BLKÖ:Szilágyi, Franz II.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 42 (1880), ab Seite: 167. (Quelle) | |||
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Franz I. [siehe den Vorigen], eines seinerzeit ausgezeichneten Professors und vorzüglichen Kanzelredners Siebenbürgens, genoß Franz eine sorgfältige Erziehung. Nachdem er das Gymnasium beendet hatte, hörte er die philosophischen und juridischen Studien am Klausenburger reformirten Collegium, war aber zugleich als Lehrer und Erzieher in mehreren ungarischen [168] Familien thätig. Bald erhielt er auch eine Professur, und zwar, wie sie nach dem alten Studienplane hieß, jene der Poetik oder ersten Humanitätsclasse. Um seine wissenschaftliche Ausbildung in entsprechender Weise zu vollenden, begab er sich im Jahre 1818 nach Wien und von da nach einem halben Jahre nach Göttingen. wo er unter Heeren, Dissen und Mitscherlich fleißig Collegien besuchte. In diese Zeit fiel die Ermordung Kotzebue’s, welche die strengsten Maßnahmen gegen die deutschen Hochschulen zur Folge hatte und auch die österreichische Regierung veranlaßte, sämmtliche an auswärtigen Universitäten studirenden Jünglinge nach Hause zu berufen. Szilágyi empfand wenig Lust, diesem Befehle nachzukommen, und nachdem er sich versichert hatte, daß man ihn nicht gewaltsam an Oesterreich ausliefern würde, blieb er in Göttingen. Von da aus reiste er durch Deutschland nach der Schweiz, wo Pestalozzi ihn in herzlichster Weise empfing. Nun begab er sich auf den Heimweg. Bei seinem Eintreffen in Wien sah er sich mit der Ausweisung bedroht, aber als siebenbürgischer Unterthan stellte er sich unter den Schutz der damals in der österreichischen Hauptstadt befindlichen siebenbürgischen Hofkanzlei, welche die Rücknahme des Ausweisungsbefehles bewirkte. Ein Jahr blieb er nun in Wien, an dem von Joseph Márton [Band XVII, S. 56] redigirten „Ungarischen Courier“ (Magyar kurir) und an dem von Samuel Igaz [Bd. X, S. 175] herausgegebenen Taschenbuche „Hebe“ mitarbeitend. Unter seinen Beiträgen für das letztere ist außer der historischen Erzählung „Csáky Lora“, d. i. Eleonore Csáky, auch noch die historische Abhandlung über König Matthias Corvinus anzuführen. Von Wien begab er sich nach Klausenburg. wo er seinem im Jahre 1821 daselbst zum Professor der Theologie ernannten Vater im Lehramte der Geschichte und classischen Philologie folgte, welches er durch 27 Jahre bekleidete. Neben seinen Berufsgeschäften veröffentlichte er verschiedene historische Arbeiten im „Magyar kurir“und im „Erdélyi hiradó“, d. i. Der Siebenbürger Bote, welch letzteren er auch einige Zeit redigirte; – ferner gab er heraus: „A kolosvári evang. ref. egyház története“, d. i. Geschichte der evangelisch-reformirten Kirche in Klausenburg (Klausenburg 1829), und redigirte das historische Taschenbuch „Klio“, dessen drei Jahrgänge 1832, 1833 und 1836, eine Abhandlung ausgenommen, nur Arbeiten aus seiner Feder enthalten. Die Fassung dieser Artikel, deren Freimuth von der damaligen engherzigen Censur doch nicht ganz unterdrückt werden konnte, lenkte die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf den vielseitig unterrichteten Verfasser und hatte von Seite der ungarischen Gesellschaft der Wissenschaften seine Wahl zum Mitgliede zur Folge. Die Anstände aber, welche ihm bei der Redaction des Taschenbuches „Klio“ die Censur immer wieder bereitete, bestimmten ihn endlich, das Unternehmen, obwohl dasselbe im Publicum festen Fuß gefaßt hatte, aufzugeben, worauf er seine historischen Arbeiten in verschiedenen Zeitungen erscheinen ließ. Die Zeit, in welche seine lehramtliche Thätigkeit in Klausenburg fiel, war wohl eine politisch ziemlich bewegte, aber erst, als er mit der Familie der Freiherren von Jósika [Bd. X, S. 270 u. f.] und anderen conservativen Magnaten in Verbindung kam, betrat er, von diesen aufgemuntert, das politische Gebiet und übernahm 1841 die [169] Redaction einer conservativ-politischen Zeitschrift „Mult és Jelen“, d. i. Vergangenheit und Gegenwart. Dieses Journal hatte auch ein wissenschaftlich-schöngeistiges Beiblatt „Hon s külföld“, d. i. Heimat und Fremde, für welches er selbst wissenschaftliche, meist localhistorische und populäre Artikel schrieb. Auch veröffentlichte er darin viele geschichtliche Quellen und half bei dem damaligen Mangel an historischen Zeitschriften dadurch einem recht fühlbaren Bedürfnisse ab. Bald ging er noch weiter und zog auch die Jugend in den Kreis seiner journalistischen Thätigkeit, indem er 1843 den „Gyermekbarát“, d. i. Jugendfreund, gründete. Dieses Unternehmen trug ihm keine goldenen Früchte ein, die conservative Haltung des Blattes war nichts weniger als nach dem Geschmacke der gegnerischen Partei, welche mit allen ihr zu Gebote stehenden Kräften nach der Herrschaft rang, und als im Jahre 1848 die Bewegung