BLKÖ:Szontagh, Paul
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Szontagh, Eugen (Jenö) |
Nächster>>>
Szontagh, Samuel I. | ||
Band: 42 (1880), ab Seite: 249. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Pál Szontagh in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 131665928, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Szontagh angehörend, war im Jahre 1847 Abgeordneter des Sároser Comitats. Er candidirte auch für den 1861er Landtag, aber ohne Erfolg. Als dann 1865 für den ungarischen Landtag wieder Wahlen stattfanden, entwickelte er vor den Wählern von Balassa-Gyarmar im Neograder Comitate, welche ihn als ihren Candidaten ausgestellt, sein Wahlprogramm, das seines Inhalts wegen, nach welchem er sich zur demokratischen Schule des Jahres 1848 bekennt, bemerkenswerth erscheint. Er sprach unter andern folgende Ansichten aus: „Meine Losungsworte lauten: Freiheit. Gleichheit. Brüderlichkeit! Freiheit ohne Gleichheit heißt Privilegium; Gleichheit ohne Freiheit aber ist entweder Tyrannei eines Convents oder der auf der Brücke der Bureaukratie einhergehende Cäsarismus. Die Brüderlichkeit aber ist das, was besonders in diesem Vaterlande die Bewohner verschiedener Nationalität und Confession in Eins verschmelzen und es unmöglich machen kann, daß je wieder, wie in der jüngsten Vergangenheit, die Völker dieses Vaterlandes die brudermörderische Keule eines Kain gegeneinander erheben. [Vide zur Illustration dieser Phrase die Deutschenhetze und die Theaterkrawalle in Pesth October 1880.] Mein Losungswort ist ferner: Freie Kirche im freien Staate! Und sage ja Niemand, daß dies blos eine Phrase wäre! Eine Idee ist es, meine Herren, und sie sagt viel mehr als manche gelehrte Definition. Sie sagt: daß der Staat nicht über die Kirche und – fügen wir hinzu – auch nicht über die Schule herrschen soll, und daß hingegen auch die Kirche sich nicht mit dem von der Staatsanwaltschaft entlehnten Schwerte umgürten darf. Eines neben dem andern, nicht aber eines unter oder über dem andern! Auf allen Lippen schweben die beiden Worte: Gemeinsame Angelegenheiten! Die Existenz derselben anerkennen die 1848er Gesetze ebenso wie die Adressen von 1861. Meine Absicht kann es nicht sein, hinter diesen zurückzubleiben; aber auch nicht darüber hinauszugehen oder mit anderen Worten: Personal-Union und die Behandlung der gemeinsamen Angelegenheiten von Fall zu Fall in einer noch ausfindig zu machenden Weise“. Wir lernen im Vorstehenden das Programm einer Parteischattirung der äußersten Linken des ungarischen Landtags kennen. Das Wiener Witzblatt „Die Bombe“ richtete anläßlich einer im März 1872 gehaltenen Rede Paul Szontagh’s [250] eine vierstrophige gereimte „Glückliches Ungarn“ betitelte Apostrophe an Szontagh, welche in der Nr. 11 vom 17. März 1872 gedachten Blattes zu lesen ist. –
5. Paul (geb. 11. September 1820), der von Caspar, einem Enkel Ludwigs (geb. 1569, gest. 1661), gestifteten Linie der