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BLKÖ:Vilhar, Bedřich Miroslav

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Világfi
Band: 50 (1884), ab Seite: 295. (Quelle)
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Vilhar, Bedřich Miroslav (slovenischer Poet und Compositeur, geb. zu Kalec in Innerkrain 1818, gest. daselbst am 6. August 1871). Der Sohn eines Gutsbesitzers, erhielt er eine [296] durch und durch deutsche Erziehung. Da aber um die Zeit, als er zu denken begann, die nationalen Agitationen ihren Anfang nahmen und Bleiweis, Einspieler, Toman und Andere das Banner des „geknechteten Slovenenthums, welches nach Befreiung lechzt“, hoch flattern ließen, glaubte auch er an eine Knechtung seines engeren Vaterlandes und fühlte sich verpflichtet, als Sohn seiner Nation der verlassenen sich anzunehmen, der niedergetretenen seine geistige und materielle Hilfe zu widmen, und dies that er nach drei Richtungen, als Poet, als Politiker und als Compositeur. Er verlegte sich nun mit allem Eifer auf seine Muttersprache, und da deutsche Bildung vorangegangen, begann er zunächst mit slovenischen Liedern, in welchen er nach dem Ausspruche der krainischen Kritiker zwar von Anderen übertroffen wurde, aber immerhin Verdienstliches leistete. Ein kleiner Theil dieser Lieder wurde gesammelt und herausgegeben, ein anderer erschien in Zeitschriften zerstreut, und Vieles befindet sich wohl noch ungedruckt in seinem Nachlasse. Vor Allem gab er im Jahre 1851 den „Slovenski koledarčik“, d. i. Slovenischer Kalender, heraus; dann veröffentlichte er: „Pesmi“, d. i. Lieder (Laibach 1860); – „Vilharjeve igre I–V“, d. i. Vilhar’sche Funken, Heft 1–5 (Agram 1865), welche einige theils Original-, theils übersetzte Theaterstücke enthalten, und zwar: „Detelja“, d. i. Das Kleeblatt, Lustspiel in einem Aufzuge; – „Župan“, d. i. Der Bürgermeister, Lustspiel in zwei Aufzügen, und „Filozof“, d. i. Der Philosoph, Lustspiel in zwei Aufzügen, dann eine Uebersetzung (aus dem Deutschen) des französischen Lustspiels: „Une partie piquet“, welches durch die Wiedergabe nach einer anderen Uebertragung statt aus dem Original stark abgeschwächt erscheint, und „Servus Petelinček“, d. i. Servus, Herr Stutzer, Lustspiel; – „Žabljanke“, d. i. Froschlieder (Agram 1865), unter welchem unschönen Namen Vilhar eine Sammlung Epigramme zusammenfaßte, die ihres trivialen Charakters wegen von der Kritik zurückgewiesen wurden. Das Beste leistete Vilhar in seinen lyrischen Gedichten, deren mehrere in den Volksmund übergegangen sind, wie: „Po jezeru bliz Triglava“; – „Kaj maram da nimam zlatu ne srebra“; – „Mila mila lunica“; – „Ne vdajmo se“; – „Zagorski zvonovi“ und „Bom šel na plannice“, von denen ein Kritiker schreibt, daß sie in allen Ländern Sloveniens – er bleibt uns aber die Namen derselben schuldig, denn wir kennen nur ein Land dieses Namens, nämlich Krain, von den nationalen Fanatikern zu Slovenien gestempelt – von Groß und Klein, von Alt und Jung gesungen werden, das Bürgermädchen wie den einsamen Wanderer erheitern, ja auch zu den stammverwandten Croaten und Serben bis an die untere Save und Donau vorgedrungen sind, so daß nur ein einziges südslavisches Lied: „Naprej“, von Jenko, sie überholt hat und sich einer größeren