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BLKÖ:Ulm, Joseph Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 7. (Quelle)
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Ulm, Joseph Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Erbach im Württemberg’schen 1752, gest. zu Wien am 24. November 1827). Ein Sohn des Freiherrn Ferdinand Karl aus dessen erster Ehe mit Maria Theresia geborenen Gräfin von Starhemberg und der ältere Bruder Ferdinands [S. 4]. Er trat als Volontär in die kaiserliche Armee und diente als solcher sieben Jahre bei Preiß-Infanterie, wurde dann Officier und rückte rasch vorwärts, da er bereits 1774 – also im Alter von erst 22 Jahren – als Hauptmann im 16. Infanterie-Regimente stand. Im ersten Feldzuge gegen die Türken, 1788, that er sich so hervor, daß er noch im November dieses Jahres zum Major im 54. Infanterie-Regimente befördert wurde. 1792 zum Oberstlieutenant avancirt, erhielt er das Commando des aus den Infanterie-Regimentern Keuhl, Bender und Kolenberg zusammengestellten Grenadierbataillons. Mit demselben rückte er in die Niederlande ins Feld und bewährte [8] 1793 im Treffen bei Berlaimont seine schon öfter erprobte Tapferkeit und Umsicht. Im Jahre 1796 stand er mit seinem Bataillon bei der Rheinarmee. Die Tage bei Wezlar (14. Juni) und bei Uckeradt (19. Juni) waren seine Ehrentage, an welchen er seinen Namen mit blutiger Schrift in das Buch der österreichischen Helden einschrieb. In erstgenannter Schlacht neigte sich bereits der Sieg auf Seite der Franzosen, als Nachmittags 4 Uhr Erzherzog Karl auf der Wahlstatt erschien, sich an die Spitze der weichenden Truppen stellte und sie zu neuem Kampf ermunterte. Vier Grenadier-Bataillons, darunter jenes des Freiherrn von Ulm, und sechs Schwadronen Cavallerie erhielten Befehl, die Höhe nordwärts Altstätten zu stürmen. Diese nämlich beherrschte alle übrigen und war von dem linken Flügel der Franzosen, welche daselbst eine Batterie aufgeführt hatten, besetzt. Die vier Grenadier-Bataillons und vier Schwadronen Karaczay-Chevauxlegers, von sächsischer Cavallerie unterstützt, rücken nun gegen die Höhe und den daran stoßenden Wald. Der erste Reiterangriff mißlingt, nicht so der zweite, welcher mit der Vertreibung des Feindes und der Eroberung dreier Kanonen glänzend endet. Nun dringen die Grenadiere auf die eroberten Anhöhen, und als sie gewahren, wie der Feind im nahen Walde festen Fuß faßt, stürmt Oberstlieutenant Ulm an ihrer Spitze dem Feinde ins Gehölz nach, wirft ihn aus demselben und nimmt ihm noch eine Haubitze und eine Fahne ab. Fünf Tage später, bei Uckeradt, stand Ulm mit den Grenadier-Bataillons Splényi, Hohenlohe und Stuart auf den Anhöhen hinter Kircheip in der Mitte unserer Stellung. Zur Entscheidung des Sieges war die Behauptung dieser Höhen unerläßlich. Schon führte der französische General Kleber ein Grenadier- und drei Bataillons der 83. Halbbrigade zum Sturm, während die 96. Halbbrigade den Angriff unterstützend, gleichzeitig in zwei Seitencolonnen vordrang. Unter heftigem Geschützfeuer erklommen die Franzosen die Anhöhen. Da traten unsere Grenadiere – Ulm an der Spitze – ihnen nach zwei Dechargen entgegen und warfen sie nach dem heftigsten Handgemenge die Anhöhen herab, indessen unsere Cavallerie die Verfolgung der Zurückgeworfenen übernahm. Außer Capitel erhielt Freiherr von Ulm am 18. April 1797 für seine beiden Waffenthaten das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens und rückte zu gleicher Zeit zum zweiten Obersten im Regimente vor. Dann zum ersten Obersten und Regimentscommandanten bei Wenckheim-Infanterie Nr. 35 ernannt, focht er mit alter Bravour im Feldzuge des Jahres 1799. Bei Stockach am 25. März war der Kampf an der Duttlingerstraße sehr hartnäckig und wurde bereits mehrere Stunden ohne Entscheidung geführt. Schon neigte sich der Sieg den feindlichen Fahnen zu. In diesem bedenklichen Augenblicke ließ Erzherzog Karl den Obersten Ulm mit zwei Bataillons Wenckheim in ganzer Front mit klingendem Spiele vorrücken; andere Truppen eilten auch zur Unterstützung herbei, und in kürzester Zeit war durch Ulm’s gute Führung seines Regiments der Sieg für uns entschieden. Dann führte er dasselbe im Gefechte bei Pfungen (am 28. Mai) ruhmvoll an; vertheidigte mit zwei Bataillons den Wald bei diesem Orte gegen die wiederholten feindlichen Angriffe auf das kräftigste und behauptete sich standhaft. Noch im nämlichen Jahre wurde er zum Generalmajor befördert und nahm als [9] Brigadier an allen Vorfällen Theil, welche unsere Armee in diesem und im folgenden Jahre 1800 in Italien trafen. Später erhielt er eine Brigade in Mähren; im Feldzuge 1805 commandirte er die Reserve des Centrums bei der Armee in Deutschland, 1807 rückte er zum Feldmarschall-Lieutenant vor. 1813 trat er in den Ruhestand und starb in demselben im Alter von 75 Jahren. Freiherr von Ulm war mit Maria Antonia geborenen Gräfin Dietrichstein vermält. Der einzige Sohn aus dieser Ehe, Freiherr Ludwig, diente in der kaiserlichen Armee, zuletzt als Hauptmann im Infanterie-Regimente Nr. 49, war deutscher Ordensritter und blieb unvermält.

Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichischen Armee (Wien und Teschen 1880, K. Prochaska, Lex.-8°.) Bd. I, S. 234, unterm Jahr 1799, S. 237 unterm nämlichen Jahr, S. 368 unterm Jahr 1793, S. 372 unterm Jahr 1796.