrückt werden, beide sollen nebeneinander ohne Haß und Reibung leben, wie es ja doch vor unserer Racenverfolgungsära Jahrhunderte lang gewesen.
Viták, Anton Constantin (čechischer Schriftsteller, geb. zu Časlau am 9. Juli 1836). In seiner Geburtsstadt besuchte er die Hauptschule, in Königgrätz das Gymnasium und trat dann zu Leipnik in Mähren in den Orden der frommen Schulen. Noch als Novize ward er mit dem Unterrichte der Kinder in der ersten Classe der Normalschule betraut, als er aber an Stelle der deutschen Fibel den mährischen Kindern in der deutschen Schule ein čechisches Lesebuch in die Hand gab, erfolgte seine Versetzung nach Nikolsburg, wo er, während er an der Normalschule lehrte, sich selbst für das Obergymnasium vorbereitete. Als er nun in seinem neuen Amte gewahr wurde, daß ein großer Theil seiner Schüler aus den benachbarten mährischen Dörfern und Städtchen die deutsche Sprache, in welcher man lehrte, nicht verstehe, gab er aus eigenem Antriebe Privatunterricht im čechischen Idiom. In Folge seines Widerstandes gegen das Deutschthum sah er sich nach Kremsier übersetzt, wo er als Supplent in der Realschule und bei den geschäftlichen Arbeiten des Vorstandes im Knabenseminar Verwendung fand. Dort beendete er auch die achte Classe des Obergymnasiums. Bereits in Nikolsburg hatte er für die čechische Zeitschrift „Škola a život“, d. i. Schule und Leben, mitzuarbeiten begonnen. Ein Artikel nun in diesem Blatte, betitelt: „Kroměříž, obrázek hanáckých míst“, d. i. Kremsier, ein Bild hanakischer Städte, als dessen Verfasser er angesehen wurde, und als welcher er sich auch bekannte, veranlaßte 1860 seinen Austritt aus dem Piaristenorden. Nun nahm er sofort eine Erzieherstelle in der Familie des Freiherrn Wilhelm von Hanstein zu Vezko bei Kremsier an. Aber noch im December genannten Jahres unterzog er sich in Brünn der Prüfung für das Lehramt an einer Hauptschule und kam dann in demselben Monate als Lehrer an die Hauptschule in einer Vorstadt Brünns. Im Mai 1861 als solcher der vierten Classe an die Pfarrhauptschule zu Jevic in Mähren berufen, blieb er daselbst bis 1865, worauf er in gleicher Eigenschaft an die Mädchen-Hauptschule in Königinhof versetzt wurde. Im September 1868 erhielt er die erste Lehrerstelle an der Hauptschule zu Laun, da er aber seine Čechisirungsversuche nicht aufgab, wurde er endlich 1869 vom Amte suspendirt. Wohl oder übel nahm er jetzt die Stelle des Stadtsecretärs zu Lysa an der Elbe an. Seine 1870 erfolgte Berufung als Lehrer nach Libušin und Schlan erhielt nicht die Genehmigung des Landesschulrathes, und so blieb er denn auf seinem Secretärsposten. Viták widmete sich anfänglich ganz dem Erziehungsfache, gründete und redigirte, der Erste in Mähren, ein pädagogisches Blatt, betitelt zuerst: „Pěstoun moravský“, d. i. Der mährische Erzieher, später „Pěstoun“, d. i. Der Erzieher, mit der katechetischen Beilage „Pokladnice“, d. i. Das Schatzkästlein. Er redigirte es von 1862 bis 1866. Das Olmützer Consistorium beschuldigte ihn in seinem Schulblatte antikatholischer Haltung, und da er in seiner Schule in čechischer Sprache vortrug, zog er sich die Rügen des Consistoriums und der höheren Behörde zu und hatte auch zuletzt bei seiner hartnäckigen Čechisirungsmanie selbst die Bevölkerung gegen sich, die sich ein ihr- Učitelské Listy, d. i. Pädagogische Blätter (Brünn). Der Jahrgang 1870 enthält Viták’s ausführliche Selbstbiographie.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).