Zum Inhalt springen

BLKÖ:Thiel, Wenzel Freiherr

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Thiel, Franz
Nächster>>>
Thiel
Band: 44 (1882), ab Seite: 219. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Wenzel Thiel in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Thiel, Wenzel Freiherr|44|219|}}

Thiel, Wenzel Freiherr (k. k. Oberst und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Nikolsdorf in Böhmen im Jahre 1738, gest. zu Gratz am 28. Juni 1822). Während des siebenjährigen Krieges 1756–1763 brachte er es nicht über den Kanonier hinaus. Erst nach achtzehnjähriger Dienstzeit zum Officier vorgerückt, fand er in den französischen Kriegen Gelegenheit, Proben seiner bewunderungswürdigen Bravour zu geben. Im ganzen Feldzuge 1793 stand er als Artillerie-Oberlieutenant auf Vorposten bei dem Cavalleriegeschütz, und es verging kein Tag, an welchem er nicht mit Erfolg verwendet wurde. Den Commandirenden en chef, General Grafen [220] Wurmser, rissen nach dessen eigenem Ausdrucke Thiel’s Thaten zur Bewunderung hin, und es gab nur wenige Officiere, die sich in jener Campagne gleich ihm verdient machten und zu glücklichem Ausgange wichtiger Gefechte beitrugen. Als am 22. Juli 1793 die Franzosen von Landau auf der Offenbacher Straße bei Damheim und Bornheim vorrückten, vertheidigte er mit fünf Geschützen durch anderthalb Stunden seine Stellung und deckte mit großer Umsicht den Rückzug unserer Infanterie. Am 12. August d. J. machte der Feind bei Insheim Anstrengungen, drei Infanterie-Bataillone und ein Cavallerie-Regiment der Unseren aufzureiben. Thiel, die Absicht der anrückenden Franzosen durchblickend, eilte ihnen sofort mit drei Geschützen entgegen und ließ sich in seinem Vorhaben nicht beirren, als sie ihm anfangs sechs, später aber zwölf Geschütze entgegenstellten. Nun bekam auch er noch drei Geschütze Verstärkung und hielt den doppelt starken Gegner trotz dessen überlegenem Feuer volle drei Stunden auf, ihn endlich zum Rückzuge zwingend. – Im Gefechte bei Schweighofen am 13. October d. J. dirigirte er seine Geschütze mit großer Kaltblütigkeit und eroberte die Schanze, deren Besitz für uns von großer Wichtigkeit war, nach hartnäckigem Kampfe; wieder von der Uebermacht verdrängt, nahm er sie nochmals und behauptete sie nun ganz; – bei dem Angriffe auf Wanzenau am 26. und 27. desselben Monats gaben nur Thiel’s Geschütze den Ausschlag; – endlich im Gefechte bei Hagenau am 10. December leistete er mit seinen Kanonen durch neun Stunden den hartnäckigsten Widerstand, die Absicht des Feindes, unsere Vorposten zu verdrängen, völlig vereitelnd. Viele Wunden waren zunächst die auszeichnenden Merkmale seiner bewunderungswürdigen Tapferkeit, aber dann auch das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens, welches ihm das unter Feldmarschall Lacy vereinigte Ordenscapitel in der 34. Promotion (vom 7. Juli 1794) zuerkannte. Im Jahre 1794 wurde er als Hauptmann zur Garnisons-Artillerie eingetheilt, bald darauf zum Major und 1800 zum Oberstlieutenant und Commandanten des Peterwardeiner Districtes befördert. Nachdem er ein halbes Jahrhundert in der activen Armee gedient hatte, trat er im April 1808 in den Ruhestand, in welchem er zu Gratz als Greis von 84 Jahren starb.

Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) Bd. I, S. 439, Bd. II, S. 1737.