ausbrach, mußte das Journal wegen Mangels an Theilnahme aufhören; aber auch seines Lehramtes ging er verlustig, und nachdem er noch die Flugschrift „Erdély és Unio“, d. i. Siebenbürgen und die Union, hatte erscheinen lassen, siedelte er von Klausenburg nach Pesth über, wo er 1849 die Redaction des ungarischen Regierungsblattes „Magyar Hirlap“ übernahm. Indeß war das Verhältniß desselben zur Regierung ein sehr oberflächliches und bestand in der Hauptsache darin, daß im sogenannten amtlichen Theile die officiellen Bekanntmachungen erschienen, im nichtamtlichen aber die Redaction vollkommen unabhängig war. Dies führte zu vielen Verwicklungen mit der Censur. Das Blatt war unter Anderem das erste, welches bald nach den blutigen October-Ereignissen für die Amnestie das Wort erhob. Der betreffende Artikel machte in den österreichischen und ausländischen Blättern die Runde. Als im Jahre 1853 die Regierung ein eigentliches Amtsblatt gründete, wurde Szilágyi nun auch zum Redacteur dieses streng officiellen Organs ernannt. Während er im sogenannten amtlichen Theile gebundene Hände hatte, suchte er im Feuilleton für die Hebung ästhetischer Interessen zu wirken und zu diesem Zwecke die besten einheimischen Kräfte zu gewinnen. Die Schriftsteller Anton Csengery [Bd. III, S. 53], Sigmund Baron Kemény [Bd. XI, S. 154], Paul Gyulai [Bd. VI, S. 83], Franz Salamon [Bd. XXVIII, S. 92, Nr. 1] u. A, wurden seine Mitarbeiter. Im Jahre 1857 zum Schulrath im Oedenburger Statthaltereigebiete ernannt, legte er die Redaction nieder. 1861 auch auf seine Schulrathsstelle verzichtend, kehrte er nach Pesth zurück und beschäftigte sich ausschließlich mit literarischen Arbeiten über historische und religiöse Fragen. Seine Schriften erschienen theils selbständig im Buchhandel, theils in Sammelwerken und Fachblättern. Es sind folgende: „Tudományos kutatás a vallásban“, d. i. Wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiete der Religion (Pesth 1864), worin er den von Friedrich Strauß für die Wissenschaft eröffneten, von Ernst Rénan für die Massen breitgetretenen Spuren folgte; – „Calvin és Servet“; – „Hora lázadása“, d. i. Hora’s Empörung, zuerst abgedruckt in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Budapesti Szemle“, d. i. Budapesther Revue, später (1871) umgearbeitet in Buchform; davon ist 1871 von Alexander Papiu Ilarian eine rumänische Uebersetzung in Bukarest erschienen; – „Egy lap Erdély történelméből“, [170] d. i. Ein Blatt aus der Geschichte Siebenbürgens (Pesth 1867), behandelt die Ereignisse in Siebenbürgen während der Jahre 1830–1840; – „Zilah történelméből“, d. i. Aus der Geschichte von Zilah (Pesth 1870); – „Rajzok Erdély államéletéből“, d. i. Skizzen aus dem Staatsleben Siebenbürgens (Pesth 1874), er behandelt darin die siebenbürgische Geschichte im 17. Jahrhunderte; – „Idősb B. Wesselényi Miklós“ – und „Ifjabb B. Wesselényi Miklós élet- és korrajza“, d. i. Lebens- und Zeitbild des Freiherrn Nicolaus von Wesselényi des Aelteren und des Jüngeren; beide Abhandlungen erschienen im Jahre 1876. Eine Arbeit aus demselben Jahre: „A Germanizálás történelméből“, d. i. Aus der Geschichte der Germanisirung in Ungarn und Siebenbürgen unter Joseph II., kam erst nach des Verfassers Tode heraus. Szilágyi wurde über 80 Jahre alt. 1856 meldeten die Journale das Hinscheiden der Frau Marie von Szilágyi geborenen Bois de Chesne und bezeichneten sie als die Gattin Franz II. von Szilágyi’s, damaligen Redacteurs des „Buda Pesti Hirlap“. Die Verstorbene, die aus einer Genfer Familie stammt, war erst 36 Jahre alt und überlebte von drei Kindern ihrer 17jährigen Ehe nur eine Tochter. Eine ihrer Schwestern ist die Gattin des berühmten ungarischen Porträtmalers Barabás. Der Historiker Alexander Szilágyi, ein Sohn des in Rede stehenden Franz II. ist demnach wohl ein Sproß aus dessen erster Ehe.
Szilágyi, Franz II. (Schulmann und Schriftsteller, geb. zu Klausenburg am 14. April 1797, gest. zu Pesth am 20. Mai 1876). Unter der Leitung seines Vaters- Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1858, Gustav Emich, 8°.) Bd. I, S. 554. – Toldy (Ferencz), A magyar nemzeti irodalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von den ältesten Zelten bis auf die Gegenwart. Im gedrängten Umriß (Pesth 1864–1865, Gust. Emich, gr. 8°.) S. 334. – Friedenfels (Eugen von). Joseph Bedeus von Scharberg. Beiträge zur Zeitgeschichte Siebenbürgens im 19. Jahrhunderte (Wien 1876, Wilh. Braumüller, 8°.) Bd. I, S. 121 und 168; Bd. II, S. 35 und 345. – Handschriftliche Notizen des Herrn Professor Dr. Schwicker. – In der Gesammtsitzung der königlich ungarischen Akademie der Wissenschaften vom 27. Mai 1878 las Professor Karl Szabó die Denkrede auf Franz II. Szilágyi als Mitglied der Akademie vor, welche wohl mittlerweile in den Schriften derselben abgedruckt erschienen sein mag.