BLKÖ:Tendler, Matthias
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 43 (1881), ab Seite: 277. (Quelle) | |||
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[278] zählte deren siebenundfünfzig – als er 1810 auf den Einfall kam, mit seinen Puppen öffentliche Schaustellungen zu geben. Diese boten denn dem Publicum einen ganz überraschenden Anblick dar, als es sah: wie die Rosse von selbst liefen, mit den Füßen den Boden stampften, mit den Hälsen nickten, wie die Reiter salutirten, auf- und abstiegen, stürzten, von den Pferden nachgeschleift wurden, dann wieder, wie sie, auf den Pferden stehend, durch die Reifen sprangen, Ball warfen und überhaupt alle üblichen Kunstreiterstücke ausführten. Als dann am 20. September 1810 Kaiser Franz I. Eisenerz besuchte und die von Tendler verfertigten mechanischen Figuren seine Aufmerksamkeit erregten, belohnte er den Künstler und ertheilte ihm die Erlaubniß, im Frühjahre 1811 in der kaiserlichen Burg zu Wien Vorstellungen zu geben. Nun war die Bahn für Tendler gebrochen. Seine selbstbeweglichen Figuren fanden allgemein Beifall. Während des Congresses 1815 erschien er mit seinen Automaten wieder in der Residenz, wo er sich vor mehreren Monarchen, so am 19. Mai d. J. vor dem Kaiser Alexander I. von Rußland, produciren durfte. Jetzt erst gingen seine Pläne weiter: er machte mit seinen Kunstfiguren Reisen durch Deutschland und die Schweiz und fand mit seiner kleinen Truppe überall verdienten Beifall. Als er im Alter von 72 Jahren starb, setzte sein (1777 in Vorau geb.) Sohn Johann die technische Vervollkommnung der Automaten, sowie die Reisen mit glücklichem Erfolge fort. Nicht uninteressant dürfte die Mittheilung sein, daß der historische Verein für Steiermark in Graz Matthias Tendler’s Selbstbiographie in Handschrift besitzt.
Tendler, Matthias (Mechaniker, geb. zu Krieglach in Steiermark am 15. Februar 1753, gest. zu Linz am 28. Juni 1825). In der Tischlerei von seinem Vater, der insbesondere in eingelegten und Mosaikarbeiten Vortreffliches leistete, auf das beste unterrichtet, übersiedelte der Sohn 1777 nach Vorau, wo er sich seßhaft machte und durch Selbststudium in seinem Handwerke sich so vervollkommnete, daß er die geschmackvollsten Arbeiten mit Vergoldungen und dem saubersten Schnitzwerk lieferte, in den langen Winterabenden, wie er selbst berichtet, an der Gaukeltasche mannigfache Unterhaltung findend. Während er aber für die auf dem Lande so beliebten Krippendarstellungen der Geburt des Heilands viele Figuren, und zwar mit immer größerer Kunstfertigkeit schnitzte, gerieth er auf den Gedanken, dieselben beweglich zu bilden, und machte nun zu seiner eigenen Vervollkommnung immer neue Versuche in dieser Erfindung. Im Jahre 1789 übersiedelte er mit seiner Familie in das benachbarte Eisenerz und setzte daselbst sein Handwerk, aber zugleich auch seine Versuche und Studien in der Figurenbewegung fort. So war er schon in den Jahren ziemlich vorgerückt – er- Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) 1813, S. 192; 1815, S. 235. – Winklern (Joh. Bapt. von). Biographische und literarische Nachrichten von den Schriftstellern und Künstlern, welche in dem Herzogthume Steiermark geboren sind (Gratz 1810, 8°.) S. 136.