Ausbreitung rühmen kann, da es bei allen slavischen Stämmen Oesterreichs völlig eingebürgert, ja selbst in Rußland wohlbekannt ist. Minder glücklich war Vilhar als Politiker, obgleich er als solcher mit einer Energie vorging, die einer besseren Sache würdig gewesen wäre. Er wurde in den ersten krainischen Landtag, dann aber nicht wieder gewählt. Nun wirkte er in privater Thätigkeit auf politischem Gebiete. Mit Neujahr 1863 machte er den ersten Versuch, ein slovenisches Parteiblatt, den „Naprej“, [297] d. i. Vorwärts, zu gründen, denn die „Novice“, welche Dr. Bleiweis herausgab, konnten, da sie doch meist landwirthschaftliche Artikel brachten, nur homöopathisch nationalslovenische Politik treiben. Aber mit seinem Unternehmen hatte Vilhar wenig Glück. Der herausfordernde, alle Rücksichten bei Seite setzende Ton seines Blattes zwang die Behörde einzuschreiten, über dasselbe wurden öfter empfindliche Geldstrafen verhängt. Endlich ward er selbst mit seinem Mitarbeiter Levstik [Bd. XV, S. 35] in Anklagestand versetzt, und während Letzterer straflos durchkam, büßte Vilhar wegen Hochverrathes mit sechswöchentlicher Haft, der „Naprej“ aber hörte nach drei Quartalen hartbedrängter Existenz im Herbste 1863 zu erscheinen auf. In seiner dritten Eigenschaft, als Liedercompositeur, war Vilhar am glücklichsten, und seine obenerwähnten Lieder, welche so populär geworden sind, setzte er selbst in Musik, auch schrieb er das Singspiel: „Jamska Iwanka“. Seine letzte politische That, kurz vor seinem im Alter von 53 Jahren erfolgten Tode, war der auf sein Gut Kalec einberufene Tabor, wie jene oft mit Gewaltthätigkeiten gegen politische Gegner, namentlich gegen die Deutschen in Krain, verbundenen Versammlungen heißen, zu welchen die bereits seit langer Zeit in beständiger Aufregung gehaltene Bevölkerung Innerkrains in Massen herbeiströmte. Noch eines Umstandes sei gedacht, der seinerzeit über die Art und Weise der Haft Vilhar’s Befremden erregte. Derselbe wurde am Tage der Entlassung aus seiner Gefängnißhaft, um jedes Aufsehen und jeden Zusammenlauf zu vermeiden, von der Behörde einige Stunden früher in Freiheit gesetzt. Nun aber zugleich mit seiner Freilassung erschienen in der Restauration der Citavnica in Laibach seine Photographien zum Verkaufe, welche ihn im Arrest mit dem vergitterten Fenster im Hintergrunde darstellten. Die Arrestlocalität stimmte mit jener, in welcher er sich befunden hatte, vollkommen überein. Des Photographen Name, der sonst auf der Rückseite befindlich, fehlte. Wie es geschehen, daß Vilhar ohne Vorwissen der Behörde im Gefängnisse photographirt worden war, ließ sich nicht ermitteln. Die Photographien aber wurden, da der Name des Photographen fehlte, confiscirt.

Slavische Blätter. Illustrirte Zeitschrift für Literatur, Kunst und Wissenschaften ... Herausgegeben und redigirt von Abel Lukšić (Wien, 4°.) 1865, S. 174, 231, 271 und 671. – Květy, d. i. Blüten (Prager illustr. Blatt, Fol.), 1871, Nr. 35, S. 279. – Světozor (Prager illustr. Blatt, Fol.) 1871, Nr. 35: „Miroslav Vilhar“. – Erster Jahresbericht über die k. k. Oberrealschule in Görz. Veröffentlicht am Schlusse des Schuljahres 1861 (Görz, bei Seitz, 8°.) S. 28, im Artikel: „Abriß der neuslovenischen Literaturgeschichte“. Von Franz Zakrajšek.